9 enheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung e täglich mit Lusnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1. k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 8 0 5 1 4 Fernſprecher 117— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt 955 5 1 Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. — 5. nne 5 T Hesse. Cualltäten und doch billie! 6 1 6 Nantfel-Sfoffe u. dwer Dlitine-Velour Manfel- Stoffe hRlaue Mantel-Ofiomäane sollde Qualität, in engl. Geschmack, 75 140 em breit, schöne Mantelfarben 90 1 e 90 solide Qualitat, 140 em breit 455 eee Mtr. 4.90, 140 em breit....... Mtr. 2.85, Regulärer preis ganz bedeutend höher Mtr. Farbtönen.... Mtr. 5.90, 5.50. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden i dſehndeddenſl dure arne, Anzugstofte 15⁰⁵⁰ fi due Herren Anzugsigftg Joo ca. 150 em br., allerneueste Dessins, ganz erstkl. Kottbuser Fabrikat Mtr. solide Qualitäten, Gelegenheitspreise... Mtr. 10.50, reinseid. Schweizer Qualitätsware in größerem erprobte, solide, reinseldene Qualitäten Veloutfine 4⁰ .. Reklamepreis Mtr. 6.90, 5.90, Sortiment... 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Die Beerdigung findet morgen Mittwoch nachm. 5 Uhr vom Trauerhause, Friedrich Ebertstr. 21 aus statt. Waſchmaſchine„Friedel“ probiert? Sie übertrifft im Waſchen an Sauber- u. Schnellig⸗ keit alles bisher Dageweſene. Preis 25 Mark. billige A. Friedel, Mannheimerſtr. 47 2—4 Zimmerwohnung nöglichſt mit Bad und Heizung per ſofort oder ſpäter zu mieten geſucht. Gefl. Angebote unter X Y 106 an d. Verlag. Für den Herbſtanfang empfehle. Damen⸗Mäntel engliſche Stoffart mit echtem Pelzbe— ſatz von 29,50 Mark an. Fraueu⸗ Mäntel blau und ſchwarz in allen Preislagen. Web dus der Doclheschule Fuuiassche! Der unerbittliche Schnitter Tod hat unſeren lieben Schulkameraden Georg Stahl infolge eines ſchmerzlichen Unglücksfalles plötzlich aus unſerer Mitte gerufen. Zwecks Beteiligung an der Be⸗ erdigung verſammeln ſich die Kameraden heute Dienstag Abend 8 Uhr im Löwen zu einer Beſprechung. Es gilt unſe⸗ rem lieben Mitſchüler die letzte Ehre zu erweiſen, darum ſei alles zur Stelle. Die Einberufer Uerein f. Sport u. Körperpflege Unſern Mitgliedern zur Kenntnis, daß unſer aktives Mitglied Georg Stahl durch einen ſchrecklichen Unfall aus unſerer Reihe geriſſen wurde. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch um 5 Ühr ſtatt. Die Mit⸗ glieder werden um zahlreiche Beteiligung gebeten. Zuſammenkunft im Lokal. Der Vorſtand. Röderherde e Erſatzteile wie Herdplatten, Schiffe, Röſte uſw. empfiehlt billigſt Valt. Winkenhach, Weinheimerſtraße 53 Kinder⸗Mäntel in allen Größen Herren-Schweden- Mäntel, Herren- Apfelwein Marengo Paletot mit Samtkragen, Liter 30 Pfg. beſte Verarbeitung, billigſte Preiſe. Alter. 2 5 obert Steiert Apfelwein R ert. S 62 Liter 40 Pfg. Manufaktur- u. Modewaren Lebensmittelhaus Wäſche u. Ausſteuer Peter foschauer Damen- u. Herren⸗Konfektion „zum Rebftock“ Möbel-Tage sollen lhnen meine Leistungsfähigkeit beweisen Qualitäts möbel zu billigsten Preisen zu liefern. 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Bürgermeiſter Kohl, Bür⸗ germeiſter Schneider, Stadtrat Gottſchalk, Stadt⸗ rat Gütig. Stadtrat Radke. Stadtrat Weber, Ver⸗ maltungsdirektor Dynow. Verwaltungsdirektor Sucker, Direktor Brolat. Obermagiſtratsrat Schalldach. Obermagiſtratsrat Dr. Kunowſfki, Stadtamtsrat Sokolowſky. ſowie die Herren Lie— bert und Heinrich von der Berliner Anſchaffungs⸗ Geſellſchaft. Außerdem hat ein Herr Böß jun. ein Konto. Ein tſchechiſches Dorf eingeäſchert Prag, 9. Okt. In der Gemeinde Oskerda üſcherte ein Großbrand geſtern vormittag 36 Häu⸗ ſer und 40 Scheunen und Ställe ein. Von der nanzen Gemeinde blieben nur zwei Häuſer ſte⸗ hen. Die Bevölkerung iſt in großer Not und uhne Obdach. Die Verhandlungen des Organiſations⸗ komitees Baden⸗Baden. 9. Okt. In den Arbeiten des Organiſationskomitees der Bank für den inter— nationalen Zahlungsausgleich iſt geſtern ein nicht unerheblicher Fortgang inſofern erzielt worden, als man bezüglich der Einzahlung des Kapitals zu einer gewiſſen Uebereinſtimmung dahin ge⸗ langte, daß hier eine gewiſſe Freizügigkeit für die einzelnen garantierenden Länder geboten ſei. Ferner wurde die Frage des Korporationsrech— tos der Bank behandelt. doch iſt hierüber eine Entſcheidung noch nicht gefallen. Weiterhin wurde beſprochen das Kapitel Einlagen, wobei man ſich ziemlich ſtreng an die Beſtimmungen des Poung— planes hält. Ein Wettbewerb mit den übrigen Banken ſoll nach Möglichkeit ausgeſchaltet wer⸗ den. Man glaubt, daß der neuen Bank auf Grund ihrer beſonderen Aufgabenkreiſe ein hinreichendes Betätigungsfeld gegeben iſt. Reichsbankpräſident Dr. Schacht, der nach ſei⸗ ner Rückkehr von Berlin geſtern zum erſten Male wieder an den Verhandlungen teilnahm, hat ſich über den Fortgang der Arbeiten ſehr befriedigt i ausgeſprochen. Die Forderungen der Bank⸗ angeſtellten Berlin. 9. Okt. Bei der geſtrigen Beſprech⸗ ung im Reichsarbeitsminiſterium beantragten die Vertreter d. Bankbeamtenverbände. um den über⸗ eilten Abbau von Angeſſellten zu verhindern, Ver⸗ kürzung der Wochenarbeitszeſt auf 42 Stunden bezw. auf ſechs Stunden pro Tag für Buchungs⸗ nerſonal. Ueberarbeit dürfte infolge der Fuſion nicht geduldet werden. Durch Gewährung eines Abkehrgeldes ſoll für jüngere Kräfte Anreiz zum Verlaſſen der Bankkarriere geſchaffen werden. Ueber 50 Jahre alte Arbeitskrüfte ſollten nur mit einer auskömmlichen Penſion genötigt wer⸗ den, den Betrieb zu verlaſſen. Neueinſtellungen ſollen nur in Frage kommen, wenn vorher alle Wartegeldempfänger wieder eingeſtellt ſind. Franzöſiſche Stimmen gegen die Haager Veſchlüſſe Paris. 8. Oktober. Der Vorſtand der nationa— len Frontkämpfervereinigung hat in einer ein— ſtimmig angenommenen Entſchließung ſein Be— dauern über die im Haag betreffend des Rhein— land und das Saargebiet getroffenen Beſchlüſſe zum Ausdruck gebracht und die Regierung er— ſucht, ſchleunigſt die Organiſierung der Vertei— digung der Grenzen in Angriff zu nehmen und bei den Saarverhandlungen beſonders wachſam zu ſein. Neue Durchſtechereien in Washington? Waſhington, 8. Oktober. Senator Mac Kellar hat beantragt, daß eine Unterſuchung über den Verkauf der ehemaligen Regierungshandelsflotte an Privatunternehmungen eröffnet werden ſoll. Die Tatſache, daß 321 Schiffe, für die die Regie⸗ rung 400 Millionen Dollars bezahlt hat, bei dem Verkauf nur 15 Millionen Dollars eingebracht hätten, ſei auf Unregelmäßigkeiten beim Ship⸗ board und der Emergency Fleet Corporation zurückzuführen. Präſident Hoover hat bereits an⸗ geordnet, daß der Verkauf der Schiffe durch die Sbipboard unterbleibt. Die ruſſiſche Kirche verſteigert Dramatiſche szenen bei der Verſteigerung— Ein einz ger Vieter wtb. Berlin, 8. Okt.(Radio.) Die ruſſiſche Kirche am Fehrbelliner Platz im Weſten Ber— lins, in deren allernächſter Nähe ſich auch die Moſchee der Mohammedaniſchen Gemeinde befindet, iſt heute zur Zwangsverſteige— rung gekommen. Das Gebäude iſt mit ſeinen vielen charakteriſtiſchen Türmchen und Kuppeln iſt eine in dieſer Form ungewöhnliche Kombi— nation von Wohnhaus und Kirche. Neben den Kulträumen ſind in dem Gebäude noch etwa 20 Mietsparteien, ſowie Geſchäfte und ein Cafe untergebracht. Die Zwangsverſteigerung iſt von einer Genfer Bank, die eine Hypothek von 140 000 Mark auf das Grundſtück beſitzt, wegen Nichtzahlung der Hypothekenzinſen unter Kündigung der Hypothek beantragt worden. Der Zwangsverſteigerungstermin vor dein Charlottenburger Amtsgericht geſtaltete ſich äußerſt dramatiſch, da neben vielen Angehörigen der ruſſiſchen Emigrantenkreiſe auch der hochbetagte ruſ— ſiſche Biſchof Tychon in ſeiner eigen— artigen Amtstracht, den Roſenkranz in der Hand, erſchienen war und das Gericht in ruſſiſcher Sprache innigſt bat, doch barmherzig zu ſein und die Zwangsverſteigerung aus⸗ zuſetzen. Ebenſo war eine erblindete 66⸗ Kann Tausend do München, 9. Okt. In der Affäre Tauſend der bekanntlich unter dem Verdacht ſchwerer Be⸗ trügereien im Frühjahr verhaftet wurde und ge⸗ genwärtig im Münchener Unterſuchungsgefäng⸗ nis ſich befindet, iſt eine ſenſationelle Wendung eingetreten. Der Unterſuchungsrichter hatte Tau⸗ ſend. der während ſeiner Haft dabei beharrte, ſeine Goldmacherkunſt beruhe auf wiſſenſchaftlich ein⸗ wandfreien Methoden. jetzt Gelegenheit gegeben, die praktiſche Durchführbarkeit ſeiner Golderzen⸗ gungstheorie unter amtlicher und ſachverſtändiger Kontralle zu beweiſen. Der Verteidiger Tauſends. der Münchener Rechtsanwalt Dr. Graf von Peſtalozza, teilt dazu u. a. mit: „Am 3. Oktober 1929 hat Franz Tauſend im Hauptmünzamt in München unter Kontrolle des Münzdirektors, eines zweiten Münzbeamten, zweier beſonders ausgebildeter und erfahrener Polizeibenmten und in Anweſenheit des Unter⸗ ſuchungsrichters und des Staatsanwalts nach vor⸗ heriger eingehender kürperlicher Unterſuchung und gergner Durchſuchung ſeiner Kleidungsſtücke ſein Verfahren zur Herſtellung von Gold vorge— führt. Es gelang ihm, echtes und reines Gold in einer Menge herzuſtellen. die nach dem eidlich abgegebenen Gutachten des Münzdirektors in dem als Ausgangs⸗ material verwendeten Blei und den ſon⸗ ſtigen Zutaten unmöglich ſchon vorher enthalten ſein konnte. Tauſend hat den Beweis erbracht. daß er tatſüch⸗ lich in der Lage iſt, Gold herzuſtellen. Gegen die Aufrechterhaltung des Haftbefehls iſt jetzt von der Verteidigung Beſchwerde beim Oberſten Lan⸗ desgericht in München eingelegt worden.“ Schwindeleien mit Grundſchuldbrieſen Berlin, 8. Oktober. Umfangreiche Summen mit Grundſchuldbriefen bilden den Gegenſtand eines großen Prozeſſes, der heute vor dem Schöf— fengericht Berlin-Mitte begonnen hat. Angeklagt ſind fünf Perſonen. Der Leiter des Schwindel— konſortiums war Kaufmann Leon Reichmann, der im Jahre 1893 in Wien geboren iſt und eine ziemlich bewegte Vergangenheit hat. Er erwarb im Jahre 1922 ſämtliche Aktien der Berliner Handelskontor A.⸗G. und betrieb Hypothekenver— mittlung und Lombardierungen. Die Anklage wirft Reichmann und den Mitangeklagten vor, daß ſie Darlehensgeſchäfte betrieben haben, bei denen ſie ſich Grundſchuldbriefe auf Grundſtücke jährige Zeitungsfrau, eine Ruſſin, er- ſchienen, die, wie es heißt, ö ihre letzten Erſparniſſe für die ruſſiſche 1 Kirche geopfert hat und unter Tränen das Gericht bat, die Zwangsverſteigerung nicht ſtattfinden zu laſſen. Im Namen der Berliner Ortsgruppe des Weltbundes für Freundſchaftsarbeit der chriſt— lichen Kirchen war Pfarrer Wieland von der Lutherkirche erſchienen, um darauf hinzuweiſen, daß es ſich hier nicht nur um materielle Inte— reſſen, ſondern auch um geiſtige Werte han— dele. Da die Vertreter der Hypothekengläubiger jedoch erklärten, mit Rückſicht auf die finan— ziellen Umſtänden des ganzen Falles einer Verſchiebung der Zwangsverſteigerung nicht zuſtimmen zu können, konnte der amtierende Richter nichts anderes tun, als den geſetzlichen Beſtimmungen folgend, die Zwangsverſteige— rung vorzunehmen. Das Grundſtück wurde dann dem General- direktor der Aktiengeſellſchaft für Bauaus⸗ führungen, dem einzigen Bieter, für 180 000 Mark zugeſchlagen. Das Zuſchlagsrecht wird nach einer Friſt von zwei Wochen erteilt. Der neue Erwerber hat zugeſagt, die Kulträume zu erhalten. H machen? für Darlehensſucher aushändigen ließen, obwohl das Unternehmen über keinerlei Mittel zur Her— gabe v. Darlehen verfügte Die Grundſchuldbrieſe wurden benutzt, um daraus Geld zu ſchaffen. Die vereinnahmten Gelder ſinbd zu einem erheblichen Teil von Reichmann und ſeinen Mitangeklagten für eigene Zwecke verwendet worden. Nach den Verträgen ſollten die Grundſchuldbriefe, die übri— gens auf weit höhere Beträge als die beanſpruch⸗ ten Darlehen lauteten. dem Notar Jungfer zu treuen Händen übergeben werden. Der Notar Jungfer, der ſich ebenfalls unter den Angeklag— ten befindet, wird beſchuldigt, dieſe Sicherheiten unberechtigterweiſe an ſeine Mitangetlagten aus⸗ gehändigt zu haben. Die Darlehensſucher haben erhebliche Verluſte erlitten, in einem Falle 100 000 Mark. In einem anderen Falle 65000 Mark und in einem dritten Falle 21000 Mark. Oberſtaatsanwalt Tezlaff nicht Kunde bei Sklaret Berlin, 8. Okt. Zu der Behauptung eines Berliner kommuniſtiſchen Morgenblattes, daß ſich unter den Abnehmern von Anzügen der Sklareks auch der die Unterſuchung gegen die Sklareks führende Staatsanwalt Tezlaff be— finde, erfahren wir von zuſtändiger Stelle, daß Oberſtaatsanwalt Tezlaff keine Anzüge von der Firma Sklarek bezogen hat. Kampf mit Alkoholſchmugalern Newyork, 8. Oktober. In den Gewäſſern von Staten Island ſpielte ſich geſtern ein Gefecht zwi— ſchen einem Küſtenwachſchiff und zwei Alkohol— ſchmuggelſchiffen ab. Der Zollkutter beſchoß die beiden verdächtigen Schiffe, als ſie der Aufforde— rung, anzuhalten, nicht nachkamen, mit Grana— ten. Die Schmuggelſchiffe antworteten mit Ma— ſchinengewehren und Revolvern. Nach zweiſtün— digem Kampf wurde eines der Schmuggelſchiffe, nachdem es bereits von Granaten durchlöchert u. leckgeſchoſſen war, von einem Küſtenwachſchiff ge— rammt und verſenkt. Das zweite Schmuggelſchiff wurde beſchlagnahmt. An Bord befand ſich eine Likörladung im Werte von 30000 Dollars. Die Beſatzung war unter Zurücklaſſung eines Ver— wundeten in den Booten geflüchtet. Senator Niebour noch nicht gefunden Lübeck, 8. Okober. Trotz aller polizeilichen Adly Paſcha Yeghen 4 iſt nach dem Rücktritt Mohammed Mahmut Va- ſchas zum Miniſterpräſidenten Aegyptens gewählt worden. Adly Paſcha wird der erſte ägyptiſche Miniſterpräfident ſein, der die Vorteile des neuen Vertrages zwiſchen England und Aegypten genie— zen wird. ten Lübecker Senator Niebour noch keine Spur entdeckt werden. Senator Niebour war am Sonntag zunächſt auf der Weiß-Halbinſel— zwi— ſchen Trave und Stadtgraben— geſehen worden. Der Vermißte hatte im Kriege eine ſchwere Kopfverletzung erlitten. Man vermutet, daß er einem Unfall zum Opfer gefallen iſt. Der Sena— tor Niebour ſtand im 1. Lebensjahre und ge— hörte ſeit April 1925 dem Senat an. Oppelner Theaternvrozeß Ein gefährlicher Koffer? Oppeln, 8. Okt. Der zweite Verhandlungs⸗ tag wegen der Ausſchreitungen anläßlich des polniſchen Gaſtſpiels entſtand heute eine ge— wiſſe Aufregung. Der Vertreter der polniſchen Nebenkläger. Rechtsanwalt Simon, erklärte ein Schreiben erhalten zu haben, wonach ein Ver— handlungsteilnehmer gehört haben will, wie der Angeklagte Zeutner in Bezug auf einen zur heutigen Verhandlung mitgebrachten Koffer erklärte, daß darin eine Uhr ſei. Wenn Sara — gemeint iſt anſcheinend Rechtsanwalt Dr. Simon— ſprechen werde, ſoll der Koffer in die Luft fliegen. Der Angeklagte erklärte dazu, daß es ſich um eine vollkommene Ver— drehung der Tatſachen handele. denn er habe nichts beſonderes in ſeinem Koffer. Gegen mittag wurden die polniſchen Zeugen in den Saal gerufen. Von den 58 polniſchen Zeugen und Nebenklägern waren nur 16 er— ſchienen. Nach der Vernehmung der letzten deutſchen Zeugen begann die Vernehmung der Nebenkläger. Als erſter ſchilderte Theater— direktor Zung die Norfälle im Theater, auf dem Wege zum Bahnhof und am Bahnhof ſelbſt. Er ſei im Tunnel des Oppelner Bahnhofs von drei Leuten angehalten und von einem geſchlagen worden. Er will auch geſehen haben, wie zwei weitere Mitglieder des volniſchen Theaters ebenfalls geſchlagen wurden. Ob die Menge im Tunnel und vor dem Theater orga— niſiert war, könne er nicht ſagen, er vermute es aber. Ernloſſon auf einem Schiffsvonton Ein Toter. wib Bremen. 8. Oktober.(Radio). Eine heftige Exploſion erfolgte heute abend gegen 6 Uhr in unmittelbarer Nähe der Kaiſerbrücke. Einer der dort liegenden Schiffsanleger war in Brand ge— raten und explodiert. Er wurde mehrere Meter weit geſchleudert und ſchlug dabei auf das Motor⸗ ſchiff„Stadt Bremen“, das zum Teil zertrüm⸗ mert wurde. Mehrere Hundert Meter weit im Umkreiſe wurden ſämtliche Fenſterſcheiben zer⸗ trümmert, wobei auch einige Perſonen verletzt wurden. Die Urſache der Exploſion iſt noch nicht Ermittlungen konnte von dem ſeit Sonntag ver— ganz klargeſtellt. Miiller und Müller. Eine Schnurre von Th. K. Franke. Nräulein Elſe Müller war mit ihrem Schlck⸗ l erhältnismäßig ſehr zufrieden. Nur eines 1 ihr ganz und gar nicht: ihr Name. Er war ihr viel zu gewöhnlich und gebräuchlich. Und dreimal ſchon hatte ſie die Hilfe der Preſſe in Anſpruch nehmen müſſen, um einer mißtrauiſchen, argwöhniſchen Welt zu verſichern, daß ſie mit anderen, wenig ehrenhaften Trägerinnen ihres Namens, Diebinnen und Betrügerinnen, nicht identiſch ſei. Konnte man es ihr deshalb ver⸗ denken, daß ſie eine enorm große Luſt verſpürte, einen anderen Namen zu erhalten? Etwa— das war wohl das einfachſte und bequemſte— durch eine Heirat? Wenn Fräulein Elſe Müller des Morgens die Straßenbahn beſtieg, um zum Büro der Firma Braun u. Co. zu fahren, ſaß bereits ein zunger, hübſcher, vornehmer Herr darin. Er bot ihr regelmäßig in der liebenswürdigſten Weiſe ſeinen Sitzplatz an wenn ein ſolcher nicht mehr frei war. Und als ſie neulich in der Eile ihre Monatskarte und ihr Geld vergeſſen, hatte er ihr lofort 20 Pfennig für einen Fahrſchein geliehen. Er war alſo, wie ſchon geſagt, ein äußerſt netter Herr, und Fräulein Müller wäre durchaus nicht abgeneigt geweſen, ihm zuliebe ihren verhaßten, jungfräulichen Namen gegen den ſeinen zu ver⸗ tauſchen. Senſation im Büro der Firma Braun u. Co! Ein neuer Prokuriſt ſollte am Morgen ſeine Stellung antreten. Die Türe öffnete ſich; der Chef trat heraus und hinter ihm: Fräulein Elſes Straßenbahnbekanntſchaft. Das Herz ſchlug ihr bis in die Naſenſpitze. Der Chef trat an ihren Tiſch. Geſtatten Sie: Fräulein Müller, unſer Pro— kuriſt Herr.... Müller!“ Fräulein Elſe drohte umzuſinken. Mit Millionen- kilometergeſchwindigkeit waren in den wenigen Sekunden allerlei liebliche Hoffnungen und Pläne an ihrem Geiſte vorbeigehaſtet. Und nun: Müller. Hätter er Räuber oder Lump geheißen, ſie wäre ihm gern und freudig um den Hals gefallen.— Aber Müller? Nein! Sie mußte ihre junge, zage Liebe morden, koſte es ihr auch tauſend Seufzer und ein Zehnfaches an bitteren Weh— mutstränen. Nach acht Tagen machte der Prokuriſt Müller der Buchhalterin Müller einen Heiratsantrag. Sie ſchlug ihn aus. Wenn er einen anderen Na⸗ men hätte! Oder ſich vielleicht einen ſolchen zu— legen wollte? Doch Herr Fritz Müller tat ſehr erſtaunt und gekränkt. Seinen ſchönen ehrlichen Namen, den vor ihm Dutzende von Generationen gern und ſtolz getragen, den ſollte er dieſer Ma— rotte wegen wie eine alte, verſchliſſene Hoſe ab— legen? Nie und nimmer! Nach abermals acht Tagen bekamen Elſes El— tern Beſuch von Onkel Berg. Onkel Berg— vor und hinter dem Onkel gehören eigentlich je zwei Gänſefüßchen— war der reinſte Hans Dampf. Mit mindeſtens der halben Stadt war er derwandt oder verſchwägert, in wenigſtens einem halben Dutzend Klubs und Vereinen war er tonangebend und bei Hunderten von Familien— angelegenheiten hatte er ſchon ſeine Hand im Spiele gehabt. So wunderte ſich denn Fräulein Eſe durchaus nicht, als Onkel Berg ſich anbot, ihr einen Mann zu beſorgen. Und zwar eine ganz brillante Partie. Sie ſolle nur am nächſten Sonntag nachmittag mit ihren Eltern zur Gar— tenwirtſchaft„Linde“ fommen, dort würde man ſich ganz zufällig treſſen und das weitere würde ſich dann ſchon ſinden. Fräulein Elſe ſagte zu. Warum nicht auche Der Sonntag nochmittag kam. Erwartungs⸗ voll pilgerte man zur„Linde“. Und richtig, nach einer guten halben Stunde erſchien Onkel Berg. Und in ſeiner Begleitung: Herr Prokuriſt Fritz Möller! An dieſem Abend floſſen abermals in Fräu⸗ lein Eiſes ſpitzenbeſetztes Schnupſtüchlein reich Das verlorene Lied. Copyright by W. Vobach u Co. G. m. b. H. Leipzig. Feuilleton⸗Vertrieb C. Handmann, Literatur⸗Büro, Leipzig. Roman von Hans Poſſenoorf. (28. Fortſetzung.) Er ſtaunt hob Joachim den Blick zu ihr:„Was iſt Ihnen? Weshalb ſingen Sie nicht weiter?“ Völlig verwiert ſchüttelte ſie faſt abwehrend das blonde Haupt und brachte endlich ſtammelnd hervor, daß ſie ſich heute ſchlecht bei Stimme ffthle. „Nein, ſagen Sie mir doch die Wahrheit, Fräulein Gudden. Das iſt es nicht. Es iſt das Lied, das Ihnen mißfällt. Sie zürnen mir?“ Lore hatte ſich nun wieder völlig in der Ge— walt, und mit einem ganz leiſen Ausdruck von Schelmerei in den tiefblauen Augen fragte ſie: „Ihnen böſe ſein— wegen des Liedes? Wie meinen Sie das? Wegen der Melodie oder we— gen der Harmonien? Denn die Worte, die haben Sie ja do nicht gemacht?“ Und in ihrer kindlichen Freude, daß es nun an ihm war, verwirrte zu ſein, fügte ſie hinzu:„Sagen Sie, Herr Dopſen, weshalb gehen Sie nicht einmal an ein größeres Werk? Wenn Sie ſich zum Beiſpiel mit dem Ver⸗ feſſer Ihrer Liedertexte in Verbindung ſetzten, der würde Ihnen ſicher auch einen guten Opern⸗ text ſchreiben können. Komponiſt und Dichter ſcheinen ſich hier ja ſehr gut zu verſtehen und zu ergänzen.“ Und wieder warf ſie ihm einen ihrer Schel menblicke zu. Da gewahrte ſie, wie ein tie⸗ ſer Schatten über ſein Geſicht glitt. „Glauben Sie denn wirklich, Fräulein Gud⸗ den, daß ich heute, mit meinen einunddreißig Jah⸗ ren, noch nichts weiter komponiert habe, als ein paar Liedchen? Vor mehr als drei Jahren k nen Ton daraus hören. liche Mengen bitterer, ſalziger Tränen. Onkel Berg aber, als er von dem Mißlingen ſeines ſo ſchön eingefädelten Planes erfuhr, machte ein gar nachdenkliches Geſicht. Ueber ſo manchen Berg war er ſchon hinübergekommen, aber dieſer Berg ſchien ihm ſchier unüberwindlich. Weiß der verehrliche Leſer oder die gewitzte Leſerin vielleicht einen Ausweg? Onkel Berg ſann und ſuchte, kombinierte und konſtruierte, aber alles ſcheiterte zum Schluß an der Tatſache: Müller und Müller. Schließlich wurde ihm bie Sache ſchier zu dumm. Daß die Beiden unter allen Umſtänden ein Paar werden mußten, ſtand felſenfeſt. Das war für ihn, den proſeſſionellen Heirats⸗ und Geſchäftemacher, mehr noch als Sache des Her— zens und Magens eine ſolche der Reputation. So ſetzte er ſchließlich alles auf eine Karte. Eines guten Tages erſchienen in allen Zeitungen der Stadt große Anzeigen: Fritz Müller, Elſe Müller, Verlobte. So, nun mußte es ſich ausweiſen, wer von den Beiden den größten Dickkopf beſaß. Onkel Berg hatte richtig kalkuliert. Bei der am Abend eilends arrangierten Verlobungsfeier fehlten weder Braut noch Bräutigam. Sogar— oder man kann auch ſagen ſelbſtverſtändlich— Onkel Berg war da. Und als er um die Mitternachts— ſtunde in der bekannten poetiſchen Stimmung war, erhob er ſein Glas und deklamierte: Die Welt iſt dull, ſie wär' noch düller, Gäb' es auf ihr nicht viele Müller, Erhebt Euch drum von eurem Sitz, Laßt leben Elſe und den Fritz! Menſchenblut als Heilmittel Die arzneiliche Verwertung des Menſchenlei⸗ bes, die eben ihre ſchulwiſſenſchaftliche Laufbahn begonnen hat, geht auf abergläubiſche Gebräuche zurück. Iſt es doch gar nicht ſo lange her, daß man in jeder Apotheke auf ein Rezept„Men— ſchenfett“ bekommen konnte. Jetzt iſt man dazu übergegangen, das Menſchenblut bei Infektions— krankheiten und nach Blutverluſten als Arznei— ſtoff zu verwenden. Anfangs verſuchte man, dem Kranken Schafblut zu transfundieren, doch hat man dieſe Mode aufgegeben, ſeit ein bedeutender Arzt das„Heil“-Ergebnis in die Worte zuſam— menfaßte:„Dazu gehören drei Schafe: eines, von dem das Blut iſt, eines, das es einflößt, und eines, daß es ſich einflößen läßt.“ Doch auch das Menſchenblut als lebensrettende Arznei nach Blutverluſten oder Verbrennungen wurde be— reits peſſimiſtiſch beurteilt, weil oft nach den Transfuſionen Schocks und Vergiftungen auf— traten. Erſt die Entdeckung der Blutgruppen des Menſchen und ihrer Verträglichkeitsgeſetze befrei— te die Blutübertragung von Menſch zu Menſch von ihrem gefährlichen Charakter. In kleinen Mengen infiziert ſollte das Men— ſchenblut noch auf andere Weiſe ein Heilmittel werden. Es wirkt wahre Wunder bei Infektions— krankheiten. doch weiß man noch nicht recht. worauf dieſes Wunder beruht. Vielleicht ſind es die Krankheitsgifte im Blut oder auch deren Ge— gengifte, die den Organismus aufrütteln, die ſchlummernden Abwehrkräfte wecken und die Heilsarmee des Körpers mobiliſieren. Die glei⸗ che Frage bleibt nämlich auch bei anderen Stof— fen. Eiter und Schleim, dem Kranken abgezapft und in eine andere beſtimmte Stelle der Blut— bahn eingeſpritzt, ſollen ähnlich wirken wie das eigene Blut. In jüngſter Zeit berichtet ein Wie— der Arzt von verblüffenden Heilungen, die er dadurch erreichte, daß er dem Kranken von ſei⸗ nem eigenen Harn Einſpritzungen machte. Wahr⸗ ſcheinlich werden dadurch im Blut beſondere Ab⸗ wehrkräfte entfeſſelt. Uebrigens iſt der Kranken⸗ harn ein altes Heilmittel, das von den Kurpfu⸗ ſchern älterer Zeit vielfach angewandt wurde. Die neue Lehre von den Hormonen, d. h. den inneren Sektionsdrüſen, läßt auch die von Menſch auf Menſch überpflanzten Organe zu den Arz- neiſtoffen zählen denn die Oraane ſondern den DDr fehlenden Stoff in die Blutbahn des Operierten ab. Gewiſſe Drüſen, die aus irgendwelchen Gründen Patienten wegoperiert werden mußten, werden mit Erfolg auf andere Körper übertra⸗ gen und bewirken dadurch, ſofern ſie richtig an⸗ gewachſen ſind, die Kräftigung zurückgebliebener gleichartiger Drüſen im anderen Körper. Leider hat ſich auch hier ſchon ein Handel in der Weiſe breit gemacht, daß ſich Leute finden, die ihre für ſie überflüſſigen Drüſen für teures Geld ver⸗ kaufen. Aber die Chirurgie hat dem dadurch be⸗ reits ein Ende geſetzt daß ſie erkannt hat, daß auch die Ueberpflanzung von gewiſſen Tierdrü⸗ ſen genau dieſelben Wirkungen hervorruft. So iſt der Menſch in der neueren medizini⸗ ſchen Wiſſenſchaft tatſächlich zum Arzneiſchrank geworden, und es kommt nur darauf an, daß das Mitſpielen unerquicklicher Geldangelegenheiten dabei fortfällt. 5 1 Der verkannte Aubeter. Drei Leute ſtehen vor dem Richter in Köln: ein Straßenbahnſchaffner, eine Dame und ein arg zuſammengedrücktes Männlein, dem die Rolle des Angeklagten zugefallen iſt. Nachdem die bei⸗ den anderen abgetreten ſind, verlieſt der Richter die Anklageſchrift. Indeſſen läuft über das Ge⸗ ſicht des Angeklagten wellenartig ein ſonderbares Zucken, nebenher ſetzt ſich der Kopf in drehende Bewegung, als wehrte ſich der Hals gegen die Enge des ſtrahlend weißen Gummikragens. End⸗ lich wendet ſich der Richter an das Männchen: „Wie kamen Sie zu der Straftat?“ Nach einigen Atemſtößen kommt es ruckweiſe hervor:„Herr Gerichtshof... ich weiß überhaupt nicht nein... es iſt zu toll...“ Aus iſt es, keine Silbe ſagt der Angeklagte mehr, er ringt nu. ach Atem.— Da kommt die Zeugin, die noch Fräulein iſt und nahe den Fünfzigern ſteht. Sie wartet nicht, ſie legt ſofort los:„Denken Sie ſich doch, Herr Präſident, nein, ſo etwas, da vertraut man ſich der Straßenbahn an, und dann ſtößt einem„ſo etwas“ zu, nein... 1“„Ja“, fällt der Richter ein,„ſagen Sie doch, was Ihnen zu⸗ geſtoßen iſt!“„Ja“, eifert die Zeugin weiter, „iſt das nichts, wenn mich dieſer Angeklagte dauernd mit den Augen ſo zudringlich anblin— tert; er meint vielleicht, ich wüßte nicht, welche Gedanken er dabei gehabt hat...“— Aus der Kehle des Angeklagten würgen ſich einige unver- ſtändliche Laute, die Zeugin ſieht ihn an und ſchreit auf: Seben Sie doch ſchnell. Herr Präſi⸗ Wer ſein Lind bbb zer git n. Kathreiner — if Milch Zu trinken! Mehr als looo deulſcſe Arzte empfehlen Kathreiner in ſchriſtichen Gutachtern Vathreiners Malzkaffee ne „Selbimetd des Bemberodireklors 0 Kunimer. — Konſul W. G. Kummer, der Direktor der amerikaniſchen Bemberg-Geſell⸗ ſchaft, hat in Eliſabethtown in Teneſſy U. S. A. aus ungeklärten Gründen Selbſtmord verübt. Kummer war Vorſtandsmitglied der J. P. Bembera A.-G. oent, ſelbſt vor Gericht erlaubt er nch..— Da erhebt ſich der Amtsanwalt und wendet ſich an den Angeklagten:„Sagen Sie mal, ſind Sie nervenkrank?“ Der Angeklagte:„Ach, ſchon viele, viele Jahre, ich weiß überhaupt...“ Der Amtsanwalt fährt ſort:„Das ſieht doch ein Blin⸗ der, daß wir es hier mit einem Kranken zu tun „aben, der nicht die mindeſte Abſicht hatte, etwa. mit der Dame zu kokettieren oder ſie zu beleidi⸗ gen.“— Das Verfahren wird eingeſtellt. Die Dame aber ſchüttelt beim Abgehen den Kopf: „Nein, es gibt keine Gerechtigkeit mehr auf der Welt. Man iſt einfach ſchutzlos...“ Felbſtmord im Reichsentſchädigungsamt Berlin, 8 Oktober(Radio). Eine aufregende Szene ſpielte ſich heute nachmittag gegen 13.30 Uhr im Reichsentſchädigungsamt in der Rhein⸗ ſtraße in Fiedenau ab. Dort war ein Auslands⸗ deutſcher von dem Beamten mit ſeinen An⸗ ſprüchen abgewieſen worden. In dieſem Augen⸗ blick hatte der Betreffende einen Revolver ge⸗ zogen und ſich damit einen tödlichen Schuß in ſtraße in Friedenau ab. Dort war ein Auslands⸗ den Kopf beigebracht. Wie inzwiſchen feſtgeſtellt wurde, handelt es ſich bei dem Selbſtmörder um einen 46 Jahre alten Fuhrunternehmer namens Wilhelm Krammel. Aus Nah und Fern wtb. Mainz, 8. Okt.(Radio.)(Der Zwi⸗ rchenfall auf dem Wackernheimer Flugplatz.— Die franzöſiſche Be⸗ hörde bedauert.) Zu dem bereits ge⸗ meldeten Zwiſchenfall in Wackernheim bei Mainz, wo ein franzöſiſcher Poſten einen Obdachloſen, der auf Anruf nicht ſtehen ge⸗ blieben war, erſchoſſen hat, erfahren wir von unterrichteter Seite, daß die franzöſiſche Be—⸗ hörde bei den deutſchen Stellen ihr Bedauern über den Vorfall ausgeſprochen hat. Frankenthal, 8. Okt.(Tödlicher Ver⸗ kehrsunfall.) Geſtern abend fuhr auf der Staatsſtraße Oggersheim— Frankenthan in der Nähe der Taubſtummenanſtalt der Autoverleiher Weſtermann aus Frankenthal i! ich eine große Oper beendet, und ſie war mir ge— lungen.“ „Sie haben eine Oper geſchrieben? Und das ſagen Sie mir erſt jetzt! Wie heißt ſie? Wo iſt ſie aufgeführt worden?“ Ihre Fragen überſtürzten ſich.— „Sie iſt nie aufgeführt worden.“ „Dann werden wir jetzt dafür ſorgen. Ich ſetze es durch. Verlaſſen Sie ſich auf mich! Aber weshalb haben Sie mir nie etwas daraus vorge⸗ ſpielt?“ „Ich habe ſchon ſeit drei Jahren keinen Ton mehr daraus geſpielt und will auch nie mehr ei⸗ Das meiſte habe ich, glaube ich, auch ſchon vergeſſen.“ „Aber Sie haben doch ſicher die Noten hier?“ Mit einem verzweifelten Lächeln ſchüttelte er den Kopf. „Dann laſſen Sie dieſelben aus Europa kom⸗ menu. Ein oder das andere werden Sie doch aber ſicher noch auswendig können. Und wenn ich Sie bitte, vecht herzlich bitte, nicht wahr, dann ſpielen Sie mir etwas daraus vor?“ Da ging ein Schimmer von Hoffnung und Glück über ſein verzweifeltes Geſicht, als er ihre Anteilnahme und dieſen liebevollen Eifer für ſein Werk ſah.„Wenn Sie mich darum bitten, Fräu⸗ lein Gudden, was würde ich dann nicht tun! Alſo höven Sie, ich ſpiele Ihnen das verlorene Lied.“ Joachim begann. Vertraut und doch ſo ſeltſam fremd, nahe und doch wie aus weiter Ferne ſchlu⸗ gen die Töne an ſein Ohr, dieſe Töne, die er ſelbſt einſt geſchrieben. Und mit der Melodie kamen auch all die lieben und die bitteren Erinnerungen zurück und erfaßten den jungen Künſtler mit ſolcher Gewalt, daß ſeine Hände auf den Taſten leiſe zu beben begannen. Lore aber ſaß, das Ge⸗ ſicht in beide Hände vergraben, und lauſchte welt⸗ entrückt ſeinem Spiel. Rauſchen, das den ganzen Raum mit Jubel zu erfüllen ſchien, da ſpreugte es faſt die Bruſt vor Glück und Wonne, daß er dies geſchaffen, er, den ſie liebte, der ihr ganze Hexz gewonnen. Da riß Joachims Spiel mit einer jähen Diſ⸗ ſonanz ab, und von Verzweiflung übermannt, ließ er ſein Haupt ſchwer auf die Taſten ſinken. Erſchreckt hatte Lore den Kopf gehoben. Dann ſprang ſie auf, ergriff ſeine beide Hände und ſagte mit ihrer warmen Stimme:„Herr Dowſen, was iſt Ihnen? O, ſagen Sie es mir, erzählen Sie mir alles, alles. Sie haben Schweres gelitten. Ich ahnte es lange. Ich weiß es, Sagen Sie es mir— mir, Ihrer Freundin!“ Eg Joachim hatte die Erzählung von ſchweren Schickſal beendet. „Und Ihr Bruder hat niemals nach. Ihrem Verbleib geforſcht?“ fragte Lore tief ergriffen. „Ich weiß es nicht. Aber wenn er es getan, ſo dürfte es erfolglos geblieben ſein, denn ich habe einen anderen Namen angenommen. Ich heiße nicht Dowſen, Fräulein Gudden, ich heiße Joachim Sendow.“ „Und von Ihrem Nichtchen, der kleinen Ruth, haben Sie nie mehr etwas gehört?“ „Doch. Ich habe das letztemal vor einem hal⸗ ben Jahre Nachricht über ſie bekommen. Ich ori⸗ entiere mich ab und zu auf einem Umwege durch ein Auskunftsbureau, ob die kleine lebt und ge⸗ ſung iſt. Gott ſei Dank iſt das der Fall.“ „Und jene—“ Lore Gudden zögerte weiter⸗ zuſprechen. „Sie iſt meines Bruders Frau geworden.“ „Doch Sie— Sie leiden noch ſehr darunter?“ Joachim warf ihr einen erſtaunten Blick zu. „Das fragen Sie mich? Nein, Fräulein Lore, das habe ich längſt überwunden.“ 5 ſeinem Und in dem Klingen und „Aber Sie— Sie tragen—“ Und wieder zö⸗ gerte Lore weiterzuſprechen. „So ſprechen Sie doch ruhig; Sie?“ „Sie tragen doch noch ſtets ihr Bild bei ſich!“ „Ihr Bild? Das Bild jener Frau? Aber wie kommen Sie darauf?“ Wortlos wies Lore nach einem was meinen goldenen Medaillon, das an ſeiner Uhrkette hing. Da leuchtete das Glück in ſeinen großen grau⸗ en Augen auf: Sie war eiferſichtig, eiferſichtich auf ein vermeintliches Bild. Alſo liebte ſie ihn! Vielleicht hatte ſie ſchon lange dieſes Medaillon mit mißtrauiſchen Blicken betrachtet. Und be⸗ müht, ſich bittereynſt zu ſtellen, erwiderte Joa⸗ chim:„Das Bild hier iſt mir ſehr lieb. Ich werde mich nie davon trennen! Aber ich will es Ihnen gern zeigen.“ „Ich will es nicht ſehen!“ Faſt trotzig wandte ſie den Kopf ab. Da löſte er hinter ihrem Rücken leiſe das Medaillon von der Kette, öffnete es und hielt es ihr vor die Augen. Ein ſüßes Kindergeſicht mit großen dunklen Augen blickte Lore daraus ent⸗ gegen. „Das iſt Ruth! Nicht wahr?“ vief ſie erleich⸗ tert aus, indem Glück und Beſchämung ihre zar⸗ ten Wangen färbten.„Welch ſüßes Kind! Wie muß ſie an Ihnen gehangen haben! Und werden Sie denn die Kleine nicht wiederſehen? Sehnen Sie ſich nicht nach ihr?“ „O doch. In ſpäteſtens einem Jahre, wenn ich mir genug geſpart habe, um wieder für mich ar⸗ beiten zu können, will ich nach der Schweiz gehen, an einen kleinen, ſtillen Ort. Und da hoffe ich, wird Ruth mich wohl beſuchen dürfen.“ „Und went Sie in Europa dann auch Ihre— die Frau Ihres Bruders zufällig wiederſehen wieder erwachen würde?“ 7 Gortſetzung folat) ſollten? Sind Sie ſo ſicher, daß Ihre Liebe nicht elne Gruppe junger Leute hinein. ein junger Mann und ein 23 Jahre altes Mädchen, beide aus Studernheim wurden ſchwer verletzt. Das Mädchen iſt die Tochter des Maurermeiſters Herb, der junge Mann heißt Flick. Die Un⸗ terſuchung iſt eingeleitet. Edenkoben, 8. Okt. Der Weinmarkt an der Oberhaardt. Auch zu Beginn dieſer Woche iſt das Moſtgeſchäft an der Oberhaardt faſt vollſtändig ruhig. Nur geringe Poſten kamen zum Verkauf. Man nennt Abgaben zum Preis von durchſchnittlich 13 Mark für 14 Liter Maiſche. Der Großhandel verſucht verſchiedenfach durch ſeine Kommiſſi⸗ ogäre zu niedrigen Preiſen zu kaufen und bie⸗ tet 11 bis 12 Mark für die Hotte. Abgaben haben jedoch keine ſtattgefunden. Im Gebiet ſüdlich der Queich iſt man in voller Ernte. Das quantitative Ergebnis iſt zufriedenſtellend die Moſtgewichte ſchwanken zwiſchen 55 und 75 Grad. Die Hybridenweine werden ſtellen⸗ weiſe zu 8—10 Mark die 40 Liter Moſt ver⸗ kauft. Landau, 8. Okt.(die Landauer Spar⸗ kaſſenaſfäre.) Die Stadtverwaltung hat für den kommenden Donnerstag eine Stadt⸗ ratsſitzung einberufen, in der man ſich mit den Vorgängen bei der Städtiſchen Sparkaſſe beſchäftigen wird. Mannheim, 8. Oktober. Die Entlaſſung der Bankangeſtellten beginnt. Durch die große Bankenfuſion wird die Stadt Mann⸗ heim beſonders ſchwer betroffen, weil hier auch die beiden großen Provinzbanken— Rheiniſthe Crebitbank und Süddeutſche Diskonto— fuſioniert werden. Wie wir hören, iſt bereits eine große Anzahl von Kündigungen ergangen. Gerichtszeitung Bezirksſchöffengericht Worms vom 8. Oktober. Man kann die Fahrradmarder nicht ſcharf genug herannehmen. .. ſagte der Staatsanwalt, als er 5 Monate Gefängnis gegen den wegen des gleichen De— liktes ſchon vorbeſtraften Arbeiter Jakob G. von hier beantragte. Der Angeklagte war vor einiger Zeit nachts um 11 Uhr in ein fremdes Anweſen in der Paulusſtraße eingedrungen, um ein Fahr— „ad zu ſtehlen. Er hatte es ſchon auf die Schulter mommen, um ſich vorſichtig zu entfernen, ale er durch das Dazukommen eines Hausbewohner an ſeinem Vorhaben gehindert wurde. Der Ange— klagte war geſtändig. Er war beim Diebſtahls— verſuch geblieben. Trotzdem dem Angeklagten für ſeine Geſtändigkeit mildernde Umſtände zuge— billigt wurden, erhöhte das Gericht die Strafe auf 7 Monate Gefängnis, abzüglich der bereits er— littenen Unterſuchungshaft. Das Gericht ſtellte ſich auf den gleichen Standpunk der Staatsan— waltſchaft, daß dieſem gefährlichen Unweſen mit aller Strenge begegnet werden müſſe. Vienen als Chemiker. Die Biene als Herſteller von Honig, eines der älteſten Lebensmittel, bekanntlich ein Nahrungsmittelchemiker erſten Ranges und als Erzeugerin von Wachs, zugleich Stamm⸗ mutter der Kerzenfabrikation, hat in dieſem Sommer eine neue chemiſche Erfindung gemacht. Infolge der allenthalben, auch in den USA. herrſchenden Trockenheit, fanden die Bienen in Pennſylvanien nicht genügend Blüten⸗ kelche zur Nektar⸗ und Honiggewinnung und verfielen dabei auf einen eigenartigen Aus⸗ weg: Sie benützten Fichtenharz als Bau— und Nahrungsſtoff. Die Bienen erzeugten ſo einen völlig unbekannten Zucker, den die unterſuchen⸗ den Gelehrten Tukanoſe nannten. Aus dieſem neuen Honig wurde im ganzen ein Kilo raffi— nierter Weißzucker hergeſtellt. ſmz. Weinheim, 8. Oktober. Schwerer Be⸗ triebsunfall. Heute früh brachte der verh. Arbeiter Adam Fath aus Fürth i. O. in einem hieſigen Fabrikbetriebe den rechten Arm in eine Walze, ſo daß dieſer erheblich gequetſcht wurde. Er mußte mittels Sanitätsauto in das Kranken⸗ haus verbracht werden. ſmz. Weinheim, 8. Oktober. Unfall. Der 27 Jahre alter verh. Schloſſer Jakob Brehm von hier erlitt einen Unfall, indem er nach dem Aus⸗ ſpülen eines Benzinfaſſes mit dem Zündholz in dieſes leuchtete, wodurch es explodierte. Brehm erlitt im Geſicht und an der Schulter Verletzun⸗ gen. utn Oſthofen, 8. Oktober. Das alte Lied. In einem unbewachten Augenblick übergoß ſich am Sonntag morgen das Zjährige einzige Kind einer hieſigen Familie Fl. mit kochendem Kaffee. An den erlittenen Verbrühungen ſtarb es noch am gleichen Tage. Mordverſuch und Selbſtmord. Nürnberg. 8. Oktober. In Atzenzell hat geſtern der Krämer Joſef Gutſcher, der wegen Bigamie zu einem Jahre Zuchthaus verurteilt worden war, ſich in die Wohnung ſeiner früheren Frau, jetzigen Frau Heinerl, begeben und ſie mit einem Beil niedergeſchlagen. Die Verletzungen der Frau ſind ſchwer, jedoch nicht lebensgefährlich. Nach vollbrachter Tat begab ſich Gutſcher in die Scheu— ne und erhängte ſich. Schmuggler erſchoſſen. Hof, 8. Oktober. Unweit Arzberg an der baye— riſch⸗tſchechoſlowakiſchen Grenze überraſchte ein Gendarm einen Schmuggler, der gerade Waren aus der Tſchechoſlowakei nach Deutſchland ſchmug⸗ geln wollte. Der geſtellte Schmuggler, ein 21 jähriger Joſef Stecker aus der Tſchechoſlowakei verſuchte trotz mehrfacher Haltrufe des Gen— darms, zu fliehen. Der Beamte feuerte darauf einen ſcharfen Schuß ab, der den Schmuggler töd— lich verletzte. i Verſthließzt nicht eure Herzen. Was nützt der innere Reichtum eines Menſchen, wenn ſeine Mitwelt, ſeine Nächſten und Liebſten ſo ſelten etwas davon erfahren? Wenn der Schatz an warmen Gefühlen im Innern verknöchert und verſteint, ſtatt als Freundlichkeit und Güte beglückend auszu⸗ ſrrahlen? Warum ſind wir nicht herzlicher und offener zueinander? Viele, viele unter uns leiden an einer ängſtlich verſchloſſenen Innerlichkeit der Seele. — Leiden?— Iſt es denn nicht ein vornehmer Charakterzug, ſeine tiefſten Gedanken und heiligſten Gefühle nicht leichthin preiszugeben, ſondern keuſch in der Seele zu verſchließen? Iſt dieſe Weſensart wirklich ein Vorzug?— Warum ſcheuen wir uns, über die tiefſten Geheimniſſe und Rätſel des Lebens, über die ſich ſchon jeder Menſch ſeine Gedanken macht, miteinander zu reden? Wir finden ſchwer Worte dafür, gewiß! Aber, warum bemühen wir uns nicht um die rechten Worte, warum ſuchen wir nicht eine Sprache von Seele zu Seele zu finden. Warum reden wir nur immer von Sorgen und Plagen des Daſeins, von alltäglichen, kleinlichen, materiellen Dingen? Warum ſind wir ſo ſteif und unbeholfen, ſo ſchamhaft zurückhaltend in Bezug auf unſere beſten Gedanken und liebevollſten Gefühle und bilden uns noch etwas darauf ein, daß „wir's nicht ſo von uns geben können?“ So geht das Leben hin und der Tod kommt. And ſchließlich ſterben wir und haben nie ganz zuſammen gelebt. Sind immer nebenein⸗ ander hergegangen und haben uns nie ſo recht gezeigt, wie lieb wir uns haben, haben nie einander unſer Herz geöffnet, haben es verſäumt, uns das kalte, harte Leben hell und liebeswarm zu machen.— Und nun iſt es zu ſpät... Warum? O. der neue fre Heſſer. erlechæri alle Reinigumsarbeitl lm Nermacu O dhe ſenigsten Geschirre blitz · sauber und verschõtu sie nut hert- lichem Glanz Porzellan, Glas, Marmot, Stein. Holz und. Metall alles macit O viel sqeſler rein Selbst die schmulzigsten Geräte. wie Mops/ Splileimer̃. Bohrer fiſcher usw. werden frisdꝭ sauber und ge · ructlos. Dazu ist O sel ergiebig Nur! Eglöffel O auf 10 Liter bei- ßes Wasser-I Eiter. Wer sparsam Versuchen Sie Ihren zeitsp̃areniden Helfer Henle /s Hu- und HReinjqungs-Miffe/ for Hous- u Hüchengerat Verqes ter I e Der- Werle Lokale Hachrichten * Zur Gemeinderatswahl. Die Friſt ratswahl läuft am Freitag, den 18. Oktober ds. Is. ab. * Volkstümliches Konzert. Das am Sonntag, den 27. Oktober, 15¼ Uhr im Saale des„goldenen Engel“ ſtattfindende Konzert des Männergeſangvereins„Harmonie“ wird ſich zu ei— nem ausgeſprochenen volkstümlichen geſtalten. Chöre im Volkston, Volkslieder, Violin⸗Solis mit Klavier⸗ begleitung ſowie Lieder zur Laute, von dem Kriegs- blinden Herrn Hauptmann a. D. Dr. Hans Ebbecke aus Heidelberg, über deſſen Vortragsweiſe Preſſe— ſtimmen von allen großen Zeitungen Deutſchlands vorliegen, die alle in einſtimmigem Lob ihn als „Süddeutſchlands beliebteſten Lautenſänger“ bezeich— nen, geben dem Programm eine reiche Abwechs— lung. Die Abhaltung des Konzertes ſoll lediglich zur Finanzierung des an Pfingſten 1930 ſtattfir⸗ denden ſilbernen Doppeljubiläum mit Wettſtreit bei- tragen, weshalb an die verehrl. Vereine die herzl. Bitte gerichtet wird, wohlwollende Unterſtützung durch zahlreichen Befuch zu gewähren. Am Schluſſe des Konzerts findet ein Bankett ſtatt, an dem ſich auch auswärtige und hieſige Brudervereine durch Liedervorträge beteiligen, ſowie Herr Dr. Ebbecke. »Das Heſſiſche Künſtlertheater in Viernheim. Wir verfehlen nicht, unter Hinweis auf den Inſeratenteil auf die Vorſtellung„Wenn der junge Wein blüht“ aufmerkſam zu machen. Hier iſt Gelegenheit geboten, für wenig Geld eine zur Einreichung der Wahlvorſchläge zur Gemeinde— wirklich künſtleriſche Theatervorſtellung, wie man fie nur an großſtädtiſchen Bühnen ſieht, zu ſehen. » gruchleidende! beachtet das Inſerat der Firma„Hermes“ orthopädiſche Bruchbehand— lung in vorliegender Nummer. »Düngerverſuch bei Gelbe ZJudu⸗ ſtrie. Der Landwirt Herr Peter Belz ſtellt uns nachſtehende Ergebniſſe eines Düngungsverſuchs bei Kartoffeln zur Verfügung, die wir hiermit im In⸗ tereſſe der Landwirtſchaft unſeren Leſern bekannt geben. So erzielte Herr Belz auf ſeinem Grund— ſtück in der Oberbruchweide pro Kartoffelſtock fol- gende Erträge: bei Düngung ohne Stickſtoff zwei Pfund und 220 gr.; mit Kalkammonſalpeter drei Pfund und 100 gr.; bei Volldüngung drei Pfund und 390 gr. und bei Volldüngung mit verſtärkter Stickſtoffgabe vier Pfund und 90 gr. In dieſem Stock befand ſich eine Kartoffel, die ein Gewicht von zwei Pfund und 140 gr. hatte. * Eins hochintereſſante Bilderbei⸗ lage, die Karraſani-Zirkuszeitung finden Sie in der heutigen Ausgabe. Eine ganz eigen⸗ artige Illuſtrierte, die in über hundert Bildern und intereſſanten Artikeln auf 16 Seiten ein Bild vom Zirkus und Zirkusleben gibt, wie es lebendi— ger nicht gedacht werden kann. Die Zeitung wird hier beſonders begrüßt werden, da der Zirkus Sarraſani, der„Schönſte Zirkus Europas“, vom 28. bis 31. Oktober in Worms ein Gaſtſpiel geben wird. »Tarifkündigung in der Schuh ⸗ induſtrie. Die Gewerkſchaften der Schuhindu⸗ ſtrie haben das geltende Lohnabkommen zum 1. November dieſes Jahres gekündigt und eine Er- höhung der Tariflöhne um 20 Prozent beantragt. Zeichen der Zeit Wildweſt in Berlin.— Räuberbande im Auto. Plünderung der Kaſſe.— Auf der Flucht zwei Paſſanten überfahren. Spurlos verſchwunden. Von unſerem beſonderen Berliner Mitarbeiter. Wir erinnern uns wohl noch an die vo⸗ dem Kriege bei der Jugend ſo begehrten Zehnpfennig⸗Hefte, in denen die abenteuer⸗ lichſten, phantaſtiſchſten Wild⸗Weſt⸗Geſchichten zu leſen waren. Wir freuten uns, daß ſo etwas in unſerem Ordnungsſtaate nicht möglich iſt, empfanden ein gewiſſes Grauen vor Mexiko, dem Hauptgebiete ſolcher Abenteurer. Gewiß ereigneten ſich auch ſchon früher bei uns Vor⸗ fälle, über die wir ſtaunten. Da kam der Krieg, und mit ihm leider eine gewiſſe un⸗ moraliſche Auffaſſung über Recht und Unrecht, eine Verrohung der Sitten. Wenn wir in unſeren Tagen eine Zeitung nachſchlagen, dann iſt man es ſchon gewohnt, den größten Teil der Spalten ausgefüllt zu ſehen mit Meldungen über Unfälle und Ver⸗ brechen aller Art. Das Unfaßbarſte, Unglaub⸗ lichſte wird allgemach zur traurigen ſelbſtver⸗ ſtändlichen Tatſache. Die Vergangenheit der Verbrecher überſteigt bald alle Grenzen. Trotz aller Schutzmaßnahmen, trotz der verkehrs⸗ polizeilichen Sicherungen, Elemente nicht in ihrem Handwerk ſtören. Dieſer Tage mußten wir doch das Tollſte alles bisher Dageweſenen erleben: einen Ueberfall einer Räuberbande im Auto auf einen Charlottenburger Fleiſcherladen. Kurz vor Geſchäftsſchluß war der Laden noch ſehr ſucht. Das Bedienungsperſonal hatte laſſen ſich dieſe alle Hände voll zu tun. Zwiſchen den Eingangs⸗ türen dieſes Geſchäftes liegt die Kaſſe, an der eine Dame als Kaſſiererin ſitzt. Sie hatte be⸗ reits einen Vorabſchluß getätigt, die Geldſcheine abgezählt und weggeſchloſſen. Eine Frau betrat den Laden, während ihr Mann draußen im Auto ſitzen blieb, um auf ſie zu warten. Mit einem Male ſah dieſer einen roten Opel⸗ Wagen vorüberfahren, in dem vier junge Burſchen ſaßen. Mehrere Mate fuhr dieſes Auto an dem Fleiſchergeſchäft vorbei, bis es anhielt. Zwei der jungen Burſchen ſtiegen aus, einer ging in den Laden, der andere hielt ſich vor der Eingangstür auf. Im Laden miſchte ſich nun dieſer unauffällig unter die Kunden, ſtellte ſich ſchließlich an der Kaſſe an, wie wenn er bezahlen wollte. Er war ſo ſchätzungsweiſe 17 bis 18 Jahre alt. Zum Scheine wollte er bezahlen, tat ſo, als hätte er ſeine Brieftaſche vergeſſen. Die Kaſſiererin ſchenkte ihm weiter keine Beachtung, weil ſie noch andere Kunden abzufertigen hatte. Mit einem Male griff der Burſche in die Kaſſe, raffte eine Hand voll Zehn⸗ und Zwanzig⸗Markſcheine zuſammen, ſprang aus dem Laden, der andere Burſche, der Schmiere ſtand, hinterher, hinein in das Auto und in raſendem Tempo fuhr der Wagen davon. Die Kaſſiererin war ſo überraſcht, daß ſie erſt nach einer Weile um Hilfe rufen konnte. Der obengenannte Kunde, der das Auto ſchon vorher beobachtet hatte, lief ungeachtet der Gefahr ſofort den Verbrechern nach, erreichte das Auto und ſchwang ſich auf das Trittbrett wobei er dem Chauffeur mehrere Fauſtſchläge verſetzte. Doch verlor dieſer dadurch nicht die Herrſchaft über die Steuerung. Da zog der r andere Burſche, der neben dem Chauffeur ſaß, einen Gummiknüppel und ſchlug auf den Ver— folger ſolange ein, bis dieſer ſchließlich be— ſinnungslos vom Auto ſtürzte. Inzwiſchen hatte ſich ſchon eine große Menſchenmenge angeſammelt, welche das Ver— brecherauto verfolgte. Mehrere eilten in Auto— droſchken nach. Aber der Verkehr war ſo ſtark, daß ſie bald das raſend davongefahrene Ver— brecherauto aus den Augen verloren. Einer Droſchke gelang es, dem roten Opel— wagen nachzukommen. In einer Seitenſtraße mit einer Geſchwindigkeit von etwa 60 Kilo⸗ metern, überfuhr das Verbrecherauto zwei Damen, die ſich gerade auf der Fahrbahn be— fanden. Die Unglücklichen wurden mit voller Wucht zu Boden geſchleudert, überfahren und ſchwer verletzt. Der rote Opelwagen hielt ſchnell an, die Burſchen ſtürzten aus dem Wagen, miſchten ſich unter die Menge und waren bald ſpurlos verſchwunden Obgleich die Polizei in großem Umfange die weitere Verfolgung aufnahm, gelang es nicht, der Verbrecher habhaft zu werden. Das von ihnen zum Raub benutzte Auto hatten ſie am gleichen Nachmittag erſt geſtohlen, ſodaß auch durch das Auto keine Möglichkeit beſtand, den Verbrechern auf die Spur zu kommen. Die ſchwerverletzten damen wurden in das Kron kenhaus gebracht. Erfreulicherweiſe deſta aber keine direkte Lebensgefahr. Unglaubliche Gefühlsroheit. Seeliſche Haltloſigkeit. Leider müſſen wir es immer wieder er⸗ fahren, daß in dem ſchweren Kampfe um die Exiſtenz die Achtung der Menſchen voreinan⸗ 5 der, die Begriffe von Nächſtenliebe und Hilfs⸗ 1 bereitſchaft, immer mehr ſchwinden. Das gilt leider für einen großen Teil der heranwach⸗ ſenden großſtädtiſchen Jugend. Aber auch bei den Erwachſenen ſind dieſe Zeiterſcheinungen in allen Daſeinskämpfen wahrzunehmen. Vor einiger Zeit ereignete ſich folgender, dieſe Tatſachen ſchlaglichtartig beleuchtender Vorfall. Ein älterer Herr wird plötzlich auf einem verkehrsreichen Platze Berlins von einem Schlaganfall betroffen, der ſeinen ſofortigen Tod zur Folge hatte. Hilfsbereite Menſchen ſpringen hinzu, bis der nächſte Arzt zur Stelle war. Als man den Toten nach ſeinen Papieren durchſuchte, um die Perſönlichkeit feſtſtellen zu können, ſtellte es ſich heraus, daß bereits Verbrecher am Werke geweſen waren, die die Gelegenheit der Menſchenanſammlung! benutzten, um den Toten ſeiner Brieftaſche, ſeiner Uhr und Schmuckſachen zu berauben. Traurig aber wahr! Das tolle Jagen nach Vergnügen und Ge⸗ nuß iſt kaum mehr zu überbieten. Obgleich wir unter einer bitterſchweren Arbeitsloſigkeit leiden, durch die viele“ Familienväter oft auf Jahre hinaus betroffen werden, gibt es noch Exiſtenzen, die ſie um die Arbeit drücken wollen. So kam eines Tages ein junges Mädchen zum Arzt und wollte von ihm krankgeſchrieben ſein, damit ſie ſich wieder für einde Zeit auf die faule Haut legen konnte. Troß aller Un⸗ terſuchungen konnte der Arzt aber nicht das geringſte einer Krankheit feſtſtellen und ent⸗ ließ die angebliche Patientin mit mahnenden Worten zur Pflichterfüllung. Was tat dieſe aber? Sie ging hinaus ins Wartezimmer, und jagte ſich eine Kugel in den Kopf. Wir agen: iel da die Erziehung?