der 28. Juni. Weimar, 25. Juni. Das thüringiſche Staats⸗ miniſterium hat für den 28. Juni angeordnet, daß ſämtliche ſtaatlichen Gebäude im ganzen Lande halbmaſt flaggen. Koblenz, 5. Juni. Das evangeliſche Konſi⸗ jorium der Rheinprovinz hat den 28. Juni als offiziellen Trauertag angeſetzt. Die Kirchen bleiben den ganzen Tag geöffnet. Um 3 Uhr findet ein Trauergeläute ſtatt. Im Gottesdienſt wird eine Erklärung des Kirchenausſchuſſes zur ſehnjährigen Wiederkehr des Unterzeichnungs⸗ ages verleſen werden.. 5 Mainz, 25. Juni.(Der Mainzer Ober ärgermeiſter zum W. Juni) De! rbürgermeiſter der Stadt Mainz hat zun Juni folgende Kundgebung herausgegeben: „Seit der Unterzeichnung des Verſaillen Vertrages ſind zehn Jahre verfloſſen. Dal deutſche Volk hat durch dieſen Vertrag Laſten übernommen, die ohne Beiſpiel in der Geſchichte daſtehen. Zudem trägt die Bevölkerung am Rhein neue Laſten und den ſchweren Druck der Beſatzung. In beſonders ſtarkem Maße iſt die Stadf Mainz in Mitleidenſchaft gezogen. Da durch die Regelung der Reparationsfrage auch jeder Vorwand für die weitere Be⸗ ſetzung weggefallen iſt, fordert die Stadt Mainz am 10. Jahrestage der Unterzeich⸗ nung des Friedensvertrages die endgül⸗ tige und reſtloſe Freigabe des beſetzten Gebietes. Sie fordert, daß mit der Räu⸗ mung auch jede weitere Kontrolle. die über den Frieden vertrag hinausgeht, wegfällt.“ Dieſe Kundgebung wurde von dem Mainzer Stadtrat einſtimmig angenommen. göuig Fund hat Deutſchland verlaſſen. München, 26. Juni. Geſtern abend um 9 Uhr trat König Fuad von Aegypten im Sonderzug die Weiterfahrt nach Prag an. Zu ſeiner Ab⸗ fahrt hatten ſich die Vertreter der baueriſchen Regierung mit Dr. Held an der Spitze, Geſand⸗ ter Haniel, und andere führende Perſönlichkeiten eingefunden. Der König hat beim Verlaſſen Deutſchlands folgendes Telegramm an den Reichs⸗ präſidenten abgeſandt: „Beim Verlaſſen Deutſchlands, wo ich einen außerordentlich angenehmen Aufenthalt gefunden habe, danke ich für die herzliche Gaſt⸗ freundſchaft und den ſo warmen Empfang, den ich durch Ew. Exzellenz. die Reichs regie. rung und das deutſche Volk gefunden habe. Es drängt mich. Ew. Exz. die Verſicherung mei⸗ nes lebhaften Dantes zu übermitteln mit der Beteuerung der aufrichtigen Wünſche, die ich für das Wohlergehen Ew. Exz. und für das Gedeihen Deutſchlands hege.“ euglands Regierung für lo- ſortige Nheinlandräumung. Paris. 26. Juni. Der Londoner Vericht⸗ erſtatter des Echo de Paris meldet,. daß die Regierungskonferenz, auf der über die Au⸗ nahme des Poung⸗Planes beraten werden ſoll. um 125. Geburtstag Augut Botſigs. 8 5— 2 Die erste Lokomotivenfabrik Borſigs in Berlin. Links: Der Gründer Auguſt Borſig. Auguſt Borſig, der Gründer der weltberühmten Lokomotivenfabrik in Berlin, wurde vor 125 Jahren, am 23. Juni 1804 in Breslau geboren. Er war zuerſt Maucer und legte 1837 den Grundſtein zu der erſten Lokomotiobauanſtalt. Heute ſtehen die Werke an der Spitze der Maſchinenbauinduſtrie Deutſchlands und haben bisher mehr als 13 000 Lokomo⸗ tiven für alle Länder der Welt gebaut. kaum vor ſieben oder acht Wochen zuſammentreten dürfte. Ueber die Einſtellung der engliſchen Regierung zu der auf dieſer Konferenz zu behandelnden Fragen ichrerbt der Korreſpondent: Die britiſche Regierung iſt der Anſicht, daß die Räumung des NRhein⸗ landes ſofort erfolgen muß; ſie lehnt es aber ab, dem Standpunkt beizutreten. daß die Beſatzungskoſten, da ſie nicht mehr im Doung⸗ 1 fi vom September ab Deutſch⸗ Plan figurieren, land zur Laſt fallen könnten. Die engliſche Regierung keine Garantie als Austauſch für die vor zeitige Räumung in Form einer ſtändigen tritt ganz offen g für die deutſche Theſe ein, daß Frantreich 8 Feſtſtellungs⸗ und Kontrollkommiſſion ge⸗ geben werden darf. Aus Naß und Fern. Schloß und Gartenbeleuchtung in Schwetzingen. Schwetzingen. 25. Juni. Die erſte große Gar⸗ tenbeleuchtung hat in Schwetzingen am 20 Juni gelegentlich des Beſuches von 2000 Mitgliedern des Zentralverbandes Deutſcher Konſumgenoſ— ſenſchaften ſtattgefunden. Die zweite Beleuch⸗ tung findet am 7. Juli ſtatt an welchem Tag der Bund Deutſcher Geflügelzüchter in Schwetzingen ſeinen Reichszüchtertag abhält. zu dem 8 10 000 eflügelzüchter aus allen deutſchen Gauen erwar⸗ tet werden. Die letzte der drei großen diesjäh⸗ tigen Gartenbeleuchtungen iſt am 8 September Baden⸗Baden, 25. Juni.(Zum Tode des Rechtsanwalts Dr. Hermann) Wie aus hinterlaſſenen Briefen hervorgeht hat ſich der im Alfrhein bei Plittersdorſ als Leiche ge⸗ ländete Rechtsanwalt Dr Ernſt Herrmann ſelbſt das Leben genommen Er genoß hier großes Anſehen galt als wohlhabender Mann und hatte eine außerordentlich umfangreiche Praxis. Der untroh und ewig mißgelsunt wie St. scheint leider noch nich begriffen zu haben. 11e reh. das Gefühl geislig-Korperhicnes Wohlbefindens abhangig ist von zuheren Einfiũssen. Det moderne Mensch aber erkenrtt den unschötzbaren Wert des„harmonischen Daheim“ als Er- holung von des Alſtegs Mühen, ls Semmiung zu neuer schöpferischer Arbeitsfreude im behaglichen Kupfermann-Meim Das sommige San, sr̃. des ea Slams „ 160 Stück in echt Mahagoni, Birke a. Nußbaum polie Vent Eisbe usw. 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Der verhaftete 17 jährige Schloſſerlehrling Hans Kunze war das Haupt einer ganzen Bande von Jugendlichen. In der Luitpoldſtraße hatte Kunze monatlich einen Kel⸗ ler gemietet, den er angeblich als Werkſtatt be⸗ nutzen wollte, der in Wirklichkeit aber als Un⸗ terſchlupf ſeiner Bande diente. Im Keller wurde auch die Beute aus den zahlreichen kleinen Raub⸗ zügen untergebracht, die Kunze mit ſeinen Ge⸗ noſſen unternahm. Im weſentlichen handelte es ſich dabei um Keller⸗ und Loden⸗, ſowie um Schaufenſtereinbrüche. Ein Teil der Brandle⸗ gungen ſcheint erfolgt zu ſein, um nach einem Einbruch die Spuren zu verwiſchen. Es ſcheint ſchon jetzt ſeſtzuſtehen. daß Kunze infolge anor⸗ maler Geiſtesverfaſſung bei ſeiner Brandſtifter⸗ tätigkeit ein beſonderes Luſtgefühl empfunden hat. Er pflegte ſelbſt die Feuerwehr zu alar⸗ mieren und fiel beim Eintreffen der Feuerwehr durch ſein merkwürdig erregtes und intereſſier⸗ tes Verhalten auf. Bisher konnten Kunze und ſeiner Bande 11 Diebſtähle nachgewieſen werden. Außerdem hat die Bande vor einem Jahr ein Mädchen von einem Bummelplatz weggelockt und. mißhandelt. Als auf die Hilferufe der Ueber⸗ fallenen ein Mann ſich näherte, drohte ihm die Bande mit der Schußwaffe. und der Mann mußte flüchten. Alle an dieſem Fall beteiligten ſind übrigens ſeinerzeit ermittelt worden, nur einer wurde aber beſtraft. Unpolitiſche Gloſſen. Wer tanzt mit? 13 4 at der Lunapark in Berlin doch eine Snſe Lange Wechen eine 1 5 der Kampf zwiſchen dem Berliner Po. dium und dem Weltmeiſter im e leſen wir wenigſtens in der Reklame— 182 Fernando um die Erlaubnis, im Lunapar 1199 zutreten und die entſprechende i lie wen Salelgeneg fein 1 55 152 Tae Polizei ganz gleichgültig ſein, 540 ö Fernando 6 oder 7 Tage 155 2 9 15 bindurch anhält, ob ihn dabei tauſende, 1 5 1 tauſende von Zuſchauern„bewundern Wer A errückten Unſitten mitmacht, muß auch d jur bezahlen, und die Stadt hat ja dafür wieder die Vergnügungsſteuer. Jetzt endlich iſt der Strei. entſchieden. Fernando wird tanzen, wird Re. klame machen. Aufſehen erxegen! Die Rekord⸗ ſucht, die verrückteſte Zeiterſcheinung augenblick⸗ lich, wird geſtillt. Vielleicht wird auch Herr Fernando, wenn er genügend Lackſchuhe in 150 oder noch mehr Stunden durchgetanzt hat und er⸗ kennt, daß der Berliner ſich nicht in einen Maſ⸗ ſenrauſch dieſes 6-Tage⸗Tanzens bringen läßt, auch noch zur Erkenntnis kommen, daß der Beiſpielsloſer Noheitsakt eines Autoſahrers Menſch ſchließlich zu nützlicheren Zwecken auf der Welt iſt. 4 f Telephonie in jedem Zug. bl. Die Verſuche mit der Zug ⸗Telephonie auf der Berlin-Hamburger Eiſenbahnſtrecke ſind zur groͤßten Zufriedenheit ausgefallen. Nun er⸗ ſahren wir von der Deutſchen Reichsbahngeſell⸗ ſchaft, daß ſie jetzt den Sprechbereich der Zug⸗ Telephonie erweitert. Bisher war eine telepho⸗ niſche Verbindung mit dem fahrenden Zug auf venige nur an der Strecke gelegene Orte be⸗ ichränkt. Nunmehr kann man von und nach allen reilen Deutſchlands mit dem fahrenden Zug Geſpräche ausführen. Wir konnten allerdings nicht erfahren, wie hoch die Preiſe ſind. Aber vir kennen ja den ſonſt üblichen Berechnungs⸗ nodus unſerer Reichsbahn, ſodaß wir nicht zu befürchten brauchen, daß der Reiſende zu wenig zezahlt.— Denn ähnliches erlebten wir jetzt bei zen neuen Beſtimmungen über die Benutzung zer Schlafwagen. Trinkgelder werden nicht mehr zegeben, aber gleich bei der Löſung der Bettkarte vird ein Bedienungsgeldzuſchlag, wenn auch in ſeringerer Höhe, erhoben. Die Reichsbahn ver⸗ teht es eben meiſterhaft, einen Preisaufſchlag in in unauffälliges Gewand zu verhüllen. Humor. Die junge Mutter kommt ſoeben ins Kinder, immer, als ſie ſieht, wie das kleine Kind ge adet wird. Das Waſſer iſt viel zu heiß, und das Kind ſchreit, ſo laut es kann.„Aber, Minna, wie können Sie denn Baby ſo heiß baden? Das Waſſer von mindeſtens 30 Grad!“— Doktor, was verſteht denn ein von Temperatur..“ 1 „Ach, Frau eines Kind Ein Witwer heiratet wieder. Seine junge Frau iſt Mitte der fünfzig. Von der Hochzeits reiſe heimgekehrt, ruft er ſeine Kinder zu ſammen, um ihnen die neue Mama vorzuſtellen. „Vater“, läßt ſich Karlchen vernehmen,, haben ſie dich aber ſchön We Die war mal neu, vor vielen Ja ren!“ „Papa, draußen iſt ein Mann, der will den Herrn 19 Hauſes ſprechen.“„Für ihn= Muttern Im Reisebüro. at ja eine Temperatur hiernheimer Anzeiger 50 (Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernh ei . 2 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1 k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 148 Se e Freitag, den 28. Juni — er Zeitung(Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) 7 Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von jämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden NN 9 E g Jahrgang 46 Der ſchwärzeſte Tag Deutſchlands. Eine Rundgebune der Reichsregierung Zum 28. Juni 1929. Als vor zehn Jahren, am 28. Juni 1919, in Verſailles dem deutſchen Volke unter Gewalt und Drohung der ſogenannte Frieden erzwungen wurde und am 9. Juli dieſes Verſailler Diktat von der Nationalverſammlung in Weimar rati⸗ ſiziert wurde, war der Vorhang über dem letz⸗ ten Akt des erſchütternden Trauerſpiels von Deutſchlands Zuſammenbruch und Erniedrigung geſallen. Der damalige Außenminiſter und heu⸗ tige Reichskanzler Hermann Müller, ſprach die Schlußworte:„Wir alle, unſer ganzes Volk. ſtehen heute am Aufbruch zu einem vierzigjähri⸗ gen Marſch durch die Wüſte!“ Zehn Jahre die⸗ ſes Wüſtenmarſches haben wir hinter uns. Sie ſchlugen uns in ihrer erſten Hälfte tieſere Wun⸗ den als ſelbſt der Krieg es getan. Die Schlag⸗ worte vom„Unſauberen Frieden“, vom„Fried⸗ loſen Europa“ haben in dieſen zehn Friedens⸗ jahren eine ſchaurige Verkörperung erfahren, die„Fortſetzung des Krieges mit anderen Mit⸗ teln“, eine traurige Verwirklichung. Unzählig und unermeßlich ſind die Opfer, die das deut⸗ ſche Volk auf dieſem„Schlachtfeld des Friedens“ im„Kampf um den Frieden“ gebracht hat. Und da iſt es gerade heute, da ſich der Tag von Ver⸗ ſailles zum 10. Male jährt, nicht nur ſein Recht, ſondern auch ſeine Pflicht dieſe Opfer in die Welt hinaus zu ſchreien und von den anderen die Erfüllung deſſen zu fordern wozu ſie ſich rechtlich und vertraglich verpflichtet haben. Wie war es denn vor zehn Jahren? Vielen unter uns haben die innerpolitiſchen und außen⸗ politiſchen Stürme. die politiſchen Irrungen und Wirrungen, die materiellen Sorgen und Entbeh— rungen. die ſeeliſchen Nöte und Bedrängniſſe, deren Opfer ſie in dieſen 10 Jahren geworden die Erinnerung verwiſcht und getrübt. daß am deut⸗ ſchen Volk in Verſailles ſeitens der Urheber des Vertrages ein ſchnöder Wortbruch. ein ſchmählicher Verrat begangen wurde. Wenig Augenblicke waren für die Befriedung und fernere Entwicklung Europas von ſo ent⸗ ſcheidender Bedeutung, wie der, als die deutſche Regierung im Oktober 1918 an den Präſidenten der Vereinigten Staaten ihre Bitte richtete um die Einleitung von Friedensverhandlungen auf der Grundlage ſeines Friedensprogramms: der am 8 Januar 1918 verkündeten 14 Punkte ſowie der dieſen in ſeinen Reden am 11. Februar 4 Juli und 27 September beigegebenen ergänzen— den und erläuternden weiteren Punkte. Es iſt der Grundſatz der Gerechtigkeit für alle Völker u. Nationalitäten. der durch das Programm geht. das ich entworfen habe. Der moraliſche Höhe⸗ punkt des endgültigen Sieges für die menſch⸗ liche Freiheit iſt gekommen“ rief Wilſon am Schluß triumphierend aus. Verſprochen worden war der Welt ein Friede deſſen Ziele in die Worte gekleidet wurden: Weder Sieger noch Be⸗ ſiegte keine Annerionen, keine Kontributionen kein Straffriede. Niemals iſt ein Akkord ſo ganz vergebens aus dem Werk einer gewaltigen Orgel entſtrömt wie dieſes Dokument. Es ſollte leider politiſch zum Grabſtein Deutſchlands werden; denn das ausgehungerte und grenzenlos erſchöpfſte Volk ſah nicht den Mißbrauch den die Alliierten mit den Ideen Wilſoas trieben. es wußte nicht. daß die Imperialiſten aller Staaten feſt entſchloſſen waren den Präſidenten nieder⸗ zuzwingen auf die Stufe ihrer eigenen Weltauf⸗ faſſung. Es wußte nicht daß unter den ſchönen Red blumen die Schlange lauerte, die ihm noch größeres Elend. noch böſere Entrechtung, noch wildere Ausnutzung der phyſiſchen Ueberlegen⸗ heit bringen werde. Im Vorvertrag vom 5. November 1918 war 0 dieſes weiſe und großherzige Weltprogramm Berlin, 28. Juni. Der Reichszräſibent und die Reichsregierung veröffentlichen folgende Kundgebung: „An das deutſche Voll! Der heutige Tag iſt ein Tag der Trauer. Zehn Jahre ſind verfloſſen, ſeit in Verſailles deutſche Friedensunterhändler gezwungen waren, ihre Unterſchrift unter eine Urkunde zu ſetzen, die für alle Freunde des Rechts und eines Hahren Friedens eine bittere Enttäuſchung bedeutete. Zehn Jahre laſtet der Vertrag auf allen Schich⸗ ten des deutſchen Volkes, auf Geiſtesleben und Wirtſchaft, auf dem Werk des Arbeiters und bes Bauern. Es hat zäher und angeſtrengter Ar⸗ beit und einmütigen Zuſammenſtehens bedurft, um wenigſtens die ſchwerſten Auswirkungen des Verſailler Vertrages abzuwenden, die unſer Va⸗ terland in ſeinem Daſein bedrohten und das wirtſchaftliche Gedeihen ganz Europas in Frage ſtellten. Deutſchland hat den Vertag unterzeichnet, ohne damit anzuerkennen, daß das deutſche Volk der Urheber des Krieges ſei. Dieſer Vorwurf läßt unſer Volk nicht zur Ruhe kommen und ſtört das Vertranen unter den Nationen. Wir wiſſen uns eins mit allen Deutſchen in der Zu⸗ rückweiſung der Behauptung der alleinigen Schuld Deutſchlands am Kriege und in der feſten Zuverſicht, daß dem Gedanken wahren Friedens, der nicht auf Diktaten, ſondern nur auf der übereinſtimmenden und ehrlichen Ueber⸗ zeugung freier und gleichberechtigter Vülker be⸗ ruhen kann, die Zukunft gehört“. eines ſche Volk die Waffen niederlegte und aus der Hand gab— im Sumpfe der Pariſer Verhand— lungen vollends unter. In Verſailles wurde eine Urkunde niedergeſchrieben, die in ihrem Geiſt das Friedensprogramm Wilſons vollkom⸗ men und in ihren Buchſtaben zum größten Teil aufgegeben hat. Wiederholt erklärte die deut⸗ ſche Abordnung:„Es beſteht zwiſchen beiden Parteien eine feierliche Vereinbarung über die Friedensgrundlage. Wenn die Alliierten ſie ver⸗ laſſen wollten. würden ſie ein völkerrechtliches Abkommen brechen. Würde Deu'ſchlend ein Friede anderen Inhalts aufgezwungen, ſo wäre dies der Bruch einer feierlichen Zuſage.“ Vergebens! Der Blutdunſt der Felder der alten Welt, alt in jedem Sinne. auf denen ge⸗ kämpft worden war, die ſo unerwartet erfolgte Kapitulation des vier Jahre hindurch furchtbaren Gegners umnebelte die Gedanken der Sieger, die entgegen aller vorhergegangenen Zuſicherun— gen den Gefühlen der Rache und der Vergel— tung alle Zügel ſchießen ließen. Die Note der Reichsregierung vom 23. Juni 1919, mit der die Vertragsbedingungen angenommen wurdea, ſtellt dieſe Tatſache noch einmal ſeſt. Es gibt wenig geſchichtliche Vorgänge, die die Nachwelt weniger Grund haben wird zu ver— zeichnen. Heiligkeit völkerrechtlicher Ein Krieg, der angeblich zum Schutz der Verträge geführt würde, endete mit einem offenen Bruch eines der denkbar heiligſten Verträge durch die ſieg⸗ reichen Vorkämpfer dieſes Ideals urteilt Keynes, einer der Wirtſchafts-Sachver— ſtändigen bei der Pariſer Konferenz. Hierbei bedienten ſie ſich einer beſonderen widerlichen Heuchelei, indem ſie das Schwert der Gewalt in die Toga des Richters hüllten und das deutſche Volk zum Kriegsſchuldigen, Kriegsverbrecher ſtempelten, deſſen Beſtraſung nicht hart genug ſein dürſe. Die Kriegsſchuldlüge wurde zum moraliſchen Fundament des Vertrages. Dem deutſchen Volke iſt durch die Machthaber von Verſailles ſein Weg ſchickſalsmäßig vorge⸗ ſchrieben worden: er führt durch Beſeitigung der Kriegsſchuldlüge zur Erſetzung des Verſailler Diktates durch wirklichen Frieden. Im Vorder⸗ grunde der deutſchen Außenpolitik ſteht immer wieder die Ueberprüfung des Verſailler Vertra— ges in den Punkten, in denen er mit dem Vor⸗ vertrag mit dem Friedensprogramm Wilſons nicht übereinſtimmt. Dieſes Ziel kann nur mit 7 friedlichen Mitteln, mii den Waſſen des Rechtes. verwirklicht werden. Es wird und muß uns einſtens wiederbringen. was wir als Volk und Nation nicht entbehren können: Freiheit und Ehre. Von allen Kämpfen, die das deut⸗ ſche Volk bisher ausgeſochten, iſt ſicher keiner ſchwerer und mühſeliger geweſen, als der Kampf gegen Verſailles ſein wird, keiner aber auch von größerer Bedeutung für den Sieg jener Frie⸗ densidee, die Verſailles unter ſeinen 440 Artikeln begrub. So weit ſich auch noch die Wüſte vor uns dehnt, wir wollen darin nicht umkommen und wir werden es nicht, wenn ſittliche Feſti⸗ gung und treues Feſthalten am deutſchen Volks⸗ tum und Staat uns geleiten. Neueſte Teleoramme Max Schmeling ſiegt nach Punkten. Newyort, 28. Juni. Bei dem geſtern Abend vor 40 000 Zuſchauern ſtattgefundenen Boxkampf konnte der Deut ſche Max Schmeling gegen den Spanier Paolin o einen glatten Punktſieg, der mit großem Beifall aufgenommen wurde, davongetragen. Das Endreſultat nach den 15 Runden lautete: 9 Runden für Schmeling, 3 Runden ür Pao⸗ lino und 3 Runden unentſchieden. Bis zur 9. Runde war der Kampf abbwechſelnd und ausgeglichen. Dann kam der Deutſche in Vor⸗ teil, ſodaß er die 9. bis 15. Runde für ſich buchen konnte. Paolino endete, im Geſicht ſtark blutend, völlig erſchöpft dem Kampf. Der Etat angenommen! Berlin, 28. Juni. Der Reichstag nahm in der heutigen Nachtſitzung den Etat in dritter Leſung mit 243 Stimmen der Regierungs⸗ parteien gegen 152 Stimmen der Oppoſition bei einer Stimmenthaltung an. Das Republikſchutzgeſetz nicht verlängert. In ſpäter Stunde wurde die namentliche Ab⸗ ſtimmung über das Republikſchutzgeſetz vorge⸗ nommen. Dafür wurden 263 Stimmen der Re⸗ gierungsparteien, dagegen 166 Stimmen der Rechten, der Kommuniſten und der Wirtſchafts⸗ partei abgegeben. Zwei Abgeordnete haben ſich der Stimme enthalten. Die für die Verlängerung des Republikſchutzgeſetzes erforderliche Zwei⸗ drittelmehrheit iſt alſo nicht erreicht und das Ge⸗ ſetz tritt am 22. Juli außer Kraft. Das Abſtim⸗ mungsergebmis wird von der Rechten mit lebhaf⸗ tem Händeklatſchen begrüßt. Verbot kommuniſtiſcher Demonſtrationen. Berlin, 28. Juni. Nach hier vorliegenden Meldungen ſind in Kaſſel und München für heute, bezw. den 1. Juli angeſetzte kommuniſti⸗ ſche Demonſtrationen ſeitens der Polizeipräſt⸗ denten verboten worden. Kammerdebatte über das amerikaniſche Schuldenabkommen. Die franzöſiſche Kammer hat in ihrer Nacht⸗ ſitzung einen Entſchließungsentwurf Franklin⸗ Bouillon, der ſich für die Aufnahme neuer Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten zur Verſchiebung des Fälligkeitstermins des 1. Auguſt ausſpricht, angenommen.(Näherer Bericht in der nächſten Ausgabe.) Zuſammenbruch der Deutſchen Volks⸗ erholungsheime G. m. b. H. Berlin, 28. Juni. In geheimer Sitzung haben geſtern die Berliner Stadtverordneten da⸗ von Kenntnis genommen, daß die„Devo“(Deut⸗ Volkserholungsheime Gm. b. H.) vor dem Zu⸗ Fall erregt natürlich das größte Auſſehen in un⸗ fir Stadt. Wie es heißt, ſollen erhebliche Un⸗ regelmäßigkeiten in der Verwaltung anvertrau⸗ ſen Vermögens die Urſache des Selbſtmordes lein. Man hört. daß ſich Dr Herrmann in ver⸗ ſehlten Spekulationen an der Börſe betätigte und ſpricht von Veruntreuungen im Betrage von z n Mart Die behördliche Unterſuchung iſt m Gange. Wilſons aus dem Gebiet des idealen Sehnens herausgetreten und zum Teil eines feierlichen Abkommens geworden, das die kriegführenden Großmächte unterzeichneten. In den Waſſenſtinſtauvs bedingungen vom 11. November 1918 ging es bereits zum Teil und— nachdem im Vertrauen darauf das deut⸗ ſammenbruch ſteht. Um ihre Bürgſchaft von 400 000 Mark zurückzuerhalten, will die Stadt die Liquidation des Geſellſchaft und den Verkauf der Grundſtücke veranlaſſen.— Die Devo war vor einigen Jahren groß aufgezogen worden. Eine Anzahl von Hotels und Penſionen an der See und im Gebirge ſind ihr Eigentum. Die Fi⸗ nanzierung erfolgte dadurch, daß die Mitgl. a Anteile zeichnen mußten. Eine Sanierung der Geſellſchaft iſt nach Lage der Dinge unmöglich. Das beſchlugnuhmte uulo im Hauſe des Polizeipraſidiums. f i i Aẽtofat Gatow jeder ſind zwei Radfahrer das Opfer eines gewiſſenloſen Autofahrers geworden. In 0 6% Verein 1 8 ein Autofahrer ein Ehepaar und ließ ſeine Opfer, ohne ſich um 05 zu küm⸗ mern, auf der Landſtraße liegen. Mann und Frau ſtarben an den erlittenen Verletzungen. Erſt am nächſten Tag ſtellte ſich der Autofahrer der Polizei. „Deutſchlands Not und Hoffnung“. Allegoriſches Gemälde von Profeſſor Art hur Kampf zum Verſafller Vertrag. (Rechts unten der Künſtler.) Deutſches Reich. Die Neuregelung ber Kriſenunterſtützung. Berlin, 26. Juni. Der Reichsarbeitsminiſter will den Perſonenkreis und die Dauer der Kri⸗ ſenunterſtützung neu regeln, da die bisherige Regelung mit dem Ende dieſes Monats abläuft Da jedoch hinſichtlich dieſer Neuregelung der Verwaltungsrat der Reichsanſtalt für Arbeits⸗ vermittlung und Arbeitsloſenverſicherung gehör! werden muß. was erſt in dieſer Woche geſchehen kann, ſoll die Geltungsdauer des bisherigen Er⸗ 1 10 noch bis zum 6. Juli 1929 verlängert werden. Kriegsrenten und Arbeitsloſenunterſtützung. Berlin, 27. Juni. Der Reichsausſchuß der Kriegsbeſchädigtenfürſorge hat ſich in einer ein⸗ ſtimmig angenommenen Entſchließung gegen den Plan gewandt, die Kriegsrenten auf die Ar⸗ beitsloſenbezüge anzurechnen. Es heißt beitsloſenverſicherung beſchädigten ſchlechter geſtellt würden übrigen Arbeitnehmer. belaſten die Arbeitsloſenverſicherung mehr als die geſunden Arbeiter. Deutſcher Reichstag Berlin, 2. Juni. als keineswegs Ausſchuß. Die Anträge zur Getreidefrage, und zwar der Geſetzentwurf über der Mühlen zur Vermahlung treides, die Ermächtigung der Regierung zur Inkraftſetzung einer deutſch-franzöſiſchen Verein— barung über den Mehlzoll und die Anträge über Getreide- und Futtermittelzölle wurden nach kurzer Geſchäſtsordnungsausſprache zurückgeſtellt. Zurückgeſtellt wurde auch die zweite Beratung der Novelle zur Lex Brüning,(wonach der Ue— berſchuß der Lohnſteuer nicht mehr zur Senkung dieſer Steuer verwandt, ſondern bis zu 75 Mil— lionen Mark der Knappſchaftsverſicherung über— wieſen werden ſoll, während der Reſt der Juva— lidenverſicherung zufließt) und der damit verbun— dene Antrag der Bayeriſchen Volkspartei auf Aenderung des Braukontingents in der Bier— ſteuer. Dieſen Antrag hatte der Steuerausſchuß abgelehnt, während er einem Antrag auf Steuer— freiheit des Zuckers zuſtimmte. Die Zurückſtellung war dadurch bedingt, weil die Abgg Graf von Weſtarp(Du.) und Höl— lein(Kom.) darüber Beſchwerde führen, daß ihnen die Druckſachen zu ſpät zugegangen ſeien. Als ſich ähnliche Schwierigkeiten bei der dann folgenden dritten Beratung des Etats ergeben, beantragt Abg Leicht(BVP.) die Unterbre— chung der Sitzung um 2 Stunden. Nach kurzer Geſchäftsordnungsdebatte wurde die Sitzung auf 12 Ubr vertaat Tach Wiederekoſſnung der Sitzung beantragt Graf Weſtarp(Dn.), die dritte Beratung des Etats zurückzuſtellen. Die Deutſchnationaler könnten über den Etat erſt abſtimmen, wenn die Zollvorlagen erledigt ſind. Nach längerer Ge— ſchäftsordnungsdebatte wurde der Antrag Weſt— arp abgelehnt und die dritte Beratung des Etats fortgeſetzt. Zunächſt beſchweete ſich beim Etat des Fi— nanzminiſteriums Abg. v. Trotte(Dn.) üben die Verfolgungen, denen die dem Stahlhelm an— gehörenden Beamten ausgeſetzt ſeien. Abg. Gottheiner(Dn.) begründete eine Entſchließung auf ſofortige Verlegung eines Warteſtandsbeamtengeſetzes. Der Reichsfinanzminiſter teilte mit, die Re— gierung habe wegen der mißlichen Finanzlage des Reiches den Koalitionsanträgen auſ Beſol⸗ dungsverbeſſerung nicht entſprechen können. Abg. Gottheiner(Dn.) ſetzte ſich beim Kriegslaſtenetat dafür ein, daß analog dem Weſt⸗ grenzfonds umfaſſende Maßnahmen für den Oſten getroffen würden. in der Entſchließung u. a., es würde dem in der Ar⸗ 0 anerkannten Grundſatz der Leiſtung und Gegenleiſtung widerſprechen, wenn bei gleicher Beitragsleiſtung die Kriegs⸗ die Die Kriegsbeſchädigten Der Reichstag verwies in ſeiner heutigen Sitzung zunächſt den Geſetzent⸗ wurf über die Herkunftsbezeichnung des Hopfens nach kurzer Debatte an den volkswirtſchaftlichen die Verpflichtung inländiſchen Ge- — Dio Peſtbazillenplage. Proteſt der deutſchen Aerzteſchaft. Eſſen, 27. Juni. Auf dem geute hier eröffne⸗ ten 48. Deutſchen Aerztetag gab der 1. Vorſitzende des Deutſchen Aerztevereinsbundes. Geh. Sani⸗ tätsrat Dr. h. e. Stauder in ſeiner Eröffnungs⸗ rede folgende Erklärung über die angeblich von deutſcher Seite erfolgte Verwendung von Peſt⸗ bazillen im Weltkriege ab: „In aller Kürze ſei noch zu einem Punkt Stellung genommen, der m. E. im Intereſſe der Ehre und des öffentlichen Anſehens der deut ſchen Aerzteſchaft nicht unerörtert bleiben darf. Ich halte es für nötig, Behauptungen des Vor— ſttzenden der engliſchen Chirurgiſchen Geſellſchaft, Lord Moynihan, daß im Februar 1918 in deut⸗ ſchen Bomben Peſtbazillen auf die engliſchen Li— nien abgeworfen worden ſeien, als un wahr zurückzuweiſen. Zwar iſt bereits ſeitens des deutſchen Botſchafters in London erklärt worden, daß zu keiner Zeit in deutſche Flieger⸗ bomben Peſt⸗ oder andere Bazillen ein⸗ geführt wurden, noch jemals der Verſuch dazu gemacht wurde. Auch in engliſchen Aerztekreiſen, in der engliſchen Preſſe und durch die Stellungnahme des frühe⸗ ren Direktors der Giftabteilung beim franzöfi⸗ ſchen Großen Hauptquartier, Dr. Paul, iſt auf die Unrichtigkeit dieſer Behauptung Bezug ge⸗ nommen. Es erſcheint jedoch nötig, im Namen der deutſchen Aerzteſchaft kundzugeben, daß ſie es auf das tiefſte bedauert, daß ſolche Unwahr⸗ heiten und Zeichen einer noch beſtehenden Kriegs⸗ pſychoſe auch heute noch öffentlich behauptet werden können. Zugleich namens der Deutſchen Geſellſchaft für innere Medizin und der Deutſchen Geſellſchaft für Chirurgie weiſe ich von dieſer Stelle aus die Behauptung des Lord Moynihan als unberech— tigt und kränkend, die Zuſammenarbeit zwiſchen den Aerzten aller Länder ſtörend, mit aller Ent⸗ ſchiedenheit zurück. Mit Befriedigung kann ich andererſeits feſtſtellen, daß wir von maßgeben— der Seite der engliſchen Aerzteſchaft erfahren ha— ben, Lord Moynihan habe ſeine Ausführungen nicht als offizieller Vertreter der engliſchen Aerzte— ſchaft gemacht.“ Abg. Stoecker(Kom.) verlas dann eine längere Erklärung, wonach ſeine Fraktion den Etat ablehnt. Dann wurde mit 240 gegen 172 Stimmen der Sozialdemokraten und Kommuniſten bei neun Enthaltungen die zweite Rate des Panzerkreuzers angenommen. Die ſo⸗ zialdemokratiſchen Miniſter ſtimmten für die Bewilligung. Auf Antrag der Regierungsparteien wurden beim Landwirtſchaftsetat die Mittel für die För— derung landwirtſchaftlicher Kraftgeräte erhöht, der Antrag auf Streichung der Zwiſchenzölle für Speck und Schmalz gegen Kommuniſten und So⸗ zialdemokraten angenommen, desgleichen ein Antrag auf Bewilligung von 3.75 Millionen zur der Bewegung der Getreideernte. Beim Verſorgungsetat wurde die Entſchlie— zung über ein Warteſtandsgeſetz abgelehnt, eben— ſo im Hammelſprung mit 202 gegen 193 Stim⸗ men der Antrag auf Wiederherſtellung einer Mi— gaiſterialdirigentenſtelle im Reichsfinanzminiſie— cium. Der Antrag der Regierungsparteien, zur Deckung der Mehrausgaben für die Reichsarbei— er 4.5 Millionen Mark zu bewilligen, wurde an— genommen, desgleichen die 6 Millionen für die Deutſchen Werke in Kiel. Weiter ſtimmte das Haus einer Entſchließung Dr. Quaatz(Dn.) zu, in der die Reichsregierung erſucht wird, den Wortlaut des Pariſer Abkommens und die Un⸗ terlagen dazu dem Reichstag vorzulegen. Die Endabſtimmung über den Geſamtetat wurde zunächſt zurückgeſetzt. Das Haus lehnte die Mißtrauensanträge. die von verſchiedenen Seiten gegen Dr. Streſemann vorlagen, gegen die Antragſteller ab. Es folgte die dritte Beratung des Sperrgeſetzes für Rechts⸗ ſtreitigkeiten über ältere ſtaatliche Renten. Abg. von Lin deiner ⸗Wildau(Dn.) er⸗ klärte, das Geſetz verletze die in der Weimarer Verfaſſung feſtgelegten Grundrechte. Der preußiſche Finanzminiſter Dr. Höpfker⸗ Aſchoff ſetzte dann die Haltung Preußens zum Sperrgeſetz auseinander. Abg. Dr. Wunderlich(DWP.) beantragte Wiedereinfügung des Paſſus, daß das Geſetz ver— faſſungsändernd ſei. Abg. Dr. Lobe(Pr. t.) erklärte, das Geſetz ſei verfaſſungswidrig. Abg. v. Lin deiner⸗Wildau(Dn.) warf der preußiſchen Regierung erneut vor, ſie wolle ſich ihrer Verpflichtungen auf dem Wege der Reichs⸗ jeſetzgebung entledigen, während Abg. Lands⸗ berg(Soz.) dem volksparteilichen und deutſch— nationalen Redner vorbielt. de gätten gegen Das Opfer der Gerhilde ybrands. Der Roman einer Liebe. Von Erich Frieſen. (11. Fortſetzunt.) „Aber ihre Phantaſien, Mutter? Augen treibt?.. Horch!“ Beide lauſchten. Und ihr ſeltſames, weltentrücktes Lachen? Und ihr merk⸗ würdiger Singſang, der einem die Tränen in die Leiſe zitterten abgebrochene Silbertöne aus dem Nebenzimmer herüber zu den beiden Frauen. 10 i „Das liebe Kind!“ ſchluchzte 2 Mutter auf.„Es iſt zu gut für dieſe Welt!“ 5 gut'l wiederholte Gerhilde nachdenk⸗ lich. Und auf ihrer Bruſt lag es wie ein Alp. So beüngſtigend wie heute war ihr die Schweſter noch nie erſchienen. Oder hatte die Lie⸗ be, die mit elementarer Gewalt von ihrem Her⸗ zen Beſitz genommen hatte, das Leid, das der plötzliche Tod des Vaters ihr gebracht, das jun⸗ ge Mädchen gereift und ihren Blick geſchärft? Und die Sehnſucht in ihr nach Rolf brach wieder mächtig hervor. Wie würde ſie das Le⸗ ben ertragen können ohne ihn? Immer nur zu⸗ ſammen ſein mit der ſchwachen Mutter u. dem kranken Kinde? Und womit ſollte ſie die beiden ernähren, wenn ſich nicht bald etwas Paſſendes ände? Wenn nicht l 5 Der heiſere Klang der Haustürglocke riß ſie aus ihrem unerfreulichen Grübeln. Sie eilte hinunter. Der alte Poſtbote ſtand draußen. Gerhildes Herz tat einen lauten Schlag. Sie wußte, von wem der Brief war. Und etwas wie Troſt zog ein in ihre bekümmerte Seele. 6. Kapitel. Rolf Hinrichſen verbrachte ein paar ſchlafloſe Nächte. Er war im Grunde genommen ein ſchwerblütiger Menſch, trotz ſeiner Künſtlerſeele, und nahm es ſehr ernſt mit dem Leben und ſich ſelber. Als er den Brief an ſeine Braut abgeſandt hatte, in dem er ihr das Für und Wider der Stellung bei ſeinem Stiefvater genau ausein⸗ anderſetzte, empfand er zuerſt Reue. f Er war ſich nur zu gut bewußt, daß Egois⸗ mus mitgeſprochen hatte; denn vom völlig un⸗ parteiiſchen Standpunkte aus hätte er abraten müſſen. Manchmal ertappte er ſich dabei, daß er hoffte, ſie würde abſagen. f Als dann aber ein Telegramm einlief mit ihrer Zuſage da ſchwanden alle Bedenken. Und er freute ſich von Herzen, daß Gerhildes Wunſch, für Mutter und Schweſter ſorgen zu können, nun erfüllt werden ſollte. 10 Und dieſe Freude verdichtete ſich zu hellem Jubel in dem Bewußtſein, das geliebte Mädchen demnächſt in Berlin zu haben; ſie ſehen zu kön⸗ nen, wann es ihn dazu trieb; mit ihr, wenn auch nur im geheimen, von der Zukunft reden und auch wohl ab und zu einmal, wenn keine Augen und Ohren in der Nähe waren, eine kleine bräut⸗ liche Zärtlichkeit tauſchen zu können, nach der die Liebe doch ſo ſehr verlangt. Gerhilde hatte erſt in acht Tagen kommen wollen. Madame aber opponierte energiſch und erklärte, dann ſolle das Fräulein gleich ganz wegbleiben; ſie brauche ſie zu ihrem Feſt— U e Gerhilde gab nach. Hilfe. Binnen zwei Stunden gingen über Berlin der⸗ artig gewaltige Regenmengen nieder. mehreren Stellen Straßenſenkungen wurden die Keller überflutet. ſerre traten ein und die zahlreichen Blitzſchläge taten das ihrige, um die Feuerwehr ſtets in Atem zu wie lange ſie noch bei der Mutter und Melitta geſtimmt. Bei der Abſtimmung wurde die Geſamtvor⸗ lage in namentlicher Schlußabſtimmung mit 290 gegen 170 Stimmen bei 4 Enthaltungen ange nommen. Dafür ſtimmten Zentrum, Demo— kraten, Sozialdemokraten, Kommuniſten und Deutſche Bauernpartei, ſodaß die Annahme mis einfacher Mehrheit erfolgt iſt. Auf Antrag des Präſidenten Loebe wurde dann die Abſtimmung über das Geſetz zum Schutz der Republik zurückgeſtellt. Dann wurden die Einſprüche der nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten Frick und Straſſer gegen ihre Aus— weiſung aus der Sitzung vom 21. ds. Mts. de— battelos abgelehnt. Das Haus trat dann in die zweite Beratung der Agrarfragen ein. Es lag ein Geſetzentwurf des handelspoliti— ſchen Ausſchuſſes vor, der den deutſchen Mühlen den Zwang auferlegt, eine gewiſſe Menge In⸗ landsweizen zu vermahlen. Das Unwetter über Berlin. Berlin, 27. Juni. Das ſchwere Unwetter, das da ununter⸗ brochen, namentlich bei Ueberſchwemmngen, ihre in Anſpruch genommen werden mußte. daß an eintraten, die zu Unglücksfällen führten. Auch zu Verkehrs⸗ ſtörungen kam es, da mit den Straßendecken ſich auch die Straßenbahnſchienen ſenkten. halten. Der Blitz ſchlug u. a. auch in die Licht⸗ ankage der Univerſität, ſodaß ſämtliche Vorle⸗ ſungen unterbrochen werden mußten. Vielfach verurſachten die Blitzſchläge auch Kabelbrüche, durch die zahlreiche Induſtriebetriebe in Mitlei⸗ denſchaft gezogen worden ſind. Ein Handwerks⸗ meiſter wurde vom Blitz im Freien erſchlagen. großes Schadenfeuer auf dem Rittergut Gröben in der Nähe von Potsdam. h blieb. Rolf hatte veranlaßt, daß ihr das erſte Monatsgehalt pränumerando angewieſen wurde. Gerhilde brauchte ſich alſo um die beiden keine Sorgen zu machen. Sie hatte der Mutter nahe⸗ gelegt, die dörfliche Wohnung zu kündigen; Ger⸗ hilde wollte für die Mutter und Schweſter ein kleines hübſches Logis in Berlin, vielleicht in nicht allzu großer Entfernung von der Prillwitz⸗ ſchen Villa, mieten. Doch da ſtieß ſie bei der ſonſt ſo nachgiebigen Frau auf entſchiedenen Widerſpruch. 1 „Melitta heraus aus ihrer gewohnten Um⸗ gebung? Hin nach Berlin? In das Weltſtadt⸗ gebrauſe? Zwiſchen all die Häuſerkoloſſe und da⸗ hinfegenden Autos? Niemals!“ Und Gerhilde fühlte, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel. Sie wußte, weder Mutter noch Schweſter paßten nach Berlin. Mochten ſie alſo in Ruhe in ihrer altgewohnten Umgebung blei⸗ ben! Wenigſtens vorläufig!——— Der Tag, an dem Madame Totto ihren„neun⸗ undzwanzigſten“ Geburtstag— bereits zum ſo⸗ undſovielten Male— feierte, war angebrochen. Vom frühen Morgen an ſchon rannte es treppauf, treppab. Der Lift ſtand kaum eine Mi⸗ nute ſtill. Modiſtinnen, Friſeuſen, Maniküren, Pediküren, Dienſtperſonal— alles war auf den Beinen. f Die ganze Villa war in einen Blumenhain verwandelt. Und immer noch mehr duftende Spenden trafen ein— in die der verliebte Gatte zumeiſt irgendwo eine reale Aufmerkſamkeit, ein koſtbares Schmuckſtück oder einen Tauſendmark⸗ ſchein oder ſonſt irgend etwas, das ſeine Gemah: lin beſonders zu ſchätzen wußte, hineinpraktiziert hatte. Trotzdem ärgerte ſich, daß ſie heute nichts batte, worüber „Ein Eilbrief für Fräulein Gerhilde Wy⸗ ids!“ N . V gericht verhandelte Es folgte die zweite und dritte Leſung des deutſch-eſtniſchen Handelsvertages, der gegen Deutſchnationale, die Bauernparteien Rund die Kommuniſten in beiden Leſungen ange— nommen wurde. Madame war ungnädig. Sie am Mittwoch abend Berlin heimſuchte, hat er⸗ heblich größere Schäden verurſacht, als man zu⸗ nächſt annahm. Die Feuerwehr mußte in den Ausnahmezuſtand verſetzt werden. Vielſoch Waſſerrohrbrüu, ö Infolge Blitzſchlages entſtand ſchließlich auch ein Ein Sanatorium teilweiſe verschüttet. Bozen, 27. Juni. Ein Gewitter, das dieſer Tage über Meran niederging, richtete beträcht⸗ lichen Schaden an. Durch einen Erdrutſch wurde das Sanatorium Tivoli teilweiſe verſchüttet. Die Patienten konnten ſämtlich gerettet wer⸗ den, doch zogen ſich einige bei der wilden Flucht aus dem Haus Verletzungen zu. Erd⸗ geſchoß und die beiden Stockwerke ſind ſtart beſchädigt, die Fußböden ſind mit Lehm bedeckt. uchthaus für einen unf zabcg erheben. Koblenz, 26. Juni. Das Koblenzer Schwur⸗ gegen den wegen Tot⸗ ſchlags angeklagten Arbeiter Albert Henne⸗ mann aus Aßweiler bei Nohfelden an der Nahe, der am Pfingſtmontag Abend in einer Wirtſchaft in Aßweiler in betrunkenem Zu⸗ ſtande den dort anweſenden Arbeiter Emil Künzer, mit dem er ſeit längerer Zeit in Streit lebte, mit einem feſtſtehenden Meſſer nieder⸗ ſtach. Das Meſſer hatte ihn in die Herzgegend getroffen; der Verletzte ſtarb nach kurzer Zeit Das Gericht verurteilte den Angeklagten, der als raufluſtiger Menſch bezeichnet wird, wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang zu fün! Jahren Zuchthaus, unter Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf die gleiche Dauer. Das Meſſer wird eingezogen und die bereits verbüßte Unterſuchungshaft wird angerechnet. Der Angeklagte nahm das Arteil an. meinen Anzug!. Diese Frage werden sich die meisten Herren vorlegen. Billig und außerordentlich vorteil- haft kaufen Sie Ihre Garderobe aui unseret großen Etage.— Geringe Unkosten, Ersparnis ungeheurer Ladenmiete ermöglichen es uns, gute Qualitäten für wenig Geld zu verkaufen.— Besuchen Sie uns und besichtigen Sie zwanglos unser großes Lager, bevor Sie anderwärts kaufen. Anzüge faben und nel Formen 22. 32.-42.- 52.- 65. 75.-Mk. Sport- Anzüge ueeeben f 35. 45. 55. 65. Mk. flanell-Rasen sowie Lelnen- l. Lüste-Jakkos extra billig Jakob Ringel dein Laden= I. 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Die ſeitliche Schleppe des gold⸗ und ſilber⸗ geſtickten, zartgrünen Chiffonkleides fiel nicht richtig... die Spitzen an den bloßen Armen wa⸗ ven nicht duftig genug.. der Taillenausſchnitt war vorn zu niedrig und hinten zu hoch über der linken Hüfte zeigte ſich eine Falte nur eine Ahnung von einer Falte, aber doch eben eine Falte———. f. Die arme Jeanette war in Verzweiflung. Sie hockte neben ihrer Gebietevin auf dem Boden und zog und zupfte und ſtrich und ſtichelte an der geſchmähten Toilette herum. Vergebens. Ma⸗ dame war eben heute beſonders ungnädig. „Von Tag zu Tag wirſt du ungeſchickter!“ zeterte ſie, die Stumpfnaſe hoch in der Luft.„Ich werde mich wirklich nach einer anderen Kammer⸗ zofe umſehen müſſen—“ 0 „Aber Madame!“ ſchluchzte Jeauette auf. Ich bin nun ſchon über zwei Jahre bei Jonen— was vorher war ich bei einer engliſchen Herzogin. wie gewöhnlich, Im Grunde genommen war es ja auch gheich. ſie ſich ärgern konnte. Und mäkelte an allem enn, Läufer 52—60, 3 Nit Großvieh rubig, langſam geräumt, mi! echweinen ruhig; mit Ferkeln und Läufern leb. aſi. Aus Heſſen. Mainz, 26. Juni.(Die Mainzen Spionageaffäre.) Franzöſiſche Blättei bringen die Nachricht, daß im ſogenannten Mainzer Spionagefall die franzöſiſche Beſatzung durch weitgehendes Entgegenkommen gezeig! habe, daß ſie die Verhafteten auf freien Fuß ſetzte. Zu dieſer Meldung muß geſagt werden daß die Verhafteten nach wie vor ſich in den franzöſiſchen Militärgefängnis befinden und faſt jeden Tag den ſeeliſchen Qualen militäri⸗ ſchen Verhörs ausgeſetzt ſind. Weiterhin muß auf das Schärfſte wiederſprochen werden, daß die Verhafteten im Auftrag von Reichswehr⸗ ſtellen gehandelt haben. Weder die Reichswehr noch ſonſtige amtliche Stellen haben jemals mit den in Mainz Verhafteten in Verbindung ge⸗ ſtanden. 6. Badiſche Poſt. Mannheim, 27. Juni.(Gift genommen.) In der Nacht zum Mittwoch hat ein in der Neckarſtadt wohnhafter 42 Jahre alter verhei⸗ rateter Verſicherungsbeamter Gift eingenommen Der Mann wurde in bewußtloſem Zuſtande in das allgemeine Krankenhaus eingeliefert, wo er geſtern vormittag ſtarb. Mißliche Verhältniſſe dürften den Grund zur Tat bilden. Mannheim, 27. Juni. Dankbare Ein- brecher.) In der letzten Nacht brachen unbe— kannte Diebe in der Villa eines Architekten im Vorort Feudenheim ein und ſtahlen wertvolles Silberzeug Die Diebe ließen es ſich in der Spei— ſekammer gut ſchmecken und legten welche Frechheit!— eine Karte nieder, auf der ſie— allerdings ohne Unterſchrift— für die Mahlzeit enkton Selbstmord oder Anfall? Erfurt, 27. Juni. Heute vormittag wurden n ihrer Villa die Inhaber des Bankhauſes Ull⸗ nann, die Brüder Arno und Benno Ullmann, Frau Arno Ullmann und die unverheiratete Schweſter der beiden Brüder durch Leuchtgas vergiftet aufgefunden. Man vermutet Selbſt⸗ nord, doch iſt von geſchäftlichen Schwierigkeiten, die den verzweifelten Entſchluß vielleicht veran⸗ laßt haben könnten, nichts bekannt. Die Prü⸗ zung der Geſchäftsbücher iſt eingeleitet. Todesurteil für einen Giſtmörder. Meiningen, 27. Juni. Vom Schwurgericht urde heute der Nachtwächter Karl Scharfenberg, der an einem Skatabend dem Rechnungsführer Reißig ein unmittelbar tödlich wirkendes Gift us Bierglas getan hatte, wegen vorſätzlichen Mordes zum Tode verurteilt. Miniſterialdirektor Aebel 7. Mainz, 27. Juni 1929. Unerwartet komm! ide Trauernachricht, daß Herr Miniſterialdirektoi 1 Uebel im Alter von 64 Jahren geſtor⸗ en iſt. Der Hingeſchiedene, der am 24. Dezember 1864 zu Dieburg geboren war, war von Oſtern 1885 bis Frühjahr 1887 Schulverwalter in Viel⸗ brunn im Kreiſe Erbach im Odenwald, von 1887 bis 1894 Schulverwalter bezw. Lehrer in Ober⸗ Abtſteinach. Im Herbſt 1887 legte er das Staats⸗ examen ab und übernahm im Herbſt des Jahres 1894 die Aemter ſeines verſtorbenen Vaters in Dieburg. Der Verſtorbene war Gründer mehrerer kath. Männer⸗ und Arbeitervereine; namentlich der Bauernſache hat ſich der Hingeſchiedene in wärmſter Weiſe angenommen und auch Bauern⸗ vereine und Raiffeiſenſche Darlehnskaſſen ge⸗ gründet. „Seit 26. Juli 1910 war er Mitglied der Bi⸗ ſchöflichen Kommiſſion des Diözeſan⸗Kirchenvor⸗ ſtandes des Bistums Mainz Vom Februar 1909 (Erſatzwahl) bis Dezember 1911 gehörte Mini⸗ ſterialdirektor Uebel der Zentrumsfraktion des Deutſchen Reichstags für den Wahlkreis Bingen⸗ Alzey an. Seit 24 November 1905 war er Mit⸗ glied der 2. Heſſ. Kammer für den Wahlkreis Lorſch⸗ Zwingenberg. Seit der Neuordnung der Staatsverhältniſſe war er Miniſterialdirektor in Darmſtadt. 15 pe 5. Handel und Induſtrie. Mannheimer Produfktenbörſe. Mannheim, 27. Junl. Für an Seehäfen dis⸗ voniblen Welzen beſtehr infolge der bevorſtehen⸗ den Zollerhöhung großes Intereſſe. Die Stim⸗ nung iſt ſeſt. Im Waagongeſchäft nannte man m nichfoffiziellen Verkehr in Reichsmark ver 00 Kilo waggonfrei Mannheim: Weizen ausl. 527,25 Roggen inl. 22.75—23: ausl. 23; Ha⸗ er inl. 22.50—23: ausl. 2121 50; Braugerſte geſtrichen; Futtergerſte 20-21: Mals mit Tack 20.50— 20,75; ſüdd. Weizenmehl Svezial Null 3.50: ſüdd. Weizenauszugsmehl 37.50; ſüdd. Brotmehl 25.50: ſüdd. Roggenmehl 2932: Kleie 1010.25: Blertreber 16.5018. Mannheimer Kleinviehmarkt. Mannheim, 27. Juni. Zum heutigen Klein⸗ dehmarkt waren zugetrieben und wurden die 0 Kilo Lebendgewicht je nach Klaſſe in RM. ge⸗ handelt: 51 Kälber 5878, 32 Schaſe 55—57, 57 Schweine 8185. 688 Ferkel und Läufer, Ferkel bis 4 Wochen 30—36, über 4 Wochen 38.—46. 10—24. Marktverlauſ: TCokale hachrichten Todesfall. Herr Stadtrechner Uebel in Dieburg, der auch uns Viernheimer kein Un⸗ bekannter iſt, iſt dieſer Tage im Alter von 64 Jahren geſtorben. Sein Ableben wird beſonders in Zen⸗ trumskreiſen ſchmerzlich empfunden. Die beſtellten Jluminations-Lämp⸗ chen ſind da und werden heute noch durch Jung⸗ frauen in das Haus gebracht. * Teutonia. Der Krieger- und Solda⸗ ten Verein„Teutonia“ beteiligt ſich am nächſten Sonntag an der Krieger⸗ und Denkmals ⸗Ein⸗ weihung in Rei ſe en. Siehe auch Inſerat. Zentral Theater. Zwei ausgezeich- nete Großfilme zeigt man heute Freitag(Nur ein Tag) wieder den Beſuchern der vielbeliebten Pro⸗ paganda⸗Vorſtellung. Es iſt ſchon immer etwas Erſtklaſſiges geboten worden und alle Kinofreunde möchten ſtets für einen guten Beſuch ſorgen, ſodaß die Begünſtigung(Jeder Beſucher erhält eine Frei⸗ karte für nächſten Freitag) beibehalten werden kann. Heute zeigt man wieder 2 Filmſchlager 1. Ranges 1.„Kampf im Tal der Rieſen“ oder„Die Sen— ſation in der Teufelskurve“. Abenteuern aus den rieſigen Wäldern Nordweſt-Amerikas in 7 Akten. 2.„Skandal in einer kleineren Reſidenz“. Ein Großluſtſpiel von ſeltener Schönheit mit Jenny Jugo und Werner Kraus in der Hauptrolle, in 6 köſtlichen Akten. Ein Beſuch iſt heute wieder das ſchönſte und billigſte Vergnügen. Heute gilt Nr. 4. Auf ins Zentral- Theater das Haus der guten Filme. »Waldſportplatz. Die Sportvereinigg. hat, da ſie ſpielfrei geworden iſt, die benachbarten Heddesheimer zu einem Freundſchaftsſpiel verpflich— tet. Fortuna Heddesheim, die in die A-Klaſſe ab- geſtiegen war, hat im glänzenden Stil ſich wieder die A⸗Meiſterſchaft geholt. Kein Verein vermoch— te die Heddesheimer zu ſchlagen, ſo daß ſie alſo alle Chancen haben, wieder in der Kreisliga ſpielen zu können. Bei dieſen Lokalderbys iſt auch ſtets etwas dabei, daß die Spiele reizvoll geſtaltet. Von beiden Mannſchaften muß man natürlich un— bedingt verlangen, daß fair und ruhig gekämpft wird. Den Grünen muß dringend ans Herz ge— legt werden: ſchießen, ſchießen u. nochmals ſchießen, denn immer iſt ein ſaftiger Schuß die Krönung der Kombination. NB. Morgen Samstag Abend 9 Uhr Zuſammenkunft der Priv.⸗M. im„Stern“. * Die deutſche Mark von 1914 bis 1924. Dieſes im Verlag von E. Schuſter in Nürnberg, Gabelsbergerſtr. 62, erſchienene Büchlein dürfte allgemein Intereſſe erwecken. Das Werk- chen bringt im erſten Teil ſämtliche deutſche Reichs- banknoten, Reichskaſſen⸗ und Darlehnskaſſenſcheine der Vorkriegs-, Kriegs-, und Inflationszeit von 1 Mk. bis zum 100 Billionen ⸗ Schein nebſt er⸗ läuterndem Text, ſo daß man über alle Eigenheiten ſowie über den Sammelwert der einzelnen Scheine, der bei den ſeltenſten heute ſchon 50 Mk. beträgt, unterrichtet wird. Auch eine ausführliche Tabelle über den Dollarkurs in jenen Jahren iſt in dieſem Teil angeſchloſſen. Der 2. Teil enthält die Brief⸗ marken des Deutſchen Reiches von 1914—1924 (von der 2⸗Pfg.⸗Germania⸗- bis zur 50⸗Milliarden⸗ Marke) mit allen Nebenausgaben, Proviſorien und Dienſtmarken in guter photographiſcher Wiedergabe auf beſtem Kunſtdruckpapier. Das Werkchen, das in der neuen verbeſſerten Ausgabe 80 Seiten um— faßt, ſtellt eine intereſſante Chronik über eine hin- ter uns liegende ſchwere Zeit dar. Der Preis be⸗ trägt 1 Mark. * Hackfleiſch auf Vorrat verboten. Mit Rücdſicht auf die Bedeutung, die dem Hack fleiſch bei Entſtehung von Fleiſchvergiftungen zu⸗ 1 7 „ kommt, iſt vomHeſſiſchen Polizeiamt verboten worden, Hackfleiſch während der wärmeren Jahreszeit auf Vorrat herzuſtellen, und vorgeſchrieben, daß ſolches Fleiſch bei Bedarf ſtets friſch zuzubereiten iſt. Ver⸗ gehen werden rückſichtslos unter Strafe geſtellt. Arbeiter Samariter Kolonne. Vereins ⸗ Anzeiger Die Ko- lonne beteiligt ſich bei der Gelände-Uebung in Lampertheim am Sonntag, den 30. Juni. Die aktive Mannſchaft iſt verpflichtet reſtlos daran teilzunehmen. Entſchuldigungen ſind bis ſpäte⸗ ſtens Samstag, den 29. Juni beim Vorſitzenden vorzubringen. Abfahrt per Rad halb 1 Uhr ab Lokal. Der Vorſtand. NB. Wünſche bei dieſer Gelegenheit die Mann- ſchaft dringend zu ſprechen. Der techn. Leiter. Reichs bund der Kriegsbeſchädigten, ehem. Kriegs- teilnehmer und Kriegshinterblieben, Ortsgruppe Viernheim. Freitag, den 28. Juni l. J., abd. halb 9 Uhr im Gaſthaus zum Eichbaum Mit- gliederverſammlung. Vollzähliges Erſcheinen aller Mitglieder erwartet Der Vorſtand. R. P.„Einigkeit“ 1913. Samstag, den 29. Juni, abends halb 9 Uhr findet in der Wirtſchaft zur Eintracht(Alexanderſtraße) eine wichtige Mitgliederverſammlung ſtatt, wozu wir es jedem Mitglied ans Herz legen, reſtlos zu erſcheinen. Kein Mitglied verſäume dieſe Ver⸗ ſammlung. Mehrere Mitglieder des R.⸗V.„Einigkeit“. Goſaugverein Fängerbund. Freitag Abend Singſtunde. Um pünktliches Erſcheinen bittet Geſangverein„Flora“. Sonntag vormittag halb 10 Uhr Singſtunde. Vollzählig erſcheinen. Turnerbund. Heute nach der Turnſtd. Spieler⸗ verſammlung ſämtlicher Handballſpieler. Sonn⸗ tag, den 30. Juni Handballſpiele der 1., 2. u. Jugendmannſchaft gegen Turnverein 1846 Mann⸗ bam in Mannheim. Der Spielausſchuß. Dun bell die Kat. tzen Sie Durch schonendes Waschen verdoppeln Sie die Lebensdauer Ihrer Wäsche. Verwenden Sie Suma! Suma erhälf die Gewebe, denn es ist frei von schädlichen Chemikalien. a Suma enfhälf ungewöhnlich viel beste Seife; deshalb gibf es eine wirk- lich reine und weiße Wäsche. Farbigen Sachen gibt Suma ihre volle Frische wie- der; Suma schont auch lhre Hände. Sammeln Sie die Suma-Dakef-Abschnifte mit der Marke„Sunlicht-Insfiſuf“. Schon für sechs solche Abschnifte erhalten Sie kostenlos eine wertvolle Schrift. SUNLI CHT ESELLSCHAFT A. G. MANNHEIM LDL 1 Ein Leben vernichtet. Mit 15 Jahren ins Gefängnis.— Hente ſchwer kriegsverletzt und arbeitslos. Das badiſche Oberlandesgericht in Karls⸗ ruhe beſchäftigt ſich mit einem merkwürdigen Wiederaufnahmeverfahren. Zur Entſcheidung ſteht die Frage: Iſt im Jahre 1913 der damals 15⸗jährige Landwirtsſohn Joſef Braun aus Unterentersbach bei Offenburg mit Recht wegen Sachbeſchädigung zu einer Gefängnisſtraſe von ſechs Monaten verurteilt worden, oder war das Urteil ein Fehlurteil? Die Frage iſt jetzt nach 16 Jahren, für den Verurteilten eine Lebens⸗ frage, weil er durch dieſe, wenn ouch nicht hohe, Beſtrafung die ganzen Jahre hindurch ſchwer in ſeinem Fortkommen behindert wurde. 8 Der Sachverhalt iſt folgender: In dem kleinen Dorfe Unterentersbach in Ba— den lebt der Landwirt Xaver Braun, jetzt Ge⸗ meinderat, vor 20 Jahren aber im ſtändigen Krieg mit ſeiner Gemeinde. Als er damals ſei— nen Waſſerzins nicht bezahlte, ließ der Gemein— derat durch den Brunnenmeiſter Lehmann mit Hilſe der Polizei das Waſſer auf dem Braun— ſchen Hofe abſperren In der nächſten Nacht, es war vom 11. auf den 12. November 1912. wurden dem Brunnen— meiſter Lehmann 23 Obſtbäume abgeſägt. Der Verdacht der Täterſchaft richtete ſich gegen Xaver Braun. Er wurde trotz Leugnens ver— haftet. Das Verſahren wurde ſpäter gegen ihn wegen Unzurechnungsſähigkeit eingeſtellt. In der Nacht vom 14. auf den 15. November wurden dem Brunnenmeiſter Lehmann wiede— rum mehrere Obſtbäume abgeſchnitten. Der Ver⸗ dacht richtete ſich jetzt gegen den vierzehnfähri⸗ gen Joſef Braun. Xavers Sohn, der kurz vorher die Volksſchule beendet hatte und ſeinen Vater in der Landwirtſchaft half. Der Gendarm Moll benachrichtigte, nachdem er Gipsabdrücke von den Fußſpuren am Tat— ort gemacht hatte, das Gericht in Raſtatt. Am 115. November abends kam ein Gerichsaktuar mit 170 Polizeihunden in Unterentersbach an. Der Aktuar ließ zunächſt den alten Polizeihund„Witt“ Witterung nehmen.„Witt“ nahm die Witterung auf, verlor dann aber die Spur. Ein jüngerer Hund lief, nachdem er Witterung hatte, über die Felder auf das abgelegene Anweſen einer Groß⸗ tante von Joſef Braun; von da direkt auf das elterliche Haus. „ Dann ging der Aktuar zum Tatort, ließ den lteren Hund an den Bäumen nochmals Witte⸗ ung nehmen. Der ältere Hund verfolgte die leiche Spur. Im Hofe der Großtante waren oſef Braun und der Landwirt Echle. Der Hund ing zunächſt auf Echle los und verbellte ihn andte ſich aber dann raſch von Echle ab und ing auf Joſef Braun los, verbellte ihn heftig und ſtellte ihn. Der Aktuar äußerte nun, er er⸗ Häre jetzt Joſef Braun mit Beſtimmtheit als Täſen des zweiten Baumſchadens. Joſeſ eee „Auf Grund dieſes ſchwerwiegenden Ver⸗ dachts wurde“— ſo heißt es in den Gerichis⸗ akten—„Joſef Braun feſtgenommen und in Unterſuchungshaft abgeführt.“ Gegen Joſef Braun wurde Anklage erho— ben. In der Hauptverhandlung vor dem Groß— herzoglichen Schöffengericht in Gengenbach wurde der 15jährige Angeklagte zu einer Geſängnisſtraſe von ſeché Monaten koſtenpflichtig verurteilt. Der junge Braun mußte die harte Straſe bis zum letzten Tage abbüßen. Dann kam er wegen dieſer Strafe in Zwangserziehung. Erſt kurz vor der Einberufung zum Heeresdienſt wurde er 1916 aus der Fürſorge entlaſſen. 5 Joſef Braun kam ins Feld, wurde 1918 ſehr ſchwer verwundet und erſt 1923 aus dem Lazarett entlaſſen. Seinen Beruf als Landwirt konnte er nicht mehr ausüben. etwas anderes hatte er nicht gelernt. Schwerbeſchädigten in ähnlichen Fällen wurde der Beamtenſchein ge⸗ währt. Die Verſorgungsbehörden und Gerichte haben Braun wegen der„Vorſtrafe“ den Beamtenſchein abgelehnt. e v G Nach 15 Jahren. e Joſef Braun kämpft um ſeine Rehabilitie— rung. In dieſem Kampf hat jetzt das Landge⸗ richt in Offenburg, wie das„Tempo“ berichtet, den Antrag auf Wiederaufnahme des vor 15 Jah⸗ ren durch rechtsgültiges Urteil abgeſchloſſenen Verfahrens für zuläſſig erklärt und eine neue Hauptverhandlung angeordnet. Die Beweiser⸗ hebungen im Wiederaufnahmeverſahren haben folgende Tatſache ergeben: „Die Leiſtungen der Polizeihunde, die im Ur— teil als ziemlich hoch bewertet wurden, haben ſeither in zunehmendem Maße eine kritiſche Be⸗ urteilung erfahren... Die allgemeinen Erwä⸗ gungen laſſen überhaupt den Beweiswert dieſer Indizes zum mindeſten als ſtark erſchüttert er⸗ ſcheinen.“ Die Gutachter haben erklärt. daß der Arbeit der Hunde im vorliegenden Falle keiner⸗ lei Beweiskraft beizumeſſen wäre! Bezüglich der Fußſpuren war nicht einmal feſtgeſtellt, welche Schuhe eigentlich der Vierzehn⸗ lährige bei der Tat getragen hat! Eine Baum⸗ ſäge. wie ſie bei der Großtante gefunden wurde, hatten auch zahlreiche andere Einwohner von Unterentersbach, und das Abſägen von 23 Obſt⸗ bäumen mit ſtärkeren Stämmen fordert eine ard⸗ ßere körperliche Kraft und Ausdauer als ſie der vierzehnfährige Junge hatte. Es iſt bedauerlich daß die Staatsanwaliſchaft in Offenburg gegen den Beſchluß des Landge⸗ richts, die Hauptverhandlung n erneuern, Be⸗ ſchwerde beim Oberlandesgericht eingelegt hat. Aber man darf annehmen, daß das Ober⸗ landesgericht dieſe Beſchwerde zurückweiſt, ſo daß der merkwürdige Straffall erneut in öſſfent⸗ licher Verhandlung nachgeprüft wird. 85