Bekanntmachung. Betr.: Die Feueralarmſirene. Zur Aufklärung weiſen wir darauf hin, 5 vorl. jeweils Montags mittags 12 Uhr der triedsſicherheit wegen die Sirene auf kurze at ertönt. Betr.: Verſteigerung von Mirabellen. Am Montag, den 29. ds. Mts., vormittags 8 Uhr werden anſchließend an die Grundſtücksver⸗ ſteigerung einige Loſe Mirabellen aus dem Allmen⸗ feld und 1 Los Oberbruchweide öffentlich verſteigert. Vierüheim, den 26. Juli 1929. Heſſiſche— Cos 304 Donpella K u. Liste 504 1 Darmstadt e Denen.— Wo lernen Damen, Herren u. Berufs⸗ Fahrer ſchnell und ſicher fahren? In ger faurschnle Hooch& Hechmaun! Ailsinige, staatliche, kAonzessionierie fahrschule am Hieslgen Platze tir Notorral, rersonen · und Last-Wagen. le eprüntez- Tahrlehrez- Hegck. 2. Bauern- herein. Fuiterartikel Erdnußkuchen Erdnuhßmehl Rapskuchen Gut! Malztreber Malzkeime Futtermehl Roggen- und Fischmehl Weizenkleie Dorschmehl Gersten, Hafer-, Mais- Haferflocken und Sogaschrot Gew. 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Alle Mitglieder werden gebeten zu erſcheinen Der Vorſitzende. Alte Zeitungen . 15 wickeln 1 Tapezte tes geeignel „Ge chärt stelle de Blaftes Tanz 1 Satz Alum. Töpfe 16—26 em. Mk. 14, usverkauf uu h n Wine fun agg agg hat begonnen und bietet Ihnen unvergleichlich günſütge Gelegenheit, Ihren Bedarf in Haus ⸗, Küchen ⸗ und Feld Gerütſchaſten zu decken. 48. 9. 1 Satz weiß email. Rochtoͤpfe 14—24 em. in ſchwerer Qualität Mk. 12.— Friedrichsfelber Steintöpfe per Ltr. 16 Pfg. waſchſtänder kompl. mit Schüſſel Seifennapf und Krug Mk. 5,50 Glas und Porzellanwaren ſowie alle ſonſt. Artikel ebenfalls ſehr billig und nur in guter Qualität Valentin Winkenhach, Scheveninger Hotels, viernhei frei ins Haus gebracht 150 lr fee täglich mit en der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 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Die holländischen Jour⸗ naliſtenvereinigungen haben bereits Porbe⸗ reitungen für die Unterbringung der aus⸗ ländiſchen Preſſevertreter und die Organiſatsjon der Arbeit zetroffen. Nheindampfer„Andine“ geſunken Bitzen, „Undine“ von der Köln⸗Düſſeldorfer Dampf⸗ ſchifſahrtsgeſellſchaft unternahm am Samstag ubend im Auftrag der Kreuznacher Kaſino⸗ Geſellſchaft eine Sonderfahrt nach Brau⸗ bach. Auf der Rückreiſe iſt der Dampfer in der Nähe des Binger Lochs aufgefahren und erlitt ſchwere Beſchädigungen. Der Schiffsführer gibt an, durch die Scheinwerfer eines Kraft⸗ wagens, der auf der Landſtraße fuhr, geblen⸗ det worden zu ſein. Heute Ausiperrung von 500000 Arbeitern Der Vohnitreit in der engüch en Banmwollindnſtrie. London, 23. Juli Bis heute abend ccht Uhr waren u der Baumwollinduſtrie von Lancaſhire. in dee morgen 0 ung Arbeiter ausgeſperrt veeden follten, keine neuen Ner⸗ handlungen zugeerrfit worden, ſo daß mit der Ausſperrung nun beſtimmt zu rechnen iſt. Die Arbeitgeber wollen in der nächſten Woche vor⸗ juchen. ein Sono eahrommen mit einer ver⸗ handlungsbere ten Minderheit der Arbeiineh⸗ mer. die aus 40 Prozent ber Belegichaft beſteht, abzuſchließen. 28. Juli. Der Rheindampfer 16 Todesopfer auf der„Devonſhire“. Malta. 27. Juli. Die Zahl der bei der Ex⸗ ploaſion an Bord des Kriensthfefes„Devonſhire“ Getöteten hat ſich auf 16 erhöht. Foziales Unveränderter Stand der Ayheitsloſigkeit. Berlin, 27. Juli. Nach den endgültigen Be⸗ richten der Landesarbeitsämter hat der Arbeits⸗ markt in der erſten Julihälfte keine nennens⸗ werte Entlaſtung mehr erfahren. Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger in der Arbeits⸗ loſenverſicherung ſank nur noch um rund 2000 Perſonen oder 0,3 Prozent. Etwas ſtärker war der Rückgang bei den Beziehern der Kriſenunter⸗ ſtützung, die ſich vom 1. bis 15. Juli um 15 000 Perſonen verminderten. Mitte Juli in der Arbeitsloſenverſicherung rund 1 0 000, in der e ee 191 000 Unter⸗ 7 ützte. Explosion in einer Ledertuch⸗ Wachstuchfabrik. Coswig, 27. Juli. Heute vormittag erfolgte vermutlich infolge Selbſtentzündung in einem mit Zelluloidabfällen, Farben und anderer Che⸗ mikalien gefüllten Kellerraum der Kötitzer Leder⸗ tuch⸗ und Wachstuchwerke A.-G. eine Exploſton. Es entſtand ein Brand, der ſich raſch auf das mit wertvollen Materialien gefüllte Lagerhaus ſowie die maſſive Zelluloid⸗Sortierei ausdehnte. Der Brand wurde durch ſechs freiwillige Feuer⸗ wehren und einem Zug der Dresdener Berufs⸗ feuerwehr bekämpft. Es gelang, einen Teil des Lagerhausſchuppen zu erhalten. Vier Arbeiter 5 1 leichte, ein Arbeiter ſchwere Brandwunden bon Demnach hatten wir 2 r Anzeiger (Gierubelmer Tageblatt— Biernhelmer Nachrichten Viernh eimer Zeitung Glernbeimer Bürger- glg.— Biernb., Bollablath 8 3 1— Anzei dahin Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Aae chriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme eſtünnt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werben Die demiſion d des inet Poincaré Vriand mit der Kabinettsbildung beauftragt Paris, 27. Juli 1929. Der Präſident der Nepublik hat gegen 19 Uhr Briand zu ſich berufen und ihn beauftragt, eine neue Regierung zu bilden. Eine gewiſſe Klärung der Lage iſt nicht vor morgen zu erwarten, da Briand erſt die Fühlung mit den Perſönlichkeiten, die für eine Teilnahme an der Regierung in Frage kommen, wird aufnehmen können. Der zurückgetretene Miniſterpräſident Poincare. Poincares Erkrankung, die alſo wirklich ernſterer Natur zu ſein ſcheint, hat eine Ent⸗ wicklung beſchleunigt, die ſich in der politiſchen Atmoſphäre Frankreichs ſeit einigen Wochen deutlich abzeichnete: den Uebergang der Füh⸗ rung vom Miniſterpräſidenten Poincare zum Außenminiſter Briand. Dieſe Entwicklung iſt nur ſcheinbar von der Außenpolitik erzwungen. Die neue Etappe auf dem Weg nach Europa, die mit der Ingangſetzung des YVoung⸗Planes und der Rheinlandräumung beginnen ſoll, verlangt auch von Frankreich aktivere Betei⸗ ligung an der Ueberwindung der nationalſtaat⸗ lichen Enge, als das in den letzten Jahren der Fall war. Man darf als ſicher Neubildung der Regierung eine weitgehende Aenderung, namentlich in der franzöſiſchen Innenpolitik mit ſich bringen wird, daß ins⸗ beſondere eine Orientierung nach links eintreten wird. Es darf nicht vergeſſen werden, daß das jetzt zurückgetretene Kabinett am 11. Novem⸗ ber vorigen Jahres in aller Eile zuſammen⸗ gebracht worden iſt, um Poincare die Ausfüh⸗ rung ſeiner Regierungsaufgaben zu ermöglichen. Wie noch erinnerlich, hatte Poincare ſchon ſeit langer Zeit den Wunſch, ſich auch auf die Sozialradikalen zu ſtützen, und es war lediglich der Ungunſt der Verhältniſſe zuzuſchrei⸗ ben, daß er mit einer ihm gar nicht genehmen, weil ſeiner Anſicht nach nicht genügend Par⸗ teien umfaſſenden Mehrheit, in welcher der annehmen, daß die Schwerpunkt zu weit rechts lag, regieren mußte. Es wird allerdings eine gewiſſe Zeit dauern, bis ſich aus einer Fülle von Möglichkeiten, die ſich für die Beſetzung der einzelnen Miniſter⸗ poſten bieten, das neue Kabinett endgültig herauskriſtalliſiert. Man rechnet im allgemeinen damit, daß ſich die neue Regierung kaum vor dem nächſten Donnerstag dem Parlament vor⸗ ſtellen wird. Unter dieſen Umſtänden erſcheint die Verſchiebung des Beginns der Konferenz im Haag als ſicher. Briand über die Kabinettsbildung. Paris, 29. Juli. Briand erklärte geſtern abend nach einer etwa 40 Minuten währen⸗ den Konferenz mit dem Präſidenten der Re⸗ publik den Journaliſten, er ſei bemüht, eine Entſpannung der Geiſter herbeizuführen und die Mehrheit zu erweitern. Die Baſis der von ihm erſtrebten Koalition ſei das gegenwärtige Kabinett. Er hoffe, am Montag abend ſeine Miniſterliſte bekanntgeben zu können. Briand betonte weiter, es ſei ein Uuding, die jetzigen Mehrheitsverhältniſſe über den Haufen zu werfen. Sein Ziel ſei vielmehr die Erweiterung der jetzigen Koalition. Die Politik Frankreichs werde durch die bevorſtehende Liquidierung de⸗ Krieges beherrſcht. Das ſei ſeit der Unterzeich⸗ nung des Friedensvertrages Frankreichs größ⸗ tes und ſchwerſtes Werk. An der Liquidierung der Friegsfolgen müſſe die Radikale Parten die dieſe Liquidierung gefordert habe, logiſcher⸗ weiſe mitarbeiten. Um die Spannungen zu verdecken, die der immer deutlicher werdende Gegenſatz zwiſchen Briand und den Miniſtern der Rechten inner⸗ halb des Kabinetts hervorgerufen hat, und ſo den Ausbruch einer offenen Reaierungskriſe zu vermeiden, hat der franzöſiſche Miniſterrat den Beſchluß gefaßt, die Parlamentsſeſſion vor⸗ zeitig zu ſchließen. Verfaſſungsrechtlich war die Regierung zu dieſer Maßnahme berechtigt, da die Kammer länger als ſechs Monate ver⸗ ſammelt war. Aber die überraſchende Ver⸗ leſung des Schlußdekrets wurde von den Ab⸗ geordneten unter den augenblicklichen Umſtän⸗ den doch als eine Brüskierung des Parlaments aufgefaßt und führte zu entſprechenden Kund⸗ gebungen. Auf Antrag des ſozialiſtiſchen Füh— rers Leon Blum hat die Mehrheit der Linken und linken Mitte mit 276 gegen 258 Stimmen das Protokoll der Sitzung zum Zeichen des Proteſtes gegen das Schließungsdekret abge⸗ lehnt. Dieſe Ablehnung wurde freilich nach einer längeren häftsordnungsdehatte zu— rückgenommen und durch einſtimmige Annahme erſetzt. Dieſer etwas komplizierte Vorgang iſt ein Beweis für die erregte Stimmung der Kammer und gibt der Regierung keine gün⸗ ſtigen Ausſichten, wenn ſie beim Wiederzuſam⸗ mentritt des Parlaments nicht ein ganz an⸗ deres Geſicht haben ſollte. Zeppelin über Worms Kurz nach 2 Uhr geſtern erſchien ganz uner⸗ wartet, angekündigt durch das dumpfe Dröhnen der Motoren,„Graf Zeppelin“ über Worms, durch begeiſterte und jubelnde Zurufe des Stra⸗ ßenpaſſanten und der ſchnell aus den Häuſern herausſtrömenden Bewohner begrüßt. In ge⸗ ringer Höhe ging die ſilbergraue„Zigarre“ an dem Domturm vorbei über die Stadt hinweg in Richtung Mannheim. Zeppelin befand ſich auf der Rückfahrt von der zweiten Probefahrt, die ihn durch das Rheinland geführt hat. Ueber die Probefahrt des„Graf Zeppelin“ wird uns gemeldet: Friedrichshafen, 28. Juli. Nachdem das Luft⸗ ſchiff„Graf Zeppelin“ heute früh 7.34 Uhr mit W Fahrgäſten an Bord bei herrlichem Wetter zu ſeiner zweiten großen Probefahrt aufgeſtiegen war, erſchien es um 8.45 Uhr über Stuttgart und beſchrieb etwa 10 Minuten lang über der Stadt Schleifen. Der Kreuzer flog dann in nörd⸗ licher Richtung nach der Pfalz. Bei ſchönem Wet⸗ ter wurde Landau und Pirmaſens paſſiert. Um 10.50 Uhr befand ſich„Graf Zeppelin über Kai⸗ ſerslautern und nahm Kurs auf Trier, wo das Schiff wendete und um 12.45 Uhr von Trier kom⸗ mend moſelabwärts über Koblenz erſchien Ueber dem Deutſchen Eck ſenkte das Schiff zur Begrü⸗ ßung ſeine Spitze. Um 12.50 Uhr nahm Dr. Ecke⸗ ner den Kurs rheinaufwärts zur Rückfahrt. Die Rückkehr erfolgte über Villingen— Radofßszell. Um 7.05 Uhr landete das Schiff glatt im Heimat⸗ afen. n 85 0 f e eee eee 80* 8 e Jahrgang Arteilsbegründung im Flinnes⸗Prozeß Der Staatsanwalt legt Berufung ein. Berlin, 27. Juli. In der Begründung des Ur- teils verweiſt der Vorſitzende zunächſt auf die Fülle von Rechtsfragen hin, die in dieſem Prozeß zu erörtern geweſen ſeien, und betont, daß er bei die ſer Sachlage naturgemäß nur auf die weſentlich, ſten Teile eingehen könne. Eine Reihe von Schwierigkeiten, ſo heißt es, hätten in dieſem Pro— zeß der Erforſchung der Wahrheit entgegengeſtan⸗ den. Bemerkt ſei nur, daß die Angaben der An— geklagten miteinander in Widerſpruch geſtanden hätten; die Angeklagten hätten auch teilweise in ihren Angaben im Laufe des Prozeſſes mehrmals gewechſelt. Einige flüchtige bezw. im Ausland wohnende Zeugen, die unter Umſtänden viel leicht auch unter die Angeklagten gehört hätten ſeien ausgeblieben. Es könne daher nich zweifelhaft ſein, daß der Sachverhalt, den der Vor. ſitzende ausführlich ſchildert, gewiſſe Lücken aufweiſe, und daß die Arbeit des Gerichts trotz aller Sorgfalt nur Stückwerk ſein könne. Bei der Darſtellung des Sachverhalts bedauert der Vorſitzende, daß weder der Angeklagte Eugen Hirſch noch Nothmann und Stinnes in Paris den Weg zum deutſchen Sonderkommiſſar gefunden hätten, denn ſie würden ſonſt die Auskunft erhal⸗ ten haben, daß der angebliche Staatsvertrag, der es Ausländern geſtatten ſollte. Anleihen auch dann als Altbeſitz anzumelden, wenn ſie vor dem 1. Jul 1920 zwar im Beſitz geweſen, inzwiſchen aber ver. kauft und dann neu angeſchafft worden ſeien überhaupt nicht beſtand. Sie würden dann au zweifellos durchſchaut haben, daß es ſich nicht um ein reelles Geſchäft, ſondern um Betrug han⸗ delte. Auch der Angeklagte von Waldow habe dieſen Weg zu den deutſchen Behörden nicht an— getreten, und ebenſo habe es Stinnes unterlaf— ſen, von Waldow zu fragen, ob er ſich an maßge⸗ bender Stelle nach dem Staatsvertrag erkundigt habe. Der Angeklagte von Waldow hätte zu min⸗ deſtens bei Empfang der Amſterdamer ſog. Ur⸗ kunden bemerken müſſen, daß nicht alles in Ord⸗ nung ſein könnte. Auch ſpäterhin ſei dem Ange⸗ klagten von Waldow in unzweideutiger Weiſe vor⸗ gehalten worden, daß es ſich hier um inhaltlich unrichtige Urkunden, um ſchriftliche Lügen han⸗ dele. Der Staatsanwalt legt Berufung ein. Berlin, 27. Juli. Wie wir erfahren, iſt gegen das heute ergangene Urteil im Stinnesprozeß ſei⸗ tens des Generalſtaatsanwalts Berufung in vollem Umfange, das heißt gegen ſämtliche Angeklagten, eingelegt worden. Die„Bremen“ auf der Heſmreiſe Newyork, 27. Juli. Eine rieſige Menſchen⸗ menge hatte ſich bei der Abfahrt des Lloyddamp⸗ fers„Bremen“ zuſammengefunden, die die„Wacht am Rhein“ ſang, während das Rieſenſchiff, das s auf den letzten Platz beſetzt iſt, aus dem Dock hiwausfuhr. Der Dampfer, der mehr als 2000 Paſſagiere an Bord hat, war hell erleuchtet. Er wurde von Scheinwerfern beſtrahlt. Die„Bre⸗ men“ paſſierte um 2.18 Uhr Sandy Hook. Der Kapitän des Dampfers erklärte, daß er hoffe in Cherbourgyg am Donnerstag um 6 Uhr, in Southampton um 11 Uhr und in Bremen am folgenden Morgen einzutreffen. Ein Dampfer auf der Oder geſunken Ein Toter, ein Vermißter. Stettin, 27. Juli. In der vergangenen Nacht um ein Uhr iſt beim Anlegen am Bollmen der der Greifhagener Schiffahrtsgeſellſchaft ge⸗ hörende Dampfer„Schwedt“ aus bisher unbe kannter Urſache geſunken. Das Schiff, das in etwa 4 Minuten abſackte, hatte außer der 5 Mann be⸗ tragenden Beſatzung etwa 28 bis 30 Fahr⸗ gäſte an Bord, bie glücklicherweiſe faſt alle ge⸗ rettet werden konnten. Nach den bisherigen Feſt⸗ ſtellungen hat das Unglück ein Todesopfer gefor, dert während eine Perſon vermißt wird. Zwei weitere Perſonen wurden mit Verletzungen in das Krankenhaus eingeliefert. Es iſt jeboch nicht ausgeſchloſſen, daß ſich noch einige Tote im Innern des geſunkenen Dampfers befinden, der im Lauſe des Tages gehoben werden ſoll. — —̃— — Vermiſchtes Zuſammenſchluß von Arbeitnehmer ⸗ ern e Jun. die wezbnnde der de, meined⸗ und Staatsarbeiter, der Deutſche Ver⸗ kehrsbünd und der Verband der Gürtnexeſat⸗ beitet haben heute in ihren Beiratskonfeten⸗ zen einſtimmig den Beſchluß gefaßt, dien Or⸗ ganiſationen unter dem Namen Vereinigte Verbände der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und Verwaltungen des Perſonen⸗ und Warenverkehrs zu einer Einheitsorganiſation zuſammenzufaſſen. Es iſt damit eine Organiſa⸗ tion de. Arbeitnehmer öffentlicher Betriebe von annähernd 700 000 Mitgliedern geſchaffen. Munitionsdiebſtahl. Berlin, 27. Juli. In der Nacht zum Frei⸗ tag ſind der„Voſſ. Ztg.“ zufolge aus dem auf dem Schießplatz der hieſigen Garniſon befind⸗ lichen Munitionslager durch Einbruch 3200 Schuß Piſtolen⸗Munition 08 geſtohlen worden. Die Ermittelungen ſind im Gange. Man ver⸗ mutet, daß der Einbruch von den Kommuniſten verübt worden iſt. Die Verliner Exploſion.— Urſache noch unbekannt. Berlin, 26. Juli. Wie von ſtädtiſcher Seite mitgeteilt wird, konnte durch die eingehenden baupolizeilichen Beſichtigungen in Borſigwalde welche ſofort nach Ablöſchen des Brandes und am Tage darauf ſtattfanden, die Urſache der Exploſionskataſtrophe nicht feſtgeſtellt werden. Die Feſtſtellungen der Baupolizei haben erge⸗ ben, daß der Brand und die Exploſion in nicht ſo großem Maße zerſtörend gewirkt haben, wie es zuerſt nach den Exploſionsgeräuſchen. den rieſigen Flammengarben und den dichten Rauchwolken den Anſchein hatte. Der Tod in den Bergen. Dresden, 26. Juli. Nach einer Meldung aus Seiligblut ſind geſtern am Groß⸗Glockner fünf Dresdener Touriſten in eine Gletſcherſpalte ge⸗ ſtürzt. Einer von ihnen war ſofort tot, die vier anderen erlitten mehr oder weniger ſchwere Verletzungen. Zum Bau der drei Rheinbrücken. Speyer, 26. Juli. Zu der vono dem Vorſit⸗ zenden des Ludwigshafener Verkehrsvereins gemachten Mitteilung, daß die Rheinlandkom⸗ miſſion dem Bau der drei Rheinbrücken bereits der Oberrheiniſche zugeſtimmt habe, erfährt Landesdienſt von zuverläſſiger Seite, daß die Botſchafterkonferenz gegen den Bau der drei Rheinbrücken nach den bisherigen Informatio— nen keine Einwendung erheben wird. Nach einer in Berlin vorliegenden Information neh⸗ men die deutſch⸗franzöſiſchen Verhandlungen über den Bau der drei Rheinbrücken zwar einen günſtigen Verlauf, zu einem Abſchluß dieſer Verhandlungen iſt es aber noch nicht gekommen. Diebſtahl in der Kirche. Darmſtadt, 26. Juli. In der Johanniskirche wurden zwei Opferſtöcke gewaltſam erbrochen. Den Tätern fielen keine Gelder in die Hände, da die Opferſtöcke entleert waren. Anſchlag gegen die Regierung von Peru? London, 26. Juli. Nach einer Meldung aus der peruaniſchen Hauptſtadt Lima ſoll die Polizei ein Komplott gegen die Regierung en Botſchafterkon Rheinbrücken Zu den neuerlich in beſtimmter Form wieder auftauchenden Gerüchten, daß die Frage des Baues der drei Rheinbrücken bei Speyer, Maxau und Ludwigshafen von der Botſchafterkonferenz in einem günſtigen Sinne entſchieden worden ſei, wird uns von zuſtändiger Seite mitgeteilt, daß das Gerücht auch heute noch den Tatſachen vor⸗ auseilt. Man hat zwar auch in Berlin den Ein⸗ druck, daß die diesbezüglich ſeit längerer Zeit ge⸗ führten diplomatiſchen Verhandlungen nicht un⸗ günſtig ſtehen, aber eine formale und offizielle Entſcheidung iſt, wie nochmals betont werden muß. noch nicht gefallen. Gewiſſe Verlautbarun⸗ gen aus franzöſiſcher Quelle laſſen es nicht aus⸗ geſchloſſen erſcheinen, daß die Verzögerung dieſer wie auch noch anderer ſchwebender Fragen auf franzöſiſches Betreiben in voller Abſicht erfolgte, um für die kommenden politiſchen Verhandlun⸗ gen auf der großen Staatenkonſerenz möglichſt viel Kompenſationsobjekte in der Hand zu haben. Demgegenüber muß darauf hingewieſen werden, terkonfer nz und 0 g 1 langem Gegenſtand der Verhandlungen mit der Botſchafterkonferenz ſind, um Aae handelt, die mit der kommenden Konferenz nichts zu tun ha⸗ ben. Es iſt bedauerlich, daß dieſe Fragen nicht ſchon längſt bereinigt worden ſind. Bei den Rheinbrücken wie auch bei den übrigen von der Botſchafterkonferenz inhibierten Verkehrsprojekte an der Moſel und in der Eifel handelt es ſich um lebenswichtige Verkehrswege, deren Errichtung ſchon ſeit vielen Jahren geplant war und nur durch den Krieg verzögert wurde. Die Reichsre⸗ gierung wird auf der Konferenz aber entſcheiden⸗ den Wert darauf legen, daß nach dieſer Konferenz mit dieſem Einſpruchsſyſtem endgültig Schluß ge⸗ macht wird. Es iſt allerdings bekannt, daß Frank⸗ reich das Ziel verfolgt, auf dem Wege über die Feſtſtellungs⸗ und Vergleichskommiſſion ſich eine Handhabe für dauernde Eingriffe in das rheini⸗ ſche Wirtſchaftsleben zu ſichern. daß es ſich bel den Veſatzungsftagen, die ſchon 1 polen Rlumage im Ulltz Prꝛeb Wem es bisher noch nicht klar war, in welch gehäſſiger und unwahrer Weiſe der polniſche Nationalismus gegen den Führer des Deutſchtums in Oſt-Oberſchleſien vorging, dem ſind heute nach den Ausführungen des Staatsanwalts im Ulitz⸗Prozeß endgültig die Augen geöffnet worden. Man kann wohl ſagen, daß Herr Staatsanwalt Malkowſki die Punkte, auf die er ſeine Anklagerede ſtützte, geradezu an den Haaren herbeigezogen hat. Eine größere Blamage wie ſie in den Aus⸗ führungen des Vertreters der Anklage liegt, die in ihrer Fadenſcheinigkeit geradezu lachhaft wirken, konnte ſich die polniſche Hetzmeuterei nicht bereiten. Es iſt bezeichnend, daß die Verteidiger, die ſelbſt polniſche Staatsbürger ſind, mit ſolcher Wärme für Ulitz und für einen Freiſpruch eingetreten ſind. Betrachtet man das gekünſtelte Machwerk der Rede des Staats⸗ anwalts und vergleicht es mit der rhetoriſchen (lanzleiſtung des Angeklagten in ſeinem Schlußwort, ſo wird der Unterſchied zwiſchen der niedrigen und verlogenen Hetze auf Seiten der Polen und dem warm empfundenen Eintreten des deutſchen Führers Ulitz beſon⸗ ders betont. Ulitz legte in ſeinem Schlußwort ein politiſches Bekenntnis ab, dem objektiv und wahrhaft denkende Gegner ihre Achtung nicht verſagen dürften. Vor den Schranken des Ge⸗ richtes zu Kattowitz ſtand ein Mann, der ſeine Richter himmelweit überragte, ein Mann, der in ſchwerer Zeit ſeinen Volksgenoſſen treuer Führer und Berater war, und der trotzdem nie vergaß, ſie auf die Pflichten hinzuweiſen, die ihnen aus ihrer Zugehörigkeit zum polni⸗ ſchen Staate erwuchken. Dieſer Prozeß wird eine Apotheoſe für den wahrhaften und mann⸗ haften Deutſchenführer Dr. Ulitz ſein. Die ſpätere Geſchichte wird auch dieſem Manne wie o vielen anderen Gerechtigkeit widerfahren laſſen, wenn die Zeit über engſtirnigen Haß und niedrige Gemeinheit, die vor nichts zurück⸗ ſchreckt, ſelbſt nicht vor Fälſchungen, hinweg⸗ geſchritten ſein wird. In dieſem Sinne iſt der Prozeß Ulitz, ſoviel Anſchönes er enthüllt hat, zu begrüßen, zumal er ſich vor dem Forum eines Landes abſpielte, in dem die Minderheitenfrage von jeher im Brennpunkt des Intereſſes ſtand. eckt haben. Ein Senator, ein Abgeordneter ind vier andere Perſönlichkeiten ſeien verhaf⸗ et worden. Eiſenbahnunglück in Frankreich Paris, 27. Juli. Der letzte Wagen des Ex⸗ dreßzuges Nantes— Paris iſt geſtern abend, zurz nachdem der Zug den Bahnhof Nantes derlaſſen, aber bereits eine Geſchwindigkeit don 70 Klm. erreicht hatte, losgeriſſen und eine Böſchung hinuntergeſtürzt, Von den etwa 30 Inſaſſen des Wagens wurden ſechs ſchwer ver⸗ letzt. Heſſen und ſeine Miriſchaft Darmſtadt, 26. Juli. Die enge wirtſchaftliche Zuſammengehörigkeit Wirtſchaftsgebietes iſt das mainiſchen Landſchaft. Noch fehlt es an einer zuſamn enfaſſenden objektwen Schildecung der Wirtſchaft und der Bevölkerung dieſer Landes eile. Etgen begrußenswerten Anfang bildet die ſoeben im heſſiſchen Staarsverlag erſchei⸗ nende Sihrift„Heſſen und ſeine Wirtschaft“. Sie iſt im Auftrage des Miniſtecians des Innern herausgegeben und im ſtatiſtiſchen Landesamt bearbeitet worden. Sie ſtellt den Beitrag des Volksſtaates Heſſen zu einer um⸗ faſſenden Denkſchrift des Reichswirtſchafts⸗ Enquete⸗Ausſchuſſes über die binnenwirtſchaft⸗ liche Verflechtung der deutſchen Länder dar. Das Gegenſtück zu der heſſiſchen Veröffentlichung eine entſprechende Darſtellung der Wirtſchafts⸗ verhältniſſe von Heſſen⸗Naſſau, dürfte freilich vorerſt leider noch nicht zu erwarten ſein, Fzumteil deshalb, weil die preußiſchen Provinzen über keinerlei ſtatiſtiſche Stellen verfügen, die ſich einer ſolchen Aufgabe widmen könnten. des rhein ⸗ mainiſchen ſtarkſte Argument, für eine politiſche Neugliederung der rhein⸗ Aus Nah und Fern. Darmſtadt, 26. Juli. Paratyphus ⸗Fälle dau den Meldungen über das Auftreten von Pa⸗ typhus in Oberheſſen wird von unterrichteter elle mitgeteilt: Das Opfer der Gerhilde Wybrands. Der Roman einer Liebe. Von Erich Frieſen. (37. Fortſetzung.) Langſam, in Erinnerung verſunken an eine andere, die dieſem Wildfang ſo wenig ähnelte und die er nie im Lebem wiederſehen ſollte, die in ihrer ganzen Schönheit und Kraft bereits munter der Erde ruhte— folgte er dem davon⸗ jugenden Jungmädel ins Haus. Das Wohnzimmer war leer. Augenſchein⸗ lich hatten die beiden Frauen den Heimgekehrten hinauf in ſein Zimmer begleitet. Als langjähriger Hausfreund der Bülows unnd Vormund der beiden Kinder fühlte Klaus Landvogt ſich hier wie zu Hauſe. Er warf ſich deshalb ungeniert in einen Seſſel am Fenſter, ſchlug die Beine übereinander, zog eine Zeitung aus der Taſche und begann zu leſen. Vertieft in die Schilderung eines beſonders intereſſanten Prozeſſes, bemerkte er gar nicht, wie auf den Fußſpitzen Lore herangeſchlichen kam. Ein Blick aus den lachenden braunen Augen wf den über die Zeitung gebeugten Vormund, Has ausgeſtreckte Bein und die am Ofen liegen⸗ de Feuerzange— und ſchon hatte der kleine Duülgeiſt die Feuerzange in der Hand und swickte den Leſenden ins Bein. Klaus Landvogt rührte ſich nicht. Lore hielt den Atem an vor Erwartung und blickte von unten herauf geſpannt in ſein un⸗ bewegliches Geſicht. 0 Sie zwickte etwas ſtärter drauflos. Jetzt endlich hob er den Kopf ein wenig. Ihre Blicke begegneten ſich. „Es tut nur ſo wnig weh, liebe Lore—“ ſagte er mit gemachtem Ernſt, der ihm ſchwer fiel gegenüber der drollig ſpitzbübiſchen Miene des friſchen Mädchengeſichts vor ihm.„Trotzdem würdeſt du mich zu Dank verpflichten, wenn du die Zange wieder adhin legteſt, wohin ſie ge⸗ hört.“ E Das Mädel ballte die Fauſt in komiſchem Zorn. Mit einer heftigen Gebärde ſchleuderte ſie die Zange wieder dahin legteſt, wohin ſie ge⸗ „Du kannſt einen wirklich zur Verzweiflung bringen mit deiner entſetzlichen Ruhe, Onkel Landvogt“, ſchmollte ſie.„Oh, ihr gräßlichen Juriſten! Habt ihr denn kein bißchen Empfin⸗ dung und Frohſinn im Leibe? Immer nur Recht und Unrecht und Paragraphenzeugs?“ Dr. Landvogt antwortete nicht. Aber die ſchelmiſchen Braunaugen, die forſchend in ſeine kühlen grauen blickten, mußten hinter dem gol⸗ denen Kneifer doch etwas Befriedigendes geleſen haben. Denn plötzlich faßte das junge Ding ihn bei beiden Händen und ſchmeichelte: „Lieber, guter Onkel Landvogt, nicht böſe ſein! Ich bin nun mal ſo'n Nichtsnutz, der al⸗ le Welt ärgert! Aber ſieh, ich bin fung und geſund und übermütig. Ach, ſo übermütig! Ich hab' ja ſo furchtbar viel Unſinn im Kopf und möchte immer irgendwas anſtellen. Etwas ganz Verrücktes!“ 5 1115 Und im Ueberſchwang ihves fröhlichen Her⸗ zens breitete ſie die Arme weit aus und tanzte trällernd im Zimmer herum. Doch— ſprunghaft, wie das kleine Fräulein v. Bülow einmal war— huſchte auch ſchon 5 5 eine Wolke über das reizende Sonnen⸗ geſicht. „Und dabei ſoll ich nicht einmal meinem Bruder einen Kuß geben! Meinem einzigen Bruder, der beinahe ein Vierteljahr weg war! Meine Küſſe tun weh— ſagſt du!! Ich wer⸗ de im meinem ganzen Leben keinen Menſchen mich nicht ſo anzugucken, ſo mokant, ſo nichts⸗ würdig, ſo niederträchtig—— ich tu's nicht mehr! Nie! Nie!! Nie!!!“ Wieder entgegnete Klaus Landvogt nichts. Gelaſſen blickte er in die blitzenden Mädchen⸗ augen, während eim leichte ironiſches Lächeln um ſeine Lippen zuckte. f Lore wurde feuerrot. Eine Sekunde ſenkte ſie die langbewimperten Lider. Dann lachte ſie hell auf— glockenhell: ein Lachen, ſo erfriſchend, ſo herzbezwingend— und war im nächſten Augenblick zur Tür hinaus. Rechtsanwalt Klaus Landvogt ſchaute ihr nachdenklich nach. Er war der Familie v. Bülow von Herzem zugetan— ſchon ſeit vielen Jahren, als der gute Major noch lebte. Aber er wußte auch, daß die brave Witwe, nachdem ihr Mann gefallen war und der Weltkrieg mit der ihm folgenden Inflation ihr kleines Vermögen weg⸗ gefegt hatte, ſich übermäßig einſchränken mußte. Wußte, daß ſie ihr letztes Wertpapier verkauft hatte und ihren Brautſchmuck dazu, um ihren Jungen zur Ausheilung ſeiner Lunge nach der Schweiz zu ſchicken. Die Augen des welterfah⸗ renen, ſcharfſirmigen Juriſten ſahen klar: die Zukunft würde für die Familie micht die roſigſte ſein. Der arme Werner würde es im Leben nie zu etwas bringen; er hatte die ſchwächliche Kon⸗ ſtitution ſeiner Großmutter geerbt. Und Lore mit ihren großen Anſprüchen aus Leben! Sie vüümpfte jetzt ſchon das Näschen über die„lum⸗ pige Bude“, in der ſie hauſten. Die Zimmer wa⸗ ren ihr zu klein, die Fenſter zu niedrig. Kochen und Aufräumen waren ihr ohnehin von jeher ein Greuel. Und ſimple Kattunfähnchen und rade nach ihrem Geſchmack—— ſo wenſgſtens ſchmollte und ſchalt ſie täglich ein di Um eue Stellung anzunehmen— irgendtrelcher ig an gendwelcher Art— dazu mangelte es ihr nicht nur an Rennt n en letzten Ja ch immer wieder vereinzelte Fälle z zerbach ſelbſt, in Wickenrot und Se Sie ſtiegen von 1927 an langſam, onatlich höchſtens 2—3 Fe N 1 l te 15 ann zuf ſechs Fälle, im ober r 4 derſchiedenen Ortſchaften. In dieſem Jahr ju verzeichnen u. a. im Februar 1 5 15 echs, April 26 Fälle, davon allein ze 9 0 zach, im Mai 33 Fälle, davon in Lauterbach 14, im Juni 10 Fälle in 8 Ortſchaften. In Schlitz kamen in letzter Zeit 42 Fälle vor in den be⸗ kachbarten Orten Sandlos 12 und Hutzdorf drei. Die Zahl der für Juli bisher in Betracht kom⸗ nenden Fälle wird alsbald feſtgeſtellt werden. Abgeſehen von einzelnen Fällen, bei denen Rrankheitserreger in Wurſt und Fleiſch vermutet purden, iſt feſtzuſtellen, daß die meiſten ſonſtigen Erkrankungen auf den Genuß von Milch⸗ und Molkereiprodukte der Molkerei Raab in Schlitz zurückzuführen ſind. Die Milch war auch ſonſt häufig nicht paſteuriſiert. Überhaupt ſcheint eine tarke Nachläſſigkeit bei der Herſtellung von Mol⸗ kereiprodukten geherrſcht zu haben. Am 13. Juli fand eine Beſprechung zwiſchen den heſſiſchen und preußiſchen Geſundheitsſtellen tatt, bei der die Mißſtände in ernſte Beratungen zezogen und ſtrenge Kontrollmaßnahmen einge⸗ eitet wurden. Rinnthal, 26. Juli.(Von der Speicher: treppe geſtürzt.) Der Waldarbeiter Kuntz ſtürzte auf der Speichertreppe ſo ſchwer, daß er eine Zerſplitterung des rechten Armes und ſchwere innere Verletzungen davontrug. Herxheim, 27. Juli.(Motorradunglück.) Der Malermeiſter Stoll verunglückte mit ſeinem Motorrad auf der Straße Herxheim— Insheim infolge Glätte der Straße. Er ſtürzte ſchwer und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Aus Heſſen. onb Groß⸗Gerau, 27. Juli.(Schweres Mo⸗ torradunglück.) In der Nacht zum Don⸗ nerstag iſt auf der Straße nach Nauheim aus unbekannter Urſache ein Motorradfahrer mit einem Fuhrwerl zuſammengeſtoßen. Während der Soziusfahrer, dem ein Deichſelſplitter in die Bruſt ging, unmittelbar nach dem Unglücksfall ſtarb, wurde der Fahrer ſchwer verletzt. Fuhr⸗ mann Pferd und Wagen wurden kaum beſchädigt. Die Motorradfahrer waren die Brüder Ihrig aus Biſchofsheim, von denen Adam Ihrig den Tod fand. Badiſche Poſt. Walldorf, 27. Juli.(Der geheimnis⸗ volle Hühnerdieb.) Nach kurzer Pauſe nimmt der Hühnerdieb ſeine Tätigkeit wieder auf. In den letzten Tagen wurden wiederum wertvolle Tiere geſtohlen. In jedem Stall nimmt der Dieb immer nur ein, zwei oder drei Tiere mit. Die Gendarmerie konnte trotz reger Bemü⸗ hungen des Täters, der nun ſchon über 100 Tiere geſtohlen hat, noch nicht habhaft werden. Heidelberg, 27. Juli.(Bedeutſame Er⸗ weiterung des Heidelberger Tuber⸗ kuloſenkrankenhauſes.) Die Landesver⸗ ſicherungsanſtalt Baden hat die Abſicht, das dem⸗ nächſt in ihren Beſitz übergehende Tuberkuloſe⸗ krankenhaus in Heidelberg⸗Rohrbach mit einem Koſtenaufwand von 900000/ zu erweitern und in ein der Neuzeit entſprechendes Krankenhaus umzuwandeln. 5 Mannheim, 27. Juli.(Schwerer Einbruch. — Der Wächter wird geknebelt.) In der vergangenen Nacht wurde in eine Villa der Oſtſtadt, deren Bewohner verreiſt ſind, von etwa drei Perſonen, vermutlich mit Hilfe von Nach⸗ ſchlüſſeln eingedrungen. Der auf einem Ruhe⸗ bett gelegene Wächter wurde von den angeblich maskierten Räubern geknebelt und dann von einem der Täter unter ſtändiger Bedrohung mit einer Waffe genötigt, ſich ruhig zu verhalten. Die anderen Einbrecher durchſuchten inzwiſchen die 1 U mehr küſſen— nein, gewiß nicht— du brauchſt f nſſen, ſondern mehr noch an Ernſt und Pflicht⸗ gefühl und Beſtändigkeit. f Was ſollte aus dieſem bübſchen, tempera⸗ ment⸗ und anſpruchsvollen Mädel werden, wemn nicht ein gutſituierter Mann ſie heim⸗ führte und ihr all das bot, wonach ihre über⸗ ſchäumende Jugend und ihr Naturell ſo bren⸗ nend verlangte? 1 Und wo den in der jetzigen Zeit finden?. Da draußen am Tor ſtand ſie ja ſchon wie⸗ der, die kleine Hexe und ſtvich ſich gerade eine vorwitzige Locke aus der Stirn. Deutlich hob ſich ihr veizendes, ein wenig ſchnippiſches Profil mit denn feinen Näschen und der etwas kurzen Oberlippe vom dunklen Hintergrund der Kie⸗ fernwaldung ab. Sie ſchien mit jemandem zu ſppechen 15 leb⸗ haft, eifrig, voll Begeiſterung. Alles an ihr at⸗ mete Leben, Beweglichkeit. a Jetzt trat ſie etwas zurück. Ein Mann, den der Stillbeobachtende noch nicht erkennen konn⸗ de, ſprang gerade von ſeinem hochbeinigen Juchs, band das Tier an einen Baum und ſchritt an Loves Seite ins Haus. „Rolf Hinrichſen!“ murmelte Klaus Land⸗ vogt betroffen.„Hm, hm—!1“ Verſtimmt trat er vom Fenſter zurück. Er konnte ſich keine Rechenſchaft darüber ablegen, weshalb ihn Rolf Hinrichſens Hierſein unange⸗ nehm berührte. Er wußte ja, daß ſeine Mutter und die verwitwete Frau Major v. Bülow Ju⸗ gendfreundinnen geweſen waren. Und da Jol Hinrichſen vor einiger Zeit Einzug in feine Villa gehalten haben ſollte, die kaum eine vi Mer Baumwollſtrümpfe tragen, war auch nicht ge⸗] un Landau, 27. Juli. kiſch gebauter Mann in dem ſch auſes. Der Weinkeuer wurde auf⸗ 1 ſind im Gange. 1 10 0 Franzöſſſche Schikanen Für den Leonhard Tietz⸗ Konzern werden zur Zeit in einem in der Oſt⸗ bahnſtraße gelegenenen Gebäude die Parterre⸗ räume zu einem Einheitspreisladen umgebaut Im oberen Stockwerk wohnen drei deutſche und drei franzöſiſche Mietsparteien, unte ihnen ein franzöſiſcher Hauptmann, der wied, holt aus ſeiner deutſch⸗feindlichen Geſinnur kein Hehl gemacht hat. Während des Um baues hat dieſer Hauptmann wiederholt ſeine Verwunderung darüber Ausdruck gegeben, da⸗ die Deutſchen immer Geld für Bau⸗ und an dere Zwecke hätten, ſich dagegen von dei Reparationsleiſtungen drücken wollten. E ſtellte u. a. auch auf, die Wohnungseinrich tungen der franzöſiſchen Familien hätten ſtar äͤnter dem Umbau gelitten. Die franzöſiſch⸗ Behörden ſtellten nun an die Stadtverwaltu⸗ andau tatſächlich das Erſuchen. den 85 beſitzer zu veranlaſſen, den drei franzöſiſchen Wohnungsinhabern eine Geſamtentſchädigung von ungefähr 10 000 Franken zu bezahlen. Die Stadtverwaltung verwahrte ſich gegen eine ſolche Forderung, und verwies auf den durch die Rheinlandkommiſſion vorgeſchriebenen Weg in Entſchädigungsfragen und empfahl Anrufung der gemiſchten Bewertungskommiſ⸗ ſion. Die Franzoſen beſtanden aber weiter auf der Vermittlung der Stadtverwaltung zwiſchen Franzoſen und Hauseigentümer, unter Umgehung der Kommiſſion. Sie drohten im Weigerungsfalle mit Sanktionen; die Weiter⸗ führung der Bauarbeiten an dem betreffen⸗ den Hauſe würde verboten werden.— Die Sanktionen ſind bis jetzt nicht erfolgt, der Hauptmann hat aber einen neuerlichen Be⸗ weis ſeiner„Loyalität“ gegeben. Anläßlich eines Schlichtungsverſuches wurde feſtgeſtellt, daß der Hauptmann in einem friſch zemen⸗ tierten Bodenbelag auf dem Fußboden ſeiner Wohnung mit tiefen Rillen die Worte„Vive la france“ eingeritzt hatte. Wie man hört, haben die deutſchen Behörden Schritte wegen dieſer Sachbeſchädigung eingeleitet. Lokale Hachrichten Vom Sonntag. Abkühlung! Das war auch die Sig⸗ natur des geſtrigen Sonntag. Es war der letzte Sonntag im Juli. Ein ſchönes Stück vom Som⸗ mer haben wir bereits hinter uns. Der Auguſt ſteht vor der Tür. Dieſem ſagt man nach, daß er der Erntemonat ſei. Für unſere Gegend iſt auch der Juli ſchon Erntemonat. Ein großer Teil der Ernte iſt ſchon in der Scheuer. Im benach⸗ barten Heddesheim iſt dieſe ſo gut wie zu Ende. An der Bergſtraße, nach Darmſtadt und Frankfurt und im übrigen Maingebiet, beginnt erſt die Ernte. Alles ſitzt dort noch zu Haufen draußen. Wie hier, ſo wird auch dort die Sonne wieder herbeigeſehnt, damit ſie dem Landmann mitarbeiten hilft. Es iſt mal ſo, die Heu⸗ und Getreidernte braucht viel Sonne. Hoffen wir, daß ſie uns recht bald wieder ihre wärmenden Strahlen ſendet. Eine Hitzewelle wie die letzterlebte iſt gerade nicht dringlich. Nur warm ſoll es ſein und die Schleuſen des Himmels ſollen geſchloſſen bleiben. Und hauptſächlich ſolches Wetter wünſcht ſich die Landwirtſchaft, wo ſie mitten drinn ſteht in der Arbeit. Der Erntezeit, auch Erntewetter.— Sonſt war der geſtrige Aus dem Kunterbunt des Lebens Eine Tonne Lebertran für die fetteſte Fiſch⸗ lüge.— Die bevorſchußte Leiche.— Millionen⸗ legate in Wolkenkuckucksheim. (Unpolitiſche Wochen betrachtung) Die Phantaſie der Jäger hat den Freunden des Angelſportes offenbar ſchlafloſe Nächte be⸗ reitet. In den Vereinigten Staaten haben ſich daher die Angler zu einer Vereinigung zuſam⸗ mengeſchloſſen, um der Alleinherrſchaft des Jä⸗ gerlateins endlich ein ebenbürtiges Konkurrenz⸗ unternehmen entgegenſtellen zu können. Mit an⸗ deren Worten: es handelt ſich um die Konſtituie⸗ rung eines ausgeſprochenen Lügnerklubs, deſſen Erdichtungen ausſchließlich aus dem Reiche der Fiſche geſchöyft werden ſollen. Man wird alſo dem Jägerlatein ein Angler-riechiſch entgegen⸗ ſtellen, wobei es einzig und allein darauf an⸗ kommt, die ſchwindelhafteſten Geſchichten aus dem Waſſer zu fiſchen und die fetteſten Lügen aus dem Reiche Nevtuns zu angeln. Wer gegen dieſe oberſte Satzung verſtößt, wird wegen ehren⸗ rührigen Verhaltens ohne Gnade aus dem Klub der Angler⸗Griechen ausgeſtoßen. Für die ſaf⸗ tigſte Fiſchlüge iſt bereits ein Wettbewerb aus⸗ geſchrieben und für den Sieger eine Tonne Le⸗ bertran ausgeſetzt worden. Um dieſe bewerbe ich mich hiermit durch Veröffentlichung der tra⸗ Liſchen Geſchichte eines Knolors, der von einem Jiſch ertränkt wurde. Die Begebenheit hat ſich in der Nähe des engliſchen Hafens Brighton zu⸗ getragen. Das Opfer war ein ſyortgeſfhter athle⸗ chte iſt 1 5 i fer 1015 b ie Geſchichte iſt umſo trauriger, an es ſich noch dazu um einen Namensvetter des bekannten engliſchen Miniſters Grey handelt, der fret mit Leidenſchaft dem Angelſport hal⸗ mit beſonder 18 8 N 1 iſcher betätigte. Der ute 1 0* man de ans Ganze zu gehen Ein denkwürdiger Tag in Rom Der Payft tritt- ſeit 1870 zum erſten Male aus dem Vatilan Der„K. V.“ entnehmen wir nachſtehenden Bericht aus Rom. Der Papſt tritt erſtmals aus dem Vatikan und erteilt Rom, Italien und der Welt den euchariſtiſchen Segen. Ueber dem Petersplatz über den Menſchenwogen, ragt vor dem Eingang der Baſilika, weithin ſichtbar, der Altar. Der Heilige Vater naht, das Sanktiſſimum anbetend, auf dem ſogenannten„Talamo“, getragen unter einem Baldachin, zur Seite die hiſtoriſchen Fla⸗ belli. Kardinäle, unzählige Biſchöfe, Prälaten, Prieſter, Ordensleuite und Alumnen umſtehen den Altar, brennende Kerzen in den Händen hal⸗ tend. Auf der Loggia del Maggiornata haben ſich das Diplomatiſche Korps und die römiſche Ariſtokratie verſammelt. Der Preſſe waren be⸗ ſondere Plätze auf einer Loggia der rechten Ko⸗ lonnade vorbehalten. Italieniſche Truppen in beträchtlichem Aufgebot erweiſen dem Papſte mit dem Allerheiligſten militäriſche Ehren. Ein denkwürdiger Tag! Am Abend des 19. September 1870 hatte Pius IX. die letzte Aus⸗ fahrt unternommen. Die Scala Santa auf den Knien hinaufſteigend, fleht er vor dem altehr— würdigen Salvatorbild für Volk und Kirche. Dann ſchließt er ſich für immer in den Vatikan ein, als Hüter des Wohles und des Rechtes der Kirche. Pius XI. erteilt an ſeinem Krönungstage erſtmalig wieder von der Außenloggia der ju— belnden Menge den Segen urbi et orbi. Das Morgenrot einer neuen Aera leuchtet. Heute, im Jubeliahre, erhält des Papſtes eigenſtes, welt⸗ geſchichtlich bedeutendſtes Werk die euchariſtiſche Weihe. Neu und eigenartig war die Teilnahme von fünftauſend Seminariſten aller Nationen. Stun⸗ denlang dauerte der Zug, der, vom Petersdom ausgehend, durch die rechte Kolonnade, über den Platz, durch die linke Kolonnade zurück ſich be⸗ wegte und um den Altar auf dem freien Platz zum Segen ſich gruppierte. Hofchargen, Ritter⸗ orden, päpſtliche Garden in Gala— ein farben⸗ prächtiges Bild. Jubel ſteigt aus aller Herzen wie ein Hymnus der Katholizität in die herein⸗ ſinkende Nacht. Die Baſilika im Schmuck koſtbarer hiſtoriſcher Arrazzi(Gobelins) und Tücher aus rotem Damaſt leuchtet auf im Glanze tauſender Lichter. Ein überwältigender Anblick! Der Weiheſtunde Sinn und Bedeutung erklärte ein Aufruf des Kardinalvikars an das römiſche Volk: Der wieder hergeſtellte Friede iſt beſiegelt, der Frieden Chriſte Italien wiedergegeben. Der Papſt ſetzt ſein Vertrauen auf Gott allein. Niſi dominus cuſtodierit civitatem, fruſtra vigilat, zui cuſtodit eam. Der Friedenswunſch des Erlöſers wird der Menſchheit erneut dargeboten: Pax hominibus bonge voluntatis! Die Glocken von St. Peter läuten es über Line halbe Stunde lang begleiten ſämtliche Glocken der Ewi gen Stadt und tragen zum Himmel das gläubiger Herzen: Verlaß Deine Herde 1 Ewiger Hirte, ſondern durch Deine heiligen Apoſtel ſteh' ihr bei mit ewigem Schutz. Sonntag ein ſehr guter Wandertag, zu dem er auch weidlich ausgenutzt wurde. Viele fanden auch wieder Erfriſchung in den Strandbädern. Das Bierkellerfeſt, mit dem die Aus⸗ tragung der Radortsmeiſterſchaften für 1929 ver⸗ bunden war, hatte recht großen Beſuch aufzu⸗ weiſen. Die Ortsmeiſterſchaft errang die„Soli⸗ darität“ bei ſehr ſtarker Konkurrenz. Auch ſonſt war der unterhaltende Teil ſehr gut gewählt und die Stimmung während der ganzen Dauer des Feſtes ausgezeichnet. Annähernd 20 Hektoliter Bier wurden verzapft. Auch viele Eßwaren wurden vertilgt. Der Katholiſche Arbeiter- Verein weilte bei ſeinem Bruderverein in Waldhof. der ſein 20 jähr. Stiftungsjubiläum feierte. Unter den Klängen der Di. Kapelle fanden ſich viele Feſtteilnehmer ein. Auch ſonſt war die Feſtanteil⸗ nahme ſehr ſtark. In den Kreiſen der katholiſchen Arbeiterſchaft erfreuen ſich die konfeſſionellen Vereine immer größerer Sympathie. Die Zunahme iſt in den letzten Jahren in erfreulicher Aufwärtsent— wicklung. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 4 wegen Ruheſtörung, 7 wegen Uebertretung der Verkehrsordnung(darun- ter 4 Radfahrer, 3 Kraftfahrer) 2 wegen Dieb-⸗ ſtahl, 2 wegen Betrug.— In einem Lokal ent- ſtand geſtern wegen geringfügiger Zurechtweiſung eine Rauferei. Die bald erſchienene Polizei ſorgte für Ruhe und Ordnung. Die 28. im Mannheimer Sta⸗ dion. Am Sonntag, den 4. Auguſt marſchiert die DJK. im Mannheimer Stadion auf. Es empfiehlt ſich für die hieſigen Anhänger u. Freunde, den Aufruf in heutiger Nummer zu beachten und für regen Beſuch zu ſorgen. * Vorfaſſungsfeier. Der Oberrat der Israeliten hat angeordnet, daß am Verfaſſungs⸗ tage oder am vorhergehenden Sabbat beim iſrael. Gottesdienſt durch ein beſonderes Gebet oder eine pflegt, angelte ſelbſtperſtändlich nur auf Groß⸗ fiſche. Als Köder bediente er ſich eines Herings, der unglücklicherweiſe eine Lieblingsſpeiſe des Rochen bildet. Gänzlich unbeachtet ließ der ju⸗ gendliche Leichtſinn des Draufgängers hierbei die Warnungen der in jener Gegend beheimate⸗ ten berufsergrauten Fiſcher, daß in der Nähe von Brighton häufig rieſenhafte Rochen ſich ge⸗ zeigt hätten. Dieſe Leichtfertigkeit wurde dem herkuliſch geauten Angler zum Verhängnis. Ein Roche, deſſen Gewicht ſpäter auf gut eineinviertel Zentner feſtgeſtellt wurde, nahm mit Wonne den leckeren Köter an. Vom Lande und von den an⸗ deren Booten aus konnte man alsbald beobach⸗ ten, wie der mächtige Roche in größter Aufre— gung über die Waſſerfläche ſprang und das Boot mit dem Angler, der den Kampf auf Leben und Tod aufnahm, hinter ſich herzog. Schließlich er⸗ wies ſich in dem atemberaubenden Ringen der Roche als der Stärkere. Der Angler, der die Rute mit eiſernem Griff umklammert bielt, wurde in großem Bogen aus dem Boote geriſ⸗ ſen und von dem Ungeſtüm in die Tiefe gezogen. Erſt Tage ſpäter gelang es, den Körper Greys aufzufinden. Die Leiche war an den Strand ge⸗ trieben worden und die Hände des Opfers ſeines Sports waren im Tode feſt um die Angelrute verkrampft. Der Roche muß alſo den Angler in eine erhebliche Tiefe hinabgezogen und ſeinen Gegner auf dieſe Weiſe ertränkt haben. Im Anſchluß an die vorgetragene Geſchichte möchte ich bemerken, daß ich ſie doch lieber„außer Wettbewerb“ wiedergegeben haben möchte. Denn einmal bin ich kein Freund von Lebertran, habe zweitens keine damit zu beglückenden Kinder erzeugt, zum dritten iſt es eine fette Lüge, daß dieſe Geſchichte Anglerg riechiſch ſei. Da ganz im Gegenteil die Geſchichte buchſtäblich wahr iſt, ſo habe ich in Wirklichkeit meine Leſer doppelt beſchwindelt. 5 f, gung ſeines dereinſtigen Todesfalle or der Seit ins Haus ge chick wird. Dieſen bitteren beſondere Anſprache gedacht wird. Vereins ⸗ Anzeiger Turnerbund. Wochenplan: Montag von 8 bis 10 Uhr Turnerinnen. Dienstag von 9—11 Uhr Geräteturner, Sportler u. Jugend. Mitt⸗ woch 7—9 Uhr Hand- und Fauſtballtraining auf dem Sportplatz. Donnerstag 7—9 Uhr Training für Leichtathleten. Freitag von 9 bis 11 Uhr Geräteturner, Sportler und Jugend. Sonntag nach dem Hauptgottesdienſt Training ſämtl. Sportarten auf dem Sportplatz. Wir bitten, daß die Trainingszeiten genau eingehalten werden. Der Turnausſchuß. Zentralverband der Arbeitsinvaliden u. Witwen Deutſchlands, Ortsgruppe Viernheim. Dienstag Abend 8 Uhr findet in der Kanone eine drin— gende Vorſtandsſitzung ſtatt. Ich erwarte voll- zähliges Erſcheinen Adler. der Bedeutung des Tages Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 297 Stück Verkauft: 218 Stück Milchſchweine das Stück 22—37 Mk. Läufer das Stück von 40—68 Mk. Sport. Waldſportplatz. Viernheim 1.— Sprendlingen b. Frkft. 1. „ Privat— 08 Lindenhof Privat Di K.⸗Sport Viernheim Reſerve— Bürſtadt komb. Viernheim 1.— Bürſtadt 1.(Handball) Ohne Reklame kein Erfolg 4275 F 5 der walge er 5 J. R. Biernhe m Suüd⸗ 2 e am 4. Auguſt 1929 Stadion Mannheim. An die kath. Jugend Pieruheims! Nur noch wenige Tage trennen uns von dent großen Feſte der kathol. Jugend, vom„Südweſt⸗ deutſchen Länbertreffen“ der D. J. K. vom 2. bis 5. Auguſt im Stadion Mannheim. Mit höchſtem Intereſſe verfolgen die neutrale Welt und insbe⸗ ſondere die neutralen Sportverbände unſere Vorbe⸗ reitungen und machen keinen Hehl daraus, daß ſie mit ſcharfen Augen darauf achten, ob wir wirklich die Maſſen der Jugend hinter uns haben, ob es uns gelingen wird, mehrere tauſend Sportler und Turner in der Kampfbahn aufmarſchieren zu laſſen, u. ob die Bevölkerung tatſächlich unſere Sache ſo hoch einſchätzt, daß ſie mit 30 000 bis 35000 Zu⸗ ſchauern die weiten Runden des Stadions füllt. Im anderen Lager tut man das nötigſte, die Maſſen am nächſten Sonntag zn zerſtreuen! Es gilt! Vom 2. bis 5. Auguſt, insbeſon⸗ dere aber am Sonntag, den 4. Auguſt, muß die D. J. K. in Mannheim dominieren! Sie muß der Stadt des Handels und der Induſtrie ihr Ge⸗ präge geben! Deshalb rufen wir euch zu: Kommt! Kommt in Maſſen! Mannheim erwartet aus der Provinz und der Nachbarſchaft eine ſtarke Beteiligung der D. J. K. Gruppen und ſonſtige Intereſſenten. Es findet kein Feſtzug ſtatt! Vielmehr vücken die Vereine in geſchloſſenen Abteilungen durch dte Straßen der Stadt. Die D. J. K. Viernheim wird mit 16 aktiven Mannſchaften in Sportdreß mit Muſikkapelle und alle ſonſtigen Teilnehmer, von der Feuerwache durch die Breite Straße nach dem Tatterſall marſchieren zum Stadion. Fahnen und Wimpel aller Art ſind erwünſcht. Abfahrt 11,16 Uhr O. E. G. oder Sonderzug. An den Wettkämpfen nehmen 10 aktive Leichtathleten und 1 Turner teil. Antreten der aktiven Teilnehmer 9 Uhr vorm. auf der Hauptkampfbahn. Programm: 2 Uhr nachm. Einmarſch in das Stadion. Koſtenpunkt: 1. Teilnehmerkarte: Am beſten und billigſten fährt, wer ſich eine Teilnehmerkarte für die ganze Tagung vom 2. bis 5. Auguſt löſt. Dieſe Karte berechtigt zum freien Eintritt für ſämtliche Veranſtaltungen. Ferner erhalten die Inhaber dieſer Karte von der O. E. G. bei Vor- zeigung ihrer Teilnehmerkarte eine verbilligte Fahr⸗ karte zu 1 RM., mit der ſie für die Zeit der Tagung(d. i. vom 2. bis 5. Auguſt) die betref⸗ fende Strecke der O. E. G. beliebig oft befahren dürfen. 2. Sie Einzelkarten bei der Hauptveranſtal⸗ tung am Sonntag nachm. koſten 3.—, 1.50 und 50 Pfg. Stehplatz, Kinder u. Erwerbsloſe 30 Pfg. Die Einmarſchkarte für die Sportler im Dreß koſtet 30 Pfg. und berechtigt zum Eintritt ins Stadion vor- und nachm. 3. Hauptveranſtaltung im Stadion. 2 Uhr Feſtlicher Einmarſch. Anſprache durch den Schirm⸗ herrn Weihbiſchof Dr. W. Burger. 3 Uhr Ver⸗ einsriegeturnen. 4 Uhr Leichtathletiſche Endkämpfe, Reigen. 4 ¾ Uhr Fußballſpiel Weſtdeutſchland— Süddeutſchland. Halb 7 Uhr Siegerehrung. Das vollſtändige Programm iſt in der Reklametafel (Hofmann, Drehſcheibe) ausgehängt. Kath. Jünglinge und Jungmänner! Das Süddeutſche Ländertreffen muß eine machtvolle Kundgebung kath. Glaubenslebens wer— den, wie ſie Mannheim noch nicht geſehen hat. Und werbet! Werbet! Daß noch möͤglichſt viele ſonſtige Beſucher Euch nach Mannheim begleiten und das Stadion füllen! H. Vorgeſchmack von der Vergänglichkeit des Le⸗ bens auszukoſten hatte der Ingenieur einer Pa⸗ riſer Maſchinenfabrik, Monſieur Lecombe. Die Giftpille wurde dadurch noch in beſonderer Weiſe verſchärft, daß gemeiner Weiſe der Ueberbringer der Todesbotſchaft ſich die ſonntägliche Früh⸗ ſtücksſtunde des Herrn Lecombe dazu ausgeſucht hatte, um dem lebenden Lecombe einzureden, deſ⸗ ſen ſterblicher Teil ſei in Wirklichkeit für den Totengräber reif. Gerade verzehrte Herr Le— combe mit größtem Behagen ſein erſtes, dick be— legtes Weißbrötchen, als es an der Türe ſchellte. Unmittelbar darauf erſchien das Mädchen mit einem prächtigen Kranze aus ſchönen roten Ro— ſen mit einer breiten weißen Schleife, auf der zu leſen ſtand:„Unſerem hochverehrten Herrn Lecombe— die Arbeiter der Fabrik.“ Herr Le— combe blieb der Biſſen im Halſe ſtecken, er war vor Schreck halbtot. Das Mädchen vermochte nur anzugeben, daß der Kranz von einem Ladenfräu— lein überbracht worden ſei. Fünf Minute ſpäter klingelte es erneut und jetzt öffnete Herr Le— combe perſönlich. Vor ihm ſtand ein Junge, der zur Abwechſlung einen Kranz mit weißen Roſen und einer prächtigen roten Schleife mit der Be⸗ ſchriftung überreichte:„Ihrem treuen Chef, Herrn Lecombe,— die Angeſtellten des Inge— nieurbüros.“ Die ganze Familie geriet in größte Aufregung. Wutſchnaubend brüllte der lebende Tote den Bengel an. daß er hinter falſchen Tü⸗ ren Leichen wittere. Aber Herr Lecombe mochte ſich zu Tode brüllen, man ſuchte ihn im Laufe des Vormittags noch zu ſehr wiederholten Ma⸗ len durch Kranzſpenden mit entſprechenden Wid⸗ mungen in dicken goldenen Buchſtaben davon zu benachrichtigen, daß Herr Lecombe auf dieſer Erde nichts mehr zu ſuchen habe. Die Polizei wurde in Bewegung geſetzt, Detektive wurden auf die Spur des Kranzſpenders gehetzt, bis ſich endlich herausſtellte, daß ein von Herrn Le⸗ combe entlaſſener Arbeiter das Bedürfnis ge⸗ fühlt hat, Herrn Lecombe von dem Tode des Herrn Lerombe zu überzeugen. Dieſer Gemüts⸗ menſch hatte in d. verſchiedenſten Geſchäften die koſtbaren Kränze beſtellt mit der Angabe, daß der Preis keine Rolle ſpiele, da unter dem Per— ſonal der Fabrik für den Verſtorbenen eine Sammlung veranſtaltet werde. Der durch Herrn Lecombe arbeitslos gemachte Arbeiter hatte durch dieſes Verfahren das Angenehme mit dem Nützlichen zu verknüpfen gewußt, nämlich Rache mit Trinkgeld, das er für ſeine Bemühungen von den Blumengeſchäften erhielt, Herrn Le— combe aus Rache kalt machen. a. Raſch tritt der Tod den Menſchen an, dachte ein Advokat in Indianopolis, Herr Lalta, und ſo machte er beizeiten ſein Teſtament. Anderer⸗ ſeits hatte derſelbe Herr Lalta richtig ausgerech— net, daß von heute zu morgen aus einem kleinen Vermögen auf dem gewöhnlichen Wege der Ver⸗ zinſung kein großes zu werden pflegt. Aber ein Advokat weiß ſich immer zu helfen. Alſo ſetzte Herr Lalta 50000 Dollar für wohltätige Zwecke aus mit der ganz kleinen Bedingung, daß bis zum Jahre 2129 dieſe Stiftung zunächſt aus Zin⸗ ſeszins gelegt werden müſſe. In 200 Jahren werde die Stiftung dann auf 160 Millionen Dollar angewachſen ſein. Die Großzügigkeit des Herrn Lalta ergibt ſich weiter daraus, dez er auch über dieſe 160 Millionen für das Jahr 2129 in generöſer Weiſung Verfügung getroffen hat. Er ſetzt alſo 47 Millionen für eine Lalta⸗Univer⸗ ſität aus, mit der er ſeine Geburtsſtadt Legonier erfreuen will. 35 Millionen ſollen für die Er⸗ richtung eines Konſervatoriums in Indianopolis Verwendung finden und gleichfalls 35 Millionen opfert der hochherzige Spender auf eine doppel⸗ ten Altar der Liebe, indem er ſeine verſtorbene Gattin durch eine Carrie⸗Lalta⸗Bibliothek ehrt und durch die Gründung als ſolc“ einen Mit⸗ bürgern ab 2129 die Segnungen er weitge⸗ henden Bildungsmöglichkeit zuteil werden läßt. Für Ausſteller von faulen Wechſeln au, die Zu⸗ kunft iſt durch dieſen Präzedenzfall endlich die Möglichkeit geſchaffen, ſich auf Lebenszeit von allen Gläubigern zu befreien. Larifari.