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Meuterei von Strafgefangenen Newyork, 22. Juli. Im Clinton⸗Gefängnis in Dannemore meuterten heute früh über 1500 Sträflinge. Sie verletzten zwei Aufſeher, ſteckten die Zimmermannswerkſtatt in Brand und ver⸗ ſuchten auszubrechen, was ihnen aber nicht ge⸗ lang. 124 bewaffnete Aufſeher hielten die Meu⸗ ternden ſolange in Schach, bis die geſamte zur Verfügung ſtehende Staatsgendarmerie auf Mo⸗ torlaſtwagen den Aufſehern zur Hilfe eilte. Die Sträflinge wurden bald überwältigt. Newyork, 23. Juli. Wie zu der Meuterei im Clinton⸗Gefängnis weiter mitgeteilt wird, wur⸗ den drei Sträflinge getötet und etwa 20 durch Schrotſchüſſe verletzt. Die Inſaſſen des Gefäng⸗ niſſes ſetzen ſich meiſt aus gefährlichen Verbre⸗ chern zuſammen, die zu lebenslänglichen oder ub Zuchthausſtrafen verurteilt worden Nach einem erfolgloſen Ausbruchsverſuch dran⸗ nen die Sträflinge in das Kraftwerk ein und zerſtörten die Dynamo⸗Anlage, ſodaß das Ge⸗ fängnis ohne Licht war. Die herbeigerufene Feuerwehr hatte große Mühe, eine Ausbreitung des von den Sträflingen in der Zimmermanns⸗ werkſtatt angelegten Feuers zu verhüten. Erſt nach ſtundenla niger Belagerung und Beſchießung konnte der Aufſtand unterdrückt werden. Man nimmt an, daß der Grund der Meuterei in der durch die ſtarke Ueberfüllung entſtandenen Un⸗ zufriedenheit zu ſuchen iſt. Das Staßenbahnunglück in Grünau. Berlin, 22. Juli. Das ſchwere Straßen⸗ bahnunglück in Grünau iſt nach der vorgenom⸗ menen Anterſuchung auf die Fahrläſſigkeit des Führers der einen Linie zuzuſchreiben. Der Fahrer, Boche mit Namen, hatte die Pflicht, die Weiche umzuſtellen, und unerklär⸗ licher Weiſe hat er dies unterlaſſen, ſodaß er mit ſeinem Wagen nach der linken Seite ab⸗ bog, anſtatt geradeaus zu fahren. Im gleichen Augenblick erfolgte der Zuſammenſtoß mit dem anderen Straßenbahnzug. Fahrer Boche wurde ſofort vom Dienſt ſuſpendiert. Er gab ohne weiteres zu, daß er die Weichenumſtellung ver⸗ geſſen hatte. Die Rekordfahrt der„Bremen“ Selbſt die Cunardlinie gratuliert Newyork, 23. Juli. In den amerikaniſchen Morgenblättern finden ſich ſpaltenlange Berichte über den geſtrigen Empfang des Deutſchen Lloyd dampfers„Bremen“ durch die amerikaniſche Be völkerung. Uebereinſtimmend wird feſtgeſtellt, das kaum je zuvor ein ſolch jubelnder Empfang einen anderen fremden Schiff zuteil geworden ſei. Kapitän, Offiziere und Mannſchaften der ge genwärtig in Newyork liegenden„Mauretanio beglückwünſchten telegraphiſch Kapitän Ziegen bein, die Offiziere, ſowie die Mannſchaft de Bremen“ aufs herzlichſte zu ihrer Rekordfah und wünſchten ihnen weiteren Erfolg. Was die Reiſe des Schiffes angeht, ſo erklär heute Kapitän Ziegenbein, er habe den neue Dampfer nicht überanſtrengen wollen. Es ſei abe möglich, noch mehr aus den Maſchinen herauszu holen, und er gebe ſich deshalb der Hoffnung hin noch einen beſſeren Rekord zu erreichen, inder die Geſchwindigkeit des Schiffes auf 30 Knote gebracht werde. Das Schiff habe auf ſeiner Ue berfahrt den ſogenannten Mittelkurs benutzt, de 49 Meilen länger iſt als die Route, die die„Mar retania“ bei ihrer Rekordfahrt benutzte. Auch die Paſſagiere ſind des Lobes voll un weiſen in ihren Schilderungen auf das Fehle faſt jeder Vübrierung bei der ſchnellen Fahrt hi Die französischen Akten erscheinen Wertvolles Material London, 23. Juli. Alle Blätter berichten aus⸗ ihrlich über die Rekordfahrt der„Bremen“ und deröffentlichen Photographien des„neuen Königs des Atlantiſchen Ozeans“, wie verſchiedene Blät⸗ er den deutſchen Dampfer nennen.„Daily Chro⸗ iele“ glaubt, der Cunarddampfer„Mauritania“ verde verſuchen, den Ozeanrekord wieder an ſich zu bringen. Einer Exchangemeldung aus New— gork zufolge hat die Cunard-Linie dem Nord⸗ heutſchen Lloyd zu der Leiſtung der„Bremen“, hie den Rekord ihres eigenen Dampſers„Mauri— ania“ gebrochen hat, einen Glückwunſch geſandt. Hindenburg beglückwünſcht den Norddeutſchen Lloyd. Berlin, 23. Juli. Heute morgen iſt im Palais 's Reichspräſidenten ein Telegramm des Ge— eraldirektors Stimming vom Norddeutſchen loyd eingetroffen, worin die glückliche Ankunft r„Bremen“ dem Reichspräſidenten v. Hinden— irg gemeldet wird. Der Reichspräſident hat daraufhin dem orddeutſchen Lloyd umgehend telegraphiſch ſeine (lückwünſche ausgeſprochen. für die Widerlegung der Behauptung von der Alleinſchuld Paris, 22. Juli. Der erſte Band der fran⸗ zöſiſchen Dokumentenſammlung zur Vorgeſchichte des Krieges iſt heute erſchienen. Er umfaßt die Zeit vom 4. November 1911, dem Abſchluß des deutſch⸗ franzöſiſchen e bis zum 7. Februar 1912. In der Dokumentenſammlung iſt wertvolles Material enthalten, das die Behauptung von der deutſchen Alleinſchuld am Kriege widerlegt In den Dokumenten liegt der Beweis, daß Beſtrebungen unternommen worden waren, Deutſchland von den befreundeten Mächten zu trennen. Die Verſuche begannen in Konſtanti⸗ nopel, wo der Einfluß Marſchalls beſeitigt werden ſollte und verſchärfte ſich in Italien, das man damals bereits für einen ſicheren Anhänger der Entente hielt. Von beſonderem Intereſſe ſind die Berichte des franzöſiſchen Botſchafters in Wien, Crozier, über die angeblichen Beſtrebungen des Grafen Aehrenthal, ſich von Berlin unabhängig zu machen. Crozier hoffte auf Grund dieſer Unab⸗ hängigkeitsbeſtrebungen, von Oeſterreich gegen Gewährung eines Darlehens von einer Mil⸗ liarde einen Neutralitätsvertrag zu erhalten. Gegen dieſe Beſtrebungen wandte ſich jedoch die ruſſiſche Regierung. Die Sammlung wird in Kürze in deutſcher Sprache erſcheinen. die Operation des Kanzlers. Berlin, 23. Juli. Ueber die Operation des Reichskanzlers melden die Blätter aus Heidel⸗ berg, daß keine Gallenſteine vorgefunden wur⸗ den, daß vielmehr lediglich eine Inſektion der Gallenblaſe vorlag. Infolgedeſſen war eine Beſeitigung der Gallenblaſe nicht erforderlich. Die Aerzte beſchränkten ſich lediglich auf Oeff⸗ nung des Abzeſſes, um den Krankheitsſtoffen einen Abfluß zu verſchaffen. Ob eine neuerliche Operation notwendig ſein wird, hängt von dem Verlauf des Heilungsprozeſſes ab. Letzten Meldungen zufolge iſt der Zuſtand des Patienten nach wie vor ernſt, doch hofft man, ihn am Leben zu erhalten. Aus allen Kreiſen des politiſchen und öffentlichen Lebens ſind Anfragen bei der Reichskanzlei nach dem Befinden des Kanzlers eingelaufen verbunden mit dem Wunſch baldiger Wiederherſtellung Anzeigenpreiſe: bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— (Biernheimer Bürger-Zig.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige 12 eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags b Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 12 vorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— — Für die Aufnahme eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 46. Jahrgang Fact Und die Reglerungskonferenz Merkwürdige Erklärung Henderſons über die Vergleichskommiſſion. London, 23. Juli. Staatsſekretär Henderſon erklärte geſtern im Unterhaus, daß über den Ort der bevorſtehenden Regierungskonferenz zur Zeit noch Beſprechungen zwiſchen den beteiligten Mächten ſtattfinden. Er hoffe jedoch, daß die endgültige Entſcheidung unmittelbar vevorſtehe Auf die Frage, ob dem Unterhaus noch vor dem Zuſammentritt der Konferenz Gelegengeit gegeben werde, zu den im Poungplan enthaltenen Vorſchlägen über die Errichtung einer inter⸗ nationalen Reparationsbank Stellung zu neh⸗ men, erwiderte Premierminiſter Macdonald, daß das Parlament rechtzeitig Mitteilung von den Entſchlüſſen erhalten werde, die die Regierung im Einvernehmen mit den anderen teiligten Regierungen über die erwähnten Vorſchläge faſ⸗ ſen dürfte. Das Unterhaus könne ſodann, falls es dies wünſche, dieſe Vorſchläge zur Debatte ſtellen. Er könne jedoch nicht mit Beſtimmthei! verſprechen, daß ſich noch vor Zuſammenteitt der Reparationskonferenz Gelegenheit für eine der⸗ artige Ausſprache im Unterhaus bieten werde Seiner Meinung nach ſei eine ſolche Nusſprache auch nicht wünſchenswert, da ſie dazu führen könne, die Regierung bei den bevorſtehende⸗ Verhandlungen in Verlegenheit zu bringen. *** London, 22. Juli. Staatsſekretär Henderſon beantwortete heute im Unterhaus einige An⸗ fragen bezüglich der Feſtſtellungs- u. Vergleichs⸗ kommiſſion für das Rheinland. —— Der britiſche Staatsmann erklärte, Großbri⸗ tannien ſei ebenſo wie die anderen Länder an die Einſetzung dieſer Kommiſſion gebunden. Zu— ſammenſetzung, Ziel und Dauer der Kommiſſion würden Gegenſtand beſonderer Verhandlungen ſein. Es ſei ein Irttum anzunehmen, daß es ſich dabei um eine Kontrollkommiſſion handele, deny Deutſchland ſei in der Kommiſſion mit den glei⸗ chen Rechten vertreten wie die anderen Mächte Auf eine Frage, ob ſeit vorigem Jahre Verhand⸗ lungen über die Einzelheiten der Kommiſſion ſtattgefunden hätten, erklärte Henderſon, davon ſei ihm nichts bekannt. die deutſche Abordnung. Berlin, 23. Juli. Infolge ſeiner Erkrankung wird Reichskanzler Müller an der geplanten gro⸗ zen Konferenz zur Inkraftſetzung des Poung⸗ planes nicht teilnehmen können. Die deutſche Ab⸗ ordnung wird ſomit lediglich aus den Reichs⸗ miniſtern Streſemann, Hilferding, Curtins und Wirth beſtehen. Da Dr. Streſemann der Ael⸗ teſte unter dieſen Miniſtern iſt, dürfte er, wis die„Germania“ ſchreibt, an Stelle des Reichs⸗ kanzlers die Leitung der deutſchen Abordnung übernehmen. Eine beſondere Kabinettsſitzung⸗ in dieſer Angelegenheit ſcheint nicht erforderlich zu ſein, da das Reichskabinett bekanntlich ühen die Frage der dentſchen Abordnung bereits ſeine Beſchlüſſe gefaßt hat. Deutſchland und Weltpolitik Was haben wir von Italien zu erwarten? (Von unſerem italieniſchen Vertreter.) Vor den drohenden Kriegswolken im Fernen Oſten erhebt ſich wieder ſchärſer umriſſen das Problem der zwiſchenſtaatlichen Beziehungen im Sinne freundſchaftlicher Bindungen. Hält der Kelloggpuit? Siegt im entſcheidenden Augenblick die völkerrechtliche Verpflichtung? Zu den Staaten, die wenig Vertrauen in dieſe Errungenſchaften ſetzen, gehört dos faſchiſtiſch— Italien an erſter Stelle. Ja, ſein Mißtrauen die ſen internationalen Inſtitutionen gegenüber if geradezu ein Eckpfeiler im Gebäude ſeiner Außen politik. Wohl ſabottert Italien nicht die Völke bundarbeit und den Kelloggpaft, aber ſeine Preſſ wie die im eigenen Kreiſe gehaltenen Reden b weiſen deutlich. daß Italien ſeine Sicherheite auf ſeinen eigenen Wegen ſucht ohne auf die Von teile, die aus internationalen Uebereinkommen 3 erzielen ſein könnten, verzichten zu wollen. So liegt eine gewiſſe Unlogik und Geſpalten heit in der italieniſchen Haltung. die zwer Prin zipien auf einen Nenner bringen möchte, di nun einmal nicht zu vereinigen ſind. Aber da iſt ein Erbgut. das das neue Italien vom alten übernommen hat, und das ſchließlich den trag ſchen Kriegsſchritt 1915 und 1916 herbeiführte, den Muſſolini ausdrücklich als einen freiwillige anerkannt hat. Nicht anders geht es, wenn man nun zu er gründen verſucht, welcher außenpolltiſchen Kon ſtellation Italien denn eigentlich zuſteuern wil ob es an Frankreichs Seite zum Ziele zu tom men ſucht, oder ob ihm ein engeres und beſſerc Verhältnis zu Deutſchland vorſchwebt ohne daß von uns aus geſehen, bei gutem Willen au allen Seiten eines das andere ausſchließe: müßte. wie es das für Italien tut. Aus Aeuße— rungen der faſchiſtiſchen Preſſe laſſen ich Hindeu— tungen auf beide Kurſe zuſammenſtellen. Man ſoll ſich darum nicht durch gelegentliche Artikel- Auszüge tirreführen laſſen. Es beſigt alſo im Grunde nicht viel, wenn auch der Bruder Muſ⸗ ſolints, Arnaldo, im„Popoip d'Italia“ ſich als ein Gegner der deutſch⸗italleniſchen Annähe⸗ rung bekennt. Erſtens müßte man nicht ſchon hundertmal erlebt haben, daß das die italieniſche Methode iſt, um irgend einen momentanen Druck auszuüben, auf den doch kein ernſtlicher Politiker mehr reagiert; zweitens kann man ſolchen Ideen gängen gleich zehn andere von mindeſtens glei chem Gewicht enigegenhalten. Wenn behauptet wird, Italien verlange jule ſich bei der kommenden Kolonialmandatsvertei. lung das frühere Deutſch Kamerun, ſy iſt dabei doch nicht zu überſehen. daß die gleiche Quelle, auf die ſich dieſe Vermutung ſtützt, auch dau Ausſicht ſtellt, daß Italien einen deutſchen An⸗ trag auf Mandatsübernahme unterſtützen will Eine Tatſache iſt es jedenſalls, daß der frau öſiſche Botiſchafter de Beaumarchats bislang den ranzöſiſch-italieniſchen Freundſchafts- u. Schieds⸗ jerichtsverirag, an dem nun ſeit zwei Jahren aboriert wird, noch immer nicht zuſtande brin- en konnte, obgleich gerade er der Mann ſein ollte. Italien will das Gebiet von Borku bis um Tſchadſee und nicht nur zwemihm angebotene Jaſen. Italien will ſeine Landeskinder in Tunis lational und volklich italieniſch erhalten, Frank⸗ eich will ſie von der zweiten Generation an ſich inverleiben. Kein Wunder, wenn dann(3. B. m Giornale d'Italia) italieniſche Stimmen laut verden, die Deutſchlands Recht auf das Saarge— niet betonen, wenn Italiener ſich offen auf Ddeutſchlands Seite hinſichtlich der Räumungs⸗ rage und anderer ſtellen. Aber das alles trägt den Stempel der Zweckpolitik deutlich an den Stirn, wenn die italieniſche franzöſiſche Abnel⸗ zung auch tief im Blut ſitzen dürfte. Wenn nun Frankreich Italiens weſentliche Forderungen ex— üll!(übrigens für Frankreich keine ganz keichte Sache; es müßte denn ſchon ſehr im Druck itzenl) was dann? Wendet ſich Italien dann legen Deutſchland? Schwenkt es klar an deutſchlands Seite, wenn Frankreich unnachgie⸗ ig bleibt?— 5 Es hätte ſeinen Reiz, ſolche Gedanken weiter iszuſpinnen, und leider erliegen ihm auch heute ach die verſchiedenſten deutſchen Lager. Dennoch dürfte es nie einen Augenblick ge⸗ geben haben, da Sich Reſerve Auferlegen ſo ſehr die Pflicht Deutſchlands iſt, wie im ſetzi⸗ gen. Deshalb ſoll Deutſchland keineswens paſſiv werden; im Gegenteil, es ſoll und darf nicht auf eine ihm fertig bereitete Situation einfach hineinfallen, ſondern es wird ſich ſeine Handlungsfreiheit unter allen Umſtänden be⸗ wahren müſſen. In der Situation, in der ſich deutſchland im⸗ mer noch befindet, ſind ſolche weilſchauenden nußenpolitiſchen Stellungnahmen unbedingt not⸗ wendig. Wir brauchen diefen beweglichen und doch zugleich feſten Kurs, der eine Richtung aul ä—— ̃—é— zelgt, mit der die Mächte rechnen müſſen. Wit ſehen es ja in der Spannung in der Welt, hervor⸗ geruſen jetzt durch den Konflikt im Oſten, daß heute mehr als je jeder verantwortliche außen⸗ volitiſche Schritt doppelt ins Gewicht fallen muß. Daß Deutſchlands Zielſtreben nach dieſer Rich⸗ tung anerkannt wird, zeigt uns auch die an un⸗ ſere Regierung ſowohl von China wie Rußland gerichtete Bitte, während des Konflikts den Schutz ſowohl der Chineſen wie der Ruſſen in den Streitgebieten zu übernehmen, eine Bitte, der wir recht gern entſprochen haben, weil ihre Er⸗ füllung in den Aufgabenkreis unſerer Friedens- politit gehört. Badiſche Poſt. Mannheim, 23. Juli.(Wieder ein Opfer des Rheins.) Aus dem Rhein bei der Lerch⸗ 5 2 ſchen Bootsüberfahrt wurde die Leiche des am 19. dſs. Mts. beim Baden im Schnickenloch er⸗ trunkenen neunjährigen Schülers Friedrich Landzettel geländet. Mannheim, 23. Juli.(Hitzſchlag.) Am Montag nachmittag wurde ein 38jähriger Tag— löhner in den Anlagen vom Hitzſchlag ereilt. Er mußte dem Allgemeinen Krankenhaus zugeführt werden. Karlsruhe, 23. Juli.(Unwetter in Ba⸗ den.) Ueber Karlsruhe und Bruchſaler Gegend zog geſtern nachmittag gegen 4 Uhr ein ſchweres Gewitter, verbunden mit heftigem Hagelſchlag und orkanartiger Sturm. An Gärten und Fel— dern wurde erheblicher Schaden angerichtet. Be⸗ ſonders ſchwer hauſte das Unwetter in der Ge— gend von Teutſchneureuth, wo u. a. eine Geflü— gelfarm zerſtört wurde. wobei eine 23jährige in arlsruhe beſchäftigte Modiſtin Emmo Ott, die ihren Eltern bei der Ernte half, durch Einſturz tines Mauerteils tödlich verunglückte. In Un- ſeröwisheim ſtürzte die Ziegelei ſamt Schornſtein kin. Menſchen kamen nicht zu Schaden. In karlsruhe wie in Bruchſal gab es, trotzdem die Waſſermaſſen nur kurze Zeit niedergingen ſtarke Stauungen, ſodaß in verſchiedenen Straßen das (aſſer in die Keller eindrang. Verwegener Raubüberfall Paris, 22. Juli. Aus Le Havre wird ein ver— megener Raubüberfall nach amerikaniſchem Muſter gemeldet. Zwei etwa 20jährige polniſche Studen- len überfielen einen Börſenmakler in ſeinem Büro, bedrohten ihn mit Revolvern, goſſen ihm eln Betäubungsmittel über den Kopf und raubten 35 000 Franken aus einem offenſtehenden Geld— ſchrank. Sie wurden jedoch auf der Flucht von Paſſanten und Poliziſten verfolgt. Als ſie auf die Verfolger mehrere Revolver— ſchüſſe abgaben, durch die ein Polizeibeamter leicht verwundet wurde, machte auch die Polizei von der Schußwaffe Gebrauch. Die beiden Räuber wur— den ſchwer verletzt in ein Krankenhaus eingelie— fert. Eine Geiſteskranke legt 13 Brände Neufahrn, 22. Juli. Eine geiſtig nicht normale Gütlerswitwe von Neufahrn in Niederbayern hat am kleinen Exerzierplatz in Regensburg die Un— terkunftshütte des Schafherdenbeſitzers Steib von Regenburg und kurz darauf einen beladenen Heu— wagen angezündet. Die Brandſtifterin, die ſich an den Brandſtätten herumtrieb, konnte feſtge— nommen werden, und wurde zur weiteren Be— obachtung in die Heil- und Pflegeanſtalt Regens— burg eingeliefert. Bemerkenswert iſt, daß auch das eigene An— weſen der Gütlerswitwe am 5. Mai in Neuſahrn abgebrannt war und anſchließend daran in Neu— ſahrn 11 Brände ausbrachen, die alle auf Brand— ſtiftung zurückgeführt wurden, ſodaß man an— nimmt, daß die geiſteskranke Frau alle Brände in Neufahrn angelegt hat. Ludendorff als Religionsbeſchmutze Graßmann und Hoensbroech ſeine Kronzeugen Nachdem Ludendorffs Rolle im politiſchen Leben ausgeſpielt iſt, benutzt er ſein Organ „Ludendorffs Volkswarte“ zuſammen mit ſeiner Gattin Mathilde, um in der übelſten Weiſe ge⸗ gen die katholiſche Kirche und vor allem gegen das Sakrament der Beichte vorzuſtoßen. Dieſe niedrige Handlungsweiſe iſt jetzt ſo recht bezeich⸗ nend für den wahren Charakter Ludendorffs, für den wir auch nicht die geringſte Spur von Achtung mehr haben können. Beſonders in der letzten Nummer ſeines Or⸗ gans übertrifft ſich Ludendorff in maßloſen Schmähungen der katholiſchen Kirche. Auf der erſten Seite erſcheint ein Bild des Heiligen Al⸗ fons von Liguri mit der Ueberſchrift„Seht, welch ein Heiliger!“ Die Hauptüberſchrift aber lautet:„Die Kreuzzüge der Jeſuiten“. Eine neue Schrift des Generals und ſeiner Frau Mathilde wird ganz beſonders empfehlend angekündigt:„Ein Blick in die Morallehre der römiſchen Kirche.“ Wenn man die Sätze lieſt, ſo findet man in ihnen ledialich eine Wiederholung aus jener berüchtigten Broſchüre Graßmanns. Denn Ludendorff führt ihn als Kronzeugen für die ungeheuerliche Unmoral an und bringt einige Ueberſetzungen aus dem lateiniſchen Text jener Broſchüre. Ganz beſonders angetan hat es aber Ludendorff das Beichtſakrament. In jener Empfehlung betont er die angebliche „kirchliche Vertuſchung des Beichtſakramentsmiß— brauches“ und weiſt auf den Paragraph 174 des Deutſchen Strafgeſetzbuches hin, wonach ſchwere Zuchthausſtrafe auf den angeblich von Alfons v. Ligouri empfohlenen Praktiken ſteht.„Das iſt ſche, das iſt jeſuitiſche Moral in Reinkul⸗ tur.“ Man wird zur Beſtellung dieſer oben er— wähnten Schrift aufgefordert und der Bezug eines Flugblattes empfohlen mit dem Titel: „Seht, welch ein Heiliger!“ Es iſt uns unmöglich, alle die Beſchimpfun⸗ gen des Jeſuitenordengs widerzugeben, in de⸗ nen ſich Ludendorff u. ſeine Gattin ergehen. Befunders Frau Ludendorff gebrauchte Aus⸗ Dyice und findet Formulierungen, die man bei einer Frau nicht erwarten ſollte. Intereſſant iſt es, daß ſie aber gleichzeitig— wahrſcheinlich unbeabſichtigt— zugeſteht, daß die wiſſenſchaftlichen Werke des Jeſuitenordens vor allem in völkiſchen Kreiſen mit gewollter Abſicht unterdrückt werden. Daß der ehemalige Jeſuit Graf Hoensbroech bei dieſen Schimpfepiſteln nicht fehlen darf, kann man verſtehen, wenn man ſich überlegt, daß ja Ludendorff mit ſeinem eigenen Geiſt ſonſt über— haupt nichts hätte ſchreiben können. Deshalb empfiehlt er auch ſo nachdrücklich die Lektüre der Hoensbroe den Fchriften und fordert die völ⸗ kiſchen Kreiſe anf, aus ihnen immer und immer bieder Veröffentlichungen zu bringen, ohne daß aber der Name Hoensbroech genannt werden oll. Gerade weil aber Graßmann und Hoens— broech aufmarſchieren müſſen, iſt Ludendorffs Vorſtoß von vornherein mißglückt. Wir wollen deshalb zur Aufklärung dieſe Ludendorff'ſchen Kronzeugen eine kurze Charakteriſtik folgen laſſen. Graßmann, Ver— agsbuchhändler in Stettin, hat vor 35 Jahren geglaubt, mit einer Schrift die katholiſche Mo— über tallehre angreifen zu können. Er hat zu dieſem J Zwecke aus der Moraltheologie des Heiligen Al⸗ ſons von Digouri Auszüge gemacht, und zwar g, wie en ihm gerade paßte und ſchreckte nicht or Umſchreihungen und falſchen Ueberſetzungen zus dem leteiniſchen Text zurück. Es iſt ganz richtia, was auch der„Bayeriſehe Kurier“ hei N der Behandlung dieſes Ludendorfſchen Falles ſchreibt, daß die lateiniſchen Moralbücher für Fachleute und Theologen geſchrieben ſind, ſo gut wie die mediziniſchen Fachbücher der Aerzte für Fachleute, und daß es nicht weniger Prüderie wäre, wenn man etwa an dem Inhalt der letz⸗ teren über geſchlechtliche Fragen und Krankhei⸗ ten, ſowie über Heilvorſchriften Anſtoß nähme und ſich ſittlich entrüſtete. Es ſind dann auch ge⸗ gen die Graßmann'ſche Schrift eine Reihe von Aufklärungs⸗ und Verteidigungsſchriften er⸗ ſchienen, von denen vor allem die des Prinzen Max von Sachſen Erwähnung verdient:„Ver⸗ teidigung der Moraltheologie des Heiligen Al⸗ fonſus von Ligouri gegen die Angriffe Graß⸗ manns.“ Graßmann iſt und bleibt wiſſenſchaftlich und moraliſch gerichtet. Dasſelbe iſt aber auch bei Hoensbroech der Fall, der andere Kronzeuge Ludendorffs. Ueber ihn noch etwas zu ſchreiben, halten wir für unter un⸗ ſerer Würde. Ludendorff kam es eben darauf an, durch ſeine neue Schrift und durch ſein Flugblatt an niedrige Inſtinkte zu appellieren und Geſchäfte damit zu machen. Weil er kein anderes Kampf⸗ gebiet mehr kennt, auf dem er irgendwie beachtet werden könnte, richtet ſich ſeine Wut einzig und allein gegen den Jeſuitenorden. Aber ſein Be— mühen wird vergebens bleiben. Denn noch keine Schmähſchrift hat es vermocht, dem Anſehen des —— Jeſuitenordens irgendpvie zu ſchaden, oder ſein gerade auf wiſſenſchaftliche Gebiete erfolgreich f Wirken irgendwie zu beeinträchtigen. Es iſt aber tieftraurig, bah es immer zen im heutigen Deutſchland Elemente gibt, die die wirtſchaftliche und geiſtige Not unſeres Volkes vergeſſen, die mit bewußter Abſicht den inneren und vor allem den konfeſſionellen Frieden zu ſtören verſuchen, welche nichts unverſucht laſſen, um neuen Zwieſpalt in unſer Volk hineinzutragen. a Denn nichts anderes bedeutet doch Ludendorff Kampfesweiſe. Aber auch einſichtige proteſtanti⸗ ſche Kreiſe rücken heute ſchon von Ludendorff ab, weil ſie erkennen mußten, daß hier mit Lug und Trug gearbeitet wird, daß auch nicht der Schatten eines Beweiſes für die unerhörten Lu⸗ dendorff'ſchen Behauptungen jemals erbracht werden konnte. Wir Katholiken aber müſſen uns, ſo wenig uns auch die Perſon Ludendorffs ſelber noch intereſſieren kann, energiſch und geſchloſſen Front machen gegen die Hetze des Ludendorff⸗ ſchen Ehepaares. Wir können es nicht mehr zu⸗ laſſen, daß ſich ſolche Elemente ungeſtraft in Be⸗ ſchimpfungen und Herausforderungen gegenüber der katholiſchen Kirche bewegen. ö Herrn Ludendorff, über den man heute zur Tagesordnung übergehen muß, müchten wir nur wünſchen, daß er einmal einen guten Freund fände, der ihn auf das Gemeine ſei⸗ nes Handelns aufmerkſam machte und ihm den Rat gäbe, in ſeinem Alter etwas anderes zu tun, als immer nur ſelbſt dafür zu ſorgen, daß er der allgemeinen Lächerlichkeit preis⸗ gegeben wird. Die Aehre Von Berthold Langen. Alfred Kirchheim wanderte durch die reifenden Weizenſelder. Hier alſo war es geweſen, hier hatte er ſeine ſonnige Kinderzeit verlebt. Dort fener ragende Kirchturm hatte auf all ſeine Knabenſpiele herabgeſchaut. And die kleinen Häuslein bes Stäbdt⸗ chens, welches vor ihm lag, hatten ſich wie ſchützende Geiſter um all ſeine Gänge gedrängt. O, wie oft war er durch jene Straßen gewandert, ſpäter, als er halb erwachſen war, und hatte ſich ſo wohl, ſo heimiſch gefühlt und hatte gedacht, daß er nie dieſen Ort verlaſſen würde! Und wie hatte ſein Herz geſchlagen, wenn er in dieſen freundlichen Gaſſen, die des Sommers ſo voll ſtiller Wärme la— gen, dann jenen bebänderten Strohhut Lieſelotte ſo gern vor ſich her in der Hand trug, unt ſie ſelbſt dahinter mit ihrem kaſtanienbraunen Haar das reich wie eine Krone um ihr zierliches Geſich! lag und die beiden ſo tiefbraunen Augen, die ſo in nig und ſo ſtill in die Welt blickten. Immer war es ihm geweſen, wenn er dieſe braunen Augen ſah, als ſtände in ihnen geſchrieben: Ich will nichts, nichts von Euch allen, nichts von der ganzen Welt; ich will nur ſchenken, ſchenken. Das hatte er frü⸗ her niemals ſo recht in Worte faſſen können, jetz aber wurde es ihm kiar, was dieſer innig⸗tiefe Blic bedeutete. Jetzt Er ſtand längſt ſtill. Rechts und links von ihn wogten die Halme, leicht vom Wind geſchaukelt Schmetterlinge huſchten lautlos durch die Luft, Ler— chen ſangen hoch oben zwiſchen den klaren weißen Wolken, die langſam am Himmel zogen, und rings. herum war eine große Stille. Er allein war drau— zen und beging dieſen ſchmalen Pfad, der nahe dem Städtchen durch die Felder führte und der dan endüch über einen Steg hinweg nach der Stadt. mauer lief. Dieſer Steg! Auf ihm war er ihr einſt begeg net. Und als ſie aneinander vorübergingen, ſich mit den Kleidern ſtreifend, da batten ſie ſich, obgleich ſah, den begann er zu rechnen. ſolchen Erinnerungen hinzugeben. auch bisher nicht getan. Aber dieſe Ferienreiſe, die ihn nach vielen Jahren ſie ſich längſt kannten, zum erſten Male angeſehen And es war ihm geſchienen, als ob ihre Augen lieb lich aufgeleuchtet hatten. Er war ſtehen gebliebe und hatte ſich umgewandt, um ſie in die Felder wan dern zu ſehen. Welch ein herrlicher Gang, welch eine edle Geſtalt, hatte er damals zu ſich geſagt Seit der Zeit hatten ſie ſich langſam zueinande; gefunden. And einmal, da waren ſie Hand in Hand dieſen Pfad gegangen, während die Schmetterling lautlos huſchten und die Lerchen droben ſangen un! die Weizenſelder leiſe wogten. Sie botte, eine Aebhre iv die Hand genommen „Dien, Alfres,“ hatte ſie geſagt,„wie ſchwer, wie voll ſich bie Halme neigen. So komme ich mir vor. wenn ich dich liebe.“ Ex hatte worilos ihre Hand gedrückt. Eine Tréne dar ihm über die Wange gelaufen. Sie hat- ben beibs bange kein Wort zu ſprechen vermocht. e Waben bie Zeiten geblieben? Nun war er Len belfer Mang. And ſie? Er ſtöhnte leiſe. Dann hob en hen Kopf. Er blickte über die Felder hin. Send e wie einſt.. And doch nicht ſo. Watte ging er weiter. And während er ging, Er war nun 40 Jahre alt. Sie war 36. Sie war wohl nicht mehr das junge, ſchlanle Mädchen mit dem kaſtanienbraunen Haar und dem Strohhut am Arm. Es war töricht, ſich Er hatte es ja in ſein Heimatſtädtchen geführt hatte, hatte ihn wie ausgewechſelt. Seit er geſtern abend in dem alten, wohlbekannten Gaſthof abgeſtiegen war, kannte er ſich nicht mehr. Wieviele vergeſſene Geſtalten waren ſchon in ſeiner Crinne— rung aufgetaucht! Nach wievielen hätte er fragen mögen! Aber eine ſeltſame Scheu hielt ihn davor zurück. Hören, daß der eine untergegangen war im Kampf des Lebens, der andere tot, der dritte ſelbſtgenügſamer Ehemann—, nein, das mochte er nicht. Er wollte ſich ſeine Erinnerungen nicht trä⸗ ben laſſen. Dieſer Gang durch bie Weizenfelder, bieſe Erinnerung an Liſelotte, das war das Schönſte, Herrlichſte, was die Heimal ibm bieten der geſhilae dönbrandz Der Roman einer Liebe. Von Erich Frieſen. (33. Fortſetzung.) „Nein, liebe Schweſter... Der Mann da neben mir huſtete die ganze Nacht... ich konnte nicht ſchlafen... wenn der Mann doch wo an⸗ ders läge... ich kann es gar nicht mehr mit anhören...“ Und wieder die Blicke.— Sanft ſtrich Schweſter Virginia dem Knaben das volle braune Haar aus der heißen Stirn. „Beruhige dich, mein lieber Junge! Ich wer— de ſehen, was ſich machen läßt. Heute nacht ſollſt du ſchlafen— ganz beſtimmt—“ Der Knabe haſchte nach der tröſtenden Hand und zog ſie an ſeine Lippen. „O Dank! Dank! Sie ſind ſo gut, Schweſter Virginia— ſo gut—— ich möchte doch noch nicht ſterben—“ „Aber Kind! Wer denkt ans Sterben? In kurzer Zeit biſt du hoffentlich ſchon ganz geſund. Dann kannſt du wieder nach Hauſe!“ Ein leiſer Seufzer entrang ſich Bruſt. Doch ſagte er nichts. Und Schweſter Virginia wandte ſich andern Patienten zu. Obgleich Werner in der nächſten Nacht gut ſchlief— denn die Schweſter hatte, ihrem Ver⸗ 5 20 gemäß, dafür geſorgt—, fieberte er am fieberhaft umherirrenden Werners krauffolgenden Morgen aufs neue. Und als ie Schweſter nach dem Grunde forſchte, deutete ir Knabe mit abgewandtem Kopf auf einen bief, der auf ſeiner Bettdecke lag und der heute früh ein „Ein Brief, Werner?“ „Von wem?“ „Von Sonnenſcheinchen.“ „Ein Brief deiner Schweſter kann dich doch nicht aufregen!“ „Doch!“ „Weshalb?“ Er reichte ihr den Brief hin. „Soll ich ihn leſen?“ „Bitte ja!“ Schweſter Virginia las. Und der Knabe, deſ— ſen Blicke an ihrem ſchönen ruhigen Geſicht hin⸗ gen, bemerkte mit Erſtaunen, daß plötzlich die kraftvolle Hand, die den Brief hielt, leicht zu zittern begann, und daß die klaren graublauen Augen, die ſtets wie von innen heraus erhellt ſchienen, ſich verdunkelten— Doch er hatte ſich geirrt. Denn ſchon las die Schweſter ſcheinbar ruhig weiter. „Nun?“ fragte ſie, als ſie zu Ende geleſen hatte.„Worüber haſt du dich denn aufgeregt? Der Brief iſt doch ſehr hübſch geſchrieben. Deine Schweſter muß ein liebes Geſchöpf ſein— friſch und urſtzrünglich——“ „Jas Wir nennen ſie ja auch„Sonnenſchein⸗ chen“. Aber—“ der Knabe ſtockte, um haſtbig fort⸗ 170059—„ich ſoll doch bald nach Hauſe kom⸗ men!“ „Freuſt du dich denn nicht darauf?“ „Nein.“ ſchüttelte mißbilligend den Die Pflegerin Kopf. „Das iſt unrecht von dir. Deine Mutter und deine Schweſter haben dich doch lieb—“ Wieder überflog verräteriſche Röte das zarte Knabengeſicht. „Das wohl—“ ſtammelte er—„aber, wenn ich— wenn ich nach Hauſe gehe, muß ich— muß ich doch fort— von Ihnen, Schweſter Virgi⸗ nia!“— 1 4 Leiſes Lächeln huſchte üb der Krankenpflegerin. „Du kannſt doch nicht immer hier bleiben, mein Junge! Das würde dir auch bald lang⸗ weilig werden!“ „Aber doch wenigſtens noch ein paar Wochen — dachte ich. Und nun ſchreibt Lore, ich ſoll ſchon in acht Tagen ſpäteſtens—— es wäre ihnen nicht möglich, noch weiter das Geld aufzu⸗ treiben—“ Abwehrend hob Schweſter Virginia die Hand. „Das wäre Nebenſache, lieber Werner. Das ließe ſich ſchon einrichten. Hauptſache, lieber Werner, wenn du ſo weit wieder hergeſtellt biſt, daß wir dich ohne Riſiko für deine Geſundheit entlaſſen können, iſt es deine Pflicht, dem Wun⸗ ſche deiner Mutter nachzukommen. Am ſchönſten iſt es doch immer daheim.“ Nachdenklich wiegte der Knabe den Kopf hin und her. i „Vielleicht... Lore ſchreibt ja auch, es wäre jetzt nicht mehr ganz ſo öde zu Hauſe wie frü⸗ her. Seit der Sohn einer Jugendfreundin von unſerer Mutter öfter mal zu uns kommt. Er hat nämlich eine große Villa ganz in unſerer Nähe am Wannſee, wovon wir gar nichts wußten. Na, der macht Lore ab und zu mal ein kleines Ver⸗ gnügen— Theaterbilletts und ſo— es kommt ihm ja nicht darauf an, er hat genug Geld— und er neckt ſich gern ein bißchen mit Lore her⸗ um. Und ſo was brauch unſer Sonnenſcheinchen. Der Vormund, der iſt ſo'n richtiger Brummbär. Der behandelt ſie immer noch wie ein Kind.— Und das kann ſie nicht vertragen. Es iſt auch ſehr unrecht von ihm. Aber der Herr Hinrichſen, der ſagt„Fräulein“ zu ihr und lacht ſie nicht im⸗ mer aus, wenn ſie mal was Dummes redet—— aber Sie hören ja gar nicht zu, Schweſter!“ Die Pflegerin war vor den kleinen Spiegel getreten, der Über dem Waſchtiſch neben Wer⸗ ners Bett hing, und rückte umſtändlich an ihrer großen weißen Flügelhaube herum, ſchlicht geſcheitelte dunkle Haar faſt verdeckte. „Doch mein Kind— ich höre—“, kame es eigentümlich gepreßt zu ihm herüber.„Wie heißt der Herr, von dem du ſprachſt?“ „Hinrichſen. Rolf Hinrichſen. Er iſt Maler. Und ſoll mal eine große Berühmtheit werden— ſagt Mama.“. f Es dauerte ziemlich lange, bis Schweſter Vir⸗ ninia die unförmige Haube wieder in die rechte Lage gebracht hatte. Und als ſie ſich dem kleinen Patienten wieder zuwandte, war ſie auffallend bleich, und um ihre ſanft geſchwungenen Lippen lagerte ein weher Zug. Was den aufmerkſamer Augen des Knaben nicht entging. „Iſt Ihnen nicht wohl, Schweſter Virginia?“ „Doch, doch, mein Kind! Sorge dich nicht um mich! Ich habe nur manchmal etwas Bruſt⸗ ſchmerzen. Das kommt vom vielen Nachtwachen. Es geht ſchon wieder vorüber... Ah, da kommt der Doktor! Er wird dir gleich ſagen, ob du in ein paar Tagen kräftig genug ſein wirſt, um nach Hauſe zurückzukehren—.“ Sorgſam unterſuchte der Anſtaltsarzt Lunge und Herz des Patienten. Dann ſchüttelte er be⸗ dauernd den Kopf. Werner hörte ihn im Flü⸗ ſterton mit der Pflegerin ſprechen; doch verſtand er nur wenig Worte, wie. „Lunge beſſer.. ſtarke Herzſchwäche recht vorſichtig ſein... weite Reiſe.. noch nicht ratſam.“ Der Arzt war wieder gegangen. „Nu—n7“ fragte der Knabe erwartungsvoll. Dr. Bürli meint, du könnteſt vorläufig die Reiſe nicht ohne Gefahr für deine Geſundheit riskieren, lieber Junge. Deine beiden Lungen⸗ flügel waren durch den ſchweren Grippeanfall angegriffen. Und von dem anhaltenden hohen Fieber iſt außerdem etwas Herzſchwäche zurück⸗ geblieben.“ Gortſetzung folgt). Nur wollte er abreſſen, ohne nach ewa m ohne ſemand zu ſehen, ohne zu wiſſen 5 Eiſelotte noch lebte, ob ſie tot war, ob ſie ver heiratet war, ob ſie ur verheiratet geblieben war. N. Her eine Weile gegangen war, kam ber Bachin Sicht. Wie ehedem lag der Steg darüber. Was aber war das? Aeber den Steg ging eine Fran, dunkel gekleibet. Sie ging in feſem Sinnen und hielt eine Aehre in der Hand. Er blieb ſtehen, als hätte ihn ein Schlag getrof⸗ ſen. Dieſe Geſtalt— dies braune Haar, einſt eine Krone, etzt in weichen Wellen zu beiden Seiten des Hauptes herniederfallend— und vor allem die Aehre in ber Hand.——— Die Frau lam näher. Nun hob ſie ihre Augen = nun ſah ſie ihn. Erſchreckt ſtand ſie ſtill. Sie preßile die Hände auf bie Bruſt. Spitz ſtach die Aehre zwiſchen den Fingern empor, wie zur Abwehr gegen ihn gerichtet. „Eiſelotte!“ ſagte er und ſchritt auf ſie zu. „Alfred!“ flüſterte ſie. Ste ſtanden einander gegenüber. Er hob die Arme, als wollte er ſie umfangen, bffnete ſchon die Handflächen, dann ließ er ſie hilf. los wieder finten. And kein Wort fiel ihm ein. Sie war blaß geworden vor Erregung. Mit ſtebrigen Fingern ſpielte ſie mit der Aehre. „Weißt Du noch“, ſagte ſie endlich verlegen, Hier pflückte ich einſt auch eine Aehre———“ Es dauerte lange, bis er ſprach.„Ja, und Du Agteſt etwas dabei———“ Wie eine ängſtliche Frage klang es aus ſeinen Worten. Aber wieder verging eine lange Zeit, bis ſie am Worteke. Es war, als müßten erſt lange Brücken gebaut werden für ein jedes Wort, das hinüber und herüber ging. ˙2 nickte endlich.„Wie eine Aehre kam ich abe Ber- leiſer und leiſe wurde ihre Stimme, — bie niemand pflücken durfte———“ Sie ſchwieg. Er ergriff ihre Hand.„Darum ilſe biſt Du jung geblieben——“ ſeine Stimme vurbe feſter und wie ein verhaltener Jubel klang es zaraus,„denn Du biſt jung geblieben. Du biſt die⸗ elbe, die Du früher warſt—“ Sie blickte voll zu ihm auf. Es war dberſelbe Blick wie einſt: Ich will nichts, nichts von der janzen Welt, ich will nur ſchenken, ſchenkten—— Er ſah auf die Aehre. Sah, wie ſie voll reifer Frucht war, wie die Körner golden aus den Hülſer bervorblinkten. Da nahm er ſie in ſeine Arme, und ihr Kopf, zeigte ſich auf ſeine Bruſt. Wie einſt gingen ſie durch die Felder. Die Sonne lag goldig über den gelben Halmen und brannte ſie reif zur Ernte. Vom verstorbenen, Einjährigen⸗ Der„Einjährige“ der Vorkriegszeit ſpielte in unſeren Witzblättern ehedem eine ähnliche Rolle, wie heute Herr und Frau Neureich Von dieſen hübſchen Geſchichten gräbt der„Bo— chumer Anzeiger“ einige beſondere Kabinett⸗ ſtücke aus. Der Einjährige Meyer, der ewig ein halber Ziviliſt blieb erregte gleich bei ſeinem erſten Auftreten die Aufmerkſamkeit eines Sergean— ten, der ſich ſelber Scherſant nannte. Was haben Sie denn da oben am dritten Knopf? fragte der nicht eben freundlich.„Herr Ser⸗ geant, das iſt mein Kneiferſchnürchen.“ Aber da kam Meyer ſchön an.„Kneiferſchnürchen“, brüllte der Vorgeſetzte,„Kneiferſchnürchen! Nächſtens werden Sie noch ganz in Zivil in den Dienſt kommen. Das konnte Meyer aber nicht verdrießen, auf die Frage nach dem Be— rufe ſeines Vaters mit„Generalſuperintendent“ zu antworten, weshalb ihn der Sergeant alſo belehrte:„Ich will Ihnen mal was ſagen Areyer, entwever it Jyr Derr Water General oder Ihr Vater iſt Superintendent, aber beides zuſammen, das gibt es einfach nicht.“ In der Abſicht, dies verſtehen zu wollen, ging Meyer geſenkten Hauptes über den Ka⸗ ſernenhof und grüßte natürlich ſeinen Haupt⸗ mann nicht.„Warum grüßen Sie nicht?“ fragte der.„Aber, Herr Leutnant“, ſagte Meyer er⸗ ſtaunt,„von wem ſoll ich Sie denn grüßen?“ Darob wurde er derart angehaucht, daß er am nächſten Tage auf die Frage, weshalb er wie⸗ nicht die Hand zum Gruße erhebe, die klaſſiſche Antwort gab:„Ich dachte, der Herr Haupt⸗ mann wären mir noch böſe von geſtern.“ Einmal aber glaubte Meyer, auch ſeinerſeits belehrend auftreten zu können, als ihn näm⸗ lich der Sergeant bat, mit ihm ſpazieren zu gehen und ihm etwas Bildung beizubringen. Meyer war außerordentlich ſtolz darauf und ging ſtramm neben dem Vorgeſetzten her. Da kam ein Rekrut und hob die Hand an die Mütze.„Der grüßt mir“, ſagte der Sergeant. „Nein: mich“, verbeſſerte Meyer.„Wie, Ihnen?“„Nein: Sie!“„Alſo doch mir“, ſtellte befriedigt der Sergeant feſt. Der„Scherſant“, deſſen Type ebenſo in der heiteren Anekdote mit fortleben wird, wie der militäriſch⸗ziviliſierte Einjährige mit dem ſchönen Sammelnamen Meyer. Bunte Zeitung. Mit Hugo von Hofmannsthal, dem unter ſo tragiſchen Umſtänden im Alter von 55 Jahren verſtorbenen öſterreichiſchen Dichter, iſt eine Perſönlichkeit dahingegangen, an deſſen Bahre die ganze literariſch intereſſierte Welt ſich n Trauer neigt. Hofmannsthal war nach dem Weſen ſeiner Schöpfungen in unſecer heutigen Zeit mit ihrem raſenden Tempo eine Ausnahme⸗ erſcheinung. Dieſer feinſinnige Lyreker wurzelt mit ſeinen großen Kunſtſchöpfungen durchaus in der Welt der Antike. Sein innerſtes Weſen war der Sonne des Süden zugekehrt. Schon in ſei— nem ſiezehnten Lebensjahr ſchuf er Gedichte, die ihn über die Grenzen ſeines öſterreichiſchen Hei— matlandes hinaus berühmt machten. Seine ſpä⸗ teren Verbindungen, insbeſondere mit Max Reinhardt und mit unſerem großen Opernkom— poniſten Richard Strauß, trugen viel dazu bei, daß er ſich mehr und mehr dem Theater zu⸗ wandte. So hat er für und mit Max Reinhard! en„Sophokles“,„Elektra“ und„Oedipus“ aus der Antike nachgeſchaffen. In der breiteſten Oef— fentlichkeit iſt Hofmannsthal vornehmlich bekannt geworden durch ſeine literariſch höchſt wertvollen Libretti zu den Opern von Richard Strauß, der Oper„Elektra“, der Ariadne auf Naxos“, dem „Roſenkavalier“, der„Frau ohne Schatten“ und der„Aegyptiſchen Helena“. Bekannter ſt weiter geworden ſein gelegentlich der Salzburger Feſt⸗ ſpiele mit beſonderem Erfolg aufgeführter„Je⸗ dermann“. Der Verſtorbene hat noch das Ma⸗ nuſkript eines Operntextes für Richard Strauß und eine weitere Anzahl von Manufkripten, dar⸗ unter eine Studie über Franz den Zweiten binterlaſſen. Die letzten Vorbereitungen für die Amerilafahrt des Zeppelins Friedrichshafen, 23. Juli. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“, das nach einer Ankündigung Dr. Ecke⸗ ners am 1. oder 2. Auguſt nach Amerika ſtarten wird, von wo es die große Reiſe um die Welt unternimmt, wird jetzt fahrbereit gemacht. Augen blicllich werden nach dem befriedigenden Ergeb— nis der Probeläufe mit den neuen Kuppelungen die Motoren wieder eingebaut. In den nächſten Tagen wird das Luftſchiff zu einer Werkſtätten— fahrt über den Bodenſee aufſteigen. 2 r Tokale hachriehten „Endlich Abkühlung. Nach Tagen tropiſcher Hitze hat nun ein geſtern Nacht hier niedergegangenes Gewitter uns die erſehnte Ab⸗ kühlung gebracht. Alles atmet erleichtert auf. Von drei Seiten her zogen die Gewitter. Von der Ferne zuckten Vlitz auf Blitz, die das Him⸗ melszelt tageshell erleuchteten. Dem Beobachter war da wieder eine maleriſche Pracht geboten. Einfach wunderbar, was die Elektrizität der Natur zu vollbringen vermag. Kein Feuerwerk iſt im- ſtande, dieſes nachzuahmen. Obwohl ſich ſchwarze Wetterwolken von 3 Seiten zuſammenballten, war das Gewitter wenigſtens über unſerm Ort nicht ſonderlich gefährlich. Auch der Regen war nur ſehr mäßig. An anderen Orten mag das Gewitter ſich mehr ausgetobt haben. Ein ausgiebiger Regen wäre allemal erwünſcht, da das Erdreich in ziem— licher Tiefe ausgetrocknet iſt. * Bunte Gartendecken können ge⸗ kocht werden. Die im Sommer ſo beliebten buntfarbigen Decken für Garten- und Verandatiſche können— ebenſo wie die modernfarbigen Kaffee— gedecke— unbeſorgt mit Suma gekocht werden, ſofern die Farben echt ſind. Suma verbürgt eine gründliche und ſchonende Reinigung aller Stoffe und erhält dabei die Farben wie neu; ſelbſt nach vielem Waſchen haben ſie noch nichts von ihrer Leuchtkraft verloren. Das liegt an der vollkom— menen Zuſammenſetzung dieſes hervorragenden Waſchmittels. Suma enthält nichts Scharfes, das die Farben ausbleichen könnte; gerade darum iſt es für farbige Sachen ſo vorzüglich geeignet. Suma ſtammt von der Sunlicht-Geſellſchaft in Mannheim, der Erzeugerin der beliebten Lux Seifenflocken. Brieftaubenſport. Die bereits ſchon früher angeſagten Wettflüge wie: Paſſau 400 klm., Linz i. Oeſtereich 500 klm und Wien 600 klm haben am 6. 7. 29 ihren Abſchluß gefunden. Dieſelben verliefen trotz des unbeſtändigen Wetters, welches zu dieſer Zeit herrſchte, ſehr zufriedenſtellend. Sämtliche Flüge wurden in gemeinſchaftlich mit dem badiſchen Bund geflogen, welcher zur Zeit eine Stärke von über 120 Vereinen aufzuweiſen hat und dem auch die hieſige Reiſevereinigung angegliedert iſt. Trotz der ſtarken Konkurrenz innerhalb des Bundes können die Züchter der Reiſevereinigung Viernheim mit Stolz auf ihre Erfolge blicken, welche ſie bei jedem Preisflug errungen haben. Anſchließend geben wir hier nur die erſten Preisträger dem Raum entſprechend von jedem Flug bekannt inner— halb der Reiſe-Vereinigung Viernheim: Flug Paſſau 400 klm. am 9. Juni 1929 1. Preisträger Weidner Hans, 2. Jäger Mich, 3. Ramge Gg., 4. und 10. Haas Andr., 5. Jäger Hans, 6. Weidner Jakob, 7. Weidner Nik., 8. Buſalt Franz, 9. Bähr, 11. Burkert Nikolaus. Flug ab Linz i. Oeſtr. 500 klm am 26. Juni. 1., 5. und 6. Preisträger Buſalt Franz, 2. Jak. Weidner, 3. und 8. Buſalt Jak., 4. Jäger Mich., 7. und 10. Burkert Nikolaus, 9. Jäger Hans, 11. Weidner Hans. Flug ab Wien 600 klm. 1. Preisträger Weidner Hans u. Erringer des Pokals der Reiſe-Vereinigung Viernheim, 2. und 4. Weid⸗ ner Jakob, 3. Bähr Gg., 5. Müller Jakob, 6. Buſalt Jakob, 7. Burkert Karl, 8. und 9. Jäger 10. Ramge Gg., 11. Weidner Nik., 12. Haas Andr. Am 3. Auguſt ſteigt jetzt der große National— flug Budapeſt 950 klm. auf den Plan. Bei die⸗ ſem Flug, woran die ganzen Züchter innerhalb r e 223 75 88 Deutſchlands ſich beteiligen, denke ich, daß auch bei uns keiner zurückſteht und ſein Beſtes vom Schlage mit auf die Reiſe gibt, damit auch bei dieſem Flug in der großen Kontra die Ehre der Reiſe⸗Vereinigung Viernheim ſiegreich beſtritten werden kann. Alſo friſch ans Werk, ihr Kanonen unter den Züchter und gebt euren Kämpen den letzten Schliff, denn außer den Geldpreiſen ſtehen noch jedem Sieger eine ſtattliche Anzahl von Ehren⸗ preiſen zur Verfügung. Bemerken möchte ich noch, daß dieſer Nationalflug nur durch Vermittlung der deutſchen Geſandſchaft in Budapeſt mit der unga⸗ riſchen Regierung zuſtande gekommen iſt. Gut Flug ein jedem zu dieſem Rennen. DK ⸗Sport Das bedeutungsvolle Ligatreffen! Hockenheim 08 1.— Viernheim 1. (D. F. B.)(DJK) Viernheim kommt um den Sieg durch ein Eigen⸗ tor des Verteidigers. Der neuerſtandene Sportplatz der D. J. K. Hockenheim hat zu ſeinem Weihe-Akte eine große Menſchenmaſſe angelockt die Zeuge war, eines Pro- pagandakampfes zweier großer Gegner, verſchiedener Verbände. Man war in Hockenheim geſpannt über dieſer ſenſationellen Begegnung. Und wie war der Effekt? Die Di Viernheim führte das beſſere Spiel vor, und 08 Hockenheim ſpielte keinen Fuß- ball, ſondern vollführte eine Holzerei, wie ſie die Viernheimer Mannſchaft bis dato noch nicht erlebt hat. Das etwas ängſtliche Spiel der V. war des- halb zu verſtehen, aber die faire Spielweiſe mit ihrer paſſiven Reſiſtenz, hat in Hockenheim einen tiefen Eindruck gemacht. Viernheim durfte dieſes Spiel nicht gewinnen, deshalb iſt das Unentſchie⸗ den als ein voller Sieg der Dic zu betrachten. Hockenheim dürfte bei einem Spiel auf hieſiger Sportplatzanlage einer ſicheren Niederlage nicht entgehen. Spielverlauf: Hockenheim beginnt das Spiel gleich maſſiv mit wuchtigen Durchbrüchen die nichts einbringen. Viernheim geht recht vor— ſichtig zu Werke und hält den Gegner damit glän⸗ zend im Schach. Das Spiel leidet allmählich unter der großen Hitze, die erlahmend wirkt. Nachdem H. ſieht, daß V. nicht zu ſchlagen iſt, be— ginnen dieſelben in robuſter Weiſe auszuarten. Die Folge war, daß der Mittelläufer Hotz in der 10. Minute am Oberſchenkel verletzt, vom Platze getragen werden muß. V. ſpielt noch mit 4 Mann im Sturm. Bald darauf gibt der rechte Läufer von V. aus der Weite dem Torwart einen Ball zurück, der rechte Vert. fängt den Ball mit dem Kopf auf und köpft denſelben an Buſalt vorbei ins eigene Tor. 0: 1. Torw. B. ſchuldlos. H. hat jetzt verſchiedene Ecken die Buſalt, welcher heute eine große Form erreicht, ſämtlich vernichtet. V. kommt jetzt öfters vor das H. Tor. Einen dieſer Angriffe ſchließt Stumpf mit einem ſchwieri⸗ gen Drehſchuß zum ausgleichenden Tore ab. 1:1 Halbz. Ehrung beider Mannſchaften mit Blumen- gebinde. Die 2. Halbz. ſpielt H. noch maſſiver. Sie kommen dadurch wieder in Führung. 1:2. Kurz vor Schluß bekommt V. einen 11 mtr. zu— geſprocheu, den Sommer mit Wiederholung 2 mal ſchön plaziert einſchoß. Der ausgeſchiedene M. L. Hotz wirkte bei ſeinem Wiedereintritt gehandikapt. Vereins ⸗ Anzeiger RNadfahrer⸗Vereiu Amicitia gegr. 1904 Samstag, den 27. Juli abends 9 Uhr findet im Lokal zum Reingold eine wichtige Mi t— gliesderverſamm bung ſtatt, wegen wichtigkeit der Tagesordnung wird um vollzähli— r ges Erſcheinen gebeten. Der Vorſtand. N— n Geſchlechtliche Erziehung. Von P. Apollinaris Klug O. F. M., entnommen der Wochenſchrift„Das Neue Reich“, Tyrolia⸗Wien. Kardinal Faulhaber ſagte 1925 in einer Predigt:„Die Aufklärung der Kinder iſt ſitt⸗ liche Pflicht der Eltern, beſonders der Mutter.“ Damit hat ein zeitüberragender Geiſt eine klare Entſcheidung gegeben und alle Engherzigen zum Schweigen verurteilt. Das Chriſtentum mit ſeinem herrlichen Schöpfungsbericht, mit der wunderbaren Auffaſſung vom Leibe als dem Tempel Gottes, hat nicht nötig, natürliche, gottgewollte Dinge mit einer ſchädlichen Ge⸗ heimnistuerei zu umgeben. Die großen Theologen der Kirche: St. Auguſtus und Thomas von Aquin haben ſich heftig verwahrt gegen jene falſchen Strömun⸗ gen, die das Aufleben des Geſchlechtlichen erſt nach dem Sündenfall datierten. Der hl. Thomas nennt das Geſchlechtliche„opus Dei“, Gottes Werk, von Gott geſchaffen; und er führt Apoſtel⸗ geſchichte(10, 15) an:„Was Gott ge⸗ ſchaffen hat, das ſollſt du nicht un⸗ rein nennen!“ Auch die Sinnesluſt iſt von Gott. Sie hätte im Paradieſe nicht ſchwä⸗ cher gelodert als heute; wäre vielmehr um ſoviel ſtärker geweſen als damals die Men⸗ ſchennatur ungeſchwächter war und der Leib feiner für Empfindungen. S. Th. 1, qu. 98, 2. Man leſe die Bekenntniſſe des hl. Auguſtin, die er im reifen Alter ſchrieb, vor dem An⸗ geſichte Gottes. unbefangen ſpricht er da von ſeinem Anfangsleben im Mutterſchoß und knüpft daran ſeine philoſophiſchen Erwägun⸗ gen. Auguſtin zog ſeine tiefſte chriſtliche Wahrheitserkenntnis herein in die Wirtlich⸗ keit des Lebens. Und im Engelgruß Ave Maria, das aus⸗ klingt in das Lob des Kindes von Bethlehem: benedictus fructus ventris tui, gibt die betende Kirche dem Kinde ſchon eine Ahnung vom Myſterium des Lebens. Maria, obgleich ein Spiegel der Jungfräulichkeit, war ſelbſt ver⸗ traut mit den Geheimniſſen des Lebens wie aus ihrem Wort erhellt:„Wie wird dies ge⸗ ſchehen, da ich keinen Mann erkenne?“ Die Einführung in das Heiligtum der Natur, wird zur ſittlichen Pflicht, da die Unterlaſſung gewöhnlich zum Ruin der Jugend führt. Den Kindern wird das Geſchlechtsleben ja doch be⸗ kannt. Dafür ſorgt die Gaſſe. Dann aber gilt: Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht. Die Blütenpracht der Unſchuld iſt zerſtört. Un⸗ behagen und ängſtigendes Nachdenken verwir⸗ ren die jugendliche Seele. Und unbewußt be⸗ ginnt ſie zu weinen nach den Maientagen ihrer Anſchuld. Der bekannte katholiſche Nervenarzt Dr. Liertz ſchreibt:„Die Krankengeſchichten meiner Kranken ſind voll von den Schädigungen, welche das Un⸗ terbleiben der richtigen Belehrung mit ſich brachte. Wird das Kind nicht von berufener Seite unter⸗ richtet, ſo übernimmt die Gaſſe dieſe Aufklärung oft in der ſchmutzigſten Form; was Gegenſtand der Ehrerbietung ſein ſollte, wird als häßlich hin⸗ geſtellt, das Geſchlechtsleben wird ſo von vorn⸗ herein zu etwas Gemeinem, und auf die Eltern fällt ein Makel, der die Mutter in Träumen und neuxotiſchen Handlungen als Dirne, den Vater als Wüſtling erſcheinen läßt. Die Wirkungen ſind ferner oft ein unbezwinglicher Ekel vor dem na⸗ türlichen Geſchlechtsleben, Geſchlechtskälte, Lie⸗ besſchwund und eine Menge anderer neurotiſcher Krankheitserſcheinungen, die ein Menſchenleben zu verpfuſchen in der Lage ſind! Bleibt die rich⸗ tige Aufklärung aus, ſo treten falſche Kinder⸗ phantaſien an ihre Stelle, oft quäleriſche oder mit perverſen Prozeduren übereinſtimmende Zeu⸗ gungs⸗ und Geburtstheorien, deren Folgen in krankhafter Abirrung des Geſchlechtsſinnes ſpä— ter zutage treten.“ Es iſt ſomit Pflichtverletzung, wenn Eltern die Einweihung ihrer Kleinen in die Wunder der Natur vernachläſſigen. Eure Kinder ſchreien nach Brot; gebt ihnen nicht die Steine der Verſchloſſenheit, oder gar des Vorwurfes und der Entrüſtung! Wie ſteht es aber tatſächlich mit der edlen ge— ſchlechtlichen Aufklärung? Wann und woher be— kommen die Jugendlichen zumeiſt ihr Wiſſen? Aus einem neueren ärztlichen Buche ſei diesbe— zügliches Erfahrungsmaterial vorgelegt.„Wann hörten Sie zum erſtenmal von geſchlechtlichen Dingen?“ Ergebnis: Die„wilde Aufklärung“ geſchah bei den Knaben zum größten Teil(etwa 60 Prozent) im 10., 11. und 12. Jahre; bei 15 Prozent bereits im 7., 8. und 9. Jahre; bei etwa 20 Prozent zwiſchen 13 und 16 Jahren; bei etwa 5 Prozent vor oder nach dieſer Zeit. Bei Mäd⸗ chen iſt das Zahlenverhältnis ähnlich, nur im Durchſchnitt um ein Jahr ſpäter als bei den Jungen. Drei Prozent Frauen wurden während der Verlobungszeit aufgeklärt; 6 Prozent erhiel— ten überhaupt keinen Aufſchluß. „Durch wen hörten Sie zum erſtenmale von geſchlechtlichen Dingen?!“ Antwort: Nur in 1 Prozent durch die Eltern. Noch ſeltener durch Lehrer und Pfarrer. In über 70 Prozent lautet es: durch Mitſchüler, Straßenkinder, durch einen Lehrling, durch Freunde, durch Altersgenoſſen, durch Kolleginnen oder durch die Brüder, durch einen Vetter, in der Penſion, in der Schulpauſe, in der Kadettenanſtalt, auf der Straße, im Bor⸗ dell, durch das Dienſtmädchen, durch Knechte und Mägde. Bei etwa 18 Prozent etwa heißt es: Durch Nachleſen im Konverſatlionslexikon, durch Stellen aus der Bibel. Drei Prozent durch Le⸗ ſen mediziniſcher Bücher, durch Zeitungen, durch, Beobachtungen an Tieren. Seit dem Kriege heißt es oft: In der Jugendbewegung.. Dieſe Statiſtik zeigt, daß ſich die Eltern noch zu wenig kümmern um eine edle geſchlechtliche Er⸗ ziehung. Könnten wir auch das Elend in ſeinem tiefen Abgrund ſchauen, die aus ſolcher Pflichtver⸗ letzung entſteht! Die Kinder chriſtlicher Fami— lien ſind heute um ſo mehr bedroht durch die ſo— zialiſtiſche Jugend, die vielfach ſchon über alles aufgeklärt iſt. Eltern ſeid darum auf der Hut! Habet ein wachſames Auge und führet eure Kin— der ſelber zu einer edlen Auffaſſung vom Wer— den des Lebens. Die Frage iſt nun: Wann ſoll man darüber mit den Kindern ſprechen? Einen guten Finger— zeig gibt ſchon die oben angeführte Statiſtik. Im übrigen ſagt Liertz:„Wenn man zu Hauſe oder beſonders in der Schule bei ſonſt geweckten, teil— nahmsvollen aufmerkſamen Kindern auf einmal ein Nachlaſſen dieſer Schultugenden oder ſogar ein Umſchlagen in das Gegenteil beobachtet, kann man gewiß ſein, daß das Kapitel der Fragen nach dem„Woher?“ und„Wie?“ der eigenen Entſteh— ung das Kind intenſiv beſchäftigt.“ Vor allem ſoll vor Eintritt der Geſchlechtsreife den Jugendlichen ein vernünftiges Wort geſagt werden. Sonſt kann die erſte Entladung der Natur bei ſtark zu ſeeliſcher Erkrankung veranlagten Knaben und Mädchen ſchwere Folgen haben. Ohne' Aufklä— rung erleben auch normal veranlagte Jugendliche in dieſer Zeit eine Schädigung, weil ſie in ängſt⸗ licher Ungewißheit ſind, ob dieſe Vorgänge nicht etwas Schlechtes oder gar Krankhaftes ſeien. Dieſe Angſt iſt die Quelle von ſtillen Leiden und ſtört den frohen Jugendſinn. Die andere Frage iſt: Wie ſoll man die Kin⸗ der belehren? Hier ſeien nicht theoretiſche The— ſen aufgeſtellt. Denn praktiſch werden die mei⸗ ſten Eltern eine gedruckte Vorlage benötigen: So ſagt Kardinal Faulhaber:„Wenn die Mutter ſelbſt das rechte Wort nicht findet, möge ſie ſich vom Seelſorger eine gedruckte Anweiſung geben laſſen, um das rechte Wort ſchwarz auf weiß zur Hand zu haben. Die geſchlechtilche Aufklärung iſt ſiitliche Pflicht der Eltern, beſonders der Mutter. Wo ſie ver⸗ nachläſſigt wird, da können die Kleinen und Ju⸗ gendlichen tauſendmal leichter ins Verderben ge⸗ raten. Und wer möchte dieſe Verantwortung tragen? 15