an den Planken Horgen bonnereiue den J. Junuur, und soweit die Voträte reichen folgende age: in enen lune lutnffin due 1 rl und zwei Drittel des regulären Preises. 8 malt hohen Reste ion Baumvaltvaken aber In re aertes. Relehabunt der Kriegs beſchädigten, Kriegsteilnehmer u. Kriegshinterbltebenen Ortsgr. Viernheim Freitag, den 4. Januar 1929 abends 8 Uhr im Gaſthaus zum Karpfen bei Mit⸗ glied Herbert Vorſtandsſictzung, vollzäh⸗ liges Erſcheinen erwartet Der Vorſitzende. Volkschor Diebſtahl wird Achtung! Derjenige Herr, welcher am Sonntag, den 30. Dez abends im„Eveiſchütz“ den neuen Herrenmantel mitnahm und ſeinen Mantel hängen ließ, iſt erkannt und wird gebeten, denſelben ſo⸗ fort im„Freiſchütz“ abzuliefern, andern⸗ falls Anzeige wegen erſtattet Halo- Und Aotorrad-AMub; Viernheim— D. M. V. 3 — — Freitag, den 4. Januar 1929, abends 8 Uhr General-Verſammlung im Lokal Vollzähliges Erscheinen erwartet. Der Vorstand. Mitglied des Deutſchen Arbeiterſängerbundes. N Für den Frauenchor . ſindet heute Abend heine zu verkaufen Eine Kaute 52 0 U 0 0 zu vermieten, Friedrich Ebertſtr. 30 Gebrauchte Wein⸗ flaſchen kauft fortwährend Leonhard Knapp Bismarckſtraße 52 — Ein möbliertes oder unmöbliertes Vou wem, zu erfragen im verlag des Blattes Gingſtunde 2 0 ſtatt Der Vorſtand. . Samstag Abend Lingſtunde des Männerchors. 8 NN 5 Auch im neuen Jahre kauft man Zimmeröfen Röderherde Keſſelöfen Jauchepumpen RNodelſchlitten U. 8. W. am besten und billigsten bei V. Winkenbach Haus⸗ u. Küchengeräte, Geſchenkartikel Weinheimerſtraße 53. NN ee * d A 5 N N N N N 2 — — 83 2 A — + 850 E Ade red ö 9 Lechar. 0 1 n N N Ne 1 1 J — — ———ů —.— —— . —— ———ů Der Herr hat's gegeben, Der Herr hat's genommen, Der Name des Herrn sei gepriesen. Hiob 1, 21 Unserem Herrn und Heiland hat es nach seinem Liebesratschluß gefallen, meine geliebte Frau, Mutter, Tochter, unsere Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Fraca Hreldenhach geb. Kadel am 31. Dez. 1928, abends 9½ Uhr im Alter von 26 Jahren nach kurzem, schwerem Leiden in die ewige Heimat zu sich zu nehmen. ö ln tiefer Trauer, doch im Herrn getröstet: Emil Breidenbach Famillen Breidenbach und Nadel. VIERNHEIM, den 2. Januar 1929. Beerdigung am Freitag, den 4. Januar 1929, nachmittags 3 Uhr von der Leichen- halle aus. 9 0 1— Dje eil — för Kaffeemühle Aechfeh Franck 2Zimmeru. Küche von kinderloſem paar zu mieten geſucht, Wo ſagt der Verlag. 2 Vorſtandsſitzung im Gaſthaus„zum Fürſt Alexander“ bei Kollege Klee 1 Um zahlreiches Erſcheinen aller Vor ſtandsmitglieder bittet f Der Vorſitzende: Knapp Ehe⸗ Was iſt eigentlich Lava? Wodurch entſtehen Vulkanausbrüche? Die kleinen und großen Trauerſpiele, die im Gefolge vulkaniſcher Ausbrüche jetzt wieder einmal die ſüditalieni⸗ ſche Inſel Sizilien zum Schauplatze gewählt haben, rücken den Begriff der„Lava“ in den Vordergrund unſerer eilnahme. 5 05 10 Was iſt eigentlich Lava? Wodurch entſtehen Vulkan⸗ ausbrüche? Wo ſind die gefährdeten Punkte unſerer Erde? Das ſind die Fragen, 55 auch meilenfern von der Unglücksſtätte viele Herzen bewegen. g i 9 105 Lava verſteht man ſchmelzflüſſige Maſſen, die bei Vulkanausbrüchen dem Erdinnern entſtrömen, an den Flanken der vulkaniſchen Berge hinabrinnen. und ſchließlich mehr oder minder große Lavadecken oder Lavafelder bil⸗ den, zuweilen Sean(wenn auch nie in Europa) im rater ſelbſt ſogenannte Lavaſeen. We 10 Man Intech de je nach dem Grade der Flüſſigkeit und auch nach der Menge der in der Lava enthaltenen Waſſerdämpfe und Gaſe verſchiedene Arten von Lava, die ſchon ſchon oberflächlich voneinander trennen. Ihre Ober⸗ fläche gibt auch dieſen Abarten den Namen; ſo kennen wir wegen ihrer Zunglichkeit und Wulſtigkeit eine Fla⸗ den⸗Lava: was Strick⸗Lapa und Block⸗Lava iſt, beſagt ſchon der Name, 10 910. 0 Ströme und in loſe Blöcke zerfallende Lavablöcke. f 5 Der Hauptbeſtandteil der Lava iſt(zu 50 bis 70 vom Hundert) Kieſelſäure. Dank ihrer Poroſität und der dadurch bedingten günſtigen Verwitterung ſind die Lapaböden für die Entwicklung des Pflanzentums, be⸗ ſonders für Ackerbau und Obſtbau recht günſtig; ſo ſind gerade am Aetna 1088 Quadratkilometer der überaus fruchtbaren Hänge bewohnt; der Wein gedeiht prächtig bis zu einer Höhe von 1300 Metern hinauf(alſo höher als die Spitze des Brocken im Harz oder beinahe ſo hoch als der Feldberg im Schwarzwald oder der Arber im Böhmerwald.. 5 05 Aetna, nebenbei bemerkt der größte Vullan Europas und mit 3279 Meter Gipfelhöhe zugleich der höchſte Berg Italiens, erhebt ſich an der ſiziliſchen 17 i küſte in einem Umfang von 212 Kilometern und bheſitzt 1 50 richtiger beſaß bisher) eine Lavafläche von 1571 Qnadratfilometer, von denen alſo über zwei Drittel be⸗ baut ſind 115 100 179 eee g 17 7 9 0 i„der etwa f ö 4 1 55 ſollen 40000 Menſchen ums Le⸗ den gekommen ſein; weniger gefährlich war der letzte Ausbruch im Jahre 1923; aus dem Gipfel ſpeit der Aetna faſt nur Aſcha, niemals Lava; dieſe entrinnt bei ihm nur den Flankenkratern. i Die Vulkane beſtehen im allgemeinen aus ſteinigen Teilen, Tuff, Magma und Lava bezw. Aſche. Die feuer⸗ ſpeiende Tätigkeit zeigt teils kürzere, teils längere Pauſen, ſo daß es immer gefährlich iſt, einen Krater, und mag er hundert Jahre und länger friedlich geweſen ſein, als er— loſchen zu bezeichnen. Die bekannteſten Vulkanaushrüche aren die des Veſuv(als Herkulanum und Pompeji ver⸗ ſchüttet wurden) im Jahre 79 und eine der furchtbarſten Kataſtrophen vor 26 Jahren der Ausbruch des Mont Pele, durch deſſen Ausbruch am 8. Mai 1902 die ganze Stadt St. Pierre auf Martinique zerſtört wurde. Meiſt ſind die Vulkane, als deren Anzeichen(genannt nach Solfarata bei Neapel,— Gasquellen mit Schwefelwaſſerſtoffge⸗ halt) Solfataren, ferner Fumarolen(Dampfwolken) und Moſetten(Kohlenſäurequellen) gelten, reihenförmig ge⸗ lagert, vermutlich auf vorzeitlichem Erdinnern; ſie liegen häufig am Rande von Feſtländern und auch auf Inſeln; die meiſten Vulkane findet man im Mittelmeer und im Stillen Ozean. Zeppelin⸗Geheimniſſe Wenn man nur etwas Zuverläſſiges über die neueſten Pläne der Zeppelinwerft in Friedrichshafen erfahren könnte! Die Reden und Aufſätze der Amerika⸗Reiſenden auf„L. 3. 127“ ſind gewiß recht lehrreich, aber ein zuverläffiges Urteil über die Zukunft der Luftſchiffe ver⸗ mitteln ſie nicht. Nicht nur die Fachgenoſſen, auch die breitere Oeffentlichkeit möchte etwas Sicheres erfahren. Um dieſen Forderungen nachzukammen, ließ ſich der Ber⸗ liner Bezirksverein deutſcher Ingenieure einen der leiten⸗ den techniſchen Beamten der Zeppelinwerft in Friedrichs⸗ hafen, Herrn Direktor Wilcke erbitten. Dieſer kam denn auch nach Berlin und ſprach hier im größten Saale der Techniſchen Hochſchule aus der Fülle ſeiner Erkenntniſſe und Erfahrungen über das, was die Allgemeinheit heute zu wiſſen wünſcht. 0 0 „Graf Zeppelin“ bedeutet in der Entwicklung des deutſchen Luftſchiffbaues inſofern einen epochalen Fort, ſchritt, als bei ihm Kraftgas ſtatt Benzin oder Benzol Verwendung findet. Solange ein Luftſchiff flüſſigen Brennſtoff verbraucht, wird es während der Fahrt dau⸗ ernd leichter, ſodaß es an die Navigatſon ferne hö⸗ here Anſvriiche ſteſlt. Per Verſuche. Maſſerſtoffaas zu benutzen, ſchlugen fehl. Endlich kam Dr. Lempertz aur den erlöſenden Gedanken, Kraftgas zu verwenden. Noch der Vorgänger von„Graf Zeppelin“„L. Z. 126“ mußte während der Ueberführung nach Lakehurſt 41 Prozent ſeines Traggaſes im Wert von rund 10000 Mark ab⸗ gelaſſen, um den Gewichtsverluſt durch Benzinverbrauch auszugleichen. Hätte„L. Z. 126“ gar das teuere Helſum verwendet, ſo hätte der Gasverluſt auf 350 000 Mark bewertet werden müſſen. „Graf Zeppelin“ brauchte überhaupt kein Trgag⸗ gas abzublaſen. Das Luftſchiff führte auf ſeiner Amerika⸗ fahrt etwa in zwei Dritteln des Raumes oben Traggas (Waſſerſtoff) und im unteren Drittel Kraftgas. Das Kraft⸗ gas braucht kein Blaugas zu ſein. das ſeinen Namen nach dem Direktor der Lieferfirma Dr. Blau führt, ſondern auch andere ſchwere Kohlenwaſſerſtoffgaſe, die ſo ſchwer wie die Luft oder beſſer noch etwas ſchwerer ſind, eignen ſich vortrefflich. Die Motoren ſind mit Gas ebenſo ta⸗ dellos, wenn nicht noch beſſer gelaufen, als früher mit Benzin und Benzol. Benzin wird heute vornehmlich als Ballaſt mitgeführt. Wenn etwa das Schiff durch Schnee⸗ und Eisbildung während der Fahrt ſchwerer wird, dann verbraucht man Benzin und erleichtert dadurch das, Luft ⸗ ſchiff. 5 Es wird zugegeben, daß„L. Z. 127“ zu ſchlant ge⸗ baut wurde. Die nächſten Zeppeline werden gicht länger, aber bedeutend dicker werden und dadurch auch ſtabiler und navigatoriſch leichter zu handhaben. Für die Vereinigten Staaten ſoll auch ein Zeppelin als Flugzeug⸗Mutterſchiff gebaut werden, das 6 Flugzeuge tragen ſoll, die au Kabeln wieder an dem Luftſchiff würden landen können. Dieſe Kunde klingt doch ſtark nach Zukunftsmuſik. —— Die niedrigen Gebühren vor den Arbeitsgerichten. Die Gebühren bei dem Verfahren vor den Arbeitsgerich⸗ ten erſter Inſtanz ſind erheblich niedriger, als die im ordentlichen. Streitverfahren. Sie gehen von 1 bis 60 Mark bei einem Werte des Streitgegenſtandes von 20 bis 2000 Mark. Anwaltsgebühren können einer Partei im arheitsgerichtlichen Verfahren erſter Inſtanz überhaupt nicht erwachſen, da Rechtsanwälte als Bevollmächtigte oder Beiſtände vor dem Arbeitsgericht nicht zugelaſſen sind. Den Behörden, die die Armutszeugniſſe erteilen, ſind die niedrigen Sätze offenbar deff bekannt. Sie werden deshalb jetzt darauf hingewieſen. up dar belgehcnter Donnerstag, d. 3. Jan. 1929, abds. 8 Uhr ternheimer t ung— Bieruhetmer Nachrichten) Grſcheint täglich att Ansnehme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 8 Anzeigenpreife: 1% Mf. frei ins Haus gebracht.— Grattsbetlagen: wöchentl. bas achtſeitige illustrierte 8 2 5 Sonntagsblatt„Sterne unb Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wanb⸗ kalender.— Unnahme von Abennements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Erſtes, älteſtes u. erfolgreiches Lobal⸗Anzeigeblatt in Biem heim 1 5 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktontes Nr. 21577 Amt ankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Berlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Nathaus ſtr. Viernheimer Tageblatt mittags 8 iederholung abgestufter Rabatt.— Annahmsſchluß für hr, größere Artikel einen Tag vorher.— Ann Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annencen⸗ Expeditionen Deutſchlends und des Auslands. Autsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeians Platzvorſchriften hei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückfichtigt.— Für die an Leitet vorgeſchriebenen Tagen, kaun gboch etue Bewähr 5 eee Slernhetmen Bürger- ig:— Wenn. Belag Die rinſpaltige Petttzetle koſtet 25 Bg., bie Reklamezeile 60 Pg Kaſerale und Notizen ves me von Anzeigen in unſerer Ar. Donnerstag, den 3. Januar 1929 5 — 46. Jahrgang Annexionsbeſtrebungen im Saargebiet Der Bericht Parker Gilberts. Optimiftiſche Beurteilung der deutſchen Wietſchaſtslage. Berlin, 2. Januar. Der Bericht Parker Gilberts über die deutſche Fi⸗ nanz⸗ und Wirtſchaftslage im letzten Neparationsjahr iſt am Neujahrstage veröffentlicht worden. Er verdient im Hinblick auf die bevorſtehenden Sachverſtändigenverhand⸗ lungen in dieſem Jahre vielleicht ein noch größeres In⸗ tereſſe, als der letztjährige Bericht, in dem bekanntlich noch eine ſtarke Kritik der Wirtſchaftsgebarung Deutſch⸗ lands geübt wurde. Als das hervorſtechendſte Merkmal des umfangreichen Berichtes— er umfaßt 188 Seiten— muß der ausgeſprochene Optimismus des Reparatjons⸗ agenten in der Frage der wirtſchaftlichen und finanziel⸗ len Entwicklung Deutſchlands bezeichnet werden. Es iſt vor allem zu beachten, daß mit Ausnahme der aus dem deutſchen Budget zu leiſtenden Zahlungen, die im fünften Jahre um 750 Millionen Goldmark höher ſeien, alle Zahlungen, die insgeſamt die Reparations— annuität ausmachten, im vierten Annuitätsjahre den Standardſatz erreicht hätten. g Deutſchland habe alle erforderlichen Zahlungen loyal und pünktlich erfüllt. Das Transferkomitee habe laufend und ohne Störungen für die deutſche Währung die Transfers vorgenommen. Das deutſche Budget ſtehe immer noch unter dem Ein⸗ Nuß der Tendenz, zuviel auszugeben und zuviel zu borgen. Im weiteren Verlauf beſchäftigt ſich Parker Gilbert als— mit der Finanzlage des Reiches, die noch mit den Schulden, die aus früheren Jahren übernommen ſeien, belaftet ſei. Die Länder und Gemeinden, die in dieſem Jahre vom Reich unter der gegenwärtigen Finanzrege— lung 600 Millionen Rm. mehr als im Finanzjahr 1926 auf 27 erhielten, hätten in ihren Budgets immer noch Fehlbeträge zu verzeichnen. Sie forderten deshalb vom Reiche immer größere Zahlungen, um ihren ſtändig wach- ſeenden Ausgaben begegnen zu können. Im Intereſſe der Aufrechterhaltung der Stabilität des Budgets des Reiches ſei infolgedeſſen die Frage einer Finanzregelung zwiſchen Reich, Ländern und Gemeinden dringend. Beſonders ermutigend ſei die Tatſache, daß die Ein⸗ nahmen in zweckmäßiger Weiſe verwandt würden. In dieſem Zuſammenhang bemerkt Parker Gilbert, daß zweifellos zahlreiche Gelegenheiten für eine weſentliche Verminderung der Ausgaben vorhanden ſeien, nicht nur ſeitens des Reiches ſelbſt, ſondern auch durch die Reform der Finanzregelung mit den Ländern und Gemeinden. Im weiteren Verlauf ſtellt Gilbert dann feſt, daß der Sach⸗ verſtändigenplan auch den anderen Haupttext, zu dem die Sachverſtändigen urſprünglich ernannt worden ſeien, er⸗ füllt habe, nämlich die Stabiliſierung der deutſchen Wäh⸗ rung. Es werde immer klarer, daß eine endgültige Re⸗ gelung des Problems, die durch beiderſejtiges Ein⸗ verſtändnis zuſtande kommen müſſe, ſowohl im In⸗ tereſſe der Glaubigermächte als auch Deutſchlands liegen würde. Das neue Sachverſtändigenkomitee müſſe Vorſchläge für eine vollſtändige und endgültige Regelung des Repa⸗ rationsproblems machen. Das Komitee ſei von den be⸗ teiligten Regierungen ausdrücklich ermächtigt, dieſes fun⸗ damentale, noch der Löſung harrende Problem zu prüfen und die Arbeit des erſten Sachverſtändigenkomitees zu ihrem logiſchen Schluß zu bringen. * Das hervorragende Merkmal des Gilbertberichtes iſt 995 prononzierter Optimismus, der uns im Hinblick auf ie kommenden Reparationsverhandlungen außerordentlich bedenklich ſtimmen muß. Wenn, wie aus den Kommen⸗ taren der Pariſer und der Londoner Preſſe, die freudig die deutſche Leiſtungsfähigkeit e hervorgeht, be⸗ abſichtigt wird, dieſen Bericht als Baſis für die Verhand⸗ lungen zu nehmen, dann können wir uns auf einen har⸗ ten Kampf gefaßt machen. Sie alle ſtellen einmütig feſt, daß Deutſchland die Annuitäten ohne Schwierigkeit zah⸗ len könne. Es wird dabei allerdings nicht berüclſichtigt — und das iſt der große Rechenfehler im Exempel des Generalagenten— daß die volle Erfüllung der bis⸗ herigen Zahlungsleiſtungen nur dadurch ermöglicht wor⸗ den iſt, daß Milliarden über Milliarden im Auslande ge⸗ 0 würden, die eine ungeheure Verſchuldung für Deutſchland darſtellen. Sie it der Beweis des Gegen⸗ leils deſſen, was die Alliierten erwarten und hoffen und muß bei den Verhandlungen in erſter Linie berück⸗ sichtigt werden. i * Franzöſiſche Maulwurfsarbeit. Annexionsbeſtrebungen im Saargebiet. Saarbrücken, 2. Januar. Die„Aſſociation Francaiſe de la Sarre“ hat ſoeben ein eilluſtriertes Werbeplakat herausgegeben. Außer⸗ dem iſt in Nancy die erſte Nummer des erſten Jahr⸗ ganges eines„Journal des Francais de la Sarre“ her⸗ ausgekommen, die den Einwohnern von Saarlouis ge⸗ widmet iſt, damit ſie ſich ihres großen Landsmannes, des napoleoniſchen Marſchalls Ney, erinnern. Auch des Dr. Hector iſt gedacht, der bekanntlich als ſaarländiſcher Vertreter in der Regierungskommiſſion des Völkerbundes von Frankreichs Gnaden die Sache der franzöſiſchen An⸗ nexionsbeſtrebungen nach Kriegsende verfochten hat, aber wegen Meineidverdachts bekanntlich zur Niederlegung ſei— nes Amtes gezwungen worden war. Am die öffentliche Meinung Frankreichs gegen die wirtſchaftliche und politiſche Rückgneverung des Saarge⸗ bietes an Deutſchland mobil zu machen, ſind außer ein⸗ zelnen Parlamentariern beſonders zwei neugebildete Ge⸗ ſellſchaften tätig: die oben genannte„Aſſociation Fran⸗ caiſe de la Sarre“ und das„Comite Dupleix“. Das Comite Dupleix iſt eine Gründung zu Ehren eines franzöſiſchen Kolonialabenteurers namens Dupleix, der um die Mitte des 18. Jahrhunderts gelebt hat. Du⸗ pleix ſtand an der Spitze der franzöſiſch-indiſchen Kom⸗ pagnie und erzielte anfangs glänzende Erfolge, bis Eng⸗ land durch die Tätigkeit Robert Clives ſeine Macht in Indien begründete. Die„Saarbrücker Landeszeitung“ bemerkt in ge— ſchichtlicher Erinnerung:„Von den Merowingern über Dupleix bis Poincare haben ſich nur die Namen geändert, die Methoden ſind ſich gleich geblieben. Die Merowinger Hausmeier, die indiſchen Scheinkönige und die Saar— regierungskommiſſion: ſie alle ſind Marionetten in der Hand Mächtigerer zur politiſchen Unterdrückung und wirt ſchaftlichen Ausbeutung der Schwachen. Wir glauben, daß in dieſem Falle die Franzoſen un— taugliche Mittel am ungeeigneten Objekt nutzlos vergeu— den. Ihre Agitation im kerndeutſchen Saargebiet iſt ver— lorene Liebesmühe. Sie haben ſich dafür von Anfang an doch zu ſchlecht benommen. Gleichzeitig iſt es aber auch für den Völkerbund mehr als beſchämend, daß das ihm unterſtellte Gebiet, um überhaupt politiſch weiter zu leben und ſeine überkommenen ſozialen Einrichtungen er⸗ halten zu können, Zuflucht und Hilfe bei ſeinem Mutter— land ſuchen muß. Ein Haßgeſang gegen Hindenburg. Was zehn Jahre nach dem Kriege noch möglich iſt. O WParis, 2. Januar. Ein ſtarkes Stück leiſtete ſich der tägliche Leitartikler der„Liberte“, der Pariſer Hiſtoriker Bainville, in Rand— bemerkungen zu den diplomatiſchen Neujahrsempfängen bei den Staatshäuptern der einzelnen Staaten. Er ſchreibt u. a.: Von all dieſen Zeremonien iſt die originellſte die in Berlin. Der erſte Beamte der deutſchen Republik hat nicht nur Militärſtiefel an, ſondern befindet ſich auch unter den Ktiegsſchuldigen, die vor das Forum des Menſchenge— ſchlechtes geſchleppt werden follten. Er wird nur noch der Präſident Paul von Hinden— burg genannt, nachdem er der Marſchall pon Hindenburg geweſen iſt, der er vielleicht noch ein weflig iſt, wenn er beiſpielsweiſe in Oppeln polenfeindliche Reden hält. Das Oberhaupt des deutſchen Staates, das heute die Glück— wünſche der Botſchafter empfängt, ſtand unter der Num— mer 237, neben Ludendorff, der mit der Nummer 238 genannt war, auf der Liſte der Verbrecher, die mit Wilhelm II. nach Artikel 228 bis 238 des Verſailler Vertrages von den Alliierten abgeurteilt werden ſollten. Die Liſte ſeiner Miſſetaten war hinreichend für einen gewöhnlichen Delinguenten, um ſeine Tage in St. Laurent du Maroni zu beenden. In einem Gedanken der Be— ruhigung wurde die Anklage von den Alliierten fallen gelaſſen. Man glaubte, daß es beſſer und klüger wäre, nicht darauf zu beſtehen und heute iſt die Nummer 237 rehabilitiert. Der Marſchall Paul von Hindenburg iſt einig mit dem ſozialiſtiſchen Kanzler Hermann Müller, eine voll⸗ ſtändige Reviſion des Verſailler Vertrages zu verlangen. Man hat den Eindruck, daß dieſe Ergüſſe nach zu ſtarkem Genuß von Alkohol am Silveſtertage zuſtande ge⸗ kommen ſind. Die Neujahrsempfänge in Paris. Friedensreden. Paris, 2. Januar. Bei dem Neujahrsempfang des diplomatiſchen Korps bei dem Staatspräſidenten Doumergue gab der päpſt⸗ liche Nuntius in ſeiner Anſprache dem Wunſche Ausdruck, daß Frankreichs Wohlfahrt wachſen möge.„Wenn die Wohlfahrt eines Volkes“, ſo erklärte der Nuntius u. a., „immer weſentlich auf dem ſozialen Frieden im Innern und auf der Möglichkeit beruht, im Frieden zu leben und zu arbeiten, ſo iſt ſie heute mehr denn je auch an die Wohlfahrt der anderen Staaten und das gute Einver⸗ nehmen gebunden, das zwiſchen ihnen herrſchen ſoll.“ Der Nuntius feierte ſodann die Verdienſte Frankreichs in dem internationalen Frieden, wobei er die Unterzeichnung des Kelloggpaktes erwähnte. Staatspräſident Doumergue erwiderte u. a., daß die auf dem Frieden im Innern und dem Gefühl der Sicherheit begründete materielle und moraliſche Wohl⸗ fahrt eines Staates zu dem guten Einvernehmen beitrage, deſſen Walten über den Beziehungen zwiſchen den Völ⸗ lern ſo wünſchenswert ſei. Die franzöſiſche Regierung werde weiterhin den Frieden pflegen. Daher dürfe man ſich zu der begeiſterten Aufnahme des Kriegsverzichtspak⸗ tes beglückwünſchen. Die Neujahrsempfänge beim Staatspräſidenten wa— ren gegenüber dum Vorjahre ſtark verkürzt. Vor dem diplomatiſchen Korps empfing der Staatspräſident die Mitglieder der Regierung und der beiden Kammerbüros. Briand wünſchte den Journaliſten am Schluſſe des Empfanges neben einem guten Jahre das Paradies am Ende ihrer Tage. Aus dem In⸗ und Auslande. Redaktionstätigkeit der elſäſſiſchen Geiſtlichen. Paris, 2. Januar. Das katholiſche Mitteilungsblatt für die Diözeſe Straßburg vom 1. Januar veröffent⸗ licht folgende Aufforderung des Biſchofes Ruch an die geiſtlichen Redakteure:„Der Biſchof von Straßburg for⸗ dert die Geiſtlichen, die Mitglieder von Redaktionsräten und Ueberwachungsräten in ſeiner Diözeſe herausgege⸗ bener Zeitungen ſind auf, die biſchöfliche Erlaubnis nach⸗ zuſuchen. Dieſe Erlaubnis iſt nach Canon 1385 und dem erläuternden Brief des Kardinals Gaſparri notwendig um dieſes Amt behalten zu können.“ Das Befinden des engliſchen günſtiger. „London, 2. Januar. Die beiden letzten Krankheits⸗ berichte, die keine Veränderung im lokalen und allgemei⸗ nen Befinden des Königs feſtſtellen, werden im Bucking⸗ heampalaſt als etwas günſtiger angeſehen. Der Dienstag⸗ Beſuch der Aerzte war kaum halb ſo lang als der am Montag und nach dem erneuten leichten Rückſchlag am Sonntag herrſcht im Augenblick wieder etwas ſtärkere Zuverſicht, um die ſchließliche Geneſung. Ein politiſcher Anſchlag in Raguſa? Agram, 2. Januar. Wie aus Raguſa gemeldet wird, erfolgte in der Nacht im Zentrum der Stadt eine heftige Exploſion. Wie ſich herausſtellte, ſind gegen das Haus des franzöſiſchen Konſuls Pirimiſcha zwei ſchwere Petar⸗ den geſchleudert worden. An dem Hauſe und den benach⸗ barten Gebäuden wurden ſämtliche Fenſterſcheiben zer⸗ trümmert. Sonſtiger weſentlicher Schaden wurde nicht angerichtet. Es handelt ſich offenbar um ein politiſches Attentat, doch iſt bisher weder die Herkunft der Ge⸗ ſchoſſe bekannt, noch von den Tätern irgend eine Spur zu finden geweſen. Zunehmende Beruhigung in Afghaniſtan. London, 2. Januar. Wie aus Peſchawar berichtet wird, hat König Aman Ullah den Truppen in Kabul, die an der Zurückwerfung der Rebellen beteiligt waren, den rückſtändigen Sold für zwei Monate auszahlen laſ⸗ ſen. Gleichzeitig ſind an eine Reihe von Einwohnern in der Nähe von Kabul, die während des Angriffs der NRönigs etwas Rebellen Verluſte erlitten, großzügige Schadenerſatzleiſtun⸗ gen gewährt worden. Die afghaniſche Geſandtſchaft in London veröffentlicht einen Bericht, daß die Ausgleichs⸗ perhandlungen mit den Rebellen⸗Führern günſtige Fort⸗ ſchritte machen. Es ſei zu hoffen, daß der Frieden im ganzen Lande in Kürze wieder hergeſtellt werden könne Neues in Kürze. 26: Parker Gülberts Jahresbericht zeigt einen gänzlich unangebrachten Optimismus, 1165 purchſichtige Tendenz natitrlich von der alliierten Preſſe weidlich ausgenützt wirv. 16: Von VBerſtändigungswi len zeugt keineswegs ein Seitartikel der„Liberte“, in welchem der Reichspräſivent auf das gehäſſigſte angegriffen wird. 16: Verſchiedene franzöſiſche Geſellſchaften ſind im Saargebiet an der Arbeit, um durch umfaſſende Propa⸗ ganda einen Anſchluß an Frankreich herbeizuführen. 16: In den letzten Krankheitsberichten wirb das Be⸗ 077 des engliſchen Königs wieder etwas günſtiger be⸗ urteilt. Wahlgeſetzreform und perſönlichkeitswert Aus einem Neujahrsartikel Dr. Sireſemanns. 8 Hannover, 2. Januar. „ Im„Hannoverſchen Anzeiger“ beſchäftigt ſich der Reichsaußenminiſter mit der Kriſis der Parteien und bezeichnet den Reichsſtimmzettel als Verderben. Die Folge ſei, daß mit Ausnahme weniger Prominenter die Politiker vor gähnend leeren Sälen ſprächen. Von den Spitzenkandidaten der Parteien ſtehe bei 80 v. H. ihre Wahl feſt. Dieſe 80 v. H. hätten ihre feſten Wahl⸗ kreiſe. Ein Tournier, bei dem es nur Sieger gebe, habe keine Anziehungskraft auf die Maſſe. Deshalb ſei dieſe Art der Wahl eine unmögliche. Dr. Streſemann fährt fort:„Im Intereſſe der Parteien halte ich es für unmög⸗ lich, das Kind mit dem Bade auszuſchütten und das Ver⸗ hältniswahlſyſtem überhaupt durch das Einzelwahlſyſtem zu erſetzen. Die ausgleichende Mitte litte darunter am meiſten. Aber wenn wir ein neues Wahlgeſetz ſchüfen, kann ich mir wohl eine Verbindung der Liſten⸗ wahl mit der perſönlichen Freiheit des Wählers denken. Damit wird das individuelle Recht des Wählers gegenüber allen denjenigen Organiſationen, die ihm heute die Hei⸗ mat repräſentieren, wieder fundiert.“ Der Reichsaußen⸗ miniſter führt weiter aus: Der Manie der Parteien, nur noch Angehörige gewiſſer Berufsſtände als Spitzenkan⸗ didaten zu nennen, ſtehe das Recht des Wählers gegen⸗ über, die Perſönlichkeit wieder in den Vordergrund zu ſtellen. Streſemann kommt dann zu der Frage: „Was iſt der organiſierte Menſch gegenüber der b Einzelperſönlichkeit?“ und betont, er verſtehe nicht, weshalb jeder das Gewicht ſeiner Perſon dadurch zu verſtärken glaube, daß er die Worte gebrauche, hinter ihm ſtänden ſo und ſo oiele orga⸗ niſierte Beamte, Angeſtellte, Induſtrielle, Handwerker oder was es ſonſt noch gebe. Wenn vor den 100 000 eine Null ſtehe, ſo bedeute auch die 100 000 nichts. Wenn derjenige, der für eine Sache eintrete, ſelbſt etwas bedeute, ſo würden ſeine Argumente und ſeine Perſön⸗ lichkeit auch dann wirken, wenn er ſich nicht fortwäh⸗ 00 darauf berufe, daß er irgendeine Organiſation ver— rete. Bei der Erörterung des parlamentariſchen Syſtems führt Dr. Streſemann aus:„Es iſt grotesk, wenn eine Partei eine Vermehrung der Rechte des Reichspräſidenten fordert, aber ihrerſeits in ihrer Fraktion durch Stimm⸗ zettel beſtimmt, wer Miniſter in einem Kabinett werden ſoll, während dieſe Entſcheidung unzweifelhaft dem Reichs⸗ präſidenten zuſteht, deſſen Befugniſſe durchaus nicht ſo gering ſind, wie ſie äußerlich erſcheinen. Parlamentari⸗ ſches Syſtem bedeutet in meinen Augen, das Recht der Kontrolle und das bis zum Mißtrauensvotum geſtei⸗ gerte Recht des Parlaments, ein Kabinett abzubecufen. bedeutet aber nicht, die Regierung quaſi durch die Frak⸗ tionen zu erſetzen. Den Gedanken, daß der einzelne Mi⸗ niſter eine eigene Meinung gegenüber einem Mehrheits— beſchluß ſeiner Fraktion haben könnte, kennt man an⸗ ſcheinend überhaupt nicht mehr und will auch hier die feen f durch die jeweilige Fraktionsmehrheit etzen.“ t: Kleine politiſche Meldungen. Berlin. Anläßlich des Neujahrsfeſtes hat der Reichs⸗ präſident mit vielen Staatsoberhäuptern Glückwünſche aus⸗ getauſcht. Ae Saarbrücken. Die geſamte Saarbergarbeiterſchaft han. einmütig das Lohndiktat der franzöſiſchen Saarbergver⸗ waltung abgelehnt. Ein edles Frauenleben. Roman von Carola Weiß. Copyright by Greiner«& Comp. Berlin W 30. Nachdruck verboten. 40. Fortſetzung. Die Nähe der Schweſter hatte bis jetzt immer beruhigend auf ihn gewirkt, ſie verſuchte auch jetzt ſeine Die moberniſierte Land ſtraße. 920 2 * —5 FEN INCE 1 SKF ORT t eee cosugg G0 Saleuchfefe legweiser aul der Kanbsrrage Einem dringenden Erfordernis iſt— wenigſtens auf einigen Autoſtraßen Thüringens— nachgegeben worden: man iſt dazu übergegangen, die Namen an den Wegweiſern elek⸗ triſch zu beleuchten. Im Intereſſe des öffentlichen Verkehrs wäre ein weiterer Ausbau derartiger Wegweiſer nur zu wünſchen. 3 Aus Heſſen. Darmstadt.(In der Sylveſternacht ge⸗ tötet.) In der Sylveſternacht fuhr der Eiſenbahnaſſi⸗ ſtent Kies mil ſeinem Sohn und weiteren drei Perſonen nach einer Wirtſchaft in Beſſungen. Dort wurde er von jungen Burſchen angefallen und aus dem Auto gezerrt. Es entwickelte ſich eine Schlägerei, in die ein Auto hineinfuhr: Kies war ſofort tot; ſein Sohn erlitt ſchwere Ver— letzungen. 155 Darmſtadt.(Verhafteter Wüſtling.) In der letzten Zeit wurde im Südoſtviertel der Stadt verſchie⸗ dentlich ein Mann beobachtet, der ſich Mädchen und Frauen näherte. Der Täter wurde jetzt in der Perſon eines 42 Jahre alten Hutmachers aus Beſſungen feſt— genommen. Offenbach.(Verhaftete Diebesbande.) Die Diebe, die in den letzten Wochen, beſonders in den Weih⸗ nachtsfeiertagen Einbruchsdiebſtähle in Läden und Wirt⸗ ſchaften begangen haben, ſind jetzt ermittelt worden. Es kommen einige junge Leute von hier in Frage, die ſchon wiederholt wegen Eigentumsvergehens vorbeſtraft ſind. Ein Teil der geſtohlenen Gegenſtände wurde bei den Dieben gefunden und den Beſtohlenen wieder zuge⸗ ſtellt. Die Täter ſind dem Amtsgerichtsgefängnis zu⸗ geführt worden. a Mainz.(Drei Finger abgequetſcht.) Ein zehnjähriger Schüler aus Hochheim geriet mit der einen Hand zwiſchen ein mit Holz beladenes Fuhrwerk und die Wand eines Hauſes, wobei ihm die drei Mittelfinger faſt vollſtändig abgequetſcht wurden. Der Verletzte wurde hierher ins Städt. Krankenhaus gebracht. Mainz.(Proſeſfſor Boerdel geſtorben.) Profeſſor Alfred Boerckel iſt im 77. Lebensjahre in Mainz geſtorben. Er war der Sohn des aus Alzey ſtam⸗ menden früheren öſterreichiſchen Oberſtabsarztes Dr. Boerkel. Der Verſtorbene, der urſprünglich Kaufmann war, betätigte ſich als Schriftſtelber und Heimatforſcher, er ſchrieb zwei Dramen und machte auch den Verſuch, die Gefangenſchaft Kaiſer Heinrichs IV. im Schloß Böckelheim dramatiſch zu geſtalten. Alzen.(Aus dem Zug heraus verhaftel.) Im Zug nach Kirchheimbolanden wurde ein Mann ver— haftet, der in einem Alzeyer Juwelierladen ſich mehrere Uhren vorlegen ließ, ohne eine zu kaufen. Nach ſeinem Weggehen fehlte eine Uhr, die man neben einer weite— ren neuen Herrenuhr bei zb kene. 1 25 1 mn p ¼. e ging in die Nebenzelle, die Tür leiſe hinter ſich zu- machend. Als ihr die Nonne nach einiger Zeit folgte, fand ſie ſie vor einem Stuhle kniend und feſt eingeſchlafen. Die Erſchöpfung war ſo groß, daß ſie kaum fühlte, wie ſie ausgekleidet und zu Bett gebracht wurde. Der Chef⸗ arzt war nicht ohne Sorge. Aber die Sorge bewies ſich als unbegründet. Das Mädchen ſchlief ununterbrochen bis zum andern Abend, dann aber erwachte es vollſtändig geſtärkt und gekräftigt. raſenden Bewegungen zu hemmen, nachdem die Nonne weggeeilt war, den Chefarzt zu holen. Aber in dieſem Moment, wo die Hitze und der wilde Aufruhr der Kräfte bie äußerſten Grade erreicht hatte, ſchien der Zauber ge⸗ prochen. Er rang mit ihr und wollte aus dem Bette ſpringen, da ließ ſie ſeine Arme, die ſie feſthielt, los, umſchlang ſeinen Hals mit Aufbietung aller ihrer Kräfte, ſeinen Kopf an ſich ziehend, neigte ſie ſich zu ihm und lüſterte ihm etwas ins Ohr. War es der Klang der Stimme ſo nahe ſeinem Ohre, war es eine vollſtändige Erſchöpfung, die dem furchtbaren Ausbruche folgte? Der Paroxismus ließ plötzlich nach, er wurde ruhig. Einen Augenblick hob er die ſchweren Augenlider, als ſuche er mit Gewalt das geiſtige Dunkel durchbrechen, dann ſchloſſen ſie ſich wieder, der Kopf ſank immer tiefer. Und er war plötzlich ganz ſtill und regungslos. Die Schweſter ſtieß einen gepreßten Schrei aus. War es der Tod und alles vorüber? In dieſem Augenblicke trat der Chefarzt mit der flegerin, die ihn geholt hatte, ein. 30 0 nahm 5 das Haupt des Regungsloſen aus den Armen der tod⸗ bleichen Schweſter, bettete es auf die Kiſſen, legte zu⸗ erſt das Ohr an den Mund, dann auf das Herz ö„Er ſchläft!“ ſagte er dann, ſich aufrichtend, und ſein 2 eigte, wie ſehr er mit ſeinem Herzen bei der ung war. g „Er ſchläft!“ wiederholte das Mädchen. Ste Daft Um dieſelbe Zeit erwachte der junge Mann zum erſten lichten Bewußtſein. Der letzte Tagesſtrahl fiel in die kleine Zelle und überflutete mit doppelt hellem Lichte je⸗ den Gegenſtand darin. Niemand war in der Zelle als die Nonne, die zu Füßen des Lagers ſaß. Der Kranke ſchlug langſam die Augen auf und ſchloß ſie geblendet wieder von dem Lichtſtrom, der in die Zelle flutete. Dann öffnete er ſie noch einmal und ſah um ſich, von einem Gegenſtand auf den andern, als gewöhne er erſt den Blick an wirkliche Dinge. Er blickte die Decke an, die Wände, das Fenſter, vor dem die Bäume draußen ſtanden, den Tiſch in der Zelle, ſogar den leeren Stuhl, der rechts vor ſeinem Bette ſtand. Der Ausdruck ſeines Geſichts zeigte, daß er keine klare Kenntnis von ſeinem Zuſtande hatte, erſt ein Blick auf den verbundenen Arm, auf die ſchmerzende Bruſt gab ihm das Bewußtſein, wo er ſich befand. Zuletzt traf ſein Auge die junge, blaſſe Nonne, die ihm ſtill und regungslos gegenüberſaß. Lange haftete ſein Blick auf ihrem Antlitz, lange und forſchend, als ſuche er etwas in den Zügen, eine Erinne⸗ rung, eine Aehnlichkeit. Dann ſchüttelte er mit einer kaum bemerkbaren Bewegung das Haupt, und winkte die Nonne an ſich heran, indem er leiſe die Hand hob. Sie ſtand auf, legte aber die Finger an den Mund, zum Zeichen, daß er nicht ſprechen dürfe. „Nur eine Frage. Haben Sie mich gepflegt?“ Er ſprach ſo leiſe, daß ſie ihn kaum verſtand. Sie neigte ſich 1 ihm, ließ ſich die Frage wiederholen und 6e 1 wie in halber Bewußtkloſigkeit.„Er und iſt gerettet!“ %„Gerettet!“ Sie drückte die Hände vor die Augen und bejahte ſie dann. f ö Wieder ſah er 1 an und mit einem Ausdruck, als fei ö Gießen.(Aus der Gleßener Harntſon.“ Generalleutnant von Stülpnagel, bisher Infanlerlefah ter V. wurde mit dem 1. Januar 19150 Kommandeur der 4. Diviſion und Befehlshaber im Wehrkreis IV, Oberſt Fleck, bisher Kommandeur des 3.(Preußiſchen) Infan⸗ terie⸗Regiments, mit dem 1. Januar zum Infanteriefüh⸗ ter ernannt, Oberfähnrich Breithaupt, 1. Bataillon In⸗ fanterie⸗Regiment 15, warde mit Wirkung vom 1. De⸗ zember 1928 zum Leutnant befördert. 5 Nidda.(Ein großer Gutsverkauf in Ob h Das der Gräflich Solms⸗Lauhachſchen Verwaß lung gehörige Hofgut Utphe, das bekanntlich als der beſte Hof der geſamten Wetterau gilt und etwa 700 Morgen Land umfaßt, iſt in den letzten Tagen zum Preiſe von einer Million Reichsmark in den Beſitz des Fabrikanten Rinn in Heuchelheim bei Gießen über⸗ gegangen. Dem ſeitherigen Pächter wurden als Abſtand 150000 Reichsmark gezahlt, ſein Erlös aus totem und lebendem Inventar wird auf 250 000 Reichsmark ge⸗ ätzt. 1 o völfersheim.(Das Schwellraftwerk Wöl⸗ fersheim fertiggeſtellt.) Das vom Staat Heſ⸗ ſen gemeinſam mit der Stadt Frankfurt a. M. errichtete Schwelkraftwerk Wölfersheim iſt nunmehr vollendet. Die Baukoſten betragen etwa 16 Millionen Mark. Das Werk, das der intenſiveren Ausnutzung der Kohlenvorkommen bei Wölfersheim dient, ſoll etwa tauſend Tonnen Rohkoh⸗ len täglich verarbeiten. Die Inbetriebnahme des Werkes ſoll Inde Januar erfolgen. 5 Wimpfen.(Ein Siedlungsplan für das Neckartal.) Der Neckaxverkehrsverband hat ſich in feiner letzten Sitzung in Wimpfen mit der Frage eines Siedlungsplanes für das Neckartal und dem Bau einer zweiten Neckartalſtraße beſchäftigt. Zur Bearbeitung die⸗ ſer Frage wurde ein beſonderer Ausſchuß eingeſetzt, in dem Bürgermeiſter Dr. Boulanger, Mosbach, den Vor⸗ ſitz führt und dem Bürgermeiſter Dr. Frank, Eberbach, Oberbaurat Dr. Seifried, Heilbronn, und Bürgermeiſter Müßig, Neckargemünd, als Mitglieder angehören. Die Baudarlehen in Heſſen. Darmſtadt, 2. Jan. Die bewilligten Baudarlehen betrugen im Jahre 1924 2268 000 Mark, 1925. 4147000 Mark und 1926: 9 089 660 Mark. Von 1927 an wurde das Sondergebäudeſteueraufkommen nicht mehr in Form von Baudarlehen hingegeben, ſondern zur Zins⸗ verbilligung verwandt. Von den bis zum 31. März 1929 aufgelaufenen Zinſen und Amortiſationen in Höhe von 1123 000 Reichsmark geht ab gemäß Geſetz vom 21. Juni 1927 der Bürgſchaftsſtock in Höhe von 400000 Reichsmark, ſodaß 723000 Reichsmark verbleiben. Dieſe werden gemäß Erklärung in der Begründung zu dem Ge⸗ ſetz zur Ergänzung des Finanzgeſetzes für das Rechnungs⸗ jahr 1927(im Landtag am 5. Juni 1928 angenommen) zur langfriſtigen Finanzierung des Wohnungsbaues des Rechnungsjahres 1927 und der folgenden Nechnungsjahre verwendet. Finanzausſchuß und Landtag haben dieſer Er⸗ klärung zugeſtimmt. * Schwere Gasvergiſtung in Duisburg Bisher fünf Todesopfer. Duisburg, 2. Jan. Im Stadtteil Wanheimerort, an der Ecke Gärktnerſtraße, bemerkte man in den Abendſtun⸗ den des Neujahrstages ſtarken Gasgeruch. Als die Feuerwehr gerufen wurde, fand man in dem Hauſe Gärtnerſtraße 36 einen Arbeiter mit ſeinen zwei Kindern im Alter von vier und zehn Jahren bereits tot auf, während in den Nachbarhäuſern zahlreiche mehr oder weniger ſchwer an Gasvergiftung erkrankte Per⸗ ſonen feſtgeſtellt wurden, die in das Krankenhaus einge⸗ liefert wurden. Im Ganzen find ungefähr 17 Perſonen erkrankt, von denen zwei noch nach der Einlieferung in das Krankenhaus— eine Frau und ein Kind— geſtor⸗ ben ſind, ſodaß ſich die Zahl der Totesopfer auf fünf erhöht hat. g In dem Zuge der Gärtnerſtraße liegt die Ferngas⸗ leitung und es iſt noch nicht feſtgeſtellt, ob ein Ventil⸗ bruch der Gasleitung oder ein Bruch der Gasleitung ſelbſt das Herausſtrömen des Gaſes in die Häuſer der Gärt⸗ nerſtraße veranlaßt hat. Von der Polizei ſind fünf Häu⸗ ſer 1 Gärtnerſtrage von den Anwohnern geräumt worden. „War ſonſt niemand mehr um mich als Sie allein?“ „Der Herr Chefarzt und noch eine Schweſter, die in der Pflege mit mir abwechſelte.“ Ein lebhaftes, wenn auch nur ſekundenlanges Licht ſtieg in ſeinen Augen auf.. „Wie heißt die Schweſter?“ fragte der Verwundete leiſe aber haſtig, indem er ſich halb aufzurichten ſuchte. Sie drückte ihn ſanft in die 15 zurück und ſagte: „Ihren wirklichen Namen weiß ich nicht, wir nennen ie Schweſter Pia. Doch jetzt erwidere ich Ihnen kein ort mehr. Der Arzt würde furchtbar zürnen, wenn er wüßte, daß ich Ihnen nur mit einer Silbe geantwortet.“ Es war am andern Tage. Die Sonne ſchien hell und warm in die Zelle, ſo daß ſie ſogar das alte ver⸗ roſtete Gitterwerk in dem hohen Spißbogenfenſter ver⸗ oldete; ſie überfluteten mit weißem Licht die grauen Wände, das Feldbett mit der Wolldecke. und das bleiche Geſicht des jungen Mannes. War es dies warme Licht, oder war es die Tatſache, daß er dem Leben wie⸗ dergegeben war?... ſchreckendes mehr. Man ſah den Mienen des Kranken eine kräftige Sa h der Züge an und dieſe hatten ſich im Feuer des Fiebers zu einer furchtbaren Wildheit geſteigert, jetzt hatte ſie aber die tiefe Bläſſe, die von der Krankheit zurückgeblieben, geglättet und zugleich veredelt. Die Hände auf der Decke gefaltet, lag er da und ſah auf die Millionen Stäubchen, die, zu einer goldenen Säule gebildet, im Sonnenlicht auf- und abfluteten. Da öffnete ſich die Tür, und der Chefarzt trat ein. „Sich ruhig verhalten, nicht ſprechen und ſich nicht 9 9 5 er, indem er näher trat, denn er hatte bemerkt, wie ſich der Patient bei dem Geräuſche, welches das Oeffnen der Tür verurſachte, raſch umgewendet hatte. „Die Pflegerin ſagt mir, daß Sie ſehr zum Sprechen aufgelegt 15 das muß ich fürs erſte ver leken“ 1 eee Gorthebung fole eee eee e. 11 Münz Er durchquerte die neue Welt von Oſt nach Weſt und Das Geſicht hatte nichts Ab. Wie ein Märchen. 1 65 Die Geſ ichte klingt wie ein Märchen von Au ſſen, und ſie hat 15 auch, wenigſtens zu ihrem Beginn und Ende in Anderſens Geburtsſtadt Obenſe in Dänemark abgeſpielt. Dort wurde Jens Larſen geboren. Dort er⸗ lente er das ehrſame Handwerk eines Tiſchlers und Schreiners, Eines Tages aber, als er gerade ſoviel zuſam⸗ mengeſpart hatte, um als Zwiſchendeckfahrgaſt nach Amerika zu fahren, hängte er das Handwerk an den Nagel und reiſte nach Amerika. Als er in Newyork an Land 1 waren ſeine Barmittel kleiner als die kleinſte e Amerikas. Deſto größer wareß ſeine Hoffnungen. langte wenige Wochen ſpäter, durch Arbeit teils und tefls durch Betteln, zum anderen Ozean ſich vorwärts bringend, in San Franzisko an. Jetzt beſaß er immerhin noch ſoviel, um ein kleines Kaffeehaus pachten zu kön⸗ nen. Er machte daraus ein ſkandinaviſches Kaffee, dem er in Anlehnung an eine große Vergnügungsſtätte Kopen⸗ hegens den Namen„Tivoli“ gab. Das Kaffeehaus des Schreinergeſellen warf bald ſo große Ueberſchüſſe ab, daß ſich Larſen außerhalb der Stadt einige damals ganz billige Grundſtücke erwerben konnte. Im Jahre 1906 aber, als San Franzisko größ⸗ tenteils durch Erdbeben vernichtet wurde, ſetzte eine all⸗ gemeine Flucht in die Vorſtädte ein. Larſens Grundſtücke waren plötzlich Millionen wert. Er ließ ſie bebauen und wurde vielfacher Hausbeſitzer. Er gab ſein Kaffeehaus auf und ſetzte ſich zur Ruhe. Seine Millionen ſtiegen ihm jedoch keineswegs zu Kopfe; er betrieb, meiſt im Stillen, eine höchſt umfangreiche Wohltätigkeit. Außerdem ſchenkte er der Stadt San Franzisko zum Dani für die ihm ge⸗ währte Gaſtfreundſchaft einen Park im Werte von einer Million Dollar. Und nun iſt Larſen geſtorben, und damit kehrt die Geſchichte zu ihrem eigentlichen Urſprungsort zurück; denn in Odenſe harren jetzt ſeine lachenden Erben der im⸗ merhin ganz niedlichen Kleinigkeit von 20 Millionen Dollar(84 Millionen Mark), die demnächſt über den großen Teich in Anderſens Märchenſtadt wandern ſollen. Und damit iſt das Märchen von dem Schreinerge⸗ ſeklen, der ohne einen roten Heller auszog, und ſeinen Er⸗ end Millionen Dollar hinterließ, bis auf weiteres zu Ende. Die Desinfektion der Eiſenbahnen. Oft ſind Perſonenwagen nach beſonderen Transpor⸗ porten oder im Laufe des Hin und Her auf ihren Fahr⸗ ten ſo verſchmutzt, daß ſie einer beſonderen gründlichen Reinigung bedürfen. Am Krankheitskeime oder eingeniſte⸗ tes Ungeziefer zu beſeitigen, werden die Wagen in den Aus beſſerungswerken in einen aus gußeiſernen Ringen ge⸗ bildeten Hohlzulinder gefahren. Der größte D⸗Zug⸗Wa⸗ gen von 22 Metern Länge und 4 Metern Höhe kann in dieſe Röhren geſchoben werden. Steht der Wagen im Zylinder, ſo wird er mit Dampf durch ein innen unter⸗ gebrachtes Röhrenſyſtem derart beheizt, daß überall gleich⸗ mäßig eine Temperatur von 40, bis 50 Grad Celſius herrſcht. Dann wird unter beſtändigem Weiterheizen durch eine beſondere Luftpumpanlage die Luft ausgepumpt, bis eine ſo ſtarke Luftverdünnung erreicht iſt, daß allen In⸗ ſekten und anderen Lebeweſen alle Flüſſigkeit entzogen iſt und ſie abſterben müſſen. Mit Formalin wird dann die vollſtändige Desinfektion des Wagens durchgeführt. Auf dieſe Weiſe können Krankheitsleime entfernt und Ungeziefer und deſſen Brut vernichtet werden, ohne die Wagenpolſter, Lederteile, Holzleiſten, Wandbekleidun⸗ gen auseinander⸗ oder abnehmen zu müſſen und ohne daß die einzelnen Teile des Wagens, einſchließlich der äußeren ſeht find. oder inneren Politur, Beſchädigungen ausge⸗ etzt ſind. „Wohin rollſt du, Haſelnüßchen?“ Aufs falſche Pferd geſetzt. Wie aus Neuyork geſchrieben wird, erregt gegen⸗ wärtig in Peoria, einer Stadt in Texas, ein Mann na⸗ mens Williams ungewollt Heiterkeit, weil er eine Haſel⸗ nuß, auf allen Vieren kriechend, vor ſich herrollt. In dieſe wenig angenehme Lage iſt der Mann dadurch gekommen, daß er ſich bei der Präſidenlenwahl allzu heftig mit Po⸗ Mik beſchäftigte: er wettete nämlich, er rolle eine Haſel⸗ nuß durch ſämtliche Straßen Peorias, auf allen Vieren kriechend, vor ſich her, wenn Hoover um amerikaniſchen Präſidenten gewählt würde. Und dieſes Mißgeſchick iſt dem armen Williams, wie man weiß, jetzt tatſächlich widerfahren, ſo daß ihm nun nichts anderes übrig blieb, als das Haſelnüßchen durch die Straßen zu rollen. Aus dem badiſchen Lande i Mannheim.(Gefährliches Pulvermi⸗ ſchen.) Zwei Brüder im Alter von 21 und 25 Jahren zogen ſich beim Miſchen von Pulver erhebliche Verbren⸗ nungen im Geſicht und an den Armen und Händen zu. Sie mußten ins Krankenhaus gebracht werden. i Mannheim.(Meſſerſtecher.) Ein lediger 22 Jahre alter Spengler erhielt auf der Straße zwiſchen J Za und K 3 von einem bis jetzt noch unbekannten Täter einen Meſſerſtich in die rechte Seite. i Weinheim.(Ein Zeichen der Sparſam⸗ leit.) Nach dem Jahresabſchluß der Bezirksſparkaſſe Weinheim für 1928 belaufen ſich die Guthaben der Kun⸗ den auf insgeſamt 9,4 Millionen Rm. Dieſe Guthaben verteilen ſich auf rund 10 000 neue Sparer mit 6,4 Mil⸗ lionen, 14000 alte, aufgewertete Sparkonten mit 2 Mil⸗ lionen und 1300 Scheck⸗ und Girokunden mit 1 Million. Nach dem vorfährigen Abſchluſſe waren an Guthaben 7,3 Millionen vorhanden. Es haben die Einlagen daher um über 2 Millionen Rm. zugenommen. . Weinheim.(Angeſchoſſen.) Infolge des un⸗ porſichtigen Umganges mit Schußwaffen wurde vor einer 0 855 Wirtſchaft ein 18jähriger junger Mang in die nge geſchoſſen. Der Schwerverletzte wurde ins 1 e Krankenhaus überführt. Gegen den Täter iſt nzeige erſtattet. Heidelberg.(Folgen einer Schlägerei.) Bei einer nächtlichen Schlägerei zwiſchen angetrunkenen Perſonen, die ſich 9 5 Beachten en und Peterstal abspielte, wurde der 23lährige Stadler ſchwer verletzt. Et wurde gegen Morgen neben der Straße liegend auf⸗ gefunden und ins Krankenhaus überführt. 0 Heidelberg.(Kriſenunterſtützung im Ta⸗ bakgewerbe.) Der Präſident des Landesarbeitsamtes hat verfügt, daß die Tabakarbeiter aus den Arbeits⸗ nachweisbezirken Heidelberg, Mannheim und Bruchſal ab 17, Dezember bis 16. März zur Kriſenunterſtützung zu⸗ gelaſſen werden. Die Arbeitsloſen, die in den Städten Manheim und Heidelberg wohnen, ſind ausgenommen. 1 Doſſenheim,(Beim Neujahrsſchießen ver⸗ unglückt.) Beim Abſchießen von Feuerwerkskörpern wurde der 2 jährige Jakob Ruland am Kopfe ſchwer verletzt. In Schriesheim wurde einem neunjährigen Schul⸗ knaben die rechte Hand verſtümmelt. Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 3. Januar. Ein Hochdruckgürtel, der von den britiſchen Inſeln oſtnordöſtlich bis Finnland ſich hinzieht, verhinderte das Eindringen der neuen ozeaniſchen Wirbel, die gunmehr im hohen Norden vorüberziehen. Da gleichzeitig tiefer Druck über dem Mittelmeer liegt, hatten wir frockene, kalte Rordoſtſtrömung, bei der ſich vielfach heiteres Wet⸗ ter mit leichtem bis mäßigen Froſt einſtellte. Da der Druck wieder ſteigt, iſt mit vorwiegendem Hochdruckein⸗ fluß zu rechnen. Bei der damit zu erwartenden Aufhei⸗ terung und der nunmehr wieder vorhandenen Neuſchnee⸗ decke ſteht Verſchärfung des Froſtes bevor. Vorausſichtliche Witterung bis Frei⸗ tag: Aufheiternd, Verſchärfung des Froſtes, rauhe nord⸗ öſtliche Winde. Der Bauer und der Januar. Der Bauer will den Januar ſchneereich und kalt ha⸗ ben. Denn nur ſo wagt er auf ein gutes Frühjahr und auf eine reichliche Ernte zu hoffen. Die Naturbedingtheit der Bodenbebauung kommt ſelten ſo überzeugend, vielfältig und übereinftimmend zum Ausdruck, wie gerade in den Bauernregeln vom Januar. Januar warm, daß Gott erbarm, ſagt ſchon ein alter Spruch.— Wenn Gras wächſt im Januar, wächſt es ſchlecht das ganze Jahr.— Nebel im Januar, macht ein naſſes Frühjahr.— Iſt der Januar naß, bleibt leer das Faß.— Januar muß vor Kälte knacken, wenn die Ernte ſoll gut ſacken.— Im Januar Regen, wenig Schnee, tut Bäumen, Bergen und Tälern weh.— Iſt der Januar hell und weiß, wird der Sommer ſicher heiß. Januar Schnee zu Hauf', Bauer! Halt Sack auf.— Reichlich Schnee im Januar, macht Dung für das ganze Jahr.— Tanzen im Januar die Mucken, muß der Bauer nach dem Futter gucken.— Wenn im Januar der Winter nicht kommen will, dann kommt er im März und April.— Januarnebel bringt Märzenſchnee.— Januar kalt, das gefallt.— Wächſt das Korn im Ja⸗ nuar, wird es auf dem Markte rar.— Eiszapfen im Ja⸗ nuar groß und dicht, dies eine gute Ernte verſpricht.— Wenn der Januar naß und lau, wird das Frühjahr ſicher rauh.— Im Januar recht hoher Schnee, heißt für den Sommer hoher Klee.— Knarrt im Januar 0 Fuß der Schnee, beſcherts dem Bauer Korn und lee. Man könnte noch eine Menge ähnliche Bauern⸗ ſprüche anführen, die aus den verſchiedenſten Ländern und Gauen ſtammen. Alle aber laufen ſie auf dasſelbe hinaus: der Januar muß ein ſchneereicher, kalter Win⸗ termonat ſein, dann nur dann ſind die Vorbedingungen für ein gutes Wachsjahr vorhanden. Wichtig für Arbeitnehmer. Anm ſich vor Schaden zu bewahren, empfiehlt es ſich für den Arbeitnehmer, das Folgende zu beachten: Der Arbeitnehmer muß ſich vor Beginn eines jeden Kalenderjahres eine Steuerkarte von der Gemeindebe⸗ hörde ausſtellen laſſen. Nach Empfang der Steuerkarte muß ſie der Arbeitnehmer dann in ſeinem eigenen In⸗ tereſſe dem Arbeitgeber ſpäteſtens bei Beginn des Ka⸗ lenderjahres 1929 aushändigen. Wenn der Arbeitnehmer ſeine Steuerkarte dem Arbeitgeber nicht aushändigt, ſo muß dieſer vom vollen Arbeitslohn 10. v. H. als Lohn⸗ ſteuer einbehalten. Eine Erſtattung des Anterſchiedsbetra⸗ ges zwiſchen den in Höhe von 10 v. H. einbehaltenen Steuerabzugsbeträgen und den Steuerabzugsbeträgen, die einzubehalten geweſen wären, wenn die Steuerkarte dem Arbeitgeber vorgelegen hätte, kann an den Arbeitgeber nicht erfolgen. Eine Aenderung der Eintragungen auf der Steuerkarte durch den Arbeitnehmer, Arbeitgeber oder andere private Perſonen iſt unzuläſſig. Die Berichtigung nachweislich un rich! iger Eintragungen auf der Steuerkarte erfolgt auf Antrag durch die Behörde, die die Eintra⸗ gung vorgenommen hat. Es empfiehlt ſich deshalb, daß der Arbeitnehmer ſeine Steuerkarte auf ihre Richtigkeit und Vollſtändigkeit genau prüft und wenn nötig, eine Berichtigung oder eine Ergänzung veranlaßt. Verſäumt der Arbeitnehmer beim Hinzutrelen von Familienangehöri⸗ gen die Berichtigung der Steuerkarten, ſo hat er ſpäter leinen Anſpruch auf Erſtattung, denn der Arbeitgeber hat bei Einbehaltung der Lohnſteuerbeträge auf Grund der bisherigen Einträge in der Steuerkarte den Steuerabzug richtig vorgenommen. Der Arbeitnehmer muß die Folgen ſeines Verſäumniſſes tragen; auch eine etwaige Unkennt⸗ nis der Vorſchriften iſt dabei unerheblich. Deshalb iſt es Sache des Arbeitnehmers, bei Aenderung ſeines Fami⸗ lienſtandes ſofort eine Ergänzung der Steuerkarte herbei⸗ zuführen. f W N Kriſenfürſorge für Tabalarbeiter. Darmſtadt, 29. Dezember. Die Zentrumsabgeordne⸗ ten Weſp und Späth haben im heſſſſchen Landtag fol⸗ genden Antrag eingebracht:„Der Landtag wolle be⸗ ſchließen, die Regierung zu erſuchen, bei der Reichsregie⸗ rung dahin vorſtellig zu werden, daß die Kriſenfürſorge auch auf die Arbeiter und Arbeiterinnen in der Tabak⸗ induſtrie ausgedehnt wird.“ Begründung: Die Tabak⸗Induſtrie leidet z. Z. unter einer großen Wirtſchaftskriſe. In der Zeit des Weih⸗ Zu deem war früher ſtets Hochkonjunktur zu verzeichnen. In dieſem Jahre iſt gerade das Gegenteil der Fall. Schon ſeit Auguſt ds. Is. macht ſich von Monat zu Monat eine immer größere Arbeitsloſigkeit empfindlich bemerkbar. Die Arheitsloſigteit in der Tabakinduſtrie beträgt in Heſſen einſchließlich Kurzarbeit 50 Prozent. Sie wird ſich mit Beginn des neuen Jahres leider noch weſentlich erhöhen. Ein großer Teil dieſer bisher unter⸗ ſtützten Arbeitnehmer iſt bereits, andere werden in Kürze, ausgeſteuert ſein. Es iſt deshalb dringend notwendig. daß die Kriſenunterſtützung auch auf die in der Tabalinduſteie beſchäftigten Arbeitnehmer alsbald ausgedehnt wird. be * Zur Meſſerſtecherei in der Sylveſternacht iſt be⸗ richtigend nachzurragen, daß ſich keinerlei Streitig⸗ keiten im Lokal„Zu den Vier Jahreszeiten“ abgeſpielt haben. Die bedauerliche Tat geſchah auf der Straße. * Winterkonzert. Wie aus dem Inſerat erſichtlich hält der Geſang⸗Verein„Flora“ am kommenden Sonntag, den 6. Januar ſein diesjähriges Winterkonzert ab. Ohne vorherige große Aufmachung hat der Verein in aller Stille ein reichhal⸗ tiges Programm entwickelt und verſpricht den Mitgliedern, wie voriges, ſo auch dieſes Jahr einen genußreichen Abend zu bieten Möge dem Verein für ſeine große Mühe und Koſten ein volles Haus beſchieden ſein. f* Maskenball des Brieftaubenvereins„Einigkeit“, findet wie alljährlich im Saftladen zum grünen Laub ſtatt und zwar am Samstag, den 12. Januar. Maskenkarten ſind im Vorverkauf erhältlich, im Lokal zum grünen Laub, beim Vorfitzen⸗ den Babylon am Tivoli, Michael Jäger, Kiesſtraße, Jakob Bufalt, Ludwigſtraße, Franz Bufalt, Bandurengaſſe, Bähr Gg., Waldſtraße. Preis für dieſelben 1.20 Mk. § Buchhaltungs- und Hteuer-Augelegenheiten. Wie aus dem Inſeratenteil unſerer heutigen Nummer hervor⸗ geht, finden ab Samstag nachmittag wie früher, im Haufe des Herrn Bernhard Brückmann, Schulſtraße 4. Beratungen in Buchhaltungs- und Steuerangelegenheiten ſtatt. Da die Buch⸗ führung, ſowie Geſchäfts- und Steuerbilanzen, überhaupt ſämt⸗ liche Steuerangelegenheiten, heute mehr denn je als eine der dringenſten und wichtigſten Notwendigkeiten geworden find, ſollte es niemand verſäumen, rechtzeitig ſeine Steuerangelegenheiten, ordnungsmäßig erledigen zu laſſen, wofür beſter Erfolg ge⸗ währleiſtet wird. Der Rad-, Reun und Tonrenklub„Staub⸗ wolke hielt am Sonntag ſeine Weihnachtsfeier mit darauf- ſolgendem Ball ab. Einen wirklich guten Griff hatte der Vor- ſtand in der Auswahl der Perſonen für die einzelnen Theater- ſtücke gemacht. Der ſchön vorgetragene Prolog von der kleinen Lotte Schmitt war wirklich eine gute Leiſtung.„Glockentürmers Weihnachten“ war ſo recht aus dem Leben gegriffen und fand allgemeinen Beifall. Ein von Berg vorgetragenes Couplett war wohl gelungen.„Um den erſten Preis“ war ein Re⸗ klameſtück für den Radſport. Benz als Wirt und Frl. Anna Beckenbach ſpielten vorzüglich.„Kriſchan und Stine“ dokumen⸗ tierten wahrheitsgetreu den Unterſchied zwiſchen Großſtadtſumpf und einer vom alten Stil ländlicher Bevölkerung. Die Gebrüder Schmitt endledigten ihrer Rollen vorzüglich. Den Glanz⸗ punkt des Abends bildete das Stück„Die alten Jungfern“ Frl. Babette und Marie Beckenbach ſpielten ungelungen ihre zuge⸗ dachten Rollen. Dieſe ſchön verlaufene Veranſtaltung hat be⸗ wieſen, daß ſämtliche Spieler geeignet ſind, und zu einer The⸗ atergruppe zuſammenzunehmen. Beſonders muß hervorgehoben werden, daß ſämtliche Stücke den modernen Zeitgeiſt verhöhn⸗ ten. Die Muſikkapelle Samstag durch ihre lieblichen Weiſen ſowie der Geſangverein„Flora“ unterhielten die Anweſenden noch mit einigen kernigen Liedern. Das Tanzbein kam auch noch auf ſeine Rechnung. Jedes verließ deu Saftladen mit dem Bewußtſein wieder recht vergnügte Stunden verlebt zu haben. Steuertermin kalender für den Monat Jaunar 1929. 1 5.: Lohnſteuer für die Zeit vom 16.—31. Dezember, ſowie Abgabe der Beſcheinigung über die Geſamtſumme der im Monat Dezember einbehaltenen Lohnſteuerbeträge. Keine Schonfriſt. : Umſatzſteuer Voranmeldungen und Vorauszahlung für das 4. Kalendervierteljſahr 1928. Schonfriſt bis 15. Januar. : Einkommenſteuer-Vorauszahlung(ausgenommen Landwirte) für das 4. Kalendervierteljahr 1928 in Höhe von einem Viertel, der im letzten Steuerbeſcheid feſtgeſetzten Steuer- ſchuld. Keine Schonfriſt. „ Körperſchaftsſteuer⸗Vorauszahlung für das 4. Kalender- viertelſfahr 1928 in Höhe von einem Viertel der im letzten Steuerbeſcheid feſtgeſetzten Steuerſchuld. Keine Schonfriſt. : Lohnſteuer für die Zeit vom 1.—15. Januar, ſofern der Lohnſteuerabzug den Betrag von 200.— N.-Mk. über⸗ ſteigt. Keine Schonfriſt. Ein kühner Gedanke Nieſenkraſtwerk für Deutſchland und Oeſterteich. BD Salzburg, 2. Januar. Der Landeshauptmann von Salzburg veröffentlicht in der„Salzburger Chronik“ einen Artikel, in dem er den Gedanken vertritt, daß nur ein ganz großes Waſſerkraft⸗ werk in einer Höhe von rund 2000 Metern mit bedenten⸗ den Niederſchlagmengen, Gletſcherwaſſern und großen Ge⸗ fällen rationell arbeiten könne. Die Grundbedingang für eine ſolche Rieſenkroftanlage wäre das entſprechend große Abſatzgebiet, in dieſem Falle ganz Oeſtecreich und ganz Deutſchland von den Alpen bis zum Meere. Wenn im Zuge dieſer Rieſenanlage beim Glockner⸗ maſſiv ein Stollen nach Süden angelegt würde, ſo werde durch den Ausbau eines befahrbaren Tunnels auch die Glöcknerſtraßenfrage gelöſt. Am Schluſſe ſeiner Ausfüh⸗ rungen kündigte der Landeshauptmann für das Jahr 1929 den Anfang der Verwirklichung dieſes kühnen Gedankens an. Aus Nah und Fern. Koblenz.(Schwere Ausſchreitungen in Koblenz.) In den verſchiedenen Stadtteilen ereigneten ſich in der Neujahrsnacht mehrere ſchwere Schlägereien. An mehreren Stellen ſpielten das Meſſer eine große Rolle. Während die Zuſammenſtöße im Siadtinnern einiger⸗ maßen glimpflich abliefen, wurden bei einer Meſſerſtecherei im Vorort Lützel ſo ſchwer verletzt, daß ſie im Kran⸗ kenhaus Aufnahme finden mußten. g Köln.(Maskierte Räuber überfallen die Stationskaſſe in Lövenich.) Auf die Sta⸗ tions kaſſe in Lövenich bei Köln wurde in der Sylveſter ⸗ nacht von zwei maskierten Männern ein Raubüberfall aus⸗ bebe Nähere Einzelheiten waren bis zur Stunde——— 5 wergeriminalvoltzel noch bei der Reichsbahndi n erfahren.. 7