Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 31. Auguſt. 0 „Durch den kräftigen Druckanſtieg über Weſteuropa ſſt die von Oberitalien und der Schweiz ausgehende, mit⸗ ten durch Deutſchland verlaufende Tiefdruckrinne(in de⸗ ten Bereich vielfach ſehr ergiebige Niederſchläge vorgekom⸗ men ſind), bis Weſtrußland gezogen. Der damit erfolgte Kaltlufteinbruch brachte einen erheblichen Temperatur⸗ rückgang. Weſtliche Randwirbel verurſachen vorüberge⸗ hend noch unbeſtändiges Wetter. Der hohe Druck erlang, jedoch die Vorherrſchaft, womit Aufheiterung, tagsüber auch Erwärmung bevorſtehen. Nachts iſt mit empfindlichem Temperaturrückgang zu rechnen. Vorausſichtliche Witterung bis Sonn⸗ tag: Abflauen der kühlen Weſtſtrömung, meiſt heiter, trocken, tagsüber wärmer, ſehr kühle Nächte. — Der September im Hundertjährigen. Zum Glüc trafen die Berechnungen der wiſſenſchaftlichen Wettervor⸗ herſageſtellen für Auguſt nicht ein. Statt der reichlichen Niederſchläge, ſtarker Temperaturrückfälle, vielen Gewit. tern und anderem Unheit darf man mit dem Verlauf des Auguſt wohl zufrieden ſein. Der Hundertjährige be⸗ hielt auch diesmal Recht.— Nun ſagt er für September folgendes voraus: Er läßt ſich ſchön und warm an bis zum 5., der Gewitter und Regen bringt. Aber das Re⸗ genwetter geht ſchnell vorüber, und es bleibt weiterhin ſchön und heiter bis in die dritte Woche hinein. Erſt ge⸗ en Ende des Monats wird es regneriſch und am 30. ſt mit ſtarken Regengüſſen zu rechnen. Die„Wiſſen⸗ ſchaftler“ ſagen für September: Der September bringt verhältnismäßig angenehmes und gutes Wetter, natür⸗ lich nicht mehr ſo warm, ſo drückend heiß, wie im Juli, aber für Urlaub und Reiſe gerade recht und angenehm. Verhältnismäßig wenig Niederſchläge. Nur vom 26. ab herrſcht ſtürmiſches und trübes Wetter mit empfindlichen Temperaturrückgängen. — Verbot der Einſuhr von Schlachtpieh in die Schweiz. Nach einer Mitteilung der deutſchen Geſandtſchaft in Bern iſt wegen verſtärkten Auftretens der Maul- und Klauenſeuche in den an die Schweiz angrenzenden Län⸗ dern jede Einfuhr von lebendem Schlachtvieh in die Schweiz bis auf weiteres verboten. — Beleuchtung der Kraftfahrzeuge. Verſchiedentlich herrſcht die Auſfaſſung, daß die Faſſung des Paragraphen 4 der VO. über Kraftfahrzeugverkehr nur die Auslegung zuließe, daß die beiden Hauptlaternen des Fahrzeugs die ſeitliche Begrenzung des Fahrzeugs anzeigen müßten. Dieſe Auffaſſung iſt nach einem Runderlaß des Miniſteriums des Innern unzutreffend. Der Sinn der Vorſchrift iſt der, daß das Fahrzeug mindeſtens zwei Laternen haben muß, die den Erforderniſſen der Beleuchtung und der ſeitlichen Begrenzung genügen. Bei Vorhandenſein von mehr als zwei Laternen am Fahrzeug iſt nur notwendig, daß min⸗ deſtens zwei Laternen jedem Einzelerfordernis genügen müſſen„d. h. von den verſchiedenen Laternen müſſen zwei in gleicher Höhe angebrachte die ſeitliche Begrenzung des Fahrzeuges anzeigen; Scheinwerfer brauchen es nicht zu ein, denn zwiſchen Hauptlaternen(Scheinwerfer) und Laternen wird in der Beſtimmung nicht unterſchieden. Koblenz.(Schwerer Einbruch.) In einer der letzten Nächte drangen Einbrecher in die Hanſadrogerie in Ehrenbreitenſtein in der Hofſtraße ein. Den Dieben „telen zahlreiche Parfümerieartikel. wie Seife, Parfü⸗— merien uſw. in die Hände. Sie konnten mit ihrer Beute unerkannt entkommen. 0 r- erte i Sepiember! Der Herbſtmonat hat begonnen und die Aſtronomen haben es ganz genau feſtgeſtellt, daß am 23. September vormittags 11 Uhr in das Zeichen der Wage tritt, was alſo in Verbindung mit Tag- und Nachtgleiche den hoch⸗ offiziellen Empfang des Herbſtes bedeutet. Möge er mild und freundlich ſein, der vielbeſungene Herbſt, möchte er einigermaßen erſetzen und gutmachen., was der Sommer nicht brachte oder doch nur knapp und ſpärlich! Wir Mit⸗ teleuropäer brauchen und lieben einmal eine gute Portion Wärme und Sonnenſchein. Vom Herbſtmonat erwarten wir noch manchen Goldſchimmer für die Landſchaft und der frohe Wanderer will nicht enttäuſcht ſein. wenn er gerade jetzt nach freien und weiten Höhen mit klarer Fernſicht ſtrebt. Man freut ſich auf ein buntes, eigen reizvolles Gemälde im Wald und Garten, ja hier kann der Herbſt zum unübertroffenen Künſtler werden. Und das leiſe, volle Reifen letzter Früchte! Der September bringt die Obſternte in ihren vollen Gang. Daneben wol⸗ len wir nicht der ſchlichten Kartoffel vergeſſen. Mühſam wird ſie ausgebuddelt von Menſchenhand oder die raſſelnde Maſchine wirft ſie heraus. Sie iſt dann ein Hauptgericht des kleinen Mannes, aber auch beim üppigen Diner darf ſie nicht fehlen. Der Landmann bekommt noch keine Ruhe. Er rüſtet zur Herbſtbeſtellung. Den Acker auf und nieder gleiten Pflüge, von falben Ochſen ſchleppend ſchwer ge⸗ zogen, die Furchen ſchlagen ihre ſchwarzen Wogen. Wenn da die Sonne blinkt, ſo ſchweben und weben wohl auch jene wunderlichen Herbſt⸗ und Marienfäden, die man nicht los wird, auch wenn die Hand immerfort dagegen wehrt und ſchlägt. Herbſtfäden des menſchlichen Lebens.. Vergänglichkeitszeichen, Wehmutsſtimmung. Es geht auf Michaeli zu. Da verlangt das nüchterne Alltagsdaſein auch ſo mancherlei. 5 — Schadenerſatzanſprüche gegen den Stat bei Pfän⸗ dungen durch den Gerichtevollzieher. Die Pfändung der im Gewahrſam des Schuldners befindlichen Sachen wird dadurch bewirkt, daß der Gerichtsvollzieher ſie in Beſitz nimmt. Das Geſetz fordert, daß der Gerichtsvollzieher, um wirkſam zu pfänden, ſich eine die Verfügungsmacht des Schuldners ausſchließende tatſächliche Gewalt über die Sachen des Schuſdners verſchaffen muß. Selbſt wenn er dieſe im Gewahrſam des Schuldners beläßt, muß er ſie zunächſt in ſeinen unmittelbaren Beſitz bringen; die Be⸗ laſſung iſt nur eine Wiedereinräumung des Beſitzes an den Schuldner. Danach genügt es nicht, wenn der Ge⸗ richtsvollzieher die Sachen etwa in einem Zimmer ein⸗ rten“ Tür ſchließt, das von einer anderen, nicht„geſiche 1 noch betreten werden kann. Selbſt wenn dieſe zweite Tür zur Zeit der Pfändung verſchloſſen war und der Schlüſſel verloren gegangen iſt, ergibt ſich nicht die Vor⸗ ausſetzung für eine wirkſame Pfändung. In einem ſolchen Falle würde ein Schadenerſatzanſpruch gegen den Staat entſteben. wäſſern. Doch iſt dies nicht der i 01 eine noch viel gründlichere Aus dem Vogelleben. Der Merlinfalle. Von Dr. phil. Hans Walter Schmidt. Der„Merlin“, auch„Zwerg“ oder„kleiner Edel falke“ genannt, iſt der kleinſte der bei uns vorkommenden Falken. Die Männchen erreichen eine Länge von 26 bis 26 Zentimetern, die Weibchen eine ſolche von 31 bis 32 Zentimetern, die ausgefärbten älteren Männchen beſitzen eine aſchgraue Oberſeite mit Pa Anfluge. Im Nacken wird ſie durch eine ſchmale, bandartige, gelbrote Partie unterbrochen. Auch die Oberſeite der Flügel. iſt aſchgrau. Nur die langen Schwungfedern ſind mit breiten, weißen Flecken gezeichnet. Geſicht und Kehle beſitzen eine faſt rein⸗weiße Farbe. Der Stoß iſt, wie auch der Rük⸗ ken, auf der Oberſeite blaugrau mit großen, verwiſchten ſchwarzen Flecken und einer breiten, ſchwarzen Randbinde an die ſich ein ſchmaler, weißer Endſaum anſchließt. Die Unterſeite zeigt eine roſtgelbe, bald dunklere, bald hel⸗ lere, ins Gelb ſpielende Grundfarbe. Mit Ausnahme der weißen, von zwei verwiſchten dunklen Bartſtreifen flankierten Kehle, iſt ſie mit großen, ſchwarzen, komma⸗ förmigen Längsflecken überſät. Die Regenbogenhaut des Auges iſt dunkelbraun, der Schnabel blaugrau, die Wachs⸗ haut gelbgrün, die Füße dagegen weiſen orangegelbe Färbung auf. Die Weibchen ſind ähnlich gefärbt, jedoch n gezeichnet. und es erſcheinen die Farben blaſſer abgetönt. Dieſer jetzt in unſerem Vaterlande ſeltene, ſchöne Falke hat früher in Deutſchland gebrütet. Heutzutage kennen wir ihn nur als Durchzügler. Seine eigentliche Heimat iſt der Norben Europas. wo er ſeine mangelhaff * eſngten Horne au, Feiſen ung in Veislochern exeichrer. Inn Mai oder Juni legt das Weibchen 1 bis fünf in arbe und Ausſehen ſehr verſchiedene Eier, die in drei ochen ausgebrütet ſind. Felſige Gegenden ſcheint der Falke auch in unſerem Vaterlande zu bevorzugen, doch kann man ihn im Strich wohl überall antreffen, wenn auch als Seltenheit. Die Nahrung beſteht in der Hauptſache aus Vögeln bis zu Amſelgröße, des öſteren auch aus Mäuſen und Inſekten. Allerdings überwiegt der Schaden, den er we⸗ niger der Jagd, als vielmehr der Landwirtſchaft durch Schlagen nützlicher Kleinpögel zufügt. Auf ſeinen Beule zügen ſtreicht er gewöhnlich ſehr niedrig über den Erd⸗ boden hin, jagt den auf dem Boden ſitzenden kleinen Vo. gel auf und verfolgt ihn in der Luft. Die Jagd endet meiſt mit einem Siege des Merlins. Denn nur wenn es dem Vogel gelingt, ſich ſtets über dem Falken in der Luft zu halten, kann er ihm entgehen. Dies iſt aber bei der Schnelligkeit des Merlins nur ſelten der Fall. Vermiſchtes. Weil ſie zu ſpät zum Eſſen kamen.. In Herisau verurteilte das Dipiſionsgericht 100 Soldaten der 3. Kom⸗ pagnie des Bataillons 84 aus dem Kanton Appenzell, Innerroden wegen gemeinſamer Gehorſamsverweigerung gegenüber ihrem Hauptmann mit 12 Tagen ſtrengem Arreſt in Einzelhaft. Die Unzufriedenheit war dadurch entſtanden, daß die Kompagnie beim Einrücken in ein Manöverlager einige Bewegungen öfter als andere Kom⸗ pagnien wiederholen mußte und daher ſpäter als dieſe zum Eſſen kam. Das Automobilland Amerika. Im Monat Jun wurden in den Vereinigten Staaten und in Kanada etwa ſchätzungsweiſe 440 000 Kraftwagen hergeſtellt, das ſind etwa 100 000 mehr als im Juni vergangenen Jahres. Im erſten Halbjahr 1928 ſtieg die amerikaniſche Auto⸗ mobilproduktion gegenüber dem des Vorjahres um rund 145 000 Kraftwagen auf 2,34 Millionen Wagen. Die Automobilausfuhr Amerikas betrug in den erſten fünf Monaten 1928 dem Werte nach 204,8 Millionen Dollar gegenüber 183,1 Millionen Dollar in der gleichen Zeit des Vorjahres. Was die neue Tanzſaiſon bringt. Die Sachver⸗ ſtändigen haben ſich dahin geäußert, daß im bevorſtehen⸗ den Winter der„Black-Charleſton“ das Feld beherrſchen wird zuſammen mit der„Jale Blues“. Daneben wer⸗ den„Tango“ und„Engliſch Waltz“ getanzt werden. Darüber, ob noch eine beſondere Senſation auf dem Ge⸗ biete der Tanzkunſt uns blühen wird, entſcheidet der z. It. in Kiſſingen agende Kongreß der deutſchen Tanzlehrer. Hundert Widder für eine Frau. Bei den Kirgiſen, die im Gebiet des Pamir wohnen, iſt noch heute der Frauenkauf geheiligte Tradition. Eine ruſſiſche wiſſen⸗ ſchaftliche Expedition, die kürzlich aus dieſen Gebieten nach Moskau zurückgekehrt iſt, berichtet darüber nähere Einzelheiten. Für jede Frau werden bis zu hundert Wid⸗ der und Yaks gegeben. Eine Frau darf ihren Mann verlaſſen, wenn ihre Eltern dieſen Preis zurückzahlen. Der Mann kann ſeine Frau ohne weiteres aus dem Hauſe jagen, verliert aber das Recht dann, den erlegten Preis zurügzuverlangen. Die Wirtſchaft der Kirgiſen iſt iußerſt einſach. Die Naks geben Milch und Wolle, die Widderjagd liefert Fleiſch und Felle für die Hütten. Zuk— ler, Tee und Salz brauchen die Kirgiſen nicht. Gegen Felle erhalten die Kirgiſen bei einem anderen Stamm Pulver und Schrot, was wichtiger iſt als Brot, das ſie beinahe nicht kennen. Das Leben der Kirgiſen iſt ſehr ein⸗ lönig. Feſte werden nur bei Hochzeit und Tod gefeiert. rr — Meue Formulare für Glückwunſchtelegramme. Die Reichspoſt führt in nächſter Zeit für Glückwunſchtele⸗ gramme zwei neue Formulare ein, die in farbigem Offſet⸗ druck hergeſtellt werden und die Bezeichnung Lx 2 und Lx 8 erhalten. Die neuen Formulare beſtehen aus zwei zuſammenhängenden Blättern, deren erſte Seite eine bild— liche Darſtellung(beim Formular Lx 2 zwei Tauben, beim Formular Lx 3 ein Poſtillon) und die Aufſchriſt „Deutſche Reichspoſt“ tragen. Die vierte Seite enthält en Reichsadler in der heraldiſchen Form. — Neue Poſtkarten! Wie dem Bund Deutſcher Ver⸗ kehrsvereine auf eine Eingabe mitgeteilt wurde, hat der Reichspoſtminiſter genehmigt, daß in Orten, wo ein Be⸗ dürſnis danach hervorgetreten ſei, Fünf⸗Pfennig⸗Poſtkar⸗ ten mit aufgedruckter Marke an den Schaltern und in Automaten verkauft werden. 8 — Weitere Ziehung von Ausloſungsrechten. Die erſte und die zweite Ziehung der Ausloſungsrechte der Anleihe⸗ ablöſungsſchuld des Deutſchen Reiches für die Nummern 60 001 bis 90 000 findet am Montag, den 3. September 1928, öffentlich in der Reichsſchuldenverwaltung in der bisherigen Form ſtat!. Gkat, das Nationalſpiel der Deutſchen. Die neue Altenburger Skatorbnung. Skat! Welchem Deutſchen iſt dieſes Spiel etwa un⸗ bekannt? Ein jeder hat wohl die eine oder die andere Erinnerung, die ſich an dieſes verbreiteſte deutſche Karten⸗ ſpiel knüpft. Man kann wohl ſagen, daß Skat in Deutſch⸗ land nicht nur in allen Lebensaltern, ſondern auch in Nord und Süd und Oſt und Weſt geſpielt wird. Bei dieſer Verbreitung des Spieles iſt es durchaus begreiflich, daß die Spielregeln nicht tote Geſetze bleiben, ſondern lebendig ſind, wie der Wille der Spieler, den Mit⸗ ſpielenden mit allen Schikanen ſo viele Punkte als nur möglich abzuknöpfen. Der Krieg hat nicht nur eine ſtarke Belebung des Skatſpielens gebracht, ſondern er hat auch die verſchiedenſten Skatgewohnheiten in Berührung ge⸗ bracht und ſo neue Spielregeln entſtehen laſſen, die ſich allerdings noch nicht bis zu einer Anerkennung in der of⸗ fiziellen Skatordnung des Deutſchen Skatverhandes durch⸗ geſetzt hatten. Nunmehr hat der 12. Skatkongreß, der in Altenburg tagte, eine gewiſſe Klarheit in dieſer Be⸗ ziehung geſchaffen. Im großen und ganzen iſt es beim alten geblieben, und die eigentliche Tournierordnung weiſt kaum erheb⸗ liche Aenderungen auf. Gewiß waren manche Wider⸗ 1 55 zu Überwinden, da man glaubte, den Grundſkat urch gewiſſe Neuerungen zu einem Haſardſpiel zu ver⸗ all, da die Neuerun⸗ chätzung aller Chancen erfordern, als es bisher not⸗ wendig war. Es handelt ſich dabei vor allem um die 1 erechnung und Ein⸗ Anertennung des Fontras und des Recontras. Es er⸗ übrigt ſich wohl, darüber noch irgend etwas zu ſagen, da dieſe Methoden bereits zur Genüge bekannt ſind. Mit dem einfachen Contra wird die Berechnung des Spieles verdoppelt und mit dem Recontra vervierfacht. Wichtig iſt weilerhin die Beſtimmung, daß alle Spiele, die verloren werden, doppelt rechnen. Auch der Schneider iſt ein für allemal mit 30 feſt⸗ geſetzt worden und ebenſo hat man für die Berechnung der Nullſpiele einen einheitlichen Maßſtab geſchaffen, indem Null und offenes Null nach wie vor den Wert von 23 und 46 behalten, wogegen die Handſpiele mit 25 und 50 berechnet werden. Für die Belebung des Skatſpieles iſt es von Wich⸗ tigkeit, daß den Drügebergern das Handwerk wenn nicht gelegt, ſo doch ſehr ſtark beſchnitten worden iſt. Die Zuſatzordnung führt nämlich das Zwangsreizen ein. Unter der Vorausſetzung, daß drei oder vier Buben in einer Hand ſind, muß mit oder ohne einen minde⸗ ſtens bis 18, mit zweien bis 23, mit dreien bis 36 und mit vier bis 45 gehalten werden. Um jedoch Un⸗ gerechtigkeiten dabei auszuſchalten, die immerhin ent⸗ ſtehen könnten, wenn krotz einiger Trümpfe die Neben⸗ karte doch noch recht ſchlecht iſt, ſo iſt dem Zwangsrei⸗ zenden die Möglichkeit gegeben, vor der Aufnahme des Skates, wenn er alſo von den anderen auf ſeiner Zahl ſitzen gelaſſen wurde, zu erklären:„Zwangsſpiel“. Dann darf nicht mehr Contra uſw. angeſagt werden. Weiter⸗ hin wird beſtimmt, daß bei einem Spiele nicht mehr Contra geſagt werden darf, wenn nicht mindeſtens 18 gehalten wurde. Den Herren„Maurern“ wird das gewiß nicht recht unangenehm ſein, um ſo mehr aber dürften ſich die anſtändigen Spieler dafür einſetzen. Auch bei dem einfachen Null oder bei dem Rull aus der Hand darf nicht mehr Recontra geſagt werden, da es ſich allzu oft Spieler mit einem Null bequem machen wollen. Weiterhin ſind auch die Spielarten des Ramſch und des Schieberramſch in die Zuſatzordnung aufgenommen worden und die ſogenannten aufgelegten Spiele neu eingeführt. Bei dieſen kann Contra noch vor dem Ausſpielen ſelbſt nach dem Auflegen geſagt werden. Ihre Berechnung bei Farbenſpielen beträgt einen Fall mehr. Eine Ausnahme macht nur das aufgelegte Großspiel mit dem Grundwert 50. Die aufgelegten Spiele kön⸗ nun nur aus der Hand geſpielt werden, und daher fällt auch die Wertſtufe, die ſonſt für das Handſpiel ange⸗ rechnet wird, fort. So it der Altenburger Statkongreh nicht nur ein äußerer Erfolg geweſen durch die Tauſende und Aber⸗ tauſende von Skatpartien, die im e Rahmen ge⸗ ſpielt wurden, ſondern hat ſeine eutung eben durch die Schaffung dieſer neuen deutſchen Skakordnung er⸗ halten. i 4 (Biernheimer Zellung— Viernheimer Nachrichten) Arſcheint täglich mit Ausnohme der Gon und Feiertage.— Bezugepreis monatl. 150 Mf. frei ins Haus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Facts 5 rr e 2 Ne. 205 ——— Neues in Kürze. : Woldemaras wurde von Staatsſekretär von Schu⸗ bert in Genf empfangen, der mit dem litauiſchen Miniſter⸗ präſidenten zwiſchen Deutſchland und Litauen ſchwebende Fragen behandelt hat. 2 Im Völkerbund wurde die Anfrage Coſta⸗Ricas be⸗ handelt, zu welcher jedoch er nur in ſehr ausweichender Form Stellung genommen hat. 4 z: Die Verſuche des demokratiſchen Profeſſor Krüger, in Thüringen eine Regierung der großen Koalition zu bilden, ſind geſcheitert. 6: Trotz ſcharſer Kritik am Kellogg⸗Pakt hat ſich Ruß⸗ land zu ſeiner Unterzeichnung bereit erklärt. 0 ͤ d Hugo Stinnes jr. „ Wieder einmal ſteht der Name Stinnes im Mittel⸗ punkt des Intereſſes. Diesmal iſt es der jüngere Hugo Stinnes, dem man in geſchäftlichen Dingen eine große Rückſichtsloſigkeit, manche glauben ſogar von Brutalität ſyrechen zu können, nachſagt, der durch ſeine Verhaftung die Aufmerkſamkeit auf ſich und damit auf das ſeltſame Schickkal der Familie Stinnes lenkt. Schon vor gerau⸗ mer Zeit wurde der Verdacht laut, daß Hugo Stinnes in die großen Betrügereien in irgendeiner Form verwickelt die zum Schaden des Reiches mit Kriegsanleihebeſitz vor⸗ genommen wurden und die, wenn ſie im vollen Umfange geglückt wären, dem Reiche etwa 330 Millionen Gold⸗ mark gekoſtet hätten. Bei dieſem Betrugsmanöver han⸗ delt es ſich bekauntlich darum, daß Neubeſitz als Alt⸗ beſitz angemeldet wird. Der Anreiz hierzu iſt gegeben, denn durch das Geſetz ſind die Altbeſitzer von Kriegsan⸗ leihen ganz weſentlich günſtiger geſtellt worden, als die ſogenannten Neubeſitzer. Der ſogenannte Neubeſitzer, d.h. derjenige, der die Anleihe nicht ſeit dem 1. Juli 1920 bis zum Umtauſch ununterbrochen beſeſſen hat, erhält für 1000 Mark Kriegsanleihe nur 25 Reichsmark Anleihe⸗ blöſungsſchuld. Der Altbeſitzer hingegen erhält auch noch das ſogenannte Ausloſungsrecht, d. h. das Recht an der Tilgung der Anleiheablöſungsſchuld teilzunehmen, worü⸗ ber ein beſonderer Schein ausgeſtellt wurde. Dieſes Aus⸗ loſungsrecht hat einen Nennbetrag, der gleich iſt dem Vetrage der Anleiheablöſungsſchuld, den der Altbeſitzer erhält. Nach einem geſetzlich feſtgelegten Tilgungsplan werden nun innerhalb von 30 Jahren dieſe Schuldſcheine zum fünffachen Betrage ihres Nennwertes zurückgezahlt. Insgeſamt erhält alſo der Altbeſitzer einen Einlöſungs⸗ betrag von 12,5 Prozent der alten Anleihen, wozu noch noch eine jährliche Verzinſung von 4,5 Prozent kommt, die allerdings erſt bei der Einlöſung des Ausloſungsrechtes ausbezahlt wird. Wird beiſpielsweiſe das Auslöſungs⸗ recht eines Anleihebeſitzers von 5000 Mark Kriegsan⸗ leihe 1936 gezogen, ſo erhält er insgeſamt 934 Mark, wird es 1946 gezogen, ſo erhält er 1215 Mark, während ein Neubeſitzer von 5000 Mark Kriegsanleihe für ſeine 125 Mark Anleiheablöſungsſchuld keine Zinſen erhält. Nun wird denjenigen, die aus ihrem Neubeſitz mehr Geld her— ausſchlagen wollen, als ihnen zuſteht, ein ſolches Manöver zweifellos durch gewiſſe Lücken, im Geſetz erleichtert. So heißt es beiſpielsweiſe in dem Paragraph 10 des An⸗ leiheablöſungsgeſetzes:„Markanleihen gelten als vor dem 1. Juli 1920 erworben, wenn ſie der Gläubiger nach dem 30. Juni 1920 von einer Bank, einem Bankier, einer Sparkaſſe oder einer Verſicherungsgeſellſchaft in Erfül⸗ lung eines vor dem 1. Juli 1920 begründeten Anſpruches erworben hat.“ Von den ſich hier bietenden Möglichkeiten iſt offenbar in umfangreicher Weiſe Gebrauch gemacht worden, denn während nach den Berechnungen der Finanz⸗ behörden der Anleihealtbeſitz etwa 20 Milliarden be⸗ trägt, ſind tatſächlich 42 Milliarden angemeldet worden. Man wird abzuwarten haben, inwieweit ſich die Be⸗ ſchuldigungen, die jetzt gegen Hugo Stinnes erhoben werden, und die dazu führen, daß der Sohn des einſt ſo mächtigen Wirtſchaftsführers mit dem Moabiter An⸗ terſuchungsgefängnis Bekanntſchaft machte, als zutref⸗ end erweiſen. Schon vor geraumer Zeit wurde der erſte Privatſekretär von Hugo Stinnes jun., v. Waldow, ver⸗ haftet, da er für 250000 Goldmark Kriegsanleiheneu⸗ heſitz in London kaufte, um ihn als Altbeſitz anzumelden. Auch einer der Direktoren einer Tochtergeſellſchaft des Hugo⸗Stinnes⸗Konzerns wurde verhaftet, da er eben⸗ falls in dieſe Angelegenheit verwickelt ſein ſoll und ſchließ⸗ ich wurde ſa auch bei der Hausſuchung in der Wohnung und den Büros des jüngeren Hugo Stinnes eine um⸗ 1 ee b beſchlagnahmt, die dem Unter⸗ uchungsrichter offenbar ſo belaſtend erſchien, daß er ſich sche Erlaß eines Haftbefehls gegen Hugo Stinnes ent⸗ chloß. Man darf dabei aber nicht aus dem Auge ver⸗ lieren, daß der Fall Stinnes, wenn man die Angelegen⸗ heit ſo nennen darf, nur einen ſehr kleinen Teilausſchnitt aus dem großen Kriegsanleiheſkandal bildet. Es wird enn ja auch verſichert, daß die Zentrale für alle dieſe etrugsmanbver im Auslande zu ſuchen ſei. — —.— das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplen ſowle h Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Elſtes, älteſtes u. erfolgreichstes Lokal⸗Anzeigeblatt in Biernheim 1 117.— Telegramme: Anzeiger, Riernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt ſrankfurt a. M.— S yriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtele Rathausſtr. Viernheimer Tageblatt Montag, den 3. September 1928 Wie ſich aber auch die Dinge im Fall Stinnes ent⸗ wickeln mögen, es iſt ein ſeltſames Schickſal, daß wenige Jahre, nachdem Hugo Stinnes, der Vater, als Wirt⸗ ſchaftsführer einen Namen weit über die Grenzen Deutſch⸗ lands hinaus hatte, Hugo Stinnes, der Sohn, in der⸗ artige Affären verwickelt wird. Das Erbe des Vaters iſt verhältnismäßig ſchnell verſtreut worden, Familienſtrei⸗ tigkeiten, der Kampf zwiſchen den beiden Brüdern, der erſt durch ein Schiedsgerichtsverfahren beendet werden konnte, haben das ihre getan, um den wirtſchaftlichen Zu⸗ ſammenbruch zu beſchleunigen. Auch wer hierin einen Aus⸗ gleich des Schickſals ſehen will, kann an der Tragik für die von dieſem Schickſal Betroffenen nicht vorbeiſehen. 7 N 6 Der Dopꝑekungige 0 0 00 f % ö 0% l ö 9 a* 3 100 n— 8 8 66% ä S ac Sich der darsU5! Foincare: kia DufSc, ie ich. Was dem Kanzler von Briand geſagt wird. Franzöſiſche Gedanken über die Räumung. O' Patris, 2. September. Zu den bevorſtehenden Genfer Beſprechungen zwi— ſchen Reichskanzler Müller und Außenminiſter Briand, ſchreibt der Matin, es ſei natürlich nicht ausgeſchloſſen, daß die beiden Staats⸗ männer bei ihrer Begegnung über die Frage der Rhein⸗ landräumung verhandeln würden. Da aber Poincare und Dr. Streſemann bereits einen ausgedehnten Gedankenaustauſch hierüber gehabt hätten, ſei nicht anzunehmen, das noch neues geſagt werden könne. Es genüge ein Hinweis auf den Sachverhalt:„Wenn es ſich um die vorzeitige Räumung der Koblenzer Zone handelt, die normalerweiſe im Januar 1930 erfolgen ſoll, erklärten die Deutſchen, daß dieſes Zugeſtändnis für ſie keine allzu große Bedeutung hat. Wenn es ſich um die Geſamtrüſtung handelt, ſo hleibt die Theſe der franzöſiſchen Regierung, daſt dieſe Räumung nur gegen einen Ausgleich erfolgen kann. Man hat zwei Arten von Ausgleich ins Auge gefaßt: nämlich erſtens, die Schaffung einer Sonderkontrolle über das entmilitari⸗ iſerte Rheingebiet und zweitens die vorzeilige Zahlung der Reparationen. Die erſte Art begegnet in Deutſchland wenig Gegen⸗ liebe. Was die zweite Art angeht, ſo wied man einwerſen, daß ſie an eine umfaſſende Regelung gebunden iſt, die nicht nur die Mobiliſierung der Eiſenbahn⸗ und Induſtrie⸗ obligationen, ſondern auch die Begrenzung der Schulden⸗ annuitäten und vor allem eine Einigung mit den Ver⸗ einigten Staaten über die Kriegsſchulden umfaßt. Im beſten Falle dürften dieſe Verhandlungen, vor eineinhalb bis zwei Jahren zu Ende gehen. In dieſem Augenblick, wird die zweite Zone ſchon geräumt ſein und die Beſetzung der dritten wird normalerweiſe nur noch etwa 4 Jahre laufen.“ Der Genfer Berichterſtatter des Blattes glaubt zu wiſſen, daß man den Deutſchen bereits bedeutet habe, wie ſie die öffentliche Meinung in den alliierten Län⸗ dern einer vorzeitigen Räumung günſtig ſtimmen könn⸗ (Glernheimer Bürger- Zig:— Wieruh. Bolts blatt Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 80 Pfg. bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vou mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſeren Geſchäftsſtelle und von fümtlichen Annoncen⸗Expebitisnen Deutſchlands und deg Auslands. Amfsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtz Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme en beit vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Wewähr nicht übernommen werden. eee, a. 45. Jahrgang ten, oyne jeve ausgeveynte inrernarionale negerung av⸗ zuwarten, nämlich, indem ſie ſich ihres Kredites bedien⸗ ten, um auf den Finanzmärkten ganz oder teilweiſe die, in Frage ſtehenden Obligationen unterzubringen. Die Deutſchen könnten nicht ſagen, daß dies durchaus un⸗ möglich ſei, da ſie bequem eine ſehr große Anzahl von öffentlichen und privaten Anleihen während der letzten Jahre aufgenommen hätten. a Man ſehe nicht ein, wie Briand, der mit der von der franzöſiſchen Regierung eingenommenen Haltung völ⸗ lig Übereinſtimme, Reichskanzler Müller etwas anderes ſagen könne. Nuſſiſche Kritik am Kellogg⸗Pakt. Zur Anterzeichnung bereit. Moskau, 2. September Der ſtellvertretende Außenkommiſſar Litwinow hat den franzöſiſchen Botſchafter Herbette empfangen und ihm die Antwortnote der Sowjetregierung auf die ducch Frankreich übermittelte Einladung zur Unterzeichnung des Kellogg-Paktes überreicht. In der ſowjetruſſiſchen Note wird bemängelt, daß der Kellogg⸗Pakt keine Verpflichtungen der unterzeich⸗ neten Müchte über die Durchführung der allgemeinen direkten Abrüſtungen enthalte, die nach ſowfetruſſiſcher Auffaſſung die alleinige weſentliche Vorbedingung für den Frieden darſtelle. Die Formulierung der einzelnen Beſtimmungen des Kellogg⸗Paktes über den Kriegsver⸗ zicht ſei ungenügend und unbeſtimmt und laſſe verſchie⸗ dene und willkürliche Auslegungen zu. Der Pakt ent⸗ halte außerdem eine Reihe von Vorbehalten, die den Zweck verfolgten, don vornherein auch den Schein einer Verpflichtung für ufrechterhaltung des Friedens zu be⸗ ſeitigen. Da der Pakt aber den rzeichner⸗Mächten ge⸗ genüber der öffentlichen Meung gewiſſe Vexpflichtun⸗ gen auſerlege, gebe er der Sowjetunion eine neue Mög⸗ lichkeit, ihre Friedensliebe zu beweiſen und ihre Bereit⸗ willigkeit zur Unterzeichnuno des Paktes zu bekunden. 7 7*** Die peinliche Frage Coſta⸗Nicas. Antwort des Völkerbundes. Genf, 1. Der Völkerbundsrat iſt erneut zu einer öffentlichen Sitzung zuſammengetreten, in der wiederum Fragen von geringerem Intereſſe zur Verhandlung gelangt ſind. Es beſteht offenſichtlich das Beſtreben, alle wichtigen Fragen auf die nächſte Woche zu verſchieben. In einer anſchließen⸗ den geheimen Sitzung befaßte der Rat ſich ſodann mit dem Antrage der ungariſchen Regierung auf erneute Be⸗ handlung des ungariſch-rumäniſchen Optantenſtreites und ſodann mit den Plänen über den Neubau des Völker⸗ bundspalais. In einer weiteren Geheimſitzung wurde die Antwortnote an die Regierung von Coſta-Rica aßt Es dürfte bereits eine grundſätzliche Einigung gekommen ſein. Die Antwortnote an die Regi Coſta⸗Rita wird folgende drei Geſichtspunkte enth 1. Der Rat ſei nicht in der Lage, die Monroe Doktrin ans⸗ zulegen, da dies den direkt intereſſierenden Mächten über⸗ laſſen bleiben müßte. 2. Die Tatſache, daß die Monroe Doktrin in Artikel 21 des Völkerbundspaktes erwähnt worden ſet, bedeute kei⸗ neswegs, daß dieſe Erwähnung eine beſondere Ans⸗ dehnung oder Einſchränkung ihrer Geltung gebe. Der Rat weiſt auf den Antrag der Regierung von San⸗ Salvador während der Verſailler Friedenskonſerenz hin, auf der dieſe den Präſidenten Wilſon um eine Aus⸗ legung der Monroe Doktrin gebeten hatte. Der amerr⸗ kaniſche Delegierte hatte damals in Verſailles auf die Rede des Präſideuten Wilſon auf der zweiten pan⸗ameri⸗ kaniſchen Konferenz in Waſhington über die Bedeutung der Monroe Doktrin hingewieſen. Dieſe Stellungnahme des Völkerbundes bedeutet, was allgemein erwartet worden war, eine ausweichende Ant wort auf den Antrag Coſtaricas. Der Völkerbund lehnt es ab, in irgend einer Weiſe zur Monroe doltrin Stel⸗ lung zu nehmen und verweiſt lediglich auf die bekannte e che des Artikels 21 des Völkerbunds⸗ poktes. Woldemaras bei Staats ſekretär v. Schubert. Staatsſekretär v. Schubert empfing im Anſchluß an die Geheimſitzung den litauiſchen Miniſterpräſidenten Woldemagras und den litauiſchen Geſandten in Berlin Sidzikauflas. Es darf angenommen werden, daß es ſich bei dieſer Unterredung zuzächſt nur um eine allgemeine Ausſprache über die zahlreichen zwiſchen Deutſchland und⸗ Litauen ſchwebenden Fragen handelt. September. Komnuniſten und Volksenſſcheid. Durchführung mehr als zweifelhaft. Berlin, 1. September. * Die Prüfung des von den Kommuniſten im Reichs⸗ innenminiſterium eingereichten Antrag auf Zulaſſung eines Voltsbegehrs, wonach der Bau von Panzerſchiſfen und Panzerkreuzern jeder Art verboten ſein ſoll, ift im vollen Wange. Bei der Einreichung des Antrags fehlten noch eine Reihe von Anterſchriften, ſie dürften aber inzwi⸗ ſchen beigebracht worden ſein. Die beteiligten Reſſorts haben nunmehr die Frage zu prüfen, ob das Volksbegehr verfaſſungsmäßig zuläſſig iſt. Artikel 73 Abſ. 4 geſtattet zwar einen Volksent⸗ ſchejd über Fragen des Haushaltes nur dem Neichspräſi⸗ denten, es iſt aber kein Zweifel, daß die hier gewählte Form des Voltsbegehrs aſs nicht im Widerſpruch mit den Verfaſſungsartikeln aner“ ant werden dürfte. Die Ent⸗ ſcheidung hierüber liegt formell beim Reichsinnenmini⸗ ſterium, doch dürfte in Anbetracht der politiſchen Bedeu- zung des Antrages, auch das Kabinett mit dec Angelegen⸗ heit befaßt werden. Nach Ablauf einer Friſt von 14 Tagen von der Veröffentlichung der Zulaſſung des Be⸗ gehrs gerechnet, beginnt die Eintragungsfriſt, die nach dem Geſetz in der Regel 14 Tage betragen ſoll. Zu Ein⸗ tragungen ſind ein Zehntel der Wahlberechtigten, d. h. rund vier Millionen erforderlich. Nach Lage der Dinge Dürften dieſe vier Millionen wohl auch aufgebracht wer⸗ den, womit das Volksbegehren angenommen ſein würde. Zuſammen mit der Stellungnahme der Reichsregierung, geht dann das Begehr an den Reichstag, der zu entſcheiden bat, ob er dem Begehr ſtattgeben will oder nicht. In dieſem Falle würde alſo die Frage des Kreuzerbaues den Reichstag beſchäftigen müſſen. Die verſchiedentlich aufgetauchte Forderung, die An⸗ gelegenheit noch einmal dem Reichstag vorzulegen, wäre damit ohnehin erfüllt. Kommt der Reichstag dann zu einer Ablehnung des Begehrs, ſo iſt der Volksentſcheid ein⸗ zuleiten, zu deſſen Annahme ſich jedoch mehr als die Hälfte der Stimmberechtigten, alſo rund 20 Millionen in den Wahllokalen einfinden müßten. Ob eine ſo hohe Anzahl von Stimmen hierfür zuſammen käme, erſcheint ſehr fraglſch. Immer noch Panzerkreuzerdebatte. Stellungnahme des Reichstagspräſidenten Loebe. Berlin, 1. September. Reichstagspräſident Loebe nimmt im„Vorwärts“ in einem„Klare Entſcheidung“ überſchriebenen Artikel Stellung zur Panzerkreuzerfrage. Lebe hält die Partei um ihrer ſelbſt Willen für abſolut gebunden und kommt zu dem Schluß, daß die ſoztaldemokratiſchen Miniſter ſelbſt am beſten tun wür⸗ den, wenn ſie offen erklärten, daß ſie nach dem Proteſt, den der Bau bis jetzt gefunden habe, den Reichs tag noch einmal befragen wollten, wie er zum Bau ſtehe. Die Miniſter könnten das tun, ohne ſich etwas zu vergeben und vielleicht hätten auch weitere Koalitions— parteien außer den Demokraten inzwiſchen eingeſehen, daß das deutſche Reich ohne dieſen Kreuzer nicht zugrunde— gehe. Gebe es aber Parteien, die daraus eine Kabinetts— frage machen wollten, dann werde es neue Kämpfe ge⸗ ben. Die Sozialdemokratie aber wolle bei dieſen Kämpfen auf der Seite ſtehen, die die Fortſetzung dieſer Rüſtun⸗ gen ablehne. ————— Kleine volitiſche Meldungen. Verlin. Der Vorſtand der ſozialdemokratiſchen Partet hat den Parteiausſchuß zum 11. September nach Berlin berufen. Auf der Tagesordnung ſteht die Erörterung ſchwe— bender politiſcher Fragen. Koblenz. Die interalliierte Rheinlandkommiſſion hat die in Köln erſcheinende Zeitungskorreſpondenz„Das Rhein⸗ land“ wegen eines als beleidigend angeſehenen Artikels für einen Monat vom 30. Auguſt ab für das beſetzte Gebiet nerboten. (21. Fortſetzung.) Und die Babu Siti lächelte, wie vor Monaten die Hindus lächelten, als am Manikarnikah-Ghat in Benares die Scheiterhaufen loderten wie die ſteinernen Götter lächeln zu den auf wunden Händen dargebrachten blutenden Herzen der Gläubigen, wie Java lächell und alle, die auf Inſulinde in der Sonne ſchreiten. Und Babu Siti ſteckte ſich eine ichwarze Haar und ging ins Haus. Auf der Veranda hatte der Stabsargt Dr. Boas mit dem Hauptmann Mac Leod ein ernſtes Geſpräch Kara ſtand hinter einem Pfeiler und lauſcht. Küche her hörte die Babu zu. „Ich ſchicke eine Schweſter,“ ſagte der Arzt,„das muß ſein. Ihre Gattin iſt außerordentlich ſchwach und ungewöhn⸗ lich erregt. Sie braucht ſorgſamſte Pflege. Braunen Händen möchte ich ſie nicht überlaſſen Wenn für abſolute Ruhe geſorgt wird, habe ich keine Bedenken, denn ihr Herz iſt geſund. Jagen Sie die ſchreienden Verkäufer von der Straße weg. Dieſes Geblärr zerreibt ja die Nerven.“ „Soll geſchehen. Das kann mein Burſche kun,“ antwortete Mac „Und Sie, mein lieber Herr Hauptmann, hm— das nehmen Sie mir mal jetzt nicht übel, was ich Ihnen ſage, ſollten ſich die Kameraden wenigſtens acht Tage bei „Daendels“ und in„Des Indes“ allein amüſieren laſſen.“ „Herr Stabsarzt! Erlauben Sie!“ „Ift nicht bös gemeint, Verehrter. Ich rate ſa nur.— Wir haben lange keinen ſo flotten und liebenswürdigen Kameraden gehabt. Das Kompliment kann ich Ihnen machen. Aber Ihr Tempo, mein Lieber, Ihr Tempo! Da kann ja auf die Dauer niemand mit. Der arme de Vries iſt ja ſchon jeden Tag betrunken und oben— beiläufig be⸗ merkt— fängt man ſchon an, das greiſe Haupt zu ſcütteln.“ Pandanusblüte ins Von der nichts an. Oſe Wirtſchaſtslage des deutſchen Handweri Der Krebsſchaden der Vorgwirtſchaft. 0 b Berlin, 1. September. Die wirtſchaftliche Lage des deutſchen Handwerks im Auguſt iſt nach dem Bericht des Reichsverbandes des deutſchen Handwerks gegenüber dem Vormonat als all⸗ gemein abgeſchwächt, im einzelnen jedoch als ungleich⸗ mäßig zu bezeichnen. Diejenigen Handwerkszweige, die das zum Leben Notwendige erzeugen, bleiben von den Schwankungen mehr verſchont als die anderen, deren Er⸗ zeugniſſe zum Leben nicht unbedingt erforderlich ſind. Während das Baugewerbe im ganzen mit der Erledigung laufender Anträge befriedigend beſchäftigt war, trat an⸗ derswo und zwar ſehr bezeichnenderweiſe auch in Groß⸗ ſt' dten, bereits ein ſpürbarer Mangel an Beſchäftigung ein. Im übrigen konnte der Auftragsbeſtand der holz⸗ und metallverarbeitenden Gewerbe, ſoweit ſie nicht mit Bauarbeiten beſchäftigt waren, nicht befriedigen, während das Ledergewerbe hier und da einigen Nutzen aus der Ernte und der Reiſezeit zog. In den Bekleidungsgewer⸗ ben herrſchte Ruhe, die in der Maßſchneiderei für Frauen vielfach zur völligen Stillegung der Betriebe geführt hat. Weniger ſtark war der Rückgang der Beſchäftigung in den Gewerben der Bäcker, Konditoren und Müller. Dem⸗ gegenüber hatte das Fleiſchergewerbe den gleichen ge⸗ ringen Umſatz wie im Vormonat. Unter den allgemeinen Schwierigkeiten tritt die wachſende Verſchuldung des Hand⸗ werks beſonders hervor. Die Urſache liegt größtenteils in der Borgwirtſchaft, deren Umfang kaum überſchätzt werden kann und die vielleicht das ſtärkſte Hemmnis für die Kräftigung des Handwerks iſt. Während die Umſätze in den Warenhäuſern und Konſumvereinen ſelbſtverſtändlich gegen bar erfolgen, ſcheint die Kundſchaft des Handwerks vielfach es für ebenſo ſelbſtverſtändlich zu halten, daß der Handwerler auf die Bezahlung ſeiner Rechnungen monatelang ent⸗ ſchädigungslos warten muß. Aus dem In⸗ und Auslande. Die große Koalition in Thüringen geſcheitert? Meimar, 1. September. Die Verſuche, in Thürin⸗ gen eine Regierung auf der Grundlage der großen Koali⸗ tion, vom Landbund bis zu den Sozialdemokraten, zu bilden, dürften als geſcheitert gelten. Die ſozialdemokra⸗ tiſche Fraktion hat den Unterhändler Profeſſor Krüger wiſſen laſſen, daß ſie an der Regierung, zuſammen mit dem Landbund und der Wirtſchaftspartei, kein Intereſſe habe, da die bisherige Politik dieſer Parteien nach ſo⸗ zialdemokratiſcher Anſicht ein Verhängnis geweſen ſei. Wie man hört, beabſichtigt Profeſſor Krüger, den Frak⸗ tionen nunmehr ſeinerſeits feſte Vorſchläge für die Re⸗ gierungsbildung zu unterbreiten. Es bleibt der Weg offen, eine große Koalition zwiſchen Deutſcher Volks- partei, Demokraten und Sozialdemokraten zu gerſuchen. Der Tarifkonflikt in der Herrenkonfektlon. Berlin, 1. September. Die Ausſperrung in der Her- renbekleidungsinduſtrie dauert unvermindert an. Eine An⸗ näherung beider Parteien iſt bisher nicht erfolgt, da die Gewerkſchaften nach wie vor Forderungen in Ausmaß des vom Reichsarbeitsminiſterſum abgelehnten Schiedsſpruches ſtellen. Ebenſo iſt ein Eingreifen des Reichsarbeitsmini⸗ ſteriums bisher nicht erfolgt, ſodaß die Abwehrmaßnah⸗ men der Arbeitnehmerorganiſation weiter mit allem Nach⸗ Jruck durchgeführt werden. Aus Nah und Fern. Boppard.(Beim Hantieren mit Exploſions⸗ ſtoffen getötet.) Im Hofe ſeines Hauſes hantierte der Anton Schreiber mit einem nicht mehr feſtſtellbaren exploſiven Gegenſtand. Dieſer entlud ſich, zerfleiſchte Schrei ber die linke Hand und drang in die Bruſt ein. Ein Eiſen teilchen zerriß das Herz, ſodaß der Tod ſofort eintrat. Bonn.(Raubüberfall.) Der 60jährige Kaſſen— bote einer hieſigen Bank wurde im Hofgarten von einem Manne überfallen und niedergeſchlagen. Ein zweiter Mann entriß ihm die Aftentaſche mit 25000 Mark Inhalt. Beide Verbrecher beſtiegen dann einen in der Nähe be— reitſtehenden Kraftwagen und fuhren in ſchneller Fahrt davon. Bis jetzt gelang es noch nicht, ſie zu ergreifen. fand man eine 31jährige Ehefrau und einen gleicha entfernt worden. N 10 0 1% er wieder ins Leben zurückgebracht werden konnte. glück oder Selbſtmord handelt. Aachen.(Anterſchlagungen bei einer Stagtskaſſe.) Bei der ſtaatlichen Kreis⸗ und Forſt⸗ laſſe für die Kreiſe Heinsberg, Jülich, Geilenkirchen und Erkelenz in Jülich iſt man großen Unterſchlagungen auf die Spur gekommen, Es wurde feſtgeſtellt, daß die Ein⸗ tragungen in den Kaſſenbüchern unrichtig waren. Der pole Koll ſtellte ſich der Aachener Kriminal⸗ polizei. Er unterſchlagen. Auch der Oberrentmeiſter Kaufeld iſt unter dem Verdacht der Beihilfe verhaftet worden. Ueber die wirkliche Höhe der unterſchlagenen Gelder wird vorläufig Stillſchweigen bewahrt. %„Aachen.(Perſonenſchmuggel) In letzter Zeit iſt beobachtet worden, daß ein reger Perſonenſchmuggel an der hieſigen belgiſchen Grenze ſich entwickelt hat. Es handelt ſich um Ausländer, hauptſächlich Polen und Ser⸗ ben, die ihre Heimat verlaſſen haben, um nach Belgien zu reiſen. Sie ſind nicht im Beſitz ordnungsmäßiger Pa⸗ piere und laſſen ſich daher durch Führer über die Grenze ſchmuggeln. Der hieſigen Kriminalpolizei iſt es gelungen, drei ſolcher Führer, die polniſche Staatsangehörige ſind und dieſe Führung gewerbsmäßig betrieben, feſtzunehmen. Düren.(Stillegung der Dürener Tertil⸗ induſtrie.) Die angekündigte Stillegung der geſamten Tertilinduſtrie von Düren und Umgegend erfolgte, nach⸗ dem der Textilarbeiterverband von Düren und Umgegend der Geſamtbelegſchaft der ihm angeſchloſſenen Betrieb: am 15. Auguſt zum 29. Auguſt gekündigt hatte. In zwei großen Verſammſungen im Stadtpark begründeten die Testilgewerkſchaften ihre Forderung auf eine 15prozentige Lohnerhöhung mit dem niedrigen Reichsdurchſchnittslohn der Textilarbeiter. Vom Tertilarbeitgeberverband wird hierzu erklärt, daß die ſchlechte Geſchäftslage keinerlei Lohnerhöhung zulaſſe. Da die Anrufung der Schlichtungs⸗ inſtanzen von den. Arbeitgebern für ausſichtslos erklärt und daher von beiden Parteien unterlaſſen wurde, er⸗ 1 0 jetzt das Eingreifen des amtlichen Schlichters in Aachen. Bochum.(Brand bei den Deutſchen Edel⸗ ſtahlwerken.) In der Nacht brach im Hauptlager der Deutſchen Edelſtahlwerke AG. ein Brand aus, der das ganze Metallager und das Lagermaterial vernichtete. Türkismühle.(Eigenartiger Unfall durch eine Fliege.) Der Kaufmann Noth wurde von einem Inſekt in die Halsſchlagader geſtochen und ſtürzte be⸗ wufttlos zu Boden. Eine von einem Arzt vorgenommene Einſpritzung bewahrte ihn vor einer Blutvergiftung. „Mechernich.(Von einem Ochſen getötet.) In Maiſſel wollte ein alter Landwirt ſeine Kuh von der Weide nach Hauſe führen. Hierbei wurde er von einem wildgewordenen Ochſen angefallen und zu Boden ge— worfen. Der Ochſe ſtieß ihm die Hörner in den Leib und ſchlitzte ihm den Bauch auf. Der Verunglückte ſtarb noch in der Nacht. Eichen.(Drillinge im rheiniſchen Ort Eichen.) Dem Schuhmachermeiſter Flick iſt das große Glück geworden dieſer Tage mit Drillingen, zwei Knaben und einem Mädchen, beſchert zu werden. Der Taufakt ge⸗ ſtaltete ſich zu einem großen öffentlichen Feſt. Die Paten⸗ ſtelle hatte in einem Falle Reichspräſident von Hinden⸗ burg und im anderen Falle der Hochmeiſter des Jung⸗ Deutſchen Ordens, Maraun, ſowie die Gemeinde Eichen übernommen. Dillenburg.(Exploſion in einer Eiſengieße⸗ rei.) Ein eigenartiger Betriebsunfall hat ſich in der Eiſen⸗ gießerei Herwig und Söhne ereignet. Aus unbekannter Urſache explodierte unter lautem Getöſe eine Antriebs- maſchine. Mehrere gewaltige Eiſenkörper ſauſten durch das Dach des Werksgebäudes. In der Hauptſache waren es Teile des rieſigen Schwungrades. Die bis 8 Zentner ſchwere Stücke flogen bis zu hundert Meter weit und bohrten ſich tief in die Erde ein. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. „So? Tun ſie das, die Herren Oberbonzen?— Sollen ſie! Haben da wenigſtens etmas zu tun.“ „Richtig— aber immerhin———1 Na, geht mich ja Wir Quackſalber pflegen den Herren von der anderen Fakultät immer auf die Nerven zu fallen.“ „Durchaus nicht! Mir beſtimmt nicht! Im Gegenteil! Ich bin Ihnen dankbar, Herr Stabsarzt, für Ihren Hin— weis.“ „Freut mich. Ich meine es wirklich gut. Sie glauben ſa nicht, wie ſchnell wir hier verbraucht ſind. Keiner glaubt das! Und doch friſt uns Java auf. Innerlich!“ Er zeigte auf Herz und Hirn.—„Wir merken es erſt dann, wenn wit am Boden liegen, von der Sonne gefällt, wie die Bäume des Urwaldes, die die weißen Ameiſen ſtürzen.“ Leod lächelte. Da ſah ihm Boos ſehr ernſt in die Augen. „Das haben Sie ſich auch ſchon angewöhnt,“ ſagte er hart,„dieſes Lächeln, dieſes eigene, dieſes ganz beſondere, dieſes kranke, dieſes——— gottverdammte Lächeln?!“ Er reckte ſich auf. „Himmelherrgott——— lacht! Aber lächelt nicht. Trünen ſind beſſer als——— dieſe Lüge!“ Damit ging er. Und Mac Leod wal es ſonderbar ums Herz. 5 * Dr. Boos hatte die Schweſter geſchickt. Eine, die nicht lächelte. Deren Hände geſegnet waren und deren Augen eine Seele hatten. Immer, wenn Dr. Boos durch die Gartenpforte ſchritt. klopfte er dem Burſchen auf die Schulter. „Recht ſo, mein Sohn, recht ſo! Keinen Lärm dulden, auch keinen Beſuch einlaſſen. Niemanden. Verſtanden!“ „Zu Befehl, Herr Stabsarzt.“ „Schon jemanden abgewieſen?“ „Herrn Leutnant de Vries.“ „Schau, ſchaul War wohl ein ſchweres Stück Arbeit? Was? Kann mir's denken.“ Damit ſtrampelten ſeine kurzen Beine den Gartenweg entlang. a Drinnen im Hauſe, am Bett der Patientin, hellten ſich ſeine bärbeißigen Züge vollkommen auf. Es ging der Wöchnerin gut. Auch das 5 0e Weſen“ — Johanna Louiſe ſollte es getauft werden— befand ſich Puls 77. Temperatur 36,5. Beſſer konnte es nicht gehen.“ „Wenn wir ſo weiter ſteigen auf der Leiter des Lebens. verehrte Frau Hauptmann, können wir in vier Tagen ver⸗ ſuchsweiſe aufſtehen,“ konſtatierte er. und Traute drückte ihm dankend die Hand. Ueber Karas ſteinernes Geſicht aber, der unſichtbar N 8 rigen Anſtreicher bewußtlos auf dem Boden. Aus einem Gas⸗ rohe ſtrömte Gas, Eine Schraube war aus dem Rohr ö Die Frau war bereits tot, während N Köln.(Tot aufgefunden.) In der Gilbg ſtiabe Es ſteht noch nicht feſt, ob es ſich um ein Un⸗ hat nach ſeinen Angaben etwa 45 000 Mark wohl. Die Schweſter betreute Mutter und Kind mit rührender Sorgfalt. i 0 immer zugegen war, wenn es ſich in irgendeiner Sache um ſeine Nonna handelte— augenblicklich hockte er unter ihrem Fenſier auf der Veranda— glitt ein warmes Leuchten. Schiwa hat geholfen. zeugung. „Aber was dann, wenn wir aufſtehen können?“ ſagte Dr. Boos.„Wohin dann mit unſerer glücklichen Mutter?“ Mac ſtutzte. Was wollte der Quackſalber mit ſeiner Frage? Auch Traute verſtand ihn nicht. 10505 Boos in vier fragende Augen ſah, wurde er deut⸗ licher: „Sie können natürlich nicht in Batavia bleiben,“ klärte er auf,„Sie müſſen in die Berge. Zum mindeſtens Bulten⸗ zorg! Beſſer aber noch höher hinauf. Nicht für die Ewig⸗ keit, Frau Hauptmann, ſelbſtverſtändlich nicht, aber drei bis vier Wochen ſollten es ſchon ſein.“ Traute war wenig freudig berührt von dieſer Eröffnung. Sie kannte ihren Mann, der zwiſchen Trunk und Liebe haltlos hin⸗ und herpendelte und der die Reinheit des Hauſes kaum zu achten imſtande war. Nur ihre Anweſen⸗ heit legte ihm ja einige Zurückhaltung auf. Nein, ſie wollte nicht in die Perge. Dr. Boos aber ließ ſich nicht beirren. „Gnädige Frau,“ begann er ihr zuzureden,„ich kann es durchaus verſtehen, daß Ihnen Ihr Heim lieb iſt. Darum aber geht es nicht. Es handelt ſich hier um die Erfüllung ſelbſtgewählter Pflichten. Selbſtgewählter und unabweis⸗ barer Pflichten,“ das bekräftigte er ausdrücklich.—„Wenn ich Sie und Ihren Gatten auch ausſchalte, die Kinder kann ich nicht ausſchalten. Sie ſind da. Sie brauchen die Mutter nicht nur heute und morgen, ſondern auch übermorgen Und da erſt recht. Dieſe kleinen Menſchen ollen wachfen. geführt und ee werden.“ N Seine Worte fielen in ein verſtehendes Herz. i Goreſetzung folat.) Das war ſeine innerſte Ueber⸗ * Wieiſchafteumſcheu. Zurückhaltung ver Käuſer auf der Leipziger Meſſe.— Der Schatten der heraunahenden Kriſe.— Werden die Getreide⸗ preiſe weiter ſinten?— Ruhige Durchführung des Not⸗ programms.— Der e e Einheits⸗Verband ommt. Die Berichte üher die diesjährige Leipziger Frühjahrs meſſe ſprechen ziemlich einheitlich von einer gewiſſen vorſichtigen Zurückhaltung der Käufer. Man be⸗ müht ſich, größere Einkäufe, ſoweit ſie nicht der unmittel⸗ baren Bedarfdeckung dienen, vorläufig noch hinauszuſchie⸗ ben. Die Ausſſchten der Konjunktur ſind vorwiegend ungünſtig und die Erfahrungen, die man in den letzten Monaten im Zahlungsverkehr und vor allem auf dem Gebiet des Wechſelkredits gemacht hat, ermuntern nicht gerade zu einer Ausdehnung der geſchäftlichen Betätigung im gegenwärtigen Moment. Viel eher iſt man geneigt, die Lagerhaltung auf das notwendigſte Maß zu beſchrän⸗ ken, den Umſatz nach Möglichkeit nur gegen Barzahlung oder ganz ſichere Akzepte zu bewerkſtelligen und vor allem erſt einmal die erheblichen Außenſtände einzutreiben. Das ſind Kriſen vorbereitungen, wie ſie eben ein klu⸗ ger Geſchäftsmann, der nicht ſelbſt von der Entwicklung überraſcht werden will, notwendigerweiſe treffen muß. Für den Arbeitsmarkt ſind allerdings die Aus⸗ ſichten des Herbſtes 1928 dementſprechend ungünſtiger. Schon jetzt beginnen mit dem Nachlaſſen der Nachfrage nach Arbeitskräften für die Ernte die Arbeitsloſen⸗ ziffern wieder raſcher zu ſteigen und in politiſchen Kreiſen gibt man ſich ſehr ernſten Sorgen wegen der Auswirkungen einer verſchärften Arbeitsmarktkriſe auf die innerpolitiſche Lage hin. Einen gewiſſen Troſt bildet das tatſächlich in faſt allen Kreiſen Deutſchlands recht befriedigende Ernteergebnis. Allerdings fliegt auch hier ſchon manches Tröpfchen Waſſer in den goldenen Wein der Erntefreude, denn die von Kanada ausgehende Droute am internationalen Getreidemarkte hat vor dem deutſchen Zollmauern nicht Halt gemacht und auch unſere Inlandspreiſe ganz erheblich unter Druck geſetzt. Es herrſcht an den inländiſchen Getreidemärkten zur Zeit ein wildes Durcheinander der Meinungen und Gerüchte. Die einen glauben an weitere ſtärkere Rückgänge, die anderen fordern weiteſtgehende Zurückhaltung der Verkäuſer und damit Spekulation auf höhere Getreideyreiſe,. Die Hoff⸗ mungen, die man auf ein Eingreifen der Getreide⸗Handels⸗ geſellſchaft und der parallel mit dieſer operierenden Scheu— ergruppe ſtellt, ſcheinen jedoch ziemlich hoch geſpannt, wenn man die verfügbaren finanziellen Mittel einma! ganz ſach⸗ lich mit der Wucht des internationalen Preisſturzes am Getreidemarkte vergleicht. Es wäre ſchon viel erreicht, wenn es gelänge, eine weitere Senkung der Getreideyreiſe, der ja ſchließlich doch eines Tages ein plötzlicher Rückſchlag nach oben folgen würde, hintanzuhalten. Der Feind einer ruhigen Entwicklung der Einkommensverhältniſſe des Landwirts und einer gleichmäßigen Ausgeſtaltung ſeiner Kaufkraft ſind unzweifelhaft heftige Schwankungen der Getreidepreiſe, die naturgemäß auch auf den Kartoffel⸗ und Futtermittelmarlt zurückwirken. Deshalb ſollte man ſich hüten, die Dinge anders darzuſtellen, als ſie ſind. leberhaupt ſollte man ſich hüten, in Fragen der Agrarpolitik allzu viel mit Vorſchägen und Forderungen zu operieren. Die UAmſtellung und Umorganiſa⸗ tion der Landwirtſchaft iſt nun einmal umſtänd⸗ licher und unendlich viel ſchwieriger, als die Rationaliſie⸗ rung der Induſtrie. Die Durchführung des. Noth ro⸗ gramms hat auch in den Sommermonaten dieſes Jahres in ruhiger Arbeit Fortſchritte gemacht und es iſt anzuneh⸗ men, daß ſchon in den nächſten Wochen eines der Haupt⸗ probleme, die Vereinheitlichung des ländli⸗ chen Genoſſenſchaftsweſens, einer Löſung ent⸗ gegengeführt wird. Bisher hat man allerdings vergebens auf eine offene Darlegung der Verhältniſſe bei der Raiff⸗ eiſenbank und deren Provinzinſtituten gewartet. Die Aufraumungsarheiten auf dieſem Trümmerfeld geſtalten ſich auſcheinend ſehr ſchwierig, und es verlautet, daß die Lage doch ungünſtiger ſei, als man vielfach erwartet hat. Selbſt wenn das zutrifft, ſo wird durch eine Verzögerung der notwendigen Operation die Geſundung nur noch mehr in Frage geſtellt. Es wird ſehr ſcharfer Schritte bedür⸗ fen, um den Kraukheitsherd zu beſeitigen und die Raiff⸗ eiſenorganiſation ſo weit auf die Beine zu ſtellen, daß eine Verſchmelzung mit den andern genoſſenſchaſtlichen Verbänden erfolgen kann. Die Rentenbank⸗Kreditanſtalt und die Preußenkaſſe werden vorausſichtlich das zweifel⸗ e r 2 t Nee Vom fränkiſchen Bocksbeutel. Woher ſein Name ſtammt. Alter braver fränkiſcher Bocksbeutel, was willſt du noch in dieſen Zeiten der Normung, der Sachlichkeit, der Ratio⸗ naliſierung; wird dir nicht bange vor dieſem nüchternen Zeitalter? Da ſteht er nun blinzt ein wenig gegen das Fenſter— eine merkwürdig urtümliche Form, beinahe un⸗ beholfen in dem geplagten Nund, mit dem kurzen Halſe. Komm, gib her, einen Gruß vom„Stein“, von Würzburg, vom freundlichen Main. Wie mancher beſinnliche Dürſtende hat dich betrachtet, hat gefragt, woher du kommſt und war⸗ um du dieſe deine eigentümliche Form durch bie Zeiten hindurch bewahrt haſt, wo am benachbarten Rhein ſich recht ſchnell die Flaſchen eine ſchlanke Linie zulegten, ja von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer ſchlanker wurden. Be⸗ gründet war dieſes Streben nach der ſchlanken, der allge⸗ mein bekaunten und gebräuchlichen Weinflaſche durch die Notwendigkeſt beſſerer Packung, leichteren Verſandes⸗ Haben vielleicht die fröhlichen Franken am Main ſtets ſo ſehr ihrem eigenen Wein zugeſprochen, daß der Verſand in weitere Gegenden gar nicht nötig oder gar nicht möglich wurde? Iſt deshalb vielleicht die Amſtellung auf die moderne Form unterblieben? Gleichviel. Du lebſt noch und wirſt dich halten, ich glaube, auch die allein ſelig⸗ machende Normung wird an deinem kräftigen Rundkopf nichts ausrichten. Am Bamberger Dom, auf alten Gemälden, an alten Skulpturen finden wir bereits die Form dieſes drolligen Geſellen; man darf annehmen, daß der Bocksbeutel über⸗ aupt einen der erſten Verſuche darſtellt, die urſprüngliche Kugelflaſche wenigſtens etwas handlicher durch Abplatten zu geſtalten. So wandertüchtig auch die Mönche geweſen ſind, ſo unbequem muß eine kugelrunde Flaſche zum Tragen geweſen 10 55 Der Bocksbeutel iſt alſo ein direktes Kind der Ur⸗Flaſche, ähnlich wie es auch die franzöſiſche Boutaille und die italieniſche Chianti Flaſche. Es hat aber gar nicht ſo lange gedauert, da ahmte man die Bocksbeutelform gar Hald nach. der Erfola ſtellte ſich jedoch infolge des unter⸗ hafte Bergungen haben, einen Teil der Schulden tragen zu helfen, da es ganz ausgeſchloſſen erſchlent, daß man die Bürgſchaft der Provlnzialinſtitute in vollen Um⸗ fange in Anſpruch nimmt, nachdem dieſe Inſtitute bereits ihren Beſitz an Aktien der Ralffeiſenbank als verloren buchen können. Man überſieht letzt einigermaßen, in welch unerhörter Weiſe die früh re Verwaltung der Raifſeiſen⸗ 1 bank ſich von Schiebern aller Art hat hereinlegen laſſen. Lokales und Allgemeines. Der Sternenhimmel im September. Die Sternenbilder zeigen uns, daß der Sommer zur Neige geht. Am Oſthorizont ſteigen ſchon die erſten Vor⸗ boten der Winterſternenbilder auf. Am bekannteſten iſt das Siebengeſtirn, die zum Stier gehörende, im Volks⸗ mund als Glückshenne bezeichnete Sterngruppe der Ple⸗ jaden. Mitte September erſcheint ſie ſchon gegen 9 Uhr. pheus und weiter der Schwan(mit Denef). Etwas früher der Widder, daneben gegen Norden der Perſeus mit dem bekannten veränderlichen Stern Algol. Von dort in der Milchſtraße auſſteigend Caſſiopeia, faßt Hier fas ſenkrecht über uns im Scheitelpunkt des Himmels teilt ſſſchleßlchen ſich die Milchſtraße in zwei zum Südweſthorizont hin⸗ unterſteigende Aeſte, die zu den ſchon im Untergehen be— griffenen Sternenbildern Schütze(im linken Aſt) und Skorpion(im rechten Aſt) führen. Ueber dem Widder im Oſten Andromeda und rechts an ſie anſchließend das große Viereck des Pegaſus. Tief am Sübhorizont ſteht ein heller, roter Stern, Formalhaut im ſüdlichen Fiſch. Dar⸗ über Steinbock und Waſſermann. Ueber dem Schützen in der Milchſtraße der Adler(mit Atair) und links von dieſem der kleine Delphin. Wega in der Leier, der hellſte Firſtern des Sommerhimmels, ſteht jetzt im We⸗ ſten. Rechts von ihm der Drachenkopf. Der große Wagen ſteht jetzt tief am Nordhorizont. Planeten: Merkur kann, trotzdem er Ende Septem— ber in größte öſtliche Abwendung von der Sonne kommt, nicht geſehen werden. Venus verſchwindet auch in dieſem Monat noch ziemlich raſch nach der Sonne. Bei gutem Weſthorizont wird man ſie aber ſchon aufſuchen können. Mars geht immer früher, bis Ende September ſchon nach 9 Uhr abends auf. Seine Helligkeit nimmt im Laufe des Monats beträchtlich zu. Jupiter geht, anfangs Sep⸗ tember gegen 9 Uhr, zuletzt ſchon vor ſieben Uhr auf.“ Er beherrſcht mit ſeinem Glanze den ganzen Nachthimmel. Saturns Beobachtungsmöglichkeiten werden langſam un— günſtiger. Anfangs geht er gegen 11 Uhr, bis Monats⸗ ende ſchon um 9 Uhr unter. Uranus kommt am 28. Sep⸗ tember in Oppoſition zur Sonne, iſt dann alſo die ganze Nacht ſichtbar. Neptun iſt morgens aufzufinden. Mondgeſtalten: Letztes Viertel iſt am 6. Septem⸗ ber abends; Neumond am 14. September vormittags; erſtes Viertel am 22. September vormittags. Die Sonne tritt am 23. September aus dem Tier⸗ kreiszeichen Jungfrau in das Tierkreiszeichen Wage über. Wir haben an dieſem Tage Herbſt-Tag⸗ und Nachtgleiche und kalendermäßigen Beginn Nas Herbſtes. 0 — Wann entſtand der hunovertſährige Kalender? Der erſte hundertjährige Kalender ſoll um das Jahr 1700 von einem Abt Knauer in der Diözeſe Bamberg verfaßt worden ſein. Man kannte damals nur ſieben Planeten (Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn, Jupiter und Mars), deren jedem man ganz beſondere Eigenſchaften zuſchrieb. Man glaubte, jedes Jahr werde von einem die⸗ ſer Planeten„regiert“ und ſeine Witterung hinge von der Eigenart dieſes„Regenten“ ab. Daß dieſe Meinung irrig iſt, zumal inzwiſchen brreits gegen 300 Planeten gefunden ſind, iſt ſchon längſt erkannt worden. Es wer⸗ den daher die Angaben des ſogenannten hundertfähri— gen Kalenders von den ſogenannten Kalendermachern nur für die Leſer von den Kalenderſchreibern veröffent⸗ licht, denen es Vergnügen macht, mit der tatſächlich ein- ſezenden Witterung zu vergleichen. Weder ein ſogenann⸗ tes„wiſſenſchaftliches“ Inſtitut noch der liebe Kalender⸗ mann iſt in der Lage, die Witterung eines ganzen Jah⸗ res vorauszuſagen. Unſere Wetterwarten ſind auch nur in der Lage, die vorausſichtliche Witterung an der Hand der bei ihnen einlaufenden Meldungen aus Zahlreichen anderen Stationen ungefähr für einige Tage voraus zuſagen. Inhalts gar nichr immer ein. In der; Zeit iſt ja auch ſo ein kleiner Krieg, ein Muſterſchug um die Bocksbeutelſorm geführt worden, mit dem Ecſoige daß er rechtlich in ſeinem Stammlande, im fräufi verbleibt. Außerhalb Franſens hat nur noch ein Walne das Recht erhalten, ſeinen Wein in Bogsbeutel abu füllen: es geht dort die Sage, daß die Vorfahren der heuligel Weingutsbeſitzer ſo viel von dem fränfiſchen Wein in Bos beutel verlonſumiert haben, daß ſie, um wenigſtens,« teilßeiſe Verwendung der leeren Flaſchen zu haben, ihten eigenen Wein darin abziehen ließen. f N Das Jahrhundert der Philologen, der Sprachſorſchung konnte es ſich natürlich nicht entgehen laſſen, das Rätſel Bocksbeutel von der ſprachlichen Seite her erſorſchen zu wollen. So gibt es dann da manche Lesart. Es gab Jahr— zehnte im vorigen Jahrhundert, die wollten ab und zu nicht die Dinge beim rechten Namen nennen; und da Vocks⸗ beutel doch irgend etwas hat, was anſcheinend...., ſo ſchrieb man Bocksbeutel mit x. Eine Begründung konnte geſucht werden, man ſagte ſich, es wird Burbeutel früher geheißen haben, in Anlehnung an das alte Material. Etwas ſchlauer iſt ſchon die Herleitung des Bocksbeutel vom Bug, der früheren Hüfte. Die Feldflaſche wurde am Hüftgurt, am Leibgurt, am Buggurt getragen, das wäre eine andere Deutung für den Bugs-Beutel. Etwas recht kompliziert iſt die Deutung, nach welcher die Flaſche als ſolche in dem getragen wurde. Entweder hatte das Brevier in dem von Schelmenliedchen, die dieſe Erklärung zum Gegenſtand haben. Aber richtig iſt 0 keinesfalls. Es iſt völlig ohne Beiſpiel, daß ein ſo al gerät nach einem nur ſporadiſch vorkommenden Nebenzweck genannt wurde. Unſer Jahrzehnt iſt ja nicht mehr ganz ſo zimperlich wie frühere, alſo: Es iſt der Bocksbeutel, nämlich Capri ſaculus, der Beutel des Bockss. Aber iſt nicht der Name, oder beſſer die umſtändliche Erklärung ſo recht gleichgültig, auf den Inhalt kommt es an. Es ift gut, daß die Franken auch einen Dickſchädel ktallen bleiben. N ö ö 0 » Ein Auglücksfall ereignete ſich geſtern Abend um 7 Uhr am O. E. G.⸗Bahnübergang. Ein Radfahrer, Hans Heckmann von Straßenheim, wollte gerade als ſich 2 Elektriſchen kreuzten, die Schlenen überqueren und wurde, während er der einen ausweichte von der anderen angefahren, wobei er ſich einen komplizierten Beinbruch (rechtes Wadenbein) zuzog. Der Verunglückte wurde in das hieſige Krankenhaus gebracht, wo ſein Befinden, wie wir heute erfahren, zufriedenſtellend iſt. * Fahrrad⸗Marder au der Arbeit? Geſtern Abend wurde aus dem Hofe, im Hauſe Blauehutſtr. 53, ein Damenfahrrad geſtohlen Dieſer Vorfall dient ernent zur Warnung und beweiſt wie notwendig es iſt, daß die Räder, wenn ſie frei hingeſtellt werden, abgeſchloſſen ge⸗ hören, beſonders jetzt, wo es wieder früher dunkel wird und das düſtere Tageslicht, gegen Abend das lichtſcheue Handwerk dieſer Burſchen begünſtigt. Central Thaaers was überaus Schönes geboten. Geſtern wurde den Beſuchern des „ Filmſchau. 908 bunderbare Fimwerke, darüber zu ſchreiben kaun man nicht, die muß man geſehen haben. Lilian Harvey und Dina Gr lla als Prinzeſſtanen Trulala und Hopfaſa haben Lach⸗ g höt! hat. ſtu me verurſacht wie man ſie im Central- Theater noch nicht Cin köstlicher Film den man geſehen haben muß Ein zweiter Schlager„Als ich wieder kam“ iſt eben⸗ falls ein großartiges Schauſpiel nach dem weltberützmten Bühnenstück von Blumenthal und Kadelburtz das allein ſchon überall volle Häuſer brachte. deshalb die letzte Votſchaft. Porſtellung. An alle Kinofreunde geht Verſäumt nicht heute die letzte Ein Beſuch lohnt ſich. „Eine Gemeinderatsſitzung findet am Diens⸗ gag, den 4 September, abends halb 9 Uhr mit folgender Tagesorduung ſtatt: 1. Prüfung der Rechnungen der Ge. meſode, der Gas- und der Elektr. Verſorgungs⸗Aulage für 1926. 2. Beſetz ing einer techn. Lehrerinſtelle an der Volks Ausſchneiden f 16. September ö Behälter, dem Umſchlag des Buches, nämlich des Breviers Beutelchen, oder ſogar beide Platz; es gibt eine Menge gemein gebräuchliches Haushalts⸗ haben, ſonſt würden dieſe Formen, die einen eigentüm⸗ lichen Stimmungsreiz haben, bald verſchwinden, aber ſie ſchule. 3 Hecſtelung des Sandhöferweges. 4. Waſſerver⸗ ſor ung; bier Ausführung des Sieferungsverlrags der Stadt Mannheim. „ Stenerſprechtag. Der nächſt⸗ Stenerſprechtag des Finanzamts fiadet am nächſten Dlenstag, den 4. Sept. auf dem Rathauſe ſtait und zwar für die Namen mit dem A, fange buchſtaben A bis K Vormittags und L bis Z Nach⸗ mittags. N Beginn der Verbandsſpiele im Kreis Anterbaden am Sonntag, den 9. September 1928. Termiuliſte:(Amtlich) Ausſchneiben (BZorrunde) 14. Oktober Viernheim Feudenhelm Rheinau— Weinheim Bhönix M'heim— 1913 M'heim Käfertal Friedrichsfeld 07 M'heim ſptelfret 21. Oktober Rheinau Viernheim Rheinau Phöntr M'heim Weinheim—07 Wt'heim Friedrichsfeld 07. M'hetm Käfertal— 1913„ 1913 Neheim—Weinhetm Phönix M'heim— Feudenhetm Feudenheim, Viernheim und Friedrichsfeld ſpielfrei Käfertal ſpielfret 23. September 28. Oktober Viernheim— Käfertal Viernheim— Phönix M'heim Feubenheim— Rheinau Weinbeim—Friedrichsſeld 07 Meheim Phönix M'heim 07 M'geim— 1913 M'heim Friedrichsfeld— 1913 M'heim Feudenheim— Käfertal Weinheim ſpielfret Rheinau ſpielfrei 9. September Viernheim— Weinheim 1913 M'heim— Rheinau Feudenheim— Friedrichsfeld 07 M'heim— Käfertal Phönix m'heim spielfrei 4. November 07 M'heim— Viernheim 1918„—Feudenheim Frledrichsfeld—gcheinau Phönix M'heim— Käfertal Weinheim ſpielfrei 11. November Käfertal Weinheim Alles andere ſpielfrei. 30. September 1913 Meteim— Viernheim Phönix M'heim— Friedrichsfeld Rheinau- 07 M'heim Feudenheim— Weinheim Käfertal ſpielfrei 7. Oktober Friedrichsfeld Viernheim Käfertal Rheinau Weinheim hönix M'heim 07 Meheim—Feubenheim 1913 M, heim ſpielfrei NB. Dte zuerſt genannten Ver⸗ eine ſigd immer Platzvereine. Vermiſchtes. »Der Zukunftskrieg der angenehmen Träume. Dr. Guſtav Egloff, ein bedeutender Chemiker in Chicago, hat ſoeben verkündet, wie er ſich den Krieg in der Zu⸗ kunft denkt. Dieſer Krieg wird nur mit Hilfe von Be— täubungsmitteln geführt werden, erklärt er, der ganze Schrecken der modernen Schlacht wird aufhören und durch einen langen, chemiſchen Schlaf erſetzt werden. (Ganze Diviſionen werden, betäubt von den aus den Flugzeugen verbreiteten Gasmaſſen, einſchlafen. Tauſend Flugzeuge ſollen, nach der Anſicht des Chemikers, fähig ſein, ſo ſtark Gaſe auszuſchütten. daß alle Gasmasken vergeblich ſein würden. Schließlich kommt Dr. Egloff zu dem verblüffenden Ergebnis, daß der Krieg der Zu— kunft eigentlich eine ganz erträgliche Sache ſein werde: anſtatt der verwüſteten Landſchaften, die bisher das traurige Merkmal einer Schlacht darſtellte, wird es dann nur weite Strecken geben, wo alle Menſchen ſchlaſen. Und, fügt der Amerikaner noch hinzu, die Gaſe des Krieges werden den Schläfern wundervolle Träume vor— gaukeln. Lebensweiſe und Ernährung. Die hergebrachte Nahrung des Bauern und Handwerkers in Deutſchland war phyſiologiſch richtig angepaßt. Das Kalorien, Eiweiß, Vitamine und Zelluloſe liefernde Brot ſtand im Mittel⸗ punkt. Was an Eiweiß fehlte, wurde durch kleine Mengen Milch, Käſe und Fleiſch erſetzt. Eine andere für den Be⸗ darf gut angepaßte Nahrung iſt die des geiſtigen Arbei⸗ ters und Induſtriearbeſters in Nordamerika. Sie iſt reich an Fleiſch und Milch, Brot und Kartoffeln treten zurück. Die burchſchnittliche Magerkeit der Amerikaner beruht ſicherlich mit auf der Kalorienarmut. Zelluloſe und Vi⸗ tamine liefern Früchte, Salate, Tomaten. Der vor dem Kriege in Deutſchland beginnende Uebergang zu der für das Maſchinenzeitalter richtigen Ernährung iſt unter an⸗ derem durch Schutzzoll und Einfuhrerſchweruva des Flei⸗ ſches erſchwert worden.