iernheimer Anzeiger (Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſ Viernheimer eint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal-Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117— gelegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriſtleirung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 242 Neueſte Telegramme Ein deutſcher Schlepper in Seenot. Stockholm, 17. Okt. Der deutſche Schlep⸗ per„Titan“, der mit drei Laſtkähnen von Leningrad nach Lübeck unterwegs war, ſandie während des letzten Sturmes Notſignale aus. Der letzte Kahn war vom Schlepptcil abgeriſſen und trieb mit mehreren Mann der Beſatzung der lettiſchen Küſte zu. Von Reval ſind mehrere Bergungsdampfer ausgelaufen. Juwelenraub in Hamburg. Hamburg, 17. Okt. Der Juwelenhändler Iſacſon hat bei der Polizei die Anzeige er⸗ ſtattet, daß er geſtern in ſeinem Kontor von einem Unbekannten mit vorgehaltenem Revol⸗ ver überfallen und zur Herausgabe der im Geldſchrank befindlichen Juwelen im Werte von 100 000 Mark genötigt worden ſei. Frankreich und Japan nehmen die Einladungen an. London, 17 Okt. Die Antworten der japaniſchen und der franzöſiſchen Regierungen auf die engliſche Einladung zur Seeabrüſtungs⸗ konferenz ſind geſtern im Foreigne Übergeben worden. Beide Staaten erklären ihre Bereit⸗ willigkeit, an der Konferenz teilzunehmen. Politiſche Ausſchreitungen Eſſen 17. Oktober. Nach einer natjſonal⸗ ſozialiſtiſchen Verſammlung kam es zu ſchweren Zu inmenſtößen zwiſchen der Polizei und Kom⸗ muniſten. die die abziehenden Natjonalſozialiſten angriffen. Die Polizeiſtreifſen, die in den dei Verſammlungslokal benachbarten Straßen pa⸗ tronillierten. wurden beſchoſſen und mit Steinen homorfen. Zwei Polizeibeamte erlitten Schußver⸗ hungen. An einer anderen Stelle mußte die digei von der Feuerwaffe Gebrauch machen. Berlin. 17. Oktober. Nachts gegen 11.30 Uhr kam es bei der Diskuſſion in einer Stahl⸗ helmverſammlung zu einer ſchweren Meſſer⸗ ſtecherei, wobei auch geſchoſſen wurde. Das Ue⸗ berfallkommando nahm drei Verhaftungen vor. Während der Diskuſſionsrede eines Reichs⸗ bannermannes überfielen Stahlhelmleute die gegneriſchen Verſammlungsteilnehmer. Erſt eine Hundertſchaft der Schupo machte der Schießerei im Saal ein Ende. Während des Abmarſches der Verſammlungsteilnehmer kam es zu einem er⸗ neuten Feuerüberfall. Die Polizei nahm 30 Stahlhelmer feſt. Die Zahl der Verletzten ſteht noch nicht feſt. Auch in Hannover kam es zu Zuſammenſtößen Zeppelin auf dem Rückflug Budapeſt, 17. Okt. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ hat, von Bukareſt kommend, geſtern abend 7,45 Uhr die Ortſchaft Artand an der ungariſchen Grenze überflogen und um 22.00 Uhr Budapeſt erreicht. In der ungariſchen Hauptſtadt ſträmten große Menſchenmaſſen auf Straßen und Plätzen zuſam nen, um das Luft⸗ schiff zu begrüßen Nach kurzer Kreuzfahrt fiog„Graf Zepveln“ in weſtlicher Richtung weiter. Wien, 17. Okt. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ überflog um 1.05 Uhr bei wolken⸗ loſem Himmel die Stadt. Um 5 Uhr erſchien das Luftſchiff über Breslau, z. Zt. kreuzt es über der Stadt. Die Landung ſoll erſt ſpäter erfolgen. Neue Leitung der Berliner Stadtbank Berlin, 17. Ott. waltung der Seadtbauk Stelle Schmitt vorläufig Direktor Gehrke vom Deut⸗ Magiſtrat und Ver⸗ haben beſenoſſen, an des ſuſpendierten Standtbankdirektors ſchen Sparkaſſen⸗ und Giroverband mit der Führung der Geſchäfte des geſchäfts führenden Vorſtandes der Stadtbank zu betrauen. Dr. Gehrke wird zu dieſem Zweck von der Deutſchen Girozentrale beurlaubt. eee Donnerstag, den je. Oktober Reichspräſident Zeitung (Viernheimer Bürger-Zig.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von äämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriſten bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 1929 2 und Volksbegehren Reichspräſident von Hindenburg hat an den Reichskanzler nachſtehendes Schreiben gerichtet: „Sehr verehrter Herr Reichskanzler. Mit Befremden habe ich die Wahrnehmung machen müſſen. daß im Kampſe um das Volksbegeh— ren ſowohl vom Reichsausſchuß für das Volksbegehren als auch von den das Volks begehren bekämpfenden Parteien u. Gruppen meine Perſon und meine mutmaßliche perſön— liche Meinung zur Frage des Poungplanes in die Agitation hineingezogen wird. Von der einen Seite wird behauptet, daß ich ein Freund des Volksbegehrens wäre und von der anderen Seite betont, daß ich mich für die Annahme des PYoungplanes feſtgelegt hätte. Demgegenüber ſtelle ich feſt, daß ich nie⸗ manden die Ermächtigung erteilt oder ſonſt Anlaß dazu gegeben haben, meine verſönliche Meinung zu dem Problem bekannt zu geben. Im Gegenteil habe ich ſtets betont. daß ich mir meine endgültige Stellungnahme bis zu dem Zeitpunkt vorbehalten werde, in dem die hochwichtige Frage zur Entſcheidung reif iſt u. nach Maßgabe der Artikel 70 72 und 73 der Reichsverfaſſung die Entſcheidung über eine Verkündung oder Ausſetzung der Verkün— dung der verſaſſungsmäßig zuſtande gekom— menen Geſetzesbeſchlüſſe an mich herantritt. Hieran halte ich nach wie vor feſt. Ich bitte Sie ſehr verehrter Herr Reichskanzler, hier— von Kenntnis zu nehmen und das Vorſtehende den am Kampfe um das Volksbegehren betei— ligten Parteien und Gruppen in der Ihnen geeignet erſcheinenden Weiſe bekannt zu ge— ben Mit freundlichen Grüßen Ihr ſehr ergebener (gez.) v Hindenburg. Die Reichsregierung bemerkt zu dieſem Schrei— ben, ſie erwarte, daß die an dem Kampfe ffir und wider das Volksbegehren beteiligten Parteien und Gruppen. vor allem aber der Reichsausſchuß für das Volksbegehren, die Perſon des Reichs— präſidenten entſprechend ſeinem Wunſche nun— mehr dem Meinungsſtreit über das Volksbegeh— ren fernhalten. „raf Zepnelins“ Palfanfahrt wtb. Berlin, 16. Okt.(Radio.) Wolffs Tele⸗ graphenhüro erhält von der Leitung des„Graf Zeppelin“ folgendes Telegramm: Nach wunder— bar ſchöner Fahrt erſchien„Graf Zeppelin“ über— raſchend über der alten deutſchen Kronſtadt und lockte alles was Beine hat auf die Straßen Hochrufe. Sirenengehäul. Es geht jetzt bei all— mählich ſinkender Sonne noch nach Herrmanns— ſtadt und in das Banat. Schade, daß Tage ſo kurz ſind. Kurs auf Budapeſt. wib. Budapeſt, 16. Okt.(Radio)„Graf Zep— pelin“ hat von Bukareſt kommend gegen 8 Uhr abends bei der Ortſchaft Artand die ungariſche Grenze überflogen. Das Luftſchiff flog in gerin— ger Höhe in Richtung Budapeſt. n die Begeisterung der Bulgaren fiber den„Graf Zeypelin“ wib. Sofia, 16. Okt. Die Blätternachricht, daß der„Graf Zeppelin“ Sofia überfliegen werde. erregte bei der Bevölkerung das lebhafteſte In⸗ tereſſe. Die Meldung war in Soſia erſt ziemlich ſpät eingetroffen, ſie verbreitete ſich aber mit Win⸗ deseile und auf Plätzen und Straßen bildeten ſich bald Menſchenanſammlungen um das Luft⸗ ſchiff zu erwarten. Als es am Horizont erſchien, begannen die Glocken der großen Newſlikathe⸗ drale zu läuten, und die Menge brach in unbe⸗ ſchreiblichen Jubel aus. An den Führer des Luftſchiffes wurden viele Glückwünſche gerichtet. Nachdem das Luftſchiff zwei Kreiſe um das kö⸗ nigliche Schloß und um den Mittelpunkt der Stadt beſchrieben hatte, fuhr es mit nördlichem Kurs weiter. Ein Flugzeuggeſchwader gab ihm das Ehrengeleite. Beilegung der Kriſe auf der geemannslonferenz Die Reedergruppe macht mit. wib. Genf, 16. Okt.(Radio.) Die bald acht⸗ tägige Kriſe der Seemänniſchen Arbeitskonſerenz kann nunmehr als beendigt betrachtet wer— den und die Zuſtimmung der Reedergruppe, die ſeit Montag den eigentlichen Konferenzberatun— gen ferngeblieben iſt als geſichert angeſehen wer— Der geſtern abend eingeſeßte Vergleichs- ausſchuß hatiſe in einer dreieinhalbſtündigen Nach'ſitzung einen Enutſchtießungsantrag ausgearbeitet, der heute Mittag die Zuſtimmung der Regierungs⸗ gruppe und der Reedergruppe gefunden hat. Die Arbeitergruppe erklärt ſich grundſätz⸗ lich gegen den Entſchließungsantrag, hat ſich aber noch nicht darüber ausgeſprochen, ob ſie in der für morgen zu erwartenden Vollſitzung der Konferenz dagegen ſtimmen oder ſich mit Stimm⸗ enthaltung begnügen will. Praktiſch iſt jedenfalls die Annahme des neuen Kompromißvorſchlages bei der Vollſitzung durch die Stimmen der Regierungsvertreter und der Reedergruppe geſichert. Nach der Annahme des Kompromißtextes durch die Vollkonferenz wird die Reedergruppe am Donnerstag vormittag auch in den vier Haupt— ausſchüſſen der Konferenz ihre Mitarbeit auf— nehmen, die ſie bisher verſagt hatte. Men erei auf franzöſſſeé em Kriegsſmiff in China Berlin. 16 Okt.(Blättermeldung) Der Lo— kalanzeiger meldet aus Schanghai: Auf dem franzöſiſchen Kriegsſchiff„Waldeck Rouſſeau“, das zur Zeit in dem ſüdchineſiſchen Haſen Amov liegt brach zörzlich wegen einer Diſziplinarſtreitiakeit eine Meuterei aus an der ſich der größte Teil der Beſatzung beteiligte. Do der Kommandant außer Stande war, die Aufrührer in Schach zu halten. mußie er den amerikaniſchen Kreuzer „Pittsburgh“ funkentelegraphiſch um Hilfe bit— ten. Die ſnanzöſiſchen Meuterer wurden dann von einer Abteilung amerikaniſcher Matroſen überwältigt. Zwei Rädelsführer wurden von einem ſofort zuſammengetretenen Kriegsgericht zum Tode verurteilt und auf dem Ober deck des Schiffes aufgehängt. Der Zwiſchen— fall wurde in Schanghai erſt durch die Berichte der amerikaniſchen Matroſen bekannt. Ausſchreſtungen jn Nemyork Newyork, 16 Okt. Zu ſchweren Autsſchreitun— gen kam es geſtern erneut zwiſchen ſtreikenden Chauffeuren der Benzinlaſtwagen und Arpeits— willigen. In Brooklyn kam es zu einer regel— rechten Schlacht., an der 200 Chauffeure beteiligt waren. Zahlreiche Perſonen wurden durch Schüſſe verletzt. Die Angreifenden benutzten Laſtkraftwagen als Tanks. Nach dem Kampf waren die Straßen einem Schlachtfelde gleich. Ueberall ſtanden und lagen unbrauchbar gewor— dene Automobile herum. Die Fenſterſcheiben der Nachbarhäuſer waren eingeſchlagen. Eine ſtarke Polizeimacht mußte aufgeboten werden, um ähn— liche Unruhen zu vermeiden. Sllarek⸗Affüre Stadtrat Mühlmann aus der S. P. D. aus⸗ geſchloſſen. Berlin, 16. Okt.(Blättermeldung.) Wie der Lokalanzeiger hört, ſoll die SPDD. jetzt auch den Stadtverordneten Mühlmann aufgefordert ha⸗ ben, ſein Mandat als Stadtverordneter der Par⸗ tei zur Verfügung zu ſtellen und ſeinen Austritt aus der Partei zu erklären. Mühlmann ſoll eben⸗ falls ſehr enge Beziehungen zu den Sklareks unterhalten haben. Er gehörte u. a. auch dem Verwaltungsrat der Stadtbank als Mitglied an. VBürgermeiſter Schneider legt ſein Amt nicht nieder Berlin, 16. Okt. Bürgermeiſter Schneider er— läßt heute eine Erklärung, daß er nicht aus der Partei ausgeſchloſſen ſei, ſondern bereits vorher ſeinen Austritt bekannt gegeben habe. Die Par— tei könne ihn deshalb gar nicht zur Amtsnie⸗ derlegung auffordern. Er denke gar nicht daran, ſein Amt niederzulegen, ſondern er habe ſeinen Urlaub abgebrochen und heute vormittag ſeine Amtsgeſchäfte wieder übernommen. Wie die informierte Stelle des Bezirksamts 46. Jahrgang Amerika baut zwei Rieſen⸗ Zeppeline Dr. Karl Arnſtein, der ſtellvertretende Generaldirektor der Goodyear— Zeppelin Co. der vor ſeiner Ueberſiedlung nach USA. den„Z. R. 3“ konſtruierte, gab 2 Zeppelin in Bau, die doppelt ſo groß ſein werden wie„Graf Zeppelin“. Die beiden Luftſchiffe werden mit un⸗ entzündbarem Helium gefüllt ſein iedes mit 8 Maybach-Motoren ausgerüſtet, die je 600 PS. entwickeln können; und für die 80 Paſſagiere jedes der beiden Ungetüme wird natürlich jegli— cher Komfort zur Verfügung ſtehen. angibt, wird Bürgermeiſter Schneider heutigen Bezirksverſammlung erſcheinen. Der Sprengkapſelfund in Barmen wtb. Barmen, 16. Okt. Die polizeilichen Feſt⸗ ſtellungen zu dem Sprengkapſelfund haben erge— ben, daß die Sprengkapſeln ſchon Montag nach— mittag halb 7 Uhr auf der Oberen Lichtenplatzer— ſtraße gelegen haben, ohne daß ſie von den Vor— übergehenden zunächſt als ſolche erkannt wurden. Von der politiſchen Polizei wurden insgeſamt 93 Sprengkapſeln Nr. 8, 44 Mm. lang mit 7 Mm. Durchmeſſer ſichergeſtellt. Es handelt ſich um Sprengkapſeln, die nicht nur für Handgranaten, in der ſondern auch bei Bodenſprengungen Verwendung finden. Die zur Zeit ſchwebenden umfangrei— chen Nachforſchungen haben ſogleich auf eine Spur geführt, über die Näheres im Intereſſe der Ermittelungen noch nichts geſagt werden kann. Vernehmungen in der PVombenafföre witb. Itzehve. 16 Okt.(Radio) Landgerichts— direktor Dr. Maſur, der Unterſuchungsrichter in der Bombenaſſäre, nahm im Laufe des Diens tag bis in die Abendſtunden in Itzehde zahlreiche Vernehmungen und Zeugen vor. Auch aus der Umgebung waren einige Landleute geladen wor— den. Dr. Maſur hat am Mittwoch Itzehoe wie— der verlaſſen. Dem Vernehmen nach wird er in der nichſten Woche zu Zeugenvernehmungen nach Hide kommen. Tumultſzenen im Preußenparlament Berlin, 16. Okt. Im preußiſchen Landtag kam es während der Rede des Innenminiſters Grze— ſinſti zu einem ſchweren Zwiſchenfalt. Als der Miniſter auf das Verhalten der Natio⸗ nalſozialiſten in ihren Verſammlungen zu ſpre⸗ chen kam, trugen mehrere Beamte in Zivil große Tafeln in den Sitzungsſaal, auf denen zahl⸗ reiche in zwei Berliner nationalſozialiſtiſchen Verſammlungen beſchlagnahmte Wafſen angeheftet waren. Es waren Revolver, Dolche, Stahlruten. Schlagringe uſw. Im Hauſe entſtand ein ungeheurer Lärm. Die National⸗ ſoziaiſten klatſchten lebhaft Beifall. Der Mini⸗ ſter war durch die Tumultſzenen verhindert, ſeine Rede fortzuſetzen, zumal Abgeordnete aller Par⸗ teien gegen das Rednerpult vordrangen, um das Waſſenarſenal aus der Nähe zu betrachten. Die Sitzung mußte für zehn Minuten unterbrochen werden. u 1 —— n ... Die Biſchöſe gegen das Volksbegehren Die„Schleſiſche Volkszeitung“ veröffentlicht folgende, aus Neuoderberg datierte Kundmachung des Fürſtbiſchofs Kardinal Bertram: Wiederholt haben deutſche Biſchöfe eine ernſte Warnung vor Teilnahme an ſolchen Vereinigun⸗ gen und Beſtrebungen veröffentlicht, die eine wuhhige und geſunde Feſtigung des inneren und äußeren Friedens des deutſchen Volkes bedrohen. Nicht parteipolitiſche Stellungnahme od. Voreinge— nommenheit iſt Beweggrund ſolcher Kundgebun— gen gegen dieſer Unternehmung, ſondern die Sorge um den Wiederaufbau deſſen, was durch Weltkrieg und Umſturz niedergeriſſen iſt. Eine Sorge mit ſchwerer Verantwortlichkeit laſtet auf allen, die führende Stellungen im öffentlichen Leben haben. Alles dies läßt ernſte Bedenken gegen das zur zur Abſtimmung geſtellte Volksbegehren aufkom— men. deſſen Annahme die Bemühungen der Reichs- und Staatsregierung um Verſtändigung mit den Siegerſtaaten des Weltkrieges in ver— hängnisvoller Weiſe durchkreuzen und die jahre— langen Bemühungen um den Wiederaufſtieg des Vaterlandes ſchwer gefährden würde. Da dieſe Angelegenheit nicht eigentlich eine parteipolitiſche, ſondern eine allgemein-vater— ländiſche iſt, ſo ſei es dem hochwürdigen Klerus anheimgege⸗ ben, in außerkirchlicher Weiſe dahin zu wir⸗ ken, daß die Diözeſanen dieſem Volksbegehren fernbleiben. Nach dieſer klaren biſchöflichen Kundgebung iſt den deutſchen Katholiken, auch jenen, die nicht dem Zentrum angehören, der Weg gezeigt. Der Kundgebung des Breslauer Kardinals Bertram gegen das Volksbegehren hat ſich das geſamte Episcopat angeſchloſſen. Es haben ſich ſomit ſämtliche deutſchen Biſchöfe gegen das Volksbegehren erklärt. Gemeinsame Erklärung von Zentrum und B. V. P. Die Vorſitzenden der Zentrumspartei und der Landesvorſtandſchaft der Bayeriſchen Volkspartei, Dr. Ludwig Kaas und Schäffer, veröffentlichen folgende gemeinſame Er— klärung: Die Deutſche Zentrumspartei und die Baye— riſche Volkspartei erblicken in dem am 28. Sep— tember eingebrachten Volksbegehren gegen den Voungplan keinen geeigneten Weg, des deutſche Volk von dem Unrecht der Kriegsſchuldlüge und von den Ketten des Verſailler Diktats zu be— freien. Sie ſehen in dem Volksbegehren, vor al— lem in ſeiner verhetzt zugeſpitzten Formulierung einen verhängnisvollen Schritt zur weiteren Zer— reißung des deutſchen Volkes im Innern und eine verurteilungswerte Ausnützung des deut— ſchen Freiheitswillens für die Zwecke einſeitiger Parteiagitation. Der in dem Volksbegehren gewählte Weg iſt nach der eigenen Ueberzeugung beider Par⸗ teien nur geeignet, die im harten und müh⸗ ſeligen Ringen erkämpften Anſätze zu einem Aufſtieg Deutſchlands zu hemmen und eine rückläufige Entwicklung hervorzurufen, für deren Gefahren kein beſonnener Staatsmann die Verantwortung übernehmen kann. Beide Parteien lehnen daher jede Unterſtüt⸗ zung des Volksbegehrens mit Entſchiedenheit ab und fordern ihre Anhänger auf, ihm mit allen Kräften entgegenzuwirken. Zu gleicher Zeit er⸗ klären ſie dem deutſchen Vode und dem Aus⸗ lande, daß ſie nach wie vor entſchloſſen ſind, den geiſtigen und politiſchen Kampf gegen die Kriegsſchuldlüge und für den friedlichen Auſtieg Deutſchlands zu nationaler Freiheit und inter⸗ nationaler Gleichberechtigunn unentwegt weiter zu führen. Die Auktion im Palais Schaumburg Bonn, 16. Okt. Der erſte Tag der Ver⸗ ſteigerung im Palais Schaumburg verlief ziemlich ſang⸗ und klanglos. Die Vertreter ſowohl des Kaiſerhauſes, wie auch des eng⸗ liſchen Königshauſes, die man erwartet hatte, waren ausgeblieben. Wohl waren einige eng⸗ liſche Händler da, die aber kein ſehr großes Intereſſe zeigten. Man ſah außer Händlern und Preſſevertretern viele Damen der Bonner Geſellſchaft. Einige Fürſtlichkeiten, unter ihnen die Fürſtin Wied, ſollen, wie der Auktionator ſagte, vor Beginn der Auktion im Saal erſchie⸗ nen ſein, aber beim Anblick der zahlreich auf⸗ marſchierten Photographen ſofort wieder das Weite geſucht haben. Am erſten Tage wurde das Silber ver— ſteigert, das zum Teil ſehr hochwertige Einzel— ſtücke enthält. Die Preiſe gingen aber nicht ſehr hoch. Eine Barockterrine kam auf 6000 RM., ein ziemlich geſchmackloſes Teeſervice auf 7 000 RM. eee eee e eee Als heute vormittag die Auktion der Vik⸗ toria Zoubkoff geborene Prinzeſſin von Preußen begann, ereignete ſich lt.„N. B. L.“, ein Zwiſchenfall, der von nur wenigen Anweſenden bemerkt wurde. Kurz vor Beginn der Auktion ſtieg ein älterer Herr, der Notar Loen⸗ nartz, auf das Auktionspult und verkündete mit leiſer Stimme, die Worte möglichſt ſchnell herrunterraſpelnd:„Da Viktoria Zoubkoff, geborene Prinzeſſin von Preußen, nicht in der Lage iſt, ihre Gläubiger zu befriedigen, habe ich mich im Auftrage des Konkursverwalters, des Rechtsanwalts Dr. Rhein, heute vormittag in ihre Räume begeben, um dort die Zwangs⸗ verſteigerung vorzunehmen. Ich konſtatiere, daß es 10,28 Uhr iſt. Die Verſteigerung hat begonnen. Es wird geboten und zugeſchlagen.“ Nach dieſer ebenſo leiſe wie ſchnell ge— ſprochenen, peinlich offiziellen Erklärung äußerte ein prominenter holländiſcher Journa⸗ liſt zu ſeinem Kollegen:„Das i ſt der erſte beltilelle Bankerottder Hohenzol⸗ ein“ Aus Nah und Fern Mainz, 16. Okt.(Raubverſuch eines Studenten.) Geſtern abend ſpielte ſich auf der Landſtraße zwiſchen Mainz und Biebrich ein aufregender Vorfall ab. Ein junger Mann hatte ſich nach 9 Uhr abends am Hauptbahnhof Mainz ein Auto gemietet und mit ihm und dem Chauf⸗ feur eine Tour über Wiesbaden, Bad Soden und zurück nach Mainz gemacht. Kurz vor dem Stadt⸗ eingang nach Mainz verſpürte der Chauffeur ein Unwohlſein. Er drehte ſich um und bemerkte, wie der Inſaſſe ihm ein mit betäubenden Gerüchen gedrängtes Tuch entgegenhielt. Er ſchlug das Tuch zurück, ſofort aber hatte der Inſaſſe ein zweites Tuch zur Hand, das er ihm über der pf warf. Im halbbetäubten Zuſtand beſaß noch die Geiſtesgegenwart, den Wagen zum Hal⸗ ten zu bringen und auszuſteigen. Der Fremde ſtürzte ihm nach, fiel über ihn her und ſchlug ihn mit einem harten Gegenſtand nieder. Dabei wurde der Oberkörper des Chauffeurs vom Auto überfahren. Auf Hilferufe eilten junge Leute herbei, die ſich zum Teil mit dem Schwerverletz⸗ ten beſchäftigten, zum Teil aber die Verfolgung aufnahmen. Sie ergriffen ihn in einem Acker und übergaben ihn der Polizei. Der Verhaftete geſtand, Student und Sohn eines Lehrers in Marburg zu ſein. Er befand ſich auf der Reiſe vom Saargebiet nach feiner Univerſitätsſtadt, war völlig mittellos und hatte die Abſicht, den Chauf⸗ feur zu berauben, um zu Geld zu kommen. Mainz. 16. Okt.(Lebendig verbrannt.) In einem Mainzer Vorort wollte eine Frau Ap⸗ pel geſtern abend kurz nach Eintritt der Dunkel⸗ heit das Herdfeuer anzünden. In der Meinung, daß das Holz zu naß ſei, übergoß ſie dasſelbe mit Benzin. Als ſie mit dem Streichholz in die Nähe des mit Benzin getränkten Holzes kam, ſchlug eine Stichflamme empor und erfaßte die Benzin⸗ kanne, die zur Exploſion kam. Die Frau wurde von den Flammen ergriffen, im Augenblick ver⸗ wandelte ſie ſich in eine Feuerſäule und ver⸗ brannte bei lebendigem Leibe. Herbeigeeilte Nach⸗ barsleute konnten ihr nicht mehr helfen. Darmſtadt, 16. Okt. Von der techniſchen Hochſchule. Die Zahl der an der techniſchen Hochſchule im Sommerſemeſter 1929 eingeſchrie⸗ benen Studierenden betrug 2177, darunter 33 Frauen und 171 Ausländer. Gegen das gleiche Semeſter im Jahre 1911 bedeutet dies einen Zu⸗ wachs ven 946 Studierenden. Die Zahl. der Ausländer dagegen iſt um 199 zurückgegangen, während die der ſtudierenden Frauen um 28 geſtie— gen iſt. Frankfurt a. M., 16. Okt. Um die ruſſi⸗ ſchen Kirchen in Darmſtadt. In Baden— Baden, Darmſtadt und Wiesbaden befinden ſich bekanntlich noch ruſſiſche Kirchen, von denen die Kapelle auf der Mathildenhöhe in Darmſtadt per— ſönliches Eigentum des letzten Zaren war. Frühere Verhandlungen zur Klärung der Beſitz⸗ frage haben zu keiner endgültigen Klärung ge— führt. Es war vielmehr ein Proviſorium dahin— gehend zuſtande gekommen, daß dieſe ruſſiſchen Kapellen der ruſſiſch⸗orthodoxen Kirche Weſteur n pas zu treuen Händen in Verwaltung gegeben wurden, nachdem ſie vorher unter Zwangsver— waltung des Reiches geſtanden haben. Es ver— lautet jetzt in ruſſiſchen Emigrantenkreiſen, daß die Sowjetregierung nunmehr auf die endgültige Rechtsklärung der Eigentumsverhältniſſe der ruſſiſchen Kirchen in Darmſtadt und Wiesbaden dringt. Beide Gotteshäuſer werden noch zu got— tesdienſtlichen Zwecken benutzt. Ludwigshafen, 16. Okt. Zugzuſammen⸗ ſtoß. Am Mittwoch früh gegen 7 Uhr fuhr bei dichtem Nebel im Bahnhof Oggersheim ein aus Richtung Worms einfahrender Güterzug einer Rangierabteilung in die Flanke. Die Lokomotive des Güterzuges und drei Wagen entgleiſten. die Frechheit Rewyorker Banditen Newpyork, 16. Okt. Geſtern drangen in ein feines Reſtaurant mitten in der Stabt fünf Ban⸗ diten ein, hielten die etwa 50 Gäſte mit Revol: vern in Schach und begannen dann, einen Gaſt nach dem anderen auszuplündern. Alles Bargeld ſämtliche Schmuckſachen, fogar die Theringe, wur⸗ den den entſetzten Mäſten abgenommen. Drei von ihnen, die verſuchten, gegen die Räuber vorzu⸗ gehen, wurden von dleſen niedergeſchlagen. Bei der Verfolgung gelang es inen von ihnen, einen 16jährigen Burſchen zu kaſten. Granatexploſion bei einem Manöver 2 Tate.— 4 Schwernerfetzte. wib. Madrid, 16. Oer.(Rabio.) Aus Las⸗ Palmas wird gemeldet, daß infolge einer Gra⸗ natexploſion bei Manövern ines Nraiments von Las⸗Palmas in der Ortſchaft Telh: ein Leutnan: und zwei Unteroffiziere getöteß and 833 Soldaten ſchwer verletzt worhen ſind. Das verlorene Lied. Copyright by W. Vobach u Co. G. mb. H. Leipzig. Feuilleton⸗Vertrieb C. Handmann, Literatur⸗Büro, Leipzig. Roman von Hans Poſſenoorf. (35. Fortſetzung.) 6. Oktober 1.2. Geſtern habe ich bis ſpät abends bei Papa geſeſſen, weil meine Stiefmutter in einer Geſelleſchaft war, und Papa war ſo trau⸗ rig. Da bin ich bis halb zwölf aufgeblieben. Ich bin noch niemals ſo ſpät zu Bett gegangen. Es war ſehr traurig. Papa ſagte nämlich, ich ſollte ihm was erzählen und da habe ich ihm das Mär⸗ chen vom verlorenen Lied erzählt, ſo wie es mir Onkel Achim erzählt hat. Papa kannte es noch nicht. Er ſagt, Onkel Achim hat es ihm nie er⸗ zählt. Aber ich lann es ſehr gut, weil ich ſo oft abends vorm Einſchlafen dran denke. Papa hörte genau zu. Aber als ich fertig war, ſagte er gar nichts und war noch trauriger. Da ſagte ich, um Papa luſtig zu machen: Wenn es doch Onkel Achim in der weiten Welt auch ſo ginge wie Fürſt Helfrid, daß er eine ſchöne Prinzeſſin findet als Frau, weil er doch auch arm in die fremde Welt himausgezogen iſt. Da ſagte Papa: Ja er iſt arm in die weite Welt hinausgezogen wie Fürſt Hel⸗ frid, von ſeinem Bruder von ſeinem Thron und aus ſeinem Reich vertrieben. Und dann weinte Papa ſo ſehr. Ich weiß nicht, warum Papa ſo etwas geſagt hat, denn er kann doch nichts dafür. 1* 9. März 1. 3. Heute mittag iſt etwas Schreck⸗ liches paſſiert. Herr von Trebitz hat meine Stief⸗ mutter beſucht. Papa war allein in ſeinem Zim⸗ mer auf ſeinem Rollſtuhl. Da iſt er allein aufge⸗ ſtanden und wollte auf ſeinen Krücken 5 Sonſt bat ihn immer jemand geführt. Er wollte in das Zimmer meiner Stiefmutter. Ich alaube, 9 er wollte auch Herrn von Trebitz guten Tag ſa⸗ gen. Aber er konnte ſich nicht mehr halten, weil ihn niemand geführt hat. Und er iſt hingefallen und nun iſt er wieder ſehr krank und muß im Bett bleiben. Meine Stiefmutter iſt gleich abge⸗ reiſt. Ich kann das nicht verſtehen, wo der arme Papa doch nun wieder ſo krank iſt. Sie hat mir auch gar nicht adjö geſagt. N A E 19. Mai 1. 3. Meine Stiefmutter iſt noch nicht wiedergekommen und Papa ſagt, ſie kommt auch nicht mehr wieder. Papa geht es wieder ein biß⸗ chen beſſer. Er ſitzt wieder im Rollſtuhl. lr** 28. Mai 1. 3. Fräulein von Rentel iſt hier⸗ geweſen. Sie hat geſagt, ſie will wieder zu uns kommen. Aber Papa will nicht, daß ſie wieder zu uns kommt. Als ſie dann weg war, hat er zu mir geſagt, daß ich nun ſo groß und vernünftig wäre, daß wir kein Fräulein mehr brauchten. *.** 15. Juni 1. 3. Ich bin jetzt ſehr viel bei Papa. Wir ſprechen jetzt oft von meinem lieben, lieben Onkel Achim und wir ſehnen uns beide ſehr nach ihm. Lieber Onkel Achim, wenn du doch wieder bei uns wärſt. Sechzehntes Kapitel. Die Probe der Circeſzene und das erſte Auf⸗ treten der Hauptdarſtellevin waren ſo vorzüglich ausgefallen, daß ſich die kinematographiſche Auf⸗ nahme ſofort daran hatte anſchließen können. Der alte Stanford ſchien ſich ganz vorzüglich dabei amüſiert zu haben, denn nachdem der Regiſ⸗ ſeur das Schlußzeichen gegeben hatte, applaudier⸗ te er den Darſtellern lebhaft, zwinkerte Herrn Formont und dem Operateur anerkenned zu und neckte dann die Raubtiere durch das Gitter. Er erzielte auch wirklich einen gefährlichen Wutaus⸗ bruch eines großen Löwen und damit eine kleine Panit unter den Darſtellern, ſodaß der Bändiger ale Mühe hatte, ein Unglück zu verhindern und Elſa Brandſtröm, der„Engel von Siökelemg efeäteh s 8 Die Schwedin Elſa Brandſtröm, bekannt durch ihre warmherzige Fürſorge für die deutſchen Kriegsgefangenen in Sibirien und ihre aufopfernde Hilfstätigkeit für arme Kinder und Kriegsperwundete, hat ſich mit dem ſächſi⸗ Miniſterrat Profeſſor Uhlich»ermühlt Nordverſuch eines 15 jährigen Fürſorgezöglings wib Düſſeldorf, 16. Oktober.(Radio). In Ein⸗ brungen verübte in der Nacht vom Monkag zum Dienstag der 15jährige Fürſorgezögling Salz im Graf Recke⸗Stift einen Ueberfall auf ein 40jäh⸗ riges Dienſtmädchen. Nach einer Geburtstags⸗ feier verſteckte er ſich in dem Schlafzimmer zweier Dienſtmädchen unter dem Bett und wartete bis die Mädchen eingeſchlafen waren. Darauf ſtürz⸗ te er über eines der Mädchen her und brachte ihr mit einem Taſchenmeſſer vier bis fünf Stiche hei. Auch das andere Mädchen, das ihrer Kolle— gin zu Hilfe eilen wollte, warf er zu Boden. Auf die Hilferufe der Ueberfallenen eilten Ange— ſtellte des Stiftes herbei, die den Zögling über⸗ wältigten. Dieſer gab bei ſeiner Vernehmung an, daß er das Mädchen ſchon lange habe töten wol— len; einen triftigen Grund dafür konnte er aller— dings nicht angeben. Die Ueberfallene wurde ins Krankenhaus gebracht. Ihre Verletzungen ſind nicht lebensgefährlich. Tagesnachrichten Einbruch beim ehemaligen Deviſenkommiſſar. Berlin, 16. Okt.(Blättermeldung.) In der Wohnung des früheren Deviſenkommiſſars, Ges heimrat H. B. Fellinger(Kaiſerallee 24) wurde in der vergangenen Nacht ein ſchwerer Einbruch verübt. Während die Familie ſchlief, drange die Täter durch die hintere Eingangstür in die Wohnung, durchſuchten alle Schränke und Schub laden und ſtahlen für über 25000 Mark Silber— ſuchen und Schmuckſtücke. Handel und Induſtrie* Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 15. Okt. Dem heutigen Großvieh⸗ markt waren zugeführt: 388 Ochſen, 169 Bullen, 287 Kühe, 437 Färſen, 613 Kälber, 94 Schafe, 3498 Echweine, 130 Arbeitspferde, 80 Schlacht⸗ pferde, 7 Ziegen. Bezahlt wurden für Ochſen 39 bis 66, ſür Bullen 45—56, für Kühe 18—51, für Färſen 44—63, für Kälber 5886, für Schafe 51 bis 55, für Schweine 7692, für Arbeitspferde 750 bis 1750, für Schlachtpferde 40150. Diegen 12 bis 23 Mark. Marktverlauf: Mit Großvieh mit⸗ telmäßig, Ueberſtand, mit Kälbern lebhaft ge⸗ räumt, mit Schweinen lebhaft geräumt, mit Ar⸗ beitspferden lebhaft. Hon die aufgeregten Tiere in ihre Zwinger zurückzu⸗ treiben. John Stanford aber ſchüttelte Vergnügen. Dann wendete er ſich Gudden zu:„Mit Ihrer gütigen Erlaubnis, Herr Filmkönig, werden wir uns jetzt verabſchieden. Aber zuvor noch ein Kom⸗ pliment, beſter Freund! Es war famos, ganz fa⸗ mos! Was wäre die Geſellſchaft ohne Sie? Ich zittere bei dem Gedanken, daß Sie einmal von der Präſidentſchaft zurücktreten könnten. Nicht wahr, das werden Sie mir doch nicht antun, Gudden? Ich wäre untröſtlich! Nicht wahr, Herr Filmkö⸗ nig, Sie wollen doch Ihren Thron nicht verlaſ⸗ ſen?“ Eine richtige Salve von Gekicher folgte ſeinen Worten. Stephan Gudden wäre dem boshaften Alten am liebſten an die Kehle gefahren, er wußte nur zu gut, was dieſe Anſpielungen bedeuteten. Aber Stephan Gudden mußte noch gute Miene zum böſen Spiel machen, denn Stanford ſchüttelte ihm nun zum Abſchied die Hand und klopfte ihm wohlwollend den Rücken. „Leben Sie wohl, beſter Freund, leben Sie wohl!“ Und ſich zu Lore wendend und ihre Hand an ſeine Lippen ziehend, flüſterte der Alte ſüß⸗ lich:„Auf Weiderſehen, ſchöne Filmprinzeſſin! Und entziehen Sie mir nicht Ihre Gnade.“ In Theddys Augen aber ſtanden dicke Tränen, als er ſeiner Angebetenen zum Abſchied die zit⸗ ternde Hand reichte. Da dauerte er Lore, und ſagte leiſe und haſtig, damit es die anderen nicht hörten:„Kopf hoch, mein alter Theddy! Wir bleiben trotz allem gute Freunde, nicht wahr?“— a Camilla de Bary war während dieſer erſten Probe zu ſehr durch ihre Rolle in Anſpruch ge⸗ nommen geweſen, um unter allen Anweſenden Umſchau halten zu können. Erſt in dem Augen⸗ blick, als das Schlußzeichen erklang, hatte ihr ſich vor troffen. Ihre Hand war nach dem Blick zufällig den Klavierſpieler cg eg 15. 2 laut aufgeſchrien. Für eine Sekunde hatte ſie und Joachim einander in die Augen geſchaut. Dann war Camilla in ihre Garderobe geeilt, hatte ſich in fliegender Haſt umgekleidet und war nach we⸗ nigen Minuten ſchon wieder im Atelier erſchie⸗ nen, wo die meiſten Mitwirkenden noch verſam⸗ melt waren. Aber vergeblich ſuchte ſie nach Joa⸗ chim. Sie trat auf den Hauptregiſſeur zu. „Wiſſen Sie vielleicht, Herr Formont, ob Herr Sendow noch hier iſt.“ f Herr Sendow? Habe ich nicht die Ehre zu kennen.“ Camilla ſtarrte ihn faſt entſetzt an: Hatte ſir denn ein Phantom getäuſcht? „Ich meine den Pianiſten, der bei der Probe am Flügel begleitet hat“, brachte ſie in atemlo⸗ ſer Spannung hervor. „Ah, Sie meinen Herrn Dowſen? Nein, ich glaube, er iſt ſchon fort.“ „Iſt der Herr hier dauernd engagiert? Wo kann ich ihn finden?“ „Herr Domſen hat ſein Bureau in der Stadt, im Standard Building, muſikaliſche Abteilung, 5 Stock. Da wird er vielleicht anzutref⸗ en ſein.“ Jetzt trat Gudden zu den beiden. Er hatte die letzten Worte des Regiſſeurs noch gehört. „Fräulein, wie war doch gleich ihr Name?— Ah, ja. Alſo Fräulein de Bary, Ihre Leiſtungen ſagen uns zu. Wir wären bereit, mit Ihnen einen längeren Vertrag zu machen. Wollen Sie ſich ge⸗ fälligſt morgen vormittag zu mir in mein Bu⸗ reau bemühen. Wir werden dort das Nähere be⸗ ſprechen“. Und dann, während ſich Camilla ent⸗ fernte, wendete er ſich Herrn Formont zu:„Ich muß Herrn Dowſen ſofort ſprechen. Iſt er noch hier?“ Und auf die verneinende Antwort des Regiſſeurs fuhr er fort:„Hat dieſes Fräulein de Bary nicht auch ſoeben nach Herrn Dowſen ge⸗ fragt? Ich hört„daß Sie übe Aus⸗ ant hörte doch, 1 8 9 5 N. 2 8 f 72* Kabliau, Bratſchellfiſche, Fiſchfilet Süßbücklinge, Oelſardinen Bratheringe, Bismarckheringe, Rollmöpſe. Lebensmittelhaus Peter Roschauer zum Rebſtock. Diejenigen, welche gemeinſam Jahublaller und ſapag verkaufen wollen, mögen ſich am Samstag Abend halb 9 Uhr zwecks Beſprechung im Schützenhof einfinden. Mehrere Tabakbanern. Mernheim Rathausstraße 50 Lorscherstraße 8 Eriſche Marinaden offen Bismarkheringe sw 14 Rollmops su, 20 Bratheringe nach Grösse Sehr belfebte Packung: Liter Dose Bismarkheringe, Rollmops und Bratheringe 8s vn. Geleeheringe. vnn 20 täglich frische Süssbücklinge 5 Proz. Nahatt Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von dürren Bäumen. Am Samstag, den 19. Okt., vorm. 11 Uhr werden im Sitzungsſaal des Rathauſes verſchiedene Loſe dürre Bäume an die Meiſtbietenden verſteigert. Viernheim, den 16. Oktober 1929. Vertröſtet die Religion „Fortſchritt“ ſo lautet das Zauberwort, das heute alle in ſeinen Bann ſchlägt. Fortſchritt namentlich auf ſozialem und wirtſchaftlichem Ge⸗ biet, Aufſtieg aus Not und Elend zu einem beſſe⸗ ren menſchenwürdigen Daſein iſt es, was unſer ſchwergeprüftes Volk mit Recht erſehnt u. fordert. Der Unglaube klagt ſo gern das Chriſtentum wegen Vortrag des Hochw. Herrn Pater Ferdinand Kaſpar im kathol. Gotteshaus zu Viernheim am Freitag, den 18. Oktober, abends 8 Uhr Zweite Vor auzeige: nur auf das Jenſeits? ſchritts an. Er verheißt allen, die ſich ihm an⸗ ſchließen, das irdiſche Paradies. Die chriſtliche Religion aber erhebt für ſich den Anſpruch, daß ſie allein deu Menſchen das zeitliche und das ewige Glück bringen kann, und daß der Unglaube dieſes Glück zerſtöre. Wer von beiden hat Recht? Der Vortrag des P. Kaſpar S. J. wird darauf antworten. ſeines Jenſeitsglaubens als Hauptfeind dieſes Fort- tragen. Eine Streſemannſtraße in Berlin des in Berlin, ſpricht. Zu dieſer Verfammlung laden wir alle Rentenempfänger und Sozialhilfs⸗ bedürftige freundlichſt ein.(Siehe Inſerat). DK ⸗Sport Das Handballſpiel Viernheim— Lampertheim, zu dem ſich erfreulicherweiſe ſchon viel intereſſierte Zuſchauer eingefunden hatten, wurde vom Schieds- richter nach dem Stande von 2:0 für Lampert-⸗ heim, abgepfiffen, da die Entſcheidung des Schieds- richters, der über einen Lampertheimer Spieler Platzverweis verhängt hatte, nicht ausgeführt wurde. Ein Unentſchieden wäre dem Spielverlauf nach ge⸗ recht geweſen, Der Bezirksmeiſter Lampertheim iſt nur dadurch, daß Viernheim von kolloſalem Pech verfolgt war, einer Niederlage entgangen. Unſere 1. Handballelf hat ohne Zweifel durch die ſes Spiel viel Sympathie für das Handballſpiel bei den Zuſchauern geweckt. Waldſportplatz. Wochenplan: Hallentraining im Vereinslokal(Saal). Donnerstag Abend halb 8 Uhr alle Schüler- und Jugendmannſchaften, zugleich Vortrag d. Schieds- richters Herrn Sommer. Freitag Abend halb 9 Uhr 1. M. m. Erſatzleuten. Die Königgrätzer Straße in Berlin wird laut Magiſtratsbeſchluß von nun ab den Namen des verſtorbenen Reichsaußenminiſters .... ͤ ͤũÄ——r... AAA ³·wͥ W Lokale Hachrichten * Schauturnen der Turngenoſſen⸗ ſchaft. Am Sonntag abend hielt die Turngenoſ— ſenſchaft ihren Herbſtball mit Schauturnen ab. Was da geboten wurde, war des Guten zuviel. Man weiß nicht, ſoll man den Geräteturnern, den Leichtathleten, der Jugend, der Mandolinenab— teilung oder den Turnerinnen den Vorzug geben. Ueberall wurden klaſſ. Leiſtungen erzielt und der überfüllte Saal ſpendete reichen Beifall. Dank dem techn. Leiter, der es fertig brachte, das Rieſenpro— gramm ſo reibungslos und ſchnell abzuwickeln. Was die einzelnen Sparten leiſteten, zeugte von eifrigem Training und guter Führung. Etwas neues war der Sprechchor und die lebenden Bilder, welche ganz beſonders, durch rieſigen Applaus ge— ehrt wurden. Wahrlich, wer ſolch einem Verein angehört, kann ſtolz ſein, denn mit allen Sparten etwas zu leiſten, und auf der Höhe zu ſein, das zeugt von Erfaſſung des Grundgedankens: treibt Leibesübung zur Geſundung des Menſchen. Von der Organiſation der Arbeitsinvaliden wird uns geſchrieben: Getrieben von der Erkennt- nis, daß nur durch organiſatoriſchen Zuſammenſchluß Ziele und Forderungen erreicht werden können, deren Verwirklichung für den Einzelnen unmöglich iſt, haben ſich die Rentenempfänger der Sozialver- ſicherung in einer Intereſſengemeinſchaft, im Zen— tralverband der Arbeitsinvaliden und Witwen Deutſchlands, zuſammengefunden. Aus kleinen lo— Heſſiſche Bürgermeiſterei. Lamberth. kalen Vereinigungen hat ſich verhältnis mäßig ſchnell eine große zentrale Organiſation, mit ihrem Sitz in Berlin, für Heſſen in Darmſtadt, Waldſtr. 55 entwickelt, die heute 320000 Mitglieder zählt. Da nur auf geſetzgeberiſchem Wege eine Beſſerſtel— lung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe der Renten- empfänger zu ermöglichen iſt, kann auch nur eine ſtarke Organiſation der Arbeitsopfer ſich bei den geſetzgebenden Körperſchaften Gehör und Einfluß verſchaffen. Jeder Arbeitsinvalide gehört deshalb auch in ſeine Organifation, den Zentralverband der Arbeitsinvaliden und Witwen Deutſchlands. Die Unkenntnis in der ſozialen Geſetzgebung, insbeſondere der neuen in letzter Zeit in Kraſt ge— tretenen Aenderungen in der Invaliden- u. Unfall— verſicherung, die für die in Frage kommenden Kreiſe von größter Bedeutung ſind, haben die Gau— leitung Heſſen des Zentralverbands der Arbeits- invaliden und Witwen Deutſchlands, Darmſtadt Waldſtr. 55 J veranlaßt, jetzt, Montags, Mitt— wochs und Donnerstags von 10—1 Uhr Sprech— ſtunden einzuführen, in denen allen Rentenempfän— gern aus der Sozialverſicherung, ſowie allen Hilfs— bedürftigen Perſonen die auf Grund der Fürſorge— pflichtverordnung vom 13. 2. 1924 Anſpruch auf öffentlich Unterſtützung haben, koſtenlos Rat und Auskunft erteilt wird. Um allen Rentenempfängern aus der Sozial— geſetzgebung Gelegenheit zu geben ſich über den Stand der Geſetzgebung und die von der Organi— ſation der Arbeitsinvaliden ergriffenen Maßnahmen zum weiteren Ausbau der Invaliden- und Unfall— verſicherung, ſowie der Fürſorgepflichtverordnung zu informieren, veranſtaltet die Ortsgruppe Viern— heim am 18. Oktober im Gaſthaus zum Löwen eiue öffentliche Verſammlung in der der Kollege Rudolf Karſten, Mitglied des Hauptverſtan— 8 Uhr Spielausſchuß Vorſtandes. Samstag Abend halb 5 Uhr auf dem Waldſport— platz Schüler—Germania Friedrichsfeld. Vereins⸗Anzeiger Gewerbeverein. Donnerstag Abend ¼9 Uhr Vorſtandsſitzung im Gaſthaus zum Alexander. Auch die Innungs-Obermeiſter ſind hier frdl. eingeladen. Der Vorſitzende: Wunderle. K.- u. 3. B. Teutonia.(Schützenabteilung). Freitag, 18. Okt., abends 8 Uhr Verſamm— lung im Schützenhof. Vortrag des Kameraden Jäger, Mannheim⸗Rheinau, Ueberreichung der Meiſterſchaftsabzeichen, Verſchiedenes. Geſangverein Tiederkranz. Freitag, den 18. ds. Mts. abends ¼9 Uhr Vorſtandsſitzung im Lokal„zum Morgenſtern.“ Da ſehr wichtige Tagesordnung bitte ich dringend, um vollzähliges und püuktliches Erſcheinen. Der Vorſitzende Samstag Geſamtſingſtunde im Lokal. Damit nun eine genaue Ueberſicht über die Stärke des Vereins gewonnen werden kann, ſoll jeder Sänger erſcheinen. Sonntag den 20. Okt. iſt Gelegenheit das Konzert unſeres befreundeten Vereins„Fidelitas“ Mannheim zu beſuchen (nachm. 4 Uhr). Der Dirigent. Auto- u. Motorradklub. Freitag, 18. Okt., abends 9 Uhr außerordentliche Mitgliederver⸗ ſammlung im Klublokal. Wir bitten alles drin— gend um pünktl. Erſcheinen. Einziger Punkt der Tagesordnung: Letzte Vorbereitungen zum Sonntag! Geſtiftete Ehrenpreiſe ſowie das an— geforderte Material müſſen unbedingt bis zur Verſammlung abgeliefert ſein. Die Sportleitung. G.-D. Sängerbund. Freitag Abend 8 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Achtung! 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