4 67 * loſe, ausgeladen und bitten wir unſere Kundſchaft an der Bahn abzuholen da der Erdboden gelenkt wird und die ee Bahr⸗ zeuge oder Fußgänger nicht ſtört. Eine andere Frage iſt die der Kühlerjalouſie, die endlich die häßliche, im Winter über den Kühler gehängte Pferdedecke erſetzen ſollte. Es gibt vorzügliche Syſteme ſolcher Jalouſien. die den Höhe⸗ punkt der Vollkommenheit durch einen Thermoſtaten er⸗ langen, der in den Kühlwaſſerlauf eingeſetzt wird und die Jalouſie je nach dem Stand der Waſſertemperatur durch Oeffnung oder Schließung ſelbſttätig regelt. Mancherlei Schadenfreude kann ſich der Selbſtfahrer erſparen reſp. andere Leute darum berauben, wenn er an ſeinem Wagen Wagenheber einbauen läßt, die bei Betätigung einer Meinen Oelpumpe den Wagen ohne weiteres vom Erd⸗ boden abheben und dem Fahrer die Peinlichkeit erſparen, im Schweiße ſeines Angeſichts und im Dreck der Land⸗ ſtraße unter dem Wagen herum angeln zu müſſen, um den mechaniſchen Wagenheber in die richtige Lage zu bringen. Da jene kleinen eingebauten Oelpumpenheber an jedem Rad angeordnet ſind, kann dieſe Einrichtung im Winter oder bei Nichtgebrauch des Wagens vorzüglich zur Auf⸗ bockung des Wagens dienen. f Die Fortſchritte in der Ausgeſtaltung der erwähnten großen und kleinen techniſchen Verbeſſerungen werden ja in der Folgezeit ein nicht geringeres Tempo haben, als in den letzten Jahren. Umſo mehr ſollte der Autoliebhaber darauf achten, daß er ſich alle bereits verwendbaren Vor⸗ teile zunutze macht, um hinter dem jeweiligen Stande der Technik mit dem einmal gekauften Wagen nicht gar zu raſch und gar zu weit zurückzubleiben. Die Berliner. Automobil⸗Aulſtellung kann ihn in dieſer Hinſicht auf das Beſte beraten. 1 Vermiſchtes. Vogel oder Blume? Eine franzöſiſche Filmexped tion hat in Afrika einen derartigen Vogel entdeckt, deſſen Schwanz in Form, Farbe und Zeichnung einer tropiſchen Blume ähnelt. Sumpfwieſen, in denen dieſe ſeltſamen Tiere zu ſitzen pflegen, gleichen einem gewaltigen bunten Blumenbeet. Wie jede Art von Mimikry iſt auch dieſe ein Schutz gegen Feinde, in dieſem Falle gegen große Raubpögel, die ſo ihre Opfer nicht von den weniger ſchmackhaften Kindern der Urweltflora zu unterſcheiden vermögen. Lokales und Allgemeines. Perſönlichkeit. 5 Anſere Gegenwart iſt beherrſcht von einem ausge⸗ dehnten Kult des Leibes. Man beſtrebt ſich auf allen Ge⸗ bieten, den menſchlichen Körper in den Mittelpunkt der Pflege und des Sportes zu ſtellen. Das Wort der Alten, daß in einem geſunden Körper ein geſunder Geiſt wohnen müſſe, wird aber darüber bedeutend vernachläſſigt. Man betont zu ſtark das Körperliche, während die Ausbil⸗ dung der Geiſtigkeit ſelbſt darüber verkümmert. Beim flüchtigen Vorübergehen der Menſchen neben⸗ einander mag das keine Rolle ſpielen. Im geſellſchaftlichen Verkehr jedoch wirkt es immer peinlich, wenn man feſt⸗ ſtellen muß, daß in einem gepflegten und geſtählten Kör⸗ per keine oder doch ſehr anſpruchsloſe geiſtige Intereſſen wohnen. Allenfalls beſchäftigen ſich dieſe Menſchen in ih⸗ ren Unterhaltungen noch mit Sport und Technik, dann aher iſt— vom Flirt und dem Drum und Dran abge⸗ ſehen— ihr Vorrat an Ideen erſchöpft und die Unter⸗ 1 iht ſich wieder auf alltäglichem Niveau. erſönlichkeit— nach Goethe„höchſtes Glück der Erdenkinder“— beruht aber nicht nur in dem Reprä⸗ ſentleren einer gutgepflegten Geſtalt. Sie muß beſeelt werden, wenn ſje Wert haben ſoll, Sie muß auch über einen Geiſt verfügen können, der Kultur und zugleich Zee der Kultur hat. Nicht der Körper ſoll über den Geiſt triumphieren können, ſondern lediglich Inſtrument des Geiſtes ſein. Anſere modernen Menſchen laufen Geſahr, einſeitige Fähigkeiten auszubilden. Sie wollen Erſchei⸗ nungen ſein und vergeſſen die Perſönlichkeit darüber. 90 i für Angeſtellte über 65 Jahre. Nach einem Urteil des Landesarbeitsgerichts Chemnitz findet der Kündigungsſchutz auch auf die Angeſtellten An⸗ wendung, die nach dem Angeſtelltenverſicherungsgeſetz von der Perſicherungspflicht befreit ſind. Die Meinung des Arbeitgebers, der gekündigte Ba Angeſtellte(ein Meiſter), der bereits Ruhegehaltsempfänger und nicht mehr verſicherungspflichtig war, falle nicht mehr unter das e e ſei irrig. Das Reichsarbeitsgericht hat die Auffaſſung des Landesarbeitsgerichts Chemnitz beſtätigt: die Auslegung des Paragraphen 1 des Kündi⸗ gungsſchutzgeſetzes müſſe hier ſein, daß ſolche Angeſtellte gemeint ſeien, die an ſich unter dieſem Paragraphen fal⸗ 115 17 nus im einzelnen Falle tatſächlich verſichert ſind oder nicht. ö * Ein ſchöner Herbſtſonntag war der Nach⸗ kirchweihe beſchieden. Die vorausgegangenen Herbſtſtürme brachten neben zahlreichen Schiffsunfällen wieder teilweiſe wolkenloſen Himmel. Die Sonne hatte wärmende Strahlen geſpendet. Dieſes Wetter kam in der Hauptſache dem Markte zugut. geſtern reſtlos gutgemacht werden. Freudige Geſichter, jubelnde vernehmbar. Als die Schaubudenmeſſe ihre Toren geöffnet hatte, erſchien auch zu präziſer Stunde der Leierkaſtenmann, der in gewohnter Weiſe ſeine Schlager zum Beſten gab. Dieſer wurde bei Eintritt der Dunkelheit vom Geigenhauer abgelöſt. Seine Weiſen u. a.„Wer hat denn den Käſe...“ erfüllten die Jungens und Mädels in richtige Kirchweihſtim⸗ mung. Das„Auf“ und„Ab“ der Gäſte wogte bis nach Mitternacht. Nach und nach leerten ſich die gutbeſuchten Säle und Lokale. Mit dem Abſchluß der Kirchweihe können wohl alle zufrieden ſein. Gehaltserhöhung? Wie wir erfahren, erſtreben die Angeſtellten bei der Kreiskrankenkaſſe Heppenheim eine neue Gehaltserhöhung. Dem Vorſtand ſoll ein derartiger Antrag bereits vorgelegen haben. Ob er aber durchdringen wird, das dürfte kaum glaubhaft erſcheinen. Die Beſoldung iſt zur Zeit keinesfalls gering. Eine ſtarke Oppoſition im Vorſtand iſt nämlich der Auffaſſung, daß die daſelbſt tätigen Angeſtellten zeitgemäß bezahlt ſind. Im Intereſſe der Beitragszahler und der Kranken iſt eine abermalige Gehaltserhöhung nur nach- teilig. Es geht nicht an, daß gerade in dieſem Inſtitut der Bogen überſpannt wird. Die Beiträge ſind bereits ſchon ſo hoch, daß ſie von den Beteiligten nachgerade als untragbar empfunden werden. Wenn bereits Monatsgehälter bis zu 600 Mark gezahlt werden, ſo darf wohl angenommen werden, daß man auch dort ſein Auskommen findet. Die Vorſtandsmit⸗ glieder der Krankenkaſſe haben auch ein Maß von Verant- wortung, die man ohne gewichtige Gründe auch nicht miß⸗ brauchen darf. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Vergehen gegen das Kraftfahrgeſetz; 1 wegen Verſtoß gegen die Wandergewerbeordnung; 1 wegen Ueberſitz; 2 wegen Ruheſtörung; 1 wegen Fahren ohne Licht; : wegen Diebſtahl(Fahrrad) und 1 wegen Betrug und Unter- ſchlagung. „Amtliche Nachrichten. Die prov. Handarbeits- lehrerin Barbara Luſt zu Viernheim, wurde nun endgültig angeſtellt. „ Alle Bruchleidende ſeien auf das heutige Inſerat verwieſen. „Soll das wahr ſein? In letzter Zeit hört man ſoviel Geſpräche, in welchen immer wieder die Behauptung auftaucht, die hieſige Gemeinde hätte durch Darlehensbürg— ſchaften viel Geld verloren. Da es ſich ſcheinbar um öffent- liche Gelder handelt, wäre eine amtliche Auslaſſung ſehr am Die Scharte, die die Hauptkirchweih hinterließ, konnte Begeiſterung der noch feurigen Jugend war ſchon zum Mittag Platze. Vielleicht könnte man in der morgen Abend ſtatt⸗ findenden Gemeinderatsſitzung ſchon Aufklärung geben, damit die öffentliche Meinung weiß, wie mit dem öffentlichen Geldern gewirtſchaſtet wird. Man ſollte aber den betreffenden Punkt nicht in der geheimen, ſondern in der öffentlichen Sitzung zur Sprache bringen. Was Echt iſt, das braucht ja das Licht der Oeffentlichkeit nicht zu ſcheuen. Es würde uns freuen, wenn wir unſerem Leſerkreis entſprechende Aufklärung geben könnten. Neues vom Tage. — In Wien weilt zur Zeit der Oberbürgermeiſter von Mannheim, Dr. Heimerich. Er nimmt dortſelbſt an der Schubertfeier teil. Seine Eindrücke, die er von Wien gewann, ſind günſtig. Das Nachtleben in Wien ſei ruhiger, als das in Berlin, was natürlich Wien nur von Vorteil ſein könnte. * — Ein neues Beamtenrecht ſoll demnächſt im Entwurf fertig ſein. Der Beamtenbund berät weiter in dieſer Frage. * — Ein politiſches Attentat, wobei ein Prieſter erſchoſſen wurde, hat ſich in Metz zugetragen. * — Ein Doppelraubmord, dem ein 72 jähriger Uhrmachermeiſter und ſeine 66 Jahre alte Ehefrau zum Opfer fielen, hat ſich in einem thüringiſchen Städtchen zugetragen. * — In Po len iſt in den letzten Tagen wieder ein Neubau eingeſtürzt; es gab Tote und Verletzte. * — Ein Autounglück hat ſich bei Oppeln zugetragen. faſchiſter Der Kraftwagen wurde von dem heranbrauſenden Zug erfaßt, mitgeſchleift, wobei 2 Perſonen, darunter ein Arzt getötet wurden. d. — Wie ſtatiſtiſch nachgewieſen wird, ſterben täglich 20 Menſchen durch Unfall. — Die Leiche des bei dem letzten Brande der Oelfabrik in Mannheim in den Flammen umgekommenen Feuerwehr- mannes Schlecht konnte noch nicht geborgen werden. . — Der bei der Kreisfürſorgekaſſe in Mainz tätige Vürbvaſſiſtent Mempel hat innerhalb 3 Jahren ungefähr 20000 Mark veruntreut, jetzt wurde er verhaftet. 1. — Durch Hänſeleien in Streit geraten, verſetzte in der Nacht zum Sonntag in Mannheim ein Zimmermann einem anderen Arbeiter zwei Dolchſtöße in die Bruſt, die den Arbeiter ſein Leben aushauchen ließen. * — Die Rathausſtraße in Viernheim, die ſtellenweiſe Löcher aufwies, daß ſie nachgerade dem allgemeinen Verkehr gefährlich wurde, wurde Ende letzter Woche durch Schotterſteine ausgebeſſert. Weinheimer Schweinemarkt Weinheim, den 19. November 1928. Zugeführt: 322 Stück Verkauft: 278 Stück Milchſchweine wurden verkauft das Stck. v. 12— 22 Läufer das Stück von 24—50 Mark. Bauern⸗Verein. wird am Staatsbahnhof von vormttttags 55 Kainit Ahr. Eine weitere Der Vorſtand. Preis äußerſt billig iſt. Sendung trifft nicht ein. Verloren Morgen Dienstag, den 20. ds. Mts. in der Lorſcherſtraße eine goldene Damenarmband⸗ Abzugeben gegen gute Belohnung Lorſcherſtraße 4, Turnerbund Heute Montag Abend 8 Uhr Uebungsſtunde für alle Turnerinnen Der Turnwart. rein Liederkranz EDienstag abend 8 Uhr Theaterprobe Laden. ———— Danksagung. Für die vielen Beweise aufrichtiger Teil“ nahme beim Hinscheiden meiner lieben Frau, meiner guten Mutter, Tochter, Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Maria Reinhard ferner für das zahlreiche Grabgeleite und für die vielen Kranz und Blumenspenden sagen wir hier- durch unseren herzlichsten Dank. Besonders innigen Dank Herrn Pfarrer Roos für seine tröstenden Worte am Grabe und e barmh. Schwestern für die liebevolle aufopfernde Pflege. iernheim, 175 Bommstenes den 19. November 1928. Für die trauernden Hinterbliebenen: Eugen Reinhard. Dim Lokal. 1. Ant. Da zum Merſtenmal das Orcheſter mit⸗ wirkt, müſſen alle Spieler pünkt⸗ 0 lich erſcheinen. Der Dirigent. — .— ä 2 guterhaltene Küchen⸗ e e 1 —. Die glänzenden Erfolge unſerer operafionsloſen Bruch⸗ Heilung ſind beſtätigt. Hunderte von ustariell beglaubigten Referenzen Geheilter ſtehen auf An— forderung zur Verfügung.(Doppeltes Rückporto erwünſcht.) z. B. Ihnen zur gefl. Henntnis, daß ich ſeit 192 einen Leiſtenbruch hatte. Durch überanſtrengende Arbeit hatte der Bruch ſich ſchon bald fauſtgroß her⸗ ausgeſchafft. nicht mehr. Frau Chr. Kitgus, 7 mein Beinleiden iſt durch Ihre Methode vollſtändig geheilt. N jetzt jede Arbeit ohne Beſchwerden verrichten und gehe ſchon ſeit längerer Feit ohne Band. Der Bruch war früher operiert, dann wieder durchgebrochen, ſodaß die jetzige Heilung durch Ihre 0 Methode beſonders anerkennens— wert iſt. Jacob Hoffmann, Weinhe Sprechſtunde unſeres approbierten Vertrauens⸗Arztes in: Mannheim: Weinheim: „Hermes Alrztliches Inſtitut für orthopädiſche Bruchbehandlung, G. m. b. H., Mamburg, Esplanade 6,(Arztlicher Leiter: Dr. B. L. Meyer) Ich beſuchte nur noch 2 Sprechſtunden und der Bruch zeigte ſich Pforzheim, 8, 2. 28. Ich kann m, 28. J. 28. Donnerstag, 22. Nov., vorm. 9—1 Uhr und nachm. 3—6 Uhr, Hotel Stadt Baſel. Freitag, 25. November, vormittags 9—1 Uhr Gaſthaus Karlsberg. Aelteſtes und größtes ärztliches Inſtitut. ſchränke billigſt zu verkaufen Wleſenſtr. 15. Gebrauchte kauft fortwährend Leonhard Knapp Bismarckſtraße 50 Günstige Gelegenheit Motorrad Neu, 6 e(ue) weit unterm Ladenpreis zu verkaufen alhansſtraße 3 1 — ——— —B—— —vu—w— — broge Ausant 9 Herren-Anzug- u. Paletotstoffe Damen-Mantel-u.Hlelderstoffe Herren-, Damen-Westen Herren-, Damen- Unterhosen fur Kinder in allen Grögen Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold Am Freitag, den 23 November 1928, abends 8½ Uhr Mitgliederverſammlung im Gaſthaus zum Anker. Der Muſter⸗ Anzug iſt da. f Vollzähliges Erſcheinen, insbeſondere der Jungmannſchaft iſt notwendig. / Stunde vorher Vorſtaudsſitzung. Der Vorſitzende, Rob. Weidmann. n ussgnlsenten 2 209 empfiehlt ſich Josef Meff 3., Verl. Friedrichſtraße 37 (Viernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mi. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, ältetes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Tageblatt Anuzeigenpreife: 5 bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für 2 ö mittags 8 Uhr, größere Artikel emen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expebitionen Deutſchlands und des Aus lands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiami⸗ Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden. ei (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Bieynh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 2 die Reklamezeile 60 Pig. n erate und Notizen vor⸗ Ar. 20 = d Dienstag, den 20. Aovember 1928 45. Jahrgang ee Räumungs⸗ und Neparationsfrage vor Gtreſemann ſpricht Deei Hauptpunkte der deutſchen Außenpolitik. ö O Berlin, 19. November. Nach Panzerkreuzerdebatte und Ruhrkonflilt mit hef— en Gegenſätzen und dadurch hervorgerufenen Kriſen— mmungen, nach Wirrungen von Anſichten, Meinungen und Ueberzeugungen, nach langatmigen Erörterungen ohne oſitives Ergebnis, nach nervöſer Reizbarkeit mit groben Klusbrüchen und Schimpfkanonaden gegen den politiſchen Gegner, ein großer Tag im Reichstag mit allen Attribu⸗ ten eines ſolchen. Die überfüllten Tribünen, in der Diplo— matenloge die Vertreter der fremden Mächte, eine reich— deſetzte Regierungsbank, hinter der die mappenbewehrten Referenten und Attaches in großer Zahl umherſchwir— ten, das Haus ſelbſt gefüllt bis auf den letzten Platz. Spannung und Erwartung liegt in der Luft. * Der Präſident eröffnet die Sitzung um 3 Ahr. Auf der Tagesordnung ſteht die Entgegennahme einer Erklä— rung der Reichsregierung über die auswärtige Politik uu Verbindung mit der Beratung von Anträgen und In— zerpellationen über Angelegenheiten des beſetzten Gebietes. Der Präſident erteilte ſofort dem Reichsaußenminiſter Dr. Streſemaun das Wort und erklärt, es gereiche ihm zur Freude, dem nach langer Krankheit geneſenen Reichsaußenminiſter das Wort erteilen zu dürfen. Streſemann begann ſeine Rede mit einem Dank an den Reichskanzler, der ohne Zögern ſeine Bitte erfüllt habe, an Stelle des verhinderten Außenminiſters die deutſche Delegation in Genf zu führen. „Mit meinem Dank möchte ich die Erklärung verbin⸗ den, daß ich für alle Schritte, die von Deutſchland in den letzten Monaten auf außenpolitiſchem Gebiete getan worden ſind, meinerſejts die volle Verantwor⸗ tung mit übernehme und zwar nicht nur nach der formalen Selte, ſondern auch auf Grund der Ueber⸗ einſtimmung der Anſchauungen. Beſonders drei große und lebenswichtige Fragen in der Außenpolitik möchte ich in den Mittelpunkt meiner heu- tigen Erklärung ſtellen: Die Frage der Räumung der beſetzten Gebiete, die der Abrüſtung und vor allem die der Löſung der Reparationsfrage. Die Näumungefrage. Die deutſche Regierung hat vor der diesjährigen Völ⸗ kerbundsverſammlung die beteiligten Regirungen unter⸗ richtet, daß ſie beabſichtige, in Genf die Räumungsfrage offiziell aufzuwerfen. Ueber den Verlauf der Genfer Ver⸗ handlungen in dieſer Beziehung iſt alles weſentliche in der Oeffentlichkeit bekannt. Ueber die Beurteilung der Ergeb⸗ niſſe ſind wir uns wohl einig. Es war für das deutſche Volk eine Enttäuſchung, daß wir mit unſerem Anſpruch in Genf nicht durchgedrungen ſind.(Lebhafte Zuſtim⸗ mung). Deutſchland wird dabei verharren, daß es einen Anſpruch auf alsbaldige Räumung des geſamten beſetzten Gebietes hat und daß dieſer Anſpruch weder von der Löſung anderer Probleme noch von ſonſtigen Bedingun⸗ gen irgendwelcher Art abhängt. Deutſchland wird in ſeinem Necht verletzt, ſolange dieſer Anſpruch nicht erfüllt iſt. g Ich ſtelle mit Genugtuung feſt, daß noch vor wenigen Tagen auch von maßgebender britiſcher Seite grundſätz⸗ lich anerkannt wurde, daß Räumungs- und Repaxrations⸗ frage zwei völlig getrennte Dinge ſind.(Lebhafte Zu⸗ ſtimmung). Man wird ſich auch im Ausland nicht dar⸗ über im Zweifel ſein, daß in den Augen des deutſchen Vol⸗ kes, ohne Unterſchied der Parteien, der bisherige Verlauf der Räumungsverhandlungen das Vertrauen auf den gu⸗ ten Willen der Gegenſeite ernſtlich beeinträchtigen muß.“ Der Miniſter erwähnte die franzöſiſchen Manöver auf deutſchem Gebiete und erklärte: a „Ich muß zu meinem Bedauern feſtſtellen, daß auch der Geiſt der Beſatzung in den Rheinlanden einen Rückſchlag erfahren hat.“ 9 Im Zuſammenhang mit der Erwähnung der Kritik der deutſchen Außenpolitik führte der Miniſter aus, er halte es, trotz des Rückſchlages, für notwendig, in voller Oef⸗ fentlichkeit weiter für die Grundlinien und die konsequente Fortführung der bisherigen deutſchen Außenpolitik einzutreten.„Ich ſehe keine Unterſtützung, die uns er⸗ laubte, anſtelle des angeblichen Phantoms einer Groß⸗ machtſtellung die tatſächliche politiſche Machtſtellung zu er⸗ halten, die andere Mächte immer noch in der Aufrechterhaltung ihrer Nüſtungen am eheſten gefeſtigt ſehen.“ Friedliche Verſtändigung. Der Miniſter beſchäftigte ſich noch mit weiteren Ein⸗ zelheiten der zahlreichen und vielſeitigen Kritik an ſeiner Außenpolitik, wobei er ſchließlich erklärte:„Ich ſtehe nicht nur auf dem S Hunkt, daß allein eine Politik der fried⸗ lichen Verſtänb. ung mit unſeren früheren Gegnern abſolute Notwendigkeit für Deutſchland iſt, ſondern ich bin überzeugt davon, daß jeder Außenminiſter und jede Regierungsloali⸗ tion durch den Zwang der realen Erwägungen ge⸗ zwungen wäre, dieſelbe Einſtellung zu nehmen, wenn ſie ſich nicht an der Exiſtenz des Reiches verſündigen wollte.“ Die Abrüftungsfrage. In der Abrüſtungsfrage werden wir an dem in nicht mißzuverſtehender Form vom Reichskanzler und dem Gra⸗ fen Bernſtorff in Genf dargelegten Standpunkt feſthalten. Das Flottenkompromiß, das viel erwähnt wurde, dürfte als erledigt anzuſehen ſein. Dennoch muß man darauf hin⸗ weiſen, daß ſelbſtverſtändlich alle Einzelabkommen auf dieſem Gebiete dem gemeinſamen Geſamtziele der Abrü⸗ ſtung untergeordnet bleiben müſſen. Wenn zwei Mächte. denen nach der Konſtruktion des Locarnopaktes eine we⸗ ſentlich verſchiedene Rolle zufällt, auf militäriſchem Gebiete tatſächlich weitreichende Vereinbarungen getroffen hätten, würde das an die Grundlagen des Rheinpaktes von Locarno rühren. „Ich begrüße, daß der britiſche Herr Miniſterprüſi⸗ dent in einem gleichberechtigten und vertrauensvollen Zuſammenwirken aller großen Müchte die gegebene Grundlage der europäiſchen Politik ſieht.“ Die Reparationen. Dann beſchäftigte ſich der Miniſter mit den Erör— terungen über die Einſetzung einer Sachverſtändigenkom— miſſion zur Löſung der Reparationsfrage. Aus dieſem Plane ergebe ſich, daß die letzte Entſchließung über die Reparationsfrage auf Grundlagen ruhen müſſe, die frei von politiſchen Geſichtspunkten nur auf wirtſchaftlichen Zuſammenhängen baſieren. Deshalb muß auch das Sach- verſtändigen-Gremium ſich leiten laſſen vom allgemeinen Intereſſe am Aufbau der Welt⸗ wirtſchaft. Die Freiheit der Entſchließung über die Vorſchläge der Sachverſtändigen muß natürlich den Regierungen gewahrt bleiben. Erſt wenn die Sachverſtändigen geſprochen 1 werden, kann die Frage erörtert werden, wie ſich nach deutſcher Auffaſſung auch die endgültige politiſche Löſung im Einzelnen finden ließe. Einſtweilen kann ſich die Reichs⸗ regierung auf den allgemeinen Grundſatz beſchränken, daß von einer wirklichen Löſung der Reparationsfrage nur geſprochen werden kann, wenn ſie die wirtſchaftliche Leiſtungsfühigleit Deutſchlands nicht überſteigt, d. h. wenn ſie uns die Erfüllung unſerer Verpflichtungen dauernd aus eigener Wirtſchaftskraft und ohne Gefährdung der Lebenshaltung unſeres Voltes er⸗ möglicht.(Zuſtimmung). Der Gedankenaustauſch zwiſchen den Regierungen über die Durchführung der Sachverſtän— digenkommiſſion iſt noch im Gange. hald ein befriedigendes Ergebnis haben. Denn ſolange dieſe Endlöſung der Neparationsfrage fehlt, beſteht eine gefährliche Anſicherheit für Wirt⸗ ſchaft und Finanzen. Zum Schluß ſeiner Ausführungen feierte der Mi⸗ niſter noch die Bedeutung des am 27. Auguſt in Paris unterzeichneten Kelloggpaktes. Er erklärte, Deutſchland habe alles Intereſſe daran, das ſeine dazu beizutragen, daß die großen Gedanken, die dem Pakt? zu Grunde lie— gen, immer mehr lebendige Wirklichk'it werden. Der Pakt ſolle nicht nur den Frieben ſichern, ſondern die Völ⸗ ker einander näher bringen und ſelbſt getrennte Kontinente zu fruchtbarer Arbeit zuſammenführen.(Lebhafter Beifall). Als erſter Sprecher der Rednergarnitur eröffnet Abg. Graf Weſtarp(Dn.) den Reigen, der erklärt, die an die Namen Locarno, Genf und Thoiry geknüpfte deutſche Friedensoffenſive habe den erwarteten Erfolg nicht gebracht. Frankreich bedrohe Deutſchlands Sicherheit, es ſteigere ſeine Rü⸗ ſtungen ins ungemeſſene und errichte an der deutſchen Grenze mit einem Milliardenaufwand, zu dem es die deut⸗ ſchen Reparationszahlungen verwende, einen gewaltigen Schutzgürtel. Die letzten Verhandlungen haben gezeigt, daß vom Pöl⸗ kerbund nichts mehr zu erwarten iſt. Das Rheinland lehnt in hoch vaterländiſcher Auffaſſung Verhandlungen ab, in denen Deutſchland ſeine Befreiung durch neue dauernde Belaſtung exkaufen ſoll. Der Reber ſchnitt dann die rag der Reparationen an. es, was darüber in letz⸗ ter Zeit geſaat worden ſe.. en Reichstag. mit ſchweret Sorge erfüllen. Alle Verſuche, den Sachverſtändigen beſtimmte Bindungen aufzuerlegen oder die Reparations⸗ und andere Kommiſſionen einzuſchalten, müßten zurückgewieſen werden. Wenn ſich Amerika nicht von vornherein beteilige, ſollte auch Deutſchland ſeine Verhandlungsbereitſchaft zurück⸗ ziehen. Der Nachweis, daß der Reparationslaſt ein Zweig der deutſchen Induſtrie nach dem anderen zum Opfer fällt, ſei garnicht zu widerlegen. Wenn es aber zu unmöglichen Forderungen kommt, erwarten wir zum erſten⸗ mal ein deutliches Nein. Der Redner betont beſoaders die Unhaltbarkeit des polniſchen Korridors, die Gefahr für Oſtpreußen werde von Tag zu Tag grö⸗ ßer. Mit ſchwerer Sorge müſſe man beſonders auf die polniſchen Handelsvertragsverhandlungen blicken. Dem Innenminiſter und ſeiner Partei des internationalen Pazifismus nach außen ruft er zu: Bedenke, das ein Deutſcher biſt.(Beifall rechts.) Abg. Dr. Kaas(Z.) weiſt darauf hin, daß nach der„Panzerkreuzerſonate“ des Abg. Wels(Heiterkeit) die Unterſchiede zwiſchen Rede der Oppoſition und der Regierungsparteien ſtark zurück⸗ gegangen ſeien. Der Politik des Außenminiſters wird das Zentrum wie bisher in ſtrenger Sachlichkeit gegen— überſtehen.„Ich weiß nicht,ob es Senſationsluſt war, die einen gewiſſen Gegenſatz zwiſchen uns und Dr. Streſemann konſtruieren wollte. (Lebhafte Rufe:„Die Germania“.) Wir wollen aller⸗ dings, daß das Auswärlige Amt nicht den lüchtigen Kräften aus dem Volke verſchloſſen bleibt.(Abg. Höl⸗ lein(K.): Nachtigall, ich hör dich laufen.) Sie(zum Abgeordneten Höllein) haben wenig Ausſicht, At⸗ tache der Kulturabteilung zu v(Oeiterkeit.) Der Redner bittet die Regierung, beſonders Polen gegen⸗ über, nicht mehr ſo kompromißwillig in der Minderheiten⸗ frage zu ſein, wie bisher. Der von Poincaxe in der Re⸗ parationsfrage eingenommene Staadpunkt ſei unannehm⸗ bar. Der deutſche Leiſtungswille müſſe eine Grenze finden an der deutſchen Leiſtungsfähigkeit. Zur Räumungsfrage erklärt der Redner, daß die Friedensbeteuerungen e lich der Unterzeichnung des Kelloggpaktes zum Lippenbe⸗ kenntnis entwertet würden, wenn man nicht die mor ſchen und juriſtiſchen Konſeguenzen finde. Abg. Dernburg(D.) erklärt, ihn hätten viele demokratiſch-rheiniſche Or; ſationen zu der Erklärung ermächtigt, daß die Bepölle rung des beſetzten Gebietes trotz dem dringenden Wunſche nach beſchleunigter Räumung die Erfüllung dieſes Wun⸗ ſches nicht exlauft ſehen möchten durch irgendwelche, der Geſamtbevölkerung auferlegten Opfer, oder durch weitere Beeinträchtigung der deutſchen Souveränität. Die deut— ſche Reparationsregelung dürfe keinesfalls mit der Frage der Schulden der Alliierten an Amerika verquickt werden. Abg. Dr. Bredt(Wirtſch. Vgg.) betont es ſei gewiß nicht nicht zu bezweif außenpolitiſcher Beziehung vor einem gewiſ ſtehen. Jedenfalls ſtehe feſt, daß eine Verſtänd tik einer Gewaltpolitik vorzuziehen ſei. Darauf werden die Verhandlungen — et. 11 Uhr alt vertagt. 1 lc. Nor t Kleine politiſche Meldungen. * 7— Straßburg. Biſchof Ruch von Straßburg proteſtiert im Mitteilungsblatt der Diozeſe gegen die Einheitsfront, der Autonomiſten mit den Kommuniſten. Innsbruck. Anläßlich der Einführung des neuen Rek⸗ tors der Innsbrucker Univerſität fand die Ehrenpromo⸗ tion des Bundespräſidenten Dr. Hainiſch, des bayeriſchen Miniſterpräſidenten Dr. Held und des deutſchen General- konſuls, Geheimrat Saller, zu Ehrendoktoren der Rechts⸗ und Staatswiſſenſchaften ſtatt. Paris. Die Sozialiſten von „die letzten politiſchen Ereigniſſe“ die Notwendigkeit er wieſen, daß ſich die ſozialiſtiſche Partei grundſätzlich für eine Beteiligung an der Regierung ausſpreche. Moden. Die„Isweſtija“ erklärt, daß die Ernennung von Geheimrat Poſſe zum Führer der deutſchen Dele⸗ gation beweiſe, mit welchem Ernſt Deutſchland an die Verhandlungen herangehe. Sie ſei eine Bürgſchaft dafür, daß alles getan werde, um einen Ausgleich zwiſchen den deütſchen und ruſſiſchen Intereſſen zu finden. Waſhington. Präſiden! Toglidge nahm nochmals zur Aufnahme ſeiner Rede am Jafſenſtiliſtandstag in Europa Stellung und erklärte, daß Amerfka mit ſeinen Aus füh⸗ rungen abſolut zufrieden ſei. 5 Carmaux betonen, daß Oeutſchlands Necht auf Räumung. a „Dall Telegzavh“ zum Verſafſter Vertrag. London, 19. November. Der d lomatiſche Korreſpondent des„Datly Tele⸗ ah weiſt im Zuſammenhang mit den Erklärungen des kamlers Churchill und anderer Mitglieder über dis Au d der engliſchen Regierung zur Frage der Mhe räumung auf die durch den Vexſafller Ver⸗ trag geſchaffene rechtliche Lage hin. Der d kot im einzelnen die Artikel 428 bis 431 des VPerſafller ertrages auseinander, wobei er die Anſicht vertritt, daß der Schwerpunkt des Artikels 431 darin ſiege, daß von Deutſchland nur Beweife ſeines guten Willens verlangt würden. Die Zahlung der Reparationen bis zur letzten Stunde könnte von den Alliierten alſo nicht als pen für die Räumung herangezogen werden. Deutſchland habe auf Grund der pünktlichen Reparationsanuitäten während einer angemeſſenen Reihe von Jahren ein Necht auf Näumung. Artikel 3 des zwiſchen Frankreich und Großbritannien und Frankreich und den Vereinigten Staaten abgeſchloſ⸗ ſenen Vertrages zur Garantie der Sicherheit der alliier⸗ ten Länder ſehe vor, daß die Notwendigkeit für die Aufrechterbaltung dieſer Nerträne narſckminden würde. Neues aus Ein weiblicher„Domela“. Die Kuhmagd als„Prinzeſſin“. b Berlin, 19. November. Vor dem großen Schöffengericht in Erfurt wird ſich in der Sitzung des Gerichtes am 27. November die Kuh⸗ magd Barth aus Bad Berka wegen zahlreicher Hoch⸗ ſtapeleien zu verantworten haben. Die Angeklagte ſpielte drei Jahre lang die Rolle der Prinzeſſin Margarethe von Preußen mit ſo großer Sicherheit, daß ſie ſelbſt in erſten Geſellſchaftskreiſen für ſernſt genommen wurde und man ihr jede gewünſchte Summe vorſtreckte. In Wirklichkeit war die Angeklagte längere Zeit als Kuhmagd im Haushalt des Prinzen Auguft Wilhelm beſchäftigt geweſen und daher über die Familienverhältniſſe einigermaßen unterrichtet. Erſt durch einen Zufall kam man auf den großange⸗ legten Schwindel dieſes weiblichen Domela. Die Barth hatte zwei Erfurter Damen, die ſie ebenfalls um ihr ganzes Vermögen gebracht hatte, erzählt, daß ſie zu ihren Verwandten nach Potsdam reiſen müſſe. Als die beiden Damen ihr aus purer Neugier folgten, um die „Prinzeſſin“ einmal in einem richtigen Königshauſe be⸗ uchen zu dürfen, fanden ſie ſie im Kuhſtall des Pa⸗ lais des Prinzen Auguſt Wilhelm wieder und wurden von anderen Angeſtellten von der wahren Tätigkeit der Hochſtaplerin unterrichtet. Zu dem Prozeß ſind etwa 80 1 und zahlreiche mediziniſche Sachverſtändige geladen. Der Sturm über Holland. Viele Tote.— Zahlreich geſtrandete Schiffe. i Amſterdam, 19. November. Der Sturm hat auch in ganz Holland große Ver⸗ wüſtungen angerichtet. Ueberall findet man entwurzelte Bäume, verwüſtete Anpflanzungen. In der Altſtadt von Amſterdam mußten wiederholt Häuſer geſtützt werden. An dem königlichen Palais hat der Sturm große Stücke der maſſiven Steine ausgebro⸗ chen. In dem Arbeiterviertel von Gouda wurden die Dächer von 12 Häuſern abgedeckt. Die elektriſche Licht⸗ leitung und die elektriſche Zugverbindung zwiſchen Amſter⸗ dam und Rotterdam war zeitweiſe unterbrochen, ſodaß man Dampflokomotiven zu Bilfe nehmen mußte. Die in⸗ ternationalen Züge wurden über eine andere Strecke ge⸗ führt. Im Haag wurde ein Mann durch einen fallenden Baum getötet. FE Sin edles Frauenleben. Roman von Carola Weiß. Copyright by Greiner& Comp. Berlin W 30. 5 Nachdruck verboten. 1 4 Fortfetzung. Sie gingen die Treppe zu bem erſten Stockwerk hin⸗ unter; auf der unterſten Stufe blieb die Alte plötzlich en. 7„Fräulein hat milde, gute Augen, und ein Geſicht, o hell und ſchön, wie unſer Strom, wenn ſich in klaren ertagen die Sonne darin ſpiegelt; Fräulein hat ge⸗ wiß auch ein freundliches Herz. Wollen mir Fräulein eine Bitte erfüllen?“ „Herzlich gern, wenn Rebe Alte.“ „Sie ſollen von jetzt an die Aufſicht über die kleine Irma und den Tisza haben und ſie unterrichten; Sie find ja deshalb den weiten Weg hierhergekommen. Ich 92 mich mit den Kleinen viel und lang geplagt; ſie es in meiner Macht ſteht, waren ein und zwei Jahre alt, als ſie nach dem Schloſſe gebracht wurden, und jetzt ſind ſie fünf und ſechs Jahre. „Die Kinder find mir ans Herz gewachſen.. machen f Fräulein es nicht, daß ſie ihre Datka ganz vergeſſen.“ Tränen ſtanden in den Augen der alten Frau. g„Das haben Sie nicht zu befürchten“, verſetzte Eliſa⸗ beth gerührt und legte die Hand auf die Schulter der Alten,„ſie ſollen im Gegenteil von nun an ihre Pflegerin noch mehr lieben und ehren“. Sie durchſchritten mehrere große Zimmer, dann blieb die Datka vor zwei mächtigen Flügeltüren ſtehen.„Die Gnädige erwartet Sie in ihrem Salon; der gnädige Herr Graf iſt bei ihr.“ 5 i Das brauchte die Alte gar nicht zu ſagen, ſie erkannte tiefe Baßſtimme des Rittmeiſters, der eben ſprach. hörbar, dann aber klopfte ſie und trat ein. 3. Kapitel. Es war ein 9 getäfeltes Zimmer, ſechsfenſtrig E und mit dem feinſten Geſchmack der damaligen Zeit aus⸗ Gräfin Helene Cillagi, war eine hohe, imponierende Er⸗ 0 1 in in f 2 1 ö 125 Blut ſtieg ihr heiß ins Geſicht und das Herz pochte Lehrerin in ihrer Anſtalt wirkten. ſolch langjähriges, öffentliches Wirken.“ ppm Deutſchland Mitglied des Völkerbundes geworden Deutſchland habe nunmehr dieſe Bedingung durch den Abſchluß der Locarnoverträge und durch ſeinen Ein⸗ N tritt in den Völlerbund erfüllt. Durch die Zulaſſung Deutſchlands zum Völkerbund auf der einen und ſeine pünktlichen Reparationszahlungen auf der anderen Seite habe ſich Deutſchland nach Auffaſſung einiger führenden Juriſten Großbritanniens das Recht geſchaffen, die Räumung des Rheinlandes zu verlangen. Im ganzen kommt der Korreſpondent zu dem Schluß, daß die rechtliche Frage für die Rheinlandräumung in Sicht ſei, daß Großbritannien im weſentlichen die deutſchen Ar⸗ gumente für die Räumung anerkenne. Auffällig ſei hierbei, daß führende britiſche Juriſten, die der Korreſpondent zitiert, offenbar dieſe Auf⸗ faſſung ſeit langem vertreten, die britiſche Regie⸗ rung aber bisher eine durchaus gegenteilige Politik verfolgt habe. Die Kleinen ſchreien Haltung Belgiens bei den Reparationsverhandlungen. O Paris, 19. November. Der Brüſſeler Korreſpondent des„Temps“ berich⸗ tet über die Haltung Belgiens zu den bevorſtehenden Neparationsverhandlungen. aller Welt. An der frieſiſchen Küſte ſind viele Schifferboote ge⸗ ſtrandet. In den meiſten Fällen konnte ſich jedoch die Mannſchaft retten. Ein Schiffer iſt mit Frau und zehn Kindern in ſeinem Boot ertrunken. Auch bei Merwede ſind drei Laſtſchiffe geſunlen, wobei ein Fiſcher und ein Knecht den Tod fanden. Das ſchwediſche Schiff„Malmö“, das man auf Notſignale ins Schlepptau genommen hatte, wurde in der Nacht vom Sturm losgeriſſen und ſtrandete an der Küſte von Ameland. Das Rettungsboot mit der achtköpfigen Mannſchaft ſchlug um und mit großer Mühe konnten ſich ſieben Mann retten, einer ertrank. Die Orkanverheerungen in Südſchweden. . Malmö, 19. November. Der heftige Sturm hat auch in Südſchweden großen Schaden angerichtet. Der Sturm wehte mit 25 Sekundenmetern Geſchwindigkeit. Die Te⸗ lephonverbindung von Malmö nach Stockholm und Göte⸗ borg war teilweiſe unterbrochen, ebenſo die Telephon⸗ verbindung von Landskrona nach Stockholm und einigen anderen Städten. Beim Fiſcherdorf Gernahus ging ein Fiſcherboot un⸗ bekannter Nationalität unter. Die See ging ſo hoch, daß vom Lande aus der Beſatzung keine Hilfe gebracht werden konnte. Im Hafen von Simrishamn haben zahlreiche kleinere Fahrzeuge Zuflucht vor dem Sturm geſucht. Bei Karlskrona ſollen einige Fiſcher vor einer der umliegenden Inſeln ums Leben gekommen ſein. Der Kölner Dom iſt in Gefahr. Hilferuf an die Oeffentlichkeit. Köln, 19. November. Durch Verwitterung und äußere Einflüſſe iſt der Kölner Dom, das ſtolze Denkmal deutſcher Kultur, ge⸗ fährdet, ſo daß der Zentral⸗Dombau⸗Verein in Köln ge⸗ zwungen iſt, ſich mit einem Hilferuf an die Oeffentlichkein W um hierdurch die erforderlichen Mittel zu er⸗ alten. Der Zentral⸗Dombau⸗Verein will jedoch keinesfalls, daß die Zuwendungen ohne eine Gegenleiſtung erfolgen, und er hat ſich daher entſchloſſen, den Spendern, die zu der Erhaltung des Kölner Doms beitragen, ein bleibendes Erinnerungsſtück zu geben. Zu dieſem Zwecke wird in der Preußiſchen Staatsmünze die Kölner Dombau⸗Ge⸗ denkmünze geprägt. Sie iſt ein wahres Meiſterſtück pla⸗ ſtiſcher Kleinkunſt und bildet für fedey ein bleibendes wertvolles Anden! Hinſichtlich des Programms vertrete m 5 9 0 5 die Auffaſſung, die Beratungen müßten ſich im Rahmen der beſtehenden Verträge und Abkommen und insbeſon⸗ dere innerhalb der Grenzen des Dawesplanes halten. Die Zahlungsfähigreit des Reiches ſei bei der Ausarbeitung des Dawesplaues i i mit Mäßigung(5 eingeſchätzt worden und die Erfahrung der letzten fünf Jahre beweiſe zur Genüge, daß die Zahlungsfähigleit nicht überſchätzt worden ſei. ö Man müſſe dem Reiche ſeine volle Oberhoheit zu⸗ ruckgeben, die Transferbeſtimmungen aufheben und die Annuität auf zwei Milliarden jährlich vermindern. Dieſe Theſe werde in Brüſſel heftig bekämpft, wo man mit gewiſſen ausländiſchen Nationalökonomen der Meinung ſei, das Transferproblem habe nicht die Bedeutung, die man ihm in der Theorie beimeſſe. Was die ſechs Milliarden Mark anlange, ſo hoff⸗ ten die Belgier als Ausgleich eine hinreichende Ent⸗ ſchädigung zu erhalten. Der ſoeben abgeſchloſſene deutſch⸗ rumäniſche Vertrag ſcheine nach dem in Brüſſel bekann⸗ ten Inhalt der Theſe und den Intereſſen Belgiens in vdieſer Angelegenheit günſtig zu ſein. Bezüglich des Ta⸗ gungsortes der Konferenz ſei bis jetzt noch keine Ent⸗ ſcheidung getroffen. Wir ſind im Gegenteil der Anſicht, daß nach dem rumäniſchen Beiſpiel die Belgier wohl auf die 6 Milliar⸗ den verzichten müßten, da auch Rumänien die Forde⸗ rung auf Zahlung aus Gutſcheinen und Anweiſungen der Beſatzungsbehörden fallen ließen. b Aus Nah und Fern. Frankfurt a. M.(Das Spiel mit dem Re⸗ volver.) Einem Kellnerlehrling ging in einem Kaffee beim Spielen mit dem Revolver ein Schuß los, wodurch eine Frau einen Buchſchuß erhielt. Sie wurde in das Hei⸗ lig⸗Geiſt⸗Hoſpital eingeliefert. Koblenz.(Rohlinge.) Auf der Straße von Koblenz nach Cochem wurden bei dem Orte Lay an der Moſel eine 74jährige Frau und ihr ſechsjähriges Enkel⸗ kind von einem Perſonenkraftwagen überfahren und auf der Stelle getötet. Außerdem wurde noch ein anderes Mädchen im Alter von ſieben Jahren ſchwer verletzt. Der Kraftwagen fuhr in raſendem Tempo davon, ohne ſich um ſeine Opfer zu kümmern. Er konnte aber bei Hal⸗ fenbach auf dem Hunsrück durch einen Landjäger geſtellt werden. Die Inſaſſen des Wagens hatten anſcheinend dem Alkohol zu ſtark zugeſprochen. Baumholder.(Großfeuer.) In einer benach⸗ barten Mühle brach in der Nacht auf unaufgeklärte Weiſe ein Großfeuer aus, das das Wohnhaus und die Mühle bis auf die Grundmauern in Schutt und Aſche legte. Eine Rettung des Mobilars war nicht mehr möglich. Der Schaden iſt ſehr erheblich und nur teilweiſe durch Ver⸗ ſicherung gedeckt. Aſchaffenburg.(Ein Schwimmkran in den Main geſtürzt.) Ein ſchwerer Unglücksfall ereig⸗ nete ſich an der Mainſtauſtufe Kleinwallſtadt. Bei dem Verſuch, einen Schwimmkran zu heben, riſſen die Ketten des Flaſchenzuges, ſo daß der Schwimmkran in den Main fiel. Auf dem Kran befanden ſich in dieſem Augenblick fünf Arbeiter, die mit dem Kran ins Waſſer fielen. Dabei erlitten zwei Arbeiter erhebliche Verletzungen, wäh⸗ rend bei den übrigen drei Arbeitern die Verletzungen leichterer Natur waren. Sie wurden nach dem Kranken⸗ haus Oberburg gebracht. Koburg.(Wird Raubmörder Hein be⸗ gnadigt?) Das weitere Schickſal des Raubmörders Hein nach Verwerfung ſeiner Reviſion iſt von der bayeri⸗ ſchen Staatsregierung abhängig, da ein Gnadengeſuch des ſchlachtet, Stück 500 bis haſenbraten 160; Faſanen, Stück 300 bis 450. 1 überfeeiſchen e 1 e N De Konſum iſt aber hier äußerſt zurückhaltend und die Börſe verkehrte infolgedeſſen in ruhiger Haltung. Schweine, Laelendgewicht in Reichsmark: Ochſen 52 bis 34, 41 bis 4. 42 bis 44, 35 bis 37, bis 50; 44 bis 45, 35 bis 40, 30 bis 34; Kühe 46 bis 438, 34 bis 38, 25 bis 30, 16 bis 20; Färſen 33 bis 55, 46 bis 48, 34 bis 38; Kälber—, 70 bis 6, 34 bis 58, 42 bis 50: Schafe—, N ) bis 80, 78 bis 79, 77 bis 78, 73 bis 75, 68 bis 11 kraftwagen und Elektriſcher.) Ein von Eber⸗ fahrenden elektriſchen Straßenbahn zuſammen. 5 wagenführer bemerkte anſcheinend zu ſpät, daß er nicht mehr ungehindert in die Moosbergſtraße einbiegen konnte und riß b de 19 1 ſtieß jedoch gegen die Elik⸗ triſche, die beſchädigt wurde. C rlitt! 1 die Eplitter der zertrümmerten Windſchutzſcheibe ſeines Wagens Schnittwunden im Geſicht und mußte durch die Freiwillige Sanitätswache verbracht werden. Wagen mußte abgeſchleppt werden. Verteidigers des Mörders vorliege. Auch er auf ſeine Begnadigung hofft. Reichstag verſchieben wird. geſtattet, großartiger aber noch wie die innere Einrichtung war die äußere Umgebung, die von allen Seiten durch die Fenſter blickte; rieſenhafte Gebirgsmaſſen, himmel⸗ anſtürmend und mit ewigem Schnee bedeckt. Am oberſten Ende des Zimmers befand ſich eine große Niſche, die mit blühenden Topfgewächſen ausgefüllt war, und in der Nähe ſaß an einem mit Rechnungen und Briefen bedeckten Tiſche eine Dame, neben ihr der Rittmeiſter. Die Dame, ſcheinung. Das Haar war ſchneeweiß, obwohl das Ge⸗ ſicht einen viel jüngeren Ausdruck trug. Die Geſichtszüge waren ſtolz, kalt, faſt ſtrenge, ihr ganzes Weſen hatte etwas Abgeſchloſſenes, Einförmiges und das Strenge und Herbe ihrer Erſcheinung wurde noch durch die tiefe Trauer, in die ſie gekleidet, erhöht. Nichts Lichtes und Freund⸗ liches an ihr... als die ſchneeweißen Locken, die unter der ſchwarzen Haube hervorquollen. Beim Eintritt des jungen Mädchens erhob ſich Graf Geza und trat mit kaum merklichem Gruße an eines der Fenſter. Eliſabeth durchſchritt den Raum und ſtand mit einer ſtummen Verbeugung vor der Gräfin. Ein Ausdruck tiefſter Ueberraſchung trat in das Ge⸗ ſicht der Schloßherrin. Beim hellen Tageslichte zeigte ſich erſt die ſeltene Schönheit des jungen Mädchens, der ganze reine, keuſche Adel, der in ihrer Erſcheinung lag. Sie hatte offenbar eine viel ältere Dame erwartet und war faſt beſtürzt beim Anblicke des jungen Mädchens. „Sie ſind Eliſabeth Werner?“ fragte die Dame nach einer Pauſe, in der ſie unabläſſig ihr Gegenüber be⸗ trachtete. Stumm bejahte es dieſe. „Bitte, nehmen Sie Platz!“ Die Gräfin wies auf einen Stuhl in einiger Entfernung. 5 „Fräulein Schmidt, eine alte Bekannte von mir, mit der ich unterhandelte, ſchrieb, daß Sie ſieben Jahre als „So iſt es, Exzellenz.“ N „Ich kann es kaum glauben, Sie ſind zu zung für ein. „Ich bin fünfundzwanz den Unterricht, ig Jahre, Frau Gräfin,“ ver⸗ ſetzte Eliſabeth mit cache Pfergel,„und 11 05 den * Begriffen Ihres Laf es nennt man das gewiß ein altes Mädchen“. 4 Ein leiſes Lächeln glitt über das ſtolze Geſicht der ei das es auf eine merkwürdige Weiſe ver⸗ hönte.— f „Auch in unſerm Lande ändern ſich ſchon dieſe Be⸗ griffe,“ ſagte ſie dann,„und Ihnen ſieht man Ihre fünf⸗ undzwanzig Jahre, die Sie ſo ſehr herausgeſtrichen, durch⸗ aus nicht an. Doch das läßt ſich nun einmal nicht ändern; So ernſt Sie ſcheinen, lo wünſchen Sie ſich doch nicht, Ihrer Stellung zuliebe, Runzeln.“ Es war ein Scherz, der über die Lippen der Gräfin glitt, aber doch ſchien es Eliſabeth, als ſtreife ein ernſter, raſch verſtohlener Blick den Sohn. „Wie war Ihre Reiſe? Doch gut?“ fragte ſie dann, plötzlich ablenkend. „In dieſer ſtrengen Jahreszeit und bei einer ſolch weiten Reiſe kann man keine großen Anſprüche machen“ „Sie ſcheinen ſich nach den Verhältniſſen zu richten und das zeigt meiſtens einen klugen, beſcheidenen Sinn“ verſetzte die Gräfin, und obwohl dies ein Kompliment war, ſo war weder der Ausdruck ihres Geſichtes, noch der Ton ihrer Stimme wärmer und lebhafter. „Ich denke, Sie werden ſich hier gefallen,“ fuhr die Dame fort.„Im Winter iſt es einförmig, da man auf ſich ſelbſt angewieſen iſt. Der Sommer entſchädigt aber vollſtändig durch die Großartigkeit einer Natur, die ihres⸗ 1 zu ſuchen hat; ein beliebter Badeort iſt in der Nähe.. die Bedingungen kennen Ste, zu denen Sie ſich verpflichtet haben, Sie ſind Erzieherin, aber zugleich auch! Geſellſchafterin. Bei meinen Enkeln übernehmen Sie nur hre übrige Zeit gehört mir. Ich kann mich nicht viel allein sg da meine Augen etwas angegriffen ſind; Ihre Aufgabe ſoll ſein, mich zu zer⸗ ſtreuen und aufzuheitern.“ Ich werde mein Möglichſtes tun, das Vertrauen der Gräfin zu rechtfertigen.“ 1 6„ ö Gortepeng hast) ohne das Gnadengeſuch müſſe bei dem vorliegenden Todesurteil die bayeriſche Regierung entſcheiden, ob ſie von ihrem Be⸗ gnadigungsrecht Gebrauch machen wolle. Hein ſelbſt macht einen ruhigen Eindruck, doch hat man das Empfinden, daß g 0 a„Es herrſcht die Anſicht, daß die bayeriſche Regierung ihre Entſcheidung bis zur Beendigung der Berakungen über die Todesſtrafe im Mannheimer Märkte. Mannheimer wochenmarrt. Nach den Feſtſtellungen des Städtiſchen Nachrichtenamts wurden auf dem heutigen Wochenmarkt folgende Preiſe in Pfennig pro Pfund verlangt und bezahlt: Kartoffeln 6 bis 7; Wirſing 10 bis 15: Weißkraut 10 bis 15; Rotkraut 14 bis 15; Blu⸗ menkohl, Stück 20 bis 120; Karotten, Büſchel 10 bis 12; Gelbe Rüben 10 bis 15; Rote Rüben 15 bis 18; Spinat 10 bis 15; Zwiebeln 12 bis 15; Roſenkohl 30 bis 40; Endivienſalat, Stück 10 bis 25; Feldſalat 80 bis 140; Kohlraben, Stück 8 bis 12; Tomaten 30 bis 60; Rettich, Stück 10 bis 15; Meerrettich, Stück 20 bis 70; Aepfel 30 bis 55; Birnen 15 bis 45; Trauben 40 bis 90; Nute 30 bis 80; Süßrehmbutter 220 bis 260; Landbutter 200 bis 210; Weißer Käſe 50 b Eier, Stück 11 bis geſchlachtet, Stück 200 bis 750; Huhn, ge⸗ 200 bis 700; Enten, geſchlachtet, Stück 1100; Gänſe, geſchlachtet, Stück 800 bis 1800; Tauben, geſchlachtet, Stück 80 bis 150; Rindfleiſch 110: 22: Hahn, 1 Kalbfleiſch 130 bis 140; Schweinefleiſch 120 bis 130; Ge⸗ Rehbug 150; Rehrücken bierfleiſch 72: Rehragout 100; e 120; Feld⸗ und Keule 200 bis 250; Feldhaſenragout Die Offerten von den Mannheimer Produktenbörſe. erhöht. Der Ländern ſind teilweiſe etwas Man nannte 4 im nichtoffiziellen Verkehr: Weizen, inl. mit 23,75; ausl. mit 26 bis 28; Roggen, inl. mit 22,75; Hafer, inl. mit 23,50 bis 25 bis 26; pfälziſche Gerſte mit 26 bis 26,75; Futtergerſte mit 20 bis Spezial Null, mit Kleie mit Sack mit 13,50: Biertreber mit Sack mit 19,75 bis 20,50: alles in Reichsmark per 100 Kilo, waggonfrei Mannheim. g 24: ausl. mit 23,50 bis 24; Braugerſte mit 21: Mais mit Sack mit 22,75; Weizenmehl, 34; Roggenmehl mit 29,50 bis 32: Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem Schlachtviehmarkt 9 am Montag waren zugetrieben: 300 Ochſen, 205 Bullen, 452 Färſen, 693 Kälber, 72 Schafe, 3044 356 Kühe,: af 10 Ziegen. Bezahlt wurden pro 50 Kilogramm 32 bis 34, 30 bis 32; Bullen 4, 64 bis 44 bis 45; Schweine 72, 65 bis 69; Ziegen 10 bis 23.— Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, Ueberſtand; mit Kälbern langſam, ge⸗ räumt; mit Schweinen mittelmäßig. geräumt. 9 Aus Heſſen. Darmſtadt.(Zuſammenſtoß zwiſchen Laſt⸗ ſtadt kommender Laſtkraftwagen der Brauerei Fay ſtieß an der Kreuzung Moosbergſtraße mit der nach Eberſtadt Der Kraft- Der Chauffeur erlitt durch nach dem Stadtkrankenhaus Sein Beifahrer blieb unverletzt. Der Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 20. November. Vorausſichtliche Witterung bis Mitt. woch: Heiter, trocken und tagsüber mäßig mild. Be⸗ ſonders in freien Hochlagen nächtliche Strahlungsfröſte. Gelbſtbeſinnung. Gedanken zum Bußtag. Mitten hinein in die Wegſpur, die das mahlende Rad der grauen Alltäglichkeit zieht, iſt der Bußtag ge⸗ Feiertag daſteht, der tiefere Sinn jedenfalls, den dieſer Tag haben ſoll, wird nicht erkannt und man gibt ſich auch gar keine Mühe dazu. Warum Buße Buße und Ein⸗ lehr wollen nicht mehr recht vereinbar ſein mit dem Tempo unſeres Lebens. Iſt es nun recht, und für uns von Nutzen, den Bußtag ſo ohnehin zu behandeln, ihn anzuſehen wie jeden anderen Tag? Mit dem Bußtag iſt es ähnlich wie mit dem ſieben⸗ ten Tage der Woche, an welchem wir bekanntlich ruhen ſollen. Nicht Willkür oder Laune hoben den ſiebenten Tag der Woche zur Ruhe beſtimmt, ſondern die Spann⸗ kraft unſerer Natur erheiſcht gebieteriſch nach ſechs Tagen der Arbeit eine Ruhe⸗ und Atempauſe für den Körper. Und unſer Geiſt—? Er iſt zwar elaſtiſcher, hat eine andere Spannweite als die Materie, aber nichtdeſtoweniger bedarf er auch der Ruhepunkte, und er bedarf dieſer, weil ſich unweigerlich das Gefühl nach Selbſtbeſinnung ein⸗ ſtellt inmitten des Trubels und Haſtens auf der Jagd, die das Leben einmal iſt. Dieſer Selbſtbeſinnung ſoll der Bußtag dienen, und damit ſoll er ein Tag des Atem⸗ holens für die Seele ſein. Der Atem füllt neue Luft in die Lungen und ſolche friſche Luft muß auch einmal die Seele durchdringen, ſollen ſich nicht dort Giftſtoffe verſchiedenſter Art anſammeln, die dem Menſchen ſelbſt und der Gemeinſchaft ſchließlich zum Schaden gereichen. Das Tun der Menſchen iſt auf Aeußäeres gerichtet, die Selbſtbefinnung will den umgekehrten Weg gehen, hin⸗ ein in den tiefen Schacht der menſchlichen Seele, Was findet ſie? Als erſtes wohl die Vernachläſſigung der in⸗ neren Kräfte des Lebens, eine Gleichgültigkeit gegen die Seele und ihe Fähigkeiten, mangelnden Glauben an das Gute in der Welt und ſchließlich mangelndes Vertrauen auf den Sieg der inneren Gerechtigkeit alles Geſchehens. Das Fehlen dieſer Kräfte in unſerem Innern hat dazu geführt, daß unſere Zeit ernſthafter als andere Jahr⸗ underte vor uns ſich im bangen Zweifel die Frage ſtellt, welchen Sinn denn eigentlich das Leben habe. Weil wir keine befriedigende Antwort darauf finden konnten, müſſen wir uns in Aeußerlichkeiten erſchöpfen, jagen wir immer neuen Senſationen zu, um die Furcht zu verdecken, die in uns laut wird, eben weil wir den Sinn des Lebens nicht erfaßt haben. Aber es gibt ein inneres Geſetz in uns, das uns den inn des Lebens entſchleiern hilft. Was iſt es denn, was ae den e enen odere 10 und was den duüſteren Peſſimismus w 4 Was anderes als 90 0 S 10 den unentwegten Stimme des gerade d ewiſſens, das nie⸗ en ist. das ger 15 10 au töt meld⸗ ſtellt. Es will manchmal ſcheinen, als ob unſere Zeit ihn lediglich ſo weit beachtet, als er im Kalender als es dem Wtenſchen am unbeguemſten erſcheint, und ihm den Spiegel vorhält,„das biſt du“, aber ihn auch das Ge⸗ genbild erkennen läßt,„ſo ſollteſt du ſein“. An der Stimme des Gewiſſens können wir den Sinn des Le⸗ bens erkennen. Was iſt es nun mit dem Gewiſſen in unſerer Zeit. Iſt es nicht ſchon längſt erſtickt in einem Meer von Blut, Gier und Ungerechtigkeit, von Schandtaten, die man mit derſelben Seelenxuhe vollzieht, wie man ein Glas Waſſer hinunterſpült. Es will ſo ſcheinen, es will uns umſo mehr ſo ſcheinen, als wir niedergeworfenes Deutſch⸗ land ein bitteres Auflachen nicht unterdrücken können, wenn wir nur das Wort„Weltgewiſſen“ hören. Wenn die ganze Welt ſchon kein Gewiſſen mehr hat, wie ſoll dann der Einzelne dazu kommen. Es gibt einen Weg und das iſt der Weg, der von je her zu großen Erhebungen geführt hat,, es iſt der Weg der Buße. Als der Welt⸗ erlöſer angekündigt wurde und damit wohl die ent⸗ ſcheidendſte Epoche für die Menſchheit anhub, ertönte dieſer Ruf:„Tut Buße“. Und dieſer Ruf iſt niemals verſtummt, wenn die Menſchheit vor weltbewegenden Entſcheidungen ſtand. So ſoll es auch jetzt ſein wo es gilt, Aufbauarbeit an der Welt und an unſerem Volke zu leiſten. Die Buße führt zur Selbſtbeſinnung, Selbſtbe⸗ ſinnung zur Erkenntnis, Erkenntnis zum Wollen und da⸗ mit zur Tat. Deswegen alſo Bußtag! — Strenger Winter in Sicht? Es iſt ein alter Glaube unter den Landleuten, daß viele Beeren unweiger⸗ lich auch die Vorboten eines trengen Winters ſind. Seit langer Zeit hat es nicht einen ſolchen Ueberfluß an Hage⸗ butten gegeben, wie in dieſem Jahr. Darum prophezeien auch viele Bauersleute einen äußerſt kalten Winter. Die Natur, ſo behaupten wiederum Vogelforſcher, hilft ſich ſelbſt. Sie ſorgt bei kommender ſtarker Kälte dafür, da“ die bei uns bleibenden oder doch von weiter nördlich liegenden Ländern bei uns zum Winterquartier eintref⸗ fenden Vögel recht viele Beeren als Nahrung finden. Auch die Miſtel, die als Schmarotzerpflanze mit im Winter grünen Blättern auf unſeren Laubbäumen vorkommt, trägt im harten Winter mehr Beeren als ſonſt, die von den Vögeln als Leckerbiſſen verſpeiſt werden. Früh⸗ zeitiges Eintreffen der Krähen deutet neben dem Beeren⸗ reichtum der verſchiedenen Bäume und Büſche auf einen ſtrengen Winter. — Das neue Kursbuch. Die zweite Winterausgabe 192829 des Reichskursbuches wird in der Zeit dom 10. bis 13. Dezember erſcheinen. Mit dieſer Ausgabe erfährt das Reichskursbuch eine grundlegende Amgeſtal⸗ tung, weil nach Einführung des Zweiklaſſenſyſtems bei der Deutſchen Reichsbahn die Klaſſenlinien wegfallen. — Vereinfachung im Poſtſcheckverkehr. Vereinfachtes Ausfüllen der Ueberweiſungen und Erſatzüberweiſungen des Poſtſcheckverkehrs hat das Reichspoſtminiſterium da⸗ durch ermöglicht, daß zugelaſſen worden iſt, das Gut⸗ ſchrift⸗Poſtſcheckamt abgekürzt ſtatt mit dem vollen Namen zu bezeichnen. Vorausſetzung iſt dabei, daß die in den Verzeichnungen der Poſtſchecktunden gebrauchten und in deren Vorbemerkungen abgedruckten Abkürzungen ange⸗ wandt werden und daß ſie deutlich geſchrieben ſind. Auf den für die Barauszahlung beſtimmten Poſtſchecken und Zahlungsanweiſungen muß auch künftig der Beſtimmungs⸗ ort voll ausgeſchrieben werden. sO reinigt % VINI Ihren Herd „ Juſtizrat Or. Schmitt. Aus Mainz, 18. November, wird gemeldet: Der ehemalige heſſiſche Zen⸗ trumsführer Geheimer Juſtizrat Dr. Adam Joſef Schmitt iſt heute im Alter von 73 Jahren geſtorben. Als Stadt: verordneter, Land- und Reichs tagsabgeordneter hat er ſich um die Zentrumsſache große Verdtenſte erworben. Der Verſtorbene war längere Zeit Präſident des Heſſiſchen Landtags, auch der Nationalverſammlung gehörte er als Mitglied an. R. J. P.. * Volltschor. Mittwoch, 21. Nov. Singſtunde des Frauenchors, Samstag, 24. Nov. Singſtunde des Männerchors. Sängerinnen und Sänger die ſchon frü her bei uns geſungen haben ſowie Neueintrrtende ſind willkommen. Donnerstag, 22. Nov Theaterprobe im Lokal. 1. und 2. Akt. Schußwaffe und Munition. Auf die dies⸗ bezügliche Bekanntmachung des Poltzeiamts in vorliegen- der Nummer machen wir unſere Leſer beſonders aufmerk⸗ am. g„Beratungs ſtunde für Lungen kranke. Die von dem Kreiswohlfartsamt eingerichtete 14 näglich ſtatt⸗ findende Beratungsſtunde für Lungenkranke findet mor⸗ gen Mittwoch nachm. von 2—4 Uhr im Kath. Kranken⸗ haus ſtatt. Die Beratung iſt koſtenlos. Es kann den Lungenkranken im eigenſten Intereſſe nur empfohlen werden von dieſer vorteilhaften Einrichtung Gebrauch zu machen. Kath. Kirchenchor„Cäcilia“. In vorliegender Nummer werden die Singſtunden bekanntgegeben. Der rauenchor übt heute Abend um ½8 Uhr bei den Engl. äulein und der Männerchor morgen Mtttwoch Abend im„Freiſchütz“. Alle ſtimmbegabte katholiſche Männer, Naeenhe und Jungfrauen werden aufgefordert, dem irchenchor beizutreten. Anmeldung durch die Mitglieder. „Der Nähmaſchinen⸗, Stick⸗ u. Stopfkurſus des Nähmaſchinengeſchäftes Georg Wunder 6. am Staats⸗ 520 beginnt morgen Mittwoch Abend um 8 Uhr. em Lehrkurſus liegt ein reichhaltiges Programm zu⸗ 11 weshalb unſeren geſchätzten intereſſterten Kae 2 0 Beteiligung ſehr zu empfohlen iſt.(Siehe 5 ) * Haudball. Der Ternerbunb empfing zum fälligen Gauſpiel am letzten 11551 den ſpielſtarken Gegner von Weinheim und konnte nach ſchönem Spiel den Sieg mit 4:1 Toren für ſich buchen. Die Jugend verlor gegen Lentershauſen 0:1. Tagung der Freiwilligen Feuerwehren Unter der Leſtung des Vorſitzenden des Landes ausſchuſſes Damm Friedberg fand vorgeſtern im Volksbildungsheim Frankfurt a. M. die Abgeordnetenverſammlung des Landes ⸗ verbandes Heſſiſcher Freiwilliger Feuerwehren ſtatt. Aus dem Bericht des Vorſiitzenden ging hervor, daß die Zahl der Freiwilligen Feuerwehren in Heſſen jetzt rund 400 beträgt, das ſind 40 mehr als bei der Zählung im Jahre 1926. Ferner beſtehen in Heſſen noch 8 Berufs feuerwehr⸗ en, 25 Werksfeuerwehren und 582 Pflichtfeuerwehren ins⸗ geſamt 1015 Wehren. Bekanntmachung. Betreffend: Geſetz über Schußwaffen und Munition. Unter ausdrücklichem Hinweis auf das Geſetz über Schuß— waffen und Munition vom 12. April 1928(Reichsgeſetzblatt Teil 1 Seite 143), die Ausführungs verordnung zu dieſen Ge⸗ ſetz vom 13. Juli 1928(Reichsgeſetzblatt Teil 1 Seite 198) und die Heſſiſche Verordnung betreffend Ausführung des Reichs⸗ geſetzes und der Reichsausführungsverordnung vom 2. Oktober 1928(Darmſtädter Zeitung Nr. 237 vom 9. Oktober 1928) bringen wir Folgendes zur allgemeinen Kenntnis u. Beachtung: J. Einer Erlaubnis durch das Kreisamt bedarf: 1. wer gewerbsmäßig Schußwaffen oder Munition herſtellen, bearbeiten oder inſtandſetzen will. Als Herſtellung von Munition gilt auch das Wiederladen von Patronen, wer gewerbsmäßig Schußwaffen oder Munition erwerben, feilhalten oder anderen überlaſſen oder wer gewerbsmäßig den Erwerb oder das Ueberlaſſen ſolcher Waren vermitteln oder ſich gewerbsmäßig zum Erwerb oder Ueberlaſſen ſolcher Waren erbieten will, 3. wer Schußwaffen oder Munition oder Munitionserwerbſchein), 4. wer außerhalb ſeiner Wohnung, ſeiner Geſchäftsräume oder ſeines befriedeten Beſitztums eine Schußwaffe führt(Waffen⸗ ſchein), 5. wer ein Waffen⸗ oder Munitionslager beſitzt, das nicht zu einem gemäß Ziffer 1 und 2 genehmigten Gewerbetrieb ge— hört. Als Waffenlager gilt ein Beſtand von mehr als 5 Schußwaffen der gleichen Art, als Munitionslager ein Be⸗ ſtand von mehr als 100 Patronen. Bei Jagdwaffen gilt als Waffenlager ein Beſtand von mehr als 10 Jagdwaffen, als Munitionslager ein Beſtand von mehr als tauſend Jagdpatronen. II. Der Inhaber eines Jahresjagdwaffenpaſſes bedarf zum Erwerb von Jagdwaffen und dazu gehörigen Munition keines Waffen: oder Munitionserwerbsſcheins, der Inhaber eines Jahresjagdwaffenpaſſes, Wochen- oder Dreitagspaſſes zum Führen der Jagdwaffen keines Waffenſcheines. III. Verboten iſt der Handel mit Schußwaffen od. Munition: 1. im Umherziehen, 2. auf Jahrmärkten, Schützenfeſten, Meſſen. Außerdem iſt öffentlichen und privaten Pfandleihern das Beleihen von Schußwaffen und Munition verboten. IV. Perſonen die zum Beſitze von Schußwaffen oder Munition nicht berechtigt ſind, haben die in ihrem Beſitze be⸗ findlichen Schußwaffen und Munition unverzüglich dem unter⸗ zeichneten Kreisamt gegen Empfangsbeſcheinigung in Verwah— rung zu geben. Haben ſie einen geſetzlichen Vertreter, ſo liegt ihm dieſe Verpflichtung ob. Sofern dieſe Perſonen oder ihre geſetzlichen Vertreter über die Schußwaffen oder Munition nicht binnen 6 Monaten nach Inkrafttreten des Geſetzes(d. iſt bis 1. April 1929) zugunſten eines im Sinne des Geſetzes Berechtigten durch Abtretung des Herausgabeanſpruchs verfügen, kann das Kreisamt die Uebereignung der Schußwaffen und Munition an ſich gegen Zahlung des gemeinen Werts ver— langen. Der Eigentumsübergang kommt durch Zuſtellung des entſprechenden Beſcheids zuſtande. Gegen die Fortſetzung des gemeinen Werts iſt unter Ausſchluß des Rechtswegs nur die Beſchwerde im Aufſichtswege binnen 2 Wochen zuläſſig. V. Wer beim Inkrafttreten des Geſetzes über Schuß— waffen und Munition(d. iſt am 1. Oktober 1928) ein nach Abſ. 1 Ziffer 1 und 2 dieſer Bekanntmachung genehmigungs— pflichtiges Gewerbe betreibt oder ein Waffen- oder Munitions- lager gemäß Abſ. 1, Ziffer 5 dieſer Bekanntmachung beſitzt, hat die kreisamtliche Genehmigung binnen einem Monat nach dem Inkrafttreten des Geſetzes(d. iſt bis zum 1. Nov. 1928) zu beantragen. VI. Die auf Grund der bisherigen Beſtimmungen aus— geſtellten Waffenſcheine oder dergleichen verlieren mit Aus- nahme der Jagdwaffenpäſſe ſpäteſtens ſechs Monate nach dem Inkrafttreten des Geſetzes(d. iſt bis zum 1. April 1929) ihre Gültigkeit, ſofern letztere nicht bereits innerhalb dieſes Zeit— raums erliſcht. Sie ſind umgehend von ihren Beſitzern an die Ortspolizeibehörde(Bürgermeiſterei, Polizeiamt) ihres Wohn⸗ ortes abzuliefern. Dort ſind auch Anträge auf Erteilung der nach Abſ. 1, Ziffer 1 bis 5 dieſer Bekanntmachung erforder- lichen Erlaubnis zu ſtellen. Heppenheim, den 25. Oktober 1928. Heſſiſches Kreisamt. N J. V. gez. Dr. Jann Obige Bekanntmachung des Kreisamts Heppenheim bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis. Unſere Beamten ſind angewieſen alle Zuwiderhandlungen gegen die geſetzlichen Be⸗ ſtimmungen unnachſichtlich zur Anzeige zu bringen. Viernheim, den 19. November 1928. Heſſiſches Polizetamt Ludwig. Betr.: Auberaumung der Wahltermine für die Handwerks- kammerwahlen 1928. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß die Wahl zur Induſtrie- und Handelskammer Worms im Stimm⸗ bezirk Lampertheim am Freitag, den 23. November 1928, vormittags 9½— 12 Uhr auf der Bürgermeiſterei Lampert⸗ heim ſtattfindet. Viernheim, den 20. Nov. 1928. Heſſiſche n Viernheim. erwerben will,(Waffen⸗ berth. Wee een Tee