Die große Filmſchau, des großen Erfolges wegen! Heute Montag nochmals im Central⸗ Theater 1. Der Spitzenfilm Rußlands in 7 herzergreifenden Akten 2. Ein köſtliches Großluſtſpiel in 6 humorvollen Akten „Der gelbe Paß“ oder:(Das Kontrollbuch „Der Befehl zur Ehe“ Dina Dieſe 3 Namen in der Hauptrolle ſagen alles. Gralla, Werner Fütterer u. Albert Paulig Hark und grauſam iſt das Schickſal einer jungen Ruſſin, die von Mann und Kindern fort muß, um Frondienſte zu leiſten. . Beſuch des Film⸗Palaſtes mit dem auser⸗ leſenen Doppel Programm iſt zu empfehlen. Lokale Hachrichten Vom Sonntag. Der Herbſt iſt ins Land gezogen, kalender⸗ mäßig und auch in Wirklichteit. Die Herrlichkeit des Sommers, das ſchöne warme Wetter iſt vor— bei. Man kann ſchon die warme Unterkleidung vertragen.— Obwohl es am letzten Freitag und Samstag regnete, war uns am geſtrigen Sonntage recht angenehmes Wetter beſchieden. Schon am frühen Morgen war der Wolkenhimmel zerriſſen, ſodaß man einen ſchönen Tag erwarten konnte. So war es auch. Es war wohl empfindlich kühl, doch dafür haben wir auch Ende September. Am Nachmittag kam die Sonne ein wenig. Viel er- wärmen konnte ſie jedoch wohl nicht, da ein ziem⸗ lich kalter Wind wehte. In unſerem Orte war es geſtern ausnahmsweiſe ſtill; es war garnichts los.— Die 1. Mannſchaft der DK weilte zum 1. Verbandsſpiel in Mainz und gewann nach elan⸗ vollem Kampfe 5:1. Am Abend wurde dieſes Reſultat per Radio bekannt gegeben, ſodaß der Name Viernheim in aller Welt vernommen wurde. — Die Sportvereinigung trug in Weinheim das 3. Verbandsſpiel aus. Einige Hundert Anhänger waren mit nach Weinheim geeilt und waren Zeuge eines raſſigen Kampfes. Die„Grünen“ ſpielten einen Klaſſefußball, während Weinheim nicht viel ſpieleriſches Können zeigte, mußten jedoch, infolge eines ungeheueren Schußpechs, Sieg und Punkte in Weinheim laſſen.— Viele Viernheimer waren auch nach dem benachbarten Mannheim gefahren um den anläßlich der Württemberger-Tagung vor ſich gehenden Feſtzug, der unter der Deviſe ſtand „Württemberg was es war und was es iſt“ zu ſehen. In endloſer Reihe zogen über 100 von Gruppen an dem Zuſchauer vorüber, ein farben⸗ frohes Bild bietend.— Am Abend veranſtaltete die Sänger⸗Einheit im Freiſchützſaale ihren Bier- abend, der einen recht ſchönen familiären Verlauf nahm. In froher Eintracht und Geſelligkeit, bei luſtigen Vorträgen, Geſang und Tanz wurden einige recht gemütliche, von fröhlichem deutſchen Sänger⸗ geiſte getragene Stunden verlebt, die das Einheits⸗ band zwiſchen Mitglieder und Angehörigen erneut und gefeſtigt hat.— Die beiden Kinos hatten recht guten Beſuch zu verzeichnen. Die gebotenen Programme waren recht gut und befriedigten die Beſucher. Wieder im Dienſt. Herr Bürger- meiſter Lamberth hat mit dem heutigen Tage, nach einem mehrwöchigen Erholungsurlaub, wieder die Leitung der Dienſtgeſchäfte der Gemeinde übernommen. „Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 4 wegen Vergehen gegen das Kraftfahrzeuggeſetz, 2 wegen Ruhe- ſtörung, 1 wegen Diebſtahl(am Tivoli wurden 5 Haſen geſtohlen) ſowie 3 wegen Feldfrevel(3 ca. 20 jähr. Burſchen haben des Nachts Birnen ge- holt, die ſie nichts angingen, wobei ſie auf dem Nachhauſeweg von der Polizei geſchnappt und ihrer Bürde entleichtert wurden. Ein Strafzettel wegen Feldfrevel wird die Belohnung der„Nachtarbeit ſein)“. * Motorradunglück. Am Samstag Nachm. ereignete ſich auf der Mannheimerſtraße, am Tivoli ein bedauerlicher Motorradunfall und zwar durch ein Recontre zwiſchen einem hieſigen Rad- und Motorradfahrer. Beide fuhren gen Viernheim zu. Der Radfahrer wollte kurz vor dem Motoradfahrer in die Tivoliſtraße einbiegen, gab jedoch kein Zeichen, und wurde ſo von dem Motorrad umgerannt, wobei beide Fahrer, der Motorradfahrer mehr erheblich verletzt wurden. Der Radfahrer wurde in das Krankenhaus u. der Motorradfahrer nach ſeiner Behauſung gebracht. * Die Kirchenuhr, die einzige öffentliche Schlagwerkuhr in unſerer Gemeinde, die ſeit Wochen wegen Renovierung außer Betrieb war, wurde heute wieder ihrer Beſtimmung zugeführt. Zeiger und Stundenzeit ſind jetzt wieder in Gold auf ſchwarz gemalt, ſodaß ſie von weitem wieder deut⸗ lich ſichtbar ſind. Die Renovierung war dringlich u. ihre Neuinſtandſetzung wird allſeits freudigſt begrüßt. Wie nützlich eine öffentliche Uhr tſt, das haben wir beim Fehlen der Kirchenuhr wohl vermerkt. * Hezirkstierſchau in Goddelau. Bei der am Samstag, den 21. September 1929 in Goddelau ſtattgehabten Bezirkstierſchau, bei der der hiefige Landwirt, Herr Peter Belz, ein Mutter- ſchwein, Raſſe veredeltes Landſchwein, zur Schau ſtellte, wurde das Schwein ob ſeiner guten Zucht mit einem 2. Preis ausgezeichnet, wofür der Züch⸗ ter einen Geldbetrag erhielt. Zu dieſem ſchönen Erfolge, der eine Krönung bäuerlichen Fleißes und Tüchtigkeit iſt, unſere Gratulation. Es wäre zu wünſchen, daß ſich noch mehr hieſige Landwirte der Pflege der richtigen Schweinezucht widmen würden. * Piernheimer Eilmſchau. Heute Mon⸗ tag kommt das geſtern mit großem Erfolg aufge- führte Doppel⸗Schlager⸗Programm nochmals zur Aufführung. 1.„Der gelbe Paß“ oder„Das Kontrollbuch“. Ausgeſtellt von der Moskauer Sittenpolizei für eine ſchuldlos junge Frau die Mann und Kinder verlaſſen mußte um bei einem reichen ruſſiſchen Gutsbeſitzer Frondienſte zu leiſten. Ein Menſchenſchickſal in 7 herzergreifenden Akten. 2.„Der Befehl zur Ehe“. Ein Großluſtſpiel in 6 köſtlichen Akten. In der Hauptrolle Dina Gralla, Werner Fütterer und Albert Panlig. 3 deutſche Filmgrößen die überall großen Erfolg haben. Ein Beſuch lohnt ſich. Parole: Heute Montag auf in den Filmpalaſt. Das Haus der beſten Filme. Die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen findet man ſtets im Central⸗Theater. Viernheim Weinheim Großkampftag am Stahlbadl Geſamtreſultat: 8:4 für Viernheim 1. M. verliert knapp 3:2, 2. M. verliert 2:1, 3. M. gewinnt 5:0. Privatm. gewinnt in Schriesheim 7:3. War das ein aufgeregtes Spiel geſtern in Weinheim. Man kann es garnicht glauben, daß mit ſolch einer ſpieleriſchen Uebermacht die Grünen dennoch nicht gewinnen koͤnnen. Viernheim ſpielte in der 1. Hälfte gegen den Wind, hält ſich dabei ausgezeichnet, ein Fehler des Tormannes ergibt ein Goal für Weinheim. Nach der Pauſe mit dem Wind kann Weinheim ſogar noch ein Tor ſchießen durch Deckungsfehler, dann vergibt Viernheim wieder einen Elfmeter, einige Male wird knapp daneben und auch die Torlatte rettet des öfteren, der grüne Sturm drückt den Gegner vollſtändig zurück, nichts will glücken, endlich ein Tor. Der Ausgleich und auch der Sieg liegen in der Luft, Herbſt und Ernte Von Dr. Paul J. von Lone. „Das gelbe Laub erzittert, Es fallen die Blätter herab,— Ach, alles, was hold und lieblich. Verwelkt und ſinkt ins Grab..“ Dies Lied Heinrich Heines kommt uns in die⸗ ſam Jahr früher in den Sinn als ſonſt. Und doch iſt dieſer Monat„die Krone des Jahres“. Be⸗ ſagt doch das Wort„Herbſt“ nichts anderes als Ernte, im beſonderen das Obſt und den Ertrag des Weinſtocks. Man fragt noch heute, ob der Moſelbauer einen„guten Herbſt“ gemacht. ob es für ihn„ein ganzer Herbſt“ geweſen ſei. Dar⸗ aus erklärt ſich auch die ſonderbare Behauptung des Tazitus, die Germanen kännten keinen „Herbſt“. Er dachte eben nicht an die Kornfrucht' ſondern an die Obſt⸗ und Weinernte, und die war ja bei unſern germaniſchen Altvordern noch ein Ding der Unmöglichkeit. „Doch auch da, wo keiner Traube Gold leuch⸗ tet, klingen dieſe Wochen von der Freude des Erntedankes wieder— wenig verwunderlich, wenn wir daran denken, wie abhängig des Bau⸗ ern Arbeit von jenen Mächten iſt, die nicht in ſeiner Gewalt ſtehen. Trotz aller Erfindungen gilt auch heute noch das alte Wort:„Wir pflücken und wir ſtreuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen ſteht in des Höchſten Hand“. So iſt es:„Der Bauer pflügt umſonſt die Erde, ſpricht der Herr dazu nicht: Werde!“ Dieſer ebenſo natürliche wie fromme Gedanke iſt der Urſprung der Erntefeſte. Erntezeit war heilige Zeit. Nicht einmal zu Gericht wurde geſeſſen, keine Hochzeit, erſt recht kein Krieg durf⸗ te ſtattfinden. So feierten die Germanen im erbſt des Jahres 14 nach Chr. das Erntefeſt der nfana; der römiſche Eroberer Germanieus be⸗ 8 da wieder ein Fehler beim Schlußmann u. Wein⸗ heim ſtellt auf 3:1. Immer weiter rollt der An⸗ griff, ein 2. Tor wird geſchoſſen, aber der ver⸗ diente Ausgleich bleibt aus. Ein ſelten ſchöner Kampf iſt beendet, Weinheim iſt der glückliche Sieger geblieben, aber Viernheim die zweifach beſ— ſere Mannſchaft, dagegen aber Weinheim flinker am Ball und kräftiger im Schuß. Das müßte man noch lernen und die Grünen ſind nicht mehr zu ſchlagen. Wenn nun auch nicht der Sieg mit nach Hauſe genommen werden konnte, ſo wird be⸗— ſtimmt jeder der etwa 400 Anhänger mit dem Spiel zufrieden geweſen ſein. Der Schiedsrichter Frann⸗Frankfurt war ausgezeichnet bis auf die Fehlentſcheidung bezgl. des Elfmeters. Sport. DI K.⸗Sport Viernheim 1.— Mainz 1. 5.1 5 2.— Bürſtadt 1. 0:3 50 3.— 15 2. 52 „ komb.— Bensheim 1.(Handball) 0:3 Kreis Unterbaden Phönix Mannheim hat durch einen bemer⸗ kenswerten glatten Sieg von 4:1 in Friedrichsfeld die Tabellenführung wieder an ſich gebracht, denn Viernheim unterlag in Weinheim 2:3 Feudenheim kam gegen Heddesheim 3:1 zu ſeinem erſten Sieg. Desgleichen 1913 M'heim mit 2:1 geg. Rheinau. Stand der Tabelle: Vereine Sp. gew. un. Phönix Mannheim Viernheim Heddesheim Feudenheim 1913 Mannheim Friedrichsfeld Weinheim Käfertal Rheinau vl. Tore P. O 813 1 93 4 1 435 3 nn 1 214 3 1 515 29 79 1 2:6 2 478 Reſultate der Bezirksliga MFC. 08— VfR. Mannheim Phönix Ludwigshafen— SV. Waldhof Sandhofen— Mundenheim Rohrbach— VfL. Neckarau Sport am Wieſeuweg Viernheim 1.— Unter-⸗Flockenbach 1. 41 Zwangs- Versteigerung. Am Mittwoch, den 25. September 1929, verſteigere ich in der Gemarkung Viernheim an Ort und Stelle a) Die Tabakernte folgender Grundſtücke: Acker Oberlück, 7. Gewann Nr. 37, etwa 12 Ar, Acker Klein Bruchfeld, 2. Gewaun Nr. 47, etwa 19 Ar. b) Die Kartoffelernte folgender Grundſtücke: Acker in den Doſen, Kleeſtück Nr. 24 etwa 10 Ar, Acker Oberbruchweide, 2. Gewann Nr. 6 etwa 19 Ar. Zuſammenkunft der Skeigliebhaber nachmittags 4 Uhr am Staatsbahnhof in Viernheim. Lampertheim, den 23. Sept. 1929. Köhler, Gerichtsvollzieher in Lampertheim. 0 10 ο 0 ο S 0 0— 2— 2— 8 — 0800—— 2 202— Bekanntmachung. Betr.: Kommunalwahlen 1929. Während der Zeit vom Montag, den 23. September 1929 bis einſchließlich Sonntag, den 29. September 1929 liegt die Wahlkartei für die am Sonntag, den 17. November 1929 ſtattfinden⸗ den Wahlen der Gemeinderats⸗, Kreistags und Provinzialtagsmitglieder zu jedermanns Einſicht während der üblichen Büroſtunden von vorm. 8 bis 12 und nachm. von 2 bis 6 Uhr, ſowie am letzten Offenlegungstag(Sonntag) von vormittags 8—12 Uhr offen. Innerhalb dieſer Friſt kann jeder männliche und weibliche Angehörige der Ge— meinde, der am Wahltag das 20. Lebensjahr vol⸗ lendet hat Einſicht in die Kartei nehmen und evtl. Einwendungen gegen ſie vorbringen. Wir erſuchen die Wahlberechtigten, von dem Recht der Einſichtnahme in die Kartei weitgehendſt Gebrauch zu machen. Insbeſondere ſollen alle die- jenigen, die erſtmals wählen und auswärts geboren ſind, die Zugezogenen uſw. ſich über die Aufnahme in der Kartei Gewißheit verſchaffen. Seit der letz⸗ ten Wahl mußten 2000 Aenderungen durch Um-, Weg- und Zuzüge, Geburten uſw. vorgenommen werden. Da nicht alle Aenderungen amtlich erfaßt werden können, empfehlen wir nochmals Einſicht⸗ nahme in die Kartei durch alle hier in Betracht kommenden Wähler.(Offenlage erfolgt auf der Bürgermeiſterei, Zimmer 26). Viernheim, den 19. Sept. 1929. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim J. V. Roos. 2 gder 3 Zimmer und Rüche zu mieten geſucht. Miete bis zu 50% evtl. Vorauszahlung. Angeb. unter H. 100 an den Verlag d.Bl. Kleine, ſelbſtändig abgeſchloſſene zu vermieten. Angebote ſind bis 1. Oktober zu richten unter A. S. an die Geſchäfts⸗ ſtelle d. Bl. Süßer Liter 30 Pfg. Alter Apfelwein Liter 40 Pfg. Lebensmittelhaus Peter Neschauer „zum Rebſtock“ Saubeer fleißige Waſch⸗ u. Putzfrau 1 mal wöchentl. geſucht. Von wem, ſagt der Verlag d. Bl. 2 5 1 Paar Läufer⸗ ſchweine zu verkaufen. Wo, ſagt die Exped. d. Bl. zu kaufen geſucht. Von wem, ſagt der Verlag. nutzte dieſen Feſtfrieden zu einem Streifzug und machte den Tempel der„die Opfer empfangen— den“ Göttin dem Erdboden gleich. Selbſt das Mähen mußte ſchweigend geſchehen. man den Säemann nicht anreden, nicht einmal grüßen darf, ſo wollte auch der Schnitter in ſeiner hei— ligen, nach beſtimmter Ordnung vor ſich gehenden Handlung nicht geſtört werden. Wer vorbeikam, wurde deshalb mit einem Strohband gefeſſelt, und nur eine Sühnegabe konnte ihn davon be— freien. Als der Sinn dieſes Brauches längſt in Scherz verkehrt war, mußte ſelbſt ein Bismarck ihm opfern: 1888 ging er nach Schwarzenbeck, um ſich die Ernte anzuſehen, da banden ihn zwei Schnitterinnen mit Stroh feſt und der Kanzler mußte ſich mit einem Löſegeld freikguſen. Dieſer feierliche Ernſt bei der Ernte kommt daher, daß man den Gaben ſpendenden Gott nicht beleidi⸗ gen wollte. Nach uralter Auffaſſung mißgönnt er nämlich den Menſchen ihren Ernteſegen. Sie fingen ihn deshalb in die letzte Garbe ein. Wie eine Vogelſcheuche bekleidete man ſie ſinn⸗ fällig mit Rock, Hoſe, Hut und brachte den„Ge⸗ fangenen“ jubelnd heim:„De Oll, dei kümmt!“ Mit dieſem„Alten“ mußte der Herr der Familie tanzen, danach wurde dieſe Garbe ſofort ausge⸗ droſchen und aus ihrem Mehl ein Brot gebacken, dem ges Weil⸗ und Segenskraft zugeſchrieben Witrte Der„Alte“ war natürlich Wodan(Goden) Wie man ihm zu Ehre und Dank ſtets einige Früchte am Baume hängen ließ, ſo pflegte für ihn auch bei der Kornernte ein Opfer ſtehen zu bleiben, der(Vergodendeel⸗Strauß“, d. h. Fro (Herr)⸗Wodansanteil⸗Strauß. Für Fro Goden trat mancherorts der„Helljäger un ſie Perd“ ein, in chriſtlicher Zeit der„Peterbult“, als eben nicht mehr der heidniſche Gott, ſondern der ihn auch bei anderen Bräuchen erſetzende Petrus ge⸗ ehrt werden ſollte. Wir kennen aus einer Auf⸗ nu 1 zeichnung des 16. Jahrhunderts ſogar noch das dabei geſungene Lied:„Wode! Hale dinem Roſſe Jahr beſter Korn.“ Und der Schreiber Nikolaus Gryſe aus Roſtock fügte empört hinzu: Dieſer „affgodiſcher Gebruck is im Paweſtdom(Papſt⸗ tum) gebleven.“ In Weſtfalen wurde noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts dieſer„Waulrog⸗ gen“, wie man die letzte Garbe nannte, knieend verehrt. Im Badiſchen durfte, um die Segens⸗ wirkung nicht zu verderben, nur eine Braut oder ein unſchuldiges Kind die letzten drei Aehren ſchneiden, die„Glückshämpfele“, wie ſie in Baden hießen. Auch durften ſie nicht trocken einkom⸗ men. Deshalb goß man der Magd wohl einen Eimer Waſſer ins Geſicht— ein uralter Waſſer⸗ zauber den de Fytchtharkeit gleich für das näch⸗ ſte Jan„%s, Auch brachte man dem Erntegott wohl dadurch ein Opfer, daß die Bau⸗ ern auf den letzten Wagen oder auf das abge⸗ mähte Feld eine mit Kuchen und Würſten be⸗ hangene und buntgeſchmückte Tanne ſtellten, die dann bis zum nächſten Jahr an der Scheune befeſtigt wurde. Nach der Einfahrt des letzten Fuders aber waren der Freude alle Zügel frei. Schon der Heimzug vom Felde geſchah mit allem Pomp, wie ihn das Dorf nur aufbringen konnte,„ſtatt⸗ lich im Feiergewande und jegliche Sorge vergeſ⸗ ſend, ſchlagend die Sens' und die Harke zum kräftigen Marſche der Bläſer“, wie es Joh. Hein⸗ rich Voß in ſeinen homeriſchen Verſen beſang. Statt der Erntekrone führte man dabei auch den„Erntehahn“ mit. An einem Baum oder Pflock wurde er mit einer Schnur befeſtigt und— ſo war es bei den Sudetendeutſchen— ein Teil⸗ nehmer nach dem anderen ſchlug bei verbundenen Augen nach ihm mit dem Dreſchflegel; wer ihn traf, hatte gewonnen, und der Hahn wurde ver⸗ ſpeiſt. Dieſer grauſame Brauch wurde ſpäter durch das„Topfſchlagen“ erſetzt. wo man das Tier nicht in Holz nachbildete, das dann als „Stoppelhahn“ auch noch in den chriſtlichen Jahr⸗ hunderten auf der Tenne prangte. Auf der Eifel Voder, nu Diſtel und Dorn, thom andern wurde das Erntefeſt geradezu das„Hahnfangen“ genannt. Wieder anders war das„Hahnenſchla⸗ gen“ auf dem Tanzplatz in Baden. Ueber den Paaren war auf ziemlich loſem Geſtell ein Waſ⸗ ſerglas angebracht; darunter hielt das Mädchen beim Tanzen den Partner hoch, damit er das Glas umſtoße. Das Paar, dem es dreimal gelang, bekam den Hahn. Noch lebhafter als bei der Kornernte gings natürlich zu bei der Weinleſe.„Es iſt ja keine Frage“, ſo ſchreibt Goethe in der Erinnerung an Wahrheit,„daß wie der Wein ſelbſt den Orten und Gegenden, wo er wächſt und getrunken wird, einen freieren Charakter gibt, ſo auch dieſe Tage der Weinleſe, indem ſie den Sommer ſchließen, eine unglaubliche Heiterkeit verbreiten“. Ging doch auch der Leſe wie der Kornerte eine ſtille Zeit vorauf: Die Weinberge ſind dann geſchloſ⸗ ſen ſelbſt für den Beſitzer, wofern ſie nicht von einem der Ehrenſchützen begleitet ſind. Dorn⸗ reiſer, Wagen und Balken„verbieten“ das Ge⸗ lände, das wie„ein heiliges, unantaſtbares Ge⸗ biet“ daliegt, bis endlich der erſehnte Tag kommt, an dem ſich nach des alten Goethe Bericht„Luſt und Jubel erſtrecken über eine ganze Gegend; des Tages hört man von allen Ecken und Enden Jauchzen u. Schießen, und des Nachts verkünden bald da, bald dort Raketen und Leuchtkugeln, daß man überall wach und munter dieſe Feier gerne ſo lange als möglich ausdehnen möchte.“ Zweifel⸗ los ſollen ja dieſe zur Kirmes ausartende Ernte⸗ feſte mit hinweghelfen über die trotz allem leiſe aufſteigende Herbſtestrauer, wie Theodor Storm ſie ausſpricht: .... Schwalbenflug iſt längſt geſchieden, auch die Lerche ſingt nicht mehr. Seufzend in geheimer Klage Streift der Wind das letzte Grün Und die ſüßen Sommertage, Ach ſie ſind dahin, dahin! —— ſeine Jugendtage im 4. Buch von Dichtung und iernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Ar. 222 Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl 1.50 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal-Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher N 17— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſir. September 1929 Dienstag, den 24. Auenpolitih mit doppeltem Boden Die Verhandiungen der Aeberpatrioten— Auch Hugenberg und Stahlhelm bei den Franzosen? * Die Berliner Enthüllungen über die Ge— heimverhandlungen zwiſchen Vertrauensleuten der deutſchnationalen Partei mit franzöſiſchen Generälen und Politikern haben in Paris das ſtärkſte Intereſſe erreg“ ſeitdem bekannt gewor— den iſt, daß auch der Abgeordnete Paul Re⸗ mauld, der Vertreter des weiten Pariſer Wahlkreiſes, zu den Befragten gehört. Renauld gehört zu den franzöſiſchen Ueberpatrioten. Für die Pariſer politiſchen Kreiſe war es natürlich ein pikantes Zuſammentreffen, daß als Gegen— ſpieler d. deutſchnationalen Unterhändler gerade Renauld ſich gefunden hat, der innenpolitiſche Berater des„Echo de Paris“, in dem Pertinax alltäglich die Annäherungspolitik Briands als idiotiſch und vaterlandsverräteriſch beſchimpft und wo ein Keryllis, der jüngſte Propagandiſt des nationalen Blocks, ſogar am Patriotismus Poincares ſchwache Stellen und Löcher feſtſtellen zu können glaubte. Die geſamte Pariſer Preſſe enthält ſich vor— läufig jeden Kommentars über den Hereinfall des Abgeordneten Renauld. Nur der ſozialiſtiſche „Populaire“ erklärte, er erwarte mit geſpannter Neugier, wie Renauld ſeine Geheimverhandlun⸗ gen, die er wahrſcheinlich gerne für immer he— heim gehalten hätte, rechtfertigen werde. Be⸗ zeichnend ſei es aber, wie der ſonſt ſo inquiſito⸗ riſche Patriotismus Renaulds es ihm erlaubt habe, gerade mit den deutſchen Kreiſen zu ver— handeln, die er ſeit Jahren als die ſchlimmſten Feinde Frankreichs zu denunzieren pflegte. Zu den Enthüllungen der Nationalliberalen Korreſpondenz bemerkt u. a. die„Köln. Zig.“: Deutſchnationale betreiben eine Außenpolitik mit doppeltem Boden, durch die ſie ſelbſt diskreditiert werden u. durch die die amtliche Politik des Reiches nicht gefördert wird. Man kann nicht auf der Straße und in den Ver⸗ ſammlungen„Siegreich woll'n wir Frankreich ſchlagen“ zum Stimmenfang ſingen laſſen und gleichzeitig dem„Erbfeind“ ein Militärbündnis antragen. Man kann nicht bie ſogenannte Weſtorientie⸗ rung der deutſchen Politik— die es tatſächlich niemals gegeben hat— als eine erbärmliche Schwachheit in Grund und Boden kritiſieren und hintenherum ſogar für die Militariſie⸗ rung dieſer weſtlich orientierten Politik eintreten! Man kann auch nicht über die Preisgabe unſrer öſtlichen Beziehungen durch den Vertrag von Locarno jammern und gleichzeitig dieſe öſtlichen Beziehungen in Paris verhökern. Man kann endlich nicht den Anſchluß an England fordern und gleichzeitig durch ein Militärbündnis mit Frankreich die militäriſche Hegemonie Frankreichs in Europa ſtärken und ſtabiliſieren wollen. Das alles kann man nicht gleichzeitig. Selbſt die Kraft des Herrn Hugenberg reicht dazu nicht aus Daß ſich ausgerechnet das militäriſche Frankreich zum Widerruf der Kriegsſchuldlüge und zu einer beachtenswerten Stärkung der deutſchen Heeres⸗ macht für den Preis eines Militärbündniſſes ge⸗ gen Räterußland bereitfinden könne, eine abſolut nuubegreifliche Illuſſion deutſchnationaler i Politiker, eine geradezu ſträfliche Leichtgläubigkeit, die zudem in einem geradezu grotesken Gegenſatz zu allem ſteht, was die deutſchnationale Politik ſonſt über das Streben der franzöſiſchen Machtpolitik nach dem Rhein und die„uberlegene Klugheit“ der franzöſiſchen Diplomatie zu ſagen weiß. Man ſaßt ſich an die Stirn und ſucht vergebens nach einer Erklärung dieſer ſchreienden Gegenſätze und Widerſprüche. „Zum Schluß deutet die Nationalliberale Kor⸗ reſpondenz an, daß ihr noch weitere Einzelhei⸗ ten zur Erhärtung ihrer Vehauptung bekannt ſeien. und ſpricht in dieſem Zuſammenhang von gewiſſen Verhandlungen des Generalleutnants von Lippe. Die deutſchnationale Preſſeſtelle wird ſich zu dieſen Enthüllungen wohl äußern müſſen. D 1 Bemerkenswerte Ausführungen enthält ein ülſatz im Jungdeutſchen, deſſen Verfaſſer(Aug. Abel) erklärt, von den Enthüllungen der Natio- nalliberalen Korreſpondenz keineswegs überraſcht zu ſein. Er behauptet, Anfang vorigen Monats in Paris aus zuverläſſiger Quelle gehört zu haben, daß der Stahlhelm und Herr Hugenberg Fühlung mit franzüſiſchen Kreiſen genommen und dieſe über ihr außenpolitiſches Programm unterrichtet hätten. Indem er betont, eine gewiſſe Berechtigung dazu zu haben, richtet er an den Stahlhelm fol⸗ gende Fragen: Iſt es wahr, daß Herr von Medem, der ſich bei dieſer Gelegenheit als Außenpolitiker des Stahlhelms ſelbſt bezeichnete, vor gar nicht langer Zeit im Hauſe des vom Stahl⸗ helm ſo viel geläſterten und geſchmähten Kali⸗ Induſtriellen Arnold Rechberg mit dem Be— auftragten Poincares, dem Abgeordneten P. Renauld, verhandelt hat? Iſt es wahr, daß Dr. Kriegk als Vertreter des Geheimrats Hu— genberg dieſen Verhandlungen im Hauſe Rechbergs mit Paul Renauld beigewohnt hat? Iſt es vor allen Dingen wahr, daß der Beauf⸗ tragte des Stahlhelms, von Medem, und der Beauftragte Hugenbergs. Dr. Kriegk, den be⸗ kannten und im Jungdeutſchen mehrmals ver⸗ öffentlichen Bedingungen Rechbergs zuge⸗ ſtimmt und dem Vertreter Poincares geſagt haben, das ſei das außenpolitiſche Programm des Stahlhelms und der Deutſchnationalen Volkspartei? (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pf ie R i neigen e K g., die Reklamezeile 60 z bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen 1455 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vor Unter Bezugnahme auf den in der National— liberalen Korreſpondenz am Schluß ausgeſpro— chenen Hinweis auf General von Lippe richtet der Jungdeutſche ſchließlich an den Stahlhelm die Frage: N Iſt es wahr, daß Herr General von Lippe im Sommer dieſes Jahres mit Wiſſen des Stahlhelms mit Rechberg in Paris geweſen iſt, um auf Grundlage der Rechbergſchen Ve— dingungen mit franzöſiſchen Kreiſen zur Her— beiführung eines Bündniſſes mit Frankreich Fühlung zu nehmen? Iſt der Stahlhelm wei— ter bereit, dieſe franzöſiſche Kreiſe zu nennen. oder zieht er es vor, daß wir ſie nennen? Der deutſchnationale Reichstagsabgeordnete Dr. Klönne, der, wie gemeldet, beſchuldigt wird, geheime Ver⸗ handlungen über ein deutſch-franzöſiſches Mili⸗ tärbündnis geführt zu haben. Unverzollte Feuerwerkskörper in die Luft geſprengt 25 Verletzte wtb. Norfolk(Virgina), 23. Sept.(Radio) Neun Waggon mit Feuerwerkskörpern, die ver⸗ nichtet werden ſollten, weil der darauf fällige Zoll nicht gezahlt worden war, wurden hier auf einen Hauſen geſchüttet und angezündet. Die Exploſion der Feuerwerkskörper erfolgte mit unvorherge⸗ ſehener Heftigkeit und richtete im Umkreiſe von 30 Klm. beträchtlichen Schaden an. 25 Perſonen erlitten Verletzungen. Rufſiſcc⸗Kineſiſche Scharmützel Moskau, 22. September. Nach einer Meldung aus Tſchiata zerſchlugen Sowjettruppen bei Nertſchinsk an der chineſiſchen Grenze am 20. Sep⸗ tember eine aus der Mandſchurei eingedrungene weißgardiſtiſche Bande, die 11 Tote zurückließ. Bei Mandſchurei und Progranitſchnaja wurden Sowjetgrenzwachen am Freitag und Samstag wiederum von chineſiſchen Truppen beſchoſſen, die an einigen Stellen in das Sowjetgebiet ein⸗ gedrungen waren. Neue Unruhen in China London, 23. Sept. Der Korreſpondent des Daily Telegraph meldet: 3 Generale in Szechuan und Hankau ſind von der Nankingregierung be— auftragt worden, ihre Streitkräfte gegen Gene— ral Tſchangfahkwei, den Befehlshaber der 4. Di⸗ viſion, mobil zu machen, der ſich der konſervati⸗ ven Kwangſi⸗Gruppe angeſchloſſen hat und die Abſicht zu haben ſcheint, ſich der Provinz Kwang⸗ tung zu bemächtigen. Dies iſt die dritte Straf⸗ expedition, die von der Nankingregierung im Laufe dieſes Jahres angeordnet worden iſt. Man ſieht darin einen Beweis dafür, daß das Land durchaus noch nicht geeinigt iſt. Ungefähr 300 Meilen flußuufwärts von Han⸗ kau ſollen bereits Kämpfe ſtattgefunden haben. General Tſchangkaiſchek hat Truppen flußauf⸗ wäris geſandt. Times berichtet aus Schanghai: In Kanton herrſcht große Beſorgnis infolge der Meldung, daß General Tſchangfahkwei mit ſeinen Leuten auf die Stadt losrückt, um ſie anzugreifen. Ja⸗ pauiſchen Berichten zufolge marſchierte eine Bri⸗ gade von Truppen Fengjühſiangs von Schenſi nach Süden, um Tſchangfahtwei zu unterſtützen. Die Nankingregierung verſichert jedoch, daß Marſchall Fengjühſiang loyal geblieben fei. CLelzle Telegramme Ein engliſcher Dampfer in Brand geraten wib London, 23. Sept.(Radio). Nach einem bei Lloyd eingetroffenen Bericht iſt der 6000 to große engliſche Dampfer„Sylton Hall“ im ſüdlichen Teil des indiſchen Ozeans in Brand geraten. Der Dampfer„Anthea“, der ſich etma 400 Seemeilen von der„Sylton Hall“ entfernt befindet, eilte dem engliſchen Dampfer zur Hilfe. Die Erdbebenkataſtrophe in der Türkei. Konſtantinopel, 3. Sept. Bei dem geſtrigen heftigen Erdbeben in der Gegend von Trapezunt wurde eine ganze Anſiedlung von 25 Häuſern faſt vollſtändig zerſtört. Alle Bewoh⸗ ner ſind umgekommen. In anderen Städten ſtürzten etwa 50 Häuſer ein. Die Zahl der Toten iſt beträchtlich, konnte jedoch noch nicht endgültig feſtgeſtellt werden Der Nachtlokalbrand in Detroit. Detroit, 23. Sept. Der Inhaber des am letzten Freitag abgebrannten Nachtlokals wurde gegen 25000 Dollars Kaution auf freien Fuß geſetzt. Er wird ſich bereits am Dientsag— die amerikaniſche Juſtiz arbeitet in ſolchen Fällen ſchneller als andere— wegen Umgehung von Polizeivorſchriften zu verantworten haben. Die Zahl der Todesopfer iſt auf 20 geſtiegen. Newyork, 23. Sept. In einem feudalen Nachtlokal von Newyork, dem Richman⸗Klub in der 56. Straße, brach geſtern Feuer aus. Die ganze Inneneinrichtung verbrannte. Da das Lo⸗ kal wegen Umbaues geſchloſſen war, befanden ſich keine Gäſte darin. Der Sachſchaden wird auf 100 000 Dollars geſchätzt. Die Hapag zum Unfall der„Hüchſt“.* witb. Hamburg, 23. Sept.(Radio.) Die Ha⸗ pag beſtätigt, daß der Dampfer„Höchſt“ bei der 600 Km. weſtlich der Südküſte Indiens gelegenen Inſel Minicotoi auf Grund gelaufen iſt. Die Urfache des Unfalles iſt der Reederei noch nicht geſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 46. Jahrgang bekannt. Die Bergung iſt im Gange. Nach den bisherigen Meldungen hofft man, daß das Schiff gerettet werden kann. Paſſagiere befanden ſi nicht an Bord. f. Der Ueberfall auf den „Deli Marn“. Honkong, 22. Sept. Der japaniſche Dampfer „Deli Maru“, der, wie gemeldet, von Piraten überfallen wurde, hatte Swatau mit 143 chineſi⸗ ſchen Paſſagieren verlaſſen. Auf ein Zeichen griſſen plötzlich 13 mit Revolvern bewaffnete Fahrgäſte die Mannſchaft an. Unter Führung einer Frau, die zwei Revolver ſchußbereit hielt, ſtürmten die Seeräuber die Kommandobrücke und erſchoſſen drei indiſche Wächter. Eine andere Gruppe bemächtigte ſich des Maſchinenraumes. Die Offiziere mußten in die Bias⸗Bucht ſteuern. wo Schiff und Paſſagiere ausgeplündert wur- den. Der Wert der Beute wird auf 3000 Dol⸗ ee 18 Chineſen wurden fortge⸗ an verlangt für i i i bohes Lösegeld. für ihre Freilaſſung ein Zum Zeppelin⸗Beſuch in Berlin Berlin, 22. Sept. Wie das Nachrichtenamt der Stadt Berlin mitteilt, ſteht es jetzt ziemlich ſeſt, daß das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ anläßlich ſeiner zweiten Deutſchlandfahrt vorausſichtlich in der zweiten Oktoberwoche nach Berlin kommen wird. Falls günſtiges Wetter herrſcht, iſt für die Landung in Berlin Samstag, den 5. oder Sonn⸗ tag, den 6. Oktober in Ausſicht genommen. Zu Ehren Dr. Eckeners und der Zeppelinmannſchaft ſind eine Reihe von Empfangsfeierlichkeiten, die gemeinſam von der Stadt Berlin, der Reichs⸗ regierung und der preußiſchen Statsregierung veranſtaltet werden, vorgeſehen. Volksbegehren gegen Poung⸗Plan Berlin, 22. Sept. Der Reichsausſchuß für da deutſche Volksbegehren teilt mit, 121 i 10 Sitzung am Samstag in Berlin erneut der ein⸗ mütige Wille zum Ausdruck gekommen ſei, ſich für das Volksbegehren mit allen Kräften einzu⸗ ſetzen. Um die Abſicht des Reichsausſchuſſes, die Perſon des Reichspräſidenten vor jedem Zuſam⸗ menhang mit dem Geſetzentwurf zu ſchützen, auch gegenüber böswilliger Auslegung ſchärſer zum Ausdruck zu bringen, ſei durch die Einfü⸗ gung des Wortes„deren“ folgende Faſſung des § 4 einſtimmig beſchloſſen worden:„Reichskanz⸗ ler und Reichsminiſter und deren Bevollmäch⸗ tigte, die entgegen der Vorſchrift des 8 92 Ziffer 3 StGB. vorgeſehenen Strafen.“ Die Vertreter des Reichslandbundes und der Chriſtlichnationalen Bauern und Landvolkpartei hielten ihre grundſätzliche Stellungnahme gegen die Strafbeſtimmung des§ 4 gemäß den Be— ſchlüſſen ihrer Vorſtände aufrecht, erklärten je⸗ doch, daß Reichslandbund und Chriſtlichnationale Bauern- und Landvolkpartei Schulter an Schul⸗ ter mit den anderen Verbänden im Reichsaus⸗ ſchuß für die gemeinſame Sache kämpfen würden. Höchſter deutſcher A r- überſchuß 1 117 Millionen Mark im Auguſt. Im Auguſt dieſes Jahres ergab ſich für den deutſchen Außenhandel im reinen Warenverkehr ein Rückgang der Geſamteinfuhr auf 1073,8(im Vormonat 1229,9) Millionen Mark, demgegen⸗ über bei der Geſamtausfuhr leinſchlieſflich Repa⸗ rationsſachlieferungen) eine Steigerung auf 1190,8 (1100,1) Millionen Mark. Der Ausfuhrüberſchuß erreichte ſomit eine Rekordhöhe von 117 Millio⸗ nen Mark. Die Beſſerung entfällt einerſeits auf den Rückgang in der Einfuhr von Lebensmitteln und Fertigwaren, andererſeits auf die Erhöhung der Ausfuhr in Nohſtoffen und halbfertigen Wa⸗ ren ſowie von Fertigwaren, deren Ergebnis gleichfalls einen bisher nicht erreichten Stand verzeichnet. Wetterlage Dienstag: Zunehmende Rheinwaſſerſtand: Wormſer Pegel 23. Sept.— 0,47 m geſtiegen 0% 1 m Regenneigung. Waſſerwärme. 19 Grad Celſius. e 90 1 1 9 — — —....——..,... Zeichen der Zeit. Sicherung der Bahnübergänge.— Staat und kinderreiche Familien.— Das veraltete Strafgeſetz. Ein Blick in die Tageszeitung genügt heute, um großes Erſchrecken hervorzurufen über die zahlloſen Unglücksfälle, die hervorgerufen werden duch ungenügende Sicherung der Eiſenbahnüber⸗ gänge beſonders der ſchrankenloſen. Viele Men— ſchenleben ſind bei ſolchen Unfällen zu beklagen, noch mehr ſchwere Verletzungen ſind zu verzeich— nen. Die deutſche Reichsbahn iſt ſchon ſeit Jahren bemüht, eine größere Gewährleiſtung der Sicher— heit zu ſchaffen. In den letzten Wochen wiederum fanden eingehende Beratungen zwiſchen der deut— ſchen Reichsbahn und dem Allgemeinen Deut— ſchen Automobil-Club ſtatt, als deren Ergebnis nunmehr feſtſteht, daß neue gute Sicherungsmaß— nahmen nunmehr geſchaffen werden, um die Un— fälle an den Eiſenbahnübergängen nach Men⸗ ſchenmöglichkeit zu verhüten. Es wird natürlich an den Auto- und Fahrzeuglenkern, aber auch an den Paſſanten liegen, ſich auch ſelbſt genügend vorzuſehen, weil nur zu oft ſtäflicher Leichtſinn und eigenes Verſchulden bei einzelnen Unfällen das Unglück herbeiführten. An den Eiſenbahnübergängen hat jetzt die Reichsbahn Warnkreuze aufgeſtellt, welche anzei— gen, ob man ſich vor einem eingleiſigen oder mehrgleiſigen, vor einem geſicherten oder unge— ſicherten Bahnübergang befindet. Da ſich die Un— fälle vielfach in der Nacht ereignen ſind außer— dem an den gefährlichſten Stellen Tiefſtrahler angebracht in der Form von elektriſchen Schein— werfern, die von ſchräg oben her die Gefahren— ſtelle beleuchten. Dazu kommen dann noch die Sicherungsmaß— nahmen des A. D. A. C. Dieſer hat verſuchsweiſe, beſonders bei ſtark befahrenen Uebergängen Warnanlagen aufgeſtellt. Durch dieſe Anlagen wird mit Hilfe von roten, beim Herrannahen eines Zuges aufleuchtenden Lichtern jeder ſich Nähernde gewarnt, daß er vor einem Eiſenbahn— übergang ſich befindet. Beſondere Aufmerkſamkeit erforderten die Unfälle, wenn ſie durch Nichtſchließen der Schran— ken entſtanden. Auch hier ſind verſchiedene tech⸗ niſche Neuerungen eingeführt. Die erſten Verſu— che machte die Reichsbahndirektion Erfuct, idem ſie an dem verkehrsreichen Bahnübergang an der Strecke Saalfeld Leipzig eine elektriſche Signal- veriegelung einbaute, welche nur von dem am Bahnübergang dienſttuenden Schrankenwärter gelöſt werden kann. Dieſe Neuerung hat ſich bereits ſo bewährt, einmal wegen ihrer leichten Handhabung und dann auch wegen ihrer Billigkeit, daß ſie nun nach Möglichkeit an allen gefährlichen Punkten eingeführt werden ſoll. Dieſe Einrichtung iſt ſo. daß kein Zug verkehren kann, wenn nicht der Schrankenwärter die Signale entſichert und da— mit anzeigt, daß er das Zug-Meldeſignal gehört und auf ſeinem Poſten iſt. Wir haben früher oft unſerer Verwunderung Ausdruck gegeben, wie es möglich iſt, daß in einem geſunden Staatsweſen die Regierungen ſich ernſte Sorge darüber machen, wie ein Gebur— tenrückgang aufzuhalten iſt. Heute haben wir die traurige Tatſache feſtzuſtellen. daß auch in Deutſchland der Geburtenrückgang ſehr bedroh— liche Formen angenommen hat, ja daß wir da— mit beinahe an der Spitze aller Staaten ſtehen. Wie des kam, welche Folgen es hat, wollen wir heute aber nicht unterſuchen. Es würde zu weit führen. Wir wollen dafür zeigen, was die Staaten nicht alles tun, um den Geburtenrückgang in etwa aufzuhalten. Frankreich verleiht den Müttern, die 12 und mehr Kindern das Leben ſchenkten, die Ehrenlegion. Deutſchland hat ſich eine an— dere Auszeichnung ausgedacht in der Geſtalt einer Ehrentaſſe. In Preußen werden die Kin— derreichen Mütter durch den Wohlfahrtsminiſter mit einer ſolchen Ehrentaſſe beſchenkt. Ueber Dr. Streſemann als Kurgaſt am Vierwaldſtäbter See. 5 Nach den anſtrengengen Arbeiten im Haag und in Genf hat ſich der Außenminiſter ein paar Tage Ruhe am Vierwaldſtädter See gegönnt. Lange wird ſeine Ausſpan⸗ nung jedoch nicht dauern, da ſchon in dieſer Woche wieder Kabinettsſitzungen unter dem Vorſitz des gleichfalls zurückkehrenden Reichskanzlers ſtattfinden. ihren Wert wiſſen wir nur, daß jede Mutter. die auf ein ſolches Geſchenk, weil ſie dafür keine praktiſche Verwendung hat, verzichtet, 100 Marl in bar erhält. Wenn allerdings der Reichspräſi dent oder der Miniſterpräſident die Ehrenpaten- ſchaft ſchenkt. Wichtiger noch erſcheint uns aber die für das 12. Kind vorgeſehene Erziehungsbeihilſe von 200 Mark, wobei auch das 12. Kind in Frage kommt, wenn es ſelbſt aus verſchiedenen Ehen der Mut— ter ſtammt. Hier werden aber nur die bedürfti— gen Familien berückſichtigt. Dieſe 200 Mark werden nur einmal gezahlt, doch kommt dieſelbe Summe noch einmal bei jedem weiteren Kinde in Betracht. Der Staat iſt recht vorſichtig. Deshalb har der Miniſter Vorſorge getroffen, daß das Wohl— fahrts- und Jugendamt bei der Verwendung dieſer Beihilſe in geeigneter Weiſe mitwirkt, da— mit nicht ſchließlich— was auch einmal vorkom— men kann— die 200 Mark bei einer fröhlichen Kindtaufe unnütz vertan werden. * Verfehlungen müſſen beſtraft werden. Aber 'dernimmt, wird die Ehrentaſſe nicht ge— doch hat uns wohl allgemein die Verurteilung eines Berliner Oberpoſtſekretärs zu einem Jahr Zuchthaus wegen 5 Mark und 10 Pfennigen nach 26 Dienſtjahren aufs tieſſte erſchüttert. Das Publikum verlangt ja ſelbſt, daß auf die Beam— ten nicht der geringſte Schatten einer falſchen Beurteilung fällt. Man verlangt von ihr voll— kommenſte Korrektheit. Aber wenn, wie in dem Falle des Oberpoſtſekretärs nur das veraltete Strafgeſetz daran ſchuld iſt, daß ein ſonſt pflicht⸗ treuer Beamter fürs ganze Leben durch die Zucht— hausſtrafe ruiniert wird, daß ſein Familienglück zerſtört wird, daß er hinausgeſtoßen wird ins Elend, ohne Arbeit, ohne Brot, dann iſt es nicht zuviel verlangt, wenn wir eine ſofortige Revi— ſion des in obigem Falle angewandten Paragra phen 349 fordern. Eine Straſe ſoll ja erziehe riſch wirken. In dieſem Falle wird ſie es ganz beſtimmt nicht tun, da der Bedauernswerte ſee— liſch zerrüttet bleibt, weil ihm ja für ſein gan⸗ zes Leben der Makel der Zuchthausſtraſe anhaf— tet, ihm, der ſich bei der Tat ganz beſtimmt nicht der ſchrecklichen Tragweite bewußt geweſen iſt. Wenn auch jetzt eine Beanadiaung. das heiß eine Umwandlung ſeiner Straſe in Ausſſcht ſteht, jene furchtbaren Stunden bei der Urteilsverkün— digung wird er nicht vergeſſen können, wo ſeine bedauernswerte Frau ohnmächtig zuſammen— brach. Er wird auch nicht vergeſſen können daß er trotz der nachträglichen Begnadigung die Zuchthausſtrafe, wenn auch nur für ganz kurze Zeit, auf ſich nehmen mußte. Die geſunde Atmosphäre. Nicht von Ozon, Kohlenſäure und Feuchtig⸗ keitsgehalt ſoll hier die Rede ſein, ſondern von der ſeliſchen Einſtellung zum Krankſein, die insbeſondere ein Kind unter dem Einfluß ſeiner Umgebung gewinnt; denn gerade die ſeeliſche Einſtellung zur Krankheit iſt von be— ſonderer Bedeutung. Aus übertriebener Angſt und durch falſche Verzärtelung pflegen Eltern hier am häufigſten gegen ihre Kinder zu ſün- digen. Nicht von Krankheit ſoll man ihnen ſprechen, ſondern von Geſundheit, und danach trachten, alle Eindrücke fernzuhalten, die krank— machende Vorſtellungen erzeugen können. Eine ſolche Umgebung des Kindes kann man wohl als„geſunde Atmoſphäre“ bezeichnen. Einige Beiſpiele ſollen dieſe fehlerhafte Geinfluſſung erläutern: Eine Mutter ſagt in Gegenwart ihres Rindes:„Sie iſt ſo furchtbar nervös, das hat ie von uns, mein Mann und ich, wir ſind beide tuch ſo furchtbar nervös“ Menn ein Kind ſo twas oft genuo hört, is wird es ſchließlich wirklich nervös, auch wenn es das vorher nicht war. „Hermann, nimm deinen Ueberzieher, du haſt heute zweimal gehuſtet.“ Die Vorſorglich⸗ keit iſt lobenswert, aber warum nicht ſtatt des Nachſatzes einfach:„Es iſt heut kalt draußen.“? „Ruth, du darfſt keinen Salat eſſen, du weißt, du bekommſt wieder dein Magen⸗ drücken!“ Statt deſſen wäre angebracht etwa: „Der Salat iſt für die Großen.“„Dein“ Magendrücken iſt beſonders ſchlimm. I c ed 1255 1 „Kind, wie ſiehſt du wieder blaß aus! Ich glaube, die Luft hier bekommt dir nicht.“ Eine völlig überflüſſige Bemerkung. Die Mutter ſoll ſtillſchweigend überlegen, wie ſie dem Kinde eine Luftveränderung ſchaffen kann und dieſe dann ſo geſchickt durchführen, daß das Kind gar nicht merkt, warum es weggeſchickt wird. Solche Beiſpiele ließen ſich ins Unendliche vermehren. Es ſind alles Kleinigkeiten, aber wie ein unmerklicher, ſchmerzlicher Druck eines ſchlecht gearbeiteten Schuhes langſam das Kinderfüßchen verunſtaltet, ſo verſuchen oft Krankheitsvorſtellungen die jugendliche Seele lähmen ihre Widerſtandskraft und machen ſie allerhand Leiden zugänglich. Im Gegenſatz dazu vergißt ein Kind aus„geſunder Atmo⸗ ſphäre“ alles Ueberſtandene ſehr ſchnell und hat dann Krankheiten gegenüber das Ver⸗ trauen, daß ihm ſchon nichts paſſieren wird, „weil es doch nie krank iſt.“ Sicherlich iſt das ein großer Vorteil, denn ihm paſſiert tatſäch⸗ lich weniger, und wir werden ſolchen Glauben fördern, auch wenn er nicht den Tatſachen entſpricht. Das Rezept zur Herſtellung einer geſunden Atmoſphäre? Hier iſt es: 1. Man ſpricht nie mit und vor Kindern von ihrer Ge⸗ ſundheit. 2. Wenn Kindern etwas fehlt, ſo tut dan vergnügt das Erforderliche ohne Erklä⸗ rung weshalb, allein auf Grund ſeiner er⸗ zieheriſchen Autorität. Man ſpricht möglichſt wenig von Krankheiten, vor allem erzählt man keine warnenden Geſchichten von Kindern, die infolge Ungehorſam erkrankten. 4 Man leidet bei Krankheitsfällen keine Wichtigtuerei und keine Anſtellerei. Es kann ſogar nützlich ſein, die Vorſtellung zu wecken, daß Krankſein ein bischen eine Schande iſt. Das iſt natürlich Un⸗ ſinn, aber es iſt ſeeliſch geſunder, als wenn Kinder offen beteuern, daß ſie„ſchrecklich gerne krank“ ſind. 5. Man macht ſich ſelbſt möglichſt wenig Sorgen. Wenn man ſich aber doch welche macht oder maßen muß, dann läßt man das Kind das nie merken. Zentrumsanträge im Landtag Haftpflicht der Kraftfahrzeughalter. Das in der 46. Landtagsſitzung vom 21. März 1929 verabſchiedete Jagdpaßgeſetz beſtimmt in Art. 9 Ziffer 3: Der Jagdpaß iſt zu verſagen: Perſonen, die nicht in ausreichender Weiſe gegen Jagdhaftpflicht verſichert ſind. In der Begründung des Geſetzentwurfes wird geſagt, daß dieſe Vorſchrift neu ſei. Sie beruhe auf der Erwägung, daß bei der Jagd⸗ ausübung ſchwere Schäden für Leben, Geſund⸗ heit und Eigentum eintreten können, zu deren Erſatz derjenige, der die Schäden anrichtet, häu⸗ fig nicht in der Lage ſein wird. Die Gefahren für Leben, Geſundheit und Ei⸗ gentum, die bei Ausübung der Jagd vorhanden ſind, treten in noch viel ſtärkerem Maße bei dem heutigen Kraftfahrzeugverkehr auf. Auch hier be⸗ ſteht eine Haftpflicht in Schadensfällen. Art. 7 des Kraftfahrzeuggeſetzes beſtimmt in Abſ. 1: Wird beim Betrieb eines Kraftfahrzeuges ein Menſch getötet, der Körper oder die Geſundheit eines Menſchen verletzt, oder eine Sache beſchädigt, ſo iſt der Halter des Fahrzeugs verpflichtet, dem Verletzten den daraus entſtehenden Schaden zu erſetzen. Zu dieſem Erſatz dürfte aber der Halter des Fahrzeuges häufig nicht in der Lage ſein. a Wir beantragen, der Landtag wolle beſchlie⸗ ßen: Die Regierung wird erſucht, im Einverneh⸗ men mit der Reichsregierung Mittel und Wege zu ſuchen, um. evtl. dur Aufnabme entſprechen⸗ ————— —— Das verlorene Lied. Copyright by W. Vobach u Co. G. m. b. H. Feuilleton⸗Vertrieb C. Handmann, Literatur⸗Büro, Leipzig. Roman von Hans Poſſendorf. (15. Fortſetzung.) Mit achtzehn Jahren war Gudden einer der geſchickteſten Mitarbeiter eines großen Unterneh— mens, das illuſtrierte Blätter und Verlage mit Photographien verſorgte. Stephans Aufgabe be⸗ ſtand darin, in aller Herren Länder umherzu⸗ ſtreifen und aktuelle Aufnahmen zu machen. Wo auch immer ein intereſſantes Weltereignis ſtatt⸗ fand— ein großes Sportfeſt, ein Kongreß oder eine Ausſtellung—, da wurde er, ausgerüſtet mit den beſten Hilfskräften, Apparaten und Emp⸗ fehlungen, hingeſchickt, um die Ereigniſſe im Bilde feſtzuhalten. So lernte er faſt die ganze Welt kennen. Mit ſechsundzwanzig Jahren kam er das er⸗ ſtemal wieder nach Deutſchland, das er als fünf⸗ jähriges Kind mit ſeinen Eltern verlaſſen hatte. Er beſuchte bei dieſer Gelegenheit ſeinen Hei⸗ maksort, ein kleines Städtchen im Holſteiniſchen, und machte bei Verwandten die Bekanntſchaft ei⸗ ner Kantorstochter aus dem Ort. Der hünen⸗ hafte, derbe Selfmademan, der bisher kaum ei⸗ nen Blick für die Frauen übrig gehabt, verliebte ſich ſofort in das zarte, anmutige Mädchen. Sechs Wochen ſpäter begleitete ſie ihn als ſeine Gattin nach Amerika. glückliche Jahre für Stephan Leipzig. Nun kamen Gudden. Nach einjähriger Ehe ſchenkte ihm ſeine junge Frau ein Töchterchen. Die kleine Lore Gubden hatte alle äußeren und inneren Vorzüge ihrer liebreizenden Mutter geerbt; die zierliche Geſtalt, die ſtrahlend blauen Augen, das üppige Goldhaar, die Anmut des Weſens und den feinen Sinn für alles Schöne; vom Vater aber hatte ſie die unerſchütterliche körperliche Friſche, die ſtarke Willenskraft und den hellen Verſtand. So wuchs ſie zu einem Prachtmädel heran, das den Stolz und das Glück ihrer Eltern bildete. Der immer raſtlos tätige Stephan Gudden hatte bald nach ſeiner Verheiratung die einfache Photographie mit der damals aufkommenden Ki⸗ nematographie vertauſcht. Ein paar Jahre lang reiſte er noch wie früher den Sommer über in aller Welt umher und machte Aufnahmen, jetzt für eine Filmfabrik. Dann gründete er ſelbſt in Newyork ſeine erſte Filmfabrik und hatte enor⸗ men Erfolg mit ſeinen Fabrikaten. Auf einer Reiſe nach Chikago hatte er dann eines Tages bei einem Geſchäftsfreund die Bekanntſchaft John Stanfords gemacht, eines der reichſten Männer Chikagos, und er hatte es verſtanden, dieſen für ſeinen Plan zu einem Rieſenunternehmen der Filmbranche zu gewinnen. Nachdem Stephan Gudden dem Milliardär damals alle ſeine Ideen auseinandergeſetzt, hatte er ſeine Rede mit den Worten geſchloſſen:„Sie ſehen, Miſter Stan⸗ fords, daß die Sache, wenn ſie nur mit der nöti⸗ gen Energie betrieben und durchgeführt wird, gehen muß. Und dafür ſtehe ich ein. Ich bin zwar ein kleiner Mann, aber ein großer Arbeiter.“ Dieſe Geſchichte machte noch heute unter den Bewunderern des Filmkönigs als Anekdote die Runde, denn Stephan Gudden beſaß ſchon da⸗ mals, als er ſich Stanfords gegenüber einen klei⸗ nen Mann nannte, bereits gegen zehn Millionen Dollar Vermögen; und körperlich überragte er den Milliardär um zwei Haupteslängen. Und wirklich hatte ſich Stanford dann entſchloſſen, fünfzig Millionen Dollar in Guddens neues Un⸗ ternehmen zu ſtecken, noch drei weitere Großka⸗ pitaliſten traten dem Konſortium bei, und ſo wurde unter der Leitung und Präſidentſchaft mit einem Kapital von hundert Millionen Dol⸗ lar gegründet. Gudden vertauſchte ſein kleines Newyorker Palais mit einem repräſentablen Prunkpalaſt in Chikago, und die Standard⸗Film⸗ Company entwickelte ſich in wenigen Jahren zu einem Unternehmen von märchenhaften Dimen⸗ ſionen. Im Zentrum Chikagos befanden ſich in einem Wolkenkratzer die kaufmänniſchen Büros, zenationsräume für das Entwickeln und igen der Films, die Verſandabteilung und die Porführungsräume. Eine halbe Stunde mit der Bahn von Chikago entfernt lag am Ufer des Michiganſees der Atelierpark, das große Ter⸗ ritorium, wo die Filme einſtudiert, aufgeführt und aufgenommen wurden— ein kleine Welt für ſich—, und in über 700 Städten aller fünf Welt⸗ teile beſaß die Firma Kinematographentheater; denn die großen Senſationsfilms wurden nur in eigenen Theatern vorgeführt, während man klei⸗ nere Filme auch an andere Kinos verkaufte. Aber trotz d'ꝛſes ungeheuren Aufſchwungs von Guddens Geſchäften ging ſein glücklichſter Lebensabſchnitt bald zu Ende. Fünf Jahre nach der Ueberſiedlung nach Chikago wurde ihm ſeine Frau durch eine tückiſche Krankheit entriſſen. Die Gattin des Multimillionärs hatte trotz allem ſie umgebenden Luxus und trotz der großen Rolle, die ſie in der reichen Geſellſchaft Chikagos ge⸗ ſpielt, bis an ihr Lebensende die beſcheidene, ſchlichte Anmut der holſteiniſchen Kantorstochter bewahrt, und ſie hatte auch ihre Tochter in einem Geiſt erzogen, der von dem Protzentum der Chikagoer Geldmagnatenkreiſe ſonderbar abſtach, Und obgleich Lore Gudden beim Tode ihrer Mutter erſt dreizehn Jahre alt geweſen, hatte ſie auch heute als dreiundzwanzigjähriges Mädchen noch nichts von dieſem natürlich⸗ſchlichten Weſen eingebüßt. So kam es, daß ſie gleich ihrer Mutter der Stephan Guddens die Standard⸗Film⸗Company Geſellſchaft von Geldprotzern, Emporkömmlingen und Snobs, in der ſich ihr Leben abſpielte, inner⸗ lich völlig fremd und kühl gegenüberſtand. Da es jedoch Lores lebenskräftigem und heiterem Weſen durchaus widerſprach, dieſes Verhältnis zu ihrer Umgebung tragiſch zu nehmen, ſich un⸗ glücklich und unverſtanden zu fühlen, ſo fand ſie ſich auf andere Art mit den Tatſachen ab. Sie war nirgends eine Spielverderberin, erfüllte bei den Empfängen im väterlichen Hauſe gewandt ihre geſellſchaftlichen Pflichten, galt bei jeder Art Sport als tüchtige Partnerin und war auf den großen Bällen und Baſaren ein begehrter Stern. Aber in ihrem Innern hatte ſie für dieſe Geſell⸗ ſchaft von materiellen Flachköpfen nur Spott und entſchädigte ſich daheim durch die Lektüre ſchöner Bücher und durch ihre geliebte Muſik; denn die Natur hatte Lore Gudden außer dem in der müt⸗ terlichen Familie erblichen feinen muſikaliſchen Sinn auch eine herrliche Stimme geſchenkt. Aber auch der Gedankenwelt ihres Vater ſtand Lore in mancher Beziehung fremd gegenüber, ſo herzlich auch das Verhältnis war, das Stephan Gudden und ſeine Tochter miteinander verband. Oft gab eine Kleinigkeit Veranlaſſung zu langen Erörterungen über die Verſchieden it ihrer Le⸗ bensauffaſſungen. Aber niemals gelang es einem, den anderen zu überzeugen. So war es auch heu⸗ te wieder: Gudden hatte ſich ſoeben mit ſeiner Tochter an den Frühſtückstiſch geſetzt, als ihn ein heftiger Huſten befiel. f 5 (Fortſetzung folgt.) ————— 25,25, der Beſtimmungen in das Kr.⸗5 G.,, bie Stiche⸗ rung von Erſatzleiſtungen bei Schadensfällen zu gewährleiſten. Abünderung des Grunderwerbſteuer⸗ geſetzes. Wir beantrage, der Landtag wolle beſchließen: Die Regierung wird erſucht, bei der Reichs⸗ regierung auf Abänderung des Grunderwerb⸗ ſteuergeſetzes in folgenden Punkten hinzuwirken: 1. Sofern der. der Steuerberechnung zugrunde zu legende Wert, bei bebauten Grundſtücken 10 000 /, bei unbebauten Grundſtücken 5000 nicht überſchreitet und das ſteuerpflichtige Einkommen des Käufers in dem dem Erwerb des Grundſtücks vorangegangenen Steuerjahr 3000/ nicht überſteigt, die nach Art. 17 Gr. Str.⸗G. zu erhebende Steuer von 3 auf 1¼ zu ermäßigen. 2. Veräußerungen von Maſſegrundſtücken, die bei Durchführung von Feldbereinigungen oder Umlegung von Bauland angefallen ſind, ſofern es ſich nicht um Induſtriegelände han⸗ delt, von der Beſteuerung zu befreien. Novelle zum Feldbereinigungsgeſetz vom 23. November 1923. Wir beantragen, der Landtag wolle beſchließen: Die Regierung wird erſucht, dem Landtag baldmöglichſt eine Novelle zum Feldbereinigungs⸗ geſetz vom 23. November 1923(Reg.⸗Blatt 1923 S. 440 ff.) zur Beſchlußfaſſung vorzulegen: Begründung: Nachdem das im Jahr 1923 vom Landtag verabſchiedete Geſetz die Feldbereinigung betref⸗ fend, 6 Jahre in die Tat umgeſetzt wurde, er⸗ ſcheint es angezeigt, die in der Praxis aufgetre⸗ tenen Mängel und Lücken durch zweckentſpre⸗ hende Aenderungen der geſetzlichen Beſtimmun— zen zu beſeitigen. * Mannheimer Produktenbörſe. Mannheim, 23. September. Bei andauernd großem Angebot in Inlandsware und bei ziemlich unveränderten Ofſerten vom nannte man in RM. per 100 Kilo, waggon— frei Mannheim: Weizen hierländiſchen 25— ausländiſchen 27,25—33, Roggen in⸗ ländiſchen 19,75—20, Hafer inländiſchen neuen 18,50— 19,50, ausländiſchen 20,21, Braugerge badiſche und württembergiſche 21,50—23, pfätz. Gerſte 23—24, Futtergerſte 18,25—19,25, Mais mit Sack 20,25, ſüddeutſches Weizenmehl, Spe— zial Null mit 38, dto. 2. Sorte mit 36, ſüd⸗ deutſches Weizenauszugsmehl 42, ſüddeutſches Weizenbrotmehl mit 30, ſüddeutſches Roggen⸗ mehl 28—32, feine Weizenkleie 11—11,25, Bier⸗ treber mit Sack 17,25—18,25, Leinſaat 46 RM. Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 23. Sept. Dem heutigen Groß⸗ viehmarkt waren zugefahren: 289 Ochſen, 243 Ducken, Je Fiie, 90 Färſen, 721 Kälder 60 Schafe, 3 363 Schweine, 105 Arbeitspferde, 75 Schlachtpferde, 12 Ziegen. Bezahlt wurden für Ochſen 40— 61, für Bullen 45—56, für Kühe 18—51, für Färſen 46—63, für Kälber 56—84, Schafe 50—160, Ziegen 12—24.— Marktverlauf mit Großvieh mittelmäßtg, geräumt, mit Kälbern mittelmäßig, geräumt, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand, mit Schlacht— und Arbeitspferden mittelmäßig. König Ferdinand von Bulgarien im Schwarzwald. witb. Freudenſtadt. 23. Sept.(Radio.) Der ehemalige König Ferdinand von Bulgarien iſt mit Gefolge zu längerem Aufenthalt hier einge- troffen und im Hotel„Waldluſt“ abgeſtiegen. 2—— Aus Jande verkehrte die Börſe in ruhiger Haltung.“ m nichtoffiziellen Verkehr gegen 12,30 Uhr Das Herbſtſportfeſt der Reichswehr . 8 2 Mannſchafts⸗Stil⸗Lauf vor General Heye(), dem Chef der Reichswehr. Vor einem großen Publikum, dem alle höheren Reichswehr-Offiziere angehörten, fand in Berlin das Herbſtſportfeſt der Reichswehr ſtatt. Die ſportlichen Wettkämpfe zeigten durchweg gute Ergebniſſe, beſonderen Beifall fand das 3 000-Meter-Mann⸗ ſchaftslaufen. Cokale Hachrichten Drei Källe vor Gericht. Am 19. September fand eine Sitzung des Amtsgerichts Lampertheim ſtatt. Es ſtanden auch drei Fälle aus unſerer Gemeinde zur Aburteilung. Der erſte Fall betraf die Streitigkeiten der ſieben Sandhöfer Burſchen auf dem Sandhöfer Weg, wobei ein hie— ſiger Burſche, Alter, mißhandelt wurde. Das Vor- gehen der ſieben Sandhöfev wurde vom Amtsan— walt als roh und verwerflich bezeichnet. Für ihre Tat wurden dieſe zu 40 bezw. 50 Mark Geld— ſtrafe verurteilt.— Der zweite Fall bezog ſich auf eine Milchfälſchung, die mit 60 Mark Geld— ſtrafe zu büßen, iſt.— Der letzte Fall betraf den Autounfall am Bahnübergang der Lorſcherſtraße. Der Autolenker erhielt 20 Mark Geldſtrafe und die Koſten des Verfahrens. * Wimpelweihe. Der dem crriſtlichen Gewerkſchaftskartell angeſchloſſene Fabrik- u. Trans- portarbeiterverband hält am Sonntag, den 6. Okt. im Löwen eine Wimpelweihe ab, worauf jetzt ſchon hingewieſen wird. * Maunheimer Künſtlertheater„A- polla.“ Nur noch 7 Tage geht die Revue„Es iſt was los!“ in Scene. Morgen Mittwoch, um 4 Uhr wieder Einheitsvorſtellung. »Die ſochſte Pflichtfahrt am ver- gangenen Fonntag nach Wimpfen des Auto- und Motorradklubs hier nahm unter zahl— reicher Beteiligung einen ſehr guten Verlauf. Bei traditionell gutem Wetter haben die teilnehmenden Fahrer die 300 km Reiſe, welche u. a. auch nach Neckarſumm und zu dem Kraftwerk Ohrenberg führte ohne Unfall vollendet. Es war die bisher größte Ausfahrt des Klubs in dieſem Jahr. Hof— fen wir, daß die noch ausſtehenden Fahrten und Veranſtaltungen unter demſelben günſtigen Stern ſtehen, wie die vergangenen. In dieſem Sinne ein kräftiges Töff Töff Heil! * Beilagen-Hiuweis. Unſerer heutigen Nummer haben wir einen Proſpekt der bekannten Buch- und Zeitſchriftenhandlung Peter Schmitt, Mannheim L 14 16, Ecke Kaiſerring und Bis- marckſtraße betreffend die illuſtrierte Zeitſchrift „Das kleine Familienblatt“ 9. Jahrgang beigefügt. Dieſe beliebte Familienzeitſchrift bringt neben Ro— Gefahren der Großltadt Der Kampf ums Daſein iſt hart. Wenigſtens für Millionen von Menſchen, die als Hand- und Kopfarbeiter durchs Leben gehen müſſen. Des⸗ halb ſollte man annehmen, daß nur Tüchtigkeit entſcheidet, nicht aber das Aeußere eines Men⸗ ſchen, ſoweit die eigentliche Natur eine Rolle ſpielt. Geſundheitspflege iſt ja auch mit Schön⸗ beitspflege. Nur daß letzere ſehr viel Geld ko⸗ tet. Run hören wir, daß eine neue Aufgabe ſtädriſcher Sozialpolitik die ärztliche Kosmetik ſein ſoll. f f So wurde im Bezirk Wedding in Groß-Ber⸗ lin eine„Beratungsſtelle für ſoziale Kosmetik“ auf Betreiben von Dr. M. Gumpert eingerich— tet. Und ſchon jetzt kann man ſagen, daß dieſe Veratungsſtelle ſehr wichtig iſt für die Beruſs⸗ tätigen, die irgend ein körperliches Gebrechen am Fortkommen hindert. Einzelne der vorkom— menden Fälle mögen zur Illuſtration dienen. Es erſcheint eine hilfeſuchende Frau, welche lediglich ihrer zerſtörten Naſe wegen aus der Fabrit entlaſſen worden iſt. Neben ihr hat ein Friſeurgehilſe Platz genommen, der wegen ſei⸗ ner mißgeſormten Naſe keine Anſtellung finden kann. Für die Behandlung eines„Kosmetikers“ ſoll er 500 Mark bezahlen, eine für ihn natür⸗ lich unerſchwingliche Summe. Eine andere Frau hatte inſolge einer überſtandenen Drüſentuber⸗ kuloſe einige entſtellende Narben. wegen derer 1 der Schokoladenſabrit entlaſſen worden 1 Es ſind Hilſeſuchende, durchaus arbeitsfähig 1 ſehr arbeiiswillig, auch tüchtig in ihrem 10 Hätten ſie ſelbſt Geld gehabt, dann vürden ſie die Operation ſchon haben machen manen der bekannteſten Schriftſteller, hauswirt— ſchaftliche und geſundheitliche Plaudereien, Rätſel, Anekdoten uſw. Trotz“ des reichen, anerkannt guten Inhaltes koſtet ein Heft bei Zuſtellung frei ins Haus nur 20 Pfg. Die Beſtellung eines Jahres- abonnements kann boſtens empfohlen werden. Waldſportplatz. Großkampftag am nächſten Sonntag! Wieder iſt es die rührige Sportvereinigung, die der hieſigen Sportwelt eine beſondere ſportliche Delikateſſe zu bieten vermag und eine der popu— lärſten und bekannteſten ſüddeutſchen Bezirksliga— mannſchaften auf den Waldſportplatz bringt: den FC Phönix Ludwigshafen. Eine ſehr ſpielſtarke Mannſchaft, die im Rheinbezirk in dieſem Jahre um den Meiſtertitel ein ſehr gewichtiges Wort mit— ſprechen wird. Dieſes Spiel ſoll zugleich werben— den Charakter tragen für die große Idee des Fuß— ballſportes. An die geſamte ſportliebende Ein— wohnerſchaft ſollen daher dieſe Zeilen gerichtet ſein, an die Fußballer und Sportler jeder Organiſation, an dieſem Werbetage der Sportvereinigung größte Unterſtützung durch zahlreichen Beſuch bei dieſer Werbeveranſtaltung zu gewähren und den großen Gedanken des Sportes voran zu ſtellen. Kann es doch gerade dieſer Verein für ſich in Anſpruch nehmen, an der Aufwärtsentwickelung des Viern— heimer Sportes in allererſter Linie gewirkt zu haben. Wochenplan: Dienstag ab 6 Uhr Fußballtraining Jugendm. und Privatm. Mittwoch ab 6 Uhr Fußballtraining 1. M. Mittwoch abend 8 Uhr Jugend- und Schülermann— ſchaften⸗Zuſammenkunft im Vereinsheim betr. Verbandsſpiele desgl. 8 Uhr Hallentraining 1. M. und Zu- ſammonkunft. um halb 9 Uhr Spielausſchuß- und Ver— waltungsausſchuß Sitzung. Donnerstag 6 Uhr Fußballtraining 2. und 3. M. Sonntag, den 29. September, nachmittags 3 Uhr Südd. Fußball⸗Verbands-Werbetag(Opfertag): Phönix Ludwigshafen— Viernheim 1. Mannſch. Bez.⸗Liga 1. M. Die Sportleitung' SoSe eee ee Vereins-Anzeiger DoS eee eee eee Turngenoſſenſchaft 1893. Umſtändehalber finden die Turnſtunden dieſe Woche wie folgt ſtatt: Turner und Sportler heute abend halb 8 Uhr; Turnerinnen Freitag halb 8 Uhr. Die feſtgeſetzten Zeiten ſind pünktlich einzuhalten. Die techn. Leitung. Odenwaldklub, Ortsgruppe Viernheim. Mitt⸗ woch, den 25. Sept., abends halb 9 Uhr Klub— abend. Sonntag, den 29. Sept. Wanderung. Näheres im Klubabend. Der Vorſtand. Operetten u. Theatergeſellſchaft 1928. Am Samstag, den 28. Sept, abends 8 Uhr findet im Lokal„zum Kaiſerhof“ eine wichtige Mitgliederverſammlung ſtatt, wozu wir es den Mitgliedern zur Pflicht machen, reſtlos zu er— ſcheinen. Der Vorſtand. NB. Heute Abend punkt 8 Uhr Probe. Turnerbund Viernheim. Jeden Dienstag und Freitag jeweils von einhalb 9 Uhr bis 10 Uhr Tur nſtund e. Wir bitten unſere geſammte Aktivität, auch die die ſeither ver— hindert waren um reſtloſes Erſcheinen, da wir mit den einüben fürs Schauturnen beginnen. Der Turnausſchuß. Bunte Zeitung. Vorſicht beim Traubeneſſen. Der ſonnige Herbſt hat uns in dieſem Jahre einen Traubenſegen von größtem Ausmaße beſcheert. Das iſt im Intereſſe der Volks geſundheit und der Volksernährung nur zu begrüßen; denn Hand in Hand damit geht der Verzehr eines wertvollen Nahrungsmittels zu erſchwinglichen Preiſen. Durch ihren Gehalt en Zucker, an Vitaminen und Mineralſtoffen zowie an Fruchtſäuren iſt die Weintraube ge— eignet, einen Teil unſeres Nahrungsbedar? in angenehmer Weiſe zu decken. Vorausſetzung, dafür iſt allerdings ſtets, daß wirklich reiſe Trauben genoſſen werden Leider geſchieht es häufig, daß durch den Genuß überreifer oder gar ſchon in Fäulnis übergegangener Trau⸗ ben, ebenſo wie durch das Verzehren noch un— reifer Trauben dem Körper Schaden zugefügt wird. In gleicher Weiſe kann durch allzu reich ichen Waſſergenuß nach dem Verzehr von Weintrauben ein krankhafter und unter Am— ſtänden gefährlicher Zuſtand erzeugt werden. Gerade bei den Trauben iſt auf die Vermei⸗ dung zu reichlichen Waſſergenuſſes beſonders hinzuweiſen, weil ſie infolge ihrer Süße häuf! ein Durſtgefühl beſonders gern aufkommen laſſen. Schließlich kommt es aber beim Trau— bengenuß noch ſehr darauf an, daß die Traube nur nach vorheriger ſorgfältiger Reinigung durch Abſpülen im Waſſer genoſſen wird. Nicht nur vom Weinſtock her iſt die Oberfläche der Traube nicht ſelten verunreinigt durch die verſchiedenen Mittel, mit denen man die Traubenſchädlinge zu bekämpfen pflegt, ſon⸗ dern vor allem ſind Staub und Bakterien aus der Luft der Traube ſtets in großer Zahl auf⸗ gelagert. Gelangen dieſe in den Magen, ſo können ſie häufig ſchwere Krankheiten hervor— rufen, zu denen nicht zuletzt auch typhusähn⸗ man nie, deſtens einmal kräftig in ſauberem Waſſer ab⸗ zuſpülen. Leider werden die Gefahren, die ſich aus der Unterlaſſung dieſer Vorſichtsmaßregeln ergeben, in der Oeffentlichkeit nicht immer genügend gewürdiat. laſſen. Jetzt hat die Armenverwaltung, die Ar— beitsloſen-Verſicherung für ſie einzutreten. Die— ſen Beratungsſtellen nun wird ſich in Zukunſt die oben genannte„Arbeitsgemeinſchaft für ärztliche Kosmetik“ angliedern mit dem Ziel, die wiſſen⸗ ſchaftliche Förderung der ärztlichen Kosmetik zu betreiben und dabei beſonders die ſozialen Ge— ſichtspunkte zu berückſichtigen. Dieſe Arbeitsgemeinſchaft verfügt nur über geringe Geldmittel. Es wäre deshalb zu wünſchen, daß das Reichsinnenminiſterium wie die zuſtän⸗ digen Länderorganiſationen die Beſtrebungen der Stellenloſen nach Kräften unterſtützen, weil ſie überzeugt ſind davon, daß eine entſprechende Vor— heilung immer beſſer iſt als ſaumſeliges Ab— warten. 1. Immer wieder müſſen wir vor dem Zuzug nach der Großſtadt warnen. Großſtadtfreuden locken. Aber die Gefahren für ſolche, welche ganz fremd in der Großſtadt aufzutauchen gezwungen ſind, ſind mannigfach und grob. Beſonders die junge Mädchenwelt. die oft glaubt, es in der engen Stube zu Hauſe oder im ſtillen Dorfe nicht mehr aushalten zu können, findet ſchon nach wenigen Wochen ein bitterböſes Erwachen aus falſchem Traum. „Viele Stellen werden angeboten. Aber ſie ſind teilweiſe auch danach. Je verlockender ein In⸗ ſerat. deſto größere Vorſicht iſt am Platze Die Stellenangebote aus dem Arbeitsmarkt zeigen uns, mit welchen Mitteln gar oft ahnungsloſe junge Mädchen ins Verderben gezogen werden. So finden wir hie und da Inſerate, wo junge Mädchen an ſogenannte„Maſſage-Salons“ nach dem vornehmen Weſten oder auch in eine andere Berliner Gegend geſucht werden. Die guten Maſſage⸗Salons haben zur Unterſcheidung von den anderen deswegen auch immer den Vermerk „behördlich genehmigt“. Mit dieſen haben wir uns nicht zu beſchäftigen. Wohl mit den„moder⸗ nen“. Vor einiger Zeit wandte ſich ein junges Mäd⸗ chen auf Grund eines ſolchen Inſerates im Ber— liner Weſten an die Inhaberin oder Leiterin eines ſolchen Geſundheitsſalons. Erſt wurde es nach ſeinem Alter gefragt, wurde einer genauen Muſterung unterzogen, wobei die Saloninha— berin alles mögliche auszuſetzen hatte. Auf die Frage, was denn alles mit der Tätigkeit als Maſ— ſeurin zu tun habe, wurde ihr geantwortet, daß hier nur„ſehr vornehme Kundſchaft“ verkehre, daß bei einigermaßen„geſchickter“ Einſtellung ſo dreißig bis vierzig Mark im Tag zu verdienen wären. Das beſagt genug. ö Allein auch in anderen Stadtteilen Berlins gibt es ſolche„Salons“. Nur, daß dort die äu— ßere Aufmachung primitiver, alles mehr das di— rekte Ausſehen beſtimmter Häuſer hat. Auch dort ähnliche Fragen. nur mit dem Unterſchiede noch, daß gleichzeitig billiges Eſſen von der In⸗ haberin angeboten wird, die nebenher ich pro— zentual an dem„Verdienſt, der Angeſtellten be— teiligt. Wer unbedingt nach der Großſtadt will, hüte ſich deshalb vor ſolchen lockenden Inſeraten:. Es gibt Organiſationen genug, die allen fungen Menſchen, welche zureiſen, mit Rat und Tat zu Hilfe ſtehen und ſchon dafür ſorgen, daz ſie de nach den wirtſchaftlichen Verhältniſſen ein Un⸗ terkommen und Auskommen finden. Das iſt keine Zwangsunterſtellung, ſondern die Sorge der er⸗ fabrenen Menſchen, zwingt dieſe ihren Rat und ihee Hilfe allen in ſelbſtloſer Weiſe anzupvieten. * Hunderte von Einbrüchen verzeichnet die Kri⸗ minaliſtik beinahe tagtäglich. Noch häufiger ſind die Diebſtähle in Stadt und Land. Nicht zu we⸗ nig erleichtert der Diebeszunft die große Ver— trauensſeligkteit und Leichtgläubigkeit vieler Menſchen das Handwerk. Dazu eine Doſis Harmloſigkeit und Unvorſichtigkeit. Wie oer ſind Reiſende ſchon geſchädigt worden, wenn ſie acht⸗ los auf dem Bahnſteig oder vor dem Fayrkar⸗ tenſchalter ihren Handkoffer hinſtellen, um ſich erſt noch einmal kräftig zu verabſchieden oder einer Geldſchein am Fahrkartenſchakter wechſeln zu lͤſſen. Im Handumdrehen iſt der Koiſer weg. Der Dieb konnte nicht gefaßt werden.— Der Monn kommt nach Hauſe, die Frau erzählt ihm freadeſtrahlend, daß ſie einen guten Kauf gemacht habe. Nur ſoviel angezahlt, der Reſt in ganz zieinen Monatsraten. Dabei hat ie ich etwas ganz Minderwertiges aufſchwatzen laſſen und vergeſſen, das erſt einmal zu leſen. was ſie un⸗ terſchrieben hat. Jetzt iſt es zu ſpät das Geld iſt verloren. Am Biertiſch erzählt jemand, daß er eine wundervolle alte Truhe zu verkaufen habe, ein liebes Erbſtück aus Urahnenzeit. Am Neben- tiſche hört jemand zu. Erkundigt ſich nach der Adreſſe, iſt am nächſten Tage im Büro und will wegen der Truhe verhandeln. Na ſchließlich win. ligt der Mann ein. daß er ſich die Truhe einmal anſieht worauf dieſer ihm einen ſcheinbar leeren Wiſch vorlegt, auf dem er ſeinen Namen und ſeine Adreſſe eintragen ſolle, damit er ſich bei der Frau legimitieren könne. Das geſchieht ohne Widerſpruch. Wie erſtaunt iſt aber der Mann, wenn er abends nach Hauſe kommt und ſeine Frau ihm erzählt, daß ein netter, lieber Mann dageweſen wäre, der die Truhe abgeholt hebe, für welche er bereits 200 Mark bezahlt habe. Gro⸗ ßes Erſtaunen bei dem Mann. was war geſche⸗ hen, er hatte ſeine Adreſſe auf einen Zettel ge⸗ ſchrieben, der die Beſtätigung des Verkaufs und die Ausbezahlung des Barbetrages enthielt. Aolſo man nicht kennt oder geleſen hat. km. Augen offen halten! Nichts unterſchreiben, was liche Erkrankungen gehören. Deshalb verſäum e die Trauben vor dem Genuß min— Sr ! TT:... ðᷣͤ K— . —— —— 9 —————