Neues in Kürze. zv: Die ſechs Mächte haben vereinbart, daß ein un⸗ abhängiger Ausſchuß, zu dem auch wünſchenswerter Weiſe Aena Sachverſtändige delegieren möge, zuſammentritt, um das Reparationsproblem endgültig zu löſen. 26: Die Wirtſchafts verhandlungen mit Rußland ſind in befriedigender Form zu einem vorläufigen Abſchluß gelangt. l 2c: Der Attentater, der den Generalſtaatsanwalt Fa⸗ chot durch drei Schüſſe ſchwer verletzte, hat ſich den Be⸗ hörden ſelbſt geſtellt. 28: Ueber Konſtantinopel wird ein Sieg Aman Allahs über die Aufſtändigen gemeldet. Eine Beſprechung beim Neichspräſidenten ö Dr. Simons beſteht auf ſeinem Rücktritt. b Berlin, 22. Dezember. Der Reichspräſident empfing den Reichsgerichtsprä⸗ ten Dr. Simons zu einer Ausſprache über den zwi⸗ ſchen dem Staatsgerichtshof und der Reichsregierung ent⸗ denen Konflikt. An der Beſprechung nahmen ferner der Reichskanzler, der Reichsjuſtizminiſter, ſowie Staats⸗ ſekretär Dr. Meißner teil. 6 Am Schluß der Ausſprache erklärte Reichsgerichts⸗ präfident Dr. Simons, er ſei zwar nach den Darlegun⸗ inen des Reichspräſidenten, des Reichskanzlers und des Reichs fuſtizminiſters überzeugt, daß die Abſicht einer Miß⸗ achtung des Staatsgerſchtshofes und ſeiner Entſcheidung ſeitens der Reichsregierung nicht vorläge, müſſe aber den⸗ noch mit Nückſicht auf die von ihm von Anfang an ein⸗ genommene grundſätzliche Stellungnahme auf ſeinem Ab⸗ ſchiedsgeſuch beharren. n 5 Gleichzeitig erklärte ſich der Reichsgerichtspräſident auf Wunſch des Reichspräſidenten und der Reichsregierung und im Hinblick auf die Geſchäftslage des Reichsgerichts bereit, ſein Amt bis zum April kommenden Jahres weiter⸗ zuführen. e ö Abſchluß der Verhandlungen mit Rußland Entgegenkommen der Sowfetreglerung. b Berlin, 22. Dezember. Ueber den Inhalt der jetzt.. 5 ſſenen deutſch⸗ tufſiſchen Verein.... ed folgendes berichtet: Den deutſchen Wünſchen ſei in zahlreichen Einzelfra⸗ gen ſtattgegeben we- en, beſonders ich der Erleich— terungen im Reiſeverkehr, der Gebührenermäßigung, der Benachrichtigung der deulſchen Botſchaft von Verhaftun⸗ gen auch ſolcher Deutſchen, deren Staatsangehörigkeit felhaft iſt, ſe er ſei im Hinblick auf Ver heſſerungen im gewerblichen Rechtsſchutz von ruſſiſcher Seite Entgegenkommen gezeigt worden, ſo— wie in der Frage des Tranſitverkehrs, der Aufnahme von Verb ungen über den Telephonverkehr und der Zu⸗ laſſung von Agenten deutſcher Seeſchiffahrtsgeſellſchaften. Beden spyoll iſt, daß der deutſchen Botſchaft der direkte Verkehr mit ſämtlichen Volkskommiſſariaten freigegeben worden ſei. N Ein großer Erfolg der deutſchen Wirtſchaftsdelegation ſei eine offizielle ruſſiſche Erklärung über die Wirt⸗ ſchaftsſpionage. Die Erklärung ſtelle eine weitgehende Anpaſſung an die weſtliche Auffaſfung dar. Dieſen Zugeſtändniſſen hatten ruſſiſche Beſchwerden über einige deutſche Banken, mit der Lepie-Aultion gegenübergeſtanden. Nicht befriedigt wor⸗ den ſei der deutſche Wunſch nach erleichterter Zulaſſung deulſcher Unternehmungen im Regiſtrierungswege. Hin— ſichtlich der Veſchwerden von Konzeſſionären wurde erklärt, die Sowjetregierung werde mit dieſen un— mittelbar verhandeln, um die Beſchwerdepunkte auszu⸗ räumen und die Wirtſchaftsorgane anweiſen, die Waren— zanläufe und Verkäufe deutſcher Konzeſſionäre loyal zu behandeln. a Im Frühjahr ſolle kungen über den S tarif und Doppel neue deutſch⸗ruſſiſche Verhand⸗ des Urheberrechtes, den Zoll⸗ J aufgenommen werden. Die Gachverſtändigenkommiſſion. Offizieller Auftrag der ſechs Mächte. o Berlin, 22. Dezember. Die Verhandlungen zwiſchen der deutſchen Regie⸗ rung und den an dem Genfer Beſchluß beteiligten Gläu⸗ biger⸗Regierungen ſind nunmehr zum Abſchluß gekommen. Der Auftrag, der dem Sachverſtändigen⸗Ausſchuß gege⸗ ben wird, lautet wie folgt: 0 f „Die deutſche, belgiſche, franzöſiſche, großbritanniſche, italieniſche und japaniſche Regierung haben in Verfolg des Genfer Beſchluſſes vom 16. September 1928, in dem die Einſetzung eines Ausſchuſſes von unabhängi⸗ gen Finanzſachverſtändigen vereinbart worden iſt, be⸗ ſchloſſen, dem Ausſchuß den Auftrag zu erteilen, Vor⸗ ſchläge für eine vollſtändige und endgültige Regelung des Reparationsproblems auszuarbeiten. Die Vor⸗ ſoſſen, ſollen eine Regelung der Verbindlichkeiten um⸗ aſſen, die ſich aus den kenn Deutſchland und den Gläubiger⸗Mächten beſtehen K U N kommen ergeben. Der Ausſchuß wird ſeinen Bericht den an dem Genfer Beſchluß beteiligten Regierungen en Verträgen und Ab⸗ ö ſowie der Reparationskommiſſion erſtatten.“ Die Vereinbarung der ſechs Mächte. Ueber das Ergebnis der zwiſchen der deutſchen Re⸗ 11 5 und den an dem Genfer Beſchluß beteiligten fünf Gaaubigerregierungen geführten Verhandlungen gibt die nachfolgende, von den beteiligten Mächten vereinbarte Beröffentlichung Aufſchluß: „Die Regierungen der ſechs Mächte haben im Ver⸗ ſolg der Beſprechungen. die über die Einſetung des Sach⸗ ——— verſtändigen⸗Ausſchuſſes gefuyrt wurden, beſchloſſen, da; folgende Kommunique zu veröffentlichen Herr Poincare, Präſident des Miniſterrates, und Herr von Hoeſch, deutſcher Botſchafter in Paris, haben die Frage der Einſetzung des Sachverſtändigen⸗Ausſchuſ⸗ ſes, wie er in dem Genfer Beſchluß vom 16. September 1928 über die Regelung des Reparationsproblems vor⸗ geſehen iſt, geprüft und ſind über folgendes überein⸗ gekommen: 1. Es iſt im allſeitigen Intereſſe, außerordentlich wün⸗ ö ſchenswert, daß ſich außer den Sachverſtändigen, die von jeder der an dem vorerwähnten Genfer Beſchluß beteiligten ſechs Regierungen zu beſtimmen ſind, auch Staatsangehörige der Vereinigten Staaten am Sach⸗ verſtändigen⸗Ausſchuß beteiligen. g 2. Der Ausſchuß ſoll nach dem Vorgang des im No⸗ vember 1923 eingeſetzten erſten Sachverſtändigen⸗Aus⸗ ſchuſſes aus unabhängigen Sachverſtändigen beſtehen, die internationales Anſehen und Autorität in ihrem eigenen Lande genießen und die an keinerlei Inſtruktio⸗ nen ihrer Regierungen gebunden ſind. Die Zahl der Mitglieder ſoll zwei für jedes Land betragen. Es be⸗ 100 jedoch Einvernehmen darüber, daß die Sachver⸗ tändigen Erſatzmänner hinzuziehen können. „Der Ausſchuß wird ſobald wie möglich zuſammen⸗ treten und zwar vorläufig in Paris. Die endgültige Entſcheidung über die Wahl des Tagungsortes bleibt dem Ausſchuß vorbehalten. Der Ausſchuß wird von den ſechs Regierungen ent⸗ ſprechend der vorerwähnten Genfer Vereinbarung vom 16. Dezember 1928 den Auftrag erhalten, Vorſchläge ſür eine vollſtändige und endgültige Regelung des Reparationsproblems auszuarbeiten. Dieſe Vorſchläge ſollen eine Regelung derjenigen Verpflichtungen um⸗ faſſen, die ſich aus den zwiſchen Deutſchland und den Gläubigermächten beſtehenden Verträgen und Abkom⸗ men ergeben.“ ——— Ein Gieg Aman Allahs. 400 Aufſtändiſche gefangen genommen. 100 — Konſtantinopel, 22. Dezember. Wie aus Kabul gemeldet wird, haben die Regie⸗ e 1 rungstruppen wieder einen Vorſtoß gegen die Aufſtän⸗ diſchen in den nördlichen Teilen um Kabul vorgenommen. Durch die Zuſammenarbeit der Infanterie und eines Flug⸗ zeuggeſchwaders gelang es, die Aufſtändiſchen in breiter Aus dehnung zurückzudrängen. Der König ſelbſt leitete den Angriff. 400 Aufſtändiſche wurden gefangen genommen, über deren Schickſal noch entſchieden werden ſoll. In ganz Kabul ſoll wieder vollkommene Ruhe herr⸗ ſchen. Aman Allah beabſichtigt, das diplomatiſche Korps zu empfangen, um einen Bericht über die Lage in Af⸗ ghaniſtan zu erſtatten und gleichzeitig die Erklärung ab⸗ zugeben, daß die Regierung wieder ſo erſtarkt ſei, um jede Aufſtandsbewegung au unterdrücken. 5 Gelbſtgeſtellung des pariſer Attentäter. Die Gründe ſeiner Bluttat. a ö O Paris, 23. Dezember. Der Unbekannte, der am Freitag vormittag den Re⸗ volveranſchlag auf den Generalſtaatsanwalt Fachot ver⸗ übte, hat ſich freiwillig der Pariſer Polizei geſtellt. Es handelt ſich um den Straßburger Schlächtermeiſter Geor⸗ ges Benoit, der aus Walburg gebürtig iſt und ſich bereits ſeit einem Monat in Paris aufhält. Bei ſeiner Vernehmung erklärte Benoit, daß er am 2. Juni 1900 in Weißenburg geboren, verheiratet und in Straßburg⸗Neudorf wohnhaft ſei. In Paris halte er ſich bereits ſeit einem Monat auf. Er habe auch zwei autonomiſtiſche Zeitungen von ſeinem geplanten Anſchlag in Kenntnis geſetzt und darum gebeten, ſich ſeiner Frau anzunehmen. Seinen Namen habe er dabei jedoch nicht genannt. Als Grund für die Tat gab Benoit an, er habe ſein Gewiſſen er⸗ leichtern und die Autonomiſten retten wollen. Alle autonomiſtiſchen Zeitungen habe er aufmerkſam geleſen und beſonders den Kolmarer Autonomiſten-Prozeß ver⸗ folgt. In Fachot habe er den Urheber „des Unglücks ſeiner Landsleute, der An⸗ ſchuldigen, mit denen er litt“, geſehen. Er habe niemals Politik getrieben und gehöre keiner Partei an. Sehr raſch ſei ker ein glühender ſepara⸗ tiſtiſcher Autonomiſt geworden. Er habe ſich niemand eröffnet, als ihm der Gedanke gekommen ſei, Fachot zu töten. Der Generalſtaatsanwalt habe vielleicht ſeine Pflicht als Beamter getan, Benoit habe die ſeine als Elſäſſer getan. Ueber die Ereigniſſe befragt, erklärte er u. a., daß er bereits mehrere Male vergebens verſucht habe, Fachot in ſeiner Wohnung zu ſprechen. Er habe das Treppen⸗ haus bewacht und ſei einem älteren Herrn gefolgt, der den Fahrſtuhl beſtiegen habe. Als dieſer Herr in ſeine Wohnung gehen wollte, habe er ihm erklärt, einen Brief für Herrn Fachot übergeben zu wollen. Auf die Antwort dieſes Herrn, daß er ſelbſt Fachot ſei, habe er ihm den Brief übergeben und in dem Augenblick, als Fachot ſich anſchickte, ihn zu leſen, drei Revolverſchüſſe auf ihn ab⸗ gegeben. Benoit wurde in die Sante überführt. Zu ſeinem Verteidiger hat er den aus dem Kolmarer Prozeß be⸗ kannten Rechtsanwalt Klein gewählt. Benoit rechnete mit ſeiner Feſtnahme. Wie die Unterſuchung ergab, wohnte der Attentäter in einem kleinen Hotel am Mont Parnaſſe. Er wird von dem Hotelperſonal als ein ſtiller Mann geſchildert, der abends nie ausging, keinen Beſuch und nur einmal einen Brief empfing. Bevor er das Hotel verließ, hatte er ide Koffer gepackt, der ſich noch in ſeinem Zimmer be⸗ indet und kündigte dieſes, Er ſchien von dem Gelingen ſeines Planes überzeugt und durchaus mit der Wahrſchein⸗ lichkeit ſeiner Feſtnahme gerechnet zu haben. Die Staats anwaltſchaft war gewarnt. Drei bekannte elſäſſiſche Autonomiſten übergaben in den letzten Tagen dem Generalſtaatsanwalt Bonfils einen mit zwei Anfangsbuchſtaben unterzeichneten Brief, in dem der unbekannte Schreiber erklärte, er gebe nach ſeinen Racheakt auszuführen. Le Mans, um Fachot zu töten. Am ſolgenden Tage wer- gaben ſie ihm einen zweiten Brief, in dem es hien, daß der Schreiber ſich nach Paris begeben wolle, um dose Der Anſchlag auf den Generalſtaatsanwalt 1 in der Preſſe und in der geſamten Oeffentlichkeit ungeheure Er⸗ regung ausgelöſt und wird von der ſcharfmacherſch Rechtspreſſe dazu benutzt, die Regierung aufzufordern, ge⸗ gen die autonomiſtiſche Bewegung im Elfaß mit den ſtärkſten Druckmitteln vorzugehen, während die Lunks⸗ preſſe in ihrer größeren Mehrheit der Anſicht iſt, daß die Haßpolitik von Paris der Grund des Attentats fei und man die Elſäſſer nicht verantwortlich machen därfe. Die Regierung wäre ſchlecht beraten, wenn ſie ſich haute zu Gewaltmaßregeln für die unglückſelige und verdam⸗ menswerte Tat eines Einzelnen hinreißen ließe. Nur ver⸗ ſtändnisvolles Eingehen auf die elſäſſiſche Eigenart und weiſe Mäßigung bei allen Verwaltungsmaßnahmen fann dem ſchwergeprüften Lande die Ruhe wieder geben. Attentate haben noch nie genützt, ſie haben nur die Ge⸗ müter erregt und die Lage verſchärft. Hoffen wir, daß Frankreich nicht den Bogen überſpannt und ein unſchel⸗ diges Volk für die Uebeltat eines Irrſinnigen verantwört⸗ lich macht und büßen läßt. RNieſenbrand einer Newyorker Kirche. Die Wolkenkratzer⸗Kirche der Milliardäre. V Newyork, 22. Dezember. ö Der berühmte Kirchenneubau am Ufer des Hudſon, der ſeiner Vollendung entgegenſah, wurde ein Raub der Flammen. Aus bisher ungeklärter Urſache brach ein Feuer aus, das ſich mit ungeheurer Schnelligkeit auf die ganze Kieche ausdehnte und ſie völlig ausbrannte. f Hundert Fuß hohe Flammengarben ſchoſſen empor, große Steinquadern folgen infolge der Hitze mit ohren⸗ betäubendem Getöſe aus dem Mauerwerk. Der Sach⸗ ſchaden beträgt über eine Million Dollar. Die Kirche, deren Turm 400 Fuß hoch und deren Schiff 200 Fuß lang war, koſtete etwa 4 Millionen Dollar, die zum größ⸗ ten Tei! von Rockefeller jun. geſtiftet worden war. Der Rieſenbrand hatte etwa 100 000 Zuſchauer angelockt, die zuſehen mußten, wie dieſes neue Monumentalwerk in Flammen aufging. Die Kirche führte den Namen„Wolkenkratzer⸗Kirche der Milliardäre“, da die reichſten Amerikaner das Geld zu ihrem, Bau geſtiftet hatten. Von dem gewaltigen Bau⸗ werk. das 20 Stockwerke hoch, mit Geſellſchaftsräumen ausgeſtattet war und deſſen Schiff faſt 2000 Perſonen faßte. ſtehen nur noch teilweiſe verbogene Stahlſkulpturen und Steinmaſſen. f Aus dem In⸗ und Auslande. 1 Streſemanns Haltung in Lugano gebilligt. Berlin, 22. Dez. In der unter dem Vorſitz des Reichskanzlers abgehaltenen Kabinettsſitzung, erſtattete der Reichsminiſter des Auswärtigen, Dr. Streſemann, Bericht über die in Lugano ſtattgefundene Tagung des Völker⸗ bundsrates und die dort geführten Verhandlungen. Das Reichskabinett ſtimmte den Darlegungen des Miniſters einmütig zu. Darauf verabſchiedete das Kabinett den Entwurf eines Geſetzes über Aenderung der Rechtsver⸗ hältniſſe der Wartegeldempfänger, der ſofort dem Reichs⸗ rat zugeleitet wird. Zwiſchenfälle in Brüſſel. Brüſſel, 22. Dez. Bei den flamenfeindlichen Kund⸗ gebungen der walloniſchen Stadenten iſt es verſchiedentlich zu Zwiſchenfällen gekommen. So verſuchte eine Gruppe walloniſcher Studenten die flämiſche Buchhandlung im Zentrum der Stadt zu ſtürmen und auszuplündern. Die Polizei war gezwungen, vom Gummiknüppel Gehruach zu machen. Es gelang ihr, die Angreifer zu vertreiben. Zwei walloniſche Studenten ſind feſtgenommen worden. Etwas ſpäter durchbrachen mehrere tauſend walloniſche Studenten die Polizeiabſnerrung auf dem Platz, wo ſich das Lokal der flämiſchen Nationaliſten befindet. Sie begannen eine regelrechte Belagerung. Ein großes Poli⸗ zeiaufgebot iſt damit beſchäftigt, den Platz zu räumen. Eine Verſchwörung gegen die türkiſche Regierung. Konſtantinopel, 23. Dez. Eine Verſchwörung zum Sturz der Regierung wurde aufgedeckt. Ueber 20 Perſonen wurden verhaftet. Wie verlautet, handelt es ſich um ehemalige Mitglieder des Fortſchritt⸗Ausſchuſſes, die be⸗ ſchuldigt werden, eine Geheimorganiſation gebildet zu haben, der auch Mitglieder der früheren Sultan⸗Familie angehören ſollen, u. a. verſchiedene Prinzen, die gegen⸗ wärtig in Syrien und Aegypten in der Verbannung leben. Die Unruhen in Chungling. London, 22. Dez. Die chineſiſchen Behörden in Chungking, wo um die Anlagen der aſiatiſchen Petro⸗ leumgeſellſchaft Unruhen ausgebrochen waren, haben nach Berichten aus Hongkong das Kriegsrecht verhängt und beſondere Vorkehrungsmaßnahmen getroffen. Zwei- bis dreitauſend Soldaten marſchjeren auf Chungking und befinden ſich noch einhundert Meilen von der Stadt ent⸗ fernt. Die Schiffahrt in Ichang iſt ſolange lahmgelegt, bis ſich die Entwickkung der Dinge in Chungking über⸗ ſehen läßt. Kleine politiſche Meldungen. Berlin. Im Auftrage des Reichspräſidenten wurde Profeſſor von Wilamowitz⸗Möllendorf, anläßlich ſeines 80jährigen Geburtstages die Adler⸗Plakette des Reichs⸗ präſidenten überreicht. f ü Warſchau. Die Antwort der polniſchen Regierung auf die deutſchen Vorſchläge im Rahmen der Handels ber⸗ tragsverhandlungen iſt den deutſchen zuſtändigen Stellen überreicht worden. f Newyork. Hoover iſt in Rio de Janeiro eingetraffen. Die braſilianiſchen Kif, ze feuerten Salut. Hodder murde ein großer Empfang bereitet. 1 Aaggaagagangaamanmanmamanaaaagenmm Heute 2 Blätter. 601 iernheimer larnheimer Bund.— Bternheimer Necicheen) J Srſcheint täglich att Ansne der Sonn⸗ und Feiertage.— Degugspreis monatl. 2 144 15 1 0 e Sratisbeilagen: wöchentl. bas achtſeitige illustrierte 28 55 ahrplan ſowie einen Wand⸗ Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Firſtes, altetes 1. erfolgreichtes Lokal⸗Auzeigeblatt in Viernheim 9 0 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonte Rr. 21577 Amt aulfurt a. R.— Schriftleitung, Druck u. erlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathaus ſtr. Coenntagsblatt„Slerne und Blumen“, halbjährlich einen lalenber.— Annahme von Abeunements täglich in Ar. 300 Viernheimer Tageblatt Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzetle koſtet bel Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— Aunchweſchln mittags 8 Uhr, größere Artikel emen Tag vorher.— Geſchäfts telle und von ſümtlichen Annoncen ⸗ Expeditionen Deutſchlands und des Aus lands. Antsblatt der Heſſiſchen Bärgerneiſerei und des Polizeiants latzv iften bei An u werben nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die eee e 1 75 Tagen, jeboch eiue Gewähr. eee ———— 1 Feiger Hernhetmer Bürger- Big Slernh. De 2 Fe 1 Juſerate en 2. lahm von Anzeigen m unſcrer 2— — Donnerstag, den 22. Dezember 1928 45. Jahrgang g eee. a e das Wirtſchaftsjahr 1028. Stand der Konjunktur.— Ausſichten des neuen Jahres.— Die Induſtrie verlangt Exportſteigerung. — Ungenügende Anpaſſung der Preiſe an die Markt⸗ lage.— Wirkungen einer kapitalfeindlichen Wirtſchafts⸗ politik.— Agrarkriſe und Staat.— Weitere Be- ſchärfung der Kriſe zu erwarten. Dem jetzt zu Ende gehenden Kalenderjahr wurde von vornherein von den meiſten Wirtſchaftspolitikern ein ziemlich ungünſtiges Horoſkop geſtellt. Man nahm vor einem Jahr faſt durchweg an, daß ſchon die erſte Hälfte von 1928 im Zeichen eines ſcharfen Rückſchlags der Kon⸗ junktur und einer entſprechenden ſtärkeren Belaſtung des Arbeitsmarktes ſtehen würde. Dieſe peſſimiſtiſchen Erwä⸗ gungen ſtützten ſich in der Hauptſache auf die Beobachtun⸗ gen am Geldmarkte und auf die ſehr ungünſtige Ge⸗ ſtaltung der Außenhandelsbilanz. Inzwiſchen iſt das kri⸗ tiſche Jahr 1928 vergangen, ohne daß eigentlich die von den Wirtſchaſtspolitikern prophezeiten Ereigniſſe in vol— lem Umfange eingetreten wären. Von einer Totalkriſe konnte jedenfalls bisher noch nicht ohne weiteres die Rede ſein und erſt in den letzten beiden Monaten des alten Jahres hat der Rückgang der Konjunktur ſich in einer flot— teren Steigerung der Arbeitsloſenziffern auswirken kön⸗ nen. Bis dahin wurde das Geſamtbild durch den ſehr erheblichen Arbeiterbedarf der Landwirtſchaft, des Bau⸗ gewerbes, der Bauſtoffinduſtrien uſw. ſo ſtark beeinflußt, daß demgegenüber die fortdauernden Arbeiterentlaſſungen in einem großen Teil der Induſtrie gar nicht allzu ſehr ins Gewicht fielen. Erſt im November ſetzte, zum Teil beeinflußt durch den Konflikt in der Eiſeninduſtrie und ſeiner Auswirkungen eine ſprunghafte Steigerung der Arbeitsloſigkeit ein, die weit über das ſaiſonmäßig be— dingte Maß hinausging. Wenn man an der Jahres— wende den Stand der Konjunktur und ihre vorausſichtliche Weiterentwicklung gewiſſermaßen durch einen Querſchnitt beſtimmen will, ſo läßt ſich die Lage dahin zuſammen— faſſen, daß die ſeit Herbſt 1927 rückläufige Tendenz im Herbſt 1928 ein ſchärferes Tempo nach unten ein— ſchlug. Die Umſätze in Produktion, Handel und Verkehr gingen ſtärker zurück, ohne daß jedoch hierdurch eine Senkung der Preiſe an den Warenmärkten und der Zins— ſätze am Geldmarkte herbeigeführt worden wäre. Die Handelsbilanz hat ſich in der zweiten Jahreshälfte ver- ſchiedentlich ſogar etwas verbeſſert, da die Einfuhr ſtär⸗ ker zurüdging als die Ausfuhr und dadurch die nun, ſchon traditionelle Paſſivität der Handelsbilanz ſich eben- falls verringerte. Die ſchon vorhandene und lediglich durch das Weih- nachtsgeſchäft vorübergehend etwas unſichtbar gemachte Stockung des Abſatzes am Warenmarkte dürfte im erſten Quartal des neuen Jahres eine weſentliche Vertiefung erſahren, zumal Landwirtſchaft, Baumarkt und. Arbeits⸗ markt ebenſo wie Börſe und Geldmarkt im Zeichen völ⸗ liger Depreſſion ſtehen und dementſprechend Kaufluſt und Kaufkraft weiteſter Kreiſe ſtark zuſammengeſchrumpft ſind. Die ganze Stoßkraft unſerer Warenproduzenten und des Großhandels wird ſich in den nächſten Monaten auf den Auslandsmarkt richten müſſen, wenn überhaupt eine Entlaſtung herbeigeführt werden ſoll. Es iſt ſehr bezeich⸗ nend, daß gerade der Reichsverband der deutſchen Indu⸗ ſtrie, der vor gar nicht langer Zeit in einer allgemeinen Kundgebung ſeine Mitglieder aufforderte, an Ausgaben für Exportpropaganda, Inſerate uſw. zu ſparen, ſeit eini⸗ gen Wochen die Notwendigkeit der Exportſteigerung und der entſprechenden Propaganda in ſeinen Veröffentlichun— gen nachdrücklich betont. a ö 5 Selbſtverſtändlich hätte die Wirtſchaftskriſe ihren Sinn verloren und es beſtände Gefahr, daß die akute Kriſe ſich zu einer chroniſchen auswächſt, wenn es nicht gelingt, einen gewiſſen Preisabbau auf der ganzen Linie durchzuführen. Die Anpaſſung der Preiſe an die Markt⸗ lage wird allerdings kaum in einem anderen Lande ſo ſehr durch Kartelle, Syndikate uſw. erſchwert, wie ge⸗ rade in Deutſchland. Wir neigen infolgedeſſen zur Ver⸗ ſchleppung von Wirtſchaftskriſen und zu chroniſchen Er⸗ krankungen des Wirtſchaftskörpers. In der rauhen Luft der Weltmarktkonkurrenz werden allerdings ſogar die inländiſchen Kartelle ihre Abmachungen zum größten Teil nicht aufrecht erhalten können. f 45 f Eein Krebsſchaden unſerer Wirtſchaftspolitik wird allerdings nicht von heute auf morgen geheilt werden können. Das iſt die ſyſtematiſche Unterbindung der Neu⸗ bildung von Spaxkapitalien und Vermögen durch unſere völlig antikapitaliſtiſche Finanz⸗ und Steuergeſetzgebung. Man hat in dieſer Beziehung ganz zweifellos den Bogen überspannt, der deutſche Anleihemarkt ſiegt vollkommen berödet, da niemand mehr über das flüſſige Geld verfügt, um Anleihen zu zeichnen. Dementſprechend iſt auch der Hypothekenmarkt ruiniert. Die Konſequenz, die ſich dar⸗ aus für den Baumarkt ergibt, iſt bekannt, Wir werden ſie im Jahre 1929 viel ſtärker zu fühlen bekommen als im abgelaufenen Jahre. An die Stelle der freien Kapital⸗ 1 bildung und des freien Hypothetenvertehrs und die Hauszinsſteuer und tauſenderlei Beſitzſteuern getreten, von denen nur ein ganz geringfügiger Bruchteil dem Bau⸗ markte zugeführt wird. Den weitaus größten Teil dieſer Steuern zehrt bekanntlich der Verwaltungsapparat im Reich, in der Ländern und Gemeinden auf. Angeſichts dieſer Sachlage und unter Berückſichtigung der Schwierig— keiten, die ſich jetzt bei Verhandlungen über öffentliche Bauprogramme bereits zeigen, darf man wohl annehmen, daß die Baukonjunktur im Jahre 1929 noch ſchlechter ſein wird, als im Jahre 1928. Das bedeutet auch ein völli⸗ ges Fiasko der öffentlichen Bewirtſchaftung des Geld-, Bau⸗ und Wohnungsmarktes. Wenn man es ſchon noch ertragen kann, daß die aus dem Volke herausgepreßten Steuern nicht in vollem Umfange für den angeblichen Zweck, nämlich den Wohnungsbau, verwendet werden, ſo kann man ſich doch ſchwerlich damit abfinden, daß ſich hier Zuſtände entwickeln, die einer geſunden Wirtſchaft Hohn ſprechen und daß es nicht einmal möglich iſt, einen gewiſſen Konjunkturausgleich zu ſchaffen. l „Einen weiteren, ſehr bedenklichen Gefahrenherd für unſere Wirtſchaft und ihre Weiterentwicklung bildet die Kriſe in der Landwirtſchaft. In friſcher Erinnerung ſind noch die Veröffentlichungen der Preußenkaſſe über die kataſtrophale Lage des oſtelbiſchen Großgrundbeſitzes. Den Mittel⸗ und Kleinbauern geht es, von einigen Landes— teilen abgeſehen, nicht beſſer als den Großagrariern. Auch hier zeigt ſich in erſchreckender Weiſe der vollkommene Bankrott der ſtaatlichen Bemühungen, in alle Gebiete der Wirtſchaftspolitik hineinzupfuſchen, die Zerrüttung des Pfandbrief- und Hypothekenmarktes konnte nicht dadurch erſetzt werden, daß man aus öffentlichen Mitteln der Landwirtſchaft elende Kreditbrocken hinwarf, die abſo⸗ lut nichts nützten, wohl aber in ländlichen Kreiſen ein ganz unberechtigtes Vertrauen auf die Staatshilfe groß— zogen. Auch in dieſer Hinſicht wird uns das Jahr 1929 erſt in vollem Umfange die ſchlimmen Wirkungen dieſer verfehlten Politik bringen. Diejenigen Faktoren, die in den nächſten Monaten eine weitere Verſchärfung der Wirtſchaftskriſe herbeifüh⸗ ren werden, ſind demnach in der Hauptſache folgende: Völ— lige Entblößung des Inlandsmarktes von eigenen Kapi— talien, Verſchärfung der Kriſe am Geld- und Bau— markte ſowie in der Landwirtſchaft, weitere Ausdehnung der Abſatzſtockungen im Zuſammenhang mit der Zu⸗ nahme der Arbei'sloſigkeit, der Lahmlegung des Börſen— geſchäfts und der Stagnation der Kaufkraft auf dem Lande. Als äußerliche, aber vielleicht ſehr wirkſame Ein⸗ flüſſe kommen noch politiſche Momente, wie unſer ge— ſpanntes Verhältnis zu Polen, die Verhandlungen der Daweskommiſſion uw. hin: Alles in allem ſind die wirtſchaftlichen Ausfichten wellich feine aünſtigen. Deutſchlands Wohiſtand. Wie Frankreich ihn ſieht. Paris, 25. Dezember. Der offiziöſe Excelſior veröffentlicht einen mit rei⸗ chem Zahlenmaterial verſehenen Artikel über das angeb⸗ liche„Gedeihen“ der deutſchen Wirtſchaft. Das Blatt fordert Berückſichtigung der deutſchen Wohlſtandsricht⸗ zahl für die Regelung der Reparation: f 5 „Täglich öffnen ſich neue Märkte für die deutſche Erzeugung. Die ausländiſchen Kredite, beſonders die der Vereinigten Staaten haben die wirtſchaftliche Wiederauf⸗ richtung Deutſchlands ermöglicht.“ Ein Verzicht auf die im Dawesplan in Geſtalt der Wohlſtandsxrichtzahl vor⸗ geſehene Hypothek auf die deutſche Wirtſchaft für eine etwaige Vermehrung der Reparationszahlungen wäre nach Meinung des Blattes nur möglich, wenn Deutſchland in die Kommerzialiſierung ſeiner Schulden, die Unterbrin— gung und unmittelbare Verwertung ſeiner Eiſenbahn⸗ und Induſtrieobligationen und ſchließlich in die Aufgabe der von Amerika für die interalliierten Schulden nicht zugelaſſenen Transfer-Klauſel einwilligt. Man brauche nur einen Blick auf die amtliche Statiſtik des Reiches, die Entwicklung der Ein⸗ und Ausfuhr zu Gunſten der Schiff⸗ fahrt auf die Vermehrung der Sparguthaben, die Anleihe⸗ auflegungen und die Verminderung der Geſchäftszuſam⸗ menbrüche zu werfen, um ſich von der Wahrheit der Ausſagen aller Reiſenden zu Überzeugen, die einen ſchnel⸗ len Aufſtieg des deutſchen Wohlſtandes in den letzten Jahren feſtgeſtellt hätten. Das Blatt kommt zu dem Schluß, daß ſich der deutſche Wohlſtand in Zukunft noch verbeſſern würde. In der endgültigen Feſtſetzung der deutſchen Schuld in der Beſtimmung der Zahl und der Höhe der Jahresleiſtungen werde die Wohlſtandsrichtzahl die wertvollſte Karte in dem Spiel der Alliierten dar⸗ ſtellen. 4 Mas viele Wirtſchaftskreiſe in Deutſchland zu irrigen Schlüſſen führte, hat auch den Franzoſen— ach zu gerne — den Blick getrübt, die Scheinblüte und der Konjunktur⸗ anſtieg im letzten und in der erſten Hälfte dieſes Jahres. Wenn die Franzoſen ſich die Mühe gäben, die Wirt⸗ ſchaftsbilanz des letzten Jahres eingehend zu ſtudieren, würden ſie zu einem anderen Ergebnis gelangen. Die Hoffnung, daß durch Veröffentlichung derartig günſtig gefärbter Berichte die Regelung der Reparationen beein⸗ flußt werden könnte, iſt gänzlich abwegig. Wir beſtehen auf einer einwandfreien Prüfung der wirtſchaftlichen Lei⸗ ſtungsfähigkeit Deutſchlands, nach der ſich der Lebens⸗ ſtandard unſeres Volkes richtet, und der muß menſchen⸗ würdig ſein. Erſt danach richten ſich die Zahlungen. Nur auf dieſer Baſis wird verhandelt. Das muß immer wie⸗ der betont werden. Kleine politiſche Meldungen. 5 Paris. Nach einem Bericht der Aerzte iſt der Zuſtand des Generalſtaatsanwalts Fachot weiter befriedigend. Paris. Auf eine Eingabe der nationalen Union für Frauenſtimmrecht antwortete Miniſterpräſident Poincare, daß er ſeine Anſicht geändert habe und daß er alles, was von ihm abhänge, tun werde, zu Gunſten des Frauen- ſtimmrechts. Warſchau. Nach einer Meldung der„Agentur Preß“, ſollen in der polniſchen Antwort an die Reichsregierung die weſentlichſten deutſchen Forderungen in Bezug auf den Handelsvertrag Berückſichtigung gefunden haben. Man könne daher erwarten, daß die deutſch-polniſchen Verhand— ingen über das Holzabkommen demnächſt beginnen dürften. 5 Geverings Entſcheidung anerkannt. Der Deutſche Metallarbeiterverband zum Schiedsſpruch. D Eſſen, 25. Dezember. Eine Konferenz der Vertreter des Deutſchen Metall⸗ arbeiterverbandes für den ganzen Bezirk und der be⸗ teiligten freien Gewerkſchaften, die in Eſſen ſtattfand, hat mit allen gegen eine Stimme eine Entſchließung angenom⸗ men, in der es u. a. heißt: „Die in Eſſen tagende Konferenz der Vertreter des Deutſchen Metallarbeiterverbandes und der übrigen be— teiligten freien Gewerkſchaften anerkennt die im Schieds- ſpruch des Reichsinnenminiſters feſtgelegte Lohner— höhung, Akkordſicherung und Arbeitszeitverkürzung, ob— wohl eine ganze Reihe berechtigter Wünſche der Ar— beiterſchaft unberückſichtigt geblieben iſt. Es iſt die Au“ be der Zukunft der Organiſationen, dieſe Fragen weiter zu verfolgen. Die Ausſperrung und Stillegungs— wut der Arbeitgeber hat eine gründliche Abfuhr er— halten. Die Konferenz verlangt, daß die Reichsregierung alles tut, um weitere Preisſteigerungen zu verhindern, daß ſie eine ſcharfe Kontrolle auf die Kartelle und Syndikate ausübt und energiſche Maßnahmen trifft zur Schaffung einer ſtaatlichen Kontrolle der Eiſenwirt— ſchaft zum Wohle der deutſchen Arbeiterſchaft und des ganzen deutſchen Volkes.“ Der Amtsſchimmel zieht die Heidekraubahn. Ein unglaublicher Schildbürgerſtreich, den man am liebſten ins Reich der Fabel verweiſen möchte, der aber dennoch auf Wahrheit beruht, hat ſich im Kreiſe Nieder- barnim zugetragen. Dort beſteht bekanntlich ſeit langen Jahren die Niederbarnimer Eiſenbahn, die im Volts⸗ munde die proſaiſche Bezeichnung„Heidekrautbahn“ führt. Dieſe wird von einer Aktiengeſellſchaft betrieben, deren Aktionäre die Stadt Niederbarnim, die Stadt Berlin, die Provinz ſowie einige Landgemeinden ſind. Obgleich der gegenwärtige Zuſtand dieſer Bahn an vorſintflutliche Zeiten erinnert, ſind die Fahrpreiſe doch ganz beſonders hoch. Was Wunder, daß ſich die dortige arbeitende Bevölkerung, die tagtäglich auf dieſes Vehikel angewieſen iſt, beſchwerdeführend an die Direktion wandte und, da keine Abhilfe geſchaffen wurde, ſich nach einem neuen Verkehrsmittel umſah. Die Poſt erſchien dann auch als rettender Engel, indem ſie eine Autobuslinie von Froh— nau über Mühlenbeck und Summt nach Zühlsdorf ein⸗ richtete. Die Linie bewährte ſich tadellos und mußte bald verbeſſert werden. Die Neueinrichtung blieb natürlich auch der Nieder— barnimer Eiſenbahn nicht verborgen, im Gegenſatz zu der, früheren Ueberfüllung der Wagen machte ſich immer mehr eine gähnende Leere bemerkbar. Sie hatte daher nichts Eiligetes zu tun, als gegen das Beſtehen jener Autobus⸗ linie Einſpruch zu erheben. Die Schlichtungsinſtanz fällte ein wirklich ſalomoniſches Urteil. Die Autobuſſe dürfen von nun an nur bis zum Gaſthaus Waldhaſe fahren, das ſind ungefähr zwei Kilometer von der Endſtation 1 55 dorf befindet. Von dort müſſen die Fahrgäſte ſau während die Autobuſſe— ohne Fahrgäſte nach Zühlsdorf weiterfahren! Es geht nichts über die Kömpeten! Neues in Kürze. 1: Der offiziöſe Pariſer„Exzelſior“ veröffentlicht nen äußerſt roſig gefärbten Bericht über den auzeblichen ſtand Deutſchlands. f 26: In einer großen Verſammlung in Eſſen hat der N Metalkarbeiterverband ſich zu Severings Schieds⸗ ſpruch zuſtimmend geäußert. :: Die engliſche Regierung hat die Angehörigen ihrer getonie in Kabul durch Flugzeuge nach Indien bringen laſſen. is: Der belgiſanr? Juſtizminiſter Jauſon erklärte, daß die Reviſion des Dawesplanes eine Gefahr für Belgien, Deutſchlands Wiederaufblühen, eine dauernde Bedrohung des Friedens bedeute. ö Aus dem In⸗ und Auslande. 1 719 Titelverleihungen in Bayern. München, 25. Dez. Der bisherigen Uebung ent⸗ lptechend hat die bayeriſche Regierung auch in dieſem Jahre zum Weihnachtsfeſte eine große Zahl Titelverlei⸗ hungen vorgenommen, die ſich auf das ganze Land ver⸗ teilen. Insgeſamt ſind 719 Perſonen mit Titeln be⸗ dacht worden. Anter den Ausgezeichneten ſind auch einige bayeriſche Parlamentarier des Reichstages. Die Reviſion des Dawesplanes eine Gefahr für Belgien. . Brüſſel,. 25. Dez. Auf der Tagung der Vereinigung liberaler Journaliſten ſprach Juſtizminiſter Janſon über auswärtige Politik, wobei er u. a. ausführte, daß die Reviſion des Dawesplanes eine Gefahr für Belgien be⸗ deute, da der Ausgleich des belgiſchen Haushalts von der Durchführung des Dawesplanes abhänge. Belgien wolle mit Deutſchland in loyaler Weiſe verhandeln, müſſe ſich aber einer früheren Rheinlandräumung widerſetzen: auch könne Belgien nicht den öſterreichiſchen Anſchluß und eine Aenderung der ſtaatlichen Verhältniſſe in Danzig und eine Bevorzugung der oberſchleſiſchen Minderheit zu⸗ laſſen, da dieſes eine Gefahr für Europa bedeuten würde. Zum Schluß betonte der Miniſter, daß das Wiederauf⸗ blühen Deutſchlands die Bewunderung der ganzen Welt auf ſich ziehe und daß nur von Deutſchland her eine Kriegsgefahr drohe. Aufſtand in Perſiſch⸗Belutſchiſtan. London, 25. Dez. Wie Reuter aus Basra berich⸗ tet, ſind dort ſehr ernſte Nachrichten über einen Aufſtand in Perſiſch⸗Belutſchiſtan eingegangen. Der Aufſtand ſoll von dem bekannten Stammesführer Doſt Mohammed ins Werk geſetzt worden ſein. Truppen und zwei Flugzeuge. ſeien den Aufſtändiſchen entgegengeſandt worden. 32 neue italieniſche Senatoren. Nom. 25. Dez. Durch ein Dekret hat der König auf Vorſchlag Muſſolinis 32 neue Senatoren ernannt. Es handelt ſich um die Gruppe, die ſich aus den höchſten Militär⸗ und Zivilkreiſen zuſammenſetzt. Unter den Er⸗ nannten befinden ſich General Bazan, der bisherige Chef des Generalſtabes, und der Präfekt von Palermo, der ſich um die Bekämpfung der Verbrecherbande Maffia in Si⸗ zilien große Verdienſte erworben hat. Gegen franzöſiſche Verdrehungsverſuche. Der deutſche Standpunkt hat ſich durchgeſetzt. ö Paris, 25. Dezember. Wie aus den Kommentaren der Pariſer Preſſe her⸗ vorgeht, verſucht dieſe durch verſchiedene unzutreffende Auslaſſungen dem Kommuniqaue der ſechs Mächte einen Sinn zu geben, den es durchaus nicht hat. Ein Vergleich mit den über die einzelnen Phaſen der Vorverhandlung eröffentlichten Dokumenten führt zu der Erkenntnis, daß 1 den weitaus meiſten Fällen nicht der franzöſiſche, ondern der deutſche Standpunkt ſich durchſetzen konnte. Daran wird auch das Sonderkommunique des fran⸗ zöſiſchen Miniſterpräſidenten nichts ändern. Frankreichs Bedingungen ſind, wie aus dieſem Kommunique beſonders hervorgeht, durch die Reden Poincares in Chambern und Caen längſt bekannt. Dem ſteht aber die Feſtſtellung des Sechs⸗Mächte⸗Kommunique gegenüber, wonach nach gemeinſamer Auffaſſung die Sachverſtändigen durch etwaige Inftruktionen ihrer betreffenden Regierungen auf keinen Fall gebunden ſein werden. Ein edles Frauenleben. Roman von Carola Weiß. Copyright by Greiner& Comp. Berlin W 30. 5(Nachdruck verboten.) „35. Fortſetzung. 1 ö J. Elisabeths Geſicht trat eine leichte Röte; ſie ſah Ote Gräfin ruhig an. a „Ich ſtehe ſo hoch in den Augen Ihres Sohnes, daß er mich mehr als ebenbürtig bekrachtet, Frau Gräfin.“ 0„Oh, Sie ſind nicht die erſte, der er ſchöne Worte ge⸗ agt hat,“ verſetzte die Gräfin mit kaltem, ſchneidendem Hohne,„er hat dies ſchon vor Ihnen vielen zugeſchworen. ch habe nicht gedacht, daß Sie ſo bald die Zahl der Mädchen gewöhnlichen Schlages vermehren werden, Fräu⸗ lein Eliſabeth Werner!“ ö „Meine Handlungsweiſe verdient durchaus dieſe ſcharfe Entgegnung nicht,“ verſetzte das Mädchen, während die Röte 5 Eutrüſtung ihr Antlitz färbte.„Ich habe nichts hatte auch alle Urſache dazu. Namen nicht bezeichnen will.“ ihres Antlißtzes, geregte Gemüt der Schloßherrin auszuüben. „Ste keiner Weile. 15 erwähne nichts, weil ich nicht gleich bet meinem Eintritt Sie, die Mutter, in die Lage bringen wollte, den rigenen Sohn zu verdammen, oder ungerecht gegen mich, as zweite⸗ ort,„das eltemal, als er mich in ſener Nacht abſichtlich dem Ide Fremde, u ſein... Ich 1615 a auch mal,“ fuhr 5 nach einem tiefen Aufatmen ode nabe brachte.“ getan, um die Neigung des Herrn Grafen zu gewinnen, im Gegenteil. War ein Benehmen geeignet, das umge⸗ kehrte Gefühl zu erwecken, ſo war es das meinige. Ich Er hatte mich, die Fremde, in Preßburg, wo wir im Warteſaal zufällig zuſammen⸗ trafen, ſo tödlich beleidigt, daß ich es nie zu vergeſſen glaubte, und mit einer Empfindung für ihn Ihr Schloß etrat, die ich ſeiner Mutter gegenüber mit dem rechten Die ruhige Sprache des Mädchens, der edle Ausdruck die überzeugende Kraft, die in ihren orten lag, begannen eine 79 005 Wirkung auf das auf⸗ ſagten mir nichts davon,“ verſetzte ſie nach Man wird 1 5 in der Annagyme nicht ſehr geyen, daß das erwähnte Kommunique Poincares auschließlich etwaigen Preſſekritiken vorbeugen ſollte. Auch die Frage der Zwiſchenſchaltun kommenden Verhandlungen dürfte zur Zufriedenheit Deutſchlands e geregelt ſein. Eine Ausſchaltung war von Deutſchlan in keinem Punkte der Vorverhandlung beabſichtigt, doch kommt ihren jetzigen Befugniſſen nur rein formaler Cha⸗ rakter zu. Sie hat nicht nur nicht in die Ernennung der deut⸗ ſchen Sachverſkändigen hineinzureden, ſondern es iſt noch durchaus nicht ſicher, ob die Ernennung der Sachverſtän⸗ digen der übrigen fünf Mächte auschließlich durch ihre Hände gehen wird. Wenn die Pariſer Preſſe darauf hin⸗ weiſt, daß die Vorſchläge der Sachverſtändigen eine Regelung der Verpflichtungen enthalten müſſe, die ſich auf den zwiſchen Deutſchland und den Gläubigermächten beſtehenden Verträgen und Abmachungen ergebe, ſo iſt dies eine Selbſtperſtändlichkeit, ſolange eben durch Verhandlungen dieſe Verpflichtungen nicht abgeändert ſind. Durchaus abwegig aber iſt der Schluß, daß damit die Aufgabe der Sachverſtändigen begrenzt ſei. Hiervon iſt in dem Kommunique nicht die Rede. Der Standpunkt Deutſchlands wird zudem er⸗ freulicherweiſe von Amerika vertreten, da ſeine Zuſtim⸗ mung zur Teilnahme amerikaniſcher Sachverſtändiger an den Arbeiten der Kommiſſion davon abhängig macht, daß deren Mandat in keiner Weiſe beſchränkt wird. Amerikas Teilnahme. London, 25. Dez. Die Erklärung des amerikaniſchen Präſidenten Coolidge, daß die Regierung der Vereinig⸗ ten Staaten eine Einladung der europäiſchen Mächte auf Teilnahme an den Arbeiten des Reparationskomitees ſym⸗ pathiſch erwägen würde, findet nach Waſhingtoner Be⸗ richten große Beachtung Man erblickt in ihr in manchen Kreiſen ein Anzeichen dafür, daß die amerikaniſche Re⸗ gierung ihre Haltung geändert habe, da Kellogg noch im Oktober auf das deutlichſte betonte, daß die ſtill⸗ ſchweigende Zuſtimmung zur Teilnahme amerikaniſcher Sachverſtändiger in rein privater Eigenſchaft das meiſte 157 1105 die anderen Mächte von Amerika erwarten önnten. Aufruf der afghaniſchen Aufſtändiſchen. Das ruſſiſche Kurierflugzeug überfällig. i T Konſtantinopel, 25. Dezember. Nach Meldungen aus Teheran hat der Führer der afghaniſchen Aufſtändigen, Baſche Sakau, einen Aufruf an das afghaniſche Volk gerichtet, in dem erklärt wird, daß der Kampf gegen Aman Allah fortgeſetzt werden ſolle, bis zum endgültigen Sturz Aman Allahs, der ein Verräter der alten afghaniſchen Kultur ſei und in ſeinem Kampf gegen das Prieſtertum gegen die Geſetze des Islams verſtoßen habe. Die Aufſtändigen würden alle Verhandlungen mit der Regierung ablehnen. Das Ge⸗ rücht, wonach die Aufſtändigen von England unterſtützt würden, ſei eine Verleumdung der nationalen Bewegung. Der Aufruf wurde auch den Vertretern des diplomatiſchen Korps in Kabul übermittelt. Das ruſſiſche Flugzeug, das mit Kurierpoſt von Taſchlent nach Kabul abgeflogen war, iſt dort nicht ein⸗ getroffen. Man befürchtet, daß es von den Aufſtändigen ebaeſchoſſen worden iſt. ö Noch eine Verhaftung in Koblenz Unruhe in der Bevölkerung. Koblenz, 24. Dez. Nachdem ein Verwaltungsaſſiſtent der Reichsvermögens verwaltung zur Vernehmung durch durch die Franzoſen nach Mainz gebracht und dort feſt⸗ genommen wurde, iſt nunmehr ein weiterer Beam Beamter von den Franzoſen verhaftet worden. Es han⸗ delt ſich um einen Poſtſekretär. der früher bei der Neichsvermögensverwaltung angeſtellt und dann in den Dienſt der Reichspoſt übergetreten iſt. Nunmehr ſind vier deutſche Beamte aus Koblenz feſtgenommen und be⸗ finden ſich im franzöſiſchen Militärgefängnis. Die Franzoſen ſetzen ihre Vernehmungen immer noch bern CU 0 rr , Welches Wort gebrauchen Sie da?“ rief die Gräfin und ſah ſie mit ſtarrem Entſetzen an. „Das rechte, Frau Gräfin; er ſprach ſchon damals von ö ſeiner Liebe, und als ich es ihm in ſtrengen Worten ver⸗ wies, riß ihn ſein wildes Naturell fort, und das Un⸗ glaubliche geſchah. Wähnen Sie nicht, Frau Gräfin, daß ich dies Wort anklagend gegen ihn gebrauche, ich habe ihm längſt verziehen, als ich ſeine Reue ſah. Ich erwähne es nur, um Ihnen den Unterſchied zwiſchen Einſt und Jetzt zu zeigen... Sie fragen mich, ob ich an ſeine Liebe glaube? Ja!“— Die Geſtalt Eliſabeths ſchien zu wachſen, als ſie dieſe Worte ſprach, ein helles Feuer entbrannte in ihren Augen und nie ſonſt lag ein ſolch warmer inniger Ausdruck in ihren reinen, klaren Zügen. „Ich glaube an ſie, denn ich ſah ſie entſtehen; ich ſah das Samenkorn in die Erde ſinken, keimen und zu einem ſtarken Baume werden. Sie ſagten, daß Ihr Sohn ſchon für hundert andere empfunden, was er mir geſtanden, ich beſtreite es. Seine Liebe zu mir verhält ſich zu ſeinen früheren flüchtigen Neigungen, wie das reine, ewige Licht des Himmels zu dem gemeinen Herdfeuer, das nur Rauch und Aſche zurückläßt. Haben Sie nicht die großen Verände⸗ rungen in ihm wahrgenommen?“ fuhr ſie nach einem tiefen Schweigen fort,„ſich nicht täglich darüber ge⸗ wundert? Oh, Sie haben es bemerkt, Frau Gräfin. Sie konnten nur nicht den rechten Grund dafür finden, oder wenn Sie ihn fanden, ſo war es ſeine beſſere Einſicht, die Sie plötzlich erwacht glaubten. Wer hat aber dies beſſere Teil in ihm erweckt? Eine reine, geläuterte Liebe, und ein Gefühl, das ſo reinigt und vertieft, an das darf man glauben, wie an das Höchſte und Heiligſte.“ Jedes Wort, das Eliſabeth ſprach, traf mit der Kraft ber überzeugendſten Wahrheit, aber auch mit der ganzen Gewalt verzweifelnden Schmerzes die Seele der 4 rau. Sie wußte, daß es ſo war, wußte, daß vor der ewalt einer ſolchen Neigung alle Schranken niederfielen, die Jahrhunderte aufgebaut und Jahrhunderte gefeſtigt atten, daß vor dem verzehrenden Hauche einer ſolchen zeidenſchaft alle Begriffe von äußerer Ehre und Standes⸗ unterſchied e e wie die loſen Blätter, die der erbſtwind ſchüttelt, daß alles zuſammenbrach, was den Menſchen vom Menſchen trennte. die Nacht über ihrem Haupte breitete, ſo gewiß der Reparationskommiſſion bei den fort, ſo daß eine nicht unpetrachtuche Unruhe in der 8 völkerung herrſcht über die Maßnahmen der Franzoſer die, ohne den deutſchen Behörden chen 1 0 Beamte kurzer Hand verhaften oblenz wie in Mainz ü noch Wie zu den Verhafteten zugelaſſen worden, ſo daß ſi e deutſchen Behörden veranlaßt geſehen haben, das Rote Kreuz zu bitten, nach dem Rechten zu ſehen und ſich der Verhafteten anzunehmen. g Wieder Naubüberfälle im Ruhrgebiet. Wachſende Anſicherheit. Recklinghauſen. 24. Dez. Eine Frau und ein Mann, die einen größeren Geldbetrag bei ſich führten, wurden in Diſteln von zwei Banditen überfallen. Man nahm der Frau 500 Mark ab, die ſie als rückſtändige Gelder einkaſſiert hatte. Die beiden Räuber ſprangen die Ueber⸗ fallenen aus einem Straßengraben an. ſichtsmasken und feuerten während des Ueberfalls einen Schuß ab. Flucht. Sie konnten noch nicht ergriffen werden. Bochum, 24. Dez. Ein maskierter Räuber drang in die Filiale des Konſumvereins„Wohlfahrt“, Alten⸗ Eſſen, in Bochum ein und raubte 70 Mark aus der Kaſſe. Das Perſonal hielt er durch Vorhalten eines Revolvers in Schach. Durch das laute Rufen des an⸗ weſenden Perſonals wurden Straßenpaſſanten aufmerk⸗ ſam. Zwei vorübergehende Männer verſuchten die Ein⸗ gangstür zum Geſchäft von außen zu ſperren, wurden jedoch von dem Eindringling durch die Fenſterſcheiben mit reißen und entfliehen. Gelſenkirchen, 24. Dez. Verkäuferin von einem jungen Mann 700 Mark gewalt⸗ mit der Aktentaſche des Mädchens, in der ſich ſämtliche Geſchäftsſchlüſſel befanden. 5 Aus dem badiſchen Lande. I Mannheim.(Eine teure Straßenbahn⸗ fahrt.) Die Ehefrau Maria Kirſchhühler war auf der Straßenbahn bei der Kontrolle mit einem gefälſchten Fahrſchein betroffen worden. Das Gericht ſprach eine Strafe von 2 Monaten zwei Wochen Gefängnis aus wegen Arkundenfälſchung. I Heidelberg.(Gerechte Strafe für einen Ueberfall.) Vor dem Schöffengericht hatte ſich der Tagner Peter Gabler von hier, ein mehrfach mit Zucht⸗ haus vorbeſtrafter Menſch, zu verantworten, der am 13. November ein vom Speyerer Hof zurückgekehrtes, 16jähriges Mädchen aus Mannheim überfiel und zu mißbrauchen ſuchte. Das Mädchen ſetzte ſich tapfer zur Wehr. Gabler, deſſen Frau und drei Kinder ſich in bit⸗ ben Not befinden, erhielt ein Jahr ſieben Monate Zucht⸗ aus. U Seidelberg.(3 Jahre Zuchthaus für einen Einbrecher.) In der Perſon des 27 Jahre alten Hilfs⸗ arbeiters Eugen Ludwig Baier aus Mannheim, der ſeit ſeinem 15. Lebensjahr wiederholt mit dem Geſetz in Kon⸗ fliktt kam und auch ſchon im Zuchthaus geſeſſen hatte, ſaß ein ſog. ſchwerer Junge auf der Anklagebank. Es wurden ihm vier Einbrüche zur Laſt gelegt. Das Urteil lautete auf 3 Jahre Zuchthaus und drei Jahre Ehrverluſt. 1 Not⸗Malſch.(Beinahe wieder ein An⸗ glück bei Rot⸗Malſch.) An dem bekannten Bahn⸗ übergang, an welchem am 9. Mai 1925 das ſchwere Auto⸗ unglück geſchah, wollte ein Laſtauto, einer Heidelberger Firma gehörend, den Bahnübergang befahren. Als der Führer vor der geſchloſſenen a age halten wollte, kam er mit ſeinem ſchweren Kraftwagen ins Rutſchen und durchfuhr die Schranke. Im gleichen Augenblick kam der Heidelberger Perſonenzug in die Station eingefahren. Nur der Geiſtesgegenwart des Lokomotivführers war es 10 e daß der Zug drei Meter vor dem Laſtwagen hielt. Buchen.(Großfeuer.) In der in der Nähe der Stadtkirche gelegenen Scheune des Landwirts Geier brach ein Großfeuer aus, das alsbald auch auf die Scheune und den Holzlagerſchuppen des Glaſermeiſters d, wle ſi o gewiß W Hallhauer, auf das Mohnbaus der Witwe Meidel und ee ſie, daß ſie nichts von ihrem Sohne zu hoffen hatte. Ihre einzige Rettung war das Mädchen vor ihr, wenn ſie dieſes 1 nicht beſtimmen konnte, zurückzutreten, ſo ſah ſie ihr altes, ſtolzes Haus vor ihren Augen zusammen eie, Langſam erhob ſich die Gräfin und durchſchritt einige Male den Salon; an ihren wankenden Schritten ſah man, wie furchtbar ſie erſchüttert war. Endlich blieb ſie vor Eliſabeth ſtehen. 3 „Ich nehme mein Wort zurück,“ ſagte ſie,„Sie ſind kein gewöhnliches Mädchen, und ſo will ich nicht zu Ihnen ſprechen, wie ich es jeder andern gegenüber getan hätte. Jeder andern würde ich geſagt haben, daß ſie eine elende Kokette ſei, die durch niedrige Künſte das Herz meines Sohnes betört, daß ſie mich durch ihr ruhiges, kaltes Weſen in Sicherheit gewiegt, während ſie im ſtillen ihre ränkevollen Pläne ſchmiedete, um ihre bürgerliche Geburt durch ſeinen adligen Namen zu decken. Ihnen ſage ich: Wären Sie von Adel, nur die Tochter eines geringen Edelmannes, ſo würde ich mich nicht kedenken, denn Sie haben einen achtungswerten Charakter.. 0 meinem Willen aber wird nie mein Sohn ein bürgerliches Mädchen heimführen. Ich habe keine Macht, ihn zurück⸗ zuhalten, denn er iſt unlenkſam; ich kann ihn nicht zwingen, denn er iſt majorenn und Herr ſeines Willens und Ge⸗ chickes, aber eins kann 199 und das werde ich. An dem age, an dem Sie 1255 rau werden, werde ich auf⸗ gehört haben zu leben!“ Eliſabeth ſah in das Antlitz der heit b, und 1 0 0 keinen Augenblick an der Wahrheit der Wo ö dabei lag ein ſolcher ſtarrer, troſtloſer Schmerz in ihren Zügen, daß ſich das Herz des Mädchens auf einen Moment erſchüttert fühlte. 1 „Oh, ich bin eine unglückliche Frau!“ begann die Gräfin nach einer Pauſe wieder.„In dem am tiefſten verletzt 15 werden, worin man am verwundbarſten iſt! E Bal N jetzt er!... Und ſie find meine einzigen!.. Valos, ind bisher weder Verteidiger 0 ö ö N Sie trugen Ge⸗ 1 Die Räuber ergriffen mit dem Gelde die der Piſtole bedroht. Dieſer konnte darauf die Tür auf⸗ Auch hier wurden einer ſam abgenommen. Leider iſt der Täter entkommen. Der Bandit warf die Verkäuferin zu Boden und verſchwand ö Laſos, warum haſt du mir einen Fluch in deinen Kindern hinterlaſſen?“ „Ich kenne die traurige Geſchichte Ihrer T rau Gräfin,“ f te Eliſabeth 141 einem langen chweigen,„und ich dächte, eine Mutter, die ſolches erlitten, würde milber verfahren und es genug fein laſſen an dieſem einen Opfer des VBorurteils.“(Foriſetzung folgt.) bon 331 neuen Wohnungen Jes Seier abergriff. Bel letzterem Wohnhaus konnte das untere Stockwerk gerettet werden, dagegen brannten die übrigen Gebäude bis auf die Grundmauern nieder. () Karlsruhe. 100 Sturz auf der Treppe,) In der Nacht zog ſich die Ehefrau eines Wirts in der Altſtadt durch Sturz auf der Treppe einen Schä⸗ delbruch zu. Sie wurde mit dem Krankenwagen ins Städ⸗ liſche Krankenhaus gebracht. Die Verunglückte, welche bewußtlos ins Krankenhäaus eingeliefert worden war, iſt ihren Verletzungen erlegen. (). Durlach.(Ertapptex Dieb.) Die Polizei in Durlach einen Schiffer aus Bulach feſt, der verſucht hatte, in einem Hauſe in Aue Wäſche aus einer Waſch⸗ wanne zu entwenden. Der Feſtgenommene wurde ins Ge⸗ fängnis eingeliefert. () Bruchſal.(Tſchak os für die Bruchſaler Polize i.) Seit zwei Tagen trägt unſere Polizei an⸗ ſtelle des altehrwürdigen Helmes den neuen Schutzpolizei⸗ iſchako. Damit iſt auch das letzte Zeichen, das noch an kommunale Polizei erinnert, verſchwunden. () Bretten.(Ameri ka⸗Erbſchaft.) Am 24. Mai 1924 ſtarb im St. Antonyhoſpital in Denver(Co⸗ lorado) ein angeblich lediger Schuhmacher Adam Weiß unter Hinterlaſſung eines Vermögens von 11900 Dollar. Ein Rechtsanwalt in Denver, der den Nachlaß aufgegrif⸗ fen hatte, beauftragte mit der Erbenforſchung in Deutſch⸗ land den Ratſchreiber i. R. Adolf Götz in Bretten. Nach über dreijähriger Tätigkeit iſt es nun gelungen, unter 70 verſchiedenen Erbanſpruchsſtellenden die richtigen Erben ausfindig zu machen und ihnen ihr rechtmäßiges Erbe zu⸗ zuführen. Es ſind dies zwei Kinder des Erblaſſers, die er nebſt ſeiner Ehefrau im Jahre 1883 in Deutſchland ſit⸗ zen ließ, als er nach Amerika auswanderte. Von dem Ausgewanderten hörten ſeine Angehörigen 45 Jahre lang nichts mehr. Den Erben— armen Arbeitern in der Pfalz — die in ihrer Jugend viel Entbehrungen mitmachen mußten, iſt das Erbe wohl zu gönnen. Das fliegende Auto. Der Berliner Ingenieur Ernſt Reinke hat ein Fahrzeug konſtruiert, das eine Kombination von Flugzeug und Automobil darſtellt. Die Umwandlung der Tragflächen und das Verſetzen des Propellers kann bequem von einer Per⸗ ſon in wenigen Minuten getätigt werden. Je nach Ver⸗ wendung als Flugzeug oder Auto kaun ein vorn ange⸗ brachter Flugmotor von etwa 200 PS, oder der hinten befindliche 30⸗PS.⸗Automotor eingeſchaltet werden. Das Flugauto kann in jeder Autogarage untergeſtellt werden. Es dürfte als ei Verkehrsmittel eine große Zukunft haben. Oben: das Auto als Flugzeug; unten: das Flug⸗ geug als Auto. Die Tragflächen ſind über dem Rumpf 41 zuſammengeklappt. N. N 6 52 12¹— Schwanzloſe Katzen. Daß es Katzen ohne Schwanz gibt, wird gewiß vie⸗ len unglaublich vorkommen und doch gibt es Zierden dieſes weit verbreiteten Geſchlechts, die auch nicht den geringſten Stummel eines Schwänzchens ihr eigen nennen. Das ſind die„Man“ ⸗Katzen der engliſchen Inſel Man, die dort als Sehenswürdigkeiten gehalten werden und von denen ſo manche von Beſuchern der Inſel als Andenken erſtanden werden. Außer ihrer Schwanzloſigkeit ſollen ſie beſonders u durch ihr gutes Mauſegreifen auszeichnen. Obwohl in jedem Sommer viele dieſer Katzen von den Badegäſten mitgenommen werden, iſt doch keine Gefahr, daß dieſe ſeltene Zucht ausſtirbt. Wie die ſchwanzloſen Katzen auf die Inſel Man ge⸗ kommen ſind iſt ein Geheimnis um das ſich manche Fabel geſponnen hat. Eine romantiſche Erzählung will die Man⸗ Katzen auf ſchwanzloſe Katzen Spaniens zurückführen, die auf die Inſel gekommen ſein ſollen, als zwei Schiffe der a e Armada in der Nähe von Port Erin Schiff⸗ ruch erlitten. Die Zoologen halten die Man⸗Katze 1955 das Ergeb⸗ nis einer Kreuzung zwiſchen einer gewöhnlichen engliſchen Katze und einem Kaninchen, ſie weiſen darauf hin, daß die Hinterfüße der ſchwanzloſen Katze größer ſind als die der gewöhnlichen Hauskatze und den Hinterpfoten des Kaninchens ſehr ähneln. d Aus Heſſen. Darmſtadt.(Das Teſtament des Mörders) Zu dem Mord und Selbſtmordverſuch im Sportkaffee Wird jetzt mitgeteilt, daß der Mörder Stoykop ſeine letzten Wünſche hinterlaſſen hat. In einem kleinen Notizbuch ſind die Adreſſen ſeiner Verwandten und Angehörigen ange⸗ geben, mit der Bitte, ſie von ſeinem Tode zu henachrich⸗ tigen. In einer kurzen Notiz auf einem Blaft ſchreibt er an ſeine in Altona lebende Braut:„Ich ſcheide aus de Leben, weil Du mir großes Leid angetan haft und miax vernachläſſigſt. Wir ſehen uns im Jenſeits wieder.“ In einem Brief an ſeine Mutter, der einige Zeit vorher ge⸗ leben ift, erklärt er, daß er nicht mehr länger leben ane, möge ſie ihm verzeihen. Stonkov lebt noch und die Aerzte wollen vorerſt noch von einer operativen Ent⸗ fernung der Kugel im Kopf 1 15 1 3 Darmſtadt.(33 1 neue o d e In le Stabtverordnetenſitzung wurde die Erbauun 1a 1 eſcloſſen desen genehm „ bee eee el,! Voll Freude bang ein genußreichen Abend. Lokales und Allgemeines. Das Jahr 1929. Das Jahr 1929, von dem uns noch wenige Tage krennen, wird ein Gemeinjahr mit 365 Tagen ſein. Nach dem Julianiſchen Kalender wäre es das Jahr 6642. Soviel Zeit ſoll ſeit der Gründung Noms verfloſſen ſein. Nach dem jüdiſchen Kalender, 1 5 Zeitrechnung mit der Erſchaffung der Welt beginnt, befinden wir uns im 5689. und 5690. Jahre. Die Mohammedaner befinden ſich im 1347. und 1348. Jahr, ſie zählen die Jahre ſeit der An⸗ kunft des Propheten. Die beweglichen Feſte des Jahres 1929 werden an folgenden Tagen gefeiert: Faſtnacht vom 10. bis 12. Februar, Aſchermittwoch 13. Februar, Oſter⸗ ſonntag am 31. März, Chriſti Himmelfahrt am 9. Mai. Pfingſtſonntag am 19. Mai, Fronleichnamsfeſt 30. Mai. Der erſte Advent iſt am 1. Dezember. Im Jahre 1929 finden zwei Sonnenfinſterniſſe und keine Mondfinſternis ſtatt, von denen allerdings nur die letzte Sonnenfinſter⸗ nis in unſerer Gegend ſichtbar ſein dürfte. Sie iſt eine ringförmige und findet am 1. November ſtatt. Bel ihr wird ein Zehntel des Sonnendurchmeſſers verfinſtert, und ſie dürfte etwa für eine Stunde bei uns ſichtbar werden und zwar von 11.38 bis 12.57 Uhr. Die erſte Finſter⸗ nis iſt total und ereignet ſich am 9. Mai. Was das Wetter im Jahre 1929 anbelangt, ſo ſoll nach dem Hun⸗ dertjährigen der Januar in ſeinen erſten Tagen Schnee⸗ fälle und Kälte bringen, wäßrend in den letzten Tagen linde Witterung eintreten wird. Der Februar dürfte ne⸗ ben Regen auch Kälte bringen. Der März wird ſich ſtür⸗ miſch, rauh und unfreundlich gebärden, worin ihm der April nicht nachſtehen wird. Der Mai ſoll warm und regneriſch werden. Auch Juni und Juli werden ſich durch Regenwetter auszeichnen. In ſeiner zweiten Hälfte und in der erſten Auguſthälfte ſoll dann ſchönes Wetter ſein, während der zweite Teil des Auguſt durch Gewitterregen ſich auszeichnen wird. Die erſten drei Wochen des Sep⸗ tember werden ſchön ſein, aber die letzte Woche beginnt mit nebligem und regneriſchem Wetter, das bis zur zwei⸗ ten Oktoberwoche anhalten ſoll. Die dritte Oktoberwoche ſoll noch einmal ſchöne Herbſttage bringen, um dann end⸗ gültig den ganzen Oktober und November hindurch trübe und neblig zu ſein. Den erſten Schneefall ſoll es in der erſten Dezemberwoche geben, während es um die Weih⸗ nachtszeit neblig und regneriſch ſein ſoll. Erſt kurz vor Sylveſter ſetzt eine Kälteperiode ein. Frühlingsanfang iſt am Donnerstag, den 21. März, Sommeranfang am Freitag, den 21. Juni, Herbſtanfang am Montag, den 25. September und Winteranfang an Sonntag, den 22. Dezember, Der kürzeſte Tag des Jahres hat 7.51 Stun⸗ den und der längſte Tag 16.28 Stunden. — Druckſachen⸗ und Kalenderverſand der Geſchäfte. Am den Verſand von Reklamedruckſachen in Form von Wandkalendern uſw. in Päckchen zu 40 Pfennig, Meiſt⸗ gewicht 2 Klg., zu erleichtern, hat das RPM. den Wün⸗ ſchen aus Verſenderkreiſen entgegenkommend nachgelaſſen, daß ſolche Päckchen wegen Aeberſchreitung der vorgeſchrie⸗ benen Höchſtmaße nicht beanſtandet werden, wenn die Abmeſſungen über 50 Zentimeter in der Länge, 40 Zenti⸗ meter in der Breite und 5 Zentimeter in der Höhe nicht hinausgehen. Vorausſetzung für dieſe Vergünſtigung iſt, daß die Päckchen lediglich Druckſachen enthalten, offen eingeliefert werden und in der Aufſchrift neben der Be⸗ zeichnung„Päckchen“ der Inhalt als Druckſache angegeben iſt. Mit dem Ablauf des 15. Januar 1929 verliert dieſe Ausnahmebeſtimmung ihre Gültigkeit. — Koſtenloſe Haftpflichtverſicherung für ſämtliche Nundfunkteilnehmer. Die Reichsrundfunk⸗Geſellſchaft hat mit fünf deutſchen Verſicherungsgeſellſchaften unter Füh⸗ rung der„Allianz und Stuttgarter Verein Verſicherungs A.⸗G., Berlin“ für ſämtliche Beſitzer poſtaliſch genehmig⸗ ter Rundfunkempfangsanlagen des Deutſchen Reiches und des Freiſtaates Danzig eine Haftpflichtverſicherung ab⸗ geſchloſſen. Die Höchſtleiſtungen, bis zu welchen Schäden von den Verſicherungsgeſellſchaften erſetzt werden, belau⸗ fen ſich bei Perſonenſchaden auf 100 000 Reichsmark, bei Sachſchaden auf 25000 Reichsmark. Die Verſicherungs⸗ prämie wird von der Reichsrundfunkgeſellſchaft bezahlt. Die einzelnen Hörer erhalten 15 den gebotenen Ver⸗ ſicherungsſchutz vollkommen koſtenlos. Neichsbund. Die Ortsgruppe hielt am 1. Weihnachts- feiertage abends im Freiſchütz ihre Weihnachtsfeier ab. Ein zahlreicher Mitgliederkreis nebſt Angehörigen hatte ſich eingefun— den, als pünktlich um 8 Uhr der Vorſitzende nach einer Be— grüßung die Feier eröffnen konnte. Das gemeinſame Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ verſetzte alle Anweſende in echte Weihnachtsſtimmung, die durch gut gewählte Quvertüren der Kapelle Hauf-Blank noch erhöht wurde. Das Weihnachtsſtück „Menſchenhaß und Menſchenliebe“ hielt die Aufmerkſamkeit aller gefeſſelt, bis zum Schlußakt ein heiliger Weihnachtsfriede ſich hernieder ſenkt auf Menſchen, die in blindem Menſchenhaß gegen— einander gewütet hatten und die ſich nun verſöhnt um den lichter— ſtrahlenden Weihnachtsbaum ſcharen, vereint durch wahre Men— ſchenliebe. Mit einigen Geſangsvorträgen des Geſangvereins Liederkranz hatte die Feier einen würdigen Verlauf genommen deſſen erbauende Stunden allen Beſuchern in dankbarer Erin— nerung bleiben wird. Eine Kinderbeſcheerung ging dieſer eigent— lichen Feier am letzten Sonntag voraus. So recht für ein Kindergemüt wirkte ein Kinderweihnachtsſpiel„Ein Weihnachts— traum“ nach deſſen Abſchluß ſich die Gabenbeſcheerung anſchloß im Herzen traten der Kleinen über die reichliche Beſchenkung durch den Weihnachtsmann ihren Heimweg an, für ſie ein Erlebnis, das den Kindern immer in Erinnerung bleibt. Polizeibericht. In der letzten Woche ſind beim hieſigen Polizeiamt folgende Anzeigen eingegangen: 1 wegen Diebſtahl, 2 wegen Sachbeſchädigung, 1 wegen Körper- verletzung, 4 wegen Vergehen gegen die Straßen- und Verkehrsordnung, 4 wegen Vergehen gegen die allgemeine Bauordnung(Bauen ohne Genehmigung) und 1 wegen Vergehen gegen das Lichtſplelgeſetz. Rad⸗Reun- und Touren lub„Staubwolke“. Am Sonntag, den 30. Dezember, begeht genannter Ber⸗ ein ſein diesjähriges Winter feſt im Saal zum eünen Laub. Zur Aufführung gelangen 2 Einakter, uetle, Couplete und Terzetie, anſchließend Bal l. An⸗ 60 ünkzlich um 8 Uhr und bieten den wt. Beſuchern Durch Not und Leid zur Weihnachtsfrend. Am 1. Weihnachtsfelertag führte die Operetten ⸗ und Theater-Geſellſchaft die Erſtaufführung des Weihnachts ⸗ dramas„Durch Not und Leid zur Weihnachtsfreud“ in 3 Akten im e e Der Beſuch des Theaters war ein ſehr guter, jeder Beſucher konnte einen genußreichen Abend verleben. Kapelle Gärtner⸗Seibert brachte ihre ſchönen Weihnachts melodien zu Gehör. Als Erſtes kam ein ſchöner Prolog, der ſich auf das Weihnachtsdrama bezog, von Frl. Eliſabeth Faltermann geſprochen. 17 Faltermann brachte den Prolog, ſo ſchön, daß es ſehr verſtändlich war, um das Drama zu verſtehen. Auch die beiden Engelchen, dargeſtellt von Frl. Anna Stahl und Frl. Babette Brauch waren reizend. Herr Haus Gut⸗ perle war in ſeiner Hauptrolle als Fabrikant Bergmann nur erſtklaſſiſch. Er fpielte ſeine Rolle ſo, daß die meiſten Beſucher das Stück mit Tränen verfolgten. Frl. Marie Dewald in der Rolle als Fabrtkantentochter welche ſich in den Ingeneur Oswald Hammer verliebt hatte, war ſehr gut. Der Vater hätte aber gerne geſehen, wenn ſie dieſen Erpreſſer, welcher den Fabrikanten Bergmann voll⸗ ſtändig in den Fingern hatte, den Baxon Feldhaus ge⸗ heiratet hätte Herr Kaſpar Adler brachte die Rolle als Ingenieur Oswald Hammer glänzend. Sehr gut wie natürlich ſtellte Herr Adam Englert den Lebemann Bgron Feldhaus dar. Am Sprechen und den Bewegung fehlte nicht das Geringſte. Intereſſant war, wie Herr Michael Dieter als Bürodiener Kieſewetter auftrat. Er brachte ſeine Sache wenn es in Wirktlichkeit ſo wäre. Auch ſeine Frau Bertha Kieſewetter, welche durch Frl. Anna Thomas dargeſtellt wurde machte ihre Sache ſehr großartig. Ein Original war Herr Joſef Deutſch, in ſeiner Doppelrolle als Diener Johann und als Hauswirt Buchholz. Die ſchönſte Darſtellung war die kleine Anna Stahl als Ur⸗ ſula Kind von der Familie Oswald Hammer. Das kleine Mädchen hat ſeine Rolle zur größten Freude der Beſucher ſehr erfolgreich geſpielt, beſorders wie ſie ihrem Großpapa das ſchöne Weihnachtsgedicht vorgetragen hatte. Es war ſehr ergreifend. Auch die Bühnenaufmachung mit Aus- ſtattung der Möbel, welche in liebenswürdiger Weiſe von der Firma Möbelhaus Karl Hoock geſtellt wurde, var großartig. Herr Joſef Froſchauer, welcher die Bühnen⸗ aufmachung unter ſich hatte ſet hiermit das größte Lob ausgeſprochen: Ueberhaupt die ganze Aufmachung und das Spiel ſelbſt war ſehr gut organiſiert, ſodaß man der Spielleitung welche ſich die größte Mühe gab, die größte Anerkennung ausſprechen kann. Es war ein ſchöner Abend genußreicher Stunden, ſodaß jeder Beſucher zufrieden wle⸗ der nach Hauſe gehen konnte. Für den jungen Verein war das Drama eine große Leiſtung und wünſchen, daß er noch mehr ſolche Dramas und Schauſpiele zur Bühne bringe und hoffen, daß er weiter blühen ſoll in ſeinen Leiſtungen. Auf Wunſch vom Publikum wird das Drama am nächſten Sonntag abends 8 Uhr wiederholt. Der Beſuch lohnt fich.(Siehe Inſerat in heutiger Nummer.) Sport und Spiel. Kreis Unterbaden Die Senſation in der Kreisliga! Sportvereinigung 1— Germania Friedrichsfeld 6:0 5 84„ 7% 3:0 31 Die große Vorentſcheidung iſt gefallen. Mit nicht weni⸗ ger als 6:0 nahmen die Viernheimer an Friedrichsfeld, für die damalige 1:2 Niederlage Revanche und eroberten ſich hier- durch den 2. Tabellenplatz zurück, dem hoffentlich recht bald der zurzeit wohlverdiente 1. Tabellenplatz und ſomit die Kreis- Meiſterſchaft folgen möge. Doch trotz der mit Recht großen Freude über die in letzter Zeit in ſo großer Ueberlegenheit er⸗ rungenen Siege gegen einige unſerer beſten Gegner, darf die⸗ ſelbe nicht in einen Freudenrauſch und Taumel übergehen, aus dem es evtl. ein jähes Erwachen wiedergäbe. Ueberlege ſich ein jeder, daß uoch ſchwere Spiele auf auswärtigen Plätzen bevorſtehen und daß doch beim Fußball neben techniſchem Kön⸗ nen auch immer eine Doſis Glück zum Siegen gehört. Kurz zum Spiele ſelbſt: 7 3.— 7 50 Vor weit über 1000 Zuſchauern und bei annehmbaren Platzverhältniſſen ging der äußerſt harte Kampf vom Stapel, der die Grünen im Anfang nur wenig überlegen ſieht. Trotz⸗ dem boten ſich hier mehrere Chancen. Erſt die 30. Minute bringt auf eine Kißflanke durch Stumpf den 1. Treffer, dem anſchließend Kiß ſelbſt durch Alleingang Nr. 1 anreihte. Die Begeiſterung der Viernheimer wollte kein Ende nehmen, ob dieſer Erfolge. Die Gäſte wehrten ſich verzweifelt, doch ihre gute Hintermannſchaft iſt machtlos gegen ſolches Stürmerſpiel der Grünen. Immer wieder greift ihre Fünferreihe ungeſtüm an, aber die Viernheimer Läuferreihe im Verein mit der erſt⸗ klafſiſchen Verteidigung und Torwart vernichten alles. Kurz vor der Pauſe erhält Gölz durch Elfmeter in unbekannter Art zu Nr. 3. Nach der Pauſe dominiert Viernheim weiterhin und ſtellt die Gäſte ziemlich kalt. Eine prächtige Vorlage don Stumpf kann Gölz zum 4. Tore verwandeln und Winkler er⸗ höht ein wenig ſpäter auf Nr. 5. Immer drückender werden die Einheimiſchen überlegen, aber nur noch einmal können fie erfolgreich ſein. Die 2. und 3. Mannſchaften revanchierten ſich ebenfalls recht gründlich und erfochten 3:0 und 3:1 Siege. Sonntag, den 30. Dezember 1928 Verbandsſpiele in Feudenheim. Kein Viernheimer darf zu Hauſe bleiben! Auf nach Feudenheim! Die Weihnachtsreiſe der Sportvereinigung. Das Spiel am 1. Feiertage gegen Oberſtein wurde ganz überlegen 9: 2 gewonnen. Am 2. Tag in Kreuznach verloren die Grünen bei ſchlechten Bodenverhältniſſen O: 5. U D. J. K ⸗ Sport. Bürſtadt 1.— Viernheim 1. 0:1(Verbandsſpiel,