Bekanntmachung. een** ft ſſpiernheimerfnzeiger Viernheimer Zeitung die Verlängerung der Polizeiſtunde bringen wir zur“ allgemeinen Kenntnis. Viernheim, den 11. Juni 1929. Beſſiſches Polizeiamt Viernheim Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 150 Mk. 115 ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige ſlüſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Ludwig. Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. 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Februar 1923(R. G. Bl. S. 147) und auf Grund von§8 1 und der Verordnung zur Ausführung des Notgeſetzes vom 28. Juli 1923(Reg.⸗Bl. S. 238) beſtimme ich was folgt: (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und pte 1175 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Viernheim, den 12. Juni 1929. Helnricn Neiahard. E 50% Rabatt Ferner empfehle mein großes Lager in 0 Sommer ⸗ Joppen in allen Größen Blaue Arbeüsanzüge in verſchiedenen Preislagen Mancheſterhoſen, Pilothoſen Geſtreiſte Hoſen in ſchöner Auswahl Arbeitshemden, Kinderhoſen in allen Größen zu ſehr billigen Preiſen Kobert Weißmann .. Cigarren aller Freislagen in guten, ausgewählten Qualitäten. igareiten Rauchtabak D Wautabak N Schnupftahak Futter Kartoffel zu kaufen geſucht. Von wem, ſagt der Verlag. 1. Die Polizeiſtunde wird einheitlich für alle Gemeinden des Landes auf 1 Uhr nachts feſtgeſetzt. 2. Bei der Erteilung der Genehmigung für öffentl. Tanzluſtbarkeiten findet in Zukunft eine Be⸗ ſchränkung auf ein oder mehrere Tage in der Woche oder im Monat oder im Jahr nicht mehr ſtatt. Die in meinem Ausſchreiben vom 28. Juli 1923 zu Nr. M. d. J. 23730 aufgeſtellten Richtlinien ſind nicht mehr anzuwenden. 3. Im übrigen behält es bei den bisherigen Beſtimmungen ſein Bewenden. 4. Die Neuregelung tritt am 3. Juni 1929 in Kraft. gez.: Leu ſchner. Betr.: Sickerbrunnen an der Zeppentränke. Die Maurerarbeiten für die Anlage eines Schlammbeckens ſollen im öffentl. Wettbewerb ver- geben werden. Die Zeichnungen und Bedingungen liegen auf unſerem Baubüro zur Einſicht offen, woſelbſt auch die Angebotsformulare erhältlich ſind. Die Angebote ſind verſchloſſen und mit ent⸗ ſprechender Aufſchrift verſehen bis Montag, den 17. Juni vorm. 10 Uhr auf dem Baubüro einzureichen. Die Eröffnung der Angebote fin- det im Beſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Viernheim, den 18. Juni 1929. Beſſiſche Bürgermeiſterei Oiernheim Lambert h. Erbſen, Carotten, Erdbeeren Wirſing, Salat und Salat⸗ ſetzlinge verkauft Ehatt. — ca. 400 Teilnehmer * Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold Mittwoch Abend Versammlung der Sportler im„Anker“. Das Erſcheinen eines jeden Sportlers iſt notwendig. D.Schutzſportleiter. Freitag Abend halb 9 Uhr Mit- 8 gliederversammlung im Gold. Karpfen(Ebertſälchen), wozu die Mitglieder höfl. eingeladen ſind. Der Vorſtand. NB. Die Herren Vorſtandsmitglieder werden ge— beten, eine halbe Stunde vorher zu erſcheinen. Wald- Sportplatz Sonntag, den 16. Juni nachm. 3. Uhr Pokalſpiel 7 „Viktoria“ Neckarhauſen 1. gegen Sport⸗ Vereinigung„Amicitia“ 09 1. Vorſpiele untere Mannſchaften werden noch bekannt gegeben. Noranzeige. Sonntag d. 23. Juni D. F. B.⸗Jugendtag! Der Vorſtand. Rheinlandräumung bis zum 10. Januar? Die politiſchen Richtlinien Macdonalds. London, 11. Juni. In einem längeren Auf⸗ ſatz über die politiſchen Richtlinien Macdonalds ſchreibt der politiſche Korreſpondent des Daily Herald, Macdonald habe von ſeinen Vorgän⸗ gern zwei glänzende Möglichkeiten für hervor⸗ ragende perſönliche Erfolge geerbt: Das Repa⸗ rationsabkommen und Präſident Hoovers Vor⸗ ſchlag zur Verminderung der Seerüſtungen. Die Freunde Maedonalds erwarten, daß er zu der Praxis internationaler Konferenzen und priva⸗ ter Beſprechungen zurückkehrt, die von Sir Au⸗ ſten Chamberlain nach Locarno aufgegeben wor⸗ den war. Macdonald wird keine Mühe ſcheuen, um zu erreichen, daß die Seeabrüſtungskonferenz — wahrſcheinlich im Juli oder Auguſt— in London abgehalten wird. Der Korreſpondent glaubt ſagen zu können, daß nach Anſicht Mac⸗ donalds und ſeiner Kollegen die Rheinlandränu⸗ mung im September beginnen und bis zum 10. Richard Strauß 65 Jahre alt. Januar nächſten Jahres beendet werden könnte, und fügt hinzu, die britiſchen Truppen dürften jedenfalls zurückgezogen werden, ohne Rückſicht darauß ob Frankreich oder Belgien bereit ſind, ihre eigenen Kontingente auch zurückzuziehen. In dieſer Frage würden die Sozialiſten beſtimmt nicht nur die Unterſtützung der liberalen Partei. ſondern auch vieler konſervativer Gruppen ha⸗ ben. Der Korreſpondent ſagt ferner, was die Abrüſtungsfrage betrifft, ſo ſei es höchſt unwahr⸗ ſcheinlich, daß der britiſche ſozialiſtiſche Delegierte für die vorbereitende Abrüſtungskonferenz das Zugeſtändnis Lord Cuſhenduns in der Frage dar Nichtberückſichtigung ausgebildeter Reſerven aufrechterhalten wird. e-e gutt aldm ur! onb. Berlin, 10. Juni. In den Anlagen zum Voungplan, die heute veröffentlicht worden ſind, befindet ſich auch ein Schreiben des Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht an den Präſidenten der Sachverſtändigenkonferenz, Poung, das in währungspolitiſcher Hinſicht von beſonderem Intereſſe iſt. In dem Schreiben nimmt Dr. Schacht Bezug auf die von einigen Gläubigergruppen auf⸗ geworfene Frage, welche„Auslegung dem Wort Reichsmark, in dem die Verpflichtungen Deutſchlands in dem neuen Plan ausgedrückt find, zu geben ſei.“ Dr. Schacht verweiſt darauf, daß dieſe Frage ſeiner Anſicht nach nur formale Bedeutung habe, da die Reichsmark de facto auf Goldbaſis ſtehe und ſich ſeit ihrer Ein⸗ führung als ſo ſtahil wie ſede andere Währung in der Melt erwieſen habe. Um aber jede Unterſtützt die Möglichteit eines Zweifel? an der neuen Be⸗ ſtimmung der deutſchen Verpflichtungen zu be⸗ ſeiligen, erklärt ſich in dieſem Schreiben Dr. Schacht bereit, bei der politiſchen Annahme des Moungplanes ſich dafür einzuſetzen, daß gleich⸗ zeitig mit der Inkraftſetzung des Planes die Vorſchriften des 8 31 des Vankgeietzes vom 30. Auguſt 1924 in Wirkſamkeit geſetzt würden. Das würde die endgültige Abſtellung der deut⸗ ſchen Währung auf Goldmack bedeuten, denn § 31 des erwähnten Geſetzes veſtimmt, daß, ſobalb es die Verhältniſſe geſtatten, die Ein⸗ löſung der Reichsmarknoten in deutſcher Gold⸗ münze oder in Goldbarren erfolgen ſoll. Es iſt bis jetzt noch nicht bekannt geworden, od die Jakraftſetzung dieſer Beſtimmung dann auch die Ausgabe von Goldmünzen im Zah⸗ lungsvertehr bedeutet. Heimatzeitung Dr. Richard an b muſikaliſche Welt, weit rühmten Komponiſten der Opern As Gaſtdirigent ſeiner chöpfungen und ſeiner doſitionen wie„Don Quichotte“, eigenen feiert am 11. Juni ſeinen 65. Geburtstag. Die über die deutſchen Grenzen hinaus, wird an dieſem Tag den be⸗ „Salome, Elektra, Roſenkavalier, Ariadne und Frau ohne Schatten“ ehren. Richard Strauß war vor dem Krieg Generalmufikdirektor der Berliner Hof⸗ oper, nach dem Kriege bis 1927 Leiter de“ Wiener Staatsoper, heute iſt er faſt nur noch Opern⸗ ſymphoniſchen Kom⸗ „Tod und Lichtkurve. Leiſe bettet ſich Strahl zu Strahl, ſiegendes Licht— und mit einem Mal ſteht die Stunde leuchtend im Tag. Weiter, weiter, der Uhrenſchlag ſchenkt der Stunde leuchtende Schweſtern. Strahlend ſteht das nächtige Geſtern in des Abends feurigen Lanzen. — Und die ſtrahlenden Schweſtern tanzen, tanzen glitzernden Schnee, tanzen durch die Wunder des Frühlings, tanzen bis in den blühenden Klee! —„Schweſter. Schweſter, wer tat mir weh, und wes iſt die ſingende Leier, deren Singen wie Dämmerſchleier niederſinkend, ſo müde macht?“ „Senſen ſingen!“ flüſtert die Nacht, „Senſen, die blühendes Kraut durchmäh'n, heißen die Strahlende bang vergeh'n!“ H. Kaminſki. Ausland. Weitere Fortſchritte der Chriſtlichen Volkspartei in Eupen. Brüſſel, 11. Juni. Die Wahlen zu den Pro⸗ vinzialräten am vergangenen Sonntag haben der Chriſtlichen Volkspartei einen neuen ſtarken Erfolg gebracht. Es gelang ihr, in Eupen und Malmedy noch mehr Stimmen auf ſich zu ver⸗ einigen als am 26. Mai bei den Parlaments⸗ wahlen. Nach dem bisherigen Ergebnis wer⸗ den mindeſtens zwei Abgeordnete der Partei künftig dem Provinzialrat angehören. Auf Grund der Liſtenverbindung rechnet man jedoch noch mit dem Gewinn eines weiteren Mandats. Das endgültige Ergebnis der engliſchen Wahlen. Berklärung“,„Till Eulenſpiegel“ und„ſinfonia zomeſtica“ zu hören. Jeder zweite tödliche Verk hreunfall durch Automobile. Tödlichen Verkehrsunfällen erlagen 1927 in Preußen ohne Saargebiet, 4672 Perſonen und zwar durch Ueberfahren 2695 männliche und 682 weibliche, durch Sturz mit und aus dem Fahr⸗ zeug 1132 männliche und 163 weibliche, gegen 1080 Perſonen im Vorjahre. Die tödlichen Ver⸗ kehrsunfälle haben alſo um 16,3 Prozent zuge⸗ nommen, und von den 15 629 tödlichen Unfällen überhaupt ſind rund 30 Prozent Verkehrsun⸗ fälle. Faſt jeder zweite tödliche Verkehrsunfall fällt dem Kraftfahrzeug zur Laſt. Bei den Kraft⸗ wagen erfolgten 1927 fünf Sechſtel der tödlichen Unfälle durch Ueberfahren, während bei den Motorrädern drei Viertel aller Fälle auf Sturz kamen. Auf das gewöhnliche Fuhrwerk entfällt ungefähr ein Fünftel aller tödlichen Verkehrsun⸗ fälle. Auf Eiſenbahnen und Straßenbahnen entfällt ein weiteres Fünftel. 5 London 11. Juni. Mit einer Ausnahme lie⸗ gen jetzt die endgültigen Ergebniſſe aus ſämt⸗ lichen Wahlkreiſen des Landes vor. Danach ver⸗ teilen ſich die Sitze im Unterhaus wie folgt: Arbeiterpartei 288 Sitze, Konſervative 259, Li⸗ berale 58, Unabhängige 9. Das Ergebnis des Wahlkreiſes Rugby ſteht noch aus, da der dort aufgeſtellte Arbeiterkandidat geſtorben iſt. Die Nachwahl wird am 13. Juni erfolgen. Dr. Dorpmüllers Londoner Beſuch. London, 11. Juni. Der Generaldirektor der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft, Dr. Dorpmül⸗ ler, iſt geſtern vormittag zu zehntägigem Be⸗ uch hier eingetroffen. In der deutſchen Bot⸗ ſchaft fand ihm zu Ehren ein Eſſen ſtatt. Dr. Dorpmüller empfing anſchließend die deutſchen Zertreter der Preſſe in London, denen er Er⸗ lärungen über den Zweck ſeiner Reiſe gab. Im veſentlichen wolle er den Beſuch zahlreicher eng⸗ iſcher Kollegen in Deutſchland erwidern und einen Aufenthalt zum Studium der engliſchen Liſenbahnverhältniſſe benutzen.. en .. 0 erzuſtellen. Nr. 135 eee Neueſte Telegramme Unterredung Dr. Streſemanns mit Hesnard. anb. Madrid, 13. Juni. Wie verlautet, hat am geſtrigen Nachmittag eine lange, faſt drei Stunden währende Unterhaltung zwiſchen Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann und dem franzöſiſchen Delegationsmitglied Prof. Hes⸗ nard im Quartier der deutſchen Delegation ſtattgefunden. Auch Staatsſekretär v. Schubert nahm an der Ausſprache teil, über deren In⸗ halt bisher nichts bekannt gegeben wurde. In Madrid will man jedoch wiſſen, daß die Ausſprache der Frage der Rheinlandräumung gegolten habe und daß alle mit ihr in Ver⸗ 1 8 85 ſtehenden Probleme erörtert worden eien. Marlverhandlungen in Vrüſſel am Freitag. Brüſſel, 18. Juni. Die Preſſe berichtet, daß die Verhandlungen zwiſchen Deutſchland und Belgien über die Markfrage am Freitag vormit⸗ tag in Brüſſel beginnen. Deutſchland wird von Miniſterialrat Dr. Ritter, Belgien von dern Fi⸗ nanzſachverſtändigen Gutt vertreten ſein. Das belgiſche Kabinett und die Markfrage. i Brüſſel, 13. Juni. Geſtern hielt das bel⸗ ziſche Kabinett eine Sitzung ab, in der vornehm⸗ lich die Frage der deutſchen Marknoten behan⸗ delt wurde. Finanzminiſter Houtard hatte an⸗ ſchließend mit dem belgiſchen Sachverſtändigen Butt eine Unterredung, in der er dieſen über die Unſicht der Regierung informierte. Die„Sverſge“ vorläufig aufgegeben. Reykjavik, 13. Juni. Die„Sverige“, die zeſtern erneut aufgeſtiegen war, kehrte ſchon nach einiger Zeit wieder zurück. Es wird mitge⸗ leilt, daß es ſich bei dieſem Flug nur um einen Probeflug gehandelt habe. Man habe feſtgeſtellt, jaß das Flugzeug reparaturbedürftig ſei, ehe an inen Weiterflug gedacht werden könne. Die „Sverige“ wird an Land geſchleppt und abmon⸗ iert werden Die Notwendigkeit der Arbeitsloſen⸗ verſicherungsreſorm. onb. Berlin, 11. Juni. Am Dienstag fand die erſte Beſprechung der ſozialpolitiſchen Referenten der Fraktionen der Regierungs⸗ koalition über die Reſorm der Arbeitsloſen⸗ verſicherung ſtatt. Schon jetzt kann geſagt wer den, daß eine gewiſſe Annäherung erreich! wurde, vor allem in Bezug auf die Regelung der Verſicherung der Saifſonarbeiter. Schwie⸗ rigkeiten beſtehen noch namentlich auf Seiten der Deutſchen Volkspartei in Bezug auf die Beitragserhöhung. Das Reichsarbeitsminiſte⸗ rium, das bei den Verhandlungen vertreten war, ſoll die bisher beſprochenen Vorſchläge ausarbeiten. Am Mittwoch werden die Be⸗ ſprechungen fortgeſetzt. onb. Berlin, 12. Juni. Der Verwaltungs⸗ rat der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung hat ſich am Diens⸗ ag mit der Finanzlage der Reichsanſtalt be⸗ schäftigt. f In den Monaten April und Mai iſt die Verſchuldung beim Reich auf 275 Millionen Mark angewachſen. Aus den Angaben des Präſidenten ergibt ſich, daß das Reich im letzten Haushaltsjahr zur Sonderfürſorge für die berufsübliche Ar⸗ beitsloſigkeit 94 Millionen Mark und für die Kriſenunterſtützung 99 Millionen Mark auf⸗ wenden mußte. Dazu kommen noch 25 Millio⸗ nen Mark der Gemeinden für die Kriſenfür⸗ ſorge und 125 Millionen Mark des Reiches und der Länder als Darlehen an Träger von Notſtandsarbeiten. Die finanzielle Lage der Reichsanſtalt zeigt, daß das Beitragsaufkommen und die Leiſtungen der Reichsanſtalt jedenfalls zurzeit nicht mit⸗ einander im Einklang ſtehen. Der Verwal⸗ tungsrat der Reichsanſtalt fordert deshalb mit allem Nachdruck, daß Reichsregierung und Reichstag unverzüglich geſetzgeberiſche Maß⸗ nahmen treffen, die geeignet ſind, das finan⸗ leit dieſes Experimentes hin. telle Gleichgewicht der Reichsanſtalt wieder Tu! den müſſen. Weiter führt die Erklärung Klage Donnerstag, den 13. Juni 1929 Politiſches Moſaik. Kommt doch eine Tariferhöhung bei der Weiche: 9 Die Reichsbahn will alſo nun doch an die Reichsregierung herantreten und im Hinblick auf die Verbindlichkeitserklärung des Reichsbahn⸗ ſchiedsſpruches eine Tariferhöhung bean⸗ tragen. Der Verwaltungsrat will nach ſeiner Bekanntgabe ſonſt außerſtande ſein, die unge⸗ fähr 55 Millionen für die Lohnerhöhungen auf⸗ zubringen. Schon früher wieſen wir auf die Gefährlich⸗ So leicht geht es denn doch nicht mit einer Tariferhöhung. Menn die Reichsbahn an die pſychologiſchen Auswir⸗ kungen einer ſolchen Tariferhöhung— gerade bei Perſonentariſen— denkt. wird ſie ſicher noch nach anderen Mitteln ſehen, um die eingetretene Mehrbelaſtung decken zu können. Jetzt, da die Reichsbahn auf Grund des neuen Zahlungspla⸗ nes frei wird in der Verwaltung und Auſſtel⸗ lung des Etais, kann eine plötzliche Tariferhöh⸗ ung nie und nimmer gutgeheißen werden. Wa⸗ rum verſucht es die Reichsbahnverwaltung nicht zuerſt mit einer Deckung des entſtehenden Fehl⸗ betrags aus dem Mehr der Verkehrs- ſteuer? Wenn dann noch eine Spanne von ein vaar Millionen vorhanden ſein ſollie, wird ſicher mit dem Reichsfinanzminiſter eine befrie⸗ digende Löſung gefunden werden. Aber nur leine Tariferhöhung, wir warnen früh genug. „Du dummes Nindoſeh!“ Eine kummuniſtiſche Schmeichelet. 5 Am Samstag erlebte der Reichstag einen er⸗ götzlichen Zwiſchenſall. der feſtgehalten werden muß. Der kommuniſtiſche Abgeordnete Mad⸗ dalena jieß ſich durch die Rede des Mintſters Severing zu einem unfreiwilligen Geſtändniz verleiten. Als dieſer nämlich darauf hinwies, daß die Kommuniſten immer den Mund zu voll nähmen, ſo auch bei ihrer Drohung, für den 1. Auguſt den Ausbruch der Weltrevolution vor⸗ zubereiten, rief der Abgeordnete Maddalena dazwiſchen:„Das glaubt ja niemand!“ Schallendes Gelächter im Hauſe. Da ertönte die „Du dummes Rindvieh!“— der Sitzung ſchien man den nicht zu ſorgen. Iſt das Sparſamteit? teilnehmen, für wirklich zu gros. Beſchickung ſolcher Tagungen Freng und ſachlich prüſen, wie derartige Koſten arf ein Mindeſt⸗ maß herabgeſetzt werden können. Ueberbaupt zeichnet ſich die diesſöhrige Ta⸗ gung des Völkerbundsrats vurch eine gewiſſe Verſchwendung aus. Nan dem Perſonol des Völkerbundsſekretariats ſind ts Perſonen in Madrid, alſo mehr als die Helſte des geſamten Perſonals. Wenn auch Spanien die Mehrkoſten der Tagung ſelbſt tragen will, ſodaß der Böl⸗ kerbund direkt nicht beſonders delaſtet vnrd, ſo muß man doch ſagen, daß gerade dieſe Inſtitu⸗ tion bezüglich der Sparſamkeit mit gutem Vei⸗ ſpiel voranzugehen hätte. Nichts von agedem. Man hat ſogar auf Koſten Spaniens einen gan⸗ zen Zug von Gepäck und Möbeln aus Genf nach Madrid abrollen laſſen und dabei auch nicht den rieſigen bufeiſenförmigen Raistiſch von Gen ver⸗ geſſen. Das wirkt doch geradeza lächer⸗ lich! Einzug des Aegytenkönigs in Verlin. Das große Bild des Pariſer Platzes in Berlin beim Einzug König Fuads durch das Bran⸗ 3 1 4 Gvangeliſcher Kirchenbund u. Konkordat Verlin, 11. Juni. Der Evangeliſche Bund veröffentlicht anläßlich der Konkordatsverhand⸗ lungen eine Kundgebung in der es heißt, daß day Bund ſelbſtverſtändlich der Forderung der vangeliſchen Kirchen auf gleichzeitige und gleich⸗ wertige vertragliche Sicherung ihrer Rechte zu⸗ ſtimmt. f Die Behandlung der evangeliſchen Wünſche bei dem Abbruch der Verhandlungen im Jahre 1927 habe der Bund als eine Kränkung empfin⸗ denburger Tor. Im Auto: Der Reichspräſident mit König Fuad. Dahinter 2 Reichswehr⸗Ehreneskorte. die berittene äber die„Unſachlichkeit und Schroffheit der Re⸗ gierungserklärungen der letzten Tage“. r Paul Müller ertrunken? Onb. Newyork, 12. Juni. Die Preſſe berich⸗ tet, daß an der Küſte von Florida das Segel⸗ buot des deutſchen Seemannes Paul Müller an⸗ getrieben worden ſei. Von Müller fehle jedes Lebenszeichen, ſodaß man ernſte Befürchtungen um ſein Schickſal hegt. Der amerikaniſche Küſ⸗ tenſchutz habe die Nachforſchungen aufgenommen. Stimme des Abgeordneten Höllein(K. P. D.) ö der ſeinem Fraktionskollegen Maddalena zurief f Im Hauſe herrſchte noch lebhafte Unruhe, ſo ö daß der Präſident wahrſcheinlich den Zwiſchen ruf mit der eigenartigen Liebkoſung überhövdte Denn der notwendige Ordnungsruf blieb aus Auf den Bänken der Kommuniſten aber ſaher wir lange Geſichter und auch noch nach Schluf unfreiwillig die Wahrheit geſprochenen armen Maddalena noch energiſch zur Verantwortung gezogen zu haben Wer den Schaden hat, braucht für den Spot i gerade jetzt. wo nach dem Abſchluß der Pari⸗ ſer Neparationskonſerenz der Ruf nach Sparſam⸗ keit immer lauter wird, überraſcht uns die wohl nicht ganz gerechtfertigte Belaſtung der Reichs⸗ finanzen durch die Reiſe der deutſchen Delega⸗ zion zur Völkerbundratstagung in Madrid Wir holten die Zahl von 41 Perſonen, die daran J Hier müßte der Haushaltsausſchuß des WN vor der ö ae 46. Jahrgang Heſſiſcher Landtag. Darmſtadt, 12. Juni. Zu Beginn dei heutigen Landtagsſitzung kam der Präſiden auf den geſtern erfolgten Ausſchluß der beiden kommuniſtiſchen Abgeordneten Stumpf und Schäfer zurück. Ein Einſpruch beider Abge⸗ ordneter wurde dann gegen die Stimmen der ammuniſten abgelehnt. Anſchließend gelangte kommuniſtiſche Mißtrauensantrag gegen die Regierung zur Beſprechung. der mit dem Verbot des Rotfront⸗ kämpfer⸗Bundes begründet wurde. Abg. Von⸗ derſchmidt machte dazu längere Ausführungen Das Verbot habe den Weg für den Stahlhelm frei gemacht. Beſonders in Gießen ſei man ſehr ſcharf vorgegangen.— Der Mißtrauensantrag wurde dann gegen vier Stimmen abgelehnt. N Ueber die verſchiedenen Anträge, die eine Amgeſtaltung des Notariats in Heſſen be— zwecken, entſpann ſich eine ſtundenlange Aus⸗ prache, an der ſich die Redner aller Parteien beteiligten. Die Mehrzahl der Redner wandte ſich gegen den Vorſchlag des Abg. Dr. Beſt von der Volksrechtspartei, der einen großen Teil der Geſchäfte dem Notariate nehmen und den Gerichten übertragen wolle.— Auch Juſtiz⸗ miniſter Kirnberger beteiligte ſich an der Aus⸗ ſprache und bedauerte, daß Dr. Beſt Worte gegen die Juſtiz gebraucht habe, die als Krän⸗ kung empfunden werden müßten. Die Gerichte bertrügen keine Neubelaſtung mehr. Die Gebüh⸗ renſenkung der Notare werde geprüft werden. Das bei der Bvölkerung beliebte Notariat ale nicht abgeſchafft werden. Die Sitzung ſchloß um 3,25 Uhr. Die Ab⸗ timmungen ſollen in der für morgen vor⸗ nittag 10 Uhr einberufenen neuen Sitzung nommen werden. Deutſches Reich. Von deutſchen Firmen beſtochen? Berlin, 12. Juni. Einer Moskauer Meldung zufolge wurde der frühere Angeſtellte der ruſſi⸗ ſchen Handelsvertretung in Berlin. Ingenieur Tol okonnik ow. unter der Anſchuldigung ver⸗ haftet, von„deutſchen Firmen Beſtechungsgelder“ angenommen zu haben. der Oberleutnant Schulz' Haftbeſchwerde abgewieſen. Berlin, 11. Juni. Die Beſchwerde des Ober⸗ leutnant a. D. Schulz gegen den wegen be⸗ ſtehender Verdunkelungsgefahr gegen ihn erlaſ⸗ ſenen Haftbefeh! iſt von der Strafkammer des Berliner Landgerichts 3 abgewieſen worden mit der Begründung, daß Schulz gegen Leiſtung der geforderten Sicherhein von 50000 Mark aus der Unterſuchungshaft entlaſſen werde. ein Teilnehmer am Oldenburger Bomben atlentat verhaftet? Berlin, 11. Juni. Nach einer Meldung aus Hohenweſtedi in Holſtein iſt dort eine Perſon verhaftet worden, die im Verdacht ſteht, an dem Bombenattentar auf das Oldenburger Finanzamt beteiligt zu ſein. Ber dem Verhaſteten ſoll es ſich um eine Perſönlichkeit aus der Landvolk⸗ Bewegung handeln. König Fuad beſucht Loebe. Berlin, 11. Juni. Heute mittag gab Reichs⸗ zagspräſident Loebe dem in Berlin weilenden igyptiſchen König Fuad und ſeinem Gefolge ein Frühſtück, an dem außer den ägyptiſchen Gäſten Vertreter der Reichstagsfraktionen, verſchiedene Reichsminiſter und andere Perſönlichkeiten der Regierungen der Länder und der Parlamente leilnahmen. Feſteſſen beim Reichskanzler. Berlin, 12. Juni. Zu Ehren des ägyptiſchen Königs gab geſtern abend der Reichskanzler ein Feſteſſen. Erſchienen waren u. a. Reichspräſident ö von Hindenburg, der Doyen des diplomatiſchen Korps, Nuntius Pacelli, der Reichspräſident, die Vizepräſidenten des Reichstages, die in Berlin anweſenden Miniſter, Miniſterpräſident Braun der Berliner Oberbürgermeiſter, zahlreiche höhere Reichs⸗ und Staatsbeamten, ſowie die Vertreter der Induſtrie, des Handels, der Ban⸗ ken und der Kunſt und Wiſſenſchaft. 955 Anglück auf einem Vergnügungspies. Berlin, 12. Juni. Auf einem Vergnügungs⸗ platz in Ratibor löſte ſich plötzlich eine etwa 100 ka ſchwere Gondel von einem Turmkaruſſel. Die Gonde! wurde, da ſich das Karuſſel in voller Fihrt befand, mitten unter die Zuſchauer ge⸗ ſchleudert. Neun Erwachſene und fürf Kinder murden verletzt, davon ein Erwachſe ner und zwei Kinder ſchwer. Das Unglück ſoll darau: zurückzuführen ſein, daß die Drahtſeilenden nicht vorſchriftsmäßig mit der Gondel verbunden wa⸗ ren. Dae Unternehmen wurde vorläufig ge⸗ ſchloſſen. e neee Bunte Zeitung. „Total⸗Ausverkauf“. Die Bezeichnung eines Ausverkaufs als„Total-Ausverkauf“ erweckt beim Publikum den Anſchein, als ſolle mit den dem Ausverkauf unterworfenen Waren voll⸗ ſtändig, d. h. möglichſt bis auf das letzte Stück geräumt werden. Nach einem Urteil des Reichs⸗ gerichts iſt die Bezeichnung„Total-⸗Ausverkauf“ jedoch für einen Ausverkauf nur zuläſſig, wenn entweder das ganze Geſchäft oder eine einzelne Warengattung aufgegeben wird. Es iſt daher unzuläſſig, einen Ausverkauf wegen Geſchäfts⸗ berlegung, Umbau oder dergleichen als„Total- Ausverkauf“ zu bezeichnen. * Einen faltbaren Schiffsponton hal ein In⸗ genieur Ragnar Blomquiſt erfunden, der be⸗ deutend leichter zu handhaben iſt, als die bis⸗ herigen ſchweren ungelenken Typen. Dieſer neue Ponton dürfte beſonders nützlich bei Rettungsarbeiten ſein. Er kann ohne Schwie— rigkeiten zuſammengeſchoben, transportiert und ins Waſſer gelegt werden, indem er ſich zu ſeiner natürlichen Größe entfaltet und vom Kompreſſor des Rettungsſchiffes durch einen Schlauch mit Luft aufgefüllt wird. Gegen die unerwünſchte Abwanderung der Fiſche hat man in den Vereinigten Staaten ein ſehr wirkungsvolles Verfahren zur Anwen— dung gebracht, nachdem die Abſperrung von Waſſerläufen mit Netzen ſich als unzweckmäßig erwieſen hatte. Die Empfindlichkeit der Fiſche gegen elektriſche Schläge iſt bekannt. Dieſen Umſtand hat man ſich zunutze gemacht, indem man ein Sperrverfahren mittels Elektrizität einrichtete. An der Mündung der Kanäle zog nan quer über das Waſſer lange Bretter, von denen in einigem Abſtande zwei parallel lau— ende elektriſierte Drähte in das Waſſer ge— enkt ſind. Das elektriſche Kraftfeld, das hier⸗ urch erzeugt wird, reicht bis auf den Grund und erweiſt ſich als völlig ausreichend, um die Fiſche zur Umkehr zu bewegen, ſobald ſie in dieſes Kraftfeld gelangen. Auch zum Schutz der Fiſche hat man in Kalifornien das gleiche Verfahren in ſolchen Gewäſſern angewendet, in denen ſich Turbinen für elektriſche Kraft anlagen befinden. Von den rotierenden Tur⸗ binen wurden früher zahlreiche Fiſche verletzt und getötet. Ein Kurioſum in der Geſchichte des Teie⸗ ohons iſt ein in Newyork herausgegebenes Telephonhuch, das trotz der ungeheuren Zahl von Teilnehmern ſo klein und zierlich iſt, daß es jedermann mit ſich in der Taſche tragen kann. 888 500 Numen enthält das originelle, aber ebenſo unpraktiſche Telephonverzeichnis. Beſancon, 11. Juni. Der Angeklagte Roos erhielt heute das Wort zur Verleſung eines ausführlichen Expoſes, in dem Stellung zu der Anklageſchrift genommen wird. Roos, der er⸗ klärte, daß er ſich trotz vielfacher Bedenken in franzöſiſcher Sprache äußern werde und auf ei⸗ nen Dolmetſcher einſtweilen verzichte, geht lt. „N. B. L.“ von der Feſtſtellung aus, daß man endlich einmal darauf verzichten ſolle, den El⸗ ſäßern ihre deutſche Vergangenheit vorzuwer— fen. Seit 1871 habe die elſäſſiſche Generation in den deutſchen Schulen natürlich eine deutſche Ausbildung erhalten. Von heute auf morgen könne dieſe deutſche Vergangenheit nicht weggeleugnet werden. Die Elſäſſer ſeien heute gewillt, loyal ihre na⸗ tionalen Pflichten Frankreich gegenüber zu er⸗ füllen. Das beſage aber nicht, daß man nun zu einer überſtürzten und abſoluten Aſſimilation übergehen müſſe. Es liege im Elſaß ein ſeeli⸗ ſcher Dualismus vor, der weder weggeleugnet werden könne, noch von einem Tag auf den an⸗ dern ſich werde beſeitigen laſſen. Es handle ſich hier nicht um Diskuſſionen rein politiſcher, ſon⸗ dern um Probleme ſeeliſcher Art. Der ſeeliſche Dualismus im Elſaß. Man würde Frankreich beſſer dienen, wenn man dieſe Probleme auf ihre pfychologiſchen Wurzeln hin unterſuchen würde, anſtatt einzelne Perſonen vors Gericht zu ſtel⸗ len. Seine Beſtrebungen ſeien anf Erlangung der Autonomie hinausgegangen; jeden Separa⸗ tismus habe er ſtets abgelehnt. Nach Ausführungen über ſeine perſönlichen Verhältniſſe gibt Roos eine Schilderung der Entwicklung der autonomiſtiſchen Parteiprinzi⸗ pien, der Verhaftungen ſeiner politiſchen Freun⸗ de, um dann ſeine publiziſtiſche Betätigung nach ſeiner Flucht ins Ausland eingehend zu be⸗ ſchreiben. Er beſtreitet mit aller Entſchiedenheit, jemals einen Pfennig deutſchen Geldes erhalten zu Haben. Alles, was darüber erzählt würde, ſei ins Reich der Fabel zu verweiſen oder ſei Verleumdung. Die Vernehmung von Roos wird morgen früh fortgeſetzt und wird wahrſcheinlich noch den ganzen Mittwoch in Anſpruch nehmen. Für Donnerstag ſind die erſten Belaſtungszeugen geladen. Mannheim, 11. Juni. Bei der Vernehmung über die Bluttat erzählte Frau Bär von öfteren Bedrohungen durch ihren Mann. Einmal ſei ſie vor ihm über das Dach geflüchtet und habe ſich vier Wochen lang bei ihrem Schwager aufgehal⸗ ten. Streitereien ſeien meiſt abends entſtanden, wenn der Mann getrunken hatte. Sie ſtellte in Abrede, den Getöteten bezüglich des Eſſens und der Wäſche ſchikanbs behandelt zu haben. Die fortwährenden Zänkereien hatten ſie ſchließlich veranlaßt, eine Eheſcheidungsklage einzureichen. Die Gatten verſöhnten ſich jedoch wieder, da der Frau die Gerichtskoſten zu hoch erſchienen. Ueber die Vorgänge an jenem verhängnisvollen Abend befragt. behauptete die Angeklagte, daß ihr Mann, als er unter der Tür erſchien, ein Beil in der Hand gehabt habe, das dann plötz⸗ lich ſich in ihrer eigenen Hand befunden habe. Der Vorſitzende ließ ſie nun vorführen, wie die Tat geſchah. Als wenn da irgend ein Tierkno— chen liege, machte ſie die Schwingungen mit dem Beil nach dem Schädel. Der Mann ſtürzte auf den erſten Hieb zuſammen. Es folgten noch etwa acht bis zehn Schläge, nachdem er wehrlos Der Weinheimer Gattenmord vor den Geſchworenen. auf dem Boden lag. Der Vorſitzende wies ihr an dem Ueberführungsſtück, der im Gerichtsſaal aufgeſtellten Zimmertür, nach, wie ſie etwa 20 Hiebe und Stiche nach der Tür geführt hat, um damit darzutun, daß der Mann das Beil hatte und ſie damit angriff. Der mediziniſche Sachverſtändige ſprach die Anſicht aus, daß die Frau im Affekt gehandelt habe. Es wurde dann in die Zeugenverneh— mung eingetreten. Ein Nachbar der Angeklagten beſtätigte, daß ſie vor ihrem Manne oft geflüch— tet ſei. Die gleiche Ausſage machte ein im Hauſe der Frau Bär wohnhaft geweſener Arbeiter. Weitere acht Zeugen ſprachen ſich ſehr ungünſtig über Bärs Verhalten zu ſeiner Frau aus, wäh⸗ rend der Bruder des Getöteten. der 73jährige Georg Bär den Getöteten als friedſamen und ſoliden Menſchen ſchildert. Der unmittelbare Dienſtvorgeſetzte des Verſtorbenen und ein dann vernommenes Ehepaar ſprachen ſich ſehr günſtig über Bär aus. Die Sitzung wurde dann auf Mittwoch vor⸗ mittag vertagt. Der Staatsanwalt begründet ſeine von uns bereits veröffentlichten Strafanträge lt.„Tem— po“ folgendermaßen: Die ſämtlichen Angeklag⸗ ten ſind nicht voll geſtändig. Wie Profeſſor Aſchaffenbura ausgeſagt hat, ſteht hinter ihnen noch eine ſtärkere Perſönlichkeit. Wenn man nun die Geſtändniſſe zugrunde legt, ſo kann dieſer Stärkere nur Jakubowski geweſen ſein. Anm. der Red.: Profeſſor Aſchaffenburg hat offenbar gemeint, daß ein Stärkerer, der hinter den An- geklagten ſteht, es ihnen noch jetzt unmöglich Fr eee macht, die Wahrheit zu ſagen. Natürlich kann dieſer Stärkere nicht der tote Jakubowski ſein.) Der Staufsunwalt im Mogens-Prozeß. Aug uſt beſonders hat ſicher weniger geſtan⸗ den als er getan hat. Er iſt ein ganz brutaler Menſch und der eigentliche Mörder, ge⸗ dungen von Jakubowski. Auguſt hat auch einen Meineid geſchworen. Damit iſt es aber weniger ſchlimm als bei den beiden anderen. Er hat nicht wie Fritz Jakubowski planmäßig belaſtet, ſondern mehr ſich ſelber herauszulügen geſucht. Frau Kähler, die durch ihre Abreiſe ſich zu⸗ nächſt der Begünſtigung ſchuldig gemacht hat, hat ſich gegen Jakubowski als eine wahre Furie gezeigt und durch ihren Meineid den Ruſſen auf ihrem Gewiſſen. S re „Cſikos!“ und Nummern wie Namen ſind im Druck ſe winzig, daß man ſie ohne Vergrößerungsglae ſchwerlich entziffern kann. Ein König in der beſcheidenen Nolle eines Filmſtatiſten dürſte nicht alle Tage auf der Leinewand zu ſehen ſein. In dem deutſchen Film„Manoslecu“ wurden gelegentlich der Außeraufnahmen, die in Cannes hergeſtellt wurden, auch mehrere hübſche Szenen auf den dortigen Tennisplä' en gekurbelt. Hierbei kamen mehrere gerade in Gang befindliche Ten⸗ nispartien mit auf den Streifen. Als man bei einer Probeführung, die jetzt in Berlin vor⸗ genommen wurde, die unfreiwilligen Darſteller näher unter die Lupe nahm, fiel dem Regiſſeur ein hochgewachſener, weißhaariger Herr auf, der ſich im Tennisſpiel beſonders auszeichnete. Die Anweſenden entſannen ſich, daß ſie dieſen Herrn ſchon anderswo wiederholt geſehen haben müßten. Endlich kam man darauf, daß es ſich um Mr. G., den ehemaligen Trainingspartner der Tennisweltmeiſterin Suzanne Lenglen, einen der leidenſchaftlichſten Spieler jeder Saiſon von Cannes handelte. Dieſer Miſter 5. entpuppte ſich weiter als ein ſehr be⸗ ſcheidenes Pſeudonym, hinter dem ſich kein anderer verbarg, als König Guſtaf von Schwe⸗ den. N Das Land der Brauereien. 1928 gab es in Bayern 3811 Brauereien, die mehr als ein Drittel der geſamten deutſchen Biererzeugung bewältigen. * Gine originelle Bürgermeiſterwahl fand kürz⸗ lich in der kleinen ſächſiſchen Kurgemeinde Oy⸗ bin ſtatt. Oybin iſt zwar nur ein Ort von 1500 Einwohnern, aber unter den Siedlungen im Zittauer Gebirge eine der landſchaftlich reizvoll⸗ ſten. Die Zahl der Bewerber um den freigewor⸗ denen Bürgermeiſterpoſten war alſo außerordent⸗ lich groß— cumal er auch gut bezahlt iſt. Schließ⸗ lich fand man drei Kandidaten heraus, und dieſe drei mußten nun in öffentlicher Verſammlung vor der geſamten Bürgſchaft ein Referat halten über das Thema:„Die heutigen Aufgaben ei⸗ ner Gemeinde, und die beſonderen Aufgaben in einer Kurortgemeinde“. Die Oybiner hörten ſich die drei Reden aufmerkſam an und wählten ſchließlich den, der ihrer Meinung nach am be— ſten geredet hatte: den jungen Oberſtadtſekretär Thiem aus Reichenbach(Oberlauſitz). Der neue Bürgermeiſter hat ſein im wahrſten Sinne des Wortes„erredetes“ Amt inzwiſchen angetreten. Veginn des Mord⸗ und Meſneſd⸗Prozeſſes gegen Dr. Nichter. Bonn, 12. Juni. Heute vormittag begann dor dem Bonner Schwurgericht die Verhandlung gegen den Arzt Dr. Richter aus Bingen, der im Verdacht ſteht. die 28 Jahre alte Frau Mertens mit Gift getötet zu haben Geſtern nachmittag wurden im Schwurgerichtsſaale die Plätze für die Sachverſtändigen und die ungefähr 50 Preſſe⸗ oertreter verteilt. Um der Preſſe eine ſchnelle Berichterſtattung zu ermöglichen. hat men neben dem Schungsſaal drei neue Fernſprechſtellen eingerichtet. Schon in den frühen Morgenſtunden des heu⸗ tigen Tages ſtand vor dem Gerichtsgebäude in der Wilhelmſtraße eine große Anzahl Neugie⸗ eiger, die in den Sitzungsſaal gelangen wollten Der Zutritt iſt jedoch nur gegen Ausweis ge⸗ ſtattet. Kurz nach 9 Uhr eröffnete Landgerichts⸗ direktor Paul Dittmann die Sitzung. Dr. Rich⸗ ter. von einem Juſtizwachtmeiſter vorgeführt, ſoh ſehr bleich aus. Er nahm an einem Tiſch vor dem Anklagevertreter Platz neben ihm die Ver⸗ ging auch ſo. Er ſtapfte unbekümmert weiter, bis das Licht em Maße und nicht zum Schaden der Geſund⸗ ae f I 10ſt Heganönig buon NOMAN vom J. SCHNEIDER-FOERSTI. banesEARECMTSsScHUTZ bogen ve RTAS OSKAR MEISTER VENDο .(69. Fortſetzung.)(Nachdruck verboten.) „Er wollte ſchon einmal ſterben um ſie!“ warf der alte Radanyi kurzweg hin. „Soo!“ Dann ſchwiegen ſie wieder. Von ferneher kam Hundegeklöff und Pferdewiehern. Ele⸗ met trieb ſeinen Gaul ünmer wieder an und drängte nach vorwärts. „Hes Cfikos!“ durchfuhr es ihn.„Der kannte die Steppe wie ſeinen Mantel. Dem focht es nichts an, ab ſie grün, verkohlt. oder weiß wat, er fand ſeinen Weg. Der mußte mitkommen und wenn die ganze Pferdekoppel das Weite ſuchte. Was lag an hundert Gäulen, wo es ihr Leben golt. Schnauben und Stampfen von Pferdehufen klang ihm ent⸗ gegen. Eine Geſtalt löſte ſich aus dem Windfang und trat in das Licht der Laterne. „Elemer!— Bei allen Geiſtern der Steppe, was treibt dich in das Hundewetter?“ „Cſikos—“ eine Flut von Worten ſtürmte auf den Roß ⸗ hirten ein. Der ſchüttelte ſich, daß die Mete ſtücke, Münzen und aller⸗ lei Seltenheiten, die an ſeinem Leibriemen hingen, anein⸗ anderklirrten. „Langſamer, Elemer.— Ich kann dich nicht verſtehen.“ „Mein halbes Leben will ich für dich geigen, wenn du ſie findeſt!“——— „Aaaahl“ 5 Jetzt verſtand der Cſikos. geweſen, Elemer?“ „Jai“ ⸗Und die Cſarda verfehlt bei dem Teufelswetterl“ „Jat“ * „Sie iſt unterwegs zu dir blonde Mödchen, das de etemal gettebt halt- de noch nie Ja gelebt, wie in diefer Stundel Ich bring ſie—gl———.— „Ich bring ſie dir— Bleib bei den Pferden!“ „Ich kann nicht bleiben— während ſie umherirrt— viel⸗ leicht iſt ſie ſchon tot!“ „So ſchnell geht's nicht!“ ſagte der Hirte ſeelenruhig. Dieſe übergroße Beſorgnis ſchien ihm beinahe lächer⸗ lich Sein Blut war bei zwanzig Grad Kälte noch eben⸗ ſo flüſſig und munter wie bei dem freundlichſten Frühlings⸗ wetter. Seine Muskeln und Nerven waren ſo elaſtiſch, als käme er eben aus der Gaſtſtube der Cſarda von einer Flaſche Roten. Seine Lammfellmütze war in den Nacken geſchoben. Sie wat ihm ſcheinbar zu heiß geworden. „Alſo du bleibſt, Elemer, oder ein anderer. ich nicht allein.“ Elemer rief nach dem Knecht, der ihn begleitet hatte, der war froh, wenigſtens einigen Schutz zwiſchen den hohen, ſchweren Eichenbohlen zu finden. Er verſprach hoch und heilig, daß nichts fehlen werde. „Bis zu den Pappelkrüppeln hat der Bella ſie gebracht!“ legte Radanyi dem Cſikos klar.„Von dort wea muß ſie den Weg verfehlt haben!“ „Ich find ſie ſchon,“ kam es beruhigend. „Du brauchſt dein ganzes Leben keine Hand mehr zu rühren, wenn du ſie mir bringſt!“ ſagte Elemer in höchſter Erregung. „Das könnt ich nicht brauchen,“ wehrte der Roßhirt.„Es kommt für jeden ſeine Zeit. Ich habe dir einmal geſagt, daß du auf mich rechnen kannſt. zu jeder Stunde, und daß ich oir nie vergeſſe, was du alles für mich getan haſt— die Decke und die guten Biſſen für die Großmutter, den Wein und die Blumen für die Raja und daß du immer gut zu mir warſt!“ „Cſikos!“ „Laß nur— ich weiß ſchon, was du ſagen willſt. Halt dich auf die Cſarda zu. Allzuweit wird ſie nicht ſeinl“ Dann bverſchwand er in der Nacht und zwiſchen den tanzen ⸗ den Flocken. Bei den Pappelkrüppeln hatte Elemer geſagt. Der Roß⸗ — fand die Richtung, wie ein Hund ſeinen Herrn, wie die f ihren Stall. Es war nichts zu erkennen. Ein paar Sterne und ein bißchen Mond. das hätte man ganz aut brauchen können. Abet es Die Pferde laß der Schenke mit einem dünnen Strahl in ſeine Augen fiel. „Teufel!“ Er hatte verſprochen, ſie ihm zu bringen, das mußte alſo ſein. Sie war ganz ſicher ins Blinde gelaufen, wie die Spatzen ins Garn 7 Der Wind flaute etwas ab. Auf dem weißen Schnee, keine zehn Meter von der Schenke weg, lag ein ſchwarzer Klumpen. Ein Wolf? Ein Menſch? N Mit ein paar langen Schritten nahm er die kurze Ent⸗ fernung und beugte ſich gegen das dunkle Etwas, das vor ihm hingeſtreckt war. 1: 2 5 11 Sie war's! Leblos, den Kopf zur Seite hängend, kniete ſie in dem meterhohen Schnee. Bis hierher hatte ſie ſich durchgearbeitet und dann ſo kurz am Ziel, mochte ſie die Kraft verlaſſen haben. Behutſam nahm er ſte auf und neigte ſein Geſicht über ihr weißes, ſtarres. Es war wohl hächſte Zeit geweſen. So ein Weib hielt doch gar nichts aus. Luiſe Radanyi fuhr erſchrocken auf, als ſemand gegen die Scheiben ſchlug. Sie ſprang nach dem Flur und öffnete die Türe. Der Cſikos, die lebloſe Laſt auf den Armen, ſtarid werlegen vor ihr. N „Ich hab ſie gefunden.— Gleich da draußen.— Ein biß⸗ chen ſteif ſie iſt— aber ſonſt glaube ich nicht, daß ihr»twas fehlt.“ ſagte er und tappte ihr nach, als ſie, ohne ein Wort hervorzubringen. Elemers Zimmer vor ihm auftat. Sorglich von ſeinen und Luiſens Händen gehoben, legte man ſie auf das ſchmale Sofa. 1 „Soll ich heißen Wein machen?“ fragte der Roßhirt. 0 „Ja— ruf eine der Mägde, daß ſie dir behilflich iſt— aber macht ſchnell!“ 5 1 Er hatte die Stube bereits verlaſſen. J Die Hände waren Luiſe Radanyi ſteif und ungeſchickt vos Schrecken. Die naſſen Kleidern mußte man Eva Maria her⸗ unternehmen und ihr trockene überftreifen. heiße Flaſchen mußten bereit ſein, wenn man ſte erſt glücktich ins Bett gebracht hatte. 95 Der Cfitos dam wieder und half ohne viel Worte zu machen! Ir. Dunkle Stoffe, enganliegende Kleidung ung und zu körperlichem Unbehagen. nan ſich bereits zu einer Reform der Männer⸗ ichſt reichlichen Zutritt gewährt. Man wähle Rechtsanwalt Ditges⸗Bonn und Dietrich⸗ n. Nach Erledigung der üblichen Formali⸗ 0 Antlageſchriſt verlefen. Sie lau⸗ tet:„Dr R wei ſelbſtändigen Handlungen 1) am 12. Novem⸗ e 1928 vor dem beauftragten Richter des Land⸗ „erichts Bonn wiſſentlich ſalſches Zeugnis mit ſeinem Eide bekräftigt zu haben; 2) in der Nacht jum 2. Dezember 1928 vorſätzlich die Ehefrau Grete Mertens. geb Schmitz getötet und die Tö⸗ ung mit Ueberlegung ausgeführt zu haben.“ Fliegerabſturz bei Brescia. Rom, 12. Juni. Auf dem Flugfeld von Gedi ſtürzte ein Flugzeug aus 30 Meter Höhe ab und ſchlug gegen einen Kirchturm. Der Pilot, ein Offizier, kam ums Leben. Abſturz eines amerikaniſchen Flugzeuges. Seagirt(Newjerſeyy), 12. Juni. Ein Flug⸗ zeug mit drei Inſaſſen ſtürzte geſtern hier auf das Landhaus des Gouverneurs von Newjerley ab, durchbrach das Dach und fiel in das Schlaf⸗ zimmer des Gouverneurs, in dem ſich zur Zeit des Unfalles niemand aufhielt. Sowohl der Flugzeugführer wie auch die beiden Paſſagiere wurden ſchwer verletzt. Der Führer hatte vor wenigen Tagen ſeine Pilotenprüfung abgelegt und insgeſamt erſt 60 Stunden Flugerfahrung. die blinden Paſſagiere des „Graf Zeppelin“. Friedrichshafen, 11. Juni. Vor dem letzten, leider mißglückten Amerikaflug des„Graf Zep⸗ pelin haben bekanntlich vier junge Burſchen ver- ſucht, ſich an Bord des Luftſchiffes zu ſchmuggeln, um auf dieſe Weiſe koſtenlos die Ueberfahrt mit⸗ zumachen. Sie ſind jedoch entdeckt worden. Vom Amtsgericht Tettnang wurden jetzt zwei von ih⸗ nen wegen Hausfriedensbruches und unbefugten Waffentragens zu Gefängnisſtrafen von 18 bezw. 21 Tagen verurteilt. Ein dritter wurde dem Ju⸗ gendgericht übergeben, das ihn in ſeine Heimat abſchob. Der vierte befindet ſich noch im Amts⸗ gerichtsgefängnis, da er anſcheinend auch ſonſt belaſtet iſt. Gegen die Tyrannei der Mode. Sommer, Mode und Geſundheit.— Die Frauen wandeln in Luft und Sonne.— Männer aller Länder, reformiert euren Schwitzkaſten. Nur eine kurze Zeitſpanne trennt uns noch bon des Sommers Anfang. Da git es, recht⸗ ſeitig Vorſorge zu treffen gegen die geſundheit⸗ lichen Gefahren der Bitze, insbeſonbere durch zweckmäßige Sommerkleidung. Man jollte meinen, nichts ſei einfacher als dies. Wir wiſ⸗ ſen alle, daß übermäßig warme Kleidung un⸗ ere Haut zu starter Schweißabgabe zwingt, u. daß dieſe Ueberhitzung des Körpers nicht nur Unbehagen hervorruft, ſondern z. B. bei ein- retender Abtühlung oder Zugluft oft die Ur⸗ ache für Erkältungen aller Art iſt. Dieſe elbſtverſtändliche Nutzanwendung aus dieſer erkenntnis wird aber gehemmt durch die ge⸗ valtige Widerſacherin der Hygiene: die Mode. Allein nicht immer widerſetzt ſich die Mode den Ratſchlägen vorbeugender Geſundheits⸗ lege. Das zeigt beſonders die Frauenmode, die durch den kurzen Rock, durch helle, luftige kleider, durch den freien Halsausſchnitt uſw. den Forderungen der Sommer-Hygiene in wei⸗ heit dem weiblichen Geſchlecht entgegengekom⸗ nen iſt. Die Männerwelt dagegen hält noch mmer an den überkommenen Sitten und gräuchen der Mode hinſichtlich der Kleidung uch im Sommer feſt. Während die Garderoben⸗ aſt des Mannes, wie wiſſenſchaftliche Unter⸗ uchungen gezeigt haben, im Sommer etwa 000 Gramm beträgt, wiegt die Kleidung der frau im allgemeinen nicht mehr als 750 joch geſchloſſener Kragen hält beim Mann faſt eden Luftzug von der Haut ab, führt zur Wärmeſtauung, zu unnötiger Schweißabſonde⸗ Sollte s nicht auch anders gehen?„Warum denn Rock und hohen Kragen, ſtatt Bluſenhemd und Strohhut tragen?“ Im Auslande, beſonders in Amerika. hat leidung aufgeſchwungen. Sollte nicht endlich nuch bei uns in Deutſchland eine ſo vernünftige Auflehnung des„ſtarken“ Geſchlechts gegen die sklavenketten einer unſinnigen Modetyrannei nöglich ſein? Vor allem ſorge man bei Mann und Frau für eine zweckmäßige Unterkleidung, und das iſt ſtets eine ſolche, die der Luft mög⸗ Aſo poröſe Stoffe, insbeſondere Baumwolle, trikot und Seide. Helle Stoffe werfen die Wärmeſtrahlen ſtärker zurück unp verdienen daher gegenüber den dunklen den Vorzug. Wer unen einigermaßen kräftigen Haarwuchs be⸗ itzt, gehe barhäuptig. Sonſt ſchütze man den Kopf nur durch einen leichten, und vor allem uftdurchläſſigen Strohhut gegen die direkte Beſtrahlung der Sonne. Mit gutem Willen, läßt ſich ſicher hier nanches erreichen, und die Mahnung, die der Reichsausſchuß für hygieniſche Volksbelehrung n ſeinem weite Verbreitung verdienenden Geſundheits⸗Heſtchen“ an die Bevölkerung lerichtet hat, möge auch hier nicht ungehörf ethallen: „Wenn die Mode töricht iſt, eig, daß du vernünftig biſt!“ ichter wird angeklagt, zu Bonn in 7 Ein zehnjähriger Einbrecher. „ Metz, 12. Juni. In das Metzer Gerichtsge⸗ bäude wurde in einer der letzten Nächte 1 7 brochen. Der Dieb drückte eine Fenſterſcheibe ein und verſchaffte ſich ſo den Eintritt in das Ge⸗ bäude. Er durchſtöberte die Schränke, doch iſt, ſo⸗ weit bisher feſtgeſtellt werden konnte, keines der zahlreichen Dokumente verſchwunden. Es konn⸗ ten Fingerabdrücke feſtgeſtellt werden, die von einer kleinen Hand herrühren. Geſtern iſt es nunmehr der Polizei gelungen, den Einbrecher zu identifizieren. Es handelt ſich dabei um einen 10 Jahre alten Jungen, der aus angeſehener Familie ſtammt. Bei ſeiner Vernehmung er⸗ klärte er, er habe ſich in dem Einbrecherhandwerk üben und ſein Können an einem ſchwierigen Fall zeigen wollen. Cokale hachrichten „Unabläſſiges Drängen“. 4) Ordentlicher Leiter dieſes Päpſtlichen Miſ— fionsvereins(Franziskus Xaverius Miſſions⸗ vereins— deutſcher Zweig des Päpſtlichen Werkes der Glaubens verbreitung) iſt nach den vom hl. Vater ſelbſt veröffentlichten Statuten der Pfarrer. b) In dieſen Satzungen iſt den von den H. H. Biſchöfen ernannten Diözeſanleitern ausdrück— lich aufgetragen,„Daß ſie ſich in allen Sprengeln durch unabläſſiges Drängen der Pfarrer(parochis instantibus) Wachstum, Zunahme, Vermehrung ebendieſes frommen hl. Werkes angelegen ſein laſſen“. c) Selbſtverſtändlich ſtehe es im Belieben des Pfarrers, einen ſeiner Hilfsgeiſtlichen mit der Leitung des Vereins zu betrauen. Für Deutſchlaud iſt der Bonifatiusverein, was das Päpſtliche Werk der Glaubensverbreitung (Franziskus Kaverius Miſſionsverein) für die ganze Welt iſt. Das iſt daher bei uns in Viernheim auch der Grund, weshalb beide Hauptmiſſionsvereine in einer Perſon werben kommen. Man tritt als guter Katholik in beide Vereine zugleich als Mit— glied ein. cbc. “ Letztmalige Mahnung. Diejenigen Ortseinwohner, die noch Holzſchuldigkeiten beim Staat zu begleichen haben, ſeien auf die Bekannt⸗ machung der Untererhebſtelle in heutiger Nummer aufmerkſam gemacht. * Pom Arbeitsmarkt. Wie wir er⸗ fahren ſind in hieſiger Gemeinde noch immer über 250 Arbeitsloſe. Die weiblichen Erwerbsloſe konn- ten in letzter Zeit faſt alle auf den umliegenden Gutshöfen, Muckenſturm, Straßenheim und Neutzen⸗ hof untergebracht werden. Auch beſteht Ausſicht, 40 Mann nach dem Schluchſee im bad. Schwarz- wald unterzubringen, wo ſie bei einem größeren Unternehmen beſchäftigt werden können. Hoffen wir, daß nach und nach wieder alle Arbeit finden, damit ſie dem Müßiggang aus den Armen geriſſen und wieder nützliche Glieder der menſchl. Geſellſchaft werden. Turngenoſſenſchaft Bezirksturn- und Sportfeſt am 15., 16. n. 17. Juni auf dem Sportplatz am Wieſenweg. Endlich iſt das vielbeſprochene, von der Turn- genoſſenſchaft Viernheim, als feſtgebender Verein arrangierte Sportfeſt in nächſte Nähe gerückt. Wie bekannt, findet dasſelbe diesmal auf eigener Sport⸗ platzanlage am Wieſenweg ſtatt. Es iſt anerken— nenswert, was obiger Verein aus dieſem nur aus Sand beſtehenden Boden geſchaffen hat. Eine Sportplatzanlage, wie ſie zur Ausübung aller Sport— arten benötigt wird, iſt hier entſtanden. Neben einem großen Spielfeld für Fußball, mit einer ide— alen Rundbahn für Läufer, wurde ein faſt ebenſo großer Platz für Volksbeluſtigungen freigehalten, der zum kommenden Feſte mit Schiffſchaukel, Karuſ⸗ ſels, Schießbuden, Glücksräder u ſ. w. beſetzt ſein wird. Erwähnenswert ſind vor allem, die ſportl. Darbietungen am Feſte ſelber. Der Feſtkommers am Samstag Abend bringt neben erſtklaſſigen Ge— räteturnen, eine Auswahl der volkstümlichſten Frei— übungen, heute gymnaſtiſche Uebungen genannt. Der Sonntag vormittag iſt dem traditionellen Wettkampf gewidmet, welcher ſich aus Geräteturnen, Lang-C u. Kurzſtreckenlauf, Staffetten, Hoch- und Weitſprung zuſammenſetzt. Die beſten Sportler nun, die aus dieſem Wettkampf hervorgehen, werden ſich am Nach- mittag im Kampf um die Siegespalme ein Stell- Um die Juwelen des öſterreichiſchen Kaiſerhauſes. Paris, 12. Juni. Eine komplizierte Angele— genheit, die mit der Veräußerung der Juwelen des öſterreichiſchen Kaiſerhauſes zuſammenhängt, beſchäftigt gegenwärtig wieder die Pariſer Ge— richte. Katſer Karl und ſeine Gemahlin Zita hatten nach ihrer Flucht in die Schweiz dem Haushoſmeiſter Baron Steiner Schmuckſachen zum Verkauf übergeben. Dieſer veräußerte den größten Teil in Paris. Später erhob das frühere Kaiſerpaar Klage gegen Steiner, da es mit dem Erlös nicht zufrieden war. Steiner wurde von der Schweiz nach Paris ausgeliefert, aber freigeſprochen. Bei der Ab⸗ reiſe aus der Schweiz übergab Steiner ſeiner Tochter Wertpapiere im Betrage von einer Mil⸗ lion Franken zur Aufbewahrung. Als er zurück— kehrte, hatte ſeine Tochter dieſe Werwapiere bis auf einen Reſt von knapp 100 000 Franken in Monte Carlo verſpielt und zwar in Geſellſchaft der Gräfin Batthiany. Steiner verklagte nunmehr die Gräfin wegen Beihilfe, die zu 6 Monaten verurteilt wurde. gegen dieſes Urteil jedoch Berufung einlegte, über die noch nicht entſchieden iſt In der Zwi⸗ ſchenzeit leitete Steiner gegen den Grafen Bat⸗ thiany eine Klage ein, in der er die Rückgabe von 90 000 Franken forderte. die er dem Grafen angeblich zum Ankauf von Kunſtgegenſtänden übergeben haben ſoll. Die 10 Strafkammer ſprach heute den Grafen Batthiany frei. 3 Dr. 5. V. 10 SOlLbE NE NRECELN FUg 15 DAT BRAUT RAR * 9 Den richtigen Weg zu Liebe und Glück zeigen in jedem Ehebuch zehn goldene Regel auf. Den richtigen Weg zu Wohlstand und Behaglichkeit weist Kupfermanns-dubiläumsbuch 26 in einer goldenen Regel auf Fol der EH St Amd EA beg ſilchen a Mud NMuumnfermanm die Mäößel schüchten Neues Angebot, das neue Freunde wirbt: Die blonde Wohnküche, die Freundin der Maustrau (Vorrat ca. 100 Stück) bildhübsch, praktisch in echt Karolina pine, Kiefern, 1 Büfett, 1 Kredenz, 1 Tisch, 2 Stühle, 2 Hocker, 1 Schemel, 1 Spiegel, 1 Handtuchhalter, 1 Zündholzbehälter, N 1 Obstschale, 1 Serviertablett. 1 Ablaufbrett mit Steg 0 385.—, 310.—, 408., 470.—, 443. 425.—, 373.5 21 9.— U. A. Mur Großeinkauf und Massenumsatz ermöglichen solehe Preise Fit dul iche Möset wird Gacautie geleistet! Beqduemste Teilzahlung bis zu 24 Monaten gestattet! Kostenlose Lagerung bis 2 ſahre Ca. 4000[U] Meter Hufstellungs- und Lagerräume Ratenabkommen mit der Bad. u. Bayer. 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Da Eintritt uſw. aufs niedrigſte berechnet ſein wird, glaubt der Verein der tatkräftigen Unterſtützung der Viern⸗ heimer Einwohnerſchaft gewiß zu ſein, und bittet um zahlreichen Beſuch ſeiner Veranſtaltung. K. Sch. Vereins ⸗ Anzeiger Medizinal⸗Verband Viernheim. Freitag, den 14. Juni, abends halb 9 Uhr Vorſtands- ſitzung im Gaſthaus zum Roten Kreuz bei E. Schneider. Um vollzähl. Erſcheinen bittet Der Vorſitzende. Radfahrerverein„Vorwärts“. Sonntag, den 16. Juni beteiligt ſich unſer Verein am Korſogehen des Radfahrervereins„Viktoria“ in Eppelheim, anläßlich ſeines 25 jähr. Stiftungs- feſtes. Die Mitglieder werden gebeten, beſon— ders die Damen, ſich zahlreich zu beteiligen. Abfahrt vom Lokal vorm. 10 Uhr. Die Renn- fahrer fahren morgens 4 Uhr ab. D. Vorſtand. Geſangverein Liederkranz. Am Samstag beginnen die regelmäßigen Singſtunden. Alle Sänger werden gebeten zu erſcheinen, beſonders die, welche durch die verſchiedenſten Umſtände bisher verhindert waren, an den Singſtunden ſich zu beteiligen. Alles erſcheine pünktlich. Der 1. Vorſitzende. R. und 8. B.„Teutonia“. Zu unſerem Gau- und Preisſchießen am Sonntag, d. 23. 6. ſind Vorbereitungsarbeiten auf dem Stand nötig. (Laufgraben uſw.) Samstag von 4—6 Gelegen- heit zum Uebungsſchießen. Sonntag den 16. 6. von 3½ letzte Gelegenheit zum Ueben vor dem letzten Gauſchießen. Der Vorſtand. Turngenoſſenſchaft. Freitag Abend halb 9 Uhr Mitgliederverſammlung im Lokal. Alles er— ſcheinen Der Vorſtand. Odenwaldklub.(Ortsgr. Viernheim). Freitag, den 14. Juni Abends 9 Uhr Sitzung des Vor- ſtandes im„Tannhäuſer“. Der Vorſitzende. Sängerbund. Statt Freitag Abend iſt Sonn- mittag um 1 Uhr Singftunde. Samstag Abend Mitgliederverſammlung im Bahnhofsreſtaurant an der O. E. G. zwecks Beteiligung an der Ueber— nahmefeier unſeres Vereinsmitgliedes Fer a nz Schneider. Der 1. Vorſitzende. D. J. K. — Sportplatz— TTT Samstag Abend 7 Uhr Großer Fußballkampf Narnheim!.-Walgol! mmm Aumnnunun 1 Gemäß Verfügung des Reichsverbandspräſi— denten iſt am Sonntag, den 16. Juni wegen des Fußball⸗Länderkampfes Deutſchland— Holland Spielverbot für ſämtl. Mannſchaften. Anmeldungen der Leichtathleten zum Start beim Bezirksſportfeſt in Waldmichelbach, Freitag, den 14. Juni letzter Termin. Die Sportleitung. aut dem Sporinlatz am Wiesenweg tum mtiitaumüu munten umu dengallon ur Mernnelm Ludwigshafen 1. (Südd. Meiſter) Turngenoſſenſchaft 1. (Spitzen reiter des 8. Bezirks) Beginn um 6 Ahr Vorſpiel Damen ⸗ Handball Cudwigshafen(Rheinbezirksmeiſt.) — Fr. Turnverein Mannheim (Neckarkreismeiſter). Beginn um 5 Uhr. Dieſe Spiele ſind für jeden Sportsfreund eine beſondere Delikateſſe und darf keiner verſäumen.