Amtlicher Teil Lekanntmachung. Betr.: Perſonenſtand⸗ und Betriebsaufnahme am 10. Oktober 1929. Auf Anordnung des Herrn Reichsminiſters dev Finanzen findet auch in dieſem Jahrs eine Perſonenſtands⸗ und Betriebsaufnahme und zwar nach dem Stand vom 10. Oktober 1929 ſtatt. Jeder Haushaltungsvorſtand erhält eine Haus⸗ haltungsliſte u. jeder Betriebsinhaber ein Betriebs- blatt zum Ausfüllen. Außerdem erhält jeder Haus⸗ oder Grundbeſitzer eine Hausliſte, in der ſämtliche im Hauſe wohnenden Familien von ihm einzutragen ſind. Die Haushaltungsvovſtände haben nach Aus- füllung ihrer Haushaltungsliſte dieſe dem Haus⸗ eigentümer abzugeben, die dann von unſeren Be⸗ amten vom 10. Oktober 1929 ab, abgeholt wer⸗ den. Die nähere Anleitung zur Ausfüllung der Liſte iſt auf den einzelnen Liſten aufgedruckt. Unſere Beamten werden jetzt mit der Austeilung und mit dem Wiedereinſammeln der Liſten be— ginnen und erwarten wir, daß die Liſten ordnungs- mäßig und rechtzeitig ausgefüllt werden, damit uuſere Beamten nicht wiederholt zur Abholung zu kommen brauchen. Wir weiſen noch darauf hin, daß nach§ 202 der Reichsabgobeordnung die Nichterfüllung dieſer Verpflichtung durch Geldſtrafen erzwungen werden kann. K. K. V. Donnerstag Abend halb 9 Uhr Unlerhatunos⸗ Abend in der„Vorſtadt“. Der Vorſtand. Leeves Zinmer zu vermieten. Näheres Tivoli 12 Süßer Apfelwein Liter 30 Pfg. Alter u. J. K. Sonntag, den 6. Oktober ee bean- Verbandstreſfen Fußball: J 5 88 9 281 2. N 1 FF D * 214 Wir beabſichtigen die Fahrt nach Bingen am [Somitag per Omnibus zu unternehmen. Der Fahr⸗ preis beträgt wie mit der Bahn 6 Mk. Anmel ⸗ dungen wollen ſofort gemacht werden in der Ge⸗ ſchäftsſtelle, Rathausſtraße. Handball⸗Verbandsſpiele: JUmter-Flbehenhaeh I.— Wernheim l. Beginn halb 3 Uhr Unter-Flockenbhach 2.— Viernheim 3. ½ 2 Uhr Abfahrt per Auto. In Viernheim: Fußball Viernheim— Heppenheim 1. halb 3 Uhr Nuckfehler⸗ Berichtigung zum geſtrigen Inſerat der Fa. Kupfermann& Co., Mannheim Die blonde Wohnküche Mk. 385, 530, 495, 445, „ 425, 405, 355, 335, 99 Es muß heißen: 315, 275, 230, Kaufe: Gold, Sil- ber, Brillanten, bessere Anzüge, Pfandscheine, Musikinstrumente, 3. 172 5 1 Schallplatten, Münsen, alte Waffenu.sonstiges 2. 4 Uhr Wald⸗ Viernheimer fnzeiger n NN——WWhGG 9 9 4 (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernh etmer Zeitung(Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecklonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriflleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nr. 231 Freitag, d Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von fämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands 8 Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 4 ſchon ernſte Sorgen, da er einen ſchwer leiden— den Eindruck machte. In der geſtrigen Fraktions— ſitzung hatte er nur ſehr leiſe und langſam ſpre— chen können. Trotzdem wurde die Todesnachricht e ene. Zum Tode Dr. Streſemanns überall mit Beſtürzung und Erſchütterung auf— 5——— — 2 ee. 2 Heſſiſches Polizeiamt Viernheim. Ludwig. Bekanntmachung. Betr.: Dienſträume des Polizeiamts Viernheim. Für die obigen Dienſträume werden 2 Oefen benötigt. Die naheren Unterlagen ſind auf unſe⸗ rem Baubüro erhältlich, woſelbſt auch die Angebote bis 12. ds. Mts., vormittags 10 Uhr einzu⸗ reichen ſind. Freie Wahl bleibt vorbehalten. Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Betr.: Wieſendüngung für 1930. Für Düngung der Allmend und Gemeinde“ wieſen werden ca. 800— 1000 Zentner Thomas- ſchlackenmehl(zitronenlösliche Phosphorſäure) und ca. 600—800 Zentner Kainit bendtigt. Angebots- formulare find auf unſerem Baubüro erhältlich. Die Angebote ſind verſchloſſen und mit ent⸗ ſprechender Aufſchrift verſehen bis Dieustag, den 8. ds. Mts., vormittags 10 Uhr hier einzu- reichen. Die Eröffnung der Angebote findet im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Verteilung in 2 bis 3 Loſe bleibt vorbehalten. Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Viernheim, den 1. Oktober 1929. Heſſiſche Bürgermeiſterei. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Kommunalwahlen 1929. Für die am Sonntag, den 17. November 29 ſtattfindende Gemeinderatswahl werden hiermit die, Stimmberechtigten aufgefordert, bis ſpäteſtens Frei⸗ tag, den 18. Oktober 1929 Wahlvorſchläge bei dem unterzeichneten Wahlkommiſſar ſchriftlich ein⸗ zureichen. Es ſind 24 Gemeinderatsmitglieder zu wählen. Ein Wahlvorſchlag darf höchſtens doppelt ſo viel Bewerber enthalten, als Gemeinderatsmitglieder zu Die Bewerber ſind in erkennbarer Reihenfolge aufzuführen und ſollen mit Vor⸗ und Zuname, Beizeichen, Wohnort, Stand oder Beruf, bei Frauen auch mit dem Geburtsnamen bezeichnet Bewerber dürfen nur in einem Wahlvor⸗ Dem Vorſchlag iſt die ſchriftliche Erklärung jeden Bewerbers beizuſchließen, daß er mit der Aufnahme in den Wahlvorſchlag einver- Wählbar ſind nur die Perſonen, die am Wahltag das 25. Lebensjahr vollendet haben und nicht nach Art. 5 des Wahlgeſetzes von der wählen ſind. werden. ſchlag erſcheinen. ſtanden iſt. Stimmberechtigung ausgeſchloſſen ſind. Jeder Wahlvorſchlag muß mit einem Kenn⸗ wort verſehen ſein, das ihn von anderen Wahl“ vorſchlägen unterſcheidet. Es darf weder gegen die ſtrafgeſetzlichen Beſtimmungen, noch gegen die guten Sitten verſtoßen. In jedem Wahlvorſchlag muß für Verhand- lungen mit dem Wahlkommiſſar ein Vertrauens- mann und ein Stellvertreter für dieſen benannt Der Vertrauensmann iſt zur Rücknahme und Aenderung des Wahlvorſchlags und zur Ab⸗ gabe und Rücknahme von Verbindungserklärungen werden. berechtigt. Jeder Wahlvorſchlag muß von mindeſtens 60 nach der Wahlkartei ſtimmberechtigten Perſonen Die Unterzeichner ſollen bei ihren Unterſchriften ihren Beruf u. ihre Wohnung angeben. Jeder Wähler darf für eine Wahl nur unterzeichnet ſein. einen Wahlvorſchlag unterzeichnen. Sollen Wahlvorſchläge miteinander verbunden ſein, haben die Unterzeichner oder die Vertrauens⸗ männer dies bis ſpäteſtens 28. Okt. 29., nachm. 5 Uhr bei dem unterzeichneten Wahlkommiſſar übereinſtimmend ſchriftlich zu erklären. Viernheim, den 2. Oktober 1929. Der Wahlkommiſſar. Lambert). Winterkartoffel 1a gelbfleiſchige Induſtrie, Liter 40 Pfg. Lebensmittelhaus Peter Neschauer „zum Rebſtock“ Naupialt Schillerstrate gute Lage, aus freier Hand zu verkaufen. Von wem, ſagt der Verlag. Morgen Freitag von nachm. 4 Uhr ab ſtehen erſtklaſſige Ferkel und Läuferſchweine bei Jakob Knapp Lorſcherſtr. 24 zum Verkauf. Viernheim 2.— Hepnenhelm 1. Müller, Weinheim. halb 2 Uhr Freitag Abend Spielerversammlung. Die Sportleitung. Harimann Mannheim Anlcaufsladen R 4, 18 DeeDee ee eee eee Zum Herbst- Einkauf Aumnununnunmunnamanaununnunnnanamunmmnmunmmnnnunmunmmem benden Große Auswahl in herren-Anzugstoften— Damen- Mleiderstoften Mantelsteffen für Herren und Damen federleinen und Barchent a. Daunen u. federn Robert Weißmann Sees e verſammlung im Lokal. Turngenoſſenſchaft 1893. Sonntag, den 6. Oktober 1929 in Ladenburg 1. und 2. Mannſchaft. Jugend ſpielt in Viernheim Abfahrt wird im Lokal bekannt Freitag Abend punkt halb 9 Uhr Spieler- Entſcheidungsſpiel gegen Waldhof. gegeben. Die Leitung. W Aaeeeenenmenmenetenmee Transparente Leuchtbuchstabhen für Faſſaden in jeder Ausführung fertigt an Jak. Ringhof, Fffannmunmmmumunnumnanmmummmnm. Stern ſtatt. A K.- u. MHünnerstr. 19. im Schützenhof. ſtets friſche Sendungen Neue Vollfettheringe Marinierte Heringe Güßbücklinge Rollmops⸗-, Bismark⸗ und Bratheringe Neue Pur Milchner⸗Heringe Oelſardinen, Sardellen, Capern Weſtf. Pumpernickel 1 Paket 20 Pfg. ‚ Doſe 55, 70 und 75 Pfg. Schweizerkäſe, ſaftige Ware Edamer(Roter Rugelkäſe) Andere Sorten Hart- und Weichkäſe billigſt 5 Prozent Rabatt Rlois Walter laden. — direkt vom Seeplatz Singſtunde. Stück 10 Pfg. Stück 12 Pfg. Stück 12 Pfg. kann. ¼ Pfd. 40 Pfg. / Pfd. 25 Pfg. ſcheinen erwartet Beteiligung bittet 5. Oktober Gebetzeiten der jüd. Gemeinde „oe Dee eee Oereins-Anzeiger eee eee Radf.⸗ BV. Vorwärts. abends halb 9 Uhr findet im Lokal z. Brau⸗ haus eine Vorſtandsſitzung ſtatt. tigkeit wird ein jedes Vorſtandsmitglied dringend erſucht, zu erſcheinen. Elnb der Geflügelzüchter 1926. Unſere Monatsverſammlung findet am Donnerstag, den 3. Okt., abends halb 9 Uhr im Lokal z. gold. Der Club hält am 25.— 28. Okt. im Gaſthaus z. Fürſten Alexander ſeine dies⸗ jährige Geflügelausſtellung ab. halb alle Mitglieder frdl. eingeladen. . V. Teutonia.(Schützenabteilung). Donnerstag Abend halb 9 Uhr Verſammlung Bericht über unſere Schießer⸗ folge, Reichsverband Ehrenzeichen, Preiſe uſw. Einteilung der Mannſchaften für nächſten Sonn⸗ tag in Lampertheim. ſtands⸗ und Mitglieder ſind hierzu frdl. einge⸗ Geſ.-B. gänugerbund. Freitag Abend 8 Uhr Die Sänger werden gebeten zu dieſer Zeit pünktlich zu erſcheinen, damit die Singſtunde auch wieder rechtzeitig beendet werden Zentralverband der Arbeitsinvaliden und Witwen Deutſchlauds. Ortsgruppe—. Viernheim. Sonntag, 6 Okt., vorm. halb 11 Uhr findet in der Kanone eine Vorſtandsſitzung ſtatt. Nachm. 2 Ahr findet in der Goetheſchule Mitgtlieder⸗Verſammlung ſtatt. Vollzähliges Er⸗ Samstag, 5. Oktob., Wegen Wich⸗ Der 1. Vorſ. Es ſind des⸗ Der Vorſtand. Verſchiedenes. Alle Vor- Der Vorſitzende. Der 1. Vorſ. Der Vorſtand. Nadf.⸗V. Eintracht. Müßte der Deutſchen Radf.⸗Union. Samstag, 5. Okt a 9 Uhr im Nebenſaal des Gaſth. zur Vorſtadt wichtige Mitgliederverſammlung. Nach der 0 5 4 ſammlung gemütliches Beiſammenſein, wozu auch die Angehörigen frdl. eingeladen ſind. Um rege Der Vorſtand. 1. Tiſchri 5690 Fleißiges anſtändiges Etwas Gutes 5 für Haare u. Paarboben 10 ̃er, Erfles echtes Sonntag, den 6 Okt. 3 Uhr 4. Verbandstreffen Viernheim 1.— Feudenheim 1. Vorſpiele: 2. Mannschaft 1,15 Uhr 3. Mannschaft 11.30 Uhr Wir laden alle unſere Mitglieder u. Sportanhänger zu dieſem wichtigen Spiele herzl. ein. Die Sportleitung. Am Samstag, den 5. Oiober wegen nonem Feiertage Jeschlgsgen Rernhard Oppenheimer Das gute Einkaufshaus für Stoffe und fertige Bekleidung Mernheim Die Mitglieder werden gebeten, ſämtliche Rechnungen bis zum 15. d. Mts. beim Geſchäftsführer Adler abzugeben, zwecks Auszahlung derſelben. Der Vorſtand. Zwangs- Versteigerung. Morgen Freitag, den 4. Oktober verſteigere ich in Viernheim, teilweiſe im Pfandlokal, teilweiſe an Ort und Stelle, öffentlich zwangsweiſe, meiſt⸗ bietend gegen Barzahlung: Mobilien, Einrichtungs⸗ und Gebrauchs⸗ gegenſtände aller Art, darunter im beſon⸗ deren Chaiſelongues, Sophas, Schreibtiſche, Schreibſekretäre, Vertikows, Büffetts uſw. Ferner: 1 Betonmiſchmaſchine, 200 Ge⸗ rüſtdiele, 1 Waggon Gerüſtſtangen, 500 Halteklammern, 1 Holzuagelmaſchine, 11 Türſchlöſſer, 8 Armaturen, 1 Herrenrad, 1 Fahrradſattel, 1 Pferd(braun. Wallach). Zuſammenkunft der Steigliebhaber nachmittags 2 Uhr im Gaſthaus z. Pflug, Weinheimerſtv. Lampertheim, den 3. Okt. 1929. 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Ein Mann des Volkes aus den geſunden Schichten des mittelſtändiſchen Bürgertums, in dem der Blick für die Notwendigkeiten des Tages ungetrübt iſt. Durch die warme Anhäng⸗ lichkeit an die ererbten und anerzogenen Begriffe Vaterland Tradition und Volkstum. Aus dieſer doppelten Syntheſe ergab ſich die ausgeſprochene Befähigung, die ſchon den jungen Volkswirt Streſemann 1907 im Alter von 29 Jahren in den Reichstag und binnen kurzem in den Zentralvorſtand der National⸗ liberalen Partei führte. Die Rednergabe verbunden mit Gründlichkeit und Zuverläſſigkeit in der Bearbeitung aller Aufgaben, denen er ſich unterzog, dazu eine ausgeſprochene Führerqualität brachten ihn alsbald an die Spitze der Partei, die er nach der Kataſtrophe des Krieges als Deutſche Volkspartei erneuerte. Vom erſten Tage ab, ſagte er dem Vertrag von Verſailles den Kampf an. Vom erſten Tag ab erſtrebte er folgende Ziele, die er im Rahmen des Möglichen mit bewunderungswürdiger Konſequenz und Entſchiedenheit zu verwirklichen geholfen hat: Die Befreiung des Rheinlandes, eine tragbare und endaültige Negelung der Neparationsfrage, die Wiederherſtellung der Weltgeltung Deutſchlands durch Be⸗ tonung ſeiner zentralen Stellung inmitten der europäiſchen Völker. Die Einzelheiten, dieſes ſtaatsmänniſchen Werdegangs ſind bekannt: Wie Streſemann durch den faſt einſtimmigen Willen des deutſchen Volkes in den kritiſchſten Tagen des 6 Reichskanzler der großen Koalition an die Spitze der Regierung berufen wurde, wie er den Ruhrkampf aufbaute, wie er das Saargutachten als die wirtſchaftliche, den Locarnovertrag als die politiſche Löſung des Konfliktes mit den Weltmächten herbei⸗ führte, wie er im Berliner Vertrag von 1926 mit der Sowjetunion die politiſche Gleich⸗ gewichtslage und die Vermeidung einſeitiger Bindungen Deutſchlands ſicher ſtellte, wie er im Völkerbunde ſich und damit uns eine in Anbetracht der Machtverhältniſſe außerordent⸗ liche Autorität gewann und wie er ſchließlich mit der Unterzeichnung des Kelloggpaktes in Paris und mit ſeinen planmäßigen Arbeiten auf dem Gebiete der Abrüſtung, der Minder⸗ heitenpolitik, des wirtſchaftlichen Zuſammen⸗ ſchluſſes der europäiſchen Mächte in eine immer ſichtbarer führende Rolle unter den zeitgenöſſiſchen Staatsmännern eintrat mit Briand Chamberlain, zuletzt mit Macdonald und Henderſon in gleichgerichteten Beſtrebungen verbunden. Wenn Dr. Streſemann, deſſen Friedenswerk im Jahre 1927 durch die Ver⸗ leihung des Friedensnobelpreiſes, am 25. Jan. 1928 durch die Verleihung des Ehrendoktorats der Rechte von Heidelberg und durch manche andere äußere Ehrung anerkannt wurde, auch die Krönung ſeines Wirkens nicht mehr erleben durfte. ſo hat er doch zuletzt noch im Haag, wo er nach ſchwerer Krankheit in rückſichtsloſer Einſetzung ſeiner Kräfte für das Wohl des deutſchen Volkes an der Ver⸗ wirklichung der„Geſamtlöſung“ gearbeitet Kühner hochfliegender hat, die Gewißheit der völkiſchen Befreiung des Rheinlandes und eine Rückkehr des Saar⸗ gebietes ſichern können. Er hat bei dieſer Ge— legenheit in Erkenntnis ſeines Geſundheits— zuſtandes bereits die Abſicht zu erkennen ge— geben ſich nach vollſtändiger Erledigung der im Haag paraphierten Vereinbarungen ins Privatleben zurückzuziehen. Er ruhe in Frieden! Todesurſache Schlaganfall wtb. Berlin, 3. Oktober.(Radio.) Zum Tode Dr. Streſemanns erfahren wir folgende Einzelheiten: Dr. Streſemann war geſtern den ganzen Tag über durch die Verhandlungen über die Arbeitsloſenverſicherung ſtark in An⸗ ſpruch genommen. Zwiſchen 10 und 10.30 Uhr abends erlitt er einen Schlaganfall. Die Aerzte hofften jedoch, daß Dr. Streſemann am Leben erhalten bliebe, obgleich der Schlaganfall ſo ſchwer war, daß die rechte Seite Dr. Streſe⸗ manns gelähmt wurde. Heute früh um 5.25 Uhr iſt Dr. Streſemann einem weiteren Anfall erlegen. Seit dem erſten Anfall iſt Dr. Streſemann ohne Bewußtſein geweſen. Von den Aerzten wurde ſeit langem damit gerechnet, daß dieſes Ereignis eintreten würde. In den letzten Tagen war Dr. Streſemann durch einen leichten Katarrh ans Bett gefeſſelt. Er ging aber geſtern vormittag zu einer wichtigen Fraktions⸗ ſitzung der D. V. P., in der die Arbeitsloſen⸗ verſicherung verha elt wurde. In dieſer Sitzung hielt er eine längere Rede. Den Nach⸗ mittag über ſtand er mit der Fraktionsleitung dauernd in telefoniſcher Verbindung. Gerade die letzten Tage ſeines Lebens waren für Dr. Streſemann mit ungeheuerer Arbeit aus⸗ gefüllt. Von dieſer Arbeit wurde er abberufen, ohne daß er ſich deſſen bewußt war. Frau Streſemann und die beiden Söhne weilten die Nacht über am Bett. Welche politiſchen Auswirkungen der Tod dieſes deutſchen Staatsmannes haben wird, iſt im Augenblick noch nicht zu überſehen. Es iſt anzunehmen, daß der Reichskanzler, dem von dem Ableben des Außenminiſters ſofort Mitteilung gemacht wurde, heute früh eine Kabinettsſitzung einberufen wird. * Berlin, 3. Okt.(Radio.) Ueber die Todes⸗ urſache und den letzten Krankheitsverlauf Dr. Streſemanns machte Prof. Herrmann Zon⸗ deck dem WTB. auf Anfrage folgende Mit⸗ teilung: Dr. Streſemanns Nierenleiden hatte ſich in der letzten Zeit erheblich gebeſſert, dagegen zeigte das Allgemeinbefinden ſchon ſeit länge⸗ rem ſtarke Ermüdungsſymptome, und der Blutdruck war in die Höhe gegangen. Prof. Zondeck führt dieſe Erſcheinungen mit auf die aufreibende und aufregende Tätigkeit Dr. Streſemanns zurück. Er hat den Außenmini⸗ ſter immer wieder eindringlich zur Zurück⸗ haltung gemahnt. So ließ er ihn nur ſchweren Herzens zur Haager Konferenz fahren und bat ihn noch geſtern früh, doch unter allen Umſtänden im Bett zu bleiben. Dieſe Mah⸗ nung war, wie ſo häufig, vergeblich bei dem aufopfernden Pflichtbewußtſein und dem Tem⸗ perament, mit dem Dr. Streſemann ſich ſeiner verantwortungsſchweren Tätigkeit hingab. Im⸗ merhin ging es dem Miniſter geſtern abend verhältnismäßig gut. Er ſagte auch ſelbſt, daß er ſich ganz wohl fühle. Um 10,30 Uhr erlitt er dann aber den erſten Schlaganfall, der zu einer tiefen Bewußtloſigkeit führ ge. Dieſer Anfall war ſo ſchwer, daß weitere Blutungen befürchtet werden mußten. Deshalb»den die Profeſſoren Geheimrat Kraus und Dr. Zondeck die ganze Nacht am Krankenlager. Am 5,30 Uhr morgens trat mit einem neuen ſchweren Schlaganfall Atemlähmung ein, die den Tod zun Folge hatte. Nach der Anſicht Profeſſor Zondecks mußte mit dieſem ſchmerz⸗ lichen Ereignis bereits ſeit 2 Jahren gerechnet werden. Berlin in Trauer wtb Berlin. 3. Okt.(Radio). Die Nachricht von dem Hinſcheiden Dr. Streſemanns verbreitete ſich in der Reichshauptſtadt ſehr langſam, weil der Tod in den frühen Morgenſtunden für die Oeffentlichkeit vollkommen unerwartet eingetre— ten war. Die Freunde Dr. Streſemanns, die ihn in den letzten Tagen ſahen. machten ſich allerdings genommen. Die üffentlichen Gebäude Berlins ſetzten ſofort Halbmaſt. Zuerſt das Auswärtige Amk. die Wirkungsſtätte Dr. Streſemanns während der letzten ſechs Jahre. Wie aus zuverläſſiger Quclle verlautet, iſt an zunehmen, daß das Reichskabinett die Beiſetzung dieſes großen Staatsmannes auf Reichskoſten beſchließen wird. falls die Gattin Dr. Streſe— manns ihr Einverſtändnis dazu gibt. Der Reichs- präſident, der bekanntlich 14 Tage der Erh in der Schorfheide verbringt, wurde von dcn. Ableben Dr. Streſemanns ſofort benachrichtigt. Firesemunn-Trauerkeier im Reichstue odz. Berlin, 3. Okt.(Radio.) Die für 10 Uhr angeſetzte Vollſitzung des Reichstags erfuhr infolge des plötzlichen Ablebens des Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann eine Verſpätung um eine Viertel Stunde. Der Miniſterplatz Dr. Streſemanns war mit ſchwarzem Flor umhüllt. Auf dem Platze ſelbſt lag ein Blumenſtrauß. Auf dem Abgeordneten— platz Dr. Streſemanns war ein großer Strauß weißer Cryſanthemen niedergelegt worden. Am Regierungstiſche hatte Reichskanzler Müller Platz genommen, mit ihm die anderen Mitglieder des Reichskabinetts. Kommuniſten wohnten der Sitzung nicht bei. Vizepräſident Eſſer eröffnete die Trauer⸗ ſitzung mit folgenden Worten, während der Rei stag ſich erhebt:„Meine Damen und Herren! Trauer erfüllt heute die Herzen des deutſchen Volkes. Ein treuer Hüter ſeines Lebens⸗ und Geltungswillens iſt geſtorben, unſer Guſtav Streſemann, Reichs iniſter des Auswärtigen. Der deutſche Reich lag trauert eines ſeiner hervorragendſten Mitglieder. Dr. Streſemann gehörte dem Reichstag ſeit 1914 bis zum Zusammenbruch an, er wurde in die Verfaſſungsgebende deutſche National⸗ verſammlung gewählt und war von da ab ununterbrochen Mitglied des Reichstags ge⸗ blieben. Seine überragende politiſche Befähi⸗ gung und ſeine ausgezeichnete Rednergabe brachten ihm auch die Führereigenſchaft. Schon im alten Reichstag war er Vorſitzender der Nationalliberalen Fraktion, von 1920 bis 1923 leitete er die Fraktion der deutſchen Volks— partei, die heute den Heimgang ihres lang- jährigen Führers beklagt. Mit außerordent⸗ lichem politiſchen Geſchick übernahm ſeine hervorragende Perſönlichkeit am 23. Auguſt 1923 das Reichskanzleramt in einer Zeit, als der Nuhrkampf abgebrochen werden mußte. Daß Dr. Streſemann vor ſchweren Aufgaben nicht zurückſchreckt, und daß er mit zäher Willenskraft ſich für ſeine Politik eingeſetzt hat, bleibt ſein geſchichtliches Verdienſt. Nach der Niederlegung des Reichskanzler⸗ amtes blieb er in der Regierung und war Miniſter des Aeußeren bis auf den heutigen Tag. Was er auf dieſem ſchwierigen Poſten für Deutſchland geleiſtet hat, ſteht mit eher⸗ nen Lettern in das Lebensbuch unſeres Volkes und Vaterlandes eingetragen. Das Deutſche Volk dankt dem Dahingeſchiedenen, daß er bis zum Ende ſeiner körperlichen Kräfte das Werk der Befreiung Deutſchlands weitergeführt und zum innerpolitiſchen Wiederaufbau unſeres Vaterlandes ſehr viel getan hat. Der deutſche Reichstag hat dieſem Dank hiermit tiefbewegt Ausdruck gegeben. Darauf nimmt Reichskanzler Müller das Wort, um folgendes auszuführen: Tief erſchüttert ſteht die Reichsregierung, ſtehen die Regierungen der Länder mit dem Reichstag an der Bahre Guſtav Streſemanns, dieſes Staatsmannes, der ſeine Kraft im wahrſten Sinne des Wortes für ſein Volk und für ſein Land verzehrt hat. Es iſt ein tragiſches Ge⸗ ſchick, daß er den Abſchluß des Werkes nicht erlebte, dem er die letzten Jahre und die letzte Kraft ſeines Lebens gewidmet hat. Es war immer ſein Ziel, die Befreiung Deutſch⸗ lands zu erreichen. Gerade nach dem Abſchluß er Konferenz im Haag, die der Regelung der Kriegsſchulden und der Räumung der beſetzten Gebiete gewidmet war, muß ein unerbittlicher Tod ihn aus unſeren Reihen reißen. Streſe⸗ mann war ein Streiter und ein Kämpfer. Ihm tat der Kampf wohl. Er war ihm Lebens⸗ bedürfnis und er hat wie alle Streiter und Kämpfer Gegner und Feinde in Menge gehabt. Die Reichsregierung iſt der Ueber⸗ zeugung. daß dereinſt die Geſchichte. die weni⸗ ger beinflußt ſein wird vom Streite der Parteien in der ſchweren Nachkriegszeit, ihm gerecht werden wird, als einem Manne, der erfolgreich gearbeitet hat, für ſein Volk, der für ſein Land und für ſein Volk gelebt hat und geſtorben iſt. Nicht nur ſeine Gattin, nicht nur ſeine Kinder, ſondern die weiteſten Kreiſe des deutſchen Volkes trauern um dieſen Mann. Vizepräſident Eſſer: Wenn wir nicht unter ſo außergewöhnlichen Umſtänden tagten, würde ich dem Hauſe vorſchlagen, die Sitzung zum Zeichen der Trauer aufzuheben. Da wir aber ein dringend notwendiges Geſetz heute zu verabſchieden haben, ſchlage ich Ihnen vor, die Sitzung jetzt als Zeichen der Trauer bis 11 Uhr pünktlich auszuſetzen. Das Haus iſt damit einverſtanden— während der Trauer⸗ feier waren auch die Nationalſozialiſten im Saale nicht anweſend.— Am 10,30 Uhr wird die Sitzung unter⸗ brochen. Tranerſitzung der Regierung Berlin, 3. Okt.(Radio). Das Reichskabinett wird heute nachmittag um 5 Uhr eine Trauerſit⸗ zung abhalten. Der Reichspräſident wird morgen früh in Berlin eintreffen und ſogleich den Reichskanzler zum Vortrag empfangen. Im Reichstag verlautet, daß morgen auch ein Kabi⸗ nettsrat unter dem Vorſitz des Reichspäſidenten ſtattfindet. Wie wir von unterrichteter Seite er⸗ fahren, iſt hierüber noch nichts beſtimmt worden. Trauerkundgebung der Länderkonferenz. Berlin, 3. Okt.(Radio.) Im Reichstag traten heute vormittag die Miniſterpräſidenten und Miniſter der Länder zu der angekündigten Kon⸗ ferenz über den Poungplan zuſammen. Die Sit⸗ zung wurde von Reichskanzler Müller mit einem herzlichen Nachruf auf Dr. Streſemann eröffnet. Der Kanzler teilte mit, daß Dr. Streſemann ſich noch geſtern trotz ſeiner Erkrankung bereit er⸗ klärt habe, heute vor den Vertretern der Länder über die großen außenpolitiſchen Fragen zu ſpre⸗ chen. Nun warf der Tod dieſes großen mannes einen großen Schatten auf die Bera⸗ tung. Die Vertreter der Länder hörten die be⸗ wegten Worte des Kanzlers ſtehend an. Die öffentliche Trauer. wih. Berlin, 3. Okt.(Radio.) Auf Anordnung der Reichsregieung werden die Behörden aus Anlaß des Todes des Reichsaußenminiſters bis einſchl. Sonntag Halbmaſt flaggen. —. — Neujahrsfeſt⸗A 5,30* J 0 N b garantiert handverleſene Ware, liefert frei Keller alahrsfef gen f 11 N id U 8 Nachm. 1 Eu 1 Hh. Faltermann e Brennesssl- 5 Wäſche u. Ausſteuer Moltkeſtr. 15 N Telefon 76 6,40 ür 14 Tage im Haus- HMaarwasser 1„ u. Herren- 0. NB. Beginn der Belieferung Mitte nächſter Woche. f lt geſ 5 00. rn 0 fen, 15 ö. Von wem, 0 N i a 20 ut n Förderungen der Lundohlrtschuft Die Führer der Vauernſchaft beim Neichsernährungsminiſter Berlin, 3. Oktober. Vorſtand und Geſchäfts⸗ führer der Deutſchen Bauernſchaft nahmen ge⸗ ſtern Gelegenheit, zu Beginn der parlamenta⸗ riſchen Winterarbeit dem Reichsernährungsmi⸗ niſter ihre Wünſche und Vorſchläge zur Behe⸗ bung der landwirtſchaftlichen Notlage vorzutra⸗ gen. Im Vordergrunde der Verhandlungen ſtand die Frage der Viehwirtſchaft. Auf dem Gebiete der Getreidebwirtſchaftung wurde zum Ausdruck gebracht, daß die Durch⸗ führung des Vermahlungszwanges geſichert und notwendigerweiſe die Quote erhöht werden müſſe. In Bezug auf die JFuttermittellieferung wurde betont, daß die Deutſche Bauernſchaft einer Er⸗ Hühung der ſtarren Zölle mit Rückſicht auf die „(chweinezucht nicht zuſtimmen könne. Zur Ver⸗ beſſerung der Kartoffelpreiſe fordert die Deut⸗ ſche Bauernſchaft einmal ein« Verſtärkung der induſtriellen Verarbeitung von Kartoffeln und uings-Beſtrebungen für Speiſekartoffeln. Beſprochen wurde ferner die Frage einer grundlegenden landwirtſchaft⸗ lichen Steuerreform mit dem Ziele der alsbaldigen Verabſchiedung eines neuen Fi⸗ nanzausgleichs, der den Ländern die Mög⸗ lichkeit der Senkung ber Realſteuern bieten müſſe. Der Miniſter wurde weiter gebeten, ſich ener⸗ giſch für eine alsbaldige Verabſchiedung des Ge⸗ ſetzes zur f Reform des landwirtſchaftlichen Fachweſens einzuſetzen. Zum Schluß forderte die Deutſch⸗ Bauernſchaft die Neuordnung der Reichsſpitzen⸗ vertretung der deutſchen Landwirtſchaft auf ge⸗ ſetzlicher Grundlage. Reichsernährungsminiſter Dr. Dietrich be⸗ tonte in ſeiner Erwiderung, daß der im großen und ganzen ſein Einverſtändnis mit dieſe Forderungen erklären könne, nicht zuletzt mit Rückſicht darauf, daß ſich dieſe Forderungen er- freulicherweiſe in realen Grenzen hielten. Be⸗ züglich der Viehzölle halte er nach wie vor ſeinen alten Standpunkt aufrecht.— Wegen des Ver⸗ mahlungszwanges für Weizen verwies der Mi⸗ niſter auf die bereits in der Preſſe veröffent⸗ lichte Feſtſtellung und erklärte, daß er ſich für eine Erhöhung der Vermahlungsquote auf 50 Prozent für die nächſten Monate einſetzen werde. Ueber die Frage der Senkung der Agrarſteuern und der Rentenbanklaſten habe er ſich auf der Verſammlung des Deutſchen Landwirtſchaftsra— tes in Münſter ausführlich geäußert. In de Frage der Neuregelung des Pachtrechtes werde ſein Miniſterium alles aufbieten, dieſe Angele— genheit im Reichstag zur baldigen Entſcheidung zu bringen. Trauerſitzung des Reichskabinetts Berlin, 3. Okt. Das Neichskabinett trat heute nachmittag unter dem Vorſitz des Kanzlers zu einer Trauerſitzung für Dr. Streſe⸗ mann zuſammen. Der Reichskanzler gedachte hierbei erneut in warmen Worten des Dahin⸗ geſchiedenen und würdigte ſein Wirken für Reich und Volk. Staatsſekretär v. Schubert gas der tiefen Trauer Ausdruck, die das Aus- wärtige Amt und ſeine Beamtenſchaft über den Verluſt ihres unvergeßlichen Chefs erfüllt. Im Anſchluß heran beſchloß das Kabinett auf Antrag des Reiche anenminiſters das Staatsbegräbnis, das im Einvernehmen mit der Familie am Sonntag vormittag ſtattfin⸗ den wird. e Die Aufbahrung Dr. Streſemanns. Berlin, 3. Okt. Die ſterbliche Hülle Dr. Streſemanns iſt heute abend im Wintergarten des Trauerhauſes aufgebahrt worden. Die Ueberführung in den Reichstag iſt für Sams⸗ tag früh vorgeſehen. Die Beiſetzung findet am Sonntag vormittag um 11 Uhr ſtatt, um möglichſt weiten Kreiſen der Freunde des Verſtorbenen Gelegenheit zum Abſchiednehmen zu geben. Das Staatsbegräbnis Dr. Streſemanns. Berlin, 4. Oktober. Bei der Trauerfeier im Reichstag wird Reichskanzler Müller die Trauer, rede halten. Die Kundgebung vor dem Reichstag wird von Reichstagsvizepräſident von Kardorff mit einer Anſprache eröffnet werden. An der Trauerfeier im Reichstag wird auch der Reichs⸗ präſident teilnehmen. Der Trauerzug geht vom Reichstag durch die Wilhelmſtraße und wird dort einen Augenblick vor der Arbeitsſtätte Guſtav Streſemanns hal⸗ ten, um dann über die Blücherſtraße zum Fried⸗ hof der Luiſenſtädtiſchen Gemeinde weiterzugehen. Auf dem Sarg wird die Dienſtflagge des Reichs. außenminiſters liegen, die den Schild und den Reichsadler zeigt. Zur Totenparade wird eine Kompagnie Reichswehr kommandiert werden. ns Nah und Fern Mainz, 3. Okt.(Zum Mainzer Eiſen⸗ bahnunglück.) Wie mitgeteilt wird, iſt gegen den Lokomotivführer des Fernſchnellzuges ein Verfahren eingeleitet werden. Es ſteht zweifellos feſt, daß er das Halteſignal überfahren hat. Eine Unterſuchungskommiſſion iſt eingeſetzt, um feſt: zuſtellen, ob ſeine Behauptung, daß die Bremſe an der Lokomotive verſagt hätte, zutrifft. Zweibrücken, 2. Okt.(Gatten mörder zum Tode verurteilt.) Eine außerordentlich grauſam ausgeführte Tat brachte den 55 Jahre alten Ackerer Karl Lebeck aus Dietſchweiler vor das Schwurgericht. Er iſt angeklagt, ſeine um 30 Jahre jüngere Ehefrau, die ſich in der Schwan⸗ gerſchaft befand, in der Nacht zum 14. Juni mit einem Strick erdroſſelt zu bahen. Allgemein mar Lebeg im Tore als Geizhals ſchimmſter Sorte bekannt. Er hatte die Ehe nur unter der Bedin⸗ gung eingegangen, daß Gütergemeinſchaft ver⸗ einbart wurde. Beſtimmt wurde dabei, daß Lebeck Alleinerbe ſein ſollte, falls ſeine Frau kinderlos ſtürbe. Hier liegt auch der Angelpunkt der Ta: Der Frau wird allgemein das Zeugnis eine guten und fleißigen Hausfrau ausgeſtellt, wäh⸗ ind Lebeck für ſo geizig verſchrien war, daß er ſowohl der Frau wie auch dem Vieh nur das Not⸗ wendigſte geben ließ. Verſchiedene Drohungen, die er vor Wut ausgeſtoßen hatte, ließen bald den Verdacht des Mordes aufkammen Mach ging während des ganzen Tages durchgeführten Ver⸗ handlung, in der 24 Zeugen und zwei Sachver⸗ ſtändige vernommen wurden, lautete das Urteil uf Todesſtrafe. Lebeck nahm das Urteil ziemlich kaltblütig auf und wollte im Schlußwort ſeine Tat damit rechtfertigen, daß er von ſeiner Frau ſchlecht behandelt worden ſei. Bellheim, 3. Okt.(Hauseinſturz.) Am Mittwoch abend iſt das neuerbaute Wohnhaus des Maurermeiſters Georg Pfirrmann unter großem Getöſe eingeſtürzt. Es waren gerade drei Arbeiter am Bau beſchäftigt, die ſich aber recht⸗ zeitia retten konnten. Der Einſtur⸗ iſt auf ſchlech⸗ Arbeitsloſenverſicherungsgeſetz in dritter Leſung angenommen Deutſcher Reichstag VDZ. Berlin, 3. Okt.(Radio.) Auf der Ta⸗ gesordnung ſteht die 3. Beratung der Reform der Arbeits⸗ loſenverſicherung. Abg. Raedel(Kom.) führt aus, es handele ſich um einen unerhörten Diebſtahl an der Ar⸗ beiterſchaft. Die Kommuniſten würden dieſes Raubgeſetz ablehnen. Abg. Graf Weſtarp(Dnatl.) erklärt, die Deutſchnationale Fraktion habe ſich bemüht, die dringend notwendige Reform der Arbeitzloſen⸗ verſicherung ohne eine weitere Belaſtung zu er⸗ möglichen. Dieſer Verſuch ſei an dem Widerſtand der Regierungsparteien geſcheitert. Der vorlie— gende Entwurf ſei eine Teillöſung, die die ent⸗ ſcheidenden Fragen ofſen läßt. Abg. Rieſener(Ztr.): Die Zentrumsfrak⸗ tion erkennt an, daß durch die Vorlage das Ziel der Sanierung nicht vollkommen erreicht wurde. Der Entwurf bringt aber eine ganze Reihe not— wendiger Verbeſſerungen, ſodaß es unverant⸗ wortlich wäre, ihn abzulehnen. Das Zentrum wird darum der Vorlage zuſtimmen. Abg. Dr. Zapf(DVP.) Unſere Vorſchläge hat der vorliegende Entwurf nicht verwirklicht. Wir wollen ihn jedoch nicht ablehnen, weil wir die mit ihm erreichten Vorteile anerkennen. (Lärm bei den Kommuniſten.) Wir werden uns;, da die Vorlage unſere Vorſchläge nicht berück⸗ ſichtiat, der Stimme enthalten. Abg. Freidel(WP.): Die Wirtſchaftspar⸗ tei hält eine ausreichende Arbeitsloſenverſiche⸗ rung für eine ſoziale Notwendigkeit, ſie vertritt aber die Meinung, daß die Beitragserhöhung und die Leiſtungen ſich in normalen Grenzen hal⸗ ten müſſen, um die Leiſtungsfähigkeit der deut⸗ ſchen Wirtſchaft nicht zu gefährden. Die Wirt⸗ ſchaftspartei kann ihre Zuſtimmung zu dem Entwurf nicht geben. Abg. Meyer(Dem.): Wir werden die mit dem Entwurf gemachten Erfahrungen abwarten und im Zuſammenhang mit der Reichsfinanz⸗ reform zu einer Geſamtlöſung kommen, die das Intereſſe der Wirtſchaft wahrt. Im gegenwär⸗ tigen Moment müſſen wir vor allem eine Regie⸗ rungskriſe verhüten. Vor der Schlußabſtimmung gibt Abg. Auf⸗ häuſer(Soz.) für ſeine Fraktion eine Erklä⸗ rung ab, in der es heißt: Wir bedauern die Auf⸗ nahme einzelner Beſtimmungen, die unſere Zu⸗ ſtimmung nicht gefunden haben. Entſcheidend iſt aber, daß die Novelle die allgemeine Verſiche⸗ rungsleiſtung aufrecht erhält. Obwohl nachweis⸗ lich eine Beitragserhöhung zur dauernden Sa⸗ nierung der Reichsanſtalt unentbehrlich iſt, dürfte ſie am Widerſtand der D. V. P. geſcheitert ſein. Die ſozialdemokratiſche Fraktion will aber ein ſozialpolitiſches Reformwerk nicht gefährdet ſehen. In der Schlußabſtimmung wurde das Ar⸗ beitsloſenverſicherungsgeſetz mit 238 gegen 155 Stimmen bei 40 Enthaltungen angenom men.— Gegen 3/2 Uhr vertagte ſich der Reichstag auf unbeſtimmte Zeit. N Oualif St Ir Klich) Pilli Sreisen aufen Sie nur Bel Ber Sdolt Binige mer kanfe Beispiele Aus UrnSSrer groen AUuS Wah: Herren-Anzug Unsere eK. Sfemderd- Qual., mod. esfreiff, 85. 45 2* Debergangsmanſtel M. Gr fel, irhprögrierf, solide Gebreudchisqual. 058. Winter- Uster IH USW echSeEIl bre. Hir) S Uf, que Strap Zier qualiföf Wirk. H 1.5 r MANN NEIN SRETTE STRASSE 65.— Das verlorene Pied. Copyright by W. Vobach u Co. G. m. b. H. Leipzig. Feuilleton⸗Vertrieb C. Hanbmann, Literatur⸗Büro, Leipzig. Roman von Hans Poſſendborf. (24. Fortſetzung.) Joachim zögerte moch, ob er ihre Liebenswür⸗ digkeit annehmen dürfe. Aber in ihrer friſchen beſtimmten Art fuhr Lore Gudden fort:„Wann haben Sie ſich draußen verabredet? Um zehn Uhr? Gut, richten wir uns alſo ein, daß wir um neun Uhr eintreffen, dann bleibt Ihnen eine Stunde für die Beſichtigung. Fünfumdvierzig Minuten brauchen wir für die Fahrt, alſo treffen wir uns um acht Uhr fünfzehn Minuten— nun, ſagen wir, am Haupteingang von Marſhall Fieldd— Sie wiſſen doch, das große Warenhaus. Das liegt ja wohl ganz bequem für Sie? Alſo abgemacht, nicht wahr? Sie hatte während der letzten Worte in den Noten geblättert.„Was ſoll ich alſo ſingen? Et⸗ was Deubſches, nicht?“ Joachim hatte den Flügel geöffnet umd davor Platz genommen. Nun ſtellte Lore das ausge⸗ wählte Lied auf das Notenpult vor ihn hin. Es war„Der Nußbaum“ von Schumann. Wunder⸗ zart erklang das Vorſpiel unter den Händen des Künſtlers, und dann ſetzte Lore eim. Einem Augen⸗ blick ſtockten Joachim die Finger auf den Taſten: Eine Stimme ſo ſüß und weich, ſo jung und rein hatte er kaum je gehört, Unwillkürlich hob er ſeinen Blick zu der Sängerin, und ſeine großen, grauen Augen verrieten ihr ſein ganzes Ent⸗ zücken. Da ſchwand auch der letzte Reſt von Zag⸗ haftigkeit aus ihrer Stimme, und wundervoll fluteten die Töne des herrlichen deutſchen Lie⸗ des durch den Raum und erfüllten das Herz des jungen deutſchen Künſtlers mit ſüßer Wonne und bitterem Heimweh. a Als ſich Joachim eime halbe Stunde ſpäter verabſchiedete, ſchloß ſich ihm Theddy Stanford an. Seine naive Sympathie für den jungen Kom⸗ poniſten ſchien durch die Entdeckung, daß dieſer kein Millionär war, nicht dauernd getrübt zu ſein, ſonndern war nach Ueberwindung des erſten großen Staunens deſto ſtärker wieder erwacht.— „Finden Sie nicht auch, Herr Dowſen, daß Fräu⸗ lein Lo ganz furchtbar reizend iſt?“ begann er unverblümt. Und weil Joachim dieſe Tatſache nicht leugnen konnte, fuhr er fort:„Allright! Ich will ſie nämlich heiraten. Sie wiſſen doch, mein Vater iſt der drittreichſte Mann von Chilhago. John Stanford von Stanfard u. Co. Er iſt auch der Hauptaktionär von der Standard⸗Film⸗ Campany, mit fünfzig Millionen Dollar be⸗ beiligt.“ Joachim vermochte nicht ſofort zu antworten. Der Aerger verſchlug ihm förmlich die Stimme. Bildete ſich dieſer junge Nichtstuer denn ein, er könne ſich mit ſeinem Gelde alles auf der Welt einfach erkaufen— ſogar die Liebe der blonden Lo Gudden? Doch was Theddy nun mit ſtammelnder, zag⸗ hafter Stimme hervorbrachte, bewies, daß er ſeiner Sache durchaus nicht ſo ſicher war und ſei⸗ nen Reichtum viel mehr als einen ſeine ſonſtige Unvollkommenheit mildernden Umſtand ins Tref⸗ fen geführt hatte.„Meinen Sie Herr Dowſen“, ſagte er und wurde rot wie ein Krebs,„daß— daß ſie mich nehmen wird?“ Da huſchte ein feines Lächeln über Joachims Geſicht. Doch es war nicht nur der naive junge Mann, der ihm im dieſem Augenblick komiſch vor⸗ kam. Auch ſich ſelber mußte er belächeln. War⸗ um hatte er ſich denn erſt ſo geärgert? Weil dieſer Theddy Stanford das Fräulein Lore Gud⸗ den heiraten wollte? Ja, was in aller Welt ging ihn, Joachim Sendow, das denn eigentlich an? Elftes Kapitel. Auf die Minute vünktlich traf Lore Gudden am nächſten Morgen mit ihrem Auto auf dem verabredeten Platze ein. Sie wechſelte mit Joa⸗ chim einen kameradſchaftlichen Händedruck und bat ihn, einzuſteigen. „Sie ſteuern ſelbſt?“ war ſeine erſte, erſtaunte Frage, als er eben dem jungen Mädchen Platz nahm. „Nun halren Sie mich wahrſcheinlich auch für eime wilde Sportfanatikerin?“ erwiderte Lore, während ſie den Wagen anfahren ließ und ſofort im ein ziemlich ſcharfes Tempo überging.„Aber da tum Sie anir unvecht. Ich benutze dieſe ſchöne Einrichtung nur als angenehmes Fortbewegungs⸗ mittel. Als Sport intereſſiert ſie mich garnicht. „Ich wundere mich nur über ihren Mut und ihre Nerven. Daß Sie in dieſem Wagengewim⸗ mel den Kopf nicht verlieren?“ „O, gute Nerven haben wir hier alle. Das liegt wohl in der Chikagoer Luft.“ „Und wenn Sie unterwegs eine Panne bekom⸗ men, wer hilft Ihnen dann aus der Verlegenheit, wenn Sie ſo allein fahren?“ „Um's Himmels willen, berufen Sie es nicht, Herr Dowſen! Natürlich kann ich einen Reifen flicken oder einen kleinen Motordefekt beſeitigen; aber es iſt mir die verhaßteſte Tätigkeit. Ich habe ein Grauen vor allen techniſchen Dingen. Aber nun kümmern Sie ſich mal garnicht um mich, und ſehen Sie ſich gut um. Der Weg iſt ganz inte⸗ reſſant. Sie ſind ſicher noch nicht aus dem ele⸗ ganten Zentrum Chikagos herauskommen?“ „Allerdings noch nicht. Wie ich mich auf die Fahrt freue! Und was für ſchönes Wetter wir haben!“ Und ein ſeit vielen Jahren nicht mehr gekann⸗ tes Gefühl von Lebensfreude durchrieſelte Joa⸗ chim, als er ſo in der friſchen Morgenluft dahin⸗ fuhr. War es der Klang der heimatlichen Spra⸗ che, der ihn ſo glücklich ſtimmte? Denn Lo Gud⸗ den ſprach heute, da ſie allein waren, nur Deutſch Benleiterin mit ibm. Oder war es ſeine junge ſelbſt, deren Nähe dieſen belebenden Einfluß auf ihn übte?. Man kam jetzt ſchon durch ein Stadtviertel. das Joachim ganz unbekannt war. Von Minute zu Minute wurde das Straßenbild kläglicher: Die Menſchen machten einen verwahrloſten Eindruck, wahre Jammergeſtalten tauchten auf; die Häuſer wurden immer ärmlicher. Die Straßenpflaſter⸗ ung beſtand nur noch aus feſtgetretenem Kies; ſchließlich hörte ſie ganz auf, und ein dicker und zäher Schlamm trat an ihre Stelle, Scharen von zerhunmpten, dunkebhaarigen Kindern ſpielten in den ſchmutzigen Gaſſen und verſuchten, meiſt er⸗ folglos, von den wenigen gutgekleideten Paſſan⸗ ten eim Almofen zu erbetteln. Es war ein troſt⸗ loſes ſpziales Bild, wie es Joachim, in dem de⸗ mokratiſchen Amerika aber nie vermutet hätte. „Das iſt alſo Chikago!“ rief er erſtaunt aus. „Chikago von der anderen Seite, Herr Dow. ſen. Hier liegen die enttäuſchten Hoffnungen vor vielen tauſend Guropäern begraben— alles Men ſchen, die in der ſicheren Erwartung herüberka⸗ men, hier reich zu werden; viele Landsleute von ums ſind darunter, und dann auch viele Italiener umd Juden aus Rußland und aus Galizien.— Wenn Sie wüßten, für welche Hungerlöhne dieſe 5 8 0 505 arbeiten müſfen, wie dieſe Familien U— Die Häuſerreihen lichteten ſich jetzt mehr und mehr. Endlich lagen die Vororte hinter ihnen, und man kam aufs Land. Ab und zu paſſierte man noch größere Fabrikanlagen, aber dann nun, mehrere Eiſenbahnlinien ſchmeidend, ku einer großen Kurve die Richtung nach dem Michigau⸗ ſee nahm und dann am Ufer des rieſigen Gewüf⸗ ſers entlang lief. Das Auto fuhr jetzt in einen Tempo, das jede Unterhaltung unmöglich machte. Nur beim Durchfahrer der Ortſchuften lie Lore eee 2 8 tes Fundament zurückzuführen. Die polizeiliche Unterſuchung iſt im Gange. Landau, 3. Okt. Gefaßte Einbrecher⸗ bande.) In den letzten Wochen wurden bekannt⸗ lich in Neuſtadt und in Landau von einer Ein⸗ brecherbande größere Einbrüche verübt. Nach ei⸗ ner von Frankfurt nach Landau gelangten Nach⸗ richt ſollen nunmehr als Täter zwei Schwerver⸗ brecher, die von den Juſtizbehörden ſchon lange geſucht worden ſind, in Frankfurt feſtgenommen worden ſein. Mannheim, 3. Okt.(Ein letzter Brief Dr. Streſemanns.) Beim Oberbürgermei⸗ ſter Dr. Heimericht iſt heute morgen ein wahr⸗ ſcheinlich erſt geſtern unterzeichneter Brief fol⸗ genden Inhalts eingegangen:„Für die Ueber⸗ ſendung der Broſchüre„Mannheim. Bilder und Zahlen, Sorgen und Wünſche“, die ein eindrucks⸗ volles Bild von der Lage der Stadt gibt, ſpreche ich meinen verbindlichen Dank aus.“ Apfelmoſt. Jetzt iſt die Apfelernte in vollem Gange. Da iſt es wertvoll, daß wir uns des geſundheitsför⸗ dernden Apfelmoſtes erinnern. Dieſer iſt an Wir⸗ kung und Geſchmack nicht ſo kräftig wie der Wein⸗ moſt, aber ein hygieniſcher Wert iſt dennoch groß und ſein Preis weſentlich billiger. Schon die alten Römer ſchätzten die kühlende, durſtlöſchende und verdauungsfördernde Wirkung eines guten Apfels. Bei ihnen endete jedes größere Mahl mit dem Genuß von Aepfeln. Mit den Eier ſpeiſen begannen und mit dem Apfelgenuß been deten ſie ihr Mahl. Daher hatten ſie die Redens⸗ art: vom Ei bis zum Apfel, d. h. vom Anfang bis zum Ende. Wir eſſen meiſt nach einer Mahl⸗ zeit Käſe, weil dieſer die Verdauung am meiſten fördert, der Obſtgenuß aber Beſchwerde ſchafft. Die Urſache liegt aber nicht am Obſt, ſondern am modernen ſchwachen Magen. Obſt war die Ur⸗ ſpeiſe des Menſchen und wer es mit ſeiner Ver⸗ dauung gut meint, trainiert ſo lange, bis er wieder rohes Obſt vertragen kann. Der Apfel erfreut ſich auch bei uns großer Be⸗ liebtheit und Apfelſäfte und Apfelweine haben immer mehr Boden gewonnen, die ſie den Appe⸗ tit anregen und das Blut abkühlen und reinigen. Für Fettſüchtige iſt der Apfelmoſt und Apfel⸗ wein ſehr zu empfehlen. Manche Apfelſorten haben noch einen größeren Beſtandteil an Eiſen⸗ ſalzen als die Trauben, ſodaß ihr Genuß für Bleichſüchtige und Blutarme ſehr nützlich iſt. Man hat oft beobachtet, daß nach längerem Ge⸗ nuß von guten kernigen Aepfeln der mangelnde Appetit der Bleichſüchtigen ſich auffallend hob und ein Aufblühen der bleichen eingefallenen Wangen ſtattfand. 5 Apfelmoſt und Apfelwein ſebſt zu bereiten iſt nicht zu empfehlen, das beſorgen die Fabriken beſſer und billiger. Will man aber ſelbſt die Zu⸗ bereitung vornehmen, ſo iſt es notwendig zu wiſſen, daß weiche Aepfel keinen guten Saft ge⸗ ben, wohl aber die feſtfleiſchigen, wie Borsdor⸗ fer, Parmänen und Reinetten. Dieſe Aepfel ge⸗ ben einen Saft, der hochwertig im Geſchmack und in Haltbarkeit iſt. Zur Moſt⸗ und Weinbereitung darf man nur reife, nicht angefaulte Aepfel ver⸗ wenden, die vor dem Preſſen peinlich geſäubert werden müſſen. Vunte Zeitung. Bau zweier Mutterſtädte an den Enden des Gibraltar⸗Tunnels. An beiden Enden des Tunnels unter der Straße von Gibraltar, der die ſpaniſche Stadt Tarifa mit einem noch zu beſtimmenden Punkt an der Küſte Marokkos verbinden ſoll, ſollen nach der halbamtlichen„Nazion“ zwei Garten⸗ ſtädte entſtehen, die dem ſpaniſchen Königspaar zu Ehren die Namen Alfonina und Victoria er⸗ halten werden. Da man bei ihrer Anlage zu einer möglichſt vollkommnen und modernen Löſung aller ſtädtbaulichen Probleme gelangen will, wird zunächſt ein großer internationaler Wettbewerb 'eplant, um den beſten Bauplan au erbalten. Zeithen der Zeit Rieſenbetrug in Berlin.— Aus dem Leben der Brüder Sklarek.— Unglaub⸗ liche Zuſtände in einer Stadtbank.— Chauſſee⸗ Piraten im Auto. Von unſerem beſonderen Mitarbeiter. Einen 10⸗Millionen⸗Betrug zu verüben, dazu gehört ſchon allerlei. Dem gewöhnlichen Sterblichen klingt das unfaßbar. Er fragt ſich erſtaunt, wie es möglich iſt, daß in raffi⸗ nierteſter Weiſe Fälſchungen vorgenommen werden können, ohne daß eine Entdeckung möglich wurde. Drei Brüder Sklarek machen heute von ſich reden. Die Senſation hat wieder Stoff. Die Stadt Berlin iſt die Betrogene, obwohl ſie ſich vor nennenswertem Schaden durch Be⸗ ſchlagnahme des Nieſenvermögens der Brüder Stlarek bewahren kann. Wer ſind nun die Brüder Sklarek? In der Oeffentlichkeit wur⸗ den ſie bekannt vor allem als Nennſtall⸗ ſtallbeſitzer. In Berlin kennt man ſie als Großberliner, als Menſchen mit einem über⸗ triebenen luxuriöſen Lebenswandel, als Be⸗ ſitzer prachtvollſter Villen. 5 Vor allem das Haus Willi Sklareks, ſtellt ein wahres Schloß dar. Es iſt in einem Rieſen⸗ park gelegen und enthält 14 Zimmer, mit un⸗ erhörtem Luxus eingerichtet, mit Rieſen⸗ Geſellſchaftsräumen. Aber auch das Haus Max Sklareks iſt ein Luxusbau, wie er nur mit ſchwerem Gelde errichtet werden kann. Selbſtverſtändlich haben die Brüder Stlarek zahlreiches Dienſtperſonal gehalten. aus umserer Nerbst- Auswafil u Dilligen Messepreisen! Hinderschuhe felnfatb., braun, Lack usw., m. Kl. Fehlern, in Körben z. Aussuchen 3 .. Größe 20/26 4.90, 3.95,. Rinderschune leinfarb., braun, Lack usw. m. kl. Fehlern, in Körben z. Aussuchen 00 ... Größe 27/35 7.50, 6.90,. hellfarb., braun u. Lack- auch Trotteur- u. Bindeschuhe in entzück. Modellen u. Kombi- nationen.. 14.50, 12.50, Damen-Spangenschune beige, blond, braun, grau, rose, Lack usw., in verschieden. Aus- führ. 12.50, 10.50, 8.90, Damenspangenschune 0 10 auch Lack, weiß gedoppelt, breit oder halbspitz, sehr eleg. Form 16.50, 14.50, braune Herren- Aalüschuhe 15 Rindbox, wasserdicht. 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Dukatengold, das gar keins iſt. „Der Fachausſchuß für Edelmetalle der Ber⸗ liner Induſtrie⸗ und Handelskammer hat einge⸗ hens die Verwendung der Bezeichnung„Dukaten⸗ gold“ bei der Anpreiſung beſonders von Trau⸗ ringen geprüft und feſtgeſtellt, daß der Feinge⸗ halt der ſo bezeichneten Waren oft nicht den Feingehalt von 986,5% gleichkommt, den der alte öſterreichiſche Dukaten hatte. Der Fachaus⸗ ſchuß hat die Auffaſſung verneint, daß die mit der Bezeichnung„Dukatentgold“ verſehenen Trauringe nur das Gewicht des alten öſterrei— chiſchen Dukaten zu haben brauchten und die Notwendigkeit des erwähnten Feingehalts her⸗ vorgehoben, um eine Irreführung der Käufer zu vermeiden. Er empfiehlt, die Bezeichnung „Dukatengold“ überhaupt fortzulaſſen und die Schmuckſachen entſprechend den Beſtimmungen des Feingehalts Geſetzes vom 16. Juli 1884 nur in Tauſendteilen abzuſtempeln. Mannheimer Produktenbörſe. Mannheim, 3. Okt. Auf die Verordnung hin, daß die Beimahlung von Inlandsweizen von 40 auf 50 Prozent erhöht wurde, war das Angebot von Inlandsweizen äußerſt knapp bei weſentlich erhöhten Preiſen. Auslandsweizen war ebenfalls un Preiſe erhöht. Die Börſe verlief in ſtetige. Haltung. Im nichtoffiziellen Verkehr nannte man gegen 12 Uhr in 1 per 100 kg. Waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 25.50. ausl. 28—33, Rog⸗ nen inl. 20. ausl. 20. Hafer inl. 18.25—19.25. ausl. 20—21, Braugerſte bad. württbg. und Tauber⸗ gerſte 21.50—23, pfälz. Gerſte 23—24, Futtergerſte 18—19, Mais mit Sack 20, ſüdd. Weizenmehl 2. Sorte 35.50, ſüdd. Weizenauszugsmehl 41.50, ſüdd. Weizenbrotmehl 27.50, ſüdd. Roggenmehl 28—32, Weizenkleie 11, Biertreber mit Sack 18.25 und Leinſaat 46.50 Mk. Mannheimer Kleinviehmarkt. Mannheim, 3. Okt. Dem heutigen Kleinvieh⸗ markt waren zugefahren 128 Kälber, 42 Schafe, 6 Schweine, 613 Ferkel und Läufer. Bezahlt vurden für Kälber 68—84, für Schafe 54—58, für Zchweine 89—92, für Ferkel bis 4 Wochen 24—30, iber 4 Wochen 32—40, für Läufer 45—60 Mark. Narktverlauf mit Kälbern mittelmäßig, geräumt, nit Schweinen mittelmäßig, geräumt und mit erkeln und Läufern ruhig. Lokale pachrichten Todesfall. Nach einem arbeitsreichen und geſegneten Leben wurde geſtern Herr Peter Schloſſer 1., ein achtbarer Mitbürger unſerer Gemeinde, an ſeinem 68. Geburtstage in ein beſ— ſeres Jenſeits abgerufen. Die Beerdigung findet am Samstag 5 Uhr ſtatt, woran auch der Männer— geſangverein, deſſen Ehrenmitglied Herr Schloſſer war, teilnimmt. Näheres im Inſeratenteil. * Gemeinderatsſitzung. Freitag, den 4. Oktober 1929, abends halb 9 Uhr findet eine Sitzung des Gemeinderats mit folgender Tages— ordnung ſtatt: Klage der Gemeinde gegen den Viernheimer Kreditverein; hier Abſchluß eines Ver— gleichs. D. ⸗J. K.⸗Cahrt nach Singen. Es iſt beabſichtigt, die Fahrt am nächſten Sonntag nach Bingen per Omnibus zu unternehmen. Der Fahr— preis beträgt wie mit der Bahn 6 Mark. Der Omnibus iſt gut gepolſtert, ſodaß es eine ange— nehme Fahrt wird. Die Anmeldungen müſſen aber heute ſofort gemacht werden in der Geſchäftsſtelle, Rathausſtraße. Da die Fahrt als Ausflug gedacht iſt, wird um rege Beteiligung der Mitglieder ge— beten. * Sänger⸗Einheit. Die Vorſtandsmit⸗ mitglieder wollen dem heutigen Inſerat im Veveins— regiſter beſondere Beachtung ſchenken. Harry Piel. Heute zur 27. Propaganda⸗ Vorſtellung ſieht man im Film⸗Palaſt ein ganz hervorragendes und reichhaltiges Programm in 15 Rieſenakten. 1. Harry Piel, in ſeinem ſtärkſten Filmwerk:„Die geheimnisvolle Macht“ in ſechs ſenſationellen und abenteuerlichen Akten. Harry Piel, der Meiſter der Senſationen und Abenteurer. Als 2. Schlager kommt ein Film aus den eſtniſchen Befreiungskriegen und heißt:„Der junge Adler.“ Eine kriegeriſche Liebesgeſchichte in 7 Rieſenakten, ſpannend von Anfang bis Ende. Als Einlage: Ein köſtliches Luſtſpiel in zwei humorvollen Akten. Lachen ohne Ende. Ein Freitagsbeſuch des Viern— heimer Filmpalaſtes iſt ſtets was beſonderes und erfreut ſich ſtets eines guten Beſuchs. Heute gilt Freikarte Nr. 17. Jeder Beſucher erhält beim Löſen einer Karte eine Freikarte für nächſten Frei— tag. Auf in den Film-Palaſt. Für Samstag, Sonntag und Montag iſt wieder ein ganz beſon— deres und erfolgreiches Programm auf dem Spiel— plan, das an der Spitze aller Darbietungen der Woche ſteht. Jüdiſche Feiertage. Im Oktober feiern unſere jüdiſchen Mitbürger eine Reihe hoher Feſte. Das jüdiſche Neujahrsfeſt wird am 5. und 6. Okt. gefeiert. Das Verſöhnungsfeſt fällt auf den 14. Oktober und am 26. und 27. Oktober feiern die jüdiſchen Gläubigen das Laubhüttenfeſt. *Die Fahnen auf halbmaſt. Als Zeichen der Trauer für den ſo plötzlich verſtorbenen Außenminiſter Dr. Streſemann hatten die öffent— lichen Gebäude halbmaſt geflaggt. Blühende Bäume. Das anhaltende warme Wetter zeigt an vielen Stellen unſerer Ge— markung blühende Bäume. Eingeweihte Kreiſe wiſſen von dem Leben der Brüder Sklarek in den teuerſten und vornehmſten Lokalen Berlins zu erzählen, wobei es ſtets hohe Zechen abſetzte. Auch ſonſt frönten ſie jedem nur denklichen Luxus. Uns intereſſiert am meiſten. wie es möglich war, daß vier Jahre lang die Stadt Berlin in ſolch unerhörter Weiſe betrogen werden konnte. Das Geſchäftsgeheimnis wurde ent⸗ hüllt durch das Geſtändnis des Buchhalters der Brüder Sklarek, Lehmann, der mit 13000 Mk. Monatsgehalt eingeſtellt war und in der Hauptſache die Fälſchungen vornehmen mußte. Die Brüder Sklarek hatten die bekannte Klei⸗ derverwertungsgeſellſchaft, welche die einzige Lieferantin der Stadt Berlin war. Wenn nun von irgendeiner ſtädtiſchen Behörde eine Be⸗ ſtellung einlief, ſo wurde dieſe durch das Be⸗ zirksamt an die Kleiderverwertungs⸗Geſellſchaft Gebrüder Sklarek weitergeleitet, dieſe führte dann den Antrag aus und ließ ſich auch gleich Quittungen ausſtellen, auf Grund deren dann die Stadtbank ſofort die Zahlungen leiſtete. Der Buchhalter Lehmann nun reichte nach ſei⸗ nen Angaben richtige Beſtellſcheine und Quit⸗ tungen ein, denen er aber gleichzeitig fingierte Scheine beifügte, ſodaß auf dieſe Weiſe von der Stadtkaſſe oft die drei⸗ bis vierfache Sum⸗ me des wirklichen Betrages ausbezahlt wurde. Auf dieſe Weiſe war es den Brüdern Skla⸗ rek gelungen, im Laufe der letzten 4 Jahre die Stadt Berlin um die Rieſenſumme von rund 10 Millionen Mk. zu betrügen. Der weiteren Unterſuchung wird es nun vorbehalten ſein, Aufklärung darüber zu verſchaffen, ob nicht bei ſorgſamer Reviſion und Nachprüfung ſolche Betrügereien hätten verhindert werden kön⸗ nen. Nicht nur für Berlin, ſondern auch für die anderen Städte iſt dieſer Fall aber eine Warnung, daß derartige Geſchäfte nicht einer einzigen Firma überlaſſen werden dürfen, ſon⸗ dern, daß unter Berückfichtigung der heutigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe eine Belieferung der Städte am ſicherſten und zweckdienlichſten iſt, wenn ſie in gerechter Form auf den geſam⸗ ten Mittelſtand von Fall zu Fall verteilt werden. * Zu der gleichen Zeit beſchäftigte das Schöf— fengericht Neukölln ein Prozeß gegen 4 Neu— köllner Stadtbankbamte. Auch hier wurde es Betrügern möglich, die Stadtbank um 163 000 Mark leichter zu machen. Es iſt intereſſant, wie ſich die Angeklagten über die Kontrolle und Reviſion bei dieſer Stadtbank äußerten. Es wurde nämlich feſtge⸗ ſtellt, daß ſtatutengemäß die entſprechenden Reviſionen immer durchgeführt wurden, ohne daß durch ſie von den Unterſchlagungen ir⸗ gendetwas ermittelt worden wäre. Der Haupt⸗ angeklagte erklärte auf die Frage des Vorſit⸗ zenden, wie es denn möglich geweſen wäre, ſtets um die Reviſion herumzukommen unter anderem: Es ſei eſuell geweſen, bei Revi⸗ ſionen, deren Termin vorher ſchon immer be⸗ kannt war, in den einzelnen Abteilungen ſich mit Geldbeträgen bis zu 50 000 Mk. auszuhel⸗ fen. War dann die Reviſion beendet, wurden die Gelder der betreffenden Abteilung wieder zur Verfügung geſtellt. Wir müſſen ſchon ſagen, daß ſcheinbar an der Neuköllner Stadtbank ſkandalöſe Zuſtände herrſchten. Bekanntlich ſind dort die Kommu⸗ niſten an der Spitze. Vor allem iſt es für uns unerklärlich. daß Reviſionen vorher angemel⸗ det wurden. Denn nur ſo iſt es ja auch den Betrügern möglich geweſen, ihr Handwerk aus⸗ zuüben. Auch hier eine Warnung für alle Kom⸗ munen, die Kontroll- und Reviſionsmaßna⸗ men in ihren Beſtimmungen korrekt durchzu- führen und wo es notwendig ſich erweiſen ſollte, ſogar noch zu verſchärfen. Man glaubt ſich nach Wild-Weſt verſetzt, wenn man in den Zeitungen von den verwe— genſten Verbrecherüberfällen lieſt. So wurde dieſer Tage auf der Chauſſee Berlin— Lich⸗ tenrade ein Berliner Fuhrunternehmer mit ſeinem Auto durch ein ihm entgegenfahrendes in der unglaublichſten Weiſe ſiberrumpelt. Zu⸗ erſt verſuchten es die Verbrecher durch ihre Scheinwerfer, den Berliner Fuhrunternehmer zu blenden, ſodaß ſchließlich dieſer die Herr⸗ ſchaft über ſein Steuer verlor und gegen einen Baum rannte. Noch im Vorbeifahren aber fühlte er einen brennenden Schmerz in den Augen, wahrſcheinlich weil ihm die Vorbervaß⸗ renden irgendein ätzendes Pulver, vielleicht auch Pfeffer ins Geſicht geſchleudert hatten. Das Auto überſchlug ſich und in demſelben Augenblick fielen zwei Männer über den Schwerverletzten her, ſchlugen auf ihn ein und beraubten ihn ſeiner Brieftaſche. Der Ueberfallene konnte gerade noch ſehen, wie die Räuber in den kurz vorher an ihm vorüberge⸗ fahrenen Wagen, der nur wenige Meter von dem Tatort entfernt ſtand, ſtiegen und eilends davon fuhren. Ein trauriges Kapitel für die Verwilde⸗ rung und Verrohung der Sitten.