Der Lebensgrund der DK. Die Leibesübungen ſtehen heute in allen Kulturländern, nicht zuletzt in Deutſchland, hoch im Kurs und erfreuen ſich eifriger Pflege. Alle Volksſchichten und Berufsſtände, die Anhänger aller Weltanſchauungen und politiſchen Richtungen betei⸗ ligen ſich daran und ringen miteinander um die Palme der Höchſtleiſtung. Iſt deshalb das Mü⸗ hen um die körperliche Ertüchtigung weltau⸗ ſchanlich ganz neutral? Iſt die ſportliche Be⸗ tätigung etwas, das jenſeits aller Geiſteskultur ſteht und nichts zu tun hat mit religiös-ſittlicher Erkenntnis und ihrem Bekenntnis? Alles was der wahrhafte Menſch unternimmt, das tut er aus ſeiner tiefſten Ueberzeugung heraus, aus dem Geiſte heraus, der ihn beſeelt. Wir ſind der feſten Ueberzeugung: Der Menſch iſt ein Weſen, in dem Geiſt und Leib zu einer Ein⸗ heit vereinigt ſind; der Geiſt iſt naturgemäß das Höhere, der Leib iſt ſein Werkzeug und ſein dienender Gehilfe. Wir ſind jedoch nicht des Leibes Verächter, wie man ſchon törichterweiſe behauptete, ſondern wir halten ihn in Ehren und pflegen ihn, ſuchen ihn ſo geſund, kraftvoll und leiſtungsfähig wie möglich zu geſtalten. Aber in der Pflege unſerer körperlichen Natur erſchöpft ſich unſeres Lebens Sinn und Inhalt nicht. Wir find zu Größerem geboren! Wertvoller als der Leib iſt der Geiſt. In der Kultur und Vollend⸗ ung des Geiſtes beſteht des menſchlichen Lebens höchſte Aufgabe. Aus dieſem Bewußſein heraus ſind wir Freunde der Leibesübungen und alles geſunden Sportes. Aber dem Geiſte ein brauchbares Werk⸗ zeug zu ſchaffen iſt unſerer Sportbetätigung letzter und tiefſter Sinn. Die Deutſche Jugendkraft ſteht im Dienſte wahrer und echter Kultur, nämlich der des Geiſtes und Herzens, und darum iſt ſie auch ein Glied unſerer religiös⸗orientierten Jugendbe⸗ wegung. Und dieſes religiös und kirchliche Be⸗ kenntnis iſt der Jugendkraft höchſter Vorzug. Sei ſtolz, Dentſche Ingendkraft, anf Dei⸗ nen chriſtlichen, kulturellen Lebensgrund und ſtehe bewußt und freudig auf ihm! Sei über⸗ zeugt, daß hier die Wurzeln unverſieglicher Kraft für Dich ſind! Lebe und wirke aus Deiner gro- ßen Ueberzeugung heraus und betätige Dich nie gegen Deine höchſten Lebenswerte! Unternimm nie etwas, was Deinem Gewiſſen entgegen wäre, und unterlaſſe nie um Deiner Leibesübungen wil⸗ len, was nötig iſt zur Kultur der Seele! Wenn Du ſo mit der Stählung der Kör⸗ perkraft die Ertüchtigung des Geiſtes und Cha⸗ rakters auf der unverwüſtlichen Grundlage der Religion erſtrebſt, dann biſt Du, deutſche Jugend, die Hoffnung unſerer Zukunft! Wochenplan Dienstag, 6 Uhr Training für Leichtathleten und Fauſtballſpieler; halb 9 Uhr Verſammlung des Jungmänner- bundes im Freiſchütz. Mittwoch, halb 2 Uhr Uebungsſtunde 1. Schüler- mannſchaft. halb 3 Uhr Uebungsſtunde 2. Schülermann⸗ ſchaft. halb 4 Uhr Uebungsſtunde für die übrigen Schüler. 6 Uhr Fußballtraining 1. Mannſchaft und Privat 1. 8 Uhr Turnſtunde im Eichbaum. 8„ Gruppenabend Gruppe 3 im Löwen. 8„ 15„ 8 Harmonie. dalb 9 Uhr Zuſammenkuuft aller Sportler unter 18 Jahren in der Harmonie. Deunerstag, 5 Uhr Schülerturnſtd. im Eichbaum. 6 Uhr Training f. Leichtathleten u. Handball. 6„ Gruppenabend Gruppe 7 im Löwen. 8. 1„ 14 Freiſchuͤtz. Freitag, 5 Uhr Schüler⸗Leichtathletikſtunde. 6 Uhr Fußballtraining 2. Mannſchaft und Junioren. 5 8 Uhr Turnſtunde im Eichbaum; 8„ Gruppenabend Gruppe 5 Freiſchütz. halb 9 Uhr Spielerzuſammenkunft in der Harmonie. Montag, 5 Uhr Schülerturnſtunde im Eichbaum. 6 Uhr Fußballtraining 1. und 2. Jugend. 8„ Gruppenabend Gr. 1 u. 2 Freiſchütz. 8.„ 9 im Löwen. DIK⸗Sport Viernheim 1.— Mntterſtadt 1. 3:0. V'heim Priv.— Mutterſtadt 2 3:1. Viern⸗ heim 2.— Gonſenheim 1. 3:0. V'heim Sch.— Jugend 1:1. Handball: V'heim 1.— Secken⸗ heim 1. 5:0. V'heim Jug.— Frieſenheim Jug. 1:0. Für das leider ausgefallene Spiel gegen VfL. Lampertheim 1. wurde in letzter Stunde die 1. Elf von Mutterſtadt verpflichtet. Ein ſchlechter Griff war es nicht, denn ſie ſetzte ſich der hiefigen 1. Elf euergiſch zur Wehr. Von vornherein lagen ſie im Angriff, kommen aber an der Verteidigung nicht vorbei. Viernheims erfolgreiche Taktik den Gegner in ruhevoller Arbeit allmählich lahmzu⸗ legen, iſt bis zum Abſchluß der 1. Hälfte gelungen. Mutterſtadt verſtand es, das Spiel durch Ueber- eifer bis zur Halbzeit auf dem 0:0 Punkt zu halten. Strichweiſe waren ſie ſogar tonangebend. Nach Beginn kommt der erhoffte Wendepunkt. In der 4. Min. fällt durch den RA. durch Seitenſchuß das 1. Tor 1:0. V. ſpielt jetzt auf Sieg. Ein Alleingang des MSt. von V. führt zum 2. Tor wird aber wegen Unfairnis als Elfmeter wieder⸗ holt 2:0. Die Pfälzer ſpielen jetzt mit dem Mund, doch das ſtört die V. nicht. Es fällt das 3. Tor auf Flanke des RA., mit welcher der MSt. bis in das Tor geht. 8 Min. vor Schluß bricht der Mittelläufer v. Mutterſtadt das Spiel infolge be⸗ rechtigten Platzverweiſes für denſelben Spieler, das Spiel ab. V. zeigte nur in der 2. Hälfte die gewohnte Form. Bei den Gäſten war der Mittel- läufer der beſte Mann. Die 2. Fußballmannſchaft holte ſich in Unterflockenbach in dem Jubiläums- ſpiel gegen Gonſenheim 1. einen beachtenswerten Sieg. Voranzeige: Sonntag: Sportwerbetag in Heppenheim: V'heim 1.— Offeubach⸗Bürgel 1. Alle DI K.⸗Mitglieder u. Jünglinge werden ſchon heute gebeten, ſich an dieſer Veranſtaltung recht zahlreich zu beteiligen. Nähere Bekannt- machung erfolgt noch. Bauern- Verein. Futterartikel Erdnußkuchen Erdnubmehl Rapskuchen Gut! Malztreber Malzkeime Futtermehl Roggen- und Fischmehl Weizenkleie Dorschmehl Gersten-, Hafer-, Mais- Haferflocken und Sogaschrot Gew. Futterkalk Preh- und 1—5 Kg.-Pakete Zuckerrübenschnitzel Hühner- u. Taubenfutter Salinenfuttersalz Ahamakraftfutter Für kommende Stoppelssat sind Ew. und Frünkleesamen, neuer Ernte, auch Rühsamon ein- getroffen Billig! Alle Dünger stets am Lager. Der Vorstand. 2 ir lung-m Heute Abend halb 9 Uhr verſammlung des Jungmännerbundes im„Freiſchütz“, wozu wir alle Mitglieder herz⸗ lich einladen. Um pünktliches und vollzähliges Erſcheinen bittet Der Vorſtand. Die unentgeltliche Beratungs furde für Lungenkrauke findet morgen Mittwoch, den 21. Aug. 1929, von 2—4 Uhr nachmittags im Krankenhaus ſtatt. F Billige Futter ⸗ Artikel kaufen Sie bei Chriſt. Adler 2., zur Traube Futter- und Düngemittelhandlung. 8 e. G. m. b. G. 5 Aelteſte Bank am Platze Bau und Sparkaſſe auf genoſſenſchaftlicher Grundlage Gegen 8000 Mitglieder Geſchäftsanteile, Reſerven u. Haftſummen Golo mark 3 000 000.— Beſorgung aller eee ee Angelegenheiten Bekanntmachung. Betr.: Unterhaltung der Goetheſchule. Die für die Verbeſſerung der Hausmeiſter⸗ wohnung notwendigen Maurer-, Gypſer⸗, Schreiner-, Schloſſer⸗ und Tüncherarbeiten, ſowie die Tüncher⸗ arbeiten bei Unterhaltung der Schulen ſollen im öffentlichen Wettbewerb vergeben werden. Zeichnungen und Bedingungen liegen auf unſerem Baubüro zur Einficht offen, woſelbſt auch die Angebotsformulare erhältlich ſind. Die An⸗ gebote ſind verſchloſſen und mit entſprechender Auf⸗ ſchrift verſehen bis Samstag, den 24. Augnuſt, vorm. 10 Uhr auf dem Baubüro einzureichen. Die Eröffnung der Angebote findet im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Viernheim, den 19. Auguſt 1929. Heſſiſche Bürgermeiſterei. Lamberth. ie gegen die Frau Johann Kapitzka, hier, Tivoli, wohn⸗ haft, gebrauchten beleidi⸗ genden Aeußerungen nehme ich mit dem Ausdruck des Bedauerns als bereuend unwahr zurück. Viernheim, 19. Auguſt 1929. Frau org Becker Tivoli. Bauern- Verein. Bekanntlich ſind die zugeſtellten Einkommen- und Umſatzſteuererklärungen auszufüllen. Wir bitten unſere Mitglieder die Steuerberatungsſtunden bei dem Generalſekretariat zu benützen.(Siehe Vereinsorgan). Nähere Auskunft gibt auch Der Vorſtand. ME VERS TLTENUHNKON Die neue siebente Auflage in 12 Halb- lederbänden wird Mitte 1930 vollstän- dig sein und etwa 363 Rm. MEVERS LEXIKON verbindet zeitgemäß knappe Fassung und Ubersichtſichkeit mit grõßter Reich- haltigksit in Text, Bildern und Karten MEVERS LEXIKON gibt auf jede Frage sofort unfehlbar richtige Antwort und ist der zuver- laässigste Berater in jeder Lebenslage MEVERS LEK IKON ersetzt elne umfangreiche Bücherei und ist deshalb billig. Bequeme Tell- zahlungen erleichtern die Anschaffung MEVTERS LEXIKON igt durch jede Buchhandlung, die auf Wunsch ausführliche Ankündigungen mit Bezugsbedingungen sendet, zu bezishon. Aller im Allmenfeld, 1. Gew., 1256 qmtr., aus freier 8 Hand zu verkaufen Hikolaus Martin Zum Waldſchlößchen 0 kosten Reife Milch⸗ ſchweine hat zu verkaufen Georg Pfenning Waſſerſtr. 65 3 gute eser preiswert zu verkaufen. Von wem, ſagt die Exped. d. Bl. Berliner unpolitiſcher Brief Primanerreden.— Freifahrt nach Amerika. Reiſen nach Dentſchland. Fremdenführung.— Schuldenverzeichnis. Im Zeichen der Reklame, die Berlin für mehrere Wochen beherrſcht, kann es weiter nicht als eine Abſonderlichkeit angeſehen wer⸗ den, daß nach amerikaniſchem Syſtem der Redewettkampf der deutſchen Primaner aus⸗ getragen wurde. Das Thema lautete bekannt⸗ lich:„Welche Aufgaben ſtellt die Verfaſſung der deutſchen Jugend?“ Die Ausſcheidungs⸗ kämpfe fanden in den letzten Wochen ſtatt. Es blieb nur noch der erſte Sieger zu ermitteln. Der Endkampf war öffentlich, d. h. in der hatten ſich Eltern, Geſchwiſter. Freunde und Bekannte der jungen Leute ein⸗ gefunden, die ſich im Schweiße ihres Angeſichts abmühten. möglichſt wörtlich einen Auſſatz Hauptſache über die Reichsverfaſſung herunterzuſagen. Es iſt ſelbſtverſtändlich für den Beſtand eines Staatsweſens von nicht zu unterſchätzender Be⸗ deutung, daß die maßgebenden Männer darauf bedacht ſind, der Jugend das Weſen und den Sinn des Staates recht nahe zu bringen und ihr begreiflich zu machen, weshalb es nicht gleichgültig iſt, ob dieſe oder ſene Staatsform den Vorzug verdient. Ob aber durch einen Wettkamof auf der Nednertribüne, ausgetragen zwiſchen jungen, gerade der Schule entwachſenen Leuten,„perſönliche und berufliche Tüchtiakeit und ſtaatsbürgerliche Geſinnung“(dieſe Aus⸗ drücke finden ſich in der Reichsverfaſſung) ge⸗ weckt und gefördert werden, darf doch wohl be⸗ zweifelt werden. Wenn ſchon ein Nednerwettbewerb unbedingt ſein muß, dann hat er nur Zweck, wenn die um den Siegespreis ringenden ndidaten keine präparierten Reden halten, Stegreif ſprechen. Erſt hierdurch wäre feſtzu⸗ ſtellen, ob ein Primaner neben einem großen Mundwerk auch eigene Gedanken hat, die er in geſchmackvoller Form vorzutragen weiß. Und auch das Auditorium müßte anders als dieſes Mal zuſammengeſetzt ſein. Eltern, Ge⸗ ſchwiſter und Freunde bieten durch ihren reichen Beifall keine ſichere Gewähr für eine einwand⸗ freie Kritik, denn ſie ſehen doch in„ihrem“ Kandidaten den künftigen großen Parlamen⸗ tarier und Staatsmann. Wenn daher der Redewettbewerb im Inte⸗ reſſe der Vertiefung des Verſtändniſſes für die Reichsverfaſſung in immer weiteren Volks⸗ kreiſen Anklang finden ſoll, muß er anders als im letzten Jahr und dieſes Mal gehandhabt werden. Im übrigen ſoll nicht verſchwiegen werden, daß die Konkurrenten in ihrer Mehr⸗ aus allen Teilen des Reiches rekrutierten. Es war auch kein Berliner, dem der erſte Preis burg in Oſtpreußen, d. h. aus einer Gegend. die dem ganzen deutſchen Volke beſonders viel zu bedeuten hat, weil ſie, angetrennt vom Mutterland im Oſten den Schutzwall gegen fremde Willkür bietet. Wir wünſchen dem fungen Inſterburger. der jetzt eine Freifahrt nach Amerika machen kann, um dort am internationalen Redewettbewerb teilzunehmen, daß er ſenſeits des atlantiſchen Ozeans nicht nur einen Preis erhält. ſondern auch durch ſeine Art und ſein Weſen für Deutſchland und deſſen Bedeutung möglichſt viel Freunde wirbt. richtige Auffaſſung über 0 ſchland immer ſondern aus dem zahl nicht aus Berlin ſtammten. ſondern ſich zufiel, ſondern ein Oberprimaner aus Inſter⸗ Denn Amerika iſt das Land, in dem ſich die ſie Frankreich und in erſter Linie Deutſchland mit ſeinen zahlreichen Naturſchönheiten meinen, ſchon beinahe traditionell geworden. Die ameri⸗ kaniſchen Reiſebüros haben zwar in dieſem Jahr nicht mehr Buchungen für Europareiſen zu ver⸗ zeichnen als 1928, aber der Anteil Deutſchlands iſt ganz erheblich gewachſen. Sowohl die Zahl der Einzeltouriſten als auch der Geſellſchaftsrei⸗ ſen hat ſich beträchtlich erhöht. Daß die Ameri⸗ kaner, wenn ſie einmal deutſchen Boden betreten haben, von dem Wunſche geleitet ſind, möglichſt raſch nach der Metropole, nach Berlin, zu kom⸗ men verſteht ſich von ſelbſt. Denn die Reichs⸗ hauptſtadt bietet nun einmal dem Fremden ohne Einſchränkung alles, was er auf irgend einem Gebiete kennen zu lernen wünſcht. f Nur auf einem Gebiete will es in Berlin nicht beſſer werden, nämlich bei der Fremden⸗ führung. Ein Inſtitut, in dem angeblich Damen durch die Teilnahme an einem Kurſus zur Fremdenführung ausgebildet werden ſollen, hat ſchmählich und auch verdientermaßen Schiffbruch erlitten, weil durch die Anwendung ſeiner Me⸗ thoden die Fremden nur geneppt und mit Ab⸗ ſcheu vor Berlin erfüllt worden wären. Mit der platoniſchen Feſtſtellung daß halt nichts Rechtes bisher geſchaffen ſei und mit dem Hinweis, daß Hotelportiers ſchon über einige Fremdenführer⸗ innen verfügten, ſollte es nicht getan ſein. Es gibt doch viele Familien und alleinrei⸗ ſende Damen, die ſich viel lieber bei einer Füh⸗ rung einer Dame als einem Mann anvertrauen. Bei den zahlreichen Studentinnen und Haus⸗ töchtern, die genügend Sprachkenntniſſe beſitzen, müßte, vielleicht unter Leitung des tüchtigen Meſſeamtes, eine einwandfreie Organiſation ge⸗ ſchaffen werden, die für Fremde die gewünſchten die Reiſen der Amerikaner nach Europa, womit Führerinnen zur 4 ſtellt. Auch manche auswärtige Studentin, die in den großen Ferken nahme ſichern. Dabei wäre auch die Garantie gegeben, daß die Fremden in Berlin nicht nur mehr oder weniger geſchmackloſe Denkmäler aus vergangener Zeit zu ſehen bekommen, ſondern daß ſie au cheinen Einblick erhalten in das ſchaf⸗ fende, ringende, vorwärts⸗ und aufwärtsſtre⸗ bende Berlin, wie es ſich nicht ſo ſehr in den Straßen der Altſtadt, ſondern vielmehr in den an der Peripherie gelegenen Viertel repräſen⸗ tiert. Dabei iſt es durchaus notwendig, daß die Führerinnen den Fremden auch die Schattenſei⸗ ten der Reichshauptſtadt mit allen Details er⸗ läutern. Was„faul im Staate“ iſt, ſpricht ſich von ſelbſt herum. So weiß beiſpielsweiſe jeder Kauf⸗ mann, was das Schuldenverzeichnis bedeutet, das beim Amtsgericht Berlin⸗Mitte geführt wird. Es enthält nämlich mit Ausnahme der Bezirke Spandau und Cöpenik die Namen aller Offenbarungseidſchuldner von Berlin. Die Zahl iſt entſetzlich. Im Jahre 1928 wurden 80 000 Na⸗ men eingetragen. 1929 werden es noch weit mehr ſein. Dabei iſt noch nicht einmal bekannt, wieviel Schuldner vor den Finanzämtern Offenbarungs⸗ eide geleiſtet haben! Dazu kommen noch die Mahnſachen und Zivilprozeſſe, die zuſammen 1928 die Grenze von einer Million bereits über⸗ ſchritten! Dem gewiſſenhaften Kaufmann fällt es von Tag zu Tag ſchwerer, die Kreditwürdig⸗ keit eines Kunden oder Geſchäftsfreundes nach⸗ zuprüfen. Die Berliner Behörden haben zwar zur Erleichterung der Nachprüfung alles getan, was ſie nur tun konnten. Aber damit iſt dem Kreditſchwindel nicht der Garaus gemacht. Auf keinen Fall kann es ſo wie bisher weitergehen. Den Hyänen des Geſchäftslebens muß ſo ener⸗ giſch wie möglich zu Leibe gerückt werden. Die beſtehenden Geſetze genügen. Man wende ſie nur richtig an. E. F. G. iernheimer Anzeiger Wiernhelmer Tageblatt— Bternhelmer Nachrichten) Viernheim W täglich mit 5 J der Sonn- und feiertage.— Bezugspreis monatl. k. frei ins Haus gebra t.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntags latt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements kägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 60 recher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt raukfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 193 PPP er Zeitung(Slernheimer Bürger⸗Otg.— Biernh. Volksblatt] Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Pla vorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Deutschland verlangt endlich Eine Note an die Gläubigermächte— Morgen allgemeine Aussprache Hitzung des Finanzausſchuſſes im Haag Haag, 20. Aug. Nachdem die drei Unteraus— ſchüſſe des Sachverſtändigenkomitees der Gläubi⸗ germächte bis ſpät in die Nacht hinein gearveitet hatten, tagt heute wiederum das Komiee ſelbſt. Die Ausſchüſſe hatten vor allem drei Aufgaben: Der erſte die Feſtſtellung der Summen die Englond zufließen würden, wenn der Ueoerſchuß aus der Liquidation des beſchlagnahmten deut⸗ ſchen Eigentums nicht mehr zwiſchen den ver— ſchiedenen Gläubigern verteilt, ſondern gänzlich England überlaſſen würde der zweite die genaue Feſtſtellung des Ueberſchuſſes, der durch die Ueberſchneidung von Dawesplan und Voungplan bis 1. September des Jahres entſteht, der dritte die Klärung der Frage, ob der engl. Anteil an den Annuitäten des YVoungplanes um 45 oder 48 Millionen niedriger iſt als unter dem Dawes⸗ plan. Ueber das genaue Ergebnis dieſer Unter⸗ ſuchungen wird man erſt etwas erfahren, wenn der Geſamtausſchuß der Sachverſtändigen zu ei— nem abſchließenden Gutachten gelangt ſein wird. In holländiſchen Kreiſen wird heute feſtge⸗ ſtellt, daß dieſe Separatarbeit der großen Gläu— bigermächte, bei der ja auch Deutſchland nur als abwartender Zuſchauer fungiert, die kleineren Gläubigermächte einigermaßen prelle. Es wird in dieſem Zuſammenhang ſogar von der Bil⸗ dung eines„Blocks der Unzufriedenen“ geſpro⸗ chen. Ein Beſuch, der heute vormittag die rumä— niſchen Delegierten, Popovici und Titulescu, bei der deutſchen Delegation abſtatteten, dürfte aller— dings der Behandlung deutſch-rumäniſcher An⸗ gelegenheiten, alſo der Frage der bis 1931 lau⸗ fenden Sachlieferungsverträge gegolten haben, aber eine Aeußerung Beneſchs, der geſtern u. a. mit Venizelos Beſprechungen führte läßt darauf ſchließen, daß das Gefühl einer Zurückſetzung bei den kleineren Gläubigermächten ſeit einiger Zeit im Erſtarken iſt. Ein Schritt der deutſchen Delegation Hang, 20. Aug. Die deutſche Delegation hat heute mittag ein Schreiben an die Delegationen der übrigen fünf einladenden Mächte zu Händen des bisherigen Präſidenten der Vollkonferenz, Jaſpar, gerichtet. Darin iſt zum Ausdruck ge⸗ bracht, daß der bisherige Verlauf der Konferenz und das Herannahen des 1 September der deut⸗ ſchen Delegation Veranlaſſung geben, eine Sit⸗ zung der bevollmächtigten Delegierten der ſechs einladenden Mächte über die weitere Behandlung der auf dem Programm der Konferenz ſtehenden Fragen herbeizuführen. In dem Schreiben wird der bisherige Präſident der Vollkonferenz gebe— ten zu einer ſolchen Beſprechung baldigſt einladen zu wollen. Die Führer der fünf Delegationen ſind gleichzeitig von dieſem Schritt in Kenntnis geſetzt worden. Die Antwort auf dieſen in den frühen Nach⸗ mittagsſtunden erfolgten deutſchen Schritt wird noch im Laufe des heutigen Abends erwartet und man rechnet damit, daß ſchon morgen die deutſcherſeits gewünſchte Ausſprache über das Geſamtthema der Konferenz vorſichgehen kann. Der Finanzbericht der Gläubiger. Haag, 21. Aug. Geſtern haben die Finanz⸗ ſachverſtändigen der fünf Gläubigermüchte ihren Bericht überreicht. Eine Uebereinſtimmung der Anſichten hat ſich dem Vernehmen nach nicht erzielen laſſen, da in mehreren Punkten die engliſchen Sachverſtändigen andere Meinungen nertraten als die der übrigen Delegierten. Der Bericht ſoll die Grundlage für weitere Ver⸗ handlungen abgeben. Briand und Snowden. London, 21. Aug. Der Amtliche Britiſche Funkdienſt berichtet, daß Snowden und Briand geſtern eine Beſprechung hatten. Die Unter⸗ haltung bezweckte einen Gedankenaustauſch zwiſchen den beiderſeitigen Anſichten, um wo⸗ möglich doch noch eine Annäherung zuſtande⸗ zubringen. Der Unterredung, die beim japani⸗ ſchen Hauptdelegierten Adatſchi ſtattfand, wohn⸗ ten Snowdens Mitarbeiter Leith und der fran⸗ zoͤſiſche Arbeitsminiſter Loucheur bei. Die Antwort auf die deutſche Demarche. Haag, 20. Aug. Um 8 Uhr abends traf bei der deutſchen Delegation die Antwort des derzeitigen Konſerenz⸗Vorſitzenden Jaſpar auf den deutſchen Schritt ein. Sie ſetzt die ge⸗ wünſchte Beſprechung der ſechs einladenden Mächte der Haager Konferenz an' morgen nach⸗ mittag 5 Uhr im Anſchluß an die für vier Uhr vorgeſehenen Zuſammenkunft der Außenminiſter der vier Rheinlandmächte feſt. Der deutſche Schritt wird auf franzöſiſcher und italieniſcher Seite mit offenſichtlicher Genugtuung auf⸗ genommen, da man hofft, daß dadurch entweder der Poung⸗Plan geſichert oder England zu einer klaren Stellungnahme gezwungen werde. Ueber die Beſprechung Snowden⸗Briand wird bei der engliſchen Delegation ein Kommu⸗ nique herausgegeben, in dem geſagt wird, daß ſich die beiden Staatsmänner über alle auf der Konferenz zur Verhandlung ſtehenden Fragen ausgeſprochen und bemüht hätten, die beider⸗ ſeitigen Standpunkte einander„äber zu brin⸗ gen. Zeppelin⸗Feiern in Tokio Heute Nacht Weiterfahrt Newyorter Preſſe über den Zeppelinflug Newyork, 20. Aug. Die Morgenblätter brin⸗ gen die Berichte über den Rekordflug des„Graf Zeppelin“ in mehrſpaltigen Sperrſchriften. Sie betonen, daß die Landung mit größter Genauig— zit erfolgte und ſchildern den enthuſiaſtiſchen Empfang Der Berichterſtatter der„Times“ in Tokio beſchreibt ausführlich den Eindruck, den das Erſcheinen des Luſtſchifſes auf die Bevölke— rung machte. Nachdem die Sirenen ſein Heran— nahen angekündigt hatten., war wie mit Zauber— ſchlag jedes Dach jeder offene Platz dicht beſetzt. Der ganze Derkehr ſtand ſtill, da tatſächlich die ganze Stadt an der Begrüßung teilnahm. Viele weinten vor Erregung.„Times“ hebt in ihrer Ueberſchrift das begeiſterte Urteil der amerikani- ſchen Marineoffiziere hervor, die an der Fahrt teilnahmen. Aſſociated Preß zuſolge bezeichnete der amerikaniſche Commander den Oſtaſienflug als wunderbar. Aehnlich äußert ſich Leutnant Richardſon. Eine vorläufige Unterſuchung ergab, daß we— der das Luftſchiff, noch die Maſchinen irgendwie gelitten hatten. Regelmäßiger Luftſchiſſverkehr Berlin⸗Tolio? Berlin, 20. Aug. Seit langem ſchweben ge⸗ meinſame Verhandlungen mit dem Reichsver⸗ band der deutſchen Induſtrie, der deutſchen und der ruſſiſchen Regierung wegen eines regelmäßi— gen transſibieriſchen Luftverkehrs Berlin Tokio nach den Vorſchlägen des Hauptmanns Bruns. Für dieſen Verkehr ſollen deutſche Zeppelin⸗ Luftſchiffe verwendet werden. Wie wir erfahren, beabſichtigt der Berliner Magiſtrat auf dem Flughaafen Staaken, der von der Stadt zwecks Ausbau zum Zentralluftſchiff⸗ hafen erworben wurde, einen zweckentſprechen⸗ den hohen Ankermaſt zu errichten, der es ermög- lichen ſoll, ſowohl die deutſchen, wie auch die großen demnächſt fertiggeſtellten engliſchen Luft⸗ ſchiffe, die den Verkehr zwiſchen England, Aegyp⸗ ten, Indien und Auſtralien herſtellen ſollen, in ſicherer und geeigneter Weiſe zu befeſtigen. Die Finanzierung dieſes Ankermaſtes der in ähnli⸗ cher Ausführung in Ismaila(Aegypten), Ka⸗ rachi(Indien), Montreal(Canada) und anderen Orten vorhanden iſt, ſoll wie bei den Bauten auf dem Flughafen Tempelhoferfeld gemeinſam von Reich, Staat und Stadt durchgeführt werden. Newyork, 21. Auguſt. Aus Tokio wird ge⸗ meldet, daß den Höhepunkt der geſtrigen Feier⸗ lichkeiten für die Zppelin⸗Beſatzung ein von der Regierung gegebenes Feſteſſen im Hotel„Im⸗ perial“ gebildt habe. Vier Miniſter und zahl⸗ reiche andere Würdenträger waren erſchienen. Die Halle pangte im Schmucke der japaniſchen u. beutſchen Flaggen, eine kleine Nachbildung des „Graf Zeppelin“ war an der Decke aufgehängt. Am Abend beſuchten die Gäſte ein jagapniſches Theater. Heut vormittag iſt die Zeppelinbeſatzung zum Tee in das kaiſerliche Palais Hama geladen, der Kaiſer ſelbſt wird jedoch nicht anweſend ſein. Die Offiziere des„Graf Zeppelin“ werden von allen Seiten mit Geſchenken derart überſchüttet, daß dieſe in Kiſten nach Deutſchland geſchickt wer⸗ den müſſen, da im Luftſchiff ſelbſt kein Platz iſt. Es verlautete geſtern noch, daß die Schiffsfüh⸗ rung hofft, den von J. S. Mears und C. B. Collyer gehaltenen Weltreiſerekord von 23 Ta⸗ gen 15 Stunden zu ſchlagen. In dieſem Falle müßte„Graf Zeppelin“ am 31. ds. Mts. bereits die Freiheitsſtatne im Newyorker Hafen über⸗ fliegen. Newyork, 21. Auguſt.„Aſſociated Preß“ be⸗ richtet aus Tokio, daß über hundert japaniſche Soldaten Tag und Nacht mit der Füllung des „Graf Zeppelin“ beſchäftigt ſeien. Das Luftſchiff wird Betriebsſtoff für 120 Flugſtunden bei vol⸗ lem Motorenbetrieb an Bord nehmen. Der Start des Luftſchiffes iſt auf Donnerstag früh 4 Uhr(Tokioter Zeit) feſtgeſetzt worden. Die Wetterberichte lauten günſtig. Dr. Eckener will, Dokohama— Seattle— Vanceuver einhalten. Das Luftſchiff wird ungefähr 2000 Meilen nörd⸗ lich der Hawai⸗Inſeln und 200 Meilen ſüblich der Aleuten vorbeifliegen. Fluchtverſuch des blinden Zeppelinpaſſagiers. Hamburg, 21. Auguſt. Der blinde Paſſagier der letzten Amerikafahrt des„Graf Zeppelin“, der auf„Thuringia“ nach Deutſchland gebracht wurde, ſprang geſtern kurz vor dem Hamburger Hafen über Bord. Er konnte aufgefiſcht werden und wurde an Bord der„Thuringia“ in feſten Gewahrſam genommen. Von der Staatsanwalt⸗ ſchaft Konſtanz lieg ein Haftbefehl gegen ihn vor ſodaß er dem Amtsrichter zugeführt werden muß. Neue Zwischenfälle hei Wien Wien, 20. Aug. In der vergangenen Nacht kam es in Neu Erlaa im Süden von Wien zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen einer Radfahrer— gruppe des Republikaniſchen Schutzbundes und einer Heimwehrpatrouille, wobei ein Heimwehr— mann auf die Schutzbündler geſchoſſen haben ſoll. Der Schütze wurde von der Gendarmerie feſtge— nommen. Kurz darauf wurde bekannt, daß der Bruder des feſtgenommenen Heimwehrmannes an andere Stelle erſchoſſen worden ſei. Angeblich ſoll aber zwiſchen den beiden Vorfällen kein Zuſammenhang beſtehen. die Exnloſion bei Budapeſt Budapeſt, 20. Auguſt. Zu der Exploſion des Munitionsdepots im Fort Domneſti wird weiter gemeldet, daß ſich auf dem Fort 90 Mann, ein Hauptmann und zwei Offiziere befanden. Ob Menſchenleben zu beklagen ſind, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Der Sachſchaden beträgt viele Millionen Ley. Die Urſache der Exploſion ſoll auf übergroße Hitze zurückzuführen ſein. Blutiges Drama im Maſchinenhaus Warnsdorf(Tſchechoſlowakei), 20. Aug. Ge⸗ ſtern morgen hatte ſich in der Schumburg der 37 jährige Kohlenarbeiter Joſeph Trakal nach zwei⸗ wöchigen Krankenurlaub zum erſten Male wieder im Betriebe der Maurerwerke A.⸗G. eingefunden. Kaum hatte Trakal das Maſchinenhaus betreten, als gellende Hilferuſe ertönten. Herbeieilende Arbelier fanden den 39 Jahre alien Heizer Otto 46. Jahrgang Svarovſti tödlich verletzt am Boden liegen. Ein Arzt ließ Sparovſki, bei dem er zwei Bauchſchüſſe feſtſtellte. und Trakal, der ſich einen Schuß beige⸗ bracht hatte, ins Krankenhaus überführen. Das Motiv der Tat iſt noch nicht bekannt. Neuer Bankffandal in Berlin Berlin, 20. Aug. Auf Veranlaſſung der Ueber wachungsabteilung einer Berliner Großbank wurde heute morgen der Bankdirektor und Ak— tionär der Berliner Kreditbank A. G., Theodor Radke, in der Mohrenſtraße unter der Beſchul⸗ digung des Scheckbetugs verhaftet. Radke. der allein zeichnungsberechtigt iſt, konnte ungehin— dert und in beliebiger Menge Schecks ausſtellen, die er durch ſeine Mittelmänner in den Verkehr brachte. Frankfurter Verſicherungskrach Frankfurt. 20. Aug. Der Direktor der erſt vor kurzem zuſammengebrochenen Sübweſt deutſchen Bank A.G. in Frankfurt a. M., einer Tochtergeſellſchaft der Frankfurter Allgemeinen Verſicherungsgeſellſchaft, der 28 Jahre alte Frautz Sauerbrei, iſt ſeit Sonntag früh ſpurlos ver⸗ ſchwunden. Man nimmt an. daß er mit ſeinem eigenen Flugzeug ins Ausland geflüchtet ißt. Seine Freunde behaupten aber, daß er Selbſt⸗ mord begangen habe. Zu dem großen Finanzkrach in der Frankfur⸗ ter Allgemeinen Verſicherungsgeſellſchaft wird vom Präſidenten des Reichsaufſichtsamtes er⸗ klärt, daß dieſe Schwierigkeiten dem Reichsauf⸗ ſichtsamt für Privatverſicherungen ert durch die Preſſemeldungen zur Kenninis gekommen ſeien, die in Betracht kommenden Geſchäfte weder aus der Bilanz noch aus dem Geſchäftsbericht noch aus den dem Reichsaufſichtsamt ſonſt einzurei⸗ chenden Unterlagen erkennbar geweſen ſeien. Auch der Aufſichtsrat ſei in völliger Unkenntnis über die tatfächlichen Verhältniſſe belaſſen worden. Die Allianz beabſichtigt zu Gunſten der Ver⸗ ſicherten in der Weiſe einzutreten, daß nahezu der Geſamtheit der Verſicherten Verluſte voraus, ſichtlich wicht erwachſen werden. Dies gilt auch für die Verſicherten aus der Export⸗Verſiche⸗ rung. Neueſte Telegramme Großes Schadenfeuer bei Bopp u. Reuther. Mannheim, 21. Aug. Geſtern abend kurz nach 8 Uhr brach in der Paſſeruhrenfabrin Bopp und Reuther ein Feuer aus, das an den geteerten Hydrantenſchiebern reiche Nahrung fand und ſich raſch ausbreitete. Zur Be des Brandes rückten die Mannheimer Feuer⸗ wehr und die Wehren aus Waldhof, Sandhofen. Käfertal uſw. an. Doch mußten ſich die Wehren zunächſt nur darauf beſchränken. ein Ueber⸗ greifen des Feuers auf die angenzenden Werks⸗ anlagen zu verhindern. Die etwa 70 Meter lange Hydrantenhalle wurde ein Raub der Flammen. Das Bureauinventar konnte gerettet werden. Die Brandurſache konnte noch nicht ſeſt⸗ geſtellt werden. Der Materialſchaden dürfte mehrere tauſend Mark betragen. Unglücksfälle ſind bisher nicht gemeldet. Hochwaſſerkataſtrophe in Perſien. Teheran, 21. Auguſt. Durch Hochwaſſer wurden in Täbris 5000 Häuſer zerſtört. Den bisher vorliegenden Meldungen zufolge ſollen 100 Perſonen wins Leben gekommen ſein. Attentat auf die manbſchuriſche Eiſenbahn. Charbin, 21. Auguſt. Geſtern abend wurde bei der Stadt Tapinlin die Lokomotive eines aus Charbin kommendeie Zuges in die Luft geſprengt Drei Zugbeamte wurden getötet. Wahrſcheinlich waren Bomben auf den Bahnkörper gelegt worden. Die Pocken in Holland. Haag, 21. Aug. In Rotterdam, das etwa 55 Kilometer vom Haag entfernt liegt, iſt eine Pockenepidemie ausgebrochen, die ſich mit beſorg⸗ niserregender Geſchwindigkeit ausbreitet. Auch in Delft ſind geſtern die erſten Pocken⸗ fälle feſtgeſtellt worden. Sollte die Epidemie auf den Haag übergreiſen— Delft iſt nur etwa fünf Kilometer entfernt— ſo würde das wahr⸗ ſcheinlich ein ſchnelles Ende der Konferenz be⸗ deuten. . 000000000 e — eee e 5 e e ———— 88 Die neue Arbeſtslosenversicherung Verlin, 20. Aug. Der„Demokratiſche Zei⸗ tungsdienſt“ teilt über den Inhalt des geſtern vom Reichskabinett verabſchiedeten Geſetzent⸗ wurfes zur Reform der Arbeitsloſenverſicherung u. a. mit: Der vorliegende Geſetzentwurf enthält 67 Aenderungen und eine ausführl'che Begrün⸗ dung, in der die finanzielle Lage der Reichs— anſtalt für Arbeitsloſenverſicherung geſchildert wird. Auf Grund der gemachten Erfahrungen hat das Arbeitsminiſterium in dem Entwurf weiterhin Neufaſſungen vorgenommen, die den Mißbrauch der Arbeitsloſenverſicherung aus⸗ ſchließen ollen. Bei den vorgenommenen(enderungen handelt es ſich um vier Punkte, und zwar um die Aenderung der Wartezeit, um die Anrech— nung der Renten, um die Neuordnung auf dem Gebiete der Krankenverſicherung und ſchließlich um die Allgemeinſtaffelung bei den Saiſon⸗ arbeitern. Für dieſe vier Punkte iſt eine finanzielle Berechnung über die Höhe der Erſparniſſe dem Entwurf beigefügt. Dieſe Berechnung ergibt. daß zum weſentlichſten Teil das vorhandene Defizit von 279 Millionen beſeitigt wird. Dieſes Defizit wird aber nicht ganz be⸗ De ee ſeitigt, es bleibt vielmeht eine Lücke, und dieſe Lücke zu ſchließen, iſt die Aufgabe der geſetz⸗ gebenden Körperſchaften, des Reichsrates und des Reichstages. i Die finanzielle Neugeſtaltung der Arbeits⸗ loſenverſicherung geht aus von einer Arbeits⸗ loſigkeit von 1,1 Millionen, für die fünf Winter⸗ monate vom 1. November bis 31. März iſt mit 1,5 Millionen Arbeitsloſer gerechnet. Der Ge⸗ ſamtaufwand für die Arbeitsloſenverſicherung wird auf 1119 Millionen beziffert, davon ſind bisher eingegangen 400 Millionen. Der Geſetz⸗ entwurf ſieht eine Beitragserhöhung um ein Halb Prozent vor, und zwar iſt dieſe Erhöhung auf 1 ein Halb Jahre begrenzt. Durch die Bei⸗ tragserhöhung werden jährlich 140 Millionen mehr aufgebracht. Das ſind insgeſamt 980 Mill. Der Reſt muß durch Erſparniſſe, die der Geſetz⸗ entwurf vorſchlägt, zu decken ſein. Die Neu⸗ ordnung der Arbeitsloſenverſicherung ſoll mit dem 1. November 1929 in Kraft treten. 419 Arbeitsloſe in Frankreich. Paris, 20. Aug. In Frankreich gibt es augenblicklich nur 419 Arbeitsloſe. Frankreich iſt alſo eines der wenigen glücklichen Länder Europas, in dem eine Arbeitsloſigkeit nicht exiſtiert Aus Nah und Fern Waldfiſchbach, 20. Aug.(mit dem Auto über die Böſchung geſtürzt.) Am Mon⸗ ag abend gegen 7 Uhr ſuhr in der Nähe der Gei— elberger Mühle der Kaufmann Görk aus Kai— erslautern, der mit ſeinem Auto, von Wald 'cchbach kommend, nach Kaiſerslautern unter »egs war, in einer 8-Kurve die einige Mei liefe Böſchung hinunter. Der Wagen überſchlu ſich mehrmals und begrub Görk unter ſich, der ſchwer verletzt hervorgezogen wurde. Er wurde mit dem Sanitätsauto nach dem Kaiſerslauterner Krankenhaus verbracht. Ergänzend wird zu dem Unglück noch gemeldet: Görk kam mit ſeinem Auto in raſchem Tempo aus Richtung Waldfiſch— bach. Der Autoführer ſchnitt die in der Nähe der Mühle gelegene ſcharſe S-Kurve, als ihm plötzlich ein anderes Auto entgegenkam. Görk riß di“ Steuerung nach rechts und ſofort wieder nach links, um ein Umſchlagen zu verhüten. Bei die— ſer Zickzackfahrt platzte plötzlich ein Hinterrad— reiſen. Bei dem Unglück trug Görk eine ſchwere Gehirnerſchütterung. einen Schulterbruch und ſchwere Arm- und Geſichtsverletzungen davon. Er war am Dienstag früh noch ohne Bewußtſein Thaleiſchweiler, 20. Aug.(Das Gewehre explodiert.) Einem hieſigen Jäger wurde geſtern nachmittag beim Abgeben eines Schuſſes das Gewehr von der Pulverladung auseinander— geriſſen. Der Jäger erlitt dabei den Verluſt meh— rerer Finger. Er mußte ſofort ins Krankenhaus nach Rodalben verbracht werden. Der Perliner Luſtmord Der Wächter Richard Schulz, der unter zem Verdacht des Mordes an der kleinen Hilde Zäpernik von der Kriminalpolizei feſtgenommen worden war, iſt immer noch in Haft behalten worden. Die Angaben, die van Arbeitskollegen und anderen Perſonen zu ſeiner Entlaſtung ge⸗ macht worden ſind. haben boch nicht genügt, ſein⸗ Unſchuld einwandfrei feſtzuſtellen. Auf der qa. dern Seite wird man auch ſeine Inhaftierung nicht allzu lange aufrechterhalten können, falls nicht neue Verdachtsmumente hinzukommen, und dadurch die polizeiliche Handlungswei f fertigt wird g gsweiſe gerecht Ruſſiſche Marineoffiziere in Berlin. Berlin, 20. Auguſt. Der Geſchwaderchef des zurzeit in Swinemünde weilenden ruſſiſchen Kreuzergeſchwaders, Rall, traf heute vormittag mit zwei Begleitoffizieren im Flugzeug auf dem Tempelhofer Flugfeld ein. Als Vertreter der Reichsmarine hatte ſich Korvettenkapitän Fuadſani zur Begrüßung im Flughafen einge— funden. Selbſtmoro Mannheim, 20. Aug. Am 20. Aug. kurz nach 7 Uhr vormittags verübte die 35 Jahre alte Ehe⸗ frau des Berufsfeuerwehrmannes Karl Böhrin⸗ ger in ihrer Wohnung dadurch Selbſtmord, in⸗ dem ſie ſich mit Gas vergiftete. Ein Nervenzu⸗ ſammenbruch wird als Grund der Verzweif— lungstat angeſehen. Lokale Hachrichten K. R. B. Morgen Donnerstag Abend halb 9 Uhr Unterhaltungsabend in der Vorſtadt. Tandes konferenz der Arbeitsge- meinſchaftkath. Arbeiter vereine heſſens. Die diesjährige Landeskonferenz der Arbeitsgemein- ſchaft der kath. Arbeitervereine Heſſens, findet am 8. September 1929 iu Mainz ſtatt. Um halb 10 Uhr hl. Meſſe bei den Engl. Fräulein. Um halb 11 Uhr beginnen im Saale des Vereinshauſes des kath. Männervereins, Ballplatz 1/0 die Morgen- verhandlungen. Bericht des Herrn Arbeiterſekretär Even über die Lage unſerer Bewegung und die kommende Winterarbeit. Anſchließend Beratung und Ausſprache. 1. September an das katholiſche Arbeiterſekretariat Mainz, Bezirk Heſſen, Mittlere Bleiche 37 zu ſtel⸗ len. Des Nachmittags um 3 Uhr findet im Saale des Vereinshauſes des katholiſchen Männervereins eine Kundgebung der kathol. Arbeiter ſtatt, wozu Etwaige Anträge ſind bis zum In der Hölle von Cayenne Tragödie eines deutschen Fremdenlegionürs Kurt Großmann ſchreibt im„Tempo“: Joſeſ Heinrich Moſer alias Henri de Valenſten aus Düſſeldorf fällt als Achtzehnjähriger den Wer⸗ bern der franzöſiſchen Fremdenlegion in die Hände. Kein Flehen ſeiner Mutter befreit ihn von dieſer Verpflichtung, die er in ſeiner Ju⸗ gendtorheit für fünf Jahre eingegangen iſt. Das Leben und Leiden bei dieſer Kolonial- truppe iſt unſagbar ſchwer. Nur wenige Men⸗ ſchen ſind den Strapazen gewachſen. Das er⸗ kannte der junge Heinrich Moſer ſehr bald, und in den marokkaniſchen Wirren flüchtete er zu den Marokkanern. Dieſe zwangen ihn, gegen Frank⸗ reich zu kämpfen. Ein nach den Kriegsartikeln furchtbares Verbrechen. Der Achtzehnjährige wurde vom Unglück ver⸗ folgt. Verwundet fiel er in franzöſiſche Hände, uno dort wurde er bald wiedererkannt. Das Kriegsgericht verurteilte ihn zum Tode, der Prä⸗ ſident der franzöſiſchen Republik begnadigte ihn. Seit ſechs Jahren befindet ſich Heinrich Moſer i Cayenne. Frankreichs bedeutendſter Journa⸗ liſt Albert Londres hat Cayenne eine Hölle ge⸗ nannt. Kein Wunder, daß Moſer wieder Flucht⸗ verſuche unternahm, die alle fehlſchlugen, und die ihm immer ſtrengere Iſollerung einirugen. Am 4. Juli 1928 wurde Moſer erneut zu fünf Jahren Einſperrung verurteilt. Und all dies, weil er als Achtzehnjähriger von franzöſiſchen Agenten betrunken gemacht einen Revers für die Fremdenlegion unterſchrieb. In ſeiner Verzweiflung, um der hohen Strafe, die er ahnte, zu entgehen, nannte er ſich Henri de Valenſten. Dieſen Namen trägt er und unter dieſem Namen iſt er verurteilt. Jetzt hat ſich die Mutter hilſeflehend an die Deutſche Liga für Menſchenrechte gewendet, die verſucht, durch ihre franzöſiſche Schweſterliga das Schickſal des Fremdenlegionrs zu mildern. Obwohl ſtrengſtens unterſagt iſt, daß die Rheinlandbeſetzung dazu benutzt wird, Anwer⸗ bungen für die Fremdenlegion zu tätigen, ſind ſolche Fälle neuerdings im Rheinland wieder in reichem Maße bemerkt worden. Daher wird die Rheinlandräumung auch in dieſer Beziehung eine Beſſerung ſchafſen. Frankreich wird bei dieſer Gelegenheit nicht an der Forderung vorübergehen dürfen, dſeſe Opfer der Rheinlandbeſetzung der Freiheit wie— derzugeben. alle Arbeiter und ihre Angehörigen eingeladen ſind. Die katholiſchen Vereine unſerer ganzen Diözeſe werden gebeten zu der Landeskonferenz der kath. Arbeitervereine Heſſen, in ſtarker Anzahl Arbeiter- delegierte zu entſenden. *Die letzten, roten Steuerzettel. Es hat ſich herausgeſtellt, daß bei der Berechnung der Gemeinde-, Kreis- und Provinzialſteuern ſei⸗ tens der Behörden Fehler unterlaufen ſind. Es wurden falſche Steuerwerte zugrunde gelegt. Der Vorſitzende der Zentrumsfraktion, Herr Gemeinde— rat Klee, machte auf dieſen Irrtum aufmerkſam. Bei nochmaliger, näherer Berechnung und Prüfung der geſamten Sachlage hat ſich ergeben, daß die Steuerzahler 18 000 Mark zuviel angefordert er- hielten. Bei den auf den Steuerzetteln errechneten Summen, werden bei Zahlung, um dieſe Mehrfor— derungen zu regulieren, 11 Prozent abgeſetzt, ſodaß ſich der Steuerbetrag allgemein ermäßigt hat. (Siehe auch heutiger Gemeinderatsbericht.) * Wettbewerb der Pfandmeiſter. Einer ganzen Anzahl, man nennt 50, unſerer hie— ſigen Landwirte wurden in den letzten Tagen für rückſtändige Steuerſchuldigkeiten, der Tabak auf dem Felde gepfändet und auf den Grundſtücken Pfändungstafeln errichtet. Daß ſolche rigoroſe Maßnahmen, unter den Betreffenden, die ja allge— mein unter der Not der Zeit beſonders zu leiden haben, tiefe Erbitterung hervorgerufen, und den Arbeitswillen vernichtet hat, iſt ja leicht begreiflich. Die Pfandmeiſter machen unter ſich Konkurrenz; ein jeder will der erſte ſein der pfändet, damit ſeine Anſprüche befriedigt werden. Der Gemeinde— pfandmeiſter war dieſes Jahr der Schlauere, denn ſeine Pfandtafeln„ſchmücken“ ſchon die Tabakfelder. Der wohl allen bekannte ſtaatliche Pfandmeiſter, macht wohl zu aller Not ebenfalls ernſte Miene, ſeine Hand auf die Tabakkreszenſen zu legen. Und da glauben leider auch noch Vernünftige, daß der Steuerdruck noch lange ſo weiter gehen kann! Die unentgeltliche Beratungsflunde für Lungenkrauke findet heute Mittwoch, den 21. Aug. 1929, von 2—4 Uhr nachmittags im Krankenhaus ſtatt. Uereins⸗Anzeiger f Cc Odenwaldklub. Ortsgr. Viernheim. Mittwoch, 25. Auguſt, abends halb 9 Uhr Klubabend. Sonntag, 21. Auguſt Wanderung. Näheres im Klubabend. Der Vorſtand. V. f. 3p. u. K. 1896. Mittwoch u. Freitag vollzählige Uebungsſtunde der geſamten Aktivität. NB. Am Sonntag werden unſere Vereins- meiſterſchaften im Ringen und Stemmen ausge- tragen. Meldeſchluß am Mittwoch Abend in der Uebungsſtunde, verbunden mit Gartenfeſt, wo wir unſsre paſſiven u. Ehrenmitglieder heute ſchon darauf aufmerkſam machen. Der Vorſtand. Verein der Hundefreunde. Donnerstag, 22. Auguſt, abends halb 9 Uhr Vorſtandsſitzung im Vereinslokal. Wegen ſehr wichtigen Be⸗ ſprechungen, betreffs der am Samstag n. Sonn⸗ tag abzuhaltenden Prüfungen werden die Vor- ſtandsmitglieder gebeten reſtlos zu erſcheinen. Auch diejenigen Mitglieder, die ſich an den Prüfungen beteiligen, wollen ſich zu der Vor— ſtandsſitzung einfinden. Der Vorſtand. Ehriſtl. Gewerkſchaftskartell. Berufs- verband der Fabrik- u. Transportarbeiter, Orts⸗ gruppe Viernheim. Donnerstag, d. 22. Auguſt, abends 8 Uhr findet im Gaſthaus z.„Löwen“ eine wichtige Mitglieder verſammlung ſtatt. Der aktive ſowie Jugendvorſtand bitte ich eine halbe Stunde früher da zu ſein, zwecks kurzer Beſprechung. Der Wichtigkeit wegen iſt das Erſcheinen aller Mitglieder dringend erforderlich. Der Eintritt iſt nur unter Vorzeigung der Ver⸗ bandskarte und Buches geſtattet. NB. Lieder⸗ bücher mitbringen. Für den Vorſtand: Müller. Sonder- Angebot! Ia Malaga. 1.50 Rathaus⸗Drogerie P. Moskopp 270 W r Das opler der Gerhilde Wybrands. Der Roman einer Liebe., Von Erich Frieſen. (56. Fortſetzung.) Und eine plötzliche Sehnſucht packte ſie, ihn noch einmal wiederzuſehen im Leben. Ein ein⸗ zigesmal nur. Aus der Ferne. Unerkannt. Von ihm unbemerkt. Wollte ſich mit eigenen Augen davon überzeugen, daß ihr Opfer nicht vergebens geweſen war. Vielleicht war er verlobt? Viel⸗ leicht ſchon verheiratet? Hatte ein liebes kleines Kind, ſein Glück und ſeine Freude?... Dann wollte ſie ſtill wieder gehen und ihre Pflicht er⸗ füllen. Den ſchweren, aber ſo herrlichen Beruf der Krankenpflegerin. Ja! Ja!! Und nochmals jal!! Sie ſtand auf und läutete der Schweſter An⸗ tonie.— „Nun?“ fragte dieſe mit leiſem Lächeln. „Ich reiſe.“ „Das wußte ich. Sonſt wären Sie nicht die Schweſter Virginia, die wir alle ſo lieben und verehren. Nu packen Sie raſch! Ich übernehme es, Ihnen die Erlaubnis beim Oberarzt zu er⸗ wirken und auch das Telegramm, das Ihre An⸗ kunft meldet, aufzugeben. Ihr Paß iſt in Ord⸗ nung. In einer Stunde geht der Nachtzug. Der arme, liebe, kleine Kerl wartet auf Sie, Schwe⸗ ſter Virginial Verlieren Sie keine Zeit.“ Ein Händedruck— und Schweſter Antonie eilte hinweg. Eine Stunde ſpäter ſchon ſaß Schweſter Vir⸗ ginia im Nachtzug und dampfte gen Norden. Am nächſten Morgen lief in der kleinen Vil⸗ la Tuskulum bei den Bülows ein Telegramm ein mit folgender kurzer Meldung: „Ich komme ſofort. Schweſter Virginia.“ Werners Glückſeligkeit war grenzenlos. Er gab das Stückchen Papier, das die wenigen Worte enthielt, nicht mehr aus den Händen. Am Tage falteten ſich ſeine Finger darüber; in der Nacht lag es unter ſeinem Kopfkiſſen. „Sie kommt! Sie kommt!“ Dies ſein einziger Gedanke. 31. Kapitel. Die freudige Erregung des jungen Patienten übertrug ſich auf das ganze Haus. Schweſter Virginia bildete das Hauptge⸗ ſprächsthema. Wann ſie wohl kommen würde wie ſie ausſähe... ob ſie lange bleiben würde und ähnliche Fragen—— Lore ſchlüpfte alle fünß Minuten hinaus zum Gartentor und ſpähte trotz Sturm und Schnee die Straße hinab. Wenn man ſie im Hauſe ſuch⸗ lach wußte nicht, wo ſie ſteckte, ſo hieß es ein⸗ ach: „Wohl draußen am Tor! Sie wird nach Schweſter Virginia Ausſchau halten!“ Auch eben wieder. Das Mädchen hatte ſich ein graues Tuch um die Schultern geſchlagen gegen den daherpfei⸗ fenden Wind. Dicke Regentropfen klatſchen ihr ins erwartungsgerötete Geſicht. Das hinderte ſie jedoch nicht, ihren Warte⸗ poſten unverdroſſen einzunehmen— ſchon den halben Vormittag über. Denn heute mußte ſie ja kommen, die Heißerſehnte. Und ſie, die kleine 3 70 wollte die erſte ſein, die ſie in Augenſchein nahm. Und richtig— ihre Ausdauer wurde belohnt. Dort hinten kam eine auffallend hohe Frau⸗ engeſtalt in dunklem Pflegerinnenkleid und gro⸗ ßer, weißer Flügelhaube, in der einen Hand ei⸗ nen Regenſchirm, in der andern einen kleinen Handkoffer, die wiederholt nach beiden Seiten der Straße blickte, als ſuche ſie eine beſtimmte Hausnummer. Wie der Wind rannte Lore ihr entgegen. „Sind Sie Schweſter Virginia?“ Die Pflegerin nickte. „Jawohl. Ich ſuche die Villa Tuskulum.“ „Ich weiß, ich weiß. O, wie gut von Ihnen, daß Sie kommen! Ich bin Lore v. Bülow, Wer⸗ ners Schweſter!“ Und ſchon hatte ſie der Pflegerin, trotz ihres Proteſtes, das Köfferchen abgenommen. Kräftiges Handſchütteln. Dann fegte Lore mit dem Köfferchen voraus, um daheim die Freudenbotſchaft zu verkünden. Langſam folgte ihr Schweſter Virginia. Sie zog die Haube noch tiefer ins Geſicht und rückte an ihrer blauen Brille herum. So! Jetzt war ſie gewappnet! Am Tove ſtand bereits Frau v. Bülow und bewillkommnete die Krankenpflegerin aufs herz⸗ lichſte. Lore jagte noch immer wie toll vom Haus in den Garten und wieder zurück. „Wie geht's dem Kranken?“ war Schweſter Virginias erſte Frage. „Das iſt ſchwer zu ſagen“, ſeufzte die Mut⸗ ter.„Er wartet auf Sie! Darum dreht ſich jetzt alles bei ihm.“ „Bitte führen Sie mich ſofort zu ihm! Wer iſt im Krankenzimmer?“ „Der Arzt Dr. Wendroth.“ „Gut. Ich wünſche mit Dr. Wendroth und dem Kranken allein zu ſein.“ Schweſter Virginias Ton klang freundlich, aber beſtimmt. Weder Mutter noch Tochter wagten einen Widerſpruch. Lore zog ſich etwas enttäuſcht zurück, während Frau v. Bülow die Pflegerin zu ihrem Jungen geleitete. Als die beiden ſich dem Krankenzimmer nä⸗ herten, hörten ſie ſchon von weitem Werners nervös erregte Stimme „Iſt ſie denn noch immer nicht da, Doktor? Sie kommt am Ende gar nicht? Ach, ſie bat mich 5 vielleicht vergeſſen, meine liebe, liebe Schweſter Virginia——“ Die Stimme verlor ſich in lei⸗ ſem Schluchzen. Die Mutter hatte behutſam die Tür geöffnet. Und der ſchluchzende Knabe fühlte plötzlich eine kühle, feſte Hand auf ſeiner Stirn. „Ich bin ſchon da, mein lieber Junge!“ „Schweſter Virginia!!“ Ein glückſeliger Aufſchrei. Ein tiefer, dank⸗ erfüllter Blick. Ein befreiendes Aufatmen. Der Kranke ſank in die Kiſſen zurück. a Und war in wenigen Sekunden eingeſchlafen — tief und feſt. Jetzt erſt zog die Pflegerin die Hand von der Stirn des Knaben fort. Dann ſtellte ſie ſich raſch dem Arzt vor, der voll Verwunderung den außerordentlichen, günſtigen Einfluß der Frau auf den Kranken beobachtet hatte und ihr dieſe Anerkennung auch nicht vorenthielt. „Ich habe gewöhnlich einen beruhigenden Einfluß auf meine Patienten— beſonders bei Fiebererſcheinungen“, lautete die ruhige Entgeg⸗ nung.„Auf dieſen Knaben vielleicht noch in etwas höherem Maße. Ich habe ihn bereits ein⸗ mal gepflegt, als er dem Tode nahe war. Er iſt ein außergewöhnlich ſenſitives Kind—“ „Ganz recht. Und Sie wollen auch diesmal die Pflege übernehmen, Schweſter?“ „Ja. Unter einer Bedingung.“ „Die wäre?“ Schweſter Virginia blickte ſich im Zimmer um. Sie waren allein; Frau v. Bülow hatte das Zimmer verlaſſen. Die Pflegerin nahm die Brille ab und leg: e ſie vor ſich auf den Tiſch. Dann ſagte ſie, den Arzt voll anblickend, halblaut, damit der ſchla⸗ fende Knabe nicht erwachte: „Ich ſtelle die Bedingung, daß während mei⸗ ner Anweſenheit niemand das Krankenzimmer betritt— außer Ihnen, Doktor!“ en en 8 Achtung! Zur gefl. Kenntnis, daß ich hier am Platze bei Leihbibliothe! Wiegand, Waſſerſtraße 47 eine Annahmeſtelle für Wäſche aller Art errichtet habe. Spezialität: Herren⸗Stärkewäſche und Gardinen. Herren⸗Stärkekragen bei billigſter Be- rechnung 12 4, Pfundwäſche trocken gewogen, Glattwäſche Schrankfertig pro Pfund 35/ Klemann's Waſchanſtalt Wollſtr. 53— Worms— Tel. 1545 Bekanntmachung. Betreffend: Vertilgung der Feldmäuſe. Infolge des außerordentlich trockenen Som- mers und der frühen Getreideernte hegt man in Sachverſtändigenkreiſen die begründete Befürchtung für ein ſtarkes Ueberhandnehmen der Feldmäuſe. Um dieſem Uebel entgegen zuwirken, empfehlen wir dringend, ſofern dies noch nicht geſchehen iſt, die Stoppeläcker ſchnellſtens umzupflügen, damit die noch auf dieſen Grundſtücken liegenden Aehren und ausgefallenen Körner den Mäuſen entzogen werden. Viernheim, den 19. Auguſt 1929. Heſſiſche Bürgermeiſterei. Lamberth. Untererhebſtelle. Alle Steuerpflichtigen, die Gewerbeſteuer— Rückzahlungen aus 1927 Rj. zu erhalten haben, wollen dieſelben bei der Untererhebſtelle in den nächſten Tagen abholen oder verrechnen.— An Zahlung des 2. Zieles Hundeſteuer 1929 und 3. Ziel Landesſteuer wird erinnert. Kirchner. Er o b Tanz⸗Schule Gg. Kirchner Den werten Damen und Herren zur Nach- richt, daß am Freitag, den 30. Auguſt, abends 8 Uhr im„Fürſten Alexander“ Anmeldungen gemacht werden, zu dem am Dienstag, den 3. September beginnenden Tanz⸗Kurſus Da ich in der Lage bin, die Tänze wie Engliſch Wals, Slow⸗Fox u. Tango nach aller⸗ neueſtem Stil zu lernen, ſo bitte ich um ge- 2 neigten Zuſpruch. Es zeichnet mit vorzüglicher Hochachtung Gg. Kirchner, Tanzlehrer. F Acc Aus der Gemeinderats⸗Sitzung nom Dienstag, den 20. Auguſt 1929. f Das Plenum war faſt vollzählig. Den Vor⸗ ſitz führte Herr Bürgermeiſter Lamberth, das Protokoll Herr Verw.⸗Inſp. Alter. Der Zuhö⸗ rerraum war ſchwach beſetzt. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurden einige Kommiſſionsbeſchlüſſe bekanntgegeben. Hiernach wurde ein Geſuch wegen Anweiſung eines Bauplatzes abgelehnt.— Der Ver- trag wegen dem Sportplatz mit der Turngenoſſen⸗ ſchaft wurde bemängelt, da das Kündigungsrecht nicht gewahrt war.— In der Angelegenheit des Prozeſſes der Gemeinde gegen den Ereditverein wegen Zinſen und Darlehen der durch die Gemeinde vermittelten Gelder, ſoll, um die hohen Prozeß- koſten zu vermeiden, noch einmal in gütlicher Ber⸗ handlung der Finauzkommiſſion mit dem Aufſichts⸗ rat des Creditvereins verſucht werden, eine Fini- gung herbeizuführen. Die Verhandlungen finden am Freitag ſtatt. Hierzu wird Herr Amtsgerichts⸗ direktor Keller eingeladen werden. Zur Tages- ordnung: 1. Herſtellung von Straßen in 1929. Die vorgeſehene Arbeiten ſind ausgeführt. Von dem hierzu bewilligten Betrag ſind noch ca 4000 Mt. überſchüſſig. Dieſer Betrag ſoll verwendet werden um in der Bürſtädter⸗Lampertheimerſtraße von Rathaus- bis Seegartenſtraße Plattenbelag herzu- ſtellen. Koſten ca 1800 Mark. Weiter ſollen in der Louiſenſtraße die Fußſteige und der Fahrweg hergeſtellt werden. Die Koſten der Anwohner bei der Fußſteigeherſtellung betragen zuſam⸗ men 1600 Mark und ſollen dieſe in fünf Jahres- raten erhoben werden. Dem Friedrich Martin wird für die durch Straßenherſtellung notwendige Garteneinfriedigung ein Zuſchuß von 50 Mk. ge⸗ nehmigt. Der Ww. Spieler die Umſetzung des Treppenaufgangs. 2. Geſuch der Fa. Levinger und Feibel um Ueberlaſſung von Gelände zur Errichtung einer Hühnerfarm. Die von der Fa. beantragte Abhol— zung des Waldes wurde abgelehnt. Da auch das vor dem Fabrikgebäude liegende Gelände, das der Fa. Gebr. Brechtel gehört nicht zu haben iſt, ſo wird die Angelegenheit als noch nicht ſpruchreif bis Frühjahr 1930 zurückgeſtellt. Evtl. könnte die Fa das ihr gegenüberliegende Gelände, oder auch wo anders ſolches haben. 3. Gemeindevoranſchlag pro 1929; hier Feſt— ſetzung der Steuerausſchlagsſätze. Bei der diesjährigen Steuerfeſtſetzung hat ſich ein bedauerlicher Fehler eingeſchlichen. Es wurden ſcheinbar durch ein Mißverſtändnis zwiſchen Gemeindeverwaltung und Kreis- bezw. Finanzamt falſche Steuerwerte zugrunde gelegt, ſodaß 18000 Mk. mehr Umlage erbracht werden würden. Die Zentrumsfraktion reichte zu dieſer Sache einen Antrag ein, der einſtimmig genehmigt wurde und folgenden Wortlaut hat: Herr Gemeinderatsmitglied Klee hat feſtge— ſtellt, daß obwohl der Gemeinderat in ſeiner Sitzung vom 23. 4. 29. die Umlage für 1929 auf insgeſamt 148000 Mk. beſchloſſen hatte, von den Verwaltungsbehörden die Erhebung von 166000 Mk. oder 18000 Mk. mehr veranlaßt worden iſt. Gegen ſolche Ignorierung eines Beſchluſſes in welcher eine Vergewaltigung der Steuer- zahler erblickt wird, legt der Gemeinderat ein- ſtimmig ſchärfſte Verwahrung ein und erwartet von den in Betracht kommenden Behörden Aufſchluß und Rechtfertigung. Nachdem die Steuerzettel den Steuerpflichti⸗ gen bereits zugeſtellt ſind, beſchließt der Ge⸗ meinderat, daß ſämtlichen Steuerzahlern auf ihre Umlage für 1929 ohne Weiteres ein Nachlaß von 11 Proz. zu gewähren iſt. Im Weiteren beſchließt der Gemeinderat, daß künftighin Steuerzettel erſt dann herausge⸗ ſchrieben werden dürfen, wenn das abgeſchloſ⸗ ſene Umlageverzeichnis dem Gemeinderat zur Kenntnisnahme und Prüfung vorgelegt worden war. 4. Geſuch des Valt. Hoock 10. um käufliche Ueberlaſſung eines Bauplatzes an der Bürſtädter⸗ wegtränke zur Erſtellung einer Wohnbaracke, wurde, da die Sache als ausſichtslos erachtet wird, abge- lehnt. 5. Antrag des Bauernvereins. Den hieſigen Landwirten wurden in den letzten Tagen für rück ſtändige Steuern, der Tabak auf dem Felde ge⸗ pfändet und die Aecker mit einem Pfändungszeichen verſehen. Der Bauernverein bittet den Gemeinde⸗ rat, daß er ſich dafür einſetze, daß dieſe kompro⸗ mittierende Zeichen von den Aeckern herunterkommen und künftig derartiges vermieden wird. Der Ge— meinderat beſchließt diesbezüglich bei den Kreis- bezw. Finanzamt hinzuwirken. ö 6 Straßennamen. Die Benennung bezw. die Feſtſetzung, welche Straße den Namen„Pfarrer Wolf⸗Straße“ führen ſoll, wurde bis 1. April 1930 zurückgeſtellt. 7. Erſtellung einer Verkaufsbude. Der Jak. Wedel ſtellte den Antrag, daß er am Kriegerdenk— mal rechts eine feſte Verkaufsbude erſtellen wolle und bat um Genehmigung. Dieſe wurde für die— ſen Ort verſagt. Evtl. kann für einen anderen Ort Genehmigung erteilt werden. Hiermit war die öffentliche Sitzung beendet. Drucksachen liefert prompt ſauber und billigſt Buchdruckerei 9 4 2 Joh. Martin 3 8 5 esse Rathausſtraße 36 Telefon 117 Sees 2 14** 111 11 2 eee 2 0 H. fabe fe, Send me u de E us e e 705 Hrcliieæ nuit Sie mite EE,; , Kengscfa dανντ gin ch mi mein He Flig, ohnè ſnein Sec 5 N Jahakbau-Verein — Viernheim— Am Donnerstag, den 22. Auguſt, nachm. halb 6 Uhr wird im„Roſengarten“ der Tabakeinfädelapparat des Herrn Dr. Nikolai vorgeführt, wozu wir In- tereſſenten einladen. H. M. V. Donnerstag Abend halb 9 Uhr Unler- Halungsabend in der„Vorſtadt“ Der Vorſtand. Der Vorſtand. Eine neue Laden⸗ Einrichtung zu verkaufen. Von wem, ſagt der Verlag. Mirabellen Reineclauden Spinat und ſouſtiges Gemüſe verlauft E hatt. Verloren am Sonntag Abend old. Aananger Der ehrliche Finder wird gebeten, denſelben in der Exped. d. Bl. abzugeben. Milch⸗ ſchweine hat zu verkaufen Georg Pfeuning Waſſerſtr. 65 Wer inſeriert, ver⸗ mehrt ſeinen Umſatz. in Schütze dein Kind! Der furchtbare Kindermord in Berlin.— Gefah⸗ ren der Straße.— Pflichten für Elternhaus und Schule.— Aufklärung. (Von unſerem beſonderen Mitarbeiter. Voll Entſetzen und mit tiefſtem Mitgefühl für das Opfer und ſeine Eltern vernahmen wir die erſchütternde Nachricht von dem Luſtmord an der kleinen zehnjährigen Hilde Zäpernick in Berlin. Sonnendurchfluteter Nachmittag. In fried⸗ lichem Glanze Straßen und Gartenanlagen. Ein Tümpel, von Hecken und Sträuchern und grünem Gras umzäunt, ladet zu frohem Spiel der Kinder. Fernab dem Lärm der Großſtadt und ihrem gefahrvollen Verkehrs. Eine Siedlung von Beamten und Kaufleuten. In der Nähe ein Neubau. beliebt als Tummelplatz zum Bau von Sandburgen und zum Verſteckſpiel. Tantiglich die lachende, ſorgenloſe Kinder⸗ ſchar bei frohem Spiel und nimmermüdem ju⸗ gendlichen Treiben Sorgenlos auch die Eltern, die ihre Lieblinge geſchützt glauben vor den ſonſt ſo häufigen Gefahren der Straße. Allzu ſorgenlos! Da eines Tages lähmendes Entſetzen! Was iſt geſchehen? Beſtürzt ſtehen Gruppen von Men⸗ ſchen beiſammen. Am Abend. Noch in der Nacht. Scheue Blicke wanderten zu einem be⸗ ſtimmten Hauſe, zu beſtimmten Fenſtern. Denn dort iſt tieſſtes Leid eingekehrt in einer Familie, warten in Verzweiflungsſchmerz Eltern Stunde unt Stunde auf ihren 10 jährigen Liebling, die kleine Hilde. Angſt zerwühlt ihr tiefwund getrof⸗ fenes Herz um das Schickſal der Kleinen. Hat ſie ſich verlaufen? Wird ſie wieder ins Elternhaus zurückkommen? Oder iſt das Grauen⸗ Vollſte vielleicht Wirklichkeit? Iſt ſie tot? Und draußen auf den Straßen, im Neubau. im ganzen ſonſt ſo harmloſen und freundlichen Viertel ein eiftiges Suchen von Behörden und den Nachbarn nach der Vermißten. Ein Schrecken hat die Eltern erfaßt. Voller Angſt ſind die Mür⸗ ter. Feſter faſſen ſie ihr feind an der Hand. Da kommt die grauſige Aufklärung. Im Neu⸗ baublock im geeller, gerade der elterlichen Woh⸗ nung gegenüber, wurde im Boden begraben die Leiche der kleinen Hilde gefunden. Das freund⸗ war von einem leider noch nicht entdeckten Teufel in Menſchengeſtalt geſchändet, ermordet und ſeine Leiche verſcharrt worden. Drei Tage hat das arme Weſen in Rufweite ſeines ob des Schmer⸗ zes zuſammengebrochenen Mütterchens hier ge⸗ ſchlaſen. Niemand ahnte es, niemand konnte helfen. Seine Spielgefährten waren unweit des Grabes. Die Arbeiter gingen oft genug an der Stätte des Verbrechens vorbei. Schickſalsfügung! Schmerz und Zorn ſchreit auf! Schrecken er⸗ faßt die Menſchen. Heißeſtes Mitleid für die Eltern, deren Hoffnung und Daſeinsfreude unter der kalten Erde ſtumm und doch anklagend ruhte, Eine Unterſuchung gegen einen dieſer ſchauer⸗ lichen Mordtat Verdächtigen iſt im Gange. Hoſ⸗ fentlich gelingt es, den Mörder zu ſaſſen und ihn der verdienten Strafe zuzuführen. Gottes Straf⸗ gericht wird er ohnedies nicht entgehen. Die Gefahren der Straße. Der ſo entſetzliche Fall der Hilde Zäpernick iſt aber für uns dringende Veranlaſſung, erneut ein Problem zur Debatte zu ſtellen, das in gleicher Weiſe Elternhaus. Schule, alle Erzieher und die Behörden ſeit Jahrzehnten beſchäftigt und dem ihre ganze Sorgfalt gilt: Wie ſchützen wir unſere Kinder? Mannigfach ſind die Gefahren, die dem ſorg⸗ los Unſchuldigen tagtäglich drohen: Wir wollen ſie heute nicht alle aufzählen, die Gefahren des Verkehrs, des Umganges, der ſchlechten Lektüre, der Schundſchaubühnen. Uns intereſſieren durch den Tod der kleinen Hilde in erſter Linie jene, die„moderne, aufgeklärte“ Welt furchtbarſt an⸗ klagenden Zahlen über die an Kindern begange⸗ nen Sittlichkeits verbrechen. Nach der Statiſtik geſchahen im Vierteljahr 212 ſolcher Verbrechen an Kindern. Und immer größer erwachſen die Gefahren. Immer furchtbarer erheben ſich die Anklagen. Nicht, daß es an behördlichen Schutzmaßnahmen fehlte, im Verein mit der ſegensreichen Tätigkeit der Jugendämter. Ganz gewiß nicht. Aber was nützen alle dieſe amtlichen Maßnahmen, was ſelbſt die drokoniſchſten Strafen für die der Tat überführten Verbrecher, wenn nicht die geſamte ſich der Verantwortung gerade den Kindern ge⸗ genüber bewußte Bürgerſchaft mithilft in der Ab⸗ wehr, in der Auſtlärung, in der Verfolgung der Unholde. liche, zu allen Menſchen liebe, zutrauliche Kind Unſere Mahnung! Da nachgewieſen iſt, daß die Unholde, die un— reifen oder in der Entwicklung begriffenen Mäd⸗ chen nachſtellen, ſich meiſt an Kindern auf Spiel— plätzen oder in Anlagen und auf Bahnhöfen heranmachen, ſo iſt es erſte Pflicht der El⸗ tern und der Schulen, Vorſicht auf der Straße gegenüber allen Fremden dauernd einzuſchärfen. Ständig müſſen die Kinder gewarnt werden, ſich ja nicht von Fremden auf der Straße oder überhaupt außerhalb des Elternhauſes, wenn ſie nicht in Begleitung des Vaters oder der Mutter oder eines erwachſenen Bruders oder einer er⸗ wachſenen Schweſter ſind, anſprechen, ausfragen zu laſſen, vor allem dieſen nicht zu folgen. Das gilt ganz beſonders für die Kinder, die gutmütig veranlagt ſind, zutraulich, lieb zu allen Menſchen, hilfsbereit. Wie oft ſchon hörten wir Eltern mit Stolz erzählen, wie ihre Kinder gar nicht„fremden“, ſo friſch und keck ſind. Und doch iſt das oft die erſte Urſache des Unheils. Wie bei der kleinen Hilde. Sie war ſtets gefällig, holte den Arbeitern Zigaretten und Bier, ſcherzte und lachte mit ihnen und den Vorübergehenden. Bis der Unhold die Fangarme ausſtreckte. Hand in Hand mit der Warnung hat jedoch die Aufklärung zu gehen. Gerade wie bei Erwachſe⸗ nen oft das Verbotene, das Unbekannte reizt, ſo auch bei Kindern, die ja garnicht ahnen, warum Vater oder Mutter das oder jenes beſonders erbieten. Es erwacht in ihnen die Neugierde. Sie fragen auf der Straße nach dem Warum. Dazu kommt eine ungewollte Lockung, ohne daß das Kind eine Gefahr darin erblickt. Darum iſt ebenſo wichtig die praktiſche, ſach⸗ und fachgemäße Aufklärung im Elternhaus, in der Schule, bei Veranſtaltungen. Und nur im Hand⸗in⸗ Handarbeiten zwiſchen Elternhaus und Schule kann das wichtigſte Schutzziel erreicht werden. Wozu haben wir die Elternbeiräte, die Elternverſammlungen. Dort, zuſammen mit den Pädagogen, ſind Richtlinien zu beraten, auszu⸗ arbeiten für den wirkſamen Kinderſchutz, die vraktiſche Aufklärung. Dort ſind auch die Mög⸗ lichkeiten zu erkunden, wie beſonders die Kinder den Gefahren der Straße entzogen werden kön⸗ nen, deren Eltern oft bis ſpät am Abend auf der Arbeitsſtelle weilen, die deshalb nach Schul⸗ ſchluß ſich ziemlich ſelbſt überlaſſen ſind. Unter Auſtlärung verſtehen wir ſchließlich auch daß Anlernen der Kinder, wahrheitsgemäß zu Hauſe zu erzählen. was ihnen auf der Straße Auffälliges begegnet, was ſonſt vaſſiert iſt. Dann haben aber die Eltern die Pflicht, von dem Er⸗ zählten ſofort die Polizei in Kenntnis zu ſetzen. damit dieſe alsbald die Verfolgung der aufge⸗ zeigten Spuren aufnehmen kann. Wie oft haben ſolche Mitteilungen ſchon zu ſchnellſter Entdeckung. noch mehr zur Verhütung weiterer Verbrechen beigetragen, während bei unbedachtem Schweigen. geradezu die Unholde unterſtützt wurden in der! Fortſetzung ihres verwerflichen, verbrecheriſchen Treibens. Man ſage nicht, daß Kinder leicht zu Phantaſien neigen und ſolche Mitteilungen ſchwer nachzuprüfen ſind auf die tatſächliche Wahrheit. Mag hie und da mal ein ſolcher Fall vorkommen. Es hänat ſchließlich auch hier die Wirkſamkeit und der Erfolg der Maßnahmen von der Art der praktiſchen Aufklärung ab. Ein letztes Wort an die Allgemeinheit. Wir ſind überzeugt davon, daß es niemanden gibt, der nicht mit tieſſter Ergriffenheit von dem neuen Kindermord geleſen hat und nicht mit uns wünſchte, daß es der Juſtiz gelingen möchte, für die Zukunft ähnliche Schand⸗ und Mordtaten zu verhindern. Das Wünſchen gebietet Mithilfe. Sobald jemand irgend etwas Verdächtiges be⸗ merkt, eine verdächtige Perſon beobachten konnte, muß er ſofort an Ort und Stelle für Aufklärung ſorgen dadurch, daß er die Polizei aufmerkſam macht oder den Verdächtigen ſolange ſelbſt ver⸗ folgt. bis er ſich der Hilfe der Polizei ſicher weiß. Geheime Polizeiſtreifen ſind ja heute allenthal⸗ ben in den Parks, auf den Kinderſpielplätzen, auf den Bahnhöfen. Was ihren Augen entgehen kann, darauf haben wir ſie aufmerkſam zu ma⸗ chen. Nur ſo wird uns der Schutz der Kinder in vollem Maße gelingen. Große Verantwortung laſtet auf uns allen. Aber ſie iſt dankbar. Gilt ſie doch unſeren lie⸗ ben Kleinen, ihrer Unſchuld, ihrem Glück. Da darf uns keine Mühe zu groß ſein. noch 0 kein Problem zu ſchwierig vorkommen. Das Ge⸗ J wiſſen der ganzen Mit⸗ und Umwelt muß jetzt aufgerüttelt werden, muß aber wach bleiben. Es iſt zu ſpät, wenn erſt ſolche entſetzlichen Vorfälle ſich ereignen, dann nach Hilſe zu rufen, dann nach Mitteln zu forſchen, wie die großen Gefahren der Straße von den Kindern abzuwenden ſind. 1 Denken wir bei unſerer Sorge um das Kin⸗ desglück nicht allein an das körperliche ſondern in erſter Linie auch an das ſeeliſche Wohlergehen. * 2 SST— 5 ————..—.——————.—— 9 — 2 e — PPPPPPGTPGPTGCCCCC——T— —