Neues in Kürze. 1: Die Tagung des Bölterbundsrates in Lugano scheint ſich inſoſern recht vielverſprechend und hoffnungs⸗ woll zu geſtalten, als alle Punkte der Tagesordnung bei der Eröffnungsſitzung auf die nächſte Herbſttagung ver⸗ ſchoben wurden.. 5 16: In München ſand im Zirkus Kroue eine Kund⸗ gebung ſtatt, in der alle Redner gegen den Einheitsſtaat und für eine föderaliſtiſche Entwicklung des Reiches ein⸗ traten. a 26: Infolge von Greuzkonflikten zwiſchen Bolivien und raguah, die in den Haäuptſtädten beiver Länder e auslöſten, iſt die Gefahr eines Krieges in Süv⸗ bedrohlich nahe gerückt. Friedens⸗ und Abrüſtungspolitik. Ein Manifeſt der engliſchen Liberalen. 0 London, 10. Dezember. Von der liberalen Parteileitung wird ein von Llond George und dem Votrſitzenden der liberalen Partei, Sit Herbert Samuel, unterzeichnetes Manifeſt über die Frie⸗ dens⸗ und Abrüſtungspolitik der Liberalen veröffentlicht. Das Manifeſt verlangt vollſtändige Ausſchaltung des Krieges als ein Mittel zur Beilegung von Meinungsver⸗ ſchiedenheiten zwiſchen den Nationen, ſofortige und weit⸗ gehende Begrenzung und Herabſetzung der Rüſtungen, gerechte und unparteiiſche Durchführung der Friedensver⸗ träge, vollherzige Unterſtützung des Völkerbundes als dem Schiedsrichter für internationalen Frieden und Ordnung unter Ablehnung von Sonderpakten, Ententen und Bünd. niſſen. Sofortige Unterzeichnung der optiſchen Klauſel des Haager Schiedsgerichtes, wodurch Großbritannien ſich verpflichtet, alle internationalen Streitigkeiten rechtlicher Art dem Gerichtshof zu unterbreiten. Annahme einer all⸗ umfaſſenden Schiedsgerichtsbarkeit für friedliche Beilegung für alle nicht rechtlich internationalen Konflikte, Verzicht auf alle Ideen eines flotten Wettbewerbes mit den Ver⸗ einigten Staaten und energiſche Unterſtützung aller Be⸗ ſtrebungen zur Sicherung des internationalen Freihandels. Fürwahr ein ſchönes Programm! Nur ſchade, daß es von den zurzeit in England gänzlich bedeutungs“ und einflußloſen Liberalen wohl ausſchließlich zu Agitations⸗ zwecken eingebracht wird. Warum hat Llond George, als er die britiſchen Geſchicke lenkte und die größte Macht in Europa darſtellte, dieſe Macht nicht in oben angegebenem Sinne benutzt? Heute wirkt das Manifeſt lediglich als Phraſe und ſchöne aber wirkungsloſe Geſte. Gegen den Einheitsſtaat. Eine Kundgebung in München. M München, 10. Dezember. Die vom Landeshürgerrat namens zahlreicher Ein⸗ zelorganiſationen im Zirkus Krone vereſtalteg, Kund⸗ gebung gegen den Einheitsſtaat wies eſnen Maſſenbe⸗ ſuch von rund 6000 Perſonen auf. Der elſte Redner, Dr. Sertmann vom Präſidium des Landesbürgerrates, er⸗ klärte unter ſtürmiſchem Beifall, daß ſich Bayern jetzt mit allen Mitteln zur Wehr gegen die Vereinheitlichung Deutſchlands ſetzen werde. Die Vernichtung Bayerns be⸗ deute die Vernichtung Deutſchlands. Es ſei ein Verbrechen, den Banern die Verfügung über ihr Land zu nehmen. Für die Landwirtſchaft ſprach Oekonomierat Kropp, Würzburg, der ſich darüber beklagte, daß die Landwirt⸗ ſchaft von heute Wallfahrten nach Berlin unternehmen müſſe, wenn ſie Mittel für Meliorationen uſw. brauche. Weitere Redner ſprachen im gleichen Sinne. Die Ausführungen fanden ihren Niederſchlag in einer einſtimmig angenommenen Entſchließung, in der erklärt 17 daß das bayeriſche Volk mannhaft in den Kampf für die volle Selbſtändigkeit der Bundesſtaaten eintrete und daß dieſe Volksbewegung nicht eher zar Ruhe kommen werde, bis das Ziel erreicht ſei: ein ſelb⸗ ſtändiges freies Bayern und ein großes bundesſtaatliches Reich, in dem auch für das deutſche Oeſterreich ein Platz ſein müſſe. ee: Nee eee erer Ein edles Frauenleben. Noman von Carola Weiß. Copyright by Greiner& Comp., Berlin W 30 Nachdruck verboten. 22. Fortſetzung. ch wenn ſie ihr ſauft zugeredet hätte, wäre vielleicht alles anders geworden, ſie war ja noch ſo ſehr jung; ſo aber glaubte die Gnädige durch Güte die Sache nur zu verderben, und ſo rief ſie und ihre Stimme war wie ein Meſſer ſchneidig:„Entartetes Kind eines edlen Geſchlech⸗ tes, gib deine wahnſinnige Leidenſchaft auf, denn eher Uönnte ich dich tot ſehen, als dir deinen Wunſch erfüllen.“ Da ſtand Irma von der Erde auf, wo ſie gelegen, und ihr junges Geſicht war grad“ ſo hart und ſtarr, wie das ihrer Mutter.„Da du mich lieber tot als glücklich ſehen willſt, ſo bin ich auch tot für dich,“ ſagte ſie. In dieſem Augenblick trat der gnädige Herr herein, er hörte dieſe Worte und wußte bald alles. Oh, liebes urchtbares! Es war immer rafen zu wecken, aber nie alte ich ihn ſo geſehen, nie zuvor und ſeit dieſer Zeit auch nicht wieder.. Er ſchlug ſie, miß handelte ſie, Fräulein, da folgte etwas dale den Zorn des er zerrte ſie an den Haaren durch den Salon, er ſie gemordet, wenn ſie die Gräfin nicht geſchützt hätte. „Schwöre!“ rief er,„ſchwöre, daß du ihn nie mehr Beſchimpfung kirchlicher Einrichtungen 2000 Mark Gewwitrafe. Berlin, 10. Dezember. In dem Prozeß gegen den Maler George Groß und dem Verleger Wieland Herzfelde, wegen Beleidigung von Einrichtungen der chriſtlichen Kirche wurde das Urteil ge⸗ fällt. Die Angeklagten wurden wegen Vergehens gegen den Paragraphen 166 des Strafgeſetzbuches anſtelle einer verwirkten Gefängnisſtrafe von je zwei Monaten zu einer Geldſtrafe von je 2000 Mark verurteilt. Eine der drei Zeichnungen wird eingezogen und die dazu gehörigen Plat⸗ ten werden unbrauchbar gemacht. Die Verurteilten tragen die Koſten des Verfahrens. Den Gegenſtand des Verfahrens bildeten drei Zeich⸗ nungen, die der Maler als Dekoration zu der Berliner Aufführung des„Braven Soldaten Schweijk“ angefertigt hatte. Das eine Bild ſtellt einen auf der Kanzel ſtehen⸗ den Geiſtlichen dar, aus deſſen Mund Kanonen und Gra⸗ naten fließen. Unter ihm ſtehen betende Militärgefangene. Die Unterſchrift lautet:„Die Ausſchüttung des heiligen Geiſtes“. Das zweite Bild zeigt Chriſtus am Kreuz mit Gasmaske und Schaftſtiefeln und der Unterſchrift:„Maul⸗ halten und Weiterdienen“. Das dritte Bild ſtellt einen öſterreichiſchen und deutſchen General dar, zwiſchen denen ein Richter in Totenwaske die Paragraphenpeitſche ſchwingt. Neben ihnen ſteht ein evangeliſcher Geiſtlicher, der das Kreuz auf der Naſe fongliert, die Unterſchrift lautet:„Seid Untertan der Obrigkeit“. Der Angeklagte Groß betonte in der Verhandlung, daß er in Deutſchland eine Miſſion zu erfüllen habe und ſich nicht darum küm⸗ mern könne, ob es Geſetze gebe, die dieſe Aufgaben be⸗ hinderten. Für die in den Zeichnungen ausgedrückten Ge⸗ dankengänge ſtehe er gerade. Neichskunſtwart Dr. Redslob betonte in einem Gutachten, daß Groß an der Spitze der deutſchen Graphiker ſtehe, es müſſe auch Künſtler ge⸗ ben, die mit den alten Formen brächen und die Verant⸗ ! wortung für ihr neues Schaffen ſelbſt übernehmen. Das Gericht ging über den Antrag des Staatsanwaltes, der an Stelle einer Gefängnisſtrafe von 20 Tagen eine Geld⸗ ſtrafe von je 1000 Mark forderte, hinaus und verkün⸗ dete obiges Urteil. Kleine politiſche Meldungen. Lugano. Auf die Tagesordnung der Ratstagung iſt als Nachtrag ein Antrag der Saarregierung auf Aufnahme einer Auslandsanleihe geſetzt worden. Berlin. In einer öffentlichen Vollſitzung nahm der Reichsrat die Vorlage über die Zuckerzollerhöhung an. London. Sir Auſten Chamberlain wird dem Prinzen von Wales bei ſeiner Durchreiſe in Lugano perſönlich Be⸗ richt über den Zuſtand des Königs er tatten. Paris. Der ehemalige azöſiſche Finanzminiſter und Senator Klotz mußte wegen Heiſtesſchwäche in ein Sana⸗ torium eingeliefert werden 3 Geltſames Schickſal. Begraben und doch lebend. Berliner, 10. Dezember. In einer Berliner Markt⸗ halle ereignete ſich der außergewöhnliche Fall, daß ein Toter wieder ins Leben zurückkehrte. Zum Erſtaunen ſämtlichen Kollegen erſchien plötzlich der Blumenhänd)“ Sito Döhring, der eigentlich ſchon drei Jahre auf den Selbſtmörderfriedhof in Schildhorn geruht hatte. In der Markthalle entſtand größte Aufregung. Alles ſtürzte auf den vermeintlichen Toten zu. Die Voraeſchichte iſt kurz folgende: Vor etwa drei⸗ einhalb Jahren verschwand der Wiumenhändler Orto Döbning 10 Berlin. Sein Verſchwinden wurde von den Familienmitgliedern der Polizei gemeldet. Dieſe veran⸗ laßte zahlreiche Nachforſchungen, ohne daß Döhring ent⸗ deckt wurde. Dann wurde 1925 ein unbekannter Toter im Grunewaldforſt erhängt aufgefunden, Der Tote wurde von den Angehörigen und Freunden als Blumenhändler Otto Döhring übereinſtimmend erkannt und ſchließlich auf dem Friedhof in Schildhorn beigeſetzt. Dort iſt noch heute ſeine Grabtafel zu finden. Die darüber ausgeſtell⸗ ten Urkunden haben ſich als völlig falſch herausgeſtellt. Döhrung lebt und iſt vor dreieinhalb Jahren in einem Anfall von nervöſer Ueberreizung aus Berlin wegge⸗ fahren, ohne jemanden zu benachrichtigen und ſich abzu⸗ melden, weil er geſchäftlich und in der Familie Aerger gehabt hatte. Döhring hatte ſich während der ganzen Zeit in Mecklenburg als Gärtner auf einem Gut auf⸗ alten. 5 158 Merkwürdigerweiſe ſcheint das Meldeweſen in Meck⸗ lenburg völlig verſagt zu haben, ſonſt hätte den Berliner Behörden zur Kenntnis gelangen müſſen, daß Döhring tatſächlich noch am Leben war; denn er war dort richtig gemeldet. Dieſe Angelegenheit wird den Behörden noch manche Nuß zu knacken geben. Fernzeitungen. Eine epochemachende Erfindung. „M Waſhington, 10. Dezember. Im Maſchinenraum der Zeitung„Nocheſter Ames Union“ in Rocheſter wurde eine Maſchine vorgeführt, die ſtatt durch einen Linotypedrucker durch Telegraphie be⸗ trieben wird. Wie beim Ferndrucker wurde ein punktier⸗ ter Streifen in die Maſchine eingeführt und dieſe ſetzte als⸗ bald die Typen ohne menſchliche Hilfe. Die Maſchine arbeitete vorzüglich und es wurde in Ausſicht geſtellt, daß binnen kurzem von einer Zentrale in Newyork aus gleichzeitig 500 oder mehr Zeitungen im ganzen Lande geſetzt werden könnten, ohne Inan⸗ ſpruchnahme von Setzern oder Ferndruckern. Kleine Chronik. i Schwerer Anfall beim Bau des Kraftwerkes am Dujepr. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat ſich beim Bau des Kraftwerkes am Dnjepr ein ſchwerer Anfall er⸗ einet. Bei dem Schachtarbeiten erfolgte ein Erdrutſch, wobei zwei Arbeiter getötet und viele verletzt wurden. 4 Flugzeugabſturz in Kalifornien. Nach einer Mel⸗ dung aus Long Beach in Kalifornien ſtürzte abends bei Long Beach ein mit drei Perſonen beſetztes Flugzeug aus einer Höhe von etwa 1000 Metern ab. Alle drei In⸗ ſaſſen fanden den Tod. Von Banditen überfallen. Banditen drangen in der letzten Nacht in ein einſames Haus bei Avrilly ein, das von einem alten Cehepaar bewohnt wurde. Sie töteten die Frau durch Meſſerſtiche und verletzten den Mann ſchwer, als dieſer ſich weigerte, den Ort anzugeben. an dem er ſein Geld verborgen hatte. Sie verbrühten dem Manne die Beine bis er ſein Geld herausgab. Die Ban⸗ diten ſind unerkannt entflohen. Ein Rieſenmarmorblock für Muſſolini. Die Ge⸗ ſellſchaft, die die Marmorſteinbrüche in Carrarg betreibt, hat dem Duce einen 250 Tonnen ſchweren, weitzen Mar⸗ morblocl zum Geſchenk gemacht. Der Block iſt ſo hoch wie ein vierſtöckiges Haus und wiegt ſchwerer als ein Infanterieregiment von 4000 Mann einſchlietlich des Oberſten zu Pferde. So verſichern wenigſtens die italieni⸗ ſchen Blätter. Der Block ſoll auf dem Forum Muſſolinf in Rom aufgeſtellt werden. Und ſo ſchien es auch. Drei Jahre vergingen, wo ſie mit keiner Silbe der Verlorenen gedachte, wo der Name des Kindes nicht über ihre Lippen kam. Da eines Tages, der gnädige Herr Graf war bei ſeinem Regimente, brachte der Poſtbote einen Brief. Sie nahm ihn ruhig, ſie dachte, es ſei etwas Geſchäftliches, da es nicht die Schrift des Sohnes war, dann aber wurde ſie bleich, der Poſtſtempel war aus— Siebenbürgen. ehen, nie mehr ſeinen Namen ausſprechen, nie mit einem laſſenen Kinder anzunehmen. Gedanken an ihn denken willſt, ſonſt geh“ ich zu ihm und Ellen ihn in der Mitte ſeiner Verwandten wie einen en Hund nieder.“ Und ſie tat's, ſo furchtbar war er anzuſehen, ſie J r. Doch was half es, am andern Morgen war derſchwunden. Anfaugs g aber dann hieß, wußte man, da Im wilden 1 75 aber unsere Frau ließ es nicht zu, ürde ein Unglück geben, wenn er die Flücht Laß l ſagte ſie,„ich werde denken, ich hätte eine Tochter gehabt. Sie iſt tot füt mich.“ ſie mit ihm entflohen war. egangen. Cabo war ein wie vom Unglück ie wußte, es mit fürſtlichem Luxus um eben, und vermochte ihr kaum inge einholte. das tägliche Brot zu ver chaffen. Und ſie... ſie war nie nicht geboren für das harte Leben; ſie wurde ſchwach und kränklich. Wenn er ſie traurig ſah, glaubte er, ſie bereue Ich war ſtets um die Perſon der Gnädigen, ſie konnte nicht eine Stunde ohne mich ſein, ſchon ſeit den Kinder⸗ tagen her, darum gab es auch keine Geheimniſſe vor mir. Sie ſetzte ſich nieder und erbrach langſam den Brief, ein Ring ſiel heraus. Wir erkannten ihn beide. Es war der Ring, den Irma zur Konfirmation bekommen. Ich hob ihn auf und legte ihn ſtill auf das Tiſchchen. So feſt ich auch ſtets die Gnädige geſehen, da hörte ich ſte doch aufſchluchzen und die Hände vors Geſicht ſchlagen. Erſt viel ſpäter konnte ſie den Brief leſen, ich hab' ihn auch geleſen und viele Male ſeit der Zeit, ſo oft, bis ich ihn auswendig wußte, vom erſten bis zum letzten Wort. Der Brief war von einem Arzte aus einem kleinen ſiebenbürgiſchen Ort, und was er ſchrieb, war ſehr traurig. Der Ingenieur Ludwig Cabo habe ſich erſchoſſen, und der Schreck darüber habe ſeine junge Frau aufs Kranken⸗ hätte bett geworfen, von dem ſie ſich nicht wieder erhob. Kurz vor ihrem Tode habe ſie ihm geſtanden, wer ſie ſei, ihn gebeten, den Ring an die Mutter zu ſenden, und ſie im amen der ſterbenden Tochter anzuflehen, ſich der ver⸗ Er ſchrieb ferner, dem Paare ſei es 1 ter erfolgter. n Zorn der gräflichen Familie fürchtend, hatte er ſie 55 verlaſſen 9 5 15 116 ee a ich ein benbürgen gezogen, ha r keine fe ellun Leib angetan, und man lieh fie 11 7 ſlchen, als es kommen können und war gezwungen, durch Zeichenunter⸗ auch der Sohn des Schloßwarts fehle, richt, ſich kümmerlich zu ernähren. Das nagte an ſeinem Herzen. Er wollte ſeine Frau, un wollte ihnen der e Herr nach- um ihr das Opfer, das ſie ihm gebracht, zu entgelten, den Schritt, den ſie getan, und ſehne ſich nach ihrem alten Leben zurück, und das 177 und zehrte an ihm und drohte, ihn um den Verſtan zu bringen. Und als das ſo bon Monat zu Monat fortging und es immer ſchlimmer wurde mit ſeinem Erwerb und ihrer Geſund⸗ heit, und noch das zweite Kind geboren wurde, das die Bedürfniſſe ſteigerte, ſtieg in dem unglücklichen Manne der Gedanke an Selbſtmord auf, um das geliebte Weib den alten Verhältniſſen zurückzugeben. Eines Tages fand man ihn erſchoſſen im Walde. Doch die Liebe war ſtärker als die Berechnung eines durch Unglück verwirrten Geiſtes; ſie es ihm im Leben zugeführt hatte. Sie waren vereint og das Weib dem toten Gatten in die Gruft nach, wie und ruhten nebeneinander im ſtillen Friedhof zu Verba. Zu beklagen wären nun die beiden kleinen Würmchen, von denen das ältere zwei und das andere noch kein halbes Jahr alt ſei, und die auf fremde Hilfe angewieſen blieben, wenn ſich die Blutsverwandten nicht erbarmen würden. Morgens war der Brief gekommen und nachmittags war ſie ſchon auf dem Wege nach Siebenbürgen. Ich mußte mit, die Gnädige war nicht gewohnt, allein ſie f reiſen, überhaupt ohne mich zu ſein, und wie hätte auch den weiten Weg mit den zwei kleinen Kindern zurück⸗ 0 machen können? 10 Zwei Tage und zwei Nächte fuhren wir ununterbrochen, bis wir an Ort und Stelle waren. Der Friedhof lag vor 4 „ 1 1 dem kleinen Orte, und wir mußten an ihm vorbei, da ließ die Gnädige halten, ſtieg ab und ging hinein. Sie brauchte nicht 9 1 zu ſuchen, gleich vorn an der Mauer ſtanden zwei Gra loſes Kreuz trug die Namen der Toten: Ludwig und Irma Cabo, mit großen Buchſtaben. Lange ſtand ſie da mit geſenktem Haupte, und ich konnte ihr Geſicht nicht ſehen. Als ſie dann zurückkam und in den Wagen ſtieg, erſchrak ich, ſo ſchneebleich ſah ſie aus und ſo zerwühlt von Kummer. Und als ſie dann im Zimmer des Arztes ſtand und die Kleine auf dem Arme hielt, die ganz das Geſicht der Mutter hatte, oh, liebes Fräulein, wie habe ich bt da weinen ſehen! So heiß und tief, daß es einem angſt und weh ums Herz wurde. Der Knabe blickte aus fremden Augen, der Arzt ſagte, er ſehe dem Vater ähnlich. (Jorkſetzung folgt.) er nebeneinander, ein weißes, ſchmuck⸗ Die blamierten Propheten 1928 hat ihre Vorausſagen nicht erfüllt. Ein gelegentlicher Mitarbeiter unterzieht ſich jetzt der Mühe, die zahlreichen Vorausſagen aufs Jahr 1928, o weit ſie von abgeſtempelten Propheten ſtammen, auf ihre Treffſicherheit zu prüfen, nachdem das Jahr 1928 ſich in wenigen Tagen dem Ende zuneigt. Und dabei macht man nun lekder die Beobachtung und Erfahrung, daß ſich die Propheten männlichen und weiblichen Geſchlech⸗ tes unheimlich geirrt haben. Der einzige, der ſo einiger⸗ maßen recht bekam, war der franzöſiſche Aſtrologe An⸗ doux, der aus den Sternen ein verheerendes Erdbeben in Südamerika herauslas. Das war allerdings kaum ſchwie⸗ rig; denn kaum je verging in Südamerika ein Jahr ohne ein ſolches Unglück, In der Tat traf es ſich in dieſem Jahre ja leider wiederholt, daß Südamerika von Erd⸗ beben betroffen wurde, erſt dieſer Tage Chile als Num⸗ mer 9 im Jahre 1928!— Die deutſche Seherin, Frau Jordan, weisſagte gleichfalls Naturkataſtrophen, dar⸗ unter Vulkanausbrüche und Verſinken von Inſeln; mit den Vulkanausbrüchen hat ſie recht behalten, obwohl auch 10 Vorausſage in ihrer allgemeinen Form kein Kunſt⸗ ück war. Beſonderes Pech hatte aber der amerikaniſche Pro⸗ het Whitcomb. Schon für 1927 kündigte er Helgo⸗ lands Verſinken in den Fluten an, für 1928 wiederholte er dieſe düſtere Mär; und zwar ſollte das Unglück ſich im Frühjahr ereignen. Helgoland freilich ſteht noch im⸗ mer in der deutſchen Bucht. Auch eine andere Vorausſage Whitcombs ging nicht in Erfüllung: in Rußland ſollte die Bolſchewiſtenregierung geſtürzt werden. Allerdings, das Jahr iſt noch nicht um; aber gleichwohl, viel Aus⸗ ſicht auf Anerkennung wird Herrn Whitcomb nicht mehr zuzuſprechen ſein. Für die Hausfrau. Rezepte zum Weihnachtsfeſt. Marzipan. Ein Pfund ſüße und einige bittere Man⸗ deln werden abgezogen, abgetrocknet und gerieben, wobei man ab und zu ein paar Tropfen Roſenwaſſer darüber⸗ ſprengt. Dann vermiſcht man die Mandeln mit einem Pfund fein gemahlenem und geſiebtem Zucker und rührt ſie in einer Kaſſerolle auf ſchwachem Feuer ſolange, bis der Mandelteig, wenn man mit dem Finger dar⸗ auf tupft, nicht mehr feſtklebt. Nun legt man den Teig auf das mit feinem Zucker beſtreute Backbrett, wirkt ihn zu einem länglichen Brot zuſammen, wickelt ihn in Pa⸗ pier und verwahrt ihn bis zum Gebrauch an einem kühlen Ort. Zuckerbrezeln. 200 Gramm Butter rührt man zu Sahne, rührt 80 Gramm Zucker, Zitronenzucker oder feingehackte kandierte Orangenblüte, 2 ganze Eier, 2 Ei⸗ dotter, eine Priſe Salz darunter, vermiſcht die Maſſe mit 330 Gramm Mehl und läßt ſie recht kalt und feft werden. Dann formt man kleine Brezeln, legt ſie auf ein mit Mehl beſtäubtes Blech, beſtreicht ſie mit Ei, beſtäubt ſie mit Zucker und bäckt ſie in mäßiger Hitze braun. a Maronen und Aepfel. Die Maronen werden weich gedrückt, abgetropft und in eine Kaſſerolle getan, in der etwas Butter zerlaſſen worden iſt. Dann kommt eine dicke Schicht bereits vorher bereitetes Apfelmus darüher und die Maſſe wird noch ca. eine halbe Stunde lang gedämpft. —— Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 11. Dezember. Eine noch vor zwei Tagen im Raume zwiſchen La⸗ brador und Grönland gelegene Zyklone iſt mit 0 r gro⸗ zer Geſchwindigkeit ſüdoſtwärts gezogen. Der verſchärfte Kaltlufteinbruch hat die Temperaturen in Deutſchland auch in der Ehene auf 2 bis 8 Grad unter den Gefrier⸗ punkt herabgedrückt. Die neue Zyklone ſtellt anfangs Schneefälle, dann einen völligen Umſchlag zu erheblich ee Wetter Aisch, we 908 0 tai in höhere gslagen in Ausſicht, womit wieder ſtärkeres An⸗ ſchwellen der Flüſſe verbunden ſein wird. Voxausſichtliche Witterung bis Mitt woch: Wetterumſchlag; anfangs Schneefälle, ſpäter er⸗ heblich milder mit Uebergang zu Regen und Tauwetter auch in höheren Gehirgslagen: ſtark ö i Tel ftürniſche ſudweſtſche fold. a eichende. zun „Beerdigung. Geſtern Nachmittag wurde der ſo früh bahingeſchiedene Metzgermeiſter Haus Heckmann zur letzten Ruheſtätte getragen. Die große Teilnahme beim Leichen ⸗ begängnis bewies, welcher Wertſchätzung ſich der nun Ver⸗ blichene in allen Kreiſen der Bevölkerung erfreute. Auch von auswärts kamen viele ſeiner Freunde. Zahlreiche Vereine und Abordnungen ließen Kränze mit Widmungen niederlegen. Die Sänger gaben ihm den Scheidegruß. Ein Berg von Kränzen deckt den Grabeshügel. Dieſer mahnt an die Vergänglichkeit des irbiſchen Lebens. a * UMchtung! Kaufmänniſche Angeſtellte! Der größte Berufsverband Deutſchlands, der D. H. V.. Gewerk- ſchaft deutſcher Kaufmannsgehilſen⸗ hält am kommenden Sonn⸗ tag Nachmittag eine wichtige Zuſammenkunft ab. Geſchäftsfüh⸗ rer Reinhardt ſpricht über„Die Angeſtelltenverſicherung und wir Verſicherte“. Keinlang atmiger Vortrag, praktiſches Frage und Antwortſpiel. Wer über die Angeſtelltenverſicherung und der damit zuſammenhängenden Fragen eingehende Aufklärung erhal ten will, komme am Sonntag⸗Nachmittag 1 Uhr in das Ver⸗ ſammlungslokal der Ortsgruppe des D. H. V. Nichtmitglieder, beſonders auch die Frauen der Berufsangehörigen, ſind freund⸗ lichſt eingeladen. * Wieder naht das Weihnachtsfeſt. Fürſor⸗ gende Liebe ſinnt, mit welchen Gaben ſie Freude bereiten kann. In heutiger ſchwerer Zeit wird man in erſter Linie zum prak⸗ tiſchen Geſchenk greifen. Nennen wir z. B. nur Maggi's be⸗ währte Erzeugniſſe: Maggi“ Würze, Maggi's Suppen, Maggi's Fleiſchbrühwürfel, die in jedem Haushalt willkommen ſind. Durch ihre vielſeitige Verwendbarkeit helfen ſie nicht nur das teure Fleiſch, Kohlen und Gas ſparen, ſondern erleichtern au— ßerdem der Hausfrau die Kocharbeit. Staatsexamen für heſſiſche Schulamtsau⸗ wärter. Das heſſiſche Kultus mintſterium hat angeord⸗ net, daß auf Grund der neuen Prüfungsordnung für akademiſch gebildete Schulamtsanwärter und ⸗Anwärter⸗ innen das nüchſte Staatsexamen im Frühjahr 1929 in Darmſtadt ftattfindet. Zugelaſſen werden ſolche Schulamts⸗ anwärter und ⸗Anwärterinnen, die an Oſtern 1927 ihr vierſemeſtriges Studium vollendet und Sommer 1927 ihre erſte Lehrerprüfung(Prüfung zur Erlangung der Lehrbe⸗ fähigung an Volksſchulen) beſtanden haben. 1. Konzert Joſef Kempf. „Der Prophet gilt nichts in ſeinem Vaterlande“, ſo heißt ein Sprichwort, das leider nur zu oft wahr iſt. Umſo ange- nehmer mußte es einem vorgeſtern überraſchen, als man den gutbeſetzten Karpfenſaal ſah, wo unfer einheimiſcher Künſtler, Herr Joſef Kempf, ſein erſtes Konzert gab. Die vielen Be— ſucher gaben beredtes Zeugnis von der außerordentlichen Be⸗ liebtheit, der ſich der liebenswürdige Künſtler in ſeinem Ge⸗ burtsorte erfreut. Es iſt dies ein Beweis, daß das oben ange- führte Sprichwort nicht immer wahr iſt und Viernheim hat ſich hierdurch ſelber Ehre erwieſen.— Um/ Uhr eröffnete die Kapelle Hanf⸗Blank das Konzert mit der beliebten Ouvertüre zur Oper„Dichter und Bauer“, die vollendet geſpielt durch den Saal rauſchte. Frl. Hildegard Burger ſang hierauf„Ganymed“ und„Liebesbotſchaft“ von Schubert ſchlicht und einfach mit wohltuender, durchkultivierter Stimme. Alsdann trat Herr Joſef Kempf auf und ſang auch 2 Schu- bertlieder und zwar„Prometheus“ und„Seligkeit“ mit klang voll, ſchöner, hoher Kultur verratender Baßſtimme. Anſchließend „Walzerträume“ durch die Kapelle Hanf-Blank kunſtvoll ge— ſpielt. Den 1. Teil des Programms beſchloß ein Duett aus der Zauberflöte von Mozart durch Frl. Burger und Herr Kempf das ſehr gut vorgetragen reichen Beifall erregte.— Der 2. Teil wurde mit dem anmutigen Charakterſtück„Indiſcher Braut- zug“ von Siede durch die Kapelle eröffnet. Die folgende„Arie der Galatea“ gab Frl. Burger nochmals Gelegenheit ihr reiches in jeder Hinſicht gut ausgeprägtes ſtimmliches Können zu zeigen. Dann folgte durch Herrn Kempf die ſeiner Stimme beſonders gutliegenden„Arien des Saraſto und Papageno“ aus der Zau— berflöte von Mozart. Hier konnte Herr Kempf die Pracht ſeiner Stimme voll entfalten und wie ein voller Orgelton rauſchten die Töne durch den Saal. Die ſtürmiſch geforderte Dreingabe bewies, daß Herr Kempf gefallen hatte. In der folgenden „Serenade für Violinſolo“ zeigte Herr Jak. Hanf ſein vor— zügliches Können.„Die Mühle im Tale“ ein Stück das ſchön geſpielt dem Ohre wohltut und immer gerne gehört wird, war der letzte Kunſtgenuß den die Kapelle Hanf-Blank in dieſem Konzert bereitete. Den Schluß dieſes ſchönen Konzertes bildete „Das Liebesduett des erſten Menſchenpaares“ von Haydn, von Frl. Burgert und Herr Kempf, das wiederum reichen Beifall er— regte. Frl. Agnes Mayer, Pianiſtin, Mannheim begleitete am Flügel ſehr geſchickt und feinfühlend. Das ca. 2ſtündige Konzert war für jeden Beſucher ein Kunſtgenuß, wie er hier ſelten geboten wird. F. K. Sport und Spiel. Kreis Unter baden Sp ⸗Vgg.„Amieitia“— Sportklub Käfertal 5:0 Leider wurde dieſes wichtige Verbandstreffen auf dem Käfertaler Platze durch den der Viernheimer Mann⸗ ſchaft aus dem Spiel in Mundenheim nicht unbekannten Schiedsrichter Klimm⸗Offen bach in der 14. Minute nach Halbzeit beim Stand von 5:0 abgebrochen mit der Be⸗ gründung wegen des Nebels. Und dabei war gerade in der J. Halbzeit Grund hierfür vorhanden, aber nicht in dem Augenblick, als er das Spiel abbrach. Die Gründe ſcheinen andere geweſen zu ſein, jedenfalls Angſt vor den Käfertaler Spielern, die belm 5. Tore eine ſehr bedroh⸗ liche Haltung annahmen und der Schtedsrichter glaubte, durch den Abbruch für Käfertal wenigſtens etwas zu er⸗ reichen, nähmlich eine Spielwtederholung. Dartn hat ſich aber Käfertal ſicherlich zu früh gefreut, denn ein Reſul⸗ tat von 5:0 läßt keine Spielwiederholung zu. Schade, daß nicht weitergeſpielt wurde, denn die Grünen waren ſo in Fahrt, daß alle 5d Minuten ein Tor geſchoſſen wurde. Es waren noch etwa 30 Minuten zu ſplelen und das Endreſultat wäre zweistellig geworden. So hat man die Glernheimer Elf ſchon lange nicht mehr ſpielen geſehen: von vorne bis hinten ſtand ein Mann wie der andere. Im Sturm prächtige Lelſtungen, jeder Mann ſchußberelt die Läuferreihe ließ ſelten einen Ball oder den Mann durch und die Verteidiger mit Schmitt waren nicht zu nehmen. Käfertal wehrte ſich verzweifelt, aber es half alles nichts: der grüne Sturm brauſte heran und ſchoß Tor auf Tor,. Die Zeiten ſind vorbei, wo man glaubte daß die Bauern nur holzen, aber keinen Fußball ſpielen konnen, und Fußball nur in der Stadt geſpielt wird. Viernheims Mannſchaft war um eine Klaſſe beſſer als Käfertal, auch ſchon im vorigen Jahre. Und in punkto Nitterlichkett und ſportlicher An⸗ * ſtändig konnte Käfertal vieles von den Biernheimer Spie⸗ lern lernen. Der Kampf iſt für Viernheim gewonnen! Daran wird nichts mehr gerüttelt, denn 5:0 bedeutet Punkt bei einem ſolchen Spielabbruch einen Sieg und 2 unkte Wochenplan der Sportwereinigung„Amieilia“ 09, Viernheim Donnerstag Abend ½9 Uhr: Hallentraining der 1. Mann⸗ ſchaft, pünktlich und vollzählig erſcheinen. 9 Uhr: Splelausſchußfitzung. Freitag Abend ½9 Uhr: Verwaltungsausſchußſfitzung und Spielerzuſammenkunft. Sonntag, den 16. Dezember 1928, Verbandsſpiele in Viernheim gegen 1913 Mannheim auf dem Waldſport⸗ platze. Nach den Spielen gemütliches Beiſammenſein An Reſultaten bekanntgabe im Bereinshauſe auf dem atze. Die Sportleitung. Aus Heſſen. Darmſtadt.(Obſtſchalen auf der Straß e.) Eine Frau kam in der Biebererſtraße dadurch zu Fall, daß ſie auf einer achtlos fortgeworfenen Apfelſinenſchale ausrutſchte. Beim Fallen ſchlug ſie mit dem Kopf auf den Bordſtein und blieb mit blutender Kopfwunde be⸗ wußtlos liegen. In demſelben Augenblick kam ein Frank⸗ furter Auto in ſchneller Fahrt. Einem Paſſanten ge⸗ lang es, dieſes Auto kurz vor der mit den Beinen auf dem Fahrdamm liegenden bewußtloſen Frau zum Halten zu bringen, ſonſt wären der Frau die Beine abgefahren. worden. „ Pfungſtadt.(Wie geſpart wird! Die beiden hieſigen Weihnachtsſparvereine„Zinsgut“ und„Friſch auf“ zahlen in dieſen Tagen ihren Mitgliedern die ein⸗ gelegten Spargelder aus. Wie verlautet, ſind bei dem Sparverein„Friſch auf“ über 3100 Reichsmark einge⸗ legt worden. Daß auch Fußballſpieler ſparſam ſind, beweiſt die Tatſache, daß die Weihnachtsſparkaſſe des Fußballklubs„Germania“ zu Eſchollbrücken, der eine Weihnachtsſparkaſſe für ſeine Mitglieder unterhält, in dieſem Jahre rund 5000 Reichsmark Spargelder auszah⸗ len kann. Die Gelder waren bei der Pfungſtädter Volks⸗ bank zinsbringend angelegt. 6 Die Wildſchäden in Heſſen. Auf eine kleine Anfrage des Abg. Gußmann(Edb.) teilt Landforſtmeiſter Heſſe folgendes mit: Die heſſiſche Regierung hat im Anſchluß an die kleine Anfrage um⸗ faſſende Erhebungen über die jagdlichen Verhältniſſe im ganzen Lande angeſtellt und die bezeichneten Gebiete da⸗ bei beſonders eingehend erfaßt. Als Ergebnis kann feſt⸗ geſtellt werden, daß weder eine allgemeine Vermehrung des Wildſtandes, noch eine nennenswerte Zunahme der Wildſchäden ſtattgefunden hat. Wo an einzelnen Stel⸗ len ein Anwachſen des Rotwildbeſtandes und das häufi⸗ gere Auftreten von Schwarzwild wahrgenommen wurde, iſt dies als Folge einer Reihe ungewöhnlich ſchneearmer Winter zu betrachten und demgemäß als vorübergehende Erſcheinung zu bewerten. Zu weitergehenderen Befürch⸗ tungen liegt begründeter Anlaß nicht vor, zumal erfah⸗ rungsgemäß 1 und 2 ſchneereiche Winter genügen, um grundlegenden Wandel herbeizuführen. Schwarzwild⸗ beſtände ſind nach Anſicht der Regierung trotz ihrer Nütz⸗ lichkeit im Walde mit den Intereſſen einer intenſiven Landeskultur unvereinbar. Solange es jedoch in den Nachbarſtaaten noch Schwarzwild gibt, wird auch im heſſiſchen Grenzgebiet ſtellenweiſe mit dem Auftreten von Sauen gerechnet werden müſſen. Die Regierung wird jedoch nach wie vor bemüht ſein, dem Schwarzwild, wo und wann es immer auftritt, mit allen nach Lage der Umſtände geeigneten Mitteln zu Leibe zu rücken. Wie die Dinge heute liegen, wird und muß von den Jagd⸗ inhabern mit Entſchiedenheit gefordert werden, daß ſie im Laufe dieſes Winters alles daran ſetzen, nicht nur eine greifbare Verminderung der Sauen, ſondern vor allem auch eine ſolche des zur Zeit überſetzten Kahl⸗ wildbeſtandes herbeizuführen. Daneben wird ſich die Regierung ſelbſt durch Abhaltung von Polizeijagden, Er⸗ teilung von Abſchußaufträgen und Ausſetzen von Schuß⸗ Nane an der Beſtandsverminderung regulierend be⸗ eiligen. Börſe und Handel. Amtliche Notierungen vom 10. Dezember. Berliner Deviſen. Diskontſätze: Reichsb. 7, Lomb. 99911 London 20,337— 20,377; Newyork 4,1925— 4,200 Amſterdam 168,37— 168,71; Brüſſel 58,275— 58,3951 Danzig 81,29— 81,45; Italien 21,95— 21,99; Jugo⸗ ſlawien 7,372— 7,386: Kopenhagen 111,88— 112,10; Liſſabon 18,66— 18,70; Oslo 111,77 111,99; Paris 16,375— 16,415; 96070 12,425— 12,445; Schweiz 80,74 — 80,90: Spanien 67,71— 67,85: Stockholm 112,12— 112,34; Wien 58,975— 59,095. a Berliner Eſſektennotierungen. Comm.⸗ und Privatbank 193,25: Darmſtädter⸗ und Nationalbank 292,50; i Bank 171,25; Diskonto⸗ komm. 161; Dresdner, Bank 173; Nordd. Lloyd 139,625; Allg. Elektrizitätsgeſellſchaft 194,50; Daimler⸗Benz 84,25; Linoleumwerke 349, 75 J. G. Far⸗ beninduſtrie 267,50; Geſ. für elektr. Untern. 270,25; it. Goldſchmidt 98; Ph. Holzmann 107; Karſtadt 233; Oſt⸗ werke 284; Phönix 89,25; Polyphonwerke 456; Rhein. Braunkohlen und Br. 281,50; Rhein. Elektrizität 179,75; Rhein. Stahl 139; Schuithelß⸗Pagenhofer 3381 8. Ties 292,75; Ver. lh ſe Elberfeld 545,75; Ver. Stahl 92; Zellſtoff Waldhof 281. Maunheimer Produktenbörſe. Der Konſum verharrt in ſeiner Zurückhaltung. Die Tendenz iſt ſtetig. Man nannte im nichtoffiziellen Verkehr: Weizen, inl. mit 23,50; ausl. mit 26,25 bis 28; nose inl. mit 22,50; eben inl. mit 22 bis 23,25; ausl. mit 23,25 bis 24; Brau⸗ erſte mit 25 bis 25,50; pfälziſche Gerſte mit 26 bis 26,50; ge mit 20 bis 22; Mais mit Sack mit 22,75 bis 23; Weizenmehl, Spezial Null 33; Roggenmehl mit 29,50 bis 32, ſtleie 13,75, Viertreber mit Sack mit 20,25 bie 20,50; alles in Rm. per 100 Kilogramm, waggonfret Mannheim. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem Schlachtvie martt am Montag waren zugetrieben: 183 Ochſen, 133 Bullen, 259 Kühe, 326 Fürſen, 604 Kälber, 50 Schafe, 3396 Schweine, 9 Ziegen. See wurden pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Rm.: Ochſen 55 bis 57 42 bis 44, 45 bis 48, 38 bis 42, 36 bis 40, 34 bis 38; Bullen 48 bis 51, 45 bis 48, 38 bis 42, 32 bis 36; Kühe 48 bis 50 86 ois 40, 36 bie 48, ic bis 7, eren 96 bis 38, 46 bis 52, 38 bis 42 Kälber—, 75 bis 78, 70 bis 74, 62 bis 68, 50 bis 54; afe 45 bis 471 Schweine—, 79 bis 80, 78 bis 79, 76 bis 78, 73 bis 75 0 bis 72, 62 bis 68; Ziegen 12 bis 24.— Marktverlauf: mit Groß⸗ vieh lebhaft, geräumt; Kälber lebhaft, geräumt; Schwe ine mittelmäßig, geräumt. 5 N 2 * —— . 5— 222 ͤ