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Antsblett der Heſſiſchen Vürgerweiſterei und des Polizeiants Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückfichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriezenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen (Biernheimer Bürger-Zig.— Vieunh. Delksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 1. e e 100 60 292. Fuſerate und Notizen vos⸗ unſeres Montag, den 8. April 1929 46. Jahrgang Neue Pariſer Beeinfluſſungsverſuche: Bauernpolitik! * Volkswirtſchaftlich am wertvollſten iſt diejenige Größenklaſſe der landwirtſchaftlichen Betriebe, welche auf gleichem Boden und in gleicher wirtſchaftlicher Lage die meiſten Landbewohner gut ernährt und die meiſten Stadt⸗ bewohner gut in Nahrung ſetzt. In den Gutsbezirken mit überwiegendem Großgrund⸗ beſitz kommen etwa 20 bis 30 Menſchen auf den Quadrat⸗ kilometer(ſo in Oſtpreußen und Pommern), in den Land⸗ gemeinden mit vorwiegend bäuerlicher Bevölkerung(3. B. in Weſtfalen und Heſſen-Naſſau) dagegen erheblich mehr, mämlich 120 bis 140. Die bäuerlichen Betriebe beſchäf⸗ tigen und ernähren alſo auf derſelben Fläche mehr Men⸗ ſchan als die Großbetriebe. Infolgedeſſen erfordern die bäuerlichen Betriebe für je 1000 Hektar mehr Wohnraum, mehr Stallungen und Wirtſchaftsräume als die Großbetriebe. Auch iſt der Be⸗ darf an Gegenſtänden für den käglichen Bedarf an Haus⸗, Wirtſchafts⸗ und Stallgeräten infolge der größeren Be⸗ völkerungszahl bedeutend größer für die gleiche Fläche Landes als in Großbetrieben. Dieſe Nachfrage aus bäuer⸗ lichen Gegenden geht auf induſtriell hergeſtellte Maſſen⸗ gegenſtände. Beim Großgrundbeſitz dagegen ſtehen der Familie des Gutsbeſitzers mit höheren Lebensanſprüchen, die auch zu einem gewiſſen Luxuskonſum führen können, die Familien der Landarbeiter mit ſehr geringer Kaufkraft gegenüber. Werden viele ausländiſche Wanderarbeiter be⸗ ſchäftigt, vermindert ſich dieſe Kaufkraft noch, da dieſe Arbeiter verhältnismäßig wenig Bedürfniſſe haben und einen erheblichen Teil ihres Barlohns als Erſparnis mit in ihre Heimat zurücknehmen. Die Bezirke mit überwie⸗ gendem bäuerlichen Beſitz ernähren daher einmal mehr Menſchen auf der gleichen Fläche und verbrauchen anderer⸗ ſeits auch mehr Erzeugniſſe der heimiſchen Induſtrie als der 1 Aus dieſen Gründen erfordern all⸗ gemeine ſtaats⸗ und wirtſchaftspolitiſche Erwägungen eine tatkräftige Förderung der bäuerlichen Wirtſchaften. Eine derartige Begünſtigung der bäuerlichen Be⸗ triebe läßt ſich aber auch aus rein landwirtſchaftlichen Gründen rechtfertigen. Ueber die Frage, ob der Groß⸗ oder der Kleinbetrieb ergiebiger iſt, hat man früher außerordentlich heftig geſtritten. Rein theoretiſch betrach⸗ tet, bietet der Großbetrieb gewiß eher die Möglichkeit. neue Betriebsweiſen zu erproben, als der Kleinbetrieb: z. B. neue Maſchinen oder neue Methoden der Fütterung, der Milchgewinnung und der Milchverarbeitung. Maſchi⸗ nen aller Art laſſen ſich im Großbetriebe vollkommener ausnutzen, als im Kleinbetriebe. Endlich fällt es dem Großbetrieb vielfach leichter, geeignete Betriebsleiter zu finden und ſchließlich bevorzugen— mindeſtens bisher— die Kredit-, insbeſondere die Realkreditinſtitute, die Groß⸗ betriebe vor den Kleinbetrieben. Aber alle dieſe Vorzüge, die beim Großbetrieb zweifellos gegeben ſind, kommen nicht zur vollſtändigen Auswirkung, da der Großbetrieb im Durchſchnitt— und nur von dieſem Durchſchnitt kann man ausgehen,— hinſichtlich der Arbeitskräfte dem bäuerlichen Betriebe ſtark unterlegen iſt. Bei den bäuerlichen Betrieben iſt nicht nur der Be⸗ triebsleiter, ſondern auch der bei weitem überwiegende Teil der ſonſtigen Arbeitskräfte, welche ja aus dem Kreiſe der Familienmitglieder ſtammen, am Erfolge der Arbeit unmittelbar intereſſiert. Dies gilt beim Lohnarbeiter im Großbetriebe bei weitem nicht in demſelhen Umfange. Aus dieſem Grunde iſt es in den bäuerlichen Betrieben mit dem Wirkungsgrad der menſchlichen Arbeit, die eben in den landwirtſchaftlichen Betrieben von ganz beſon⸗ derer Bedeutung iſt, beſſer beſtellt als beim Großbetrieb. Dazu kommt aber, daß die bäuerlichen Betrisbe durch genoſſenſchaftlichen Zuſammenſchluß ſich eine Reihe von Vorteilen verſchaffen können, welche der Großbetrieb heute hat. Das gilt 10 0 für die Bodenverbeſſerungen und Dränagen, wie für den Einkauf von Saatgut und Dünge⸗ mitteln, für Benutzung von Maſchinen(Dampfpflügen, Dreſchſätzen), endlich aber 10 00 für den Abſatz der Er⸗ zeugniſſe, vor allem für den Vertrieb und die Verarbei⸗ tung der Milch und ihrer Produkte, von Gemüſe, Obſt und Eiern. Auch im Kreditweſen kann der genoſſeu⸗ ſchaftliche ede namentlich auf dem Gebiete des Perſonalkredits, die bäuerlichen Betriebe dem Groß⸗ betrieb gleichſtellen. „Endlich iſt noch zu bedenken, daß eine gewiſſe Ar⸗ beitsteilung zwiſchen den Großbetrieben und den Klein⸗ betrieben ſtattgefunden hat. Die Großbetriebe haben ihr chwergewicht in der Getreideproduktion und dem Rü⸗ benbau, die Kleinbetriebe vor allem in der Viehzucht, Obſt⸗ und Gemüſebau und in der Geflügelhanolung. Da wir nun gerade an Fleiſch und Fleischwaren ſowie an Milch und Polkereiproduktion einen außerore atlich ſtar⸗ len Einfuhrüberſchuß 91 iſt die Pfleße ver bäuer⸗ lichen Wirtſchaften, die dieſe wirtſchaftlich von ganz beſonderer Wichtiakeit. 2 rodufte erzeugen auch land⸗ uhnnegre Iweitejlung der Forderungen. Paris, 6. April. Unter den neuen Abſchnitt der Pariſer Sachverſtän— verhandlungen Lerichtet die franzöſiſche Preſſe weiter⸗ hin Einzelheiten, die nach den Erfahrungen, die man bis⸗ her mit den Pariſer Beeinfluſſungsverſuchen gemacht hat, mit äußerſter Vorſicht zu bewerten ſind. Der„Matin“ erklärt, während noch vor einigen Tagen der Abſtand zwiſchen den Geſamtforderungen der Gläubiger und dem vermutlichen deutſchen Angebot etwa eine halbe Mil⸗ liarde jährlich betrug, betrage dieſer allem Anſchein nach heute nur noch etwa 300 Millionen. Man ſei immer noch geneigt, die Zahlungen zu verteilen: 1. Auf 37 Jahresraten, die befonders für die Wie⸗ dergutmachung der Kriegsſchäden beſtimmt ſeien. 2. Auf 58 Jahreszahlungen, die nach dem Wunſche der Gläubiger an die Vereinigten Staaten zur Re⸗ gelung der Schulden transferiert werden follen. Endlich ſtehe der Rahmen des Syſtems heute nicht mehr zur Erörterung, mit anderen Worten: Die Bank für internationale Zahlungen werde die Erbſchaft der Organismen des Dawesplanes antreten. Man kann nicht annehmen, daß Dr. Schacht einen derartigen Plan auch nur als Verhandlungsgrundlage anerkannt haben würde. Jedenfalls hat ſich an dem von Dr. Schacht vertretenen Standpunkt bisher nichts geändert und Dr. Schacht hat ſich in keiner Phaſe der Verhand⸗ lungen zu Zahlungen über 37 Jahre hinaus bereitgefun⸗ den. Auch der Unterſchied zwiſchen den Zahlungen für Kriegsſchäden und den interalliierten Schulden, für die Deutſchland, entgegen dem Sinn und dem Wortlaut des Verſailler Vertrages nun auch noch aufkommen ſoll, iſt und bleibt eine politiſche Konſtruktion der Siegerſtaaten. 0 Außenminiſter Streſemann hat in ſeiner letzten Reichstagsrede ganz klar geſagt, daß die Reparations⸗ pflichten ihre Grenzen finden an der Ergiebigkeit der Quellen, die im deutſchen Wirtſchaftsgebiet erſchließbar ſind. Und es ſcheint, daß die Amerikaner dieſe Theſe Deutſchlands aus wirtſchaftlichen Vernunftsgründen an⸗ erlannt haben. Nicht ohne Grund hat Owen Moung, der Leiter der Pariſer Sachverſtändigenkonferenz ſich von den ehemaligen Kriegsalliierten diſtanziert und ein eige⸗ nes Memorandum überreicht, aus dem klar zu erkennen iſt, daß er die Maximalforderungen, die unter Frank⸗ reichs Führung erhoben werden, für undurchführbar hält. Iſt damit der Weg zum Ziel gewonnen? Das werden erſt die nächſten Tage, vielleicht auch Wochen, ausweiſen, wenn die Diskuſſion über die Zahlen, über die Endziffern, zur Verhandlungsrealität geworden iſt und wenn hierbei die gemeinſame Baſis mit Deutſchland geſucht wird. Die deutſche Delegation hat rechtzeitig genug, noch einmal darauf hingewieſen, daß der Zah ſchacher keine Auf⸗ gabe der Sachverſtändigen iſt. In Paris geht es jetzt darum, eine nach welt wirtſchaftlichen Geſichtspunkten ge⸗ ordnete Grundlage für die politiſche Entſcheidung zu ſchaf⸗ fen, die den Schlußſtrich unter die wirtſchaftliche Liqui⸗ dation des Krieges machen ſoll. Vor der Abrüſtungs⸗Konferenz. Engliſche Beſorgniſſe wegen Rußland. S Genf, 6. April. Am 15. April beginnt die neue Sitzung der vorhe⸗ reitenden Abrüſtungskonferenz, zu der die amerikaniſchen Delegierten in dieſen Tagen die Neiſe angetreten habn, und mit der man ſich namentlich auch in der engliſchen Oeffentlichkeit ſehr ſtark beſchäftigt. Man hat in Lon⸗ don gewiſſe Beſorgniſſe wegen eines neuen radikalen Vorſtoßes der ruſſiſchen Delegation, und wenn man einem ſolchen auch nicht eine unmittelbare Wickung vorausſagt, ſo glaubt man doch, daß die Aktivität der Sowietvertre⸗ ter einen ſehr ſtarken Einfluß auf den weſentlicheren Teil der Konferenz, nämlich auf die direkte und unver⸗ bindliche Fühlungnahme zwiſchen den Vertretern der ein⸗ zelnen Regierungen ausüben werde. Dieſe Fühlungnahme hinter den Kuliſſen erſcheint den Engländern ganz beſonders erforderlich und weſentlich we⸗ gen der Flottenaufrüſtungspläne, denn man hat ſich in⸗ zwiſchen in England ruhiger mit der Koſtenfrage beſchäf⸗ tigt, vor die das Wettrüſten mit Amerika das Land ſtellen muß, und man hat dabei einen gelinden Schreck und eine weſentliche Abkühlung erfahren. Es ſcheint alſo durchaus wünſchenswert, daß die vor der Oeffentlichkeit betonte Rüſtungsbereitſchaft für die Praxis abgemildert wird durch Vereinbarungen, die um des Preſtiges willen 197 6 0 nur mit großer Vorſicht angebahnt werden önnen. Die engliſch⸗ruſſiſchen Handelsbeſprechungen. Hohe Kreditforderungen Nußlands. Moskau, 6. April. Der ſtellvertretend Vorſitzende der ruſſichen bank, Piatakow, hat bei einem Empfang de delegation eine Anſprache gehalten, in der er de wies, daß die engliſche Abordnung die Zahlungsfähig des fuſſiſchen Staates nicht in Zweifel ziehen dürfe. Es ſei eine Selbſtverſtändlichkeit, daß auch die Sow⸗ jet⸗Union ihren Verpflichtungen gegenüber dem Auslande voll nachkommen würde. Wenn England ein Intereſie daran habe, den Handel mit der Sowjet⸗Anion zu för⸗ dern, dann müſſe es auch Kredite zur Verfügung ſtellen. Wenn der engliſche Handel bereit ſei, Rußland etwa 150 Millionen Pfund zur Verfügung zu ſtellen, dann könne die Sowjiet⸗Union Einkäufe in England machen. Die engliſche Abordnung ſieht nach dieſen Ausfüh⸗ rungen Pjatakows ihre Miſſion in Moskau als beendet an und wird ſchon in allernächſter Zeit die Rückreiſe nach London antreten. * 12 5 Wiener Koalitionsverhandlungen. Noch keine Löſung der Kriſe. Wien, 6. April. Die Chriſtlich⸗Soziale Partei hat in Unterhandlun⸗ gen mit der Großdeutſchen Partei den Verſuch eingeleitet, den Pakt neu zu feſtigen, auf deſſen Grundlage die bis⸗ herige Regierungskoalition in Oeſterreich aufgebaut war. Dieſe Verhandlungen ziehen ſich aber in die Länge und es ſcheint, daß von großdeutſcher Seite gewiſſe Bedenken 5 gemacht und neue Vereinbarungen verlangt wer⸗ en. Die Bindung zwiſchen den beiden Parteien war bis⸗ her in allen Einzelheiten ſchriftlich fixiert, und es würde alſo bei einer Verlängerung dieſes Bündniſſes nötig ſein, eine Reviſion oder eine neue Ausarbeitung dieſer Ver: einbarungen vorzunehmen. Die Chriſtlich⸗Sozialen ſind an⸗ geblich bereit, weitgehende Konzeſſionen zu machen, und das würde zeigen, daß ſie, ſolange es nicht unbedingt nõ⸗ tig iſt, darauf verzichten wollen, von dem„Ausweg“, den Dr. Seipel zwar nicht näher umſchrieben hat, den er aber durch ſeinen Rücktritt der Partei öffnen wollte, und der nur in der Richtung nach der Sozialdemokralie liegen kann, Gebrauch zu machen. Die bereits unmittelbar nach dem Rücktritt des Bundeskanzlers und des Kabi⸗ netts geäußerte Vorausſicht, daß zun chſt eine Verlänge⸗ rung der bisherigen Koalition das Ziel ſein werde, und daß man im Sommer zu Neuwahlen und auf der Baſis ihres Ergebniſſes dann zu der etwa erforderlich werdenden neuen Konſtellation der Kräfte kommen werde, dürfte alſo beſtehen bleiben. Man beginnt bereits, ſich mit Perſonalfragen zu beſchäftigen. und wenn auch den hierzu auftauchenden Kombinationen gegenüber weiteſtgehende Zurückhaltung geboten iſt, ſo zeigt doch auch dieſe Tatſache ein neues Kompromiß die Chriſtlich⸗Sozialen und die Hroß⸗ deutſchen zuſammenhalten wird. Der Verſuch der Heim⸗ wehren, durch Kundgebungen Einfluß auf die Neugeſtal⸗ tung der Regierung zu gewinnen, ſcheint auch von der Parteien, die ſonſt mit der Heimwehrbewegung ſympa— thiſieren, nicht weiter ernſt genommen zu werden. Der Sieg Tingſchakaiſcheks. Warum Hankau fiel. London, 6. April. Mit dem Einzug Tſchiangkaiſcheks in Hankau gilt der erſte Abſchnitt des Krieges zwiſchen Nanking und Wuhan als eendet. Der Grund für den vollkommenen Zuſammenbruch der Verteidigung der Wuhaner Truppen iſt nicht allein auf das Ueberlaufen der ſiebenten Diviſton. ſondern auch, nach näheren Berichten, vor allem darauf zurückzuführen, daß die Truppen im entſcheibenden Augen⸗ blick es ablehnten zu kämpfen. Statt deſſen fingen ſie an. ſich mit dem Feinde anzufreunden, ſodaß dem Oberbefehls⸗ haber der Wuhan⸗Armee nichts anderes als ein be⸗ ſchleunigter Rückzug übrig blieb. Der Garniſonsbefehls⸗ haber von Hankau ſelbſt verließ in überſtürzter Flucht ſein Hauptquartier im dortigen raſſſchen Konſulat. Eine größere Anzahl von Fluß fern, die Kriegs⸗ material für die Wuhan⸗Armee mit ſich führten, ſind zu den Nankinger Truppen übergegangen. eber die Stärke der geflüchteten Wuhan⸗Armee und ihre Verfolgung durch die ſiegreichen Nanking⸗Truppen liegen orläufig zuver⸗ läſſige Berichte noch nicht vor. Neues in Kürze. 16: Eugland befürchtet auf der Abrüſtungskonſerenz erneute heftige Vorſtöße Rußlands. 16: Die erneuten Pariſer Verſuche, die Sachverſtändi⸗ gen in ſeinem Sinne zu beeinfluſſen, müſſen an der Grenze wirtſchaftlicher Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands ſcheitern. 2: Viele deutſche Kreiſe, die ihr Vermögen ebenfalls im Kriege verloren und keine geſetzliche Entſchä⸗ digungsanſprüche erhalten haben, erhetzen Einſpruch gegen vie Bevorzugung der Auslaudsdentſchen, wie ſie im Lang⸗ kopp⸗Prozeß zu Tage tritt. 28: Die engliſch⸗ruſſiſchen Handels beſprechungen ſcheinen an der Krevitforderung der Ruſſen zu ſcheitern. Der Elefant im Optikerladen. Elefantenjagd in Reutlingen. V Reutlingen, 6. April. Vier Elefanten des hier gaſtierenden Zirkus Krone entwichen ihren Wärtern. Der eine von ihnen rannte vom Güterbahnhof aus in das Zentrum der Stadt und ſtattete dort mehreren Läden in der Wilhelmſtraße einen„Beſuch“ ab. Zu⸗ nächſt drückte er die Tür eines Lampenladens ein, ging durch den ganzen Laden hindurch und begab ſich ſchließlich, ohne größeren Schaden anzurichten durch eine andere Tür wieder auf die Wilhelmſtraße. Der zweite Beſuch galt einem Optikergeſchäft, wo zwei Türen eingedrückt wurden und eine große Vitrine mit Brillen und anderen opliſchen Artikeln in Trümmer ging. Von hier aus führte der Weg des Elefanten in eine Muſilalienhandlung, wo große Verwüſtungen angerichtet wurden. In einem Her⸗ renartikelgeſchüft ſchlug der Elefant die große Schau⸗ fenſterſcheibe ein, außerdem ſielen ihm ein Motorrad und ein Fahrrad zum Opfer. Auch in den Gärten, die das Tier ſchließlich durchrannte, entſtand an den Bäumen uſw. großer Schaden. Erſt nach einer halben Stunde aufregender Jagd konnte der Rieſe wieder eingefangen werden. Die drei anderen Elefanten hatten ſich inzwiſchen in der Tübin— ger Vorſtadt getummelt, wo gleichfalls mancherlei Scha— den in Gärten, an Bäumen und Hauseingängen ange— richtet wurde. Beim Einfangen der Tiere erhielt einer der Wärter einen Schlag, er mußte ins Krankenhaus N werden. Seine Verletzungen ſind jedoch nicht chwer. Aus dem In⸗ und Auslande. Die Lohnverhandlungen im Bergbau am 13. April. Eſſen, 6. April. Die durch die Kündigungen der ein— zelnen Abkommen zwiſchen dem Zechenverband und den Arbeitnehmerverbänden notwendig gewordenen Verhand— lungen finden am 13. April in Eſſen ſtatt. Es iſt anzu— nehmen, daß Abänderungswünſche des Zechenverbandes erſt im, Laufe der Verhandlungen bekannt gegeben wer⸗ den. Die Arbeitnehmerverbände haben Forderungen noch nicht geſtellt. Große Koalition in Strelitz. Neu⸗Strelitz, 6. April. Die Bildung einer Großen Koalition in Mecklenburg⸗Strelitz zwiſchen der Sozial⸗ demokratie, der Arbeitsgemeinſchaft der Mitte(Demokra⸗ ten und Handwerker) und der Deutſchen Volkspartei, wurde grundſätzlich vereinbart. Dem bisherigen alleinigen ſozialdemokratiſchen Stagtsminiſter Dr. v. Reibhnitz ſol⸗ len ein Demokrat und ein Volksparteiler als Staatsräte beigegeben werden. Neue Zuſammenſtöße in Bombay. London, 6. April. In Bombay iſt es zu Ausſchrei⸗ tungen zwiſchen Mohammedanern und Hindus gekom⸗ men, in deren Verlauf drei Hindus verletzt wurden. Als Polizei eingriff und acht Mohammedaner verhaftete, wur⸗ den ſie von einer großen Menge Mohammedaner, die die Polizei mit den Hindus verwechſelte, mit Stöcken angegriffen. Bevor der Irrtum aufgeklärt war, hatte ein Poliziſt ſchwere Verletzungen davongetragen. ö Einheitsverband der Landwirt Aus den Satzungen der neuen Organiſation. Berlin, 6. April. Nachdem nunmehr ſowohl der Reichsverband wie auch der Raiffeiſenverband dem Satzungsentwurf des Einheitsverbandes grundſätzlich zugeſtimmt haben, dürfte es für die Oeffentlichkeit von Intereſſe ſein, die wichtigſten Beſtimmungen aus dieſen Satzungen zu erfahren. Hinzuweiſen iſt zunächſt auf den neuen Namen des Verbandes, der zuſtandegekom⸗ men iſt, indem man dem Namen des bisherigen größten Verbandes, des Raiffeiſenverbandes der deutſchen land⸗ wirtſchaftlichen Genoſſenſchaften das Wort„Raiffeiſen“ angefügt hat. Der Verband wird demnach firmieren Reichsverband der deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften— Raiffeiſen e. V. i Die Satzungen ſelbſt lehnen ſich ſtark an die bisherigen Satzungen des Reichsverbandes an. Das Syſtem der Dezentraliſation iſt demnach im weſentlichen beibehalten worden. Dies kommt insbeſondere dadurch zum Aus⸗ druck, daß die Satzungen den Paſſus enthalten.„Der Beitritt zum Reichsverband läßt die Selbſtändigkeit der einzelnen Mitglieder unberührt“. Im Paragraph 3 der Satzungen, der ſich mit den Aufgaben des Reichsverbandes befaßt, iſt die Tradition, die im Raiffeiſengedanken liegt, weitgehendſt berückſichtigt worden. Die wichtigſte Aende— rung gegenüber den bisherigen Satzungen des Reichsver⸗ bandes liegt darin, daß der Reichsverband die Rechte eines Reviſionsverbandes im Sinne des Genoſſenſchafts⸗ geſetzes enthält. Nach Paragraph 11 ſind demnach auch die Mitglieder verpflichtet, ſich durch die Reviſionsein— richtungen des Reichsverbandes revidieren zu laſſen. Hie⸗ rin liegt naturgemäß eine Rückenſtärkung des Reichsver⸗ bandes gegenüber ſeinen Mitgliedern. Die Mitgliedſchaft können erwerben genoſſenſchaftliche Reviſionsverbände und Zentralgeſchäftsanſtalten, die dem landwirtſchaftlichen Ge— noſſenſchaftsweſen dienen, ſofern ihr Arbeitsbereich über das Gebiet einer Provinz hinausgeht. Neu iſt weiter die Errichtung eines Schiedsgerichts, i das bei Streitigkeiten zu entſcheiden hat und deſſen Zu— läſſigkeit und Verfahren der Verwaltungsrat regelt. Or— gane des neuen Verbandes ſind der Vorſtand, der Ver⸗ waltungsrat, der Geſamtausſchuß und die Mitgliederver— ſammlung(Genoſſenſchaftstag). Der Vorſtand ſoll aus einem dreiköpfigen Präſidium und der Anwaltſchaft be⸗ ſtehen. Durch die beiderſeitige Annahme dieſer Satzun⸗ gen iſt man einen guten Schritt in der Bildung des Ein— heitsverbandes weitergekommen. Die Auslaſſungen über die Sitzungen laſſen aber die Vermutung zu, daß die Perſonalfrage noch keine völlige Klärung gefunden hat. Der Langkopp⸗Prozeß. Geſchädigte wehren ſich gegen Bevorzugung der Aus⸗ landsdeutſchen. Berlin, 6. April. Die Samstag⸗ Verhandlungen im Langkoop-Prozeß begannen mit einem Zwiſchenfall. Der erſte Staatsan⸗ walt Dr. Köhler verwahrte ſich entſchieden dagegen, daß, wie ihm zu Ohren gekommen ſei, der Sachverſtändige des Reichsfinanzminiſteriums, Dr. Lazarus, in den Gängen des Gerichtes auf das ſchwerſte durch Beleidigung inſul⸗ tiert worden ſei. Nach einem Artikel des„Vorwärts“ ſeien auch in einer Sitzung von Auslandsdeutſchen wiederum ſchwerſte Beleidigungen gegen Dr. Lazarus aus⸗ geſprochen worden und zwar nicht nur von Zuhörern, ſon⸗ dern ſogar von den beiden Sachverſtändigen Trapp und Major Schoffizel. Der Staatsanwalt erklärte, daß er ſich dieſen Artikel zu eigen mache und die Ablehnung dieſer beiden von der Verteidigung geladenen Sachver⸗ ſtändigen beantrage. Die beiden genannten Sachverſtän⸗ digen erklärten. daß ſie ſich mit 3 e e 1 N N 0 1 4 RMückſicht auf ihre Sachverſtändigentätigkeſt bei dieſem Prozeß in der Versammlung beſondere Zu⸗ rückhaltung auferlegt hätten. Der Vorſitzende warf die Frage auf, ob es denn überhaupt zweckmäßig geweſen ſei, während der Dauer des Prozeſſes eine ſolche Ver⸗ ſammlung einzuberufen. Der Vorſitzende wies ferner darauf hin, daß dem Ge⸗ richt viele Zuſchriften zugehen und zwar nicht nur aus Kreiſen der Geſchädigten, ſondern auch von Kleinrentnern, die ihr Vermögen gleichfalls ganz verloren hätten, ohne auch nur einen Anſpruch zu haben und die darüber em⸗ „ daß andere Geſchädigte offenbar bevorzugt würden. Aus Heſſen. Darmſtadt.(Um den Darmſtädter Bürger⸗ meiſterpoſten.) Eine interfraktioneile Beſprechung über die Oberbürgermeiſterfrage hatte das Ergebnis, daß der Antrag der Deutſchen Volkspartei und der Deutſchnatio⸗ nalen Volkspartei, die Oberbürgermeiſterſtelle öffentlich auszuſchreiben, bei den übrigen Parteien keinen Anklang fand. Von dieſen wurde die Erklärung abgegeben, daß der Oberbürgermeiſter aus der Zahl der vorhandenen Bürgermeiſter gewählt und daß die freiwerdende Bür⸗ germeiſterſtelle unbeſetzt bleiben ſoll. Begründet wurde dieſe Haltung mit der Notwendigkeit, Erſparniſſe zu ma⸗ chen. Die Linksparteien haben ſich auf die Perſon des bisherigen Bürgermeiſter Müller geeinigt und auf Bür⸗ germeiſter Delp(S.) als Oberbürgermeiſterſtellvertreter. Die Entſcheidung über die Ausſchreibung fällt in der Stadtverordnetenſitzung am nächſten Donnerstag, in der gegebenenfalls ſofort die Oberbürgermeiſterwahl vorge— nommen werden ſoll. Darmſtadt.(Sonntagskarten nach Die⸗ burg?) Der Verkehrs- und Verſchönerungsverein Dia⸗ burg hat dem Vernehmen nach an die Eiſenbahndirektion Mainz eine Eingabe dahingehend gerichtet, in Zukunft von Darmſtadt Hauptbahnhof aus Sonntagskarten nach Dieburg zu verabfolgen.“ Die jetzige Löſung, daß es nur ab Nordbahnhof Darmſtadt Sonntagskarten nach Die⸗ burg gebe, ſei auf die Dauer nicht haltbar. Außerdem wurde an die zuſtändige Reichsbahnſtellen eine Eingabe wegen Verbeſſerung des Frühverkehrs gerichtet. Eberſtadt.(Neue Bahnhofsbezeichnung.) Nach einer Mitteilung der Reichsbohndirektion Mainz wird mit Wirkung vom 15. Mai ab ber Name der hie⸗ ſigen Main⸗Neckar⸗Bahnſtation in die amtliche Bezeich⸗ nung„Eberſtadt/ Bergſtraße“ geändert. Eberſtadt.(Arbeitsmarkt.) Der Arbeits- markt hat inſofern eine weitere Verbeſſerung zu verzeich⸗ nen, als ein größerer Teil der Erwerbsloſen mit den Waſſerrohrlegungsarbeiten in der Pfungſtädter Straße beſchäftigt werden konnte. Bingen.(Bom Zuge erfaßt und überfah⸗ ren.) Ein 68djähriger Eiſenbahnbeamter wurde beim Ueberſchreiten der Bahngleiſe von einem Hütereuge er⸗ faßt und überfahren. Schwer verletzt und in hoffnungs⸗ loſem Zuſtande wurde er in das Binger Krantenhaus gebracht.. Bingen.(Hildegardisfeier im Juni.) Im Juni findet hier die große Hildegardisfeier ſtatt anläßlich des 750. Todestages der Hildegard von Bingen. Im Zu⸗ ſammenhang mit dieſer Feier wird auf dem Rochusberg eine große Katholikenverſammlung abgehalten werden. Der frühere öſterreichiſche Bundeskanzler Dr. Seipel wird die Feſtrede halten. ndenheim. Von einem Auto angefahren.) Ein hieſiger Metzger wurde, als er ſein defektes Motorrad auf der Straße von Niederolm nach Undenheim ſchob. von einem Auto von rückwärts angefahren, ſodaß er einen Schädelbruch erlitt. Er wurde von dem Auto in das Alzeyer Krankenhaus gebracht. Worms.(Von einer Leiter totgeſchlagen) Während des Abmontierens eines Karuſſells auf dem dis Niobe des Heigerkönigs Raöaun ROMAN von J. ScHNEIDER-FOERSTI. unν,E,ũ,EC642mͤWwbE cut e˖- Schurz dun ch VERLAG OSKAR MEISTER WERU 15. Fortſetning.)(Nachdruck verboten.) „Die Tage liefen, die Wochen, die Monate, die Jahre. Der alte Stefan ging gebückt, Hallers Haupt war ſtark ergraut. Der Bart Warrens zeigte die erſten, weißen Fäden. Nur Elemer reckte ſich in der Vollkraft ſeiner Mannesjugend. Das blütenumwucherte Landhaus des Meiſters war ſeine Heimat geworden. „Wie lange willſt du eigentlich noch mein Schüler ſein?“ frug Haller an einem Spätherbſtabend und klappte den Flügel zurück. Nadanh)i ſah flüchtig aus ſeinem illuſtrierten Blatte auf. „Immer, Meiſter!“ „Das könnte dir paſſen!“ Haller blickte neugierig zu ihm hinüber.„Ich habe dir nichts mehr zu lernen!— Du biſt fertig!“ „Schade!“ „Was, ſchade?“ Ein Stoß von loſen Notenblättern flatterte zu Boden. Eilemer bückte ſich eilig und ſchob die helfenden Hände des Meiſters zur Seite. „Was, ſchade?“ wiederholte der Direktor. „Daß Sie mich ſo raſch ſatt bekommen haben!“ „Naſch?— Volle ſechs Jahre!— Es iſt eine Schandel“ „Was iſt eine Schande, Meiſter?“ „Daß du dir noch immer den Anſchein gibſt, als ob du mich brauchteſt und weißt doch längſt, daß du mir über biſt!“ „Wann iſt je der Schüler über dem Meiſter geweſen?“ löchelte Elemer. „Du— bringe nicht Zitate, die dich nichts angehen und die gar nicht hierher gehören.— Uebrigens habe ich die eine 8 zu ſagen“ Jai— Du wirst om 18. October bietendhewangid Juve „At das die Neuigkeit, Meiſter?“ Haller griff ſtatt aller Antwort nach einem dünnen Noten · heft und ſchlug ihn damit auf die Schulter. Ich merke ſchon du wüchſt mir allgemach über den Kopf. Es iſt Zeit, dich auf eigene Füße zu ſtellen, damit du dich ſelbſt mit dem Leben abraufen kannſt. Alſo am 19. Oktober iſt dein erſtes Konzert im Beethovenſaal.“ Elemer nickte und ſah nach dem Garten, über den die Abendſonne ihre letzten Strahlen ſchickte, ſr daß die Dahlien und Aſtern in bunter Pracht aufleuchteten. „Keine Angſt?“ frug Haller. „Angſt?— Wovor, Meiſter?“ „Vor der großen Menge!“ „Ich wüßte nicht warum.“— Der Blick Radanyis ging noch immer nach dem Garten, den die Sonne immer mehr vergoldete.„Uebrigens, wenn man Ihr Schüler geweſen iſt.“ „Was iſt es dann, Elemez?“ „Müßte eigentlich der mc mehr Angſt haben, daß der Erſtlingskongzertiſt ihm das Renommee verdirbti“ Haller ſtarrte ihn wortlos an.„Was du dir nicht alles erlaubſt!— Ich habe im Sinne gehabt, dir ein Programm zuſammenzuſtellen und dich ſelbſt am Flügel zu begleiten. Aber weil du ſcheinbar ſo gar keinen Reſpekt mehr vor mir haft, kannft du die Auswahl ſelber treffen und dir auch einen beliebigen Pianiſten ſuchen.“ Er ſah dabei mit einem verſteckten Blinzeln zu Radanyi hinüber. „Hm—“ ſagte Elemer und zog die Stirne in Falten, als ob er angeſtrengt nachdenke.„Das will überlegt ſein, Meiſter.“ Im nächſten Augenblick ſchwang er ſich über die Fenſter⸗ brüſtung und ging nach den Blumenbeeten, in denen Ste⸗ fan eben auszujäten begann. ö Hallers Lachen klang ihm nach. Das ſah ihm ähnlich. Der kümmerte ſich nicht einen Deut, bis einen Tag vor dem Konzerte.„Du haſt wohl ſchon einen Pianiſten?“ rief er ihm zu. „Jal— den alten Werner vom Kino drüben, der ſpielt ganz anſtündig.— Wir paſſen gut zuſammen!“ Haller ſchloß vergnügt lachend das Fenſter und machte ſich dron, ein Programm für ſeinen Schüler zuſammenzuſtellen. Beethoven— Mozart— Liſzt— Am Abend ſaßen ſie dann zuſammen und beſprachen das Ganze. Elemer ſagte zu allem:„Ja, ganz wie Sie es für gut finden, Meiſter!“ 1 ſelbſt haft gar keine Ertrawünſche, mein Junge?“ „Nein!“ „Was willft du als Dreingabe ſchenken, Elemer?“ „Nichtsl⸗ 1 „Wie?“ i „Nichts!— Wozu eine Dreingabe?— Setzen Sie zwei tücke mehr aufs Programm, dann iſt es das gleiche.“ „Du irrſt, mein Sohn.— Eine Dreingabe muß fein!“ „Muß?“ e„ „Jal“ e „Dann Brahms ungariſche Tünge.. „Gut!— Willſt dünn. ee, 2 Die Glocke gellte anhaltend durch das Haus. Man hörte Stefans Schritt und dann eine Mädchenſtimme, die einen guten Abend bot. „Evi Mil“ rief Glemer, ſprang auf die Türe zu und riß ſie auf. Die Tochter Warrens ſtand auf der Schwelle und blickte mit einem leichten Blinzeln in die Helle des Raumes. „Verzeihung, Herr Direktor, daß ich Sie ſo ſpät noch über ⸗ falle. Aber Elemer läßt ſich ſo wenig blicken in letzter Zeit und ich möchte doch nicht gehen, ohne ihm Lebewohl gefagt zu haben!“ „Du gehſt, Eve Marta?— Wohin gehſt du?“ Radanyi ſtand neben der ſchlanken Mädchengeftakt, die in dem dunklen Sammetkleid mit den goldblonden Zöpfen, die ihr über die Bruſt fielen, ausſah wie ein lebendiges Bild von Rubens. Sein Blick hing unverwandt an ihr.„Wohin gehſt du?“ ſtieß er nochmals erregt hervor. N „Nach Schottland zur Tante Aebtiſſin.— Für volle drei Jahre.— Ich freue mich unſagbar!“ „Du freuſt dich?“ Radanzi konnte es nicht begreifen, daß ſie ging, noch weniger, daß ſie ſich freute. Er war ſich für den Moment ſelbſt noch ſo unklar in ſeinem Fühlen und wußte die Erregung nicht recht zu deuten, die ihn plözlich beinahe taumelig machte. Er war doch ſo ungezählte, viele Male in all dieſen ſechs Jahren um Eve Maria geweſen, hatte mit ihr gelacht, geplaudert, geſpielt und heute wor es nun auf einmal ſo ganz anders als bisher. Er ſie on, als N Des großen Erfolges wegen sind wir gezwungen, das schönste Fllmwerl Central- Theater 1 dieses Jahres h ut e nochmals zur Aufführung zu bringen. „Der Spion der Pompadour“ oder„Marpuls d' Eon“, Der Spion der größten Kurtiſane Frankreichs. Das verwegene Spiel einer bildſchönen Frau und ihre ſenſationellen Erlebniſſe am Hofe zu Paris und Petersburg. Aullerdem das schäne Beiprogramm. Verſäumen Sie nicht die letzte Gelegen⸗ heit, ſich dieſes Kunſtwerk anzuſehen. Sie haben beſtimmt noch kein ſchöneres Filmwerk geſehen. Anf, ab 7/8, ab 9 Uhr letztmals das ganze Programm Martinsplatz fiel eine funf, Meter lange Doppeueier in eine Schar ſpielender Kinder. dreieinhalbjähriges Mädchen tödlich verletzt. Hierdurch wurde ein 7. Trotzdem der Beſitzer eine große Anzahl Kinder wiederholt vom Karuſſell fortgeiagt haben will, war es einigen größeren Kindern doch gelungen, das Karuſſell in Bewegung zu en. Schlier bach.(Kirchenrenovierung.) Im Laufe der letzten Woche beſichtigten der Denkmalspfleger für Heſſen, Herr Profeſſor Walbe-Darmſtadt und der Kir⸗ chenmaler Kienzel⸗Eberſtadt, unſere Kirche, die nach Pfing⸗ ſten im Dachwerk und im Innern renoviert werden ſoll. Die Arbeiten werden demnächſt zur Bewerbung ausge⸗ ſchrieben und dann vergeben. Die Malereien werden dann von Herrn Kirchenmaler Kienzel vorgenommen. Einige bauliche Veränderungen, ſo z. B. an den Kaminen und Seitentüren haben ſich als nötig erwieſen. Neckarſteinach.(Arbeiten an der Stauſtufe.) Die Arbeiten an der Stauſtufe Necgarſteinach werden jetzt nach den Oſterfeiertagen in Angriff genommen werden. Das Baumaterial iſt bereits zum größten Teil angefah⸗ ren, ſodaß ſofort mit Hochdruck begonnen werden kann. Heſſiſcher Landtag. Vom Finanzausſchuß. O Darmſtadt, 6. April. Der Finanzausſchuß des heſſiſchen Landtages be⸗ ſchloß in ſeiner Sitzang mit ſieben gegen fünf Stimmen den Antrag der Abg. Weckler, Blank, Heinſtadt und Ge⸗ noſſen, der u. a. die Regierung erſuchte, zu prüfen, in⸗ wieweit die Uebernahme der neuen Vermeſſungskoſten für die in Frage kommenden Grundſtücke auf die Staatskaſſe möglich iſt, der Regierung als Material zu überweiſen. Eine Reihe von Eingaben werden durch die Regierungs⸗ antwort für erledigt erklärt, zwei weitere abgelehnt. Folgender Antrag der Abg. Ritzel und Genoſſen fin⸗ det einſtimmig Annahme:„Die Verſicherungsanſtalt der gemeindlichen Beamten in Heſſen beabſichtigt, den Um⸗ lageſatz von 13 Prozent auf 14 Prozent ze erhöhen. Mit Rückſicht auf die Notlage der Gemeindebeamten bean⸗ tragen wir, der Landtag wolle beſchließen, die Ver⸗ ſicherung zu erhöhen, dieſe Umlageerhöhung vorerſt nicht zu genehmigen und in Kürze dem Landtag eine Vorlage zu unterbreiten, die eine Abänderung des Verſicherungs⸗ geſetzes für Gemeindebeamte vorſieht.“ 155 Zugeſtimmt wird der vom heſſiſchen Finanzminiſter eingebrachten Vorlage zur Einzahlung von 2000 Reichs- mark auf die Geſchäftsanteile des heſſiſchen Staates bet der Firma„Oberheſſiſche Obſtwerke e. G. m. b. H. zu Büdingen“, ſowie der Erhöhung der Haftſumme von 2000 auf 2500 Reichsmark. Lokales und Allgemeines. Der ſchwere Gang. Das Paradies ſorgloſer und unbeſchwerter erſter Ju⸗ gend ſchließt ſeine Pforten. Was bisher immer nur eitel Wonne, ein wenig blauer Himmel mit lachender Sonne geweſen, bekommt ein neues Geſicht, deſſen Züge ſchon einige ſtrenge Fältchen tragen. Zuerſt noch etwas verdeckt, die Strenge noch mit mehr Milde gepaart, damit das harte Muß noch nicht wie eine bittere Nuß ſchmeckt. Deng das Gebundenſein an einen beſtimmten Platz und für eine geraume Zeit nach all den Jahren zeitloſer Unge⸗ bundenheit, dieſer Verluſt der perſönlichen Freiheit, das erſtmalige Ein⸗ und Unterordnen des eigenen Ich unter einen fremden Willen und in eine größere Gemeinſchaft, iſt ein herber Zwang, für deſſen Begründung vorerſt noch alle Handhaben fehlen. Ein ſchwerer Gang der erſte Weg zur Schule auf den manche unwillige Träne träufelt. Auch die große Tüte mit allerlei lockenden Leckereien vermag ihn nur vorüber⸗ gehend zu verſüßen. Das liebevolle Mutterwort und be— hute Mutterhände helfen den Trennungsſchmerz zwar lin⸗ dern, aber wenn man dann plötzlich ſich in die weite Welt allein hineingeſtellt ſieht, mit der man noch ſo we⸗ nig anzufangen weiß, dann packt die junge Seele zum erſten Mal„der Menſchheit ganzer Jammer“. Eine Ge⸗ bergſch en wider ſie aufgeſtanden, der ſie wehrlos gegen⸗ berſtehen. Und doch muß dieſer ſchwere Gang einmal von je⸗ dem gegangen werden. Weil mit der erſten Schulſtunde langſam und mit milder Mäßigkeit der Uebergang i den unausbleiblichen Ernſt des Lebens geſchaffen wird. Für das zu wecken und zu ſtählen das ABC und das kleine Einmaleins ſo nötig ſind, wie das tägliche Brot zur Erhaltung des Daſeins. Kommt dann im Laufe der Zeit Luſt und Liebe dazu, ſo wachſen unſichtbar die Fit⸗ liche zu großen Tatſachen. Für dieſen früher, jenen ſpä⸗ er, und für jeden in dem Ausmaß, daß ſeinen inneren Fähigkeiten entſpricht. Darum: Kopf hoch! und Glück auf! „— Wie viel Veteranen von 1864, 1866 und 1870 gibt es noch? Nach einer Statiſtik des Reichsarbeits⸗ faliſteriums bezogen am 1. März 1929 noch 54 250 Ve⸗ eranen die ſogenannte Veteranenbeihilfe. Man darf alſo wohl daraus ſchließen, daß noch etwa 5065 000 Teil⸗ nehmer an den Einigungskriegen am Leben ſind. D Die Form der Briefanſchriften. Vom Reichs⸗ ſchleiniſter um werden im Einvernehmen mit dem Aus⸗ ſchuß für Wirtſchaftliche Verwaltung beim Reichskura⸗ Drin für Mirtſchaftlichkeit mit Schreibmaſchine oder ruckplatten(Adremaplakten und dgl.) hergeſtellte Brief⸗ Oſchriften. bei denen alle Anſchriftzeilen an der gleichen Bofſ beginnen, unter folgenden Vorausſetzungen im ˖ oſthetriebe zuzulaſſen: 1. Der Beſtimmungsort ſoll un⸗ derſtnüchen fein: 2. Zwiſchen der Ortsangabe und den Zeleb e befindlichen 3 zeilen ſoll mindeſtens eine 105 frei bleiben; 3. Die Straßen⸗ und Wohnungsan⸗ gabe ſoll unter der Ortsangabe ſtehen. — 750 Millionen Sparlaſſenhypothelen für den Wohnungsbau im Jahre 19288. Die öf 1 Spar⸗ kaſſen haben im Jahre 1928, nachdem man von ihnen zu Anfang des Jahres höchſtens 200 bis 300 Millionen Mark erwartet hatte, rund 750 Millionen Mark für den Baumarkt aufgebracht. Etwa 65 Prozent der erſtſtelligen Wohnungsbauhypotheken entfallen daher auf die Spar⸗ zaſſen. Wenn man berückſichtigt, daß der Geſamtzuwachs 1 Spareinlagen im deutſchen Reiche im vergangen Jahre ungefähr 2,32 Milliarden ausmacht, ſo kann man feſtſtellen, daß 32,3 Prozent des Zugangs dem Woh⸗ nungsbau zugeführt wurden. Dies iſt gewiß eine beach⸗ tenswerte Leiſtung, die über die Bedeutung der öffent⸗ Alen dar kaſſen für die Allgemeinheit beredtes Zeugnis ablegt. »Der Weiße Sonntag. Unter lebhafter Anteil⸗ nahme der kathol. Gemeinde fand geſtern die Erſtkommunionfeier der Kinder ſtatt. Leider war das Wetter dem Weißen Sonn— tag nicht angepaßt. Es war kalt, ein ſcharfer Wind ließ die Kinder frieren, ſodaß man mit ihnen Bedauern hatte. Erfreulicher— weiſe blieb es aber trocken. Viele Familien weilten auf dem Schmaus, mancher gute Biſſen ließ ſich wohl ſchmecken. Nach altem Brauch iſt der Weiße Sonntag immer ein höheres kirchl. Feſt. Da gibt man ſich immer groͤßerer Freude hin.— Auch in der evangeliſchen Gemeinde feierte man geftern Kon- firmation. Die Predigten waren auf die hohe Bedeutung des Tages eingeſtellt. Möge die Saat des Weißen Sonntag über— all auf guten Boden gefallen ſein.— Beſonders bedauerlich war zu vernehmen, daß ein Erſtkommunionkind am ſelben Tage durch den Tod ſeiner Mutter in tiefſte Trauer verſetzt wurde. Nordd. Saatkartoffeln Am Lager ſind vorrätig: Böhm's allerfrüheſte Gelbe Odenwälder Blaue Gelbe Induſtrie„ 6.— Edeltraur„ 6.— Obengenanntes Saatgut habe ich garantiert aus Norddeutſchland, teils aus Pommern und teils aus der Uckermark bezogen. Heinrich Faltermann 3. Moltkeſtr. 15 Tel. 76 Zentuer 6,70 6. 70 * Der Spion der Pompadour. Mit großen Er⸗ folg zeigte man geſtern Abend im Zentral Theater einer der ſchönſten und gewaltigſten Filme ds. Is. Alle Beſucher gingen begeiſtert nach Hauſe und freuten ſich wieder was Außergewöhn liches geſehen zu haben. Viele fragten ab es nicht möglich wäre heute Montag dieſen Prachtfilm nochmals zur Aufführung zu bringen da die meiſten Leute gar nicht wüßten was„Der Spion der Pompadour“ für ein prächtiger und überwältigen⸗ der Weltſtadtfilm iſt. Es iſt wirklich eine Sehenswürdigkeit Viernheims. Es iſt mit recht der ſchönſte Film ds. Is. zu nennen. Ein Beſuch heute Abend lohnt ſich. Ein jeder kommt voll und ganz auf ſeine Rechnung. Parole: Die letzte Gelegen- heit wahrnehmen und ſich das glänzende Weltſtadtprogramm des Zentral-Theater anſehen. »Aus der Schule. An Stelle des von der Berufs- ſchule zurückgetretenen Diplomhandelslehrers Herr Au gu ſt Mandel tritt mit Wirkung vom neuen Schuljahr ab Herr Karl Müller ſeither Lehrer an der hieſigen Volksſchule dahier. Schulverwalterin Frl. Müller von hier wurde nach Oberheſſen verſetzt, an ihre Stelle tritt Herr Schulverwalter Röder. »Der Polizeibericht der letzten Woche enthält folgende Anzeigen. 1 wegen Störung der Sonntagsruhe; 2 wegen Diebſtahl(Fahrräder) 2 wegen Körperverletzung; 2 wegen Fah⸗ ren ohne Licht; 1 wegen Verſtoß gegen das Kraftfahrzeugge— ſetz und 1 wegen Ruheſtörung. *Der Tod hielt veiche Erute. Im Monat März 1929 hat unſere Gemeinde 18 Sterbefälle zu verzeichnen. Wei— ter ſind 17 Geburten und 3 Eheſchließungen zu melden. Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 318 Stück Perkauft: 235 Stück Milchſchweine das Stück 23— 32 RM. Läufer das Stück von 35— 50 Mk. Sport und Spiel Sp.⸗Vergg.„Amicitia“ Privatſpiele Viernheim 1.— Neckarſteinach 1. „ 2.— 7 2. „ 1. Jug.— Wallſtadt 1. Jug. „ 2. Jug.— Waldhof 2. Jug. D. J. K.-Sport Viernheim 1.— Vilbel 1. „ 3.— Offenbach 2. „ Priv.— Feudenheim 2. „ 1.— Not⸗Weiß Maunheim 1.(Handball) Füdd. Meiſterſchaftsſpiele „Eintracht“ Frankfurt— B. f. L. Neckarau Karlsruher F.⸗V.—„Wormatia“ Worms „Germania“ Brötzingen— 1. F.-Cl. Nürnberg V. f. R. Mannheim— F.⸗Sp.⸗V. Frankfurt F.⸗Sp.⸗V. Mainz 05— Sp.-V. Waldhof S 0 O d Lohnt ſich das ſelbſtändige Handwerk noch: Es iſt ſehr intereſſant, feſtzuſtellen, wie die jungen Handwerksgeſellen über ihre Zukunft denken. Bei den Meiſterſöhnen iſt faſt durchweg der Gedanke, Vaters Geſchäft zu übernehmen, oder ſonft zur Selb⸗ ſtändigkeit in ſpäterer Zeit zu kommen, maßgebend. Die Antwort ſagt ſtets auf Befragen, daß es in der heutigen Zeit kaum möglich ſei, an ein ſelbſtändiges Geſchäft zu denken. Es ſcheinen hier bedauerliche Einflüſſe mitzuwirken. Es wäre doch ſchlimm, wenn dieſer Anſporn, in der Welt vorwärts zu kommen, ertötet würde. Die meiſten größeren und Großbetriebe ſtammen doch aus kleineren Anfängen. Wenn Großbetriebe durch irgendwelche Um— ſtände in nicht gelernte Hände gelangt ſind, ſo iſt ihr Urſprung meiſtens im Handwerk zu ſuchen. Wer den Ehrgeiz hatte, ſelbſtändig zu werden, war früher ſtets bemüht, ſich für dieſen Zweck Spargelder anzulegen. Die Verſuchungen, ſein Geld für nutzloſe Zwecke auszugeb m. waren natürlich nicht ſo groß wie heute, nach einem verlorenen Kriege. Es war ja auch ſo, daß man erſt ſeiner Dienſtpflicht für das Vaterland genügen mußte, dann ſuchte man ſein Wiſſen und Können wieder zu vervollkommnen, ſo daß der Gedanke zum Anfangen eines ſelbſtändigen Geſchäfts meiſtens vor dem 30. Lebens- jahre kaum in die Erſcheinung trat. Und noch eins, was zum ordnungsmäßigen Leben gehört, die Frau. Es waren nur wenige, welche vor ihrer Kommiszeit heiraten mußten. Viele heirateten als Ge⸗ ſellen, vereinzelt auch, nachdem ſie ein Geſchäft gegrün⸗ 15 weil hier eine tüchtige, ſtrebſame Frau unerläßlich iſt. i Wie ſieht es nun heute aus? Wenn ſich ein junger Menſch einſchränkt, er muß natürlich einen feſten Cha⸗ rakter haben, kann er auch heute noch ſparen; ſchon des⸗ halb leichter, weil er nicht Soldat zu ſein braucht. Gewiß gibt es auch heute gutbezahlte Stellen in Betrieben, aber dieſe ſind ſelten, und es werden große Anforderungen geſtellt. Es iſt auch nicht ſo, wie oft be⸗ hauptet wird, daß ältere Angeſtellte oder Werkmeiſter abgeſchoben werden; wer etwas kann und zum Betrieb hält, wird ſicher nicht wegen Alters entlaſſen. Jeder Betrieb, ob Handwerk oder Induſtrie, wird tüchtige, auch ältere Kräfte nicht entlaſſen. Es mag in mancher Hinſicht heute etwas ſchwieriger ſein. die Selbſtändiakeit zu erringen. aber die Vorbe⸗ entweder dingungen ſind dieſelben wie fruher. Mi etwas erſpar⸗ tem Geld, klein angefangen, mit Kenntniſſen ausgeſtattet und dem nötigen Fleiß, geht's auch heute noch. Wenn ein Handwerksgeſelle die verſchiedenſten Gebräuche in den Landesteilen unſeres Vaterlandes kennen gelernt, viel⸗ leicht noch im Ausland ſein Wiſſen erweitert hat, ſo wird er beſtimmt zu einer Kundſchaft gelangen. Es gibt wohl in allen Gemeinden ſogenannte Ortsfremde, welche gern nach den Gebräuchen ihrer Heimat bedient werden wollen. Daß in den erſten Jahren nicht nach der Arbeits⸗ zeit geſehen werden darf, wenigſtens nicht für den Mei⸗ ſter, iſt ſchon notwendig, es muß eben gearbeitet werden, wie es das Geſchäft verlangt. Wer heute ſein Geſchäft ſelbſtändig auf Dauer be⸗ treiben will, wird ſich auf genaue Berechnung der Selbſt⸗ koſten ſeiner Waren einſtellen müſſen, genau Buch füh⸗ ren, ja ſelbſt ſeinen Geſellen ein Buch zum Einſchreiben geben, damit die bezahlten Lohnſtunden für dieſe auch am Mochenſchluß ſtimmen; auch wird am Jahresſchluß ein Abſchluß nötig ſein, daß zu ſehen iſt, ob das Geſchäft vorwärts gekommen iſt. Auch hier kann mir vorgehalten werden: dann bekommt der Betreffende keine Arbeit. Ich gebe auch in dieſem Falle manches zu, weiß aber auch aus Erfahrung, daß, wenn jemand beſtrebt iſt, gute, einwandfreie Arbeit pünktlich und gewiſſenhaft zu liefern, er immer aufgeſucht wird, wenn natürlich auch verſucht wird, ihn im Preiſe zu drücken. Selbſtbewußte Hand⸗ werksmeiſter laſſen ſich dieſes aber nicht gefallen, und ſie haben auch meiſtens Erfolg. Und nun noch ein kurzes Wort für die Meiſterin, Des Handwerks ſchwache Seite war vielfach die nicht genügende Buchführung. Wir ſehen heute, wie viele Eltern ihre Töchter zur 17 Wale Fer a Stenographie, Schreibmaſchine lernen laſſen, falls der Mann einmal aus; bleibt. Dies iſt richtig, leider in Anbetracht der Zeiten notwendig. Vorſorgliche Eltern ſorgen aber auch, daß ihre Töchter noch einen Topf Eſſen kochen lernen. Dieſes ſind die gegebenen Frauen für einen jungen Handwerks- meiſter; beide können ſich im Geſchäft ergaͤnzen. In vielen Geſchäften iſt die Frau die Seele vom Geſchäft. Was der Mann im Geſchäft fertigt, muß die Frau mit ihrer angeborenen Liebenswürdigkeit an den Mann bringen. Gerade in einer Zeil. wo leider verſchiedene Hand ⸗ werkszweige ſich een, neben. Anfertigung auch Han ⸗ del treiben ml) ſichtige Frau unerläßlich.