Briunds Verſhleppungstaktif Keine Ausſicht auf baldige Räumung. Wie gemeldet, ſind über die am Montag ſtattgefundene Beſprechung zwiſchen Dr. Streſe⸗ mann und Briand und über die auffallend kurze Beratung der vier Außenminiſter bei Senderſon über die Räumungsfrage Einzel⸗ heiten nicht bekannt geworden. Dr. Streſemann ſoll ſich Briand gegenüber zu ſtrengſtem Still⸗ ſchweigen verpflichtet haben müſſen. Man iſt alſo nur auf Kombinationen und Informatio- nen angewieſen. Bei Gegenüberſtellung dieſer Kombinationen und Informationen gelangt man zu dem Schluß, daß Briand geſtern wohl genaue Daten für die Räumung genannt hat, und zwar Anfangs- und Endtermine, die aber ſo ungünſtig geweſen ſein müſſen, daß ſich Dr. Streſemann veranlaßt ſah, nicht näher auf ſie einzugehen. Ein Beweis für die ergebnis⸗ loſen Beratungen iſt auch das ſtreng beobach⸗ tete Stillſchweigen. Dann heißt es weiter, daß am morgigen Mittwoch nocheinmal über den Räumungstermin beraten werden ſoll, alſo die übliche groß angelegte Verſchleppungstaktik der Franzoſen, an der ſcheinbar ſelbſt auch England in ſtärkerem Maße als zu Beginn der Haager Verhandlungen teilnimmt. Immer wieder wird von der Gegenſeite vorausgeſetzt, daß die Räumung abhängig von der finanziellen Einigung ſei, dann von der Einigung über eine Feſtſtellungs⸗ und Veraleichskommiſſion im Rheinland ohne zeitliche Beſchränkung und zum Schluß: Ratifizierung des Youna⸗Planes in der Form. daß die ungeſchützten Annuitäten vorerſt durch Anleihen bobiliſiert werden. Dazu kommen noch die„techniſchen Schwie⸗ rigkeiten“ die Räumung. Der Oberkommandierende der Rheinarmee, General Guillaumat, beanſprucht für die Durch⸗ führung der Näumung nicht weniger als 1½ Jahre. So wären allein 10 Millionen Granaten D aus dem Rheinland wegzubringen. Der„Vorwärts“ bezeichnet dieſe von Briand geübte Taktik als ſo unwürdig, daß man fürch⸗ ten müßte. daß Briand auf dieſer Konferenz den letzten Reſt vom Vertrauen des deutſchen Volkes verlieren würde, den er noch beſaß. In der geſamten Berliner Preſſe wird der ſtarken Enttäuſchung über den Ausgang der Montagsbeſprechungen über die Rheinland⸗ räumung Raum gegeben. Das franzßſiſche Ver⸗ halten findet bei allen Blättern ſchärfſte Zu⸗ rückweiſung. In der„Germania“ beißt es u. a.: Briands innervpolitiſche Schwierigkeiten mögen noch ſo groß ſein, ſie ſind jedenfalls unbedeu⸗ tend gegenüber den deutſchen innervolitiſchen Hemmungen und trotz allem Opfergeſchrei. Be⸗ zünlich der Rheinlandkontrolle möchten wir darauf aufmerkſam machen, daß die deutſche Oeffentlichkeit ein neues Aufleben dieſer frühe⸗ ren Dunkelkammer jedoch nicht zugelaſſen werd. Wir kennen keine Formulierungen, welche über den Locarno“ hinaus für das deutſche Volk in ſeiner Geſan eit und für die rheiniſche Be⸗ nölkerung und das Zentrum im beſonderen an⸗ nehmbar ſeien. Dieſen Standpunkt hat die deutſche Regierung in Uebereinſtimmung mit allen führenden Parteien mit größter Entſchie⸗ denheit bis heute vertreten. Ein Verſagen der deutſchen Spannkraft in dieſen entſcheidenden Punkten könne unabſeßhare Folgen nach ſich ehen. Hugenberg und Hitler dementieren Berlin, 19. Aug. Die Preſſeſtelle der Deutſch⸗ nationalen Volkspartei veröffentlicht eine Er— Klärung Hugenbergs, in der dieſer in ſcharf volemiſcher Form die von der Linkspreſſe ge⸗ hrachte Nachricht über ein angebliches Ultima⸗ tum Hugenbergs an Hitler als vollkommen unwahr bezeichnet. Gleichzeitig wird die Nachricht von Adolf Beobachter“ als völlig frei erfunden bezeichnet. —— Hitler im„Völkiſchen „Graf Zeppelins“ Oſtfahrt * Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ hat mit der Fahrt Friedrichshafen⸗Tokio die größte Leiſtung vollbracht, die ein Fahrzeug des Typs„leichter als die Luft“ bisher beſchieden geweſen iſt. Mit dem ſtolzen Bewußtſein, daß es wieder deutſcher Erfindung und deutſcher Führung gelungen iſt, dieſen Erfolg zu erringen, verbindet ſich die An⸗ erkennung dafür, daß der Triumph der Führung des Luftſchiffes keineswegs mühelos in den Schoß gefallen iſt, ſondern daß eine umſichtige Navi⸗ gation durch die Wahl des längeren Weges und durch den gewiß nicht leicht gewordenen Verzicht auf den Beſuch der ruſſiſchen Hauptſtadt zugleich einen Anteil hoher Beſonnenheit und vorſichti⸗ gen Verantwortungsgefühls gab. Nichts iſt ge⸗ eigneter, dem Unternehmen in der ganzen Welt Vertrauen zu geben, als dieſe von Preſtigege⸗ danken unbeirrte Gewiſſenhaftigkeit und Sicher⸗ heit des Entſchluſſes. Die Berichte aus Sibirien wiſſen zu erzählen, daß die einfachen, viele Mo⸗ nate hindurch von jeder Verbindung mit der Außenwelt abſchließenden Siedler hier und da vom Schrecken über das Wundergeſchöpf ergriſ⸗ fen wurden, das durch die Luft daher kam. Aber der„Graf Zeppelin“ iſt nicht ausgezogen, um Schrecken zu verbreiten, und die Bevölkerung Japans hat das Schiff dann auch mit Jubel als den Wegbereiter friedlicher Beziehungen zwiſchen Oſt und Weſt und beſonders zwiſchen dem Inſel⸗ reich und Deutſchland willkommen geheißen. Der Ueberwindung des größten Teiles des Konti— nents wird nun in wenigen Tagen der Flug über das gewaltigſte der Weltmeere folgen. Wir geben uns über die unmittelbare praktiſche Be— deutung dieſer Art keineswegs Illuſionen hin. Die Herſtellung eines regelmäßigen Verkehrs auf dieſem Wege ſteht noch in der Ferne. Wenn er einmal kommt, iſt es ungewiß, mit welcher Art von Fahrzeugen des geſchehen wird. Aber auf der anderen Seite ſcheint doch immer klarer zu werden, daß die Rolle der Zeppeline entgegen manchen kritiſchen Stimmen keineswegs ausge⸗ ſpielt iſt und daß ſie wenigſtens für beſonderen Aufgaben wiſſenſchaftlicher Art— ſei es über den arktiſchen Gebieten, ſei es über große ver— armte kontinentale Strecken— noch einen großen Daſeinszweck zu erfüllen haben. Das iſt ja auch die urſprüngliſche Meinung des Mannes, den wir über die Anerkennung für den Führer und die Beſatzung heute nicht vergeſſen wollen, des fun der Luftſchiffe, des Grafen Zeppelin elbſt. Die Hapag gratuljert Dr. Eckener. Hamburg, 19. Aug. Dim Hamburg ⸗Amerika⸗ Linie richtete an Dr. Eckener nachfolgendes Te⸗ legramm: „Die programmäßige Durchführung der zwei⸗ ten Etappe des Weltfluges begrüßen wir Deut⸗ ſche mit berechtigtem Stolz und mit unver⸗ brüchlichem Vertrauen zum„Graf Zeppelin“ und ſeinen altbewährten Führer. Ihm und der Beſatzung überſendet die Hamburg⸗-Amerika⸗ Linie in treuer Arbeitsverbundenheit aufrichtige Glückwünſche. Ihre geſchichtliche Fahrt hat durch die ſichere und planmäßige Ausführung den Wert deutſcher Arbeit für die Welt erneut und überzeugend zur Geltung gebracht und bietet da⸗ mit die beſte Gewähr für eine glückliche Voll⸗ endung, wie wir ſie Ihnen von Herzen wün⸗ ſchen.“ Franzöſiſche Anerkennung Paris, 19. Auguſt. Das„Journal des Debats“ widmet dem Flug des„Graf Zeppelin“ nach Tokio vorbehaltsloſe Worte der Anerkennung. Man kann ſagen, ſo ſchreibt das Blatt, daß die ganze Welt ſeit vier Tagen mit geſpannter Auf⸗ merkſamkeit dieſe großartige Fahrt verfolgt hat. Möge auch der zweite Teil dieſer einzig daſte⸗ henden Reiſe ſich glücklich geſtalten. Ein be⸗ trächtliches, man kann ſagen, unerhofftes Er— gebnis liegt ja bereits ſchon jetzt vor. Man kann von Dr. Eckener nicht ſagen, daß er ein tapferer Soldat ſei, der keine Gefahr kennt, er kennt ſi⸗ und ſeine Kühnheit iſt deshalb umſo verdienſt⸗ licher. Den weingen die ein ſolches Abenteuer beſtehen, wünſcht man von Herzen Glück. Nicht weniger aufrichtig ſchreibt der„Paris Soir“.„Angeſichts dieſes prachtvollen Rekord⸗ fluges macht vor allem eines auf uns Eindruck, nämlich die vollkommene Zuverläſſigkeit dieſes großartigen Fluges. Es ſind ſchon andere Flug⸗ taten mit Erfolg ausgeführt worden, die uns Bewunderung abnötigten, aber alle hinterließen ſie den Einduck, daß ein außergewöhnlicher Zufall ihr Gelingen begünſtigt hat.“ Der„Intranſigeant“ der den Flug des„Graf Zeppelin“ mit dem Etappenflug von Coſtos und Le Brix vergleicht, ſchreibt:„51 Perſonen mit 110 Kilometer Durchſchnittsgeſchwindigkeit zu befördern, ſtellt unleugbar eine ſehr ſchöne Lei⸗ ſtung dar,“ Amerikaniſche Anerkennung. Newyork, 19. Auguſt. Die amerikaniſchen Zei⸗ tungen berichten in großer Aufmachung über die glückliche Landung des„Graf Zeppelin“. All⸗ gemein wird auf die gute Zeit für die Rieſen⸗ ſtrecke hingewieſen, die im Durchſchnitt eine Ge⸗ ſchwindigkeit von mehr als 100 km. in der Stunde vo rausſetzt. Berlin, 19. Auguſt. Oberbürgermeiſter Böß hat durch den Korreſpondenten einer Tokioter Zeitung, der an der Weltreiſe teilnimmt, eine Botſchaft an die Bürgerſchaft von Tokio ge⸗ ſandt, in der die völkerverbindende Arbeit des Luftſchiffes hervorgehoben wird. (Letzte Telegramme.) Vorbereitungen für die Weiterfahrt des Zeppelins. Tokio, 20. Aug. Das Luftſchiff„Graf Zep⸗ pelin“ iſt auch weiterhin der Mittelpunkt des öffentlichen Intereſſes. Sofort nach ſeinem Ein⸗ bringen in die Luftſchiffhalle wurde begonnen, die Brennſtoff⸗ und Traggasvorräte wieder auf⸗ zufüllen. Man rechnet damit, daß dieſe Arbeiten morgen beendet ſein werden. Wenn das Wetter günſtig iſt, wird das Luftſchiff am Donnerstag früh zur dritten Etappe ſeiner bewunderungs⸗ würdigen Weltreiſe ſtarten. Inzwiſchen werden Offizieren und Mannſchaften des Zeppelins die Sehenswürdigteiten der Stadt gezeigt und Unter⸗ haltungen geboten. Der Kaiſer hat durch den Verkehrsminiſter Dr. Eckeuer und den 11 Mann ſeiner Beſatzung ſilberne Vaſen überreichen laſ⸗ ſen, die mit den kaiſerlichen Chryſanthemen ge⸗ ſchmückt ſind Amerikaniſche Flotte unterſtützt„Graf Zeppelin“. Waſhington, 20. Aug. Die Vereinigten Staaten wollen dem„Graf Zeppelin“ bei ſeiner Ankunft in den amerikaniſchen Gewäſſern zur Hilſe bereit ſein. Sämtliche Schiffe in der Beh⸗ ringſtraße ſind angewieſen, bei etwaigem Anru⸗ ſen des Luftſchiſſes ſofort zu Hilfe zu eilen. despunnte Lage in der Mandschurei Ruſſiſche Erklärung an die Regierungen von Nanking u. Mulden (Letzte Telegramme.) Moskau, 19. Aug.(Telegraphenagentur der Sowjetunion.) Nach Meldungen der Charbiner Preſſe entſandte das ruſſiſche Oberkommando zu den Bahnſtatinnen Mandſchurien und Progranit⸗ ſchnaja einige Tanks, 10 Flugzeuge und große Mengen Kriegsausrüſtung. Eine Truppe chine⸗ ſiſcher Generalſtabsoffiziere iſt an den genannten Bahnſtationen eingetroffen. Die chineſiſchen Be⸗ hörden geſtatten den Weiſigardiſten, neue Truppen. teile zu bilden, die an die Grenze gebracht wer⸗ den. Moskau, 19. Aug.(Telegraphenagentur der Sowjetunion.) Die Direktion der Oſtchinabahn in Charbin erhielt von chineſiſchen Behörden der Statiun Mandſchurien ein Telegramm, welches die Nachrichten von einer Ueberſchreitung der Grenze durch Sowjettruppen dementiert. * Moskau, 20. Aug. Das Auſſenkommiſſariat überreichte der deutſchen Botſchaft zur Weitergabe an die Regierungen von Nanking und Mukden eine Erklärung, welche durch eine Reihe von An⸗ gaben die Ungenauigkeit chineſiſcher Meldungen über angebliche Ueberfälle von Sowjettruppen auf chineſiſche Truppen dokumentariſch nachzuweiſen verſucht. Nach einer Aufzählung einiger Fälle von Ueberfällen auf ſowjetruſſiſches Gebiet weiſt die. 122 m Erklärung darauf hin, daß vereinzelte Fälle des Ueberſchreitens der chineſiſchen Grenze durch An⸗ gehörige der Roten Armee nur infolge der Ueber⸗ fälle weißgardiſtiſcher und chineſiſcher Truppen⸗ teile auf ruſſiſches Gebiet ſtattfanden, und betont, die Ausnutzung der Weiſſgardiſten durch die chine⸗ ſiſchen Behörden ſchaffe eine drohende Lage an der Grenze. In der Erklärung heißt es weiter: Die Sowjetregierung, die alle Maßnahmen trifft. damit auch vereinzelte Fülle des Ueberſchreitens der Grenze durch Sowjettruppenteile vorkommen, dringt darauf, daß die chineſiſchen Behörden weiſt⸗ gardiſtiſche Truppenteile entwaffnen und allen Ueberfällen auf ſowjetruſſiſches Gebiet vorbeugen. Plänkeleien an der ruſſiſch⸗chineſiſchen Front. Moskau, 20. Aug.(Telegraphenagentur der Sowjetunion.) Nach Meldungen aus Blagoweſcht⸗ ſchenſt beſchoſſen chineſiſche Truppen und Weiſt⸗ gardiſten einen ſowjetruſſiſchen Monitor auf dem Amur 150 Km. nordweſtlich von Blagoweſcht⸗ ſchenſt. In derſelben Gegend, ſowie in der Nähe des Hankaſees und der Station Pogranitſchnaja beſchießen Truppen auf chineſiſcher Seite an⸗ dauernd Abteilungen der Sowjettruypen und die friedliche Bevölkerung. Allen Verſuchen der Chi⸗ neſen, auf ſowjetruſſiſches Gebiet einzudringen, wurden durch das entſchloſſene Eingreifen der Truppen der Roten Armee Schranken geſetzt. eee Lelzle Pelegramme der Transozeanflug Käfers Paris, 20. Auguſt. Der Schweizer Flieger Käſer, der mit ſeinem Flugzeug„Jungſchweizer— land“ geſtern von Portugal zu ſeinem Ozean⸗ flug aufgeſtiegen iſt, hat, wie Havas aus New— vork berichtet, um 18 Uhr Greenwicher Zeit die Azoreninſel Terceira überflogen. Schadenfeuer auf franzüſiſchem Dampfer. Le Havre, 20. Auguſt. Auf dem franzöſi⸗ ſchen Dampfer„Paris“ brach geſtern abend Scha⸗ denfeuer aus, dem der Rauchſalon, der gemiſchte Salon und ein Teil des großen Salons zum Op⸗ fer fielen. Den Feuerwehren gelang es erſt nach Stunden, den Brand zu bewältigen. Der Scha⸗ den wird auf 80 Millionen geſchätzt. Man ver⸗ mutet, daß das Feuer in einer Kabine durch Kurzſchluß entſtand. Das Schiff ſollte übrigens heute nach Newyark ausfahren. Penſionat in Flammen.— Sechs Perſonen verbrannt. Waſhingtan, 20. Ang. In Little(Arkan⸗ ſas) brach in einem Penſionnt Feuer nus, das raſend ſchuell um ſich griff. Sechs Perſonen ka⸗ men in den Flammen um. 12 wurden ſchwer verletzt und wurden zum Teil im hoffnungs⸗ loſen Zuſtand ins Krankenhaus geſchafft. Exploſion von Feuerwerkstörpern. Nom, 20. Aug. Bei Udine erfolgte bei der Verpackung von Feuerwerkskörpern eine Explo⸗ ſion. Durch die Flammen geriet das daneben be⸗ findliche Pulvergebäude in Brand. Der Beſitzer und ſein Sohn, die die Gefahr kommen ſahen, konnten ſich retten und erlitten nur geringe Ver⸗ letzungen. Ein Arbeiter wurde von dem einſtür⸗ zenden Gebäude verſchüttet und gänzlich verkohlt aufgefunden. Feuersbrunst zerſtört 400 Häufer— 5009 Menſchen obdachlos Amſterdam, 20. Aug. Nach einer Mel⸗ dung aus Palembang auf Sumatra zerſtörte ein Rieſenfener 400 Häuſer. 5000 Menſchen wurden obdachlos. Drei Menſchen verbrannten bei leben digem Leibe. Der Sachſchaden iſt ſehr bedeutend. Wetterlage f Wolkig, zeitweiſe etwas aufhei⸗ ternd, zunächſt noch trocken, mäßig warm, weſtliche Winde. Mittwoch: Ueberwiegend bewölkt und vorübergehend auch Niederſchläge. Wormſer Pegel 20. Auguſt gefallen 0,01 Meter. Waſſerwär me. 19 Grad Celſius. 0,07 Meter, Arbeit- Schuhe Für jeden Beruf. Breitestr. Prima Qualitäten. Verzügliche Passformen Unübertroffene Preiswürdigkeit Le H l, 3 Breitestr. — 1 iernheimer Tageblatt— Bieruheimer Nachrichten ran 5 mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1, k. 115 ns Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäſtsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Feat 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt ankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Die ſechs Hauptmächte beraten heute weiter Neue Veſprechungen im Haag Haag, 21. Aug. Die Hauptdelegierten Frank⸗ reichs, Belgiens, Italiens und Japans ſind heute vormittag im Hotel der franzöſiſchen Delegation zu einer Beſprechung des von den finonziellen Sachverſtändigen ausgearbeiteten Gutachtens zu— ſammengetreten. Haag, 21. Aug. Der franzöſiſche Arbeitsmini⸗ ſter Loucheur ſtattete heute vormittag Dr. Hil⸗ ferding einen Beſuch ab. Abſchluß der Beſprechung der vier Müchte. Haag, 21. Aug. Die heute vormittag abgehal⸗ tene Beſprechung der Delegierten Frankreichs, Belgiens, Italiens und Japans im Hotel„des Indes“ dauerte nur eine Stunde. Nach ihrem Ablauf hielt Loucheur eine Be⸗ ſprechung mit der franzöſiſchen Preſſe ab, aus der ſich die Beſtätigung des geſtern abend be— reits gemeldeten Eindrucks, den das Gutachten der finanziellen Sachverſtändigenmächte, ergab, daß ſich die Standpunkte der vier Mächte einer— ſeits und England andererſeits nur wenig ge— ändert haben. Veſprechung der Nheinlandmächte Haag, 21. Aug. Der heutige Nachmittag brachte in erſter Linie die Beſprechung der vier Rheiniandmächte, die auf vier Uhr anberaumt war, und wieder im Hotel der engelſchen Delega— tion ſtaltfand. Sie dauerte faſt anderthalb Stun⸗ den. Ihr war eine Beſprechung zwiſchen Reichs⸗ außenminiſter Dr. Streſemann und dem franzö⸗ ſiſchen Miniſterpräſidenten Briand vorangegan⸗ gen, zu der ſich Briand im Hotel der deutſchen Delegation eingefunden halte., Als Ergebnis der Viererbeſprechung kann vorläuſig feſtgeſtelll werden, daß am Freitag nachmiltag eine Sitzung des politiſchen Komitees der Konferenz ſtattfin⸗ der ſoll, das ſeit Wochenfriſt nicht mehr zuſam⸗ niengetreien iſt. 5 Paris, 21. Aug. Der Vertreter von Havas in, Haag meldet über die Beratung, die die De⸗ legierten der vier Gläubige rmüchte heute gehabt haben, man habe den Vericht der Finanzfuchver⸗ ſtändigen geprüft. Dieſer Bericht weiſe Mei⸗ nungsverſchiedenheiten in der Bewertung der in dem Memorandum vom 16. Auguſt euthattenen Vorſchläge auf, je nachdem die Berechnung von engliſchen Sachverſtänvigen oder von den Sach— verſtändigen der anderen Länder angeſtell! wor⸗ fei, Engliſcher Näumungsbefehl erlaſſen Wiesbaden im Seplember frei. Der Oberbefehlshaber der engliſchen Beſat⸗ zungstruppen in Wiesbaden hat nach einer Mel⸗ dung der Voſſiſchen Zeitung den telegraphiſchen Befehl vom Kriegsminiſterium aus London er⸗ hallen, Vorbereitungen zu treſſen, um die Rück⸗ kehr der britiſchen Truppen für Anfang Septem⸗ ber zu ermöglichen. Zu dieſem Zeitpunkt ſoll vie Räumung der von den Engländern beſetzten Zone beginnen und im beſchleunigten Tempo durchge⸗ führt werden. Es iſt dem engliſchen Oberbeſehls⸗ haber zur Pflicht gemacht worden, die nötigen Maßnahmen ſoſort zu treſſen. Haag, 22. Aug. Ueber bie geſtern abge⸗ haltene Sitzung der ſechs Hauptdelegationen wurde am Abend folgendes Communique herausgegeben:„Auf Erſuchen Dr. Streſemanns ſind die Delegationen der ſechs eingeladenen Mächte heute nachmittag um 5 Uhr zuſammen⸗ getreten, um eine Unterſuchung der gegenwär⸗ tigen Lage des Werkes der Konferenz und der Maßnahmen vorzunehmen, die zur Erreichung von Ergebniſſen getroffen werden ſollen. Die Erörterungen werden morgen vormittag 10,30 Uhr ſortgeſetzt.“ f Ueber die Beratungen bezüglich der Nhein⸗ landfrage wird bekannt, daß der Unterſchied der Auffaſſungen noch ſehr groß ſei, ſodaß die Be⸗ ſprechungen heute nachmittag fortgeſetzt werden bel Wicerhelung Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plahßvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden onnerstag, den 22 Auguſt 1929 Aurich kalt in Haag ſollen. Hierbei handelt es ſich offenbar um bie Fragen der Näumung und der finanziellen Fragen. Die Deutſchen haben eine Erörterung der Aufgaben des Juriſtenkomitees(Kontroll⸗ kommiſſion) rundweg abgelehnt mit der Ve⸗ gründung, daß die Hauptfrage, die Räumung ſelbſt, von der Gegenſeite noch nicht angeſchnit⸗ ten worden ſei. Die Verhandlungen des Juri⸗ ſtenkomitees hätten in den letzten Tagen keiner⸗ b Fortſchritte gemacht. Zeppelinſtart um 24 Stunden verſchoben Hintere Motorengondel beim Ausbringen aus der Halle beschädigt Zeppelins Rekord Mit der Bewältigung der Rieſenſtrecke von Friedrichshafen bis Tokio in rund 100 Stunden hat das deutſche Luftſchiff„Graf Zeppelin“ eine Rekordleiſtung vollbracht. die bisher weder ein Flugzeug, noch der ſchnellſte Dampfer, noch die Eiſenbahn aufzuweiſen hat. Die ſchnellſten Dampfer der Linien, die den Verkehr zwiſchen Europa und Oſtaſien aufrecht— erhalten, benötigen von London aus eine Fahrt— dauer von durchſchnittlich 6—7 Wochen. Mit der Eiſenbahn braucht man unter Benutzung der transſibiriſchen Route von Friedrichshafen bis Tokio unter nomalen Verhältniſſen 14 Tage. Alle Langſtreckenrekorde, die bisher von Zeppelin— Luftſchiffen oder den Luftſchiffen anderer Länder aufgeſtellt worden ſind, ſind gleichfalls durch den Tokioflug geſchlagen worden. Die Fahrten des 3. R. 3, der jetzigen Los Angeles, und die des „Graf Zeppelin“ von Friedrichshafen nach Lake— hurſt waren erheblich kürzer. Die letzte großar— tige Leiſtung des Luftſchiffes iſt umſo höher an— zuſchlagen, als der„Graf Zeppelin“ nach ſeiner Landung in Tokio noch einen recht beträchtlichen Vorrat an Benzin aufzuweiſen hatte. Wenn alſo die Winde, die zeitweilig dem Luftſchiff bei nur 70-80% iger Ausnutzung der Maſchinenkraft eine Geſchwindigkeit bis zu 120 Klm. die Stunde er— möglichten, nicht ſo günſtig geweſen wären, hätte das Schiff dennoch ſein Ziel erreichen können. Auch die flugtechniſche Glanzleiſtung des deut— iegsluftſchiffes 2 59„das im Jahre 1917 g aden a ſchen Kriegsluftſchifſes F 59„das im Jahre Verlaſſen der Halle war infolge eines defekten von Bulgarien nach Afrika flog, um Lettow— Vorbeck mit Munition und Medikamenten zu ver— ſorgen, und das in 96 Stunden über 70000 Klm. zurücklegte, iſt durch die Oſtaſienfahrt des„Graf Zeppelin“ weit übertroffen worden, denn die Flugſtrecke, die der„Graf Zeppelin“ bewältigt hat, iſt nahezu doppelt ſo groß. Intereſſant iſt noch ein Vergleich mit den Flügen noch Oſtaſien, die von Flugzeugen be— werkſtelligt worden ſind. Man erinnert ſich noch, daß die beiden amerikaniſchen Flieger Brock und Schlee 19 Tage brauchten, um mit einem Flug— zeug von London nach Tokio zu gelangen und der Ozanflieger Freiherr v. Hünefeld benötigte ſogar einen vollen Monat. Vor dem Weiterflug des„Graf Zeppelin“. Newyork, 21. Aug. Wie„World“ aus Tokio berichtet, hat die Prüfung der Motoren des „Graf Zeppelin“ ergeben, daß es nicht notwen— dig iſt, die bereitgehaltenen Erſatzmotoren zu benutzen. Das Gerücht, daß bei dem kaiſerlichen Palaſt„eine Röhre“ vom Luftſchiff abgeworfen worden ſei, iſt dahin aufgeklärt, daß ein an Bord befindlicher deutſcher Korreſpondent bei dem Fluge über den kaiſerlichen Palaſt eine Depeſche abgeworfen hat. Dr. Eckener und die Offiziere des Luftſchiffes werden, wo immer ſie auf der Straße erſcheinen, von der Bevölkerung mit Hurra-Rufen begrüßt. Tokio, 21. Auguſt. Dr. Eckener hat den Paſ— ſagieren des Luftſchiffes mitteilen laſſen, daß ſie mit einem Sonderzug um Mitternacht von Tokio nach dem Flugplatz Kaſumigaura gebracht wer⸗ den würden, wo der Zug gegen 2 Uhr früh ein— treffe. Der Start werde um 4 Uhr früh Tokioter Zeit(8 Uhr abends MEzz) erfolgen. Alle Vorbe— reitungen ſeien beendet und die Wetterberichte ſtellten günſtige Witterung für den Abflug in Ausſicht. Telegrammwechſel zwiſchen Reichskanzler Müller und Miniſterpräſident Hamaguchis. Berlin, 21. Aug. Anläßlich der Landung des „Graf Zeppelin“ in Japan haben der japaniſche Miniſterpräſident und der deutſche Reichskanzler herzliche Telegramme gewechſelt. Kaſumigaura, 22. Aug. Der Start des„Graf Zeppelin“ mußte aufgeſchoben wer⸗ den. Das Luftſchiff, das die Halle bereits ver⸗ laſſen hatte, wurde wieder eingebracht. Beim Schienenwagens die hintere Motorgondel auf den Voden geſtoßen, ſodaß zwei Streben bra⸗ chen. In acht Stunden ſoll der Schaden be⸗ hoben werden können. Tokio, 22. Aug. Zu dem mißglückten Start des„Graf Zeppelin“ wird vom Flugplatz be⸗ richtet: Um 3.47 Uhr befanden ſich alle Paſſa⸗ giere und die Beſatzung an Vord, um 4,04 Uhr wurde das Luftſchiäff aus der Halle gezogen. Als das Schiff gerade das Freie erreichte, ſtieß die hinterſte Motorengondel auf den Erdboden auf, wobei zwei Streben brachen.„Graf Zeppe⸗ lin“ wurde daraufhin wieder in die Halle zu⸗ rückgebracht und Dr. Eckener unterſuchte ſoſort den entſtandenen Schaden. Der Start ſoll nun morgen um die gleiche Zeit ſtattfinden. China ill die Offensive ergreifen Vor einem gemeinſamen Schritt der Großmächte? Schanghai, 22. Aug. Zwiſchen der Nan⸗ kingregierung und dem diplomatiſchen Korps in Peking wird augenblicklich über einen ge⸗ meinſamen Schritt der Großmächte wegen des Vorgehens der ruſſiſchen Truppen in der Mandſchurei verhandelt. Es verlautet, daß das diplomatiſche Korps dieſem Wunſch nicht übermäßig günſtig gegenüberſtehe. Der chineſi⸗ ſche Oberkommandierende, der ſein Hauptquar⸗ tier in Pogranitſchnaja aufgeſchlagen hat, er⸗ klärte, daß bei weiteren ruſſiſchen Angriffen China den Karnpf aufnehmen und ihn in Fein⸗ desland tragen würde. Alle Vorbereitungen für ein chineſiſches Vorgehen ſeien bereits ge troffen. 6 ö Nach weiter vorliegenden Nachrichten aus Charbin iſt es zu einem längeren Gefecht zwi⸗ ſchen einem ruſſiſchen Regiment, das mit 20 Flugzeugen, Tanks und Maſchinengewehren ausgerüſtet war und von Kavallerie und Artil⸗ lerie unterſtützt wurde, beim Verſuch über den Chailar⸗Fluß in der Nähe von Mandſchurai überzoſetzen, und chineſiſchen Truppen gekom⸗ men. In dem 24⸗ſtündigen Gefecht verloren die Chineſen 90 Tote und Verwundete. Die Ruſſen konnten zurückgeſchlagen werden. Die Grenz⸗ ſtation Mandſchuria wurde ſpäter von einem ruſſiſchen Panzerzug angegriffen. Infanterie und Maſchinengewehrabteilungen beſchoſſen die Stationsgebäude und die Stadt, während aus Feldgeſchützen die chineſiſchen Stellungen unter Feuer genommen wurden. Die chineſiſche Ar⸗ tillerie beſchädigte den Panzerzug. Nach etwa zweiſtündigem Gefecht zogen ſich die Ruſſen unter Deckung ihrer Artillerie zurück. Geſetzentwurf zur Reform der Arbeitsloſenverſicherung Berlin, 21. Aug. Die Reichsregierung hat dem Reichsrat den Entwurf eines Geſetzes zur Aen⸗ derung des Geſetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenfürſorge vorgelegt. Sie hat den Entwurf gleichzeitig den Mitgliedern des Reichs⸗ tagsausſchuſſes für ſoziale Angelegenheiten zu⸗ gehen laſſen. Daß dies geſchieht, bevor der Reichsrat über den Entwurf Beſchluß gefaßt hat, und bevor der Entwurf vom Plenum des Reichs⸗ tages dem Ausſchuß überwieſen worden iſt, ent⸗ ſpricht einem ausdrücklichen Wunſch des Aus⸗ ſchuſſes. Soweit eine Schätzung moͤglich iſt, kommt der Entwurf mit allen Vorbehalten zu ſolgendem Ergebnis: Es werden vorausſichtlich 92 Millionen Reichsmark im Jahre erſpart wer⸗ den. Dadurch vermindert ſich alſo der Fehlbe⸗ trag von 279 Millionen Reichsmark auf 187 Mil⸗ lionen Reichsmark. Zum Ausgleich ſieht der Entwurf eine Erhöhung der Verſicherungsbei— träge um ½ Prozent vor, die zunächſt bis 31. März 1931 eingeführt werden ſoll. Dieſe Er⸗ höhung bedeutet eine Steigerung der Einnahmen, um 140 Millionen Reichsmark im Jahre. Rekord der„Bremen“ nicht geſchlagen Plymouth, 21. Aug. Die„Mauretania“, die heute vormittag hier ankam hat den Rekord der „Bremen“ nicht ſchlagen können. Ihre Durch⸗ ſchnittsgeſchwindigkeit betrug 27,22 Knoten. Vergwerksunglüct in Bulgarien Sofia, 21. Aug. Im Bergwerk Tvarditza kam es bei der Montage eines elektriſch betriebenen Ventilators zu einer Kohlenſtaubexploſion. Drei Arbeiter wurden ſofort getötet. Bei den Ret⸗ tungsarbeiten erſitten zehn der Helfer Gosver⸗ giftungen, denen ſie erlegen ſind. Neueſte Teleoramme Ein Deutſcher Sieger beim Europarundflug? Paris, 22. Aug. Die Sportkommiſſare des internationalen Europa ⸗Nundfluges find mit Aus rechnung der Punktwertung beſchäftigt. Es verlautet, daß wahrſcheinlich der Deutſche Morzik der Sieger ſei. Einige Teilnehmer, die beim Flug verſchiedentlich Strecken abgekürzt hätten, würden disqualifiziert werden. Galerieeinſturz bei einer Zirkusvorführung. Lyon, 22. Aug. Während der Vorſtellung des deutſchen Zirkus Gleich in Lyon ſtürzte ein Galeriepfeiler ein. Mehrere hundert Menſchen wurden mitgeriſſen und 23 Perſonen mehr oder weniger ſchwer verwundet. Keine Nachricht von Käſer. Newyork, 22. Aug. Von den drei ſchwei⸗ zer Fliegern, die am Montag früh von Liſſa⸗ bon aus nach Newyork ſtarteten, fehlt noch jede Nachricht. Man befürchtet, daß ſie als verloren gelten müſſen, da ihr Brennſtoff nur bis Mitt⸗ woch morgen ausreichte. Abreiſe der Ruſſen. Swinemünde, 22. Aug. Geſtern nach⸗ mittag ſind die ruſſiſchen Kreuzer„Aurora“ und„Profintern“ wieder in See gegangen. Nach dem Auslaufen der ruſſiſchen Schiffe ver⸗ ließ auch das Linienſchiff„Elſaß“ den Hafen um nach Kiel zu fahren. Ein Schülererholungsheim niedergebrannt. Lüneburg, 21. Aug. Im Haupt⸗ und Schlafgebüäude eines mit mehreren hundert Schülern belegten Erholungsheim in der Lüne⸗ burger Heide, brach— nach einer Spätabend⸗ blättermeldung aus Hamburg— aus bisher unbekannter Urſache ein Feuer aus, das ſich ſo ſchnell ausbreitete, daß das Heim bis auf die Grundmauern niederbrannte. Alle Kinder ſind gerettet. iernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung ————————˖ ͥ EU————ß— — 3 Brandſtiftung und verſuchter Gattenmorb. Neuſtadt a. d. Aiſch, 19. Aug. Unter dem Verdacht der Brandſtiftung und des verſuchten Gattenmordes wurde die Ehefrau des Land⸗ wirts Reis von Unterſchweinbach bei Neu⸗ ſtadt verhaftet. Gegen vier Uhr morgens brach am Sonntag in dem Dorfe ein Brand aus, dem ein Wohnhaus, zwei Scheunen und eine Stallung zum Opfer fielen. Man vermutet, daß Frau Reis als Brandſtifterin in Frage kommt. Sie hatte vorher verſucht, ihren Mann im Schlafe zu erdroſſeln. Durch den hinzu— kommenden Knecht wurde ſie verſcheucht und gab auf ihn mehrere Schüſſe ab, die aber fehl⸗ gingen. Admiral Rota bedankt ſich. Berlin, 19. Aug. Der Chef der italieniſchen Schulſchiff⸗Diviſion, Admiral Rota, hat an den Chef der Marineleitung folgenden Funkſpruch geſandt: „Ich ſpreche Euer Exzellenz meine Dankbar⸗ keit für die herzliche Aufnahme meiner Offi⸗ ziere in Berlin und meiner Schiffe in Kiel aus. Der Beſuch wird allen in angenehmſter Erin— nerung bleiben. Zur Typhus⸗Epidemie in Weißenburg. Weißenburg(Bayern), 19. Aug. Nach einer neueren Meldung ſind bisher 42 Typhus⸗ Erkrankungen feſtgeſtellt worden. Die Epidemie hat einen gutartigen Charakter. Es iſt das Gerücht verbreitet, daß in Weißenburg Zwangs— impfungen von ankommenden Reiſenden ſtatt— finden und ferner, daß die von Weißenburg abreiſenden Perſonen zwangsweiſe zurückgehal— ten werden. Dieſes Gerücht iſt vollſtändig aus der Luft gegriffen. Der Perſonenverkehr von und nach Weißenburg wickelt ſich wie ſonſt ab. Sachverſtändigenausſchuß für das Preſſegeſetz. Berlin, 19. Aug. Wie der„Zeitungsver— lag“ mitteilt, wurde beim Reichsminiſterium des Innern ein Sachverſtändigenausſchuß für die Preſſerechts⸗-Reform gebildet. Schadenfeuer auf franzöſiſchem Dampfer. Le Havre, 20. Auguſt. Auf dem franzöſi⸗ ſchen Dampfer„Paris“ brach geſtern abend Scha⸗ denfeuer aus, dem der Rauchſalon, der gemiſchte Salon und ein Teil des großen Salons zum Op⸗ fer fielen. Den Feuerwehren gelang es erſt nach Stunden, den Brand zu bewältigen. Der Scha⸗ den wird auf 80 Millionen geſchätzt. Man ver⸗ mutet, daß das Fever in einer Kabine durch Kurzſchluß entſtand. Das Schiff ſollte übrigens heute nach Newyork ausfahren. Penſionat in Flammen.— Sechs Perſonen verbrannt. Waſhington, 20. Aug. In Little(Arkan ſas) brach in einem Penſionat Feuer aus, das raſend ſchnell um ſich griff. Sechs Perſonen ka— men in den Flammen um. 12 wurden ſchwer verletzt und wurden zum Teil im hoffnungs⸗ loſen Zuſtand ins Krankenhaus geſchafft. Exploſion von Feuerwerkskörpern. Rom, 20. Aug. Bei Udine erſolgte bei der Verpackung von Feuerwerkskörpern eine Explo— ſion Durch die Flammen geriet das daneben be— findliche Pulvergebüude in Brand. Der Beſitzer und ſein Sohn, die die Gefahr kommen ſahen, konnten ſich retten und erlitten nur geringe Ver— letzungen. Ein Arbeiter wurde von dem inſtür⸗ zenden Gebäude verſchüttet und gänzlich verkohl aufgefunden. Bootsunglück auf dem Lago Maggiore. Rom, 20. Aug. Am Lago Maggiore brach ein plötzlicher Sturm aus. Eine Varte kenterte. Drei Perſonen ſind ertrunken. Vereitelte Banknotenfälſchung Berlin, 20. Aug. Eine Falſchmünzerwerk⸗ ſtatt wurde in der vergangenen Nacht in der Straßburger Straße in Berlin⸗Weißenſee aus⸗ gehoben und ihr Inhaber verhaftet. Es handelt ſich um einen ehemaligen kaufmänniſchen Ver⸗ treter, einen 37 Jahre alten Richard Harda⸗ mek, der geplant hatte, die 50⸗Mark⸗Reichsbank⸗ noten zu fälſchen. Er hatte in langwieriger, vier Monate dauernder Arbeit bereits alle Vorbereitungen getroffen und wollte demnächſt mit dem endgültigen Druck der Banknoten be⸗ ginnen. Er ſoll jedoch ſeine Strafzeit dazu benutzt haben, um ſich in den zu den Fälſchungen nötigen Kenntniſſen weiterauszubilden. Das Ehepaar, bei dem Hardamek wohnte, wurde ebenfalls verhaftet, nach der Vernehmung zu⸗ nächſt aber wieder auf freien Fuß geſetzt. Beiſpielloſer Zuſammenbruch Mitten in die Periode des Wiederaufbaus der deutſchen Wirtſchaft— alſo in einem Zeit⸗ punkt, der größte Behutſamkeit in allen wirt⸗ ſchaftlichen Dingen erforderlich macht— iſt ein Rieſenſkandal im Verſicherungsgewerbe ausbgebrochen. Der Zuſammenbruch der Frank⸗ furter Allgemeinen Verſicherungs A. G. iſt, ſo ſchreibt das„Tempo“, ein in der deutſchen Verſicherungsgeſchichte einzig daſtehender Fall und läßt ſich in ſeinem Ausmaß und ſeiner fatalen Bedeutung für weite Wirtſchaftskreiſe nur mit den großen Konzern-Kataſtrophen der erſten Nachinflationsjahre, als das Reich Stinnes auseinanderbrach und zahlreiche an— dere große Geſellſchaften untergingen, ver— gleichen. Während Verſicherungsgeſellſchaften, die ſich korrekt an ihre ſatzungsgemäßen Geſchäfte hal⸗ ten, nach menſchlichem Ermeſſen überhaupt nicht ins Wanken geraten können, liegt hier die Schuld an einer ungeſunden Geſchäftsexpan⸗ ſion und vermutlich auch an Verfehlungen gro— ßen Stils ſeitens Verwaltungsmitgliedern. Nur durch die Uebernahme verſicherungsfrem— der Geſchäfte konnten derartige Verluſte ein- treten. Bei Geſamtverpflichtungen kurzfriſtiger Art, in Höhe von 160 Millionen Mark, die durch die verunglückte Abſatzfinanzierung der Konzern-Geſellſchaften entſtanden ſind, werden die bilanzmäßigen Geſamtverluſte der„Frank⸗ furter Allgemeinen“ auf 10 Millionen Mark veziffert. Dieſe Verluſte würden ſich aber bei einer erzwungenen Liquidation noch beträchtlich erhöhen. Das Aktienkapital von 25 Millionen Mark muß als verloren gelten. Die leidtragen— den Aktionäre haben bereits mitanſehen müſ⸗ ſen, wie ihre Aktien über neun Zehntel des Wertes innerhalb weniger Tage verloren haben. Wie ſteht es aber mit den Verſicherten? Durch das Eingreifen der„Allianz“ ſind die Verſicherten der erſten Sorge enthoben. Der Allianz⸗Konzern hat Garantien für die Ver⸗ pflichtungen der Frankfurter Geſellſchaft aus dem reinen Verſicherungsgeſchäft abgegeben. Die Einzelheiten, die eine Fülle finanzieller und juriſtiſcher Schwierigkeiten bieten, müſſen erſt in langwieriger Arbeit, wozu bereits in der geſtrigen Aufſichtsratsſitzung in Frankfurt a. M. der Anfang gemacht worden iſt, geklärt werden. Vorwürfe müſſen beſonders auch an die Adreſſe des Reichsaufſichtsamtes für Privat⸗ verſicherungen gemacht werden. Dieſe Behörde hat viel zu lange mit dem Eingreifen gezögert und den übermäßigen Expanſionsdrang des Konzerns nicht genügend kontrolliert. Erſt jetzt hat man einen Beobachter nach Frankfurt a. M. entſandt, glaubt aber im übrigen, daß durch das Eingreifen der Allianz zum unmittelbaren Einſchreiten keine Veranlaſſung gegeben wäre. 0 Die Banken wollen helfen. Die Bemühungen, zur Beſeitigung der Schwierigkeiten bei der Frankfurter Allgemei— nen Verſicherungs⸗A. G. ein Stille⸗halte⸗Konſor⸗ tium zu bilden, führten in den Mittagsſtunden des geſtrigen Dienstags zu einem Ergebnis. Im Beiſein der maßgebendſten Berliner Ban— ken⸗Vertreter wurde beſchloſſen, daß zunächſt die direkt an der Frankfurter Allgemeinen in— tereſſierten Banken und Bankkiers ein Kon⸗ ſortium bilden, das für die bereits fälligen und demnächſt zu regulierenden Gläubiger⸗ forderungen eintritt. Darüber hinaus ent— ſchied man ſich nach unſeren Informationen für die Bildung eines ſogenannten Garantie— Konſortiums, dem ein möglichſt weiter Kreis von Banken, vor allem alſo auch diejenigen, die direkt an der Frankfurter Allgemeinen nicht intereſſiert ſind, beitreten ſollen. Unter dem YVoung⸗Plan Die fragloſen Vorteile, die der Youngplan beſonders auf den erſten Blick dem Dawesplan gegenüber aufweiſt, verführen nur zu leicht zu dem Glauben, daß nach ſeinem Inkrafttreten die Finanzkriſe ohne einſchneidende Reformen über⸗ wunden werden könnte. Das Gegenteil iſt rich⸗ tig. Die angeſpannte Kaſſenlage beſteht weiter, der ordentlich Etat iſt unſicher balanciert, noch immer droht das große Loch der Arbeitsloſen⸗ derſicherung, durch das ſtändig Reichsmittel ab⸗ fließen, im ordentlichen Haushalt iſt noch ein Defizit von 600 Millionen, viele Schätzungen von Steuereingängen ſind zu hoch angeſetzt. Der Betrag von 558 Millionen, der durch die An⸗ nahme des Poungplanes für das Haushaltjahr 1928⸗29 frei wird, muß alſo die Sanierung des Etats und darüber hinaus zur Entlaſtung der Wirtſchaft verwandt werden. Es kann bereits jetzt nicht ſcharf und warnend genug Front gemacht werden gegen die vielen Intereſſen der Koſt⸗ gänger, die bereit ſtehen, um die Ver⸗ minderung der diesjährigen Repara⸗ tionszahlung für ihre Sonderwünſche und neue Staatsaufgaben zu beſchlagnahmen. Aber ſelbſt eine Neuordnung unſerer Finanz⸗ wirtſchaft bei ſtrengſter Ablehnung aller neuen Ausgaben und Poſitionen macht notwendige Re⸗ formen, die ſchon ſeit langem von allen Einſichten gefordert werden, nicht überflüſſig. Eine der dringlichſten iſt die Reform der Arbeitsloſenver⸗ ſicherung, um dieſe Inſtution ohne Erhöhung der Beiträge der 2 eitgeber und Arbeitnehmer auf eigene Füße zu ſtellen und die hohen Zu⸗ ſchüſſe des Reich! tbehrlich zu machen. Vor⸗ N. 1 1 chtigen Schätzungen nach könnte durch die Re⸗ forzn ein Betrag von jährlich 350 Millionen er⸗ ſpart werden. Ungefähr der gleiche Betrag ließ ſich durch die Aufhebung der Steuerfreiheit öf⸗ fentlicher Betriebe erſparen. Kurz, es ließen ſich Erſparniſſe an allen Ecken und Enden machen. Aber über dieſes negative Programm der Er⸗ ſparniſſe hinaus muß ein poſitives Programm zur Förderung aller produktiven Wirtſchafts⸗ kräfte, zur Anregung der Wirtſchaftsinitiative, zur Steigerung und Verbilligung der Erzeu⸗ gung durchgeführt werden. Aus aller Welt Haftbefehl gegen Radke. Berlin, 21. Auguſt. Wie eine hieſige Korre⸗ ſpondenz meldet, iſt gegen Bankier Theodor Radtke, der geſtern wegen Scheckbetrugs feſtge⸗ nommen wurde, vom Unterſuchungsrichter Haft⸗ befehl erlaſſen worden. Eiſenbahnunfall.— Ein Toter, ſechs Verletzte. Budapeſt, 21. Aug. Bei der Stadt Piliscſaba der Lokalbahn Budapeſt— Eſztergom ſtieß ge⸗ ſtern abend infolge falſcher Weichenſtellung ein Perſonenzug mit einem Güterzug zuſammen. Der Bremſer des Güterzuges wurde getötet. Außerdem wurden fünf Eiſenbahnbeamten und ein Paſſagier verletzt. Die Rettungsmedaille verliehen. Mannheim, 21. Aug. Das badiſche Staats miniſterium hat dem Hilfsarbeiter Philipp Au⸗ müller von hier, der unter eigener Lebensgefahr ein Mädchen vom Tode des Ertrinkens gerettet hatte, die badiſche Rettungs-Medaille verliehen. Ertrunken. Ds inuheim, 21. Aug. Im Teich ertrunlen iſt ein 32jähriger Kellner, der mit einem Kol- legen ein Boot beſtieg, um eine Nachtpartie auf dem großen Teich zu machen. Der Kahn ſchlug um. Beide Kellner ſtürzten ins Waſſer. Dem einen gelang es, die Inſel zu erreichen, während der andere ertrank. Wird Karlsruhe Weltflughafen? Karlsruhe, 21. Aug. Die Frage des Weltflug⸗ hafens gewinnt mit den erfolgreichen Flügen des „Graf Zeppelin“ wieder mehr an Intereſſe. Um die Errichtung des Weltflughafens haben ſich bekanntlich zahlreiche deutſche Städte, darunter auch Karlsruhe, beworben. Wie nun das„Karls⸗ ruher Tageblatt“ von unterrichteter Seite hört, ſtehen die Dinge augenblicklich ſo. daß Karlsruhe auf Grund ſeiner meteorologiſchen und geogra— phiſchen Vorzüge als Ort für die Errichtung in erſter Linie in Frage kommt. Vorläufig ſteht allein noch Berlin mit der badiſchen Landes- hauptſtadt in ernſtem Wettbewerb. Man hat hier ein Gelände vorgeſehen, das einen Flächenraum von dreimal 3,5 Klm. bietet, zwiſchen dem jetzi— gen Hauptbahnhof und der künftigen Ueberland— Autoſtraße Hamburg Frankfurt—Baſel liegt und ſich nach Süden zu noch weiter ausdehnen könnte. Selbſtverſtändlich iſt die Stadtverwal⸗ tung in jeder Hinſicht bemüht, dieſe Vorzüge bei der wahrſcheinlich in aller Kürze zu erwartenden Entſcheidung ins Treffen zu führen. Iſt das Veſatzungsabbau? Koblenz, 21. Aug. Die Beſatzung hat die Ver⸗ träge, die zwiſchen ihr und den in ihren Dien— ſten ſtehenden Arbeitern und Angeſtellten beſte⸗ hen, über den 1. Oktober hinaus, wie verlautet, verlängert. Der überaus größere Teil ſcheint auch über dieſen Termin hinaus in den Dien⸗ ſten der Beſatzung zu bleiben. Dieſe Maßnahme beſtätigt den Eindruck, den man in der dritten Zone hat, daß nämlich die Beſatzung bisher noch keine Schritte unternom Das Opfer der Gerhilde Wybrands. Der Roman einer Liebe. Von Erich Frieſen. 657. Fortſetzung.) „Aber die Mutter darf doch den Kranken be— ſuchen?“ erwiderte der Arzt. „Meinetwegen. Zu beſtimmten Zeiten. Aber niemand ſonſt.“ „Nicht die Schweſter?“ „Nein.“ „Nicht der Vormund? Nicht der Bräutigam der Schweſter? Sie alle haben den Knaben lieb—“ „Davon bin ich überzeugt. Und doch muß ich auf meinem Wunſch beſtehen.“ Der Arzt blickte etwas varwundert drein. „Ich weiß wirklich nicht, ob ich—“ Sie unterbrach ihn durch eine energiſche Handbewegung. „Herr Doktor, ich ſagte ſchon: nur unter die⸗ ſer Bedingung übernehme ich die Pflege. Den Grund kann ich Ihnen nicht ſagen. Ich habe die beſchwerliche Reiſe nicht geſcheut, um dem Kna⸗ ben, ſo weit es in meiner Macht ſteht, zu helfen. Aber ich fahre ſofort wieder ab, wenn Sie mir Schwierigkeiten machen—“ Und ſie griff nach der Brille und dem Reiſe⸗ köfferchen. Der Arzt als Menſchen⸗ und Seelenkenner ſah, hier lag ein ganz beſonderer Fall vor. Wel⸗ Her Art, konnte ihm gleichgültig ſein. Haupt⸗ ſache: die Schweſter mußte bleiben— um des Kranken willen. 4 onkte alſo ein. FEET „Ich werde verſuchen— „Das genügt mir nicht. Sie müſſen mir ver⸗ ſprechen, daß alles geſchieht, wie ich es anordne. Als der behandelnde Arzt haben Sie das Recht, zu verlangen, daß der Patient ganz und gar der Fürſorge ſeiner Pflegerin überlaſſen bleibt, — ohne irgendwelche Störung durch andere Perſonen— ſei es, wer es wolle. Die Mahlzei⸗ ten werde ich hier oben mit meinem Pflegling einnehmen. Der Patient ſoll niemanden ſehen außer Ihnen, mir, und ab und zu die Mutter. Geben Sie mir Ihr Ehrenwort, dies zu arran⸗ gieren— ſo bleibe ich. Wenn nicht— gehe ich. Dr. Wendroth zauderte. Nachdenklich blickte er in das edle, ſchoͤne Frauengeſicht, in die kla⸗ ren, leuchtenden Augen. Und ſagte dann: „Sie ſind ein außergewöhnlicher Menſch, Schweſter. Und verlangen Außergewöhnliches. Aber— ich habe Vertrauen zu Ihnen. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort. Und er bielt ihr die Hand bin. „Gut. Und ich verſpreche Ihnen, alles zu tun, was in meinen Kräften ſteht, um das Kind al 1 5 wiederzugeben. So wahr mir Gott he e. Ein feſter Händedruck. Dann ſagte der Arzt: „Ich werde ſofort Anordnung treffen. Ein paar Augenblicke—“ Und er verließ das Zimmer. Schweſter Virginia trat ans Krankenbett zu dem ruhig ſchlafenden Knaben, der, wie von ei⸗ nem ſchönen Traum umfangen, glücklich lächelte. „Du liebes, liebes Kind!“ murmelte ſie be⸗ wegt.„Ich bin froh, daß ich gekommen bin. Be⸗ hüte dich der allmächtige Gott!“ Inzwiſchen war der Arzt wieder eingetreten. „Ihr Wunſch wird erfüllt werden, Schweſter“, ſagte ex mit feierlichem Ernſt.„Die Mutter wird täglich nur für kurze Zeit ins Krankenzimmer kommen— frühmorgens und abends——“ „Und die andern?“ „Gar nicht. Weder die Schweſter des Knaben, noch der Vormund, noch der Verlobte der Schweſter.“ Der Arzt brach ab. Ihm war, als wollte die Pflegerin eine Frage einwerfen. Doch er hatte ſich wohl getäuſcht; denn ſchon öffnete ſie mit ſcheinbarem Gleichmut das Reiſeköfferchen und begann ſich häuslich einzurichten. „Hier nebenan die kleine Kammer iſt Ihr Schlafkabinett“, bemerkte er noch, auf eine Ta⸗ petentüre hindeutend.„Sie hat keinen Zugang, als durch dieſes Zimmer.“ Schweſter Virginia nickte. Und der Arzt ent⸗ fernte ſich.— Von dieſer Stunde an wurde Werner ruhi⸗ ger. Wenn er einmal nicht ſchlafen konnte, brauchte Schweſter Virginia nur ſeine Hand zwiſchen ihre Hände zu nehmen— und er ſchlief ein. Wenn Fieberphantaſien ihn quälten, legte ſtie ihre kühlen Finger auf ſeine heiße Stirn— das Fieber wich. Wenn der Puls matt und träge ſchlug und das arme ſchwache Herz beinahe auf⸗ hören wollte zu klopfen, ſprach ſie auf ihn ein mit ihrer tiefen, wohltönenden Stimme oder ſie las ihm vor— und die Herztätigkeit nahm zu, die Atemzüge wurden gleichmäßiger, kräftiger. Freilich, als Werner zum erſtenmal den Na⸗ men des Verlobten ſeiner Sch! ſter nannte— da tat ihr Herz einen lauten Schlag, um gleich darauf faſt ſtille zu ſtehen. Es war alſo das eingetreten, was ſie erhofft Hatte! Er hatte ſein Glück geffunden! Und doch — wie würde ſie es ertragen, mit ihm unter ei⸗ nem Dach zu weilen— jetzt, da ſie wußte, daß er der Verlobte einer andern war? Aber auch das ging vorbei. Sie hatte noch Schlimmeres erduldet— damals, als ſie vor ihm floh. Gerhilde Wybrands war ja tot. Und Schweſter Virginias Herz hatte keinen Teil mehr an ihm; es gehörte den Kranken, denen ſie Ruhe und Frieden brachte. Trotzdem— das Entſagen war nicht ſo leicht, wie Gerhilde es ſich in ihrem Opfermut gedacht hatte. Selbſt jetzt noch nicht. Und als ſie dann zum erſtenmal draußen im Garten ſeinen Schritt vernahm, ſeine liebe Stimme hörte— da brach ſie beinahe zuſammen vor der Laſt des Wehs. Bewegungslos ſtand ſie in ihrer Kammer am Fenſter hinter der ſie verbergendn dichten Mull⸗ gardine und ſah mit brennenden Augen hinab nach der Laube, wo er ſtand— er! Den Arm hatte er um das zierliche Mädel gelegt, das ſo herzlich lachte, als wiſſe es noch nichts von Kummer und Herzeleid. Sein Geſichtsausdruck war ruhig und heiter. Zwar nicht überſtrahlt von dem ſonnigen Glück, wie damals. Aber im⸗ merhin zufrieden. Auf alle Fälle nicht unglück⸗ lich—— „Er hat überwunden—“ ſagte ſie ſich reſitz⸗ niert—„hat mich vielleicht ſchon vergeſſen.— Und es iſt gut ſo.“ Aber in ſchlafloſen Nächten wühlte ſie den Kopf oft noch verzweifelt in die Kiſſen und weinte, weinte— weil das ungebärdige Herz ſich noch immer nicht ſo gefügig zeigen wollte, wie es eben ſollte und mußte. Daß Klaus Landvogt im Hauſe verkehrte, beunruhigte ſie nicht. Sie hatte ja alles ſo ein⸗ gerichtet, daß niemand ſie ſehen konnte. Zudem erſchien ſie ſich ſelbſt mit ihrem dunklen Haar und der großen blauen Brille ſo verändert, daß ein zufällig ſie ſtreifender Blick niemals die frü⸗ here Gerhilde Wybrands in ihr erkennen konnte. Und ſie lernte, ruhiger und ruhiger werden. „Ja, es gewährte ihr ſogar eine ſchmerzliche Freude, Werner mit berechtigtem Stolz von ſeinem„Schwager“ ſprechen zu hören. Und ab und zu einmal durch die Gardine einen Augen⸗ blick ſeine Geſtalt unten vorbeigehen zu ſehen. Der Arzt berichtete Wunderdinge von dem faſt Übrmenſchlichen Einfluß der Schweſter Vir⸗ ginia auf den kranken Knaben. Fortſetzung folgt.) — men par, den Appau vorzubereiten. In Gegen⸗ teil, es beſtehen Anzeichen, daß auch aus der zweiten Zone Truppen in die dritte Zone über⸗ nommen werden ſollen. Aus Nah und Fern Schaidt(Südpfalz), 21. Aug.(Autoun⸗ glück.) Auf dem Wege zwiſchen Winden und Schaidt geriet der Motorradfahrer Willi Vogel gegen ein Laſtauto aus Schweighoſen, das Markt⸗ waren nach Landau transportieren wollte. Beide ſtießen heftig zuſammen; das Motorrad wurde zur Seite geſchleudert. Während Vogel mit leichteren Verletzungen davonkam, mußte ſein Mit⸗ fahrer Engelhart ſchwer verletzt mit mehreren Brüchen in das Krankenhaus verbracht werden. Pirmaſens, 21. Aug.(Ern Kind vom Auto überfahren.) Geſtern nachmittag wurde der 10jährige Schüler Fritz Braun von einem auswärtigen Preſonenauto überfahren. Er erlitt neben verſchiedenen anderen Verletzungen einen Unterſchenkelbruch und mußte ins Kran⸗ kenhaus verbracht werden. Pirmaſens, 21. Aug.(Leichentrans⸗ bort im Lebensmittelauto.) Einer ſeltſamen Gewohnheit iſt geſtern die hieſige Po⸗ lizei auf die Spur gekommen. Sie ſtellte feſt, daß mit einem hieſigen Laſtkraftwagen, der zum Transport von Lebensmitteln, insbeſondere von Milch, benutzt wird, Leichen innerhalb der Stadt und nach auswärts transportiert werden. Da ab— geſehen von der rein gefühlsmäßigen Verwerf⸗ lichkeit dieſer Handlungsweiſe der Autobeſitzer ſich auch gegen die Beſtimmungen des Lebensmit— telgeſchäftes vergangen hatte, wurde gegen ihn Strafanzeige erſtattet. Brandau(Kr. Dieburg), 21. Aug.(Selbſt⸗ mord mit einem Schießgewehr.) Die erſt ſeit einigen Wochen verheiratete Frau des Metzgermeiſters Weyhing von hier hat in der ver⸗ gangenen Nacht dadurch Selbſtmord begangen, daß ſie ſich mit einem Schießapparat, den ihr Mann zum Schlachten benutzte, entleibte. Was die junge Frau zu der Tat veranlaßt hat, iſt un⸗ bekannt. Ludwigshafen, 21. Aug.(Zwei Jahre Zuchthaus.) Das Schöffengericht Ludwigs⸗ hafen verurteilte den 31jährigen ledigen Kauf⸗ mann Eugen Hönig aus Ludwigshafen wegen ſortgeſetzten Betruges, Unterſchlagung und Ur⸗ kundenfälſchung zu zwei Jahren Zuchthaus. Der 45 Jahre alte verheiratete Monteur Robert We⸗ ber, gleichfalls aus Ludwigshafen, der mit Hö⸗ nig„Betriebsgemeinſchaft“ hatte, erhielt wegen Betrugs 9 Monate Gefängnis. Hönig„arbeitete“ hauptſächlich mit fingierten Beſtellungen auf Gas⸗ herde, mit denen er durch Fälſchung von Unter⸗ ſchriften Proviſionen erſchwindelte. Weber war bei dieſen Manipulationen behilflich. Die beiden hatten eine große Anzahl von Leuten hereinge⸗ kudwigshaſen, 20. Aug.(Tödliche Fol⸗ gen.) Der in der Nacht zum 11. Auguſt auf der Mardorfer Straße mit dem Motorrad verunglückte Wilhelm Müller aus Oggersheim iſt jetzt ſeinen ſchweren Verletzungen im hieſigen Krankenhaus erlegen. Seine gleichfalls ſchwer verletzte Schwä⸗ gerin Magdalena Müller ſtarb bekanntlich kurz nach dem Unglück. Ludwigshafen, 20. Aug.(In die Schranke gerannt.) Die Reichsbahndirektion Ludwigs⸗ hafen teilt mit: Geſtern abend gegen 19 Uhr ſcheute am Bahnhof Bockenheim⸗Kindenheim. etwa 150 Meter vor dem Feldwegübergang, Po⸗ ſten 2389 das Pferd eines mit 2 Perſonen be⸗ ſetzten Einſpännerfuhrwerkes und durchrannte die für einen von Grünſtadt kommenden Perſo⸗ nenzug geſchloſſene Schranke. Das Fuhrwerk wurde von dem letzten Wagen des vorbeifahren⸗ den Zuges geſtreift, blieb jedoch ſamt dem Pferd und den Wageninſaſſen unbeſchädigt. Die Schranke iſt leicht beſchädigt. —— Saſſon⸗Ausverka im Warenhaus—„Menſch“. Von Dr. Curt Kayſer⸗Berlin⸗Wilmersdorf. Während der ſorgſame Kaufmann mindeſtens am Jahresende bisweilen aber, und nicht zu ſeinem Schaden, zweimal im Jahre einen Sai⸗ ſon⸗ oder Inventur⸗Ausverkauf anſtellt, d. h. die Beſtände ſeines Lagers zu überprüfen, Feh⸗ lendes zu ergänzen und Schadhaftes abzuſtoßen pflegt, hat ſich eine Inventur im Warenhaus „Menſch“ bisher leider noch wenig eingebürgert. Und doch wäre ſie, wie bei einem induſtriellen Unternehmen, für die Geſundheits⸗ und Lei⸗ ſtungsfähigkeit des Ganzen von allergrößter Bedeutung! Unzählige große und kleine Schädlichkeiten ſtürmen alltäglich auf unſere Geſundheit ein und, wenn ſie auch glücklicherweiſe nur ſelten zu Er⸗ krankungen des einen oder anderen Organes führen, ſo hinterlaſſen ſie doch oft Spuren und Eindrücke, die dem Auge des Arztes nicht ent⸗ gehen. Hier rechtzeitig für Hilfe ſorgen, heißt koſtbare Werte erhalten. Wie oft iſt z. B. ein nicht beachteter Huſten das äußere Zeichen eines, durch genauere ärzt⸗ liche Unterſuchung bereits feſtſtellbaren und dann ſicher der Heilung fähigen Lungenſpitzen⸗ katarrhs reſp. einer beginnenden Tuberkuloſe! Wie oft verbergen ſich hinter gelegentlich auf⸗ tretenden Magen⸗ und Unterleibsbeſchwerden ernſte, manchmal ſogar Krebserkrankungen, die im Anfangsſtadium, mit den Mitteln der mo⸗ dernen ärztlichen Kunſt rechtzeitig erkannt, durch⸗ aus heilbar ſind, denen aber der gehetzte Groß⸗ ſtadtmenſch oder der nicht genügend aufgeklärte Landbewohner nicht die gebührende Beachtung ſchenkt. Ganz beſonders gilt das für Perſonen, die das 50. Lebensjahr erreicht haben; denn gerade dieſes Lebensalter ſtellt eine gefährliche Klippe des Lebens dar, an der mancher Mann und manche Frau durch ein beginnendes Krebs⸗ leiden,. durch Stoffwechfel⸗Erkrankungen, Gefäß⸗ aen Behörden 3— 1 Die Schecks des Bankiers Radtke Berlin, 20. Aug. Zur Verhaftung des Ban⸗ tiers Theodor Radtke wird noch bekannt, daß die Summe der von ihm in den Verkehr ge⸗ brachten ungedeckten Schecks auf Amerika ſich nach den bisherigen Ermittelungen auf 30 000 Dollar beläuft. Bei ſeiner Befragung erkannte Radtke ſeine Unterſchrift auf den Schecks an, erklärte aber, daß er imſtande geweſen wäre, Deckung zu beſchafſen. Demgegenüber iſt durch Nachfrage bei der Newyorker Bank feſtgeſtellt worden, daß dort lediglich ein Konto von 1 Dollar 3 Cent beſteht, daß alſo Radtke keines— wegs in der Lage geweſen wäre, die großen Summen ſeiner Schecks abzudecken. Vermiſchtes Mord an einer Gutsbeſitzerswitwe. Plauen, 21. Aug. Wie dem Vogtländiſchen Anzeiger aus Helmsgrün gemeldet wird, iſt dort geſtern abend die 55 Jahre alte Gutsbeſitzers⸗ witwe Anna Stöckel in ihrer Scheune unter dem Stroh verſteckt ermordet aufgefunden worden. Die Leiche war furchtbar zugerichtet. Die Kriminal⸗ polizei. Staatsanwaltſchaft und Gendarmerie ha⸗ ben die ganze Nacht vergeblich Nachforſchungen angeſtellt. Man vermutet, daß ein früherer Dienſtknecht der Täter iſt. Kriegsrecht an der vſtchineſiſchen Bahn. Schanghai, 21. Aug. Wegen der Verſchär fung der Lage, die durch Sabotageakte auf der oſtchineſiſchen Bahn hervortritt, haben die chineſi— ſchen Behörden in der Zone der pſtchineſiſchen Bahn das Kriegsrecht eröffnet. Dampfer„Delia“ in Dorlaix. Paris, 21. Aug. Der brennende Dampfer „Delia“, der nicht deutſcher, ſondern holländiſcher Nationalität iſt, hat den Hafen von Dorlaix an⸗ gelaufen. Das Feuer iſt noch nicht gelöſcht. Der Dampfer kam von Galveſtone und wollte nach Rotterdam fahren. Fliegertod. Rom, 21. Aug. Wie die Blätter berichten, ſtürzte bei einer Notlandung auf dem Militär⸗ flugfeld von Neapel ein Flugzeug ab. Durch den heftigen Aufprall kamen beide Piloten ums Leben. Erdbeben in Italien. Rom, 21. Aug. Geſtern früh gegen halb 4 Uhr wurden in den Städten Norditaliens ſtärtere Erdbeben verſpürt. Bisher iſt keinerlei Schaden gemeldet worden.. Der Tod in den Bergen. Innsbruck, 21. Aug. Der ſeit 16. Augu s. von Achenkirch abgängige 23jährige Student Ed. Albrecht aus Marktſteft bei Bad Kiſſingen wurde von einer Gendarmeriepatrouille am Oſthange des ſteilen Joches abgeſtürzt tot aufgefunden. Beim Aufſtieg zur Kleinen Zinne in den Sex⸗ tener Dolomiten verunglückte der 22jährige Be— amte der Lienzer Sparkaſſe, Theodor Bodner durch Abſturz tödlich. Feuer auf einem franzöſiſchen Torpedoboot. Paris, 21. Aug. Wie dem Journal aus Tnulon gemeldet wird, iſt an Bord eines dort verankerten Torpedobbotes Feuer ausgebrochen. Zwei Scheinwerfer und verſchiedene Bordinſtru— mente ſind zerſtört worden. Zwei deutſche Fremdenlegionäre geflüchtet. Paris, 21. Aug. Nach einer Meldung des Petit Journal aus Algier ſollen zwei deutſche Le⸗ gionäre, und zwar der 25 Jahre alte Erich Schrö— der und der 24 Jahre alte Luple, die ſich im Ge⸗ fängnis von Orleasville(Departement Algier) be⸗ fanden, bei Ausübung von Gartenarbeiten ge⸗ flohen ſein. Die Nachforſchungen ſollen zwar ein⸗ mal ihre Spuren ſeſtgeſtellt, jedoch nicht zu ihrer Feſtnahme geführt haben. 1 Fünfländerflug der„Nomar“ Berlin, 21. Aug. Das Großflugboot Rohr⸗ bach⸗Romar, das um 3,40 Uhr geſtern früh in Travemünde geſtartet war, iſt am Abend um 20,35 Uhr glatt im Heimathafen gelandet. Das Flugboot hat in 17 Stunden eine Strecke von 2600 Metern ohne Zwiſchenlandung zurück⸗ gelegt, iſt alſo mit durchſchnittlich 151 Kilo⸗ meter in der Stunde geflogen. Berührt wurden Holland, England, Norwegen und Dänemark. Da für den geplanten regelmäßigen Trans⸗ ozeanverkehr ein größerer Flugradius erfor⸗ derlich iſt, wird die Deutſche Lufthanſa das Erprobungsprogramm der„Romar“ noch wei⸗ ter ausdehnen. Immer wieder der Gelstannen Mörder Wieder ein Bfälzer verdächtigt Freiburg, 21. Aug. Nachdem kaum die Mitteilungen über den des Mordes auf der Weißtannenhöhe„ſtark verdächtigen“ Weilerbach (auch Weilacher) aus dem pfälziſchen Orte Al⸗ bersweiler dahin richtig geſtellt worden ſind, daß der genannte als Täter überhaupt nicht in Frage kommt, muß ſchon wieder eine auf einen gewiſ⸗ ſen Rudolf Herbel bezügliche Meldung, er ſei un⸗ bedingt des Weißtannenmordes ſtark verdächtig berichtigt werden. Es hat in verſchiedenen Mit⸗ teilungen geheißen, Rudolf Herbel ſtammt au Speyer, ſei in der Fremdenlegion geweſen uſw Dieſe Tatſachen ſind ſicherlich richtig. Richtig iſt auch, daß naturgemäß die Staatsanwaltſchaft Freiburg allen an ſie gelangenden Angaben nach⸗ gehen muß. Es wäre ſicherlich wünſchenswert, wenn die unentwegte Arbeit der Staatsanwalt⸗ ſchaft zur Aufdeckung des Täters führte. Die Oeffentlichkeit darf ſicher ſein, daß die zuſtändi⸗ s hier an nichts fehlen laſſen gerkalrung, Unterleibsleiden uſw. zu ſcheitern pflegt. Das alles ließe ſich in einfacher Weiſe ver⸗ hüten, wenn wir uns daran gewöhnen wollten, gleich dem Kaufmann, mindeſtens zweimal im Jahre eine Körperinventur durch den Arzt vor⸗ nehmen zu laſſen. Gelegenheit hierzu könnte der Termin der Saiſon⸗ und Inventurausverkäufe oder der Jahreswechſel und der Geburtstag des Einzelnen geben. Hat doch, von ſolchem Geſichts⸗ punkt geleitet, in neueſter Zeit ſchon eine ganze Anzahl von Lebensverſicherungsgeſollſchaften alljährlich ſtattfindende, koſtenfreie, ärztliche Ge⸗ ſundheitsunterſuchungen und Beratungen für ihre Verſicherten eingeführt.— Vielleicht ließe ſich ähnliches für die minderbemittelte Bevölke⸗ rung auch durch die Krankenkaſſen bewerkſtelli⸗ gen. Auf jeden Fall ſollte jeder, dem ſeine Geſund⸗ heit lieb iſt, mindeſtens zweimal im Jahre durch den Arzt ſeines Vertrauens eine ſolche Geſund⸗ heits⸗Inventur geſundheitlicher Schäden beſorgen laſſen; denn:„Zu ſpät erfährt man es zume daß der beſte Arzt Vorbeugung heißt!“ Bunte Zeitung Zwei Milliarden Menſchen. Die neueſte Statiſtik über die Bevölkerung der Erde ſtellt feſt, daß unſer Erdball heute von etwa zwei Milliarden Menſchen bewohnt wird. Davon entfallen 900 Millionen aulf Aſien, 500 auf Europa, 220 auf Amerika, 130 auf Afrika und 7 Millionen auf Auſtralien. Unter den eu⸗ ropäiſchen Ländern ſteht Rußland mit 115 Mil⸗ lionen an der Spitze. Er folgen Deutſchland mit 625(nach anderen Meldungen dagegen 64,4), Großbritanien mit 42,7, Itlaien mit 41, Frank⸗ reich mit 39,5, Spanien mit 21,3, Polen mit 20 Rumänien mit 17, die Tſchechoſlo wakei mit 13,6, Jugoſlawien mit 13, Ungarn mit 8, Bulgarien mti 7,8, Niederlande mit 7,6, Oeſterreich mit 65 Schweden und Griechenland mit je 6, Por⸗ tugal mit 5.4. Bulaarien mit 45 Irland mit 42 werden. Bezüglich des Herbel muß darauf hinge⸗ wieſen werden, daß auch bei ihm die vorgebrach⸗ ten Verdachtsmomente durchaus unzureichend ſind, um ihn als mutmaßlichen Täter zu kenn⸗ zeichnen. Schon das bisherige Ergebnis der ge⸗ gen Herbel eingeleiteten Feſtſtellungen dürfte mit ziemlicher Sicherheit ergeben haben, daß Herbel, der natürlich leugnet mit dem Weiß⸗ tannenmord nichts zu tun hat. Zur Klarſtellung muß noch darauf hingewieſen werden, daß die zuſtändige, Behörde gerade den in den letzten Wochen immer wiederkehrenden Berichten und Gerüchten in dieſer Angelegenheit fernſteht und daß ſie es als wünſchenswert erachtet, die Oef⸗ fentlichkeit nicht immer wieder durch Vermutun⸗ gen irrezuführen und zu beunruhigen. Bei den zur Aufdeckung der Mordtat ſtändig fortgeſetzten Feſtſtellungen iſt es unvermeidlich, daß immer wieder einmal eine andere Perſon in den Kreis der Maßnahmen hineingezogen wird. —— Eſtland mit 4,1, die Schweiz mit 3,9, Finnland mit 3,5, Dänemark mit 3,4, Norwegen mit 2,7, Litauen mit 2,1, Lettland mit 2, die europäiſche Türkei mit 2, Albanien mit 0,8 und Luxemburg mit 0,26 Millionen Einwohnern. Heute rot, geſtern tot? Franzöſiſche Blätter berichten folgendes Ge— ſchichtchen: Ein franzöſiſcher Profeſſor außer Dienſten, der vierteljährlich einmal einem Ab— heben ſeiner Penſion eine amtliche Beſcheini— gung darüber beizubringen hat, daß er ſich auch wirklich noch am Leben befindet, ließ ſeine Pen⸗ ſion eine Weile anſtehen, da er über genügend andere Einkünfte verfügte. Er ging erſt nach ei— nem Jahre zur Kaſſe, um ſein Ruhegehalt zu holen, und legte dabei— es war am 1. Januar — eine Lebensbeſcheinigung vom 31. Dezember vor.„Und wo ſind die Lebensbeſcheinigungen für die drei vorhergehenden Quartale?“ fragte der Kaſſenbeamte. Er nahm offenbar an, daß ſich der Profeſſor in den erſten neun Monaten des verfloſſenen Jahres um das Leben gedrückt und dieſe Zeit vielleicht im Familiengrabe zu— gebracht hatte. Die Kamille blüht. Eme der bekannzeſten und beſten Heilpflan⸗ unſerer heimiſchen Flora, die Kamille, ſteht zur Zeit in Blühte und kann geerntet werden. Die Kamille iſt ein ausgezeichnetes und be⸗ währtes Mittel bei Krämpfen, rheumatiſchen Schmerzen und Erkältungen. Sie wirkt außer⸗ dem ſchweißtreibend und fördert bei eiternden Wunden den Heilungsprozeß bedeutend. Ka⸗ millenbäder wirken wohltuend und kräftigend, vor allem bei kleinen Kindern. Die gepflückte Kamille wird an einem trockenen und luftigen Platz aufgehängt, darf aber auf keinen Fall der Sonne ausgeſetzt werden, da ihr dann viel an Heilkraft verloren geht. Lokale pachrichten * Plakettenausfahrt des hieſigen Auto- und Motorradklubs nach Mainz. Am kommenden Sonntag veranſtaltet der hieſige Klub eine Ausfahrt unter dem Titel einer Zuver⸗ läſſigkesfahrt nach Mainz. Wer die feſtgeſetzte Strecke in der vorgeſchriebenen Zeit bewältigt, dem winkt eine ſchöne Plakette. Es iſt zu begrüßen, daß der junge Verein mit einer ſolchen Auszeich- nung die Sportbegeiſterung ſeiner Mitglieder zu belohnen ſucht und wir wünſchen der Fahrt zahl- reiche Beteiligung und guten Erfolg. Wie wir be- reits gehört haben, wird eine ganze Anzahl hieſi— ger Fahrer teilnehmen. »Deutſcher Republikanertag in Mannheim. Das Reichsbanner Schwarz ⸗Rot⸗ Gold(Gau Baden) veranſtaltet am 31. Auguſt und 1. September in Mannheim einen Republikaniſchen Tag, der eine Parallelveranſtaltung zur Bundes- verfaſſungsfeier des Reichsbanners werden ſoll. Das Feſtprogramm für dieſen Südweſtdeutſchen Republikanertag ſieht folgende Veranſtaltungen vor: Samstag, 31. Auguſt, vorm.: Eröffnung der Aus⸗ ſtellung im Schloß; nachm.: Konferenz der am Feſt beteiligten Gaue im Stadthotel(Begrüßung Dr. Helfenſtein⸗Mannheim, Referat Bundespräſident Hörſing); abends Kundgebung der Stadt im Nibe— lungenpark Referat Prof. Dr. Radbruch⸗Heidelberg), 9,30 Uhr großer Zapfenſtreich des Reichsbanners (Anſprache General Deimling), um 11 Uhr Empfang der auswärtigen Gäſte, Preſſevertreter und Ehren⸗— gäſte im Palaſthotel Mannheimer Hof(Anſprache von Dr. Helfenſtein, Hörſing und Oberbürgermeiſter Dr. Heimerich). Sonntag: Weckruf der Spielleute, Leichtathletikkämpfe im Luiſenpark, Frank⸗Ehrung am Frank⸗Denkmal, Kundgebung im Luiſenpark, Feſtzug auf die Rennwieſen: Volksfeſt. Wahre Begebenheit. Geſtern hatten ſich einige Burſchen von hier einen luſtigen Schwa⸗ benſtreich geleiſtet. Auf der Landſtraße nach Wein- heim hatte ſich dieſer abgeſpielt. Ein holdes Mäg⸗ delein ſtand da des Weges. Der Obſt- und Ge⸗ müſefrau ihr Hans, der immer fröhlich Dreinſchau⸗ ende, wurde von einigen Männlein in neckiger Weiſe aufgezogen, der Schönen einen Kuß zu geben. Zuerſt das herzliche Lachen von Hans wie immer. Brenzlicher wurde die Situation. Der Hans ſchien Ernſt zu machen, denn er nahm das Angebot an. Er lief zu der Schönen hin und gab ihr kurz ent— ſchloſſen einen Kuß. Aber o Schreck, die Schöne war gleich bei der Hand und latſchte dem Hans eine kräftige Ohrfeige, daß er nicht ſchnell genug davonlaufen konnte. Ein Hoch der weiblichen Entſchloſſenheit! Waldſportplatz. Viernheimer Sportler, am 8. September beginnen die Meiſterſchaftsſpiele. Wir bringen untenſtehend die Termine der kommenden Verbandsſaiſon. Wieder ſetzt eine neue Spielzeit ein, die für die Sportvogg. Amicitia 09 von größter Wichtigkeit iſt. Vorbei iſt die Zeit der Privatſpiele. Am kommenden Sonntag abſol— viert die Sportvergg. gegen den F. C.„Starken- burgia“ Heppenheim ihr letztes Privatſpiel. Alle Viernheimer Fußballer, die rein objektiv ſind und tatſächlich Verſtändnis für Fußball haben, warten ſchon lange bis die Spiele um die ſo wichtigen Punkte ihren Anfang haben. Viernheimer Sportler! Gerade in dieſem Jahre werden die Spiele hart und erbittert, jeder Verein will in die höchſte Klaſſe! Begleitet die Grünen bei Auswärtsſpielen recht zahlreich und gebt ihr den moraliſchen Rück⸗ halt. Feuert ſie an! Wenn unſere Grünen ſo ſpielen wie ſie können, dann wird ein gutes Ab- ſchneiden ſicher ſein. Die beiden erſten Verbands— ſpiele finden in Viernheim ſtatt und zwar iſt der 1. Gegner der Sportklub 1910 Käfertal! Alte Erinnerungen von den früheren Kämpfen werden wieder auftauchen und alle Sportler ſind ſich da— rüber wieder einig, daß nur auf dem Waldſport- platz die Großkämpfe ſein werden, die dieſen Titel auch verdienen. Herausſchneiden! Herausſchneiden! Vorrunde: 8. September Viernheim— Käfertal 15. N„— 1913 Mannheim 22.* Weinheim— Viernheim 6. Oktober Viernheim—Feudenheim 13.„— Heddesheim 20. 65 Friedrichsfeld— Viernheim 27. 5 Viernheim— Rheinau 3. November 1— Phbnix Die Termine der Nachrunde ſind noch nicht feſtgelegt. Wir möchten noch bemerken, daß die Spielvereinigung 07, Mannheim abſteigen muß. Dafür iſt Heddesheim aufgerückt. Die Spiele finden ſtets auf dem Platze des zuerſt genannten Vereines ſtatt. Geſchäftliches. Brantpaare von 18—80 Jahren geſucht. Auf vielſeitigen Wunſch, hat die beſtbekannte Firma Kupfermann& Co., Mannheim, F. 4. 1—3, den Brautpaar⸗Film⸗Wettbewerb verlängert bis 7. September. Alles Weitere iſt aus dem beiliegenden Proſpekt erſichtlich, auf das wir unſere Leſer aufmerſam machen. Ohne Reklame kein Erfolg b R F PPTP 8 8 e ——————