Siernheimer f, ing— Bternheimer Nachrichten) erscheint täglich att Ansnahme der Bonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 14 Mf. frei ins Haus gebracht.— Gratisbetlagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Gountagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowtie einen Wand⸗ kalenber.— UMnnahme von Absennements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Erſtes, ältetes 1. erfskzreichſtes Lokal⸗Anzeigebla in Blerhein rnſprecher 1171.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim 190 Poſtſchecktonte Rr. 2157/7 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsftelle Rathaus ſtr. 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Die Nationalliberale Korreſpondenz verbreitet einen Neujahrswunſch des Reichs außenminiſters Dr. Streſe⸗ mann, dem wir folgendes entnehmen: „Abweichend von den Gepflogenheiten früherer Jahre, eine Reihe von Fragen und Forderungen in die Neufahrsbetrachtung einzubeziehen, möchte ich heute an dieſer Stelle im beſonderen der deutſchen Jugend gedenken. Eine der erfreulichen Erſcheinungen des polikiſchen Hohens iſt das immer ſtärkere, ja ſtürmiſche Hervortreten jüngerer Kräfte, denn es beweiſt, daß eine neue Generation ſich mündig fühlt, dem Staate nicht nur die Hände, ſondern auch eine neue Ideenwelt anzubieten. Kann der Staat, können die Parteien darauf perzichten? Unmöglich. Heran mit allem, was ſich jung fühlt an den Staat. hinein damit in die Paricien! Das wird zu neuen Kämpfen, aber auch zur Klärung führen. Es wird hier und da vielleicht ſogar zu heftigen Zuſammenſtößen kommen, weil der Aufbau der Alters- ſtufen und die Verbindung ihrer geiſtigen Welt durch den Krieg geſtört und zerriſſen iſt, weil einzelne Kriegsgene— rationen völlig dezimiert ſind und gewaltige Lücken be— ſtehen, die nun mit einem Male überſprungen werden müſſen. Je eher, je beſſer! Das, was die politiſch Jungen— d. h. jene Krüfte, die wirklich dieſe Bezeichnung verdienen— an dem poli⸗ liſchen Leben der Gegenwart beſonders haſſen und darum am erſten ändern wollen, iſt die Entwicklung der Politik zur nackten Intereſſenvertretung. Wirklicher Jugend war der Staat niemals eine Verſicherungsanſtalt auf Gegen⸗ ſeitigkelt. Wahrer Jugend wird der Staat immer nur die Verlörperung einer Idee, die Organiſation der nationa⸗ len Volksgemeinſchaſt ſein. 5 Das, was einer der ewig Jungen unter den deutſchen Dichtern, der jungverſtorbene Novalis, in ſeinen Frag- menten bereits vor 100 Jahren als Ziel des vollkomme⸗ nen Menſchen hinſtellte, in ſich ſelbſt ein kleines Volk zu ſein, hat die politiſche Jugend aller Zeiten auf den Staat und die Parteien dahin übertragen, daß der Staat ein Volksſtaat und die Parteien wahre Volksparteien zu ſein hätten, d. h. Parteien, die ſich nur als die politiſchen Diener und Sachwalter der Volksgeſamtheit fühlen. Die ſchö— pferiſche Jugend, die allerdings nicht an die Kalenderjahre gebunden iſt— es gibt politiſche Jünglinge mit weißem ar und politiſche Greiſe ohne Glatze— wird den Staat ewig neu aus der Welt der Ideen ſchaffen, und zwar immer d b als nationaler Polksſtaat, nicht als Klaſſen⸗ und Parteienſtaat und nicht als G. m. b. H. zur Wahrung beſtimmter Intereſſen. Sie hat ür die kleinlichen Schmerzen der republikaniſchen Be⸗ chwerdeſtelle ebenſowenig Verſtändnis wie für jene Ewig⸗ geſtrigen, die immer nach rückwärts ſchauen. Der Republik werden ihre Kräfte in dem Maße zuwachſen, wie ſie ſich zu einem nationalen Volks⸗ ſtaat entwickelt. f 1 Das Arteil im Woycechowſki⸗Prozeß. 51 10 Jahre ſchweren Kerkers. M Warſchau, 31. Dezember. g In dem Prozeß gegen Woycechowſki, der den ruſſi⸗ ſchen Handelsvertreter in Warſchau, Liſarew, am 4. Mai als Proteft gegen den Bolſchewismus erſchoſſen hatte, wurde das Urteil geſprochen. Es lautete auf Grund des Paragraphen 49, der polftiſche Verbrechen behandelt, auf zehn Jahre ſchweren Kerkers. Der Angeklagte nahm den Urteilsſpruch mit großer . Nepiſlonbend hin. Der Staatsanwalt verzichtete auf eine Reviſion, da die Verteidigung zweifellos ihr Appela⸗ tionsrecht geltend machen wird. Kurz vor dem Wieder⸗ erſcheinen des Gerichtshofes wurden die dicht beſetzten Zuhörerbänke durch ein ſtarkes Polizeiaufgebot abge⸗ ſperrt. Im Saale herrſchte während der Urteilsverkün⸗ eine atemloſe Stille, die erſt nach Verleſung der aftgten einer gewiſſen Unruhe Platz machte. en Reihe ſitzende Mutter des Angeklagten ver⸗ der unerwarteten Schärfe der Strafe keinen i 1 Faſſung. Die Verteidiger ſuchten in lädoher nachzuweiſen, daß das Attentat nicht polj⸗ 1 werten, ſondern Auf per N Geltungsgefühle ae A ufübren ei. Woycechowſki habe Heran an den Die in[von dem radikalſozialiſtiſchen Abgeordneten 10 Fr rã ein bſi anden Kritik an Chamberlain. China, Deutſchland und engliſche Politik. London, 1. Jan unn. Der Chinapolitik Sir Auſten Chamberlains zollt der„Obſerver“ volle Anerkennung. Der engliſche Handel mit China werde nun etwas von dem Boden zurück— gewinnen, den er in den letzten drei Jahren verloren hahe. Vor übertriebenen Hoffnungen müſſe man allerdings war— nen, ſolange die irregulären Abgaben beſtehen blieben. Den Grund für dieſe Erfolge der britiſchen Außenpolitik in China ſieht das Blatt darin, daß Großbritannien in China eine einheitlich fortſchreitende Politik verfolgt habe, dasſelbe Lob könne man dem Außenminiſter aber nicht für ſeine Europapolitik ſvenden. ö Chamberlain habe chineſiſches Gebiet an die neſen zurückgegeben, halte aber deutſches Gebiet mit bri⸗ tiſchen Truppen beſetzt. Er habe mit den nationalen Gefühlen Chinas ſympatiſiert und China als gleichberech⸗ tigte Nation unter den übrigen Nationen anerkannt, aber er habe gleichzeitig die Anerkennung Deutſchlands als gleichberechtigte Nation verhindert. Ein abſcheuliches di⸗ plomatiſches Beſtreben, das dazu geführt habe, daß heute zoch immer die Truppen von Völkerbundsſtaaten das Gebiet eines anderen Mitgliedsſtaates beſetzt hielten. Die hritiſche Politik gegenüber Deutſchländ iſt dem Geiſte, wenn nicht dem Buchſtaben nach eine Verſpottung des Völkerbundsſtatuts. Lugano war eine Verſpottung von Auch in anderem Zuſammenhang weiſt der„Obſerver“ auf die wenig zweckmäßige Politik Großbritanniens gegen— über Deutſchland hin. Der britiſche Luftfahrtminiſter habe die Rettung deutſcher und franzöſiſcher Staats— angehöriger durch britiſche Flugzeuge aus Kabul als ein Symbol des europäiſchen Ausgleichs bezeichnet; wenn hierbei der Wunſch der Vater des Ge— dankens geweſen ſei, ſo wäre es zweckmäßig, wenn der Luftfahrtminiſter der britiſchen„Regierung empfehlen würde, am Rhein eine Lage zu ſchaffen, die dieſes Sumbol rechtfertige. Das Schickſal des Kabinetis Poincare Der Geſamthaushalt von der Kammer angenommen. O' Paris, 31. Dezember. Nachdem der Senat in ſeiner Vormittagsſitzung die Handelsabkommen zwiſchen Frankreich und Oeſterreich, und Frankreich und der Tſchechoſlowakei angenommen und dem Finanzausſchuß Zeit gelaſſen hatte, den von der Kammer abgeänderten Haushalt zu beraten, wandte er ſich in ſeiner Nachmittagsſitzung ſelbſt dieſer Bexatung zu. Der Senat erklärte ſich mit den verſchiedenen Abänderun— gen durch die Kammer einverſtanden, durch die der Haus— halt wieder auf 63 Millionen verringert wird und ſtimmte auch der Einverleibung der Vorlage über die parlamen⸗ tariſchen Unvereinbarlichkeiten zu. Ohne Ausſprache wur⸗ den, dem Antrag des Generalberichterſtatters des Finanz⸗ ausſchuſſes entſprechend, die verſchiedenen Kapitel des Haushaltes angenommen. Die Kammer ſelbſt hielt zunächſt eine kurze halb⸗ ſtündige Sitzung ab, um ſich ſodann auf Nachmittag zu vertagen. Sie nahm dann in ihrer Schlußleſung mit 470 gegen 110 Stimmen den Geſamthaushalt an, der dann wieder an den Senat zurückging. Damit hat die außer⸗ ordentliche Tagung 1928 durch Verleſung des Schluß⸗ dekrets ihr Ende gefunden. a Die beiden Kammern vertagten ſich bis zum zweiten Dienstag des Monats Januar, ſodaß am Tag der Ver⸗ faſſung die ordentliche Tagung des Jahres 1929 eröffnet wird. Nach der Wahl des Kammerbüros wird das Mini⸗ Chi⸗ Locarno. ſterium Poincare ſich am 10. Januar der Kammer wieder. vorſtellen, die an dieſem Tage ihre Tagesordnung feſtzu— ſetzen haben wird. Poincare dürfte allem Anſchein nach verlangen, daß bereits am kommenden Tage in die Beralung der An⸗ fragen über die allgemeine Politik eingetreten wird, 190 un am Sonntag von dem ſozialiſtiſchen Abgeordneten Froſſart eingebracht wurde. Die Ausſprache dürfte für das Schick⸗ ſal des Kabinetts Poincare entſcheidend ſein, nachdem der e b 157 durch den Staatspräſidenten 9 05 am kom⸗ abbringen ließ, im Wat 1 vrechen. och ſeinen Rücktritt en Glraßburgs Münſterglocken. e Der Mordanſchlag des elſäſſiſchen Fleiſchergeſel⸗ len Georges Benoit auf den früheren franzöſiſchen Ober— ſtaatsanwalt Fachot, der als Vertreter der Anklage im Kolmarer Autonomiſtenprozeß aller Welt bekannt wurde und erſt jüngſt als Generalſtaatsanwalt nach Paris über⸗ ſiedelte, führte in Elſaß-Lothringen am heiligen Abend zu zahlreichen Hausſuchungen. Dieſe erwecken im ganzen Lande die Erinnerungen wach an die politiſchen Haus— ſuchungen in den Weihnachtstagen des letzten Jahres, die das Material für den Kolmarer Autonomiſtenprozeß lie— fern ſollten. Kläglicher noch als damals, wenn es möglich wäre, wird in dieſem Jahre der Vorſtoß der franzöſiſchen Juſtiz gegen die Heimatbewegung der Elſäſſer zuſammen— brechen. Die letzten Wahlen im b Elſaß zu der franzöſiſchen Kammer, dem Senat und den Generalräten Elſaß-Loth⸗— ringens bedeuten, 1 ich betrachtet, die Erſetzung aller zweifelhaften oder regierungsfreundlichen Abgeord— neten und Senatoren durch heimatstreue Männer und Perſönlichkeiten, von denen das Volk annimmt, daß ſie gegenüber den Regierungsverlockungen unzugänglich blei— ben werden. Die Regierungsübermacht infolge der Partei— zerſplitterung und inneren Parteiverwirrung, die das erſte Jahrzehnt franzöſiſcher Herrſchaft im Elſaß charakteriſiert; ſoll jetzt abgelöſt werden durch die Herrſchaft derjenigen Elſäſſer und Lothringer, die treu zur Heimatbewegung ſtehen. Dieſe Gefahr für die franzöſiſche Regierung und Ver— waltung im Lande hat Poincare rechtzeitig erkannt. Getreu den uralten Prinzipien aller Machthaber, durch Teilung und Zerſplitterung der Beherrſchten die Herrſchaft aufrecht zu erhalten, entſchloß er ſich, die elſäſſiſche Volkspartei, die mächtigſte politiſche Organiſation des Landes, zu ſpal— ten. Schon bald nach der letzten Regierungsbildung war es ihm gelungen, den ehrgeizigen Abgeordneten Oberkirch für das Unterſtaatsſekretariat für das Arbeitsminiſterium zu gewinnen. Die Abgeordneten Pfleger und Weydmann, ſowie die Senatoren de Leuſſe, Gegauff und Bourgeois ſchloſſen ſich ihm an. Auf einer Konferenz zu Straßburg, auf der etwa 30 ehemalige Mitglieder der elſäſſiſchen Volkspartei anweſend waren, wurde die Gründung einer neuen Partei, der„Action populaire nationale d'Alſace“ beſchloſſen. Selbſtverſtändlich fehlte es nicht an Gegenkundgebun— gen. Die ganze Preſſe der elſäſſiſchen Volkspartei findet ſich feſt in den Händen der Parteiführer Müller und Hägy, des ſtreitbaren Straßburger Canonikers und des federgewandten Kolmarer Verlegers. Auf ihrer Seite ſtehen auch die Maſſen des Volkes und die erdrückende Mehrheit der katholiſchen Geiſtlichkeit. Schon damit iſt der neuen Partei des Unterſtaatsſekretärs Oberkirch, dieſes merkwürdige„Chriſtkindchen“, das Poincare ſeinen lieben Elſäſſern ſchenkte, das Urteil geſprochen. Als ganz weſentlich kommt aber hinzu, daß die Nich⸗ tigkeitserklärung der Kammerſitze Dr. Ricklins und Roſſes Neuwahlen bedingt, die in der nächſten Zeit ſtattfinden müſſen und die Volksſeele im Elſaß erneut zum Kochen bringen werden. Der Gouvernementalismus, d. h. die Regierungsfreundlichkeit von Elſäſſern gegenüber Paris ſteht nach den Erlebniſſen der Elſäſſer in den erſten zehn Jahren franzöſiſcher Herrſchaft noch viel berüchtigter da, als in der Vorkriegszeit die Regierungsfreundlichkeit eini⸗ ger elſäſſiſcher Familien gegenüber Deutſchland. Der Op⸗ poſitionsgeiſt ſteckt den Elſäſſern nun einmal nicht nur in den Knochen, er ſitzt bei ihnen tief im Mark. Schließlich iſt das auch garnicht verwunderlich, da die Regierung Poincare nicht davor zurückſchreckte, der Kammer und dem Senat ein Ausnahmegeſetz gegen El⸗ ſaß⸗Lothringen vorzulegen, und dem in den letzten Wahlen ſiegreichen Autonomismus auf der ganzen Linie einen rückſichtsloſen Kampf anzuſagen. Daß Poincare ſelbſt dieſe neue Zuchthausvorlage begründete und dabei von ſeinen reaktionärſten Kollegen Barthou und Maginot un⸗ terſtützt wurde, iſt charakteriſtiſch genug. Das neue franzöſiſche Regime in Elſaß⸗Lothringen läuft auf eine Verſchärfung der bisherigen Regierungs⸗ und Verwaltungspraxis hinaus. Es verſucht mit bru⸗ taler Gewalt moraliſche Eroberungen zu machen und die Herzen der Elſäſſer mit Zuchthausvorlagen zu erobern! Was die Franzoſen hier ſäen, haben ſie zum Schrecken der Welt in dem Mordanſchlag des Elſäſſers Benoit auf den Generalſtaatsanwalt Fachot erlebt. Alle Welt weiß heute, nachdem die Franzoſen wiederum zehn Jahre im Lande find, daß es wieder eine Elſaß⸗Lothringiſche Frage gibt. In Elſaß⸗Lothringen ſelbſt iſt bereits das böſe Wort von einem zweiten Irland gefallen. Schuld daran tragen ausſchließlich die Franzoſen allein. Jetzt kün det die Pariſer Preſſe, 19 15 die Linkspreſſe, ae. „die taten im Elſaß an. Die Straßburger Münſterg in das neue Jahr einläuteten, verkünden den Sturm. 11 5 A Neues in Kürze. bſerver“ nimmt die Außenpolitik Chamberlains ſcharf unter die Lupe und geißelt die engliſche Stellungnahme in der Frage der Rheinlandräumung. i 4: Der Skandal um die„Gazette vu Franc“ wächſt ſich allem Anſchein nach zu einem„Panama“ allergrößten Stuls aus. 6: Muſſolini hat Jugoſlawien ein neues Vertrags⸗ angebot gemacht, das als neues Friedensinſtrument ſehr begrüßt wird. 1: Woheechowſki, der den ruſſiſchen Handelsvertreter zn Warſchan erſchoſſen hatte, wurde zu zehn Jahren ſchwe⸗ ren Kerkers verurteilt. ö Der Glkandal wird immer größer! Ueber eine Million Beſtechungsgelder für das„Journal“? O' Paris, 1. Januar. In der Angelegenheit der„Gazette du Franc“ fand eine längere Vernehmung von Frau Hanau ſtatt, wobei ſie dem Bankier Amard gegenüber geſtellt wurde, durch deſſen Vermittlung dem„Numéur“ und angeblich auch dem„Journal“ größere Beträge, insgeſamt 1 150 000 Franken, überwieſen worden ſind, damit ſie ihre Forde⸗ rungen gegen die„Gazette du Franc“ und deren Finanz⸗ geſellſchaft einſtellten. Amard wird von dem Direktor des„Rumeur“, Anquetil, als ein Erpreſſer und Schwind⸗ ler hingeſtellt, während der Direktor Monthon rundweg in Abrede ſtellt, irgendeine Summe von Frau Hanau er⸗ halten zu haben. Frau Hanau erklärte demgegenüber, ſie habe Beweiſe in der Hand, daß die genannten Summen den beiden Zeitungen ausgehändigt worden ſeien. Sie verlas vor dem Anterſuchungsrichter eine 16 Seiten lange Verteidi⸗ gungserklärung und ließ durchblicken, daß der Skandal erſt an ſeinem Ansang ſtehe. Bankier Amard verhaftet. Die Vernehmungen und Gegenüberſtellungen von Angeklagten und Zeugen in der Angelegenheit der„Ga— zette du Franc“ durch den Anterſuchungsrichter endeten mit der Verhaftung des Pariſer Bankiers Amard, der zumindeſten eine recht zweifelhafte Rolle geſpielt hat. Das 1Iſtündige Verhör galt insbeſondere der Feſtſtellung, ob die große Pariſer Zeitung„Journal“ eine Million Be⸗ ſtechungsgelder zur Einſtellung ihrer Kampagne gegen Frau Hanau erhalten hat, wie dieſe angegeben hatte. Soviel ergab ſich jedenfalls, daß Frau Hanau bon ihrem perſönlichen Konto eine Million Franken abgehoben hat, die nach den dasſagen des Bankiers Amard das „Journal“ von ihr verlangt haben ſoll. Wünſcht Muſſolint den Balkanfrieden Sein Vertragsangebot an Jugoflawien. London, 1. Januar. Ein Angebot Muſſolinis an die jugoflawiſche Re⸗ ierung, nicht nur den Neutralitätsvertrag vom Jahre 1924 zu verlängern, ſondern darüber hinaus Verhand⸗ kungen über einen vollſtändig neuen Vertrag einzuleiten, bat in Londoner diplomatiſchen Kreiſen aroße Beach⸗ tung gefunden. Man ſieht darin ein ſicheres Anzeichen dafür, daß Muſſolini beſtrebt iſt, zu einem endgültigen Ausgleich mit Jugoſlawien zu kommen. Der Augenblick könne angeſichts der etwas geſchwäch⸗ ten Stellung Jugoſlawiens infolge der innerpolitiſchen Vorgänge als beſonders gut gewählt angeſehen werden. Man iſt überzeugt, daß das Angebot Muſſolinis auch in Paris, Bukareſt und Athen begrüßt werden wird. Muſſo⸗ lini würde, wie der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ meint, kaum einen ſo weitreichenden Schritt getan haben, wenn die franzöſiſch⸗italieniſchen Verhand⸗ lungen nicht eine Wendung genommen hätten, die einen günſtigen Abſchluß erwarten ließen. Kleine politiſche Meldungen. Berlin. Beim Reichspräſidenten fand der Empfang des diplomatiſchen Korps, das von dem Doyen Nuntius Pacelli eführt wurde, in der üblichen Form ſtatt. Nach dem fang des diplomatiſchen Korps wurde die Reichsregie⸗ rung von Hindenburg empfangen. im edles Frauenleben. Roman von Carola Weiß. Copyright bu Greiner& Come Werlin Wö 30. 39. Fortſetzung. Am Abend zei den Lebens. ruck verboten.) Bedenken nichts anderes übrig, als den Fehlbetrag des Reiches durch Erhöhung beſtehender Steuern oder durch uch die erſten Zeichen des erwachen— Es äußerte ſich zuerſt in einem leiſen Be⸗ wegen und einem kaum vernehmbaren Stöhnen. Während der Nacht verſchärften ſich die Symptome, die Bewegun— gen verſtärkten ſich, die Laute wurden deutlicher, und mit gierigen Zügen trank der Kranke das, was man ihm reichte. Am andern Tage ſtellte ſich das Wundfieber ein und die Hitze, die jetzt durch ſeine Pulſe zu raſen begann, die den Schlag des Herzens erhöhte, verſtärkte auch ſcheinbar alle phyſiſchen Kräfte und weckte die Seelen⸗ tätigkeit, aher die dunkle, die verworrene. Das leiſe Beben der Lippen hatte ſich in ein Flüſtern und dann zu einem lauten Reden verwandelt. Die Pflegerin ſchien ihre Kräfte zu verdoppeln, zu verdreifachen, ſie mußte die Zeit zwiſchen den alten und den neu übernommenen Pflichten teilen. Sie konnte ihre Tätigkeit dem Saale, der ihrer beſonderen Obhut an⸗ vertraut war, nicht ganz entziehen, da die Kranken meiſt nach ihr verlangten. Ihr bloßer Anblick war bis jetzt eine Beruhigung für die Leidenden geweſen, wie hätte man ſie ganz miſſen können? Der Chefarzt hätte dies nicht zugegeben und ſie hätte es ſelber nicht getan, ſo 15 ſie auch mit ihrem ganzen Fühlen und Denken bei em Kranken in der einſamen Zelle ſein mochte. in den Stunden, wo ſie nicht dort war, vertrat ſie die junge, blaſſe Nonne. „Es iſt merkwürdig,“ ſagte eines Tages der Chefarzt zu einem der anderen Aerzte, als er bei dem Kranken war,„daß er nur immer den einen Namen wiederholt. Und der merkwüldige Schluß 10 den er daran fügt und dem 75 nlich Tage der tödlichen Abſpannung folgen! „„ Er ſcheint jemand zu ſuchen und iſt von dieſem Ge⸗ banken beherrſcht, daß er ſein ganzes Seelenleben aus⸗ känlt. Es iſt ein ganz merkwürdiger Fall, ſo merkwürdig, Am das Defizit im Neichshaushalt. Der Deutſche Städtetag an den Reichs finanzminiſter. N 5 Berlin, 1. Januar. In der letzten Zeit war wiederholt in der Preſſe die Vermutung aufgetaucht, daß ſich die Reichsregierung mit dem Gedanken trage, das Defizit des Reichshaushalts für 1929 durch Kürzung der Ueberweiſungen an Länder und Gemeinden zu beſeitigen. Namens des Vorſtandes des Deutſchen Städtetages hat Präſident Dr. Mulert an den Reichsfinanzminiſter Dr. Hilferding die dringende Bitte gerichtet, dieſen Plan nicht zu verwirklichen. Die Lage der deutſchen Städte habe ſich im Laufe dieſes Jahres erheblich verſchlechtert, insbeſondere ſei die Belaſtung mit Wohlfahrtsausgaben weiter geſtienen. Das Problem der Betreuung der Erwerbsloſen, die nicht unter das Arbeitsloſenverſicherungsgeſetz fallen und nicht Kriſenunterſtützungsempfänger ſind, werde immer ſchwie⸗ riger und koſtſpieliger. Die Laſten der Kriſenunterſtützuag ſeien den Gemeinden nicht abgenommen, dagegen ſeien die Einnahmen der Gemeinden bis in die jüngſten Tage hin⸗ ein immer weiter verſchlechtert worden. Wenn Abſtriche innerhalb des Reichshaushalts wirk⸗ lich nicht zum Ziele führen könnten, bleibe trotz aller Erſchließung neuer Steuerquellen zu decken. Schließlich macht Dr. Mulert darauf aufmerkſam, daß die Leiſtun⸗ gen, die die deutſchen Städte für ihre Bevölkerung zu vollbringen hätten, an Dringlichkeit nicht hinter den Be⸗ dürfniſſen zurückſtänden, die in der inneren Verwaltung Reich und Länder zu befriedigen hätten. Aus dem In⸗ und Auslande. Amerika und die Abrüſtungsverhandlungen. Paris, 1. Januar. Die Ernennung der amerikani⸗ ſchen Vertreter für die vorbereitende Abrüſtungskonfer enz Botſchafter Gibſon, Admiral Hilary Jones und Admiral Andrew Long wird erſt nach der Rückkehr Coolidges nach Waſhington amtlich bekanntgegeben werden. Die Haltung der amerikaniſchen Regierung in der Frage der Beſchränkung der Zahl der Kreuzer und Tauchboote ſei unverändert. Da Waſhington kein neuer befriedigender Vorſchlag unterbreitet worden ſei, herrſch' im Staats⸗ departement der Eindruck vor, daß die kommenden Be⸗ ratungen wenigſtens auf dem Gebiet der Flottenab⸗ rüſtung ſchwerlich zu einem merklichen Fortſchritt füh— ren werden. Verbot flämiſcher Kundgebungen. Brüſſel, 1. Januar. Die vorgeſetzten Stellen der Löwener Univerſität forderten die Studenten auf, ein Schriftſtück zu unterzeichnen und von ihren Vätern gegen⸗ zeichnen zu laſſen, wonach ſie ſich bereit erklären, ſich von nun ab jedweder ſeparatiſtiſchen und belgienfeindlichen Kundgebung zu enthalten und auch jede Verherrlichung der flämiſchen Aktiviſten zu unterlaſſen. Dieſe Erklärung muß vor dem 3. Januar unterzeichnet ſein. Wer ſich wei⸗ gert, wäre ſofort aus der Univerſität ausgeſchloſſen. Die Lage in Afghaniſtan. London, 1. Januar. In Kalkuttaer Berichten der engliſchen Blätter wird hervorgehoben, daß es trotz der bedeutenden Erfolge König Aman Ullahs verfrüht wäre, von einem Ende des Aufſtandes zu ſprechen. Ein großer Teil der Sommerreſidenz Aman Ullahs, Paghman, be⸗ findet ſich in Händen der Aufſtändiſchen, die dort auch Munitionslager in ihre Hände bekamen. Lord Nevelſtoke Vertreter Englands im Reparations⸗ ausſchuß. London, 1. Januar. Wie Pertinaz dem„Daily Telegraph“ mitteilt, wird, nach den von unterrichteten Pariſer Kreiſen eingegangenen Berichten, Großbritan— niens im neuen Reparationsausſchuß durch Lord Revel⸗ ſtoke vertreten ſein. Lord Revelſtoke iſt einer der Direk⸗ toren der Bank von England und Mitinhaber der Bank Baring und Co. wie er mir in meiner ganzen Praxis noch nicht vorge⸗ kommen iſt.“ 18. Kapitel. Kranken. das Fenſter, drinnen lag der verwundete Mann ſtill und regungslos auf ſeinem Lager; kein Bewegen, nicht das leiſeſte Zucken einer Muskel verriet, daß er den Lebenden angehörte. „Die Kriſis wird vor Mitternacht nicht eintreten,“ ſagte der Chefarzt, nachdem er ihn lange betrachtet.„Sie können ſich einige Stunden Ruhe gönnen,“ wandte er ſich dann an die Schweſter Pia. „Ich bin gewohnt zu wachen, Herr Doktor.“ „Ich weiß es, weiß aber auch, daß Sie jetzt das Aeußerſte darin geleiſtet haben, und daß Ihre Geſichts⸗ farbe faſt in nichts der des Kranken nachgibt. Wir können nichts dabei tun, weder Sie noch ich, noch irgend jemand; nur ſeine Natur kann ihn retten. Tun Sie es mir zu⸗ liebe, mein Kind, und gönnen Sie Ihrer erſchöpften Natur eine Stunde Schlaf.“ Sein Ton war ſo väterlich gütig, daß ſie dem wackeren Manne nicht widerſtreben wollte. Schweigend erhob ſie ſch und ging ins Nebenzimmer, die Tür hinter ſich chließend. „Ich mußte ſie entfernen,“ ſagte der Oberarzt nach einer Pauſe, als er mit der anderen Schweſter allein war. „Sie ſoll bei ſeinem Todeskampfe nicht zugegen ſein.“ „Es iſt alſo keine Hoffnung?“ fragte die junge, blaſſe Schweſte mit ſanfter, teilnehmender Stimme. „Das Fieber hat vollſtändig ſeine Kräfte aufgezehrt, die Auflöſung kann jede Minute erfolgen. Wenn kein Wunder geſchieht, ſo iſt er verloren, menſchliche Kunſt ver⸗ mag hier nichts mehr, und, bei Gott, ich hätte ihn retten mögen, wie keinen.“ i Der letzte Ausruf war mehr zu ſich ſelbſt gesprochen, Einige Tage ſpäter gegen die Abendſtunde trat der Chefarzt, von der Nonne begleitet, in die Zelle des Draußen ſchüttelte ein leichter Wind die Bäume des Kloſtergartens, und die Aeſte ſchlugen leiſe rauſchend an Thicogo in Berlin. überfallen Zimmerlente.— 1 Toter, 6 Schwerverletzte. a e Berlin, 1. Januar. Im Oſten Berlins entſtand in einer Gaſtwirtſchaft in der Breslauer Straße ein Streit, der raſch in Tät⸗ lichkeiten zwiſchen den Gäſten, unter denen ſich mehrere Zimmerleute befanden, ausartete. Eine Perſon wurde ge⸗ tötet, ſechs weitere Perſonen erlitten ſo ſchwere Ver⸗ letzungen, daß ſie Krankenhäuſern zugeführt werden mußten. g Die Ermittlungen, die von der Polizei angeſtellt wurden, haben ergeben, daß es ſich um einen planmäßigen Aeberfall von berüchtigter Berliner Verbrechervereine auf das Ver⸗ ſammlungslokal der Hamburger Zimmerleute handelt. Es wurde feſtgeſtellt, daß während des Kampfes, der von 23 Uhr bis 2 Uhr morgens dauerte, mehr als 40 Schüſſe Ver bre! gefallen ſind. Die Täter gehören einem Verein„Immer⸗ freud“ an, der in der Hauptſache aus Verbrechern und entlaſſenen Zuchthäuslern beſteht. Mitglieder dieſes Vor⸗ eins erſchienen 5 im Smoking, mit Lackſchuhen und Zulindern n in der Gaſtwirtſchaft und begannen Streit mit den Zim⸗ merleuten. Da die Zimmerleute in der Aeberzahl waren, konnten ſie nicht aus dem Lokal gedrängt werden. Kurz darauf kamen aber etwa 30 bis 40 Banditen von allen Seiten heran, die Verſtärkung für die Immerfreudleute brachten. Während des nunmehrigen Kampfes wurde ein Zimmermann getötet und acht verletzt. Ein Zimmermann, der don mehreren Banditen verfolgt wurde, ſprang auf eine vorüberfahrende Straßenbahn, um ſich in Sicherheit zu bringen. Die Verbrecher brachten jedoch den Wagen zum Halten, holten den Handwerker heraus und ſchlugen von allen Seiten auf ihn ein. Beim Eintreffen eines grötzeren Auf⸗ ebotes des Ueberfallkommandos ſuchten die Verbrecher das Weite. Die polizeilichen Nachforſchungen haben noch ergeben, daß der Zuſammenſtoß auf einen Vorfall zu⸗ rückzuführen iſt, der ſich ſchon einen Tag vorher ereignet hat. Ein Mitglied des Immerfreud⸗Vereins war guf der Straße mit zwei Zimmerleuten in einen Streit geraten und von ihnen verprügelt worden. Das Eindringen der erſten Truppe der Immerfreudleute in die Wirtſchaft ſollte eine Sühne. für dieſen Vorfall ſein. Die Polizei verſucht zunächſt der Mitglieder des Vereins„Immerfreud“ und eines an⸗ deren Vereins, der ſich„Felſenfeſt“ nennt, habhaft zu werden. Da jedoch die meiſten Mitglieder unter falſchen Namen eingetragen ſind, iſt dieſe Aufgabe ſehr ſchwierig. Aus Nah und Fern. a Kaſſel.(Ein Rotfrontführer in Kaſſel ver⸗ haftet.) Das Polizeiverhot, daß die Erwerbsloſen keine Umzüge mehr in den Straßen Kaſſels veranſtalten dürfen, hat dazu geführt, daß das Rathaus in großem Um⸗ fange mit Farbe beſudelt worden iſt, ſodaß umfangreiche Arbeiten notwendig ſind, um die Flecken zu entfernen. Die Kriminalpolizei hat in dieſem Zuſammenhang den Führer Dos Roten Frontfämpferbundes, Schmidt. verhaftet. f Montavaur.(Todlicher Jagdunfall.) Ein auf der hieſigen Oberförſterei angeſtellter Forſtſekretär wurde unter einem Hochſitz mit durch einen Schrotſchuß zer⸗ ſchmettertem Schädel tot aufgefunden. Die gerichtlichen und ärztlichen Erhebungen ergaben, daß der Forſtſekretär beim Abſtieg von dem Hochſitz durch einen unglücklichen Zufall ausgerutſcht iſt und daß ſich das entſicherte Gewehr entladen hat. a Trier.(Die unſichtbare Beſatzung.) In letz⸗ ter Zeit halten auf dem von Spaziergängern lebhaft be⸗ ſuchten Gelände des Weißhauſes und des Gockelsberges auf dem linken Moſelufer ganze Kompagnien der Be⸗ ſatzung militäriſche Uebungen aus, die namentlich Frauen und Kinder unangenehm berühren. Durch das Schießen mit Platzpatronen werden die Spaziergänger in ſehr er⸗ heblichem Maße geängſtigt. Etwas mehr Rückſicht auf die deutſche Bevölkerung, vor allem auf die Erholung ſuchen⸗ den Frauen und Kinder, müßte ſich die franzöſiſche Be⸗ dakung auferlegen. als an die ſunge Pflegerin gerichtet. Er nahm die Brillen⸗ gläſer ab und rieb ſie, was immer ein Zeichen innerer Erregung bei ihm war, dann nahm er einen Stuhl, rückte ihn an das Bett und ſetzte ſich nieder. Er hatte keine zehn Minuten geſeſſen, da öffnete ſich leiſe die Tür des Nebenzimmers und Schweſter Pia er⸗ ſchien auf der Schwelle. „Ich konnte nicht einſchlafen,“ ſagte ſie. Sie ſprach das leiſe und eintönig, es lag aber ein ſolcher ſtill flehender Ausdruck in ihren Zügen, ihren Augen, daß der Chefarzt leiſe Bejahung nickte und ihr Platz machte.„Ich habe noch bei einem Patienten nach⸗ zuſehen,“ ſagte er dann,„komme in einer Stunde wieder; ſollten Sie mich früher brauchen, laſſen Sie mich holen, ich bin im Saal C.“ Er entfernte ſich, die Schweſter nahm ihren gewohnten Platz ein, die jüngere Pflegerin, die Nonne ſetzte ſich etwas abſeits auf einen Schemel, band ihrem Halſe und ließ ihn durch die ſchmalen, weißen Finger gleiten, leiſe Gebete vor ſich hinſprechend. Ein mattes Licht brannte und es war ſo ſtille, dat man das leiſe Ticken der kleinen ſilbernen Zylinderuhr, die an der Wand hing, hören konnte und auch den ge⸗ preßten Atem des Mädchens, das zu Häupten des Lagers ſaß. 5 ö So verrann Stunde auf Stunde. Plötzlich machte der Kranke, der bis jetzt wie ein Toter dagelegen, eine hef⸗ tige Bewegung, als habe ihn ein elektriſcher Schlag ge⸗ troffen. Dieſe Aufregung ſteigerte ſich von Minute zu Minute, bald ſaß er gufrecht und ſchlug mit Füßen und Händen um ſich. Es war ein ſchrecklicher Anblick. Die Augen glühend, unter den buſchigen Brauen, mit dem arin, nur beſeelt von rankheit, das ihn verzehrte, die Stirne fahl, mit dem Zeichen des Todes darauf, das Geſiiht erſchreckend mager und verfallen, trotz der dunklen Glut auf den Wangen, ſo ſaß er aufrecht im Bette, wild tobend leeren, faſt bewußtloſen Ausdruck dem Feuer der und um ſich ſchlagend. e ſrortſetzung folgt.) keine Angaben machen. mit dem Schrecken davon. liert und mußte abgeſchleppt werden. 4 Laboratorium ſtehe in Flammen. K tor Noehl mit zwei Töſchzügen im Krankenhaus erſchien, den Roſenkranz von Aus Heſſen 147000 Mark unterſchlagen. eninz, 31. Dezember. Bei der Prüfung der Bücher det chemischen Fabrik Albert in Mainz⸗Amöneburg hat lich ein Fehlbetrag von 147000 Mark herausgeſtellt. Die Unterſchlagung wurde begangen von einem über 10 Jahre alten Prokuriſten, der 1925/6 einem früher bei der Firma beſchäftigt geweſenen Buchhalter nach und nach Daklehen in obiger Höhe gegeben hat. Der Buch⸗ halter ſoll den Prokuriſten dadurch zur Herausgabe des Geldes veranlaßt haben, daß er ihm von bedeutenden W ſprach, die er mit dem Gelde auswerten wolle, Er beſtreitet nicht, das Geld von dem Prokuristen erhalten zu haben, doch kann er über die Erfindungen 1 hen. Der geſchädigten Firma hat er das Lager ſeines Geſchäftes zur Verfügung geſtellt. Die f Staatsanwaltſchaft iſt mit der Angelegenheit beſchäftigt. Darmstadt.(Autounfall.) Ein Autounfall, der glücklicherweiſe noch glimpflich abgelaufen iſt, ereig⸗ nete ſich in der Rhein-Alee. Der Führer eines Prival⸗ berſonenwagens wollte einem unbeleuchteten Handwagen, den er im letzten Augenblick erſt bemerkte, ausweichen, und rannte gegen einen Baum. Das Auto überſchlug ſich, die Inſaſſen wurden herausgeſchleudert, kamen aber Das Auto wurde ſtark demo⸗ Eberſtadt.(Sperrung der Kirchſtraße für den Kraftwagen verkehr.) Nach Anhören des Gemeinderates und der Bürgermeiſterei Eberſtadt ſowie mit Genehmigung des heſſiſchen Innenminiſteriums iſt auf Grund einer neuen Polizeiverordnung die Kirchſtraße von der Oberſtraße bis zur Schul⸗ und Odenwaldſtraße 175 den Durchgangsverkehr mit Kraftfahrzeugen ge⸗ perrt. Zuwiderhandlungen gegen dieſe Beſtimmungen werden, ſo weit nicht nach anderen Strafbeſtimmungen eine höhere Strafe in Betracht kommt, mit Geldſtrafen bis zu 150 Reichsmark, im Uneinbringlichkeitsfalle mit Dieburg.(Von Wilddieben angeſchoſ⸗ ſen.) Im Walde bei Dieburg traf ein Jagdpächter zwei vermummte Wilderer beim Schlingenabſuchen. Als Haft beſtraft. er ſie geſtellt hatte und Hilfe herbeiholen wollte, ſchoſ⸗ ſen die Wilddiebe plötzlich auf ihn und verletzten ihn erheblich. Die Täter ſind zunächſt unerkannt entkommen. Mainz.(Eine diebiſche Franzöſin ver⸗ leumdet ihr deutſches Dienſt mädchen.) Eine an der Kaſſe des franzöſiſchen Soldatenheims beſchäftigte ö Franzöſin hatte ſich Unterſchlagungen in Höhe von 5000 Franken zuſchulden kommen laſſen. Um ſich aus dieſer Affäre herauszuziehen, beſchuldigte ſie das bei ihr an⸗ gestellte deutſche Dienſtmädchen des fortgeſetzten Dieb— ſtahls von mehreren tauſend Franken. Die junge Deut⸗ ſche beſtritt jede Schuld, auch eine von der franzöſiſchen Geheimpolizei vorgenommene Hausſuchung blieb erfolg⸗ los. Trotzdem kam das Dienſtmädchen vor das Kriegs⸗ gericht. Auf Grund der Beweisaufnahme mußte der Mi⸗ tärſtaatsanwalt jedoch die Anklage gegen die junge Deutiche fallen laſſen und das Kriegsgericht auf Frei— pruch wegen Schuldloſigkeit erkennen. Mainz.(Bubenſtreich oder Irrſinn.) Von einem ſtädtiſchen Telephon aus lief die Nachricht auf der Feuerwache ein, im Laboratorium des Städtiſchen Kran⸗ lenhauſes ſei Feuer ausgebrochen, wobei der Meldende ſich fälſchlich als der Direktor des Krankenhauſes ausgab. Gleich darauf meldete dieſelbe Stimme wieder, das ganze Als der Branddirek— ſtellte ſich heraus, dez die Meldung falſch war. Entweder handelt es ſich um einen Bubenſtreich oder um die Tat Dexheim.(Einbrucſch.) Von zwei Handwerks⸗ burſchen, die in der Nacht im Gemeindehaus Unterkunft gefunden hatten, wurde in die Geſchäftsräume der Bür⸗ germeiſterei eingebrochen, daſelbſt verſchiedene Dienſt⸗ ſtemvel und ein Barbetrag von etwa 30 Mark entwendet. Bis der Diebſtahl entdeckt wurde, waren die Gauner über alle Berge. Worms.(Verkehrsunfälle.) An der Ecke Pfortenring und Mainzer Straße iſt eine Autodroſchke mit eines Irrſinnigen. einem franzöſiſchen Perſonenauto zuſammengeſtoßen, wo⸗ bei die Fahrzeuge beide leicht beſchädigt wurden. Kurze 5 Zeit darauf fand auf der Brunhildenſtraße ein weiterer Zuſammenſtoß zwiſchen zwei Perſonenautos ſtatt. Auch hier wurden nur die Wagen beſchädigt, ohne daß die In⸗ ſafſen Schaden nahmen. Oſthofen.(An Blutvergiftung geſtorben.) Der Metzger Ludwig Rathemacher, im 68. Lebensjahr, wollte vor ungefähr acht Tagen ein Schwein ſchießen. Der Schuß ging fehl und traf Rathemacher am Bein. 116 35 ſich eine Blutvergiftung ein, die zum Tode führte. i Mannheim.(Tödlicher Unfall.) In der Waldhofſtraße wurde ein ſechsjähriges Kind, das hinter einer Straßenbahn die Straße überqueren wollte, auf der Mitte der Fahrſtraße von einem Perſonenkraftwagen überfahren. Der Unfall war ſo ernſter Natur, daß das Kind bei ſeiner Einlieferung in das Krankenhaus an den Hauben Hals⸗ und Bruſtverletzungen bereits verſtor— n war. b i Mannheim.(Jahlungseinſtellung einer Baugenoſſenſchaft.) Die im Juni 1926 gegrün⸗ dete Mannheimer Baugenoſſenſchaft Mietervereinigung e. G. m. b. H. hat ihre Zahlungen eingeſtellt. Die Genoſ⸗ ſenſchaft, die rund 500 Mitglieder zählt, hat bisher 21 Hauſer mit rund 200 Wohnungen erſtellt. Die Lage der Genoſſenſchaft, die ein Moratorium von zwei Monaten erhielt, wird augenblicklich geprüft. ) Malſchenberg.(Gurkenbau ſtatt Seiden⸗ kaupenzucht.) Die hier vor zwei Jahren eingeführte Seidenraupenzucht hat bis jetzt nur geringe Erfolge ge⸗ bracht, und auch künftighin wird wohl kaum viel zu er⸗ warten ſein. Viele Züchter haben deshalb die Zucht wie⸗ der aufgegeben, Es iſt in der Gemeinde nun beabſichtigt, an Stelle der Seidenraupen Gurken zu züchten, bei denen das Riſiko nicht ſo groß ſſt. Eberbach a. N.(Betrunkene Meſſerſte⸗ 15 r.) Abends gingen zwei Betrunkene in der Güterbahn⸗ aße, denen einige junge Leute folgten, die ſich über ie 110 machten. Den Spaß nahmen 9 N ielen über zwei junge Leute her, wobei der ju⸗ ie Angetrunkenen 1 rbeiter Peter Körper von Unt Kdielbach einen. eſſerſtich erhielt, der die Lunge ſchwer verletzte. Wer vnn heiden ber Täter war. iſt noch nicht feſtgeſtellt. ßenrand. „ 0, Karlsruhe. jetzt unbekannter Täter brach in der neuen Kirche in der Turnerſtraße zwei Opferſtöcke auf und nahm ihren In⸗ halt an ſich. An einem dritten Opferſtock kam er über den Verſuch nicht hinaus. Wieviel Geld er in den Opfer⸗ ſtöcken fand, ſteht noch nicht feſt. „(). Bretten.(Tödlicher Autounfall.) Der Viehhändler Bär aus Weingarten fuhr mit ſeinem Auto auf der Straße zwiſchen Freudenſtein und Knittlingen infolge Verſagens der Steuerung über den rechten Stra⸗ Der Wagen kippte um und Bär und der mit⸗ fahrende 34jährige Metzger Ludwig Bickel von Knitt⸗ lingen wurde vom Auto begraben. Die Verunglückten wurden eine Stunde ſpäter gefunden. Während Bär mit Quetſchungen davonkam, konnte Bickel nur als Leiche geborgen werden. () Pforzheim.(Ein falſcher Kriminalbe⸗ amter.) Vor dem Schöffengericht hier hatte ſich der ſchon pielfach vorbeſtrafte Inſtallateur Richard Neubauer von Brötzingen wegen mehrfacher Erpreſſung und Amts⸗ anmaßung zu verantworten. Er hatte in äußerſt gemeiner Weise die Unerfahrenheit zweier junger Mädchen für ſeine Zwecke ausgenützt, ſich den Mädchen gegenüber als Kriminalbeamter ausgegeben und Geldbeträge von ihnen erpreßt. Der Angeklagte wurde zu zwei Jahren Gefäng⸗ nis verurteilt. N N inn . W Nd 9 ä N V Größ Got, frittein. bring Glück herein!“ Vermiſchtes. 5„Die Sindurechtsanwältin. Nun hat auch Indien ſeine erſte Rechtsanwältin, und zwar ein Fräulein De⸗ wadezß, die Tochter eines Richters. Man muß ſagen, daß die Hindus dem Abendlande in neuzeitlichen Er— rungenſchaften nicht nachſtehen. Zigarettenkrieg zwiſchen Tibet und Nepal. Zwi⸗ ſchen dem Reich des Dalai Lama und dem letzten un— abhängigen Reich Vorderindiens, Nepal, drohen Ver— wicklungen infolge der Haltung, die der Dalai Lama ge— genüber den Importen von Zigaretten aus Nepal ein— genommen hat. Auf Anordnung des Dalai Lama pre— digen ſämtliche tibetaniſchen Prieſter den Vernichtungs— feldzug gegen die Zigarette und finden bei der aber⸗ gläubiſchen Bevölkerung Glauben mit ihren Behaup— tungen, daß Tibet Religion und Geſundheit verlieren werde, wenn es den Genuß von Zigaretten nicht auf— gäbe, deren Rauch alle guten Geiſter vertreibe und Krank— heiten und Seuchen verurſache. Die Propaganda der Lamas bedeutet für Nepal, das ſeit Jahren ſehr hohe Einkünfte durch den Zigarettenexport nach Tibet hatte, einen außerordentlich ſchweren Schlag. Die Kraſtwagenausfuhr der Vereinigten Staaten. Welch ungeheuren Aufſchwung die Kraftwagenerzeugung und vor allem die Kraftwagenausfuhr der Vereinigten Staaten genommen hat, mag daraus geſchloſſen werden, daß jetzt amtlich der Wert der ausgeführten Kraftwagen mit 470 Millionen Dollar(rund 2 Milliarden Mark) für das letzte Jahr angegeben wird. Lokales und Allgemeines. Die heiligen zwölf Nächte. Tief ins Gebiet des Naturhaften reicht des Volkes Seele hinein. Seit altersher gelten ihm die zwölf Nächte von Weihnachten bis hl. Dreikönig als die zwölf heili⸗ gen Nächte. Nachtzeiten von beſonderer Bedeutung ſind es. In der vorchriſtlichen Zeit glaubte man ſie als Nächte betrachten zu müſſen, in denen die Geiſter und Heren, die Elfen und Elben und Trude, ihr Unweſen trieben. Zau⸗ berei geſchah da viel: es konnte einem Böſes wide, fahren, und ſelbſt die Irrwiſche und Dämonen konnte man bei gewiſſen Zauberformeln bannen. In ganz frühen Zeit⸗ altern glaubte man, daß in dieſen zwölf Nächten die Götter und Halbgötter ſelbſt, ſo in Teichen, Bäumen und Felſen hauſten, ſichtbar und in Verkleidung umgingen und brachte ihnen Opfer dar, behing die Türſchwelle mit ſelt⸗ ſam geweihten Zeichen und neigte ehrfürchtig das Haupt, wenn im Gejaid der Lüfte Wotan 10 einher fuhr. Auch die christliche Zeit unſerer Vorfahren legte dieſe naive Naturbeſeelung nach abergläubiſchen Motiven ſich aus. In den heiligen 980 Nächten— ſo glaubte man— werde ſich manche Gruft eines großen Kaiſers öffnen. Kaiſer Karl werde aus dem Untersberg, Barbaroſſa aus dem Kyffhäuser erſcheinen mit viel prunkendem C kolge, um 55 erringen das alte heilige Römiſche Reich, aber noch iſt ihre Zeit nicht gekommen. Das Türſchreiben der Buch⸗ aben C M B am Dreikönigta aus der Sagenwelt der germaniſchen Frühzeit. 1 (Opferſtocmarder.) Ein bis 1 hatte auch demgemäß guten Beſuch. ſtammt letzten Endes Der Schritt des Lebens im Dezember 1928. Im Monat Dezember kamen in unſerer Gemeinde 27 Kinder zur Welt. 4 Perſonen find geſtorben. Bevölkerungszuwachs 23. 9 Paare ſchloſſen den Bund der Ehe. * Feben und Tod im Jahre 1928. Im Jahre 1928 wurde in unſerer Gemeinde 300 Erdenbürger zur Welt gebracht. Auch hielt der Schnitter Tod reiche Ernte; 91 Perſonen ſind geſtorben und zwar 81 hier, 9 im Krankenhaus in Mannheim und 1 in Speyer. Es iſt demnach durſchnittlich alle 4 Tage eine Perſon geſtorben. In den heiligen Eheſtand ſind im Jahre 1928 113 Paare getreten. Aus vorſtehenden Zahlen iſt erſichtlich, daß der Geburtüberſchuß auch in dieſem Jahre mehr als 200 ausmacht. Die Einwohnerzahl iſt alſo ſtändig im Steigen. Viernheim hat, wenn es im gleichen Tempe weitergeht, die beſte Ausſicht Großſtadt zu werden. Bubenſtreiche. Ueber die Feiertage wurden von zahlreichen Häuſern die Fenſterläden halter gewaltſam be⸗ ſchädigt oder losgeriſſen. Die Polizei fahndet eifrig nach den Buben, denen ihr„Spaß“ teuer zu ſtehen kommt. An die Eltern ergeht die ernſtliche Warnung, hier auf der Hut zu ſein, da ſie für jeden Schaden ſelbſt haftbar ſind. * Fylveſter in Viernheim. Der letzte Tag im alten Jahr ließ ſich recht gut an. Es war ganz ſchönes Wetter ſodaß die Gehwege recht gut abgetrocknet waren, welches für alle die, die„So ſpät in der Nacht daherkamen“ recht ange⸗ nehm waren. Die Stunden bis 12 Uhr, die letzten unwieder⸗ bringlichen Stunden im Jahre 1928 wurden in beſchaulicher Ruhe, bei Wein und Punſch und gemütlichen Plauſch verbracht Doch als um 12 Uhr die herrlichen Glocken unſerer Zwölf⸗ Apoſtel⸗Kirche das neue Jahr feierlich einläuteten, da ging der Tumult los. Ueberall hörte man ſchießen und poltern, ſah Raketen in die Luft ſteigen und das neue Jahr begrüßen. Fröh⸗ liche Menſchenſtimmen erſchallten und riefen ſich herzliche Wün⸗ ſche für das neue Jahr zu und das„Proſit Neujahr“ wollte kein Ende nehmen. Tauſend und Abertauſend gute Entſchlüſſe und Porſätze wurden gefaßt, was im neuen Jahre alles beſſer gemacht werden ſoll. Mögen ſie alle, alle in Erfüllung gehen oder ausgeführt werden. Die Kapelle Hanf-Blank ſpielte mit ihren 16 Mann ſtarken Blasorcheſter an der neuen Kirche in feierlicher und erhebender Weiſe das Lied„Großer Gott wir loben Dich“ und den Chor„Des Jahres letzte Stunde“. Eine weih evolle Viertelſtunde die den Hörern im Gedächtnis bleiben wird. Es herrſchte noch weiter ganz reger Betrieb, der auch bis in den Morgen hinein ging. Bedauerlicher Weiſe ereignete ſich noch gegen morgen eine böſe Meſſerſtecherei bei der ſicher⸗ lich wieder einmal der Teufel Alkohol das große Wort geſprochen hat.— Der Neujahrstag an ſich, in Bezug auf Witterung, recht ſchön zu nennen, wenn es auch gegen Abend etwas kälter war. Wie oft begegnete man frohen Kindergeſichtern, wie ſie zum „Petter“ und zu der„Geehl“ gingen, Neujahr anſchoſſen und auch ihr„Neijohrsſach“ abholten.— Am Abend hielt der Männergeſangverein im„Engel“ und die Sänger⸗ Einheit im„Freiſchütz“ ihre tradionelle Neujahrskonzerte ab, welche alle beide ſehr gut beſucht waren. Der Radfahrer⸗ bund hatte Familien-Abend im„deutſchen Michel“. Das Central⸗Theater zeigte ein prächtiges Programm und In den übrigen Lolalitä⸗- ten war der Betrieb mäßig. Schuld daran trug der durch die vielen Feiertage ſehr geſchwächte Geldbeutel und wohl auch der mehr oder weniger tolle Kopf der Neujahrsnacht. Nun iſt mit den Feiertagen wieder für geraume Zeit Ruhe und es iſt auch gut ſo; denn:„Nichts iſt ſchwerer zu ertragen, als eine Reihe guter Tagen.“ Mleſſerſtecherei in der Neufahrsnacht. In der Neujahrsnacht kam ein verheirateter Mann mit einem Burſchen in einer Wirtſchaft in Streit, der ſich auf der Straße fortſetzte, wobei der verheiratete 3 Lungenſtiche erhielt. Weiter ſind noch 2 Perſonen, allerdings ungefährlich, verletzt worden. Der ſchwer Verletzte wurde in das hieſige Krankenhaus verbracht, wo er in bedenklichem Zuſtande darniederliegt. Der Meſſer- beld wurde in Polizeigewahrſam genommen und befindet fich jetzt noch dort. Falls nach ärztlichem Gutachten bei dem Ver— letzten weiter Lebensgefahr beſteht, bleibt der Feſtgenommene in Unterſuchungshaft, andernfalls dürfte er auf freien Fuß geſetzt werden. Es iſt bedauerlich, daß wieder einmal der gute Ruf unſerer Gemeinde einen Stoß erlitten hat. Radfahrer Verein„Eintracht“ Der Verein feiert ſeine diesjährige Winterfeſtlichkeit am Sonntag den 6. Januar Abends 8 Uhr im Saale zur Vorſtadt. Außer Reigen⸗ fahren wird beſonders der 1. Teil des Abends mit theatraligen Aufführungen ausgefüllt werden. Befonders erwähnenswert ſind Duetts und Solos, geſungen von Damen des Vereines und das Einackter Theaterſtück„Sie will einen Radler“. Der muſikaliſche Teil iſt der Kapelle Hanf⸗Blank übertragen, die da⸗ für ſorgt, bei dem anſchließenden Tänzchen Jung und Alt in Bewegung zu ſetzen. Alles in allem iſt der Verein bemüht, den Mitglieder und deren Angehörigen ſowie Freunde und Gönner des Vereins den Beſuch lohnend zu geſtalten. Automobil- Statistik In g., vm 1 guis a In Anga auf 5