Meiner werten Kundſchaft und Gäſten die herzlichſten Glückwünſche zum neuen Jahr Alois Bergmann und Frau Baumaterialien und Gaſtwirt 2— HP herzl. Glückwunsch zum neuen Jahr an unſere werte Kundſchaft, ſowie Nachbarn, Freunde und Bekannte Frau Ehrhardt und Tochter „Zum Brauhaus“ 1 1 e ee e Unſeren werten Kunden ſowie ſämtlichen Freunden und Bekannten zum Jahreswechsel 5 die besten Wünsche Tudwig Theobald und Frau Weinhandlung S De eee eee Zum neuen Jahre entbieten wir allen unſeren Kunden, Freunden und Bekannten herzl. Glückwünsche Familie Werle u. Heckmann. Unſerer geſchätzten Kundſchaft herzl. Glückwünsche zum Jahreswechsel Familie Peter Moskopp Rathaus-Drogerie Unſerer werten Kundſchaft, ſowie Freunden und Bekannten zum Jahres wechſel die herzl. Glückwünsche Familie Bäckermeister Jäger * 8 Allen meinen Gäſten, Freunden, Mit— verwandten ſowie Kunden herzl. Glückwünsche zum neuen Jahr Joh. Jak. Helbig 2. „Zur Stadt Mannheim“ Prosit Heufahr allen meinen werten Gäſten, Freunden und Bekannten Mich. Froschauer und Familie „Zum Kaiſerhof“ Zum Jahreswechsel wünſche allen Freunden und Bekannten ein glückliches neues Jahr Robert Weissmann. Allen unſeren Gäſten und Gönnern ein glückliches neues Jahr Café Alter Lampertheimerſtraße Zum Jahreswechsel herzlichen Glückwunſch Jacob Bugert und Frau Tabakfabrikate, Ludwigſtr. 46 Ciel Glück zum neuen Jahre 4 Die Zeitungsträger des Uiernheimer Anzeiger Allen meinen werten Gönnern, Kunden, Verwandten u. gutgeſinnten Nachbarn ein glückseliges neues Jahr Karl Eppel Kolonialwarenhandlg. u. Milchhandlg. Kiesſtraße 23, Teleſon 168 Zum Jahreswechsel unſerer werten Kundſchaft, Freund en 0 und Bekannten berzl Glück⸗ u. Segenswünſche Famile Georg helbig Küferei und Weinhandlung Meiner werten Kundſchaft auf dieſem Wege die herzlichsten Glückwünsche zum Jahreswechsel Wäſcherei und Bügel Anſtalt Birkhan, mannheim Filiale Kuhn, Viernheim, Hügelſtr. Herzliche Glück⸗ u. Segenswünsche zum Jahreswechsel entbietet allen unſeren Kunden, Freun— den und Bekannten Hans Jöst und Frau. Die beſten Glück- und Segenswünſche zum neuen Jahre Familſe Jean Haas „Zum Tannhäuſer“ Zum Jahreswechsel entbiete meiner wt. Kundſchaft, allen Verwandten, Freunden u. Gönnern die herzlichſten Glückwünſche Alois Walter und Frau. Unſerer ſehr verehrten Kundſchaft, Verwandten und Bekannten die herzlichsten Glückwünsche zum neuen Jahre Karl Lamberth und Frau Gaſtwirtſchaft— Großhandlung Allen meinen Freunden und Bekannten, jetzigen und früheren Tanzſchüler wünſche ich ein recht gutes neues Jahr Georg Kirchner Tanzlehrer und Weinreiſender Die herzl. Glückwünsche zum Jahreswechsel wünſcht allen meinen Kunden, Freun⸗ den und Bekannten Franz Brechtel. Unſeren werten Kunden, Freunden und Bekannten die besten Wünsche zum neuen Jahre Gg. Friedr. Klee und Frau Schreinermeiſter Zum neuen Jahre entbieten wir allen unſeren Kunden, Freunden und Bekannten die herzl. Glückwünsche Hans Haas und Frau Bäckerei, Waſſerſtr. N 2 Als Uexlobte wünſchen ein gutes neues Jahr Käthe Klee Heinrich Seibert Neujahr 1929 eee, e 8 Meinen werten Kunden die beſten Glück- und Segens wünsche zum neuen Jahre! Joh. L. Rirehner 0 Minertilwaſſergeſchäft und Bierdepot 1 5 1 Zum Jahreswechsel die herzlichſten Glückwünſche meinen werten Kunden, Freunden und Bekaunten fors. higene Eni Pieter Unserer werten Kundschaft ale besten U 4 F Glächwünſche zum Jahreswechſel Framilſe Scbubbaus Pfenning und Gebr. Piening, Baugeschäft Viern 1 5 (aternheimes Bun— Biernhetmer Nachrichten) Arſcheint täglich att Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 0 1% Mf. frei ing Haus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte r bel ahrplan ſowie einen Wanb⸗— kalen ber.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Eiſtes, älteßes u. erfolgreiches Lokal⸗Auzeigeblatt in Biernhein Wonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. heimer erlag: Joh. Martin, Geſchüftsftelle Rathaus ſtr. Viernheimer Tageblatt deiger (Sternhetmer Bürger- Ztg.— Sterng. Denlabtang Unzeigenpreiſe: Oe einſpaltige Petitzetle koſtet 25 P., bie Reklamezetle 60 Bst ieberholung abgestufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Sas mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſeren Geſchäftsſtelle und von ſümtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Aus laubs. Amlsblatt det Heſſiſchen Bärgermeiſterei und des Polizeiants Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die en bet mmt vorgeſchriebenen Tugen, kann jeboch eine Wewühr nicht übernommen tigen v8. erate und Fernſprecher 117.— Telegramme: N Viernheim— Voſtſcheckkonts Rr. 21577 Amt Ar. 305 Montag, den 31. Dezember 1928 — 45. Jahrgang Der Pfälzer Ruf Neues in Kürze. 16: Meichstagsabgeordneter Kaas hat über Deutſchlands Stellung zu Sowjetrußland und den Aunſchlußgedanken ſich befragen laſſen. z: Die pfälziſche Preſſe hat unter dem Schlagwort „Gebt uns die Freiheit wieder!“ eine Kundgebung veröf⸗ ſentlicht. 16: Den ſeit 1851 toten König Georg von Hannover hat die preußiſche Regierung vor Gericht zitiert. 1s: Vor Ende Januar iſt an einen Zuſammentritt des Sachverſtändigenausſchuſſes nicht zu denken, da ein Teil der Delegierten vor dieſem Termin kaum in Paris ein⸗ treſſen kann. :: In den Auslaſſungen der Pariſer Preſſe zur Ka⸗ binettskriſe zeigt ſich allgemein der Wunſch, daß Poincare im Amt bleiben möge. Der Neujahrswunſch der Pfalz. Zur Kundgebung der Bezirksarbeitsgemeinſchaft der pfälziſchen Preſſe. Im Hinblick auf die kommende Räumungskonferenz, die im Januar 1929 ſtattfinden wird, iſt es ſelbſtver⸗ ſtändlich, daß zum Jahreswechſel noch einmal der Wunſch nach baldiger Befreiung vom drückenden Joch der Be— ſatzung ausgeſprochen wird. Immer kreiſen beim Jah⸗ resende die Gedanken um den vordringlichſten Wunſch, endlich den Abzug einer Beſatzung zu erleben, die ſich ſelbſt wahrſcheinlich am Rhein ſehr überflüſſig vorkommt und erſt kürzlich im engliſchen Unterhauſe als lächerlich bezeichnet worden iſt. Aber die Franzoſen„kleben“ mit einer Hartnäckigkeit am linken Nheinufer, daß man faſt glauben muß, der alte, längſt geſcheiterte Plan, Annek— tionen zu machen, ſpucke noch in den Köpfen der fran⸗ zöſiſchen Politiker. Die Pläne der militäriſchen Macht— haber Gerard und de Metz zerſchellten an dem nationa— len Abwehrwillen der pfälziſchen Bevölkerung. Lieber ertrug man die härteſten Leiden, als dem großen Vater⸗ lande die Treue zu brechen. Dieſer ſiegreiche Abwehr- kampf iſt ein Ruhmesblatt in der pfälziſchen und deut⸗ ſchen Geſchichte, das ſo bald nicht verblaſſen wird. 5 Und wieder erhebt das pfälziſche Volk die alte For— erung: „Gebt uns die Freiheit wieder!“ Wir wollen 1929 endlich frei ſein, nachdem jetzt die Vorverhandlungen über die Räumungsfrage zum Ab⸗ ſchluß gekommen ſind. Die Kundgebung, mit der ſich die Vezirksarbeitsgemeinſchaft der Pfälziſchen Preſſe im Na⸗ men des geſalſiten pfälziſchen Volkes an die Oefſeutlich⸗ teit wendet, weiſt in ihrer beſtimmten und keinerlei Mißdeutung ausgeſettten Formulierung auf die Forderun⸗ gen der Pfalz hin, ſie entſpricht dem einmütigen Wil⸗ lensausdruck der Bevölkerung, ſodaß man nur wünſchen tann, ſie möge in der Welt nicht ungehört verhallen. „Die Pfalz erhebt den Anſpruch auf Befreiung aus Techtlichen, moraliſchen und politiſchen Gründen, ohne beſondere Gegenleiſtungen Deutſchlands, eine Auffaſſung, die von Reichskanzler Müller und vom Reichsaußen⸗ miniſter Dr. Streſemann erſt kürzlich geäußert worden iſt. Die Brücke der Verſtändigung kann nur geſchlagen werden, wenn die Beſatzung, dieſer„Pfahl im Fleiſche ves deutſchen Volkes“, bald beſeitigt wird. Nicht 70 000 Bajonette gewährleiſten die„Sicherheit“ Frankreichs, ſondern der friedliche Sinn des deutſchen Volkes, das wahrhaftig ſchon genügend Beweiſe ſeiner Friedensliebe gegeben hat. Was will Frankreich eigentlich noch an„Sicherheiten“, nachdem Deutſchland dem Völkerbund beigetreten iſt und den Pakt von Locarno unterſchrieben hat? Wir haben jejerlichſt auf Elſaß⸗Lothringen verzichtet, wir haben im Locarno⸗Vertrag darauf verzichtet, Streitigkeiten mit Frankreich durch Waffengewalt auszutragen. England und Italien ſind die Garanten dieſes Abkommens. Sie ha⸗ ben darüber zu wachen, daß wir die Beſtimmungen ein⸗ halten. Der Kelloggpakt ächtet den Krieg, wir ſind völlig abgerüſtet, während Frankreich ſeine Oſtfeſtungen aus⸗ baut und ein großes Heer unterhält. Außerdem beſtehen ſeine ausgeklügelten Bünvnisſyſteme mit Polen, mit der Tſchechoſtowakei uſw., ſodaß Frankreich wirklich auf die weitere Beſetzung deutſchen Bodens verzichten kann. An die geſamte Kulturwelt richtet ſich die Kunv⸗ gebung der Pfälziſchen Preſſe zum Jahreswechſel, end⸗ lich einen Zuſtand zu beſeitigen, der das größte Hemm⸗ nis für die wahre Befriedung Europas iſt. Gebt uns 1929 die Freiheit! Dicſer ernſte Mahnruf ergeht an alle, die es angeht, ergeht an alle Völker, die in der eee 70 Friedensidee ihre vornehmſte Aufgabe erblilen. Wird das Echo darauf diesmal ein befriedigendes ſein? in toter König vor Gericht. Das Beſitzrecht am Leibniz⸗Haus. V Hannover, 29. Dezember. Im Amtsblatt Nr. 51 der Regierung zu Hannover wird König Ernſt Ar uſt von Hannover, der ſeit 1851 im Mauſoleum zu Herrenhauſen ruht, auf Antrag der preußiſchen Regierung vom Amtsgericht zu Hannover durch öffentliche Vorladung aufgefordert, ſpäteſtens in dem auf den 20. Februar 1929 vormittags 9 Uhr ein⸗ berufenen Aufgebotstermin ſeine Rechte auf den Beſitz des Leibnizhauſes anzumelden, widrigenfalls ſeine Ausſchlie⸗ zung von dem Beſitz erfolgen ſoll. Die fraglichen Beſitzverhältniſſe ſind einigermaßen unklar. Jedenfalls iſt durch die Eigentumsregelung von 1868 in dieſer Beziehung keine zweifelsfreie Entſcheidung getroffen worden. Die Stadt Hannover ſteht auf dem Standpunkt, daß der preußiſche Staat Eigentümer ſei und dieſe Auffaſſung dürfte zu Recht beſtehen. Der Kö—⸗ nig von Hannover hatte das Haus 1840 erworben, um den Abbruch des architektoniſch wertvollen Bauwerkes zu verhindern und in ſpäteren Jahren wurde es mit Un— terſtützung der Stadt, zu deren größter baulicher Se⸗ henswürdigkeit des Bezirkes, zum Kunſtgewerbemuſeum, ausgebaut. Die Stadt Hannover hat die Abſicht, das Haus anderen Zwecken nutzbar zu machen und aus die— ſem Grunde dürfte die Klärung des Beſitzverhältniſſes erforderlich werden, aber zweifellos iſt es eine juriſtiſche Kurioſität, daß die Regierung einen längſt entſchlafenen König, wenn auch der Form halber, vor Gericht zu zitieren ſucht. 1 dem In⸗ und Auslande Klotz leugnet Betrugsabſichten. Paris, 29. Dez. Bei ſeiner Vernehmung durch den Anterſuchungsrichter erklärte dder ehemalige Finanzmini— ſter Klotz, daß er ſeine Wechſel ohne Bitten und ohne Zwang gegeben habe. Nichts habe ihn verpflichtet, der Autofirma Kellner, auf deren Betreiben bekanntlich die Angelegenheit ins Rollen kam, Wechſel zu geben, da ihm der Wagen ohne jede Zahlungsbedingung geliefert wurde. Beim Ausſtellen der Wechſel habe er immer die Ueberzeugung gehabt, daß bei Fälligkeit Deckung vor— handen ſein werde, da er auf Grund von Telegrammen und Briefen geglaubt habe, auf Eingänge rechnen zu können. Er ſei das Opfer ſeiner Unvorſichtigkeit gewor⸗ den. Niemals habe er die Abſicht gehabt, Betrügereien zu begehen. f Aan Ullay ewinnt die Oberhand. KNonſtantinopel, 29. Dez. Wie aus Kabul gemeldet wird, haben die Regierungstruppen in der Nähe von Djellalabad 370 Aufſtändiſche entwaffnet. Die Aufſtän⸗ diſchen zögen ſich langſam in das Gebirge zurück. Der König wolle ſich Anfang nächſter Woche nach Djella— labad begeben, um dort perſönlich die Entwaffnung der Aufſtändiſchen zu leiten. Zuſtimmung Amerikas zur Abrüſtungskommiſſion. London, 29. Dez. Die amerikaniſche Regierung hat, nach Berichten aus Waſhington, dem Vorſchlag auf Ein⸗ berufung der vorbereitenden Abrüſtungskommiſſion auf April nächſten Jahres zugeſtimmt. In einigen Kreiſen hegt man die Erwarlung, daß Präſident Hoover, der kurz vorher ins Weiße Haus einzieht, die Gelegenheit be— nutzen wird, um ſeinerſejts eine neue Abrüſtungsoffenſive einzuleiten. Kleine politiſche Meldungen Berlin. Der Bericht des Reparationsagenten wird vor⸗ ausſichtlich am 2. Januar 1929 veröffentlicht werden. Hamburg. Der Reichsarbeitsminiſter hat beide Par⸗ teien zu einer gemeinſamen Ausſprache über eine Eini⸗ gung im Werftarbeiterlohnſtreit zum 2. Januar ins Reichs⸗ arbeitsminiſterium geladen. Paris, Der„Ami du Peuple“ fordert eine Volksab⸗ ſtimmung über die Erhöhung der Abgeordnetendiäten. Paris. Der deutſche Kunſtflieger Ernſt Udet, der ſich zurzeit in Paris aufhält, iſt am Samstag vom franzöſiſchen Aeroklub feierlich empfangen worden. 1 London. Die britiſche Vereinigung des Weltbundes für internationale Freundſchaft arbeit der Kirchen ſpricht die Ueberzeugung aus, daß die rtdauernde Beſetzung des Rheinlandes ein ernſtes Hinder, für das Anwachſen des Geiſtes internationaler Verſtän ung bildet. Moskau. Die Arbeiter⸗ un Bauernkommiſſion hat bei der A 0 der ſtagtlichen büter einer ungeheure Mißwirtſchaft ſe ee In de; zten vier Jahren iſt ein Verluſt von Millionen R ufzuweiſen. 8 : Gebt uns die Freiheit wieder! Bir iſchaſtsumſchar Severings Schiedsſpruch.— Der Wunſchzettel u das Jahr 1929.— Schutzzollpolitik im Ausland.— Ein Sperrjahr mit unveränderten Löhnen und Preiſen. Die Weihnachtsfeiertage haben leider eine gründliche Beſprechung des Severing⸗Spruches verhindert. Gewiß ſieht der Spruch einige neue Belaſtungen vor, ſo z. B. in der Arheitszeit; namentlich für Thomasſchlackenfabriken, Gießereien uſw. werden einige neue erſchwerende Ar⸗ beitsbeſtimmungen verfügt, in Wirklichkeit aber ſind es Arbeitszeitbeſtimmungen, mit denen die Arbeitgeber längſt gerechnet hatten und mit denen ſie ſich auch abfinden. Die ſechs Pfennig Stundenlohn-Erhöhung des Jeſſen'ſchen Schiedsſpruches iſt zwar beibehalten, aber ſie iſt das Maximum, der weitaus größte Teil der angeordneten Lohnerhöhungen unter dieſer Ziffer ſtaffelt ſich bis zu 1 Pfennig. Auch dürfte die Entlohnung für die zwei Monate nach dem angefochtenen und nun umgeſtoßenen Schiedsſpruch nicht allzu ſchwer fallen. Beſonders wichtig und nich: genug bemerkenswert iſt die Feſtlegung der Löhne auf über eineinhalb Jahr. Der Severing-Spruch hat neben dieſem außerordentlich verdienſtvollen Moment der Lohuſtabiliſierung für faſt zwei Jahre noch verſchiedene Vorzüge: ſo wie die Debatte um die Staatsautorität ſich nun einmal entwickelt hatte, mußte auch der Autorität ge⸗ nügt werden, es wͤrde an ſich der Schiedsſpruch und ſeine Verbindlichkeitserklärung durch den Miniſter aner⸗ kannt. Dadurch, daß es ein Miniſterkollege war, der den Spruch fällte, iſt auch die Perſon des Arbeitsminiſters durchaus geſchont worden. Die Weihnachtstage gaben dem gerade im Dezember arg geplagten Geſchäftsmanne Gelegenheit, den Weih⸗ nachtstiſch zu überſchauen, der ihm im Geſchäft bereitet iſt und die Gaben mit ſeinem Wunſchzettel zu vergleichen. Da hat nun denn der große und der kleine Geſchäftsmann, der Induſtrielle wie der Handwerker, ja, der Landwirt wie der Verbraucher zwar einen großen Weihnachtswunſch⸗ zettel vor ſich, ein Wunſchzettel auch für das neue Jahr 1929, aber mit der Erfüllung ſieht es recht mäßig aus. Wo haben z. B. die Parteien das Rahmenſteuergeſetz, das Steuervereinheitlichungsgeſetz gelaſſen? Wo ſind die Be— mühungen der Parlamentarier, Städte und Gemeinden auf der Höhe der bisherigen Zuſchläge bindend zu ver— pflichten? Eine Steuerſenkung iſt ſeitens der Gemeinden nirgends durchgeführt worden, vielmehr ſitzt man noch auf wirtſchaftsſchädlichen Sonderſteuern, ſiehe Luſtbarkeits⸗ ſteuer(Film), verfügt noch Sonderſteuern für das Braue— rei⸗ und Schankgewerbe. Man wagt es ſchon garnicht mehr, allgemein für die Wirtſchaft eine Steuerermäßigung 1929 zu erhoffen, die Wünſche werden beſchränkt auf ein Beibehalten der gegenwärtigen Sätze. Angeſichts des noch immer nicht gedeckten Haushalts-Defizits 1929 ſteht es damit auch recht mäßig. Vielmehr droht hier und da eine neue Steuererhöhung, es droht die Umſatzſteuererhö— hung, eine Gefahr für den geſamten deutſchen Preis- ſtand. Es iſt leider vor Jahr und Tag, als die Umſatz⸗ ſteuer ermäßigt wurde, nicht der nötige Druck in der Richtung ausgeübt worden, daß die unzweifelhaft ſeiner⸗ zeit zugebilligte Erleichterung auch in einer Ermäßigung der Preiſe zum Ausdruck kam; leider verhindern dauernde Lohnerhöhungen ja eine derartige Aktion; durch Lohn- forderungen und Lohnerhöhungen wird den Unternehmern immer wieder das beſte und freilich auch in der Regel, zutreffendſte Material an die Hand geliefert, im Falle einer Erleichterung auf anderen Gebieten Preisermäßigun— gen abzulehnen. Das Kapitel Zölle wird wenigſtens auf agrariſchem Gebiet in den erſten drei Monaten 1929 nachdrücklich auf⸗ gerollt werden, ſonſtige größere Veränderungen ſtehen hier wohl kaum bevor, die mehreren hundert ermäßigten Zollpoſten für März 1929 ſind bekannt. Im Ausland, namentlich in England, auch in den Staaten, erſt recht bei den kleinen Nachfolgeſtaaten, hält die Schutzzoll⸗ tendenz unvermindert an, man ſoll gewiß nicht Genf und die Arbeiten von Genf unterſchätzen, noch aber ſcheint es ſo, als ob ſowohl in der Wirtſchaft als auch in der Politik nur den Kleinen und Schwachen vom Völkerbund aus, etwas diktiert werden kann, die Großen tun doch, was ſie wollen. Zweifellos hat die deutſche Wirtſchaft die größten Wünſche in der Richtung der Sozialpolitik und der Plan⸗ wirtſchaft: das Beispiel der Lohnſtabiliſierung in der Eiſeninduſtrie Grupp Nordweſt möge möglichſt bald auf die ganze Wirtſchaft übertragen werden, nichts würde der deutſchen Wirtſchaft mehr nützen als ein Sperrjahr mit unveränderten öh en, mit unveränderten Preiſen, mit unveränderten Abgaben, keinerlei Aufwand an Tagun⸗ gen, Ausſtellungen, unnötiger Reklame—, aber das ſind wohl alles nur Wünſche. Aus Heſſen. Darmſtadt.(Es bleibt bei 15 Jah ten Zucht⸗ haus.) Ein wegen Totſchlags zu 15 Jahres Zuchthaus Verurteilter aus Mörlenbach ſtand im Wiederaufnahme⸗ verfahren vor Gericht. Der Täter, der einen ihm un⸗ bequem gewordenen Mann erſchoſſen und die Leiche in ſeinem Keller vergraben hatte, unterhielt mit der Frau des Getöteten Beziehungen. Der Täter, der von dem be⸗ trogenen Ehemann mit Erpreſſungen bedroht worden ſein will, gibt an, daß der Schuß aus Verſehen losgegangen ſei. Das Gericht glaubte aber den Angaben nicht und beſtätigte den Urteilsſpruch, der auf 15 Jahre Zuchthaus gelautet hatte. Dar mſtadt.(Staatspräſident Adelung gratuliert.) Der Stagtspräſident hat dem Oberpräſi⸗ denten der Provinz Heſſen-Naſſau, Dr. Schwander in Kaſſel, zu ſeinem 66. Geburtstag ſeinen Glückwunſch aus⸗ gesprochen, ebenſo dem Prof. Kluncker in Frankfurt a. M., dein bekannten Führer der Wohlfahrtsbewegun zu ſei⸗ nem 60. Lebensjahr gratuliert.— An den Rei miniſter für die beſetzten Gebiete, Dr. von Guerard, hat er fol⸗ gendes Glückwunſchtelegramm gerichtet:„Zu Ihrem 65. Geburtstag übermittele ich Ihnen, hochgeſchätzter Herr Reichsminiſter, herzliche Glückwünſche der heſſiſch Staats⸗ regierung und des heſſiſchen Landes. Ich ſüne meine perſönlichen warmen Wünſche an. Möge Ihn weiter⸗ hin aus Ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit a. Reichs⸗ verkehrsminiſter und als Miniſter für die beſetzten Ge⸗ biete Erfolg und Befriedigung erwachſen und möge Ihren nachhaltigen Bemühungen, den unter der Beſatzung lei⸗ denden Gebieten Erleichterung und Linderung der Not z⸗ ſchaffen, ein voller Erfolg beſchieden ſein.“ Gießen.(Von der heſſiſchen Landes⸗ univerſität.) Von der philoſophiſchen Fakultät der Landesuniverſität wurde Major c. D. Alfred von Wege⸗ rer in Berlin, der ſich große Verdienſte um die Klärung der Kriegsſchuldfrage erworben hat, ehrenhalber zum Dok⸗ tor der Philoſophie ernannt. Der Proſektor am veteri⸗ näranatomiſchen Inſtitut der Landesuniverſität, Dr. Süp⸗ pel, wurde vom bulgariſchen Kultusminiſter zum ordent⸗ lichen Dozenten für Anatomie, Hiſtologie und Embriolo⸗ gie an der Univerſität Sofia ernannt. l Mainz.(Eine myſteriöſe Schießerei.) In der Nacht erſchien auf dem Polizeibezirk in Kaſtel der 30jährige Mieter Wilhelm Borg mit einem Schuß im Leib, im Rücken und einem Streifſchuß in der Schulter⸗ gegend und gab an, daß er beim Ueberklettern einer Hof⸗ mauer, als er zu einem Mädchen wollte, vom Vater desſelben geſchoſſen worden ſei. Die Polizei ließ den anſcheinend Schwerverletzten durch das Sanitätsauto ins Städt. Krankenhaus bringen. Von anderer Seite wird der Vorfall folgendermaßen dargeſtellt: Der in der Zenthofſtraße in Kaſtel wohnende B. ſuchte in der Nacht ſich durch Erſchießen das Leben zu nehmen. Fa⸗ milienunſtimmigkeiten, die durch ein Verhältnis mit einem Mädchen hervorgerufen wurden, ſollen der Grund zur Tat geweſen ſein. Die Polizei iſt noch mit der Aufklärung des Falles beſchäftigt. Mainz.(Humor der Enttäuſchten.) Am Weihnachtsabend ſah man inmitten des Mepwplatzes vor der Stadthalle einen mit einer ſchwarzen Trauerſchleife gezierten Weihnachtsbaum. An dieſem prangte ein Pla⸗ dat:„Hier ruhen in Frieden 10000 Chriſtbäume, Friede ihrer Aſche.“ Der Humor hatte mit dieſen kurzen Wor⸗ ten die Enttäuſchung der diesjährigen Chriſthaumhändler über das ſchlechte Geſchäft gekennzeichnet. Die Arſache! dieſer Enttäuſchung und der damit verbundene Schaden ſind die abnorm hohen Preiſe, welche in dieſem Jahr trotz Ueberangebots der Weihnachtsbäume vom Großhandel gefordert wurden und die es minderbemittelten Fami⸗ lien ſchwer machten, den traditionellen Weihnachtsbaum zu faufen. Dieburg.(Von Wilderern angeſchoſſen.) In dem Wald bei Münſter gewahrte ein Jagdpächter zwei Wilddiebe, die er anrief und feſtnehmen wollte. Die Diebe, die ſich unkenntlich gemacht hatten, ſchoſſen auf den Pächter und verletzten ihn. Sie entkamen unerkannt. Bad Nauheim.(Ein Werbefilm über Bad Nauheim.) Im Herbſt d. J. ließ die hieſige Bad⸗ und Kurverwaltung einen Werbefilm über Bad Nauheim herſtellen, der jetzt erſtmalig der Oeffentlichkeit porgeführt wurde. Der Film vermittelt in intereſſanter Weiſe einen Finblick in den techniſchen Betrieh des Bades und bringt 0—— Ein edles Frauenleben. Roman von Carola Weiß. Berlin Wᷣ 30. (Nachdruck verboten.) Copyrigh! by(rener“ Comp. 38. Fortſetzung. Die Schweſter war an den Tiſch getreten, an das Das Antlitz des regungsloſen Mannes war ihr det, ihre Blicke fielen darauf und nahmen einen ſeltſam ſtarren, faſt entſetzten Aus- Bläſſe ihr Geſicht und ſie wäre umgeſunken, wenn ſie nicht der hinter ihr Kopfende. ganz zugewen ganz plötzlich. f N drucke an. Dann überzog eine tiefe ſtehende Arzt geſtützt hätte. 1. 7. beſorgt auf ſie zutretend.„Iſt es vielleicht ein Bekannter!“ wie ihre ö Sie konnte nicht antworten, aber er ſah, farbloſen Lippen zitterten. „Setzen er mit gütigem Tone. „Nein, über. Ich will meine Pflicht tun.“ Sie ſchob den Arm unter das dunkle, bärtige Haupt, aber ſie zitterte heftig. Ebenſo zitterte die Hand, die das Glas Wein hielt. Mein Kind, was haben Sie?“ fragte der Chefarzt, Sie ſich nieder und erholen Sie ſich“, ſagte nein,“ ſprach ſie, ſich gewaltſam zwingend, „es war nur ein kleiner Schwindelanfall, es iſt ſchon vor⸗ Mit ſchwerer Mühe wurde der Verwundete entkleidet. Denn das geronnene Blut bildete eine feſte Maſſe mit den Kleidern; dann wurde er unkerjucht. Der rechte Arm war faſt ganz zerſchmettert und eine klaffende Wunde befand ſich einige Zoll oberhalb dem Herzen. Wie tief ſie war, ö te man im erſten Augenblick nicht ermeſſen, es lag 4 0 ber das böllige Verbluten ge⸗ den roten Lebensſtrom aufge⸗ fangen. Beim näheren Beſichtigen ſah man, daß es eine Locke war, denn ein kleines Ende, das das rieſelnde Blut ein Gegenſtand darauf, 1 hatte, indem er nicht erreicht, zeigte eine helle, goldblonde Färbung. J Und was konnte es anders ſein, das ein Mann kn einer ſolch furchtbaren, ernſten Stunde auf dem Herzen barg? in gut gelungenen 0 0 feſſelnde Ausſchnitte aus dem Badeleben während der Saiſon. Die mit der Schaf⸗ fung des Films bezweckte Abſicht, ihn Propagandazwek⸗ ken dienſtbar zu machen, dürfte erfolgreich ausgeführt worden ſein. Neujahrsempfang im heſſiſchen Geſamtminiſterium. Darmſtadt, 29. Dez. Am Dienstag, den 1. Januar 1929, vormittags 11,15 Uhr, feinen im Staatsminiſterium ein Neujahrsempfang des Geſamtminiſteriums ſtatt. Dieſe Einrichtung ſoll zu einer ſtändigen Gewohnheit werden, um alljährlich denjenigen, die darauf Wert legen, Ge⸗ legenheit zu geben, mit den Miniſtern Neufahrswünſche auszutauſchen. Der Stagtspräſident wird bei dem Em⸗ pfang eine Anſprache halten. Aus Nah und Fern. Marburg.(Zu der Bluttat in Marburg. Kein pokrtiſches Attentat.) Der Zuſtand des Soh⸗ nes des Profeſſors Schwerdtfeger, der von einem Unße⸗ kannten angeſchoſſen und ſchwer verletzt worden war, hat ſich im Laufe des Freitags gebeſſert. Als Täter kommt ein etwa 26jähriger Mann in Frage, der vermutlich einen Einbruch verüben wollte. Da der Verletzte Mit⸗ glied des Jungdeutſchen Ordens iſt und ſich dort in füh⸗ render Stellung betätigte, verbreitete ſich nach dem Be⸗ kanntwerden der Tat das Gerücht, der Student ſei einem Mord aus politiſchen Gründen zum Opfer gefallen. Nach dem Sachverhalt, wie ſich erſt jetzt überblicken läßt, fin⸗ det dieſes Gerücht aber keine Stütze. Für die Ermitte⸗ lungen nach dem Täter iſt ein Kriminalkommiſſar aus Kaſſel beauftragt worden. Elz.(Vom eige nen Fuhrwerketotgefah⸗ ren.) Der in den 60er Jahren ſtehende, bei der Karls⸗ hütte beſchäftigte Fuhrmann Wilhelm Blättel aus Elz ge⸗ riet unter die Räder ſeines Fuhrwerks, deſſen Geſpann vor einem anderen Fuhrwerk ſcheute. Blättel fiel dabei vom Wagen, der über ihn ging und erlitt ſo ſchwere Ner⸗ letzungen, daß er kurz nach ſeiner Einlieferung ins Lim⸗ burger Krankenhaus ſtarb. Hönningen.(Der Leichenfund bei Hönnin⸗ gen aufgeklärt.) Die Identität der am Morgen des 19. November am Bahngleis zwiſchen Hönningen und Rheinbrohl aufgefundenen männlichen Leiche iſt nach den nunmehr vorliegenden amtlichen Berichten einwandfrei als die eines aus Oſtpreußen ſtammenden, ſeit einigen Mo⸗ naten im Rheinland tätigen jungen Mannes feſtgeſtellt worden. Entgegen dem nach der Sachlage zunächſt auf⸗ gekommenen Verdacht, daß der Tote nächtlicherweiſe aus einem Zuge herausgeworfen worden ſei, iſt nunmehr feſt⸗ geſtellt, daß der zu Tode Gekommene ſchwermütig war und daher den Tod durch Selbſtmord gefunden hat. Paſſau.(Ein Auto vom Zuge erfaßt.— (Zwei Tote.) Bei der niederbayeriſchen Ortſchaft Pat⸗ tenham ereignete ſich ein ſchweres Autounglück. An einem Bahnübergang einer Nebenbahn wurde das Auto des Baumeiſters Joſeph Meier aus Rottalmünſter von der Lokomotive eines Perſonenzuges erfaßt und vollſtän⸗ dig zertrümmert. Baumeiſter Meier und ſein Sohn waren ſofort tot. ö Düſſeldorf.(Unter Gattenmordverdacht verhaftet.) Unter dem Verdacht, ſeine vor einigen Monaten verſtorbene Ehefrau vergiftet zu haben, wurde von der Düſſeldorfer Polizei ein Arbeiter feſtgenommen. Auf der Kriminalpolizei erſchien ein Rheinſchiffer, der an⸗ gab, daß bei einem Beſuch ſeines zukünftigen Schwieger⸗ vaters er ihm weinend erzählt habe, er müſſe ſein Ge⸗ wiſſen erleichtern, denn er habe vor einigen Wochen ſeine Frau vergiftet. Die Frau ſei am folgenden Tage er⸗ krankt und trotz Hinzuziehung eines Arztes nach einigen Tagen geſtorben. Der Feſtgenommene beſtreitet die Tat. Die Ermittlungen ſind noch nicht abgeſchloſſen. Berlin.(Selbſtmordepidemie Jugend⸗ licher.) Auf dem Schießplatz in Reinickendorf-Schön⸗ holz wurde die Leiche eines jungen Mädchens gefunden, die ſpäter als die 17jährige Handelsſchülerin Lieſelotte Fröbel erkannt wurde. Das junge Mädchen wies eine Schußwunde im Kopf auf. Unter dem toten Körper fand man eine Mehrladepiſtole, die einem Untermieter der Frau Fröbel gehörte und die ſich das Mädchen offen⸗ bar beimlich angeeianet hat. Die junge Schülerin hatte Es war ein Glück, daß die Herren ſo von dem Gegen- ſtand in Auſpruch genommen waren, ſie wären betroffen geweſen von dem Ausdrucke tiefſter Erſchßtterung, der jetzt auf dem Antlitze der Schweſter lag. Nich unausge⸗ ſeßtes Anfeuchten der Wunde mit lauwarmem Waſſer wurde endlich die erſtarrte Kruſte erweicht und die Locke konnte ohne Gefahr entfernt werden. „Das Büſchel Haare hat ihn gerettet,“ ſagte der Chef⸗ arzt, mit einer gewiſſen Bewegung die gelbe, lange Strähne betrachtend.„Ob es wohl die Spenderin geahnt, wozu es ihm dienen würde, als ſie es ihm in einer glück⸗ lichen Stunde gab?“ Eine Stunde ſpäter lag der Verwundete verbunden auf einem Lager in einer abgeteilten Zelle, und Schweſter Pia hatte vorerſt den Pflegerinnendienſt. „Fahren Sie unausgeſetzt mit den Belebungsverſuchen fort und achten Sie genau, ob die Kräfte ſich heben,“ ſagte der Chefarzt, als er die Zelle verließ. Er hatte noch hinzugefügt, ſo lange der Atem in der Menſchenbruſt weile, könne man hoffen. Dieſer Ausſpruch galt aber mehr ihrer Perſon, als er allgemein gehalten war. Er hatte ihr ſogar leiſe über das Haar geſtrichen, als ahne er irgendeine Verbindung zwiſchen ihr und dem bewußt⸗ loſen Manne und hatte ſich mit dem Verſprechen ent⸗ fernt, noch im Laufe des Tages nachzuſehen. Sie hatte während der ganzen Zeit nicht aufgeblickt, keine Silbe erwidert, als fürchtete ſie, dadurch die tiefe Erſchütterung ihrer Seele zu verraten. Jetzt, als ſie allein war, kniete ie vor dem Lager nieder und legte auf einen Moment fei ihr Antlitz auf das regungsloſe Geſicht des Mannes. Dann aber erhob 11 ſich, und obwohl ihre Züge ſehr bleich waren und unaufhaltſame Tropfen in ihre Augen kamen, begann ſie mit feſtem Willen ihr Pflegerinnenamt. Denn 1 dachte der Worte des Arztes und wieviel von jeder inute abhing. Während ſie aber an ſeinem Lager ſaß, 1 00 Haupt ſtützte und von Zeit zu Zeit ſeine bleichen ippen mit einem Tropfen Wein befeuchtete, dachte 1 wie oft ſeine verdurſteten Lippen nach einem Tropfen Waſſer verlangt haben mochten, wie oft ſich ſein irrender, hilfeſuchender Blick nach den kalten, tend unter freiem Himmel lag. glänzenden Sternen 1 0 haben mochte, als er die ganze Nacht hilflos verblu 8 am 24. Dezember pie Wohnung zorer 1. ner verlaſſen und war fellher verſchwunden. Schon anale Außerte ſie ee e obgleich ein erſichtlicher Grund da⸗ für bisher nicht feſtgeſtellt werden konnte. 8 Zahlungseinſtellung einer großen Baufirma ö Ein neues Opfer der Saar⸗Kreditlriſe. ö Saarbrücken, 29. Dez. Die Saar⸗Kreditkriſe hat ein neues Opfer gefordert. Das große Baugeſchäft Hubert Nauwald, G. m. b. H., hat ſeine Zahlungen eingeſtellt. Die Firma, eine der bedeutendſten des Saargebietes, hat während der letzten Bauſaiſon nicht weniger als 600 Arbeitern und Angeſtellten Verdienſt gewährt. Inflation, Verluſtgeſchäfte in den folgenden Jahren haben die finan⸗ zielle Grundlage dieſes ſeit 20 Jahren beſtehenden Un⸗ ternehmens erſchüttert. Die Zahlungseinſtellung der Bank für Saar⸗ und Rheinland ſowie Kriſen auf dem Geldmarkt brachten neue Schwierigkeiten. Etwa 200 Gläubiger ſtehen jetzt mit ihren Forderungen von ins⸗ geſamt 4,5 Millionen Franken einem Firmenvermögen von einer Million Franken gegenüber. Lokales und Allgemeines. Am Sylveſterabend. „Wie ganz anders iſt ſeine Stimmung, als die der Weihnachtsabende: Wohl ſammelt ſich auch am Syl⸗ veſterabend die Familie um den brennenden Chriſtbaum, aber an die Stelle innigſtiller Beſeeligung, wie ſie dem Heiligen Abend eigen iſt, iſt fröhlich⸗geräuſchvolle Le⸗ bensluſt getreten. Kein Menſch kann ſagen, warum er ſich freut, wenn ein Jahr zu Ende geht und ein neues anfängt, von dem er nichts weiß, als daß es ihn ſeinem eigenen Lebensende näher bringt. And dennoch ist der e für die meiſten Menſchen eine Zeit un⸗ gebundener, ſorgloſer Fröhlichkeit und Lebensfreude. Die Punſchgläſer klingen aneinander, muntere Wünſche wer⸗ den ausgetauſcht; unter Lachen und die e halbem und ganzem Aberglauben ſucht man in die verſchloſſenen Geheimniſſe der Zukunft einzudringen. Viele Menſchen treibt das Lebensgefühl am Syl⸗ veſterabend auch hinaus aus der Enge der Behauſungen. Aeberall in den Gaſtſtätten geht es bei Muſik und Ge⸗ ſang, bei Punſch und ſonſtigen feſtlichen Genüſſen luſtig zu und das Begräbnis des alten Jahres wird ebenſo wie die Geburt des neuen mit mehr oder minder humor⸗ vollen, auf jeden Fall aber geräuſchvollen Zeremonien begangen. Im Freien aber lärmt und kracht das un⸗ vermeidliche„Neujahrsanſchießen“, das immer 1 9 9 Leute für einen beſonderen erhaltenswerten Brauch an⸗ ſehen. Und ſo vollzieht ſich der Uebergang vom alten zum neuen Jahre meiſt recht laut und luſtig, wenn auch die„Stillen im Lande“, denen auch die Jahreswende eine Stunde ſtiller Nachdenkſamkeit und betrachtender Ein⸗ kehr wert iſt, noch nicht ausgeſtorben ſind. Allen aber iſt eines gemeinſam: der glühende Wunſch, das felſenfeſte Hoffen auf ein gutes, glückliches, geſun⸗ des neues Jahr, das wir auch allen unſeren Leſern und Leſerinnen von ganzem Herzen wünſchen! — Ferngeſpräche mit Voranmeldung. Bei Fernge⸗ ſprächen nach den europäiſchen Ländern, mit denen Deutſchland einen Fernſprechverkehr unterhält, ausgenom⸗ men England, Portugal und Spanien, können gegen eine Zuſatzgebühr von ein Drittel der Gebühreneinheit Ge⸗ ſpräche mit Voranmeldung geführt werden, d. h. es kann gleichzeitig mit der Anmeldung des Geſprächs eine be⸗ ſtimmte Perſon oder Fernſprechnebenſtelle bezeichnet wer⸗ den, mit der das Geſpräch geführt werden ſoll. Der⸗ artige Geſpräche gelangen nur dann zur Ausführung, wenn die gewünſchte Perſon oder Nebenſtelle ſprechbereit iſt. Vom 1. Januar 1929 an können bei Geſprächen mit Voranmeldung gegen dieſelbe Gebühr auch zwei Per⸗ ſonen bei derſelben Sprechſtelle oder für die gewünſchte weren zwei Sprechſtellen desſelben Ortsnetzes bezeichnet werden. — Fernſprechverkehr Deutſchland— Buenos Aires. Alle Orte Deutſchlands ſind nunmehr zum Fernſprechverkehr mit Buenos Aires zugelaſſen. Ein Geſpräch von 3 Minu⸗ ten Dauer koſtet 180 Rm., jede weitere Minute 60 Rm. mehr. Zur Zeit können die Geſyräche in den Stunden non Als nach einigen Stunden der Chefarzt wiederkam, ließ er ſich Bericht erſtatten. ö „Ich habe keine Veränderung wahrgenommen,“ ſagte das Mädchen. i Er beugte ſich über den Verwundeten und legte das Ohr an ſeine Bruſt. a „O doch,“ verſetzte er, als er ſich dann nach einiger Zeit erhob.„Der Zuſtand hat ſich verändert, de. Herz. ſchlag iſt bedeutend ſtärker. Wenn die Kräfte des Mannes mit ſeiner rieſigen Geſtalt in Einklang ſtehen, dun er vielleicht gerettet werden,“ fügte er hinzu. 1 „Glauben Sie, Herr Dokkor„. daß... daß it dem Bewußtſein ſich auch die Fähigkeit des Erkenn einſtellen wird?“ Das Mädchen tat die Frage 10 lei Stimme und ſtockend und ohne die Blicke zu heven. 4 Der Chefarzt ſah ſie forſchend an. Wo war die Klar⸗ heit, die milde, beſonnene Ruhe geblieben, die ihr ganzes Weſen auszeichnete? Sie war ſeit Monaten in dem ſchweren Beruf tätig, und er hatte das Mädchen wie eine Tochter lieb gewonnen. Ihn beunruhigte ber Mißton, der das gewohnte Gleichmaß Ihres Sich⸗Gebens plötz⸗ lich ſtörte. 4 5 Was war die Urſache dieſer Veränderung? 7 „Warum ſtellen Sie dieſe Frage, mein Kind?“ fragte der alte Herr nach einer Pauſe, l 9 „Ich.. ich habe Grund, nicht gleich.. überhaupt nicht erkannt zu werden.“ Eine heiße Glut übergoß ploͤß lich ihr ganzes Geſicht. 55 „Das haben Sie fürs erſte nicht zu befürchten,“ ſa te der Arzt ruhig, und als merkte er ihre Verwirrung nicht. „Die rein phhſiſchen Funktionen in es, die zuerſt ins Leben treten werden, um den Gang der Maſchine 8 regeln; dann wird ſich Fieber einſtellen, und da ſind alle ſeeliſchen Kräfte in Wirrnis und Betäubung, oll⸗ ten ſich meine Vorausſetzungen nicht ee% kann Sie eine andere Schweſter vertreten. Beſſer wär's, wenn die Pflege in den erſten Tagen alle end änden bliebe; bei einem ſolchen ſchweren Falle find Umſicht und Ausdauer die Hauptſache.“ f 5 Sie erfüllten ſie 5 J die Sch des alten Herrn, als hätte er das ſtockende Leben bis in tlefſte erforſcht und belauſcht 5 Gortſetzung f 9. 1 Heute 2 Blätter. 1918 Uhr ausgetauſcht werden. 9 5 am n 9 9 7 werden, anzumelden und hierbei außer der Perſon, mi der das Geſpräch mit Buenos Aires geführt e ſoll, für den Fall ihrer Abweſenheit noch eine Erſatz⸗ perſon anzugeben. In Buenos Ares knnen die Geſpräche d ee e e 70 geführt werden, Szentrale von Tr i i e p ben i ansradio Internationale — Einbeziehung der Aerzte in die Arbeitsloſen⸗ verſicherung? Vor kurzem hat der preußiſche 5 einen kommuniſtiſchen Antrag angenommen, in dem das Staatsminiſterium erſucht wird, auf die Reichsregierung zwecks Aenderung des Erxwerbsloſenverſicherungsgeſetzes dahingehend einzuwirken, daß die freien Berufe, Schrift⸗ ſteller, darſtellende und bildende Künſtler in die Erwerbs⸗ loſenverſicherung einbezogen werden. Der Reichsarbeits⸗ miniſter hat daraufhin die Arbeitsämter um Stellung⸗ nahme erſucht und ſie anſcheinend beauftragt, Erhebungen auch bezüglich der Heilberufe zu veranſtalten. Arbeits⸗ Es emppieyl ſich, le für den ſie gewünſcht ämter richten an die örtlichen Vereine der Heilberufe die Bitte um Mitteilung über die Größe des in Frage kom- menden Perſonenkreiſes, ob ein Bedürfnis 10 die Ein⸗ beziehung der fraglichen Gruppen in die Erwerbsloſen⸗ perſicherung als vorliegend erachtet wird. Der Verband der Aerzte Deutſchlands hat für die organiſierte Aerzte⸗ ſchaft die Bedürfni, age unter allen Umſtänden abge⸗ ehnt, denn die dearſche Aerzteſchaft iſt der Auffaſſung, daß der Aerzteſtand keine Arbei nehmer⸗Organiſation iſt, ſondern ein freier Beruf, zu beſſen vornehmſter Ver⸗ flichtung es gehört, eine etira notwendig werdende uterſtützung der Standesgenoſſen lediglich im Wege der elbſthilfe zu organiſieren. i Chryſanthemen zu Silpeſter. Die ſteilen kühlen Chryſanthemen, Leiſe umhaucht von herbem Ruch, Sind für des Jahres Abſchiednehmen Ein farbiger Silveſterſpruch. Der Blütenblätter unzählbares Schmales vereintes Kräuſeln ſpricht Zu uns als Wunder und als wahres Wiſſendes Blumenangeſicht. Das flüſtert: Eure Sommer ſtarben, Wir blühen ohne ihr Geheiß Zartlila, gelb und kupferfarben Und wie ein Schneetag blendend weiß. Erika von Watzdorfſ-Bachoff. Warum 1929. unſerer Zeitrechnung.— Dionyſius, der Geringe.— Das Jahr 1. ie Weisheit, daß auf das Jahr 1928 das Jahr 1929 folga müſſe, klingt banal genug, aber hinter ihr ſteckt die wichggere und bedeutſame Frage. wann und woher eines Zur Geſchichte Tages bre Doee aufgeraucht it, das Jayr per wevurt Chriſti als das 117 G2 bezeichnen. Es iſt ſelbſtverſtänd⸗ lich, daß nach Chiriſti Geburt erſt ein langer Zeitabſchnitt vetſtreichen mußte, 5 man ſich darüber klar ſein konnte, welch l weltgeſchichtliche Bedeutung jene 17 55 liche Geburt im Stalle 8 Bethlehem barg. Lalfächlic a durfte es eines halben Jahrtauſends, um die volle Bedeu⸗ 10000 dieſes Ereigniſſes zu erkennen und die Chronik der Weltgeſchichte danach einzurichten. Dieſe welthiſtoriſche Tat unternahm der römiſche Mönch Dionyſius, mit dem Beinamen Exiguus, d. h. der Geringe, ein Beiname, den 15 Dionyſius aus chriſtlicher Demut ſelbſt beigelegt hatte. an weiß wenig, faſt nichts Genaues von ihm. Einiger⸗ maßen feſt ſteht nur, daß er um die Zeit, die ſpäter nach dem von ihm aufgeſtellten Zeitrechnungsſyſtem als das Jahr 500 n, Chr. bezeichnet wurde, nach Rom kam, wo er bis zum Ende ſeiner Tage blieb, angeſehen und geehrt wegen einer Frömmigkeit ſowohl wie wegen ſeiner Ge⸗ ohrſamfoi 0 Dieſer Dionyſius unternahm es im Jahre 532 un Chr., die Daten des Oſterfeſtes auf 95 Jahre im voraus zu berechnen. Er wählte als Grundlage für ſeine Berechnun⸗ gen das bis dahin übliche alexandriniſch⸗ägyptiſche Syſtem, nahm aber als Ausgangspunkt nicht, wie es gleichfalls bis dahin üblich geweſen war, das Jahr des Regierungs⸗ antritts des Kaiſers Diokletian(284 n. Chr.), ſondern die Geburt Ehriſti. Dieſe Neuerung verleiht dem Unterneh⸗ men des Mönches Dionyſius ſeine weltgeſchichtliche Bedeu⸗ tung, wenngleich man über die Richtigkeit ſeiner Annahme ſtreiten kann. Auf jeden Fall ſetzte er das 754. Jahr nach der Gründung der Stadt Rom als das Jahr der Geburt Chriſti, als das neue Jahr 1 an, wodurch er der Welt⸗ geſchichte die tiefſteinſchneidende Zäſur gab, die ſie über⸗ haupt aufweiſt. Dionyſius begründete ſeine Neuerung in einem uns er⸗ halten gebliebenen Brief. Die Erwägungen, die ihn ge⸗ leitet hatten, waren rein religiöſer Natur geweſen. Sie ſchrieben ſich her vor allem aus der Abneigung und dem Widerwillen gegen die Perſon des Kaiſers Diokletian, der einer Aexa den Namen gegeben hatte, mit der ſich die Erinnerung an die letzten und ſchwerſten Chriſtenverfol⸗ gungen vor der ſtaatlichen Anerkennung des Chriſtentums durch Konſtantin den Großen verknüpfte. So verſteht man, daß Dionyſius ſein bedeutendes Unternehmen nicht mit einem Mann in Verbindung bringen wollte, der ein Tyrann im furchtbarſten Sinne des Wortes geweſen war, und daß er es vorzog.„nach der Fleiſchwerdung unſeres Herrn Jeſu Chriſti den Verlauf der Jahre zu bezeichnen damit der Urſprung unſerer Hoffnungen uns bekannter werde und der Grund des menſchlichen Heiles, das iſt das Leiden unſeres Erlöſers, deutlicher aufleuchte“. Die Tat⸗ ſache, daß Dionyſius mit der Verlegung in das 754. Jahr nach der Gründung der Stadt Rom das Geburtsjahr Chriſti etwas zu ſpät anſetzte, änderte nichts daran, daß er mit ſeiner Tat der Schöpfer der chriſtlichen. der ſogenann⸗ ten dionyſiſchen Zeitrechnung wurde. einer Zeitrechnung die heute nicht nur für die geſamte Chriſtenheit der Erde. ſondern für die Menſchheit überhaupt die einzige gültige Zeitrechnung darſtellt. f i 17 Lörrach.— urch unterſchlagungen eine Sparkaſſe zugrunde gerichtet.) Die Sparkaſſe Egringen iſt in gewiſſe Schwierigkeiten geraten, die ke⸗ boben wurden, indem die Sparkaſſe den Anſchluß an die Bezirksſparkaſſe Lörrach vollzog. Nachdem eine gründliche; Reviſion der geſamten Buchführung ſtattgefunden hatte, würde der Rechner Aberer aus Egringen verhaftet und nach Lörrach überführt. Es wird ihm zur Laſt gelegt, zum 9 90 E Nag fc im 1 115 der letzten drei abre 870 ark unterſchlagen zu haben. 26000 Mark Mhater bereits geg bene 0 5 Mug 65 Wie Doumergue ſeinen Tag verbringt n einer ausländiſchen Zeitung plaudert ein Bericht⸗ erſtatter, der anſcheinend ſehr genau unterrichte it, über den Tages lauf des franzöſiſchen Präſidenten Doumergue. Er iſt, wie die meiſten alten Leute, ein Frühaufſteher. Wenn die Kirchen von Paris zur Frühmeſſe läuten, iſt er bereits aus dem Bett, und wenn die Sirenen der Fabri⸗ ken den neuen Arbeitstag ankünden, ſitzt der Präſident bereits, gebadet, raſiert und durch eine Viertelſtunde Mül⸗ lern geſtärkt, an ſeinem Schreibtiſch, lieſt die noch feuch⸗ ten Morgenzeitungen und blättert in der Frühpoſt, die er ſelbſt ſortiert, da ſein Sekretär erſt um 9 Uhr zum Dienſt erſcheint. Von 9 bis 10 Uhr iſt gewöhnlich der Vortrag, zu dem der Miniſterpräſident oder der Außenminiſter er⸗ ſcheinen. Der Präſident wird da über die Tagesfragen der 57 e a Er unterzeichnet die 0 sbeſchlüſſe und prüft die Gnadeng Tode Verurteilten. 1 e Vor dem Mittageſſen, das der Franzoſe rü tück nennt und das um 1 Uhr eingenommen wird, A der Präſident einen Spaziergang in den Champs Elyſees gemeinſam mit ſeinem Sekretär. Selbſtverſtändlich wird er dabei wie auf ſeinen Reiſen von ſeinen Geheimpoliziſten aufs ſtrengſte überwacht, damit kein verbrecheriſcher An⸗ ſchlag auf ihn verübt werden kann. Das Frühſtück iſt im allgemeinen ſehr einfach. Nur wenn fremde Staats⸗ oberhäupter und Fürſten eingeladen ſind, wird dem Koch des Präſidentenpalaſtes die Aufgabe zuteil, eine ganzen 1 0 zu entwickeln. Repräſentation koſtet natürlich Das Gehalt des Präſidenten beläuft ſich auf 3,6 Mil⸗ lionen Franken, alſo etwa 600 000 Mark, wofür aller⸗ dings, da auch der Präſident Steuern bezahlt, 800 000 Franken(50000, Mark) das Finanzamt ſchluckt. Er muß alſo haushalten im täglichen Leben, wenn er ſeine Reprä⸗ ſentationspflichten würdig erfüllen will. Doumergue iſt übrigens ein ausgezeichneter Wirt und auch im Miniſt er⸗ rat von angenehmſten Umgangsformen. Die offizielle Feierlichkeit bläſt er mit ſeinem friſchen Humor fort, und der Miniſterrat, der gewöhnlich zwiſchen 15 und 17 Uhr ſtattfindet, wenigſtens einmal in der Woche, wird unter Doumergue zur angenehmen Sitzung. „Nach dem Miniſterrat fährt der Kraftwagen des Präſidenten vor; dann zeigt ſich Doumergue ſeinem Volke auf Ausſtellungen, bei offiziellen Begegnungen oder ſon⸗ ſtigen Veranſtaltungen, wo es gilt, den Ehrenvorſitz zu übernehmen oder Reden zu halten— ſtets lächelnd, den glänzenden Zylinder in der Hand— dann Marſeillaiſe— hoch der Präſident! 1 Die Hauptmahlzeit am Abend iſt übrigens ebenſo einfach wie das Frühſtück. Der Präſident geht abends ſelten ins Theater, ſpielt jedoch gern eine Partie Bridge, womit er jedoch punkt 10 Uhr aufhört; dann ſagt er Gute Nacht, geht in den Büchereiraum, hört noch etwas Nund⸗ funkmuſik, und legt ſich ſchlafen. Zu N mitternächtlich ec Stunde liegt die ganze Junggeſellenbude im Dunkel und er ſelbſt längſt im Bett. In der Sommerreſidenz Rambouillet iſt die Tages⸗ einteilung ungefähr wie im Elyſeepalaſt. Der Präſident hält ſich auch im Sommer meiſtens im Hauſe auf. Im Schloßteich glänzen die fetten Karpfen, aber der Prä⸗ ſident angelt nicht. Im Park wimmelt es von Rotwild und Faſanen, aber der Präſident iſt kein Jäger. Im Stalle ſcharren die ſchönſten Pferde mit den Hufen, aber der Präſident reitet nicht; er liebt nur die Stille ſeiner 120 5 und betrachtet das brauſende Leben mit einem ſtil⸗ umor. Revolution in Monte. Spicaals Glück und Ende.— Die verlorene Tradition. Amſturzpläne im Glücksſtaat. zeiner Durchlaucht dem Fürſt⸗Souverän Louis II. von konaco und ſeinen getreuen Monegaſſen iſt es offen⸗ bar lange zu gut gegangen und in dieſem Glück haben ſic di Verpflichtungen vergeſſen, die eine große Tradition, geſchcfen durch den Vater des gegenwärtigen Fürſten Albrht J., dem Staat, der von Gnaden des Roulette exiſtic, andererſeits ſchließlich auch auferlegt. Es iſt infolddeſſen um das Kaſino, aus deſſen prunkvoller Opervor Jahrzehnten zum erſten Mal Richard Wag⸗ ners Zarſifal in franzöſiſcher Sprache ertönte und das klappnde Geräuſch der Glückskugeln überklang, öde ge⸗ worde, Die Millionengewinne, von denen durchſchnittlich 10 Mlionen dem kleinen Staat, 5 Millionen dem Für⸗ ſtenhaſe zufloſſen, fließen nicht mehr. Die armen Mone⸗ gaſſenſollen ſogar Steuern zahlen, nachdem Jahrzehnte hinduß alle erforderlichen öffentlichen Unkoſten von den Fremm getragen wurden, die außerdem noch den zahl⸗ loſen hotels, Penſionen, Luxusgeſchäften, Reſtaurants und Affees zu fabelhaften Geſchäften verhalfen. Das laſſen je Monegaſſen ſich nicht bieten und da man einen Sündchock haben muß, hat ſich der monegaſſiſche Na⸗ tional, den Albrecht J., Fürſt Louis Vater, im Jahre 1911 nem Volle bewilligte, in einem für monegaſſiſche Verhäfiſſe unerhört revolutionären Manifeſt an ſeinen Fürſtel gewandt und ſich über die fehlende Fürſorge für da weitere Blühen und Gedeihen des Staates, d. h. des Kinos beklagt und energiſche Abhilfe gefordert. Fürſt huis ſeinerſeits iſt empört über dieſe revolutionäre Geſte ner getreuen Bürger und hat ſie ermahnt, ſich keiner gehrerbietigleit gegen ihr angeſtammtes Herrſcher⸗ haus ſaldig zu machen, ſondern in Geduld und Ergeben⸗ heit ahwarten, was der Fürſt tun werde. her rührt nun der Rückgang dieſes einſt wenn nicht geklichen, ſo doch reichſten Staates Europas? Es war 0 längſt kein Geheimnis mehr, daß man in Montekarlo vergeſſen hatte, für die Repräſentation zue ie in ſagenhaften Vorkriegszeiten das peinlich Glücksſpielbetriebes Aigen 105 ſchleiert und keine Mißſtimmung aufkommen ließ. Da⸗ mals hm man den Beſuchern noch mit eleganteſter Grazie r Geld ab, machte es ihnen geradezu vergnüg⸗ lich, held im Kaſino zu laſſen, ſpendete ihnen, wenn ſie gänch ausgefleddert waren, doch wenigſtens das„via⸗ kicue“ e Rückfahrkarte 2. Klaſſe nebſt Mitteln zu an⸗ ſtändig Wegzehrung. Daneben aber ſchufen weltbe⸗ rühmtedpernaufführungen und Nachmittagskonzerte in der Op und auf der Kaſino⸗Terraſſe Anziehungspunkte, die es ſoſt den 50 9 0105 Herrſchaften geſtatteten, mit der 50 eee e en oder je nger, dieſe rung ſehen — 050 ne daß man vom Geſprächspartner ein pein⸗ 7 war ſorgen, hie i Gewerlnäßige des L n die Ka lie ö zu erwarten hatte. 6 ber Ei n d 0 ſnoſdle frei, die mts, Kaſinoleituna machte ſich ein Erfindung eines amerikaniſchen U.⸗Bootoffiziers C. B Mom⸗ bun eine Art Gasmaske für künſtliche Atmung in Verbin⸗ dung mit einer Schwimmboje, die der Eingeſchloſſene durch eine beſondere Luke ausſtößt. als, den ganz enragterten Spielern elegante Markier⸗ karten nebſt, wertvollem Bleiſtift zum ſyſtematiſchen Auf⸗ zeichnen dek Spielreſultate zur Verfügung zu ſtellen, die Angeſtellten waren tadellos livriert und nahmen mit unnachahmlicher Grandezza und ebenſo untadelig weißen Handſchuhen diskret das diskret dargebotene Trinkgeld entgegen. a Heute hat die Oper ihren Ruf verloren, die Kon⸗ zerte entbehren jeglicher Bedeutung, an allen Ecken und Enden werden Gehühren erhoben, die Angeſtellten haben verlernt, zu repräſentieren, könnten es auch nicht mehr mit ihren ſchäbig gewordenen Livreen und ihren ſchmutzi⸗ gen Handſchuhen, die ehemals weltberühmte Höflichkeit der Herren Croupiers hat ſich peinlich gewandelt, denn heute ſind ſie nicht mehr 1 der Bank, ſondern müſſen ſich ihren Verdienſt auf reichlich peinliche Weiſe vom spielenden Publikum einheimſen, Nach jedem Coup 1 7 er Chefcroupier eine flache Blechhüchſe aus ſeiner ee läßt ſie bei den Spielern kreiſen, damit jeder ſeinen Obolus für die e ſpende. Dieſer Verfall 15 allerdings nicht die primäre Er⸗ einung. Er war erſt die Folge des Abwanderns reſp. usbleibens eines Großteils der ehemals beſten Spiel⸗ Louis lange m einer vetonten Deutſchfeindlichteit. Dazu kam, daß Rußland keine Gäſte mehr ſtellte oder daß vielmehr die Ruſſen, die ehemals die prominenteſten und zahlungskräftigſten Spielgäſte geweſen waren, jetzt in Scharen als Kellner, Chauffeure, ja ſogar als Straßen⸗ kehrer auftauchten, als welche ſie naturgemäß nicht gerade Hern pit hohe Summen im Kaſino riskieren konnten. fern blieben auch viele von den reichen Amerikanern, die die Reize der Küſte von Florida oder des kaliforniſchen. Paradieſes entdeckt hatten und um der Senſation des Spieles willen nun nicht mehr gn die franzöſiſche Riviera kamen. ſondern ſich alle Emotionen eines ſenſationsde⸗ dürftigen Lebens im Lande ſelbſt ſchufen. Was irgend an Nordeuropäern Spielgelüſte hegte, ging nach Zoppot, dem neuen nordiſchen Monte, wodurch man allein an Reiſeſpeſen genügend erſparte, um damit einige ſchöne Coups an den grünen Tiſchen von Zoppot riskieren zu können. Dann kam das Geſpenſt der Inflation, das dem Zauber des grünen Tiſches, der durch das Verſchwinden der klingenden Gold- und Silberſtücke ſchon ſchwer genug gelitten hatte, völlig den Reſt gab. Statt des Goldes und des Silbers hüpften häßlich klappernde Chips aus Knochen oder Celluloid über die grünen Felder und immer geringer wurde der effektive Gewinn, den man erzielen konnte, obwohl die Mindeſteinſätze immer größer wur⸗ den. Nachdem dieſe böſeſte Zeit ſchlecht und recht über⸗ ſtanden war, kam man nun zu allem Unglück im benach⸗ barten San Remo auf die Idee, ein Konkurrenzunter⸗ nehmen zu gründen. Das hat dem Paradies von Monte offenbar den Reſt gegeben. Weſentlich war dabei, daß der Fürſt und die Mone⸗ gaſſen in der langen Zeit unbekümmerten Glückes jegliche kaufmänniſchen Grundſätze verlernt hatten und der Ge⸗ fahr des Geſchäftsrückganges nicht durch ſofortige ange⸗ ſtrengteſte Verbeſſerung der Qualität des Gelieferten, ſon⸗ dern lediglich durch Erhöhung aller Gebühren und Schaf⸗ fung zahlloſer neuer Abgaben zu begegnen trachteten. Na⸗ türlich war kein Gaſt geneigt, um ſehr viel mehr Geld als früher, auf einer Kaſinoterraſſe von verſchließenem Glanz zu ſitzen und ſich den Staub der ungepflegten Stra⸗ ßen ins Geſicht wehen zu laſſen. Man wanderte einfach nach dem nahen San Remo ab, wo der in ſeinen Mitteln Beſchränkte den Vorteil hatte, im Kaſino mit ſehr viel niedrigeren Einſätzen ſein Glück verſuchen zu können, wäh⸗ rend der Reiche das Glück ſicherer zu zwingen hoffen konnte, weil in San Remo die Spielmaxima von vorn⸗ herein erheblich höher waren, ſchließlich eine Grenze über⸗ haupt nicht mehr gezogen wurde— einfach das Ideal für den„großen Spieler“, der ja niemals aufhört, an ſein Syſtem zu glauben, ſofern keine Kaſinovorſchriften ihn in der Möglichkeit der Inveſtierung großer Summen be⸗ engen. Die Monegaſſen werden alſo mit ihrer Revolution nur dann Glück haben, wenn ſie ſich darauf beſinnen, daß Monaco nicht vom Zauber ſeiner Tradition, ſondern einzig und allein von einer möglichſt anſtändigen Füh⸗ rung eines etwas anrüchigen Betriebes leben, geſchrene denn wiederaufblühen kann. ö aäſte aus allen Ländern. Nach Krieasende oefiel ſich Fürſt 4 —