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Volksblan Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pg, die Rezlamezeile 60 59. bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für J mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Auslands, Amtsblatt der Heſſtſchen Bürgermeiſterei und des Polizeians Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedo erate und Notizen vor⸗ lichkeit berückſichtigt.— Für die A eine Bewühr nicht übernommen r. 225 1 Montag, den 26. November 1928 45. Jahrgang Dunkle Geſchäfte auch in Dunkle Geſchäfte mit öffentlichen Mitteln Unregelmäßigkeiten beim Feuerverſicherungsverband. Berlin, 25. November. Vor kurzem erhielt der preußiſche Miniſter des In⸗ nern als Auſſichtsbehörde des Verbandes öffentlicher Feuerverſicherungsanſtalten Mitteilungen darüber, daß der Verbandsdirektor Satzungen und dem Zwecke des Ver⸗ bandes völlig zuwiderlaufende Geſchäfte größeren Um⸗ fanges mit verſchiedenen Berliner wie auswärtigen pri⸗ vaten Banken und ſonſtigen Fiemen aäbgeſchloſſen habe. Die ſofort angeſtellten Ermittlungen ergaben die Rich⸗ tigkeit dieſer Mitteilungen, wobei weiter feſtgeſtellt wurde, daß die fraglichen eigenmächtigen Geſchäfte in den Büchern und Akten des Verbandes überhaupt nicht in Erſcheinung treten. Gegen den bisherigen Verbandsdirektor Regie— rungsrat Dr. Damm hat der preußiſche Miniſter des Innern das förmliche Diſziplinarverfahren eingeleitet. Die Leitung des Verbandes hat der Miniſter dem Regierungs— rat Tapolſki aus dem Miniſterium des Innern als kom⸗ miſſariſcher Verbandsdirektor übertragen. Durch das Ein⸗ greifen des preußiſchen Miniſters des Innern konnte der Abſchluß eines von dem bisherigen Verbandsdirektor ge⸗ rade angebahnten weiteren Geſchäftes über ein Objekt von mehr als zehn Millionen Reichsmark noch rechtzeitig ver— hindert werden. Dr. Damm unzurechnungsfähig? Zu den Spekulationsgeſchäften des Direktors des Verbandes öffentlicher Feuerverſicherungen Dr. Damm wird von zuſtändiger Stelle mitgeteilt, daß bei den zu⸗ ſtändigen Behörden Zweifel an der geiſtigen Zurechnungs⸗ fähigleit Dr. Damms aufgetaucht ſind. 5 Falls die gerichtsärztliche Unterſuchung tatſächlich die Unzurechnungsfähigkeit Dr. Damms ergeben ſollte, dürfte mit der Ungültigkeitserklärung ſämtlicher durch Dr. Damm getätigten Geſchäfte zu rechnen ſein. Es ſei richtig, daß Dr. Damm, obwohl das gegen die Statuten verſtoße, in Pfandbriefanteilen Geſchäfte ge⸗ macht habe, die ſich auf etwa 9 Mill. Mark belaufen. Es iſt eigenartig, daß Zweifel an der Zurechnungs⸗ fähigkeit der Herren immer erſt dann auftauchen, wenn durch ihr Geſchäftsgevahren Millionenwerte der öffent⸗ lichen Hand auf dem Spiele ſtehen. Bis zu dieſem Augen⸗ blick hat bei dem regen geſchäftlichen und vor allem auch geſellſchaftlichen Verkehr niemand etwas gemerkt. Ganz energiſches Durchgreifen und ſchonungsloſes Vorgehen iſt ſetzt Sache des Miniſters und dann hat der Staatson— walt das Wort. ö Die Berufung der Metallarbeiterverbände Verhandlungen vor dem Landes arbeitsgericht. D Duisburg, 24. November. Vor dem Duisburger Landesarbeitsgericht wurde un⸗ ter Porſitz des Landgerichtsdirektors Kramer die Beru⸗ fung der Metallarbeiterverbände auf die Feſtſtellungs⸗ Hage von Nocdweſt verhandelt. Den Verhandlungen wohnt auch ein Vertreter des Reichsar beitsminiſters bei. Außer den beiderſeitigen Rechtsanwälten, ſind erſchie⸗ nen, als Vertreter der Arbeitnehmer die Bezirksleiter der drei Metallarbeiterverbände, ferner verſchiedene Zeugen, darunter der Schlichter, Oberlaudesgerichtsrat Dr. Jöt⸗ ten, als Beisitzer fungieren auf Ardbeitgeberſeite die Her⸗ ren Dr. Kroll und Engelbach, auf Arbeitnehmerſeite Emi⸗ mel und Bernhard. 8 Jur Verhandlung ſteht der Antrag der Metallarhei⸗ terverzände, die Feſtſtellungsklage von Nordweſt zurück⸗ zuweiſen, ſowie derjenigen der Arbeitgeber, die Berufung äbzuweiſen. Rechtsanwalt Dr. Grauert(Nordweſt) ficht nunmehr die Verkündigung des ſtrittigen Schiedsſpruches an. Der Schiedsſpruch ſei nicht verkündet worden. Die Rechtsanwälte der Arbeitnehmer erklären hierauf, daß ſie eine Vertagung der Verhandlungen beantragen müſſen, alls ſich das Gericht der Anſicht des Klägers anſchließe. ach kurzer Beratung verkündet das Gericht, ob die 11575 daß der Schiedsſpruch verkündet iſt, oder nicht, zunächſt für den Verlauf der Verhandlungen nicht maßgebend ſei, zu⸗ dem werde hierzu der Schlichter Jötten als Zeuge ver⸗ nommen. a f Es ſetzte nunmehr die Ausführungen der Rechts⸗ anwälte ein, als erſter ſprach Rechtsanwalt Fränkel(Ver⸗ treter des 1 etallarbeiterverbandes). Er be⸗ tonte, daß die Anſicht des Arbeitsgerichtes Duisburg bei Beurteilung der Schlichtungstätigkeſt jede Rechtsordnung aufgehoben habe. Dr. Fränker griff auch ein Gutachten der Gegenſeite an. Endlich brachte er auch Vorwürfe agen ſe Preſſe, wegen unzutreffender Berichterſtattung anläß⸗ lich der Berhandlungen erſter Inſtanz vor. Darauf ſprach Rechtsanwalt Abel⸗Eſſen, der Vertreter des deutſchen Me⸗ tollarhefter verbandes 1 4 n 65 Neues in Kürze. : Im Reichsrat iſt das Steuervereinheitlichungsgeſetz een een worden. d: Zum Botſchafter für Rußland iſt der bisherige Leiter der Oſtabteilung des Auswärtigen Amtes, Herbert von Dirkſen, auserſehen worden. 16: An der deutſchen Nordſeeküſte, über Hollaud und dem Kanal wütet ein Sturm, der viele Schiffsunfälle ver⸗ urſachte. 8: Bor dem Außenausſchuß der franzöſiſchen Kam⸗ mer gab Briand der Hoffnung Ausdruck, daß die Re⸗ ace e ee ein glückliches Ergebnis zeitigen würden. Reparations⸗ und Rheinlandfrage. Die„verkannten guten Abſichten“ der Alliierten. N Paris, 25. November. Die Morgenpreſſe unterſtren r die Meinungsverſchie⸗ denheiten zwiſchen den Alliierten und der Reichsregierung in der Reparationsfrage. Der„Excelſior“ ſtellt feſt, Deutſchland wolle nur mit den Aeberſchüſſen ſeiner Induſtrieproduktion zahlen ohne den Wohlſtand ſeiner Steuerzahler zu beſchnei⸗ den, die weniger ſchwer belaſtet ſeien, als diejenigen der Alliierten Nationen. Es ſchwinge ſich zum Verteidiger auf und nicht mehr zum Fordernden, was die Rollen völlig umkehre. Die Alliierten würden ſich zunächſt untereinan⸗ der verſtändigen, worauf auch die bevorſtehende Abreiſe des engliſchen Botſchafters in Paris nach London zurück— zuführen ſei. Wünſchenswert ſei eine Kollektivantwort der Alliier⸗ ten Mächte, da die Interalliierte inheitsfront im⸗ mer noch das beſte Mittel ſei, um Deutſchland davon abzubringen, Ausflüchte zu ſuchen. Der„Petit Pariſien“ meint ebenfalls, Deutſchland ſpiele nunmehr die Rolle des Verteidigers. Man begreife nicht, daß die Reichsregierung ſoweit ihre Lage habe vergeſſen können. Sie ſpreche jetzt als ob der Verſailler Vertrag nicht mehr beſtehe, der Dawesplan nur etwas proviſori— ſches und das Reparationsproblem ein ganz neues Pro— blem ſei, das geprüft werden müſſe. Man könne ſich nur äußerſt überraſcht darüber zeigen, daß die guten Abſichten der Alliierten derart ver⸗ kannt würden. Aus dem In⸗ und Nuslande. Botſchafter von Hoeſch auch bei Poincare. Paris, 24. Nov. Botſchafter von Hoeſch hatte eine Unterredung mit dem Außenminiſter Briand und eine weitere mit Miniſterpräſident Poincare. Die letztere Un— terredung war der Frage der Einſetzung des Sachver— ſtändigenausſchuſſes für die Regelung der Reparationen gewidmet, ein Thema, das auch Gegenſtand der Unter— haltung des Botſchafters mit Herrn Briand bildete. Beſſerung im Befinden des Königs von England. London, 24. Nov. Im Befinden des engliſchen Kö— nigs iſt eine leichte Beſſerung eingetrefen. Der von den Aerzten herausgegebene Bericht beſagt, daß der König einen ruhigeren Tag verbrachte. Die Temperatur iſt etwas zurückgegangen, ſo daß leine weitere Ausdehnung der Krankheitsbildung in den Lungen zu verzeichnen iſt. Mit der Nanlinger Regierung abgeſchloſſene Verträge. Nanking, 24. Nov. Im Laufe dieſer Woche ſind eine große Anzahl, von Vertragsverhandlungen der Nankinger Regierung mit auswärtigen Mäch⸗ ten geführt worden. Der belgiſche Vertreter unterzeichnete den neuen belgiſch-chineſiſchen Vertrag, in dem Belgien ſeine Exterritorialität innerhalb einer be⸗ ſtimmten Zeit aufgibt. Ein Vertrag mit Norwegen iſt bereits in den letzten Wochen unterzeichnet worden. Er ſoll in der Praxis identiſch ſein mit dem mit den Vereinig— ten Staaten abgeſchloſſenen Abkommen. Kleine politiſche Meldungen Berlin. In der Sitzung des Zentralvorſtandes der Deutſchen Volkspartei würde auf Vorſchlag des Reichs⸗ miniſters a. D. Dr. Scholz, durch Zuruf Reichsminiſter Dr. Streſemann einſtimmig zum erſten Vorſitzenden des Zentral⸗ vorſtandes und damit der Partei wiedergewählt. London. Der deutſche Botſchafter hat dem Schatz kanzler Churchill die Antwort der Reichsregierung auf das kürzlich in der Reparationsfrage in Berlin überge⸗ bene engliſche Memorandum überreicht. Durban(Südafrika). Die ſüdafrikaniſchen Heu dels⸗ kammern proteſtieren gegen den Handeleke e mit Deutſchlaud, weil er einen Bruch der Vorzugs bedingungen ür die Mitglſeder des Empire bedeute f Berlin: Berlin und Moskau. „ Heute beginnen in Moskau die deutſch⸗ruſſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen wieder. Es dürfte noch erin⸗ nerlich ſein, daß man ſich im Februar dieſes Jahres an den Verhandlungstiſch geſetzt hatte, um mannigfache Be— ſchwerden, die von deutſchen Wirtſchaftskreiſen über den Verkehr mit Rußland vorgebracht wurden, nachzugehen und um Mittel und Wege zu finden, um den deutſch— ruſſiſchen Wirtſchaftsverkehr zweckmäßiger zu geſtalten. Die Verhandlungen führten damals zu keinem Ergeb— nis, ſie wurden im März unterbrochen, als die Ruſſen mit Verhaftungen gegen deutſche Ingenieure und Tech— niker vorgingen, Verhaftungen, die ſpäter zu dem be— rühmten Donez-Prozeß führten. Es iſt allerdings frag— lich, ob man nicht auch ohne dieſen Zwiſchenfall hätte auseinandergehen müſſen, da die Verhandlungen da— mals einen wenig befriedigenden Verlauf nahmen, wozu nicht unweſentlich beitrug, daß die Kreditfrage, obgleich ſie offiziell nicht auf der Tagesordnung ſtand, ein ſtar— kes Belaſtungmoment bildete. Die Ruſſen haben ſich inzwiſchen bemüht, in einer Schrift die Klagen des deut⸗ ſchen Handels zu widerlegen und haben die Dinge ſo dargeſtellt, als ob die deutſche Wirtſchaft keinerlei Grund zur Klage über den Gang des Rußlandgeſchäftes habe. Aber auch dieſer Verſuch ruſſiſcher Wirtſchaftskreiſe, die Dinge in roſenroten Farben zu ſchildern, kann doch nicht darüber hinwegtäuſchen, daß die deutſchen Hoffnungen, die ſich an die Gewährung des 360 Millionen-Kredites anknüpften, nicht in Erfüllung gegangen ſind, und daß tatſächlich dieſer Kredit Deutſchland keinen zuſätzlichen Export gegenüber der normalen Entwicklung gebracht hat. Wenn man die Lage nicht mit ruſſiſchen Augen betrachtet, ſo ergibt ſich auch ohne weiteres, daß die deutſche Wirtſchaft Anlaß zu mancherlei Kla⸗ gen über den Wirtſchaftsverkehr mit Rußland hat. So wird denn im Mittelpunkt der nunmehr wie⸗ der beginnenden Verhandlungen vor allem die Frage der Geſchäftstätigkeit der deutſchen Firmen in Rußland und im Zuſammenhang damit auch das ſchwierige Pro— blem der Ausdehnung dieſer Tätigkeit, über deren enge Begrenzung durch die Sowjetregierung die deutſchen Wirt⸗ ſchaftskreiſe bekanntlich ſeit jeher geklagt haben, ſtehen. In dieſem Zuſammenhang wird man auch eingehend das Problem der Handelsſpionage erörtern, ein Thema, das immerhin bei der Einſtellung der Ruſſen einige Schwierigkeiten bereiten dürfte. Die Kreditfrage ſoll, wie auch von ruſſiſcher Seite verſichert wird, diesmal nicht erörtert werden. Ob die jetzigen Verhandlungen zu einem Ergebnis führen werden, läßt ſich naturgemäß ſchwer überſehen. In Moskau iſt man im allgemeinen optimiſtiſch ge ſtimmt und betrachtet die Taatſache, daß die Reichsre— gierung an die Spitze der deutſchen Delegation den Miniſterialdirektor Dr. Poſſe, der die ſchwierigen deutſch⸗ franzöſiſchen Handelsvertragsverhandlungen erfolgreich zum Abſchluß gebracht hat, ſtellte, als gutes Vorzei⸗ chen. Die Ruſſen ſelbſt haben zum Führer ihrer Dele— gation den früheren Leiter der Berliner Sowjethandels⸗ vertretung und jetziges Mitglied des Kollegiums des Außenkommiſſariats, Stomonjakow, ernannt, einen Mann, der auf Grund ſeiner genauen Kenntnis des deutſch-ruſſiſchen Geſchäftes als geeigneter Delegations⸗ leiter bezeichnet werden kann. Tatſächlich hat man auch in Rußland neuerdings häufiger auf die Notwendigkeit eines Zuſammenarbeitens mit der deutſchen Wirtſchaft hingewieſen, ganz beſonders geſchah das naturgemäß bei der Eröffnung der deutſchen Abteilung bei der Mos⸗ lauer Handelskammer, die die erſte der geplanten Aus⸗ landsabteilungen der Handelskammer darſtellte. Aller⸗ dings hat es auch nicht an anderen Artikeln und Reden gefehlt, ſo hat bekanntlich die enge Verbindung zwiſchen deutſchen Banken und dem internationalem Gläubiger⸗ ausſchuß in Rußland ſeinerzeit eine ſtarke Verſtimmung gegen Deutſchland hervorgerufen. Trotz allem iſt in letz⸗ ter Zeit von ruſſiſcher Seite vielfach auch die Möglich⸗ keit einer ruſſiſch-amerikaniſch-deutſchen Zuſammenarbeit erörtert worden, nachdem es den Ruſſen bekanntlich ge⸗ lungen iſt, in Amerika einen Kredit für elektriſche Artikel zu erhalten. Wie ſchon unlängſt betont wurde, glaubt man in Rußland, auf weitere amerikaniſche Kredite rech— nen zu können, und es dürfte in Moskau eine nicht gerade angenehme Ueberraſchung geweſen ſein, als jetzt zwei ruſſiſchen Wirtſchaftsdelegierten, die einen Vertrag zur Errichtung einer Automobilfabrit in Sowietrußland ab⸗ ſchließen wollten, von den Amerikanern die Einreiſeer⸗ laubnis verweigert wurde. Das zeigt, daß die ameri⸗ kaniſchen Hoffnungen ſich doch wohl kaum ſo ſchnell er⸗ füllen werden, wie man in Moskau glaubte annehmen zu können. Möglich, daß ſich auch dieſe Erkenntnis bei den kommenden Vorhandeunden ausw 1 * ViernheimerFinzeiger 9 es iſt auch zu begrüßen! 0 8 a 2 Das Steuervereinheitlichungsgeſetz. Gegen die Stimmen der größeren Länder angenommen. Berlin, 24. November. In der Reichsratsſitzung nahm der preußiſche Mini⸗ ſterialdirekttor Hog als Berichterſtatter das Wort. Er betonte, daß es Aufgabe des Entwurfes war, die richtige Mitte zwiſchen dem Ziel der Steuervereinheitlichung und der notwendigen Bewegungsfreiheit für die Länder zu finden. Es handele ſich bei der Vorlage um fünf Geſetze, ein Grundſteuerrahmengeſetz, ein Gewerbeſteuerrahmenge⸗ ſetz, ein Gebäudeentſchuldungsſteuergeſetz, ein Steueranpaſ⸗ ſungsgeſetz und ein Geſetz betreffend die Uebernahme von Beamten in den Reichsdienſt aus Anlaß der Steuer⸗ vereinheitlichung. Die Ausſchüſſe hätten bei allen fünf Geſetzen den verfaſſungsändernden Charakter bejaht, wäh⸗ rend die Reichsregierung nur das Gebäudeentſchuldungs⸗ ſteuergeſetz und das Geſetz betreffend die Uebernahme von Aigen für verfaſſungsändernd anſehee. ach dem Bericht trat der Reichsrat in die Einzel⸗ beratung der Geſetze ein. Bei allen Geſetzen wurde die Regierungsvorlage in dem Punkte wiederhergeſtellt, daß vom Reiche einheitliche Zahlungstermine feſtgeſetzt werden. Beim Grundſteuerrahmengeſetz, beim Gewerbeſteuer⸗ rahmengeſetz und beim Steueranpaſſungsgeſetz lehnte der Reichsrat auf Antrag der Reichsregierung den verfaſ⸗ ſungsändernden Charakter ab. Dieſe drei Geſetze wurden mit Mehrheit angenommen, dagegen ſtimmten im we⸗ ſentlichen Bayern, Sachſen, Württemberg, Mecklenburg⸗ Schwerin, Oldenburg und Braunſchweig. Das Geſetz über den Aebertritt von Beamten wurde mit verfaſ⸗ ſungsändernder Mehrheit und zwar mit 49 gegen 19 Stimmen, darunter Bayern, Sachſen und Oldenburg, angenommen. Beim Gebäudeentſchuldungsſteuergeſetz, für das auch verfaſſungsändernde Mehrheit notwendig war, ergaben ſich nur 34 Stimmen für und 31 Stimmen gegen die Vorlage. Da die verfaſſungsändernde Mehr⸗ heit nicht erreicht wurde, iſt dieſes Geſetz vom Reichsrat abgelehnt worden. Von der Regierung wurde angekündigt, daß ſie an dem Entwurf trotzdem feſthalte und ihn nunmehr an den, Reichstag weiterleiten werde. Die Reichsregierung behielt ſich auch für eine Anzahl anderer Anträge, die vom Reichsrat abgelehnt worden waren, eine Doppel⸗ vorlage an den Reichstag vor. Der neue Botſchaſter für Ru ßl ind. Miniſterialdirekltor Dr. Herbert v. Diriſen. Berlin, 24. November. Miniſterialdireltor Dr. Herbert v. Dirkſen, der Lei⸗ ter der Oſtabteilung des Auswärtigen Amtes, der in der letzten Zeit unter den Anwärtern auf den Moskauer Bot⸗ ſchaftspoſten mehrfach genannt wurde, iſt jetzt endgültig für dieſes Amt ausereſhen worden. Seine Ernennung werde erfolgen, ſobald das Agrement der ruſſiſchen Ne⸗ gierung vorliege, das zurzeit nachgeſucht wird. Seine Kandidatur findet in Moskau lebhafte Beach- tung. Man hält von Dirkſen für einen der beſten Ken⸗ ner der öſtlichen Verhältniſſe und glaubt, daß er ſich für dieſen Poſten hervorragend eigne. Das Agrement für ihn werde zweifellos erteilt werden. Briand vor dem Außenausſchuß der Kammer. Er erhofft ein günſtiges Ergebnis. O Paris, 25. November. Der Kammerausſchuß für auswärtige Angelegen⸗ heiten nahm den ausführlichen Bericht des Außenminiſters Briand über die außenpolitiſche Lage entgegen, beſonders über die Reparationsbeſprechungen. Briand bekundete die lebhafte Hoffnung, daß ein glückliches Ergebnis erzielt werde. Er brachte die Sympathie der Regierung für den Text des allgemeinen Schiedsgerichtsyertrages zum Ausdruck, der in der letzten Völlerbundsverſammlung zur Unter⸗ eichnung durch die Staaten vorgeſchlagen wurde. Er tellte feſt, daß die europäiſchen Nationen immer ent⸗ chloſſener den Weg des Friedens beſchreiten und begrüßte ie glücklichen Ergebniſſe, die die franzöſiſche Völkerbunds⸗ delegation erzielte. Er gab weiterhin einen geſchichtlichen Ueberblick über die Verhandlungen, die zur Anterzeich⸗ fun des engliſch⸗franzöſiſchen Flottenkompromiſſes en. Was die Möglichkeit einer vorzeitigen Rheinland⸗ räumung anbelangt, ſo beſchränkte ſich Briand auf die Feſtſtellung, daß die Reparationsfrage nicht vor der⸗ leniaen der Räumung behandelt werden könne. g Sturmesnöte an der Nordſeeküſte. Zahlreiche Schiffs unfälle. i Bremen, 24. November. Der ſchwere Südweftſturm, der erneut eingeſetzt hat, und Windſtärke 11 erreichte, het zu einer großen Anzahl von Schiffsſtrandungen und Havarien im Bereich der We⸗ ſer und der übrigen deutſchen Nordſeeküſte geführt. Es liegen eine ganze Anzahl ſchwerer und leichterer Fälle vor. Ein holländiſcher Dampfer, der auf der Reiſe von New Caſtle nach Bremen war, verlor im ſchweren Wetter die Decklaſt. Der lettiſche Dampfer„Kati“ aus Riga mel⸗ det funkentelegraphiſch, daß er fünf Seemeilen von Bor⸗ kum in Seenot geraten iſt und mit gebrochenem Ruder treibt. Der Dampfer„Sultan“ meldet, daß er bei Nord⸗ deich ein in Seenot befindliches Fahrzeug geſichtet habe, dem Maſt und Ruder gebrochen ſei. Der Heringslogger „Ella“, der bei Borkum geſtrandet war, iſt mit Schlep⸗ perhilfe flott gekommen. Der holländiſche Dampfer„Yſl⸗ haven“, der ſich auf der Reiſe von Bremen⸗Stadt nach Rotterdam befand, iſt auf der Weſerausfahrt mit dem Motorkahn„Pedinghauſen III“ kollidiert. Der Motor⸗ kahn wurde ſchwer beſchädigt auf Strand geſetzt. Der Schiffer Corbes der„Pedinghauſen III“ iſt bei der Kolli⸗ ſion ertrunekn. Gchwere Schäden auf Sylt Weſterland auf Sylt, 24. Nov. Auf Sylt iſt bei Weſt⸗Südweſtwind, Windſtärke 12, überall ſchwerer Scha⸗ den angerichtet worden. Die Orte Morſum und Archſum ſind durch die Flu⸗ ten völlig von der Inſel abgetrennt. Das Weſterländer Rettungsboot iſt auf Hilferufe nach dieſen Ortſchaften unterwegs. Aus 15 Häuſern in Morſum mußten die Be⸗ wohner flüchten, da das Waſſer in die Häuſer eindrang. Im Orte bildeten ſich abgeſchloſſene Inſeln. Aus Munk⸗ marſch wird berichtet, daß der Auſternfiſchdampfer„Gelb⸗ ſtern“ an den Strand geworfen wurde. Die Flut reicht bis zum Hotel Munkmarſch heran. In Wenningſtedt ſind große Klippabbrüche zu ver— zeichnen. Der Bahndamm nach Hörnum iſt gebrochen. Die Fluten gehen bis Südweſterland. In Keitum ſteht das Waſſer hoch am ſteilen Ufer. Der 8 Uhr⸗Zug blieb auf dem Hindenburg⸗ damm ſtecken, da er nicht gegen den Sturm an⸗ kam, erſt nach Eintreffen einer Hilfsmaſchine konnte der Zug ſeine Fahrt mit ganz geringer Geſchwindigleit fortſetzen. Der Südteil der Inſel iſt ein einziges Meer, das teil—⸗ weiſe bis zum Bahndamm reicht. In Keitum wurde der eiſerne Schornſtein der Frieſenhalle umgeweht und zer— ſchlug das Dach. Bei Liſt fiel, wie berichtet wird, der Kran ins Waſſer. Die Brücke wurde weggeſpült. Da der 171 0 nach Nordweſt zu drehen ſcheint, wächſt die Gefahr noch. ... und an der holländiſchen Küſfſe. Amſterdam, 24. November. Der Sturm, der faſt ebenſo heftig, wie in der vergangenen Woche an der 1115 ländiſchen Küſte wütet, hat zahlreiche Schiffe und Fiſcher⸗ boote in Not gebracht. 1 Der deutſche Dampfer„Heinrich Podeus (2580 1 von der Reederei Podeus in Roſtoc wurde durch den Wind vom Anker geriſſen und in der Richtung nach Scheyeningen abgetrieben. Auf SOS. Signale des Schiffes eilte der holländiſche Schlepper„Ganges“ zur Hilfe. Der Dampfer war am 13. November von Lon⸗ 820 abgefahren und ſollte in Rotterdam repariert wer⸗ en. Der griechiſche Dampfer„Eugenia“ ſtrandete auf dem Wege von Rotterdam nach Amſterdam bei Helder. Das Schiff iſt 4660 Bruttotonnen groß. An der frieſiſchen Küſte mußte man mehreren Fiſcherbooten zur Hilfe kommen. Auf der Weſterſchelde ſank ein Laftſchiff im Sturm. i Der Schiffer mit Frau und Knecht konnten ſich in einem Boote retten. Im elektriſchen Stromnetz hat der Sturm ebenfalls große Störungen verurſacht. Die Leitungsbügel der elektriſchen Lokomotiven wurden wiederholt herunter⸗ geriſſen, ſo daß die Bahnverbindungen zwiſchen Rotter ⸗ dam und den Haaa längere eit ſtillagen. Oer Lübecker Dampfer„Herrenwyl“ geſunken Bisher 19 Mann der Beſatzung gerettet. London, 24. November. Der Lübecker Dampfer„Herrenwyk“, der auf dem Atlantik in Seenot geraten war, iſt geſunken. Der Damp⸗ fer„Tranſylvania“, der dem ſinkenden Schiff zur Hilfe geeilt war, berichtet, daß die Ausſetzung von Booten wegen des außerordentlich heftigen Sturmes unmöglich war. Ein Funkſpruch des däniſchen Dampfers„Eſtonia“ beſagt, daß das Schiff ſechs Mann der Beſatzung auf⸗ genommen habe, das Rettungswerk dann aber wegen her⸗ einbrechender Dunkelheit und Verſtärkung des Sturmes unterbrechen mußte. Die„Eſtonia“ verweilt weiter an der Anglücksſtelle, um den Reſt der Beſatzung bei Ta⸗ gesanbruch aufnehmen zu können. Nach einer ergänzenden Meldung von Bord des däniſchen Dampfers„Eſtonia“ hat das Schiff bisher 19 Mann der Beſatzung des untergegangenen deutſchen Dampfers„Herrenwyk“ aufgenommen. Von dem Wrack des Schiffes hat man noch keine Spur gefunden. Kleine Chronik. Schiffe in Seenot. Der Frachtdampfer„Albion Star“ der Blue⸗Star⸗ Line, 7920 Tonnen groß, iſt an der Weſtküſte von Kanada in der Nähe von Nace Nocks in ſchwere Seenot geraten. Er ſandte mehrere SOS⸗Rufe aus. Hilfsſchiffe ſind unter⸗ wegs. Nach einem Funkſpruch von Bord des Dampfers „Regina“, auf dem ſich der engliſche Außenminiſter Cham⸗ berlain befindet, iſt das Schiff in einen ſchweren Sturm geraten. Es befindet ſich auf der Fahrt nach Englan s. . Paſſagierflugzeug abgeſtürzt.— Drei Tote. Bei einer Farm in der Nähe von Spokane(Vereinigte Staa⸗ ten) iſt ein dreimotoriges Paſſagierflugzeug abgeſtürzt. 101 1 wurden ſofort getötet und drei weilere ſchwer verletzt. 0 Bombenanſchläge in Auſtralien. In Auſtralien ſind, nach Meldungen aus Melbourne, zwei Bombenan⸗ ſchläge verübt worden. Ein im ſüdlichen Teil von Melbourne gelegenes Speiſehaus wurde durch eine Bombe zum großen Teil zerſtört. Die Gäſte kamen jedoch mit leichten Verletzungen davon. Dem Beſitzer war der An⸗ ſchlag vorher mitgeteilt worden. Als Grund geben die Attentäter an, daß in dem Haus ein freiwilliger Hafen⸗ arbeiter mit ſeiner Familie wohne. Ein zweiter Anſchlag ereignete ſich im Staate Victoria, wo erheblicher Gebäude⸗ ſchaden angerichtet wurde. Menſchen kamen dabei nicht zu Schaden, Ein edles Frauenleben. Roman von Carola Weiß. Copyright by Gretuer& Contp. Berlin W 30. Pachdruck verboten 9. Fortſetzung. f Eliſabeth ſah das ſanfte, liebe Geſicht den teanler und das ernſte vergeiſtigte des Vaters, die beide den . igen Liebling vergötterten. Doch nur kurz währten dieſe lichten Erinnerungen, ſchwarze, düſtere Bilder ver⸗ drängten ſie. Sie ac dunkle, fremde Geſtalten in dem Hauſe, wo bis dahin nur Licht und Freude geweſen. Sie ſah- die Mutter im Sarge mit ſtarren Zügen und das milde Auge geſchloſſen, und den Vater mit vergrämtem Seſicht davo itzen und jeden Troſt zurückweiſen. Dann zum der Tag, wo der Sarg hinausgetragen wurde, und ſie un der Hand des gebeugten Vaters folgte. Und wieder nahte eine Stunde, wo ſich das Schauſpiel erneute und ſie eine mutter⸗ und vaterloſe Waiſe war. Dann ſah ſie ſich in einem lindenbeſchatteten Pfarrhauſe in Thüringen, wo der würbige Mann wohnte, der ihr Onkel war, und der im ſeiner ſchlichten Größe eher einem Weiſen des Alter⸗ ums glich, als einem Kinde der modernen Zeit. Und welche Eindrücke hatte der Mann in ihre Seele gelenkt! Wie ihren Sinn einfach, ihre Geſinnung rein gehalten, ihren Willen geklärt und geſeſtigt! Wie hatte er ſie ge⸗ lehrt, das Schöne wurm zu empfinden, das Gute aus ganzem Herzen zu lieben und das Wahre mit allen Auuten zu ſuchen! Spielend hatte er das Beſte ſeines Denkens und Miſſens auf ſie übertragen. „Beherzige drel Dinge,“ pflegte er oft zu ſagen,„denn uin ihnen ruht aller Mu„alle Kraft des beben Sei wahr gegen dich, gegen andere. Unwürdige Verhältniſſe flieze und nie ſuche ein Ziel zu erreichen, das mit einem Unrecht zu erkaufen iſt.“ N Und dieſe drei Sprüche hatte er ihr beim Lebewohl fzugecufen, als ſie, noch keine achtzehn Jahre alt, den Weg der Selbſtändigkett betrat; denn ſelbſtändig, das ſollte ſie früh werden, das war der Punkt, der ihm ſtets vorſchwebte.„Ich bin ein alter Mann und kann täglich abgerufen werden, es ſoll dich nicht überraſchen, meine Tochter,“ hatte er ihr geſagt. Sieben Jahre war ſie als Lehrerin in einer öffent⸗ lichen Anſtalt Leipzigs tätig geweſen und hatte das Tüch⸗ tige, das Geſunde ihres Weſens glänzend bewahrt. Und die goldenen Sprüchlein ihres Onkels, ſie hatten ihr gute Dienſte geleiſtet, obwohl ſie bis jetzt nur das erſte zur Geltung hatte bringen können: Sei wahr gegen dich, gegen andere! Das war ſie ſtets geweſen, und das hatte bis jetzt die Reinheit und Milde ihres Weſens erhalten; denn wahr heißt ja auch nachſichtig ſein, indem es jedes Tun auf die Umſtände zurückführt, die ihm zugrunde lie⸗ gen und darum ſtets jedes harte Verdammen usſchließt. Und Nachſicht iſt ja wiederum das warme, goldene Licht, das alles Unebene glättet und alles Unſchöne mildert und 1570 1 5 rankheit und Alter veranlaßten Fräulein Schmidt, ihre Anſtalt aufzugeben, und Eliſabeth nahm die Stekle an, die ihr durch Vermittlung von Fräulein Schmidt an⸗ eboten wurde. Jetzt ſaß ſie in einem Karpathenſchloß, n einer neuen, fremden Umgebung, fremd auf jede Weiſe, ber Eintritt gleich von ſeltſamen Umſtänden begleitet.. Sie ſchrieb en Brief nicht zu Ende. Es klopfte, und die Datka trat ein.„Die Gräfin laſſe das Fräulein bitten, in den Salon zu kommen, die Geſellſchaft wünſche deutſche Muſik zu hören.“ 7111 eee ee. Die Datka war immer Botin, wo es einen Auftrag an die Geſellſchafterin galt, da ſie die einzige unter der Dienerſchaft war, die deutſch ſprach, und ſogar ein utes Deutſch. Sie war ſtets um die Perſon der Gräfin, a ſeit ihrer Geburt noch keine Stunde von ihr getrennt eweſen, denn die wenigen Jahre, die die Gräfin als ädchen in Leipzig verlebte, war die Datka auch um ſie. Eliſabeth ordnete etwas an ihrer Toilette und nahm ihre Noten, ſo ungelegen ihr der Wunſch kam, ſo mußte ihm doch Folge geleiſtet werden. „Fräulein ſind ſchöner als alle Damen unten, ob⸗ wohl ſie in Samt und Atlas gekleidet ſind und Blumen und Diamanten im Haar tragen,“ ſagte die Alte, und der Ausdruck von Bewunderung in er treuherzigen Geſichte zeigte, daß ſie nicht ſchmeichelte. Das einfache hellblaue, enganſchließende Kleid ſtand auch vorzüglich zu der Weiße ihrer Haut und der hellſchimmernden Pracht im Haare. „Das ſagt Ihr nur,“ verſetzte das junge Mädchen lächelnd,„weil Ihr mir gut ſeid.“ „Wer ſollte dem Fräulein nicht gut ſein? Den Men⸗ ſchen möchte ich ſehen! Ich glaube, wir gingen alle für das Fräulein durchs Feuer!“ rief die Alte. Eliſabeth war faſt gerührt. Wie wenig koſtete es, die e dieſer einfachen, gutmütigen Menſchen zu gewinnen! Wodurch hatte ſie die gute Meinung verdient? Durch einen freund⸗ lichen Blick, eine freundliche Miene. Sie konnte ja nicht einmal mit ihnen verkehren, da ſie die Sprache nicht verſtand. Welch reiner Gewinn um geringen Einſatz! 6. Kapitel. N 4 Wie wan(ellſchaft auf den Gedanten geroumen, deutſche Muſit hören zu wollen? Endre hatte den Wunſch angeregt; ihn 1 0 0 85 es, die Bekanntſchaft des Mädchens zu erneuern, mit dem er auf ſolch merkwürdige Weiſe zuſammengetroffen war. Bei einer Gelegenheit wie heute war es viel leichter als bei. ae eſuchen, wo man zu zweien oder dreien eiſammen und wo die Gräfin immer zugegen war. Er äußerte es zuerſt gegen Geza, nicht ahnend, wie er dadurch dem Bedürfnis ſeines dee d een dieſer hatte ſich mit ällen möglichen und unmöglichen N und Ausführungen gequält, es zu erreichen, Eliſa⸗ eth in die Geſellſchaftsſäle hinunter zu bekommen. Die Datka hatte recht gehabt, nichts als Samt, Atlas und Diamanten! Dazwiſchen die blitzenden Uniformen der Offiziere und Magnaten, und alles umwogt von dem Lichte der mächtigen Kronleuchter, bie von der Decke herab⸗ hingen und die die ſpiegeleingelegten Wände tauſendfach widerſtrahlten. Ein glänzender Raum, eine noch glänzen⸗ dere Geſellſchaft! Eliſabeths Augen tat die verſchwende⸗ riſche Pracht faſt weh. 1005 9 5 „Wie ſchön iſt ſie!“ dachte Endre, als ſie durch den Vet e den e hi ſein b bens ben eza ſprach nichts, obwohl ſein Herz von dieſem Gedanken erfüllt war und der dee Nane in ſeinen Augen, in ſeinem Geſicht lag. f ortſetzuna folat.) ius dem wi eoegfall ves Trans ſerſchutzes.— Gefahren einer Kommer⸗ N zialiſierun der Reparationsſchulden.— Die Konjunktur füallt, vie reiſe ſteigen.— Diskontermäßigung over Kredit ⸗ einſchräntengen?— Fortdauer des Eiſenkoufliktes. Die Ausführungen des Reichsaußenminiſters zur Re⸗ arationsfrage haben naturgemäß das ganze Problem der Reparationen wieder in den Vordergrund der politiſchen und wirtſchaftlichen Betrachtungen gerückt, wobei die Theſe des Miniſters allgemeine Anerkennung findet, daß von einer wirklichen Löſung nur dann geſprochen werden könne, wenn ſie die wirtſchaftliche Leiſtungsfähigkeit Deutſch⸗ lands nicht überſteige, d. h. wenn ſie uns die Erfüllung unferer Verpflichtungen aus eigener Wirtſchafts⸗ kraft und ohne Gefährdung der Lebenshaltung un⸗ ſeres Volkes ermögliche. Im Anſchluß an dieſe wichtige grundſätzliche Betrachtung ſind in der Preſſe ſehr leb⸗ hafte Erörterungen über den Transferſchutz und über die Frage einer Kommerzialiſierung der eparationsleiſtun⸗ gen entſtanden. Die Ueherſchwemmung des Weltmarktes mit deulſchen Schuldtiteln würde dazu beitragen, unſere karkdeviſe an den Zinsterminen ſehr ſchweren Belaſtun⸗ gen auszuſetzen, ſodaß die Beſeitigung des Transfer⸗ ſchutzes katſächlich die weitere Stabilität der Mark in be⸗ denklicher Weiſe in Frage ſtellen könnte. Das Währungsproblem iſt ja ohnehin eine Angele⸗ genheit, auf die man in führenden Kreiſen der Wirtſchaft immer wieder zurückkommt, weil gewiſſe Disharmonien in unſerer Wirtſchaft derartige Fragen immer wieder akut werden laſſen. So zeigt ſich zwiſchen dem allgemeinen Konjunkturverlauf und der Preisbildung an den Waren⸗ märkten ſchon ſeit geraumer Zeit durchaus nicht diejenige Parallelität, die in Ländern mit geſunden Verhältniſſen 4 zu beobachten iſt. Während die Konjunktur ſeit Monaten und in ganz beſonders ſcharfem Tempo ſeit Oktober ſcharf zurückgeht, und dementſprechend die Arbeiterentlaſ⸗ fungen und Einſchiebung von Kurzarbeit bereits in den erſten drei Novemberwochen eine recht erhebliche Aus⸗ dehnung genommen haben, ſehen wir das Preisniveau auf der ganzen Linie von der Kriſe unberührt und ver⸗ einzelt ſogar noch im Steigen begriffen. In einem kraſ⸗ ſen Gegenſatz zur Verminderung der Umſätze am Waren⸗ markte und der in manchen Branchen ſchon ſehr erheb— lichen Einſchränkung der Produktion, ſteht natürlich auch die durch ſteigende Preiſe bedingte Tendenz der Lohn⸗ ameaung. Hierdurch entſtehen Gefahren währungspoli⸗ etſchaſtsleben. tiſcher Art, die man kaum beim rechten Namen zu ſten⸗ nen wagt. Die Beobachtung dieſer Disharmonien führt aber auch zu ernſten Bedenken gegen eine allzu raſche Diskontermäßigung. Es wird in einem ſehr großen Teil der Preſſe unter Hinweis auf die fortſchreitende Wirt⸗ ſchaftstriſe ſehr laut eine ſofortige Herabſetzung des Reichsbanidiskonts gefordert. In normalen Zeiten und bei normalem Verlauf der Wirtſchaftskriſe müßte eine Dislontſenkung gewiſſermaßen automatiſch eintreten. Die vorſtehend geſchilderten Gefahren, die ſich in einer ganz abweichenden Preisbildung am Warenmarkte äußern, ſind aber ernſt genug, um eine ſtarke Zurückhaltung der Diskontpolitik der Reichsbank zu rechtfertigen. Der Preis⸗ rückſchlag muß erſt deutlich erkennbar werden, ehe an eine Diskontſenkung ernſtlich gedacht werden kann. Wenn man ſchon der Reichsbank zumutet, Konjunkturpolitik zu treiben, ſo darf man von ihr nicht verlangen, daß ſie Maßnahmen der Kartelle, Preiskonventionen etc. noch fördert, die geeignet ſind, unſerer Währung und Wirt⸗ ſchaft ſchwerſten Schaden zuzufügen. Der Eiſenkonflikt, deſſen Beendigung noch gar nicht abzuſehen iſt, wirkt ſich nicht nur in Weſtdeutſchland, ſon⸗ dern ſchon im ganzen Reiche recht fühlbar aus. In erſter Linie wurde von der Stillegung von gut zwei Drittel der deutſchen Hochöfen und einer entſprechenden Zahl von Stahl⸗ und Walzwerken naturgemäß der Ruhrberg— bau betroffen. Die Zahl der Feierſchichten iſt bereits von 7600 täglich im Oktober auf rund 31000 täglich in der erſten Novemberwoche geſtiegen. Auch der eiſenverarbei⸗ tenden Induſtrien iſt durch die Ausſperrungen im Weſten das weitere Arbeiten beinahe unmöglich gemacht worden. Da nach Lage der Sache der bevorſtehende Spruch des Landesarbeitsgerichtes keine endgültige Entſcheidung be⸗ deuten wir, muß man mit einer Foridauer dieſes Lohn⸗ lampfes bis zum Spruch des Reichsarbeitsgerichts rech nen, der normalerweiſe erſt in anderthalb Jahren zu er⸗ warten wäre, im vocliegenden Falle aber mindeſtens vier Wochen auf ſich warten kaſſen wird. Die Ausſichten auf eine, dieſen Spruch erübrigende vorherige Verſtändi⸗ gung zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ind auher⸗ ordentlich gering und im Gegenſatz zu früheren Zgämmſen dieſer Art ſcheint hier mit der Dauer des Kenckts die Hartnäckigkeit der Parteien eher goch gerachien zu en. K ener N 8 ir e ee e, e eee 71 7 N 8 N C ᷣͤ CCC ccc CCC Aus Heſſen. Darmstadt.(Viel Lärm um nichts.) Im Nachtſchnellzuge Heidelberg— Frankfurt trug ſich ein auf⸗ regender Vorfall zu, der eine längere Verſpätung des Zuges zur Folge hatte. Ju einem Abtei! kam es um einen Platz zwiſchen einigen Reiſenden und einem, wie ſich ſpäter herausſtellte, Regierungsrat Dr. Wolf aus Ber⸗ lin zu einem Wortwechſel, der derart turbulente For⸗ men annahm, daß der Berliner Herr wie tobſüchtig um ſich ſchlug und die Mitreiſenden ſchwer gefährdete. Als der Lärm ſich ſteigerte, zog einer der Herren die Not⸗ leine, und man benachrichtete von Bensheim aus die Darmſtädter Polizei. Bei Ankunft des Zuges in Darm⸗ ſtadt wurde der unbotmäßige Fahrgaſt von einem beträcht⸗ lichen Aufgebot in Empfang genommen und eingehend verhört, wobei er alle Schuld den übrigen Fahrgäſten zu⸗ zuſchieben verſuchte. Nach halbſtündiger Verſpätung ſetzte der Zug mit dem Berliner Regierungsrat, der ſich in⸗ zwiſchen beruhigt hatte, die Fahrt nach Frankfurt fort. Langen.(Abblenden!) In der Nähe des hie⸗ igen Krankenhauſes kam ein Motorradfahrer durch ein nichtabgeblendetes Auto zu Fall, ſo daß er Knochenbrüche und ſchwere innere Verletzungen davontrug. Gegen den Uutoführer wurde ein Strafverfahren eingeleitet. Pfungſtadt.(Meſſerſtecherei unter Schirm⸗ fleckern.) Zwiſchen Schirmflickern, die vor dem Orts⸗ eingang lagerten, entſtand aus geringfügiger Urſache ein Streit, bei welchem das Meſſer eine ausſchlaggebende Rolle ſpielte. Hierbei erhielt einer der Streitenden einen Stich in den Leib und ſein Gegner drei Stiche in den Rücken. Groß⸗Umſtadt.(Der Tod während des Unterkichts.) Während des Unterrichts ſtarb der Unterprimaner Karp an einem Herzſchlag. Der Schüler, der etwas außerhalb der Stadt wohnt, hatte ſich auf dem Schulweg verſpätet, ſo daß er ein xaſches Tempo ein⸗ ſchlagen mußte. Als er dann im Klaſſenzimmer angekom⸗ men war und ſeinen Platz eingenommen hatte, ſank er tot zu Boden. Gernsheim(Verhaftete Schwindlerin⸗ en Zwei Frauen aus Frankfurt, die angeblich für eine Taubſtummenanſtalt billige Pakete zu hohen Prei⸗ ſen verkauften, wurden von der Gendarmerie als Schwind⸗ serien entlarvt und in Haft genommen. Bensheim.(Selbſtmordverſuch oder Ver⸗ lehrsunfall?) Vor dem Anweſen Rodenſteiner⸗ ſtraße 29 wurde ein junges Mädchen von einem Liefer⸗ wagen aus der Pfalz überfahren und ſchwer verletzt. Da durch Augenzeugen feſtgeſtellt iſt, daß ſich das Mädchen turz vorher am Bahnhof von ihrem Begleiter in ſehr erregtem Zuſtand verabſchiedet hat, nimmt man an, daß die Verunglückte den Unfall nicht ohne Abſicht herbei ⸗ geführt hat, oder daß mindeſtens eine durch ihre Ge⸗ mütsbewegung herbeigeführte grobe Unvorſichtigkeit vor⸗ liegt. Auf alle Fälle dürfte den Führer des Kraftwa⸗ gens keine Schuld treffen. Bingen.(Raubüberfall) Zwiſchen Dieters⸗ heim und Sponsheim wurde ein junger Mann, der ſich mit ſeinem Fahrrad auf der Heimfahrt befand, von vier jungen Leuten angehalten, vom Fahrrad geſchlagen und ſchwer am Kopf verletzt. Er brachte ſich jedoch in Sicher⸗ heit. Die Verfolgung der Täter verlief ergebnislos. Es ird angenommen, daß die Täter es auf die Geldbörſe des jungen Mannes abgeſehen hatten. Dexheim.(Ein Fuhrwerk vom Zug er⸗ faßt.) Beim Herannahen des Zuges hatte die Toch⸗ ter des abweſenden Schrankenwärkers verabſäumt, die lagbäume herunterzulaſſen, ſo daß ein Fuhrwerk den Bahnübergang noch paſſieren wollte. In demſelben Augenblick in dem der Wagen über die Gleiſe fuhr, kam dann der Zug angebrauſt, wobei das Pferd von der Lolomotive erfaßt und ein Stüc mitgeſchleift wurde, während der Fuhrmann, der vom Sitz heruntergeſchleudert wurde mit dem Schrecken davonkam. Nidda.(Tödlicher Hufſchlag.) Beim An⸗ ſchirren ſeines Pferdes wurde der 62 Jahre alte Land— wirt Wilhelm Winter durch einen Hufſchlag gegen den Leib ſo ſchwer verletzt, daß bereits nach kurzer Zeit der Tod eintrat. Heſſiſchen Landtag. Das Kirchenſteuergeſetz in erſter Leſung beendet. Die erſte Leſung des Kirchenſteuergeſetzentwurfes wurde im Geſetzgebungsausſchuß beendet. Die ausſtehende Abſtimmung zu Artikel 8 wurde nachgeholt, der Artikel ſelbſt nur redaktionell geändert. Artikel 10, rief eine Debatte hervor über die Art, wie ſich die Kirchenſteuer auswirken würde, wenn Zuſchläge zur Reichseinkommen— ſtleuer. Vermögensſteuer, Grund- und Gebäudeſteuer vor⸗ nenommen werden. Nachdem an zahlreichen Beiſpielen die Regierungsvertreter die Veranlagung erklärt hatten, wurde der Artikel mit geringfügigen Abänderungen angenom⸗ men. Die Artikel 11, 12 und 13 fanden ebenfalls Zu⸗ ſtimmung. Bei Artikel 14, der die Beſtimmungsgrundlage dei gemiſchten Ehen behandelt, fand weder die Regierungs⸗ iaſſung noch ein Antrag Dr. Müllers oder ein Antrag Slurmfels Genehmigung, ſo daß eine Lücke entſtand, die bei der zweiten Leſung ausgefüllt werden muß. Artikel 5 bis 20 wurden unter Ablehnung des kommuniſtiſchen Antrages zurückgeſtellt, Artikel 21 wird zurückgeſtellt, weil vie Regierung noch Unterlagen beſchaffen will. Artikel 27 bis 26 und 28 bis 29 werden in der Regierungsfaſſung anernommen, jedoch wird auch Artikel 27 zurückgeſtellt, ba bie Regierung eine neue Faſſung ausarbeiten will. Der Nusſchuß vertagte ſich darauf auf Donnerstag. — Staatliche Stenographielehrerprüfung in Heſſen. Die fünfte ſtaatliche Prüfung für Stenographielehrer fin— det am Montag, den 14. Januar 1929, und folgende Joge in Darmſtadt ſtatt. Meldungen ſind mit den durch Punkt 5 der Prüfungsordnung vom 20. Juni 1924 vor⸗ geſchrlebenen Nachweiſen und Stempelmarken im Betrag von 1,50 Mark bis 5. Dezember 1928 bei dem Vorſitzen— den des Prüfungsamtes, Regierungsrat Schaible, Darm— ſtadt Landtag. einzureichen. Ein Vorſtoß der Großſtädte. Aufteilung zwiſchen Dortmund und Düſſeldorf. T Köln, 24. November. Die Oberbürgermeiſter der Großſtädte Dortmund, Bochum, Eſſen, Gelſenkirchen⸗Buer, Duisburg und Düſ⸗ ſeldorf haben über die kommunale Neugliederung des rheiniſch⸗weſtfäliſchen Induſtriegebiets gemeinſame Ver⸗ handlungen gepflogen N 5 Die eingehenden Beratungen haben durch unterſchrift⸗ liche Beſtätigung zun. Abſchluß eines Abkommens ge⸗ führt. Zweck und Ziel der Vereinbarungen ſind: Auf⸗ teilung des geſamten Raumes zwiſchen Dortmund und Düſſeldorf unter die ſechs genannten Großſtädte bei der Auflöſung der in dieſem Gebiet ſich einſchiebenden Land— kreiſe und Mittelſtädte. Bau⸗Unglück in Kaſſel. Ein zuſammenbrechendes Gerüſt begräbt acht Arbeiter. Y Kaſſel, 24. November. Auf einem Bauplatz in der Leipziger⸗Straße ereig⸗ nete ſich gegen 11 Uhr ein Bauunglück. Auf einem an der Außenwand eines Neubaues angebrachten Gerüſt wa⸗ ren acht Arbeiter beſchäftigt, als das Gerüſt plötzlich nach⸗ gab und in ſich zuſammenſtür zte. Die Leute wurden ſämtlich nuit in die Tiefe geriſſen Zwei von ihnen erlitten ernſte Verletzungen, die übrigen kamen teils mit geringfügigen Hautabſchürfungen, teils mit dem Schrecken davon. Lokale Nachrichten »Ein Regenſonntag Wer hoffte, daß er am geſtrigen Sonntag außer Haus gehen könnte, ſah ſich darin ſtark enttäuſcht. Von morgens 7 Uhr bis in die Nacht hinein ununterbrochen Regen und nichts als Regen. Geſtern wollte es überhaupt kaum Tag werden, ſo überladen voll hängte der Himmel mit Regenwolken. Nur ganz vereinzelt ſah man Paſſanten auf den Straßen. Das warme Zimmer war geſtern der beſte Freund. Die verſchiedenen Veranſtaltungen am Sonntag waren entſprechend beſucht. Nur der chriſtl. Ge- werkſchaftsverſammlung war ein guter Beſuch beſchieden, ebenſo dem Vortrag Abends in der Kirche.— Ob dem Vortrag der Freidenker irgendwelche Bedeutung zukam, entzieht ſich unſerer Kenntnis. Das Intereſſe für dieſe Sache iſt allerwärts gering, und dürfte dieſe Bewegung auch in den Großſtädten nur wenige Anhänger haben.— Größeren Beſuch hatte die Lokal- Einweihung des„Club der Gemütlichen 1915“ in den Anker gelockt, woſelbſt ein rühriges Komitee ein fideles Programm vom Stapel ließ. Zu den Seltenheiten gehört es auch, daß eine Wirtſchaft 50 Jahre hindurch das Bier aus einer Brauerei bezieht, in dieſem Falle das Viernheimer Brauhaus immerhin einen Grund hat, ſtolz zu ſein. Die Kapelle Hanf-⸗Blank, mit ihren urwüchſigen Schlagern, brachte Freude und Kurzweile in dieſen Abend, der auch dem Ankerwirt Anerkennung brachte. Wer vor 20, 30 und mehr Jahren im„Anker“ verkehrt iſt, wird ſich heute verwundert ausſchauen, was der Umbau und Neubau alles Schöne da zu Stand gebracht hat. Das Gaſt⸗ haus zum Anker zählt heute zu den ſchönſten und freguentier⸗ teſten Lokalen hier. Der Anker bürgt auch ein Stück Heimatgeſchichte, in dieſer Wirtſchaft unſere Altvordern ſchon manche Stunde der Muße verlebt haben. Mancher Orts- bürger wird hiervon ſelbſt zu erzählen wiſſen.— Von einem Vorkommnis, das ſich im Nebenbahnhof geſtern Abend zugetragen, wird uns gemeldet. Daſelbſt ſollen einige betrunkene Leute Radau gemacht u. Fenſter eingeſchlagen haben. Die Polizei hat ſich ihrer angenommen.— Auch ſonſt in manchen Orts- ſtraßen war es wieder ſehr unruhig. Der Alkohol mag hierbei wie- der ſeine Rolle geſpielt haben. Hiernach kommt gewöhnlich der Kra⸗ keel, der ſich auf der Straße fortſetzt und ſelbſt die im Schlaf wiegenden aus der ſüßen Nachtruhe ſtört. Und doch, es iſt alles ſchon dageweſen. Der nächſte Tag bringt die Ernüchter⸗ ung, auf den Katzenjammer folgt der Strafzettel, und der Vater Staat freut ſich der„Dummheiten“ ſeiner Untertanen. Kommſt bald druff, Michel!— Das Central-Theater hatte geſtern ein vollgepfropftes Haus, in dem Frauenarzt Dr. Schäfer ſeinen belehrenden Film zum Beſten gab. Heute Montag Abend bietet ſich nochmals die letzte Gelegenheit, das hochintereſſante Werk des Frauenarztes zu ſehen. * Tabakbauverein. Mit dem Tabak Abhängen ſoll bis zum Eintritt günſtiger Witterung gewartet werden.— Heute Nachmittag Auszahlung des Sandblattgeldes. (Siehe auch heutiges Inſerat.) » Volkschor. Heute Abend Bühnenprobe. auf das heutige Inſerat noch verwieſen. »Der Polizeibericht der letzten Woche meldet 1 Anzeige wegen Körperverletzung, 1 Anzeige wegen Fah⸗ ren ohne Licht und 1 Anzeige wegen Vergehen gegen das Kraftfahrzeuggeſetz. »Ein Achtzigjätzriger Herr Tünchermelſter Balentin Stumpf, ehemaliger Kommandant der Altveteranen, feiert am Dienstag, den 4. Dez., ſeinen achtzigſten Geburtstag. Aus dieſem Anlaß werden dem ſreiſen Jubilar aus allen Kreiſen der Bürgerſchaft die beſten Geburtstagsgrüße zugehen, denen auch wir uns auſchließen. »Ein orkanuartiger Sturm tobte vergangene Nacht auch in hieſiger Gemarkung. Manchen Baum und Gar⸗ tenzaun, ſowie alles Sonſtige, was nicht mehr niet⸗ und nagelfeſt wae, hat der Sturm umgelegt. Die Spätheim⸗ kehrer, zumal wenn ſie„wackelig“ waren, hatten alle Mühe, ihre heimatlichen Penaten zu erreichen. Auch ſonſt werden aus aller Welt Sturmverheerungen gemeldet. Das Land der Jukünft. ö Schon vor einiger Zeit gingen durch die Preſſe Nach⸗ richten von erfolgreichen Oelbohrungen in Niederſachſen. Dieſe Nachrichten wurden durch neuere Ergebniſſe nicht nur heſtätigt, ſondern noch weit übertroffen. Bei einer Quelle ſchoß das Oel in einer 20 Meter hohen Säule aus dem Dies 7 hat ęinę Zultumſtr d. lee! J N Es wird 4 Hrubte. a feigen i fleinersbn N Scr gossen Cf In Nele bunfrgr Boden hervor. Obwohl der Druck dann etwas nachließ, hielt er doch ſpäter wieder mit großer Stärke an. In einer Stunde wurden etwa 10.000 Kilogramm Oel aus der Quelle ans Tageslicht gefördert. nat“ verſpricht man dieſem Gebiet noch eine große Zukunft. i Weinheimer Schweinemarht Weinheim, den 24. November 1928. Zugeführt 372 Stüd en e en auſt das v. 12— Bäufer daß Sec von 255 Mart. 5