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Herrn Bückermesters de ler aus. ze: Nach einem unbeſtätigten Gerücht aus Oslo ſoll ie Lundberg⸗Gruppe Nobiles durch den ruſſiſchen Eis⸗ recher„Kraſſin“ gerettet ſein. 6: Der engliſche Vizeluftmarſchall feierte gelegentlich des Beſuches der Ozeanflieger in London die Deutſchen als ie beſten Verkehrsflieger. 2: Staatspräſident Doumergue hat in Le Hal re eine Flottenparade abgenommen, die den größten franzöſiſchen Verband im Kanal ſeit Kriegsende darſtellt. ze; In Ching macht ſich eine verſtärkte kommu niſtiſche Propaganda bemerkbar, die eine Spannung mit Rußland ervorrief. Awanzig Jahre neue Türkei. 4 Am 3. Juli 1908 brach unter der Einwirkung beunruhigender engliſch⸗ruſſiſcher Beſprechungen über die Dardanellenfrage und Konſtantinopel der türkiſche Oberſt Niagi Effendi von Rasna(Mazedonien) an der Spitze einer Schar verwegener Neuerer und Abenteuerer gegen Monaſtir auf, um von dort nach Stärkung und Aus⸗ rüſtung ſeiner Schar gegen Konftantinopel weiter zu marſchieren und die Wiederherſtellung der Verfaſſung vom Jahre 1876 zu erzwingen. Dieſer Marſch auf Monaſtir bezeichnet den Anbruch einer neuen Epoche für die Türkei. Die Bezeichnung, die man der hinter dieſen Män⸗ nern ſtehenden Bewegung nachmals gab,„Jungtürkiſche Bewegung“, ſcheint auf den Anbruch einer neuen Zeit Zeit zu zielen, allein in Wirklichkeit tobte ſich in dieſer Bewegung nur die Oppoſition einiger Radikaler aus, deren politiſche und moraliſche Prinzipien noch durchaus vom Geiſt der alten Türkei beſtimmt waren. Selbſt der Freitag, 6. Juli, abend meiſtgenannte unter den jungtürkiſchen Führern, det ſpä⸗ er in ebenſo abenteuerlichen wie heroiſchen Unterneh- mungen ſpurlos untergegangene Enver Paſcha war 2, Vereins. 1. Ve. ſeinen Plänen und ſeinen Methoden nach noch durchaus ſprechung üben die am ein Kind der Türkei des Großherrn mit all ihrer Ueber⸗ heblichkeit und Korrumpiertheit. Im erſten ſtürmiſchen Anlauf wurde bereits viel erreicht. Der alte Sultan Ab⸗ dul Hamid mußte ſchon am 24. Juli 1908 die Verfaſſung anerkennen. Es wurde feierlich der Beginn einer neuen Aera mit der Parole„Einheit und Fortſchritt“ und dem Prinzip der Gleichberechtigung aller im ottoma⸗ . 1985 vereinigten Stämme und Bekenntniſſe pro⸗ amiert. Nach dieſen erſten Erfolgen blieb die jungtürkiſche Bewegung in außenpolitiſchen Schwierigkeiten hoffnungs⸗ los ſtecken. Der Verluſt Tripolitaniens, die Mißerfolge im Balkankrieg— eine Folge der vollkommenen Ver⸗ wahrloſung des Heeres—, der Verluſt faſt aller europäſſchen Provinzen kennzeichnete die folgen⸗ iche Musil gerade aus Batceſona enönt... ft in⸗) l. J 3 15 1 e e e e den Jahre bis zum Ausbruch des Weltkrieges, in deſſen erſten Tagen die führenden Jungtürken zwiſchen dem Eintritt in den Krieg auf der Seite der Entente und auf Seiten der Mittelmächte direktions⸗ und ziellos ſchwank⸗ ten, bis ihnen angeſichts der ablehnenden Haltung Frank⸗ reichs, das Rußlands Aſpirationen auf die Dardanellen nicht gefährden zu dürfen glaubte, nichts anderes übrig blieb, als mit den Mittelmächten zu gehen. Der verlorene Weltkrieg ſchien die gänzliche Zer⸗ ſchlagung herbeizuführen, als der rechte Mann das Steuer ergriff. Gleichgültig, wie Kemal Paſcha zu dem abenteuerlichen Entſchluß kam, vem Diktat der Mächte ſich zu widerſetzen, die eben Mitteleuropa niedergerungen hat⸗ Gleichgültig auch, wie ſeine perſönliche Stellung * 2 ten. un Deutſchland war und geweſen war— ſeine Memoiren 9 enthalten geradezu unwahrſcheinliche Vorwürfe gegen die 5 8 7 in Liman von Sanders' Händen liegende Führung der türliſchen Armee—, ſicher iſt, daß in der Türkei des Jahres 1919 kein Führer exiſtierte, der das Land vor der volltommenen Zerkrümmerung hätte retten können, außer ihm, der ſchon im September 1918 vom Krankenbett aus den Rückzug der ktürliſchen Armee kommandiert und auf bieſe Weiſe das Wenige gerettet hatte, was noch zu ret⸗ ten war. Der Sturz des Sultans und die Beſeitigung des Kabinetts waren die nächſten Maßnahmen. Kemal Pa⸗ cha, der als kaum 42jähriger Oberſt bereits den 1 Pberdefeſl über 180 000 Mann nebſt zahlreichen Generä⸗ en Entſchieden ließ dich auch jetzt durch nichts anderes als die N 95 der Tat eine vollkommene Säuberung des len mit einer gat für türkiſche Verhältniſſe unerhör⸗ eit und Rückſichtsloſigkeit geführt hatte, orderungen des Augenblicks beſtimmen und der Erfolg war nun 1000 i 9 ins, oder doch wenigſtens ein nahezu voll nes Verſchwinden der bis dahin beinahe legiti⸗ Korruption. lom⸗ bau der neuen Turtei in zwei je ein Jahrzehnt umfaſſende Perioden und wenn man die Tiefe des Falls erwägt, aus dem die Türkei ſich in vieſen letzten zehn Jahren wie⸗ der bis zu einer ſelbſtändigen, von den europäiſchen Gro mächten umworbenen Macht emporgearbeitet hat, ſo muß man dieſen Umſchwung als höchſt erſtaunlich und als ber ſpiellos für einen orientaliſchen Staat bezeichnen. Oo Kemal Paſcha auf dem während der letzten Jahre beſchrit— tenen Wege der kulturellen Emanzipation den richtigen Weg verfolgt, muß die Zukunft lehren. Immerhin aber bedeutet die von ihm herbeigeführte politiſche Renaiſſance ſchon einen ſtarken Halt. der wahrſcheinlich die neue Tür⸗ kei auch bei etwa einſetzenden kalturellen Kämpfen vor dem abermaligen Verſinken in das Chaos wird bewahren können. Das Kabinett vor dem Reichstag. Ein umfangreiches Arbeitspenſum. be Berlin, 3. Juli. Nur ein Punkt bildete die Tagesordnung der heu⸗ tigen Reichstagsſitzung, die Erklärung der Regierung. Das Haus iſt voll beſetzt, ebenſo die Diplomatenloge, die Tri⸗ bünen ſind überfüllt. Der von Reichskanzler Mäller⸗ Franken verleſenen Regierungserklärung iſt zu entnehmen: Die Amneſtie-Vorlage ſoll keine allgemeine Amneſtie enthalten, ſondern nur eine allgemeine Herab⸗ ſetzung bzw. Umwandlung der Strafen für poli iſche Straf— laten, Straftaten aus ſozialer Not und Landesverrats⸗ fahren, ſoweit ſie nicht aus Eigennutz begangen worden ſind. Die Frage der Beſtimmung des 11. Auguſt zum Nationalfeiertag iſt keine eigene Vorlage der Relnsregie rung. Hinſſchtlich der Außenpolitik wird betont, daß das Reichskabinett an dem bisherigen Kurs feſthalte. Die Zuſtimmung zum Kel⸗ loggſchen Antikriegspakt wird auch von der neuen Reichs⸗ regierung gegeben werden. Es wird dabei ernent die Forderung auf die ver⸗ ſprochene Weltabrüſtung erhoben und auf die Bedeutung der kommenden Reparationsverhandlungen hingewieſen werden. Die Reichsregierung wird die Zuſage geben, daß ſie ſich für den Schutz der deutſchen Minderheiten einſetzen und die Frage einer baldigen Rheinlandräumung aufs nachdrücklichſte betreiben werde. Hinſichtlich der ſchwebenden Handelsvertragsverhand— lungen wird insbeſondere auf die Verhandlungen mit Polen hingewieſen und der feſte Entſchluß der deutſchen Regierung kundgegeben, zu einem baldigen Abſchluß der Verhandlungen mit Polen zu gelangen. Bei der Behandlung der innenpolitiſchen Fragen wird betont, daß die Regierung an der weiteren Feſtigung und dem Ausbau der Republik arbeiten werde. Die Reichsregierung werde es ſich an— gelegen ſein laſſen, ein gutes Verhältnis zwiſchen Reich und Ländern herbeizuführen und die begonnenen Ver— faſſungs⸗ und Verwaltungsreformen im Einver: zwiſchen Reich und Ländern auf der Grundlage der herigen Verhandlungen weiterzuführen. Auch die 3 des Schulgeſetzes wird erwähnt. Die Regierung be tigt, in abſehbarer Zeit dem Reichstag ein Schule vorzulegen, das den Beſtimmungen der Verfaſſung ent⸗ ſpreche, indem es den Anſprüchen der Elternſchaft Rech⸗ nung trage und zugleich dem konfeſſionellen Frieden diene. Bei der Behandlung der Frage der Finanz⸗ und Wirtſchaftspolititk legt ſich die Regierungserklärung ſtarke Zurückhaltung auf. Es wird insbeſondere mit Rückſicht darauf, daß im nächſten Jahre die Reparationszah⸗ lungen die volle Höhe von 2,5 Milliarden erreichen wer⸗ den, äußerſte Sparſamkeit gefordert und verſprochen, für den Herbſt eine Steuerſenkung in Ausſicht zu nehmen für den Fall, daß die Finanzlage dies geſtatte. In dieſem Zuſammenhange wird auch eine Herabſetzung der Zollmauern des Auslandes gefordert. Die Landwirtſchaft er⸗ hält die Zuſage, daß der Ausbau des Notpro⸗ gramms im Rahmen der Geſamtwirtſchaft erfolgen und daß die Reichsregierung in Anerkennung der Notlage der Landwirtſchaft dabei die beſonderen Verhältniſſe der Land⸗ wirtſchaft berückſichtigt werde. Schließlich iſt in der Regierungserkläxung auch die Frage des Arbeitsſchutzes und der Arbeitszeit berück⸗ ſichtigt. Die Regierung wird ſich ebenſo wie die frühere! Regierung für die Ratifizierung des Waſhingtoner Ar⸗ beitszeitabkommens über den Achtſtundentag einſetzen. Die Frage des Panzerkreuzers ſſt, wie über⸗ haupt alle Fragen, die mit finanziellen Konſequenzen uirhunden ſind, auf den Herbſt zurückgellt orden. Der Kanzler ſchloß mit der Erklärung, daß dieſes eingehende Programm nur dann in die Tat umgeſetzt werden kann, wenn die„Aera der Kriſen“ beendet und die nolitiſche Laage ſn aeſichert und ſeſt it. don die gans Kroft der Reichsregierung ſich auf die Erledigung der obliegefi⸗ den Aufgaben konzentrieren könne. Die Regierung, ſo erklärte der Kanzler, wolle die Führung des Wiederauf⸗ baues übernehmen und vertraue darauf, daß die Mehr⸗ heit des hohen Hauſes hinter dem Programm der Reichs⸗ regierung ſtehe. . Als der Reichskanzler ſeine etwa einſtündige Rede ſchloß, ertönte lauter Beifall bei den Sozialdemokraten und Demokraten. Kommuniſten und Nationalſozialiſten antworteten mit höhniſchen Rufen. Die Verhandlungen wurden dann auf Mittwoch, 12 Uhr, vertagt. 5 ———— Wie ſie rüſten! Die Stärke der franzöſiſchen Flotte. Paris, 3. Juli. Staatspräſident Doumergue hat ſich zuſammen mit dem Marine-Miniſter nach Le Haore begeben, wo er am Nac tttag die Flottenparade abnahm. In einer Vorbetrachtung zur Flottenparade rühmt das„Echo de Paris“ den Wiederaufbau der franzöſiſchen Flotte und ſtellt in dieſem Zuſammenhang feſt, daß ſeit dem Jahre 1920 120 Kriegsſchiffe mit einem Geſamt⸗ tonnagengehalt von 290 000 Tonnen gebaut oder auf Kiel gelegt wurden. Ende 1927 waren mehr als 50 000 Tonnen Kriegsſchiffe bereits probefertig und mehr als 120 000 Tonnen lagen auf Kiel. Im gleichen Jahre wur⸗ den 26 alte Kriegsſchiffe außer Dienſt geſtellt. Die Ge⸗ ſamttonnage der in Dienſt ſtehenden franzöſiſchen Kriegs⸗ ſchiffe für 1 28 betrug 500 000 Tonnen. Der Excelſior veröffentlicht aus Anlaß der Flotten⸗ ſchau in Le Havre eine Unterredung mit dem Marinemi⸗ niſter Leygues über den Wiederaufbau det franzöſiſchen Flotte. Leygues erklärte u. a., zum erſten Mal ſeit dem Ende der Feindſeligkeiten ſind 80 Kriegsſchiffe und 50 Marineflugzeuge im Kanal zuſammengezogen. Die Flot⸗ tenſchau iſt die Bekundung des Wiederaufbaues. Wäh⸗ rend des ganzen 19. Jahrhunderts hat Frankreich die zweite Stelle unter den Marinemächten der Welt inne gehabt. Die franzöſiſche Flotte von 1914 kam aber hin⸗ ter den Flotten Englands und Deutſchlands. Die Lage nach dem Kriege war kritiſch. Seht viele fremde Na⸗ tionen und Kolonien ſahen franzöſiſche Kriegsſchiffe ſeit 1914 nicht mehr. Die von Frankreich befolgte Flotten⸗ politik hat Erfolg gehabt. Kreuzerbeſuche im Ausland haben die Verbindung mit den fremden Mächten wieder hergeſtellt. Die Lundborg⸗Gruppe gerettet? Ein unbeſtätigtes Gerücht. Sier iſt das Gerücht verbreitet, daß es dem ruſſiſchen Eisbrecher„Kraſſin“ gelungen ſein ſoll, die Lundborg⸗ Gruppe zu retten. Eine Beſtätigung liegt jedoch noch nicht vor. n. Bekannt iſt nur, daß der Eisbrecher ſich durch drei Meter dickes Eis in Richtung auf das Lager ſich hindurch⸗ arbeitet und nach ſeiner letzten Standorta abe ſich etwa 800 Seemeilen von Nobiles Lager entfernt befand. Der an Bord des Eisbtechers befindliche Flieger Tſchuchnowfki gat die Abſicht, auch nach den anderen beiden Gruppen Nachforſchungen anzuſtellen. Nach Meldungen aus Spitz⸗ bergen verſucht Kapitän Sora mit zwei Mann und einem Hundegeſpann über das Eis zum Lager vorzu⸗ dringen. Ueber das Schickſal Amundſens iſt auch wei⸗ terhin nichts bekannt. Erbitterung gegen Nobile. Die Preſſe der geſamten Welt, ausgenommen na⸗ turgemäß die Blätter des faſchiſtiſchen Italiens, nehmen in zum Teil außerordentlich ſcharfen Artikeln gegen den Leiter der verunglückten italieniſchen Nordpolexpedition, General Nobile, Stellung. Ganz beſonders in Norwegen wächſt die Erbitterung gegen Nobile, je mehr es zur Ge⸗ wißheit wird, daß Amundſen, der aufſtieg, um Nobile und deſſen Leute zu retten, als verſchollen betrachtet wer⸗ den muß. Man macht ihm vor allem zum Vorwurf, daß die Expedition mit ungenügenden Mitteln und ebenſo un⸗ genügenden Vorkenntniſſen durchgeführt wurde, und daß ſie letzten Endes nichts anderes war, als eine Demonſttation faſchiſtiſcher Machtgefühle, denen die Umtaufung des höchſten europäiſchen Berg⸗ zzoöfels auf den Namen Muſſolini nicht genügt, ſondern die auch auf dem nördlichſten Punkt der Erde die Trikolore mit dem Rutenbündel aufpflanzen wollten, um ihre Macht zur Schau zu ſtellen. Dabei muß daran erinnert werden, daß Nohile ſchon bei der Polfahrt mit der„Norge“, die belanntlich unter Amundſens Kommando ſtand, entgegen allen Verabredungen große italieniſche Flaggen über dem 1 Nordpol abwarf. Beſonders verdacht wird es Nobf naturaemäk. dan er fi 1 nar feiner Mannſchar bat retfen ....——— taſſen, zumal alle vorliegenden Nachrichten ertennen taſ⸗ en, daß ſein Geſundheitszuſtand kein genügender Grund afür war, daß er ſeine Leute im Stich ließ. Wie unge⸗ nügend die„Italia“ für die Nordpolfahrt ausgerüſtet war, ergibt ſich ja auch daraus, daß ſie ſchon bei ihrem Flug über Mitteleuropa, als ſie in einen Gewitterſturm hineinkam, ene be⸗ ſchädigt wurde, ſo daß Ausbeſſerungen bei ihrem Auf; enthalt in Stolp erforderlich waren. Nicht minder macht man es Nobile zum Vorwurf, daß er das Schickſal jener Gruppe, die mit der„Italia“ abtrieb, zunächſt verheim⸗ licht hat, während jetzt zugegeben wird, daß dieſe Gruppe gller Wahrſcheinlichkeit nach bei der Exploſion des Luftſchiffes den Tod gefunden hat. Somit hat Nobile nicht nur das Schickſal dieſer aus ſechs Mann beſtehenden Gruppe auf dem Gewiſſen, ſondern auch jener Gruppe der Expe⸗ dition, die von Profeſſor Malmgreen geführt wurde, und die verſuchte, von Nobiles Lager aus das Feſtland zu er⸗ reichen. Dazu kommt, daß man als Opfer Nobiles nun⸗ mehr Amundſen und ſeine Begleiter wird rechnen müſſen, da die Ausſicht, dieſe vier Mann aufzufinden, außer⸗ ordentlich gering iſt. Scharfe Auslaſſungen des„Paris Soir“. Paris, 3. Juli. Auch in der franzöſiſchen Preſſe ſetzt die Erregung über das Nordpolabenteuer und die per⸗ ſonliche Haltung Nobiles ein. Paris Soir ſchreibt, es ſcheine eine außerordentliche dan in den Dienſtmaßnahmen zu hertſchen, ſeit m ſich Nobile ſelbſt in Sicherheit befände. Eine der iligſten Traditionen verlange, daß der Kommandant eines Schiffes oder der Führer einer Gruppe als letzter gerettet werde. Zweifellos ſei dieſe Tradition von No⸗ bile vergeſſen worden, der als erſter das Flugzeug be⸗ ſtiegen habe, während ſeine Kameraden völlig verloren inmitten der Eismaſſen langſam dem Tode entgegen gin⸗ gen. Was Amundſen, was den Franzoſen Guilbaud, was all die anderen angehe, die nicht mit ihrer Hilfe zöger⸗ ten, ſo ſcheine man ſich um ſie nur noch ſehr wenig zu kümmern. Die„Citta di Milano“ hätte es ſogar unter⸗ faſſen, den Eisbrecher„Kraſſin“ von dem neuen Auf⸗ untheltenrt dar Grunns Pahiles au unterrichten 5 Die deutſchen Sicherheitsvorſchläge ſcharf bekämpft. S Genf, 3. Juli. Der Sicherheitsauusſchuß des Völkerbundes hat die Generaldebatte über die fünf deutſchen Vorſchläge zur Kriegsverhinderung beendet. Zuerſt erklärte der japaniſche Vertreter zum zweiten deutſchen Vorſchlage, daß ſich Japan aus Abneigung gegen Kontrollmaßregeln die Stellungnahme zu den deut⸗ ſchen Vorſchlägen vorbehalte. Der Vertreter Jugoſla⸗ wiens ſchloß ſich den Forderungen Frankreichs und Polens nach Kontrolle und Sanktionen im weiteſten Maße an. Ein engliſcher Gegenvorſchlag zum deutſchen Punkt drei ſetzt an die Stelle des Begriffes„Waffenſtiliſtand“ den Begriff„Einstellung der Feindſeligkeiten!“ und ſchließt auch die entmilitariſierte Zone ein. womit et die Sympathie der Franzoſen bereits gewonnen hatte, obwohl der engliſche Punkt drei die Kontrolle für dieſe Verfügan⸗ gen des Völkerbundsrates nicht enthält. Der deutſche Delegierte erklärte ſich vorläufig mit dem Erſatz ſein s dritten 9 tes durch den engliſchen ein⸗ verſtanden. Der Vertreter Italiens ſprach ſich ſcharf gegen den deutſchen Punkt drei und für den engliſchen Punkt drei aus. In dieſer Form gelangt alſo dieſer Punkt an den Redaktionsausſchuß. Der deutſche Punkt vier befaßt ſich mit der Frage, ob nicht die Einſtimmig⸗ keit des Völlerbundsrates durch eine qualifizierte oder gewöhnliche Mehrheit erſetzt werden könnte. Beneſch er⸗ innerte daran, daß die Einſtimmigkeit bisher immer und überall gefordert worden ſei, wofür auch der Kanadier eintrat. Staatsſetretär v. Simſon verzichtete darauf auf ſeinen Punkt vier. Zweckloſe Tagung in Genf. ö 3 eee g Die deutſchen Vorſchläge gelangen nunmeyr vor der geheimen Redaktionsausſchuß. Viel iſt von ihnen nicht mehr übrig geblieben. Punkt eins hat noch gewiſſe Gegnerſchaften zu überwinden. Punkt zwei ſteht der ſchärfften Oppoſition der Kontrollfeinde gegenüber, wäh⸗ rend er den Kontrollfreunden noch nicht weit genug geht. Punkt drei wird in der engliſchen Faſſung angenommen werden, wenn nicht die Kontrollanhänger noch nachträg⸗ lich auch hier die Kontrolle einzuſetzen verſuchen ſollten. Punkt vier iſt zurückgezogen und Punkt fünf iſt in ſeiner Bedeutung ſtark herabgeſetzt worden, da man darauf ver⸗ zichtet hat, einen allgemeinen Vertrag durchzuſetzen. Vor der Dehatte über die deutſchen Vorſchläge wur⸗ den die drei Muſterverträge e friedliche Löſung von Konflikten in der neuen Faſſung ohne bedeutende Abänderung angenommen. f ö Empfang der Ozeanflieger in London Flugdienſt mit Völlerverſöhnung. London, 3. Juli. Die Anion der vier iriſchen Provinzen gab den ge⸗ genwärtig in London weilenden Ozeanfliegern im Hotel Cecil ein Feſtbankett. Als Vertreter der britiſchen Regie⸗ rung war der Vizeluftmarſchall Branker und als Ver⸗ treter der deutſchen Botſchaft Botſchaftsrat Dieckhoff er⸗ ſchienen. Branker wies in ſeiner Rede auf die große Leiſtung der drei Flieger hin, und betonte, daß man in dieſem Geiſte fortfahren ſoll, die Flugtechnik als friedliche und nicht als zerſtörende Errungenſchaft zu verwerten. Viele Verſuche ſeien unter⸗ nommen worden, den Atlantiſchen Ozean in Oſt⸗Weſtlicher Richtung zu überfliegen. Aber alle dieſe Verſuche ſeien gewiſſermaßen als Brapouurſtück behandelt worden. Nur die Deutſchen hätten eine Ausnahme gemacht. Die deutſche Verkehrsfliegerei nehme die erſte Stelle ein. Er habe ſchon frühzeitig und anfangs gegen erhebliche Widerſtände auf eine Zuſammen⸗ arbeit der britiſchen mit der deutſchen Verkehrsfliegerei hingearbeitet, die dann auch zu einem Uebereinkommen ge⸗ führt habe. Heute flögen die Flugzeuge von Berlin nach London und von London nach Berlin, als habe es nie einen Streit zwiſchen beiden Nationen gegehen. Möge dieſe dem Frieden dienende Fahrt der drei Flieger dazu beitragen, völkerverſöhnend zu wirken. Spannung zwiſchen Ghina und Nuß land. Verſtärkte kommuniſtiſc Arbeit in China. 2 Kowno, 3. Juli. Wie aus Moskau gemeldet wird, verſuchen die kommuniſtiſche Internationale und die Gewerkſchaftsin⸗ ternationale im Zuſammenhang mit den chineſiſchen Vor⸗ gängen ihr Einfluß auf die Entwicklung der chineſiſchen Bewegung wieder zu gewinnen. Die chineſiſche kommuni⸗ ſtiſche Partei, die ihre Beziehungen zu der Kuomintang abgebrochen hat, ſtrebt jetzt einer Annäherung an die chineſiſchen Bauernelemente an. Die ruſſiſchen Gewerkſchaften haben 200 000 Ru⸗ bel zur Finanzierung der cineſiſchen Gewerlſchaftsbe⸗ wegung bewilligt, von denen die Hälfte bereits über⸗ wieſen ſind. In Moskau iſt Borodin wieder aufgetaucht, der die Führung der chineſiſchen Angelegenheiten in der lommuniſtiſchen Internationale inne hat. Es iſt zu er⸗ warten, daß dieſe Vorgänge die Beziehungen zwiſchen der chineſiſchen kommuniſtiſchen Partei und der Kuomin⸗ tang verſchärfen werden. Aus dem In⸗ und Auslande. Engere Zuſammenarbeit zwiſchen Lufthanſa und Reichs bahn. Berlin, 3. Juli. Die Zuſammenarbeit zwiſchen Luft⸗ hanſa und Eiſenbahn wird in Kürze auch im Perſonen⸗ und Gepäckverkehr inniger geſtaltet werden. Man wird zu Abmachungen kommen, ähnlich wie ſie ſchon hinſichtlich des Güterverkehrs durchgeführt ſind. Die Reichsbahn wird denieniagen Nluareiſenden. die ihre Reiſe im Flua⸗ eee eee„ zeug unterbrechen oder nicht antreten, den Uebergang 10 die Eiſenbahn dadurch erleichtern, daß der Flugſchein auf der 5 Bahnſtation gegen eine Fahrkarte erſter Klaſſe nach dem Flugziel umgetauſcht wird. 1 5 Krylenko beſteht auf 21 Todesurteilen. Moskau, 3. Juli. Staatsanwalt Krylenko wandte ſich im Schachtyprozeß gegen die Verteidiger und Ver⸗ teidigungsmethode. Die Verteidiger hätten ihre Auf⸗ gabe nicht erfaßt, da ſie die politiſche Seite des Pro⸗ zoſſes außer Acht gelaſſen hätten. Der Staatsanwalt „ z holte ſeinen Antrag auf Todesſtrafe gegen 2¹ „ Alagte. Insbeſondere beſtand er auf Todesſtrafe für Kuſma und Rabinowitſch. Von den 53 Angeklagten haben 23 ihr Schlußwort geſprochen. Eine amerikaniſche Denkſchrift zur Kriegsverzichtsfrage. London, 3. Juli. Nach Meldungen aus Newyork wird der ehemalige Befehlshaber der amerikaniſchen Rheinlandtruppen, General Allen, Staatssekretär Kellogg eine Denkſchrift übermitteln, in der der Wunſch zum Aus⸗ druck gebracht wird, der amerikaniſche Kriegsverzichts⸗ vorſchlag möge dadurch eine Stärkung erfahren, daß 1 der Krieg allgemein als ungeſetzlich und als Verbrechen egen das internationale Recht bezeichnet wird. Die Denk⸗ chrift iſt von ehemaligen amerikaniſchen Gouverneuren, früheren Miniſtern, früheren Geſandten, ſowie von meh⸗ reren Offizieren der Armee, Aniverſiitsprofeſſoren, Geiſt⸗ ö lichen und Geſchäftsleuten unterſchrie hen. Berlin. Der Reichspräſident empfing den Reichsver⸗ kehrsminiſter von Guerard, ſowie den Reichsjuſtizminiſter Koch⸗Weſer. Kowno. Bei dem oberſten Gerichtshof der Sowjet⸗ Ukraine hat der neue Prozeß gegen 56 Perſonen, die wegen Pace im Donez⸗Kohlengebiet angeklagt ſind, egonnen. Madrid. General Primo de Rivera wird dem Vize⸗ 4 präſidenten der Nationalverſammlung, Graf von Andes, den Poſten des Außenminiſters anvertrauen, den er ſelbſt inne hat. Newyork. Der engliſche Kreuzer„Dauntleß“ iſt bei Haringgoove, 10 Meilen von Halifax, auf einen Felſen gelaufen. Der Kreuzer geriet alsbald in ſolche Gefahr, daß er SOS.⸗Rufe ausſandte. Mukden. Der Sohn Tſchangtſolins, Tſchanghſueliang, hat das Amt des Oberbefehlshabers der Nordtruppen über⸗ nommen und ſich damit zum Diktator der Mandſchurei ausgerufen. Schanghal. Die Kuomintang hat zum 15. Juli ihre 9 Wee n en einberufen, die über den geeigneten eg zur inneren Einigung Chinas beraten ſoll. Aus Nah und Fern. Berlin.(Ein Straßenbahnwagen kippt.) In der Nähe der Waiſenbrücke hat ſich ein ſchwe⸗ res Straßenbahnunglück ereignet. Aus bisher noch un⸗ bekannter Urſache ſprang an der Kreuzung der Stralauer⸗ und Neuenſiegſtraße der Anhänger eines Straßenbahn⸗ wagens aus den Schienen, fuhr gegen einen Lichtmaſt 9 und kippte um. Die ſämtlichen Inſaſſen des Wagens, 10 bis 15 Perſonen, erlitten Verletzungen. die zum Teil 1 .. 22 Bildung mehrt er, Zweifel klärt er: der Kleine Herder. Der Kleine Herder ist ein Lexikon in einem Bande: das vollkom- menste und brauchbarste. Uber 50 000 Artikel. 4000 Bilder und Karten. Gründlich. Praktisch. Handlich. Jedermann verständlich. 30 Mark. Teilzahlungen. Probehefte mit Bildern umsonst in aſlen Buchhandlungen oder beim Verlag Herder in Freiburg im Breisgau. D WII eFC nch Vf. Ae 08,7 (4. Fortſetzung.) Gertrud ſtand mitten im Zimmer. Sie hatte die Hände vor der Bruſt gefaltet und ſah ihn unverwandt an. Als ob ſie beten wollte, ſah das aus „Nun, meine Heilige, neigſt du dich nicht liebreich meiner Einſicht? Weißt du mir nichts zu ſagen?“ „Doch Mac, ich hätte dir ſchon etwas zu ſagen, aber—“ „Sprich doch, Liebe, ſprich!— Wenn du befürchteſt, es habe keinen Zweck, irrſt du dich. Du mußt es nur lieb ſagen——“ er ſtreckte die Hand nach ihr aus und zog ſie A Schoß—„ſo, nun rede, du mein kleines, braunes je 15 Traute lehnte ſich an ſeine Bruſt. Die großen Augen blickten mit ſonderbarem Ausdruck ins Wette. Sie ſah ſich ſelbſt! Ganz plötzlich war dieſes Bild gekommen, ſtand da, ganz geeifbar deutlich, ſo, als ob es Wirklichkeit ſei. Müde und gebückt, faſt zur Erde gebeugt, ſah ſie ſich einen langen, ſteinigen und ſtaubigen Weg gehen, der im Zickzack führte und ſich in endloaſen Fernen verlor. Traute drückte ſich feſter in Macs Arme. Sie fuhr mit det Hand über die Augen und wiſchte das Bild weg. In ihr wat Angſt. Und ſie wußte nicht vor was. Wie aus Ahnen und Verſtehen heraus ſagte ſie:„Du mußt nicht wieder ſo ſein, wie du warſt, Mac. Du biſt dann ein ganz anderer, ein Fremder— jemand, den ich nicht kenne.“ „Und auch nicht liebe,“ fr tete:„Ich weiß es nicht, M... Da wurde Leod ſtutzig. Er erkannte, daß ſie nicht bloß eine wunderſchöne Statue, ſondern ein fühlendes und emp⸗ findendes Weſen war, das er wohl ſchnell gewonnen hatte, aber auch ebenſo ſchnell wieder verlieren konnte. Und in dieſer Minute verankerte ſich der Entſchluß in feinem Willen unumſtößlich und unverrückbar: Sie bis zur Ahe wenigſtens untrennbar an ſich zu ketten. Mac und Gertrud antwor⸗ „Wir wollen das Unſchöne ruhen laſſen,“ ſagte Mac und küßte Trautes Mund.„Ich will lieb zu dir ſein, meine ſüße, kleine Braut Auf den Händen will ich dich tragen, ſo wie ich dich et trage—“ er hob ſie empor—„und will ein Feſt mit dir feiern, wie du noch keines erlebteſt. Wir wollen ein Totenmahl halten dem Gedächtnis des verſtor⸗ benen Mac Leod, des alten, des garſtigen und widerwär⸗ tigen. Und ein Freudenmahl wollen wir feiern zu Ehren des durch ſeine Traute Neugeborenen!“ Damit ſetzte er die Wiederbeglückte an den gedeckten Tiſch, trat hinter ſie, nahm ihren Kopf in ſeine Hände, bog ihn zurück und ſah ihr tief in die Augen. „Und dann“— ſagte er leiſe und trunken—„dann will ich meine ganze große heiße Liebe über dich ergießen und dich in einem Meer von Seligkeit ertrinken laſſen.“ Gertrud hatte verklärt den Blick zu ihm erhoben. Da ſah ſie deutlich, wie ſich bei ſeinen Worten ſein Geſicht verän⸗ derte, fühlte ein Zittern in ſeinen Händen, ſah ein ſeltſames, unbekanntes Flimmern in ſeinen Augen, erſchrak darob und — ſchämte ſich. Das erſtemal in ſeiner Gegenwart. Langſan ſenkte ſie den Blick in ihren Schoß. Mac Leod, der dieſe Veränderung wohl bemerkte, achtete ihrer nicht. Er nahm ganz unbefangen Gertrud gegenüber Platz und legte ihr vor das Beſte von all den köſtlichen Dingen, die auch einem weniger Animaliſchen ein Mahl zu elwas Beſonderem zu macher vermögen. Er bediente ſie mit ausgeſuchter Aufmerkſamkeit, war liebenswürdig, von vollendeten Manieren, zurückhaltend und doch werbend und fing ſo die ihm innerlich Entweichende mit dem Zauber ſeiner Perſönlichkeit mieder ein. Und der Wein tat das Uebrige.——— * 1 Und als ſich gegen zehn Uhr die Liebenden trennten— Mac begleitete die„füße, kleine Braut“ nach Hauſe— flüſterte er ganz nahe ihrem Ohr:„Nun biſt du meine wunderfeine, einzigliebe Frau.“ Und Gertrud weinte Tränen des Glückes. 2 Anderen Tags erwachte Mac Leod mit wüſtem Schädel. Tante Frieda hatte ſchon zum dritten Male an ſeine Tür geklopft und nie Antwort erhalten. Kurz entſchloſſen hatte ſie deshalb geöffnet und mit den Worten: Liederjahn— haſt Dienſt,“ freundlichen Guten Morgen ge⸗ Dann war ſie, wie gekommen, wieder hinaus⸗ „Steh' wünſcht. gefaucht. Das Zuſchlagen einer Tür hatte den Schläfer in die Welt 9 der Schmerzen herübergerufen. Jetzt ſaß er auf ſeinem Lager und hielt ſich den Kopf. Die Mühſam ſuchte er die Gedanken Zwiſchen geſtern und heute mußte etwas Be⸗ Auch Kopfſchmerz und Haarweh Haare taten ihm weh. zuſammen. ſonderes e ſein. haben ihre Urſache. Wie war das doch geweſen?— Er begab ſich im Geiſte zurück an den Ausgangspunkt ſeiner nächtlichen Wanderung. Langſam, ganz langſam be⸗ Richtig— er hatte die Traute be⸗ gann es zu dämmern. gleitet. Sie waren von der Huygen⸗Straat aus noch durch den Vondel⸗Park gegangen. Im Mondenſchein! Das war ſehr hübſch geweſen.— Dann hatte er ſich vor ihrem Hauſe am Leidſcheplain verabſchiedet, war nach Cafés Polen ge⸗ gangen und hatte geſpielt— mit Kaffern, wie er noch ganz genau wußte, die wie feſtgenagelt auf ihren Quikſern ſaßen. Das war ekelhaft geweſen und hatte ihn fortgetrie en. Bei Riche am Rembrandtplain hatte er Pieter Caliſch getroffen, der gar nicht mehr ſo zugeknöpft geweſen war wie bisher. Den hatte er mitgelotſt nach 20 Reſerve. Dort hatten ſie Zigeunermuſik gehört und mehrere Cobler ge⸗ trunken. Von da waren ſie nach dem Klub gegangen. Er konnte ſich noch ſehr deutlich entſinnen, daß es ein Hallo ſondergleichen gegeben hatte, als er mit dem wieder⸗ verſöhnten Caliſch— reichlich ſpät ſchon— dort eingetreten war. Er wußte auch noch, daß ſie geſpielt hatten? Pieter Caliſch, der dicke Aalſt, Edward de Jong und er.— Und daß er verloren hatte, wußte er auch Wieviel aber und alles andere dazu war in ewigem Vergeſſen untergetaucht. Mac Leod langte ſeine Beinkleider vom Stuhle herüber und durchſuchte die Taſchen. Er fand nichts. Dasſelbe tat er mit dem Jackett. Auch da waren die Taſchen leer— 1775 in der Weſte ſteckte ein einziges verlaſſenes Fünfcent⸗ tück. 5 Das nennt der Holländer eine Doppelche und 91 es. wenn er gut gelaunt iſt, dem Tramwayſchaffner als Teink⸗ geld. Es war der letzte Reſt der geſtern erſt gepumpten kauſend Gulden. 1 5(Fortſetzung folgt.) umge⸗ auf. 76 Berlin.(Der Strafantrag im Prozeß ge⸗ gen den Raubmörder Kiebach.) Im Prozeß we⸗ gen des Mädchenmordes im Stadtbahnzug beantragte der Staatsanwalt die Todesſtrafe für den Angeklagten Kie⸗ bach. Der Staatsanwalt wies darauf hin, daß der An⸗ gellagte den Mord mit voller Ueberlegung ausgeführt habe. Kiebach habe die Tat mit einer ſolchen Kaltblütig⸗ keit und Gefühlsrohheit begangen, wie ſie in der Krimi⸗ nalgeſchichte äußerſt ſelten ſei. Berlin.(Rirſch erneut ausgebrochen.) Der berüchtigte Ein⸗ und Ausbrecher Franz Kirſch, der in der Strafanſtalt Sonnenburg eine mehrjährige Zuchthaus⸗ ſtrafe verbüßte, iſt gemeinſam mit einem Mitgefangenen, den 32 Jahre alten Paul Mehrhof geflüchtet. Kirſch wurde gegen halb 11 Uhr in das Verwaltungsgebäude geführt. Es gelang ihm dabei auf noch nicht getlärte Weiſe zu entfliehen. eine Ueberführung ins Krankenhaus notwendig machten. Hannover.(Ein Schwer verbrecher ſeſtge⸗ nommen.) Der Schwerverbrecher Ueckert, der der Er⸗ mordung des Polizeibeamten Becker in Wolfenbüttel drin⸗ gend verdächtig iſt und ferner bei einem Einbruch in Oelper bei Braunſchweig den Schuhmachermeiſter Kaſſel und einen Arbeiter ſchwer verletzte, wurde durch die Kri⸗ minalpolizei in Hannover verhaftet. 8 Siegburg.(Sechs Perſonen an Typhus er⸗ krankt.) Sechs Perſonen erkrankten in dem bei Sieg⸗ burg gelegenen Algert an Typhus. Die Erkrankten wur⸗ den in die Iſolierabteilung des Siegburger Krankenhauſes gebracht. Die Gefahr der Weiterverbreitung des Typhus beſteht, da von Algert große Mengen Milch nach Sieg⸗ burg geliefert werden. DODielsnitz.(Feuer in einem Schacht bel Hohndorf,) Bei Vereinigtfeld Schacht 1 in Hohn⸗ dorf brach im Schachtkopf bei Inſtandſetzungsarbeiten Feuer aus, das von mehreren Wehren wirkſam be⸗ kämpft wurde. Menſchen ſind nicht zu Schaden gekom⸗ men, wohl aber iſt der Materialſchaden erheblich, aber durch Verſicherung gedeckt. Die durch den Brand hervor⸗ ae Betriebsſtörung wird in kurzer Zeit behoben ſein. Die Beſchäftigung der Velegſchaft erleidet keine Unterbrechung. Leoben.(Schrecklicher Selbſt mord.) Auf schreckliche Weiſe hat hier der Bergarbeiter Krobath elbſtmord verübt. Seine Frau wurde durch eine hef⸗ tige Detunation aus dem Schlafe geriſſen. Als ſie mit einigen Nachbarn auf die Straße eilte, fand ſie etwa 200 Meter vom Hauſe den furchtbar verſtümmelten Kör⸗ per ihres Mannes. Wie die Gendarmerie feſtſtellte, hatte Krobath etwa 10 Iynamitpatronen, die er mit einer Zündſchnur um ſeinen Körper gebunden hatte, zur Explo⸗ ſion gebracht. Der Körper des Unglüclichen wurde in kauſend Stücke geriſſen. Chemnitz.(Mord.) In dem zur Flur Alt-⸗Ge⸗ ringswalde gehörigen Sörnziger Wald wurde ein unbe⸗ Lannter weiblicher Leichnam in einer Schonung unter jungen Fichten aufgefunden, der mit Moos und Fich⸗ tennadeln bedeckt und völlig unbekleidet war. Etwa 65 Meter von der Leiche entfernt wurden mit Fichtennadeln zugedeckt Kleidungsſtücke gefunden, die zweifellos von der Toten herrühren, denn ſie ſind zum größten Teil hinten aufgeriſſen, was auf einen ſtattgefundenen Kampf ſchlie⸗ ßen läßt. Die Perſon der Toten konnte bisher nicht feſt⸗ geſtellt werden. Schlawe.(Reichspräſident von Hindenburg als Pate.) Bei dem ſiebenten Sohne des Landwirts Treptow in Wieſental hat Reichspräsident von Hindenburg die Patenſtelle übernommen. Der Pate wünſchte im Pa⸗ tenbriefe die Eintragung in das Kirchenhuch und beauf⸗ tragte mit ſeiner Vertretung den Amtsvorſteher und Rent⸗ meiſter Görlitz in Segenthin. Treptow wurde ein Ehren⸗ geſchenk von 20 Mack überwieſen. Frankfurt a. d. O. Durch einen Kinderball getötet.) In dem ſtädtiſchen Oderbade wurde eine Frau von einem abirrenden Balle ſpielender Kinder an den Kopf getroffen. Sie fiel um und war tot. Wie der Badearzt feſtſtellte war der Tot im Augenblick infolge Herzſchlages eingetreten. —— M e eee 5 fler eingeſlinnt ſs s- uurdle Mer in lions dos beſmges von bend, 750 000 Ui Stündlich 17500 Mu. in q. Minute 75757 Börſe und Handel. Amtliche Notierungen vom 3. Juli. Werliner Deviſen. Diskontſätze: Reichsb. 7, Lomb. 8 o. H. London 20,398— 20,438; Newyork 4,184— 4,1920 Amſterdam 168,66— 169; Brüſſe! 58,58 58,54 Danzig 81,58— 81,74: Italien 21,99— 22,03; Jugo⸗ flawien 7,372— 7,386: Kopenhagen 112,083—. 112,0. Eiſſabon 18,83— 18,87; Oslo 114,94.— 112,16; Paris 16,42— 16,46; Prag 12,401— 12,421; Schweiz 89,652 — 80,815; Spanien 68,91— 69,05; Stockholm 112,24— 112,46; Wien 58,94— 59,09. Berliner Eſſektennotſerungen. Berliner Handelsgeſell. ſchaft 276; Commerz⸗ und Privathank 188; Darmſt. übler, und Nationalbank 277; Deutſche Bank 167: Diskonto⸗Geſ 163,25: Dresdner Bank 166,50; Hamburg⸗Amerika Paket, fahrt 165,25: Nordd. Lloyd 151,50 Allg. Elektrizitäts, Geſellſchaft 177,75; Daimler⸗Benz 109, Erdtzl 140; Lino⸗ leum 970 J. G. Farbeninduſtrie 217 59 Holzmann 132: Karſtadt 238,75; Polyphonwerke 517375, Rhein. Braunkohlen und Br. 293; Rhein. Elektrizität 155; Rhein, Stahlwerke 154,75: Schultheiß⸗Patzenhofer 360; L. Tietz 272; Ver. Glanzſtoffe Elberfeld 682; Ver. Stahl 96,75 Wefleregeln 266,50; geilſtoff Waldhof 317. 8 Zum Ost es. Seng ces cryiischen Fliegess Co. 77 E/ Courtney hat auf ſeinem deutſchen Dornier⸗Wal von Liſſabon aus bereits die Azoren erreicht und ſtartet nun⸗ mehr nach Neufundland. Annötige Ausgaben? (Eine Hackmaſchine macht ſich ſchon nach einem Jahre bezahlt!) Unnötige Ausgaben ſcheut der Landwirt heute: er muß ſie auch meiden bei den ſchlimmen Zeiten, Aber, ob er, der bäuerliche Landwirt beſonders, nicht doch oft nötige und ſogar reichlich zinſenbringende Ausgaben für unnötig hält? Aus meiner Mirtſchaftsberatungstätigkeit weiß ich ein ſchönes Beiſpiel die in meinem Tätigkeits⸗ beezirke ſo häufig fehlende Hackmaſchine betreffend:„Kein Geld!“ bekomme ich da ſtets zu hören. Hacke ich aber meinen Weizen, ſo ernte ich je ein Vier⸗ te! ha mindeſtens einen Zentner mehr, ſagen wir ſtatt 12 Str. doch 13 Ztr. Dieſer eine Zentuer mehr macht bildlich dargeſtellt nicht viel mehr aus(ſiehe Abb. die Säule iſt nur wenig höher). Ein bäuerlicher Landwirt habe 2 ha Weizen geſät. Der Itr. nur zu 10 Nm. gerech⸗ net, wäre bei Behackung ein Mehrertrag von 80 Rm. BEN Die Hackmaſchine dient aber vor allem für die Hacke früchte. Aus einer lehrreichen Schilderung(Pommritz) weiß ich, daß je ein Viertel ha bei zweimaligem Hacken der Kartoffeln gegenüber der wegen Zeit- und Arbeiterman⸗ gel meiſt nur einmalig erfolgenden Handhacke auf 15 gtr, mehr geerntet werden; ſagen wir alſo 15. Ztr. zu nur je 3 Rm. gibt 45 Rm., und nehmen drei Viertel ha bebaute Fläche an, ſo ergibt ſich ein mehr von 135 Rm. Auch die Runkelrüben müſſen vom Unkraut geſäubert werden; hier dürfen wir wenigſtens eine Mehrernte von 20 Ztr. je ein Viertel ha, die wir nur zu 70 Pfg. rechnen wollen, annehmen, alſo 14 Rm. Mehrgewinn; auch hier⸗ von ſeien nur drei Viertel ha bebaut, ergeben ſich 42 S Am. Wir haben alſo in einem Erntejahr 80 und 135 und 42 gibt 257 Rm., gering veranſchlagt, heraus. Somit iſt im erſten Jahre ſchon die Hadkmaſchine glatt bezahlt. Für den Großbetrieb kommt eine noch größere Ren⸗ tabilität heraus. Dieſes Gerät verzinſt ſich durch Mehrernten aber noch viele Jahre lang, bis es unbrauchbar wird. Se muß man rechnen! i. Weſtf Landw.⸗Rat R. Steypes. 0 Lokales und Allgemeines. We“ erbericht vom 4. Juli. Bei andauernd wolkenſorem Himmel ſtiegen die Tem- peraturen wieder weiter an. Die Randwellen des neuen nordoſtwärks fortſchreitenden Luftwirbels erreichen Süd⸗ deutſchland nicht. Dagegen hat ſich die Störung von Bskayaſee her weiter über Weſtfrankreich ausgebreitet. Da wir auf deren Vorderſeite bet der Lage des Hoch⸗ oruckernes und über dem Südoſten mit Hitzegraden und wegen ſchwacher Luftbewegung mit ungleichmäßiger Er⸗ wärmung der Luftſchicht zu rechnen haben, wird es zu Gewitterbildung kommen, darnach ſchwül end ziemlich heiter bleiben. a Vorausſichtliche Witterung bis Don- nerstag: Nach Ausbruch von Hitzegewittern wieder ziemlich heiter, darnach ſchwül. — Achtung, falſche 10 Reichsmariſcheine. Das Reichsbankdireltorium gibt bekannt, daß eine Fälſchung von Reichsmarknoten in Hannover und Umgebung feſt⸗ geſtellt wurde, Es handelt ſich um eine erſtmals in Han⸗ nover feſtgeſtellte Fälſchung, die bisher durch ihre mangel⸗ hafte Ausführung auffallend gekennzeichnet war. Seit kurzem hat der Fälſcher durch Aenderung ſeiner Druck⸗ platten das Ausſehen der Nachbildung etwas verbeſſert und ſetzt nunmehr auch dieſe Falſchſtücke vorwiegend in Hannover und Umgebung ab. Das Papier der Falſchſtücke ſſt weicher als das echte, die Pflanzenfaſern fehlen, das 4 Waſſerzeichen iſt zumeſſt nur auf der Vorderſeite nachge⸗ ahmt durch bläulſch deckenden Aufdruck, die gemuſterte Bildprägung mit Trockenſtempel iſt ungleich, der Stempel Rückseite bietet ein un⸗ tritt oft nur wenig hervor, Die ite b. ſauberes Geſamtbild. Die Falſchſtücke ſind im Buchdruck hergeſtellt..... Kataſtrophe begonnen. Es wird renovieri. g Man kann es den Hauswirten verdenken, daß ſie ſo lange wie möglich den freundlichen Aufforderungen der Mieter, doch auch einmal etwas für das Aeußere des Hau⸗ ſes zu tun, Widerſtand entgegenſetzten. Gewiß, die Faſſade iſt die Viſitenkarte des Hauſes, aber— wer kann heute viel Geld für gute Viſitenkarten anlegen—— f Aber endlich iſt es doch ſo weit, und ſämtliche ein⸗ wohnenden und umwohnenden Kinder ſind voller Aufre⸗ gung, erzählen jedem der es hören will. Unſer Haus wird renoviert! Die älteren Mieter aber packt ein gelindes Grauen vor den Ausſichten auf eine Zeit von Unruhe, Staub und Schmutz, der das ganze Gebäude wie in einen Mantel einhüllt. Die Jugend aber hat ihre Freude.„Die Pfoſten ſind, die Bretter, aufgeſchlagen“, und ſchon pro⸗ bieren die erſten Kletterkünſtler, wer von ihnen die höchſte Etage erreicht. Gern riskierte man ein Loch in der Hoſe und die nachfolgende mütterliche„Ausſprache“, wenn man nur als Könner aus dem Wettkampf hervorgeht. Bald zeugen bie Wolle n Schutt und Staub, daß die Sausb.el!„ eſelel ſchadhaften Stellen aus⸗ i n bemüht ſind, uns ann kommt die feierliche be, wo der Phönix aus der Aſche entſteht, wo der eiſte Anſtrich das alte Haus verjüngt zeigt. Glückliche Häuſer!— Wenn an die Menſchenfaſſaden der Zaun der Zeit ſeine zernagende Spuren gebracht, dann kommt kein Tüncher, der ſie auf„Neu! arbeitet; zwar verſuchen es viele mit eigener Hand, die verjüngenden Farben aufzutragen, aber man ſieht ihnen trotzdem auf den erſten Blick das Alter an, und ſelbſt die ſorgſamſte Renovierung hemmt nicht den Zerfall. — Amerilaniſcher und engliſcher Som: ebeiuch. Die Ausreiſen der amerikaniſchen Ferienreiſenden zu dem; „trip to Europa“ haben bereits im Mai eingeſetzt, der Höhenpunkt fällt in die Zeit vom Juni bis Juli. Auch aus England wird diesmal eine beträchtlich Steigerung des Reiſeverkehrs nach Deutſchland gemeldet, der ſogar die Hälfte mehr als im vorigen Jahre betragen ſoll. Wenn auch die große Maſſe der engliſchen und ameri⸗ kaniſchen Ferienreiſenden vorwiegend ſich den Geſellſchafts⸗ reiſenden der großen Reiſebüros anſchließt, ſo dürfen doch auch nicht die Tauſende und Abertanſende von Rei⸗ ſenden überſehen werden, die wohl auch Arrangements der Reiſebüros eingehen, aber ſich größeren Geſellſchaften nicht anſchließen. Von den rund 100 amerikaniſchen und 167 engliſchen Geſellſchaftsreiſenden, deren Reiſeroute längs des Rheins führt, ſind in den nächſten Wochen beſonders aus den Vereinigten Staaten in erſter Linie, große Gee ſangvereine zu erwarten. die das deutſche Sängerfeſt beſuchen?BT¶c ö »Ein Gewitter, begleitet von orkanartigem Sturm, ging beute früh getzen 5 Uhr über unſere Gemarkung nie⸗ der. Es dürfte wieder mancher Sachſchaden entſtanden ſein. So wurde auch in der Nathausſtraße ein Flrmenſchild vem Sturmt losgeriſſen und auf die andere Straßenſelte geſchlen⸗ dert. Der mit dem Gewitter niedergegangene Hagel war glücklicherweiſe nicht ſo ſtark, daß gbßerer Schaden ent⸗ ſtanden wäre. „ Per orkanartige Sturm, der heute früh bei dem Gewitter wütete, hat doch größeren Schaden ange⸗ richtet. Der Landwirt, Joh. Martin, in der Luiſenſtraße läßt zur Zeit ſeine Scheuer umbauen. Zwecks dieſes wurde das Dach und das Holzwerk entfernt, ſodaß die beiden Seitengiebel frei daſtanden. Der Sturm warf einen Giebel um und ſchlug auf das kleinere Häuschen des Herrn Faber, deſſen Dachwerk von den Steinmaſſen völlig eingedrückt wurde. Der dadurch ver urſachte Schaden iſt beträchtlich. Der den Umbau voll ziehende Maurermeiſter iſt zum Glück in der Haftpflicht. Bei dem Aufſchlagen des Giebels auf das Dach, gab es natürlich einen ſurchtbaren Krach, ſodaß die in dieſem Heuſe wohnende Familie ſchnellſtens dies verließ. Die Aufräuwungsarbeiten wurden heute früh gleich nach der Menſchenleben ſind bei dieſem Einſturz nicht zu Schaden gekommen. Herr Bürgermei⸗ ſter Lamberth beſichtigte heute früh mit noch einigen Herren dle Unglücks ſtätte, die auch das Ziel vieler Neu⸗ gieriger geweſen iſt. Dieſer Vorfall iſt wieder eine War⸗ nung für das Bauhandwerk. Aufruf an alle Aktiven u. Paſſiven der Sportvereinigung Amieitia 091 Ein Klubhaus iſt auf unſerem Waldſportplatz im Entſtehen, das ganz Vlernheim ein hoher Bewels von Tatkraft und Energie der Sportvereinigung ſein wird. Es gilt ein Werk zu vollbringen, an welchem unſere ge⸗ ſamten Mitglieder, vor allem aber unſere Spleler Freude haben werden. Wer die große geräumige Halle in ihrem jetzigen Aufbau ſieht, wird ſagen müſſen, daß es ein ſtatt⸗ licher Bau ſein wird. Viele und große Arbeit muß aber noch verrichtet werden, wenn die Halle bis zu den in 14 Tagen ſtattfindenden Orts meiſterſchaften völlig auf⸗ geſtellt ſein ſoll. Ein dringender Appell ergeht vor al⸗ lem an ſämtliche paſſiven Mitglieder, ſich abends zum Aufbau zur Verfügung ſtellen. Von unſeren Aktiven erwarten wir jeden Abend reſtloſe Beteiligung. Das erſte Klubhaus in Viernheims Mauern als Eigentum der Sportoereinigung ſoll unſeren Mitgliedern Auſporn ſein für ihren Verein und deſſen Ziele: für die Körperpflege und Jugenderziehung, für Einigkeit und Ge⸗ ſchloſſenheit im Innern und dadurch Aufwörtsentwicke⸗ lung des Vereins durch ſportliche Tatkraft nach außen! Mögen unſere Mitglieder und Freunde des Sportes um dieſe Ziele Wetteifern! Dann iſt der Sleg unſer Vorſtand und Sportleitung der Sportvereintgung Amſeltia 09. Humoriſtiſche Ecke. Der ehemalige Könlg Friedrich Auguft macht elne Nord⸗ landteiſe und ſchreibt ſich, vom Kapitän des Dampfers um einen Gedenkſpruch in das Kapitänsbuch gebeten, ſo ein; „Feledrich Auguſt, Rönig ohne Sachen.“