Todes-Anzeige. Nach Gottes heil. Ratschluß wurde heute morgen 6 Uhr unser ſſeber Bruder, Schwager, Onkel und Neffe, Herr Franz Effler nach kurzem, schweren Krankenlager unerwartet, öfters ge- stärkt durch den Empfang der hl. Sakramenten, im jugendlichen Alter von 20 Jahren in die Ewigkeit abgerufen. Wir bitten dem Ib. Verstorbenen im Gebete Zu gedenken. Viernheim, den 9. April 1929. Die tieſtrauernd Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am Donnerstag nachm. 4 Uhr vom hiesigen Krankenkaus aus statt. S—— — l Sheise⸗ Karloltel zu verkaufen Werle, Lampertheimerstr. 11. Mönlmul Hellapparal wie neu grober Apparat mit güämtlichem Zudekör, wie Elektroden, Kran- kenbehandlungsbuch und Verpackungskar- ton, sehr günstig ab- zugeben. Ferner ein guter- haltener dunkelblauer Byrennaber- Minderwagen und schwarzer Moch Uu. Bacnerd (Gußbeisen). Zu erfragen im Ver- lag dieser Zeitung. nbi U Verein für Reichskurzſchrift „abelsberger Holzberſteigerung. Am Dienstag, den 9. April beginnt abends 8 Uhr in der Schillerſchule ein Anfängerkurſus in Reichskurzſchrift gegen mäßiges Honbrar. Hierzu laden wir alle Intereſſenten und Schulentlaſſenen ein, Il. 17 Meldungen 0 eine gründliche Ausbildung wird gewährleiſtet. zu Lampertheim von vorm. meiſtbietend verſteigert: Kiefer 9(l. 1, 9, ll. können in Eiche 82 3 9 Der Vorſtand. Eiche(. 95 den Unterrichtsabenden erfolgen. eee eee e Steckzwiebein N r eee e 550 5 eee eee 45. l üben U. Mahrubensamen direkt vom Züchter bezogenes Originalsaat- gut, lange und runde Sorten Schoppen 20 Pfennig. Oolpapier Meter 30 Pfg., zur schnellen und sicheren Heranzucht der Pflanzen. verschiedene Sorten Schoppen 30 und 40 Pfg. Alle Sorten Gärtenshmerelenu. Blumensamen Alles nur hochkeimfähiges Saatgut. Aeltestes Spezialgeschüft am Platze lots Walte Es bedeuten in Wildbahn, II- sortenechtes Dienstag, den 16. April 1929, werden im Saale des Gaſthauſes„Rheingold“ Derbſtangen II. Kl.(11-12 Dm.) fm. Kie⸗ fer 16,50(J. 17) Nutzſcheiter II. Kl. rm.: Buche 28, Eiche 49(. Kiefer 183(davon 9 rund)(. 9, 10, 17 u. 23), Knüppel rm: Buche 21, 10 und 17) Kiefer 326 (J. 9, 10, 17, ll. 17 u. 23) Reisknüppel, rm: Eiche 13(I. 9) Kiefer 118(I. 9, 10, III. 17) Aſtreiſig, Wellen: Kiefer 3575(II. 23) Stöcke, rm: Kiefer 313(n 17, 23). . den Klammern l- Obere Wildbahn, die arabiſchen Zahlen die Abteilungen. Schuldner von Domanialgefällen aus frü⸗ heren Jahren erhalten keinen Zuſchlag. ſtrichene Nummern werden nicht ausgeboten. Lampertheim, den 5. Heſſ. Forſtamt Campertheim. 9 Uhr au öffentlich 12) Scheiter, rm: 9, 10 und 1 7), Untere Ill Heide, Unter- April 1929. Morgen Mittwoch früh von halb 8 bis 12 Uhr Empfehle zur Iahrs-Sadt 14 Strubes Schlanſtedter Saathafer 1. Ab⸗ Anerkanntes Saatgut der Landwirtſchafts⸗ lade ich am Staatsbahnhof prima Gan 2 1 1 auch in den hartnäck. aus.— Lembkes Induſtrie und Odenwälder Fllen, werden in einig. Die Kartoffeln ſind durch“ Tagen unter Garantie d. das echte u schädl. Teintverschönerungs- mittel„Venus“ Stärke Keine Schälkur. Pr. 2,75 RM. Blaue, 1. Nachbau. die landw. Kammer Darmſtadt bezogen. Chriſtian Adler 2. 55 B. beseitigt. zur„Traube“ Düngerhandlung. Nur zu haben dei Flora- Drogerie Rathausstrasse 13. Mas- Instrumente E. Nichter ſaat. kammer, la Saatgerſte. Ferner: ſcher und Ewiger Kleeſamen. Futtermittel: Hühner⸗ und Taubenfutter. a und Roggenmehle. Rathausſtraße 67. gemacht werden. Deut⸗ Kleie, Futtermehl, Trockenſchnitzel, Malzkeiwe, Soyaſchrot, Repskuchen, Erdnußkuchen, Gerſten⸗ ſchrot, Maisſchrot, Weizennachmehl, Haferflocken Sämtliche Weizen⸗ Johann Adam Adler 2., NB. Norfmull trifft in den nächſten Tagen ein und können heute ſchon Beſtellungen EINRIeHT . M.. HN. Die Fe.„Hausral“, gerneirmititzice NMSbelwersorgund r Ce HMreiri-, er- Uwe Lebmge blen, G. rn. B. H., Frerkfurf S. N., Hei rre Cœesceffssfelle Mannheim, P 7,& en urs ebgefreter) n ſcrren wir des Geschielt irn Urweröriderter Form weer. permanente Austtellungtràãume in 5 Etagen Wir bririgen eme gedeutend größere Auswahl vl bisher in: Schlafzimmern, Speisezimmern, Herren- zimmern, Küchen sowie Einzelmöbein Matratzen, Polstermöbel, Betten, Bettfedern etc. Neu aufgenommen: Teppiche · Vorlagen · Steppdecken · Koltern und Làuferstoffe Trotz wirklich billiger Preise Weitgehendste Zahlungs- Erleichterung Bir! Pesuch unserer Ausstfellungsräurne, cler Sie zu ruchus Verpflichfen soll, ird Sie Von der Richtigkeit des Gesegter: Uber zeugen. 4492 Haunnneimer Wonnungs-Finrichtung p 7,8 debe, P 7,8 6888888888828 Empfehle zum Frühjahr meine gut eingeführten Beſonders leiſtungsfähig in Gum mi⸗Bereif Marke: Continental. Sämtliche Er ſatzteile zu äußerſten Preiſen. Reparaturen werden prompt und billig ausgeführt. Fahrräder auf Teilzahlung.— Bitte Schaufenſter beachten. 0 ikolaus Effler g d N ee P' ̃ 388 F N n N Führend S Möb 2 mit unerreichter Auswahl sucht allerorts rührige Vertreter auch nebenberuflich Günstige Gelegenheit für pen. gionlerte Beamte und Kaufleute, sich in angenehmer Weise einen bedeutenden, bequemen Nebenverdienst zu schaffen bei weitgehendster Unterstützung. Gefl. Zuschriften unt. Nr. 770 an die Geschäfts- stelle ds. Blattes. — kaufen Ist Vertrauenssache— kaufen Sle am besten beim Fachmann Empfehle: Schdler- u. Orchestergelgen, Meister- golgen, Cellls, Lauten, Gitarren, Mandolinen, Zithern Alle Blasinstrumente: — Saiten, Bestandteile und Noten— Sämtlicke Reparaturen sowle Bogen behaaren werden fach- männisch und billig ausgeführt. Spezialität: Naubau von Melster-Geigen, Celll.s Sollisten, Gitarren und Lauten. Gute Qualitat, konkurrenzlos billig Lauten- und Gelgenbauer Kurt Hoyer u. Münlunstr. desen bfts-u.Reperafürwernslütte Alanansim, Tatersaltstr.22. Tel. 20088 Sämtliche Moparaluren Und Hestenlungen nimmt an friedrich Hofmann, Viernheim Neubaustraßße 3. Odenwälder Blaue Gelbe Induſtrie Edeltraur aus der Moltkeſtr. 15 Am Lager ſind vorrätig: Böhm's allerfrüheſte Gelbe Obengenanntes Saatgut habe ich garantiert aus Norddeutſchland, teils aus Pommern und teils Heinrich Faltermann 3. Zentuer 6,70 „ 6.— 1 6.— 17 6.— u““... ꝶw;Ä 6 1 775 r 8 Die beste Jauchepumpe ist und bleibt die „umow Va. Winkenbach Weinheimerstraße 53. . e. G. m. b. H. Aelteſte Bauk am Platze Bauk und Gparkaſſe auf genoſſenſchaftlicher Grundlage Gegen 3000 Mitglieder Geſchäfts anteile, Reſerven u. Haftſummen Goldmark 3000 600. Besorgung aller bankgeſchäftlichen Angelegenheiten mmm Uckermark bezogen. Tel. 76 Unregelmäßigkeiten in der Zuſtellung unſeres Blattes wollen uns B gemeldet werden damit wi für Abhilfe ſorgen können erhältlich in der Buchdruckerei Viernheimer Anzeiger. berenspanh wenne — rachtbriefe 0 1 8 0 8(Viernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) 1 Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 8 1556 Mf. fre int, Paus gekrach.— Fratte beilagen wockentl de achſſellge rlelert l Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſewie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements täglich in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Eises, ältestes n. erfstzreichtes Lokal⸗Auzeigeblat in Viernheim anmme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt rantfurt a. N.— Gchriftleitung, Druck u. Verlag: Job. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſit. ſprecher 117.— Tel Fr ˙ Ar. 83 Biernheimer Tageblatt eigenpreife: bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Ammahmeſchluß für mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in Auſerer Ceſchäftsſtelle und von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands und des Auslands. Amisblatt der Heßfiſchen Bürgermeiſtterei und des Polizeiamts Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückfichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Bewähr nicht dem dare (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Vollsblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. Faſerate und Notizen vor⸗ Mittwoch, den 10. April 1929 46. Jahrgang Die uneinigen Gläubiger. Interne Verhandlungen über die Endſumme. O. Paris, 9. April. Am Dienstag traten die Führer der alliierten Ab⸗ ordnungen mit Ausnahme der japaniſchen Sachverſtäu⸗ digen wieder zu einer gemeinſamen Beſprechung zuſam⸗ men. Man rechnet damit, daß die Verhandlungen der Gläubigerabordnungen, die in Anweſenheit der ameri⸗ kaniſchen Abordnung ſtattſinden, und in welchen eine Einigung über die der deutſchen Delegation zu überrei⸗ chenden Geſamtforderung gefunden werden ſoll, auch noch den ganzen Mittwoch in Anſpruch nehmen werden. „Ein Gerücht der Pariſer Mittagspreſſe, demzufolge Reichsbankpräſident Dr. Schacht angeſichts des jetzigen Standes der Verhandlungen über die endgültige Feſt— ſetzung der deutſchen Kriegsentſchädigung zur Fühlung⸗ nahme mit den deutſchen amtlichen Stellen nach Berlin abgereiſt ſei, kann auf Grund von Erkandigungen an zuſtändiger Stelle für falſch erklärt werden. Paris im Jahlenrauſch. Als Beweis für den Abſtand, der zwiſchen den Meinungsxrichtungen der europäiſchen Gläubigerſtagten, den amerikaniſchen Vertretern und der deutſchen Dele⸗ gation beſteht, dient nun nicht nur die Tatſache, daß augenblicklich überhaupt keine gemeinſamen Beſprechun⸗ gen der Sachverſtändigen ſtattfinden, vielmehr gibt auch die Lektüre der großen Boulevard⸗Preſſe ein anſchauliches Beiſpiel dafür, wie weit die Ziffern immer noch von— einander entfernt ſind. So glaubt das„echo oe Baris“ auf einer Jahreszahlung von 2,5 Milliarden beſtehen zu müſſen, während das„Journal“ ſogar über die Dawes— annuität hinausgeht. Für die deutſche Delegation konnte naturgemäß hier⸗ aus nur die einzige Folgerung gezogen werden, daß ſie ſich zur Verfügung der übrigen Konferenzteilnehmer hält und abwartet, ob es den Gläubigerſtaaten gelingt, ihre fantaſtiſchen Wunſchträume entſprechend zu beſchneiden. Erſt dann werden ſich neue gemeinſame Verhandlungen abſpielen, wobei den Amerikanern immer noch Gelegen⸗ heit gegeben ſein wird, auch ihrerſeits einen Vermitt⸗ lungsvorſchlag zu unterbreiten. Auch dann wird aber die Differenz zwiſchen dem deutſchen Angebot und den alliierten Forderungen immer noch ſehr beträchtlich ſein, zumal Dr. Schacht daran feſtzuhalten ſcheint, daß Deutſch— land in ſeinem Angebot nicht über eine Milliarde hin⸗ ausgehen kann, ohne ſeine Wirtſchaft und ſeine Währung aufs neue ernſtlich zu gefährden. 5 Je näher die Entſcheidung über das Problem der Reparationen heranrückt, umſo nervöſer wird die Span⸗ nung, welche ſeit Wiederbeginn der Verhandlung der Finanzſachverſtändigen über ganz Paris lagert. Nur iſt eit dem Ende der vergangenen Woche inſofern eine Wendung zu verzeichnen, als nunmehr die wiederholten Borwürfe gegen die deutſche Delegation mehr in den Hintergrund getreten ſind, während an ihrer Stelle plötz⸗ lich das Bekenntnis erſcheint, daß nicht die Deutſchen, ondern die Gläubiger ſelbſt an der Verwirrung und Verzögerung der Beratungen Schuld tragen, nachdem ſie es während der langen Dauer der Konferenz es ver— abſäumt haben, ihre einzelnen Forderungen miteinander zu vergleichen, um ihre Mindeſtſumme herauszuſchälen. Widerwillig wird jetzt aus dem Vorwurf, daß Dr. Schacht Schwierigkeiten mache, die Anerkennung, daß durch die gufklärende Arbeit des deutſchen Delegationsführers den Vertretern der Gläubigerſtaaten erſt der Weg gewieſen worden ſei, welchen ſie betreten müſſen, um ihrerſeits die Vorausſetzungen für ein poſitives Ergebnis der Kon— ferenz zu erfüllen. Die erſte Möglichkeit dazu war den alliierten Sach⸗ verſtändigen am Ende der vergangenen Woche gegeben, als Dr. Schacht nach Vorlegung der von dem amerikani- ben Hauptdelegierten gewünſchten Adition aller For⸗ erungen den Verhandlungsraum verfkaſſen hatte und die Alliierten unter ſich allein waren. Das Spiegelbild, das dienmehr die Pariſer Preſſe von der Stimmung unter dieſen Sachverſtändigen gibt, zeigt allerdings noch keines⸗ wegs nur die Züge unbedingter Bereitwilligkeit zu Kon⸗ zeſſionen und Opfern. Denn noch verſteift ſich jede ein⸗ zelne Delegation auf die ihr von ihrer Regierung mit⸗ gegebenen Maßregeln und ganz beſonders betonen die Franzoſen, die Unmöglichteit von Abstrichen an ihren For⸗ betungen. Nebenher entlädt ſich die Unruhe und Geſpannt⸗ geit aller Beteiligten in Anklagen der Pariſer Preſſe die n die Vereinigten Staaten, denen jetzt auf einmal e Schuld dafür zugeſchrieben wird, daß die europäi⸗ hen Alliierten durch ihre Schuldverpflichtung gegenüber Amerika zu ſtart belaſtet ſeien, um von ihren Forderun⸗ gen gegenüber Deutſchland abgehen zu können. — 2* 5 Die Parteien ſtimmen zu. Auf dem Wege zur Großen Koalition. be Berlin, 9. April. Am Dienstag traten im Reichstag die an der Re⸗ gierungsbildung intereſſierten Fraktionen zu Sitzungen zuſammen, um ſich mit dem Ergebnis der Etatsbeſpre⸗ chungen der Finanzſachverſtändigen zu befaſſen. Wäh⸗ rend die Demokraten und die Bayeriſche Volkspartei be⸗ reits vormittags zuſammengetreten waren, begannen die Sitzungen des Zentrums, der Deutſchen Volkspartei und der Sozialdemokraten erſt nachmittags. Sämtliche Fraktionen haben dem von den Sachver⸗ ſtändigen aufgeſtellten Einigungsprogramm zugeſtimmt und daneben ſich auch mit den in der Parteiführerbeſpre⸗ chung vom Montag angeſchnittenen politiſchen Folgerungen dieſer Einigung befaßt. Dadurch iſt die Möglichkeit ge⸗ gebne, jetzt baldigſt zu einer feſten Regierungsbaſis der Großen Koalition zu gelangen. In den ſpäten Abend⸗ ſtunden fand dann eine erneute Beſprechung der Partei⸗ führer heim Reichskanzler ſtatt, in welcher die Grund⸗ lage für die nunmehr bevorſtehenden Koalitionsver⸗ handlungen durchbeſprochen wurden. Mit der Zuſtimmung der Reichstagsfraktionen zu den Abmachungen der Fraktionsunterhändler iſt ein mo⸗ natelang umkämpftes Ziel endlich erreicht: Die Große Koalition. In dieſem Augenblick darf daher auch der Hoffnung Ausdruck gegeben werden, daß das jetzt erzielte Uebereinkommen dauernden Beſtand hat, nachdem über das erſte und nächſte Ziel, den Reichshaushalt zu balan⸗ cieren, gleichzeitig auch Abmachungen über das Finanz⸗ programm der Großen Koalition getroffen worden ſind, welche ein Zuſammenarbeiten für die Zukunft ermöglichen Denn dadurch, daß man darauf verzichtet hat, politiſche Dinge in die Verhandlungen hineinzuziehen, haben die Parteien zum Ausdruck gebracht, daß ſie die Große Koa⸗ lition im Reiche als eine ſtaatspolitiſche Notwendigkeit betrachten, um ſowohl nach Innen als auch nach Außen die Politik treiben zu können, welche den deutſchen Ge⸗ ſamtintereſſen entſpricht. Zudem illuſtriert auch die ge⸗ genwärtige Situation in Paris, daß unſere Außenpolitik im weſentlichen eine Reparationspolitik iſt und ſein muß Wenn daher jetzt die Große Koalition, welche durch den Druck des Milliardenbudgets zuſammengeſchweißt werden ſoll, feſt verankert wird, ſo iſt eine ſchwere Kinder⸗ krankheit endlich überwunden und die Regierung kann dann mit neuer Kraft an die Arbeit gehen. Zwar wer⸗ den auch dann noch in einzelnen Punkten Meinungsver⸗ ſchiedenheiten aufkommen, aber dieſe Meinungsverſchieden⸗ heiten ſind dazu da, um ausgeglichen zu werden and wenn die Regierung die Führung übernimmt und wenn ſie gleichzeitig klug genug iſt, den notwendigen Ausgleich zu erleichtern, ſo dürfen wir einer ruhigeren Entwicklungs- ſpanne entgegenſehen, welche zu tatkräftiger Aufbauarbeit benutzt werden muß. Der Lohukampf bei der Reichsbahn. Der Eiſenbahner⸗Einheitsverband gegen die kommuniſtiſche Streikpropaganda. d Berlin, 9. April. Die kommuniſtiſche Fraktion innerhalb der Eiſen⸗ bahnerverbände im Reich, beſonders aber in Sachſen und Schleſien, machen dafür Stimmung, daß ohne wei⸗ tere Verhandlungen mit der Deutſchen Reichsbahngeſell— ſchaft eine Kampfbewegung entfacht werde. Gegenüber dieſen Verſuchen hatte der. Eiſenbahner⸗-Einheitsverband ſeinen Geſamtvorſtand ſowie die Bezirksleiter aus ganz Herten nach Berlin zu einer Konferenz zuſammen⸗ erufen. Alle Redner aus dem Reich brachten in ihren Be⸗ richten zum Ausdruck, daß die Stimmung der Eiſen⸗ bahner zwar recht erregt ſei, daß auf der anderen Seite jedoch gegenüber den Beſchlüſſen der zentralen Körper- ſchaften Disziplin gewahrt werden würde. Aus dieſem Grunde dürften wilde Streiks, wenn ſie überhaupt hier 500 da aufflackern ſollten, als bedeutungslos anzuſehen ein. Es wurde von den Bezirksvertretern jedoch verlaugt, daß die augenblicklich eingeleitete Bewegung unter allen Umſtänden den Eiſen! gern eine Verbeſ⸗ ſerung ihrer Lebenslage bringen müſſe, gleich⸗ gültig, ob dieſes Ergebnis auf dem Wege der Ver⸗ handlung oder durch Ram: den letzten Mitteln er⸗ reicht werde. i 3000 Abrüſtungsentſchließungen in Genf. Ein Beitrag zur Notwendigkeit der Inangriffnahme einer ernſthaften Abrüſtungskonferenz. 5 D Genf, 8. April. Als ein Zeichen der großen Bedeutung, die in der zeſamten europäiſchen und außereuropäiſchen Oeffſentlich⸗ keit den kommenden Abrüſtungsverhandlungen des Völ⸗ kerbundes beigelegt wird, kann auf die wachfende Zahl von Entſcheidungen, Beſchlüſſen und Dentſchriften hinge⸗ wieſen werden, die täglich in wachſender Zahl im Sekre⸗ tariat des Völkerbundes aus den verſchiedenſten Teilen der Erde einlaufen. N So ſind bisher in der Abrüſtungsabteilung des Völ⸗ kerbundsſekretariats 1400 Entſchließungen aus Holland eingegangen, 700 aus Schweden, 300 aus England, 300 aus China, 200 von verſchiedenen jüdiſchen Organiſationen 21 aus Deutſchland und 2 von Frankreich. In dieſen an den Völkerbund gerichteten Entſchließungen wird auf die Notwendigkeit einer praktiſchen Inangriffanahme der Ab⸗ üſtungsfrage durch den Völkerbund hingewieſen und auf die Gefahr einer weiteren Verſchleppung der Abrüſtungs⸗ verhandlungen aufmerkſam gemacht. ö „Ferner hat der Internationale Gewerkſchaftsbund in Amſterdam im Namen ſeiner 14 Millionen Mitglieder an die vorbereitende Abrüſtungskommiſſion des Völker⸗ bundes ein Schreiben gerichtet, in dem die Einberufung einer internationalen Abrüſtungskonferenz in kürzeſter Friſt gefordert wird.. N Skandalaffäre der Raiffeiſenbank? * ahrläſſige Kreditgewährung. f Berlin, 9. April. Nachdem vor wenigen Tagen die deutſche Raiff— eiſenbank nach einem Verluſt von faſt 50 Millionen Mark aufgelöſt worden iſt, berichtet heute die„Voſſiſche Zeitung“ in großer Aufmachung, daß der größte Teil dieſer Verluſte auf Geſchäfte zurückzuführen ſei, die mit den eigentlichen Aufgaben der Bank nichts zu tun hätten, und welche in ihrer Art die Skandalaffären von Barmat und Kutisker noch in den Schatten ſtellen dürften. Ins⸗ beſondere habe die Bank ſchon ſeit den Jahren 1923 währt, die jedoch abermals zu neuen Verluſtgeſchäften betrieben, wobei ſie über 20 Millionen Mark Verluſte erlitten habe. Uralzeff, der ſich in Berlin als reicher Mann aufſpielte, habe ſich unmittelbar nach der Sta⸗ biliſierung bei der Deutſchen Raiffeiſenbank mehrfach Kre— dite verſchafft, die bereits im Jahre 1925 eine Höhe von 10 Millionen erreicht hätten, und für welche er die fragwürdigſten Werte als Sicherung übergeben habe. N Wie bei Kutisker, ſo habe auch hier die Bank zur Abwendung der erſten Verluſte weitere Darlehen ge— währt, die jedoch abermals zu neuen Verluſtgeſchäfte geführt hätten. Weiterhin müſſe der Bankl zum Vorwurßy gemacht werden, daß ſie die ihr verpfändeten Lagerbe⸗ ſtände nicht überwachen ließ, ſodaß Uralzeff die Lager nach und nach räumen laſſen konnte. Inwieweit dieſe aufſehenerregende Meldung den Tat⸗ ſachen entſpricht, konnte noch nicht nachgeprüft werden, nachdem die zuſtändigen Behörden ſich ſtark zurückhaltend zu der Angelegenheit äußern. Sollte es ſich jedoch, als wahr erweiſen, daß eine zum großen Teil mit öffentlichen Mitteln ausgeſtattete Bank ſich auf derartige verlaſthrin⸗ gende Geſchäfte eingelaſſen hat, ſo muß mit aller Ent⸗ ſchiedenheit gefordert werden, daß endlich Mittel und Wege gefunden werden, um die deutſche Volkswirtſchaft den af wieder von ſolchen Skandalaffären erſchüt— ern zu laſſen. Der Sparbank⸗Krach in Schweden. Acht Sparbanken geſchloſſen. V Stockholm, 9. April. Obwohl es möglich iſt, daß zu den acht ſchwediſchen Sparbanken, die bisher behördlich geſchloſſen wurden, oder ſelbſt ihren Betrieb einſtellten, noch einige weitere dazukommen, dürfte die Höhe der Verluſte nicht mehr ſteigen. Alle acht Sparbanken ſind zwar nach außen hin ſelbſtändig, ehören aber dem gleichen Konzern an. Zu irgendwelck Tumulten vor den Banken iſt es nicht gekommen, ob: viele Tauſende kleiner Sparer betrof⸗ fen ſind. Wi. lautet, ſind eine Anzahl der großen Einlagen, z. B on den Gewerkſchaften, rechtzeitig ab⸗ gehoben worde n der Provinz ſind u. a. mehrere Krankenkaſſen i ittleidenſchaft gezogen. Neues in Kürze. 2e: Di Eiſeubahnereinheitsverband hat auf einer Ta⸗ gung in Berlin gegenüber der kommuniſtiſchen Streikpro⸗ Paganda ſich entſchieden dagegen ausgeſprochen, daß die ſchwebenden Lohndiſſerenzen durch wilde Streiks diskrevi⸗ tiert würden, da das letzte gewerkſchaſtliche Mittel der Zeu⸗ tralſtelle vorbehalten bleiben müſſe. ꝛ8: Am Dienstag traten die Führer der alliierten Ab⸗ ordnungen, mit Ausnahme der japaniſchen Sachverſtän⸗ digen, wieder zu einer gemeinſamen Veſprechung in Paris zuſammen. 6: Wie aus Geuf berichtet wird, ſind beim Völker⸗ bundsſekretariat bisher nahezu 3000 Abrüſtungsentſchlie⸗ ßungen aus aller Welt eingelaufen. 1: Unverbürgten Meldungen der„Voſſiſchen Zeitung“ in Berlin zufolge, ſoll die vor kurzem aufgelöſte Raiffeiſen⸗ bank durch verluſtbringende Geſchäſte mit einem Ruſſen über 20 Millionen Mark Schaden erlitten haben. : Ju einem Vorort Schanghais breitete ſich mit ra⸗ ſender Schnelligkeit ein Brand aus, dem über 300 Men⸗ ſchen zum Opfer gefaklen ſein ſollen. Maſſenflucht bei der Fremdenlegion. 20 Deutſche entfliehen beim Transport nach Indochina. Anter beſonderen Umſtänden iſt es, vor einigen Ta⸗ gen 20 Deutſchen gelungen, ſich dem Dienſt in, der fran⸗ zöſiſchen Fremdenlegion durch eine abenteuerliche Flucht zu entziehen. Etwa 20 Mann unternahmen gleichzeitig den Fluchtverſuch, wobei jedoch 2 den Tod fanden. Eine Berliner Korreſpondenz erfährt hierüber folgende Ein⸗ zelheiten: Von Algier aus ſollten vor 14 Tagen 40⁰ Fremdenlegionäre nach Indoching mit einem dort lie⸗ genden franzöſiſchen Truppenbeſörderungsdampfer ab⸗ gehen. Bereits im Hafen kam es unter den deutſchen An⸗ gehörigen der Fremdenlegion zu Kundgebungen, als ein deutſcher Dampfer in den Hafen einlief und in der Nähe des franzöſiſchen Dampfers feſtmachte. Die deutſchen Legionäre ſtimmten Heimatlieder an, mußten jedoch das Deck verlaſſen, als einige von ihnen „Deutſchland, Deutſchland über alles“, zu ſingen verſuch— ten. Etwa 20 junge Leute, die Dienſt in der Fremden⸗ legion genommen und zum Teil ſchon 2—3 Dienſtjahre hinter ſich hatten, faßten daher den Plan, bei der näch⸗ ſten günſtigen Gelegenheit zu entfliehen. Dieſe Mög⸗ lichkeik ergab ſich, als der franzöſiſche Truppenbeför— derungsdampfer nach einem kurzen Aufenthalt in Port Said in den Suezkanal einlief, wo das Schiff bekannt— lich den geltenden internationalen Beſtimmungen unter— worfen war und wo auch infolgedeſſen die Ueberwachung der Legionäre nicht mit den ſonſt üblichen ſcharfen Maß⸗ nahmen durchgeführt werden konnte. In der Nähe von Ismailian, der nahe dem Suezkanal gelegenen großen Eiſenbahnhalteſtelle der Bahnlinie Kairo— Port Said ſtürzten die 20 deutſchen Legionäre an Deck und ſprangen verabredungsgemäß ins Waſſer, da die franzöſiſchen Poſten in der neutralen Zone von ihren Schußwaffen keinen Gebrauch machen durften. Da⸗ bei kamen zwei der Flüchtlinge in das Schraubenwaſſer des Dampfers, wurden in die Tiefe gezogen und von den Propellern ſo erheblich verletzt, daß ſie den Tod fanden. Den überlebenden 18 Deutſchen dagegen gelang es, das Kanalufer zu gewinnen, und die Stadt Ismai⸗ lian zu erreichen. Von hier gelangten die Geretteten nach Port Said, wo ſie ſich an den deutſchen, Konſul um weitere Hilſe wandten. Da im Hafen zufälligerweiſe zwei deutche Lloyddampfer, die„Lützow“ und die„Oder“ lagen, war es möglich, ſofort Arbeit für einen großen Teil der Geflüchteten zu finden, während die anderen einige Tage ſpäter mit anderen deulſchen Schiffen in die Heimat oder andere nicht auf franzöſiſchem Boden liegende Mittelmeerhäfen befördert werden konnten. Kleine politiſche Meldungen. Berlin. Im Rechtsausſchuß des Reichstages wurde gegen die Stimmen der Deutſchnationalen und bei Stimm⸗ enthaltung des Zentrums der Entwurf der Reichsregierung zur Eheſcheidungsreform als Grundlage der Beratungen zu— deſtim re- f — Feuersbrunſt in Schanghai. Ueber 300 Todesopfer. London, 9. April. Nach Meldungen aus Schanghai brach in Putung, einem Vorort Schanghais ein Brand aus, der ſich mit raſender Schnelligkeit ausbreitete. Zahlreiche Häuſer und Hütten wurden zerſtört. Die chineſiſche Feuerwehr glaubt, daß über 300 Menſchen in den Flammen umgekommen ſind. Die Zahl der bei dem Brand ums Leben gekommenen Perſonen wurde dadurch noch beträchtlich erhöht, daß bei der Durchſuchung der Trümmer die Flammen häufig wieder aufloderten, wobei die Suchenden zumeiſt ver⸗ brannten. Die Feuerwehr wurde von chineſiſchem Militär unterſtützt. Den gemeinſamen Anſtrengungen gelang es, nachdem ein ganzer Häuſerblock niedergeriſſen worden war, ein Uebergreifen der Flammen auf die großen Werke der „Nippon Juſen Kaiſha“ zu verhindern. Das Autounglück bei Babenhauſen. Die Schranke war nicht geſchloſſen.— Der Schranken⸗ wärter verhaftet. O Darmſtadt, 9. April. Zu dem berichteten Zuſammenſtoß zwiſchen Eiſen— bahnzug und Automobil bei Babenhauſen, bei dem fünf Perſonen getötet wurden, wird noch gemeldet, daß der Schrankenwärter verhaftet wurde. Es iſt feſtgeſtellt worden, daß die Schranke an dem Bahnübergang in dem Augenblick des Zuſammenſtoßes nicht geſchloſſen war. Der Schrankenwärter gibt an, er ſei in dem Augenblick, als das Auto nahte, im Begriff geweſen, die Schranke zu ſchließen: durch die Laternen des Autos ſei er ge— blendet worden. Nach den Ermittlungen muß auch dieſer Zeitpunkt zur Schließung der Schranke als zu ſpät bezeichnet wer⸗ den, da der Zug ſchon in nächſter Nähe war. Schweres Eiſenbahnunglück in Nußland. Kowno, 9. Aprril. Wie aus Moskau gemeldet wird, ereignete ſich auf der Strecke Moskau Saratow in der Nähe des Bahnhofes Lopuchowka ein ſchweres Eiſenbahnunglück. Der D-Zug 4 fuhr mit voller Ge⸗ ſchwindigkeit auf einen Güterzug auf. Vier Wagen des D⸗Zuges wurden zertrümmert. Auch der Güterzug wurde ſchwer beſchädigt. Aus Saratow wurden ſofort Hilfs— züge entſandt. Wie vie! Tote und Verwundete zu ver— zeichnen ſind, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Kleine Chronik. Im Sturm geſtrandet.— 37 Mann ertrunken. Mailand, 9. April. An der dalmatiniſchen Küſte bei Sebenico iſt der ruſſiſche Dampfer„Ung“ unterge⸗ gangen. 37 Mann ſind ertrunken. Das Schiff geriet in der Adria in einen heftigen Sturm und wurde bei der Inſel Bago gegen die Klippen geſchleudert. i Die verhinderte Trauung. Vor einem Budapeſter Standesamt erſchien ein junger Mann mit ſeiner Braut, um ſich trauen zu laſſen. Plötzlich tauchten zwei frühere Freundinnen des Bräutigams auf und fielen mit Stök⸗ ken und Schirmen über den jungen Mann und ſeine Braut her. Das Brautpaar konnte ſich nur durch die Flucht retten. Die Trauung konnte infolgedeſſen vorläu⸗ ſig nicht ſtattfinden. ö Ein Omnibus umgeſtürzt. Bei Loronan in der Nähe von Breſt iſt ein mit 15 Perſonen beſetzter Auto⸗ bus umgeſtürzt. Sechs Inſaſſen erlitten ſchwere Verlet⸗ zungen. Ein Opfer der Berge. Auf einem Felſen des Mont Saleve bei Genf fand man die furchtbar zugerichtete Leiche eines 19 Jahre alten Dänen, dem der halbe Kopf abge⸗ riſſen war. Beide Arme und Beine waren gebrochen und Kieſelſteine waren in den Körper eingedrungen. Im Kopfe die Berufung Sinclairs, der zu 90 ſteckte ein Baumſtück. Der Däne wurde ſchon ſeit voriger Woche im Hotel vermißt. N dio fiche bes Gsigerhönigs Raban ROMAN von J. ScHNFEIDPEN-FOFERSTI. bahEBENRECMHTSScUUTZ DUAcH VERLAG OSKAR HEISTERNEROAN 117. Jortletzung.)(Nachdruck verboten) „Ich weiß nicht.“ Der reine Blick ihrer großen, blauen Kinderaugen ruhte voll auf ihm.„Ich habe bis jetzt noch gar nicht geweint. Vater fährt ja mit mir und bleibt zwe Wochen noch bei Tante. Aber Elemer hat geweint. Und nun, nun iſt es mir mit einem Male ſo furchtbar hart!“ Sie ſchluckte tapfer. Aber es half nichts. Die Tränen rieſel⸗ ten unaufhaltſam auf Elemers Hände und über ſeine weiße Hemdbruſt. Hailer ſah, wie er erblaßt war und die Lippen aufeinander drückte. Es war beſſer, wenn Warrens Tochter ging. Nach Wochen würde womöglich alles vergeſſen und verſchwunden ſein. Den Abſchied möglichſt kurz zu machen, war jetzt das einzig Richtige. „Sind Sie im Kraftwagen gekommen, Komteſſe?“ frug er höflich. „Ja. Der Chauffeur wartet vorne an der Ecke. Ich brauche nur ein paar Schritte zu gehen.“ „Darf ich dich heimbringen?“ Elemer war haſtig auf⸗ geſtanden, ſo daß Eve Maria beinahe zu Fall kam. „Nein, du nicht! Ich, mein Sohn. Es iſt ſchon ſpät.“ Haller legte beide Hände auf Radanyis Schulter und zwang deſſen Blick in den ſeinen. Elemer ſenkte ihn verlegen mit einem jähen, brennenden Rot auf den Wangen. „Es wird ihr nichts paſſieren, jetzt bei Nacht?“ ſagte er tonlos. „Nein! Beruhige dich. Wenn es dir lieb iſt, bring ich die Komteſſe bis in die Herrenſtraße und liefere ſie dort ihrem Vater ab.“ „Ja, bitte, Meiſter!“ Vor dem Gartentore nahm er Abſchied von ihr. Schwei⸗ gend, ohne ein Wort zu ſprechen, beugte er ſich zu ihren Händen herab. Man hat nichts davon, hatte er einmal zu Alice Ballin geſagt und nun dünkte es ihm höchſte Seligkeit, ſeine Appen auf die weichen, weißen Finger zu drücken. Eve Mi!“ 5 „Wirſt du manchmal an mich denken, Elemer?“ „Immer!“ g „Und ich!— O, ich werde ſo viel Heimweh nach dir haben Aber morgen— nicht wahr, morgen kommſt du noch einmal. „Ganz ſicher, Eve Mi.“ „Und du bringſt mir dein Bild— vielleicht in einem Nahmen, ja?— Und ein paar Blumen, weißt du, von den 12975 Aſtern, die Stefan erſt veredelt hat.— Vergißt du nicht?“ „Ich werde nicht vergeſſen!“ Sie zog ſein Geſicht zu ſich herab, ſtreckte ſich auf den Zehen und legte ihre Lippen auf die ſeinen, ganz mit Andacht und Inbrunſt, wie ſie zu Hauſe das Bild der toten Muttei zu küſſen pflegte. Dann lief ſie Haller nach, der bereits ein kleines Stück vorausgegangen war. Elemer hatte das Hinterhaupt gegen das Grün des Zaunes gelehnt und hielt den Blick ſtarr nach der Gegend gewandt. nach der ſie gegangen var. Wenn ſie wieder kam?— Was würde dann ſein? Stefan ſah ihm kopfſchüttelnd nach, als er durch den Garten ging.„Der junge Herr hatte Sorgen? Welcher Art etwa dieſe ſein mochten. Die größten machten immer die Frauen. Gott Lob, daß er noch mit keiner etwas zu tun hatte. Wenn es nach ihm ging, würde er ihn ebenſo ſicher vor der Heirat bewahren, wie das bei dem Herrn Direktor der Fall geweſen war. Der blieb ihm zeitlebens dankbar dafür.„Man konnte auch ohne ein Weib Schöpſenrücken und weiße Rüben zum Mittag haben!“ Als Haller eine Stunde ſpäter zurückkam, ſtand ſein Fakto⸗ tem unter der offenen Flurtüre und empfing ihn ungnädig. „Wiſſen Sie vielleicht, wo der junge Herr hingekommen iſt, Herr Direktor?“ „Ich?— Nein!— Ich komme doch ſoeben erſt aus der Herrenſtraße.“ „Vorher war er im Garten!“ ſagte der Alte erregt.„Dann war er auf einmal wie vom Erdboden verſchwunden. Ohne Abendeſſen, ohne Gute Nacht zu(igen, ohne— ohne über ⸗ haupt zu mir zu gehen und anzuzeigen, wohin er will!“ „Schrecklich“ ſagte Haller. Er mußte lachen. Elemer war im Laufe der Jahre genau ſo unter Stefans Regiment gekommen, wie er ſelbſt. Das ſtimmte ihn für den Augen⸗ blick nergnügt. ——————. Aus dem In⸗ und Au lande. Sinclair muß ſeine Gefängnisſtrafe abſitzen. Newyork, 9. April. Der Oberſte Gerichtshof lehnte i agen Gefängnis ver⸗ urteilt wurde, ab. Die Strafe gegen Sinclair wurde verhängt, weil er ſich im Zuſammenhang mit den Tea⸗ potdome⸗Prozeß weigerte vor dem Unterſuchungsaus⸗ ſchuß des ee Senats zu erſcheinen. Sinclair wird alſo nunmehr ſeine Gefängnisſtrafe abſitzen müſſen. Am 16. April wieder Reichstag. Berlin, 9. April. Reichstagspräſident Loebe hat die nächſte Vollſitzung des Reichskages nunmehr endgültig auf Dienstag, den 16. April, nachmittags 3 Uhr, einbe⸗ rufen. Auf der Tagesordnung ſtehen internationale Ab⸗ kommen ſowie Kleine Vorlagen. Der Aelteſtenrat des Reichstages tritt am Mittwoch nachmittag 5 Uhr zuſam⸗ men, um endgültig über die Zuſammenſetzung der Aus⸗ ſchüſſe zu entſcheiden. Aus Nah und Fern. Frankfurt a. M.(Durch eigene Schuld.) Durch Aufſpringen auf einen fahrenden Straßenbahnzug kam in der Nähe des Bahnhofes Heddernheim der Arbeiter Paul Häusler aus Hanau zu Fall. Hierbei wurde ihm der linke Oberarm abgequetſcht. Die Rektungswache bracht: H. in das Diakoniſſenhaus, wo er nach einer Stunde ſoinon Norlotzungen orlaa Alf(Moſel). Furchtbarer Selbſtmord.) Hier verübte ein junger Mann im Alter von 30 Jahren in einem Anfall von Schwermut einen furchtbaren Selbſt⸗ mord. Er legte ſich in den Mund eine mit einer Zünd⸗ ſchnur verſehene Sprengkapſel, die er zur Entzündung brachte. 2 Saarbrücken.(St. Bürokratius beim Fi⸗ nanzamt.) Das Finanzamt Saarbrücken⸗Stadt hat einen hieſigen Gewerbetreibenden ſchriftlich davon in Kenntnis geſetzt, daß er noch mit fünf Centimes, alſo nicht ganz einem Reichspfennig, Umſatz für das Kalenderjahr 1928 im Rückſtande ſei. Dieſer Betrag war durch Auf⸗ rundung der Steuerſchuld entſtanden. Das mit„verein— fachter Zuſtellung“ beförderte Schreiben war mit 2.50 Franken, alſo dem Fünfzigſachen des reklamierten Betra— ges frei gemacht. Bonn.(Vom Kronprinzen zum Prieſter.) Im Hochamt der Herz⸗Jeſu-Kirche predigte der ehe⸗ malige Kronprinz Georg von Sachſen. Er wurde be⸗ kanntlich Prieſter und trat mit 29 Jahren in den Je⸗ ſuitenorden ein. Seine Predigt beſchäftigte ſich mit dem bevorſtehenden Papſtjubiläum. Köln.(Aufdeckung einer Falſchmünzer⸗ werkſtatt.) Von der Kriminalpolizei wurde in der Makkabäer⸗Straße eine Falſchmünzerwerkſtatt entdeckt, in der falſche 50 Pfennigſtuͤcke hergeſtellt wurden. Es wur⸗ den etwa 120 fertig gegoſſene Stücke vorgefunden. Die Falſchmünzer konnten verhaftet werden. Köln.(Die Stationskaſſe beraubt.) Nach Durchbrechen der Mauer drangen in der Nacht Einbrecher in das Stationsgebäude München-Gladbach-Grünhoſen und raubten die Geldkaſſette mit dem geſamten Fahrkar⸗ tenbeſtand. Die Kaſſette wurde aufgebrochen und ihr Inhalt mitgenommen; die Fahrkarten warfen die Ein⸗ brecher wieder weg. Man nimmt an, daß es ſich um dieſelben Täter handelt, die vor einigen Wochen die Sta⸗ tion Arsbeck beraubten. Die Täter konnten noch nicht ermittelt werden. 15 Gummersbach(Rhld.)(Wenn Kinder au! Fuhrwerken ſpielen.) In Frömmersbach kam ein etwa ſechs Jahre altes Kind auf ſchreckliche Weiſe zu Tode. In einem unbewachten Augenblick kletterte das Kind auf ein in der Straße haltendes Bäckerfuhrwerk, als ſich der Fuhrherr eben in ein Haus begeben hatte. Plötzlich zog das Pferd an, wodurch das Kind vom Wagen fiel und von dieſem überfahren wurde. Die Veresungen waren ſo ſchwer, daß das bedauernswert: Geſchöpf wenige Stunden darauf ſtarb. —ͤ* A e e eee ee e e „Vielleicht iſt er zu Bett gegangen!“ Er ſah dabef gefliſſentlich nach den Blumenbeeten. „Jetzt. um die Zeit“ ereiſerte ſich der Alte.„Das it die ganzen ſechs Jahre noch nicht dageweſen. Ich weode nachſehen!“ „Zeit lasen!“ wehrte der Meiſter.„Ich gehe gleich ſelbſt.“ Er ging nach Elemers Schlafzimmer und klopfte. Als keine Antwort kam, drückte er gegen die Klinke. Es war nicht verſperrt und im Halbdunkel ſah er ſeinen Schüler in einem Stuhle ſitzen, den Kopf in beide Hände geſtützt. „Elemer!“ „Meiſter!?“ Wie unſicher die geliebte Stimme klang. Haller wollte das Licht einſchalten, beſann ſich aber und zog die Hand wieder zurück. Dieſes Dämmer war barmherziger als die alles überflutende, erbarmungsloſe Helle des großen Lüſters. Der Direktor taſtete ſich mehr, als er ging, durch den Raum und blieb vor Radanyi ſtehen. i „Haſt du Vertrauen zu mir, Elemer?“ Ein Nicken und dann ein ſchweres Atemholen. „Iſt es ſo plötzlich gekommen, mein Junge?“ „Ja, Meiſter!“ „Sie iſt noch ein Kind!“ „Sie wird fünfzehn!“, ſagte Elemer ſchleppe. d. „Deine erſte Liebe?“ 0 Der dunkle Kopf ſenkte ſich bejahend. Hallers Hände glitten darüber hin. Er ſuchte im Halb⸗ dunkel nach dem mattweißen Geſichte ſeines Schülers. Aber deſſen Züge verſchwammen.„Wenn ſie in drei Jahren wiederkommt, kannſt du ſie fragen, ob ſie ihr Leben an das deine ketten will!“ „Ich werde nicht mehr zu fragen brauchenk“ „Warum nicht?“ „Meiſter!“ Elemer ſtöhnte wimmernd auf.„Was bin ich denn? Sie iſt die Tochter des Grafen Warren. Und ich— ich bin ein Geiger, wie ſie zu Dutzenden in Wien herumlaufen.“ „Nein, du biſt ein anderer.“ „Ja, einer, der noch dazu Zigeunerblut in ſich trägt, einer der drunten in der Heideſchänke aufgewachſen iſt, einer— „Elemer!“, ſagte Haller verweiſend.„Du ſchämiſt dich wohl?“ Er fühlte einen Schmerz durch ſein Innerſtes gehen. War wirklich etwas in Elemers Charakter, das ſich unschön entwickelt hatte? Gortſetzung folgt) i Mannpeim.(Tödlicher Sturz aus dem bare Dienstag früh gegen 5 Uhr hat ſich eine 56 Jahre alte Witwe in der Oberſtadt aus dem Fenſter ihrer im 4. Stock gelegenen Wohnung auf die Straße geſtürzt. Die Verletzungen waren ſo ſchwer, daß auf dem Transport zum Krankenhaus der Tod eintrat. Die Tat dürfte in einem Anfall von Schwermut begangen ſein. Mannheim,(Jugendliche Autobanditen.) Am Dienstag hatten ſich ſechs junge Burſchen im Alter von 20 und 21 Jahren wegen mehrerer Autodiebſtähle vor Gericht zu verantworten. Die Angeklagten hatten verſchiedentlich auf der Straße ſtehende Autos ſich an⸗ geeignet, mit welchen ſie dann in der Welt umher fuhren. Außerdem waren ihnen mehrere Diebſtähle zur Laſt ge⸗ legt. Das Arteil lautete gegen den Hauptangeklagten Baier aus Seckenheim auf zwei Jahre ſechs Monate Gefängnis, während die übrigen fünf Angeklagten mit Gefängnisſtrafen von ſechs Wochen bis acht Monaten davonkamen. 38 Heidelberg.(Schloßbeleuchtungen.) In dieſem Sommer werden fünf große Beleuchtungen des Heidelberger Schloſſes ſtattfinden: Am 5. Juni, anläß⸗ lich der Tagung des Deutſchen Zeitungsverleger⸗Vereins, am 21. Juni anläßlich der Genoſſenſchaftstagung Deut⸗ ſcher Konſumvereine in Mannheim(Extrazug mit etwa 4400 Perſonen von Mannheim), am 8. Juli und je eine Beleuchtung an einem Tag zwiſchen dem 24. und 28. Juli 11 20 900 0 16 Weinheim.(Fabrikbrand.) Im Schmierſei⸗ ſengbfüllraum der Firma Bechtold u. Förſter, Weinheim, entſtand vermutlich durch Selbſtentzündung ein Brand, der ene en et und Arbeiter wieder gelöſcht werden konnte. Der Gebäude- und Fahrnisſchaden wird auf etwa 1000 Mark geſchätzt. 5 5 Maget w Aus Heſſen. Daärmſtadt.(Feſtnahme eines Faſſaden⸗ lletterers.) In Daisburg wurde ein Faſſadenklette⸗ rer feſtgenommen, der dort und in der Umgebung eine Reihe von ſchweren Diebſtählen und Einbrüchen verübt hat. In ſeinem Beſitz wurden auch eine Reihe von Klei⸗ dern und Wertgegenſtänden gefunden, die nicht aus dor⸗ tigen Diebſtählen herrühren. Die Ermittlungen der Darmſtädter Kriminalpolizei ergaben, daß ein Teil der geſtohlenen Gegenſtände von Diebſtählen aus Darmſtadt herrührt. Durch Entſendung eines Kriminalkommiſſars nach Duisburg konnten eine Reihe von Einbruchsdieb⸗ ſtählen, die um die Weihnachtszeit 1928 hier durch den⸗ ſelben Täter ausgeführt wurden, aufgeklärt werden. Ein Teil der geſtohlenen Gegenſtände, Schmuckſachen u. a., konnte den Geſchädigten wieder zugeſtellt werden. Ver⸗ ſchiedene Gegenſtände, deren Eigentümer noch nicht feſt⸗ d ſind, lagern bei der Kriminalpolizei. armſtadt.(Feuer in der Erziehungsan⸗ ſtalt.) In einem Seitenbau der Ersiehunganſtal Al mühle bei Wirhauſen entſtand auf dem Speicher, vermut⸗ lich durch Brandſtiftung, Feuer. Der Dachſtuhl des Ge⸗ bäudes brannte aus. Lokales und Allgemeines. Wetterbericht vom 10. April. Das Eindringen milder ozeaniſcher Luft hat bei uns bereits zu leichter Erwärmung geführt, ſo dot die Temperaturen in der Ebene bis auf etwa 13 Grad ge⸗ ſtiegen ſind. Ueber England ſtrömen weitere Luftmaſ⸗ ſen vom Ozean herein, ſo daß es bei uns milde bleiben wird. Infolge der eingetretenen Aufheiterung ſteht außer⸗ dem unter Tages noch Erwärmung durch Einſtrahlung in Ausſicht. Votrausſichtliche Witterung bis Don; nerstag: Fortdauer des beſtehenden Witterungscha⸗ rakters. Die feindlichen Brüder. Daß Luzifer und Heſperus, der Morgenſtern und der Abendſtern, in Wirklichkeit ein und dasſelbe Geſtirn ſind, nämlich unſer Planet Venus, haben die Beobachter ſchon in alten Zeiten erkannt.„Die feindlichen Brüder“ werden die beiden genannt, denn im alten Sternmärchen heißt es:„Heſperus kam immer nur abends hervor und Luzifer immer nur in der Frühe, und erſt wenn Gauen verſchwunden iſt, wird Luzifer wieder ſichtbar.“ gegenwärtig iſt aber der ſeltene Fall eingetreten, daß Venus zugleich Morgenſtern und Abendſtern iſt. Auf⸗ fallend ſtrahlt Venus uns auch in dieſen Tagen noch nach Sbunenuntergang über dem Weſthorizont; etwa zwei dene nach der Sonne geht ſie letzt unter und trotz⸗ em geht ſie ſchon kurz vor der Sonne im Nordoſten aide auf. Sie geht ſehr weit nördlich in der Tierkreis⸗ kleie⸗ beſchreibt alſo einen großen Tagbogen und einen deinen Nachtbogen, ſodaß dieſe eigenartige Beobachtung möglich iſt. Der Zeitunterſchied zwiſchen dem Aufgang dat Venus und dem der Sonne iſt allerdings ſo klein, aß die Venus draußen in der hellen Morgendämmerung noch nicht aufgefunden werden kann. Helteh Kinderzuſchläge für Pflegelinder und Enkel. Zur f echebung von Zweifeln über die Auslegung der Beſtim⸗ Cue betreffend Kinderzuſchläge für Pflegekinder und Da el hat der Reichsfinanzminiſter folgendes beſtimmt: des Begriff„Pflegekinder“ im Paragraph 14, Abſ. 5 10 Beſoldungsgeſetzes iſt ein Sammelbegriff und umfaßt 5 c Die Aufnahme des Wortes„Enkel“ in Web eſetzestext ſtellt daher nicht einen weiteren neuen nde dar, ſondern es iſt nur als ein häufig vorkom⸗ 100 er Spezialfall des Begriffs„Pflegekinder“ noch be⸗ 100 ers erwähnt worden. Dementſprechend kann Beam⸗ ſnditwen, ſofern die ſonſtigen Vorausſetzungen erfüllt Verb zein Kinderzuſchlag nach Paragraph 14, Abſ. 5 in 18 indung mit Paragraph 31 des Beſoldungsgeſetzes das bewilligt werden, wenn es ſich um ein Kind handelt, Pflec dem verſtorbenen Gatten im Verhältnis eines 0 ege⸗ oder Enkelkindes ſtand, d. h., daß der Beamte Han Pflege⸗ oder Entelkind vor ſeinem Tode in ſeinen wie halt mit der Abſicht aufgenommen hat, es dauernd 95 ſein eigenes Kind zu unterhalten und zu erziehen. Da⸗ 0 kann der Kinderzuſchlag nicht gewährt werden, Nit die Witwe das Pflege⸗ oder Enkelkind erſt nach Tode des Gatten bei ſich aufgenommen hat. — Die 1. Sommerausgabe des Reichs⸗Kursbuchs 1020 mit den am 15. Mai in Kraft tretenden Sommer⸗ der Praxis im Reichsentſchädigungsamt gegeben, das Sonimerfahrplans erſcheinen. Der Verkaufspreis fur e Reichskursbuch beträgt wieder 6,50 Rm. An Stele es Heftes Kraftfahrlinien wird ein beſonderes Kraftpoſt⸗ kursbuch herausgegeben, das den Beziehern des Reichs⸗ Kursbuchs auf Grund eines dem letzteren beigegebenen Gutſcheins zu dem erheblich ermäßigten Preſs von 50 Rofg. geliefert wird. Beſtellungen nehmen alle Poſtan⸗ ſtalten, Bahnhöfe der Reichsbahn, ſowie auch die Sorti⸗ mentsbuchhandlungen und Reiſebüros entgegen. Früh⸗ zeitige Beſtellung wird empfohlen, da ſonſt bei der be⸗ a Zahl der Ausgabe auf Lieferung nicht zu rech⸗ — Fortfall der Abſindungsſummen für heiraten Poſtbeamtinnen. Das Reichspoſtminiſterium ma fol gendes bekannt: Der Artikel 14 der Perſonal-Abbau⸗ Verordnung in der Faſſung des Geſetzes über Einſtellung des Perſonalabbaues und Aenderung der Perſonalabbau⸗ Verordnung trat mit Ablauf des 31. März 1929 außer Kraft. Darnach kann das Dienstverhältnis unkündbar an⸗ geſtellter weiblicher Beamten, die nach dem 31. März 3929 ſich verheiraten, nicht gekündigt werden. Weibliche Beamte, die nach dem 31. März 1929 ſich verheiraten. ferner ſolche weibliche Beamte, die bis zum 31. März 1929 die Ehe geſchloſſen haben, deren Dienſtverhaͤltnis aber nicht gekündigt iſt, erhalten keine Abfindungsſumme. Einige Winke für den Schulanfang. a Was der Schularzt ſagt. 1. Beim Schulanfang erwartet das Kind allerlei Pflich— ten. Schule, aber auch Elternhaus, können viel dazu bei⸗ tragen dem Kinde deſſen Uebergang von der Ungebunden⸗ heit zu einem Leben mit Pflichten zu erleichtern. 2. Nicht nur das„Lernen“, ſondern auch der tägliche Gang zur Schule, der Zwang, ſich mit einem gegebenen Stoff zu beſchäftigen, und Aehnliches, werden manchem Kinde nicht leicht fein. 705 3. Frühzeitiges Wecken am Morgen iſt notwendig damit es mit Ruhe und Gemächlichkeit ſich vorber ten und frühſtücken kann. Bei Haſt und Angſt vor Zuſpe kommen ſtellen ſich nicht ſelten Uebelteit, ſa ſogar brechen ein, das leichter zu verhüten als zu he Der Schulbeginn für Schulanfänger iſt deswegen auf 9 Uhr feſtgelegt. f 4. Da der junge Schulanfänger mehr Sch wie jedes andere Kind, ſoll er zeitig und res Bett gebracht werden. a. 8 5. Es iſt unklug, das Kind ohne Frühſtück zur Schule gehen zu laſſen, weil es mit leerem Magen in der Schule raſch ermüden wird. Unter allen Umſtänden ſoll es we⸗ nigſtens eine Kleinigkeit zu ſich nehmen. Appelitloſig⸗ keit erfordert ärztlichen Nat.. 6. Die Kleidung beim Kinde ſei der Jahreszeit ent— ſprechend. Es genügt eine Hemdhoſe und ein Ueberkleid, im Winter bedarf es zur Ergänzung nur einer wärmeren Unterkleidung und eines Mantels. Zu warme Kleidung. wie ſie vielfach beobachtet wird, begünſtigt Erkältungs⸗ krankheiten. Auf gutes, im Winter waſſerdichtes Schuh⸗ werk iſt zu achten. 7. Tafel und Bücher ſoll das Kind in einem Ran— zen auf dem Rücken tragen, Mappen und ähnliches be⸗ laſten das Kind einſeitig und begünſtigen ſo Wirbelſäulen⸗ verkrümmung. Der Ranzen iſt abends vorzubereiten, da⸗ mit nicht morgens durch Suchen nach dieſem oder jenem das Kind unnötigerweiſe in Aufregung verſetzt wird. 8. Hausaufgaben werden oft zu unrecht angefeinoet. Wenn ſie als willkommene Gelegenheit benutzt werden, das Kind an Ordnung und Pünktlichkeit zu gewöhnen, ſind ſie ein wichtiger Erziehungsfaktor. Allerdings ſollte durch ſie die notwendige Freizeit nicht zu ſehr eingeſchränkt werden. Vor Beginn der Hausaufgaben iſt nach dem Mit⸗ tageſſen eine halb⸗ bis einſtündige Ruhepauſe einzufügen, damit das Kind auch im Winter bei Taglicht ins Freie kommen kann, werden die Hausaufgaben entſprechend auf ſpätere Zeit verlegt. 7 ran laf braucht, 1 gelmäßig zu Langkopp. Opfer eines verlorenen Krieges. i Fünf lange Toge haben in Moabit die Geſchwo⸗ renen jene Tragödi: vor ihren Augen abrollen ſehen, deren Mitſpieler ſie ſelbſt und wir alle ſind. Jene Tragödie von den Opfern eines verlorenen Krieges. Elf Jahre und mehr ſind vergangen, ſeit uns das, was einmal an Hab und Gut in wirtſchaftlicher Glanzzeit vorhanden war, g nommen worden iſt. Wovon wir heute zehren und leben iſt nur das, was wir neu ſchaffen konnten. Neu meiſt auch in neuen Bahnen. Die Tragödie beginnt da im eigentlichen Sinne, wo man nicht die Kraft über ſich ge⸗ wonnen hat, hinter das Alte den Strich zu ziehen, das Alte als endgültig verloren anzuſehen und in neue Bah⸗ nen hineinzuſchreiten. Das aber iſt in tauſenden Fällen das tragiſche Schickſal jener Auslands⸗ und vor allem Kolonialdeutſchen, die auch heute noch nur eine Lebens⸗ möglichkeit ſehen, nämlich die Rückkehr zur verlorenen Farm, auf die verlorene Poſition. 5 Von dieſer Tragödie hat der Prozeß Langkopp ein beredtes Zeugnis abgelegt. Man erinnert ſich noch, wie vor faſt einem Jahre die Senſationsmeldung von dem Dynamitattenkat auf das Reichsentſchädigungsamt durch die Zeitungen raſte. Ueberall im Reich horchte man auf, und man hat damals— typiſch für die Verwirrung, die gewiſſenloſe Hetze angerichtet hatte— leider manches Wort des Verſtändniſſes und gar der Zuſtimmung zu dieſer Tat vernommen. In den Korridoren in Moabit iſt in dieſen Tagen manche Szene beobachtet worden, die nicht gerade ein Beweis dafür iſt, daß ſolche Stimmung bereits überwunden wird. Und doch kann es bei aller menſch⸗ lichen und politiſchen Würdigung dieſes Prozeſſes nur eine einzige Stimme der ſchärfſten Verurteilung für eine ſolche Tat, die zu Gericht ſtand, geben. Wohin ſollen wir in einem Rechtsſtaat kommen, wenn jeder, der davon über⸗ zeugt iſt, daß ihm Unrecht geſchehen iſt, aus dieſem Un⸗ recht nun für ſich ein Fauſtrecht ſchafft? Wer das billigt und begrüßt, begeht ein Verbrechen, insbeſondere an denen, die durch ihr ſchweres Schickſal in Stunden der Erregung leicht die Selbſtbeherrſchung verlieren können. Der Prozeß Langkopp hat aber manches Bild von nicht gerade erfreulich iſt und das in ſeiner bizarren Ver⸗ zerrung leider nur zu geeignet iſt, die Empörung unter den Geſchädigten zu nähren und zu ſteigern. Es iſt ſicher nicht leicht, dieſe Fülle von Material nach Recht and Billigkeit zu bearbeiten, aber um ſo mehr iſt es Pflicht der leiten⸗ den Perſönlichkeiten dieſer Reichsſtelle, dafür zu ſorgen, daß keine Bevorzungen vorkommen und daß entſprechende Anträge und Eingaben nicht ein halbes Jahr ohne jede en mird rochtzeitia nor dem Inkrafttreten doc Berückſichtiaung und Antwort bleiben. Aber das Hausnummern angebracht ſind. beſitzer, welche noch keine Hausnummern befitzen, auf, dieſe gegen Bezahlung von 1.— RM. pro Stück auf dem Baubüro abzuholen. iſt eine verwaltungstechniſche Angelegenheit, die allerdings licht ohne pſychologiſche Wirkungen auf die Geſchädigten geblieben iſt. Wichtiger iſt das gruidſätzliche, was in dieſer Stunde, wo der Prozeß ſein Ende erreicht hal, ge— ſagt werden muß. Niemand wird das Recht der Geſchädigten, die ihren Beſitz, deutſchen Beſitz, verloren haben, auf eine Entſchä⸗ digung durch das Reich, wie ſie der Verſailler Vertrag ausdrücklich vorſieht, ſtrittig machen wollen. Und es ſcheint kaum zweifelhaft, daß dieſes Recht oft genug mit Füßen getreten worden iſt. Es muß dafür Sorge getragen wer— den, daß dieſen Opfern des verlorenen Krieges wieder eine neue Heimat diesſeits oder jenſeits der Grenzen erſtehen kann. Aber eines darf darüber nicht vergeſſen wer⸗ den: wir haben alle unſer Gut für die deutſche Heimat hingegeben. Der deutſche Mittelſtand, der die ſtirkſte Quelle der Macht für Deutſchlands Größe geweſen iſt, iſt vernichtet worden, und ſein Kampf, der Proletariſierung zu entrinnen, iſt noch nicht mit Erfolg ausgeſtanden. Die Altersgenoſſen derer, die wie Langkopp ihr Gut verloren haben, gehen in die Millionen. Wollen die Auslands- und Kolonialgeſchädigten ein Sonderrecht? Sie ſind Leidens⸗ gefährten wie all jene Hunderttauſende und Millionen, die ihr Vermögen und ihren Erwerb in der Inflation, alſo als Opfer des Krieges, in ein Nichts zerrinnen ſehen mußten. Der Fall Langkopp iſt aber daneben auch das hit— nerſte Symptom dafür, was die Urheber des Verſailler Diktats mit ihrem Raubſyſtem angerichtet haben und aus dieſem Grunde, weit nämlich der wirklich Schuldige nicht der von Haus und Hof vertriebene Farmer Taängkopp ſſt, iſt das Urteil als milde und weiſe zu bezeichnen. Allerdings wird man eits der Grenzpfähle dieſe Sprache nicht verſtehen w i, vielnnhr wird man dort auch jetzt über das Drama hinweggehen, in deſſen Mittelpunkt das Schickſal von Hunderttauſenden von Auslandsdeutſchen ſtand und weiterhin mit diaboliſcher Gleichgültigkeit um Milliarden von Tributzahlu feilſchen, die Deutſchland über die bereits von ihm zeten Reparationen ind geraubten Milliardenwerte leiſten ſoll! Wer denkt dort heute noch an 18712 EN. 4 2*—„—— 2 vangeliſche Gemeinde. Alle diejenigen, die noch etwas zu der zum Beſten der Kinderſchule ſtattfindenden Verloſung beiſteuern wollen, werden herzlich gebeten, dieſes bis zum 15. ds. Mts. zu tun. Vereins⸗ Anzeiger. Odenwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). Heute Mit— woch, den 10. April, Abends halb 9 Uhr Klubabend im Klublokal. Nächſten Sonntag Wanderung. Näheres im Klubabend. Der Vorſtand. Verein der Yundefreunde. Mittwoch, den 10 April, Abends halb 9 Uhr Monatsverſammlung im Vereinslokal Tagesordnung wird im Lokal bekanntgegeben. Der Vorſtand. Sänger-Ginheit. Donnerstag punkt 8 Uhr Tenöre. Sams- tag punkt 8 Uhr Geſamtchor. Ablieferung wird den Säumigen in Erinnerung gebracht! Der Vorſtand. Geſangverein„Flora“. Heute Mittwoch Abend halb 8 Uhr Singſtunde. Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Dirigent. Geſaugverein„Liederkranz“. Donnerstag Abend Te- nöre. Samstag Abend Geſamtchor. Pünktlich und voll- zählig erſcheinen Der Dirigent. Kath. Kaufm. Verein. Morgen Donnerstag Abend halb 9 Uhr findet im Kette— lerſälchen Abschjeds-Feier unſeres geiſtl. Beirats Herrn Kaplan Oeſtreicher ſtatt. Es wird gebeten vollzählig zur Stelle zu ſein. Der Vorſtand. Bekanntmachung. Betr.: Die öffentl. Anlagen in der Friedrich Ebertſtraße. Nachdem die Gemeinde unter großem Koſtenaufwand die Anlagen in der Friedrich Ebertſtraße wieder in Stand geſetzt hat, müſſen wir ſchon die Wahrnehmung machen, daß die Blu- menbeete uſw. von Hühnern und frei herumlaufenden Hunden der Anwohner beſchädigt werden. Es iſt dies eine bedauerliche Tat⸗ ſache, die von jedem Natur- und Heimatfreund auf's ſchärfſte verurteilt wird. Daß die ſchönen Anlagen ſpeziell als Tummel— und Weideplatz für Gänſe und Hühner betrachtet werden, zeugt von keinem guten Bürgerſinn. Die Anlage in der Friedrich Ebertſtraße ſoll für die Beſucher unſerer Gemeinde einen guten Eindruck hinterlaſſen und für uns Viernheimer Sinn für das Gute und Schöne wecken, woran ſich Herz und Auge erfreuen ſoll. Wir machen ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß die öf— fentlichen Anlagen unter dem Schutze des Feldſtrafgeſetzes ſtehen aufgrund deſſen wir in Hinkunft bei Nichtbefolgung dieſer An- ordnung gegen die Tierbeſitzer einſchreiten werden. Unſer Auf— ſichtsperſonal haben wir ſtreng angewieſen, gegen jeden Frevler bezw. Eigentümer der ſchädigenden Haustiere unnachſichtlich An- zeige zu erheben. Betr.: Brandkataſter; hier Nummerierung von Gebäuden. Es wurde feſtgeſtellt, daß an vielen Häuſern noch keine Wir fordern daher alle Haus- Viernheim, den 8. April 1929. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth.