Todes- Anzeige. Sohn und Bruder HANS erfüllt an Viernheim, den 22. Januar 1929 Nach Gottes unerforschlichem Ratschlusse entrib uns der Tod ganz plötalich unseren innigstgeliebten nach langem, schweren Leiden, wohlversehen mit den heiligen Sterbesakramenten, im Alter von 12 Jahren. Dies zeigen mit der Bitte um Teilnahme schmerz- Die tieftrauernden Hinterbliebenen: Familie lakoh Nüler 5. Die Beerdigung findet am Mittwoch nachm. 4 Uhr vom Trauerhause, Kühnerstraße 22, aus statt, Sonntag, den 3 Feb. 1929, nachm. 3 Uhr General-Ver⸗ ſammlung im Lokal. Schützenabteilung: Mittwoch, den 23. Januar, abends 8 Uhr Verſammlung und Eurenſcheibenſchießen din der Bahn. Theater heftchen abliefern. Der Vorſtand. Verelmzote Tarhebals--Geselschall Motto: Loßt uns fröhlich Faſt⸗ nacht feiern, Bewahrt uns aber vor neie Steiern. Mittwoch, den 23. Januar, abds. 81¹ Uhr närriſche Afolteder- Versammlung im Saftladen, wozu närriſchſt einge- laden wird. Der Elferrat. Keichsbanner Schwarz Rot⸗Gold — Ortsgruppe Viernheim— Am Donnerstag, den 24. Jan., Abends ½8 Uhr Zusammenkunft der Spielleute zwecks Kontrolle, bei Kamerad Fr. Martin, Weinheimerſtraße. Sämtliche Spielleute haben mit Inſtrumente und Zubehör zu erſcheinen. 1 8 Die techn. Leitung. Ir. und Soldatenverein„Teutonia“ ſchön, Kiſſen, Herren⸗ u. Damen⸗ Hemden, Unterhosen, Nacht⸗ Hemden, Anterröcke, Barchent, Federleiven u. Dau⸗ neuſatin blau und rot 14 Federn und Daunen ſehr preiswert bei 2 eine große Auswahl in Bettholteru, Bettwäſche ſehr fn dan Madman! 8———ů— Zuetschwässer % FI 2.30 2.80 in groß. Auswahl! 977.—— in der 1 unſeres Blattes wollen uns ſofort gemeldet werden damit win für Abhilfe ſorgen können. Lorſcherſtraße 8 Tage Hirschwasser beulscher Weinbrand 17 Fl. 4. 4.60 0 Original Aranzüsiseher Weinbrand gude Ilbre Schreiber's welß u. rot 1 Liter Krug 3.20 Rauwieder Dubpalnümme! 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Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiants Plagvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Au an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht dee 225 (Biernheimer Bürger⸗ Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pig., die Reklamezeile 60 Pfg. Faſerate und Notizen vor⸗ 46. Jahrgang Jurückweiſung polniſcher Verleumdungen! Eine Ehrenſchuld des Reichs. Wohl niemals hat es eine ſolche Fülle geſetz⸗ c e Neuſchöpfungen gegeben als gerade in den Jahren, die unmittelbar dem Kriege folgten. Gleichzeitig war aber auch dieſe„fruchtbringende“ Tätigkeit auf ein⸗ zelnen Gebieten derart kompliziert und verklauſuliert, daß es eines beſonderen Studiums bedarf, um ſich nur einiger⸗ maßen in dieſem Labyrinth zurechtzufinden. Man denke nur— um einige kraſſe Beiſpiele zu nennen— an die vielgeſtaltige, für den Laien direkt unverſtändliche Tech⸗ nik der Steuer⸗ und Finanzgebarung, die zum Ueber⸗ fluſſe auch noch den Namen Steuervereinheitlichung führt, oder auch an die reichsrechtlichen Vorſchriften der Be⸗ amtenbeſoldungsreform, deren Irrwege ohne Kommentar Tauben. Ind Hennarille aller Art erhältlich bei Alois Walter — 5 Prozent Ra ba tt lungbauern- Verein. Dienstag, den 22. Januar, abends 8 Uhr Tannhäuſer“ General- Versammlung Jedes Mitglied iſt hierzu frdl. eingelade. Anſchließend wichtige Beſprechung Der Vorſtand Eros, Rabatt Vom 10.— 26. 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Wer jemals eine große Kleinrentner⸗ verſammlung mitgemacht hat, wird erſchüttert geweſen ſein nicht nur von der Not und Sorge, die den unglück⸗ lichen, bejahrten Menſchen aus den Augen ſpricht, ſon⸗ dern auch von der Anklarheit der Vorſtellungen und Die ganze Literatur über das Kleinrentner⸗ Gegenwärtig hat der Reichstagsausſchuß für ſoziale 6 Frage wieder aufgegriffen. Die Reichsregierung hatte bei ihrem Antritt die Erklärung abgegeben, daß ſie die Kleinrentnerhilfe auf eine von dem Ermeſſen der örtlichen Fürſorgeſtellen unabhängige geſetzliche Grundlage ſtellen“ wollte. Ein Geſetz hierüber iſt von der Regierung nicht gekommen, wohl aber eine offizielle Erklärung der Reichsregierung, die keineswegs den Verſuch einer abſchließenden Regelung der Klein⸗ rentnerverſorgung enthält, ſondern im Gegenteil ſehr we⸗ nig, Hoffnungen erweckt. Ihr Wortlaut iſt folgender: „Die Reichsregierung wird ſich dafür einſetzen, daß die Vorſchriften und Reichsgrundſätze für Kleinxenterfürſorge überall ſo durchgeführt werden, wie es das ſoziale Be⸗ duͤrfnis der von der Heldentwertung betroffenen Per⸗ onen verlangt. Für die Beteiligung des Reiches an der Kleinrentnerfürſorge wird die Reichsregierung den Betrag von 35 Millionen Reichsmark in den Entwurf des Haushaltsplanes 1929 einſtellen: dieſe Beihilfe hat in der Hauptſache den Zweck, den Fürſorgeverbänden die Anwendung der Grundſätze zu erleichtern. Die Reichsregie⸗ zung wird ferner erwägen, ob der Einbau neuer Siche⸗ kungen in die Vorſchriften und Reichsgrundſätze zu Gunſten der Klein- und Sozialrentner erforderlich und möglich iſt. Die Entſcheidung über eine reichsgeſetzliche Regelung, die einen allgemeinen Rechtsanſpruch begrün⸗ det, iſt der Reichsregierung folange nicht möglich, als die Haushaltsverhandlungen und die Beratungen über die Deckungsvorlagen der Reichsregierung nicht verabſchiedet ſind und die gegenwärtige ſchlechte finanzielle Lage an⸗ hält. Auch die früheren Regierungen haben bei beſſerer 00 klarerer Finanzlage nicht geglaubt, ein dahingehendes ile, vorlegen zu können. Die Reichsregierung wird allerdings einen Rechtsanfpruch, der ſich lediglich auf frü⸗ eren Kapitalbeſitz gründet, ſchon aus Gründen der ſozia⸗ len Gerechtigkeit nicht anerkennen können.“ e Unerachtet dieſer Haltung der Regierung iſt nun 71 Ausſchuß in die Beratung eines Initiatipgeſetzes ein⸗ Peireten, der die Tendenz hat, die Kleinrentner aus der Fürſorge mit ihrem Eindringen in die perſönlichſten Ver⸗ hältniſſe, ihren drückenden Rückerſtattungsanſprüchen und vielen anderen Beſchwerniſſen herauszunehmen und ihnen fall, mäßige Rente und eine Verſorgung in Krankheits⸗ 9 1060 als geſetzlichen Rechtsanſpruch zu verſchaffen. Auch 65 eine reichsgeſetzſiche Regelung der Höhe und Art der tſorgung und eine Beteiligung der Kleinrentner ſelbſt bei er Handhabung dieſer Verordnung vorgeſehen wor⸗ Nach, Das geſamte Material des Ausſchuſſes iſt der en berkgierung überwieſen worden, die binnen kurzem einen ſprechenden Geſetzentwurf dem Reichstag vorlegen wird. perge e nur von ee daß die ſo oft ſchon 5 15 lich geführten Verhandlungen diesmal zu einem efriedigenden Ergebnis führen werden. .„Sowohl in dem Leben des Einzelmenſchen wie auch 110 Leben eines Volkes gibt es Ehrenſchulden, deren Ab⸗ f 5 5 Maßgabe der vorhandenen Möglichkeiten 10 ſelbſt bei beſcheidenſten eigenen finanziellen Verhält⸗ 1100 niemand entziehen darf, Eine ſolche Ehrenſchuld und 15 deutſche Reich gegenüber den Kriegsbeſchädigten 5 riegshinterbliebenen, die ihre Geſundheit oder ihren in 1 01 dem Vaterland geopfert haben und dadurch 10 ſinate chen 0 dig* f 1050 Ehren⸗ 6 r das deu eich, diejenigen cht in N laſſen, die ihr Gelbe dem Staate zur loses zapier in den Händen hielten. Eine deuiſche Antwort. Der Abgeordnete Naumann weift Zaleſtis Angriffe zurüa. 11 Warſchau, 22. Januar. In der Sitzung des Sejmausſchuſſes für auswärtige Angelegenheiten ergriff der Vorſitzende des deutſchen Abgeordnetenklubs, Naumann, das Wort zu den letzten Angriffen Zaleſtis auf das Deutſchtum in Polen. Der Behauptung Zaleſkis gegen⸗ über, daß der Hauptgeſchäftsführer des Volksbundes in Oberſchleſien, Alitz, nur deswegen noch auf freiem Fuße f weil ſeine Zugehörigkeit zum ſchleſiſchen Sejm ihm die nantaſtbarkeit ſichere, ſtellte Naumann die Tatſache ent⸗ gegen, daß der ſchleſiſche Sejm die Auslieferung Ulitz nur deshalb abgelehnt habe, weil ſich die gegen ihn er⸗ hobene Anklage auf ein gefälſchtes, von einem ge⸗ dungenen Spitzel gefertigtes Papier aufbaute. Hinſichtlich der Behauptung Zaleſkis, daß dank der pol⸗ niſchen Toleranz die Lage der deutſchen Minderheit in Polen ausgezeichnet ſei, ſtellte Naumann mit aller Deut⸗ 8 lichkeit feſt, daß die Darſtellung Zaleſtis falſch ſei. Der Wojewode in Schleſien, Graſzynſki, habe für ſein hohes Amt als Hauptempfehlung die Zugehörigkeit zum Ver⸗ band der Aufſtändiſchen mitgebracht. Naumann wies ſo⸗ dann die Behauptung des Miniſters, der Korridor ſei in ethnographiſcher Hinſicht rein polniſch, mit folgenden Wor— ten zurück: „Der Miniſter wird doch nicht etwa annehmen, daß die drei deutſchen Abgeordneten und die zwei deut⸗ ſchen Senatoren, die Pommerellen ins Parlament entſandt hat, polniſchen Wählern ihre Mandate ver⸗ . danken? Und wenn heute der Hundertſatz der deutſchen Bepöl⸗ kerung in Pommerellen gegenüber den Verhältnisziffern zur preußiſchen und vorpreußiſchen Zeit allerdings zurück⸗ gegangen iſt, ſo iſt ja bekannt, welchen Maßnahmen der polniſchen Toleranz dieſer Rückgang zu verdanken iſt. Wenn man von den Deutſchen in Polen verlangt, ſie ſollen ihre ſtaats bürgerlichen Pflichten nicht unfroh erfüllen, ſo ſei zu erwidern, daß man ihnen Schule für Schule ſchließt und ihre Kinder zwingt, pol— niſche Schulen zu beſuchen. Dem deutſchen Bauernſohn verwehre man um ſeines Deutſchtum willens den Antritt des Vatererbes. Deut⸗ ſchen Gewerbetreibenden nehme man durch Konzeſſionsent⸗ ziehung die Exiſtenzmöglichleit. In den oberſchleſiſchen In⸗ duſtriegebieten werden Tag um Tag unter Anwendung jeglicher Druckmittel und unter Mißbrauch der Amtsge⸗ walt die deutſchen Direktoren, Angeſtellten und Arbeiter durch Polen erſetzt. Sind das alles Zeichen der vom Herrn Miniſter ge⸗ rieſenen Toleranz oder gar Auswirkungen für den Deut⸗ chen angeblich zuſtehender Privilegien gegenüber Deutſch⸗ land, wo man auf dem Gebiete der Schule fremden Volks⸗ tum die freie Entwicklung ſicherſtelle, bemerke man in Po⸗ len den klar ausgeprägten und immer ſtärker in die Praxis umgeſetzten Willen, die Freiheit der völkiſchen Entwick⸗ lung nicht nur einzuengen, ſondern ſogar ganz auf⸗ zuheben.“ Verdaͤchtigungen Deutiſchlands. Phantaſien einer polniſchen Zeitung. 18) Warſchau, 22. Januar. In einem mit„reviſioniſtiſche Illuſionen Deutſch⸗ lands“ überſchriebenen Leitartikel führt die halbamtliche Epoca u. a. aus, aß Deutſchland weder rechtlich hi⸗ toriſche noch ethnografiſche Gründe für eine Aenderung es Frieden« rtrages von Verſailles vorbringen könne. Es werde de niemals mit einer derartigen Forderung an den Völl und herantreten können. Ebenſo unſinnig und unwirklich ſei die Behauptung von der friedlichen Aenderung der Grenzen. Andererſeits ſei die Vorbereitung einer bewaffneten Grenzänderung leider nicht von der Hand zu weiſen. Die deutſche Werbung für eine Aenb: ung ber deutſch⸗polni⸗ ſchen Grenze ſei daher eine bewußte oder unbewußte Vor⸗ bereitung des Krieges. Weder das onkniſche Volk, noch die polniſche Negierung tönnten eine derartige Werbung dulden, eee, eee eee —ꝓ— Aman Allahs Stern im Steigen. Inayat Allah unterſtellt ſich ſeinem Bruder. Nai* Kairo, 22. Januar. achrichten aus Afghaniſtan beſagen, daß König Inayat Allah zugunſten ſeines Bruders Aman Allah auf den Thron verzichtet und ſich in ſeinen Dienſt ge⸗ ſtellt habe, um den Kampf gegen die Aufſtändiſchen fort⸗ zuſetzen. Er erklärt, daß er ſeine Offiziere von dem ihm geleiſteten Eid entbunden und verpflichtet habe, ſich ſofort König Aman Allah zu unterſtellen. Moskauer Meldungen über die Lage. Die politiſche Lage in Kabul hat ſich ſehr verſchlech— tert. Es mache ſich ein Mangel an Lebensmitteln be⸗ merkbar. Die Bauern hätten die Zufuhr von Lebens⸗ mitteln völlig eingeſtellt. Die Lebensmittelpreiſe hätten ſich in den letzten vier Tagen verdoppelt. „Die Lage der ausländiſchen Geſandtſchaften ſei un⸗ gellärt. Das afghaniſche Außenminiſterium, das unter König Aman Allah gegründet worden ſei, habe die Be⸗ ziehungen zu den ausländiſchen Geſandtſchaften abge⸗ brochen und es abgelehnt, mit ihnen zu verhandeln. Ob die ausländiſchen Diplomaten unter dieſen Umſtänden in Kabul bleiben, ſteht noch nicht feſt. Beſonders iſt man in Moskau beunruhigt über die politiſchen Beziehungen Afghaniſtans zu England. die unter Habibullah eine Ver⸗ beſſerung erfahren hätten. Habibullah habe den engliſchen Geſandten empfangen und mit ihm eine längere Un⸗ terredung über die Zukunftspläne der afahaniſchen Ne⸗ gierung gehabt. Die Kaufmannſchaft und die Geiſtlichkeit in Kabul habe ſich gegen Habibullah ausgeſprochen und fordere die Wiederkehr Aman Allahs. Auch in Indien fanden über⸗ all Rieſendemonſtrationen ſtatt, in denen für Aman Allah Stellung genommen wurde. Man will durch Geld⸗ ſammlungen und Lebensmittelſpenden den verdrängten unteren Kampfe gegen den Uſurpator Habibullah erſtützen. ——— „Föderalismus in Oeſterreich.“ Eine Rede Dr. Seipels in München. München, 22. Januar. Bundeskanzler Dr. Seipel ſprach hier über dieſes Thema. Den Oeſterreichern erſcheine in der Verfaſſung nichts anderes ſich wichtig als die bundesſtaatliche Ein⸗ richtung. Die Politik erſchwere ſie allerdings, macht ſie aber nicht unmöglich. Der Föderalismus iſt ein Weg der wirklichen Selbſtverwaltung des Volkes, der dnſequent begangen, ſicher zum Ziele führt, wahre Selbstverwaltung, oder doch das beharrliche Streben nach ihr führt zu wahrer Demokratie und dem Ideal des Regierens mit dem Volke. Der Bundeskanzler be⸗ ſchäftigte ſich dann mit dem Urſprung des öſterreichiſchen Föderalismus. Bayern ſei, mit öſterreichiſchen Augen ge⸗ ſehen, das Muſterland des Zentralismus und Unitaris⸗ mus. In Oeſterreich hingegen blieben alle einzelnen Ge⸗ biete Länder, ſie würden niemals Provinzen oder Ver⸗ waltungsbezirke werden. Wie ſtark den Oeſterreichern von damals, obwohl ſie gewohnt geweſen ſeien, großdeutſch oder großöſterreichiſch oder beides zugleich zu denken, die une hütterliche Vorſtellung gelebt habe, daß irgend ein Gebiet nur als ſelbſtändi⸗ fach Land zu Oeſterreich gehören könne, beweiſe die Tat⸗ ache, daß die Teile des geſchloſſenen deutſchen Siedlungs⸗ gebietes, die zu den gemiſcht⸗ſprachigen Kronländern ge⸗ ört hatten und daher keine Landtage hatten, ſofort als nder konstituiert worden ſeien. Der Vertrag von St. Germain habe alle dem ein Ende gemacht. Die alte Autonomie der Länder hätte auf dem Boden Oeſterreichs fortgelebt. Sollte aber Oeſterreich nur durch das ei ne Band der ihm von den Siegern geſetzten Grenzen zu⸗ ſammengehalten werden? Das Reich ſei Oeſterreich ge⸗ nommen, jenes Reich, in dem es bis 1806 gelebt hade. Um die Heimat zu erhalten, hätten der Steirer, der Tiroler, der Kärntener uſw. mit den Brüdern aus den anderen öſterreichiſchen Ländern einen freien Bund eſchloſſen. Daß der Föderalismus in den Aare er andern ſo tiefe Wurzeln geſchlagen 1715 komme aller⸗ dings von einer wenig ſchöneren Erſcheinung 85 näm⸗ 15 von der Schärfe der Parteigegenſätze in Oeſterreich. Die Länder hätten gern zum Föderalismus als einem Abwehrmittel gegen das„rote Wien“ gegriffen. Den Oeſterreichern von heute ſei der öſterreichiſche Föderalis⸗ 1 Aufgabe, an der ſie noch lange zu arbeiten Annen. n * n Neues in Kürze. 5: Der Sejmabgeordnete der deutſchen Fraktion Nau⸗ mann hielt im Seimausſchuß für auswärtige Angelegen⸗ heiten eine Rede, die als treffliches Kommentar zu Stre⸗ ſemanns Rede in Lugano gelten darf. f 26: Bundeskanzler Dr. Seipel hielt in München einen Vortrag über den öſterreſchiſchen Föderalismus, der die Geſamtpolitik belaſte und erſchwere. 28: Die faſchiſtiſchen Behörden haben in Südtirol den Religionsunterricht in deutſcher Sprache als Privatunter⸗ richt erklärt und verboten. 24: Die Ausſichten für Aman Allah von Afghaniſtan haben ſich nach den letzten Meldungen erheblich ge⸗ beſſert. Die Verwelſchung Güdkirols. Der deutſche Religions unterricht verboten. * Bozen, 22. Januar. Bekanntlich iſt ſeit einigen Monaten der Religions⸗ Uliterricht in der deutſchen Mutterſprache in Kirchen und Pfarrhänſern auf Veranlaſſung der kirchlichen Behörde in Südtirol erteilt worden. Nun haben die faſchiſtiſchen Behörden in mehreren Gemeinden des Puſter⸗Tales die⸗ ſen Pfarrunterricht, der mangels geeigneter Räumlich⸗ keiten in Pfarrhäuſern und Privathäuſern erteilt werden mußte, als Privatunterricht erklärt und verboten. Solche Verbote ſind unter anderem in Toblach und in Niederdorf erlaſſen worden. Beſonders auffällig ging die Behörde in der kleinen Ortſchaft Kupelwies im Ulten⸗ tal, ſüdweſtlich Merans, vor. Da dort keine Kirche be⸗ ſteht, ſtellte der Wirt ein Zimmer als Unterrichtsraum für den Religionsunterricht zur Verfügung. Karabinieri drangen in das Zimmer ein, räumten die Schule aus und erklärten dem Gaſtwirt, daß ihm ſofort die Kon zeſſion entzogen würde, falls er weiter den Pfarrunter⸗ richt in ſeinem Hauſe geſtatten würde. Deutſchlands Dichlerehrung. Die Leſſing⸗Feier in Berlin. b Berlin, 22. Januar. Schönſtes ſonniges Wetter begünſtigte die ſtimmungs⸗ volle Feier, zu der ſich der Berliner Oberbürgermeiſter Böß und zahlreiche führende Perſönlichkeiten aus künſt⸗ leriſchen und wiſſenſchaftlichen Kreiſen um 10 Uhr vor⸗ mittags im Tiergarten beim Leſſing-Denkmal eingeſun⸗ den hatten. Die lebendige Natur verlieh der ſchlichten Gedenk⸗ feier eine ſchönere Folio als es künſtlicher Schmuck ver⸗ mocht hätte. Die Leitung der hauptſtädtiſchen Leſſing⸗ feiern lig in der Hand eines zu dieſem Zweck gegründeten Ausſchuſſes. In ſeinem Auftrag hielt der Dichter Ludwig Fulda am Denkmal die Feſtrede, in welcher in über⸗ zeugender Weiſe zum Ausdruck kam, wie ſehr Leſſings Perſönlichkeit und ſein Lebenswerk ihren Wert auch für unſere heutige Zeit unvergänglich erhalten hätten. ö Viele Kränze wurden am Denkmal niedergelegt als Zeichen der dankbaren Erinnerung unſerer Generation für den verdienſtvollen Dichterphiloſoph.— Von Chor⸗ geſang umrahmt wurde danach im Leſſingmuſeum in der Brüderſtraße ein beſonderer Feſtakt abgehalten, bei dem Dr. Henning die Feſtrede hielt und über Leſſings Beziehungen zu Berlin ſprach. Vier bronzene Gedenk⸗ tafeln werden künftighin an dem hiſtoriſchen Leſſing⸗ hauſe die Vorübergehenden an Leſſing und ſeinen Freun⸗ deskreis erinnern. Aus dem In, und Auslande. Zuſammentritt des preußiſchen Landtages. Berlin, 22. Jan. Der preußiſche Landtag nahm ſeine Verhandlungen wieder auf. Nach den Vorſchlägen des Aelteſtenrates ſollen bis einſchließlich Samstag und wei— ter von Mittwoch nächſter Woche ab. Vollverhandlungen Stürme des Herzens. Roman von Hans v. Hekethauſen. Copyright by Greiner& Comp., Berlin NWö6. Machdruck verboten.) 9. Fortſetzung. Stimmen von Menſchen brachten ihn erſt in die Wirk⸗ lichkeit zurück. Die Reſtauration auf der Höhe des Berges iſt ſchlecht, dennoch lockte die herrliche Ausſicht auf Berchtesgaden viele Menſchen hierher. Selbſt Kranke können dieſen bequemen Spaziergang ganz gut machen. Unter einer Schar von Fremden ſah er die Amts⸗ gerichtsrätin neben Jolanthe ſitzen“ Sie hatten ſich auf der erſten Bank am Felſenabhange niedergelaſſen, ihre Hände vuhten ſtill ineinander, augenſcheinlich mußten ſie ernſthaft geredet haben, denn auf ihren Geſichtern lag ein ſtiller Ausdruck. Ev blieb in einiger Entfernung ſtehen und überlegte, daß er ſich zurückziehen wollte, er ſuchte keine Menſchen, — die herrliche Natur genoß er lieber allein. Aber nun wandte Jolanthe den Kopf und ſah im gerade ins Geſicht. der Ausdruck ihrer Züge, und eine Sofort veränderte ſich der feine Röte zog darüber hin. Die Rätin nickte ihm unbefangen zu— nun trat er heran und grüßte beide. Dieſe liebe Frau hat mir ſoeben erzählt, daß ſie ſich dereinſt bier oben verlobt habe“, meinte die Rätin halb „Ich meine immer, ſolche Erinnerungen an lebendige Stunden in unſerem Leben müßten ihren weihe⸗ ſcherzend. vollen Zauber behalten!“ Jolanthe berührte haſtig ihren Arm, und die Rätin ſchwieg. meinte er und ſetzte ſich zu ihnen. Die Rätin ſah ihn aufmerkſam an. Eine Weile blieb es ſtumm bee 935 Ihre Augen gingen über das r die 950 Tal, abe Gedanken waren nicht dabei. 7. werben ſie ein Feind der Ehe“. „Ich bin froh, daß ich von alledem nichts weiß“, Haltinnen. anf der Augesbronung ſtanven neven klei⸗ neren Vorlagen Anfragen über die letzte Brandkataſtrophe im Süden Berlins und die Frage der Aufhebung der Immunität bei den Abgeordneten, die ihre Hei bräuchlich als verantwortliche Schriftleiter periodiſcher Druckſchriſten benutzen. i ö Das deutſch⸗chineſiſche Handelsabkommen in Kraft. Berlin, 22. Jan. Die deutſche und die chineſiſche Re⸗ gierung hahen einander mitgeteilt, daß die Ratifikationen des Handelsabkommens vom 17. August 1928 zwiſchen dem deutſchen Reiche und der Republik China vollzogen worden ſind. Damit iſt das genannte Handelsablom⸗ men gemäß Artikel 4 des Abkommens in Kraft getreten. Kleine politiſche Meldungen Berlin. Amtlich wird beſtätigt, daß die polniſchen Gegenvorſchläge für den Abſchluß eines Handelsvertra⸗ ges mit Deutſchland in Berlin eingetroffen und den Sach⸗ verſtändigen zugeleitet worden ſeien. f Berlin. Bei weiter anhaltender Nachfrage wurde in Berlin der Privatdiskont für beide Sichten um ein Achtel Prozent auf 5,625 v. H. ermäßigt. Leipzig. Vor dem Reichsarbeitsgericht wird das Reviſionsverfahren der Gruppe Nordweſt verhandelt. Warſchau. Ein außerordentlicher Miniſterrat, dem große Bedeutung beigemeſſen wird, hat unter Beteiligung des Marſchalls Pilſudſki ſtattgefunden. f Beratung des nagecagsbauspales 1028 Die Tätigkeit des Sparkommifſars. Berlin, 22. Januar. Der Haushaltsausſchuß des Reichstages ſetzte die Beratung des Nachtragshaushaltes 1928 mit der erſten Leſung des Haushaltes des Rechnungshofes des Deutſchen Reiches und des Reichsſparkommiſſars fort. Die Poſten des Haushaltes wurden mit den üblichen Maßnahmen neuer Mehrforderungen, die dem Unterausſchuß überwie⸗ ſen waren, ſofort genehmigt. Beim Kapitel Reichsſpar⸗ kommiſſar teilte der Reichsſparkommiſſar Dr. Sämiſch mit, daß ihm die Reichsregierung in den Richtlinien von 1927 allgemein die Ermächtigung gegeben habe, auf Anfor— derung der Länder Prüfungen vorzunehmen. Gegenwärtig ſeien ſolche Prüfungen in Eſſen, Mecklenburg-Schwerin, Thüringen und Württemberg im Gange; für Einheit⸗ lichkeit ſei geſorgt. Die Koſten der Länderprüfungen trage mit Zuſtimmung des Finanzminiſters das Reich. Ihre Zahlung beſtehe aus dem Haushalt des Reichsſparkom— miſſars. Maßgebend für dieſe Regelung ſei geweſen, daß das Reich zur Vorbereitung der Reichsreform an den Prü⸗ fungen ſtark intereſſtert ſei. Die Ausgabe für die Län⸗ derprüfungen hätte ſich ſeit Anſang April vorigen Jahres bis Januar 1929 auf etwa 220 000 Marl belaufen. Was ſich bei den Länderprüfungen an Anterlagen der mate⸗ riellen Verhältniſſe ergebe, ſei von größter Bedeutung. Es handele ſich vielfach um vollſtändiges Neuland, d ganz neue Anterlagen für die Reichsreform erbringe. Daß die Tätigkeit des Reichsſparkommiſſars keine zweck⸗ loſe Arbeit bedeute, erhelle ſchon daraus, daß der Reichs⸗ ſparkommiſſar von der Reichsregierung zum Genetalſach⸗ verſtändigen der Länderkonferenz und ihrer Ausſchüſſe beſtellt worden ſei. Der Prozeß in der Strafanſtalt Sonnenburg. Angebliche Schiebungen. Sonn uburg, 22. Januar. Zur Zeit finden in der Kirche der Strafanſtalt Son⸗ nenburg die Verhandlungen des Brandenburger Schöf⸗ fengerichtes gegen eine größere Anzahl von Beamten der Schutzpolizei und der Juſtizverwaltung ſtatt, diie von Ge⸗ fangenen der Anſtalt zum Teil in ſehr ſchwerer Weiſe be⸗ laſtet werden. Die Beweisaufnahme, bei der die als Zeugen zu vernehmenden Schwerverbrecher aus faſt allen Strafanſtalten der Provinz Brandenburg zuſammengeholt werden munten. ergab für die Verfehlungen der Beamten. „Deis bin ich“, ſagte Henning Bendemann beſtimmt. „Das habe ich gefürchtet.“ Nun lächelte er. „Ja“, begann ſie, lebhaft werdend.„Sie ſind ſo ganz der Typus jener klugen, nachdenklichen Leute, die viel ge⸗ leſen und gedacht haben. Das Leben hat Sie verwöhnt, und nun enthalten Sie der Menſchheit Ihre Kräfte vor. Ein Mann wie Sie ſollte eine Familie gründen, gute Menſchen ſchaffen und echte Chriſten erziehen. Gibt es eine ſchönere Aufgabe?“ Er antwortete nicht und ſah ſinnend zu den Zacken der Berge empor. „Warum ſchweigen Sie?“ fragte ſie. „Meine Auſſchten würden Ihnen nicht gefallen.“ „Sie laſſen ſich vielleicht beſſern!“ Ein klarer Blick traf ſie aus ſeinen blauen Augen, es lag deutlich eine Ablehnung darin, und doch redeten ſie eine gütige, feſte Sprache. Nun ſagte Henning: N „Eine Ehe iſt leicht gegründet. Aber wenn die beiden Ehegatten dann ganz und gar nicht zuſammenpaſſen? Es iſt ein menſchenunwürdiger Zuſtand, mit einem Ehe⸗ innerlich zu ſagen hat, dieſelbe Luft mit ihm zu atmen, Mittel greifen, nur um ſich zu befreien. gehen würde.“ f ſie hoch auf und ſchloß für Sekunden die Augen. gatten in einem Hauſe zu wohnen, dem man nichts mehr die Füße unter ein und denſelben Tiſch ſtecken zu müſſen, an dem einem jegliche Speiſe bitter ſchmecken muß. Es iſt viel unmoraliſcher, einen ſolchen Druck auf eine Men⸗ ſchenſeele auszuüben, als, was man häufig unmoraliſch nennt. Ich kann mir denken, daß Verzweifelte zu jedem „ und ich freue mich über jeden, der den Mut hat, dieſe Freiheit zu er⸗ ringen, wenn er fühlt, daß ſein beſſeres Ich an einer unwür⸗ digen ſeeliſchen und leiblichen Gebundenheit ſonſt zugrunde Jolanthe hatte zuerſt wie peinlich aufgehorcht— nun hingen ihre Blicke an ihm, immer heißer und brennender wurden ſie, und ſie lauſchte ſeinen Worten, als gäbe er ihrer dürſtenden Seele zu trinken. Als er ſchwieg, atmete denen die Anklage Veruntreuung und Unterſchlagung von Hkeresgut vorwirft, das in der Strafanftalt um arbeitet worden war, kein nares Bild, da über den Wert der Ausſagen von Schwerverbrechern erhebliche Zweifel be⸗ ſtehen. 15 f Es hat ſich allerdings in den erſten Tagen der Ver⸗ Aan 60 en, daß einige der Angeklagten kleinere oſten von Bekleidungsſtücken gegen ſehr geringe Bezah⸗ lung von den die Verarbeitung ülerwachenden Werk⸗ 0 übernommen haben, daß aber die Gefangenen ſelbſt an die ee Gegenſtände gegen Rauchwaren verſchenkt haben, konnte durch die Beweisaufnahme nicht erhärtet werden. Es wird gegen 19 Aufſichtsbeamte der Strafanſtalt Sonnenburg verhandelt. Am Donnerstag ſoll das Urteil gegen die erſten fünf Angeklagten verkün⸗ det werden. In welcher Zeil das zweite Verfahren noch nicht überſehenn. 5 5 Aus Heſſen. Darmſtadt.(Verurteilte Betrüger.) Wegen lungen auf fingierte Namen geſchehen und dementſpre⸗ nate und 2 Wochen Gefängnis. Dieburg. längerer Zeit durch anonyme Poſtkarten uſw. in ſchwer⸗ Mark ausgeſetzt hat. wurde Kreispfandmeiſter Krebs. 3 Staatliche Baudarlehen in Heſſen. Baujahr 1929 zu leiſtenden ſtaatlichen Bauzuſchüſſe her⸗ zu niedrigem Zinsfuß in erſter Linie zur Förderung von willigt werden. 1 Die Oberheſſiſchen Obſtwerke in Büdingen. Büdingen, 22. Jan. Die Oberheſſiſchen Obſtwerke in Büdingen haben in der kurzen Zeit ihres Beſtehens den Beweis für ihre Rentabilität und Exiſtenznotwendigkeit erbracht. Nach der Ueberwindung der Aufbauſchwierigkei⸗ ten wurden in Abſatz und Produktion weitere Erfolge gezeitigt. Dadurch iſt eine beſſere Verwertung der Tafel ⸗ und Wirtſchaftsfrüchte, wie auch des minderwertigen Ob⸗ ſtes eingetreten. Die Haupterzeugniſſe, wie Apfelmark, Mus, Gellees und Fruchtſäfte haben überall großen An⸗ u hoffen iſt, daß auch das neueſte Erzeugnis, der Süß⸗ 11159 ein flüſſiges Obſt, ſich gut einführen wird. Durch die Erfolge der Obſtverwertung ſind die Obſtwerke zu einem nicht zu unterſchätzenden Helfer der obſthautreiben⸗ den Bevölkerung der Wetterau geworden. Doch wird ſich durch geſteigerte Produktion der Bereich über die ganze Provinz Oberheſſen ausdehnen laſſen und man hofft, auch das Obſt der anderen heſſiſchen Provinzen noch mitverwerten zu können. Die zu erhoffende Leiſtungs⸗ fähigkeit, der Großumſatz und die Verwertung des min ⸗ derwertigen Obſtes ſind eine vorzügliche Gelegenheit zur für die ernſtlich darniederliegende Wirtſchaft. glücklich bin und all dieſe ſchrecklichen Gedanken nicht zu denken brauche“, worauf Henning erwiderte: „Sie ſehen aber die Welt mit offenen Augen!“ „Ja, aber mit Augen, die an Licht und an Sonne gewöhnt ſind, die einen reinen Glanz über die Dinge breitet— und ſie nur immer wieder zum Lichte führt.“ „Haben Sie denn noch nie einen Menſchen gefunden, auf den meine Anſichten paſſen, dem das Geſchick es ver⸗ ſagte, im Lichte— das Sie ihr hohes Eigentum nennen — zu ſtehen?“ fragte er leiſe. Die lebendigen Augen der Amtsgerichtsrätin blitzten dir doch den Mund ſchließen, ſiehſt du denn nicht, wie deine Worte das junge Weib hier neben mir erregen?“ — Laut aber ſagte ſie: „Faſt möchte ich es ein Verhängnis nennen, daß Sie ſich heute zu uns geſellten. Ehe ſie kamen, hatte ich ge⸗ rade vom Frieden geredet, von der Selbſtüberwindung und der Selbſterziehung. Nun reißen Sie mir mit Ihren harten klaren Worten mein ganzes hoffnungsvolles Ge⸗ bäude wieder ein, und man muß ſtill werden— man muß.“ „Man hat aber als junger Menſch Rechte an das Leben, vor allem auch bas Recht, glücklich zu ſein und glücklich zu machen, Frau Rat.“ 115 „Und was kann man tun, um frei zu werden, wenn man noch Selbſtachtung beſitzt und nicht zur Schlechtig⸗ keit greifen mag— um dieſe Freiheit zu erlangen?“ fragte Jolanthe plötzlich. Sie hatte die Bank verlaſſen und ſtand hochaufgerichtet vor Henning Bendemann. „Den Willen muß man haben— dann ergibt ſich die Tat von ſelbſt“, antwortete er und ſtand gleichfalls auf. „Und Sie meinen, daß allein dieſer Wille, ich meine ein großer heiliger Ernſt— einem einen klaren Weg zeigen kann, zeigen muß?“ „Ja, das meine ich!“ i f Faſſungslos ſah die Amtsgerichtsratin von einem zun andern. Für beide Menſchen fühlte ſie eine ungewöhnliche Sympathie— und doch ſchienen beide Naturen imſtande ie ſollten heiraten“, ſagte die Rätin jetzt,„ſonſt Die Amtsgerichtsrätin verſuchte zu ſcherzen: „Mein Gott, was habe ich es doch ſo gut, daß ich zu ſein, etwas 1 ſte Unfaßbares zu tun, etwas, das alle ihre altererbten guten Abſichten von Recht und Un⸗ recht über den Hauſen warf. Fortſetzung folgt.) zu Ende geführt werden kang, läßt ſich im Augenblick 1 Arkundenfälſchung in Tateinheit mit Betrug in verſchie⸗ denen Fällen waren ein hieſiger Kaufmann und ein hie⸗ ſiger Arbeiter angeklagt. Es ſollen telephoniſche Beſtel⸗“ chend auch die beim Abholen der Waren unterſchriebenen Lieferſcheine gefälſcht worden ſein. Es handelte ſich um Lieferung von Autodecken und Autoreifen. Der Staats⸗ anwalt beantragte Gefängnisſtrafen von 9 Monaten und 6 Wochen Gefängnis. Das Urteil erkannte auf 5 Ma⸗ (Veläſtigungen durch anonyme 0 Briefe.) Das Kreisamt Dieburg und mehrere an dem Kreisamt beſchäftigte Beamte und Angeſtellte werden ſeit“ wiegender Weiſe beleidigt und verdächtigt. Die anonymen Zuſchriften haben einen derartigen Amfang angenommen, daß ſich die heſſiſche Staatsanwaltſchaft mit der Angele⸗ genheit beſchäftigt hat und zur gerichtlichen Belangung des Täters bezw. der Täter eine Belohnung von 100 ten. Um die Oppenheim.(Ungetreuer Beamter.) Entlaſſen aus ſeinem Dienſte wegen grober Unregelmäßigkeiten die goldberandete Brille, die der Naſenſpitze balanzierte. Großmutter erzählte wunder⸗ Darmſtadt, 22. Jan. Nach den vom heſſiſchen Mini ſterium f Arbeit und Wirtſchaft bezüglich der für das ausgegebenen Richtlinien ſollen ſtaatliche Baudarlehen liche Geſelligkeit unserer Tage Großbauten(Reihenhäuſern und Doppelwohnhäuſern) be⸗ 1 auf Einſtellung: ahnaſſiſtenſer, klang und bereitwillige Abnehmerkreiſe gefunden, ſo daß i Begegnung der ausländiſchen Konkurrenz und ein Weg zu leicht die F 75 ſo gut ihn an:„Du Tor,“ ſchienen ſie zu ſagen,„könnte ich Anfeſtion, Desinfektion, andere ſind erſt kofales und Allgemeines. Wetterbericht vom 23. Januar. 5 Das Hochdruckgehiet, unter deſſen Einfluß in den letzten beiden Tagen bei uns heiteres Wetter mit Ver⸗ ſchärfung des Froſtes par te, iſt jetzt ſo weit nach Oſten gewichen, daß in der Höhe die mildere ozeaniſche OLuft auf unſer Gebiet übergegriffen hat; infolgede ſen herrſcht im ganzen Lande mit wenigen Ausnahmen Tau⸗ wetter mit Glatteis. Auch in mittleren Gebirgslagen kegnet es ſtellenweiſe bei meiſt 1 bis 2 Grad über Null. Da die ozeaniſchen Strömungen vorausſichtlich nicht wei⸗ ter auf das Feſtland übergreifen werden, rechnen wir mit Wiederherſtellung des Froſtwetters. Vorausſichtliche Witterung bis Don⸗ nerstag: Kälter, wechſelnd wolkig und zeitweiſe noch leichte Niederſchläge. Geweſene Winterfreude „Am ſtillen Herd zur Winterzeit“ war— es iſt noch keine Ewigkeit her— an den langen Abenden der Mittelpunkt der Familie. Es war eine Art Glück im Winkel, das die manchmal recht achtungsgebietende Ge⸗ ſtalt eines Kachelofens hatte. And davor war die Ofen⸗ bank, eine heißumſtrittene Daheimsbequemlichkeit. Das Gefühl der Zuſammengehörigkeit, der Bluts⸗ und Art⸗ verwandtſchaft, das heute durch die Sucht nach Ver⸗ gnügungen faſt erſtickt iſt, ſpann ſeine unſichtbaren Fä⸗ den um die Ofennähe. Der Ofen war der Winterkönig des Hauſes. Frauen handarbeiteten, oder ſtopften und nähten. Sie beſſerten Schäden älterer Beſtände aus. Oder man tauſchte Neuigkeiten gegen die gleiche Münze ein. Oder man las aus einem Buch vor, an das ſich mancher heute noch gerne erinnert. Die Männer drehten am Rad der Zeit herum. Jeder glaubte, das beſte Steuermaßexamen gemacht zu haben, wenn es darauf angekommen wäre, denn in der Politik hat jeder ſein eigenes Patent. Dar⸗ über geht nichts. Auch die Einigkeit nicht. Jeder ſein eige⸗ ner Bismarck in der Weſtentaſche. Oder man ſpielte Kar⸗ i Zehntel. Wegen des guten Eindrucks auf die guten Hausgeiſter in der Nähe. Die Jungen baſtel⸗ ten, wie manchmal auch noch heute. „Dann war da ein Stuhl mit hohem Polſterrücken. Mit breiten, weichen Armlehnen, auf denen bleiche 0 Hände lagen. Ein paar naſeweiſe Silberfäden hatten ſich unter der ſchwarzen Haube hervorgeſtohlen. Faſt bis auf wie ein kecker Schelm auf ſame Märchen... Die Zentralheizung, die künſtliche Sonne und der Gasofen, haben dem Glück im Winkel den Reſt der wohligen Wärme genommen, denn die mangelnde häus⸗ noch übrig gelaſſen haben mochte. — Einſtellungsausſichten für Beamtenanwärter. Nach amtlichen Zuſammenſtellungen beſtehen für 1929 bei den einzelnen Verwaltungen für Beamtenanwärter Ausſichten Deutſche Reichsbahn⸗Geſellſchaft: etwa Verſorgungsanwärter für die Laufbahn der Reichs⸗ ten, etwa 500 Dienſtanfänger für den ge⸗ hohenen mittleren nichttechniſchen Dienſt(Oberſekretär⸗ laufbahn), teils Verſorgungsanwärter, teils Zivilanwär⸗ ter: 500 techniſche Praktikanten für die bau⸗ und ma⸗ ſchinentechniſche Fachrichtung der Laufbahn des gehobenen mittleren techniſchen Dienſtes ſtechniſche Oberſekretärlauf⸗ bahn). Bei der Deutſchen Reichspoſt iſt der Nachwuchs⸗ bedarf noch nicht zu überſehen. Etwaige Stellen werden vorausſichtlich den Verſorgungsanwärtern, die für den mittleren und unteren Dienſt vorgemerkt ſind, ſowie Hel⸗ fern und Helferinnen mit langjähriger Poſtdienſtzeit vor⸗ behalten. Zur Aufnahme anderer Perſonen in den mitt⸗ leren und unteren Beamtendienſt beſteht kein Bedürfnis, Jen im höheren gehobenen mittleren und techniſchen nſt. Bleibende Werte. Wenn eine Propaganda⸗Wo e, wie die Reichs⸗Un⸗ fallverhütungs⸗Woche in Szene geſetzt wird, entſteht gar rage: Was hat eine ſo ſchnell vorüber⸗ . 0 Hep 55 10 0 er wiſſen, daß die Reichs⸗Un⸗ fallverhutungs⸗Woche(Ru Wo.) nur als der erſte Be⸗ aum zee ſaſtematiſchen 10 gedacht iſt, die allmählich das ganze Volt durchdringen und durchfetzen muß. Man ſei ſich klar darüber, daß wir auch auf dem der Geſundheitspflege, der Hygiene und der Boll heitevorbeugung das meiſte durch eine planvolle olksaufklärung erreicht haben. Denn was nützen noch ſchrift gemeinte Geſetze, Verordnungen und Polizeivor⸗ 1 riften, wenn ihr Sinn nicht verſtanden und freiwillig Ben ganzen Volk übernommen und durchgeführt wird. Begriffe wie ee eden e 965 Bakterien, onderung un olierung von In ektionskranfen, aſeptiſche Wundbehandlung, und viele teſt d erſt in jahrelanger Belehrungsarbeit den wei⸗ ſte en, Laienkreiſen derartig eingehämmert worden, daß ili 5 als eloltverſtändliches Wiſſen, als Allgemein⸗ but 0 fr Voltsgenoſſen aufgefaßt werden können. Da⸗ 10 895 s möglich geweſen, die Schrecken der Voltsſeu⸗ die in früheren Jahrhunderten ganze Landſtriche ver⸗ die noch vor Jahrzehnten ganze Städte mit terben bedrohten, unſchädlich zu machen. Wer ch, daß in den ahren 1870/74 in Preußen allein erſonen der Zivilbevölkerung an den Pocken eute gibt es kaum einen Arzt, der dieſe Krank⸗ oll ſehen bekommt. Wer erinnert ſich noch, daß die 17 0 in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts fi elend in ee e 00 90 ihr zum 11155 17 herrſcht große Aufregung, wenn hier und da einmal ein paar Cholerafälle auftreten.— So wie es alſo möglich iſt, bedrohliche Infektions⸗ diantheſten auszurotten, ſo muß es 40% deli 1 4 oer all efahren zu bannen oder wenigſtens auf das 115 10 dliche Mindeſtmaß herabzudrücken. Dazu gehört alpen enſo wie in der Hygiene, die Mitarbeit jedes Ein⸗ wichtig e. Schule wird auf dieſem Gebiet viel und Ein 7 Mitarbeft zu leiſten haben. 8 11175 kann auf dieſem Gebiet für ſich 2 g e und für ſeine Umgebung Nußzbringendes leiſten, 90 991 25, wenigſtens der Mühe werk erachtet, ſich ein⸗ a 1 0 e in zu ſetzen, 10 a 7170 0 ö 0 m en Leben drohen. Au leſem Grunde leat die Leitung der Reichs⸗ nfauver⸗ ütungs⸗Woche den größten Wert darauf, daß die ſchmur⸗ en kleinen Broschüren, die ſie zur RU Wo. heraus l racht 11 in Millionen Eremplaren im ganzen Volle ver⸗ teilt werden. Hier iſt eine Menge Material der Volks⸗ aufklärung zuſammengetragen. Es find keine Merkblät⸗ ter, die, kaum geleſen, fortgeworfen werden, ſondern ſtark illultrierte, 64 Seiten ſtarke, mit hübſchem, buntem Dek⸗ kelbild verſehene Broſchüren. Die Berufsgenoſſenſchaften verteilen größtenteils durch ihre Betriebe Hunderttau⸗ ſende und Millionen von dem gewerblichen Unfallver⸗ hütungskalender an die Arbeitnehmer. Der landwirtſchaft⸗ liche Anfalloerhütungskalender wird vorausſichtlich über⸗ wiegend auf dem Wege über die Schule in die ländlichen Familien gebracht werden. Die nicht ſpezialiſierte dritte Broschüre„Augen auf!“ eignet ſich vortrefflich vor allem für die Aufklärung im Haushalt und für Kinder.— Nicht nur die Berufsgenoſſenſchaften, ſondern auch alle an der RUuWo. mitarbeitenden Verbände, Organi⸗ ſationen und vor allem die Behörden haben in Wür⸗ digung der Notwendigkeit der Verbreitung ſolchen Lehr⸗ materials alle ihnen angeſchloſſenen Stellen empfehlend auf dieſe Aufklärungsſchriften hingewieſen und ſich ſehr für recht ſtarke Verteilung der Broſchüren eingeſetzt. Es wäre erfreulich, wenn in recht großer Zahl bei den Kran⸗ kenkaſſen, bei den Betrieben und Arbeitgebern, evtl. auch bei den Ortsausſchüſſen zur Durchführung der RUWo. dieſe Broſchüren, insbeſondere das Büchlein„Augen auf!“ das die Verkehrsfragen genau behandelt, angefordert wür⸗ den. Denn nur wenn Aufklärungsmaterial von bleiben⸗ dem Wert in großen Mengen ins Volk dringt, nur dann wird die Ru Wo. eine Nachwirkung er, ielen, nur dann können praltiſche Erfolge gebucht werden, indem jeder Einzelne an der Abſtellung der Unfallgefahren in ſeinem Betriebe, in ſeinem Haushalt, in ſeiner Stadt und in ſei⸗ nem Dorf, in ſeiner nächſten umgebung mitarbeitet und mitwirkt. Wenn auf dieſe Weiſe auch nur eine geringe Senkung der jetzt geltenden Anfallziffern erreicht wird, ja ſelbſt, wenn wir bei der ſtändig ſteigenden Inten⸗ ſivierung des Wirtſchafts⸗ und Arbeitslebens, bei der unentwegt ſteigenden Kurve unſeres Ver'ehrslebens nur die gleichen Unfallziffern innehalten, ſo iſt damit ſchon viel erreicht. Aus dem badiſchen Lande. 1 Mannheim.(Das Opfer des Brandes in der Oelfabrik.) Auf der Brandſtelle an der Oel⸗ fabrik wurden jetzt erſt die Ueberreſte der Leiche des bei dem Brande der Oelfabrik am 15. November verunglück⸗ ten Feuerwehrmanns Schlecht gefunden. An dem Fuße der Treppe im Erdgeſchoß, die der Feuerwehrmann damals hinaufgeſtiegen war, fand man zunächſt das Beil, Teile der Gasmaske, den Karabinerhaken, Reſte von Strahl⸗ röhren und den Nothaken, ſowie kleine Teile vom Helm. Der Feuerwehrmann iſt wahrſcheinlich im 4. Stock ver⸗ brannt und die Leiche beim Umlegen der Mauer mit herabgeſtürzt. i Mannheim.(Wieder ein Kind verbrüht.) In der 0 in Feudenheim fiel das fünf Jahre alte Mädchen der Familie Fr. Link in die mit heißem 17 gefüllte Badewanne. Das Kind wurde am Rücken ſo ſchwer verbrannt, daß es im Allgemeinen Krankenhaus geſtorben iſt. der Familie. „ U Heidelberg.(Ein feiner Kavalier.) ſeit 1916 ſchon oft vorbeſtrafte arbeitsſcheue 25 jährige verheiratete Taglöhner Adam Schemenauer aus Heidel⸗ berg⸗Rohrbach wurde wegen Betrugs im Rückfall, Unter⸗ nage und Urkundenfälſchung zu neun Monaten Ge⸗ ängnis verurteilt. Er hatte u. a, einem jungen Mädchen nach einem Schäferſtündchen die Armbanduhr genommen, als Pfand für weiteres Entgegenkommen und die Uhr dann verſetzt. N 11 Schwetzingen.(Auf dem Bahnſteig be⸗ wußtlos aufgefunden.) Auf dem Bahnſteig des Schwetzinger Bahnhofes wurde ein junger Mann aus Mannheim bewußtlos aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht, wo er bis jetzt noch nicht zum Bewußtſein ge⸗ kommen war. Man vermutet, daß der junge Mann vom Trittbrett des abfahrenden Zuges geſtürzt iſt. Zeugen konnten bis jetzt noch nicht ermittelt werden. . Schriesheim a. d. B.(Autounfall an der Bergſtraße.) Auf der Landſtraße zwiſchen Schries⸗ heim und Leutershausen ſtießen zwei Perſonenautos zu⸗ ſammen. Beide Wagen wurden ſchwer beſchädigt und mußten abgeſchleppt werden. Während die Inſaſſen des einen Autos nur leicht durch Glasſplitter verletzt wur⸗ den, wurde der Führer des anderen Wagens durch den Tn r dente aus dem Wagen herausgeſchleudert und ſchwer verletzt. Die Schuldfrage iſt noch ungeklärt. Die Liebesabenteuer der Madame Delor. Der Todesſchuß auf den Liebhaber. Die Seineſtadt hat wieder einmal ihr großes „Crime paſſionelle“, den Fall Delory. Frau Delory hat nämlich ihren Geliebten, einen Artillerieoffizier, in deſſen Wohnung erſchoſſen, und nun ſtand ſie vor den Geſchwo⸗ renen unter Mordanklage. Allerdings weicht ihre Ge⸗ ſchichte von der Schablone etwas ab. In Tränen aufgelöſt, erzählte ſie vor dem Gerichtshof ihre Liebesgeſchichte: „Vor zwei Jahren nun trat ein Ereignis ein, das mein ganzes Leben verwandeln ſollte. Eines Nachmittags ſtand ich an meinem Fenſter und ſah auf die Straße; da⸗ bei bemerkte ich einen jungen Offizier, der mich anſah. Tabs de auf ſtand derſelbe Offizier unten und blickte zu meinem Fenſter herauf. Dies wiederholte ſich eine ganze Weile. Als ich einmal die Straße betrat, grüßte er höf⸗ lich, ſprach mich jedoch nicht an. Tags darauf empfin⸗ ich von ſeiner Hand einen Brief und erfuhr, daß er Andre Goſſet war, Leutnant der Artillerie. Ich beant⸗ wortete weder dieſen noch ſpätere Briefe. Bald darauf ſprach er ſich an und bat um ein Zuſammentreffen. Ich lehnte es ab. Mit Schrecken aber bemerkte ich bald, daß 10 ihn liebte und ſeinen ſtürmiſchen Bewerbungen keinen Widerſtand entgegenzuſetzen mehr in der Lage war. Ich vergaß meinen Mann und meine Kinder und traf mich mehrmals in der Woche heimlich mit Goſſet, Schließlich aber ſchöpſte mein Mann Verdacht, und ich beſchloß dem unerträglichen Verhältnis ein Ende zu machen. Noch ein einziges Mal wollte ich mit Goſſet zuſammentreffen und dann mich erſchießen. Ich ſagte ihm dies und zeigte ihm meinen Revolver. Da erwiderte Goſſet:„Du willſt dich erſchießen? Meinetwegen gern! Aber, bitte, bei dir zu Hauſe und nicht in meiner Wohnung!“ Dieſe grauſamen Worte brachten mich dermaßen außer Faſſung, daß ich die Waffe auf ihn richtete und losdrückte.“ — Entaegen den ſonſtigen Gepflogenheiten franzöſiſcher Es war das einzige Kind Der Weſchworener wurge Frau Delory nicht freigeſprochen, ſondern zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. ö Die Heiratsluſt iſt immer noch groß. Geringe Steigerung der Geburten⸗ und Sterbeziffern. . Die ſtarke Zunahme der Eheſchließungen, die man ſeit einigen Jahren feſtſtellen kann, zeigte ſich auch im drit⸗ ten Vierteljahr 1928. Von den 33 preußiſchen Großſtädten hatten bis auf drei ſämtliche eine Heiratsziffer, die die des gleichen Vierteljahres 1927— m Teil erheblich— überſtieg. Die höchſten Heiratsziffern hatten wieder einige Großſtädte der rheiniſch⸗weſtfäliſchen Induſtriebezirks: Duisburg, Hagen i. W., Hamborn. Die niedrigſten Zif⸗ fern finden ſich bei Münſter i. W. und Gleiwitz. . Die rückläufige Bewegung der Geburten, die ſeit langer Zeit zu beobachten iſt, ſcheint in dieſem Jahre zu einem gewiſſen Stillſtand gekommen zu ſein. Nachdem bereits im erſten Vierteljahr die Geburtenziffern eine— wenn auch geringe— Steigerung gegenüber dem gleichen Vierteljahr 1927 erfahren hatte und im zweiten Vier⸗ teljahr auf dem Stande des entſprechenden Zeitraumes des Vorjahres geblieben war, zeigte ſich im dritten Vier⸗ teljahr in der überwiegenden Mehrzahl der Großſtädte wieder eine Zunahme. Selbſt Berlin hat diesmal eine etwas höhere Geburtenziffer. Die höchſte Geburtenziffer hatte Hamborn, die niedrigſte Berlin. i Die mittlere Sterblichkeitsziffer des Berichtsviertel⸗ jahres war etwas höher als die des dritten Vierteljahres 1927. Trotzdem war ſie niedrig im Vergleich zu früheren Zeiträumen. Die Sterbeziffer der meiſten Großſtädte la⸗ gen im Berichtsvierteljahr zwiſchen 8 und 12 pro 1000. Auch die Säuglingsſterblichkeit war im Berichtsjahr gün⸗ ſtig. Auf 100 Lebensgeborene kamen im Durchſchnitt der Großſtädte 8,4 Sterbefälle von Kindern unter einem Jahr gegenüber 3,1 im dritten Vierteljahr 1927.— Der Geburtenüberſchuß des Berichtsvierteljahres hielt ſich im Mittel etwa auf der Höhe des gleichen Zeitraumes des Vorjahres. Vermiſchtes. . Deutſche Frauen in Südweſt. Im Intereſſe der Erhaltung deutſcher Art und Sprache iſt es zu begrüßen, daß die deutſchen Siedler in Südweſt nach wie vor deut⸗ ſche Frauen bevorzugen. Die»agliſche Beamtenſchaft ſcheint dieſe Heimattreue nicht gern zu ſehen, iſt aber gegen die Anhänglichkeit der anſäſſigen Deutſchen an die Mutter⸗ ſprache und die heimiſche Gedankenwelt machtlos. So bringt faſt jedes Schiff deutſche Frauen, die meiſtens ihre Verlobten nur brieflich kennen. Mit großer Strenge wird darauf geſehen, daß die Eheſchließung gleich nach der Landung erfolgt. Waun liegt öffentlicher Tanz vor? Intereſſante Mitteilungen für Inhaber öffentlicher Lokale. In einer Entſcheidung hat kürzlich das Kammergericht zu der Frage Stellung genommen, wann in einem Lokal von öf⸗ fentlichem Tanz die Rede ſein kann. In einer Konditorei, die mit einem Schankwirtſchaftsbetrieb verbunden war, wurde all- abendlich muſiziert, und benutzten nicht ſelten junge Leute dieſe Gelegenheit, um nach der Muſik in den Gängen des Betriebes zu tanzen. Der Wirt wurde daraufhin veranzeigt und in Strafe genommen unter der Begründung, öffentliche Tanzbe⸗ luſtigungen ohne die erforderliche Genehmigung veranſtaltet und ſomit gegen die für den betreffenden Bezirk maßgebende Polizei⸗ verordnung vom 10. Juli 1922 verſtoßen zu haben. Der Wirt erhob gegen den ergangenen Strafbefehl Einſpruch und beantragte gerichtliche Entſcheidung. Er machte dabei geltend, daß er in ſeinem Lokal ausdrücklich durch Anſchlag bekannt ge⸗ macht habe, daß das Tanzen verboten ſei. Das Amtsgericht pflichtete ſeinen Ausführungen bei und ſprach ihn demgemäß frei. Gegen dieſe Entſcheidung legte jedoch der Staatsanwalt Berufung beim Kammergericht ein mit folgender Begründung: „Der Angeklagte habe gewußt, daß in ſeinem Lokale nach der Muſik getanzt würde und hätte er, da die erforderliche Geneh⸗ migung hierzu nicht eingeholt war, dies unter allen Umſtänden verhindern müſſen. Der erſte Strafſenat des Kammergerichts pflichtete ihm bei.“ Wenn in dem Lokal des Angeklagten, ſe heißt es in der Entſcheidung, öfter nach der Muſik getanzt wurde, ſo genügte es nicht, wenn er ein Plakat mit der Auf⸗ ſchrift„Tanzen verboten“ anbringt. Er darf das Tanzen unter keinen Umſtänden dulben. Verwehrt er es daher ſeinen Gäſten nicht, ſo iſt anzunehmen, daß er eine Tanzbeluſtigung abhält oder veranſtaltet. Im Anſchluß an dieſe höchſtrichterliche Entſcheidung, die für das Wirtsgewerbe von größter Bedeutung iſt, ſei geſagt, daß Tanzbeluſtigungen in Heſſen nach der Dienſtanweiſung zu der Verordnung vom 19. Dezember 1899, die Stempelabgaben von öffentlichen Darſtellungen und Tanzbeluſtigungen betreffend, genehmigungs⸗ und ſtempelpflichtig ſind. Eine Stempelpflicht iſt jedoch nicht gegeben, wenn 1] die von einer Anzahl von Perſonen, die eine dauernde ge⸗ ſellſchaſtliche Verbindung nicht bilden, veranſtaltenden Tanz- beluſtigungen a] wenn ſie in einem Getränken ſtattfinden; b] wenn ſſie gelegentlich an öffentlichen Orten bei von einem Teilnehmer geſpielter, nicht bezahlter Muſik wah⸗ rend der Zeit von 12 Uhr lan Sonntagen 14 Uhr] bis zur Feierabendſtunde ſtattfinden und höchſtens 2 Stunden andauern. „Tanzbeluſtigungen, die gelegentlich anderer geſelliger Veran⸗ ſtaltungen im Freien(außerhalb von Wirtſchaſtslokalitäten] ohne vorherige Herſtellung eines Tanzbodens bei unbezahl⸗ ter oder auch bei bezahlter Muſik ſtattfinden, die Dauer von zwei Stunden nicht überſchreiten und vor Eintritt der Dun⸗ kelheit beendet ſind Ks. 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