Aus Heſſen. Mainz.(Stenographentagung.) Der heſ⸗ ſiſch naſſauiſche Kurzſchriftverband, der außer Heſſen⸗Naſ⸗ ſau, Heſſen, Waldeck und Unterfranken umfaßt, hielt in Mainz unter dem Vorſitz des Verbandsvorſitzenden Leh⸗ xer Schöpp ſeine 48. Verbandstagung ab. Der Verband zählt gegenwärtig 12000 Mitglieder. Das Verbands⸗ wettſchreiben ſoll am 23. September in Offenbach abge⸗ halten werden. Der Ort des nächſten Verbandstages iſt Wiesbaden. Den Feſtvortrag hielt Bundesvorſitzen⸗ der Regierungsrat Dr. Blauer-Dresden. In der Feſt⸗ verſammlung überhrachte Schulrat Haſſinger⸗Darmſtadt die Grüße des heſſiſchen en ee Beim Wett⸗ ſchreiben in der Einheitsſtenographie war die Höchſt⸗ leiſtung 320 Silben. Gonſenheim.(Feuermeldeſtellen— Feuer⸗ löſcher.) Um bei einem ausbrechenden Brand ſoſort die nötige Hilfe durch die Feuerwehr zu erhalten, ſind in der Gemeinde Gonſenheim Feuermeldeſtellen errichtet wor⸗ den. Die Feuermeldeſtellen beſitzen alle Ferurufanlage, ſo daß von dort aus ſofort die Polizeiverwaltung und die Feuerwehr von einem ausgebrochenen Brand in Kennt⸗ nis geſetzt werden kann. Um Brände ſofort beim Ent⸗ ſtehen unterdrücken zu können, ſind der freiwilligen Feuer⸗ wehr euerlöſcher“ unterſtellt, die bei Ausbruch eines Brandes ſoſort anzufordern ſind. 1 Wie das Lagerbier erfunden wurde Um die Zeit, als der Wallenſtein in Deutſchland hauſte, lebte in Lichtenfels in Bayern ein Schuhmacher, der nicht lange erſt einen Lehrjungen angenommen hatte. Dem befahl er eines Morgens, die Flaſche zu nehmen und ſie voll Bamberger Bier zu holen, wie es damals in der Stadt ausgeſchenkt wurde. Der Burſche verſtand die Sache aber ſalſch und machte ſich auf den Weg nach Bamberg ſelbſt, wo er den Mittag ankam, ſich ſeine Flaſche füllen ließ und mit hungrigem Magen und mit kurioſen Gedanken, warum ihn ſein Meiſter ſo weit nach einer Flaſche Bier ſchicke, wieder auf den Heimweg machte. s wurde ſchon Abend, als er vor Lichtenfels ankanm und dort einen anderen Schuſterjungen antraf, der ihm ob ſeines weiten Weges und ſeiner Dummheit auslachte, und nicht genug zu erzählen wußte, was ſein Meiſter über ſein langes Ausbleiben geſchimpft und ſchon den Knie⸗ riemen für ihn zurecht gelegt habe. Dem Burſchen ſtieg die Angſt zu Herzen. Der Schuſterei hatte er von An⸗ ſang an keinen Geſchmack abgewinnen können, und die . Prügel in Aus ſicht, ſtiezen dem Faß den VBoven aus; er ſteckte die Flaſche in ein Loch, das unter einem Baume am Wege entſtanden war ſtopfte es mit Erde und Raſen zu und lief in die weite Welt. Für abenteuerliche Geſellen war's eben damals die rechte Zeit. Schon am anderen Morgen traf der Burſche, der ſeinen Hunger vorläufig mit einem Gericht aus dem Rübenacker geſtillt und in einem Heuſchober übernachtet hatte, auf einen Trupp Reiter, die den kräftigen Jungen gern als Troßbuben mit ſich nehmen, und Tags darauf gehörte er zu des Friedländers Armee. Bald zeigte er mehr Geſchick für den Säbel, als für den Pfriemen, und mehr Mut beim Einhauen, als Verſtändnis beim Bier⸗ holen, ja, er hieb einmal bei einem unvermuteten Ueber⸗ fall den Friedländer ſelbſt heraus, ſtand nach fünf Jahren als Offizier an der Spitze eines Fähnleins, und zog eines Tages zu demſelben Lichtenfelſer Tore ein, wo er einſt nit ſeiner Flaſche hinausgegangen war. Der Baum, der die Flaſche verdeckte, ſtand noch grünend auf demſelben Flecke. Das Glück aber hatte den Burſchen nicht ſtolz gemacht, ſein erſter Gedanke war, ſeinen alten Meiſter aufzuſuchen. Vorher aber ging er vor's Tor hinaus und grub die Flaſche aus dem Boden, die vollkommen gut erhalten ſchien, und wanderte damit ſeines Meiſters Hauſe zu. Der Schuhmacher fuhr in die Höhe, als er den Offizier eintreten ſah, der aber ſtreckte ihm die Flaſche entgegen und ſagte: „Da, Meiſter, iſt das Bier, das ich für euch von Bamberg habe bolen müſſen,'s hat freilich ein bischen lange gedauert, aber es wird ja wohl noch gut ſein.“ Der Schuhmacher ſah ihn mit aufgeſperrtem Munde an, bis ihn der Offizier fragte, ob er denn ſeinen davon⸗ gelaufenen Lehrfungen nicht wieder erkenne, und ihm er⸗ zählte, wie es ihm ergangen. Lange wollte die wunder⸗ bare Veränderung dem Schuſter nicht in den Kopf, aber die Bierflaſche war ihm noch im Gedächtnis, denn derlei Geſchirr war zu jener Zeit koſtbarer als heute, und ſo würde die Bierflaſche mehr des Spaſſes wegen geöffnet. Aher einen ſolchen Trank, wie da herausquoll, hatte des Schuſters Zunge nie geloſtet, ſeine Nachbaren mußten herbei, um das doppelte Wunder zu ſchauen: feinen verwandelten Lehrjungen und das fünfjährige Bier. Bald mar die Hiſtorie in der ganzen Stadt ruchbar, der Alt⸗ meiſter der Bierbrauerei ſtellte ſich ſelbſt ein, um den Trank zu prüfen und von demſelben Tage an wurden in Lichtenfels die erſten Keller gegraben, um Bier darin 10 lagern, welche Mods ſich bald durch's ganze Bayern⸗ and fortpflanzte und h einen Ruf ſchuf, der noch nicht i bis auf den heutigen Tag. beeinträchtigt worde. Obſterſatz.„%% Etwas für den Speiſezettltl. Die Tatſache, daß Obſt für die Ernährung des Körpers und die Regelung ſeiner Funktionen von größter Wichtig⸗ keit iſt, wird heute von allen Hausfrauen anerkannt, und die Kinder erhalten deshalb, wenn möglich, alle Tage ihr Teil Obſt. Das Obſt iſt nun leider viel zu teuer und be⸗ ſonders in obſtarmen Jahren nicht ſo preiswert, daß es die Allgemeinheit täglich auf den Tiſch bringen kann. Wir ſind deshalb gezwungen, uns nach einem Erſatz umzuſehen, der ebenfalls das Erfriſchende und Kühlende des Obſtes mit ſeiner leichten Verdaulichkeit und leicht abführenden Wirkung verbindet. Da ſtehen uns zunächſt der Rhabarber, die Tomate und die Beeren des Hollunders, die im landläufigen Sinne wohl kaum zum Obſt gerechnet werden, zu billigen Prei⸗ ſen zur Verfügung. Der Rhabarber braucht nicht nur als Kompott auf den Tiſch zu kommen, ſondern kann auch durch Verdickung mit Mondamin, Stärke, Grieß oder Sago als Fruchtpudding bereitet werden. Ferner bereitet man daraus einen„, der in Zucker eingekocht und in Flaſchen eingefüllt. Der Rhabarberſaft wird dann wie anderer Saft zu Suppen, Saucen und zur Herſtellung von Fruchtpudding verwendet. Die Tomate wird roh gegeſſen; auch wird Salat da⸗ von bereitet. Gekocht iſt ſie als Sauce und Suppe weniger beliebt. Weniger bekannt aber iſt auch ihre Zubereitung mit 5 als Kompott oder als Saft, der dann ö ö wie beim Rhabarber angegeben, in verſchiedenſter Weiſe verwendet werden kann. 100 Die Hollunderbeeren endlich werden zu Marmelade oder zu Saft verkocht. Dieſer kann, wenn er richtig geſüßt, gewürzt und mit wenig Eſſig eingekocht wurde, den Kitſch⸗ oder Johannisbeerſaft vollſtändig erſetzen und genau in der gleichen Weiſe verwendet werden. Auch als Fruchiſuppe, die man kalt mit geröſteten Semmelbröſeln zu Tiſch gibt, finden die Beeren Verwendung. i ö Ein weiterer Obſterſatz wird uns in der Buttermil und der Dickmilch geboten. Aus Buttermilch werden na ſehr berſchiedenen Rezepten Suppen gekocht oder ſie wird zur Abwechslung auch roh getrunken. Die dicke Milch braucht ebenfalls nicht nur mit Brot, Zucker und Zimmt gegeſſen, ſondern kann auch durch Gelantine verdickt und gefüßt zu Speiſe umgewandelt werden, der man durch mehr oder weniger Eier, Zugabe von Zitronen, Frucht⸗ 1 Vanille oder Mandeln einen ganz veränderten Ge⸗ ichmacl und verſchiedenes Ausſehen geben kann. l ſcheinen. . geladen ſind.— Wegen ſtandsmitglieder eine halbe Stunde früher zu er⸗ Am Donnerstag, den 5. Jull, abends ½9 Uhr halbjährige General⸗ verſammlung im Lokal zum Stern, wozu alle Mitglieder höflichſt ein⸗ wichtiger Beſprechung zu auhgergewöhnlich bitte ich die Herrn Vor⸗ Der Vorſitzende: Knapp. N 77 75 7 g Amhbeersprug offen Pfd. 90. ½ Flasche 2.— ½ Flasche 1.20 Sehr erfrischend: Gitronade Flasche 1.10 Drangeade 1.20 werden gebeten, in dieſer Verſammlung vollzählig zu erſcheinen. 0 7 4 ein„Eintracht“ Resten Freitag, 6. Jult, abends ½9 Uhr Mitgliederver- ſammlung in der Vorſtadt. Tageb ordnung: 1. Be⸗ ſprechung über die am 8 9075 e 0 1 5„een r n 5 2 07 r eee n 125 1 N 5 8 7 2 1 setzten Preisen sowie gröbere Posten in von nur erstklassigen Waren Besichtigung ohne Kaufzwang; Gegründet 1906 I 1 918 5 e Unr findet im Lokal 8 8 W Brauhaus eine wichtige rennen mitmachen wollen, herabge- E. Mitglieder ⸗Berſammlung statt. Diejenigen Mitglieder, die das Vereins- mögen sich zur Anmeldung daselbst einfinden. Einsatz frei. Der Vorstand. Neuwaſcherei G. Schäfer vorm. P. Schnepp Wtw. nächſten Sonntag im Ver⸗ eins lokalſtattfindende Ver⸗ anſtaltung. 2. Vereins- rennen. Die Mitglieder Der Vorſtond. Züronen.. Stück 10 und 1253 Drauselmonagewürfels z B. Sollawasser- Limonade Uuelurisene ineratwasser zu billigsten Preisen zu verkaufen. Einen guterhaltenen MHinder- und Sportwagen Befichtigung ab abends 35 5 8 Uhr Mannheimerstr. 35 Motorräder jegl. 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Nr. 155 Biernheimerfinzeigel Viernheimer Tageblatt Anzeigenpreiſe: lederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für d f mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Auslands. Amtsblatt der Heſſiſchen VBürgermeiſterei und des Polizeiants zeigen werden nach Möglichkeit berückfichtigt.— Für die Aufnahme Platzvorſchriften bei An 8 i 0 an 1 vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Zewähr nicht übernommen werden. (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petltzeile koſtet 25 91 5 die Reklamezeile 60 Pfg. . erate und Notizen von —— 2——— armer deresa nder. 45. Jahrgang Donnerstag, den 5. Juli 1928 NMaeues in Kürze. zs: Im Reichstag fand die große Ausſprache über die 1 Negierungserklärung ſtatt, bei der die Vertreter der Mit⸗ telparteien ſich meiſt zuſtimmend äußerten. 9 N 5 1 1 0 26: Poincare hat beim Feſtbaukett der amerikaniſchen Handelskammer eine wunderſchöne Frievensrede gehalten, ö der hoffentlich bald Taten folgen. deu Nobileleute iſt bisher nicht erfolgt. . 26: Allgemein wird befürchtet, daß Amundſen nicht mehr unter den Lebenden weilt, es ſoll ſogar nach einem unbeſtätigten Gerücht ſeine Leiche gefunden worden ſein. unerhörte Entgleiſung iſt recht dürftig ausgefallen. Vereln worvirts Samstag, den 7. Juli, abends f zum seren Heute Mittwoch, den 4. ds. Mts., abends 8½ Uhr nbabend im Clublokal Tages⸗ Schwarzwaldwande⸗ aller Art liefert ſchuell, ut 1. dun Oruckerel„Blernheimer Anze ger“ zs: In England mehren ſich die Stimmen, die für Rheinlaundränmung und Reviſion des Dawes⸗Planes ein⸗ 9 ö treten. is: Die langerwartete Kriſe in Jugoſlawien iſt aus⸗ Rart hat nachdem das Geſamtkabinett ſeinen Rücktritt er⸗ a„ Das Programm. „„ Es iſt in der Reichshauptſtadt hochſommerlich heiß geworden, der Aſphalt glüht und fängt an ſich aufzu⸗ löſen, die Häuſerfronten werfen die Sonnenhitze zurück, daß man zeitweilig den Eindruck hat, als ob man in einem Backofen ſitzt. Kein Wunder, daß unter ſolchen Umſtänden die Flucht aus der Reichshauptſtadt einſetzt, zumal die großen Ferien begonnen haben. Weniger glücklich ſind die Herren Reichstagsabgeord⸗ neten dran, fur die die eigentliche Arbeit jetzt beginnt; Aber trotz der hochſommerlichen Temperatur hatten ſich die neuen und die alten Volksvertreter beinahe voll⸗ zählig eingefunden, um die Regierungserkläru des neuen Kanzlers entgegenzunehmen. Im Saal hinter den Sitzen der Miniſter ieee wie immer die Legationsräte, Atta⸗ ches und ſonſtige Vertreter der Behörden, die Publi⸗ kumstribünen wieſen ebenfalls keine Lücke auf und auf der Journaliſtentribüne herrſchte das an großen Tagen ühliche Gedränge, als Reichstagspräſident Loebe pünkt⸗ lich um 3 Uhr die vierte Sitzung des neuen Reichstages eröffnete. Dann erhielt Hermann Müller, der in⸗ zwiſchen an der Spitze des neuen Kabinetts Platz genom⸗ men hatte, das Wort. Man macht heute einem Kanzler die Verleſung der Regjerungserklärung recht ſchwer, da bekanntlich das Red⸗ nerpult beſeitigt iſt, ſo daß der Redner gewiſſenmaßen nut vor einem Tiſch ſteht. Hermann Müller hat den großen Vorzug, daß er über ein kräftiges Organ ver⸗ fügt, was ſich bei den mannigfachen, weder geiſtreichen noch geſchmackvollen Zwiſchenrufen, in denen ſich die Kom⸗ muniſten und ihre Gegenſpieler, die Völkiſchen, über⸗ boten, recht vorteilhaft war. So gab es gleich zu. Beginn der KRegierungserklärung verſchiedene Zwiſchen⸗ rufe, auch während der Rede waren die Zwiſchenrufer eifrig am Werk, wobei Reichstagspräſident Loebe ſie ge⸗ währen ließ und nur zuguterletzt dem Kommuniſten Torg⸗ jer einen Ordnungsruf erteilte. Die Regierungserklärung, die Hermann Müller ver⸗ las, zeichnete ſich nicht eben durch Kürze aus. Es gab Zuhörer, die meinten, daß ſie nicht das Arbeitsprograu un für vier Jahre, ſondern für vierzig Jahre darſtelle. Von der Räumung der Rheinlande bis zum Säuglings- Wie von der Mikarbeit in Genf bis zum Problem des ſetspreiſes blieb kaum eine weſentliche Frage unbe⸗ rührt. Der erſte Teil war der Außenpolitik ge⸗ wibmet; aus den Erklärungen, die der Kanzler hierzu abgab, konnte man entnehmen, daß der außenpolitiſche Kurs unverändert bleiben wird. Mit beſonderem Nach⸗ druc wurde die Bedeutung des Räumung . unterſtrichen, eines Problems, das, wie die egierungserklärung mit a e einfach und klar it, ſo daß es nur des guten Willens bedarf, um dies Problem zu löſen. Auch an der Reparations⸗ frage ging die Regierungserklärung nicht vorüher. Die keſtlichen zwei Drittel der Erklärung waren den innen⸗ poliliſchen Fragen gewidmet, wobei eine große Reihe von Geſeßentwürfen angekündigt wurde. Man ge⸗ 551 aus der Regierungserklärung den Eindruck, daß das abinett, wie das der Innenminiſter Severing ja auch bereits ausſprach, mit einer langen Amtsdauer rechnet, wenn auch, wie es in der Regierungserklärung ißt, noch 115 die koalitionsfähige Grund⸗ a. 1 e erreicht Daraus kann man entnehmen, daß i 92 der Kanzler mit gewiſſen enge für den ö net, daß er aber darauf vertraut, daß dann, 1 0 bas Nebel der Perſdichleiten in ein Kabinett ſoßen Koalition umgewandelt ſein wird, die Aera f en ec an iſt, ſo daß die ganze Kraft der konze kann. enn es in der baut 3 alle; W e 33 n bl überall boftt und ermaxtet man. : Eine Rettung Lundbergs und der bei ihm weilen⸗ : Die Antwort des Sejmmarſchalls auf Pilſudſtis egie⸗ „Das iſt der einmülige ei echt dem Willen des dem in der Tat nur zu⸗ e sregierung ſich auf die ehen der ihr obliegenden gaben W pe fühſge und gedeihliche Arbeit geleiſtet und den Kri⸗ ſenmachern das Handwerk gelegt wird. Sofort nach der Verleſung der Regierungserklärung pertagte ſich das Haus, um am Mittwoch mit der Aus⸗ ſprache über die Regierungserklärung zu beginnen. Die Parteien werden dazu naturgemäß mancherlei zu ſagen haben, da ihnen aber eine Redezeit von zwei Stunden zugebilligt iſt, ſo dürfte dieſe Zeit auch ausreichend ſein. Man hofft am Donnerstagabend bereits zur Abſtim⸗ mung zu kommen, dann will wan Wochenend machen, um am Dienstag wieder zuſantmen zu kommen und in den fünf übrig bleibenden Tagen der neuen Woche die A m neſtiefrage und einige beſonders dringliche Probleme zu erledigen. Iſt dieſe heit getan, dann kön⸗ nen auch die Herren Volkso. treter das im Som⸗ mer nicht übermäßia angenebhme erlin veska... ——— bteſſeecho zur Regierungserklärung Die Berliner Zeitungen % Berlin, 4. Juli. Für die „D. A. Z.“ war die Regierungserklärung eine Enzyklopädie aller ſchwe⸗ benden politiſchen Fragen, aber ohne Antworten. Sie war ein Tarnvorhang, von dem man erſt abwarten muß, welche Abſichten ſich hinter ihm verbergen. Der„Tag“ ſpricht von billigen Beteuerungen, von einem ganz ver⸗ blaßten Schwarz-Rot⸗Gold. Die Sozialdemokraten würden wenig Freude haben. Die Regierungserklärung ſei ein mat⸗ tes Notprogramm. Für die„Voſſiſche Zeitung“ iſt das Regierungsprogramm kein müheſeliges Kompromiß, ſondern eine gemeinſame Arbeit von Perſönlichkeiten, die aufeinander abgeſtimmt ſind und im weſentlichen überein⸗ ſtimmen. Nach dem a „Berliner Tageblatt“ gleicht das Regierungsprogramm einer manchmal etwas zu vorſichtig gezogenen Diagonale, die ſich aus den widerſtre⸗ benden Wünſchen der Regierungsparteien ergibt. Immer⸗ hin zeige das ſtark ſpezialiſierte Programm, daß die Re⸗ gierung ſtark ſei, darum ſollte ſie ein klares Vertrauens- votum erlangen. Für die„Voſſ. Zeitung“, wie für das „B. T.“ iſt die neue Regierung eine Regierung auf lange Sicht. Der„Börſen⸗Courier“ ſpricht von einer Thronrede, da die Regierungserklärung ſo überparteilich abgefaßt worden ſei. Das Fehlen aller kämpferiſchen Klänge beweiſe, daß die neue Regierung eine Regierung des Beherrungszuſtandes, eine Regierung der deutſchen Stabilitätsepoche ſein ſoll. Die Hamburger Preſſe. Bei Beſprechung der Regierungserklärung im Reichs⸗ tag ſtellte das„Hamburger Fremdenblatt“ u. a. feſt, daß die Regierungserklärung verhältnismäßig wenig Angriffsplätze biete. Freilich ſei manches und gerade wichtigſtes nur angedeutet, wo man gern deutliches gehört hätte. Die„Hamburger Nachrichten“ führen u. a. aus:„Das Programm Hermann Müllers ſei genau ſo utopiſch wie der Sozialismus überhaupt.“ Die franzöſiſche Preſſe.. Paris, 4. Juli. Die Pariſer Morgenpreſſe bringt über- die Regierungserklärung des neuen Reichskanzlers Hermann Müllers ausführliche Berichte und größtenteils längere Kommentare. Im allgemeinen wird der gemäßigte Ton der Regierungserklärung hervorgehoben, von der Rechtspreſſe jedoch an der Forderung nach Rheinlandräu— mung ohne Gegenleiſtung Anſtoß genommen. Der„Matin“ erklärt, Hermann Müller habe von Anfang bis Ende eine logiſche und vernünftige Rede gehalten. Nachdem die Außenpolitik Streſemanns von Obſtruktion der nationali⸗ ſchen Vertreter in der Reichsregierung befreit ſei, habe ber Verzicht auf den Revanchegedanken zum erſten Mal amtlich auf der Reichstagstribüne ausgeſprochen werden können. g Der„Petit Pariſien“ 15 ſtellt ſeſt, Hermann Müller habe einen gemäßigten Ton angeſchlagen, der jedoch eine gewiſſe Energie nicht aus⸗ ſchließe. Das„Echo de Paris“. kommt zu der Auffaſſung, Deutſchland könne ſolange nicht an Revanche denken, als es den Rhein nicht wieder erlangt habe, dann hätte es die Inſtrumente ſeiner Revanche in der Hand. Die Räumung müſſe daher möglichſt hinaus⸗ geſchoben werden. Der„Figaro“ rechnet den franzöſiſchen Sozialiſten vor, daß die Er⸗ klärung 10 8 Müllers ihre ſämtlichen Illuſtonen ver⸗ nichtet habe. Von der Linkspreſſe faßt „Ouotidien“ 4 eine Meinung dahin zuſammen, daß das neue Kabine n außenpolit ſeach Aehaens einen Willen zur Ver⸗ ſtändigung aufrecht erhalten und ſeine Ziele verfolgen we 1 5 . Das„Deuvre“ in, daß das Rheinlandpfand für rankrei 5 5 Nr N 2155 an 5 5 5 S 0 weder materiell noch moraliſch Nutzen daraus ziehen könne, wenn es nicht zur rechten Zeit in Verhandlungen eintrete. Recht ausführlich auf die Rheinlandfrage geht der„Peuple“ ein, der die Rheinlandfrage als die dringendſte Frage der europäiſchen Politik bezeichnet. Die Tatſache, daß Deutſchland wieder völlig im europäiſchen Konzern auf⸗ genommen worden ſei, unter den leitenden Mächten des Völkerbundes ſeinen Platz gefunden habe, und die Er⸗ füllung ſeiner Verpflichtungen aus dem Verſailler Ver⸗ trag amtlich anerkannt habe, geſtatte nicht, es noch einige Jahre in einer verminderten Stellung zu belaſſen. N Poincare als Friedensengel. Eine Rede bei der amerikaniſchen Handelskammer G. Paris, 4. Juli. Auf einem von der amerikaniſchen Handelskammer gegebenen Feſteſſen ergriff Miniſterpräſident Poincare das Wort. In einem geſchichtlichen Rückblick auf die Kriegs⸗ jahre feierte Poincare die franzöſiſch⸗amerikaniſche Waf⸗ fenbrüderſchaft und erklärte u. a. der Friede ſei gekom⸗ men und habe den Siegern und Beſiegten gezeigt, daß in einer durch Gemeinſamkeit der wirtſchaftlichen Intereſſen immer enger verbundenen Welt jede kriegsnotwendige Weiſe unerſetzlichen Schaden zurücklaſſe. Die erſchöpften Völker hätten zum größten Teil finanzielle Kriſen durch⸗ zumachen gehabt, die nur durch Klugheit hätten gemeiſtert werden können. Frankreich ſei eines jener Länder die am meiſten gelitten hätten. Frankreich habe ſich immer gern den Regierungen und Völkern angeſchloſſen, die das Geſpenſt des Krieges weit von ſich wieſen, und es werde dies auch weiterhin tun. Es werde nicht verfehlen, der Welt Unterhändler für ſeinen friedfertigen Geiſt zu geben und insbeſondere niemals eine Gelegenheit vorübergehen laſſen, die An⸗ griffskriege zu verbannen. Unter der Vorausſetzung, daß es die Freiheit habe, ſeine Sicherheit gegen eptl. Inva⸗ ſions⸗Drohungen und ſich gegen alle Angriffe zu ver⸗ teidigen, ſei es gern bereit, den Krieg als die abſcheulichſte Leiſtung zu verdammen, und ſein Möglichſtes zu tun, um ſeine Wiederkehr zu verhindern. Zum Schluſſe ſprach Poincare die Hoffnung aus, daß der Friede dauernd ſein werde und die Vereinigten Staaten die Mittel finden würden, die Jahrhundert alte Freundſchaft zu erweitern. 0 Wenn aus dem Saulus Poincare ein Paulus ge⸗ worden wäre, wenn der alte Kriegshetzer ſich in einen aufrichtigen Friedensfreund gewandelt hätte, ſo würde das nirgends mehr begrüßt werden als bei uns. Manche Reden des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten im letzten Jahre laſſen faſt daran glauben. Aber die ſchönen Reden allein tun es nicht, wir müſſen Taten ſehen. Die erſte und beſte Gelegenheit hierzu bietet die Frage der Rhein⸗ landräumung, die, wenn in deutſchem Sine gelöſt, den ſchönſten Beweis für Friedenswillen dar⸗ einen echten ſtellt. 7. 2 7 Breitſcheid und Weſtarp in Front. Die Oppoſſtion der Deutſchnationalen. de Berlin, 4. Juli. Präſident Loebe eröffnete die Sitzung um 12 Uhr und teilte mit, daß die Vorlage über den Nationalfeier⸗ tag eingegangen ſei. In der Ausſorache nahm als erſter Redner das Wort Abg. Breitſcheid(S.). Er erklärte, das deutſche Volk habe ſich bei der Wahl gegen den Bürgerblock eat⸗ ſchieden, die Sozialdemokratie hat einen entſcheidenden Sieg über die Deutſchnationalen davongetragen. Bei der jetzigen Parteikonſtellation käme nur die Große Koalition in Frage. In der Sache ſei auch die jetzige Regietung an die Fraktionen gebunden, da ſich die Miniſter auf das Vertrauen ihrer Fraktionen ſtützen müßten. Die Sozial⸗ demokratie wiſſe genau, daß in Verbindung mit den bür⸗ gerlichen Parteien nicht die Verwirklichung der ſoziali⸗ ſtiſchen Ideen erreichen könne. Sie wolle aber Einfluß auf die Regierung gewinnen, um in dem ſeinem Weſen nach kapitaliſtiſchen Staat ſo viel wie möglich für die Arbei⸗ terklaſſe herauszuholen. Erfreulich ſei, daß die Senkun der Lohnſteuer als vordringlich bezei et werde. Auf dem Gebiete der Außenpolitik trat der edner nachdrück⸗ lichſt für die Räumung der beſetzten Gebiete ein. Ganz beſonders begrüßenswert ſei an der Regierungserklärung das klare unzweideutige Bekenntnis zue Republik und Demokratie. Dafür, daß dieſe Erklärung nicht eine leere Verheißung bleibe, haben wir die Garantie in dem In⸗ nenminiſter Seyering. Abg. Graf Weſtarp(Du.) erklärte, daß zum 16. Male ſeit dem Erlaß der Weimarer Verfaſſung das deutſche Volk und der Reichstag die Ehre und das Ver⸗ gnügen haben. die Vorſtellung einer neuen Reichs regie⸗ „. F 323—— 8 ung engegenzuneymen. woch terne Regierung ſei aner⸗ dings mit der Feſtſtellung vor den Reichstag getreten daß die Parteien ſich über ein Regierungsprogramm nicht einigen konnten. Der Nedner betonte die Notwendigkeit der Verfaſſungs⸗ und Verwaltungsreform. Die Regie⸗ rung würde einen entſchloſſenen Gegner in uns finden, 50 ſie die Aufgabe anders zu löſen ſucht, als dadurch, daß die Grenzen zwiſchen Reich und Ländern klar und wirkſam abgeſteckt werden und daß den Ländeen Selb⸗ ſtändigkeit und Leiſtungsfähigkeit erhalten bezw. wieder⸗ gegeben werden. Es könne niemand ernſtlich behaupten, ben ſich außenpolitiſch irgend etwas von den Hoffnun⸗ en verwirklicht habe, die man in gewiſſen Kreiſen auf deutſche Linkswahlen geſetzt habe. Dem Kriegsächktungs⸗ pat ſtimmte der Redner zu. Befremdlich ſei, daß in der Regierungserklärung jedes Wort über den Oſten fehle. Zur Zollpolitik betonte de: Redner, daß ein weiterer Zoll⸗ abbau für die heutigen Verhältniſſe in 1 voll⸗ kom men verkehrt ſei. In der Agrarbolitif fordert er, daß das Notprogram, auch wirklich im gleichen Siinne fortgeführt wird. Die Dn. Vp. iſt gewillt, dem Verſuch der jetzigen Koalition, Sozialdemokratie und Liberalismus untereinander und mit dem Zentrum zu vereinigen, den chriſtlichen, ſozialen. nationalen Ideengehalt unſeres Parteiprogramms entgegenzuſtellen. Abg. Dr. Perlitius(g.) gibt für ſeine Fraktion eine Erklärung ab, in der die jetzt vorliegende politi⸗ ſche e als eine zeitliche Notlöſung bezeichnet wird. ie auf Weiterverfolgung der Politik chriſtli⸗ cher Verſtändigung hinzielenden Beſtrebungen fänden die ungeteilte Zuſtimmung des Zentrums. Verſchiedene Fragen des innerſtaatlichen, wirtſchaftlichen und geiſtig gulturellen Lebens ſehe das Zentrum ſchärfer, als ſie in der Erklärung der Regierung zum Ausdruck gelangen. Dis Erklärungen der Regierung über ihr Steuerprogramm laſſen zur Genugtuung erkennen, daß die demo⸗ kratiſchen und ſozialiſtiſchen Mitglieder des Reichskabinetts die Auffaſſung verlaſſen haben, auf Grund deren ſie den letzten Etat ablehnten. Die Zentrums fraktion wünſcht eine großzügige Entwicklung der Kulturpolitik von Reichs⸗ wegen. In der Schulfrage werde die Zentrumsfraktion keiner Löſung zuſtimmen, die nicht der in der Verfaſ⸗ ſung gewährleiſteten Gewiſſensfreiheit und dem Eltern⸗ recht entſpricht. Die Zentrum kraktion halte ſich im ein⸗ zelnen ihre Stellungnahme vor. Abg. Ewert⸗ Thüringen(K.) lehnte die Regie⸗ rungserklärung ab, weil ſie den Intereſſen des Groß⸗ kapitals diene und zur Täuſchung der Maſſen beſtimmt ſei. Der Redner begründete einen Mißtrauensantrag ge— gen die Regierung. i Abg. Dr. Scholz(D. Pp.) erklärte, das Sprich— wort„Was lange währt, wird endlich gut“ könne man icht uneingeſchränkt auf dieſe Regierung und ihre Ent⸗ tehung anwenden. In der Frage der Verwaltungsreform hätte man ce Zuſagen in der Regierungserklä— ung gewünſcht. Die Vorausſetzung für wirkſame Re⸗ nge ſei die Homogenität der Regierungen des Reiches und Preußens. Die Kriſe in Jugoflawien. Geſamtrücktritt des ſüdſlawiſchen Kabinetts. K Belgrad, 4. Juli. i Die Negierungskriſe iſt ausgebrochen. Wullitſchewitſch hat dem König den Geſamtrücktritt des Kabinetts mit⸗ geteilt. Man befürchtet, daß ſich dieſe Negierungskriſe zu einer Staatskriſe entwickeln wird, wenn die kroatiſche Bauernpartei geſchloſſen der Bildung eines neuen Kabi⸗ netts dadurch Schwierigkeiten bereitet, daß ſie mit großer Entſchiedenheit Verfaſſungsreformen verlangt. Es han⸗ delt ſich dabei um die Forderung nach einem ſelbſtändi⸗ gen kroatiſchen Landtag und nach Verwaltungsſelbſtän⸗ digkeſs. Korruption in Bukareſt. Eine rumäniſche„Panama⸗Affäre“. Wien, 4. Juli. eber eine neue„Panama⸗Affäre“ in Rumänien wird berichtet, die in Bukareſter politiſchen Kreiſen großes reichen ſuchen. Aufſehen erregt. Es handelt ſich um Petroleumfelder pon Trgaviſte, die Staatseigentum waren und auf Grund 7 n den bie i Artunden an Pribacqperfonen dogegeven wur⸗ den, die ſie an eine englische Geſellſchaft weiter verkauften. Der größte Teil dieſes Feldes iſt bereits für einen Preis von drei Milliarden Lei in fremde Hände über⸗ gegangen. Die Betrüger haben auch bereits einen Vor⸗ ſchuß von 90 Millionen Lei erhalten. Hohe Bezirks⸗ beamte von Trgaviſte, eine hohe politiſche Perſönlich⸗ keit in Bukareſt ſowie Abgeordnete und hohe Beamte des Handels⸗ und Wirtſchaftsminſſteriums ſind in dieſe An⸗ Kleine politiſche Meldungen. Paris. Die Kammer beſchäftigte ſich mit den Woh⸗ 5 ee 19 0 ollen und 60 000 op u mittleren Mietspreiſen ſollen für insgeſamt 11 Mil⸗ liarden Franken hergeſtellt wee 0 5 gelegenheit verwſckelt. 5 Warſchau. Der Unterſtaatsſekretär im Außenminiſterium Wyſocki hatte eine längere Unterredung mit dem deutſchen Geſandten Rauſcher, bei der auch der bisherige polniſche Geſandte in Berlin, Olſzowſki, anweſend war. Kowno, Das Gericht hat ſich zur Beratung über das Urteil im Schachty⸗Prozeß zurückgezogen. Das Urteil ſoll Donnerstag früh gefallt eden 90 f Sofia. In Sofioter Regierungskreiſen ſpricht man von einer: endgültigen Abbruch der Anleiheverhandlungen mi der Diskonto⸗Geſellſchaft. 50 0 90 f Rom. Die beiden italieniſchen Rekordflieger Ferrarta und del Perte ſind zu einem Ozeanflug über Algie⸗ d Weſtafrika nach Buenos Aires nato. Noch keine Rettung Lundborgs! Die Leiche Amundſens aufgefunden? M Oslo, 4. Juli. „Hier ſind nicht feſtſtellbare Gerüchte verbreitet, die ſich auf die angebliche Auffindung der Leiche mundſens beziehen. Eine engliſche Jacht, die in der Nähe von Tromſk kreuzt, ſoll in den Morgenſtunden eine ſchwache und verſtümmelte Radiomeldung aufgefangen haben, aus der hervorzugehen ſcheint, daß die Leiche Amundſens im Eismee.e nördlich von Spitzbergen geſunden worden ſei. Eine Beſtätigung dieſer unwahrſcheinlich klingenden Meldung liegt bisher nicht vor. Auch die Meldungen über den Eisbrecher„Kraſſin“ widerſprechen ſich ſtark. Die letzten Nachrichten laſſen je⸗ doch mit Sicherheit erkennen, daß es ihm nicht gelungen iſt, bis zum Lager der Lundborg⸗Gruppe vorzudringen. Der Eisbrecher hat den Verſuch gemacht, in das Gebiet ſüdweſtlich von den Sieben Inſeln vorzudringen. Da die Umſchiffung des Südoſtlandes in nordweſt⸗ licher Richtung undurchführbar erſcheint, wird der„Kraſ⸗ ſin“ wahrſcheinlich in die Hinlopenſtraße zurückkehren und an der Oſtküſte entlang Kap S. hs das Lager zu er⸗ cher Auf Spitzbergen nimmt man ledoch an, daß ſich auch dort große Schwierigkeiten in den Weg legen werden. Aeberall Empörung gegen Nobile. Wie aus Moskau gemeldet ed, liegen nach Berich⸗ ten vom Eisbrecher„Kraſſin“ zwiſchen ihm und der Lund⸗ borg⸗Gruppe 65 Seemeilen. Der ruſſiſche Flieger Tſchuch⸗ nowſki ſei zum Start bereit, doch wartet er erſt die Her⸗ ſtellung der Funkoerbindung mit der Gruppe ab. —— EVI Mahnung zur Vernunft. Nheinlandräumung und Dawesplan. London, 4. Juli. Ein bekannter engliſcher Politiker, Wilſon Harris, ſchreibt in den„Daily News“ und in der„Weſtminſter Gazette“ über das deutſche Problem, wobei er zu der Schlußfolgerung gelangt, daß die Nheinlandbeſetzung ſchwerlich als gerecht bezeichnet werden kann, wenn Deutſchland die ihm„4ferlegten Verpflichtungen zur ausgeſprochenen Zufriedenheit ſei⸗ nec vormaligen Feinde erfüllt. Auch der Riepe tzationsplan wird vielleicht aufhören, gerecht zu ſein, wenn es ſich zeigt, daß Deutſchlands Zah⸗ lungsfähigkeit 8 erſchätzt worden iſt. 5 n Fe eee, unmöglich war, dann muß Der ameriramſche Genergiagent fur Neparanonen har mehr als eine ernſte Warnung vor der kommenden Kriſis ausgeſprochen. Es iſt weder gerecht, noch lug. von Deutſchland mehr zu verlangen, als es zu leiſten vermag. f 5 1 1 Wenn vor neun Jahren ein völlig gerechter Frieden das Verſäumte jetzt nachge⸗ holt werden. Manche Ungerechtigkeiten ſind in der Zwi⸗ ſchenzeit beſeitigt worden; mit dem noch vorhandenen muß in gleicher Weiſe verfahren werden. Das Spiel mit der Handgranate. Sechs Kinder bei einer Exploſion getötet. M Kattowitz, 4. Juli. In Tarnowitz ereignete ſich ein ſchweres Unglück. Kinder fanden beim Spielen eine Handgranate, die exzplo⸗ dierte. Sechs Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren wur⸗ den ſofort getötet, vier Kinder ſchwer verletzt. An 05 1 E29 aufgenommen Aufkommen der Schwerverletzten wird gezweifelt. polizeilichen Ermittlungen ſind ſofort worden. indem ſie behauptet, daß Aus dem badiſchen Lande. Unwetter über Mannheim. Mannheim, 4. Juli. wetter über Mannheim, wolkenbruchartigem Regen folgte. Ein orkanartiger Sturm fegte um halb 5 Uhr heulend über die Dächer, ihm fielen zahlreiche Fenſterſcheiben zum Opfer. Auch im Schloß⸗ garten und Friedri i i und ſtarke Aeſtbrüche Anheil angerichtet. Eine weitere eigenartige Erſcheinung war, daß durch den Sturm ein Teil der Straßeulaternen wieder eingeſchaltet wurde, ſo⸗ daß eine ganze Reihe von Straßen am Vormittage wie⸗ der beleuchtet waren. Die Feuerwehr mußte verſchiedenk⸗ lich zur Hilfeleiſtung in Aktion treten. Obſchon der ganze Sturm nur kurze Zeit anhielt, ſind die von ihm verur⸗ ſachten Verwüſtungen und Beſchädigungen recht beträchtlich. Mannheim. die badiſche Gewerbeſteuer 1923.) ämter angewieſen, von der Feſtſ nach Paragraph 170 Abſatz 2 der RA. abzusehen, wenn die Vermögensſteuer⸗Erklärung 1928 bis 15. Juli d. J abgegeben ö ſters der der Gewerbeſteuererklärungen das gleiche. Heidelberg.(Con der Un tverſitat.) Weinheim.(Staatliche Stutenprämie⸗ rung.) anberaumt. Heddesheim.(Eingemeindung.) Muckenſturm, Straßenheim und Neutzendorf mit der Ge⸗ meinde Heddesheim angeordnet. Damit iſt eine ſeit län⸗ gerer Zeit ſchwebende kommunale Angelegenheit ſchluß geregelt worden. Maßnahme ende Aufſehen erreat. Verbreitere Deinen Kundenkreis durch N Anzeigen im„Viernheimer Anzeiger“ CEE Me O MAN 3 f** f N 2 URHEBEffHECHHS SCHUTZ OUHRO OGH MEISTER WER GA. (5. Fortſetzung.) „Verflucht und zugenäht,“ ſagte Mac Leod, ſteckte das Fünfcentſtück gelaſſen wieder dahin, wo er es hergenommen hatte, gähnte zweimal kurz hintereinander, ſtreckte ſich, ver⸗ ließ ſein Bett und kroch in die Pantalons ſeiner königlichen Hauptmannsuniform. Dann ſpülte er in einem Meer von Waſſer und Eau de cologne den alten Adam ab und machte ſorgfältig Tollette. Man brauchte ja nicht zu ſehen, daß Tante Friedas Ueberzeugung:„der Zucker ſei'runter,“ rich⸗ tig war. Als es nichts mehr an ihm zu verjüngen und zu ver⸗ ſchönern gab, ſuchte er Tante Frieda in der Küche auf und bat urn Frühſtück— mit beſtrickendem Lächeln und liebens⸗ mürdig, wie eben nur er ſein konnte, tat er das— verzehrte es unter den bitterböſen Blicken und biſſigen Worten der alten Dame mit ſichtlichem Behagen— und ging. Vor der Haustür nahm er die 36 Cent, die für den Milch⸗ mann beſtimmt waren, vom Deckel des dortſtehenden Topfes und fuhr— ſtolz wie ein wirklicher ſchottiſcher Edelmann— zum Dienſt. Aber nicht mit dem Auto, ſondern mit der Straßenbahn Herr Hauptmann Leod hatte ſein Heim oder richtiger ge⸗ ſagt, das ſeiner Tante, erſt kaum eine Stunde verlaſſen, als die Flurglocke Tante Frieda aus der Arbeit riß. Das konnte ſie nicht vertragen. In ihr war Sturm und ſie fauchte wutflammend zur Korridortür, klappte aber im nächſten Moment wieder ſichtlich zuſammen, weil ſie ſich einem großen, gutgekleideten und ſehr ernſt ausſehenden Herrn gegenüberfſah. „Darf ſch eintreten,“ ſagte der Herr und Tante Frieda zwinkerte mißtrauiſch zu ihm hinauf:„Wer ſind Sie, Mijn⸗ heer? Ich kenne Sie nicht.“ Da ſtellte ſich der Fremde vor.„Zelle heiße ich und habe im einer ſehr unangenehmen Sache mit Ihnen zu reden.“ Mit einer Handbewegung nötigte ihn Tante Frieda ins 100 Zimmer.„Ditte Platz zu nehmen,“ folgte dieſer Einladung. Ohne jede Einleitung ging er aufs Ziel los. „Meine Tochter Gertrud war geſtern abend bei Ihnen?“ „Bei mir?— Bedaure, Mijnheer, bei mir war niemand.“ „Nun denn— bei Ihrem Sohne.“ „Ich habe keinen Sohn.“ „Mac Leod?“ „Der iſt mein Neffe und nicht mein Sohn.“ „So?!— Alſo war meine Tochter bei Ihrem Neffen?“ „Das iſt immerhin möglich— aber hier war ſie nicht.“ „Gnädige Frau———“ „Fräulein— nicht Frau!“ „Entſchuldigen Sie.— Alſo gnädiges Fräulein, das ver⸗ ſtohe ich nicht recht. Wenn meine Tochter bei Ihrem Neffen war, dann muß ſie doch hier geweſen ſein.“ Tante Frieda richtete ſich mit einem Ruck auf, kerzen⸗ gerade, wie ein Bleiſtift und funkelte ihr Gegenüber aus grünlich ſchillernden Augen nicht ſehr freundlich an. Ihre Stimme klang ſpitz und um eine Quinte höher wie gewöhn⸗ lich, als ſie Herrn Zelle unterrichtete: „Erſtens mal Mijnheer— und das möchte ich ſehr be⸗ tonen— iſt mein Haus ein anſtändiges Haus. Ich leide keinen Damenbeſuch. Abſolut keinen! Verſtehen Sie!“— dabel hob ſie den Zeigefinger und bekräftigte dieſe Ver⸗ ſicherung mit feemendem Kopfnicken,„und zweitens ſollten Sie Ihre Tochter beſſer beaufſichtigen. Das haben die Damen von heute ſehr, ſehr nötig.“ 5 „Richtig, gnädiges Fräulein, ich ſtimme Ihnen vollkom⸗ men zu. Ich bin des Beauſſichtigens feſt entſchloſſen und möchte mir eben Gewißheit verſchaffen, wo ſichh Tochter geſtern abend aufgehalten hat.“ „Bei mir nicht, Mijnheer.“ „Aber gnädiges Fräulein bemerkten doch, daß es ſehr wohl möglich ſei———.“ Tante Frieda fiel ihm ins Wort:„Schon, ſchon! Aber in ſeiner anderen Wohnung vielleicht.“ „Hat denn Herr Mac Leod noch eine zweite Wohnung?“ „Leider ja. Miſnheer und es würde mich gar nicht wun⸗ dern, wenn er auch noch eine dritte Wohnung hätte. Mein Neffe iſt ja ſo leichtſinnig! Sie können ſich keine Vorſtellun machen— wie leichtſinnig er iſt.— Ich weiß nur ſovie ſagte ſie und Zelle daß er in der Huygens⸗Straat ein zweites Quartief unter- hält. Dort pflegt er Umgang mit Menſchen, die ich hier nicht dulden würde, denen ich in weitem, weitem Bogen aus dem Wege gehe, weil ſch mich nicht ſchmutzig machen möchte. — O Mijnheer, es iſt furchtbar. Wenn Sie wüßten, was ich leide, wie mich das Schickſal durch dieſen Menſchen täg⸗ lich mit Ruten peitſcht.“ Laut aufweinend verbarg Tante Frieda das Geſicht in den Händen. Unter Schluchzen ſtieß ſie hervor:„Ich— ich — ſtehe— ganz allein. Alle Menſchen rücken ab— von mit, weil— weil ich häßlich bin, verbittert⸗garſtig— ich weiß Mijnheer— aber er— er— hat mich— ſo gemacht — wie— ich bin.“ 5 Zelle ſtarrte die Weinende faſſungslos an. Er hatte im Augenblick ſeine eigene Angelegenheit vergeſſen. Die Frau mußte viel erduldet haben, daß ſie ſich einem Fremden gegenüber ſo gar nicht wieder zurecht fand. Er verſuchte ſie zu tröſten. „Tränen, gnädiges Fräulein,“ ſagte er,„ich weiß nicht, ob die der Herr Hauptmann noch wert iſt. Ich habe nur einmal geweint in meinem Leben und das war, als ich meine Frau zur letzten Ruhe bettete. Wenn uns eine Men⸗ ſchenſeele verläßt, kann uns das wohl ans Herz greifen, wenn ſich aber ein Menſch ſelbſt entehrt— doch nicht. Was uns geſtern und vordem ſchon geſchehen iſt, gnädiges Fräu⸗ lein, ſollte nur unſeren Verſtand berühren. Wir ſollten uns klar werden, wie wir ein drohendes Unheil abwenden.“ Tante Frieda ließ die Hände vom Geſicht in den Schoß fallen und ſah Zelle verſtändnislos an. Endlich gab ſie ihren Gedanken Ausdruck:„Ja, wenn das noch möglich iſt, Mijnheer!— Sagten Sie aber nicht, daß Ahre Tochter mit meinem Neffen zuſammen geweſen ſei? Iſt da noch von emem drohenden Unheil zu reden? Iſt das Unheil nicht ſchon da? Iſt da noch etwas abzuwenden?“ 45 Sie zögerte eſnen Augenblick, dann fuhr ſie fort:„Un da Sie ſchon von dem Vorkommnis wiſſen, doch immer als der Letzte, der ſo etwas erfährt, weiß es oder dürſte es bald Amſterdam bekannt ſein. Ein ſunges Mädchen hat doch nur einen 16 zu verlieren und hat nur eine Ehre. Und dieſe Ehre iſt die der ganzen Familie. Ich weiß wirklt nicht, Mifnheer, ob da noch etwas gutzumachen iſt.“ (Fortſetzung folgt) Mn e Die polniſche Preſſe benutzt dieſen bedauerlichen An⸗ glüdsfall zu einer neuerlichen Hetze gegen die Deutſchen, die Handgranate in einem Hauſe gefunden worden ſei, in dem in der Abſtimmungs⸗ zeit ein deutſches Abſtimmungskommiſſariat untergebracht war. Dieſe Behauptung entbehrt jedoch jeder Grundlage. g In der Nacht entlud ſich n. der Tropenhitze des perfloſſenen Tages ein beſties 17 1 5 dem ein ſchweres Gewitter mit eim.(Abgabe von Steuererklä⸗ rungen für die Vermögensſteuer 1928 und ö r. Die Han⸗ delskammer Mannheim teilt folgendes mit: Wie bereits bekannt, hat der Reichsminiſter der Finanzen die Finanz⸗ etzung von Zuſchlägen eben wird. Nach einer Mitteflung des Mini⸗ Finanzen in Karlsruhe gilt für die Abgabe 1 An⸗ ſtelle des nach Rom abgegangenen Profeſſors Ludwig Curtius iſt an Ernſt Buſchor, gegenwärtig erſter Sekre⸗ tär und Leiter des archäologiſchen Inſtituts des Deut⸗ ſchen Reiches in Athen, ein Ruf auf die ordentliche Pro: feſſur für Archäologie an unſerer Univerſität ergangen. b phat das Unwetter allüberall Bäume geknickt und auch Die ſtaatliche Stutenprämierung iſt auf den 20. September 1928 in Großſachſen(Amt Weinheim) Die badi. ſche Regierung hat die Vereinigung der Gemarkungen von weittragender Bedeutung durch einen miniſteriellen Be⸗ 1 In beteiligten Kreiſen hat die 4 1. Lokales und Allgemeines. b Wetterbericht vom 5. Juli. Bei anhaltend heiterem Wetter und ſchwacher Luftbe⸗ wegung wurden in der Ebene bis zu 33 Grad als Höchſt⸗ temperatur erreicht. Nachts traten in Verbindung mit einer von Weſten anrückenden Tiefdruckrinne vielerorts Wärmegewitter auf, Die von der Rücſeite der Rinne einbrechende Kaltluft verurſachte bei ihrem Auftreffen auf die ſtark überwärmten kontinentalen Luftmaſſen ver⸗ breitete Gewitter, bei denen bei ſteigendem Druck ſtarke Abkühlung folgen wird. Nach Ausgleich der Tempera⸗ turgegenſätze ſteht wieder heiteres Jetter bevor. Vorausſtichtliche Witterung bis Frei⸗ tag: Zeitweiſe heiter und vorwiegend trocken, etwas wärmer. Laßt die Kinder ſich ſelbſt bedienen. In unſerer Zeit der humanen Erziehungsgrundſätze geht man in der Fürſorge für die Kinder manchmal zu weit. Man begeht beſonders gern die Fehler, daß man ſie viel zu ſehr bedient und bedienen läßt. Damit erweiſt man ſeinen Kindern jedoch gar keinen übermäßigen Gefallen. Ein Kind, dem von morgens bis abends jede Handreichung gemacht wird, verweichlicht zu ſehr, und der Nervoſität wird Tür und Tor geöffnet. N Kinder ſollen ſich ſo viel als möglich ſelbſt bedienen, und zwar von dem früheſten Zeitpunkt ab, von dem es angänglich iſt. Schon das Baby ſoll dazu erzogen werden. Kann bei ſeiner Hilfsloſigkeit allerdings von einer Selbſt⸗ bedienung nicht die Rede ſein, ſo können doch auch ſchon die Allerkleinſten zu einer gewiſſen Geſchicklichkeit, zu einer gewiſſen Selbſtändigkeit gebracht werden. Das Bahy ſitzt zum Beiſpiel im Kinderſtühlchen und verſucht, die Faden⸗ ſpule, mit der es geſpielt und die dem Bereich ſeiner Händ⸗ chen zu weit entnommen, wieder zu erhaſchen. Es macht mancherlei vergebliche Verſuche und Anſtrengungen, endlich hält es die Spule doch in den Händchen. Die Mutter, die das Spiel beobachtet, hat ihr Kind ruhig gewähren laſſen und 1 100 erſten Anlauf zur Selbſtſtändigkeit nicht durch eine Hilfeleiſtung unterdrückt— und das war gut. Wenn dann die Kinder größer werden, ſoll die Mutter nicht nur darauf dringen, daß ſie möglichſt wenig Bedie⸗ nung verlangen, ſondern ſich auch die kleinſten Hilfs⸗ leiſtungen allein zu tun. Auch wenn Hilfskräfte vorhanden ſind, iſt es gut, Kinder ſich ſelbſt bedienen zu laſſen. Früh erworbene Geſchicklichkeit lohnt ſich immer, und je weniger man von anderen abhängig iſt, deſto mehr iſt man ihnen, gegenüber im Vorteil. b * Der Weg des Lebens. Im Monat Juni wurden in unſerer Geweinde 25 Kinder zur Welt gebracht. — Geſtorben ſind 4 Perſonen, ſodaß der Bevblkerungszu⸗ wachs 21 beträgt. Weiter iſt eine Todgeburt zu vnzeichnen. 6 Plare reichten ſich die Hand zum Bunde des Lebens. * Das ſchwere Unwetter, das geſtern früh tobte, hat auch im weiten Umkrelfe beträchtlichen Schaden an⸗ gerichtet. Im benachbarten Straßenheim wurde ein 20 Meter langer Tabalſchuppen umgeworfen und in einen Trümmerhaufen verwandelt. In Bürſtadt wurde durch Blitzſchlag eine Scheune in Aſche gelegt. Das im Stalle untergebrachte Bleh konnte gerettet werden.— Auch ſonſt den Fluren Schaden zugefügt.— Veele Leute, die ſchon in der Frühe zur Arbeit im Feld waren, mußten flucht⸗ artig ihr Heim aufſuchen.— Der vom Sturm entfeſſelte Staub ging haushoch und 2 es faſt unmöglich auf der Straße fortzukommen.— Ein aufmerkſamer Natur- beobachter macht uns intereſſante Angaben über den Himmel des Gewitters; es war um ½5 Uhr ſtockfinſteref„ 2.„ Nacht. Der Himmel war pechſchwarz und hatte einen]„ 3. gelben Rand wie von Schwefel. „ Unvorſichtigkeit beim Baden. In Darmſtadt ſprang eln etwa 16jähriger Burſche beim Baden im Woog ins Waſſer, ohne ſich vorher abzukühlen. Der Junge wurde von einem Herzſchlag getroffen und war ſofo rt tot. e Rennerfolg. Der Pferdezuchtverein Heddesheim hatte am vergangenen Sonntag drei ſchö ne Elfolge zu ver zeichnen. Das Pferd„Amos“ des Herrn Gg. Gaßner in Muckenſturm erhielt bei ſtarker Konkurrenz auf dem Nennen in Weißenheim am Sand(Pfalz) einen 1., eigen 2. u 1 Ehrenprels. Das Pferd„Hilda“ des Herrn Metzger⸗ melſters Schmidt in Heddesheim einen 3. Prels. Zu duſem Erfolge den Herren auch unſere Gratulation! s „ Auto⸗ und Motorrad ⸗ Club Viernheim. Am letzten Sonntag beterliste ſich Po ize hauptwachmeiſter Breidert an dem großen 75 Klm. Motorſportrennen in Ha. 2. nau und kehrte als dritter Steger, trotz der größten Kon ⸗ kurrenz, mit einem ſilbernen Pokal zurück. Der Sieg iſt um ſo beachtenswerter, als Breidert mit ſeiner Maſchine mit zwel Runden Vorſprung in Fährung lag und erſt in der letzten Runde wegen eines kleinen Defekts am Beiwagen auf den dritten Platz verwieſen wurde. Dem Sieger und Elub eln dreifaches Teff Teff Heil. * D. J. K. Zur Uaterbringung unſerer bereits am Sonntag eintreffenden Gäste benötigen wir noch eine Anzahl Quartiere. Anmeldungen hierfür nimmt entgegen Mich. Werle, Lampertheimerſtr. 11, Sax Adam, Lorſcherftr. und der H. H. Präſes Kpl. Halnz Wir bitten die Einwogner⸗ ſchaſt uns in der Quartierfrage zu unterſtützen. „ Zwei große Glückstage. Nächſte Woche, ga⸗ rantiert 13. u. 14. Juli 1928, findet die Ziehung der aroßen Dombau-Geldlotterie zugunſten der Mainzer uud Wormſer Dome ſtatt Dieſe Lotterie zeichnet ſich beſonders durch die große Anzahl von Gewinnen aus. 6051 Geldgewinne mit 100000 M. kommen zur Verloſung. Höchſtgewinn 50 000 M. und 40 000 M. 2 Loſe zu 3 M., Portio und Liſte 40 Pfg. mehr, ſind in allen durch Plakate kenntlichen Verkaufsſtellen zu haben' 3 Bekanntmachung Beir: Ausſtände der Gas, Weſſen und Eliktr. Verſorgung Viernheim. Die Rückſtände an Gas-, Strom- und Waſſergeldern haben in letzter Zelt derart überhand genommen, daß wir uns veranlaßt ſehen, mit allen uns zu Gebote ſteh enden Mitteln dieſem Uebelſtand abzuhelfen. Es iſi uns unter dieſen Umſtänden kaum möglich, unſeren laufenden Berpflich tungen den Lleferwerken gegenüber nachkommen, zumal die bezogenen Gas, Strom- und Waſſermengen alsbald nach erfolgter Sieferung zu dezahlen find. Wir fordern daher die Rückſtändlgen letztmals auf, bis ſpäteſtens 10. Juli 1928 Zahlung zu leiſten, andernfalls wir gezwrugen find, die Beleferung mit Gas etc, eiezu⸗ ſtellen. Die für das Abnehmen oder Wiedereinfetzen de⸗ Meſſer entſtehenden Koken gehen zu Laſten der Säumigen. Dabel machen wit darauf aufmerkſam, daß wir außer den Beilreibuussksſten einen Berſäumntszuſchlag erheben Betr.: nähert; handelt; Beir.: Abgabe von Gaskoks. Die Koksprelſe betragen Im Juli 1928 für 1. Sotte 1,60 Mark bezw. 1890 Mark(frei Haus) 1, „% Viernheim, den 4. Juli 1928. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim: Lamberth. *** 5 1.80* 10 7 * Bekanntmachung. Verhütung von Waldbränden. Nachſtehende Poltzeiverordnung ſowie die einſchlägigen Geſetzes⸗Beſtimmungen bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis und Beachtung. Viern helm, den 3. Juli 1928. Heſſiſches Polizeiamt: Ludwig. Auf Grund des Art. 65 des Geſetzes betr. die innere Verwaltung und die Vertretung der Kreiſe und Provinzen vom 8. Juli 1911 wird das Folgende angeordnet: 1. Jedes Rauchen und Feuerar zünden außerhalb von Ge⸗ bänden in den Waldungen und in deren Nähs bis zum Umkteis von 20 Meter iſt verboten. Zewiderhandlungen werden mit Geldſtrafe bis 90 Mark beſtraft, fofern nicht nach den Beflimmun gen des Reichs ⸗ ſtrafgeſetzbuches und des heſſiſchen Forſtſtrafgeſetzes höhere Strafen verwirkt ſtad, Dieſe Anordnung tritt mit dem Tage ihrer Dekanntmach⸗ ung in Kraft. Ihre Uebertretung hat außerdem Haftpflicht den Geſchädigten gegenüber zur Folge. § 368 des Reichsſtrafgeſetzbuches. Mi Geldſtrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen wird beſtraft: Ziffer 6: Wer an gefäß lichen Stellen in Wäldern oder Helden, oder in geſährlicher Nähe von Gebäuden oder feuerfangen⸗ den Sachen Feuer anzüadet. Art. 36 des Heſſ. Forſtſtrafgeſetzes von 1904. Mit Geldſtrafe bis 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen wird beſtreft: 1. Wer mit unverwahrtem Feuer oder Licht elnen Wald betriit oder ſich demſelben in gefahrbringender Welſe elne zivilrechtliche Wer im Walde brennende oder alimmende Gegenſtände fallen läßt, fortwirft oder unvorſichtig handhabt; Wer—in anderen als nach 8 368 Nr. 6 des Straſ⸗ geſetzbuches ſtrafbaren Fällen— im Walde oder gefähr⸗ lichet Nähe desſelben im Freien ohne Erlaubnis der Forſtpoltzeibehörde Feuer anzündet, falls ihm die Erlaub⸗ nis erteilt it, das Feuer gehörig zu beaufſichtigen oder auszulbſchen unterläß: oder den bei Erteilung der Er⸗ laubnis ihm vorgeſchriebenen Bedingungen zuwibder⸗ Wer Walbflächen oder Grundſtücke, welche an Waldungen angrepzen, ohne Erlaubnis der Forſtpolizeibehörde ab⸗ brennt, oder den hierauf bezüglichen Anordnungen der Forſipolizeldehörde zuwiderhandelt; Wer bei einem Waldbrande der Aufforderung des zu⸗ ftändigen Forſtbeamten oder Orctspolizeibeamten zu Hilfe ⸗ leiſtung nicht nachkommt, obſchon er derſelben ohne erheb⸗ lichen eigenen Nachteil Folge zu leiſten vermag. Heppenheim, den 1. Jult 1928. Heſſiſches Kreisamt. gez. Pfeiffer. Gebetzeiten der jüd. Gemeinde 7. Juli Pinches Perek 6 19. Tammus Sabat Aufong 7 Uhr Morgen 800 Uhr Nachm. 4% Uor „ Abend 935 Uhr Wochentag Abend 81% Uhr eppiche zu bequemen Ratenzahl- ungen bis zu einem Jahr Anfragenunt. 5 9. F. Il an die Exp. ds. Bl. ise 2 r Wanderungen und das Wochenende uner 5 CTChlorsdont⸗Zahnpaſte und die dazugehb lorodont-Zahnbürſte mit gezahnlem Porſten⸗ ſchnint zur Beſeitigung fauliger, übelriechende teſte in den Zahngwiſchenräumen und zum M putzen der Zähne. Die geſ. geſch. CIO at- „ Morgen 630 Uhr ind 18105 40 Jportvereingung„Amieiie 69 f d Freitag Abend 9 Uhr a Vorſtand- u. Verwal⸗ N tungsausſchuß⸗ Sitzung 72 ſowie Spielerzuſammen⸗ 8* 0 Bekanntgabe der Spiele Schäferhündin 2 Jahr, dreſſtert, ur in gute Hände billig, abzugeben Georg Beutl, Mannh'm, Elfenftr. 53,3. 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