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Winktenbach. olkschor Mitglied des Deutſchen Arbeiterſängerbundes. i Heute Dienstag Abend s Uhr(nicht ½9 Uhr) 3 ühnenprobe Sämtliche Theater-. ſpleier müſſen erſchemen, Der Splelleiter. (Mittwoch Tingſtunde des Frauenchor.) Verein. Marneval-Gesellschaft U Heim Donnerstag, den 13. Dezember, abends 8,11 Uhr im Lokal„zur Stadt Mannheim“ Allgemeine K ulglieder-Verſaumlung wozu närriſcht eingeladen wird. Der Vorſtand. 0 2 Chriſt ſind zu haben bei lahaun Bus alt, nismarckstraſe und Peter Busall, Sasthaus zur Sonne. Kind der Heſdgelzügter 1520 Am Dienstag, den 11. Dez. Abends halb 9 Uhr im goldenen Karpfen Zuſammenkunftſämt⸗ J licher Mitglieder. Wegen wichtige Sache darfkeiner 2 fehlen. Der Vorſtand N brit 1 0 Meier hoch Heinr. Falter mann Moltkeſtraße 15 Telefon 76 If im Dereinelofal zum Ochſen. Odeuwald⸗Klub(Sierngele Mittwoch, den 12. ds. Mts., abends 8¼ Uhr 2 Sitzung des Vorſtandes, anderer- und Ber⸗ gnügungs⸗Ausſchuſſes. Der Borſitzende. EFF IJbaſſo ⸗Büro Beitreibung von Außenſtänden, Aus- klagen von Forderungen jeder Art, Durchführen von Vollſtreckungsmaßnah— men übernimmt Johann Mandel 19. Viernheim Verl. Alexanderſr. 55 Sprechſtunden: b Dienstag und Freitag von 8—11 Uhr 9 Sonntags von 12—2 Uhr 10 In dringenden Fällen abends nach 7 Uhr. N n Turngenoſſenſchaft 1893 8 Heute 1 075 Abend 72⁰ K Porſtandsſitzung im Lokal. Puͤnktl. u. vollzähliges Erſcheinen iſt Pflicht. Der Vorſitzende Weidner Verein der Hundelrgunde 5 Heute Dienstag den 11. Dez., abend 9 alb 9 Uhr . fonatsver Sammlung 0 5„ Tagesordnung: 1. Dreſſurangelegenheiten, 2. Haftpflichtverſicherung, 3 Verſchtedenes. Die Mitglieder werden gebeten, dieſer Ver⸗ ſammlung zahlreich beizuwohnen. Mliglieder, die ſich im nächſten Jabr an der Dreſſar beteiligen und die Derbands⸗Zeitung„Baß⸗Auf“ beſtellen wollen, ſowie diejenigen, die der Haftpflicht beizu⸗ treten gedenken, wollen dieſes in der Verſammlung dem Schriftführer mitteilen. 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Auch iſt es den Gemeinden unterſagt, irgendwelche Darlehen aus eignen Mitteln zu gewähren oder Bürgſchaft irgendwelcher Art zu übernehmen außer für die ſtaatlichen Zwiſchen⸗ darlehen. Wer ein Staatsdarlehen erhält, muß ſich der Gemeinde gegenüber verpflichten, eine etwaige Mietwohnung in dem Neubau der Gemeinde auf mindeſtens 5 Jahre zur Verfü⸗ gung zu ſtellen. Für Darlehen zur Inſtandſetzung von Alt⸗ Inſerieren bringt Gewinn! wie für Darlehen zu Neubauten. reien zu erſtatten. nicht vorzulegen; ſpäter eingefordert. bei uns oder irgendeiner ſonſtigen Stelle finden keine Berückſichtigung. Heppenheim, den 1. Dez. 1928. Heſſiſches Kreisamt J. V.: gez. Dr. Jann. gegebenenfalls werden ſie wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis. Die⸗ jenigen Bauluſtigen, welche den Neubau oder Inſtandſetzung von Wohnungen im Jahre 1929 beabſichtigen und öffentliche Mittel in Anſpruch nehmen wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens 1. wohnungen gelten die gleichen Beſtimmungen 1 Bauluſtige, auch ſolche, die bereits in 1 früheren Jahren angemeldet wurden, haben ihre Anmeldungen bei den zuſtändigen Bürgermeiſte⸗ Unterlagen ſind z. Zt. noch Unmittelbare Anmeldungen 5 Die vorſtehende Bekanntmachung bringen 5 — den und die notwendigen Angaben machen. Auf die Folgen der Nicht⸗Einhaltung der Frißt ma⸗ chen wir beſonders aufmerkſam. Viernheim, den 8. Dez. 1928. Heſſ. Bürgermeiſterei VBierußeim Lamberth. Frachtbriefe erhältlich in ber Buchdruckerei Viernheimer Anzeiger. donder-Aagenol! % Ltr. ohne Flasche 1.50 Mark empfiehlt Rathaus- Drogerie Peter Mos kopp Gebrauchte Wein⸗ flaſchen kauft fortwährend Leonhard Knapp Bismarckſtraße 52 in lerren-Anzug- u. Palstotstofe Damen-Mantel-u. 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Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeients latzv riften bei Anzei werden li berückſichtigt.— die 1 e e 15 Laden——. Gewähr 5 eee 1 deiget r. Ota einſpaltige Petitzelle chr 2. 1 Neklamezeile 6 8. für erste und Notizen 1. Mittwoch, den 12. Dezember 1928 Lugano- Es traut keiner dem andern. Neues in Kürze. ze: Die Stadt Ludwigshaſen hat unter eingehender Begründung Proteſt gegen das Vorgehen der Beſatzungs⸗ behörde eingelegt. s: Der Reichsausſchuß für die beſetzten Gebiete ver⸗ tagte die Errichtung eines Reichsehrenmales bis zur reſt⸗ loſen Rheinlandräumung. 16: In Lugano ſtoßen die Verhandlungen um Ein⸗ berufung der vorbereitenden Abrüſtungskommiſſion auf heftigen Widerſtand bei Chamberlain. 6: Die Erklärungen Chamberlains und Briands zei⸗ gen einwandfrei, daß die Alliierten in der Reparations⸗ und Räumungs frage unter Annahme der franzöſiſchen Theſe Frankreich die Führung überlaſſen haben. ——— 60 Zur Ratifikation des Gasgiſtkrieges. Neuregelung der Anfallverſicherung. Berlin, 11. Dezember. Der Reichstag nahm am Dienstag nach faſt acht⸗ tägiger Pauſe, die wegen des Zentrumsparteitages ein⸗ gelegt worden war, ſeine Arbeiten wieder auf. Er will aber nur noch acht Tage zuſammenbleiben, im dann in die Weihnachtsferien zu gehen. Auf der Tagesordnung ſtand zunächſt das Genfer Protokoll über das Verbot des Gaskrieges. Dieſes Protololl iſt bisher von 40 Staaten, darunter von ſämt⸗ lichen Großmächten einſchließlich der Sowjetunion und dre Vereinigten Staaten von Amerika unterzeichnet wor⸗ den. Natifiziert iſt es bisher von Frankreich, Venezuela, Italien, der Sowjetunion und Oeſterreich. Nunmehr ſoll es auch von Deutſchland ratifiziert werden. Abg. Stöcker(K.) erklärte, es handele ſich hier um eines jener völkerrechtlichen Abkommen, die allein zur Irreführung und Täuſchung der werktätigen Bepölke⸗ rung beſtimmt ſeien. Keine der imperialiſtiſchen Mächte denke daran, ſich an das Abkommen zu halten. Auch in Deutſchland werde in ungeheuerlicher Weiſe für den kom⸗ menden Giftgaskrieg gerüſtet.(Unter großem Krachen ſetzten kommuniſtiſche Abgeordnete eine große Granate auf den Tiſch des Hauſes). Der Nedner erklärte, das ſei eine der hunderttauſend Granaten, die in der Schichau⸗ Werft hergeſtellt werden, eine der geheimen Aufrü⸗ ſtungswerkſtätten die das Reich jetzt mit 40 Millionen aufkaufen wolle.(Stürmiſches hört, hört, bei den Kom⸗ muniſten). Der nächſte Redner. der nationalſozialiſtiſche Abg. Ritter von Epp, der ſeinerzeit die Räteregierung in Bayern niederkämpfte, wurde von den Kommuniſten mit dauernden Zurufen: „Arbeitermörder!“ empfangen. Der Redner erklärte, es wäre ein Glück, wenn der Gaskrieg verboten werden könnte. Es müßten Schutzmaßnahmen für die Bevpölke⸗ rung gegen Gasangriffe getroffen werden. Der Redner beantragte 10 Millionen Mark für dieſen Zweck in den Haushaltsplan für 1929 einzuſtellen. Die Vorlage wurde mit dem Antrag der Natjonal⸗ ſozialiſten dem auswärtigen Ausſchuß überwieſen. Endgültig verabſchiedet wurde der zweite Nachtrag zu dem Geſetz über den Staatsvertrag, betreffend des Ueberganges der Waſſerſtraßen an das Reich. Es handelt ſich um den Zuſatzvertrag mit Preußen und Hamburg. Es folgte dann die zweite Beratung zur Novelle der Unfall⸗ f verſicherung. Der Ausſchuß hat gegenüber der Vorlage noch eine Er⸗ weiterung der Unfallverſicherung beſchloſſen. In einer Entſchließung wurde die Reichsregierung erſucht, beſchleunigt einen Geſetzentwuürf vorzulegen, durch den die zur Zeit noch nicht verſicherten Betriebe und Tätigkeiten in die Unfallverſicherung einbezogen werden. In der Ausſprache ließ die Sozialdemokratie erklären, daß ſie nicht ruhen werde, bis alle Betriebe verſichert ſind, namentlich auch die Hausfrauen. Der deutſchnatio⸗ nale Redner warnte davor, die Selbſtverantwortung des Einzelnen weiter zu untergraben, Kapellmeiſter und Aerzte ſeien durchaus in der Lage, ſich ſelber zu helfen. Der kommuniſtiſche Redner hielt demgegenüber die Vorlage ür unzulänglich. Der deutſch⸗volksparteiliche Redner chlug vor, die Bedenken gegen die Einbeziehung der kauf⸗ männiſchen Angeſtellten durch Einfügung einer Beſtim⸗ mung zu zerſtreuen, wonach der verwaltende Teil des perſicherten Betriebes zu dieſem in einem dem Zweck ent⸗ ſprechenden örtlichen Verhältnis ſtehen muß. Die Wirt. 1030 partei ſprach ſich gegen die weitere Ausdehnung er Unfallverſicherung aus. Die Einzelausſprache und die Abſtimmungen wurde auf Mittwoch, 3 Uhr, vertagt. Anüberbrückbare Gegenſätze. Chamberlain und Briand gegen Streſemann. D Lugano, 11. Dezember. Die Erklärungen, die Chamberlain der engliſchen Preſſe abgegeben hat, zeigen unzweideutig die Annahme der franzöſiſchen Theſe in der Reparationsfrage und Räu⸗ mungsfrage durch die engliſche Regierung. Chamberlam weiſt in ſeiner Erklärung gegenüber der engliſchen Preſſe darauf hin daß zuerſt die Reparationsfrage geregelt werden müſſe. Nach dem Abſchluß kämen erſt Verhandlun⸗ gen über die Rheinlandräumung in Frage. Damit wird der in der Sechs⸗Mächte⸗Entſchließung im September eingenommene Standpunkt, nach dem Re⸗ parations⸗ und Näumungsverhandlungen parallel lau⸗ fen ſollen, aufgegeben und die franzöſiſche Theſe der Abpängigkeit der Rheinlandräumung von der Repara⸗ tionsfrage anerkannt. Es kann kein Zweifel beſtehen, daß dieſe Rege⸗ lung von deutſcher Seite aufs ſchroffſte abgelehnt werden wird. Der deutſche Standpunkt iſt in der bekannten Reichstags⸗ rede Dr. Streſemanns eindeutig zum Ausdruck gebracht und feſtgelegt worden. Es iſt zu erwarten, daß in den weiteren Beſprechungen der Außenminiſter die Räu⸗ mungs⸗ und Reparationsfragen weiterhin ausſchließlich im Vordergrunde ſtehen werden. Die bisherigen Ver⸗ handlungen dürften ſich darauf beſchränkt haben, zu⸗ nächſt nur die verſchiedenen großen Gegenſätze zu be⸗ handeln, die in der letzten Zeit zwiſchen der Auffaſſung der deufſchen Regierung und der alliierten Regierun— gen entſtanden ſind. Denn dieſer Feldzug iſt doch kein Schnellzug. Der franzöſiſche Außenminiſter Briand erklärte vor Vertretern der franzöſiſchen Preſſe, daß er in bezug auf die weiteren Verhandlungen in der Reparationsfrage „äußerſt optimiſtiſch“ ſei. Er ſei der Anſicht, daß der Sachverſtändigenausſchuß für die Regelung der Repara⸗ tionsfrage im Januar zuſammentreten könne und daß man ſodann in kürzeſter Friſt zu einer Einigung gelangen werde. Briand hielt es dann für notwendig, ſeine negative Kritik an Locarno durch ein neues Bild zu bereichern. Er erklärte, der Locarnopakt ſei kein Schnellzug, der immer weiter gehe; man müſſe auch von Zeit zu Zeit ſtillſtehen können. Allerdings verriet Briand nicht, ob denn der Schnellzug aus Locarno überhaupt ſchon abgefahren iſt. Wird die Abrüſtungskommiſſion einberufen? Englands ablehnende Haltung. P Lugano, 11. Dezember. In den verſchiedenen Ausſprachen zwiſchen den Außen⸗ miniſtern und Delegierten ſpielt gegenwärtig die Frage der Einberufung der vorbereitenden Abrüſtungskommiſ⸗ ſion eine größere Rolle. Die Auffaſſungen hierüber ſind außerordentlich geteilt. Die engliſche Delegation, vor allen Dingen Chamberlain, lehnt in Aufrechterhaltung des bis— her von Lord Cuſhendun in Genf verfochtenen Standpunk— tes, eine Einberufung der vorbereitenden Abrüſtungskom⸗ miſſion ab, ſo lange nicht Ausſichten auf eine Regelung der Seeabrüſtungsfrage vorhanden ſind. Da die engliſche Regierung hofft, daß nach dem Re⸗ gierungsantritt Hoovers die direkten Verhandlungen zwi⸗ ſchen der engliſchen und der amerikaniſchen Regierung über eine Verſtändigung in der Flottenfrage bald aufgenommen werden lönnen, ſo wird auf engliſcher Seite ein Zu⸗ ſammentritt der Abrüſtungskommiſſion in dem gegenwär⸗ tigen Stadium der Verhandlungen als unzweckmäßig er⸗ achtete. Auf franzöſiſcher Seite dagegen, will man im Intereſſe der Abrüſtungsarbeiten des Völkerbundes und zur Durchführung der Beſchlüſſe der Vollverſammlung im Frühjahr eine kurze Tagung mit einem beſchränkten Programm abhalten laſſen, um hauptſächlich hierbei die ſowjetruſſiſchen Vorſchläge zur Ablehnung zu bringen. Es iſt nun zu erwarten, daß ſowohl von franzöſiſcher als auch von engliſcher Seite verſucht werden wird, die deutſche Delegation in der Richtung ihrer eigenen Wünſche zu beeinfluſſen. Der deutſche Standpunkt geht bekanntlich dahin, daß, entſprechend den Beſchlüſſen der Vollver⸗ ammlung des Völkerbundes die vorbereitende Abrü⸗ tungskommiſſion im Frühjahr zuſammentreten muß und ihr Programm keinerwegs auf eine kleine Anzahl von Fragen beſchränken darf, vielmehr wird gefordert, daß der geſamte Komplex der Abrüſtungsfragen endgültig zur Erörterung geſtellt wird, um Klarheit über die Stel⸗ 1 0 der alliierten Regierungen in der Abrüſtungsfrage au ſchaffen. f 7 Außenpolitik der Sowjeis. Abrüſtung Nußlands— nach den andern! i Moskau, 11. Dezember. Litwinow erſtattete in der Sitzung des Zentralvoll⸗ zugsausſchuſſes den angekündigten Bericht über die außen⸗ politiſche Lage. Der Sitzung wohnte außer Kalinin und Rykow das geſamte diplomatiſche Korps bei. Der Bericht galt hauptſächlich der letzten Rede Poincares und Briands. Litwinow erklärte, daß die Sowjetunion beteit ſei, vollkommen abzurüſten, wenn die europäiſchen Länder die Ehrlichkeit ihrer Friedens betenerungen durch die Tat be⸗ weiſen würden. Auf die Erklärung Briands, daß nur das einzige Hindernis zur Abrüſtung die Rote Armee bilde hinweiſend, hob Litwinow hervor, daß die Sowjetunion auf die Kampffähigkeit der Roten Armee ſtolz ſein könne, die es der Sowjetunion ermöglicht habe, im Laufe von 11 Jahren den ſozialiſtiſchen Aufbau des Landes durchzu⸗ führen. Wenn die anderen Staaten abrüſteten, dann ſei die Sowjetunion bereit, die Rotarmiſten einer aützlicheren Beſchäftigung zuzuführen, als ſie der Heeresdienſt dar⸗ ſtelle. Das Intereſſe, das in letzten Zeit die Wirt⸗ ſchaftskreiſe der Vereinigten Staaten für die Sowjetunion bekunden, ſei ein Beweis dafür, daß alle Vorwürfe, die Nußland gemacht würden, unbegründet ſeien. Am Schluß der Tagung wurde auf Grund des Be⸗ richts Litwinows eine Entſchließung angenommen, in der die Politik der Sowjetregierung gutgeheißen wird. Aus dem In⸗ und Auslande. Stegerwald tritt als Fraktionsvorſitzender zurück. Berlin, 11. Dez. Gelegentlich der Sitzung des Vor⸗ ſtandes der Reichstagsfraktion des Zentrums wird der bisherige Fraktionsvorſitzende Dr. Stegerwald den Vor— ſitz niederlegen, da er auf dem Standpunkt ſteht, daß das Amt des Parteivorſitzenden und des Fraktionsvor⸗ ſitzenden in einer Hand vereinigt ſein müſſe. Der Vor⸗ ſtand der Reichstagsfraktion wird ſich gleichfalls im Laufe der Sitzung mit der Neuwahl des Fraktionsvorſtandes beſchäftigen. Um die Verwaltungsreform in Elſaß⸗Lothringen. Straßburg, 11. Dez. Das nationaliſtiſche„Journal de l'Est“ kündigte an, daß eine Reform der Verwaltung Elſaß⸗Lothringens unmittelbar bevorſtehe. Dieſe werde ſich ſtreng an die Linien des Geſetzes von 1925 halten, das das Generalkommiſſariat abſchaffte und die General⸗ direktion der elſaß-lothringiſchen Verwaltung einrichtete. Das Blatt betont, daß die Neuerung ihren Beſtimmun⸗ gen und der theoretiſchen Mittel gemäß wichtig ſei. Unruhen im Hedſchas⸗Gebiet. London, 11. Dez. Nach Meldungen aus Jeruſa⸗ lem haben ſich zwei der mächtigſten Stämme des Hed⸗ ſchas gegen König Ibn Saud erhoben. Man befürch⸗ tet, daß ſich die Bewegung auf ganz Arabien ausdeh⸗ nen werde. Die britiſchen Luftſtreitkräfte und Panzer⸗ wagenabteilungen in Transjordanien befinden ſich in Alarmbereitſchaft. Kleine politiſche Meldungen Berlin. Reichspräſident von Hindenburg hat Reichskanzler zum Vortrag empfangen. Berlin. Im Strafrechtsausſchuß des Reichstages langten Beſtimmungen über Angriffe gegen die republi ſche Staatsform und gegen verfaſſungmäßige Körperſch. ten zur Erörterung. Dresden. Nach der Ablehnung des Schiedsſpruches in der ſächſiſch⸗thüringiſchen Textilinduſtrie von beiden Par⸗ teien, fanden auf Einladung des Reichsarbeitsmintſters Beſprechungen über die neue Lage ſtatt. Lugano. Der Völkerbundsrat beabſichtigt, den Regie⸗ rungen von Bolivien und Paraguay telegraphiſch die dringende Mahnung auszuſprechen, ſich zu verſtändigen. London. Das Befinden des Königs von England iſt auch weiterhin beſorgniserregend. Der Prinz von Wales paſſierte Lugano, ohne dort Halt zu machen. Ludwigshafen gegen ſeine Peiniger Proteſt der Giadt Ludwigshafen. Näüumungs forderung für das beſetzte Gebiet. T Ludwigshafen, 11. Dezember. Die Fraktionen der politiſchen Parteien des Stadt⸗ parlaments haben gegen die am 7. Dezember von der Beſatzungsbehörde erlaſſene Verfügung der ſofortigen Be⸗ ſeitigung der an den Anſchlagſäulen angebrachten Kund⸗ gebung anläßlich der zehnjährigen Wiederkehr des Jah⸗ restages der Beſatzung, in der die Räumung des be⸗ ſetzten Gebietes und die baldige Wiedervereinigung des Saargebietes mit dem Mutterlande gefordert wurde, nachſtehenden Proteſt eingelegt: „Nach Art. 19, Paragraph 1 der Ord. 308, können alle Veröffentlichungen, die geeignet ſind, die öffentliche Ordnung zu gefährden, oder die Sicherheit bezw. das An⸗ ſehen der Beſatzungsbehörden und Truppen zu beeinträch⸗ tigen, durch die Rheinlandkommiſſion beſchlagnahmt wer⸗ den. Unſere Kundgebung war in keiner Weiſe gegen die Beſatzung gerichtet, ſie war außerdem bereits zwei Tage an den Plakatſäulen der Stadt augeſchlagen und in ſämtlichen Tageszeitungen veröffentlicht, ohne daß die öffentliche Ordnung auch nur im geringſten berührt wurde. Daraus ergibt ſich, daß die in Artikel 19 geforderten Vorausſetzungen für ein Eingreifen der Rheinlandskommiſſion auf keinen Fall vorlagen, daß alſo der Beſehl der recht⸗ lichen Grundlage entbehrt. Ueber dieſe rechtliche Unhalt⸗ barkeit hinaus aber müſſen es die ſtädtiſchen Fraktionen, die ihre Kundgebung ausſchließlich aus dem Willen der Verſtändigung erlaſſen haben, aufs tieſſte bedauern, daß die Rheinlandkommiſſion durch ihren Eingriff dieſe Arbeit an der gegenſeitigen Verſtändigung durchkreuzt und das Friedenswerk von Locarno in ſchwer⸗ ſter Weiſe gefährdet hat. Wir müſſen das Vorgehen der Nheiulandkommiſſion umſo mehr beklagen, als der Voll⸗ zug des gegebenen Befehls durch die deutſchen Behörden im Widerſpruch zur offenkundigen Auffaſſung der geſam⸗ ten Bevölkerung ſtand und geeignet war, Uurutze in der Bevölkerung auszulöſen. Aus dieſem Grunde legen wir gegen die von der Rheinlandkommiſſion angeordnete Maß⸗ nahme, die unſeres Erachtens einen bedauerlichen Rückfall in Methoden darſtellt, die läugſt überwunden ſchienen, mit Nachdruck Verwahrung ein 5 und fordern erneut, gerade im Intereſſe der Be⸗ friedung Europas, die völlige Räumung des beſetzten Gebietes.“ Das Neich greift ein. Berlin, 11. Dezember. Zu dem Ludwigshafener Zwi⸗ ſchenfall wird von zuſtändiger Stelle folgendes mitgeteilt: In der Angelegenheit des Verbots der Kundgebung in Ludwigshafen aus Anlaß der zehnjährigen Beſatzungs⸗ dauer, iſt der Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete im Auftrage des Miniſteriums für die beſetzten Gebiete am 10. Dezember bei der Rheinlandkommiſſion vorſtellig geworden. Die Antwort der Rheinlandkommiſſion ſteht noch aus. Die Angelegenheit wird vom Miniſterium für die beſetzten Gebiete nachdrücklich weiter verfolgt. Hierzu kann noch bemerkt werden, daß im Reichstags⸗ ausſchuß einſtimmig feſtgeſtellt worden iſt, daß die Lud⸗ wigshafener Kundgebung weder der Form noch dem Inhalt nach für die Beſatzungsbehörde irgend ein Anlaß zum Eingreifen bot. Ob der Offizier, der das Verbot verfügt hat, ſich vorher mit ſeiner vorgeſetzten Behörde in Ver⸗ bindung geſetzt hat, iſt no chnicht feſtgeſtellt worden. Furchtbares Zechenunglück. Sieben Tote. D Nheinhauſen, 11. Dezember. Auf der Neche Diergardt Schacht 1 in Rheinhau⸗ ſen wurden durch Brandgaſe, die beim Brand eines Sta⸗ pelſchachtes entſtanden waren, ſieben Mann getötet. Die Arbeit zur Bekämpfung eines entſtandenen Grubenbran⸗ des erfolgte unter ſachverſtändiger Leitung ohne Störung. Bei der Prüfung, ob Baue von den Brandgaſen in Mit⸗ leidenſchaft gezogen waren, wurden in einem entfernt lie⸗ genden Bau, in dem normalerweiſe keine Brandgaſe ver⸗ mutet werden konnten, mehrere Leute betäubt. Bei der Bergung dieſer Leute, von denen vier ſofort getötet wurden, wurden mehrere mit Gasgeräten ausge⸗ rüſtete Rettungsmannſchaften betäubt, von denen drei kurz darauf ſtarben. Weiter wurden drei Mann mit ſchweren Gasvergiftungen ins Krankenhaus gebracht. Eine weitere Gefahr beſteht nicht mebr. wurde auf dem Kölner Zentrumsparteitag mit 184 Stim⸗ men zum alleinigen Vorſitzenden der Partei gewählt. Dr. Kaas nahm die Wahl an. Aus Heſſen. Anterſchlagungen ohne Ende. Weitere Veruntreuungen in Mainz. Mainz, 11. Dez. Bei einer Wirtſchaftsorganiſation zum Einkauf von Kohlen und Winterlebensmitteln, die hauptſächlich von Poſtbeamten beſtellt waren, iſt in der Unterſtützungskaſſe ein größerer worden. Der hat, wie ſich bis jetzt feſtſtellen ließ, 12000 Mark un⸗ terſchlagen. Wohin das Geld gekommen iſt, weiß man nicht. Der Poſtſchaffner iſt geſtändig und will ſich ver⸗ pflichten, das fehlende Geld zu erſetzen. Fehlbetrag feſtgeſtellt Verwalter der Kaſſe, ein Poſtſchaffner, Zu den gemeldeten Unterſchlagungen bei der Main⸗ zer Stadtkaſſe iſt noch zu erfahren, daß ſich durch die be— hördlichen Unterſuchungen jetzt ein Fehlbetrag von etwa 15000 Mark herausgeſtellt hat. 1 werden weiter fortgeführt. Von dem flüchtigen Verwal⸗ tungsbeamten Kloß feht iede Snur. Man nimmt an. Die Unterſuchungen Felis ſoimnend ist der Weg zu uns. Von Berlin, der deulschen Modezenirule, erhalien ir aus eigener Fabrik täglicſi die neuesten Modelle. Wir hennen Ihren Geschmack und köõnnen ihm gerecht werden. Das isi Ihr Vorteil, der aueh Ihrer Briettuschie zugute kommi. Michi weil ist es zu Gebrüder Maunes Mannheim P 4. 1112 Die Qualitäts kleidung für Herten und Knaben daß er in die franzoſiſche Schweiz geflüchtet iſt, wohin 10 n en unterhalten bal. Von anderes Gene we berichtet, daß die Verfehlungen und kern an weit größeren Umfangs ſind. Die Stadtverwaltung teilt je⸗ 00 mit, daß dieſe Meldungen nur auf Kombinationen beruhen. ö e Fehlbetrag von 25 000 Mark. Bei den Unterſchlagungen in der Gemeindekaſſe von Derheim wurde jetzt, wie verlautet, ein Fehlbetrag von etwa 25000 Mark feſtgeſtellt. Wie der Betrag ent⸗ wendet werden konnte, war bis jetzt nicht feſtzuſtellen. Das Defizit bei der 1 fe i Oppenheim, 11. Dez. Eine Meldung, wonach in der hieſigen Bahnkaſſe ein Fehlbetrag von 10000 Mark entdeckt worden iſt, trifft nicht zu. Ein vor einiger Zeit entſtandenes Manko konnte bereiis wieder gedeckt wer⸗ den und die Sache iſt erledigt. Anzeige bei der Staats⸗ anwaltſchaft wurde nicht erstattet, ſomit entbehren auch alle hierüber umlaufenden Gerüchte einer Grundlage. Mainz.(Ein brennendes Perſonenauto.) Unweit der Platte bei Wiesbaden kam ein Auto von der Chauſſee ab und fuhr in den Wald. Hierbei geriet der Wagen in Brand. Der Inſaſſe, der Kaufmann A aus Mainz, wurde von Paſſanten aus dem rennenden Auto gerettet und ſchwer verletzt ins Kran⸗ lenhaus gebracht. Das Auto wurde total vernichtet. Die Not der Lanbwirtſchaſt. Agrar⸗Debatte im Landtag. O Darmſtadt. 11. Dezember. Der heſſiſche Landtag hatte ſich in ſeiner Dienstag⸗ Sitzung mit einem Antrag des Landbundes zu beſaſſen, der eine längere und ſehr bedeutungsvolle Agrar⸗Debatte auslöſte. Der landbündleriſche Antrag hatte folgenden Wortlaut:„Die Regierung wird beauftragt, auf die Reichsregierung einzuwirken, daß das Reich den Renten⸗ bankzins als ſteuerliche Vorbelaſtung der Landwirtſchaft auf die Reichskaſſe übernimmt.“ Aus der Begründung des Antrages iſt hervorzuheben, daß die wirtſchaftliche Not der Landwirtſchaft durch ſteuerliche Ueberlaſtung mit ver⸗ ſchuldet ſei. Die Linderung der Not ſei nur dann möglich, wenn neben geeigneten wirtſchaftspolitiſchen Maßnahmen die Steuerlaſt geſenkt wird. Der Rentenhankzins ſei heute nur noch eine einſeitige Belaſtung der Landwirtſchaft. ſo daß eine Uebernahme derſelben durch das Reich auch aus dieſem Grunde angebracht ſei. Nach der Begründung des Antrages ergriff Abg. Glaſer(Ldb.) das Wort zu längeren Ausführungen, in welchen er di: Not der Landwirtſchaft ſchilderte. Hierbei führte er aus, daß in Deutſchland keine Abſatzmöglichkeiten für landwirtſchaftliche Produkte beſtünde und die Erzeugniſſe weit unter Preis abgeſetzt werden müßten. Außerdem ſeien die Betriebe ſtark verſchuldet. Sodann wandte ſich der Redner gegen den Handelsvertrag mit Polen, der für Deutſchland eine große Vieheinfuhr bringen würde. Wenn das Reich nicht helfe, dann müſſe die Landwirtſchaft mit gewerk⸗ ſchaftlichen Mitteln vorgehen, was gleichbedeutend wäre mit dem Ruin der deutſchen Volkswirtſchaft. Auf dieſe Ausführungen antwortete der Arbeitsminiſter Kor ell, welcher erklärte, daß die jetzige Reichsregierung durch ihre Geſetzesvorlagen ſchon bewieſen habe, daß ſie der Land⸗ wirtſchaft helfen wolle. Die von dem Abg. Glaſer an⸗ geführten Zahlen ſtellte der Miniſter in Zweifel und be⸗ merkte weiterhin, daß für un polniſchen Handelsver⸗ trag nicht allein innerpoli! und pwirtſchaftliche, ſon⸗ dern auch außenpolitiſche Gründe mitbeſtimmend wären. Der Miniſter ging dann auf die Preiſe der einzelnen land⸗ wirtſchaftlichen Produkte ein und verſuchte, die Urſachen dieſer Preisgeſtaltung zu ergründen. Zum Schluß ſeiner Ausführungen warnte er den Landbund vor gewaltſamen Maßnahmen und forderte ihn auf, mit der Regierung gemeinſame Wege zu ſuchen, um Abſatzmöglichkeiten für die Landwirtſchaft zu finden. Abg. Maurer(S.) wies hierauf die Ausführungen des Abg. Glaſer zurück, er⸗ klärte aber, daß auch ſeine Partei dem landbündleriſchen Antrag zuſtimmen würde. Auch Abg. Weckler(3.) ſprach ſich für den Antrag aus, bemerkte aber, daß die Entſcheidung hierüber im Reichstag fallen müſſe. So⸗ dann ſprachen noch die Abg. Dr. Leuchtgens(Idb.), Niepoth(D. Vp.) und Dr. Werner(fraktionslos), worauf der Antrag einſtimmig genehmigt wurde. Hier⸗ auf vertagte ſich das Haus auf Mittwoch. Ein edles Frauenleben. Roman von Carola Weiß. Copyright by Greiner& Conip. Berlin W 30. Nachdruck verboten 23. Fortſetzung. Wir blieben einige Tage, denn unſere Frau war ſehr angegriffen, auch wollte ſie die Tochter ausgraben und überführen laſſen. Der brave Arzt bat zwar eindringlich, dies zu unterlaſſen.„Ich ſtand am Sterbebett Ihrer Tochter,“ ſagte er,„und weiß, wie ſie ihren Mann ge⸗ liebt, ſein Name war ihr letztes Wort. Trennen Sie nicht, was Gott im Leben und Tode vereint.“ Sie blieb feſt. Eine Cillagi durfte in keinem fremden bürgerlichen Friedhofe ruhen. Es war etwas anderes, liebes Fräulein, ich verſtand es beſſer. Da ſie die Tochter iim Leben nicht hatte halten können, wollte ſie wenigſtens die Tote in ihrer Nähe haben. Es war eine traurige Fahrt. Oh, daß ſie es hat über⸗ leben können. Die tote Tochter, die lebenden Enkel, alles in einem Fuge.. Mich hat damals der Herzensjammer ganz krank gemacht. Vier Jahre ſind es heute, daß ſie ſtarb, gerade am Todestage des ſeligen Herrn. Meine arme, ſüße Irma, wer hätte ihr ein ſolch frühes trauriges Ende vorhergeſagt!“ Die Alte ſchwieg, und Eliſabeth ſah ſtill vor ſich hin. „Wie nahm der Graf die Botſchaft auf?“ fragte ſie bann nach einer langen Zeit. 0„Ich weiß es nicht, liebes Fräulein, er war nicht zu Hauſe. Die Gnäbige ſchrieb ihm wohl davon, er aber kam erſt nach einem Jahre auf Urlaub. Geſprochen hat er nie davon, aber die Kinder hat er ſehr lieb. Man ſcheint über⸗ haupt von dieſer Angelegenheit nicht zu ſprechen.“ „Ihr habt mich nicht erſt aufmerkſam darauf zu machen 77 7 1 Sanna, ich habe mich ſchon oft gewundert, aß man nicht einmal der Mutter von den Kindern er⸗ wähnt.“ i 45 ſehen Sie, liebes Fräulein, dann müßte man la auch von dem Vater ſprechen, und das will man nicht.“ „Von dem Vater der Kinder will man nicht ſprechen,“ dachte Eliſabeth. Sie konnte es nicht faſſen. Es kam ihr wie ein ungeheures Verbrechen vor, ſo das Andenken an die Eltern bei den Kindern zu zerſtören. Und warum, warum? Weil er ein Bürgerlicher war. Mit welchem Rechte durfte man jede Erinnerung an ihn im Herzen ſeiner Kinder verlöſchen? Und wer beging dieſen Frevel? des Urteil, eine klare Anſchauungsweiſe hatte. Oh, über das Vorurteil der Menſchen, das unbeilvoller als ſchnei⸗ dendes Erz zwiſchen ihrem Glück ſtand. Wie glücklich hätten die beiden Menſchen werden können, wenn ſie in gewöhnlichen Verhältniſſen geboren wären. Warum hatte ſich aber auch das Schickſal hinein⸗ gemiſcht und traurig zu Ende geführt, was menſchliche Verblendung ſo grauſam begonnen? War es, weil ſie nur dem Zuge des Herzens gefolgt, nur der Stimme der Leidenſchaft, die zu ihnen geſprochen? Hätte ſie ſo gehandelt? So handeln können, wenn ſie das vom Leid ergraute Haupt der Mutter geſehen? So handeln können, nachdem ſie geſchworen?... Viel- leicht, wenn die Tochter die Zeit ausgeharrt, Zeit und Liebe hätten die Mutter umgeſtimmt. Die Zeit! Die Gräfin hätte nie eingewilligt, und wenn Jahre darüber hingegangen wären, ja, eine Stimme ſagte Eliſabeth, daß .. wenn dieſer Fall nochmals an ſie herantreten würde, ſie trotz des großen Schmerzes, trotz der gewonnenen traurigen Erfahrungen nicht anders handeln würde. Eliſabeth konnte diesmal mit ihren Gedanken nicht ins reine kommen. Ihre klare Denkweiſe reichte nicht aus, all die mißtönenden Eindrücke zu verſöhnen. Doch, was dem Kopfe nicht gelingen wollte, 7 ſchließlich dem Herzen. Mitleid legte ſich wie warmes Licht über all die ſcharfen Mißtöne. Sie fühlte Mitleid mit der Tochter, die ein kurzes Liebesglück mit ihrem jungen Leben be⸗ zahlte, und ein noch größeres mit der unglücklichen Frau, die ebenſo ein Opfer ihres Standes und Vorurteils 91 worden war, wie ſie es ihr Kind werden ließ, und die Wunde, die ſie ſich geſchlagen, war tiefer und blutete länger, da die Tochter längſt allem Schmerz entrückt war. Am ſchlimmſten kam Graf Geza weg. Das Gefühl der Teilnahme, das 1005 in ihrem Herzen zu dämmern begann, alle unangenehmen Empfindungen verwiſchend, Eine Frau, die, ihren Adelsſtolz abgerechnet, ein geſun⸗ war plötzlich wie ausgelöſcht. Sie ſah ihn immer vor ſich, den Rohen, Gewalttätigen, wie er die arme Gchweſter mißhandelte, und ſie zu dem furchtbaren Eide zwang, der für ſie zum Meineid wurde. 13. Kapitel. In dem gräflich Palſyſchen Schloſſe wurde zin Konzert veranſtaltet, das ſich faſt zu einem nationalen kaſſe der im Jahre 48 Honved⸗Gefallenen, und jeder wollte ſeine patriotiſche Geſinnung bekunden. Auch Eliſabeths Beteiligung wurde beanſprucht, denn ihr vollendetes Violinſpiel war noch vielen in Erinne⸗ rung und hatte ſich in der ganzen Gegend herumgetragen. Es war nicht nach dem Sinne des Mädchens, denn jede öffentliche Schauſtellung war ihr zawider, ſelbſt wenn ihr wie hier ein edlerer Zweck zugrunde lag, aber ſie konnte ſich der Einladung nicht entziehen, da ſie merkte, daß es die Gräfin wünſchte. Zugunſten der Witwen und Waiſen der ee fallenen, deren Anführer der gemordete Graf geweſen! .. Welche Erinnerungen mochten in der Seele der un⸗ lücklichen Frau aufſteigen, und wie mußte ſie mit allen Empfindungen dafür ſein! Dieſer Gedanke entſchied bei Eliſabeth. Anfangs hieß es, die Gräfin würde mitfahren, als aber der Abend des beſtimmten Tages kam, fühlte ſie ſich ſo ſehr angegriffen, daß ſie zu Hauſe bleiben mußte, und ſo fuhr Eliſabeth allein. vormittags hingeritten, da er einer der Feſtorbner war. Eliſabeth wußte, daß man ſie nur ihres Spieles wegen geladen, und welchen Anſpruch konnte ſie auch machen, auf andere Weiſe in den Kreiſen zu erſcheinen! Sie nahm die Sache auf, wie ſie aufzunehmen war, mit einer kühlen Ruhe, wie eine Pflicht, die man jemand zuliebe übernommen und die man erfüllen will. Gortſezung folgt.) Feſte ge⸗ ſtaltete und woran ſich der Adel des ganzen Komitats beteiligte. Es war zugunſten der Witwen⸗ und Waiſen⸗ Graf Geza war ſchon Lokales und Allgemeines. Wieetterbericht vom 12. Detember. Vorausſichtliche Witterung bis Don⸗ ner Fot Ergiebigere Schneefälle, naßkalt, ſpäter ſtren⸗ ger Froſt. 12 — 33 Milliarden Stück Zigaretten in einem Jayr verraucht. Das lehrt uns die Skatiſtik für das Rechnungs⸗ jahr 1927.28. Im letzten Vorkriegsjahr verbrauchte Deutſchland nur etwa ein Drittel jener gewaltigen Summe. Auf dieſe ungeheure Steigerung haben wir keine Veranlaſſung, ſtolz zu ſein. Nicht nur die Nikotingegner werden darob griesgrämig das Geſicht verziehen, ſondern auch die Volkswirtſchaftler; gar nicht zu reden von den Reparationen heiſchenden Ländern, die daraus den Schluß ziehen werden: Deutſchland iſt wohlhabend, Deutſchland kann zahlen! Demgegenüber darf freilich nicht verkannt werden, daß Tauſende und Abertauſende durch Zigaretten⸗ herſtellung und Verkauf ihren Lebensunterhalt verdienen. Am meiſten geraucht werden 4 Pfennig⸗ und 5 Pfennig⸗ Zigaretten, deren Anteil am geſamten Verbrauch in den letzten 4 Jahren von 36,6 auf 80 Prozent ſtieg. Die Ver⸗ ſchiebung vollzog ſich überwiegend auf Koſten der billigen Sorten bis zu 3 Pfennig, deren Anteil 1925 noch 55 Prozent, dagegen 1927⸗28 nur noch 8 2 Prozent betrug. Wohl eine Folge der erhöhten Tabakſteuern und Zölle. — Zur geplanten Erhöhung der Krankenverſicherung. Der Plan der Erhöhung der Verſicherungsgrenze in der Krankenverſicherung wird weiterhin im Reichsarbeitsmi⸗ niſterium ernſtlich erwogen. In dieſem Zuſammenhang iſt es von Intereſſe, daß ſich nach der Statiſtik die Zahl der Mitglieder der Krankenverſicherung vom Jahre 1913 mit 15,5 Millionen, im Jahre 1926 auf 18,4 Millionen und unter Einbeziehung der Erſatz⸗ und Knappſchafts⸗ kaſſen auf 19,5 Millionen erhöhte. Entſprechend der Mit⸗ gliederzahl ſtieg auch das Geſamtvermögen der Kranken- verſicherung: Im Jahre 1913 belief es ſich auf 310,8 Millionen, im Jahre 1925 erreichte es 320,5 Millionen und mit Einſchluß der Erſatz⸗ und Knappſchaftskaſſen 372,6 Millionen und im Jahre 1926 ſtieg es auf 441.5 Millionen reſp. 4,99,6 Millionen Rm. — Auf 100 Aerzte 27 Kurpfurſcher. Im Reichs⸗ geſundheitsblatt werden von Dr. Dornedden Zahlen über die nichtapprobierten Laienbehandler aufgeführt. Danach betrug ihre Zahl im vergangenen Jahr in Deutſchland 11761(unter ihnen 2832 Frauen). Das bedeutet auf 10 000 e 186 Kurpfuſcher oder auf 100 Aerzte 27 Kurpfuſcher. Mit früheren Statiſtiken vergliben, be⸗ deutet dies eine außerordentlich ſtarke Vermehrung der Kurpfuſcher, trotz der ſtarken Zunahme der approbierten MNoratoe. * Holz⸗Verſteigerung. Auf die morgen Donners⸗ tag vorm. 9 Uhr im Freiſchütz ſtattfindende Holzverſteigerung durch das Forſtamt Viernheim machen wir die Intereſſenten hierdurch aufmerkſam. * Betriebsrepiſion. Von der Polizei werden zur Zeit Betriebsreviſionen vorgenommen. Achtung 1 W dae große Ereignis an err ee Weihnachts feiertag im„Kaiſerhof“ uren da ung eg zur eaag pts end, unnansguzturrnatluenntwettidgeuuntntulumkera m kadentitmwkutnmnaumitutdtmuuduuumnaunn Weihnachtsdrama in 3 Akten. Erſt⸗Auffährung von den Mitgliedern des Operetten⸗Theater⸗ Vereins Viernheim machen wir die vorehrliche Einwohnerſchaft aufmerkſam. Einen guten 1 Zimmer brammophon und Küche (faſt nen für Mark 40, zu zu vermieten. Wo, ſagt der Ver⸗ verkaufen. Von wem, ſagt der lag ds. Bl. Verlag. Viernheim 15 Lorſcherſir. 8 Rathausfir. 50 Für die — 5 11 N i 779 ft. Weizenmehle 50 ausgiebig u. von erprobter Backfähigkeit g 1 0 aus erſten ſüddeutſchen Mühlen 2 5 Gpezial 0 Auszugsmehl 00 10 Pfund 20 Pfund 24 15 uu friſche bol. Buner Margarine% 50, 70, 85,1 1 Heutſches u. amerik. chweineſchmalz Cocosfett ofen 1d in Lielt f Wandeln Eultevinen Haſelkerne Roſinen AKotosflocen] Korinthen Citronat— Dangeat friſche Citronen Stück 8 und 10 Pfennig. in beſten garantiert reinen geſetzent⸗ ſprechenden Qualitäten. Orangen Pfund 25 Pfeunig 5˙, KNübatt 955555555555 55 555590 Club der Geflügelzüchter 1926 Sonntag, den 16. Dezember im Saale zum 5 Goldenen„Karpfen“ LN Seflügelſchau * l 5 5———. Hel 5 N verbunden mit Preisſchießen. Gute Kaufgelegenheit von 1a. Zuchttieren zu billigen Preiſen iſt vorhanden. 5 Die Ausſtellungs leitung. NB. Die zur Ausſtellung gemeldeten Tiere müſſen am Freitag Abend von 5—8 Uhr im Karpfen eingeliefert werden. 985595355555 5 95595959996 Sport und Spiel. O. J. K. Sportſchau. Viernheims beſſere Elf unterliegt unverdient O0: 1. Der am vergangenen Sonntag ſtattgefundene Ver⸗ bandskampf gegen Lorſch um die Bezirke meiſterſchaft brachte den Etnheimiſchen nicht den gewünſchten Erfolg. Obwohl unſere Blauweißen dei ¼ der Spielzeit als beſſere Mannſchaft angenehm hervortraten, war Lorſchs Elf die glückticherere, die mit dem einzigen im ganzen Kampſe ge⸗ fallenen Tor die Niederlage Viernheims beſiegelte. Der unvorſchriftsmäßige Platz mit ganz kleinen Maßen der für Entſcheidungsſpiele völlig ungeeignet ſſt, kann wohl als Hauptgrund für das verlorene Spiel geltend gemacht werden. Alle Steilvorlagen endeten entweder im Seiten⸗ oder im Toraus und ſo konnte ſich ein wirklich ſyſtem⸗ volles Spiel, wie es unſere 1. Elf immer beſſer zu ſpielen verſteht, nicht entwickeln. Die Mannſchaften waren des öfteren völltg auf einen Klumpen zuſammengedrängt. Oeftere Geplänkels vor beiden Toren blieben natürlich auch nicht aus. Einen dieſer Augenblicke benutze Lorſch geſchickt zu ſeinem Erfolg. Im Ganzen geſagt, war das Treffen von Anfang bis zum Schluß ſtark erregt. Der Schiedsrichter war dem Spiele nicht gewachſen, mehrmals entſchted er nicht in der richtigen Weiſe und beeintrüch⸗ tigte ſo auch noch den unglücklichen Ausgang für Viern⸗ heim. Um genügende Platzdisziplin ſcheint ſich Lorſchs Publikum auch noch wentg zu kümmern. Wenn auch uti⸗ liebſame Zurufe in der Hauptſache aus Vorſchs Lager kommend die Spannung des Spieles unterbrach, ſo kann aus dem Verhalten des Geſamtpublikums doch noch ein anſehnliches Maß von D. J. K.⸗Geiſt wahrgenommen wer⸗ den, da es bei den ſtark erhitzten Köpfen nicht zu Tät⸗ lichkeiten kam. Ruhig und zufrieden kehrten alle zum Umkleidelokal zurück. Die beiden Rivalen ſtehen nun⸗ mehr punktgleich. Ein Endſpiel auf neutralem Boden wird noch notwendig ſein, um den Bezirksmeiſter für dieſes Jahr endgültig zu ermitteln. Darmſtadt dürfte wohl heute ſchon als Kampfſtätte genannt werden. Hof⸗ fen wir, daß unſeren Einhetmiſchen das Glück holder iſt als am letzten Sonntag. Beſtecke l Groß Oleg das Verbrechen in Neal? Chicagos Polizeipräfident ermordet.— Eine Warnung für Hoover? Als der neue Polizeipräſident Chicagos, Ruſſel, ſein Amt im Frühjahr dieſes Jahres übernahm, waren er und ſeine Freunde ſich ebenſo wie ſeine Gegner darüber klar, daß ein Kampf auf Leben und Tod besorſtehe. Dieſer Kampf iſt vorläufig einmal zu Ungunſten des Rechts entſchieden, der Mann, ö beſaß, den organiſierten Mord in der an Verbrechen reich⸗ ſten Stadt der Welt an die Gurgel packen zu wollen, iſt tot und wer weiß, ob ſich ein Nachfolger ſo leicht finden wird. Denn wie die Dinge in Chicago gegenwär⸗ tig liegen, beherrſchen die Verbrecherorganiſationen be⸗ dingungslos die Oeffentlichkeit, ja das Verbrechertum übt gewiſſen Funktionen der Polizei aus. Der berüch⸗ tigte Bandenführer Al Capone, der ſchlimmſte Verhre⸗ cher in der Rekordgeſchichte des amerilaniſchen Verbrecher⸗ tums, läßt politiſchen wie induſtriellen Organiſationen ſeinen Schutz angedeihen, wenn ſie genug zahlen und zwingt ſie, entweder genug zu zahlen, oder pon der Bild iche zu verſchwinden. Unternehmer, die ſich ſeiner Ge⸗ waltherrſchaft entziehen wollen, müſſen erleben, daß ihre Fabriken bon Bombenattentaten heimgeſucht, ihre Lie⸗ ferautomobile auf offener Straße zerſtört, ihre Ange⸗ ſtellten ermordet werden. Vor länger als einem Jahre hatte Ruſſels Vorgänger die kriegführenden Parteien, d. h. Vertreter der Juſtiz, der Polizei, der politiſchen Or⸗ ganiſationen und der Banden zu einer Friedensverhand⸗ lung in eines der größten Hotels Chicagos geladen. Die Verhandlungen zerſchlugen ſich. Die Gewaltherrſchaft der Banden zeitigte neue Verbrechen und Ruſſel nahm es auf ſich, den Kampf gegen ſie zu organiſſeren. Er wurde da⸗ bei unterſtützt durch eine Vereinigung Chicagoer Geſchäfts⸗ leute, die urſprünglich mit dem Chicagoer Bürgermeiſter und dem Generalſtaatsanwalt Crowe zuſammengearbei⸗ tet, dieſe Zuſammenarbeit aber aufgegeben hatte, nachdem erwieſen war, daß auch dieſe beiden Männer den Befehlen der Bandenführer ſich beugten. Ein Bericht dieſer Kom⸗ miſſion fagt, daß in den letzten Jahren nur durchſchnitt⸗ lich wenig mehr als 3 Prozent der Angeklagten rechts⸗ mäßig verurteilt ſeien. Von 760 Morden in den Jahren 1926.7 murden 10 durch Todesurteile geſübnt. Er⸗ der die Verwegenheit ſchießungen von Poltziſten— 90 in den beiden Jahren 1926⸗27— werden von der Polizei ohne weiteres mit dem Vermerk„in Notwehr erſchoſſen“ ad acta gelegt. Offenkundige Morde werden in Notwehrhandlungen um⸗ gedeutet, die Angeklagten gehen ſtraffrei aus. Zeugen, die belaſtend ausgeſagt hatten, oder von denen belaſtende Ausſagen zu erwarten ſind, werden promt, ermordet. In dem halben Jahr vor den Chicagoer Kommunal⸗ wahlen erfolgten 85 Bombenanſchläge gegen Gegenkan— didaten Thompſons und anderer Gegner des Verbrecher⸗ tums. Ruſſel, der ermordete Polizeipräſident mußte un⸗ terliegen, weil er ſich auf ſeine Leute nicht verlaſſen konnte, weil die wenigen Zuverläſſigen von ſeinen Leu— ten wiederum durch die Juſtizfunktionäre gehemmt wur⸗ den, und weil endlich nur ganz wenige Menſchen wagen, ſich dem Kampf gegen das Verbrechertum, das— wie überall in USA.— von den Alkoholſchmugglern be— herrſcht wird, anzuſchließen. Soeben hat Hoover ver⸗ kündet, daß er Vergehen gegen die Prohibitionsgeſetze rückſichtslos bekämpfen werde. Die Chicagoer Schnaps⸗ könige werden vor dem Präſidenten des Staates ebenſo Oiab zurückweichen, wie vor dem Polizeipräſidenten ihrer tadt. Vermiſchtes. Sieben neue Planeten entdeckt. Wie der Wiſſen⸗ ſchaftler Delporte vom Kgl. Meteorologiſchen Inſtitut von Ucele in Belgien, der kürzlich ſieben neue Planeten entdeckte, mitteilt, beſchäftigen ſich in der ganzen Welt durchſchnittlich etwa 12 Obſervatorien mit der Suche nach kleinen Planeten, wovon etwa 125 im Jahre neu gefunden werden. Allerdings ſind dieſe Planeten nicht im⸗ mer neu, viele wurden ſchon einmal beobachtet, ohne daß man ſie identifizieren konnte. Ihr Weg durch das Welt⸗ all war zu wenig bekannt und außerdem übte die An⸗ 18000 skraft des Jupiters einen ſolchen Einfluß aus, daß ie kleinen Planeten oft pöllig aus ihrer Bahn gewor⸗ fen wurden, Falls ein Aſtronom einen kleinen Planeten entdeckt, gibt man dieſem einen proviſoriſchen Namen, vergleicht dann die in jedem Jahr über die Himmels⸗ erſcheinungen erfolgten Veröffentlichungen, um feſtzuſtel⸗ len, ob die Merkmale des neuen Sterns nicht bereits umter den zurzeit 1100 bekannten Planeten zu finden find. Die vierte Brandſtiftung in Altheim. . Buchen, 11. Dezember. Die Gemeinde Altheim im Odenwald wurde jetzt zum vierten Male innerhalb kurzer Zeit durch Brandſtifter heimgeſucht. Vier gefüllte Scheunen nebſt Stallungen wurden ein Raub der Flam⸗ men. Auch diesmai wieder konnten die Brandſtifter un⸗ erkannt entkommen. Insgeſamt ſind bisher 13 Baulich⸗ keiten vernichtet worden. In dem Ort herrſcht begreiflicher⸗ weiſe große Erregung. Die Behörde hat für Ermittlung der Täter 3000 Mark Belohnung ausgeſetzt. * Mannheim.(Bankier Faßhold verhaf⸗ tet.) Der Mannheimer Bankier Thomas Faßhold, der Inhaber des in Zahlungsſchwierigkeiten geratenen Bank⸗ hauſes Faßhold iſt auf Grund einer Anzeige eines Kun⸗ den des Bankhauſes verhaftet worden. Dem Verhafteten werden Unregelmäßigkeiten hinſichtlich der Verwaltung der Depoteinlagen zur Laſt gelegt. i Heidelberg.(Erſte Autolinie der Stra⸗ ßen bah n.) Die erſte Autolinie der Straßenbahnge⸗ ſellſchaft wird am Montag, den 17. Dezember in Betrieb an en werden. Die Wagen werden alle Viertelſtunde ahren. Weinheim.(Wegen Nahrungsmittelfäl⸗ ſchung verhaftet.) Der Inhaber eines hieſigen Le⸗ bensmittelgeſchäfts wurde wegen fortgeſetzter ſuſtematiſcher Nahrungsmittelfälſchung durch die Gendarmerie verhaftet und nach Mannheim in Unterſuchungshaft abgeliefert. Es wird ihm zur Laſt gelegt, Butter durch Zuſatz von Mar⸗ garine gefälſcht und in den Handel gebracht zu haben. Heddesheim.(Diſziplinar verfahren ge⸗ gen einen Bürgermeiſter.) Das Diſziplinarver⸗ fahren gegen den hieſigen Bürgermeiſter Hetterich ſtand vor dem Bezirksrat in Weinheim zur Verhandlung. Dem Beklagten wurde zur Laſt gelegt, durch ſein außerdienſt⸗ liches Verhalten das mit ſeiner Stellung verbundene An⸗ ſehen erſchüttert zu haben. Nach zweieinhalbſtündiger Ver⸗ handlung, die wegen Gefährdung der Sittlichkeit unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtattfand, wurde gegen Het⸗ terich Dißtoiinnrcen d alſo auf die härteſte Straf eines Dißziplinargerichts erkannt. Dem Verurteilten ſteht die Berufung an das Miniſterium, bezw. an den Diſzipll⸗ narhof in Karlsruhe offen. ö