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Februar, abends 8 Uhr in das Gaſthaus„zum roten Löwen“ mit folgender Tagesordnung: „Bericht des Vorſtandes und Auſſichtsrates. „Genehmigung des Jahresabſchluſſes, Beſchlußfaſſung über die Bildung der geſetzlichen Rücklagen und Entlaſtung des Vorſtandes. 3. Abänderung der Satzung. 4. Wahl von 3 Mitglieders des Aufſichtsrats. 5. Erledigung von Anträgen. 6. Verſchiedenes. Jedem Mitglied ſteht es frei, Einſicht in die Jahresrechnung 1 zu nehmen und bis zum 16. Februar schriftliche Anträge abzugeben. Viernheim, den 8. Februar 1929. ALyER, Vorſ. des Aufſichtsrats. Smampnmmmnmnmmmmmmmmmamaſmſa Fuller- Marfollel zu verkaufen Friellelcn Eberistr. 32 eine Ausnanmeabe ue Wäsche halte ich auch noch dieſe Woche aufrecht. 250 Frennholl ku zgeyatte efert ei Haus A. 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Martin, Geſchäftsſtelle Rath 3 Biernheimer Tageblatt ar Wed en J ei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß 87 Zeile f 15 N. ſchluß für Inſerate un A Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— 155 155 Anden e Geſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoneen⸗Expebitionen Deutſchlands und des Auslanba Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiants Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit bern f an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann— Aae Lender n ee g (Biernheimer Bürger-⸗Ztg.— Viernh. Volksblatg Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., bie Reklamezeile 60 Ag. F Montag, den 18. Februar 1929 46. Jahrgang Das alte Lied: Deutſchland muß zahlen! Gefährliche Zahlen. ** Die Sachverſtändigen in Paris haben nun ſchon ſaſt eine Woche lang vom deutſchen Volksvermögen deut⸗ ſcher Steuerbelaſtung, deutſchem Voltseinkommen geſpro⸗ chen. Man ſah, daß ſie die große allgemeine Debatte über dieſe Fragen demnächſt beendet haben würden und daß man dann in die Einzelheiten des Themas: Deutſche Kriegsſchulden“ hineinſteigen werde. Es iſt bei ſolchen Ge⸗ ſprächen— und das gilt wohl auch für die verſchiedenen Materialſammlungen über deutſche Wirtſchaftsverhält⸗ niſſe— immer eine gewiſſe Gefahr, daß man ſich allzu ſehr in die Statiſtiken verläuft. Seloſtverſtändlich iſt es außerordentlich ſchwierig, über Wirtſchaftsentwicklungen zu prophezeien, aber dieſe Schwierigkeit wird kaum vermin⸗ dert, wenn man ſich nur auf Zahlen ſtützt. Es ſind in 5. N die in Paris ſtattfinden, durchaus kritiſche 70 en zu erwarten, in denen man ſich gerade über den Begriff und die Bedeulnneg von Zahlen ſtreiten wird. g Denn die Grundlage, auf der das Pariſer Sachver— ſtändigenkomitee beraten muß, der Dawesplan, hat ſeine Vorſchläge für die Feſtſetzung der deutſchen Schuldenhöhe fast ausſchließlich auf ſchemaliſchen ſtatiſtiſchen Berechnun⸗ 10 Fin Da iſt— eines der Dokumente, das die Kautgiger immer wieder in die Devatte werfen— der Wohlſtandsinder. Hinter dieſem harmloſen Wort ſtecken für Deutſchland recht wichtige Fragen. Im Dawesplan vom Jahre 1924 war beſtimmt, daſt die deutſchen Jah⸗ e die ja ohnehin ab 1928 die Höhe von 2,5 Milliarden erreicht haben, noch weiter geſteigert werden ene, wenn der deutſche Wohlſtand ſich erheblich ſtei⸗ 12„Dieſe Prüfung des deutſchen Wohlſtandes ſoll ab- ngig gemacht werden von ſechs Wirtſchaftsvergleichen: Bande 1. der deutſchen Ein- und Ausfuhr, 2. des Eiſen⸗ 8. 3. des Verbrauchs an Zucker, Tabak, Bier 25 5 rauntwoin in den⸗ letzten Vorkriegsjahren und den 5 0 1926029, 4. der Haushalte des Reiches, Preußens, eee e Bayerns, 5. der Bevölkerungszahl, 6. des f a rbrauchs in den Jahren 1927/9. Wenn ſich 0 5 71 05 dieſen Gebieten die Steigerungen ergeben, ſoll uch 855 Höhe der deutſchen Zahlung geſteigert werden. ſahren 5 Auf ma ſich hier um ein ſehr gefährliches Ver⸗ lenmäßie 8 der Prüfungsgebiete haben ſich zah⸗ eu 1025 f ergeben. Die deutſche Einfuhr 19,2 Milliard 6, Pilliarden Mark, im Jahre 1913 nur Mittardena den Mark; die Ausfuhr 11,79 gegen 10,20 1 19 Aber was will dieſe zahlenmäßige Stei— deutsche neee wenn man überlegt, daß heute eben die rita ee viel ſchwächer iſt als in der Vor⸗ d Rur 1 Steigerung zum Teil hervorgerufen Notre dee Einfuhr von Lebensmitteln, durch 125 Frier ener iran nutzbarer Gebiete auf Grund ea e ede Auch der ſogengnnte„Luxus- 26 2,6 Mi ſliofien Her toliter Bran f tu 0 5 Nahe 4924. Jahre 1913 verbraucht, oder pro ne 1701 1115 23 Kilo verbraucht oder pro Koyf der Bevölkerung Daß schiene gegen. 19 Kilogramm Zucker. Und er in 9 Nachttie⸗ auf halte des Reiches und der Län⸗ Keiſe 11 0 e üchkriegszeit immer höher algewachſen ſind, 10 5 e e kannte Tatſache, eine Tatſache, die ſich 0 Dee auch daraus erklärt, daß das Reich die Kriegs⸗ densg lungen mik in die Haushalte aufnehmen muß, 5 de gebe Tell 1 erfüllen müſſen fen Gemeinden zu tele die früher zum größeren ſind. 10 a e end al ſolche Zahlenberechnungen 1 man aus den Verſuchen ſehen, die in der letz— eit unternommen wurden, das deutſche Vollsver⸗ mögen z F E. 722 550 3 5 geführtes“ ſchätzen. Es ſtehen ſich zwei ſehr ſorgfältig durch⸗ N Ga. Baxechnungen gegenüber, von 8 N. jetzige Volksvermögen auf er, von denen die eine 15 Were die eum auf 200 Aden ſchätf eine Berechnung, die immerhin zun ian lch nuf dag e ſchwieriger aber wird es, wenn ab e zebiet internationaler Zahlenvergleiche Nie f ie es die Sachverſtändigenkonferenz tun muß. ill nan die deutſchen Steuern mit ihren 350 ver⸗ ſarden ſchätzt— 19 80 ſchiedene 92 7 1 5 1 be 1 Belaſtungsartei.. 1e ate gsarten mit irgendeinem einfacher ge— alteten Beſteuerungsſyſte ine ſtems des Auslandes vergleichen? Wie Di. 1 die will man dieſen Vergleich konſequent durchführen, obne für Deutſe ſowohl wie fü 2 0 ich e eutſchland ſowohl wie für das Ausland ſla⸗ emnahmen pom S rechnungen der Steuerbelaſtung und Steuer Staatsganzen bis zur kleinſten Gemeinde herunter; eſiten S 71 J 0 125 zu beſitzen. Solche Arbeit kann ihren praktiſchen er 7 1 9 7 1 haben, daß man zu wirklich maß⸗ poferg 1 10 endgültigen Ziffern kommt. Sie iſt nur deweiſ ech e ſie immer wieder die Unſicherheit 4 ex N de auf dem Ge⸗ iet ö r Zukunftsentwicklungen bewegen. Wenn .in aber in Paris wenioſtens das Gefühl dieſer Unſicher⸗ Pätde bol wäre oiel erreicht, denn in dieſem Fall and auf e Scheu beſtehen, Deutſch⸗ Rats 0 erechenbare imiſtiſcher Zukunfts⸗ poffnungen u Pobrlaſten r optimiſtiſcher Zukunfts 20 2 7 Verdrehungskünſtler Jaleſki. Wie der Fall Alitz aufgezogen wird. F Warſchen, 16. Februar. . Außen miniſter Zaleſti hat der polniſchen Preſſe ge⸗ genüber eine Erklärung abgegeben, in der es heißt, der Geſchäftsführer des deutſchen Volksbundes ſei unter dem Verdacht verhaftet worden, Päſſe geſälſcht zu haben, um polniſchen Wehrpflichtigen und Reſerviſten zur Flucht nach Deutſchland zu verhelfen. Er ſei der Meinung, daß weder die polniſche Regierung noch der Völkerbund über dieſen wie ähnlichen Fällen in die Maßnahmen der Ju⸗ ſtizbehörden eingreifen können. N . Wenn der Völkerbund auf dem Standpunkt ſtehen ſollte, daß ſein Eingreifen trotzdem möglich ſei, dann muß das zur logiſchen Schlußfolgerung führen, daß ein polniſcher Staatsbürger nur glauben brauchte, nicht pol⸗ niſcher Nationalität zu ſein, um ſtrafbare Handlungen begehen zu können, ohne dafür eine Beſtrafung befürchten zu müſſen. Die polnischen genau ſo wie einen Polen behandeln. 1d. 5 1 Frnos MAN fer nner MAS 1 177 251 Vie polniſche cgterüng gabe il emem gewiſſen Zeit⸗ punkt die Ausweisung deutſcher Optanten eingeſtellt, ob- gleich ſie dazu voll berechtigt geweſen ſei. Dieſe Haltung! ſei nur darauf zurückzuführen geweſen, daß die Re⸗ gierung den Wunſch gehabt habe, eine Entſpannung der polniſch-deutſchen Beziehungen herbeizuführen und die deutſche Oeffentlichkeit zu beruhigen. N 5 Die erhoffle Eutſpannung ſei jedoch nicht erfolgt. Im gegebenen Fall ſei die polniſche Regierung gar nicht in der Lage, in den Gang der Verhandlung einzugreifen, da mur dem Unterſuchungsrichter das Amt zuſtehe, eine Freilaſſung des Verhafteten mit, oder ohne Bürgſchaft zu verfügen. Die Regierung werde grundſätzlich keinen Druck ausüben, da ſonſt die Unabhängigkeit der polniſchen Rechtſprechung gefährdet erſcheinen würde. Eine Pariſer Stimme zur Verhaftung Klitz. 88 Paris, 16. Februar. Das 2Peuple“ nimmt zu der Verhaftung des Abgeordneten Ulitz Stellung und ſchreibt u. a.: Feſt ſteht der politiſche Charakter der Geſte Polens im ſchlimmſten Sinn des Wortes. Man muß hier eine Zwangsmaßnahme gegen den Schritt Deutſchlands in der Minderheitenfrage beim Völkerbund ſehen, ſowie die Ver⸗ wirklichung der Drohungen JZaleſkis. Wir ſind überzeugt daß Polen ſelbſtändig gehandelt hat, vielleicht mit den Hintergedanken andere Mächte zu zwingen, ſeine Auf⸗ faſſung zu unterſtützen. Man kann verſichert ſein, daß die Ueberraſchung am Quai d'Orſay ebenſo groß war, wie ſonſt überall. Die Frage iſt nur, ob Frankreich ſich an Polens brutales Vorgehen gebunden fühlen oder Polen ſagen wird, daß es Herausforderungen des Kabinetts Pilſudſli nicht mitmachen wird. 5 Jllſtifhehörden unter gleicher würden Serrn Ulitz Anklage geſtellten 51 Beſprechungen über die Enöͤſumme beginnen Dann wird es weniger ruhis hergehen. ' Paris, 16. Februar. Der Sachverſtändigenausſchuß für Kriegsentſchädi— gungen hat die Vorarbeiten beendet. In Pariſer Krei⸗ ſen wird darauf hingewieſen, daß die deutſche Abord⸗ nung während der Sitzengen der erſten Woche jede Mög⸗ lichkeit hatte, ſich über die wirtſchaftliche Lage Deutſch⸗ lands zu äußern. Bisher hatten, ſo ſtellt„Petit Pari⸗ ſien“ feſt, die anderen Sachverſtändigen noch keine all— gemeinen Schlußfolgerungen aus den Vorlegungen der deutſchen Abordnung gezogen. Verſchiedene Punkt; wür⸗ den noch im einzelnen geprüft werden müſſen. Ab Montag werde man über die Feſtſetzung der deutſchen Schuld, der Zahl und des Betrages der Jah⸗ reszahlungen verhandeln. Man erwarte bald die deut⸗ ſchen Vorſchläge. Aehnlich ſchreibt„Echo de Puris“. Es werde ſich darum handeln, die Zahlungen Deutſchlands ſeinen tatſächlichen Hilfsquellen anzupaſſen. Da das Reich der fordernde Teil ſei, würden ſeine Vertreter Vor⸗ ſchläge zu machen haben, die der Beſprechung als Grund⸗ lage dienen würden. Damit ſei dann der Zeitpunkt ge⸗ kommen, an dem die verſchiedenen Auffaſſungen aufein⸗ ander prallen wür ben. „Matin“ zu den Sachverſtändigenberatungen. Der„Matin“ zieht die Bilanz aus der erſten Woche Sachverſtändigenberatungen und ſchreibt u. a. man nicht ſagen, daß die Gläubiger Deutſchlands zu r einheitlichen Auffaſſung gekommen ſeien. Dr. Schacht de ſich als praktiſcher Mann bemüht, feſtzuſtellen daß ſch nicht zahlungsfähig ſei. Man erwarte, daß er ſich am. Montag über die mögliche Höhe der deutſchen Jahreszahlungen ausſprechen werde. Die Alliierten hät⸗ ten eine Geſamtrechnung aufgemacht, die 3,5 Milliarden jährlich ausmache. Die Deutſchen würden dagegen eine Rechnung auffſtellen, die kaum 1,5 Milliarden überſteſge. Owen Young und Morgan, die bisher noch nichts geſagt hätten, dächten ſicherlich an eine dazwiſchenliegende Ziffer, die nach übereinſtimmenden Auskünften zwiſchen 2,2 und 2,4 Milliarden Mark zu liegen ſcheine. 3 .**** Afghaniſtan in der Weltpolitik. Aufmarſch der Engländer und Ruſſen? b Berlin, 16. Februar. . Die überſtürzte Entwicklung der innerafghaniſchen Po⸗ litit hat die weltpolitiſche Perſpektiven eröffnet, die nun heute ſchon zu allerlei Kombinationen Anlaß geben; ob⸗ wohl ſie ſehr leicht überſteigert werden können, wird man an dieſen Dingen nicht vorübergehen können. Die Kämpfe um die Königsmacht in Afghaniſtan haben ja ſehr deut⸗ lich zu erkennen gegeben, wie das Intereſſe der angren⸗ den en Mächte unter den ſtreitenden Parteien verteilt iſt. Aman Allah hat erkannt, daß er gur mit fremder Huterſtützung ſeinen Thron wieder erkümpfen kann. S iſt er dec Exponent der Ruſſen geworden, und es ſt ein offenes Geheimnis, daß er ſeine Waffenarſenale rüſſiſcher Hilfe wieder aufbaut und auffüllt. . Der Gegenſpieler iſt— Eagland. England, das darum beſorgt iſt, die ihre Front nach vorn rücken und ſomit eine G byrnſte rA. 11 11 Ar 7 1 Alnus. „ 55 die britiſchen Kolonialvölker werden. Die Aufſt, in Kabul werden daher, wenn die rbung darüber zutreffen, regelmäßig d Munition aus dem enaliſchen . es ſollen ſogar? 1 ghaniſche Grenze üherſf zu verſtärken, Aman Ullah den Weg nach Kabul z man auch abwarten muß, ob die Zuſpitzung ſich beſtätigen, dieſer Meldungen doch deutlich iglichkeit eines politiſchen Eingreiſens der Briten. anderes bedeuten, arſchgebiet der = — — könnten ahr, eine Sowjets ihrerſeits Heerlager verſorgt pen bereits um dit In 11 Tlüp⸗ haben, jedenfalls Wenn achrichten in dieſer ſo kennzeichnet die Verbreitung als daß Af⸗ f und eng— bird, denn in dem Augenblick, wo iſchen Boden betreten, dürften die Ruſ— e' Nordgrenze des Reiches von Aman Ul⸗ um wiederum dieſem Afghanenkönig tärken. ö 5 en Maesfan und London ohnehin keinerlei Fäden laufen, kann Afahaniſtan ſehr leicht eine wichtige, vielleicht blutige Rolle, auf dieſer Seite der Weltpolltik ſpiageln. Aman Allah gegen 0 2 Ejnſtellung der Fliegertätigkeit gefordert. Moskau, 16. Februar. Machrichten aus Kabni beſagen, daß Aman Allah dem engliſchen Geſandten empfohlen habe, für die Ein⸗ ſtellung der Flüge engliſcher Flugzeuge nach Afghaniſtan Sorge zu tragen, weil hierdurch die afghaniſche 8 hoheit verletzt werde. Die engliſchen Flugzeuge müßte) damit rechnen, daß in Zukunft durch ſeine Truppen auß ſie geſchoſſen würde. In ſeinem Schreiben verlangt Aman f Staatsangehörig— 1 Geſand en Allah ferner ein Ver für engliſche a 0 e, ſich in den Bürgerkrieg in Afghaniſtan einzumiſchen. Wie weiter gemeldet wird, iſt auf Befehl Habib Ullahs der Neffe Aman Ullahs, Aladir Khan erſchoſſen worden. 1 Welierer Abtransport von Kabul. Don Lvitiſchen Flugzeugen wurden nach Melaungen aus Peſchawar weitere Perſonen aus Kabul nach Indien gebraucht. Es handelt ſich um 15 Perſonen engliſcher und indiſcher Nationalität, drei Tü leu, einen Perſer und einen Afghanen. Aman Allahs früherer Außen muster, Ghular Sadig, hat ſich von Kandahar nach Herat do. agen. 5 3 1 —————— —— Ab ſolutismus in Polen? Der neue Verfaſſungsentwurf. 0 O Warſchau, 16. Februar. Wie in politiſchen Kreiſen verlautet, ſoll der neue Verfaſſungsentwurf des polniſchen Regierungsblockes eine wweit gehende Erweiterung der Rechte und Vollmachten des Stnatspräſidenten vorſehen, daß ſelne Machtbefug⸗ niſſe denen eines abſoluten Monarchen gleichkommen wür⸗ den. So ſoll der Staatspräſident angeblich ugter an⸗ derem das Recht haben, ohne Gegenzeichnung durch einen zuſtändigen Miniſter außenpolitiſche Verträge abzuſchlie⸗ ßen. Ernennungen und Veränderungen des Heeresbeſtan⸗ des vorzunehmen, einen Krieg zu erklären, das Par⸗ lament aufzulöſen und ſchließlich ſogar die Parlaments⸗ wahlen nach eigenem Ermeſſen für ungültig zu erklären. Der Verfaſſungsplan liegt bis zur Stunde noch nicht gedrückt vor und iſt' daher auch den Mitgliedern der verſchiedenen Nationen in allen ſeinen Einzelheiten noch micht bekannt. In den oppoſitionellen Abgeordnetenkrei⸗ ſen wird daher angenommen, daß ſein Wortlaut erſt in den nächſten Tagen endgültig feſtgelegt, bezw. daß noch gewiſſe Aenderungen gemacht werden ſollen. Franzöſiſches Wirtſchaſtsſyſtem. Der Raubbau an den Saargruben. O Saarbrücken, 16. Februar. Die vielfachen Rohrbrüche der Gasleitungen, die be⸗ reits mehreren Perſonen den Tod brachten, haben in der Bevölkerung ſtarke Erregung hervorgerufen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Rohrbrüche in der Grubengegend durch die Einwirkungen des Bergbaues hervorgerufen wer⸗ den. Die franzöſiſche Bergbauverwaltung geht in ihrem Ausbeutungsſuſtem ſo weit, die Kohlen bis wenige Me⸗ ter unter der Erdoberfläche abzutragen, wodurch Erd⸗ ſenkungen und Brüche der Leitungen eintreten müſſen. Zur Verhütung der großen Schäden wird in zahlreichen Zuſchriften an die Preſſe gefordert, den gefährlichen Koh⸗ lenabbau an den betreffenden Stellen einzuſtellen und die Rohrleitungen auszubauen. „ r* Amerikas Flottenrüſtung Zweieinhalb Millionen Pfund für Kreuzerbau. London, 16. Februar. Präſident Coolidge hat dem Kongreß eine Vortage zugehen laſſen, in der eine Summe von 2 474 000 Pfund als erſte Nate für den Bau von fünf der bewilligten 15 Kreuzer zur Verfügung geſtellt wird. Dieſe Summe ſtellt wenig mehr als die Hälfte des Betrages dar, den das amerikaniſche Marineminiſter tum als für den Baubeginn notwendig bezeichnet hatte. 1 Auch hinſichtlich der weiteren Bereitſtellung von Mit⸗ teln gehen die Auffaſſungen des Präſidenten und des Flottenausſchuſſes des Senats auseinander. Der Senats⸗ ausſchuß hatte den ſofortigen Beginn des Baues ge⸗ wünſcht, während Coolidge eine Verſchiebung bis zum Beginn des Fiskaljahres am 1. Juli befürwortete. kerung große Gefahren an Leben und Eigentum bringen. ... aber von Abrüſtung wird geredet. Die engliſchen Morgenblätter veröffentlichen die Er⸗ llärung des britiſchen Botſchafters ia Waſhington, wo⸗ nach Großbritannien in Kürze einen Verſuch für die Ein⸗ berufung einer neuen Konferenz der führenden Flotten⸗ mächte unternehmen werde, in großer Aufmachung. Der außenpolitiſche Mitarbeiter der„Dailn News“ nennt als wahrſcheinlichen Zeitpunkt für einen ſolchen Schritt den 15. April, den Tag des Zuſammentritts des vorbereiten⸗ den Abrüſtungsausſchuſſes in Genf. f Bekanntlich hat Großbritannien bisher die letzte ame⸗ rikaniſche Note im Zuſammenhang mit dem engliſch⸗ franzöſiſchen Flottenabkommen, in der Vorſchläge für eine weitere Flottenabrüſtung gemacht worden waren, nicht beantwortet. Da die Auseinanderſetzung über den Bau von zwei engliſchen Kreuzern zwiſchen Chamberlain und der Admiralität unter Führung von Bridgeman vor⸗ läufig zuungunſten des erſteren ausgegangen iſt, erſcheint eine allzu optimiſtiſche Beurteilung des neuen Schrittes wenig angebracht. Neues in Kürze. 2: Die Debatte über die von Deutſchlaud zu zahlende Fudſumme wird in der Pariſer Konferenz heſeige Mei⸗ iungsverſchiedenheiten auslöſen. 28: Der franzöſiſche Raubbau an den Saargruben führt zu Hansſenkungen und Gasrohrbrüchen, die der Bevöl⸗ 26: Der polniſche Außenminiſter Zaleſki verſucht in einer Preſſebeſprechung, die von Entſtellungen geradezu wim⸗ melt, das Vorgehen gegen den Deutſchen Volksbund zu rechtfertigen. 1: Aman Ullah hat England aufgefordert, die Flüge in Afghaniſtan, als ſeine Oberhoheit verletzend, einzu⸗ ſtellen. Ruf nach unabhängiger Prüfung. Zur Beſchwerde des Deutſchen Volksbundes. D Genf, 16. Februar. Den Bericht über den Proteſt des Deutſchen Volks⸗ bundes in Oberſchleſien gegen die Verhaftung von Ulitz, wird auf der Märztagung des Völkerbundrates das ja⸗ paniſche Ratsmitglied Adatſchi erſtatten. Der Bericht wird ſich vorausſichtlich darauf beſchränken, dem Rat von der Beſchwerde des Deutſchen Volksbundes Kenntnis zu ge⸗ ben, ohne daß hieran irgendwelche Vorſchläge getnüpft werden, ſo daß es dem Rat allein überlaſſen bleiben wird, zu der Beſchwerde Stellung zu nehmen. Der Proteſt des Deutſchen Volksbundes enthält drei Anträge: 1. Freilaſſung von Alitz. 2. Schutz gegen weitere Zwangsmaßnahmen. 5 3. Entſendung eines beſonderen Völkerbundskommiſſar zur Prüfung des Falles. Angeſichts der vollkommen unbegründeten Gewalt⸗ maßnahmen der polniſchen Regierung gegen den Deut⸗ ſchen Volksbund, erſcheint es dringend erforderlich, daß der Völkerbundsrat einen aus neutralen, unabhängigen Perſönlichkeiten zuſammengeſetzten Sonderausſchuß nach Oberſchleſien entſendet, um an Ort und Stelle die Lage zu prüfen und dem Rat einen Bericht über die Lage der deutſchen Minderheiten in Oberſchleſien zu erſtatten. Nach Lage der Dinge erſcheint es nur auf dieſem Wege mög⸗ lich zu ſein, daß der Völkerbundsrat tatſächlich über die Verhältniſſe in Oberſchleſien und die Lage der deutſchen Minderheiten in Kenntnis geſetzt wird und hierdurch die Handhabe für ein energiſches Eingreifen erhält. Aug dem In⸗ und Auslande. Wohnungszwangswirtſchaft im Jahre 1928. Berlin, 16. Februar. Die Loderung des Mieter— ſchutzes im Jahre 1928 erfolgte nur in ſehr geringem Umfange. Eine Aufhebung des Mieterſchutzgeſetzes für Wohnungen, die durch Teilung größerer Wohnungen hergeſtellt ſind, wurde neu verfügt in Anhalt, Bremen, Lippe⸗Detmold, Schaumburg⸗Lippe, Mecklenburg ⸗Strelitz und Waldeck. Weitere Lockerungen des Mieterſchutzgeſetzes wurden im vergangenen Jahr nicht getroffen. Moskau leugnet Trotztis Reiſe. Moskau, 16. Februar. Von halbamtlicher Seite wird zu den Gerüchten über Trotzkis Aufenthalt in der Türkei erklärt, daß Trotzki ſich bis heute in Moskau aufhalte. Er habe von der Reiſe nach der Türkei Ab⸗ ſtand genommen. Er werde ſich nach Europa begeben. Vorübergehend werde er nach dem Süden Rußlands reiſen und dort die endgültige Entſcheidung über ſeinen weiteren Aufenthaltsort abzuwarten. Hoover gegen die Einwanderungsbeſchränkung. Waſhington, 16. Februar. Hoover hat, nach Blät⸗ termeldungen, ſeine Hilfe in Ausſicht geſtellt, um das Inkrafttreten der neuen für Deutſchland und die ſkan⸗ dinaviſchen Länder ungünſtigen Einwanderungsquoten zu verhindern. Kleine politiſche Melbungen. Berlin. Der Reichspräſident hat auf VPorſchlag des Reichsrates den Miniſterialdirektor im Reichszuſtizmini⸗ ſterium, Dr. Erwin Bumke, zum Präſidenten des Reichs- gerichtes ernannt. Aus Nah und Fern. Kaſſel.(An der Leulſtange feſt gefroren) Bier Kaſſeler Arbeiter, die zu Rad nach ihrer Arbeitsstelle fuhren, waren unterwegs die Hände an den Leniſtangen angefroren. Die Lenkſtangen mußten zerſchnitten end die Metallſtücke den Bedauernswerten mühſam von den Hän⸗ den gelöſt werden. N Dillenburg.(Achtet auf kleine Wunden) In dem Dorf Flammersbach hatte ein 13jähriger Junge beim Schlittſchuhlaufen wohl durch Reibung des Schuh⸗ leders ſich eine kleine Wunde am Fuß zugezogen. Die Wunde entzündete ſich und es entſtand eine Blutvergif⸗ fung, die die Ueberführung des Jungen in das Kranten⸗ haus notwendig machte. Dort iſt er unter großen Schmer⸗ zen geſtorben. i 7 Reichenbach.(Ein D Zugwagen entgleiſt.) Zwiſchen Ebersbach und Reichenbach entgleiſte in der Nacht ein Wagen des D⸗Zuges München—Stuttgart.— Frankfurt a. M.— Köln infolge Achſenbruches. Es ge⸗ lang, den Schnellzug ſofort zum Halten zu bringen. Der Wagen wurde ausxrangiert und der Zug ſetzte mit zwei⸗ ſtündiger Verſpätung die Fahrt nach Stuttgart fort. Ver⸗ letzt wurde niemand. Vortmundv.(Eine 22klöpfige Einbrecher ⸗ bande verhaftet.) Einem Kriminalbeamten der Lan⸗ despolizeiſtelle Dortmund iſt es gelungen, von den in Werl und Unigebung in den letzten Jahren ausgeführ⸗ ten zahlreichen Einbruchsdiebſtählen 235 aufzuklären und alle Täter, 22 Perſonen, zu verhaften, die dem Amts⸗ gericht in Hamm zugeführt wurden. Die Verbrecher tra⸗ ien bandenmäßig auf und ſchreckten vor nichts zurück, ſo⸗ daß ſie ſeit Jahren ein Schrecken für Werl und Wa⸗ gebung waren. Bei mehreren Geſchädigten haben die Tä⸗ ker wiederholt eingebrochen. Von der Bande war auch ein Poſtraub in Werl geplant, der jedoch rechtzeitig ver⸗ eitelt werden konnte. s f Soeſt.(Schwere Gas vergiftung.) Die aus ſechs Perſonen beſtehende Familie des dee Pen Kleine, die die untere Familienwohnung in der Pakktpoſt bewohnt, wurde bewußtlos in den Betten aufgefunden. Poſtbeamte wurden durch ſtarken Gasgeruch auf die Ge⸗ fahr aufmerkſam und brachen die Tür zur Wohnung auf. Es wurde feſtgeſtellt, daß durch eine ſchadhafte Stelle in der Gasleitung Gas in das Schlafzimmer eingedrungen war. Zwei Aerzte bemühen ſich zur Zeit noch mit Sauer⸗ ſtoffapparaten um die Vergifteten, die noch befinnungs⸗ los ſind, wieder ins Leben zurückzuführen. 5 Breslau.(Brandſchaden im Breslauer lauer Elektrizitätswerk.) Ein im Elektrizitäts⸗ werk der Stadt ausgebrochener Kabelbrand konnte erſt in den Mittagsſtunden gelöſcht werden. Die ſofort aufge⸗ nommenen Ausbeſſerungsarbeiten dauerten bis in die Abendſtunden und erſt um 19 Uhr flammten in den auf den Straßen feſtliegenden Straßenbahnwagen die elektriſche Beleuchtung wieder auf und die Wagen konn⸗ len ihren Weg fortſetzen. Eine halbe Stunde ſpäter wur⸗ den auch die Lichtleitungen wieder geſpeiſt. Bis dahin hatte Breslau ſtellenweiſe im tiefen Dunkel gelegen, da auf verſchiedenen Straßen Gaskandelaber nicht mehr vor⸗ handen find. In den Häuſern, die über keine Gaskeitung verfügen, mußten Kerzen notdürftige Beleuchtung liefern. Eſſen ohne Waſſer Der Waſſerturm iſt leer gelaufen. Eſſen, 16. Februar. In der Nacht iſt der Hoch be⸗ hälter des Waſſerturms an der Steeler⸗Straße plötzlich leer gelaufen. Bis in die Nachmittagsſtunden war die ganze Altſtadt und große Teile der Neuſtadt Eſſens ohne Waſſer. Die Bruchſtelle konnte trotz eifrigen Su⸗ chens der Beamten des Waſſerwerks noch nicht gefunden werden. 4 5 N Wahrſcheinlich hat das Waſſer unterirdiſch durch die Kanalisation einen Abfluß gefunden, da ein Durchbruch nach oben durch die zirka einen Meter gefrorene Erd⸗ fläche nicht ſo leicht möglich iſt. Obgleich die Pumpſta⸗ tionen des Eſſener Waſſerwerks laufend Waſſer in den Steeler Waſſerturm weiterpumpten, lief der Behälter ſofort wieder leer. Der Waſſermangel hat ſich, für das Zentrum Eſſens und für die Stadtteile bis Alten⸗Eſſen zu einer wahren Kataſ: ohe ausgewirkt. Erſt in den Nachmittagsſtunden lie un mder Innenſtadt das Waſſer wieder ſchwach, da man anderen Waſſerbehältern der Stadt für Erſatz geſor te. Stürme des Herzens. Roman von Hans v. Hekethauſen. Copyright by Greiner& Comp., Berlin RWö6. (Nachdruck verboten.) 31. Fortſetzung. Er lechzte ordentlich danach, ihn mal ſeine Kraft wirk⸗ lich fühlen zu laſſen. Ein Stück Raufluſt und Streitſucht ſteckte ihm wohl im Blute— gleichviel, er war ja ein Kind der Berge. Wenn's darauf ankam, meldete ſich die Urkraft, und er beneidete jene, die ohne alle Rückſichten ihren Streit N 5 den lächelnden Augen, und dann verſank die Welt um ſo einfach mit den Fäuſten ausfechten konnten. Mochte er darüber kaputt gehen, ihm war das alles in dieſem Augenblicke ganz gleich. Bendemann ging mit ganz anderen Gedanken neben ihm die Anhöhe hinab. Froh und leicht war ihm ſein Sinn! Wie ganz merkwürdig hatte heute das Geſchick in das Leben von Menſchen, die ihm teuer waren, eingegriffen. Ein guter Geiſt mußte ihm eingegeben haben, dieſen jungen Heißſpyrn zu begleiten, der in der Abſicht auszog, ſich und ſeine enttäuſchte Liebe zu rächen und nun durch eine unſichtbare Hand gezwungen wurde, ein anderes Leben aus einer unwürdigen Feſſel zu befreien. Faſt beneidete er ihn darum—— er hätte an ſeiner Stelle ſein mögen— aber vielleicht war es beſſer ſo. Endlich brach Eberle das Schweigen. Er ſagte plötzlich: „Herta muß auch zur Amtsgerichtsrätin!“ „Hm“, war die Antwort. „Sie zweifeln ſchon wieder, Bendemann, warum tun Sie das? Das Mädel kann doch nicht bei dem Kerl bleiben!“ „Und Sie meinen, ſie wird ſich ſo einfach beſtimmen laſſen?“ „Ich werde mit ihr reden— oder Jolanthe! Herta iſt ja noch ſo jung und unberührt, ſie muß doch glauben, wenn ihr erfahrene Leute ſagen, es ſet notwendig, daß ſie das tut.“ Schweigen folgte dieſen Worten. „Sie haben eine ſchreckliche Art, mich irre zu machen — oder mich irre machen zu wollen, Bendemann!“ „Warum nennen Sie es ſo? Ich glaube poſitiv. Fräulein Herta zieht die Geſellſchaft ihres leiblichen Onkels vor. Ihrer Schweſter ſteht ſie doch innerlich ganz fremd gegenüber— oder finden Sie das nicht?“ „Bendemann, ſie iſt noch jung!“ „Ich weiß nicht, aber das denke ich nie, ich komme gar nicht dazu, wenn ich mit ihr zuſammen bin. Ich glaube, ſie weiß ſehr genau, was ſie will und nicht will — Sie werden es ja ſehen.“ Eberle ſeufzte und ſtampfte dahin. Er konnte das alles nicht glauben. Er ſah immer das ſüße Geſicht mit ihn her. Das war eine merkwürdige Nacht, die beide Männer in Bendemanns Zimmer zubrachten. Eberle hatte ſich an⸗ gekleidet aufs Sofa geſtreckt und darauf beſtanden, daß Henning zu Bett ging. Aber ſie ſchliefen beide nicht. Draußen rauſchte die Ache im Tal, und der Mond ſtand noch immer leuchtend hoch am Himmel. Es war im Zim⸗ mer ſo hell, daß man leſen konnte. „Bendemann, glauben Sie an Liebe?“ fragte Eberle plötzlich. „Gewiß.“ „Warum reden Sie denn ſo dagegen?“ „Tue ich das?“ „Ja— Sie haben mir meine glückliche Empfindungen von Anfang an zerſtören wollen!“ „Aber Eberle!“ klang es zum erſten Mal mit dieſer Anrede aus der dunklen Ecke, wo das Bett ſtand. „Ja, Sie Schrecklicher, mit den klaren, durchdringen⸗ den Augen... Ich möcht' bloß wiſſen, was die Anthe über dieſe Augen denken tut— ſie erſchrickt allemal, wenn Sie ſie ſo anſehen— ſo mit der beſonderen Weiſ', die Sie nu mal an ſich haben.“ Ein Geräuſch wie ein unruhiges Gleiten der Hände über die Bettdecke war die Antwort. „Sie ſind mit der Anthe gegen mich im Komplott, mer herum. Strahlen in die Fenſter ſandte, hörten beide einen leichten Verſuchen Sie zu ſchlafen, morgen gibts noch Aufregung genug.“ Nun kam ein Seufzer vom Sofa. ... Langſam ſchwanden draußen die letzten Stun⸗ den der Nacht. Eberle war längſt aufgeſtanden und wanderte im Zim⸗ Als das Morgenrot ſeine flammenden Tritt an ihrer Tür vorüberſchreiten. Es pfiff jemand eine luſtige Melodie. Sollte es Grander ſein? Aber nein, der ſchritt anders, und dieſes Lied, das einen ganz frivolen Text hatte, war von Siegmund neu— lich einmal in einer Herrengeſellſchaft geſungen worden. Er, der Langſchläfer, war alſo ſchon auf— das bedeutete irgendetwas. Eberle trat ans Fenſter. „Da geht er,“ ſagte er und ballte die Fäuſte. entwiſcht laſſen. fährt lachend davon.“ 05 Stille folgte dieſen Worten. „Und den Kerl hat die Anthe— lieb gehabt!“ „Sehen Sie,“ ſagte Henning nach einer Weile,„ſie hat wird es Ihnen auch gehen.“ „Nein,“ war die heftige Antwort,„ich liebe freiwillig, aber die Anthe hat nur aus Not, aus Hunger geliebt— das is ein großer Unterſchied... Mich hat's überkommen wie Sonnenſchein bei Tag!— Die Anthe, mein Gott, das eine dürſtende Pflanze. Ich hab's nicht geſucht, nicht ge⸗ wollt, das Gefühl war da— nu mag mir Gott auch weiter helfen, wenn er's über mich geſchickk hat, wo ich ganz du⸗ frieden und glücklich war.“ f ö Inzwiſchen war Bendemann ebenfalls aufgeſtanden. Jetzt blickten ſie beide aus dem Fenſter, in das die ben ich fühl's, Ihr könnt's net leugnen.“ „Aber Kerlchen, liebes, was ſchwaßen Sde heut' alles! i t fandte. N 6 5 nun ihre ganze Prach 155 Gortſetzung folgt.) 4 geſuntt. Man begab iſt die Wetterlage unverändert. Niederrheines HOberhakb. Emmerich konnte der Rhein bereits don Fuß— gängern überſchritten werden. ſpauptet, daß dieſe Angelegenheit nicht ohne Hintergründe ei. Prohibitionsbeamte hätten vor einiger Zeit den Al⸗ „Laſſen Sie den Mann doch— dem ſind Sie doch 0 0 loholſchmugglern 500 Kiſten Wisky auf offener Straße nicht gewachſen. Der Fuchs kennt mehr als ein Loch, der! Ihnen immer, nie wird ſich ſo ein ſchlaues Huhn, wie der, in einen offenen und ehrlichen Kampf ein- Der iſt wie ein Aal, wenn Sie denken, Sie haben ihn beim Schwanz, ſo beißt er Ihnen in die Hand und ſich dort auch geirrt— ſie hat es mir ſelber geſagt— ſo von B arme Wurm, die hat dieſen Sonnenſchein geſucht, wie Die Kälte hält faſt unverändert an. Die Wetterlage in Deutſchland „ der Berlin, 16. Februar. Il der Reichshauptſtadt hat ſich das Wetter nur wenig geändert. Die Temperaturen lagen um etwa 10 Grad herum. Gegen die Verteuerung der Lebensmittel, die in den letzten Tagen beobachtet wurde, hat der Po⸗ lizeipräſident energiſches Einſchreiten angeordnet. Ueber die Lage des Berliner Kohlenmarktes iſt an die zuſtän⸗ digen Miniſterien ein Bericht abgegangen. In Norddeutſchland, vor allem in der Oſtſee, hat eine neue ſtarke Froſtwelle ernſte Gefahr für die Schiffe heraufbeſchworen. Dieſe Gefahr iſt umſo größer, als es ſich bei fünf Schiffen um ſolche älterer Bauart handelt, die dem Eis nur wenig Widerſtand entgegenſetzen können. Die deutſchen Linien⸗ ſchiffe„Schleswig⸗Holſtein“ und„Elſaß“ haben in Kiel Kohle an Bord genommen und werden vorausſichtlich am Montag zu neuem Hilfsdienſt auslaufen. b Auch die Lufthanſa hat ihren Aufklärungsdienſt in das Eisgebiet der Oſtſee fortgeſetzt und vor allem die vom Feſtland abgeſchnittene Inſel Greifswalder Die mit Lebensmitteln und Poſt ver⸗ ſorgt. In der Danziger Bucht wurden neun im Eiſe feſt⸗ ſitzende Schiffe feſtgeſtellt und ihre Lage nach Danzig Eisbrecher werden verſuchen, dieſe Schiffe zu befreien. Der Schiffsverkehr nach Norderney wurde ebenfalls eingeſtellt. In Mitteldeutſchland hält der Schneefall trotz des Froſtes an. In Halle betrug die Temperatur 16 Grad. Obgleich Zentrum des mitteldeut⸗ ſchen Braunkohlenbergbaues, macht ſich auch hier ein fühl⸗ barer Kohlenmangel bemerkbar. Auch in Chemnitz herrſcht Kohlennot. ibſichtigt einige Schulen zu ſchließen. Die Tem⸗ peratur betrug wie in Halle, 16 Grad. Den ganzen Tag über fiel Schnee. In Dresden mußten bereits drei Ba⸗ deanſtalten geſchloſſen werden. Der Eiſenbahnverkehr iſt durch den ausgiebigen Schneefall ſtark behindert. In Weſtdeutſchland je u f Die Eisſtauungen des bei Emmerich haben ſich noch erweitert. ... und im Ausland. In Polen ſchwankte die Temperatur zwiſchen 6 und 16 Grad. Die Weichſel trägt eine Eisdecke, die an ver⸗ ſchiedenen Stellen einen Meter dick iſt. In Warſchau liegt der Schnee 39 Zentimeter hoch. Obgleich in den letzten Tagen größere Kohlenlieferungen eingetroffen ſind, ſollen auf die Perſon nicht mehr als 20 Kilogramm täglich abgeliefert werden. 5 In England hat die Kälte einer ganzen Familie das Leben geloſtet. Eine Gasleitung in Easbourne platzte in der Nacht in⸗ folge des Froſtes und vergiftete die in der Wohnung anweſende vierköpfige Familie. Nur bei einem der Kin⸗ der waren Wiederbelebungsverſuche von Erfolg. 5 In Belgien ſpitzt ſich die Lage beſonders im Hafen von Antwerzen weiter zu. Kein Schiff kann ein⸗ noch ausfahren. In Brüſſel wurden 12 Grad gemeſſen. Der Zug⸗ und Tele⸗ phonverkehr iſt vollkommen in Unordnung. Es ſchneit an⸗ dauernd. Die Arbeitsloſigfeit nimmt ſtändig zu. Schneeſtürme in Güdoſteuropa. 1% Wien, 16. Jeb. Der ſtarke Schneefall, der i Wien eit mehr als 24 Stunden andauert, hat beſonders im Maßenperkehr große Störungen verurſacht. In zahlrei⸗ chen Betrieben mußte wegen Kohlenmangels bereits die Arbeit eingeſtellt werben. Durch die Einſtellung des Werk⸗ betrlebes im Liſenerz ſind 2500 Arbeiter brotlos ge— worden. a — a Auch in Budapeſt hat erneut. karker Schneefall eingeſetzt. Nach Wien ging im Laufe bes Tages kein einziger Zug ab. Verſchiedene andere Züge blieben im Schnee ſtechen. B In Prag wurde beſchloſſen, die Schulen wegen des ſtarken ohlen⸗ Metickes zu ſchließen. Das Miniſterium für per Arbeiten plant die vorläufige Wiedereinführung der K. lenzwangswirtſchaft. Neue Straßenſchlachten in Chicago. Prohibitiousbeamte als Alkoholſchmuggler? 5 Chicago, 16. Februar. * Die Aufregung in Chicago über die blutigen Zwi⸗ henfälle dauert an. Immer noch durchziehen Polizei⸗ zamte die Straßen der Stadt und vor allem die Ver⸗ koecherviertel Es gelang ihnen, drei der Räuber zu ſtel⸗ en. Auf die Aufforderung, ſich zu ergeben, eröffneten e Verbrecher das Feuer auf offener Straße. Die Po⸗ erwiderte mit ihren Dienſtrevolvern und brachte alle rei zur Strecke. be⸗ Der Leiter der Chicagoer Prohibitionspolizei abgenommen und dann ſelbſt unter der Hand verſchachert. Die Schmuggler hätten daraufhin verſucht, durch poli⸗ lische Kanäle die Rückgabe des Wiskys zu erzwingen. Aus Angſt vor Strafe hätten daher die Prohibitions⸗ beaniten eine Einigung mit den Schmugglern angeſtrebt, die von dieſen jedoch zurückgewieſen worden ſei. Um ſich nunmehr unerwünſchtet Zeugen zu entledigen, hätten 80 Beamten drei der Schmuggler niedergeſchoſſen, ohne 0 aß dazu begründeter Anlaß vorhanden geweſen wäre. „ Nieſenbrand im Hafen von Buenos Aires. In Regierungsöllagern im ſüdlichen Teile des Hafens Bez Fuenos Aires brach ein rieſiges Feuer aus. Die feilolterung in der Umgebung wurde durch eine ganze Piibe ſchwerer e ne aus dem Schlafe geweckt. 5 Feuerwehr war ſchnell zur Stelle, vermochte aber 75 Uebergreifen des Feuers auf ein benachbarbes Wa⸗ nich 1 in dem ſich zahlreiche Au omobile befanden, noch zu verhindern. Nach ſpäteren Meldungen wurde den ſide ganze Reihe angrenzender Lagerſchuppen von 10. zer 115 9 55 25 er an 50 * 00 Automobile verbrannt. Der Schaden wird vorfäufſg auf eine Million Dollar geschätzt. f Lokales und Allgemeines. Klagen der Mode Die Mode eilt— bekanntlich— immer voraus. So iſt es doch: Wenn der Winter noch auf ſeiner Höhe ſteht, holen die Damen ihre Frühjahrskoſtüme heraus. Der kleinſte Sonnenſtrahl zwingt ihnen die Ueberzeugung auf, es ſei Frühjahr. Noch wenn der Sommer die ſilbernen Fäden ſpinnt und weiße Luft zum dünnen Gewandte zwingt, ſtecken die Damen ſich in die feſteren Herbſtko⸗ ſtüme. Der Herbſt aber kann manchmal warm und ſchön ſein. Das kümmert die Damen nicht: ſie beginnen be⸗ reits, wenn ein Mantel ſogar zu verpönen wäre, den Winterpelz ſpazieren zu tragen. Im Februar ſah man ſie alſo, dieſer Regel fol⸗ gend, ſchon mit dem Frühjahrskoſtüm einherzuſtolzieren. Stolz und ſelbſtverſtändlich, was kümmerte ſie der Ka— lender. Die Mode eilt ihm voraus. Man hat ſie oft bedauert, daß ſie ſich ſo tyranniſieren ließen, aber Spott und gute Lehren fruchteten nicht. Dieſer Februar aber, der hat ſogar die voreilige Mode bezwungen. Er hat den Pelz nicht nur, ſondern auch dicke Wollſtrümpfe zur län⸗ geren Geltung gebracht. Er hat der Mode geboten, ſich mehr nach dem Kalender zu, richten. Die Modeſchöpfer ſind enttäuſcht, denn ſie arbeiten ja noch weiter voraus. Sie müſſen ihre Frühjahrswunder auf Stapel behal— ten und die„ſogenannten führenden Firmen“, die ſonſt immer ſchon im Januar Frühlingskleidung entworfen haben ſollten. Man ſieht, der Winter kann ſchon, wenn er will, ſeine Herrſchaft durchſetzen. Daß er ſogar die Mode un— tergekriegt hat, iſt beſonders zu vermerken. Daß er aber weiterhin noch eiſern und beſtimmt die abgehärtete Da— menwelt zwang, ſich wieder daran zu erinnern, daß es ne⸗ ben der Seide auch Wolle gibt, iſt ein böſer Schlag gegen die Seiden⸗ und Kunſtſeideninduſtrie. Sie klagt, der Ab⸗ ſatz hätte nachgelaſſen. Kein Wunder. Wie lange hält ſchon ein Seidenſtrumpf, aber ein guter Wollſtrumpf iſt haltbarer. Diesmal ein gerne genommener Erſatz. De— plaziert wäre es, wenn heut eine Dame mit Seidenſtrüm⸗ pfen einhergehen wollte. Sie würde es wagen, juſt ſo, wie ſie es früher gewagt hat, den Winter zum Frühling zu machen. Aber der Froſt kennt kein Erbarmen. Er hat den Wollſtrumpf diktatoriſch zu ſeinem Recht verholfen. Wolle? Die Achſel haben die Damen mitleidig gezuckt. Alles, nur nicht Wolle! Und jetzt iſt Wolle Trumpf geworden. Nicht nur für Winterſportkoſtüme, ſondern für den täg⸗ lichen Bedarf. Nur wenn abends das Vergnügen lockt, f N Seidenſtrumpf. And dagegen hat man nichts einzuwenden, denn zum ſchält ſich aus der Wollumhüllung der Ballkleid gehört einmal der Seidenſtrumpf. — Laßzt die Waſſerleitungen laufen! Der grimmige Froſt während der letzten Tage und Nächte hat gar viel⸗ fach ſchon die Waſſerleitungen ganzer Häuſerreihen ein⸗ frieren laſſen, ſodaß ſie, wenn es glimpflich ablief, ſtun— denlang ohne Waſſerzufuhr im Hauſe waren. Meiſtens aber iſt der Schaden noch viel größer und es ſtehen zer— reißende Röhren und Beſchädigungen der Waſſeruhr auf der Tagesordnung. Es dürfte ſich deshalb ſehr empfehlen, wenigſtens während der grimmigſten Kälte, vor allem aber auf jeden Fall zur Nachtzeit in einem dünnen Strahle, die Waſſerleitung des Hauſes und zwar im oberſten Stockwerke laufen zu laſſen, da durch die fort— währende Zirkulation des Waſſers Eisbildung und Ge— frieren in den Röhren nicht möglich iſt. Einmachen der Hauptzufrierungsröhre iſt nicht zu unterlaſſen. Zugefro— rene Leitungen umwickelt man bei Mangel an anderen Inſtrumenten mit in Spiritus getränkten Lumpen und zündet dieſelben an. Natürlich dürfen dabei keine Vorſichts— maßregeln außer Acht gelaſſen werden. Brennbare Ge— genſtände, ſowie die Flaſche ſelbſt ſind zuerſt zu entfernen. — Ablieferung der Lohnſtenerabzugsbelege. Bis zum 15. Januar ds. Is hatten die Arbeitgeber, die die Lohn— ſteuer im Ueberweiſungsverfahren abführen, den Finanz⸗ ämtern die Lohnſteuerbelege ihrer Arbeitnehmer einzu⸗ reichen. Ebenſo ſollten die Arbeitnehmer, für die Steuer— marken geklebt ſind, die Steuerkarten mit Einlagebogen den für ihren Wohnſitz am 10. Oktober 1928 zuſtändigen Finanzämtern abliefern. Um die Beteiligten vor Schaden zu bewahren, erinnern wir Arbeitgeber und Arbeitneh— mer, die ihre Steuerabzugsbelege bisher noch nicht ein— gereicht haben, an die umgehende Vorlage. — Aus Heſſen. 555 Darmſtadt.(Verhafteter Betrüger.) Der Jetrüger. der in den letzten Wochen Reviſionen von Dampfkeſſelanlagen vornahm und hierbei vorſpiegelte, er ſei hierzu von den Dampfleſſel⸗Ueberwachungsvereinen Hannover und Frankfurt a. M. beauftragt, wurde in Karlsruhe in der Perſon des Helmuth Gartz, geboren am 29. Februar 1899 in Kiel, feſtgenommen. f Darmſtadt.(Früh krümmt ſich...) Der Schwind⸗ ler, der in den letzten Tagen in einem hieſigen Stempel— geſchäft ſich als Referendar ausgab und für das Amts⸗ gericht Darmſtadt Stempel beſtellte, wurde ermittelt. Es handelt ſich um einen 17iährigen Zwangszögling. Heſſiſcher Landtag. Das Geweindebeamtengeſetz zn det ersten Musſchuß⸗ leſung angenommen. O Dar mſtadt, 16. Februar. Der Geſetzgebungsausſchuß erledigte die erſt⸗ Leung des Gemeindebeamtengeſetzes. Die zurückgeſtell⸗ ten Artikel 7, 9, 10, 12, 14, 35 und 36 wurden il der Faſſung der Regierungsvorlage angenommen. 1. Die Ge⸗ meindebeamten haben bei Erkrankung und während des übrigen Erholungsurlaubs einen Anſpruch auf Weiter⸗ gewährung ihrer Beſoldung. 2. Anbeſchadet der Be⸗ ſtimmungen in Abſatz 1 wird den Gemeindebeamten, die nach den Vorſchriften der Reichsverſicherungsordnung kran⸗ kenverſicherungspflichtig wären, für den Fall der Erkran⸗ kung ein Barbezug im anderthalbfachen Betrag des Kran⸗ kengeldes der zuſtändigen Krankenkaſſe für die Dauer der Leiſtungen der Krankenkaſſe gewährleiſtet. Auf dieſe Leiſtung wird der Betrag angerechnet, der den Beamten für die gleiche Zeit an Beſoldungsruhegehalt oder War⸗ tegeld zuſteht. 1 Einſtimmige Annahme fand eine von dem Abge⸗ ordneten Schreiber eingereichte Entſchließung, die die Re⸗ gierung erſucht, baldigſt die Dienſt⸗ und Rechtsverhält⸗ niſſe der Beamten von Gemeindeverbänden, namentlich der Bezirks⸗ und Kreisſparkaſſen, entſprechend den Be⸗ ſtimmungen des Gemeindebeamtengeſetzes zu regeln. Der Ausſchuß erledigte ſodann noch eine Reihe von Eingaben über Strafſachen bezw. Straferlaß, die teils abgelehnt, 115 durch die Regierungsantwort für erledigt erklärt Wurden. Der geſtrige Sonntag, der erſte Faſtenſonntag, war ſo recht geeignet, nach einem Wirbel von Narrheit und Tollität, wie ſie Prinz Karneval geboten hat, zur ſtillen Ein- kehr zu mahnen. Wie ſchön konnte man doch am ſtillen häus⸗ lichen Herd, im lieben Familienkreiſe ſich behaglich ausruhen von des Wochentags Mühen und Sorgen. Kein Vergnügen, keine Veranſtaltung rief und lockte, eine wohltuende Stile herrſchte allenthalben. Und es iſt gut ſo. Leben wir doch in der Zeit der würdigen Vorbereiturg zum hl. Oſterfeſt. Die Witterungsverhältniſſe waren geſtern, obwohl es noch ſehr kalt war, man möchte faſt ſagen annehmbar War doch der Bann des bis auf die Knochen einſchneidenden kalten Windes gebro— chen und daher die Temperatur etwas gemäßigter. Man konnte N es geſtern nachmittag ruhig wagen, einen kleinen Spaziergang zu unternehmen, ohne Angſt haben zu müſſen, daß einem irgend ein Glied verfriert. War es doch geſtern nachm. um die Mit⸗ tagszeit nur— 4 Grad, das abends auf 8 und Nachts auf— 10 Grad zurückging. Hoffen wir, das iſt nämlich das einzige was wir tun können, daß recht, recht bald anderes Wetter Platz greift, damit wieder neues Leben in die Menſch⸗ heit kommt, denn wohin man ſchaut, alles ſcheint eingefroren zu ſein.— Das Chriſtl. Gewerkſchaftskartell hielt geſtern nachm. im Löwen ſeine Generalverſammlung ab, die recht gut beſucht war. Nach Erledigung der Tagesordnung wurden noch einige gemütliche Stunden in geſelligem Beiſam— menſein verlebt.— Das Central⸗Theater hatte gemäß ſeinem Prachtprogramm einen guten Beſuch zu verzeichneu. Ju den übrigen Lokalen war es allgemein ziemlich ruhig.— Sämt— liche Fußball⸗ und Handballſpiele waren wegen der Kälte ab— geſagt. »Die Totenglocke ließ geſtern wieder ihre ſchau— rige Stimme vernehmen: Unſer achtbarer Mitbürger, Herr Ad. Weidner 6. hat das Zeitliche geſegnet. Von Beruf Landwirt, erreichte Herr Weidner ein Alter von 72 Jahren. Die Beerdi— gung findet morgen Dienstag 3 Uhr ſtatt. *Der Polizeibericht in den letzten 14 Tagen mel⸗ det nur eine Anzeige wegen Diebſtahl eines Hausſchildes, alſo ganz geringfügig. Es ſieht gerade aus, als ob durch die Kälte alle böſe Tatenluſt und Randalierſucht eingefroren wäre. Es ſoll dieſes hiermit wirklich nicht bedauert werden, nein, wir begrüßen es. Es iſt doch ſicherlich ein ſchönes Zeichen wenn wir feſtſtellen können, daß über die ganzen wildbewegten Fa— ſchingstagen keine größeren Streitigkeiten, ja noch nicht einmal Ruheſtörungen vorgekommen ſind. i Ein Marder hat verfloſſene Nacht einem Hühner— ſtall einen Beſuch abgeſtattet. Ein Hahn und ein Huhn blie— ben auf der Strecke. Creditverein. Der Viernheimer Creditverein hat größere Büros bezogen. Dieſe befinden ſich wie ſeither im Hauſe des Herrn Uhrmachermeiſters Krug, der auch das Amt des Rechners begleitet. Die Intereſſenten werden gebeten, das Juſerat in heutiger Nummer beſonders zu beachten. Der Ge— ſchäftsgaug bei der Kaſſe iſt nach wie vor gut. *Die Baugenoſſenſchaft, das hieſige gemeinnützige Bauinſtitut, hält heute Abend 8 Uhr im„Löwen“ ihre Haupt— verſammlung ab. Es empfiehlt ſich, daß alle Genoſſen regen Anteil nehmen. . 18 verteilong der 1.75 Auswænqerec uf 27 die Ander im 1 3 zen aeg Soaslige Lander Amerik. 16. 0 U. S. A. 67. 45 Weill deulsche ſſuswanderꝛiele AMUαj̃ oeurscne Sv e OEH MAH AUSGHWANOEREUr * Zum Schulbeginn. Auf die verſchiedenen„Einge— ſandts“ in dieſer Zeitung die Mitteilung, daß der Schulbeginn jeweils von der Oberſchulbehörde feſtgeſetzt wird. Ob die ge— äußerten Wünſche gehört werden, hängt von genannter Stelle ab. * Die Maſſerrohrbrüche häufen ſich auch hier in recht ſchadenbringender Weiſe. Auch die Waſſeruhren haben ſehr oft Schaden gelitten. Es wäre Zeit, daß bald ein Wetterum— ſchlag käme. * Der zugefrorene Rhein war geſtern das Ziel ungezählter Tauſender. Man befürchtet bei eintretendem Tau— wetter gefährliches Hochwaſſer. Hoffentlich wird die Gefahr ge— bannt. Wie man ſieht, hat der ſtrenge Winter große Sorgen zuſammengehäuft. »Die Uußbäume platzen. Aus Weinheim wird gemeldet, daß in dortiger Gemarkung eine Anzahl Nuß- bäume geplatzt find. So was iſt ſeit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen. * Kein Schweinemarkt. Am Samstag fand kein Schweinemarkt in Weinheim ſtatt. Die Ferkelchen hätten die Kälte auch gewiß nicht überſtanden.