ung. ee Viernheimer Anzeiger ee Viernheimer Zeitung werden nachgenannte Allmendgrundſtücke auf die e täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. Alernheimer Tageblatt— Bternheimer Nachrichten) (Biernheimer Bürger- Zig.— Viernh. Volksblatt) Dauer der Genußzeit auf dem Ortsgerichts büro dahier, öffentlich freiwillig verpachten ek. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ 1. Filbeck Nikolaus 3.: Erlen 4. Gewann, Nr. 8; kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Geschäftsstelle u. von ſamtüchen Annoneen-Erpeditionen Deutschlands u. beg Auel Sauwaſem 1. Gewann, Nr. 24; Oberbruchweide Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 9. Gew., Nr. 20; Oberlück 2. Gew., Nr. 14. 2. Hofmann Kaſpar 1.: Vierruthen Nr. 94; 5 5 ernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Plaz vorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnah Dreirutheun Nr. 38. Frantz a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. an bestimmt vorgeſchriebenen Tagen kann 105 ne 6256 0 ch i Anden een Kuapp Joh. 3. Witwe Eliſabetha Franziska Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige e en koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ e e größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer —— 8 — m mer erst einweichen und zuar abends vor dem Waschen mit Dalket Dmamnean Serſenpluuſie Marke Schwan aut drei Eimer Wasser. Morgens kocht man ein Mertelsfündchen mit N S0 allein ist's richtig. So allein macht's Spaß! ä — geb. Frank: Unterbruchweide 14. Gew., Nr. 27. „Neuhäuſer Nikolaus 2. Witwe Eva Luiſe geb. Mögel: Unterbruchweide 1. Gew., Nr. 8; Oberlück 3. Gewann, Nr. 20. Weiduer Joh. Adam 1. Witwe Margareta Dorethea geb. Klein: Oberlück 5. Gewann, Nr. 68. Viernheim, am 8. Auguſt 1929. Heſſ. Ortsgericht Viernheim Schuchmann. Y YYY Nalurhell-Pranls Herm. M. Ritter Magen, Herz, Lunge, Nieren, Galle, Haut, Epilepſie, Hämorrhoiden, Nerven, Hals, Fieberkrankheiten, Bettnäſſen uſw. uſw. Gewiſſenhafte Behandlung. Kein Teeverkauf. Kein vorübergehender Aufenthalt. Nur von den meiſten Krankenkaſſen anerkannte Arzneimittel. Mernnelm, Büürstaer str. 16 Sprechſtunden tägl. 9— 11 u. 2—6 Uhr Komme auf Wunſch jederzeit ins Haus Bekanntmachung. Betr.: Stromunterbrechung. Wegen dringender Reparaturarbeiten an der Zuleitung wird von Seiten des Kraftwerks Rheinau am Sonntag, den 11. ds. Mts. von vormittags 11 Uhr bis nachmittags 4 Uhr der Strom abge⸗ ſ1tellt. nis zu nehmen. Viernheim, den 9 Auguſt 1929. Heſſiſche Bürgermeiſterei: Lamberth. SS Kirchweihe Wallstadt Hütte nfeld Zum„Prinz Max“„Zur Krone“ wozu höfl. einladet Kapelle Hanf- Blank. nem Geſchäfts⸗Eröffnung und⸗Empfehlung! Der verehrlichen Einwohnerſchaft zur gefl. Kenntnis, daß ich das Geſchäft meines verſtorbenen Meiſters u in Mannheim, T 42(Ii, käuflich erworben habe und daſelbſt meine Schuhmacherei u. Mangeschäft betreibe. Meine langjährige praktiſche Erfahrung ſetzt mich in die Lage, allen Anforderungen Rechnung tragen zu können und bitte um ge⸗ neigten Zuſpruch Hochachtungsvoll Georg Jöſt, Schuhmacher NB. Annahme für Viernheim im Hauſe meiner Eltern, Bismarckſtr. 33. Sonntagſchuhe wolle man bitte bis ſpäteſtens Freitag Abend abgeben. D. O. fachagdagaana im„Deutschen Kaiser“ wozu höflichſt einladet Der Wirt: Kapelle: Gärtner ⸗Seibert. Sonder- Angebot! Ia Malaga 1.50 Rathaus⸗Drogerie P. Mos kopp S Sr r r ———— Wieder zuruck! Dr. EKert r . gahn-H rt e Wir bitten die Intereſſenten davon Kennt- 8 ö eimarbeit schriftl. Vitalis- Verl. München C4 Versicherung. heim zu verg⸗ ben. faahadallddhdd ldddhd maͤddddddd alddahd allddddnp ͤdgdhepp Jldddhn add cle fſanzsport-Kapelle Viernhelm 8 1. Violine, Saxophon, 2. Violine .— Original-Jazz, Klavier— Modern wie die nächste Minute! ladet höflichst ein Der Wirt zum schwarzen Adller faggaggaggaggagmmamamam F. Zum Kirchweihfest in Käfertal Tanzsport-Kapelle — l 2 an den Verlag dieſer Zeitung. Wo gehen wir morgen Sonntag hin? Zur Verfaſſungsfeier in den a Goetheſchulhof! Große Geſellſchaft hat ihre Vertretung für Mern⸗ Angeb. unter I. F. Mr. 122 des beſel Saasen 1 a me! Akademiker und Verfaſſung 8 Von Reichskan ler a. D. Bedauerlicherweiſe haben wir gelegentlich der an verſchiedenen Univerſitäten ſtattgefundenen Verfaſſungsfeiern feſtſtellen müſſen, daß auch in den Kreiſen der katholiſchen Studenten noch nicht die volle Erkenntnis über die Pflicht vorhanden iſt, die gerade ſie angeſichts der modernen Ent⸗ wicklung und der zerrütteten Lage unſeres Volkes dem Vaterlande gegenüber zu erfüllen haben. Immer noch ſtehen Akademiker zweifelnd und ſchwankend der Verfaſſung von Weimar gegen⸗ über. Ich will hier nicht auf die überaus wert vollen Beſtimmungen hinweiſen, die die Vev ſaſſung über das Eigentum, über die Pflichten des Grundeigentümers, die Pflichten des Ge⸗ meinſchaftslebens, über das Elternrecht, die Re⸗ lgions⸗ und Gewiſſensfreiheit enthält; ich will nicht davon ſprechen, daß ſie für die katholiſche Kirche und den tatholiſchen Voltsteil endlich die Freiheit gebracht hat, um die bis zum Jahre 1919 vergebens gekämpft worden iſt; ich möchte hier nur kurz die ſtaatsrechtliche und moraliſche Ver⸗ bindlichkeit der Weimarer Verfaſſung darlegen. Unbeſtreitbar und unzweifelhaft iſt die Ver⸗ faſſung von Weimar ſtaats rechtlich als rechtsverbindlich zu erachten. Auf Grund des freieſten Wahlrechts haven die deutſchen Staatsbürger, nachdem die bisher be— ſtehende ſtaatliche und bürgerliche Ordnung ver— michtet war, ihre Abgeordneten zu einer verfaſ— ſunggebenden Nationalverſammlung gewählt. In ruhiger, ungeſtörter und eingehender Beratung hat die Nationalverſammlung d. Verfaſſungswerk vollendet und mit großer Mehrheit angenom⸗ men. Nach den Beſtimmungen dieſer Verfaſſung hat dann der Reichspräſident unter dem 11. Aug. 1919 die Beſchlüſſe der Nationalverſammlung öffentlich bekanntgemacht. Nach dieſen Vorgängen kann gegen die rechtliche Verbindlichkeit der Wei⸗ marer Verfaſſung kein Bedenken erhoben werden. Was die moraliſche Seite der Frage anlangt, ſo ſind wir Katholiken in der glück⸗ lichen Lage, die klare und unzweideutige Entſcheidung der höchſten Autorität, die für uns Katholiken zu gelten hat, für uns in An euch nehmen zu können. Papſt Leo XIII. hat bereits vor 40 Jahren mit prophetiſchem Sinne die jetzige Entwicklung Eu⸗ ropas, das Zunehmen demokratiſcher Staatsein⸗ richtungen, vorhergeſehen. In den denkwürdigen Schreiben an die franzöſiſchen Katholiken vom 16. Februar und 3. Mai 1982 hat er in zutref⸗ fender Weiſe die Verhältniſſe geſchildert, wie ſie ſich bei uns Ende 1918 entwickelt haben. Trotzdem die franzöſiſche Republik ſchon ſeit 20 Jahren beſtand, vermochten die franzöſiſchen Katholiken ſich noch nicht zu einer vollen und freudigen An⸗ erkennung der republikaniſchen Staatsform durch⸗ zuringen. Der Hl. Vater legte ihnen nun ein⸗ gehend die Gründe dar, die ſie zur Anerkennung u. zur Beobachtung der republikaniſchen Staats⸗ verfaſſung auch vom katholiſchen Standpunkt aus verflichteten. Prof. Tiſchleder in Münſter hat das große Verdienſt, die hier in Betracht kommenden Fragen eingehender Erörterung unterzogen zu haben. Es ſei hier auf ſein Werk:„Die Staats⸗ lehre Leo XIII.“(M. ⸗Gladbach 1925 Volksver⸗ einsverlag) und Staatsgewalt und katholiſches Gewiſſen“(Frankfurt⸗M, Carolus⸗Druckerei 1927) hingewieſen. Hier ſoll nur der entſcheidende Satz aus dem Schreiben vom 16. Februar 1892 mit⸗ geteilt werden: Der Hl. Vater weiſt zunächſt darauf hin, daß die in einer beſtimmten Nation beſtehende Regierungsform doch nie⸗ mals als endgültig betrachtet werden könne. Nur die Kirche Jeſu Chriſti habe ihre Regierungs- form bewahren können und werde ſie ſicherlich auch weiter bewahren bis zum Ende der Zeiten. Er wirft dann die Frage auf, wie denn die po⸗ litiſchen Veränderungen vor ſich gin⸗ gen. Er fährt dann fort:„Sie ſind mitunter die Folge heftiger, oft ſogar blutiger Kriege, durch welche die bisherigen Regierungen tatſächlich verſchwinden, dann herrſcht Anarchie; bald iſt die öffentliche Ordnung bis in ihre Grundlagen Aumgeſtürzt. Damit tritt eine gebieteriſche Not⸗ wendigkeit an die Nation heran: Sie muß ohne Verzug für ſich ſelbſt ſorgen. Wie ſollte fie nicht das Recht, ja mehr noch die Pflicht haben, ſich zu ſchützen vor einem Stand der Dinge, der ſie aufs tiefſte erſchüttert, und den öffentlichen Frieden in der früheren Ruhe Ordnung wieder herzuſtellen! Nun wohl, ſchaftliche Notlage rechtfertigt die nd Exiſtenz neuer Regierun⸗ e Formen ſie auch immer Dr. Marx, M.d. R. annehmen! Denn ver der Vorausſetzung, von der wir ausgehen, ſind dieſe neuen Regierungen unbedingt erforderlich durch die öffentliche Ord- nung, da jede öffentliche Ordnung ohne eine Re⸗ gierung einfachhin unmöglich iſt.“ Nachdem dann der Hl. Vater weiter auseinanderſetzt, daß jede ſtaatliche Gewalt als ſolche unter jeder Vorausſetzung und in jedem Falle von Gott ſei:„denn es gibt keine Gewalt als von Gott“, fährt er fort:„Sobald darum dieſe neuen Re— gierungen, welche dieſe unwandelbare Gewalt verkörpern, konſtituiert ſind, iſt ihre Annahme nicht nur erlaubt, ſondern geboten. Geboten nämlich durch die Notwendigkeit des geſellſchaft⸗ lichen Wohls, das ſie geſchaffen hat und erhält.“ Leo XIII. behandelt dann auch noch einen Einwand, den man auch jetzt noch vielfach ge⸗ genüber der deutſchen Republik hört, nämlich, „ſie ſei von ſo antichriſtlichen Geiſt erfüllt und beſeelt, daß kein ordentlicher Menſch, geſchweige denn ein Katholik, ſie mit gutem Gewiſſen aner⸗ kennen könne. Der Papſt widerlegte auch dieſen Einwurf und ſagt, man müſſe unterſcheiden zwi⸗ ſchen den verfaſſungsmäßig beſtehenden Gewal— ten und der Geſetzgebung. Auch unter einer Re— gierung mit der beſten Regierungsform könne die Geſetzgebung eine abſcheuliche ſein. Die Ge⸗ ſetzgebung ſei das Werk der Menſchen, die die öffentliche Gewalt bekleiden und tatſächlich die Nation regieren. Die Qualität der Geſetze binge in beſonderem Maße von der Qualität der Min- ſchen ab. Nachdem er darauf hingewieſen, daß die Geſetzgebung Frankreichs mehrfach ſich vor feindſeligen Abſichten gegen die Religion hab leiten laſſen, ſpricht er die Mahnung aus: „Alle Gutgeſinnten müſſen ſich unter Bei⸗ ſeiteſetzung politiſcher Meinungsverſchie⸗ tz denheiten zuſammenſcharen, unt wie ein Mann mit allen geſetzlichen und er⸗ laubten Mitteln dieſe andauernd zunehmenden Mißbräuche der Geſetzgebung zu bekämpfen.“ Die in dieſem Schreiben feſtgelegten Grundſätze werden dann noch in einem weiteren Schreiben vom 3. Mai 1892 des näheren erläutert und be kräftigt. Wir Katholiken müſſen uns glücklick ſchätzen, in dieſer wichtigen nationalen Frage auch im Gewiſſen uns eins zu fühlen mit dem (Stellvertreter Chriſti. Die Erkenntnis, daß wir auf dem richtigen Wege ſind, wenn wir die Verfaſſung von Weimar als Staatsgrundgeſetze ehren und achten, ſoll aber für die Akademiker auch eine Veranlaſſung zu dem Vorſatz ſein, ihre ganze Kraft dem Vaterlande und dem Volke zu widmen und, was an ihnen liegt, dafür zu ſorgen, daß in der deutſchen Ge⸗ ſetzgebung die wertvollen Grundſütze der Reichsverfaſſung in chriſtlichem Sinne aus⸗ gelegt und zur praktiſchen Anwendung gebracht werden. el Die Arbeitsloſenverſicherungsreſorm Berlin, 9. Auguſt. Das Reichsarbeitsminiſte⸗ rium hat jetzt den Entwurf über die Arbeits— loſenverſicherungsreform fertiggeſtellt. Er ſoll heute dem Kabinett vorgelegt werden. Am 15. Auguſt tritt bekanntlich der ſozialpolitiſche Aus⸗ ſchuß des Reichstages zuſammen, um die parla— mentariſche Behandlung der Vorlage zu be— ginnen. Um das neue Ropublilſchutzgeſetz Die Vorarbeiten für das neue Republik— ſchutzgeſez ſind im Reichsinnenminiſterium ſoweit fortgeſchritten, daß das Neichskabinett den Entwurf gegen Ende dieſes Monats erledigen und Anfang September an den Reichstag weiterleiten kann. Auslanb Der Straßburger Bürgermeiſter aus der kommuniſtiſchen Partei ausgeſchloſſen. Paris, 8. Aug. Wie der„Temps“ aus Straßburg berichtet, hat der Bezirksvorſtand der Kommuniſtiſchen Partei in Straßburg den kommuniſtiſchen Bürgermeiſter Huber, ſowie einen ſeiner Mitarbeiter wegen ſchwerer Ver— fehlungen gegen die Partei-Diſziplin aus der Partei ausgeſchloſſen. Man wirft ihnen vor, daß ſie nicht nur mit den Klerikalen gemeinſame Sache gemacht hätten, ſondern daß Huber auch an Poincare patliotiſche Brieſe geſandt und am National- ſetertag das Straßburger Münter habe illu— minieren laſſen. NPoincare mieder geſund. Paris, 9. Aug. Der frühere Miniſter⸗ präſident Poincare gat geſtern zum erſten Mal wieder das Vett verlaſſen können. Er wird wahrſcheinlich in den nächſten Tagen aus der Klinik entlaſſen. Von flüfſigem Eiſen verbrannt Frankenthal, 9. Aug. 1929. Ein gräßliches Unglück ereignete ſich lt.„N. B. L“, bei der hieſigen Gußwerke-A.⸗G. Der 25⸗ jährige Eiſengießer Brenner war beauftragt, von einem Schmelzofen Eiſenſchlacke zu entfernen. Anſcheinend hat man überſehen, daß ſich in dem Ofen noch flüſſiges Eiſen befand, das ſich über den Arbeiter ergoß. Der Mann war ſofort eine lebendige Fackel. Die Kleider brannten ihm am Leibe ab. Lichterloh brennend ſtürzte er ins Büro, wo man ihm die erſte Hilfe angedeihen . In dem Augenblick, in dem das Unglück ge— ſchah, ging der Betriebsingenieur an dem be treffenden Ofen vorbei und wurde ebenfalls von der Glut an den Beinen getroffen. Auch er hat ſehr ſchwere Verletzungen davongetragen. Beide liegen in hoffnungsloſem Zuſtand im Krankenhaus. Homentauknahmen aus dem Haue Der kategoriſche Imperativ der Faſziften. Die italieniſche Delegation zur Haager Kon⸗ ferenz fand im Haag keine hurra- und hochrufende Kolonie. Sie wurde auf dem Bahnhof bei ihrem Eintreffen eigentlich nur von dem unermüdlichen holländiſchen Außenminiſter Beelaerts von Blok⸗ land empfangen, der von Sonntag Abend bis Montag Abend ſaſt zu jedem Zug auf den Staats⸗ bahnhöfen zu finden war. Beelaerts von Blok⸗ land iſt zwar ein energiſcher Außenminiſter, aber ein herzensguter Menſch und als man ihn fragte, wie er es denn bewerkſte ligen wolle, die 15 Dele⸗ gationen nacheinander zu empfangen, erklärte er gemütlich:„Ich werde mich halt auf dem Bahn⸗ hof einlogleren.“ Als er die Italiener empfing, folgte ihm der Schwarm der Photographen, die ſtändig wie ein Kometenſchweif hinter Beelaerts zu finden waren. Die Italiener ſtiegen aus. Eintge auffallend ſchöne Frauen dabel, eifrig im Geſpräch mit dem Adonis der Haager Konferenz, dem jungen 33 Jahre alten italieniſchen Unterſtaatsſekretär Grandi, nach deſſen Namen ſich im Haag bei jeder Auffahrt der Delegationen die Damen beſonders eifrig erkundigen. In dem Augenblick, als Bee⸗ laerts die Gäſte zu ihren Wagen begleiten will, ſchreit einer der Photographen mit Stentor⸗ ſtimme:„Zeg, bliſ'ris ſtaan!“, was einem deut⸗ lichen Kommando, ſofort ſtehen zu bleiben, gleich⸗ kommt. Es war nun ſicher, daß keiner unter den Italienern, der auch nur ein Wort holländiſch, konnte, aber die Stimme des kategoriſchen Im⸗ perativs wirkte auf die disziplinierten Faſziſten derartig zwing id, daß ſie auf der Stelle ſtillſtan⸗ den und ſich nicht vom Fleck rührten, bis ihnen die Photographen gnädig die Erlaubnis gaben, weiterzugehen. Der Friedensſalon. Die„Konferenz zur Liquidierung des Krie⸗ ges“— man at ſie ja ſchon längſt in eine„Haa⸗ ger Konferenz“ umgetauft— betritt überall hiſto⸗ riſchen Boden. Gleich am erſten Abend verſam⸗ melten ſich die Delegierten bei Briand in einem Salon, der eine intereſſante Vergangenheit hat. . ahrgang In dieſem Salon, in dem die 12 Hauptdelegier⸗ ten der ſechs„einladenden“ Mächte ſich zuſam⸗ menfanden, haben,— der Zufall will es— auch die einleitenden Beſprechungen zu den Eröffnun— gen der Haager Friedenskonferenz von 1899 und 1907 ſtattgefunden. Im gleichen Raume hat auch Ohm Krüger, der Präſident der ſüdafrikaniſchen Burenfrei— ſtaaten auf ſeiner berühmten Propagandareiſe für Freiheit und Recht der Buren ſeine erſten flammenden Aufrufe gegen die engliſche Willkür geſprochen, die damals ſo ungeheures Aufſehen erregten. „Neue Verwicklungen.“ Als die Delegierten dieſen Salon nach ihrer erſten mahrſtündigen Unterordnung, deren Schluß ſehr angeregt und teilweiſe ſogar ſehr heiter verlief, verließen, begleitete Briand ſeine Gäſte als guter Hauswirt bis an die Türe. Ein Diener hielt Dr. Streſemann, der im Geſpräch mit einem anderen Delegierten begriffen war, den Mantel ſo ungeſchickt hin, daß Herr Streſe⸗ mann vergeblich nach dem Aermel angelte. Bri— and betrachtete ſich die Szene ſchmunzelnd von der Seite und als der Kampf um die„Aermel⸗ kanäle“ kein Ende nehmen wollte, quittierte das Briand dumpf und hohl mit den Worten:„Mein Gott, was bahnen ſich denn da wieder für neue Verwicklungen an?“ Vor dem Ausgang der erſten Kammer im Binnehof haben die Photographen mit Leitern, Wagen, Tiſchen, Stühlen eine Barrikate gebaut, auf der ſie ſich wie eine gymnaſtiſche Pyramide mit ihren Apparaten gruppieren. Jede Dele— gation die aus der Tür tritt, wird mit Schnell— feuer empfangen. Das engliſche Dreigeſtirn, von dem man immer noch nicht weiß, ob Snowden, Graham oder Henderſon der bedeutendſte Pla— net iſt, tritt aus der Tür und gerät ins Sperr— feuer der Objektive. Im gleichen Augenblick ſchlägt aber im erſten Stock des Gebäudes ein tückiſcher Windſtoß eines der großen Fenſter mit Getöſe zu. Brechende Scheiben, Geklirr und ein wahrer Glashagel ergießt ſich über die Photo— graphenpyramide. Apparate wurden geſchwenkt, Hände erhoben. Menſchen ſtürzen, Geſchrei, all— gemeines Tohuwabohu. Graham, ein Rieſe von Figur und mit echt engliſchem Phleegma begabt, bleibt einen kurzen Augenblick ſtehen, betrachtet ſich die niederge— hende Lawine und ſpricht begütigend:„Aber, meine Herren, wauum ſo ſtürmiſch?“ Aus aller Welt Eine ſiziliſche Pulverfabrit in die Luft geflogen. Nom. 9. Aug. In der Nähe von Palermo flog eine kleine Puſverfabrik in die Luft. Dabei wurde ein Arbeiter getötet und drei ſchwer ver— letzt. Von der Transmiſſion in Stücke geriſſen. Duisburg, 9. Aug. Im Betriebe der Zement⸗ ſabrik auf der hieſigen Hütte Vulkan war ein jugendlicher Arbelter namens Paul Haß damit beſchäſtigt, einen Treibriemen auf die Transmiſ— ſionsſcheibe zu legen. Mit ſeinen Kleidern ge⸗ riet er dabei in das Getriebe der Transmiſſion und wurde mehreremale um die Kurbelwelle ge— ſchleudert. Haß wurde vollkommen zerriſſen, ſo— daß die Leichenteite zerſtreut umherflogen. Heinrich Zille geſtorben. Berlin, 9. Ang. Heinrich Zille, der bekannte Zeichner, Maler und Schilderer des Lebens der ärmeren Bevölkerung Berlins, iſt heute vormit⸗ tag im 72. Lebensjahre geſtorben. Neues Segelboot ſür Paul Miller. Charleſto“(Süd⸗Carolina), 9. Aug. Die hie— ige Burcerſchaft Abergab heute dem deutſchen Seefahrer Paul Müller für ſein am 88. Juni im Starm adiunkenes Segelboot. ut dem er obne Begleitung den Ozean überquert hatte, ein neueß Segelboot. Selbſtmord eines Amtsgerichtsrats. Berlin, 9 Aug. Der W Jahre alte Amtsge⸗ eichtsrat Dr. Scheier, der zuletzt in Niesky(O. S.) deſchäſtigt war und ſich in Berlin zu Beſuch auſ⸗ hielt, iſt heute nacht aus dem D⸗Zuge, der nach Frankfurt a. d. O. fährt, kurz hinter Köpenick während der Fahrt hinausgeſprungen. Er wurde bon einem aus entgegengeſetzter Richtung kom⸗ menden Stadtbahnzug erfaßt und überfahren, ſo⸗ daß der Tod auf der Stelle eintrat. Man nimmt an, daß Selbſtmord vorliegt, der auf nervöſe Ueberreizung zurückzuführen ſei. ——— 9——ů — 9——— r———————— Autounglück. Kuſel, 8. Auguſt. N 0 r Fahrt zum Führer, und e Sanitätskolonnen vom Roter Kreuz lach Naiſerslautern ereignete ſich ztolſcher Einſieblerhof und Vogelwehe ein Autounglück Ein Motorradfahrer wollte ein Fuhrwerk fber⸗ Holen, ein folgendes Perſonenauto mußte dadurch ſtark bremſen, was der Fü rer eines zweiten Perſonenautos, das nachfuhr, nicht bemerkte und in voller Wucht auf das gebremſte Auto auffuhr Die Inſaſſen wurden herausgeſchleudert 8 und ſchwer verletzt; die beiden Autos ſind vollſtändig zertrümmert. Die Sanitäter des Autos der Frei⸗ willigen Sanitätskolonne Kuſel, das gleich dar⸗ auf die Unfallſtelle paſſierte, legten den Verletz⸗ ten die erſten Notverbände an und verbrachten ſie nach Kaiſerslautern ins Diſtriktskrankenhaus Schwere Unwetter in Frankreich. Paris, 9. Aug. Wie Havas aus Lyon be⸗ richtet, iſt die Umgegend von Villefranche⸗ſur⸗ Saone von einem heftigen Wirbelſturm und einem ungewöhnlich ſtarken Gewiter heimgeſucht worden. 20 Gemeinden ſind ſo gut wie zerſtört. Die ganze Ernte iſt vernichtet. Beſonders der Weinbau hat gelitten und wird zum Teil mehrere Jahre benö⸗ tigen, um ſich wieder zu erholen. Der Sachſcha⸗ den ſoll ſich auf 50 Millionen Franken belaufen. Ein oberöſterreichiſcher Weiler niedergebrannt. Paſſan, 9. Aug. In dem Weiler Hundorf im nahen Oberöſterreich wütete geſtern ein gro⸗ ßes Schadenfeuer, dem faſt der ganze Weiler zum Opfer fiel. Das Feuer war in einer Scheune durch eine fortgeworfene Zigarette entſtanden und der ſtarte Wind hatte die Funken über den ganzen Weiler getragen. Acht Feuerwehren waren am Platze, doch konnte nur ein Anweſen gerettet wer- den. Die übrigen ſind bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Der ſchuldige Arbeiter, der die Zigarette ſorigeworfen hatte, wurde wegen fahr— läſſiger Brandſtiftung in das Bezirksgericht in Engelhartzell eingeliefert. Bauunfall auf einem Berliner Untergrund— bahnhof. Berlin, 9. Auguſt. Im Untergrundbahnhe Tadion ſtürzte bei den Bauarbeiten heute ve ttag ein Kran um und begrub zwei Arbeite unter ſich. Einer von ihnen wurde ſchwer, der andere leicht verletzt. Ellener an die Reichsregierung Berlin, 9. Aug. Auf die Einladung der Reichs- regierung an Dr. Eckener, mit dem„Graf Zep— pelin“ zum Verfaſſungstag nach Berlin zu kom— men, iſt folgendes Antworttelegramm von Dr. Eckener eingegangen:„Herzlichen Dank für die Einladung. Das Luftſchiff wird aber vorausſicht— lich ſchon am 10. Auguſt in Friedrichshafen ſein.“ Die Fahrt des Zeppelin. Newyork, 9. Aug. Den letzten Berichten zu— folge nimmt man an, daß„Graf Zeppelin“ in Richtung auf die Azoren fliegt; nach Anſicht des Newyorker Wetterſachverſtändigen Kimball wird der Zeppelin vorübergehend eine Nebel- und Regenzone durchfliegen müſſen, dann aber wie— der auf beſſeres Wetter treffen. Tagesnachrichten. Der Brief des Landgerichtsdirektors Dr. Bombe. Berlin, 9. Aug. Die Welt am Abend behaup— tet zu wiſſen, daß das preußiſche Juſtizminiſte⸗ rium nur einen vouig nichisſagenden Leu de⸗ Briefes veröffentlicht habe, den Landgerichts direktor Dr. Bombe an den Landgerichtspräſiden⸗ ten gerichtet hat. f Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt ſtellt im Gegenſatz dazu ausdrücklich ſeſt, daß das Schrei⸗ ben Dr. Bombes vollinhaltlich und wortgetren durch die Juſtizpreſſeſtelle der Oeffentlichkeit m! „teilt worden iſt. Beleidigungsklage gegen das Berliner„Tempo“ Berlin, 9. Aug. Wie der Deutſche Schwach⸗ ſtrom⸗Kabelverband mitteilt, hat er gegen das Berliner„Tempo“ wegen eines unter der Ueber⸗ ſchrift„Ein ungeheurer Beſtechungsſkandal“ ver⸗ öffentlichten Artikels beim Amtsgericht Berlin Privatklage angeſtrengt. Groſtfeuer in einer iſchechiſchen Malzſabrit. Olmütz, 9. Aug. Im Fabrikgebäude der gro⸗ ßen 50 rit Ignazius und 155 Brieß in Olmütz⸗Paulowitz brach am Donner 15 ein Großfeuer aus. Es wurden eite aggon Gerſte vernichtet. Der Schaden beträgt 2 Milllo⸗ nen Kronen. 1½ Jahre Gefängnis wegen Poſtraub. Stade, 9. Aug. Das Stader Schöffengerich verurteilte den Poſtſchaffner Peters aus Bremer⸗ vörde wegen ſchweren Diebſtahls und Unterſchla gung zu 1 Jahren Gefängnis. Es handelt ſich um einen Poſtraub aus dem Zug Bremervörde Weſermünde am 21. Januar 1927, der großes Aufſehen erregt hatte. Es war eine Kiſte mit Poſigeldern von über 23000 Mark verſchwunden Von der Fahrt des Zeppelin Direkter Kurs nach Oſten Rückbeförderung des blinden Paſſagiers des „Graf Zeppelin“. Newyork, 9. Auguſt. Der 18 Jahre alte Bäk⸗ kerlehrling Albert Boſchke, der als blinder Paſ⸗ ſagier die Zeppelinfahrt nach Amerika mitgemacht hatte, wurde heute mit dem Dampfer„Thurin⸗ gia“ nach Deutſchland zurückgeſchickt. Er wurde in einer Kabine des Schiffes eingeſchloſſen und wird in Hamburg den deutſchen Behörden über⸗ geben werden. Berichterſtattern und Photograp⸗ hen wurde kein Zutritt zu der Kabine geſtattet, um in Zukunft Verſuche, als blinder Paſſagier auf Dampfern oder Luftſchiffen mitzufahren, zu entmutigen. „Graf Zeppelin“ in Friedrichshafen gehört. Friedrichshafen, 9. Auguſt. Bei der Fried⸗ richshafener Werft iſt im Laufe des geſtrigen Nachmittags nur ein Bordtelegramm des„Graf Zeppelin“ und zwar um 1 Uhr nachmittags MéEz, auf indirektem Wege eingegangen. Wäh⸗ rend die Funkſtelle des Luftſchiffbaues Zeppelin, die bekanntlich über ein Funkwellengerät verfügt, bei der Fahrt des Luftſchiffes nach Amerika die Funkzeichen der Bordſtation aus verſchiedenen Gründen überhaupt nicht empfangen konnte, ge— lang es ihr geſtern abend gegen 21 Uhr, das Schiff zu hören, als es mit einer amerikaniſchen Funkſtation in Verbindung ſtand. Der Empfang war dieſes Mal ausgezeichnet. Da im Laufe des Tages ſtarke atmoſphäriſche Störungen auftra— ten, konnte der weitere Funkverkehr des„Graf Zeppelin“ nicht mehr verfolgt werden. Die Fried⸗ richshafener Funkbeamten hoffen jedoch, in den heutigen Morgenſtunden wieder in Verbindung mit dem Luftſchiff zu treten. Letzte Telegramme. Die Fahrt des„Graf Zeppelin“. Newyork, 9. Aug. Nach einer Meldung der Aſſociated Preß hat das Marineamt in Waſhington einen Funkſpruch des„Graf Zep⸗ pelin“ erhalten, aus dem hervorgeht, daß ſich das Luftſchiff um 5 Uhr früh mitteleuropäiſcher Zeit 41,20 Grad nördlicher Breite und 45,05 Grad weſtlicher Länge in einer Entfernung von Die Geſchwindigkeit beträgt etwa 125 Kilometer die Stunde. Friedrichshafen, 9. Aug. Laut Funkſpruch vom„Graf Zeppelin“ befand ſich das Luftſchiff um 8 Uhr mitteleuropäiſcher Zeit auf 42 Grad nördl. Breite und 40 Grad weſtl. Länge. An Bord iſt alles in Ordnung. Friedrichshafen, 9. Aug. Wie wir vom Luftſchiffbau Zeppelin erfahren, befand ſich „Graf Zeppelin“ heute früh um 1 Uhr auf 40,35 Grad nördl. Breite und 51,35 Grad weſtl. Länge. Newyork, 9. Aug. Aſſociated Preß mel⸗ det aus Waſhington: Das Marinedepartement fing einen Funkſpruch vom„Graf Zeppelin“ von 11,30 Uhr nachts ME., auf, in dem die Poſition des Luftſchiffes mit 41 Grad nördlicher Breite und 52 Grad weſtl. Länge, d. h. 1898 Kilometer öſtlich der Stadt Newyork angegeben wird. * Paris, 9. Aug.„Matin“ teilt mit, daß für ſeinen Sonderberichterſtatter von Friedrichs⸗ hafen ab ein Platz an Bord des„Graf Zeppe⸗ lin“ belegt worden iſt, damit dieſer Funk⸗ ſprüche übermitteln kann und die Leſer des Blattes über den weiteren Verlauf der Fahrt genügend unterrichtet ſind. Die Funkſtation der Reading Corporation in Philadelphia fing 21.18 Uhr mitteleuropäi⸗ ſcher Zeit folgenden Funkſpruch des„Graf Zeppelin“ auf:„Wir haben dichten Nebel an⸗ getroffen. Geſchwindigkeit 54 Meilen(d. ſ. 110 Kilometer je Stunde). Unſere Poſition iſt 51 Grad 10 Minuten weſtlicher Länge und 39 Grad 40 Minuten nördlicher Breite.“ Das Luft⸗ ſchiff befand ſich demnach über 1000 Meilen von der amerikaniſchen Küſte entfernt. „Der Dampfer„Expreß“ teilt durch Funk⸗ ſpruch mit, daß er das Luftſchiff 40 Grad nörd⸗ licher Breite und 57 Grad weſtlicher Länge ge⸗ ſichtet habe.„Graf Zeppelin“ fliege ſehr niedrig ungefähr 1500 Meilen von Newyork befand. und halte direkten Kurs nach Oſten. Drei Perſonen in ber Nordsee ertrunken. v en, 9. Auguſt. Geſtern nach ibg ind 111 Per önen beit Baben ee Exploſion auf einem Petroleumbampfer. Newpyork, 9. Auguſt. Im Hafen der benach⸗ barten Hafenſtandt abba(New ey) fant an Bord des der Standard⸗Dil⸗Companyn ge, hörenden Tankdampfers„William Rockefeller eine Exploſion ſtatt, durch die ein Mann der Be. ſatzung getötet und 11 verletzt wurden. Daz brennende Petroleum breitete ſich auf der Waſ⸗ ſerfläche aus e d 5 6 1 Schleppdampfer ſchleppten den in ö Sul Dampfer von dem Dock des Standard Dil⸗Companyn ab. Spo Oer Sport am Sonntag Während die Fußball⸗Saiſon vor dem An⸗ fang ſteht, werden in vielen anderen Sportarten noch die Meiſterſchaften ausgetragen. In Ham⸗ burg nähern ſich die Tennis ⸗Meiſterſchafter dem Ende und kommen am letzten Tage die be⸗ deutſamen Entſcheidungskämpfe zum Austrag In Zürich beginnen die Radweltmeiſter⸗ ſchaften und in Berlin⸗Grünau tragen die Ruderer ihre Meiſterſchaften aus. Die Schwerathleten ermitteln ihre Meiſter in ſchönen Schwarzwaldſtädtchen Villingen. Auch dit Schwimmer ſind am Sonntag mit großen Programm auf dem Plan. Sie tragen gleich zeitig zwei Länderkämpfe aus. Vom 9.—11. Aug in Halberſtadt Deutſchland⸗Schweden und am 10. und 11. Auguſt in Innsbrus Deuſchland⸗Oeſterreich. Einen Großtag haben auch die Turner, die am 10. und 11 Auguſt in Kaſſel ihre Volksturnmeiſter ſchaften austragen. Alſo wieder eine 7.“ ſportlicher Ereigniſſe. Die Heſſen Bezirksliga generalpros: Noch acht Tage trennen uns von dem offizi ellen Beginn der diesjährigen Verbandsſpielſai⸗ ſon. In der Gruppe Heſſen dagegen rüſtet mar noch kurz vor dem Beginn. Der Heſſenmeiſten Wormatia Worns ſpielt allerdings nur mi einer kombinierten Mannſchaft heute Abend in Horchheim. Am Donnerstag empfängt er allerdings in Gradjanski eine Mannſchaft die wohl für ihn eine große Probe bedeuten dürf,; te. Unſer zweiter Wormſer Bezirksligiſt Ale mannia empfängt die ſpielſtarke Elf von Mannheim⸗Lindenhof 08. Alemannia wird dieſes Treffen mit der ſtärkſten Mannſchafl ebenfalls zur letzten Probe für die Verbands⸗ ſpiele benützen. Mainz 05 empfängt zum Rück⸗ ſpiel den Mainmeiſter Eintracht Frank⸗ furt bereits am Samstag Nachmittag und ſpiell am Sonntag gegen Gonſenheim. Auch in der Kurſtadt Wiesbaden herrſcht Hochbetrieb Der Sp. V. Wiesbaden empfängt am Sams⸗ tag nachmittag Bayern-München und wins elbſt in dieſem Treffen erſtmals mit dem fr. geren Alemannen Binding antreten. In der Binger Ecke iſt man ebenfalls fleißig. Dort hat man zum Proben die ſpielſtarke Mannſchaf! von Hanau 93 zu Gaſt. Von Vf. Neu⸗Iſen⸗ burg Langen und Darmſtadt 98 hört man für Sonntag nichts. Alſo die letzte Probe und am 18. Augſt beginnt wieder der Kampf. 1e 5 4* He n Hie, Heu, lun 1 2 De J cHlaclle. alne G. le Ute Leal alle unit, 455 ale,. allbe cell N Das Opler der Gerhilde pbranas. Der Roman einer Liebe. Von Erich Frieſen. (48 Fortſetzung.) Gewiß— er war ſich bewußt, daß ihr muſika⸗ liſches Talent ihn mächtig feſſelte. Aber ihre Perſon——— Rolf Hinrichſen war kein Flatterhans, kein Don Juan, kein eitler Geck, der einem Mädel den Kopf verdrehte, um es dann beiſeite zu ſchieben. Selbſt früher, als er noch nicht der gereifte Mann war, lag ihm jede ſpielende„Eroberungsluſt“ fern. Und jetzt erſt recht, da er durch ſeine Liebe zu Gerhilde Wybrands, durch die Tragik ſeiner Heirat, die gar keine wirkliche Ehe geweſen war, ſowie durch die Nachricht von dem Tode der Ge⸗ liebten, zum ernſten, verſchloſſenen Manne ge⸗ worden war. Immerhin— als Ehrenmann ging ihm die Sache mit Miß Alvarez durch den Kopf. Wenn er wirklich unabſichtlich dem Mädchen Hoffnun⸗ gen gemacht hätte——— 2 Noch ganz mit ſeinen unliebſamen Gedanken beſchäftigt, hörte er leiſe an der Tür pochen. Dolores war es, die Violine in der Hand. „Soll ich Ihnen wieder etwas vorſpielen, Mi⸗ ſter Hinrichſend Ich hörte erregte Stimmen und ſah die Baronin aus dem Zimmer ſtürzen. Dachte, vielleicht hat es Aerger gegeben. Und Sie brauchten eine kleine Beruhigung. Soll ich ſpielen?“ Sie war langſam, faſt ſchüchtern nähergetre⸗ ten. Rolf blickte ſie forſchend an. War nicht tatſächlich mit ihr in den wenigen f Tagen ihres Hlerſeins eine Veränderung vor ſich gegangen? Der Ausdruck des dunklen Geſichts war nicht mehr ſo finſter, ſo abſtoßend. Die ſchwarzen Augen ſtrahlten einen ſeltſamen Glanz aus. Den großen Mund umſpielte ein ſanftes, faſt anmutiges Lächeln. Sollte die Baronin vorhin doch recht gehabt haben. Ein unbehagliches Gefühl beſchlich Rolf: mit⸗ leidiges Intereſſe, in das ſich, ihm unbewußt, et⸗ was wie ausgeſprochene phyſiſche Antipathie miſchte. „Well! Soll ich ſpielen?“ fragte ſie aufs neue, die Augen groß zu ihm aufſchlagend. „Sie würden mich ſehr durch Ihr Spiel er⸗ freuen, Miß Alvarez“, erwiderte er höflich, ſie zum Sitzen einladend.„Ich möchte mir jedoch vorher eine Frage geſtatten. Sie ſcheinen mir eine durchaus ungewöhnliche junge Dame zu ſein, allem Konventionellen, Hergebrachten abhold. Eine Individualität' durch und durch. Darf ich ganz offen ſprechen?“ „Bitte—!“ Ein ſeltſames Leuchten war über ihr braunes Geſicht gehuſcht: halb mädchenhafte Befangen⸗ heit, halb verhaltener Jubel, als erwartete ſie von den nächſten Minuten eine Welt von Glück Was ihm nicht entging und ihm das, was er zu ſagen für gut fand, nicht erleichterte. „Wenn ich etwas ſagen ſollte, was Ihre reine Seele verletzt—“ begann er mit liebreichem Lächeln, indem er neben ihr Platz nahm—„ſo brauchen Sie nur Ihre zweite Seele zu rufen—“ „Meine muſikaliſche Seele! Ja!“ rief ſie mit leidenſchaftlicher Begeiſterung, die Violine an ihre Bruſt drückend.„Wenn meine zweite Seele ſpricht, bin ich glücklich!“ N Rolf bog ſeinen Oberkörper etwas vor und blickte ihr voll ins Geſicht. In ſeiner Stimme lagen tiefe Eindringlichkeit und feierlicher Ernſt: „Miß Alvarez! Man wirft mir vor, ich mache * 5 N wiſſe Schlüſſe daraus ziehen müßte. wahr?“ Das erwartungsvolle Leuchten in ihren ſchwarzen Augen erloſch. Ihr Geſicht wurde geiſterhaft blaß. Die Naſenflügel bebten Leicht, wie ſtets, wenn ſie erregt war. Aber ſie zwang ſich zur Ruhe und erwiderte langſam, mit An⸗ ſtrugung: „Nein— das iſt— nicht wahr.“ 1 1 befreit von einem Alpdruck atmete er auf. „Ich danke Ihnen. Und nun— nach dieſer offenen, unumwundenen Antwort, darf ich Ihnen Vertrauen ſchenken, Miß Alvarez. Ich wäre ſehr traurig geweſen, wenn Ihre Antwort anders ge⸗ lautet hätte. Denn ich ſelbſt bin keiner wahren großen Neigung mehr fähig. Mein Herz gehört einer— Toten!“ Ein leiſer Seufzer entrang ſich Dolores' Bruſt. Leiſe berührten ihre Finger die Saiten der Vio⸗ line, ſo daß ſie ein paar eigentümlich abgebroche⸗ ne klagende Laute von ſich gaben. Rolf aber fuhr mit tiefem Ernſt fort: „Mit dem kleinen Eckchen, das da irgendwo in meinem Herzen vielleicht noch leer geblieben iſt, hätte ein Mädchen wie Sie ſich doch nicht begnü⸗ gen können. Ihr Naturell verlangt ein ganzes 0 Hingabe an Leib und Seele. Habe ich Sie antwortete nicht gleich. In ihren dunk⸗ len Zügen zuckte es vor wilder Erregung. Ihr ganzes Innere war aufgewühlt. Dann aber brach es los voll ungezügelter Lei⸗ denſchaft: „Ja, Sie haben recht! Ich muß alles haben oder— nichts! Unz weil ich weiß, daß ich ein häßliches, armſeliges Geſchöpf bin, das nie das Herz eines Mannes ganz ausfüllen kann— darum habe ich mich meiner Kunſt vermählt—“ wieder entlockten ihre Finger den Saiten bebende, Ihnen zu ſehr den Hof, ſo daß jedermann ge⸗ bizarre Töne, die wie das Schluchzen einer zu Tode gemarterten Frauenſeele durch den Raum It das Hilfe, damit ſie mein häßliches g zitterten„es ſſt mir nicht Leicht gewordelt. Ich bin ja auch ein Menſch aus Fleiſch und Blut— keine lebloſe Puppe— vielleicht mit heißerem Blut und glühenderem Verlangen, als ihr kühlen Europäer. Denn in meinen Adern rollt Neger⸗ blut— das ſchwere, kochende Blut der ſchwarzen Naſſe. Aber ich ſagte mir immer: wenn je⸗ mand liebenswürdig zu mir iſt, wenn man mich umſchmeichelt, mir ſchöne Sachen ſagt— ſo gil? das alles nicht mir, nur meinem Geld. Nach nei, nen Dollars verlangen die Männer, aber nicht nach der armen, häßlichen Doloves, die ſie nur als unwillkommene, läſtige Zugabe mit in der Kauf nehmen würden, weil es eben nicht anders geht!“ Er hatte ihre Hand gefaßt und drückte ſie b.⸗ ruhigend. „Sie ſehen zu ſchwarz, Miß Alvarez. Sie ſind liebenswert— ſicher——“ Sie blickte ihn mit leiſem Spott an. „Hätten Sie mich lieben können, wenn nicht — ich weiß nicht—“ „Aber ich weiß es. Nein! Und und nochmals nein! Auch Ihr Herz würde ſich einem andern Mädchen zuwenden, einem Mädchen mit hübſchem Geſicht, mit ſchlanken Gliedern, mit all dem, was ihr Männer liebt. Einem Mädchen im Stil der kleinen Lore v. Bülow. Ich gebe frei und offen zu: als ich Sie zum erſtenmal ſah, da wurde ich für einen Augenblick ſchwankend in meinem Vor⸗ ſatz, nicht zu heiraten. Denn ich wußte: wenn dieſer Mann um mich würbe, geſchähe es nicht wegen meines Geldes, ſondern wegen meiner ſelbſt. Und ich rief meine muſi. zu ‚ vergeſ⸗ fen kae. Malte Sele ſprach zu Ihrer Seele ich füblte es. Aber Ihr Herz war dem meinen verſchloſſen— auch ohne die Tote zwiſchen uns“ Goriſthung felt) 35775 B. 33174. Wettermantel aus G. 88026. mlt Raglanärmeln, verdeck ärmeln, ten Rnopfſchluß, Taſchen und Gürtel mit ſch Schnalle. Kragen durch Rle⸗ 1 Herrenmantel imprägnſertem Gabardine aus Burberrp mit Naglan⸗ doppelreihigem großen Knopfſchluß, ſchrägen Ta⸗ eneingriffen und ſchnall⸗ barem Gürtel. Schmale Rie⸗ gel hochgeſchloſſen. Hackebell gel auf den Aetmeln. Hacke⸗ O. Lindaſchnitt 35174(Preis beil G Lindaſchnitt 85026 90 Pfennig). Or. I, II u. IV.(oo pf.). 96 u. jodem Oberm. ———— 685027 O. ssos7. Als Alſter oder G. ssoes. Mantel aus im- Raglanmantel nilt das aus prägniertem Gabardine mit imprägnierter Gabardine Regenſchutz in Form der lo⸗ gearbtite Modell. Der Man- ſen rechtoſeitigen Achſelpaſſe, tel iſt mit verdecktem Anopf⸗ dem beim Hochgeſchloſfen⸗ ſchluß und Aermelriegeln tragen der linke Revere gearbeitet. Hackebeil O. untergekabpft wird. Hacke⸗ Lindaſchnitt sso27(90 Pf.). bell G- Lindaſchnitt 85028. 98 und 102 em Oberweite.(9opfig. 98 u. joo em Oberw. Hackebell O. 35175. Mantel aus Oel- baut oder Gabardine. Durch breit überelnandergreifende Abfeite iſt beim Offentragen vordertelle mit doppelreihi⸗ gem Schluß iſt Schutz gegen Wind und Regen gegeben. Linlenführung auf den l G- Linbaſchnit Vordertellen. Hackebeil M. 55175(Preis 90 pfennſg). Lindaſchnitt 33170(Preis Oröze o, li und II. 90 Pfennig). Größe II. Schlechtes Woietter 685028 2— G. 35176. Mantel aus dop⸗ pelſeitigem Wollſtoff. Die ſichtbar. Bieſen am Aermel, Taſchen und in latzkorm. Sämtliche Linda⸗Schnittmuſter und Modejournale vorrätig bei Seitſchriftenvertrieb . 835775 Schaudt, Mainz, Mittlere Bleiche 41 G3577ë Schwere Wollenbrüche Warſchau, 8. Aug. In Oſtgalizien gingen furchtbare Wolkenbrüche nieder, ſodaß einige oſtgaliziſche Flüſſe in wenigen Stunden über drei Meter geſtiegen ſind. Einige Städte und weite Strecken Landes ſind überſchwemmt. Den Wolkenbrüchen gingen ſtarke Stürme voraus, die in den Waldbeſtänden große Schäden anrichteten. Durch einſchlagende Blitze ſind nach den bisherigen Feſtſtellungen ſechs Perſonen getötet worden. Eine Mafkaronijabrit in die Luft geflogen Newyork, 8. Aug. Eine Makkaronifabrit am Eaſt⸗River⸗Ufer wurde durch die Exploſion einer Preßluftanlage zerſtört. Die Erſchütterungen wurden in weite— ſter Umgebung verſpürt und verurſachten eine große Panik. Drei Arbeiter wurden getötet, 17 verletzt. Die Exploſion ſoll durch Fahrläſſigkeit entſtan⸗ den ſein. im Stadtteil Brooklyn Der Europaflug Agram, 9. Auguſt. Um 14.54 Uhr ſtartete der Engländer Broad, der als erſter hier angekom⸗ men war, zum Weiterflug nach Belgrad. Ihm folgte Miß Spooner. Dritter war der Ire Car⸗ berry auf einer deutſchen Maſchine. Der Deut⸗ ſche Nehring konnte wegen eines Schadens an ſeinem Apparat nicht weiterfliegen. Belgrad, 9. Auguſt. Der engliſche Flieger Broad iſt mit ſeinem Apparat H5 um 17.03 Uhr hier eingetroffen. Schweizeriſcher Atlantitflug Paris, 9. Auguſt. Geſtern iſt auf dem Flug⸗ felde von Le Bourget der Schweizer Käfers mit einem 230 PS Eindecker nach Liſſabon geſtartet. Käfers plant einen Transozeanflug, zu dem er die letzten Vorbereitungen in Le Bourget getrof— ien hat. An Bord befinden ſich noch ein Ber bachter und ein Mechaniker, ebenfalls Schweizer. Dr. Schacht beim Deutſchen Gewerkſchaftsbund in Eſſen Eſſen, 8. Aug. Im ſtädtiſchen Saalbau fand heute eine ſtark beſuchte Vertreterverſammlung des Bezirks Rheinland⸗Weſtfalen des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes ſtatt, die ſich in der Vor⸗ mittagsſitzung mit den wirtſchaftlichen und zozialen Folgen des Poung-Planes beſchäftigte. In der Ausſprache ergriff auch Reichsbank⸗ präſident Dr. Schacht das Wort. Er erläuterte die Bedeutung des Poung-Planes im Rahmen der Geſamtentwicklung, des Reparations— problems und verwies vor allem auf die Wichtigkeit der Beſeitigung der ausländiſchen Kontrolle im Hinblick auf die ſoziale Entwick— lung in Deutſchland. Mittags trat Dr. Schacht die Rückreiſe nach dem Haag an. In der Nachmittagsſitzung beſchäftigte ſich die Verſammlung mit der Rheinlandräumung und der Saarfrage. Es wurde einſtimmig eine Entſchließung angenommen, in der es u. a. heißt: Das Deutſche Reich braucht, um ſeine gewaltigen Verpflichtungen erfüllen zu können, die Möglichkeit einer freien Entfaltung ſeiner Kräfte ohne neue Einmiſchung von außen. Die chriſtliche Arbeiter- und Angeſtelltenſchaft des Rheinlandes erwartete von den deutſchen Vertretern ſchärfſten Widerſtand gegen die Schaffung jeder irgendwie gearteten Rhein⸗ landkontrolle über die Beſtimmungen des Locarnovertrages hinaus. Die Vertreterver— ſammlung des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes erwartet von der Reichsregierung, daß ſie alles daran ſetzt, bei den im Haag begonnenen Verhandlungen die Saarfrage einer ſchnellen, dem einſtimmigen Wunſche der Saarbevölkerung entſprechende Löſung zuzuführen. 1 Dort, wo der alte Rhein Von Heinrich Zerkaulen. Ehe die Wogen des Rheinſtromes gegen die Pfeiler der Bonner Rheinbrücke ſchlagen, dann iſt es, als drehten ſie ſich vorher noch einmal um, um einen leiſen Abſchiedsgruß zu winken den ſieben Bergen und dem Rolandsbogen. Als wüßten ſie ſchon, jetzt iſt es aus mit den Reben⸗ hügeln, der Feuerzangenbowle und den ritter⸗ lichen Sagen. Nicht weit hinter der Bonner Rheinbrücke wird das Bett des Stromes breiter, die Wolken hängen tiefer, die Luft ſackt ſchwerer und die Wellen gehen gemächlicher. Sind ſchon zu müde geworden, um noch im Takte von Gui⸗ tarreliedern zu hüpfen aus wimpelgeſchmückten Booten. An Stelle luftiger Burgruinen ſtarren hohe Fabrikſchlote die Ufer entlang und die Luft hallt ſchon bedrohlich wieder vom Gehämmer gigantiſcher Induſtrie, die dort aufragt als pfeife ſie auf alle geprieſene Rheinromantik und poche allein auf den ſicheren Beſtand ihrer Quadern. Der weite Bogen der Bonner Rheinbrücke aber ſchließt hier den Horizont noch einmal ſo kühn ab, als gelte es, mit einer letzten ſtolzen Geſte zu beweiſen, daß der Rhein trotz aller Fabriten dennoch der romantiſchſte aller Ströme bleibt. An eben dieſer Stelle ſchlug einſt Cäſar ſchon ſeine Brücke über den Rhein wie wir im„De bello Callico“ auf Quarta mühſam genug über⸗ ſetzt haben. Und baute ſich hier ſein Bonnenſis r Bollwerk römiſcher Kriegs⸗ unſt. Das Rheinproblem weitet ſich zum Weltpro⸗ blem. Keiner, der dieſe in ſich ſo abgeſchloſſene Landſchaft kennt, vergißt jemals, daß all dieſe Täler und Höhen, daß all dieſe Weinberge, die Burgen und Ruinen, die Brücken und Feſtungen, die Sagen und Gebräuche, die Kultur und die Ueberlieferung im Tiefſten, Deutſchland gehören. Es iſt, als abe ſich die Geſchichte hier ſelbſt ein lebendiges Denkmal geſetzt. Was Deutſch⸗ land je beſeſſen an hohen Zeichen großer Taten, hier am Rhein hat es irgendwo ſeinen Nieder⸗ ſchlag gefunden. Der Strom ſelbſt ſcheint wie 15 e n Künſte durch die rhunderte zu verketten. Die am Kai in Köln am Rhein 8 da, wie alte Großmütterchen die vom lieben Gott vergeſſen wurden. Sie le⸗ ben immer noch und wundern ſich. Derweilen ragt über ihre Köpfe brauſend ein neues Jahr⸗ hundert. Köln will ein deutſches London wer⸗ den. Breite Ringe legen ſich um die Stadt, einer um den anderen. Nur der hohe Dom bleibt, wie eine ewige Mahnung Gottes, die Kathedrale des Rheinlandes. Zärtlich in Blumen und Kaſtanien eingepackt liegt Bonn da, die Stadt der erſten Semeſter und jungen Stürmer, mit Aennchen der Lindenwirtin in Godesberg und den erſten Liebſchaften. Ein rheiniſches Sanſſouci kurkoͤlni⸗ ſcher Geiſtlichkeit, eine liebe, verſchwiegene kleine Stadt, adrett und ſauber. „Tu as Beethoven, comme la Greca Homer“, hat Viktor Hugo Deutſchland angeredet. In Bonn ließ am 17. Dezember 1770 der kurfürſtliche Hofſänger und Geſanglehrer Johann von Beet⸗ hoven ſeinen Sohn auf den Namen Ludwig tau⸗ fen. Dieſer Ludwig ſchrieb einmal an ſeine Bon⸗ ner Freunde:„Ich werde die Zeit als eine der glücklichſten meines Lebens betrachten, wo ich Euch wiederſehen und unſeren Vater Rhein be⸗ grüßen kann.“ Ihn. in der Schönheit dieſes Sommers, in der unverwüſtlichen ewigen Pracht ſeiner Landſchaft zu begrüßen, iſt der Deutſchen, die da reiſen kön⸗ nen, höchſte Ehrenſache.— Den Rhein hinauf, den Rhein hinab, an allen Ecken ladet deutſche Geſchichte zur Einkehr ein. Rheiniſcher Idealis⸗ mus war immer der Spiegel der deutſchen See⸗ le. Aber— ſie haben am Rhein die Trikolore gehißt. Sie flatterte auf dem Palais, das als Student einſt der Kronprinz des Deutſchen Rei⸗ ches bewohnte. Und tagsüber und ſpät abends ſchicken ſie Patrouillen den Rhein entlang. Aber die ſehen nur auf die Erde und niemals hoch zu den Sternen. Die alte Feſtung des Ehrenbreitſtein iſt ge⸗ ſchleift, Mainz Garniſonſtadt fremder Truppen, das Niederwalddenkmal ſcheint wie ein vergeſ⸗ ſenes Märchen aus alten Glückstagen. Und doch lebt alles nur wie hinter Schleiern. Der Vor⸗ hang iſt gefallen über einen traurigen Aktſchluß. Der Vorhang wird tiefer aufgehen über einem Schauplatz der Freiheit und des letzten Sieges. In Bonn, manchmal tief in der Nacht, wenn nur der Wind mit den Wellen raunt, wenn der Mond wie ein ewiges Wachtfeuer am Himmel brennt, und wenn die Sieben Berge, von blauen Wolken zugedeckt, zu ſchlummern ſcheinen, dann ſteigt da am alten Zoll wohl einer, der da ſteht, die Rechte leicht vorgeſtreckt, heimlich von ſeinem Briefes, den Napoleon, am 21. Juli 1796 aus bohen Sockel herab— der Ernſt Moritz Arndt— Caſtiglione an Joſephine richtete, die er, um und lehnt gegen die ſteinerne Brüſtung der ho⸗ hen Baſtion, blickt ſtarr und gläubig in die dunkle Nacht und wartet auf das Morgenrot, das doch endlich kommen muß. Und es iſt, als hörte man es durch eherne Lippen ehern ſpre⸗ chen, daß es klingt wie ein Schwur: „Du Rhein, Deutſchlands Strom, nicht Deutſchlands Grenze!“ Der gehörnte Napoleon In der franzöſiſchen Revolutionszeit hatte ſich Napoleon der Erſte, damals noch im Auf⸗ ſtieg zu ſeiner ſpäteren Machtſtellung, ſterblich verliebt in die Witwe des franzöſiſchen Gene⸗ rals Alexandre Vicomte de Beauharnais. Der General war 1794 guillotiniert worden, weil er als Diviſionsgeneral 1793 den Verluſt von Mainz verſchuldet haben ſollte. Napoleon nahm ſich der Witwe Joſephine, einer geborenen Taſcher de la Pagerie, hilfreich an und ehelichte ſie am 9. März 1796. Er kannte ſich aber nur zwei Tage ſeines jungen Eheglücks erfreuen und mußte dann im Auftrage der eiferſüchtigen Machthaber in Paris, die in Napoleon den Günſtling des Volkes zu fürchten begannen, ſich nach Italien begeben, um dort die völlig verfahrene militäriſche Situation wieder in Ordnung zu bringen. Während es dem Korſen infolge ſeiner be⸗ wundernswerten Energie ſehr ſchnell gelang, in Italien die militäriſche Ueberlegenheit der Franzoſen zu ſichern, hatte er weniger Glück mit ſeiner jungen Ehefrau. Dieſe ſetzte ihm ein paar handfeſte Hörner auf. indem ſie ihn mit einem unſtedeutenden Offizier namens Hippolyte Charles nach Strich und Faden be⸗ trog. Der Korſe, der ſehr bald von dieſer Ehe⸗ irrung erfuhr, litt darunter ſchwer, ſtand aber augenſcheinlich völlig unter der Herrſchaft der ſchönen Frau, denn er ſuchte ſich in ihrem Her⸗ zen ein neues Plätzchen zu ſichern durch die Ueberſendung ſchöner Kleider. Man hat jetzt erſt Kenntnis erhalten von dem genauen Wort⸗ Geſchichte koſtet mich über 30 Franken. laut jenes pfychologiſch höchſt intereſſanten ſie in ſeiner Nähe zu haben, inzwiſchen Mailand beordert hatte „Ich ſende Dir“, ſchreibt Rapoleon,„en. Stück Florentiner Taffet, und Du machſt Dir daraus einen hübſchen Rock. der für Sonntags und ſolche Tage beſtimmt ſein ſoll, an denen Du Dich hübſch machen möchteſt. Du mögeſt hieraus meine Freigibigkeit erkennen, denn die Troz⸗ dem werde ich Dir darüber hinaus noch ein ſchönes Crepe-Kleid zuſchicken. Teile mir bitte brieflich Deine Wünſche über Güte, Farbe und Größe mit. Du kannſt dann dos Kleid in Bo⸗ logna in Empfang nehmen. Was Deine Schütz⸗ linge anlangt, ſo ſind dieſe etwas ſehr feurig. Ich bin aber ihnen äußerſt verpflichtet, weil ich, indem ich etwas für ſie tun kann, Dir eine Annehmlichkeit bereite. Sie mögen nach Mai⸗ land kommen. müſſen ſedoch etwas Geduld üben Mailand wirſt Du jetzt gut kennen, und Du haſt vielleicht den Liebhaber gefunden, den Du ſuchteſt. Fandeſt Du ihn, ſo habe jedenfalls ich ihn Dir nicht zugeführt. Trifft meine Ver⸗ mutung zu oder nicht? Doch nein! Wir wol⸗ len von unſerem Verdienſte eine höhere Mei⸗ nung haben. Wie man mir im übrigen ver⸗ ſichert iſt Dir dieſer Herr ſchon lange bekannt, den Du mir ür eine Heereslieferung empfoh⸗ len hoſt. Mjirde dies zutreffen, ſo müßte ſch Dich für ein Scheuſal halten. Was treibſt Du jetzt? Wahrſcheinlich ſchläfſft Du, und ich bin fern von Dir, kann nicht Deinen Atem einſaugen, Deine Anmut nicht bewundern. Dich nicht mit Zärtlichkeiten überſchütten. Wie lang, einförmig und ren rig, ſind in dieſer weiten Entfernune von Der die Nächte, während man, wenn man bei 7 iſt, immer bedauert, daß es nicht stände Nacht iſt. Du Schöne, Gute, Unvergleichliche, Göttliche! Lebe wohl, mit tauſend feurigen Küſſen überall! Ueberall!—*