der AMriegs beschädigten, chem. Mriegstellnehmer U. Ariegerhinterhliebenen, Urtsgrunne Viernheim 3 Sonutag, den 27. Okt. 1929 vorm. 6/12 Uhr auf dem hieſigen Ehrenfriedhof debächis-Falel für die Toten des Weltkrieges Zu dieſer Feier laden wir hiermit die geſamte titl. Einwohnerſchaft auf das herzl. ein. Der Vorſtand. NB. Die teilnehmenden Vereine, ſowie die Herren Vor- ſtandsmitglieder und Mitglieder des Reichsbundes verſammeln ſich pünktlich um/ 11 Uhr am Krieger- denkmal zum gemeinſamen Abmarſch z. Friedhof. Heu Ohmed zu verkaufen Dorin. Thensiagstrase 8 Dickrüben Zentner Mk. 1.30 liefert frei Haus Tudwig Brechtel Holzſtraße 1, Tel. 182 1 immer und Müche bis 15. November an kinderloſes Ehepaar zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag ds. Bl. Ausſchneiden! Neue und getragene Maßanzüge, Mäntel, Hoſen, Schuhe, Koffer, „Zum Karpfen“ CFT Am Sonutag, den 27. Okt., abends 8 Uhr findet auf nochmals die Aufführung der rheiniſchen vielſeitigen Wunſch Operette „Die Winzerlieſel“ Operette in 3 Aufzügen v. G. Mielke ſtatt. Orcheſter- Begleitung: Am Flügel: Frau Eliſabeth Beyer(Herbert). Zu dieſer Aufführung laden wir alle Freunde und Gönner ſowie die ganze Einwohnerſchaft herzlichſt ein. Eintritt 30 Pfg. Nummerierte Karten Plätze. Strauß'ſches Orcheſter Weinheim Regie: im Vorverkauf bei: handlung Schweikart, im Karpfen und bei den Mitſpielern. Joppen, Hochzeitsan⸗ züge(auch leihweiſe), größte Auswahl billige Preiſe. Kavulierhaus Mannheim— J 1, 20 Fahrtvergütung Strick wolle per Strang 40 Pfg. Kamm- wolle per Pfd. 2.50 RMark. Vertreter gesucht. Snanerel e e 239 Gg. Kempf. 1 vor plötzlichem Tempera- turwechsel bieten Ihnen die wärme- und kräftebil- denden Kaiser's Brust- Caramellen. Als vorbeu- gendes und sicheres Mit- tel dei Husten und Ka- tarrth haben sie sich in mehr als 40 Jahren be- währt. 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Der Vorſtand. elspartab wird veranſtaltet will gewinnt wirbt auch um Dich! Das recht Es fordert Es ermöglicht Vernunft. Spargeldes. Milliarden Spareinlagen, ggg ß ß ß ß vevmehrt es durch Zinſen. e Er erzeugt Kapital, — Wohnungsbau zuleiten. von allen Sparkaſſen der Welt ein Tag der allgemeinen Beſinnung ſein jährlich Millionen von Menſchen für den Spargedanken Sparen können ente Sparen wollen. verſtandene Sparen denkt, Opfer oder Entbehrungen, wirkungsvolles Hilfsmittel in der Lebensführung. vernünftiges, überlegtes Umgehen mit allem, was der Menſch braucht. Sachgütern, Kräften, Zeit und Geld. ſo eine Höchſtausnutzung des Einkommens und iſt— im Zeitalter der Rationaliſierung— ſein ſelbſtverſtändliches Gebot der Sicherheit im Daſeinskampf und Aufſtieg ſind das Ergebnis des Sparens. öffentlichen Sparkaſſen als Verwalter des Wie ſehr der Spargedanke wieder Fuß gefaßt hat, die bei den unzähligen kleinen Beträgen zuſammengefloſſen ſind. Wer ſein Geld zur Sparkaſſe trägt, 30. Oktober 1929 CCC Der Weltspartag geht uns alle an! ggg bedeutet nicht, wie mancher noch ſondern iſt eine Erleichterung, ein hagge gſggganmengannaggan beweiſen die öffentlichen Sparkaſſen aus bewahrt ſich vor Verluſten und Der Sparpfennig hat eine gewaltige volkswirtſchaftliche Bedeutung. das wir heute nötiger denn je gebrauchen, das die Sparkaſſen der heimiſchen Wirtſchaft, und 5 insbeſondere auch dem Wer ſpart, hilft der Wirtſchaft und ſich ſelbſt! Deus par tass0e L urSch ſaddaanganganganganaagagaagggamanggaagadanmgaaſgemngnn Turnerbund Viernheim Handball- Verbandsſpiele für Sonntag: auf unſerem Platze: eim 1.-Adas Mannneim 1b. Beginn 2,50 Uhr Viernheim 2.— Seckenheim 2. 1,30 Uhr Viernheim Igd.— Rheinau Igd. 4,10 Uhr Wald⸗ 2 Gportplat Sonntag, den 110 Oktober nachm. 3 Uhr 7. Verbandstreften Viernheimli. Rheinau 1 Vorſpiele:— 3. Mannſchaft 11,30— 2. Mann⸗ ſchaft 1,15 Uhr— 10,15 lug. Verhandsspiel — SE. Käfertal A1— 09 Viernheim A1— Samstag, den 26. 10. nachm. 4 Uhr Schl ler-Verhandsspiel 07 Mannheim 09 Viernheim Spiel der Schwarz-Weiß wird am Samstag bekanntgegeben. Alle Mitglieder u. Sportanhän⸗ ger laden wir dazu herzlichſt ein. Die Sportleitung Turngenoſſenſchaft 1893. Sonntag gegen Oggersheim Fußball: 1. M. halb 3 Uhr, 2. M. 1 Uhr. Jugend gegen Wallſtadt. Handball: 1. und 2. M. gegen Neuhofen(Pfalz) Abfahrt 12,16 Uhr OE. Die Leitung. Schöne 0 Schlafzimmer aus gutem Materfal verar- beitet und dabel noch 2 Fressen. dle Sie gerne an- legen, das last dle Sportelk. 5 tut von Mübelhaus Hock Weinneimerstr. 43 Rathausstr. 13 nheimer Anzeige (Giernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 180 Mt. 1055 Haus ge ne 5„Sterne und Blumen“, Viernh eimer eint 60 lich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage—. 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Es iſt leicht, zu klagen über die Zerriſſen⸗ heit der deutſchen Katholiken; es iſt leicht, zu ſtöhnen über die Schwächung der Einheit etwa im politiſchen Leben. Ueber die Jugend von heute ſchimpfen iſt billig. Sozialiſtiſche Strömungen, bolſchewiſtiſche Ideen redet man nicht tot, trotz aller Vehemenz man— cher Verſammlungsredner. Auch bei der Kinder— freundebewegung könnte man einmal fragen, warum ſie entſtanden iſt.. Es ſcheint, als ob wir Katholiken die heilige Sendung unſeres Glaubens nicht mehr ſo wie eine lebendige Verantwortung tragen. Auch in unſeren Reihen iſt Müdigkeit, iſt Säku⸗ arismus, rein diesſeitsorientierte Geſinnung eingezogen. Wehe uns aber, wenn wir aus⸗⸗ einanderlaufen, und wehe uns, wenn wir nicht mehr einen einmütigen Lebenswillen aus un⸗ ſerem Glauben heraus beſitzen! Uns kann unſer Volk nicht gleichgültig ſein. Wir dürfen nicht die Hände in den Schoß legen und trauern. Wir dürfen nicht, rückwärts ſchauend, wie der Greis denken:„Wie war's vordem ſo ſchön!“ Wir haben eine heilige Pflicht, unſerem Volk zu gehören, auch denen aus unſerem Volk, die heute uns fremd geworden ſind und als Gegner gegenüberſtehen. Wir hätten, jeder einzelne, die Aufgabe, in unſerem Beiſpiel und Wort, vor allen Dingen aber in einer großen Liebe jedem zu gehören. Das große Hausgeſetz un⸗ ſeres Glaubens iſt ja die heilige Bruderliebe, 15 aus glühender Gottesliebe ihren Urſprung gat. Wir dürfen das Volk, wir dürfen unſere deutſchen Brüder nicht der drohenden Kul⸗ turloſigkeit rad kaliſierter Maſſenverhetzung überlaſſen, aber wir müſſen erſt bei uns ſelbſt beginnen, andere zu werden. Warum hört man nicht mehr auf uns? Warum lehnt man uns ab? Sind wir ſterbende Welt geworden, oder lebt im uns die ganze Gnadenkraft eines heiligen wirklich weltweiten katholiſchen Glaubens? Wenn wir Maſſenfronten eine nur kämpfende Front gegenüberſtellen wollten, dann würden wir unſer Volk in neue Kataſtrophen treiben, und vielleicht würde uns Chriſti Wort gelten: „Wer das Schwert ergreift, kommt dadurch um“. Die gegenwärtigen Kämpfe fordern eine geiſtige Entſpannung. Was will der Volksverein nun? Er will die Katholiken, die noch verantwor⸗ tungsbewußt ſind, zu einer lebendigen Einheit zuſammenſchließen; er will einen heiligen Bund ſchaffen über alle Trennung hinweg, nur aus dem Glauben heraus. Ohne Rückſicht auf Parteipolitik, Organiſationszu⸗ gehörigkeit und Stand möchte er mitwirken, daß ſich in ſeinen Reihen wieder das katholiſche Volk zuſammenfindet, und in dieſem Bund möchte er einen heiligen Lebenswillen lebendig machen, der gedrängt iſt von Verantwortungs⸗ gefühl für das geſamte deutſche Volk. Aus unſerem Glauben heraus haben wir einmal in der Vergangenheit Kultur geſtaltet, und wir tragen die Verantwortung auch für die Entwicklung, die jetzt in gewaltigen Gärungen ſich vollzieht, Uns Katholiken kann es wirklich nicht gleichgültig ſein, was aus unſerem Volke wird: wir tragen Verantwortung, die in die Gewiſſen greift. Wir haben aus unſerem Glauben heraus mitzuſchaffen an der Geſtal⸗ tung der Kultur, an der Erhaltung der Reli⸗ gion, an dem neuen Werden in der Wirtſchaft. ſchloſſener Einheit Uns kann auch der Staat nicht gleichgültig ſein. In ihm ſollen ſich Hoheit und Majeſtät unſeres Volkes ausprägen und wir hätten wirk⸗ lich heilige Werte zu bieten. Es geht nicht an, daß wir nur unſer Ich ſehen. Es iſt unchriſtlich, nur die eigene Sippe und Familie, nur die eigene Gemeinde zu ken— nen.“ Die gottgewollte Schickſalsverbundenheit und Blutgemeinſchaft der Nation gibt uns eine heilige Sendung. Schaffen ſollen wir in ge— in einem Volksverein, der Zeitung Anzeigenpreiſe: bei Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., Annahmeſchluß für Inſerate und Mottzen r mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Ausl ands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes een bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Montag, den 28. Oktober 1929 wie ein heiliger Bund, faſt möchte ich ſagen wie ein heiliger Orden, ſeine Berufung für das Volk erkennt, an der Verchriſtlichung der Ge— ſellſchaft. Der Volksverein in dieſem Sinn kann nicht unzeitgemäß werden, denn keiner iſt iſt im Volk, der dieſe Aufgaben getan hat wie er; keiner iſt, der an ſeine Stelle tritt. Wenn wir die Kraft zum heiligen Bekennt⸗ nis, zum verantwortungsbewußten Mitſchaffen zu einem aus dem Gewiſſen herausbrechenden Lebenswillen nicht mehr haben, gut, dann wollen wir auch den Volksverein laſſen. Aber ſolange es noch Menſchen gibt, deren Seelen unruhig gedrängt werden von der Liebe zum Volk, ſolange es noch katholiſche Chriſten gibt, die den heiligen Gedanken vom myſtiſchen Leibe Chriſti, von der gro⸗ ßen Gottesfamilie in ſich tragen, ſolange hat auch ein Volksverein ſeinen Sinn. Zur Verfaſſungskriſe in Oſterreich Obere Rei 1 Schober. Mittlere Reihe: des Verfaſſungsſtreits. Deutſch. Bauer, Oeſterreich befindet ſich in Untere Reihe: Seipel, Dinglhofer, Steidle, die Väter der Verfaſſungsreform. Das Rathaus in Wien und das Parlamentsgebäude, die feindlichen Pole Seitz, Renner, die Gegner der Verfaſſungsreform. einer ſchweren Verfaſſungskriſe. Die von den Rechtsparteien an⸗ geſtrebte Verfaſſungsänderung ſtößt auf den heftigſten Widerſtand der Sozialdemokraten. Beſon⸗ ders wehren ſich die Sozialdemokraten gegen die Aufhebung des ſelbſtändigen Bundesſtaates Wien, in dem ſie ſeit Jahren die abſolute Mehrheit behaupten. Lelzle Telegramme Deutſch⸗amerikaniſche Verhandlungen Waſhington, 26. Oktober. Staatsſekre⸗ tär Stimſon beſtätigte die Richtigkeit der in Berlin veröffentlichten Nachricht, daß gegen⸗ würtig zwiſchen der amerikaniſchen und der deutſchen Regierung Verhandlungen über ein Reparationsabkemmen geführt werden. Die Verhandlungen ſeien bereils ſeit mehreren Wochen im Gange und würden durch Vermitt⸗ lung der Kanzleien geführt. ene Finanzſkandal in Bilbao. Paris, 26. Oktober. Wie das„Journal“ aus Madrid meldet, iſt in Bilbao ein rieſiger Finanzſkandal ausgebrochen. Die Direktion der Euskaldung hat geſtern gegen ihren Be⸗ vollmächtigten, den ehemaligen Abgeordneten Caballo, und zwei höhere Beamte Klage we⸗ gen Betrugs erhoben. Die Unterſchlagungen ſollen ſich auf rund 4,5 Millionen Mark be⸗ laufen. ***. Panlower Veſtechungsaffäre Baurat Arnold verhaftet. Berlin, 26. Okt.(Radio). Im Verlaufe der Unterſuchung in der Beſtechungsaffäre der Tiefbauunternehmerin Frau Kloß in Berlin⸗ Pankow, iſt wie die„B. 3.“ meldet, heute Nacht einer der leitenden Beamten des Eiſen⸗ bahnbetriebsamtes Stettiner Bahnhof, der Baurat Eduard Arnold, unter dem dringenden Verdacht der paſſiven Beſtechung verhaftet worden. Der Unterſuchungsrichter hat ferner Haftbefehl gegen die vier bereits in der Ange⸗ legenheit verhafteten Beamten erlaſſen. Wieder ein Beamter wegen Beſtechung 5 feſtgenommen. wib Verlin, 26. Okt.(Radio). In ſeiner Wohnung zu Steglitz wurde der Oberpoſtin⸗ 46. Jahrgang ſpektor Stiebitz von der Kriminalpolizei feſt⸗ genommen. Ihm wird Beſtechung im Amte zum Vorwurf gemacht. Stiebitz, der ſofort einem Verhör unterzogen wurde, hat zugegeben, 800 bis 1000 Mark für ſeine Gefälligkeiten von Hoch⸗ und Tiefbaufirmen erhalten zu haben. Vertrag mit dem ſchwediſchen Zündholztonzern unterzeichnet wtb. Berlin, 26. Okt. Der Vertrag zwi⸗ ſchen dem Reich und dem ſchwediſchen Zündholz⸗ konzern iſt am 26. Oktober im Reichsfinanz⸗ miniſterium unterzeichnet worden. Um das Volksbegehren Kundgebung der Stadt Mainz. Mainz. 26. Okt. Die Stadtverordnetenver— ſammlung beſchloß geſtern abend gegen zwei Stimmen eine Kundgebung, in der die Bevölke— rung aufgefordert wird, das Volksbegehren nicht zu unterſtützert Es wäre unverantwortlich, ſo heißt es in der Kundgebung, durch Ablehnung des Youngplanes dem beſetzten Gebiet eine Verlängerung des Be— ſatzungsdruckes und der wirtſchaftlichen und ſee— liſchen Not zu bringen. In der Stadt Mainz, die 79000 Wähler hat, haben ſich bisher 120 Perſonen in die Liſte ein- getragen. Austritt aus dem Landbund. Breslau, 26. Okt. Im Kreiſe Jauer traten unter Führung des Pfarrers Nowak zahlreiche Landwirte als Proteſt gegen das Volksbegehren aus dem Schleſiſchen Landbund aus und nahmen ſeine Neugründung der Ortsgruppe des Schleſi⸗ ſchen Bauernvereins vor. Anträge der Grünen Front zur Förderung der Erntebewegung Berlin, 26. Okt. Die Reichstagsfraktionen der Deutſchnationalen Volkspartei, der Deut⸗ ſchen Bauernpartei und der Chriſtlich⸗Nati⸗ onalen Bauern⸗ und Landvolk⸗Partei haben geſtern vier Anträge mit Begründung im Reichstag eingebracht, in denen u. a. folgende Forderungen aufgeſtellt werden: Zur Förderung des Exports, zur Aufſpei⸗ cherung und zur Verbilligung des für Futter⸗ und Brennzwecke beſtimmten inländiſchen Rog— gens für die Getreideernte 1929 ſollen in den Etat des Reichsernährungsminiſteriums 20 Millionen eingeſtellt worden. Für den gleichen Zweck ſoll in den folgen⸗ den vier Etatsjahren ein Betrag von je 20 Millionen Mark zur Verfügung geſtellt wer— den. Die im Geſetz über die Feſtſtellung des Reichshaushaltsplanes zur Förderung der Be⸗ wegung der Getreideernte für die erſte Hälfte des Erntejahres 1929⸗30 vorgeſehene Summe von 2,75 Millionen Mark ſoll ſofort in vofkem Umfange zur Verfügung geſtellt und die Zin⸗ ſen des der Deutſchen Getreidehandels-Geſell⸗ ſchaft vom Reich zur Verfügung geſtellten Ka⸗ pitalkredits erlaſſen werden. Ferner ſollen zur Förderung des Kartoffel⸗ abſatzes und der Kartoffelverwertung 7 Milli⸗ onen RM. und für den gleichen Zweck in den folgenden vier Etatsjahren ein Betrag von je 7 Millionen RM. zur Verfügung geſtellt wer⸗ den.— Der Zoll auf Malz, mit Ausnahme des gebrannten und gemahlenen Malzes, ſoll auf 15 RM. für den dz feſtgeſetzt werden. Aufgeklärter Ueberfall. Berlin, 25. Okt.(Radio.) Der in der Nacht zum vorigen Sonntag nach Betriebsſchluß er⸗ folgte Ueberfall auf die Kaſſe des Untergrund⸗ bahnhofs iſt jetzt durch die Verhaftung zweier Beteiligter, eines 24 Jahre alten Willy Hoeff⸗ ner und eines gleichaltrigen Peter Weber auf⸗ geklärt worden. Peter Weber war früher bei Streckenarbeiten an der Untergrundbahn be⸗ ſchäftigt. Seitdem beſaß er die nötige Lokal⸗ kenntnis, die es geſtattete, durch einen als Not⸗ ausgang benutzten Einſteigeſchacht in den Tunnel und von da in den Bahnhof zu ge⸗ langen. Der letzte Oktober⸗Sonntag Trotzdem der frühe Morgen wenig verheißungs⸗ voll war, gab es doch einen recht ſchönen Herbſt⸗ ſonntag. Gegen 10 Uhr hörte es zu regnen auf, die ſchrere, drohende Wolkenwand zerriß und ein klarblauer Himmel mit weißen Wölkchen bedeckt, zeigte ſich uns. Alles atmete auf; denn Sonntag und ſchlecht Wetter macht immer mißmutig. Für den geſtrigen Sonntag waren eine Fülle von Ver⸗ anſtaltung angezeigt, die auch alle einen guten Be⸗ ſuch und einen ſchönen 0 hatten. So fand Vormittags um halb 12 Uhr eine Gedächtnisfeier für die Gefallenen im Welt⸗ kriege ſtatt, au welcher mehrere Tauſend Perſonen teilnahmen. Einen Sonderbericht finden ſie in vorliegender Nummer. * Die Geflügelausſtellung im Fürſteu Alexander, die vom Club der Geflügelzüchtev ver ⸗ anſtaltet war, und in welcher Junggeflügel aller Art zur Schau geſtellt war, erfreute ſich eines recht guten Beſuches, womit bewieſen iſt, daß ſich immer weitere Kreiſe für die Geflügelzucht intereſſieren. Es wurde ausgezeichnetes Material gezeigt. Auch hatte ſich der Verein große Mühe in der Aus- ſchmückung und Herrichtung des Saales gegeben, die unbedingt anzuerkennen iſt. Die Mühe hat ſich auch gelohnt. Der Verein kann mit dem Er⸗ folg die ſer Veranſtaltung zufrieden ſein. Das Herbſtkonzert des M.⸗G.⸗V.„Har- monie“, das geſtern nachmittag im Engelſaale ſtattfand, war für die große Zahl der Beſucher ein Kunſtgenuß ſeltenſter Art. Mit einem von dem Herrn Chormeiſter Gg. Hook komponierten duftigen Sängerſpruch wurde das Konzert eröffnet. Der Verein ſang während des Konzerts verſchie⸗ dene Chöre und Volkslieder die infolge des präch- tigen, ſchön ausgeglichenen Stimmenmaterials form- vollendet vorgetragen und mit Beifall aufgenommen wurden. Herr Gg. Müller(Violine) und Herr Willy Winken bach zeigten in etlichen Konzert- ſtücken ihr hervorragendes Können. Eine ſehr an⸗ genehme Aenderung in dem üblichen Ritus bei Konzerten brachte der Verein damit, daß er an Stelle eines Konzertſängers, den Kriegsblinden Hauptmann a. D. Herr Dr. Hans Ebbecke verpflichtete, der Lieder zur Laute vortrug, die einen ungeheuren Heiterkeitserfolg hatten. Das Konzert war für den Verein ein großer Erfolg. Im Karpfen wurde die Operette„Die Win⸗ zerlieſel“ nochmals vor recht gut beſetztem Hauſe zur Aufführung gebracht und wieder mit reichem alles wieder vorzüglich. Das Publikum war mit dem Gebote⸗ Beifall aufgenommen. Es klappte neu ſehr zufrieden. des, das geſtern Abend im Fvyeiſchütz ſtattſand, war recht gut beſucht und verlief ſehr ſchön. g Die Gedüchtnisfeier auf dem Ehrenfriedhof. bund der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterblie benen zur Gedächtnisfeier auf, um vor den Krieger⸗ gräbern all der Verlorenen zu gedenken, die nicht mehr unter uns ſind. iſt zu einer Feier des Lebens geworden im Laufe der letzten Jahre. ſammen, um die Toten zu beweinen, wie in der erſten Qualzeit auch nicht ein, um aus Klage Anklage werden zu laſſen. wir nicht mehr rückwärts blicken, ſondern voraus. Aus dem Jammer derer, die den Krieg mit ihrem Das Herbſtſchautur nen des Turnerbun⸗ Gedenktag der Gefallenen Am Sonntag vor Allerheiligen ruft der Reichs ⸗ Dieſe Feier für die Toten Wir kommen nicht mehr zu⸗ des Schmerzes, wir finden uns Vergangenheit iſt tot in dem Sinne, daß Leib erlebt haben, aus dem Leid derer, die ihn innerlich durchkämpft haben, iſt ſchon längſt Kraft geworden. Aus dem Rauch der Opferflammen iſt geiſtige Erneuerung im Sinne der Kriegsverneinung erſtanden. Nach einem Nebelregen des letzten Oktober⸗ ſonntags, brechen die Sonnenſtrahlen hervor und Viele gehen wieder hinaus zum Friedhof, der in peinlichſten Ordnung ſich uns in den ſchönſten Blu⸗ men des Herbſtes zeigt. Dicht reihen ſich die Teil⸗ nehmer um die Liguſterhecke des Ehrenfriedhofes und all die Bäume und Pappeln mit ihrem fallen den Laub ſehen von Jahr zu Jahr würdig auf dieſe Herbſtehrung. Trommelwirbel kündigt den Zug der Kriegsbeſchädigten, des Reichsbanners und des Geſangvereins Flora an. Der Chopinſche Trauermarſch geleitete die Teilnehmer durch den Mittelweg zum Ehrenfriedhof. Unter den ofſiziellen Vertretern der Gemeinde befindet ſich Herr Bürger- meiſter Lamberth, ſowie die Gemeinderäte Brechtel, Brückmann, Benz u. Mandel. Die Kapelle Hanf-Blank leitete die Feier mit einem Choral ein und der Geſangverein Flora läßt über der Feier das Lied„Ueber den Sternen“ ſchweben. Ein ſinnlicher Prolog von Fil. Barbara Ehr⸗ hardt folgte und Gemeinderat Neff hielt die Gedächnisrede. Nicht ein bloſes Gedenken für die Gefallenen, ſondern ein überzeugter Friedenswille führt uns auf den Gottesacker. Von hohen ſittlichen Gedan- ken find ſeine Ausführungen getragen, verneint den Kriegswahnſinn und wendet ſich an die Jugend, daß wir es als unſere höchſte, heiligſte Aufgabe betrachten müſſen, die kommende Generation mit einem glühenden Abſcheu zu erfüllen gegen den Krieg. Im Geiſte der Völkerverſöhnung wird der Frieden leben, ſo zieht er das Fazit, wenn wir R über die Leidvollen und mit einem Choral hatte die Feier einen würdigen Abſchluß gefunden, wo⸗ rauf die Teilnehmer unter einem nachhaltigen Ein · druck die feierliche Stätte verließen. f bundes, der Gemeinde und Reichsbauners. Die Kapelle intonierte das wehmütige Lied„Ich hatt! einen Kameraden.“ I ringsum ſtanden die Teilnehmer da⸗ Es war ſtill und feierlich, Das Lied begütigend che ſanft. der Florafünger legte e „Cagesneuigkeiten. Fürſt Bülow iſt heute Morgen 7 Uhr geſtorben.— In München fiel heute Früh der erſte Schnee. Volksbegehren ließen ſich bis heute in München 21424 Perſonen eintragen.— badiſche Landtag tritt am 6. November zuſammen, behufs Beſprechung über die Wahl des Präſidiums. — Für das Der neugewählte § Der Politeibericht der letzten Woche meldet eine Anzeige wegen Ruheſtörung und zwei wegen Diebſtahls. 5 Der Zirkus Farraſaui eröffnet heute ſein Gaſtſpiel in Worms mit einer glanzvollen Parade der 37 Nationen. Beſuch, Von der Volksſchule Viernheim wird Sarraſani von einigen Hundert Schülern beſucht. Beachten Sie das heutige Inſerat. Verſäume niemand den es ſind noch Plätze reichlich vorhanden. den Krieg in ſeinem Keime ſchon unmöglich machen. Es folgten Kranzniederlegungen des Reichs⸗ Der vlerte Musketier im Central ⸗Theater Ein Douglas Fairbanksfilm iſt immer was Außer gewöhnliches— eine Senſation für ſich. Alle, die Douglas⸗Fairbanks ſchon mal in ſeinen Filmen geſehen haben, werden auch ſeinen neueſten Rieſen⸗ film„Der vierte Musketier“ ſehen wollen. Dou⸗ glas Fairbanks, der Meiſter aller Künſte, der Liebling aller, die ihn einmal geſehen, iſt heute letztmals im Central⸗Theater— Viernheimer Film- palaſt. Verſäumen auch Sie nicht den gigantiſchen Rieſenfilm anzuſehen. Douglas Fairbanksfilme gibt es nur ganz wenige, und wenn man einen zu ſehen bekommt, ſoll man denſelben beſtimmt an- ſehen, es iſt Etwas, das man geſehen haben muß. Im 2. Teil ſehen Sie einen Großfilm aus New⸗ orks Unterwelt und betitelt ſich„Razzia“. Alles in Allem, ein ausgezeichnetes und ſehenswertes Programm iſt heute letztmals im Central⸗Theater zu ſehen. Ein Beſuch iſt beſtens zu empfehlen! Heute Montag grosser Volksabend im U. T.⸗Filmpalast. Des großen Erfolges wegen hat ſich der Un- ternehmer entſchloſſen heute nochmals das Rieſen⸗ werk— die rote Tänzerin von Moskau— dem Viernheimer Kinopublikum zu Augen zuführen. Je⸗ der Kinofreund muß dieſes ergreifende Filmwerk ſehen— das ſehen heißt— was erleben ein Groß- prachtwerk allererſten Ranges in 10 wuchtigen Akten. 2. brigionellſte Fox⸗Groteske geben dem Abend Schmiß u. Humor. Für jeden ein Erlebnis— zumal die Parole heißt— Jeder Beſucher hat das Recht eine Pers geht heute Abend ins U. T. Zugeführt: 302 Stück Gratis einzuführen“. Alles Weinheimer Schmelnemarkt Verkauft: 256 Stück Milchſchweine das Stück 21— 30 Mk. Läufer das Stück von 40—70 Wk. Viernheim 7 Phönix Mannheim 6 Feudenheim 6 Friedrichsfeld 6 Weinheim 6 Käfertal 6 Heddesheim 6 1913 Mannheim 6 Rheinau 7 Sport u. Spiel Sieg auf Sieg, das iſt die Parole der „Grünen“ Rheinau wurde wieder überlegen 52 abgefertigt. Die Reſultate: Viernheim— Rheinau 4:2 Friedrichsfeld—Feudenheim 4:2 Käfertal 1913 4:1 Phönix— Heddesheim 52 Tabelleuſtand am 27. Okt. Sp. gew. un. vl. Tore P 1 227 12 0 21:8 11 2 18:9 2 17:13 3 20:18 12:16 9:16 8:15 12:33 Vereine O O ο Se Uereins-Anzeiger DOD. Chriſtl. Gewerkſchaftskartell. Zentral- verband chriſtl. Fabrik- und Transportarbeiter Deutſchlands, Ortsgruppe Viernheim. Dienstag, 29. Oktober, abends halb 8 Uhr im Gaſthaus zum„Löwen“ wichtige Mitgliederver ſamm- lung. Tagesordnung: 1.„Der Arbeitnehmer in der heutigen modernen Wirtſchaft.“ Referent: Gauleiter Ammann-Mannheim. 2. Betriebsan⸗ gelegenheiten. 3. Verſchiedenes. In Anbetracht dieſer außerordentlich wichtigen Verſammlung iſt es Pflicht, daß jedes Mitglied zu dieſer Ver⸗ ſammlung erſcheint und hoffen wir daher, das letzte Mitglied in der Verſammlung begrüßen zu können. Für die Zahlſtelle Viernheim: Peter Müller, Vorſitzender. U. I.- Filmpalast: Der große G„Die rote Tänzerin von Moskau“. Wee Heute Montag Großer Volks- Abe Anf. 7 Uhr, ab 9 Uhr nochmals, Ende ½12 Uhr. Und heute ins U. T. Das verlorene Lied. Copyright by W. Vobach u Co. G. m. b. H. Leipzig. Literatur⸗Büro, Leipzig. Roman von Hans Poſſenoorf. (44. Fortſetzung.) Feuilleton⸗Vertrieb C. Handmann, Und ſo entſchloß ſich Stephan Gudden, auf dem noch am gleichen Abend nach Genua in See gehenden Schnelldampfer ein noch freies Luxus⸗ appartement von vier eleganten Räumen für ſei⸗ ne Tochter zu belegen. Es war gegen halb ſieben Uhr abends, und die Dämmerung ſank ſchon langſam herab, als Lore und ihr kleines Gefolge mit den letzten Paſſa⸗ gieren an Bord gingen. Stephan Gudden ſchlug das Herz in banger Sorge um die Tochter, als er ſie ſo blaß, müde und teilnahmslos über die Reling gebeugt auf dem Promenadendeck neben ſich ſtehen ſah. Er muſterte ſie mit einem ängſtlichen Seitenblick. Dann zog er Bill beiſeite und ſprach in einem ver⸗ traulichen und faſt flehenden Tone auf den alten Diener ein: „Nicht wahr, Bill, Sie ſorgen mir dafür, daß meinem Kinde nicht zuſtößt? Ich vertraue Ih⸗ nen das Liebſte an, was ich auf der Welt beſitze. Zu keinem Menſchen, außer zu Ihnen, Bill, hät⸗ te ich dieſes Vertrauen.“ „Machen Sie ſich nur keine Sorgen, Miſter Gudden“, erwiderte der alte Diener mit dem un⸗ beweglichen, ernſten und zuverläſſigen Lakaien⸗ geſicht„Ich ſtehe mit meinem Leben für Miß Lore ein. Ich bringe ſie Ihnen geſund zurück.“ Er hatte ohne jedes Pathos mit einer ſo ſchlichten Selbſtverſtändlichkeit geſprochen, daß es Stephan Gudden etwas leichter ums Herz wurde. Er kann⸗ te ja ſeinen alten Bill. Der machte leine Redens⸗ arten. Auf ſein Wort konnte man Häuſer bauen. „Nun Bill, vielleicht komme ich ſelber, um meine Tochter aus Europa abzuholen“, ſagte er etwas zuverſichtlicher.„Kabeln Sie mir nur immer rechtzeitig die Adreſſe meiner Tochter. Die Wahl des jeweiligen Aufenthaltsortes ſteht na⸗ türlich vollkommen in ihrem Belieben. Nur will ich ſtets wiſſen, wo ſie ſich im Augenblick befindet. Die Liſte unſerer Freunde und Verwandten ha⸗ ben Sie ja, nicht wahr? Sehen Sie auch zu, daß Sie meine Tochter beeinfluſſen können, nicht zu viel allein zu ſein. Vielleicht iſt es am beſten, ſie geht von Genua aus erſt etwas nach der Schweiz, um ſich zu erholen, an der Riviera wird es jetzt doch noch zu heiß ſein, und dann vielleicht zu meinen Verwandten nach Hamburg oder zu meinen Freunden Beckers in Dresden. Aber, wie geſagt, das ſind nur Vorſchläge vor mir; es ſteht ihr frei, zu tun was ſie will. Nun, Sie wiſſen ja, Bill, wie mir zumute iſt. Wenn Sie ſich in meine Lage verſetzen, werden Sie ſchon in al⸗ len Stücken nach meinem Sinne handeln.“ Ein heulendes Tuten gab das Zeichen, daß es für die nicht Mitfahrenden höchſte Zeit ſei, von Bord zu gehen. Gudden drückte dem Alten noch einmal innig die Hand. Dann trat er auf ſeine Tochter zu. Er nahm ihre Hand in die ſeine, hob ihr das Kinn und blickte ihr bewegt in das blaſſe Geſicht. „Lo, Kind, willſt du im Zorn von deinem Va⸗ ter gehen?“ Die Stimme verſagte ihm. Stumm nahm er ihren Kopf zwiſchen ſeine Hände und küßte ſie mit bebenden Lippen auf die Stirn. „Ich gehe nicht im Zorn von dir, Vater“, ent⸗ gegnete Lore mit müder Stimme.„Du begehſt einen ſchweren Irrtum. Aber ich weiß, daß du es gut meinſt, daß du aus Liebe zu mir irrſt.“ „Willſt du mir verſprechen, dich nicht der Ver⸗ zweiflung hinzugeben, ſondern den Kopf oben zu behalten?“ „Ich verzweifle nicht, ich vertraue feſt darauf, daß ſich noch einmal alles zum Beſten wenden Parole: eee nd gratis einzuführen. muß.“ 5 Da ertönte das letzte Signal.„Alles, was nicht mitfährt, ſofort von Bord!“ klangen die Rufe der Schiffsangeſtellten. 5 N Noch einmal drückte Gudden ſein Kind an ſein Herz und wendete ſich dann zum Gehen. f Der Kran hob die Laufbrücke wie ein Spiel⸗ zeug hinweg, und der Schiffskoloß war von dem Lande getrennt. Von vier Schleppern gezogen, ſetzte ſich der Rieſendampfer faſt unmerklich lang⸗ ſam in Bewegung. N Stephan Gudden hatte ſofort nach Abfahrt des Schiffes die Rückreiſe nach Chikago angetreten. Es war am nächſten Nachmittag gegen vier Uhr, als er wieder vor ſeinem Hauſe anlangte. Gleich nach Betreten ſeines Arbeitszimmers rief er im Standardhaus an, teilte ſeine Rückkehr mit und fragte, ob etwas Beſonderes in ſeiner Abweſenheit im eſchäft vorgefallen wäre. Alles war ſeinen gewöhnlichen Lauf gegangen; man hatte ihm nichts Beſonderes mitzuteilen. Aber ſchon wenige Minuten ſpäter ſchrillte die Telephonklingel Gudden nahm den Hörer ab und meldete ſich. Es war der Hauptregiſſeur For⸗ mont, der ihn zu ſprechen wünſchte. Er machte dem Präſidenten die Mitteilung von einem ſchwe⸗ ren Unglücksfall, der ſich ſoeben im Atelierpark bei der Aufahme der letzten Circe⸗Szene ereignet, und bat ihn, unter allen Umſtänden ſofort auf dem ſchnellſten Wege hinauszukommen. Aufs äußerſte von der Schreckensnachricht be⸗ troffen, machte ſich Gudden in Haſt bereit, dem Rufe Folge zu leiſten. er faſt mit einem ſeiner Diener zuſammen. „Was wollen Sie denn? Schnell doch! Ich ha⸗ be keine Zeit!“ rief Gudden, noch ehe der Be⸗ diente den Mund geöffnet hatte. i „Miſter Dowſen iſt da und wünſcht Miß Lore oder Miſter Gudden zu ſprechen. Er will ſich In der zum Korridor führenden Tür prallte keinesfalls abwelſen laſſen. Er ſcheint enkſchloſſen, nicht von der Stelle zu weichen.“ n Einen Augenblick hatte Gudden den Bedien⸗ ten ſprachlos angeſtarrt: Das war ja der Gipfel der Unverſchämtheit! Sein erſter Gedanke war, hinauszueilen, dieſen Menſchen am Kragen zu packen und ihn wie einen Vagabunden hinauszu⸗ werfen. Aber da kam ihm eine beſſere Idee. „Haben Sie etwa geſagt, daß meine Tochter verreiſt iſt, nach Europa, als er nach ihr fragte?“ „Nein.“ „So. Dann gehen Sie jetzt hinaus und ſagen Sie Herrn Dowſen:„Einen ſchönen Gruß von Miß Gudden und“— Gudden kramte haſtig in ſeiner Brieftaſche, nahm das letzte Schreiben Joachims an Lore hinaus, riß es in zwei Teile und gab dem Bedienten die Fetzen,„— und dies wäre ihre Antwort für ihn.“ Verblüfft tat der Bediente, wie ihm geheißen. Joachim hatte mechaniſch nach den Papier⸗ ſtücken gegriffen. Nun blickte er darauf und er⸗ kannte ſeinen eigenen Brief, den Brief, in dem er, eine Verteidigung verſchmähend, das Vertrauen der Geliebten erbat. Zerriſſen wurde ihm nun ſein Schreiben zurückgereicht. Das alſo war ihre Antwort! Die Papierfetzen entglitten ſeinen bebenden Fingern. flattern, ſich wieder ſenken, fegte ſie noch ein paar⸗ mal durch den Straßenſchmutz, bis ſie in irgend⸗ einer Pfütze liegen blieben, um zerſtampft zu werden. Joachim aber hatte ſich wortlos zum Gehen gewendet. Wie ein Traumwandler irrte er durch das Straßengewühl dieſer lärmenden Stadt, ohne Plan und Ziel, nur von dem einen Drang beſoelt, dieſer Stätte ſeines Unglir“t zu entfliehen. (Fortſetzung folgt.) t———— Jeder Beſucher hat das Recht, 1 Perſon Wunderbares Belor gramm. Der Wind erfaßte ſie, ließ ſie empor⸗ gentral- Film. Palast. 1. Douglas Fairbanks 2. Schlager:„Razzia oder: Ein Abenteuer aus der Unterwelt deu Mone der Liebling aller in ſeinem neueſten und beſten Schlager Des großen Erfolges wegen nochmals und letztmals das prächti i s un ge Rieſenprogramm von 16 Akten. 1 Douglas Fairbanksfilm zu ſehen iſt eine Sehenswürdigkeit, die auch Sie nicht bers 1 „Der vierte Musketier“. in 6 feſſelnden Akten.— Auch Sie müſſen das fabelhafte Programm anſehen. e Heſſ. Perſonalnachrichten. Ernannt wurde ver Bergrat Dr. Ing, Sauer bei der Bergwerks⸗ direktion Wölfersheim vom 1. Oktober 1929 an unter Belaſſung ſeiner ſeitherigen Amtsbezeich⸗ nung zum Vorſtand der Bergwerksdirettion Wöl⸗ fersheim.— Evpang.⸗kirchl. Nachrichten. Durch die Kirchenregierung wurde dem Pfarrer Wilh. Mayer zu Steinbach a. T. die evang. Pfarr⸗ ſtelle zu Fürth, Dekanat Erbach, übertragen. Auſtertursſetzung der Fünſzig⸗Renten⸗ und veichspſennigſtücke aus Aluminiumbronze. Auf Grund des§ 14 Abſ. 1 Ziff. 1 des Münzgeſetzes hat der Reichsſinanzminiſter mit Zuſtimmung des Reichsrats die Fünfzig⸗Renten⸗ und Reichs⸗ pfennigſtücke aus Aluminiumbronze zum 1. De⸗ zember 1929 außer Kurs geſetzt. Die Einlöſungs⸗ friſt läuft bis zum 30. November 1931. Die kurz vor Ablauf der Einlöſungsfriſt bei den Reichs⸗ und Landeskaſſen eingehenden 50-Renten- und Reichspfennigſtücke aus Aluminiumbronze wer⸗ den von der Reichsbank noch bis zum 31. Januar 1939 angenommen Wachenheim 26. Okt. Vom Weinherbſt. Die Weißweinleſe iſt hier ſowohl bei den Win⸗ zervereinen wie auch bei den Kleingütern be⸗ endet. Sie konnte durch das herrliche Herbſtwet⸗ ter faſt ohne Unterbrechung durchgeführt wer- den. Das Mengenergebnis iſt, ſoweit die Wein⸗ arge nicht durch den kalten Winter gelitten haf⸗ i recht zufriedenſtellend und übertrifft d Jahrgang 1928. Auch die Qualität wird eine vorzügliche. da am Schluſſe des Herbſtes Moſt⸗ gewichte bis zu 116 Grad gemeſſen werden konn⸗ ten, die ſich in guten Lagen der Großgüter noch et erhöhen werden. Das Verkaufsgeſchäft it ſtill. Alsfeld, 26. Okt. Eine gemütliche Wahl. In dem Dorfe Dannenrod bei Alsfeld hat man für das Wablgeſchäft offenbar wenig übrig. Bis zum vorgeſchriebenen Termin war dort nämlich nicht eine einzige Wahlvorſchlagsliſte zur bevor⸗ ſtehenden Gemeinderatswahl eingereicht worden. Daraufhin berief der Bürgermeiſter eine Ein— wohnerverſammtung ein, in ver er aufforvperte, zu der Wahl des neuen Dorfparlaments doch Stellung zu nehmen. In voller Einmütigkeit wurde hierauf von der zahlreich beſuchten Ver— ſammlung eine Vorſchlagsliſte aufgeſtellt. auf der die Namen aller bisherigen Gemeinderäte ent— halten ſind. Ueber dieſe Liſte wurde auch ſogleich iter Zugrundelegung des üblichen Wahlver— ahrens entſchieden. Nach dieſer Betätigung ih— rer Bürgerpflicht ſetzten ſich die Dorfbewohner zu einem gemeinſamen Eſſen zuſammen. Dazu wurde ein guter Trunk getan und gemeinſame Lieder geſungen. Damit hatte die wohl einzig daſtehende Wahlhandlung ihren Abſchluß gefun⸗ den und der Gemeinderat war wieder in ſe Amt eingeſetzt, bevor der amtliche Wahlterm. herangekommen iſt. Nichts deſto weniger werden die guten Dannenröder am 17. November aber nochmals wählen müſſen, wenn ſie nicht riskie⸗ ren wollen, daß ſie nach dem 17. November kein Dorfparlament haben. Wetterlage „Witterungsausſichten für Montag: Wolliges, zeitweiſe aufheiterndes Wetter, zunächſt kühl; nachts Froſtgeſahr. vorerſt Nachlaſſen der Nieder- ſchlagsneigung, aber noch nicht beſtändig. Aus aller Welt Juwelendiebſtahl in einem Frankfurter Hotel. Frankfurt a. M. 25. Okt. Am Donnerstag wurden aus einem Hotelfremdenzimmer Juwelen im Wert von 35 000 bis 40 000 4 geſtohlen. Der Diebſtahl wurde ausgeführt, als das Ehepaar das das Zimmer bewohnte, ſich in der Stadt be⸗ fand. Auf die Ermittlung des Diebes bezw. für die Wiederherbeiſchaffung der Juwelen ſetzte die Verſicherungsgeſellſchaft eine Belohnung von 1000 Haus, die ausſchließlich für das Publikum be⸗ ſtimmt ſind. Neueſte Telegramme Wahlen in der Tſchechoſlowakei. ö Prag, 27. Okt. Heute fanden in der ganzen Kepublit die Wahlen für das Abgeordnetenhaus und in den Senat ſtatt. Nach den bis 6 Uhr ubends eingelaufenen Berichten ſind dieſe über⸗ all in vollſter Ruhe und Ordnung verlauſen. Kommuniſtenkrawall in Leipzig. Leipzig, 27. Okt. Die Kommuniſtiſche Partei hatte für heute nachmittag nach dem Marktplatz des Vorortes Lindenau zu einer Demonſtration eingeladen, in der gegen das Verbot des Rotfront⸗ Kämpferbundes proteſtiert werden ſollte. Da die Teilnehmer in den Uniformen dieſes verbotenen Bundes— etwa 12 000 an der Zahl— anmar⸗ ſchierten, wurde die Demonſtration aufgelöſt und der Marktplatz von ſtarken Polizeikräften ge⸗ räumt. Hierbei kam es zu Zuſammenſtößen, eine Anzahl Perſonen wurde verletzt, 51 Perſonen wurden vorläufig feſtgenommen. Tragiſches Unglück in der Schweiz. Sitten(Kanton Wallis), 28. Okt. Zu einem ö furchtbaren Unglück, bei dem 5 Tote zu beklagen ſind, kam es am Bahnübergang bei St. Leonhard. ö Ein Auto, in welchem ſich Leute befanden, die an einer Taufe teilgenommen hatten, wurde beim Bahnübergung von St. Leonhard, als es die un⸗ geſchloſſene Schranke paſſierte, vom Lauſanne⸗ Mailand⸗Expreß erfaßt. Der Unternehmer Melly aus Si. Leonhard, ſein Sohn und der Täufling wurden in den nahen Bach geſchlreudert und er⸗ tranlen. Die Hebamme wurde auf den Fahr⸗ dumm geworſen und war ſofort tot. Die Paten des Täuflings wurden von der elektriſchen Loko⸗ 19 50 Meter mitgeſchleift und ebenfalls ge⸗ ötet. Selbſtmord des Konkursverwalters Cohn. Breslau, 28. Okt. Wie die Breslauer Zeitungen durch Aushang bekannt geben, ha: der geflüchtete Konkursverwalter Cohn am Samstag vormittag in Teplitz⸗Schönau Selbſt⸗ mord begangen, indem er ſich eine Kugel durch den Kopf ſchoß. Er iſt in den Abendſtunden geſtorben. Seine Frau, die am Donnerstag einen Selbſtmordverſuch unternommen hatte, iſt Samstag nachmittag bereits verſchieden. Ueber das Vermögen Cohns wurde das Kon⸗ kursverfahren eröffnet. Bei der Durchſuchung ſeiner Wohnung wurde noch ein zweites ein⸗ gemauertes Schließfach gefunden, in dem ſich Schmuckſachen im Werte von 1— 2 000 Mart befanden. Remm geſtändig.— Todesurteil! Landau, 27. Oktober. Was man nach all dem hartnäckigen Leugnen des Remm nicht mehr erwartet hatte, iſt am Samstag nachmittag ein⸗ getreten. Unter der erdrückenden Beweislaſt iſt die innere Robuſtheit des Mörder gebrochen. ders zuſammen⸗ In den ſpäten Abendſtunden wurde folgendes Urteil verkündet: folgendes „Heinrich Remm, Tagner aus Lingenfeld, wird eines Verbrechens des Mordes in Tatein⸗ 1100 mit einem Verbrechen der Notzucht für ſchul⸗ 11 befunden und zur Todesſtrafe verurteilt. Außerdem werden ihm die bürgerlichen Ehren⸗ rechte aberkannt. Die zur Tat benutzte Flaſche wird eingezogen.“ Bei der Urteilsverkündung hielt Remm das Taſchentuch vor das Geſicht, blieb aber ruhig und gefaßt.— Wie wir hören, ſoll gegen das Urteil ſeitens der Verteidigung Reviſion eingelegt werden. Bülom jn der Agonie 5 Rom, 28. Oktober. Fürſt Bülow liegt, wie die Montagspoſt aus Rom meldet, ſeit den ge⸗ ſtrigen Mittagsſtunden in Agonie. Das Bulletin der Aerzte gibt als Temperatur 38, als Atmung 42, als Puls 11 Grad an. Dem Sterbenden ſind mehrere Kampferſpritzen beigebracht worden. Er liegt mit geſchloſſenen Augen da und erkennt niemand mehr. Finkoregierun Die Jozialiſten beteiligen ſich Briand bleibt Außenminister Daladier zur Kabinettsbildung bereit wtb. Paris, 26. Okt.(Radio.) Der Vor⸗ ſitzende der Radikalen Partei, Daladier, begab ſich um 15 Uhr ins Elyſée und verließ es um 15,50 Uhr. Er erklärte den Preſſevertretern: Ich habe dem Präſidenten der Republik mitgeteilt, daß ich bereit bin, zu verſuchen, das Kabinett zu bilden. Ich werde mich jetzt zum Senatspräſidenten und zum Kammerpräſidenten bogeben. Außerdem werde ich weiter mit meinen politiſchen Freunden Fühlung nehmen. Ent⸗ ſprechend den vom Radikalen Parteitag an⸗ genommenen Entſchließungen werde ich an die ſozialiſtiſche Kammerfraktion ein Schreiben richten, in dem ich ihr das Angebot unterbreite, in Form einer Mitarbeit innerhalb der Regie⸗ rung teilzunehmen. Ich werde meine Beſpre⸗ chungen in größter Ruhe fortſetzen. Ich werde am Sonntag vormittag um 11 Uhr ins Elyſee zurückkommen, um den Präſidenten der Republik über den Stand meiner Verhandlungen zu unterrichten. * Paris, 28. Okt. Die Bemühungen Dala⸗ diers um die Regierungsbildung haben zum Wochenende günſtige Fortſchritte gemacht, ſodaß anzunehmen iſt, daß er bereits heute ſeine Mini⸗ ſterliſte dem Präſidenten der Republik vorlegen kann. Nachdem ſich die ſozialiſtiſche Kammerfraktion für die Be⸗ teiligung an der von Daladier gebildeten Regierung in einer Sitzung am Sonntag mit 36 gegen 12 Stimmen ausgeſprochen hat. wird das neue Kabinett eine ausgeſprochene Linksregierung darſtellen. Die Sozialiſten haben allerdings von Daladier vorher ein Einver⸗ ſtüändnis dafür verlangt, daß einige wichtige Programmpunkte in die Regierungserklärung aufgenommen werden. Die letzte Entſcheidung über die Teilnahme der Sozialiſten an der Negierung hat der für heute abend zuſammen⸗ berufene Nationalrat der Partei. Es iſt im⸗ merhin bezeichnend, daß die Fraktion ſich mit 36 gegen 12 Stimmen für die Regierungs⸗ Karlsruhe, 28. Oktober. Der geſtrige, von beſtem Wetter begünſtigte Wahlſonntag iſt im ganzen Lande ruhig verlaufen. Die Wahlbetei⸗ ligung, die mit 65 Prozent angenommen wer⸗ den kann, bedeutet nicht gerade einen Rekord, darf aber immerhin als befriedigend angeſehen werden. Das amtliche Geſamtergebnis ſtellt ſich wie folgt: Zentrum 341980 Stimmen und 34 Sitze(plus 6 Sitze); Sozialdemokraten 187 290 Stimmen, 18 Sitze(plus 2); Deutſchnationale 34 081 Stim⸗ men 3 Sitze(minus 5); Deutſche Volkspartei 74318 Stimmen, 7 Sitze(unverändert); Demo⸗ kraten 62335 Stimmen, 6 Sitze(unverändert); Wirtſchaftspartei 35613 Stimmen, 3 Sitze(plus 1); Kommuniſtiſche Partei 55 169, 5 Sitze(plus 27 Linke Kommuniſten 15030 Stimmen keinen Sitz(minus 1); Badiſche Bauernpartei 28 141 Stimmen, 3 Sitze(plus 3); Nationalſozialiſten 65 106 Stimmen, 6 Sitze(plus 6); Evangeliſcher Volksdienſt 35 328 Stimmen, 3 Sitze(plus 3); Die Chriſtlich⸗Soziale Reichspartei und die Volksrechtpartei, für die 5 105 bezw. 6 803 Stim⸗ men abgegeben wurden, haben keine Mandate erringen lönnen; ſie waren auch im vergange⸗ in Frankrei an einem Kabinett Daladier beteiligung ausgeſprochen hat, während die An⸗ hänger der Koalitionspolitik bisher ſtets in der Minderheit waren. Wie jedoch bekannt wird. war nur etwa die Hälfte der Abgeordneten in der Fraktionsſitzung anweſend. Es beſteht daher die Möglichkeit, daß die radikalen Ele⸗ mente heute im Nationalrat vielleicht einen ſtärkeren Einfluß ausüben werden als in der Fraktion; es wird jedoch verſichert, daß das Stimmenverhältnis im Nationalrat auch zu Sin der Regierungsbeteiligung ausfallen wird. Zur franzöſiſchen Regierungsbildung. Paris, 28. Okt. Daladier begab ſich geſtern abend zu Briand, der im beſtätigte, daß er einer Regierung der Vereinigten Linksparteien ſeine Zuſtimmung mit umſo größerem Vergnügen ge— ben würde, als er ſelbſt eine ſolche zu bilden ver⸗ ſucht habe. Dies ſeien, ſo erklärte Daladier, die eigenen Worte Briands. Hinſichtlich der Betei— ligung der Sozialiſten berichtet Havas, daß die—⸗ ſer Beſchluß auf die außerordentlich entgegen— kommende Haltung Daladiers zurückzuführen ſei, der ſich bereit erklärt habe. den ſozialiſtiſchen For— derungen bezüglich einer Kürzung der Heereskre— dite um 600 Millionen Frances, großer ſteuer— licher Erleichterungen und einer allgemeinen Amneſtie für politiſche Vergehen nachzukommen. . Nach der Agentur Havas ſoll Daladier beab— ſichtigen, außer der Präſidentſchaft noch das In⸗ nenminiſterium zu übernehmen und vier Mini— ſterien den Sozialiſten anzubieten, und zwar das Kriegsminiſterum Paul Boncour, das Finanz⸗ miniſterium Vincent Auriol und je ein Miniſte⸗ rium dem Abgeordneten Salengro und dem Ge— neralſekretär des Allgemeinen Arbeiterverbandes (C. G. T.) Jouhaux. An Radikalen würde Dala⸗ dier zum Eintritt in die Regierung auffordern Herriot, Chautemps und Montigny. Zwecks Ver— vollſtändigung ſeines Kabinetts würde Daladier die anderen linksſtehenden Fraktionen vielleicht ſogar bis zu den Linksrepublikanern, zum Ein— tritt auffordern. Briand bleibt Außenminiſter. Paris, 28. Okt. Briand hat eingewilligt, in das zu bildende Miniſterium Daladier als nen Landtag nicht vertreten. Außenminiſter einzutreten. Die Wanlen Zum Badischen Landtae Stimmenzunahme für Zentrum und National ſozialiſten.— Rückgang bei den Deutſch⸗ nationalen.— Je drei Sitze für Bauernpartei und Evang. Volksdienſt.— ate ne, 65 Prozent. Wahlbeteiligung Die Geſamtzahl der abgegebenen Stimmen beträgt 932 679. Der kommende Landtag wird 88 Abgeordnete gegen bisher 72 haben. Zum Abſchluß des Zündholzvertrages wtb Berlin, 26. Oktober.(Radio). Ueber die erfolgende Neuregelung der Zündholzwirtſchaft wird u. a. folgendes bekanntgegeben: Die Zündholzfabriken werden an der Fabri⸗ kation auf Grund von Beteiligungsziffern betei⸗ ligt werden, die in Anlehnung an den beſte⸗ henden Zuſtand für jeden einzelnen Unterneh⸗ mer in einem rechtlich geordneten Verfahren feſt⸗ geſetzt werden. Das bisherige Verhältnis der ſich in ſchwediſchen Händen befindenden Fabriken u. der deutſchen Unternehmungen wird aufrecht er⸗ halten. Das Monopol ſoll derart ausgeübt wer⸗ den, daß die von den Fabriken hergeſtellten Zündwaren unmittelbar an den Handel weiter⸗ veräußert werden. Die Preiſe der Zündwaren ſind grundſätzlich im Geſetz feſtgelegt und zwar ſoll der Uebernahmepreis, den der Fabrikant von der Monopolgeſellſchaft erhält, für das Paket 800 10 Schachteln a 60 Zündhölzer 0,13 Mark getragen. Einſchließlich der 0.06 Mk. für das Paket ausmachenden Steuer wird der Verkaufspreis auf etwa 0.30 Mk. feſtgeſetzt. Das Monopol wird alſo eine nur geringfügige Erhöhung des bisherigen Preiſes der Zündhölzer bringen. Wird dieſe neue Zündholzwirtſchaft vom Reichstag beſchloſſen, ſo iſt 5 der ſchwediſche Zündholzkonzern verpflichtet, eine Anleihe von 125 Millionen nordameri⸗ kaniſchen Dollars zu übernehmen, die in zwei Teilbeträgen ausgezahlt werden ſoll. Der Auszahlungskurs beträgt 98 Prozent und die Verzinſung jährlich 6 Prozent. Die Anleihe ſoll 50 Jahre laufen, nach 10 Jahren konvertier⸗ bar ſein und von gleichem Zeitpunkte ab amor⸗ tiſiert werden. Dieſe günſtigen Anleihebedingungen ſind da⸗ von abhängig gemacht worden, daß der ſchwediſche Konzern an den Gewinnen der Monopol-Geſell⸗ ſchaft beteiligt wird. Das Reich erhält als Monopolgewinn für 10 000 Reichsmark 13 Reichsmark vorweg. Der reſtliche Gewinn wird zwiſchen dem Reich und dem ſchwediſchen Konzern je zur Hälfte ge⸗ teilt. Vollsbegehren und Veamte Diſziplinarverfahren gegen Bürgermeiſter Berndt. Berlin, 26. Okt. Der Schöneberg, der Deutſchnationale Reichstags— abgeordnete Berndt, hat an den Berliner Magiſtrat ein Schreiben gerichtet, in dem er mitteilt, daß er aus Gewiſſenspflicht nicht in der Lage ſei, die Verfügung auszuführen, wo⸗ nach die bekannte Erklärung des preußiſchen Miniſterpräſidenten über das Verhalten der Beamten gegenüber dem Volksbegehren an die ihm unterſtellte Beamtenſchaft weitergegeben werden ſollte. Nach der Begründung ſeines Standpunktes fügt Berndt hinzu, daß er auf ſeine Immunität als Reichstagsabgeordneter verzichte. Bürgermeiſter von Hierzu erfahren wir von unterrichteter preußiſcher Seite, daß die Aufhebung der Im— munität nur durch den Reichstag ſelbſt erfolgen kann. Dieſe Stelle in dem Schreiben Berndts hat alſo die Bedeutung, daß er ſich der Auf— hebung der Immunität nicht widerſetzen wird. Die Aufhebung iſt notwendig, wenn ein Diſzi⸗ plinarverfahren eingeleitet werden ſoll. Dieſes Verfahren iſt von der zuſtändigen Aufſichts⸗ behörde beabſichtigt. Wendung in der Sklarekaffäre Die Unterſuchung der Sklarek-Affäre ſcheint in ein neues Stadium zu treten. Die Staats- anwaltſchaft wird nach Informationen des Berliner Tageblattes zu den Vorwürfen, die ſie gegen den Kreis der Beſchuldigten erhoben hat, einen neuen fügen. Bisher ſind gegen die Sklareks und ihre Helfer die Vorwürfe des Betruges, der Urkundenfälſchung, der Beſtechung und des Konkursverbrechens erhoben worden. Dazu ſoll jetzt noch Untreue gegen einige Mit⸗ glieder der Stadtverwaltung kommen. Die Vor⸗ würfe der Untreue reſultieren aus folgender Ueberlegung. Die Sklareks erklären, daß ſie garnicht die Abſicht haben, die Feſtſtellung der Staatsanwaltſchaft, daß die Firma Sklarek ſchon ſeit 2 Jahren mit Verluſt arbeitet, zu beſtreiten. Sie geben nur zu ihrer Verteidigung an, daß dieſe Verluſte dadurch entſtanden ſind, daß ſie die Verluſtgeſchäfte der Stadtbank übernehmen mußten. Mangel an Kreditfähig⸗ keit der Firma Sklarek mußte alſs den Mit⸗ gliedern des Kreditausſchuſſes, ſo folgert man weiter, bekannt ſein. Wenn verſchiedene Mit⸗ glieder des Kreditausſchuſſes aber davon unter⸗ richtet waren und trotzdem den Sklareks Gelder bewilligt haben, für die ſie die Verantwortung trugen, ſo haben ſie damit die Treue zu der ſie verpflichtet waren, verletzt. ————