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Von Generaldirektor van der Velden M.⸗Gladbach. (Schluß.) Neben dieſer ſtillen Führerbildung iſt aber motwendig auch die Wiedererweckung der breiten Volksmaſſen. Gewiß kann die Maſſe nicht die Trägerin der Bildungsarbeit ſein. Das wäre eine Verkennung aller echten Bildungs— arbeit, ein Verkennen deſſen, daß alles wirkliche Leben nur organiſch wachſen kann. Aber in einer Zeit, wo gewoltige Maſſenfronten gegen den deut— ſchen Katholizismus anmarſchieren, und ihn mehr und mehr in die Verteidigungsſtellung drängen wollen, droht ihm. menſchlich geſprochen, der Untergang, wenn er ſich nur in die Kata⸗ kombe zurückzieht. Darum will der Volksverein die Katholiken an die Front rufen und einen Kreuzzug verſuchen, der den letzten Schläfer aus der Burg ſeines Spießertums herausholt in den ſchweren kulturpolitiſchen Kampf. Wir werden dabei nicht mehr ein ſo großes Heer zu— ſammenbringen wie in der Zeit eines Windt⸗ horſt. Wir werden auch nicht mehr mit denſelben Waffen kämpfen können. wie ſie einſt gegen Libe— ralismus und Sozialismus gebraucht wurden. Aber viel ſtärker und klarer werden wir die poſi⸗ tiven Güter unſeres Glaubens, unſere Kultur— güter, herausholen, in der Sprache der Gegen— wart verkünden und in die Geſtaltung des Le— bens hineintragen müſſen. Darum hat der Volksverein ſeine apologetiſche Arbeit verſtärkt und zielbewußt den Kampf gegen das moderne Freidenkertum, das in die proletariſchen Maſſen hineindringt, aufgenommen.(Vgl. Dr Algermiſſer. Freidenkertum. Arbeiterſchaft und Seelſorge, M⸗Gladbach. 1929). In einem ſol⸗ chen kulturpolitiſchen Kampfe um die heiligſten Güter liegt auch ein Stück poſitiver Kulturarbeit, auch deutſcher Kulturarbeit: denn die geſamte deutſche Kultur hat ihre erſten und tieſſten Wur— zeln im Chriſtentum. Wir werden in dieſer Ar⸗ beit nicht nur eine, ich möchte ſagen menſchliche Sprache reden können, d h. als Ethiker, als So⸗ ziologen, als Wirtſchaftspolitiker, als Parteipo— litiker; denn alle Not wird ja heute ſehr ſtark weltanſchaulich geſehen und als religiöſe Not empfunden. Ich meine, gerade aus unſerem Glauben heraus haben wir die gewaltige Kraft, die auch die Gabe der Sprache geben könnte, um die wir allerdings viel mehr beten müſſen. Wenn wir aus dem Verantwortungsbewußtſein, auch zum königlichen, allgemeinen Prieſtertum zu gehören, mit daran ſchaffen, daß der Glaube nicht nur in der Kirche gelehrt, ſondern ebenſo gut im Hauſe und auf dem Forum gelebt und bekannt wird. dann leiſten wir damit eine wirk⸗ lich zeitgemäße Arbeit Dieſe Aufgabe liegt ganz im Sinne deſſen, was Pius 11. als Katholiſche Aktion bezeichnet. Der Volksverein will darum mutig die Kreuzesfahne entrollen und die Volks⸗ maſſen zum heiligen Kreuzzug aufrufen. Es wird ſeine Aufgabe ſein, außerhalb des Kirchen⸗ raumes, in die menſchliche Geſellſchaft hinein⸗ zutreten und hier die heiligen Kulturgüter des Glaubens fruchtbar zu machen. Er wird z. B. modernen Eheanſchauungen und Ehegeſetzreform⸗ beſtrebungen gegenüber die chriſtliche Eheauffaſ⸗ ſung ins Licht ſtellen, wird dafür auch die Maſſen in Wort und Schrift zu begeiſtern ſuchen. Er wird, wenn's nottut, auch das ſcharſe Schwert des Kampfes ſchwingen müſſen. Da liegt noch ein Sinn des Volksvereins. „Der Volksverein darf und wird keinen zu— rückweiſen, der innerlich Verantwortung für den deutſchen Katholizismus fühlt. Er wird nicht, ſo ſchmerzlich ihm die politiſche Zerriſſenheit und die weitgehende Intereſſeloſigkeſt für das politiſche Schaffen iſt, nach parteipolitiſcher Zu⸗ gehörigkeit fragen; denn er gliedert ſich der Ka⸗ tholiſchen Aktion ein. Er wird aber andererſeits jeden, der nur parteipolitiſches Sprengpulver hineinwerſen will, welcher Partei er auch ange⸗ hören mag, zurückdrängen. Sein Ziel iſt, aus katholiſchem Glauben heraus eine höhere Einheit zu geſtalten. Er wird aber nach wie vor den Menſchen zu politiſcher Verantwortung und zum guten Staatsbürger erziehen. Seiner großen Tradition entſprechend wird er auch in Zukunft, außer den Beziehungen von Kirche und Volk, die Fragenkomplexe: Staat und Volk, Wirtſchaft und Volk, Kultur und Volk behandeln. Er wird an dieſe Fragen herantreten aus katholiſchem Glauben heraus. Die Männer und Frauen, die in vorderſter Reihe im parlelpolitiſchen Kampfe ſtehen und das Mögliche in den jewefligen Bege— benheiten und Schwierigkeiten parteipolitiſcher Konſtellation zu erreichen ſuchen, werden ihm für dieſe Haltung dankbar ſein, denn es geht darum, die Gewiſſen wieder aufzurütteln. Auch die Po⸗ litik hat ein Gewiſſen, ich möchte faſt ſagen, eine Seelſorge nötig. Auch aus der Politik können die klaren Grundſätze unſeres Glaubens- und Sittengeſetzes nicht verdrängt werden. Bei ſolchem Geltendmachen der katholiſchen Kulturgüter in der Geſellſchaft braucht die Liebe zu Volk und Nation nicht zu verblaſſen, das verbietet ſchon ein wirklich lebendiges Chriſten— tum. Wir Katholiken haben unſeren Brüdern und Schweſtern im eigenen Volk, wir haben unſerer deutſchen Nation, wir haben unſerem deutſchen Staate noch vieles zu geben, unſer Gewiſſen drängt uns. Dieſe chriſtliche und deut— ſche Kulturarbeit in der Verteidigung der chriſt— lichen Kulturgüter iſt eine Arbeit, die der Volks— verein für die ganze chriſtliche Kultur Deutſch⸗ lands und für alle Deutſche leiſtet. Die Katholi— ken dürfen mit Stolz darauf hinweiſen, daß ſie aufs beſte die chriſtliche Volkskultur, Volkstum, Sitten, Gebräuche uſw. bewahrt haben. In den Grenzgebieten ſind ſie mehr und mehr Hüter der deutſchen Kultur und der deutſchen Sprache ge— worden und gerade in dieſen Gebieten, z. B. an der Saar, hat der Volksverein die beſondre Auf— gabe, die geſellſchafts⸗ und volkserhaltenden Kräfte des Katholizismus einzuſetzen. Beim Aufruf der Maſſe,— das ſei nochmals geſagt— will der Volksverein nicht ſtehen blei⸗ ben. Er will in die Lebensgemeinſchaften hinein⸗ wirken er möchte der Erneuerung der Familie ſeine beſondere Sorge und Hilfe weiterhin ſchenken; er möchte in dem Aufbau der Pfarr— gemeinde Helfer ſein, er möchte der Pfarrverein werden, der in gemeinſamer Arbeit mit den Standes- und Berufsorganiſationen an der Ein— heit und Lebendigkeit des deutſchen katholiſchen Volkes ſchafft, er möchte lebendige Chriſten mit der Verantwortung für Gemeinde und Staat heranbilden helfen. Keiner, der gerecht urteilt, wird bei aller Kritik der Vergangenheit leugnen können, daß der Volksverein hier Gewaltiges ge⸗ leiſtet hat und ein die umfaſſende Rieſenorgani— ſation des deutſchen katholiſchen Volkes war. Er könnte es wieder werden, wenn nicht immer wieder nur negative Kritik rückwärts ſchaute. Wir Katholiken ſollten uns beſinnen auf unſere Sendung im deutſchen Vaterland und im Reiche Chriſti. Einheit fordert die Stunde, der Volks⸗ verein will helfen, ſie zu ſchaffen. Zuſammenfaſ⸗ ſend können wir ſagen: Der Volksverein will die kraftvolle Einheits⸗ und Erneuerungsbewe⸗ gung der deutſchen Katholiken im öffentlichen Leben zur Verwirklichung der chriſtlichen Ord⸗ nung in Kultur, Geſellſchaft, Wirtſchaft und Staat. Oder mit anderen Worten: Zwei große Aufgabengebiete ſind es, die der Volksverein in der gegenwärtigen Not des katholiſchen Deutſch⸗ land zu erfüllen hat: 1. Der Volksverein will die große Einheits⸗ front des ſo zerſplitterten deutſchen Katholizis⸗ mus wieder ſchaffen und ſo den immer mehr an⸗ Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Annahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden wachſenden und ſich in Rieſenorganiſationen zu⸗ ſammenſchließenden Gegnern der Kirche eine ebenſo ſtarke, geſchloſſene, alle Stände⸗ u. Stan⸗ desgruppen umfaſſende katholiſche Einheit ent⸗ gegenſtellen. In den einzelnen Pfarrgemeinden will der Volksverein durch Ueberbrückung und Ueberdachung der Stände- und Standesgruppen die heute vielfach ſtark zerriſſene Pfarrgemeinde wieder zu einer Pfarrfamalie geſtalten. 2. Der Volksverein will gegenüber dem immer ſtärker anwachſenden Neuheidentum und der im⸗ mer mehr fortſchreitenden Entchriſtlichung der geſamten Kultur den Maſſen des katholiſchen Volkes ein geiſtiges Rüſtzeug zur Abwehr in die Hand geben und durch Wort und Schrift Führer und Maſſen ſchulen, daß ſie aus ihrem katholi⸗ ſchen Glauben heraus das Leben des Werktags geſtalten, Religion und Leben wieder eng mit⸗ n n hrgang 25 n einander verbinden und im Geiſte der Katyon⸗ ſchen Aktion chriſtlich erneuernd in Familie, Be⸗ rufsſtätte, Geſellſchaft und Staat wirken. Mit dieſer Zielſetzung will der Volksverein an die Arbeit gehen. Er tut dies umſo zuverſicht— licher als auch ſeine wirtſchaftliche Lage und die des Volksvereins-Verlags eine Klärung gefunden hat. Letzterer war bekanntlich im vergangenen Jahre einer ſchweren finanziellen Kriſis ausge— ſetzt, mit deren Behebung, dank dem Entgegen— kommen der Banken und ſonſtigen Großgläu— biger des Verlags, nunmehr zuverſichtlich gerech— net werden kann. Die Bilanz des Verlags iſt in Ordnung. Die mit der Gläubigerſchaft getroffe— nen Abkommen ſchließen eine Gefahr neuer Ver— wicklungen aus, falls der Volksverein und ſeine Freunde und Förderer durch Sammlungen und Wiederbelebung des Volksvereins das ihrige tun. Deutſche Katholiken vergeßt eueren Volksverein nicht! „Ueber den Ausbruch des Veſuvs entnehmen wir der„K. V.“ folgende Einzelheiten: Der Halbkreis, den der öſtliche Lavaſtrom um Terzigno gezogen hat und der über 600 Meter breit iſt, ſchließt ſich immer enger um Terzigno, während die vorgelagerten Siedlungen langſam mit Lava bedeckt werden. Den Bewohnern droht keine Lebensgefahr, da der Räumungsbefehl überall rechtzeitig durchgeführt und die Abſper— rung ſtreng beobachtet wird. Der Zuſtrom von Neugierigen iſt noch immer groß. Nach Arbeits— ſchluß ſah man aus den umliegenden Dörfern endloſe Scharen nach Terzigno eilen, um das Zerſtörungswerk zu beobachten. Kniſternd und ziſchend wälzt ſich die Lava durch Gärten und Weinberge vor, umzingelt Häuſer und hebt ſie aus dem Grund. Krachen und Staubwolken zei— gen an, wo vor wenigen Minuten noch Mauern ſtanden. Wo Lava Brunnen zugedeckt, erfolgen Exploſionen, durch die Lavablöcke bis 100 Meter weit geſchleudert werden. Auch Klangfilmaufnah⸗ men werden verſucht, die das Grollen des Veſuv und die Begleitmuſik des Zerſtörungswerkes feſt— halten ſollen. Auf den Zugangsſtraßen begegnet man beladenen Fuhrwerken, die geräumte Habe, hier Kirchengeräte, dort Hausgegenſtände, in Si— cherheit bringen. Dumpf ſchlagen Kochdeckel an Kirchendeckel. Unter Vorantritt des Erzbiſchofs zieht eine Prozeſſion bergan. Nachts leuchtet der Veſuv und der Lavaſee im Valle dell'inferno weit über das Tal. Wie eine verlaſſene Himmelsleiter wirken die elektri— ſchen Lampen der Drahtſeilbahn auf der Weſt— ſeite des Kraters. Von Zeit zu Zeit werden leichtere Erdſtöße verſpürt. Die Seismographen Die Reform der Arbeitsloſen⸗ verſicherung. Der Sachverſtändigenausſchuß, der ein Gut⸗ achten zur Reform der Arbeitsloſenverſicherung abgeben ſoll, ſoll nach dem Demokratiſchen Zei⸗ tungsdienſt ein Sachverſtändigen⸗-Gremium von etwa 30 Mitgliedern ſein. Davon ſollen acht Reichstagsabgeordnete ſein, und zwar ſoll jede Fraktion durch einen Abgeordneten, die Sozial- demokratie durch zwei Abgeordnete vertreten ſein. In den Ausſchuß ſollen außer Vertretern der Wiſſenſchaft Gewerkſchaftmitglieder berufen werden. Außerdem ſollen der Städtetag und der Landkreistag Vertreter entſenden. In den geſtrigen interfraktionellen Beſpre— chungen der Koalitionsparteien über die Vor— ſchläge des Reichsarbeitsminiſteriums für ein Sofort⸗Programm ſind nach dem Berichten der Blätter die gegenſätzlichen Auffaſſungen der Sozialdemokratie einerſeits und der bürgerlichen Parteien andererſeits aufeinandergeprallt. Wäh⸗ rend die Sozialdemokraten an ihrer Forderung nach Erhöhung der Beiträge für die Arbeits⸗ loſenverſicherung feſthielten, lehnten die anderen Parteien eine Beitragserhöhung mehr oder we⸗ niger entſchieden ab. Die Vertreter der Deutſchen Volkspartei wandten ſich dagegen, daß während der Sommertagung des Reichstages nur ein Bruchteil der Maßnahmen zur Sanierung der Reichsanſtalt für Arbeitsloſenverſicherung dem Parlament zur Verabſchiedung vorgelegt wird, und der Hauptkomplex der Maßnahmen erſt im Frühherbſt zur Erledigung kommt. Nach An⸗ ſicht der Vertreter der Deutſchen Volkspartei muß das geſamte Reformwerk noch vor dem Ab— ſchluß der Sommertagung in Angriff genommen werden. Es ſoll auch verſucht worden ſein, in der Frage der Beitragserhöhung ein Kompromiß zuſtande zubringen, das die ſozialdemokratiſche Forderung, die Beitragspflicht um 1 Prozent zu erhöhen, abſchwächt und es bei einem halben Prozent beläßt. Während die Börſenzeitung er⸗ klärt, daß ſich in dey geſtrigen Beſprechung die Gegenſätze nicht vermindert, ſondern verſteift hätten, iſt der„Vorwärts“ der Anſicht, daß die Ausſichten auf eine Verſtändigung im Augenblick nicht ungünſtig ſeien. Dem letztgenannten Blatt zufolge ſollen die Beratungen heute zum Ab⸗ ſchluß kommen und die Entſcheidung über die Frage, ob und wie ſofort etwas zur Sanierung der Reichsanſtalt geſchieht, ſtehe unmittelbar bevor. Lavaſtröme um Terzigno. Der ſchlimmſte Veſun⸗Ausbruch ſeit 1906. des vulkaniſchen Inſtituts ſind in ſtändiger Be⸗ wegung. Dr. Rittman, der Chefaſſiſtent des Vulkan⸗ Inſtituts Emanuel Friedländer, wies während der Beſichtigung der Ausbruchsſtelle darauf hin, daß ſeit 1906 dieſer Ausbruch, ſowohl was Exploſivtätigkeit als Lavaförderung anbetrifft, der ſtärkſte ſei. Die Ausbrüche 1926, 1927, 1928 und 1929 weiſen die gleichen Erſcheinungen auf. Sie alle ſind Gipfeleruptionen, bei denen die Lava ſich am Fuße des Auswurfkegels im Krater durchbricht, den Kraterboden ausfüllt, an der tiefſten Stelle des Kraterrandes überfließt und ſich am Valle dell'inferno zu einem großen Lavaſee aufſtaut. Erſt bei dieſem Ausbruch iſt der Lavaſee nach Oſt⸗Südoſten in zwei Wellen in bewohnte Ge— biete abgefloſſen. Die wiſſenſchaftlich bemerkenswerteſte Erſchei— nung iſt das Aufreißen und der Einſturz der öſtlichen Hälfte des Ausbruchskegels, wobei ſich die im Schlot befindliche dünnflüſſige Lava in großer Woge über den Kraterboden ergoß und hoch aufſpritzend gegen die Kraterwand brandete. Aus dem ſich an der Stelle des zerſtörten Aus— wurfkegels bildenden Lavaſee wurden 200 Meter hohe Lavafontänen emporgeſchleudert. Dr. Ritt— mann konnte aus nächſter Nähe Beobachtungen anſtellen, bis glühende Wurfſchlacken niederreg— neten und Schwefeldioxiddämpfe die Sicht und dem Atem erſchwerten. Der Ausbruch wurde ſchon ſeit längerer Zeit erwartet, da die Kenn— zeichen höchſter Ladung ſchon ſeit Monaten feſt— geſtellt wurden. Trotzdem war eine Vorherſage des Ausbruchstages ebenſo unmöglich, wie jetzt die genaue Beſtimmung der Ausbruchsdauer. Die Exploſivtätigkeit hatte in der Nacht ſo ſtarke Ausmaße angenommen, daß von Neapel aus ſichtbar glühende Lavablöcke über den bisher un— gefährdeten Weſtrand in Richtung der Draht— ſeilbahn geſchleudert wurden. Sachverſtändige ſehen darin das Zeichen einer bevorſtehenden Be— ruhigung. Der Lavaſtrom fließt gegen die Ortſchaft Avino, die nur 200 Meter von der Bahnlinie rund um den Veſuv entfernt iſt. Nach der Räu⸗ mung der Ortſchaften Campitello und Terzigno verſammelte der Biſchof die Bewohner von Nola in der Kirche zu einem Bittgottesdienſt. Darauf begaben ſich die Gläubigen in ihre Wohnungen, um ihre Habe auf die inzwiſchen bereitgeſtellten Laſtautomobile zu verſtauen. In den erſten Kachmittagsſtunden begann die Lava ſchon die Ortſchaft Terzigno zu überfluten. Ueber Otta; riano ging ein Aſchenregen nieder. Eine Studentengruppe, die vom Veſuvobſer⸗ vatorium aufgebrochen war, um den Ausdruch aus nächſter Nähe zu beobachten, wurde von einem Aſchen- und Steinregen überraſcht. Die Studenten flüchteten, wobei einige ſtürzten und ſich verletzten, ſo daß ſie nicht weiter konnten. Die anderen verirrten ſich. Einem größeren Auf⸗ gebot gelang es ſchließlich, die Gruppe zu ret⸗ ten. Es iſt ein ſtrenges Verbot erlaſſen worden, das Ausbruchsgebiet zu betreten. 7 5 BB .. ͤ——....—— Jakubowskis letzter Wunſch. Fortgang der Zeugenvernehmung im Nogens⸗Prozek. Neu⸗Strelitz, 7. Juni. Im weiteren Verlauf der Verhandlung kommt dann lt.„Tempo“ noch die Rede auf den letzten Wunſch Jakubowſkis, der vor ſeinem Tode noch einmal ſeine Tochter Anni ſehen wollte. Dieſer Wunſch iſt ihm nicht erfüllt worden, angeblich, weil keine Zeit mehr dazu war, das Kind herbeizuholen. Sehr intereſſant geſtaltet ſich die Verneh⸗ mung des katholiſchen Pfarrers Bracke, der in Neu⸗Strelitz zurzeit der Hinrichtung Jaku⸗ bowſkis amtierte. Ihm gegenüber äußerte Mi⸗ miſterialrat Pagel, der Referent des Miniſte⸗ riums, der auch der Hauptverhandlung beige⸗ wohnt hatte, es ſei wohl ziemlich ausgeſchloſſen, daß Jakubowſfki hingerichtet werde. Vorſitzender: Alſo Sie ſind der Anſicht, daß Miniſterialrat Pagel umgefallen war? Pfarrer Bracke: Ja, das hat auch der Rechtsanwalt Koch damals ebenſo empfunden. Die Nacht vor der Hinrichtung. Pfarrer Bracke ſchildert dann die Vorgänge der Nacht vor der Hinrichtung: Jakubowſki ſagte zu mir, wenn der Staatsanwalt kommt, ſo will ich ihn fragen, weshalb ich denn hingerichtet werden ſoll. Die Beamten kamen dann hinein, Jakubowſki verabſchiedete ſich, die Hände wurden ihm auf dem Rücken zuſammengebunden, er zuckte ſchmerzhaft zuſammen und wurde hinaus⸗ geſtoßen. Es war mir ſchwer, ihm zu folgen, und die Hinrichtung vollzog ſich. 0 Neu⸗Strelitz, 6. Juni. In der heutigen Nach⸗ mittagsverhandlung des Nogensprozeſſes wurde eine große Zahl von Zeugen vernommen. Bei einem Teile dieſer Zeugen handelte es ſich da— rum, feſtzuſtellen, ob der Angeklagte Auguſt No— gens am Mordtage ſich in Palingen aufgehalten hat. Der Zigarrenmacher Stoltenberg bekundete, daß Auguſt am Abend des fraglichen 9. Novem⸗ ber bei ihm in Petersberg geweſen ſei und ge⸗ ſagt habe, er käme aus Palingen, hätte aber nie— mand angetroffen. Auguſt Nogens beſtreitet heute, daß er eine ſolche Aeußerung getan habe. Viele Zeugenausſagen waren ſo unbeſtimmt ge⸗ halten, daß ſich der Aufenthalt des Auguſt No⸗ gens in der fraglichen Zeit kaum ermitteln läßt. Eine weitere große Zahl von Zeugen, beſonders die frühere Geliebte des Auguſt Nogens, be⸗ kunden, daß Auguſt ihnen geſagt habe, Jaku⸗ bowſki ſei unſchuldig. Gegenüber einer Freun⸗ din hat Auguſt dies noch bekräftigt, indem er ſagte, er könne ſeine Hand dafür ins Feuer le⸗ gen, daß Jakubowſki nicht ſchuldig ſei. Auguſt Nogens ſtellt jedoch auf Befragen alle dieſe Aeußerungen in Abrede. Die Beweisaufnahme ergab heute u. A., daß Frau Kähler verſchiedenen Frauen geſagt habe, ihr Gewiſſen laſſe ihr keine Ruhe. Zu einem kleinen Zwiſchenfall kam es noch kurz vor Schluß der Nachmittagsverhandlung, als die Zeu⸗ gin Frau Wellner erklärte, Frau Kähler habe ihr erzählt, ſie hätte im Kiewitz⸗Moor nach der Leiche des kleinen Ewald mit einer Harke ge— ſucht. Als Frau Wellner dieſe Ausſage macht, bricht die Angeklagte Frau Kähler in lautes Schluchzen aus. Sie beteuert, daß ſie gegenüber der Frau Wellner eine derartige Aeußerung nicht getan habe. Stinnes⸗Prozeß. Berlin, 6. Juni. Im Stinnes-⸗Prozeß wurde heute zunächſt die Vernehmung des Angeklagten Nothmann fortgeſetzt. Auf die Frage des Staats⸗ anwaltes, warum die zur Komplettierung der Altbeſitzanſprüche erforderlichen Anleiheſtücke un⸗ bedingt im Auslande gekauft werden mußten, er⸗ widerte der Angeklagte, daß man den Ausländi⸗ ſchen Beſitz als Ganzes angeſehen habe, ganz gleich, ob die Anleihen ununterbrochen in der Hand eines Beſitzers geweſen waren, oder ihren Beſitzer gewechſelt hatten. Auf weitere Fragen des Staatsanwaltes erklärte der Angeklagte, daß es ſich bei den in Frage kommenden Altbeſitzan⸗ ſprüchen um nicht ganz klare Fälle handelte, und dieſe waren bereits faſt vollſtändig befriedigt. Es ſei eben, ſo erklärte der Angeklagte, auf den Verſuch angekommen, die zweifelhaften Anſprü⸗ che durchzudrücken. So wäre es auch verſtändlich, daß die Inhaber ſolcher zweifelhaften Anſprüche ſich bereit erklärten, für den Fall, daß eine Auf⸗ wertung folgte, für die Vermittelung einen Teil ihrer Anſprüche abzutreten. Der Staatsanwalt gibt trotz dieſer Darſtel⸗ lung ſein Mißtrauen darüber zu erkennen, daß die ausländiſchen Banken und Sparkaſſen ſich bei der Anmeldung der Aufwertungsanſprüche aus⸗ gerechnet der Angeklagten bedienen ſollten. Dieſe Geldinſtitute hätten doch die Anmeldung ſelbſt vornehmen können und hätten dann nicht die teure Vermittlung der Angeklagten in Anſpruch zu nehmen brauchen. Eine Frage des Staats- anwaltes, ob Nothmann nicht daran gedacht habe, daß Stinnes ſein Geld beſſer in ſeine indu— ſtriellen Unternehmungen ſtecken konnte, als es für ein ſo riskantes Anleihegeſchäft anzulegen, verneinte der Angeklagte. Im weiteren Verlauf des Prozeſſes bekun⸗ dete der Angeklagte Bela Groß, daß er das An- leihegeſchäft von Anfang ſo aufgefaßt habe, daß Neubeſitz als Altbeſitz angemeldet werden ſoll. Der grundlegende Unterſchied zwiſchen den Ausſagen der Angeklagten Nothmann und Groß beſteht alſo darin, daß Nothmann behauptet, ge— glaubt zu haben, daß es ſich bei dem rumäniſchen Anleihegeſchäfſt um die Anmeldung wirklichen in Rumänien befindlichen Altbeſitzes handelte, während Groß von vornherein in Berlin be— ſchafften Neubeſitz im Namen rumäniſcher Fir⸗ men in Rumänien anmelden zu müſſen glaubte. Gegen abend wurde die Verhandlung auf morgen vertagt. der 5onnenburger Zuththausprozeh in der Berufung sinſtanz. N Vier Anſtaltsbeamte freigeſprochen. Sonnenburg, 6. Juni. Die auſfſehenerregen— den Vorgänge im Zuchthaus Sonnenburg, wo in dem Altverwertungsbetrieb der Ja. Schwarz⸗ ſchild unhaltbare Zuſtände eingeriſſen waren, be—⸗ ſchäftigte jetzt in mehrtägiger Verhandlung die Berufungsinſtanz, da Rechtsanwalt Franz The⸗ mal für die im erſten Prozeß zu Geldſtrafen ver⸗ urteilten Beamten und zwar den Inſpektor Hin⸗ kel ſowie die Wachtmeiſter Weber, Dolberke und Jabuſch, Berufung eingelegt hatte. Der Prozeß vor der zuſtändigen Strafkammer des Landge— richts Frankfurt a. d. Oder unter dem Vorſitz von Landgerichtsdirektor Siebert fand wieder in der Kirche des Sonnenburger Zuchthauſes ſtatt, Entgegen der Auffaſſung der erſten Inſtanz hielt das Gericht eine Schuld dieſer vier Ange⸗ klagten für nicht erwieſen und ſprach ſie entſpre— chend dem Antrag des Verteidigers frei. Das Verfahren gegen den im erſten Prozeß zu einen Gefängnisſtrafe verurteilten Hauptangeklagten Wachtmeiſter Naumann, war abgetrennt worden. Sühne für die Punica Nätſchitſch erhält bie 9e 20 Jahre Kerler. Belgrad, 7. Juni. Im Prozeß gegen Rat⸗ ſchitſch verkündete heute das Belgrader Straf⸗ gericht das Urteil. Ratſchitſch wurde, wie ſich die„Frkft. Ztg.“ mel⸗ den läßt, wegen beabſichtigter Ermordung der Abgeordneten Baſaritſchek und Paul Raditſch zu je 20 Jahren Kerker verurteilt, wegen beab⸗ ſichtigter Ermordung des Abgeordneten Stefan Raditſch zu 15 Jahren Kerker, wegen beabſich⸗ tigter Ermordung des Abgeordneten Grandja zu 5 Jahren Kerker und wegen ſchwerer Ver⸗ wundung des Abgeordneten Pernar zu ſechs Monaten Kerker, insgeſamt 60 Jahren und 6 Monaten Kerker verurteilt. Da aber das geſetzliche Höchſtmaß nur 20 Jahre Kerker beträgt, ſo iſt die eigentliche Strafe mit 20 Jahren Kerker bemeſſen worden. Ratſchitſch wurde außerdem zur Zah⸗ lung von 20 000 Dinar für Gerichtsunkoſten und Zeugenentſchädigung verurteilt. Die mitange⸗ klagten Abgeordneten Jowanowitſch und Popo⸗ witſch wurden freigeſprochen. In der Begründung des Urteils heißt es, das Gericht ſei zu der Ueberzeugung gelangt, daß von einem Komplott oder einer Verſchwörung bei der Bluttat keine Rede ſein könne. Es handle ſich nur um eine individuelle Tat des Angeklagten und es ſeien keinerlei Anzeichen dafür vorhanden, daß er ſich auf den Mord vorbereitet habe. Er habe vielmehr zweifellos im Affekt ge⸗ handelt, nachdem er durch den beleidigenden Zuruf Pernars, er habe die türkiſchen Begs ge⸗ plündert, in höchſte Erregung geraten war. Er habe erſt geſchoſſen, als Perner ſich geweigert hatte, eine Entſchuldigung vorzubringen, und auch der Präſident der Skupſchtina keine Maß⸗ nahmen ergriffen habe, um ihm Genugtuung zu verſchaffen. Notwehr hat das Gericht dem An⸗ geklagten nicht zugebilligt, weil er von den kroa⸗ tiſchen Abgeordneten nicht am Leben bedroht wurde.— Bezüglich der beiden anderen Ange⸗ klagten hat der Gerichtshof die Ueberzeugung gewonnen, daß ſie von der Tat Ratſchitſch keine vorherige Kenntnis halten und ihn bei der Tat nicht beeinflußten. Der Bericht der Reparations⸗ konferenz unterzeichnet. Paris,. Jun.(Eigene Drahtmeldung. Der Bericht der Reparationskonferenz iſt heut um 5.50 Uhr unterzeichnet worden. Der Unter, zeichnungsakt für ſämtliche Dokumente dauerte 20 Minuten. Immer noch Studententumulte in Lemberg. Warſchau, 7. Juni. Die von den nationaliſti⸗ ſchen Studenten in Lemberg veranſtalteten ju⸗ denfeindlichen Demonſtrationen haben ſich auch geſtern wiederholt. Demonſtrierenden Studen⸗ tengruppen haben in jüdiſchen Geſchäften auf dem Markt die Schaufenſter eingeſchlagen und verſucht, das große Kaffeehaus„Zum Frieden“ zu zerſtören. Wie die polniſche Telegraphenagentur feſtſtellt, iſt es der Polizei im weſentlichen gelungen, die Anſammlungen von 9 eeſtörern überall raſch zu zerſtreuen. Bei den Zuſammenſtößen zwiſchen Studenten und Polizei wurden zwei Schutzleute durch Meſſerſtiche verletzt. Der Vorleſungsſtreik dauert noch immer an. Eine Aufforderung der Rektoren der Lember— ger Hochſchulen zur Arbeit zurückzukehren, blieb unbeachtet. Deutſcher Neichstag Berlin, 7. Juni. Der Reichstag begann heute mit der Beratung des Haushalts des Reichsinnenminiſteriums. Nach kur⸗ zer Ausſprache wurde die Beratung unterbro— chen, um die geſtern zurückgeſtellte Ab ſt i m⸗ mung über den Haushalt des Reichs⸗ wirtſchaftsminiſteriums vorzunehmen, der genehmigt wurde. Nächſte Woche hommt ein neuer, ſpaunender Roman zum Abdruck. — 10e Raban wieder heraus. ROMAN von J. SCcHNEIDER-TFOERSTI. bang EURECUHrsScuUTZ don cn VERLAG oSKAR HAEISTER WER 5(Nachdruck verboten.) Sie wußte ſelbſt nicht, auf was ſie wartete. Aber gerade 665. Fortſeßung.) dieſer Gedanke erſchien ihr der größte noch etwas kommen würde, etwas, von dem ſie jetzt für den Augenblick ſelbſt noch keine klare Vorſtellung hatte. Und an dieſes Etwas fing ſie an, ſich zu klammern. So war auch der Abſchied von dem von Haller und Alice Ballin nicht ſo fürchterlich, als ſie erſt geglaubt hatte.. Ellen verſprach ihr, ſofort zu ſchreiben Man wollte in ſpäteſtens acht Tagen zurück ſein. Der Herbſt war in der Steppe kurz und der Winter brach oft unver⸗ mittelt über Nacht herein. Wenn es einigermaßen möglich war, wollten ſie Elemer mit nach Wien Der Stefan war alt und ſagte von ſich ſelbſt, duß er auf der wollte den jungen Herrn noch den letzten Füßen gehe: einmal ſehen und ihm zum Abſchied weiche Rüben zubereiten. Da würde zögern, zurückzukommen. Aber ſie kamen nach acht Tagen wieder allein. Radan ni war nicht zu bewegen geweſen, ſich ihnen anzuſchließen. Er wir zurückreiſen. war alles zu Ende. Troſt, daß vielleicht wiederum auf. Ehepaar Anderſon, wie in dieſem November. oder zu depeſchieren. bringen. Schöpſenrücken und Elemer gewiß nicht Schottland wegreiſen. hatte zwar versprochen. Stefan in den nächſten Wochen zu— beſuchen, um dann aber ſofort wieder nach Hauſe zu reiſen. Alles Bitten und Zureden war ohne jeden Erfolg ge blieben. Alice Ballin lachte über den Eigenſinn des Neffen. Harald hielt ihm eine Moralpredigt. Ellen ſchmeichelte. Es war umſonſt. Radanyi blieb. „Sorgen Sie ſich nicht, Baronin!“ tröſtete Anderſon.„Er ſieht verhältnismäßig gut aus. Etwas hager zwar, und auch ziemlich weiß im Haar, aber ſonſt Menſchenſcheu, die wird ſich wieder beheben. und der Großvater verwöhnen ihn unſagbar. Abend am liebſten mit den Zigeunern je ſelbſt eine Geige in die Hand zu nehmen. Doch gibt es auch Tage, ſagte ſeine Mutter, wo lachte aul dem Plerde drgußen u wie früher. Seine Die Mutter Er ſitzt am in der Schenke, ohne und nebelſchwer die er mit dem Cſikos ge 18* et Sleppe ves Das iſt aber auf die Dauer kein Leben für ihn. Er muß Am Ende glückt es doch, ihn zu überreden. daß er mit mir und meiner Frau wieder hinüberfährt, wenn Verſuchen will ich's!“ Eva Maria nickte, ohne etwas zu erwidern. Sie begriff ſich nun ſelbſt nicht mehr, auf was ſie gewartet hatte. Es Und dann fuhren eines Tages Ellen und Harald Anderſon wieder ab. Haller nahm ſeine Stunden im Konſervatorium Alice Ballin reiſte nach St. Moritz für den Zeitraum von einigen Wochen. Eva Maria war ſich in ihrem Leben noch nie ſo zwecklos erſchienen und ſo gottverlaſſen. Am Allerſeelentage ſtand ſie am Grabe des toten Gatten und betete ohne Unterlaß, daß ſie in Bälde die paar ſchuhtiefe Erde mit ihm teilen dürfe. Sie wolle nichts mehr vom Leben. Als einige Tage ſpäter ein Brief der Tante Aebtiſſin aus Schottland eintraf, der ſie einlud, dorthin zu kommen, ſagte ſie ohne weiteres Beſinnen zu. Nur Abſchied wollte ſie noch nehmen, ehe ſie für immer ging. Einmal wollte ſie Elemer noch ſehen und ſich dann beſcheiden. Zwei Tage ſpäter fuhr ſie mit dem Nachtzuge nach der Steppe ab. Ohne Gepäck, ohne jede weitere Vorbereitung. Nur eine kleine Lederhandtaſche mit dem allernötigſten, hatte die Zofe für ſie gepackt und der Bediente ihr in das Abteil gelegt. In drei Tagen wollte ſie zurück ſein und dann ſofort nach Trübe, nebelig, regneriſch hing der Novemberhimmel über der Pußta. Nirgends iſt der Herbſt ſo fürchterlich eintönig und an Tod und Sterben mahnend, als gerade in der Steppe. Keine ſchönen Morgen, an denen die Spinne ihr zartes Gewebe in die Luft hängt, nichts von goldgelbem Laub der Bäume, vom melancholiſchen Violett der hinſterbenden Wälder bietet ſich dem Auge. Wie eine rieſige, angekohlte Schüſſel liegt ſie in der unend⸗ lichen Weite. Mit Heiſoh und e fährt der Sturm darein und wirbelt den feinen Staub zu blick nehmend, zuweilen ſogar den Atem raubend. Feucht age, Nächte mit krachender Kälte Hirten mickeln ſich Der Mißtrauensantrag der Kommuniſten gegen den Reichswirtſchaftsminiſter wurde gegen die Stimmen der Antragſteller abgelehnt. Sodann wurde mit der Beratung des Haus⸗ halts des Innenminiſteriums fortgefahren. Die Ausſprache drehte ſich im weſentlichen um die kommende Reform des Parlamentarismus, wozu die einzelnen Vertreter der Fraktionen ihre Meinung äußerten. Abg. Sollmann Soz.) verlangte eine Senkung des Ausgaben für die Techniſche Not⸗ hilfe, deren Notwendigkeit er überhaupt ver⸗ neine. Die Wahlreform hielt der Redner nicht für dringend. Abg. Berndt nt.) wandte ſich gegen die Verfaſſungsfeier, die lediglich demonſtrativen Charakter trage. Nachdem noch einige Redner ſich zum Thema geäußert hatten, vertagte ſich das Haus auf Samstag mittag 12 Uhr. Ausland. witb. Warſchau, 7. Inni. Kurjer Poranny behauptet, daß am 4. Juni ein polniſcher Grenz⸗ poſten an der polniſch-litauiſchen Grenze bei Or⸗ miani von Schaulis in eine Falle gelockt und dann gefangen genommen und über die Grenze geſchafft worden ſei. Gemüse, Salate, ſchwache Suppen, Soßen und alle Fleiſchgerichte erhalten augenblicklich unvergleichlichen Wohlgeſchmack durch einige Tropfen Maggi's Mürze. f Vorteilhafteſter Bezug in großen Originalflaſchen zu RM. 6.50. (((((ũũͥũũũ cc Windſeite. In der trennte. Stallungen ein. irchturmshöhe, jeden Aus; in ihre Pelze, die 5 Ble. 255 der verloren hat.“ jammeln ſich in Gruppen und drehen den Rücken nach der Brechen die Stürme mit allzugroßer Gewalt herein. ſo daß Gefahr für Herden und Hirten droht, ſo ſuchen beſde Ju⸗ flucht in den Windfängen, Wänden aus dicken, eichenen Bohlen, in Form einer Windroſe mitten in der Steppe er⸗ richtet. Das iſt der einzige Schutz, der ihnen zu Gebote ſteht. Cſarda ſtand der alte über die Landſchaft. die Steppe noch voll ſchwachen Lichtes gelegen und nun ſchlugen Graupeln an die kleinen Feuſter der Gaſtſtube. Durch den Kamin kam ein Heulen und Wimmern. krachend fiel die ſchwere, eichene Haustüre ins Schloß; draußen im Flur wimmerten die beiden Wolfshunde und ſprangen kratzend gegen die Bretterwand, welche die Küche vom Flur Als der Hagel ruhiger wurde, hob der Wind, die leichtere Laſt von unzähligen tauſend weißer, weicher Schnee⸗ flocken vom Boden zur Höhe, von wo ſie zuerſt herab⸗ gekommen waren. Man ſah kam auf zwei Meter Schritt⸗ weite vor den Fenſtern. Ein einziger, großer, weißer Vor⸗ hang zog ſich rings um das ganze Haus und hüllte die Radanyi und ſah Vor kaum einer Viertelſtunde war Luiſe Radanyi trat unter die Oellampe, die an einem Haken von der Decke hing, goß ſie voll und ſchnitt den ſchwarzen Docht gerade. Sie warf ein rotgelbes, nicht allzu helles Licht durch den Raum und ſchwankte noch leiſe von der Bewegung, die der lang herabhängende Draht erhalten hatte. Schweigend trat ſie neben den Alten und blickte gleich ihm in das immer heftiger werdende Geſtöber. Mit einem Seufzer wollte ſie ſich entfernen. Radanyi hielt ihren Arm für eine Sekunde feſt. „Iſt er zu Hauſe?“ „Ja.“ Aber es war wieder ein Seufzen. „Wir müſſen ſchauen, daß wir ihn fortbringen. Wenn er nicht freiwillig geht, dann durch Liſt, oder ſonſt etwas!“ „Vaterl“ weinte ſie auf und legte beide Hände auf ſeine Schulter und das Geſicht darauf. g „Weißt du ſonſt einen Ausweg, Luiſe?— Mir iſt jeder recht.— Nicht?— Ich auch nicht.— Hierbleiben iſt aus. geſchloſſen, wir dürfen nicht warten, bis er den Verſtand Unter de ſieht faſt Kaſſerliche Günſtlinge. Von Ferdinand Silbereiſen. Einer der hervorragendſten Günſtlinge der Kaiſerin Eliſabeth von Rußland war der Graf Raſumowſky, ein Muſterexemplar von einem Emporkömmling. Als Sohn armer Eltern hütete er in feiner Jugend das Vieh, kam dann als Kammerdiener an den Hof, wurde Soldat und ſtieg als ſolcher bis zum Feldmarſchall empor. Zum Vertrauten der Kaiſerin geworden, wußte er es endlich ſo weit zu bringen, daß ſich Eliſabeth heimlich mit ihm vermählte und ungeheuer große Summen an ihn verſchwendete. Der berühmte Baumeiſter Raſtrelli mußte ihm in Moskau und in Peters⸗ burg prachtvolle Paläſte errichten. Unter an⸗ deren gehörte ihm auch das Anitſchkow⸗Palais in Petersburg, das große herrliche Gut Eoſti⸗ liza und die ganze Inſel Kreſtowſky. In einem ſeiner Schlöſſer zeigte Raſumowſky, der ſich gern einer niedrigen Herkunft erinnerte, in, einem ioſtlaren Schrein von Poſenholz die pirtenflöte und das Bauerngewond. weiches er getragen hatte, da er noch das Vieh hütete. Seine Pruünkſucht und Verſchwendung grenzte dabei an das Unglaubliche. Ein würdiges Seitenſtück zu dieſem Empor⸗ kömmling bildete Graf Soritſch, einer der Hünſtlinge der Kaiſerin Katharina II. In ſeiner ihm von der Kaiſerin geſchenkten Reſidenz Schklow lebte er, umgeben von einem ſchmarotzenden Troß von Abenteurern und Flücksrittern, mit denen er ſich ſpielend und ſchlemmend die Zeit vertrieb. Bei Gelegenheit eines Beſuches der Kaiſerin gab er allein die Summe von hunderttauſend Rubel für ſäch⸗ iſches Porzellan aus. Bei einem Feuerwerk ließ er nicht weniger als fünfzigtauſend Raketen aufſteigen und zu einer einzigen Theatervorſtellung ſiebzig Dekorationswechſel herſtellen. Als er ſtarb, hatte er es auf eine ungedeckte Schuldenmaſſe von zwei Millionen Holdrubel gebracht, nicht zum Entzücken ſeiner Hläubiger. Su ſo w, ein anderer Günſtling Katharinas. ug ſtets die Taſche mit großen Edelſteinen ler Art gefüllt, die er häufig hervorzog, am damit zu ſpielen und ſich an ihrem Farben— piel zu erfreuen, ein kindliches und nicht Alzu koſtſpieliges Vergnügen. Der berüchtigte Potemkin ferner, der es vom Wachtmeiſter zum Oberſten und Gene— ralleutnant gebracht hatte, trug einen Hut, der o ſchwer von Edelſteinen beſetzt war, daß er zei länger dauernden Feſtlichkeiten denſelben nicht in Händen halten konnte, ſondern ihn hinter ſich hertragen laſſen mußte Aus der Kulturgeschichte der Sommer ſriſche. Es iſt noch gar nicht lange her, da war der Begriff„Sommerfriſche“ für den gewöhnlicher Durchſchnittsmenſchen ein phantaſtiſcher Gedanke etwa von gleicher Art, wenn wir heute von eine: drahtloſen Verſtändigung mit dem Mars ſpre chen. Die reichen Leute freilich, die„mehr als Brot eſſen konnten“, haben ſchon zu allen Zeiten den Vorzug gehabt, in der heißen Jahreszeit fern von ihrer ſonſtigen Wirkungsſtätte, der Er holung leben zu können. Die reichen Röme hatten ſogar eine richtige Kandhauskolonie. G hieß Frascati und war am Abhange des Ale. nergebirges gelegen. Hier hatte z. B. Cicero ſein „Tusculum“, während der Dichter Horaz ein Landgütchen in Tivoli, im Sabinergebirge beſaß In Mittelalter gab es auch in Deutſchlan! in der Nähe einiger großer Städte ähnliche Som 2 5 ſo z. B. bei München, Augsburg unf Nürnberg. Ueber die Anſiedlung in der Näh⸗ der letztgenannten Stadt finden wir einen hüb ſchen Bericht in den Tagechſichern von Albreck 2 r Berliner unpolitücher Brief. Feſtſpielwochen.— Leerſtehende Läden. Schweinefleiſch und Schlagſahne.— Berolonia.— Sonntagsſeier.— Aſtrologie. Die„Feſtſpielwochen“ ſtehen einſtweilen immer noch auf dem Programm des Berliner Vergnügungslebens. Der gewöhnliche Sterb⸗ liche merkt zwar nichts von den erhabenen Genüſſen, die dargeboten werden, da die Ein⸗ trittspreiſe für alle Veranſtaltungen nur für Leute erſchwinglich ſind, die entweder in der Wahl ihrer Eltern ſehr vorſichtig waren oder aber aus der Betätigung ihrer Fähigkeiten einen ſolch vekuniären Nutzen ziehen, daß ſie mit einer ichten Handbewegung eine Karte zum Preiſe von rund fünfzig Mark erſtehen können. So ganz recht verſteht ja der Durchſchnitts⸗ berliner den wahren Sinn der in dieſem Jahre veranſtalteten Feſtſpielmwochen überhaupt nicht, denn im allgemeinen ſollten doch in einer Stadt, in der die meiſten von der Arbeit ihrer Hände leben, Feſte dazu da ſein, daß ſie von allen gefeiert werden können. Wenn aber alle mit nur wenigen Ausnahmen bei⸗ ſeite ſtehen müſſen, ſo vermag eine Feſtzeit, die höchſtenfalls einige Dutzend Ausländer anlockt, durchaus keinen beſonderen Eindruck zu machen. Außerdem bietet Berlin augenblicklich keinen feſttäglichen Anblick. Es wird nämlich in großem Stile„gebuddelt“. Der Fremde, der Linden zu luſtwandeln gedenkt, chts f Durer, der unter anderem ſich daruver beklagt daß zu viel Protzerei und Luxus dort e wurde. Selbſtverſtändlich hatten die Fürſten und 1 Könige ihre Sommerreſidenzen. Die Habsbur ger hatten ihr Schönbrunn, und die Hohenzollerr ihr Potsdam. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten ſich dann die Badeorte, die für einen Erholungs⸗ aufenthalt im Sommer in Betracht kamen. Ur⸗ ſprünglich hatte das Wort„Bad“(von„Bähen“ herkommend, ſo daß das Bad eigentlich eine „Bähung“ iſt) lediglich die Bedeutung eines warmen Reinigungsbades, hatte doch ſchon in Altertum jedes griechiſche und römiſche Haus marmorne Badewannen. Später wurden danr die Orte mit heißen Heilquellen kurzweg als „Bäder“ bezeichnet. Solch ein Bad war z. B Bajae, in dem die alten Römer Heilung von ihren mannigfachen Leiden ſuchten. Die Deut— ſchen fuhren ſpäter nach Wildbad, Gaſtein, nack Marienbad und Karlsbad. und heute iſt die Zah' der Bäder ungeheuer groß. Die Nachfrage heb das Angebot. Da man bald erkannt hatte, daf die dauernden warmen Bäder den Organismus zu ſehr erſchlafſen, ſo empfahl man von ärztlichen Seite die Fluß« und Seebäder. Deutſchland hatte in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in Berlin ſeine erſten Flußbadeanſtalten einge— richtet(an deren Stelle heute die Freibäder ge— treten ſind). Gleichzeitig entſtanden die See— bäder in Doberan, Heiligendamm und Norder— ney. Freilich war damals der Beſuch eines Ba des mit weit mehr Strapazen und Koſten ver— knüpft als heute. Wir haben ſehr amüſante Be— richte über Badereiſen, die mitteleuropäiſche Fürſten im 17. Jahrhundert unternahmen. De gab es wochenlanges Vorbereiten. mußte dock eine Reihe von„notwendigen“ Sachen vorher in das betreffende Bad geſchickt werden. dami die Herrſchaften mit allem Komfort verſeher waren. Inzwiſchen iſt das alles anders geworden Wir brauchen nicht ſehr lange Reiſevorbereitun— gen; auch tragen uns moderne Eiſenbahnen mi größter Geſchwindigkeit von Nord nach Süd, vor Oſt nach Weſt. Und die Erkenntnis von den Schwere des Daſeinskampfes ſchuf uns ein ſozia les Geſetz, dem zufolge jedem Angeſtellten un jedem Arbeiter das Recht auf einige Wocher jährlicher Sommerfriſche zuſteht. Tauſende vor unter Umſtänden noch gefährlicher ſein kann, ſich Landſchaften, ſchön gelegenen Orten, wurden zu Erholungsſtätten erhoben, und die Exiſtenz ihren Bewohner ganz cf die Beſucher eingeſtellt. Vor abzuſtürzen, beweiſt ein Vorgang, d 2 7 4 5 N„ der ſich in de jenen vereinzelten Landhausvorſtädten in den 15 16 die Gaglanderg 11 Florenz 0 5 J ö te. Erholungszeit für jedermann war ein weite. 1135 alten Zeit bis zur Eroberung der ſommerlichen Weg fortſchreitender menſchlicher Ziviliſatior zurückzulegen, der ein intereſſantes Abbild de, Demokratiſierung der menſchlichen Gemeinſcha? wiberſpiegelt. M. Gr. Aus dem Kunterbunt des Lebens (Unpolitiſche Wochenbetrachtung.) Hals. und Beinbruch⸗Geſellſchaften„m. b. H.“— Das Bett als automatiſches Mordinſtrument. Für den richtigen Ausgleich iſt in dieſer Well der Gerechtigkeit ja ſtets geſorgt. Die Uebertre⸗ tung polizeilicher Verordnungen iſt meiſt rech koſtſpielig! Dafür iſt das Genickbrechen um ſe billiger! Verſuchen Sie beiſpielsweiſe einma unentwegt aus einer Höhe von etwa 5 Metern ſo lange herunterzufallen, bis derjenige, der Sie dur.) eine„Verordnung“ dazu gezwungen hat, mit ihrer Leiſtung„zufrieden“ iſt. Sie meine oielleicht, auf ſolchen Blödſinn käme kein ve. nünftiger Menſch. und ich, Lariſari, wäre nur ein Luftikus, was man ja ſchon aus meinem Namen herausleſen könne! Hören Sie bitte zu— Die Fritz⸗Lang⸗Film⸗Geſellſchaft m. b. H.(mit belämmerten Honoraren) war vor das Berliner Arbeitsgericht zitiert worden, weil zwei Artiſten le 150 Mark Gage verlangten für eine Arbeit, die ſie nicht geleiſtet hatten. Die Geſellſchaf zatte die Artiſten verpflichtet, den beiden Haupt— darſtellern in einem Film die lebensgefährlichen Seiten der Rollen abzunehmen. Im Atelier war alles zur Aufnahme bereit, die Senſationsdar— teller waren geſchminkt und rollengemäß gekle⸗ bet, als man ihnen im letzten Augendlia einer evers vorlegte, den ſie unterzeichnen ſollten ieſer Revers enthielt die nette Klaufel, daß die zwei Artiſten auf eigene Gefahr ihre Hals, und Beinbruch⸗Arbeit ausgeführt hätten, und die Ge⸗ ſellſchaſt jeder Verpflichtung für den Fall eine Unfalles enthoben ſei. Daraufhin weigerten ſich die Artiſten, ihre halsbrecheriſche Arbeit zu be⸗ Zinnen. In der Gerichtsverhandlung meinte den Direktor, daß ein Artiſt doch wiſſen müſſe, was ir könne. Nach langen Debatten bemühte ſich der Richter, den Parteien begreiflich zu machen daß beide Teile im Unrecht ſtänden. Es liege nämlich ein neues Geſetz vor, auf Grund deſſen zuch der Filmartiſt unfallverſichert wäre. Da, her müſſe die Verweigerung des Reverſes als unweſentlich gelten. Nicht ganz unlogiſch ent⸗ zegneten die beiden Artiſten, daß ſie unter ſol⸗ hen Umſtänden gern wiſſen möchten, warum daun die Unterſchriſt von ihnen überhaupt ver langt wurde. Man könne doch nicht gut anneh— men, daß die Filmgeſellſchaft als Unternehmer bon den einſchlägigen Geſetzen keine Ahnung hätte. Das intereſſanteſte Moment der Ver— handlung war die Feſtſtellung, mit wie wenig often heute für den Auftraggeber der Genick— bruch eines von ihm zu lebensgefährlichen Expe⸗ rimenten verpflichteten Menſchen verbunden iſt Die beiden Kläger ſollten nämlich einen Sturz aus viereinhalb Meter Höhe für die geradezu fürſtliche Gage von 150 Mark„bis zur Zufrie⸗ denheit des Regiſſeurs“ ausführen. Es kam wei⸗ ter zur Sprache, daß der eine der beiden Arti— ſten in dem Film„Metropolis“ einen höchſt ge— fahrvollen Sturz durch die Luft rund 25 Ma hatte ausführen müſſen, ehe„der Regiſſeur zu⸗ frieden war“. In dem Film„Spione“ hatte er eine Spiegelſcheibe fünfmal mit der nackten Hand zerſchlagen müſſen, ehe die Aufnahme„zur Zufriedenheit des betreffenden Regiſſeurs“ aus- gefallen war. Der Mann hatte in letzterem Fall, ein Aufgeld von 25 Mark erhalten und konnt ſich vier Wochen lang an den erlittenen Ver letzungen ſatt eſſen.— Da eine Einigung der Parteien nicht erzielt werden konnte, wird ſich nunmeh: das Kammergericht mit der Klage den beiden Artiſten zu befaſſen haben. 4 Daß es für einen gewöhnlichen Sterblichen in ein Bett zu legen, als für einen Artiſten, fünf undzwanzig Mal aus einer Höhe von 8 Meter Eigentlich handelt es ſich ſogar mi viel Vorgänge, nämlich um vier unfesiwülſltec Seldid morde im Bett. ſitze Ceſare Borgias befand, jenes ebenſo hoch— begabten wie rückſichtsloſen Gewaltmenſchen, wie ſie im Zeitalter der italieniſchen Renaiſſance typiſch waren. Der Engländer hatte das Bett, das ſchwere Portieren und einen Baldachin trägt, von einem Antiquitätenhändler erſtanden und im Fremdenzimmer ſeiner Villa aufgeſtellt. Eines Tages erhielt der Engländer den Beſuch eines Verwandten, der im Fremdenzimmer Quartier nahm. Am anderen Morgen fand man den Gaſt tot im Bett liegen. Da keinerlei Anzeichen von Gewalt vorlagen, nahm man als Todesurſache Herzſchlag an. Nicht lange darauf erkrankte die Frau des Engländers. Man nahm eine Kran⸗ kenpflegerin an und brachte dieſe gleichfalls im Fremdenzimmer unter. Am anderen Morgen fand man das junge, lebensluſtige Ding tot im Bette Ceſare Borgias. Die Sache begann jetzt unheimlich zu werden. Der Engländer wollte dem Geheimnis auf den Grund gehen und quar— tierte einen Detektiv in dem Todeszimmer ein. Am darauffolgenden Morgen war dieſer ein ſtummer Mann. Alle Bemühungen, dem Ge— heimnis auf die Spur zu kommen. waren ver— geblich, und ſo blieb der Verdacht, die drei To— desfälle verurſacht zu haben, an einem Diener des Hauſes hängen. Da dieſer ſich gänzlich un— ſchuldig fühlte und ſchwer unter dem Verdachte litt, ſo beſchloß er, ſeine Unſchuld unter allen Umſtänden nachzuweiſen. Die Klärung des Fal— les begann er damit, daß er ſein Quartier in dem Todeszimmer aufſchlua. Er brauchte ch mzwiſchen geprüft wurden, vorzüglich zur Herſtellung von Kaugummi eig⸗ nen. Die Entdeckung weckt die Erinnerung an eine ganz ähnliche, die bereits Alexander von Humboldt zu Anfang des 19. Jahrhunderts ge⸗ Natürlich war das Bett ein gand beſonderes Bett, ein Bett, das ſich einſt im Be⸗ nicht lange zu vemunen, denn am anveren mot⸗ gen war er eine Leiche. Da kam dem Engländer endlich die Erleuchtung. Er ließ das Bett einer genauen Unterſuchung unterziehen. und ſiehe da: die chemiſche Analyſe ergab, daß die Vorhänge und die Matratze des Todesbenes mit einer Subſtanz getränkt waren, die giſtige Dämpfe abgab, ſobald das Bett etwas erwärmt wurde. Ceſare Borgia hatte alſo das Bett zur Beſeiti⸗ gung von Feinden benutzt. Er lud ſie als Gaſt zu ſich und wies ihnen zur Nacht das unheim⸗ liche Bett an, in dem ſie ahnungslos infolge der Ausſtrahlungen ihrer eigenen Körperwärme in den Tod hinüberſchliefen. Das furchtbare Gift hat ſeine tödlich wirkende Kraft über die Jahr⸗ hunderte bewahren können, weil es ſehr lange Zeit in einem kalten Raum ſtand. e 4 Larifari. die„grüne“ Kuh. In der tropiſchen Zone Amerikas hat man jetzt einen Baum gefunden, der bei Verletzung ſeiner Rinde eine der Kuhmilch ähnliche Flüſſig⸗ keit abgibt. Der Entdecker dieſer ſeltſamen Tro⸗ penpflanze iſt der bedeutende Naturforſcher Pro⸗ feſſor Samuel J. Record von der Pale-Univerſi⸗ tät, der in Honduras und Guatemala die dorti⸗ gen Tropenwälder wiſſenſchaftlich unterſuchte. Nach ſeiner Rückkehr hat jetzt der Gelehrte vor einem Auditorium von Nachforſchern über die Ergebniſſe ſeiner Forſchungsreiſe berichtet und u. a. Folgendes mitgeteilt: Als er eines Tages ſechs ihn begleitenden Holzfällern den Auftrag gegeben hatte, einen ihm völlig unbekannten Baum zu fällen, damit er ihn ausführlich unter⸗ ſuchen könne, habe er die erſtaunliche Entdeckung gemacht, daß auf den erſten Axthieb eine große Menge einer weißlichen Flüſſigkeit aus der Rinde in einem dicken Strahl hervorſchoß, die er Kuhmilch ſehr ähnlich war. Die Holzfäller fingen das Naß in ihren Mützen auf und tranken davon mit großem Behagen. Man erzählte ihm dann, daß dieſer Baum bei der Bevölkerung oon Honduras ſehr beliebt ſei und daß er mit ſeiner milchähnlichen Rindeflüſſigkeit wegen dem den Namen„Grüne Kuh“ trage. Der Gelehrte konnte ſich durch Koſten ſelbſt davon überzeugen, daß der Geſchmack tatſächlich der Kuhmilch ſehr ähnelt. Die Mengen der von dem Baum abge⸗ ſonderten Flüſſigkeit ſind unglaublich groß. Nach den Proben, die von verſchiedenen Botanikern ſoll ſich der Saft legentlich ſeiner Reiſen durch=uela machte. Auch er fand einen Mun der bei Verleßung ſeiner Rinde einer ilgartigen Saft abſonderte. Da dieſer Saft gleichſtells von den Eingeborenen zern getrunken wurde, dürfte es ſich vermutlich um den gleichen Baum gehandelt haben. öbel in musterreicher Auswahl hochwertig in Arbeit unerreicht billig! Weissberger ö Mannheim, 5 1, 12 N08 tiefe Gräben, bei denen nicht genau feſt⸗ zuſtellen iſt, ob ſie auf eine Verfügung der Reichspoſt, der Kanaliſation des Gas- oder Waſſerwerkes zurückzuführen ſind. Jedenfalls 915 ſind ſie da und verunzieren das Stadt⸗ ild. Außerdem fallen im zentralen Geſchäfts⸗ viertel der Reichshauptſtadt die zahlreichen Läden und Geſchäftsräume auf, die leer ſtehen. Man hat, da nun heutzutage ohne ſtatiſtiſche Erfaſſung überhaupt nichts mehr denkbar iſt, mit vieler Mühe ausgerechnet, daß in Berlin z. Zt. 120 000 Quadratmeter Geſchäftsräume angeboten werden. Verſchiedene Gegenden, wie z. B. um den Hausvoigteiplatz. der als Sitz der Konfektion in ganz Deutſchland be⸗ kannt iſt, veröden mehr und mehr. Auch der ſüdliche Teil der Friedrichsſtraße hat bedeutend verloren. Ganz beſonders aber ſind es die Fleiſcher und Zuckerbäcker, die ganz jämmer⸗ liche Klagelieder anſtimmen. Sie führen ihre Geſchäftsſorgen— man leſe und ſtaune— auf die ſchlanke Linie der Frauen zurück. Schuld an dem großen Rückgang im Verbrauch von Schweinefett und von Schlagſahne ſoll, wie allen Ernſtes behauptet wird, die in Deutſch⸗ land— im Gegenſatz zu anderen Kultur⸗ ländern— immer noch graſſierende Mode der Schlankheit ſein. Nachprüfen läßt ſich ſo etwas ſehr ſchlecht. Und wenn auch einige Stichproben den Konditoren und Metzgern recht geben ſollten, ſo beweiſen aber hin⸗ wiederum auch viele Vertreterinnen des weib⸗ lichen Geſchlechts, daß ihnen„volkſchlank“ lieber iſt als der Verzicht auf leckere Genuß⸗ Erde und] mitten. ſein. pennſte Mitta Es ſoll gewiß nichts gegen die Schönheit und Eleganz der Berliner Frauen geſagt wer⸗ den. Aber daß ſie alle die ſogenannte knaben⸗ hafte Figur hätten, kann mit dem beſten Willen nicht behauptet werden. Und es iſt auch gut ſo. Dabei braucht man allerdings nicht gerade als Typ der Berlinerin die Bero⸗ lina anzuſprechen, um deren neuen Standplatz ſo viel geſtritten wird. Vor einigen Jahr⸗ zehnten wurde dieſes Wahrzeichen gegoſſen und auf dem Alexanderplatz aufgeſtellt. Der Ver⸗ kehr forderte ſein Opfer. Der Platz muß frei Und ſo fährt nun eine Deputation in der ganzen Stadt herum, um einen Ort zu finden, auf dem die alte Berolina wieder in beſchaulicher Ruhe auf das Raſten der Men ſchen herabſehen kann. So recht verſtändlich iſt ja die liebevolle Sorge um ein neues Quartier für das erzene Monſtrum nicht, da doch ſo viele lebende Menſchen nicht wiſſen, wo ſie ihr müdes Haupt zur Ruhe betten ſollen. Es geht nun einmal nicht allen ſo gut. wie denen, die ein„Dichter“ in einer Berliner Nomanze beſingt. In einem vielgeleſenen Mittagsblatt wird da in Versform geſchildert, daß der Sonntag zu nichts anderem gut ſei, als zum ſchlafen.„Wird der Schlaf ein bis⸗ chen alle, ſteigt man langſam aus der Falle. Und dann geht's in die Badewanne, und dann ſteigt man aus den Wellen und geht wieder in die Falle! Denn ſonſt wärſt Du ja total verrückt! Dafür iſt er doch, der Sonntag⸗ morgen, daß der Menſch ſich in ſein Bette drückt und vergißt die grauen Alltagsſorgen! Wochentags rennſte— Sonntags Menſch. 3 8 as kennſte: Sonntog iſt ſte i“ Man muß ſich darüber klar ſein, welche Verheerungen eine ſolche„Moralphilosoph'e anrichten muß, die durch ein Blatt, das in einer Nuflage von mehreren hunderttau tend Exemplaren ge⸗ druckt wird, in die weiteſten Volkskreiſe dringt. Die Kirchenglocken, die als läſtige Gewiſſenmahner in den Ohren klingen, möchte man am liebſten verſtummen machen. Der Großſtadtmenſch ſoll den Begriff von der Heiligkeit des Sonntags völlig verlieren und nichts mehr davon ahnen, wie ergreifend es iſt, wenn Uhland am Sonntagmorgen den Schäfer ſingen läßt:„Das iſt der Tag ves Herrn.“ Der geheimnisvolle Zuſammenhang zwiſchen Tag des Herrn und Ruhetag wird gefliſſent⸗ lich verwiſcht, um deſto breiter die Tür zu öffnen für einen Erſatzglauben, der aus den Karten oder aus den Sternen die Wahrheit zu ergründen ſucht. Erſt dieſer Tage wurde wieder ein Fall von einer derartigen geiſtigen und ſittlichen Verblödung vor einem Berliner Gericht verhandelt. Ein„Menſchenfreund“ betreibt eine wohlorganiſterte Weisſagerei. Da die Dummen bekanntlich nicht alle werden, blüht ſein Geſchäft glänzend. In einem Jahr konnte der de mehr als 25 000 Mark Reinverdienſt einſtreichen. und das ſchönſte an der Sache iſt, daß das Gericht ihn trotz vorliegender Anzeigen nicht das mindeſte anhaben konnte. Jeder kann ſich ſein Heroskop ſtellen laſſen, ſo oft er will. Denn gegen Dumm⸗ heit iſt kein Kraut gewachſen, auch in Berlin nicht. Dies wurde durch den Freiſpruch des s bis zweit! Sonntags das Gerichts ausdrücklich beſtätigt. E. F. G.