3 —— S 2 82 — al ni W Loſe Blätter. 15 Ein vielverſprechendes Sommer feſt. b „Am 29. d. M. wird in Baden bei Wien ein großes Sommerſeſt stattfinden, zu dem Vorbereitungen bereits in vollem Gange ſind. Es ſoll ein Blumenkorſo auf einer neun Kilometer langen Strecke geben, der aber nicht allein von geſchmückten Wagen, ſondern auch von jungen Damen in Blumenkoſtümen zu Fuß beſtritten wird. Eine reizende Blumenrevue wird auf dieſe Weiſe in den Straßen zur Aufführung gelangen. Hunderfundachtzig Koſtüme nach den Entwürfen berühmter Künſtler ſind bereits zur Aus⸗ führung gelangt. Stadtgartendirektor Krupkg leitet ein Komitee der Badener Gärtnerſchaft, das die Beſchaffung von nicht weniger als 40 000 ir e zur Aufgabe hat. Eine beſondere Attraktion wird eine Abteilung der 1 Agen en Hofreitſchule ſein, die im Zuge mitreitet. Eine feen wird eine Gruppe der deutſchen 9001 1690 ſchaft ſein, die mit einem Poſtwagen aus dem Jahre 1830 und einem neuen großen Poſtkraftwagen teilnimmt. Die ganze Strecke wird durch uniformierte Feuerwehrleute abgeſperrt ſein. Die Jury beſteht aus Wiener und Badener Künſtlern. Die Verteilung der Preiſe geſchieht nach dem Korſo. Ausgeſetzt ſind Preiſe von 500, 300 und 200 Schilling, ſowie Anerkennungsdiplome. Den Beſchluß des großen Sommerfeſtes bildet die Sommer⸗ nachtsrevue im Kurhaus, bei der auch dort die anſchei⸗ den 6 Il unvermeidliche Roſenkönigin gewählt wer⸗ en ſoll. f Rö mergräber unter dem Neuen Markt in Wien. Seit einigen Tagen werden unter dem Neuen Markt in Wien umfangreiche Erdarbeiten für die Terraſſenan⸗ lage des Hotel Ritz vorgenommen. Vor einigen Tagen ſtießen nun die mit Grabungen beſchäftigten Arbeiter auf uralte Ziegeln, die den Eingang zu einem Kellerge⸗ mach bildeten. Nach der Entfernung der Ziegel fand man zwei menſchliche Schädel, ſowie 10 vollſtöndige, ziemlich wohlerhaltene Skelette. Die Arbester meldeten den Vor⸗ fall der Polizei und eine polizeiliche Kommiſſion unter⸗ lucht; die Fundſtelle. Angeſichts der großen Pedeutung der Funde ordnete die Polizei die ſofortige Einſtellung det Grabungen an und ſetzte ſich mit der Leitung der 1 Muſeen in Verbindung. Der bekannte Wiener lrchäbloge Profeſſor Dr. Bettinger nahm die wiſſen⸗ ſchaftlichen Unterſuchungen auf, wobei noch verſchiedend Tongeſchirre, Halsketten und andere intereſſante Gegen⸗ ſtände gefunden wurden. Nach der Anſicht des Gelehrten handelt es ſich hier zweifellos um die Gräber jugendlicher Perſonen. Die zwei Grabſtätten, ſowie die Skelette und Wertgegenſtände werden noch einer genaueren Prüfung unterzogen werden. Profeſſor Bettinger ſpricht die Ver⸗ mutung aus, daß der neue Markt der„Zentralfriedhof“ der einſtigen römiſchen Siedlung Vindobona war. Ob die Ausgrabungsarbeiten fortgeſetzt werden können, ſteht noch nicht feſt, da weitere Grabungsarbeiten am Neuen Markt den Verkehr ſtark behindern würden. Acht Jahce lang drei Kugeln im Gehien. 5 Vor einiger Zeit verſtarb in der amerikaniſchen Stadt Laſal ein Großkaufmann namens Th. Zaleſti. Er erlag einer Gehirnhautentzündung, nachdem er acht Jahre lang entgegen jeglicher mediziniſchen Prognoſe drei Gewehr⸗ kugeln in ſeinem Gehirn getragen hatte. Im Jahre 1920 war nämlich auf Zaleſki ein Anſchlag verübt worden; ein Rivale, der Grund zu haben glaubte, auf ihn eifer⸗ ſüchtig zu ſein, lauerte ihm auf und gab ſechs Schüſſe auf inen Nebenbuhler ab. Von den ſechs Schüſſen trafen orei das Ziel. Mit ſchweren Kopfverletzungen blieb Zaleſki bewußtlos liegen. Viele Monate lang rang er mit dem Tode. Die behandelnden Aerzte gaben ihn ſchon längſt auf. Da trat in ſeinem Zuſtand plötzlich eine un⸗ erwartete Beſſerung ein. Die drei Kugeln hatten ſich ein⸗ gekapſelt und Zaleſki überlebte mit drei Kugeln im Gehirn das Attentat volle acht Jahre lang. Intereſſanterweiſ: lehnte er es auch ab, ſeinen Attentäter zu nennen. Jetz! haben die Schuſſe, die er vamais ermien, ſemem Leven ein Ende bereitet, denn die Gehirn leut ndung geht ai auf den vor acht Gee ten Anſchlag 13 Alles für Geld. Eine intereſſante Klage beſchäftigte das Gericht zu Leitmeritz. Der File Senatspräſident aeg e langt von dem Fürſten Jaroslaw Thun eſnen Betrag von 2,5 Millionen Kronen. Die Klage 155 eine politiſche Vorgeſchichte. Praſchek, der von ſeiner Partei, den iſche⸗ chiſchen Agrariern kaltgeſtellt wurde, wollte eine kon⸗ ſerdative agrariſche Partei gründen und wandte ſich zu dieſem Zweck an den Hochadel und den Großgrundbeſiz em Unterſtützung. In der Klage wird darüber ausge⸗ furt, in einer Unterredung habe Fürſt Than erklärt, daß die notwendigen Mittel vom Adel aufgebracht wer⸗ den können. Dabei zog er 500 000 Kronen aus der Taſche, was aber Praſcher zu wenig war, der verkangte, daß 05 unbeſchränkte Mittel zur Verfügung geſtellt werden. raſchek erklärte dah 17 9 5 Adel und der Großgrundbeſitz Roben nach den: Umſtürz den politiſchen Je ei 24 Mil⸗ dnen Kronen segeben und trotzdem ſei eim bolſche⸗ wiſtiſche Politik gemacht worden. Daraufhin habe ſich Fürſt Thun bereik erklärt, Praſchek ſechs Millionen Kro⸗ nen zu übergeben. Praſchek behauptet nun, nur 1 200 000 Kronen erhalten zu haben und klagt nun auf die von ihm außerdem ausgegebene Summe ſamt Zinſen. b 1 Gommerkrantheiten. b Maßnahmen zur Verhütung.— „„ Krankheit und Jahreszeit ſtehen bekanntlich in ſehr innigen Beziehungen zueinander. Während im Winter Erkältungskrantheiten aller Art ebenſo wie Schäden der Kälte in Form von Erfrierung uſw. an der Tagesordnung ſind, pflegt auch der Sommer eine Reihe von Krankheits⸗ zuſtänden zu zeitigen, die ihre Entſtehung der Einwirkung der ſommerlichen Temperatur verdanken. Die Sommer⸗ wärme wirkt vor allem begünſtigend auf die Vermehrung aller Arten von Krankheitskeimen und führt nur zu leicht zur Zerſetzung der verſchiedenſten Nahrungsmittel. Hier⸗ her gehört Zeſonders das Verderben von friſchem Fleiſch, Wurſt, Milch und Käſe. Die Bedeutung der Fliegen, deren Zahl im Sommer bekanntlich außerordentlich groß wird, darf für die Uebertragung derartiger Krankheits⸗ keime nicht unterſchätzt werden und ihre Vernichtung ſſt daher gleichſam ein Gebot der Selbſterhaltung. Der Sommer iſt aber auch die Zeit, in der man zweckmäßigerweiſe friſches Obſt und friſches Gemüfe dem Körper zuzuführen pflegt. Nur zu bekannt ſind die häufig nach Obſtgenuß auftretenden Magen⸗ Darmerkrankungen. Sie finden ihre Urſache nicht in dem Genuß des Obſtes ſelbſt, ſondern in der unzweckmäßigen Art, mit der das Obſt genoſſen wird. Man bedenke doch, durch wieviel Hände Gemüſe und Obſt zu gehen pflegen, bis ſie in die Hand reſp. auf den Teller des Verbrauchers gelangen! Deshalb gilt es als oberſtes Gebot, das Obſt vor dem Genuß gründlich zu reinigen und zu waſchen. Man hüte ſich beim Obſtgenuß vor ungenügendem Kauen, denn das Obſt pfligt im Magen, beſonders wenn dazu noch Waffer getrunlen wird, leicht aufzuquellen und kann ſo zu ſchwe⸗ ren Störungen, unter Umſtänden ſogar zum Tode führen. Einer beſonderen Erwähnung in 1 10 Zuſammenhang bedarf die ſorgfältige Pflege der Milch zur Sommer⸗ zeit. Tiermilch verdirbt im Sommer raſch und kann da⸗ durch beſonders beim Säugling zu ſchwerer Erkrankung, dem ſommerlichen Brechdurchfall, führen, dem kleine, unter⸗ ernährte Kinder gelegentlich ſogar zum Opfer fallen. Darum iſt es wichtig, die Milch im Kühlſchrank auf⸗ Nan oder täglich friſch aus einer mit einwand⸗ reien hygieniſchen Einrichtungen verſehenen Molkerei zu 806 ſicherſte Se 5 er ſicherſte Schutz gegen den ſommerlichen Brech⸗ durchfall der Säualinge iſt natürlich die Darreichung 905 Multerurich. Baß man vepensmutel even vor Staub, Schm 6 und Flie en durch B. e Gazeglocke oder einer anderen Schutzvorrich einem möglichft kühlen Orte, am beſten ſchrank, aufbewahren ſoll, iſt ſelbſtverſtändlich. vorzeitiges Oeffnen der den auch die der Ausſteigeſeite abgewandten von Reiſenden geöffnet und nach Fahrt öffnen der in allen Perſonenwagen mit ſeitlich zu öffnenden Tü⸗ ren e bog Warnung, die zeitig zu ö 1 ö Kleintierzucht. f Trut⸗ und Perlhühner im Jul. denn ſie vergeſſen gar zu oft das Wiederkommen. g Trächtigkeit der Hündin. gung und da zuweilen Appetitloſigkeit, Heute 2 Blätter r b Windhund⸗ Pleite.— Gekochter Schinken mit Brillanten. — Die Glücksaugel.— Frevelhafte Reklame.— Zoſephnne, ö der Stern von Paris. Es kam ſo, wie es kommen mußte: die mit ſo gro⸗ zem Trara angekündigten Windhundrennen in Berlin haben ein klägliches Fiasko erlitten. Eine der beiden riva⸗ liſierenden 5 ee die auf der Olympiabahn, hat Pleite gemacht. Was hilft es jetzt, daß man nach den“ chuldigen ſucht, um die traurige Tatſache, nämlich das Auftreten von Räude bei einer Anzahl der koſtbaren Hunde, aus einem Mangel in der Organiſation zu erklä⸗ ren! Das Wettgeſetz verbietet das Wetten, und die Be⸗ ſucher blieben aus. Nun brauchen die armen Hunde we⸗ nigſtens nick mehr hinter dem„Falſchen Haſen“ herzulau⸗ fen, von dem ſie nicht einmal eine Scheibe abbekamen. Hundeliebhaber haben von Anbeginn an dieſen ganzen Beſtrebungen mit geieilten Empfindungen zugeſehen. Es iſt aus der Praxis engliſcher Rennbetriebe ſo viel Uebles bekannt geworden daß man ſchon die Naſe voll hatte, ehe es richtig losging. Die Unternehmer werden ſich nach anderen Verdienſtmöglichkeiten umſehen müſſen, Natürlich iſt es nicht ganz leicht immer wieder neue, überraſchende Methoden des Gelderwerbs zu entdecken. Es ſind ehen 1 viele tüchtige Köpfe am Werke. Man braucht ſich t zu wundern, daß die in allerfüngſter Zeit gewählten ege zum Reichtum ſchon ans Pathologische grenzen. Die einen hacken ſich das Bein ab. laſſen ſich überfahren oder die Treppe Ae ee um Verſicherungsſummen zu irgaunern. Andere verſuchen es mit Reiſen um die Welt auf Zehenſpitzen. auf den Zanden, im Badeanzug, auf Stelzen im Kinderwagen. Wieder andere klettern in einen Gummibalt und rollen die Niagarafälle hinunter. Zwi⸗ ſchendurch wird auch noch die Ate Methode des„Jeu“ ge⸗ übt. In FJoppot ſprengte ein Pole die Spielbant und ge⸗ wann einen Betrag von zwei Millionen. Aber dieſem Glücksgewinn haftet das Unheil an. Der gierige Gewin⸗ ner ließ ſich vom Teufel reiten und ging am Tage darauf noch einmal ins Kaſino. Dort verlor er in kurzer Zeit den ganzen Mammon wieder. Vor kurzem kaufte ſich eine Frau in der Markthalle ein halbes Pfund gekochten Schin⸗ len. Als ſie es zu Hauſe auswickelte, fiel ihr aus dem Um⸗ ſchlagpapier ein Brillantkollier entgegen. Sie eilte damit zum Juwelier und verſetzte es für ganze 80 Mark. Die Schlächterfrau war entſetzt, als ihr der Verluſt des ſoeben für 500 Mart erworbenen Schmucks zum Bewußtſein kam. Sie mußte ihn der Frau miteingewickelt haben, die da gerade bei ihr Schinken gekauft hatte. Aufgeregt teilte 15 ihre Wahrnehmung den Beſitzerinnen der Nachbar⸗ loſigkeit hat das Erwerbsfieber jetzt in Amerika erreicht. Selbſt die erhabene Ruhe der Friedhöfe iſt den reklame⸗ ſüchtigen Krämern nicht mehr heilig. Im Staate Maſſa⸗ chuſetts kann man an der Wand eines Krematoriums den „wohlgemeinten“ Rat leſen:„Wenn ihr nicht zu früh hier⸗ her kommen wollt, ſo würzt euren Salat täglich mit Red⸗ mill⸗Eſſig!“ Und an einem Grabſtein ſteht zu leſen: „Hier ruht Anni Hafkins. Hätte ſie jeden Abend den Sei⸗ fenkrem von H. J. Carter und Sohn benutzt, ſo wäre ſie in Schönheit geſtorben.“ Das iſt endlich einmal ein Fall, tände mit. Gegen Abend entſtand ein lebhaftes Geſchrei. Einige hatten die Frau wiedererkannt, die den Schinken gekauft hatte, und öffneten ihr mit Gewalt die Markt⸗ kaſche. Da fand ſich denn die Quittung des Juwelfers in ihrem Beſitz. Die Ertappte wurde wegen Unterſchlagung angezeigt. Nein— man darf nicht hoffen, ſich fremdes Gut ungeſtraft aneignen zu können. Nicht einmal das, was einem eingewickelt ins Straßenköfferchen gelegt wird. Ja — was darf man denn eigentlich„finden“? Der Bernſtein an der Oſtſee, die Bronzeſpangen im Grabhügel gehören dem Fiskus. Das Treibgut des Meeresſtrandes ſogar ſſt nicht herrenloſes Gut. Und die Fiſcher, die auf die hohe See fahren, haben ihre Gerechtſame. Ein armer Fiſcher an b Rordſvanſch Rojenda Garcio 5 ———— Bezahlt die Handwerker · Rechnungen. der in ſeiner abſchreckenden Gefühlsroheit die unentwegter Amerikg⸗Anbeter aus ihrem törichten Rauſch aufrüt teln muß. Denn dieſe Raffgier geht im knee Sinne des Wortes„über Leichen“. Die Fremdenanhekung iſt etwas das man ſich ruhig abgewöhnen ſollte. Nach ihrem glän 0 Reinfall in Wien hat ſich die pariſeriſche Negerin oſephine Baker nach Schweden begeben. Dort tra ſie in einem Stockholmer Theater für die Zeit eines kur, en Gaſtſpiels auf. Eines Abends wollte ſie nach Schluf hres Programms noch einmal auf die Bühne, wurde abe von einem Theaterarbeiter, der beim Aufräumen war daran gehindert. Kurzerhand 115 95 ſie einen Stuhl un! ſchlug ihn dem Manne mehrmals über den 1 55 bis en mit einer klaffenden Wunde zuſammenbrach. Gleichze tit löſte ſie in heller Empörung ihren Kontrakt. Die Mu lattin hat Raſſe, hörte man ſagen. Aber uns geht da; Verſtändnis dafür ab. — Eiſenbahnwagentüren nicht vorzeitig öffnen! Durch g Wagentüren durch Reisende wur⸗ den neuerdings e Nicht ſelten wer⸗ 5 agentüren ahrnehmung des Irr⸗ tums nicht richtig oder überhaupt nicht mehr geſchloffen. Durch die Zugluft und die Erſchütterungen während der ſich die ungenügend oder nicht verſchloſſenen Wagentüren; die aufgeſchlagenen Türen gefährden die Reiſenden, das Bahnperſonal und die auf benachbarten Gleiſen verkehrenden Züge. Durch ſorgſame Beachtung Wagentüren nicht vor⸗ nen, ſchützen die Fahrgäſte ſich ſelbſt und Der Hühnerwagen iſt auch für die Beſitzer von Puten von größtem Nutzen. Auf dieſe Weiſe wird Futter geſpart, die Legetätigkeit der alten Truthennen, ſowſe die Enkwick⸗ lung der Jungputer wird gefördert, und die Felder werden ertragreicher gemacht, indem die Puten und das undere Geflügel viel Unkräuter und deren Samen vertilgen, dann aber auch allerlei ſchädliches Gewilrm, Schnecken, gderb⸗ tiere uſw. Auch die Perlhennen können ja mit hinaus auf die Felder und bewähren ſich dort ausgezeichnet, es ſſt aber noch mehr als bei den Truthühnern darauf zu achten, daß ſie ſich nicht zu weit von der großen Herde entfernen Die Trächtigkeit dauert normal 63 Tage, manch nal auch nur 61, kann aber auch 67 Tage dauern. In der erſten Zeit bedarf die Hündin einer beſonderen Pflege nicht. Jedoch 15 hinreichende Bewegung eine Haudtbedin⸗ arf bis in die letzte Woche der Frächligkeit nicht verabſäumt werden. Das Bedürfnis nach e hlicher Nahrung und Waſſerzufuhr vermehrt ſich nach 1 nach. Das Lier iſt vor erſchöpfenden Strapazen und heftigen Sprüngen zu ſchützen. In der fünften oder ſechſten Woche wird die Hündin voller am Leibe, das Geſäuge ſchroillt an und gibt mit der ſiebenten Woche beim Drücken Miſch. In den letzten Wochen gibt ſich Unbehaglich' it, oft Schmerz, 0 urchfall oder Verſtopfung zu erkennen. Acht bis zehn Tage vor dem erwarteten Ter min des Werfens richte! man der Hündin ein gutes Stroh⸗ lager in einem wohltemperierten und ventilierten, gegen Luftzug und Näſſe geſchützten, mit einem Brelterboden verſehenen Raum her. Das Stroh muß ſo reichlich ſein, daß ſie ſich ein gehöriges tiefes Neſt— des beſſeren Zu⸗ ſammenhaltens und Reinhaltens der Jungen und der für fi nötigen Wärme wegen— machen kann. Sie bereitet ich ein ſolches Neſt ſelbſt und vertieft es bis auf den Boden, ſo daß die Jungen auf ihn zu liegen kommen, weshalb die Unterlage von Holz, nicht von Stein ſein ſoll. Wenn ſich die Hündin in das neue Lager nicht berekts einige Tage eingewöhnt hat, macht ſie oft den Verſuch, die Welpen zu verſchleppen. Bei Beginn der eigenllichen Wehen wird ſie unruhig, läuft hin und her, winſelt, ächzt, ſtöhnt, nimmt eine halbſitzende Stellung ein und ſetzt wohl auch öfter als ſonſt Harn und Kot in kleinen Mengen ab. — N— 2 verlor eines Tages beim Angeln ſeine Angelſchnur. cer warf den Rod ab und ſprang ins Meer. Beim Tauchen entdedte er eine ungewöhnlich große Muſchel, die er zu⸗ gleich mii der Angelſchnur an die Oberfläche brachte. Wie aber erſtaunte er, als ihm beim Oeffnen fünf große Perlen entgegenſchimmerten! Wie ein Lauffeuer verbrei⸗ tete ſich die Kunde in Gijon und Umgegend, und ſeither ſuchen Hunderte von Glücksrittern den Meeresboden ab. Aber leider ohne Erfolg. Den Höhepunkt an Geſchmack⸗ 1. GH. Neenhelger Neachnlchten! 1 gebracht. Vemntagablatt„Sterne und Blumen“, ene vamme: Anzeige einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ Unnahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger kite, lleß s 1. erilzteläes Le kal⸗Aafeizeblet in Bierrhein 2 11.— r, Biernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt F Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftaſtelle Rathaus ſtr. 1 imer finzeiger Viernheimer Tageblatt mittags 8 5 5 Auen Gelertage.— Bezugspreis monatl. 5 2— igenpreiſe: 0 55.. eee.nl. des acbtdtge illustrierte„/ del Weber 9 55 abgeſtufter Rabatt.— Annahme ſchluß für (Siernheimen Bürger- 14. Stern. Votet f Die einſpaltige Peiitzeile koſtet 25 1. e 25 2 22 f * r, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in un See 0* ſämtlichen Annoncen⸗Erpeditionen Deutſchlands und den Auslands. Anlsblatt der Heſſiſchen Bürgermeigerel und des Polizeiants lapvorſchriften dei Anzeigen werben nach Möglichkeit berückfichtigt.— Für bie Au 10 ent vorgeſchriedenen Tagen, kann jedoch eine Zewa nicht übernommen eee 277CTT777%)Tꝓꝓ%VàV%G'́!!T!!!T!TTß!!T!d!!!!!!!!!!!!!.. Nr. 182 e eeuutuar Montag, den 6. Auguſt 1928 7 9 Opium. „ Die in der letzten Zeit ſo ſchwer erſchütterte Stel⸗ lung der ſogenannten Fremömächte in China and die Enk⸗ wicklung, die China jetzt nehmen zu wollen ſcheint, lenkt die engleh franzöſiſche Flottenablommen nur als Unterlage für eine ganz natürlicherweiſe die Blicke auf die Urſprünge des wirtſchaftlichen Raubzuges, den die großen Mächte in dem armen, ohnmächtigen China unternommen haben und von dem ſie jetzt in vollem Rückzug, beinahe fluchtartig be⸗ griffen ſind. Auch bei den Chineſen ſelbſt iſt dieſe Zeit des Sieges nalurgemäß auch eine Zeit der Rückſchau und ſo mag es für uns Europäer doppelt beſchämend ſein, daß der rückſchauende Blick der verachteten gelben Raſſe auf eines der ſchwerſten und folgenreichſten Kulturverbrechen fällt, durch das eine europäiſche Macht Breſche in die Mauer legte, die vor 90 Jahren noch China umgab. Damals trieb außer Portugal, der damaligen ſtol⸗ zen Beyerrſcherin der Meere, eigentlich nur noch England mit China Handel und zwar war es bis dahin lediglich der Hafen Kanton, der den fremden Kaufleuten freiwil⸗ lich von den Chineſen eröffnet worden war. Die berüch⸗ tigte Britiſch⸗oſtindiſche Companie war damals ſchon auf⸗ gelöſt. Ihr Erbe hatte die engliſche Kolonialregierung an— getreten, in der aber der Geiſt der Männer von der Com⸗ pagnie, ihre brutale Erwerbsgier und ihre Hemmungs— lofigkeit in Bezug auf die anzuwendenden Methoden wei⸗ ter lebte. Von je her war der Opiumimport nach China das beſte Geſchäft für die engliſch-indiſchen Kaufleute ge⸗ weſen. Richtiger geſagt, der Opiumſchmuggel, denn ſeit dem Jahre 1729 beſtand ein kaiſerliches Verbot gegen Opfiumgenuß in China und im Jahre 1800 war dieſes Verbot erneuert und dadurch verſchärft worden, daß der Kaiſer von China jeglichen Opiumimport verbot. Trotz⸗ dem gelang es den engliſchen Kaufleuten, die Einfuhr von Opium nach China von 5000 Kiſten im Jahre 1800 auf ca. 10000 Kiſten im Jahre 1820 und auf ca. 35 000 Kiſten im Jabre 1835 au ſteigern. Die demoraliſierende Wirkung des ſo geſteigerten Opiumgenuſſes machte ſich durch das ganze chineſiſche Reich hin in der entſetzlichſten Weiſe bemerkbar und die Pekinger kaiſerliche Regierung entſchloß ſich, einen Bevoll⸗ mächtigten nach Kanton zu fenden, der dort den Strom des Uebels an der Quelle abgraben ſollte. Mit dieſem g Mann geriet der Vertrauensmann der engliſchen Regie- rung, der die Intereſſen der engliſchen Kaufleute vertreten ſollte, hart aneinander. Aus dieſen Kontroverſen ent— Land dann der erſte engliſch⸗chineſiſche Krieg im Jahre 1839, der 1842 durch den Frieden von Nanking beendet wurde, womit England den Grundſtein zu ſeiner künftigen Stellung in China und zur Schaffung der in letzter Zeit ſo viel beſprochenen„ungleichen Verträge“ legte, an denen China zugrunde gegangen wäre, wenn nicht im letzten Augenblick Südchina ſich erhoben und die Dinge dahin ge⸗ bracht hätte, wo ſie heute ſtehen Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß das neue China unver⸗ züglich den Kampf aufnimmt gegen dieſes Gift, deſſen Genuß wahrſcheinlich zu einem ſehr erheblichen Teil an der Ohnmacht, Korrumpiertheit und Schwäche des chineſi⸗ ſchen Reiches und ſeiner Bewohner ſchuld geweſen iſt. So hat ſich denn kürzlich auch bereits eine nationalchineſiſche Anti⸗Opium⸗Aſſociation gebildet, deren zahlreiche Unter⸗ uppen jetzt bereits 5 Millionen Mitglieder umfaſſen ſol⸗ i. Daraus ergibt ſich, daß— ungeachtet der ſtarken Förderung, die die neue Regierung dieſer Vereinigung an⸗ gedeihen läßt— die Erkenntnis des Uebels und das Stre⸗ ben nach ſeiner Beſeitigung aus dem Volk ſelbſt entſtan⸗ den iſt, denn ſonſt wäre eine ſo ungeheuer raſche Entwick⸗ lung dieſer Vereinigung unmöglich geweſen. Der Kampf egen das Opium iſt damit zu einem Teilziel des revo— utionären Kampfes des neuen China geworden. Die Europäer in China aber ſollten ſich ſo bald. wie möglich darüber klar werden, daß es kein ſchlimmeres Ver⸗ brechen an dem 400⸗Millionen⸗Volk und außerdem keine folgenſchwerere Dummheit gäbe, als wenn ſie jetzt noch verſuchten, heimlich oder mit Gewalt dieſe Profitquelle auszunutzen. Niemals wird ſich natürlich bei den endloſen Strecken der Land⸗ und Seeküſten Chinas der Opium⸗ ſchmuggel ganz unterdrücken laſſen. Auch werden ſich im⸗ mer wieder korrupte Beamte finden, die dem Schmuggel Morſchub leiſten. Aber der Ehrgeiz der Europäer darf nocht wieder— wie vor 90 Jahren— mit der Korrup⸗ tion konkurrieren wollen, andernfalls dürften ſich die Europäer nicht wundern, wenn ſie eines Tages von der Empörung der national geſinnten Chineſen einfach hinweg⸗ gefegt würden und alles deſſen verluſtig gingen, was ihnen die maßvolle Realpolitik des neuen Chinas noch läßt. Wurde doch erſt vor kurzem noch nachgewieſen, daß in dem franzöſiſchen Teil der Schanghal⸗Konzeſſion ſich 36 Opiumdepots befinden, für deren Duldung die dor⸗ lige Polizei monatlich angeblich mehr als 300 000 Mark bezahlt bekommt. Zuſammenkunſt der fünf Seemächte. Kellogg über das engliſch⸗franzöſiſche Flottenabkommen. Paris, 4. Auguſt. Nach in Paris vorliegenden Mitteilungen beabſich⸗ tigt die Regierung der Vereinigten Staaten das engliſch⸗ neue Erörterung anzunehmen und gleichzeitig die Zu⸗ ſammenkunft der fünf großen Seemächte England, Japan, Vereinigte Staaten, Frankreich und Italien noch vor der Genfer vorbereitenden Abeüftungskonſerenz anzubergumen. um zu dem franzöfiſch⸗engliſchen Ahlommen Stellung zu nehmen. Nach eingehender Prüfung des engliſch-franzöſiſchen Flottenabrüſtungsabkommens durch Staatsſekretär Kel⸗ logg in Gemeinſchaft mit Konteradmiral Lomg und Kom⸗ mandeur Train gab Staatsſekretär Kellogg der Preſſe eine vorläufige Erklärung ab. Kellogg betonte, daß das Abkommen Fragen enthalte, die bereits von Vertretern Amerikas, Frankreichs und Großbritanniens während der Sitzungen der vorbereitenden Abrüſtungskonferenz in den letzten beiden Jahren erörtert wurden. Es befaſſe ſich nur mit dem Grundſatz der Rüftungs⸗ hegrenzungen ohne eine wirkliche Abrüſtung zu ſichern. Nach ſeiner Anſicht enthalte das Abkommen nichts, was der vorbereitenden Abeüſtungskonferenz als Grundlage für eine allgemeine Abrüſtung unterbreitet werden könnte. Kellogg legte weiteren Nachdruck auf die Feſtſtellung, daß das engliſch-franzöſiſche Abkommen und der Kriegs⸗ verzichtsvertrag in keinerlei Beziehungen zueinander ſtän⸗ den. Im Augenblick ſei er noch nicht in der Lage, die Zu⸗ ſammenſetzung der amerikaniſchen Ahordnung für die vor⸗ bereitende Ahrüſtungskonferenz bekannt zu geben. Die Prüfung des Abkommens durch das amerikanische Marine— Miniſterium dauert noch an. In amerikaniſchen diplomatlſchen Kreiſen iſt man der Anſicht, daß erſt eine ſehr gründliche Prüfung nicht nur des Wortlautes, ſondern des tieferen Sinnes des Ablom⸗ mens die wahre Bedeutung erkennen laſſe. Bereits jetzt iſt ſicher, daß im amerilkaniſchen Marineminiſterium das Abkommen nicht begeiſtert aufgenommen wird. ——— g.. 0 Nieſenbrand in Italien. Spezin in Flammen. Rom, 4. Auguſt. Aus bisher noch nicht aufgeklärter Arſache iſt in der Nacht zum Samstag in der Umgebung von Spezia eine Pulverfabrik in die Luft geflogen. Es heißt, daß die Stadt Spezia durch die Exploſion in Brand geraten ſei. Einzelheiten fehien noch. Man befürchtet, daß zahlreiche Menſchen ums Leben gelommen ſind. Die Rettungsarbeiten geſtalteten ſich ſeh: ſchwierig. Alle Telefonverbindungen ſind unterbrochen. Spezia, unweit Genua, iſt der italieniſche Hauptfriegs⸗ hafen, aber auch ein hebeutender Handelshafen und auch als Seabad bekannt Der Verlehrsausſchuß. Sicherheitsprüfung bei der Reichs hahm Berlin. 4. Auguſt. Reichsverlehrsminiſter von Guerard hat jetzt die Mit⸗ glieder des Ausſchuſſes ernannt, der die Verhältniſſe bei der Reichsbahn, insbeſondere die Sicherheitsfrage, einer gründlichen Ueberprüfung unterziehen ſoll. Den Vorſitz des neuen Ausſchuſſes führt der Geheime Ober⸗ baurat Zirkler vom Reichs verlehrsminiſterium. Als Mit⸗ glieder gehören ihm an die Reichstagsabgeordneten Dr. Quaatz und Scheffel, die Profeſſoren Dr. Halter und Dr. Pirath, Verbandsgeſchäftsführer Groß, Eiſenbahn⸗ inſpektor Mondorf, Hauptbetriebsrat Hatje, Lokomotiv⸗ führer Seile, Oberregierungsrat Dr. Rheingruber, Reichs⸗ bahndirektor Dr. Fromm und Vizepräſident Senſt. Sieht man näher zu, dann ſetzt ſich der neue Aus⸗ ſchuß aus Perſönlichkeiten zuſammen, die aus den ver⸗ ſchiedenſten Teilen des Reiches ſtammen.(7 ſteht noch nicht feſt, ob der Ausſchuß ſeinen Sitz in Berlin, Münch en oder einer anderen Stadt Süddeutſchlands haben wird. Es iſt aber anzunehmen, daß er im Süden eine Heimſtätte findet, da die hauptſächlichſten Unterſuchungen bekanntlich in Bayern vorgenommen werden ſollen. Der Ausſchuß wird in einem Sonderzuge reiſen, dem man nur wünſchen kann, daß er auf kein falſches Geleis gerät und verun⸗ glückt. Wenn die Unterſuchungen, die mit größter Be⸗ chleunigung vor ſich gehen ſollen, durchgeführt ſind, will je Reichsbahnverwaltung eine ausführliche Eiſenbahnen eingehend erörtern. * Denkſchrift. veröffentlichen und in ihr die Verhältniſſe der deutſchen 45. Jahrgang 0 9 Neues in Kürze. 22: Nach den beſchleunigt durchgeführten Arbeiten des Verlehrsausſchuſſes wird die Reichs bahnverwaltung in einer Denlſchrift den Zuſtand der Eiſenbahn eingehend ſchildern. 25: Bei Burgwedel iſt auch die neueſte Verſuchsfahrt mit dem Opel'ſchen Naketenwagen dadurch mißglückt, daß der Wagen in die Luft flog. N 5 Wegen des angeblich bevorſtehenden Ausbruchs eines polniſch⸗litauiſchen Krieges ſteigert ſich in dem Ge⸗ biete von Wilna immer mehr die Aufregung der Be⸗ völkerung. i 4 251 U. S. A. beabſichtigen die Einberufung einer See⸗ mächtekonferenz. um zu dem engliſch⸗franzöſiſchen Flotten⸗ hflommen Stellung zu nebnien. Wr ente Merkwürdigerweiſe iſt das Land Bayern von den geplanten Unterſuchungen wenig erbaut. Schon vor eini⸗ gen Tagen fiel auf, daß bei der Beſprechung im Reichs⸗ verkehrsminiſterium kein Vertreter der Bayeriſchen Volks⸗ partei anweſend war. Jetzt ſtellt ſich heraus, daß Bayern ſich wieder einmal in ſeinem Reſervatrechten bedroht fühlt. Selbſt der aus Heſſen ſtammende bayeriſche Miniſterprä⸗ ſident Held ſoll unter dem Alpdruck der Sonderrechte lei⸗ den. Es iſt zu hoffen, daß ſeine unmittelbar bevorſtehende Ausſprache mit Generaldirektor Dr. Dorpmüller ihn von ſeinen größten Sorgen befreit. In Bayern glaubt man aber allen Ernſtes, daß die Hauptſchuld an den zahl⸗ reichen Betriebsunfälle nund Eiſenbahnkataſtrophen der Verreichlichung der Eiſenbahnbetriebe zuzuſchreiben iſt. Wiederholt iſt auch behauptet worden, daß die Reichs⸗ bahnverwaltung für Bayern nicht in genügender Weiſe ſorge. Demgegenüber ſteht feſt, daß gerade das bayeri⸗ ſche Eiſenbahnnetz eine außerordentliche Belaſtung der. Reichsbahnverwaltung bildet. Das wird die Denkſchrift klar beweiſen, die jetzt ſchon von der deutſchen Reichsbahn⸗ geſellſchaft angekündigt iſt. Die hinreichend zu begründende Betriebsgefahr. „Der Deutſche“ iſt in der Lage, ein Schreiben der Neichsbahndirektion Münſter an die Aemter und Direk⸗ tionsbüros zu veröffentlichen, das das Sparſyſtem der Reichsbahn klar erkennen läßt und das zweifellos auch in gewiſſem Widerſpruch zu den Erklärungen des General- direktors Dorpmüller ſteht, nach denen die Sicherheit des Betriebes unter keinen Umſtänden leiden darf. In dieſein Schreiben wird nämlich erklärt, daß die zahlreichen An— träge der Aemter auf Nachbewilligungen nicht genehmigt werden können. Die durch die Wirtſchaftspläne den Aemtern bei Titel 14 zugeteilten Geldmittel ermöglichten nur die Durch⸗ führung eines Notprogramms, doch könnten die Aemter mit der Zuweiſung weiterer Mittel in dieſem Jahre nicht mit Sicherheit rechnen. „Selbſt unter Inkaufnahme von Mängeln an den baulichen Anlagen muß durchgehalten werden. Dies muß umſo mehr möglich ſein, als im vorigen Jahre mehr— mals Mittel für Nachholungsarbeiten bereit geſtellt wer— den konnten. Nur beim Vorliegen eeiner wirklichen Be⸗ triebsgefahr kann eine Ueberſchreitung der überwieſenen Mittel in Frage kommen. Liegt ein derartiger Fall vor, ſo iſt hinreichend zu begründen, worin die Betriebsgefahr beſteht, weshalb nicht die überwieſenen Mittel(unter Hintanſtellung minder wichtiger Arbeiten) dazu in An⸗ ſpruch genommen werden und weshalb der Antrag erſt geſtellt wird, nachdem die Verteilung der Mittel durch die Direktion erfolgt iſt.“ Bei ſo gründlicher n.» nn der Nijebsgefahr iſt zu befürchten, daß.. geilo.. wer, ehe die Beg! dung der zuſtändigen Stelle wirklich hinreichend Katz und Maus. Große Erregung unter der litauiſchen Grenz⸗ bevölkerung. YWatrſchau, 4. Auguſt. Wie der Mrzeglond Wieczorny aus Wilna berichtet, ſeien unter der Bevölkerung des Wilnagebietes, beſon⸗ ders unter den Litauern, Gerüchte über einen bevyr⸗ ſtehenden polniſch⸗litauſſchen Krieg im Umlauf. Im Ge⸗ biet von Smienziany herrſchten unter der dortigen Be⸗ völkerung größte Erregung und Panik, da die Einwoh⸗ ner befürchteten, im Falle eines Ausbruchs der Feind⸗ ſeligleiten von polniſcher Seite großen Drangſalierungen ausgeſetzt zu ſein. 5 1 Von polniſcher amtiicher Seite wurden dieſe Nach⸗ richten als abſichtlich von litauiſcher Seite ausgeſytengt⸗ P boöstiilige Geriſchte hangen, woo er die rob ang unruhig gemacht werden ſolle. Die tatſächliche Stärle der an den Wilnaer Militärübungen teilnehmenden pol⸗ wiſchen Truppen wird ſtreug geheim gehalten. * Daß man die Dinge an der Oſtgrenze in den Ka⸗ Einen der europäfſchen Großmächte nicht auf die leichte Achſel nimmt, zeigen die verſchiedenen diplomatiſchen Ak⸗ tionen, die ſowohl in Kowno, als auch in Warſchau unter⸗ nommen wurden und auch die Tatſache, daß der polniſch⸗ litauiſche Konflikt mit den Gegenſtand der Beſprechungen zwiſchen Briand und dem deutſchen Botſchafter von Hoeſch bildete, beweiſt ebenfalls, daß man den Vorgängen im nahen Oſten volle Aufmerkſamkeit zuwendet. Die Reichs⸗ regierung hat dabei das größte Intereſſe daran, daß der Friede aufrecht erhalten bleibt. Etwaige kriegeriſche Aktionen würden zweifellos mit einem Sieg Polens enden, dem natürlich ganz andere Machtmittel zur Verfügung ſtehen, als dem kleinen Litauen. Das aber würde be⸗ deuten, daß Oſtpreußen völlig in die polniſche Zange gerät und daß ſich zwiſchen Deutſchland und Rußland ein breiter polniſcher Keil auf der ganzen Front ein⸗ ſchiebt. Mit anderen Worten, die Situation im Oſten würde grundlegend umgeſtaltet werden und zwar nicht zu Gunſten Deutſchlands. Es iſt daher auch verſtänd⸗ lich, daß man deutſcherſeits in Kowno zur Mäßigung geraten hat und daß man Herrn Woldemaras deutlich zu verſtehen gab, daß allzuſcharf ſchartig macht. Darauf Hat die litauiſche Preſſe mit Angriffen gegen Deutſchland eantwortet und der deutſchen Politik vorgeworfen, daß ſie eine Umſtellung im Oſten vorgenommen und ſich nun⸗ mehr auf die polniſche Seite geſchlagen habe. Man he dabei durchblicken laſſen, daß Deutſchland Zugeſtändniſſe hinſichtlich der Rheinlandräumung verſprochen worden wären, für den Fall, daß es Litauen dazu veranlaſſen könne, auf ſeine bisherige Stellung in der Wilnafrage zu verzich en. Die Unſinnigkeit dieſer Darſtellung ergibt 0 ſchon daraus, daß man in Berlin den polniſchen Ge⸗ ſandten auf den Ernſt der Lage aufmerkſam gemacht hat. Deutſchland hat alſo ebenfalls wie die anderen Mächte die Vorſtellungen erhoben nur aus dem Grunde, den Frieden zu ſichern. Ganz abwegig iſt es auch, wenn man kitauiſcherſeits die Verzögerung in der Unterzeichnung des deutſch⸗litauiſchen Handelsvertrages mit dieſen Dingen in Zuſammenhang bringt. Gerade in Kowno ſollte man doch wiſſen, daß noch im letzten Augenblick Schwierig⸗ keiten in der Tarifbemeſſung für die Eiſenbahnfrachten eingetreten ſind. Hier handelt es ſich um den alten Wett⸗ bewerb zwiſchen Memel und Königsberg, eine gewiß nicht leicht zu entſcheidende Frage, in der aber erſt nachträglich von litauiſcher Seite neue Forderungen erhoben wurden, um Memel günſtiger zu ſtellen. Das alles ſind Dinge, die in Kowno recht gut bekannt ſind und wenn man trotzdem immer wieder Anſchuldigungen gegen Deutſch⸗ tand erhebt, ſo tut man dies entweder gegen beſſeres Wiſſen, oder aber, wie verſchiedentlich vermutet wird. um den Rückzug vorzubereiten. Fritz von Opels Pechſtraͤhne. la fa. Wie Nak 4 verunglückte. n dene i Burgwedel, 4. Auguſt. 0 Bei Burgwedel ſollte ein neuer Verſuch mit dem rzwiſchen verbeſſerten Raketenwagen vorgenommen wer⸗ den. Fritz von Opel war mit ſeinen Gäſten gegen 4 Uhr früh auf dem von der Eiſenbahndirektion zur Verfügung geſtellten Bahngelände eingetroffen, wo bereits mit dem Montieren des Raketenwagens begonnen worden war. Mitglieder der Eiſenbahndirektion fuhren mit einer Drai⸗ ſine die Strecke ab, die völlig in Ordnung befunden wurd⸗ Sofort nach dem Start hüllten Rauchwolken das Fahrzeug ein und entzogen es den Blicken der Zu⸗ ſchauer. Plötzlich ſtieg ein Schwarm von RNaleten auf, heulend und pfeifend. Flammende Kugeln leuchteten auf, in der Morgenfrühe. Man wußte, Rak 4 war verunglückt. Als die Rauchwolken ſich verzogen hatten, konnte man feſt⸗ ſtellen. was geſchehen war. Das Fahrzeug lag völ⸗ nig zertrümmert rechts an der Böſchung. In einer Ent⸗ nung fand man das herausgeſchleuderte, zerbrochene Na⸗ letenrohr, durch deſſen Exploſion die übrigen Naketen ſich entzündet hatten. i Morgen mit dieſer Frau 1 5 4 5 n „. 6% 7, 1 Aren, Südſee! Vorheriger Aufenthalt in Indien. ** Sie reiſen mit, wenn Sie leſen: 0 einer parlamentariſchen 5 Chamberlain feſt, daß er bereit wäre, mit der Regierung über ein Abkommen, ähnlich dem zwiſchen den Vereinigten Staaten und Nanking geſchloſſenen Vertrag zu verhandeln. Dem britiſchen Geſandten ſei auch bereits f gegangen. Abg. Dr. Trumbi und Dr. K mofratiſchen Koalition beigetreten ſind. Nach einer län⸗ geren Ausſprache wurde beſchloſſen, daß der geſchäftsfüh⸗ rende Ausſchuß ſtändig zuſammenbleibt. Außerdem wurde ein Propaganda⸗Ausſchuß von 25 Abgeordneten gewählt. der die Aufgabe hat, den Kampf der geſamten Oeffentlich⸗ keit gegen das hegemoniſtiſche Regime in die leiten. In einer Geheimſitzung fand eine eingehende Aus⸗ ſprache über die etwaige Einrichtung einer Perſonalunion, zbwiſchen Serbien und Kroatien ſtatt. Ein Beſchluß wurde nicht gefaßt. „Der Wagen war diesmal ſchwerer als beim erſten Verſuch. Er hatte ein Gewicht von etwa 800 Kilogramm. Die Raketen waren vorſichtigerweiſe ſo gelagert, daß die Stöße beim Abbrennen nach Möglichkeit herabgemindert wurden. Die Anordnung war ſo getroffen, daß zunäch“ zwei Raketen entzündet wurden, deren Brenndauer 3. Sekunden betrug. Bevor dieſe Zeit erreicht war, ent⸗ zündete ſich dann die nächſte und übernächſte. Von der Einſetzung eines Lebeweſens in den Wagen hatte man diesmal Abſtand genommen. ——— Nicht Recht ſondern Gunſt. Man iſt an der Seine mit Herriot unzufrieden. 5 Paris, 4. Auguſt. Die Anweſenheit Herriots in Köln iſt für das„Jour⸗ nat des Debats“ erneut der Anlaß, die deutſch⸗franzö⸗ ſiſche Verſtändigung zum Gegenſtand ihrer Betrachtung zu machen. Niemand wünſche mehr als die Franzoſen eine ernſthafte und dauernde Annäherung zwiſchen Frank⸗ reich und Deutſchland. Alle, die für dieſes Ziel arbeiteten, vollbrächten ein nützliches Werk. Andererſeits ſei man aber erſtaunt, wenn man die in Köln gehaltenen Reden leſe, daß die deutſchen ier alle Schwierigkeiten bei der Annäherungspolitik auf Seiten Frankreichs erblickten und daß infolgedeſſen Fear alle Koſten der An⸗ näherung tragen müſſe. Sowohl Külz wie Adenauer hätten die Franzoſen herzlich aufgefordert, das Rheinland ſo ſchnell wie möglich zu räumen. Man hätte gewünſcht. daß ſich Herriot die Mühe genommen hätte, in zarter Foem ſeine Hörer daran zu erinnern, daß es keine Verſtändigung ohne gegenſeitige Zugeſtändniſſe und Vorteile gebe, denn die Räumung des Rheinlandes ſei nicht ein Recht, ſondern eine Gunſt. Hertlot hätte, ohne den Takt zu verletzen, darauf hinweiſen können, daß Frankreich ſeinerſeits ge⸗ wiſſe Dinge von Deutſchland zu erwarten hätte. Ihm aber ſei es angenehmer geweſen, den Beifall der Anweſenden zu hören. ö letzter Minute verhütet.) Aus dem In und Auslande. Unterzeichnung wichtiger Danzig⸗volniſcher Abkommen. Danzig, 5. Auguſt. Nach faſt fünf Monate langen Perhandli igen 1 in Danzig mehrere Abkommen f wine der freien Stadt Danzig und Polen unterzeichnet, urch die eine Anzahl von Fragen zwischen beiden Staa⸗ ſen vorläufig geregelt wird. Der Danziger Senat erhofft davon eine weitere Verſtändigung und wirtſchaftliche An⸗ näherung zwiſchen beiden Staaten. Auch England zu einem Abkommen mit Nanking bereit. don, 5. Auguſt. In ſchriftlicher Beantwortung 1 190 Anfrage ſtellt Außenminiſter Nanking⸗ eine diesbezügliche Anfrage der Nanking⸗Regierung zu⸗ Kampf gegen Belgrad. b Belgrad. 5. Auguſt. In der Vollſitzung der bäuer⸗ lich⸗demokratiſchen Koalition wurde, wie aus Agram ge⸗ meldet wird, mitgeteilt, daß die förderaliſtiſchen kroatiſchen Pavelitſch der bäuerlich⸗de⸗ Wege zu Aus Nah und Fern. Niederlahnſtein.(Todesſprung von der Brücke.) Von dem Peländer der hohen Pfaffen⸗ dorfer Brllcke ſprangen trotz aller Warnungen des Publi⸗ kums zwei junge Burſchen in den Rhein. Einer det bei⸗ den ſchlug mit dem flachen Waſſerſpiegel auf, ging unter und kam nicht mehr zum Oberkörper auf den Vorſchein. Sofort angeſtellte Rettungsverſuche blieben erfolglos. Der junge Burſche ſoll ein entlaufener Für⸗ ſorgezögling ſein, der ſich auf dieſe Weiſe mit ſeinem Kameraden, der noch geſund davonkam, Geld von den Zuſchauern erbetteln wollte. In den Kleidern des Ver⸗ unglückten fand man falſche Ausweispapiere. Haiger.(Die Mutter im Scherz erſchoſſen.) Ein tragiſcher Unfall hat ſich in der Ortſchaft Ober⸗ warnsbach, Kreis Siegen, zugetragen. Der 15jährige Sohn eines Bergmanns nahm ein Jagdgewehr und legte, in der Meinung. das Gewehr ſei ungeladen, ſcherzhafterweiſe auf die Mutter an. Plötzlich ging der Schuß los und die Schrotladung drang der Frau, die mit einem kleinen Kind auf dem Arm in der Küche ſaß, in Bruſt und Kopf. Der Tod trat auf der Stelle ein. Das Kind blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Die Staatsanwaltſchaft hat den Tatbeſtand aufgenommen. Weidenan.(Ein rabiater Burſche) Der ehemalige Reichswehrangehörige Wilhelm Müller aus Hilchenbach geriet mit dem Bahnhofswirt Emil Alberts in Hilchenbach in einen Wortwechſel, in deſſen Verlauf er einen Bierkrug ergriff und damit auf Alberks einſchlug. Alberts erlitt ſchwere Kopfverletzungen, das rechte Auge iſt e Er mußte dem Krankenhaus zugeführt werden. Arzbach.(Grauſiger Tod.) Auf der Rück⸗ fahrt von einer Geſchäftsreiſe fuhr ein mit drei Herren be⸗ ſetzter Kraftwagen in der Nähe des alten Stollens ſo dicht an den Bäumen der Landſtraße vorbei, daß ein Baum den Kopf des Maurermeiſters Gerharz aus Arzbach traf. Gerharz wurde durch den furchtbaren Anprall die Schä⸗ deldecke zertrümmert, ſo daß der Tod auf der Stelle eintrat. Erſt nach etwa 200 Metern bemerkten die übri⸗ gen Inſaſſen den Tod ihres Fahrtgenoſſen. Würzburg.(Ein Eiſenbahnunglück in Durch die Aufmerk⸗ ſamkeit eines Lokomotivführers iſt auf dem Hauptbahn⸗ CERITELD MC ILTOD ROMAN JON ARNO FRA N 2 ECTS UHH WH. AS OSHAH MEIATE FI WE HDA SA. (32. Fortſetzung.) Ain heutigen Abend lag über der illuſtren Geſellſchaft eine eigene Stimmung. Es ſchien etwas in der Luft zu ſchweben Die Alten taten ungewöhnlich zugeknöpft. Man wur noch nicht eine Minute richtig warm geworden und wenn doch in irgendeiner Ecke die Unterhalkung lebhafter werden ſollte, genügte ein kühleres Lüftchen aus der Rich ⸗ tung des Senorenkonvents— ſo nannte man die Runde der Alten— um ſie lautlos verebben zu laſſen. Man plätſcherte in Troſtloſigkeit. Leod, der Führer der Oppoſition, begann bereits zu ſticheln und fand Echo bei ſeinesgleichen. „Schauderhaft iſt das heute mal wieder,“ ſagte er ziemlich laut,„als ob jemand begraben werden ſollte.“ Der Präſident Ruyther nickte ihm zu, klopfte mit ſeinem Kufmertſennt Brillant an der Sektſchale, bat um einige 85 merkſamkeit und erteilte Herrn Arthur Caliſch das ort. Der Alte ſtand wie aus Stein gemeißelt vor einem Stuhl, breitbeinig, mit beiden Händen in den Taſchen. Ihn hätte kein Stier umzurennen vermocht. „Meine Herren,“ begann er„entſchuldigen Sie die Stö⸗ rung. Sie wiſſen, daß einem ſeden von uns das Recht zuſteht, hier Klage führen zu können gegen diejenigen unter uns, deren privates und öffentliches Verhalten uns nicht ſagt. Es iſt nicht meine Art, Tamtam zu ſchlagen, um edeutungsloſes, und ich tue es auch in dieſem Falle nicht, obgleich es ſich um ganz gewiß nichts Alltägliches handelt. Ich verſuche eine bitterernſte Angelegenheit vorerſt durch eine Anfrage an Sie zu erledigen. Berna ich es auf dieſe Weiſe nicht, bleibt mir allerdings nichts anderes übrig, als zur— Staatsaktion zu ſchreiten.“ Man hüte eine Feder fallen hören können, ſo ſtill war es im Raum. Keiner wagte den anderen anzuſehen, alle blickten auf Faliſ ch. 15 Der fuhr fort:„Frage eins! Hat ein Mann unehrenhaft gehandelt im Sinne unſerer Moral und unſeren teten, der ſeine Frau— einem Junggeſellen in d 10 ſchickt, mit der Weiſung— Geld zu beſchaffen?“ „Ja,“ ſcholl es aus dreißig Kehlen. „Frage zwei! Kann ein ſolcher Mann ferner, unſeres Klubs ſein?“ „Nein,“ lautete die Antwort ebenſo einſtimmig. „Dann walten Sie Ihres Amtes, Herr Präſident,“ ſogte Caliſch und ging hinaus. Runther erhob ſich. In ſeiner ruhigen, vornehmen Art wendete er ſich an die Verſammelten: „Sollte ſich der Herr, den dieſe Sache angeht und dem die verehrten Mitglieder ſoeben das Urteil geſprochen haben, in unſerer Mitte befinden, ſo ſel ihm ein leidlicher Abgang ge⸗ ſchaffen. Er wird gebeten, ſich innerhalb fünfzehn Minulen unauffällig zu entfernen.“ Dieſe wenigen Worte löſten eine unheimliche Wirkung aus: Fünfzehn Minuten Grabesſtille! Niemand ſprach ein Wort. Mit der Uhr in der Hand ſaßen die meiſten und warteten. Keiner wagte aufzuſtehen, geſchweige denn auch nur einen Schritt aus dem Saale zu tun. Das wußte jeder: er hätte ſich mit dieſem Schritte außerhalb der guten Geſellſchaft Hollands geſtellt, wäre aus⸗ gelöſcht und weggewiſcht geweſen für alle Zeiten. Jenſeits der Schwelle harrte die Schande! Dreizehn Minuten!——— Immer noch dieſes bedrückende Schweigen. Vierzehn Minuten!——— Wie in Starre die Menſchen! Geſpannt die Nerven zum Fünfzehn Minuten!——— feifender Atem. Aſchfahle Geſichter. Stirnen. Schweißbeperlte Und wie die 1 e Sekunde verronnen, ſchiug dröhnend de Jong auf den Tiſch— wie ein Rieſe, wie ein Gigant— mit unglaublicher Wucht. „Das iſt— das— iſt— un— er„“ ſchrie er und eln fürchterliches Durcheinander folgte. 10 Von dem, was ſie die fünfzehn Minuten getan, kat jeder das Gegenteil—— nur einer ſaß apathiſch im Seſſel und ihrte ſich auch ſetzt noch nicht. 7 10 Leod. 4 m war, als ob ihm das Herz aus der Bruſt geriſſen, us ob man ihm das Gehirn durchſägt hätte e Dreimal hatte er aufſtehen wollen— dreimal hatten die ciße, die Arme, der Körper, der ganze Menſch verſagt. Dreimal hatte er ſchreien mögen!:„Ich— ich— ich bin es geweſen“— und dreimal hatte er ſchweigen müſſen. Selbſtbezichtigung ging über ſeine Kraft. Da war plötzlich etwas in ihm zerſprungen. Er war in i, zuſammengeſunken und hatte ſedes Denkvermögen ver⸗ loren. Es war wie ein Wrack im toſenden Meere. „Wo iſt Callſch,“ ſchrien die Anweſenden,„Caliſch ſoll her. Er ſoll Rede ſtehen. Caliſch ſoll ſich verantworten.“ Das ging wild durcheinander. Und von niemand bemerkt, weil ſich alle um den Präſi⸗ denten und den Tiſch der Alten drängten, betrat ein Diener den Saal, ſchritt auf Mac Leod zu, der immer noch allein und vergeſſen in ſeiner Ecke kauerte und bat ihn für einen Augenblick heraus. N f Gleichgültig trottete er hinter dem Diener her. Im Vorraum ſtand Caliſch— wieder wie vorhin, mit den Händen in den Taſchen, breitbeinig, wie ein Klotz. Als ihn Leod ſah, ſchreckte er zuſammen und ging ihm mit wiedererwachender Willenskraft entgegen „Was ſuchen Sie noch hier, Herr Mac Leod? Die fünfzehn Minuten ſind um. Wollen Sie. daß man deutlicher wird und Namen nennt?“ a g „Ich verſtehe Sie nicht,“ ſtotterte Leod. „Ich halte dieſe— entſchuldigen Sie den Ausdruck— Frechheit einem Neſt von Schamgefühl zugute. Ich kann mir denken, wie Ihnen zumute iſt.— Notabene ſprach ich mit Ihrem Oberſt. Es wird Ihnen dringend nahegelegt, um Ihre Entlaſſung, mindeſtens aber doch um Ihre Verſetzung nach den Kolonien einzukommen, wenn Sie ſehr unliebſame Dinge vermeiden wollen.— Ich werde keine Rückſicht auf mich und Glieder meiner Familie nehmen. Ich will Sie weghaben und bringe Sie weg und wenn ich meinen Sohn von offener See zurückholen müßte“. 5 Da klappte Mac Leod die Hacken zuſammen.„Sie werden von mir hören,“ rief er ihm zu, aber Caliſch winkte ab. f. Schuß folgt.) ho wtzwurg ein neues eee geryutet wor⸗ den. Der Vorzug des Beſchleunigten Per 1 1 pee e e mußte in ein ſonſt von ihm nicht benutztes Gleis einfahren, Dabei bemerkte der Loko⸗ motivführer Hoferer aus Frankfurt gerade noch rechtzei⸗ tig, daß auſ dieſem Gleis bereits eine Wagengruppe ab⸗ geſtellt war. Es gelang ihm zum Glück, ſeinen Jug noch etwa 100 Meter vor dieſen Wagen zum Halten zu bringen. Eine Unterſuchung iſt eingeleitet. ö Noßleben.(Im brennenden Haus ver⸗ brannt.) Aus unbekannten Urſachen entſtand in dem Anweſen des Glaſermeiſters Büchner ein Brand, der in kurzer Zeit auf das ganze umfangreiche Gebäude über⸗ griff und dieſes vollkommen einäſcherte. Der Z30jährige Geſelle Bruno Mann, der ſich in dem Hauſe aufhielt, konnte nicht mehr gerettet werden und verbrannte. Er konnte nur noch als verkohlte Leiche geborgen werden. Burgen.(Eiſenbahnertod.) Auf der Bahn⸗ recke bei Burgen wurde der dort bei Gleisarbeiten be⸗ chäftigte Rottenarbeiter Jakob Seſterhenn von einem Zug überfahren und auf der Stelle getötet. a Aachen.(Typhusepidemie in Hohenlim⸗ burg.) In Hohenlimburg wurden in den fetzten Tagen etwa 20 Typhusfälle feſtgeſtellt, von denen bisher zwei tötlich verlaufen ſind. Jena.(Heins Sprengſtofflager aufge⸗ deckt.) Auf Veranlaſſung der Staatsanwaltſchaft hat in Forſt bei Jena eine Nachforſchung nach den von dem Maſſenmörder Hein und ſeinem Freund Larms geſtohlemen Syrengſtoffen ſtattgefunden. An einem Wallabhang wur⸗ den im Beiſein von Larms, ſorgfältig in Glasballons ver⸗ ſchloſſen und mit Raſen zugedeckt, große Mengen Spreng⸗ ſtoff. Waffen und Munition ausgehoben. i Halle..(Im Auto lebendig perbrannt.) Ein Perſonenauto fuhr auf der Straße zwiſchen Halle und Bitterfeld auf einen Laſtkraftwagen auf, wobei der Per⸗ ſonenkraftwagen in Brand geriet. Der Chauffeur wurde eingellemmt und konnte ſich nicht mehr retten, ſo daß er in den Flammen umkam. Zwei Inſaſſen wurden Berlin.(Flucht aus dem Gerich!sſgal) Nach Schluß der Verhandlungen im Einſponprozetz iſt es einem der Angeklagten, dem Kaufmann Walter Meinhold, gelungen, aus der Anklagebank zu fliehen und aus dem Kriminalgericht zu entweichen. Man hat zwar ſetort das ganze Gelände nach dem Flüchtling abgeſucht, her jeine Spur mebr von ibm gefunden. KLirchheimbolanden.(Liebesdtama.) In einem Walde bei Teſchenmoſchel wurden die Leichen eines 20. ie rigen Dienſtknechtes und eines 17jährigen Mädchens fte und d 11 0 l 0 choſſen und dann ſich ſe urch einen Kopfſchuß getötet. Die Arſache des Liebesdramas ſoll darin zu ſuchen ſein, daß, das Liebesverhältnis zwiſchen dem Knecht und dem Mädchen von den Eltern des Mädchens nicht gebilligt wurde. (Submiſſionsblüte beim Eis⸗ Eiſenberg. tal Bahnbau.) Auf die Ausſchreibung von Beton⸗ arbeiten für die Bahnſtrecke Eiſenberg Enkenbach gin⸗ gen acht Angebote ein; das niedrigſte fordert 179 500 M., das höchſte 402 000 Mark. Pirmaſens.(Stegerwald ſpricht in Pir⸗ maſens.) Am 16. September ſpricht Miniſterpräſi⸗ dent a. D. Stegerwald in einer öffentlichen Verſammlung des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes. Pirmaſens.(Vom Dach geſtürzt.) An dem Neubau Wolf Erben iſt der Blechſchmiedemeiſter Löb bei Anbringung eines Dachkandels vom oberſten Stockwerk aus in den Hof geſtürzt. Er zog ſich ſchwere Ver⸗ letzungen zu. Kaiſerslautern.(Die Unſicherheit im Kat⸗ lerslauterer Stadtwald.) Die Beläſtigungen, denen in letzter Zeit die Spaziergänger im Stadtwald ausgeſetzt waren, führten zu einer begreiflichen Erregung des Publikums. In den meiſten Fällen iſt es der Polizei gelungen, die Uebeltäter feſtzunehmen. Es wurden Naz⸗ ie veranſtaltet und alle Herumtreiber verhaftet. Da ständig Polizeipatrouillen den Wald durchſtreifen, iſt für die Bevölkerung kein Anlaß zu Befürchtungen mehr vor⸗ handen. Speyer.(Wegen Meineidsverdachtes verhaftet.) Der Arbeiter Georg Weisling von Altrip echielt von dem Amtsgericht Speyer wegen verbotenen Fiſchens einen auf ſechs Mark lautenden Strafbefehl. Er ließ ſich bei der Gerichtsverhandlung, in der er gegen den Strafbefehl Einſpruch erhob, von einem Zeugen, dem 54 Jahre alten, ehelich 11 0 lebenden Schneider Phi⸗ liyy Kammerer aus Altrip, ſeine Schuldloſigleit be⸗ tenern, wurde aber unter Aenderung des rechtlichen Ge⸗ ſichtspunktes zu einer einwöchigen Gefängnisſtrafe ohne Bewährungsfriſt verurteilt. Kammerer, der zugunſten des Angeklagten ausſagte, wurde unter dem Verdacht des Meineids vom Gerichtsſgal weg durch die Gendarmerie verhaftet und in das Amtsgerichtsgebäude eingeliefert. Aus Heſſen. Da rmſtadt. Sommerfeſt des Gaues Darm⸗ ſtadt im Heſſiſchen Sängerbund.) Am 26. Aug. wird der Gau Darmſtadt im Heſſiſchen Sängerbund im Oraniengarten ſein diesjähriges Sommerfeſt abhalten. Das Feſt iſt als Familienfeſt geplant. Es werden Einzel, Gruppen- und Maſſenchöre geboten, an denen ſich alle Vereine des Gaues Darmſtadt beteiligen. Bei ſchönem Wetter ſollen zugleich an drei verſchiedenen Stellen des großen Oraniengartens Chöre zum Vortrag gebracht wer⸗ den. Der Gau Darmfladt will mit dieſem Feſt einerſeits die Sängergruppen einander näherbringen. zum anderen aber auch die Jugend und beſonders die Schulen für die Pflege des Geſanges intereſſieren. Bei ſchlechtem Wetter ſteht die geräumige Feſthalle im Orangeriegarten zut Verfügung, Nah der gewaltigen Kundgebung des Gaues auf dem Paradeplatz iſt auch bei dieſer Gelegenheit mit einer ſtarken Beteiligung zu rechnen. Das e iſt auch als Auftakt für das Voß Heſſiſche Sängerfeſt in Darmſtadt im kommenden Jahre geplant, um weite Kteſſe der Bevölkerung für die Sache des Heſſiſchen Sän⸗ gerbundes zu intereſſieren. Darmstadt.(Ein Möbelwagen in Brand.) Das mit Möbeln beladene Laſtauto des Fuhrunterneh⸗ mers Georg Hofmann von hier geriet in Nieder⸗Ramſtadt in Brand, als es im Begriff war, einen Moͤheltrans⸗ port von Nieder⸗Ramſtadt nach Mühlhausen i. Th. aus⸗ f 1 07 Die ganze Ladung nebſt Aute wurde ein Raub der Flammen. Rettungsverſuche waren nicht mög⸗ lich. Der Eigentümer der Möbel iſt g* Brand ver⸗ Ichart, der Fuhrunternehmer dagegen nicht. + atte zuerſt das Mädchen er⸗ Giezen.(Perurteilter Geheimbrenner.) Wegen Branntweinbrennerei hatte das Amtsgericht Fried⸗ berg einen Kaufmann aus Mainz zu drei Wochen Gefäng⸗ nis und 7813 Mark Geldſtrafe verurteilt. Der Kauf⸗ mann hatte in Heldenbergen eine Schnapsbrennerei ein⸗ gerichtet, ohne dieſelbe bei den Behörden anzumelden. Gegen das Urteil hatte er bei der hieſigen Strafkammer Berufung eingelegt, die abgewieſen wurde. Außerdem erhielt er noch 200 Mark Geldſtrafe. Pfungſtadt.(Tödlicher Unfall.) Der jugend⸗ liche Arbeiter Scherer wurde beim Ausladen von Papier⸗ ballen ſo ſchwer verletzt, daß er ſtarb. f Seligenſtadt.(Verbrüht.) Einem ſechsjährigen Mädchen aus Froſchhauſen ſtürzte das Schweſterchen, das noch nicht ein Jahr alt war, aus den Armen. Das Kind fiel in eine Bütte ſiedenden Waſſers und verbrühte ſich ſo ſchwer, daß es ſtarb. Offenbach.(Brandſtiftung durch einen ſiebenjährigen Jungen.) Im Stadtteil Bürgel entſtand in der Scheune des Landwirts Kopp Feuer, das bald auf benachbarte Anweſen Übergriff. Insgeſamt wurden zwei Scheunen und zwei Ställe vollkommen ver⸗ nichtet, ein Wohnhaus iſt ohne Dachſtuhl und Decken. Außerdem wurden große Vorräte an Getreide, Heu und Stroh ein Raub der Flammen. Das Feuer iſt durch Brandſtiftung entſtanden. indem ein ſieben Jahre alter Junge in der einen Scheune ein Streſchhols anſteckte. wodurch das Stroh in Brand geriet. Der Wind trieb dann die Flammen auf die anderen Gehäude über. Die Feuerwehr hatte ſtundenlang mit der Bekämpfung des Brandes zu tun. Mainz.(Ein neues Verbot der Rhein⸗ landkommiſſion.) Die Interalliierte Rheinland⸗ kommiſſion hat das Buch„Der Prozeß und die Erſchie⸗ zung Albert Leo Schlageters“, herausgegeben vom Neue Brücke⸗Verlag in Düſſeldorf, auf Grund des Artikels 21, Paragraph 3, der Ordonnanz 308 für das beſetzte Ge⸗ biet verboten. Ober⸗Ingelheim.(Vorſicht mit Spiritus⸗ kochern!) Ein junges Mädchen von hier wollte einen brennenden Spirituskocher nachfüllen. Hierbei kam es mit der Flaſche an die Flamme. Es entſtand eine Expſo⸗ ſion, die die Kleider des Mädchens und die Zimmerein⸗ richtung in Brand ſetzte. Mit ſchweren Brandwunden kam die Verunglückte ins Krankenhaus, während Nach⸗ barsleute den Zimmerbrand erſtickten. Heppenheim.(Grober Unfug.) Die Umgebung des Bahnhofs Heppenheim bildet in der letzten Zeit, be⸗ ſonders an Sonntagen, den Aufenthaltsort beſonders aus⸗ wärtiger Romdys, die in den Zufahrtsſtraßen zur Stadt barmloſe Paſſanten beläſtigen und bedrohen. Es iſt keine Seltenheit. Gruppen von 4 bis 5 dieſer halbmüchſigen Burſchen zu ſehen. die aus den Anlagen in der Nähe des Bahnhofs mit Indianergeheul auf Straßenpaſſanten, die von den Abendzügen kommen. zuſtürzen mit dem Ausruf: „Wir rennen alles um“ uſw. Sehr zu begrüßen wäre es, wenn die Polizef einmal rückſichtslos zugrei⸗ 8 damit dieſen Beläſtigungen ein Ende bereitet wird. Armsheim.(Unfall.) Beim Einfahren von He⸗ treide ßielt ſich ein vierfähriger Junge am hinteren Teil des Magens. Plötzlich kam die hohe Ladung des Fuhr⸗ werks ins Nutſchen den Knaben unter ſich begraben. Zum Glück konnte ſokort mit den Aufräumungs arbeiten begon⸗ nen und der Kleine vom Tode des Erſtickens gerettet werden. Er ſam mit leichten Verletzungen im Geſicht und der Schulter davon. Ortenberg.(Fünf Finger abgeſchnitten.) Beim Holzſägen ſchwer verunglückt iſt der 22 Jahre alte Albert Ruppel aus dem nahen Wenings. Er war mit der linfen Hand in die Kreisſäge geraten. wodurch ſämtliche fünf Finger abgeſchnitten wurden. Ruppel wurde ins Kran⸗ kenhaus nach Gedern überführ'. Eberſtadt.(Einſpruch gegen den Ge⸗ meinderoranſchlag.) Der Landbund, der Orts- gewerbeperein und der Hausbeſitzerverein haben gegen den Voranſchlag der Gemeinde Eberſtadt Einſpruch erhoben. Der Gemeinderat wird ſich daher nochmals mit dem Thema zu beſchäftigen haben, N Worms.(Ausſtellung von uther⸗Er⸗ innerungen.) Die Archiv⸗Ausſtellung im Cornelia⸗ num hat letzt eine intereſſante Bereicherung durch die Einreihung ſehenswerter, auf Worms bezüglicher Luther Erinnerungen erfahren. Seltene und koſtbare Luther⸗ drucke, Bibeln, Flugſchriften, Berichte über den Luther⸗ Reichstag, außerdem eigenhändige Briefe des Reforma⸗ tors und Spottbilder auf ihn und den Paypſt ſind in die ſer neuen teilung zu ſehen. Lokales und Allgemein. — Neue internationale Frachtbriefformulare Vom 1. Oktober 1928 an dürfen mit dem Inkrafttre nn den bahn rachtverkehr die zurzeit gültigen a Frachtbriefe nicht mehr verwendet werden; eine brauchsfriſt für dieſe Frachtbrieſe über den 1. Oktober 1928 hinaus kommt keinesfalls in Betracht. Den Ver⸗ frachtern wird empfohlen. den Vorrat an alten Fracht- brieſen entſprechend zu bemeſſen. —, Stellennachweſs für Akademiker in Verwaltung und Wirtſchaft. Der Reichsverband der Deutſchen Volks- wirte hat ſeinen Stellennachweis zu einer Arbeitsvermitt⸗ lungsſtelle auf allen Gebieten der öffentlichen und pri- vaten Verwaltung ſowie verwandter Tätigkeitszweige, ins⸗ beſondere bei wirtſchaftlichen Intereſſen vertretungen, Ver⸗ einen, Kartellen, Kammern, Genoſſenſchaften und Er⸗ werbsunternehmungen, ausgeſtaltet. Dieſer Stellennach⸗ weis erſtreckt ſich auf das ganze Reichsgebiat und das deutſchſprachliche Ausland. Auch für literariſche Arbeiten und Vorträge werden volfswirfſchaftlich— betriebswirt⸗ chaftlich— juriſtiſch gebildete Kräfte nachgewieſen. Ge⸗ chäftsſtelle des R. D. V.: Berlin⸗Wilmersdorf, Zohen⸗ zollerndamm 190. Fernruf: Amt Pfalzburg 4777 und 3928. Drahtanſchrift: Erdefauverband. — Aeberall großes Fiſchſterben. Durch die langanhal⸗ tende Troclenheit der letzten Zeit verurfacht, haben die Flüſſe einen geringen Waſſerſtand erreicht. Dieſe Tat⸗ ſache, in Verbindung mit den ſchädlichen Abwäſſern der Fabrikanlagen, hat leilweiſe ein großes Fiſchſterben zur Folge gehabt, das für die dec e große finan⸗ ielle Verluſte mit ſich bringt. Die Fiſchereiberechtiglen gabſichtigen, 1 zu fordern, um weitere Sch digungen ihrer Fiſchbeſtände zu verhindern. — Naturgewalten und Menſchenohnmacht. In leuchtenden Wolken hatte ſich die Sonne zur Nuhe gebettet, und die Kinder, die ſich am Tage müde gelaufen, froh der Schulfreiheit, ſprechen 135 Nachtgebet und blin⸗ zeln noch einmal zum Himmel: ob morgen wieder ſchönes etter iſt?— Und der Morgen kam, brachte Sonnen ⸗ ſchein und Wanderluſt.— Am Horizont ſtiegen harmloſe weiße Wölkchen auf— unſcheinbare weiße Wölkchen Der Unſchuld Kleid iſt weiß— das Kleid des Frieden— und dort oben die Wölkchen am Himmel wiſſen nichts vom Unwetter ö „ Muntere Ausflügler überall! Wer in den Tälern jahraus, jahrein lebt, nimmt gern ſeinen Weg ins Gebirge, und das Rieſengebirge, die Sächſiſche Schweiz und all die anderen haben es ſchon ſo manchem angetan, der, dem Tiefland entflohen, die reine Luft der Hohen ſuchte. „Mutter, e dort iſt eine dicke, finſtere Wolfe aus den kleinen weißen geworden“— vielleicht ſind die Worte gefallen, und der Aufbruch nach dem Heim wird be⸗ ſchleunigt. ö Wolken ſind ſchnell— und oft traut man den geball⸗ ten Maſſen nicht zu, daß ſie gar ſo raſch eilen können. Was greift die vordere ſo ſprunghaft aus? Jetzt ſtreckt ſie krallengleich Ausläufer vor, und nun iſt's eine deut⸗ liche Hand.— Eine Hand, die ine gekrümmten Finger über den Bergen zuſammenkrallt, als hole ſie Beute: „memento mori!“ „Da gießt unendlicher Regen herab, von den Bergen ſtürzen die Quellen und die Bäche, die Ströme ſchwel⸗ len.“— Menſchen in Not— in Todesnot.— Brauſende Winde, die von Sekunde zu Sekunde ſteigen— ver⸗ zweifelte Schreie, geſtammelte Gebete— nutzloſes Ringen mit dem unaufhaltſamen Element. Wer zog den dichten Vorhang über das Geſchehene auf der Erde? Wollte Gott nicht herniederſchauen und die Schreie und Gebete nicht hören? Oder hat Satanas das getan und will ſo ſein Werk vor Gott verbergen?— Gibt es Antwort auf die Frage„Warum?“ Es gibt eine, und ſie wird dem, der da glaubt, ver⸗ trauend ſein Herz in Gottes Hand legen laſſen, der da ſagt:„Die Haare auf deinem Haupte ſind gezählet und es fällt kein Sperling vom Dache ohne meinen Willen.“ Es gleiten Sterne aus ihren Bahnen und zerſchellen, es ſind Berge gewichen und Hügel gefallen, Städte liegen unter Schlacken, und die Erde iſt durchfurcht von den Grä⸗ bern, in denen man die toten Leiber der Menſchen barg. Und nach allem, was auf der Erde an Leid geſchah, brachte die neuaufgehende Sonne neues Leben. Das Ber⸗ geſſen zog über die Lande und in die Herzen der Menſchen. Wo heute Hütten geſtanden, die die Fluten zerſtört, wer⸗ den morgen neue ſtehen, und vertrauende Menſchen wer⸗ den in der Abendſonne vor den Türen ſitzen und am näch⸗ ten Tage reden, und Kinder werden auf der Wieſe ſingen: „Guoldne Abendſonne, wie biſt du ſo ſchön...“ * Vom Sonntag. Eln Sonnentag, wie ſeine zahlreichen Vorgänger, war dieſer Sonntag nicht, doch wurde er allſeits freudig begrüßt ob ſeiner wohltuenden Kühle. Und ſo konnte man endlich mal wieder einen Spaziergang unternehmen, ohne in Schweiß gebadet zu werden Für die angekündigten Vereinsfeſte war das windig⸗kühle Wetter keinesfalls erfolgverheißend. Se ſanden wohl alle ſtatt, aber ein beſonders großer Beſuch olteb aus. Und die, welche kamen, verblieben nicht lang an den Vergnügungsſtätten.— Von den Vereinen wellte nur die Turngenoſſenſchaft auswärts. In Mannheim ſand das große ſüddeutſche Arbeiter⸗Turn und Sporifeſt ſtatt, woran ſich genannter Verein beteiligte. Auch ſonſt weilten recht viele hieſige Bewohner in der Nachbarſtadt. An dem Feſtbankett am Samstag Abend in den großen Feſtſälen des Roſengarten beteiligten ſich rund 10 000 ßerſonen. Der Feſtzug, der am Vormittng uw halb 12 Uhr auf dem Meßplatz und in den anliegenden Straßen Aufſtellung nahm, entwickelte ſich prächtig. In Achter⸗ reihen formiert nahm der gewaltige Feſtzug die ganze Straßenbreite ein. Der Vorbeimarſch des Rieſenfeſtzuges dauerte etwa/ Stunde. Mannheim hatte eine derartige Feſtveranſtaltung in ſeinen Mauern uoch nicht geſehen. Auf jeden Fall hat dleſe Veranſtaltung dem Aubetterſport Reſpekt und Achtung eingebracht, dae auch von den Geg⸗ nern ohne Vorbehalt anerkannt wird Im Sta- dion, der wundervoll gelegen und eine mächtige Ausdeh⸗ nung hat, wogte ein Menſchenmeer, daß mit 40— 50 000 uicht ſo hoch geſchätzt wird. Der Stadion in Mannheim hat ſo viele Menſchen noch nicht geſehen. Die Straßen⸗ bahn machte dabei ein großes Geſchäft, das ſie auch zu ihrem Vorteil ausnutzte. Es lief Wagen hinter Wagen. Der Arbeiter- Turner, und Sportbund hatte Glück, daß das Wetter noch ſo Stand hielt. Nicht unerwähnt ſollen neuen internationalen Ueberei über den Lien. noch die Fretübungen der 2000 Turner und ebenſovieler e e eee Turnerinnen bleiben, die für die Zuſchauer etwas Un⸗ vergeßliches bleiben. in Stärke von 400 Mann und die große Zahl von Fah⸗ nen, zu einer Gruppe vereinigt, bildeten eine Pracht, die Der Aufmarſch des Trommlerkorps be! den Zuſchauern Begeiſterung hervorrief. Dieſe Ber⸗ anſtaltung hatte ſo rech: gezeigt, welch pulſierendes Leben im Arbeſter⸗Turn⸗ und Sportbund ſteckt, mit dieſem er auch die Achtung der Gegner errungen hat 70 Geburtstag. Frau Katharina Dieter, wohnhaft in der Hügelſtraße, kann morgen Dienstag in noch ſeltener und geiſtiger Friſche ihren 70. Geburtstag feiern. Mögen ihr dteſe Vorzüge menſchlichen Lebens noch recht lange erhalten bleiben. Den zahlreichen Gratu⸗ lationen, die ihr aus dieſem Anlaß zugehen werden, ſchließen auch wir uns freudigen Herzens an Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 263 Stück Verkauft: 237 Stück N Mllichſchweine wurden verkauft das Stck. v. 10—28 Läufer das Stück von 24—50 Mark. Der nächſte Schweinemarkt findet weten des Sams⸗ tag Feiertags ſchon am Freitag ſtatt. f