8 Das großartige Programm iſt eine Sehenswürdigkeit 1. Ranges. Heute Mittag halb Ein Erlebnis für Jedermann. 4 Uhr große Kinder vorstellung 2 eule Urchweik-Ulenstag lelrter 10 1 des wunderbaren und neueſten Kirchweih⸗Programms 5 I. Fanfaren der Liebe 9 Akte. 2. Seine Gefangene 8 Akte Die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen bietet ſtets der Viernheimer Filmpalaſt. ab 9 Uhr iſt ſtets noch alles zu ſehen Ein Beſuch lohnt ſich. Heute ab 7 Uhr, „Bobby“ der Benzinjunge und Douglas Fairbanks„Die eiſerne Maske“ Eine Mordwaffe gefunden Düſſeldorf, 19. Nov. In der Nähe der Stelle, an welcher vor einigen Tagen die Leiche der 5jäh⸗ rigen Gertrud Albermann aufgefunden wurde, entdeckte geſtern vormittag ein Wiener Journa⸗ liſt. etwa 60 Meter von dieſer Fundſtelle entfernt, in einer halbfertigen Wohnlaube ein blutdurch⸗ tränktes Satintuch und einen mit Sand gefüllten Gummiſchlauch, der ſo zum Totſchläger verwan⸗ delt worden war. Die Waffe wies Spuren der Benützung auf. Tuch und Totſchläger wurden von der Polizei beſchlagnahmt. Gleichzeitig ſetzte eine groſtzügige Fahndung nach dem Beſitzer der Gegenſtände ein. Es wird bereits eine Perſon. die die Gegenſtände angeblich noch vor wenigen Tagen beſeſſen haben ſoll, genannt. Der fingierte Mörderbrief. Düſſeldorf, 19. Nov. Der von der hieſigen „Freiheit“ verbreitete und von einigen Berliner Blättern übernommene angebliche Brief des Mörders der Maria Hahn, in dem dieſer einen neuen Mord an einer ihm bekannten Frau in Richrath ankündigte, hat ſeine Aufklärung ge⸗ funden. Der Brief iſt von der Frau in Hilden ſelbſt zur Poſt gegeben und auch von ihr geſchrie⸗ ben worden. Die Frau iſt geiſtig nicht normal. Die als verſchwunden gemeldete Polin aus ver Graf Adolfſtraße hat ſich inzwiſchen wieder eingefunden. Die Prager Audentenunruhen Prag, 19. Nov. Den Meldungen aus Prag zu⸗ folge lieſſen ſich die Studenten bei ihrem Vor⸗ gehen gegen ausländiſche Kollegen zu ſchweren Ausſchreitungen hinreiſfen. An der Juriſtiſchen Fakultät drangen etwa 400 mit Stöcken bewaff⸗ nete Studenten ein, ſtürmten das Studierzimmer, in dem etwa 30 Hörer anweſend waren und mifß⸗ handelten die Anweſenden.— Im Deutſchen Technikum drangen Demonſtranten in einen Hörſaal ein und warfen die jüdiſchen und aus⸗ ländiſchen Hörer mit Gewalt aus dem Saal.— Im Phyſiologiſchen Inſtitut rammten die Stu⸗ denten das geſchloſſene Tor des Gebäudes und die Tür des Inſtituts und drangen dann in die Hörſäle ein. Die Polizei mußte überall eingreifen und die Anruhengebäude räumen, ebenſo die davor gele⸗ genen Plätze. Bei den Unruhen wurden fünf⸗ zehn Perſonen verhaftet. Ein Poliziſt und zwei Studenten wurden verletzt. Zugunglück Neun Verletzte. Eſſen. 19. Nov Auf der Strecke Münter Rheine wurden Montag abend kurz nach 8 Uhr die drei letzten Wagen des Eilzuges Dortmund— Emden, vermutlich durch ein überhängendes Eiſenteil eines entgegengeſetzt fahrenden Güter⸗ zuges, erfaßt und ſchwer beſchädigt. Der Anprall erfolgte in zwei regelmäßigen Abſtänden. Die Wandungen mehrerer Abteilungen wurden ein⸗ gedrückt, die Türen zum Teil abgeriſſen und ins Abteil geſchleudert. Zwei Perſonen wurden ſchwer und ſieben leicht verletzt. Aerztliche Hilfe war ſofort zur Stelle. Die neun Verletzten wur⸗ den ins End⸗Eſſener Krankenhaus geſchafft. Die bahnpolizeiliche Unterſuchung wurde ſofort ein⸗ geleitet. Sflarel⸗Anterſuckh ungsausſchuß Berlin. 18. Nov. Der Sklarek-Unterſuchungs. ausſchuß des Preußiſchen Landtages nahm heute nachmittag ſeine Beratungen wieder auf, und zwar berichtete zunächſt Abg. Könnecke(Dn.) über den Akteninhalt, wobei er feſtſtellte, daß, die Protokolle der Kleiderverwertungsgeſellſchaft lückenhaft ſeien. Schließlich behandelte Abg. Könnecke die Strafakten gegen Kieburg. Kall⸗ mann, Marquardt und Genoſſen. Nach dem Be⸗ vicht Könneckes trat der Ausſchuß in eine nicht⸗ öffentliche Sitzung ein, in der über den weite— ren Arbeitsplan und etwaige Zeugenvernehmun⸗ gen beraten wurde. i — einigen Sie Ihr Blut! Dr. Bufleb's Blutreini⸗ gungstee„Maikur“ iſt das Beſte. Balgaus- Urogerie Meskonp Unreines Geſicht Pickel, Miteſſer werden in wenigen Tagen durch das Teintverſchönerungs⸗ mittel. Venus(Stärke A) Preis& 2,75 nnter Garantie beſeitigt. Gegen Sommerſproſſen Stärke B) Preis 2, 75 Flora ⸗ Drogerie, E. Richter, Rathausſtr. 13 Die unentgeltliche f Beratungsfande für Lungenkranke (Tuberkuloſe) findet morgen Mittwoch, den 20. Nov., nachm. von 2—4 Uhr im Krankenhaus ſtatt. Der Abſchied Skizze von A. Naybould. Der Zug hält an einem kleinen Bahnhof. In meine Zeitung vertieft, achte ich kaum darauf. Da ſpringt jemand in mein Abteil herein. Ein junges Mädchen. Friſch. Hübſch. Gut gekleidet. Sie wirft einen Reiſekorb mir gegenüber auf die Bank und ſtürmt wieder hinaus. Ich ſchaue durchs Fenſter. Da ſteht ſie neben zwei älteren Leuten. Mann und Frau. Eigent⸗ lich ſind ſie gar nicht ſo alt, aber in ihrer ſchlichten Einfachheit geben ſie ſich keine Mühe, jung zu erſcheinen. Die Frau dürfte noch in den Vierzigern ſein. Die Runzeln in ihrem abgehärmten Geſicht kommen eher von Sorge und Ueberarbeitung, als von der Laſt der Jahre. Jetzt ſtehen Tränen in ihren Augen. And der Mann hat auch ganz verdächtig mit ſeinem Schnupftuch zu ſchaffen. Man merkt ihnen beiden den herben Schmerz, die tiefe Trauer an. „So, adieu. Der Zug fährt gleich. Es wird ſchon gut gehen. Bin ja nit dumm. Auf Wie⸗ derſehen!“ Ein flüchtiger Kuß auf die Wange der Frau, ein Händedruck beim Mann und meine Reiſegefährtin ſitzt mir gegenüber im Abteil. Ich helfe ihr, den Reiſekorb hinauf⸗ heben. Der Zug kommt in Bewegung. Noch ein kurzes Winken, dann macht ſie ſich's in ihrer Ecke bequem und lacht leicht auf. „Die guten, alten Leutchen! Es iſt wirklich zu dumm. Da ſind ſie ganz außer ſich, nur weil ich fortfahre.“ „Es ſind wohl gute Freunde?“ „Nein, nein. Nur meine Eltern.“ Ich ſchaue etwas erſchrocken in das leere, kindiſche Geſicht mit den rot gefärbten Lippen und dem etwas ſtark gepuderten Näschen und begegne betroffen dem Blick der kalten, wenn auch ſchönen blauen Augen. „Ihre Eltern? Aber dann iſt es doch be⸗ greiflich. Für Mutter und Vater iſt es immer ſchwer, wenn ein Kind fortgeht, auch wenn ihnen noch genug andere zum Troſte zu Hauſe bleiben. Haben Sie viele Brüder und Schwe⸗ ſtern?“ „Ach nein, ich habe gar keine Geſchwiſter.“ „Sie ſind einziges Kind und können ſo ihre Eltern verlaſſen?“ Die blauen Augen weiten ſich voll Erſtau⸗ nen. Der Knoſpenmund bekommt einen trotzigen Zug.„Warum denn nicht? Die Mutter iſt noch rüſtig. Und ſie haben ja ihre Hennen und Blu— men. And die Mietze.“ „Wer iſt denn dieſe Mietze?“ „Die alte Katze!“ Diesmal brach ſie in ein übermütig ſchallendes Gelächter aus. Ich vertiefte mich geräuſchvoll in meine Zeitung. Für ſolche Frauenzimmer hatte ich wenig übrig. Sie aber ſchwätzte luſtig weiter, denn ſie gehörte zu der Sorte Mädchen, die einem jungen Mann gegenüber nie lange ſchweigen können. „Ich bin ſo froh fortzukommen. Denken Sie ſich, ich hab' auch endlich eine Stellung in Ber⸗ lin gefunden. Bei einer Modiſtin. Das wird mir gut paſſen.“ Bare Höflichkeit verlangte, daß ich meine Zeitung wieder fallen ließ und ihr die erwar⸗ tete Antwort gab.„Ihre erſte Stellung?“ „O nein. Ich hatte ſchon eine da im Dorf. Das war aber nichts. Jetzt gehe ich in die Groß⸗ ſtadt. D* läßt ſichs Leben.“ Weinheimer Schweinemarnkt. Zugeführt: 255 Stück Verkauft: 217 Stück Milchſchweine das Stück 23—32 Mk. Läufer das Stück von 35—55 Mk. Ich ſchwieg. Leben? Was wird das woh für ein Leben, dachte ich bei mir.„In eine Großſtadt geht es auch nicht immer luſtig zu.“ „Ach, doch. Ich werde mich ſchon zu amü⸗ ſieren wiſſen.“ 1 „Amüſieren, iſt das denn auch alles?“ Die vollen, knallroten Lippen ſchmollten Wahrſcheinlich dachte ſie bei ſich: Gott, wa⸗ für ein langweiliger Burſche! Sie war aber etwas verlegen und ſagte nichts. Ich konnte mich wieder in meine Zeitung verſenken. Ich las aber nicht. Ich dachte an das ältliche Paar Vater und Mutter. Wie ſie jetzt allein zu Hauſe waren. In dem Hauſe, in dem es auf einmal zu merkwürdig ſtill geworden war. In dem keine jungen Füße mehr herumſpringen. In dem kein friſches Lachen mehr erſchallte. Sie, die Eltern würden ja nicht wiſſen, daß ihr Kind herzlos war. Sie war eben ihr Kind, ihr alles. Vielleicht ſtanden ſie jetzt vor ihrem Bilde und wiſchten ſich die Tränen von den Augen. So weit fort——— und niemand, der für ſie beſorgt—— und ob ſie wohl genug zu eſſen bekommt, ſo denkt die Mutter. Und der Vater meint: So ein junges Ding, ob es nicht Gefahr läuft in der böſen Welt? Sie wird doch zu Weihnachten wiederkommen, ſagt die Mutter. Die Reiſe iſt lang, antwortet bedächtig der Vater, vielleicht verdient ſie nicht genug Geld bis dahin. Hoffentlich kam keinem der beiden der Gedanke: ſie wird nie wiederkommen. Gott gebe, daß ſie nicht dachten wie ich: die Großſtadt wird ſie verſchlingen. Ihr das letzte bißchen Herzensgüte auspreſſen. Sie viel⸗ leicht ganz ihrer Seele berauben. Und ſie dann liegen laſſen, wie einen abgenützten, zerſchol⸗ ſenen Fetzen, der von jedem Windſtoß herum— gewirbelt wird. faaghgggggamgaagaaaanggagamagmagaſ Ehape⸗ Tanz 4 Den Schluß vom großen Kerwe⸗Kranz Als Schluß vom großen Schmaus Im„Rarpfen“ der Ehape⸗Tanz, Mit der Kapelle Strauß. Der Ehape⸗Tanz, bekannt doch iſt, Man ſucht ihn auf mit Fleiß. Drum Freundchen merk und vergiß nicht Tanz mit Ehape⸗Preis. Ein edlen Tropfen wunderbar, Kredenzt der Michel Euch. S' iſt wie in der Ehape⸗Baar, Ganz der Ehape gleich. Ein Fünfziger iſt die Parol, Für Trank und Speiſe fein. Für Fünfzig tanzt man nur einmal, S' muß Kerwe⸗Dienstag ſein. Zum Schluß noch dieſen Kerwe-Reim. Schenkt mir ein volles Haus Familie Herbert ladet ein, Sowie Kapelle Strauß. ecgghpgmgegege Polierte Nußbaum⸗ Betiſtelle Rathausſtraße 50 Lorſcherſtraße 8 0 — — gem eagagdnggemescpccgcagane — 0 0 mit Matratze für 25 Mk. gegen bar zu verkaufen. Von wem, ſagt der Verlag. S hdgpafadetlddnd afl, adfddd hg and dülddd AfA ldd 8 Achtung! Halt! 8 wohin gehen wir „ 5 5 Dortſelbſt findet großer . Kleine Tangpreiſe. Der Wirt: Ph. Stumpf. uv u ud vun dldvfraxů c 9 heute Dienstag Abend? 2 Adnan dunn hauunuaugaunnumandngahgumeaaunnun bun 9 in den„Freiſchütz“. Kehraus Offene Getränke. Großes Preistanzen. Zium:m zahlreichen Beſuche ladet freundlichſt ein f a Rapelle Hanf⸗Blank. Friſch eingetroffen: Pfd. 45 Pfg. Stück 12 Pfg. fl. Marinaden Achtung 1 9 Prot. Rab. pu Venga Das Kunſtturnen Mit Unrecht hat man das deutſche Turnen oſimals dem Geräteturnen gleichgeſetzt. Das Geräteturnen iſt wohl ein wichtiger Teil des Turnens, aber eben nur ein Teil. Es ſteht nur gleichberechtigt neben anderen turneriſchen Uebungszweigen, wie Lauf, Sprung und Wurf, Spiel, Schwimmen, Wandern, Fechten uſw. Doch auch in dieſem Rahmen ſtellte das Geräteturnen eine ſehr wertvolle Uebung dar, denn es gilt bei ihm, den Körper ſyſtematiſch durchzubilden und zu ſchulen, und ihm jene Kräfte und Eigenſchaften zu verleihen, die mit anderen Uebungen nicht in gleichem Maße er⸗ worben werden können. Vor allem ſollte die hohe Bedeutung des Geräteturnens als Charak- terſchule betont werden, denn keine andere Uebung, abgeſehen vielleicht vom Waſſerſprin⸗ gen, ſetzt ſo viel Mut, Geiſtesgegenwart und Entſchloſſenheit in gleichem Maße voraus, wie das Geräteturnen. Das gilt nicht nur von den Gipfelleiſtungen, ſondern bereits von den An⸗ ſängerübungen. Der Geräteturner muß immer aufs neue Widerſtände überwinden. Er muß ſich durch Arbeit an ſich ſelbſt vervollkommnen, und braucht oft lange Vorbereitungen, bis es ihm gelingt, vorwärts zu kommen und die eine oder andere Klippe zu überwinden, die ihm im Wege liegt. Vor den Erfolg ſetzten die Götter den Schweiß! Dieſes Dichterwort bewahrheitet ſich zu allererſt und am nachdrücklichſten beim Ge⸗ räteturnen. Nicht die Begabung und die Ver⸗ anlagung allein führt hier zum Ziel, ſondern erſt die ſtille, ausgiebige, treue Arbeit des Einzelnen. Das gilt ſelbſtverſtändlich ganz beſonders für den Gipfelturner, denn Kunſtturnen ſetzt hohes Können voraus und iſt im wahrſten Sinne des Wortes eine Kunſt. Hier wird Körperbeherrſchung und Wagemut in höchſter Vollendung gezeigt, hier kann nur ein ganzer Mann beſtehen und nur ein in allen Teilen ge⸗ ſunder und beherrſchter Menſch. Denn ein Griff, der einen Bruchteil einer Sekunde zu ſpät zur Anwendung kommt, der nicht ganz ſicher die Stelle trifft, die gefaßt werden muß, kann nicht nur das Mißlingen der Uebung im Gefolge haben, ſondern womöglich einen Sturz und damit einen Unglücksfall. Kunſtturnen iſt nicht das Ergebnis roher Kraft; es iſt undenkbar in abgehackter Darſtel⸗ lung, ſondern nur in ſieghaftem Fluß der Bewegung ſchön und vollendet. Ein Schwung leitet den anderen ein und zugleich zum folgen⸗ den über. Es iſt eine Gipfelleiſtung menſch⸗ licher Bewegungskunſt und gleichzeitig eine Ausdrucksform menſchlichen Mutes, wie ſie höher nicht geſteigert werden kann. Daher wird auch das Kunſtturnen in der Reihe der volks⸗ erzieheriſch wertvollen Leibesübungen ſtets an erſter Stelle ſeinen Platz haben. dandel und Iuduftrie Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 18. Nov. Bezahlt wurden fü Ochſen 36—59, Bullen 44—54 Kühe 16—50 Färſen 4461, Kälber 56—86, Schafe 52—57, Schweine 64—86, Ziegen 12—24. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, Ueber⸗ ſtand, mit Kälbern lebhaft, ausverkauft, mit Schweinen ruhig. Ueberſtand. Mannheimer Produktenbörſe. Mannheim, 18. Nov. Im nichtoffiziellen Verkehr nannte man gegen 12,30 Uhr in RM. waggonfrei Mannheim: Weizen inländiſchen mit 2626,25,»usländiſchen mit 26,75—31,75, Roggen inländ en mit 19— 19,25, Hafer in⸗ ländiſchen mit 5018,50, Braugerſte, bad., württembergiſche und fränkiſche mit 20—21, pfälziſche Gerſte mit 21,50— 22,50, Futtec⸗ gerſte mit 1725 18,50, Mais gelber mit Sack 19— 19,25, ſüddeutſches Weizenmehl Spezial Null nit Sack mit 37,75, desgleichen 2. Sorte mit 16,25, ſüddeutſches Weizenaus⸗ zugsmehl mit(75, ſüddeutſches Weizenbrot⸗ mehl 27,75, fi itſches Roggenmehl 26,5031, Weizenkleiem 50, Biertreber mit Sack 16,25, Leinſaat mit a RR. —— eee Bedeutenden Nebenverdienſt können Sie ſich mühelos erwerben durch ſtille, ſeribſe Mitarbeit bei großem ſüd⸗ deutſchem Unternehmen. Anzufragen unter Chiffre M 1 106 an den Verlag dieſer Zeitung. 0 zum Heile ausſchlagen, wenn man Staatskom⸗ miſſäre findet, die nicht nur die laufenden Ge⸗ ſchäfte der Gemeinden in Ordnung bringen, ſon⸗ dern auch die Aufräumung des Schuttes un! Schmutzes aus der Vergangenheit ohne Anſehen der Partei, auch der mächtigſten, beſorgen. Die achten und darauf drängen, daß nur Perſönlich⸗ leiten mit ſolchen Aufträgen bedacht werden, die Giernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) viernheimer — zeiger Viernh eimer Zeitung(Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) ah hee täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 8 Sonntags Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rei ins Haus gebra t.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte latt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger ernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. U e N Ar. 269 PPFEFPF.ffFCCCC/ ccc Pierre Auesnau Weltbantpräſtden!? Pierre Qucsnay, der volkswirtſchaftliche Direktor der Bank von Frankreich. ein Nachkomme des berühmteſten franzöſiſchen Nationalökonomen gleichen Namens, gilt als ausſichtsreicher Anwärter für die Lei— tung der Bank für internationale Zahlungen (Reparatiousbank). Die Rommunalcahlen Das Ergebnis der Kommunalwahlen, die diesmal weit mehr als örtliche Bedeutung hat— ten, iſt— von Einzelheiten abgeſehen— eine Perſtärkung des arbeitsunfähigen Radikalismus auf beiden Flügeln. Die Demokraten haben die größten Verluſte, nicht überall gleichmäßig, aber beſonders da, wo ſie— wie in Berlin— mit Recht oder Unrecht von den Wählern für die Vorgänge der letzten Zeit verantwortlich gemacht wurden. Aus dieſem Ergebnis kann man aber die Folgerung ſchließen, daß die Reaktion auf Korruptionserſcheinungen und auch auf ihre allzu nachſichtige Behandlung in Deutſchland immerhin eine heftige iſt. Das wäre eine durch— aus erfreuliche Tatſache, weun die Wähler und die Parteien lernen wollten. Soweit aber die Wähler ihrem berechtigten Unmut durch die Ver— ſtärkung der radikalen Flügelparteien Ausdruck gegeben haben, dürften ſie kaum auf dem richtigen Wege zur wirkſamen Bekämpfung von Fäul⸗ niserſcheinungen ſein. Denn einmal hat ſich ge— zeigt, daß auch der Radikalismus nicht gegen ſolche Erſcheinungen in ſeinen eigenen Reihen geſichert iſt, zum anderen wird die Verſtärkung der Flügel die Bildung arbeitsfähiger Mehrhei— len an vielen Orten erſchweren, in manchen un— möglich machen und ſelbſt, wo es ziffernmäßig ausreichen würde, birgt die Vermehrung der radilaliſtiſchen Ele⸗ mente in den Stadtverordnetenverſammlungen die Gefahr, daß ſich ſtundenlange Obſtruktions reden über dieſe Körperſchaften ergießen und daß nur allzu häufig auch Tumultſzenen her⸗ vorgerufen werden, die jede ſachliche Arbeit unmöglich machen, von der Würde ganz zu ſchweigen. Die Wähler, die durch ihren Stimmzettel oder durch ihr Zuhauſebleiben an der Schaffung dieſer Zuſtände mitgearbeitet haben, werden zu ſpät er⸗ dennen, daß ſie weniger der Korruption als der Arbeitsfähigkeit ihrer Gemeinde einen Schlag verſetzt haben. Die Parteien aber könnten jetzt wiſſen, daß die große Duldung korrupter Zu— Fände— und wenn ſie auch nur aus mangelnder Achtſamkeit erfolgen— nicht nur an den Par— eilen, ſondern an den Gemeinden und in beſon⸗ ders ſchlimmen Fällen, wo ein anderer Weg nicht offen bleibt, zeitweilig ſogar an der Selbſtver⸗ waltung beſtraft wird. Das wird eine bittere Lehre werden, wenn große Städte ſich unter die Macht eines Staatskommiſſars zu beugen genötigt werden. Aber dies kann dann Oeffentlichkeit kann nicht früh genug darauf Ade Garantie für Sachkenntnis und Unabhängig⸗ leit bieten. Aus Heſſen Am 26. Nor er Heſſiſcher Landtag. Darmſtadt, 19. Nov. Am 26. November, vormittags 10 Uhr, tritt der Heſſiſche Landtag. zm ſeiner 53. Sitzung zuſammen. Tagesordnung: Einige Regierungsvorlagen über Staatsein— nahmen und Ausgaben von 192426, zur Reichseinkommenſteuer träge zur Arbeitsloſenfrage beihilfe. Aus Nah und Fern Mainz, 19. Nov. Gefallenendenkl⸗ mal. für die im Weltkrieg gefallenen 800 Beamten und Arbeiter des Direktionsbezirks im Main⸗ zer Direktionsgebäude ein Ehrenmal zu er⸗ richten. Die Weihe findet am Totenſonntag ſtatt. Darmſtadt, 19. Nov. Meſſerſtecherei. Im hieſigen„Bürgerhof“ gerieten junge Bur— ſchen in Streit. Da in dem Streit Meſſer ver— wendet wurden, gab es zwei Verletzte, die in das Krankenhaus übergeführt werden mußten. Einer der Meſſerſtecher wurde feſtgenommen. Oppenheim, 19. Nov. Politik mit dem Meſſer. In Schwabsburg hatten ſich nach erfolgreicher Gemeindewahl einige ſieg⸗ reiche Kandidaten im Hauſe eines Freundes zu einer kleinen Siegesfeier verſammelt. Inzwi— ſchen wurde aber das Haus von Andersgeſinn— ten umſtellt. Als nun einer der Siegreichen aus dem Hauſe trat, kam es zu einer Schläge— rei, in deren Verlauf der neugewählte Ge— meinderat Johann Groben von dem Einwohner Georg Stauß zweimal mit dem Meſſer in den Kopf geſtochen wurde. Der Zwiſchenfall in der kleinen Gemeinde iſt umſo bedauerlicher, da es und mehrere An— ſich bei allan Beteiligten um Bürgerliche han⸗ delt, bei denen weniger politiſche Gegenſätze als perſönliche Zwiſtigkeiten zu politiſcher Mei— nungsverſchiedenheit führten. Frankenthal, 19. Nov. Vom Franken⸗ thaler Schwurgericht. Die nächſte Fran⸗ kenthaler Schwurgerichtsperiode wird noch vor Weihnachten ſtattfinden. Ueber die zur Ver⸗ handlung ſtehenden Fälle iſt noch zu berichten. Ludwigshafen, 19. Nov. Moderne Bettler. Die„Neue Pfälziſche Landeszeitg.“ weis aus Kandel von einem modernen Bettler zu berichten, der auf dem Kraftrad mit einem Beifahrer den Ort beſucht. jedes Haus wie ein Die Mordkommiſſion in Düſſeldor Von links nach rechts einige Dutzend Anträge und Anfragen über Straßen- weſen, Errichtung von Waſſerleitungen, Beſei- tigung von Mißſtänden auf Eiſenbahnſttecken, zur Veranlagung landwirtſchaftlicher Betriebe, und zur Winter⸗ Die Reichsbahndirektion Mainz plant Anzeigen reiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von fämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriſten bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden reiſender Geſchaftsmann abklappert und dann mit dem erbettelten Geld auf und davon fährt. In einem Fall konnte ſogar auf einen 50⸗ Markſchein 49,90 Marr herausgegeben werden Ludwgishafen, 19. Nov. Totgeborenen- ſtatiſtik. Wie aus amtlichen Statiſtiken erſicht⸗ lich iſt, wurden im Jahre 1928 in Ludwigshafen 60 Kinder totgeboren. Lebendgeboren wurden 1785 Kinder und geſtorben ſind(ohne Totgebo— rene 868. ß ſich 917 Mehrgeborene als Geſtor— bene erg onb. Bensheim, 15. Nov. an der Bergſtraße. Auf unſeren zirka 80 Hektar Weinbergen wird in der Hauptſache Riesling-Wein gezogen. Bekannt ſind die La— gen: Kirchberg, Pfaffenſtein, Kalkgaſſe, Hochberg u. a. Die amtlichen Moſtgewichte bewegen ſich dieſem Fahre zwiſchen 84 und 96 Grad nach Oechsle, der Zuckergehalt betrug 17,1 bis 18 Pro— zent, der an Säure 5,85 bis 7,88 Prozent. Der Wein wird vornehmlich nach Norddeutſchland ge— liefert. Auch neuen Verſuchen iſt man zugäng— lich; ſo pflanzt die Stadtgemeinde in ihrem drei Hektar großen Rebgelände jetzt 3000 Wurzelre— ben der in letzter Zeit vielgenannten„Müller— Thurgau!-Rebe und beabſichtigt, deren Ertrag s Spätleſe zu ernten.— Die Zahl der Erwerbs— en iſt im Kreis Bensheim dauernd im An— gen. Zurzeit ſind 1250 Perſonen ohne Arbeit onb. Bensheim, 15. Nov. Ausſter hend. Induſtrie. Mit dem Auftauchen der Bubi— kopfes ſind Kämme und Spangen ein mehr oder weniger überflüſſiger Ballaſt gaworden und die Induſtrie, die ſich ausſchließlich davon ernährile. liegt heute in den letzten Zügen. Ein treffendes Beiſpiel hierfür findet ſich in der einheimiſchen Kamminduſtrie, die vor der Bubikopfepoche in hoher Blüte ſtand. Drei Betriebe mittlerer Größe(„Keller und Wünſche“,„Johann Werner u. Söhne“ und„Karl Winther u. Co.“) beſchäf— tigten zuvor zuſammen über 200 Arbeiter, in der Inflationszeit ſogar über 400. Heute iſt der Wintherſche Betrieb ganz eingegangen, während die beiden anderen Firmen nur mit zuſammen 45 Arbeitern weiterſchaffen und dies iſt auch nur möglich durch die Fabrikationsaufnahme vor anteriewaren aus den gleichen Rohmateria „en(Celluloid, Cellon und Galalith). Beſonders ſolgenſchwer wirkt ſich für dieſen Induſtriezweig die ausländiſche Konkurrenz(Frankreich und Vom Weinbau ſtigen Produktionsverhältmiſſen arbeitet. Mannheim, 19. Nov. Gehirnſchlag als Todesurſache. In Baden fielen, — laut amtlicher Statiſtik— im Jahre 1927 1772 Perſonen dem Gehirnſchlag zum Opfer, davon waren 879 männlich und 893 weiblich. In Heſſen erlagen dem Gehirnſchlag in dem— ſelben Jahre insgeſamt 1135 Perſonen, von denen 541 männlich und 594 weiblich waren. Heidelberg, 19. Nov. Lohnkampf Heidelberger Hotelgewerbe. bei der Arbeit Atzend: Krim. ⸗Komm. Braſchwitz⸗Berlin, Krim.⸗Komm. Gennat⸗Verlin, Krim.⸗Direktor Gärtner⸗Düſſeldorf, Kriminalrat Momberg⸗Düſſeldorf. Stehend zwiſchen Gennat und Gärtner Krim⸗Komm. Temboris⸗Düſſeldorf. Obwohl die beſten Kräfte der Berliner und Düſſeldorfer. Kriminalpolizei gemeinſam das Rätſel des Düſſeldorfer Maſſenmörders zu löſen verſuchen, iſt es bisher noch nicht gelungen, auch nur eine ſichere Spur zu finden. Alle bisherigen Nachſorſchungen haben Fehlergebniſſe geliefert. Die Erregung im gonzen Rheinland iſt unge heuer. franzöſiſchen ein, wo er von Vertretern der Regierung und Or. Dorgmüller als Got der franzöſiſchen Staatsbahnen. Dorpmüllers() Ankunft in Paris. Der Generaldirektor der deutſchen Reichsbaßyns Dr. Dorpmüller folgte einer Einladung der fran⸗ 2 zöſiſchen Staatsbahn und traf zum Studium der Eiſenbahnorganiſation in Paris der Verwaltungsbehörden der Eiſenbahnen emp⸗ fangen wurde. Verein Heidelberger Hotelbeſitzer und der Hei— delberger Wirteverein haben geſtern mit Wir⸗ kung zum 2. Dezember allen Angeſtellten in den Heidelberger Hotels, Gaſtwirtſchaften und Kaffeehäuſern gekündigt. Grund iſt der Schieds⸗ ſpruch des Mannheimer Schlichtungsausſchuſſes, der den Hotels uſw. Bedingungen auferlegen will, die nach Anſicht der Wirte untragbar ſind. Wenn keine Einigung bis zum 2. Dezem— ber erreicht wird, iſt mit der Schließung der Häuſer zu rechnen. Die Arbeitgeber fordern die Weitererhaltung des bisherigen Tarifes. Von der Ausſperrung werden weit über 1900 Perſonen betroffen. Karlsruhe. 19. Nov. Schweres Erdbe⸗ ben. Die Seismographen des Naturwiſſenſchaft— lichen Vereins am geodätiſchen Inſtitut der Tech— niſchen Hochſchule Karlsruhe regiſtrierten am Montag abend ein ſehr ſtarkes Erdbeben. Den erſte Einſatz erfolgte um 21,40 Uhr, der zweite um 21,46 Uhr. Der Beginn der langen Wellen fiel auf 21,55 Uhr. Die Bewegung erreichte ih! Maximum um 21,56 Uhr. Gegen 24 Uhr kamen die Apparate zur Ruhe. Die Entfernung de— Herdes beträgt nahezu 5000 km. Nach der Stärke der Aufzeichnungen muß mit einer vernichtenden Wirkung des Bebens im Epizentralgebiet gerech net werden.(Vermutlich handelt es ſich um da— bereits gemeldete Beben an der nordamerikani ſchen Oſtküſte. D. Red.) Verhaftung wegen Banknotenfälſchung. Nürnberg, 19. Nov. Der 30-jährige Reiſende Heinrich Königsdorfer und der 26 Jahre alte Kaufmann Thomas Schreck, beide in Augsburg wohnhaft, wurden wegen Verdachts des beab— ſichtigten Münzverbrechens feſtgenommen. Sie ließen in einem hieſigen Geſchäft die Druck- platten zur Herſtellung von 20-Markſcheinen in Dreifarbendruck anfertigen. Der Druck— es ſollten 5000 Stück angefertigt werden— konnte durch die Feſtnahme verhindert werden. Angeblich ſollten die Noten nur als Scherz⸗ artikel verwendet werden. Die polizeilichen Erhebungen ergaben aber, daß beabſichtigt war— ſie in den Verkehr zu bringen. Sittlichkeitsverbrechen an Kindern. witb. Potsdam, 19. Nov.(Radio.) In Wer⸗ der an der Havel iſt wegen einer Reihe von ſchweren Sittlichkeitsverbrechen der 18 Jahre alte Handlungsgehilfe Kurt Galeitzke verhaftet worden. G. unterhielt durch kleine Geſchenle eine ausgedehnte Bekanntſchaft mit den Kin⸗ dern der umliegenden Häuſer. Bis jetzt wurde feſtgeſtellt, daß er 5 Mädchen im Alter von 8 bis 12 Jahren in ſein Zimmer gebracht und mißbraucht hat. Bonner Polizei über die Verhaftung Zoubkoffs Er beanfpruchte die Leiche ſeiner Fran wib. Bonn. 19. Nov.(Radio.) Zur Verhaf⸗ tung Zoubkoffs teilt die Bonner Polizei, die in der Preſſe und ſonſtigen Oeffentlichkeit verſchie⸗ dentlich angegriffen wurde, nunmehr mit, wes⸗ halb ſie ſich zu dieſem Schritt veranlaßt ſah. Außer dem, was bereits in der Preſſe bekannt gegeben wurde, wird in der Zuſchrift angeführt: Da Zoubkoff geäußert habe, daß er Donnerstag nach Cronberg fahren wollte, war bei ſeiner Ver— anlagung zu befürchten, daß er die öffentliche Ruhe und Ordnung ſtören werde. Tatſächlich hat er bei ſeiner Vernehmung angegeben, daß er als rechtmäßiger Ehemann das Verfügungsrecht über die Leiche ſeiner Frau beanſpruche und dieſe mitnehmen wolle. Unter dieſen Umſtänden konn— te von einer Verhaftung nicht abgeſehen werden, zumal Zubkoff auch noch wegen anderer Straf— taten von der Staatsanwaltſchaft verfolgt wird und damit zu rechnen war, daß Zoubkoff Deutſch— land alsbald für immer verlaſſen wird. Das Pegräbnis der Frau Zoubkoff Der Berichterſtatter der„Voſſiſchen Zeitung“ meldet aus Kronberg: Bei naßkaltem Wetter fand die Beiſetzung der Prinzeſſin Viktoria, Frau Zyubkoff, ſtatt. Die Mehrzahl der Fürſtlichkeiten, die man erwartete, hatte abgeſagt. Der Herzog von Heſſen ließ ſich entſchuldigen, weil er ſich auf Reiſen befindet. Auch das Herzogspaar von Braunſchweig war nicht gekommen, ebenſo der Sohn der Königin von Griechenland, der Neffe der Verſtorbenen, wie überhaupt die Königin von Griechenland, eine Schweſter der Frau Zyubkoff, keinen Vertreter geſchickt hatte. Offenbar hat die Verwandtſchaft der Prinzeſſin Viktoria ihr nicht die letzte Ehre erweiſen wollen. Es war nur die landgräfl. Familie anweſend, Prinz Adalbert v. Preußen, der in Homburg wohnt, der Vertreter des Kaiſers und die Prinzeſſin Heinrich, die die Schwägerin der Verſtorbenen iſt. Der Kronber— ger Stadtrat hatte eine Deputation geſchickt, die einen Kranz niederlegte. Eine Deputation des Re— giments war ferner erſchienen, deſſen Chef Prin— zeſſin Vikoria war, als ſie noch Prinzeſſin von Schaumburg-Lippe hieß. Die Offiziersdeputation legte einen prachtvollen Kranz nieder. Um 4.30 Uhr läuteten die Glocken der Burgkapelle, um 5 Uhr begann bei völliger Dunkelheit die Feier mit Orgelſpiel. Es folgte die Anſprache des evangeli— ſchen Ortsgeiſtlichen, der die Verſtorbene perfon— lich gekannt hatte. Vor dem Burghof hatte ſich eine große Menſchenmenge eingefunden. Eröffnung der Fantverhandlungen wtb. Berlin, 19. Nov.(Radio.) Die fran⸗ zöſiſche Regierung hat nunmehr vorgeſchlagen, die deutſch-franzöſiſchen Verhandlungen über die Rückgliederung der Saar am Donnerstag 21. November durch eine Sitzung im franzöſi⸗ ſchen Außenminiſterium zu eröffnen. Nachdem ich die deutſche Regierung hiermit einverſtan⸗ den erklärt hat, begibt ſich die deutſche Dele— gation unter Führung des Unterſtaatsſekretäts Simſon nach Paris. Das Erdbeben im Oſten des amerikaniſchen Kontinents. Newyork, 19. Nov.(Radio.) Wie aus Halifax gemeldet wird, ſind bei den bereits berichteten Erdbeben, die im ganzen öſtlichen Küſtengebiet des nordamerikaniſchen Konti⸗ nents regiſtriert worden ſind, die Kabel der Weſtern Union Kabel Geſellſchaft gebrochen. Im Hafen von Halifax iſt während der Erd⸗ ſtöße eine Springflut aufgetreten. In wiſſen⸗ ſchaftlichen Kreiſen vermutet man deshalb, daß der Mittelpunkt des ganzen Vebens im atlan⸗ tiſchen Ozeans in der Gegend der kanadiſchen Küſte liegt und daß es darauf zurückzuführen iſt, daß der Felsboden des Meergrundes ge⸗ wichen iſt. Anſchlag auf einen Abgeordneten in Steiermark. wtb. Bruck, 19. Nov.(Radio.) Auf den ſozialdemokratiſchen LandtagsabgeordnetenKolo⸗ mann Walliſch wurde heute nacht von drei Un⸗ bekannten ein Revolverattentat verſucht. Schweres Kraftwagenunglück. wtb. Budapeſt, 19. Nov.(Radio.) Auf der Landſtraße beim Plattenſee ſtürzte ein Laſt⸗ kraftwagen, auf dem von einem Ausflug heim⸗ kehrende Leventezöglinge ſaßen, infolge fal⸗ ſcher Manöver des Chaufſeurs um. Alle 25 Inſaſſen fielen auf die Straße. Zwei von ihnen blieben auf der Stelle tot, drei wurden ſchwer und ſieben leichter verletzt. Doppelmord und Selbſtmord eines Wahnſinnigen. witb. Buſchhoven, 19. Nov. Der Rent⸗ ner Hermann Heinen hat am Samstag nach⸗ mittag ſeinen 15⸗jährigen Sohn Hermann ſo⸗ wie den 8⸗jährigen Rubel mit einem Jagd⸗ meſſer getötet und ſich dann erſchoſſen. Die Frau Heinen, die krank im Vette lag, war hilfloſe Zeugin der Tat, die auf einen plötzlichen Wahn⸗ ſinnsanfall zurückgeführt wird. Neue Zwiſchenfälle in Prag. wtb. Prag, 19. Nov.(Radio.) Vor dem deutſchen chemiſchen Inſtitut verſammelten ſich heute früh vor 9 Uhr etwa 150 kommuniſtiſche Studenten, die den Verſuch machten, eine Pro⸗ teſtkundgebung gegen die geſtrigen Ereigniſſe zu veranſtalten. Die Polizei zerſtreute ſie jedoch und nahm einen Studenten feſt, der eine An⸗ ſprache gehalten hatte. Die Studenten verſam⸗ melten ſich jedoch nochmals unweit des chemi⸗ ſchen Inſtituts vor dem Diviſionsſpital und wollten in ihrer Manifeſtation fortfahren. Die Polizei zerſtreute die Verſammelten aber⸗ mals und nahm wiederum eine Verhaftung vor. zu einer ähnlichen Zuſammenrottung kam es vor der deutſchen techniſchen Hochſchule. Auch hier wurden die Demonſtranten von Poliziſten auseinandergetrieben. Ein Student wurde zwangsgeſtellt. Die Vorleſungen an der deutſchen techniſchen Hochſchule in Prag finden heute nicht ſtatt. Ob ſie morgen wieder aufgenommen werden, wird der Rektor entſcheiden. Notlandung des Polarfliegers Eielſon in Alaska. witb. Nome(Alaska), 19. Nov.(Radio.) Der Polarflieger Eielſon mußte, als er mit ſeinem Flugzeug die Beſatzung eines eingefro⸗ renen Schiffes auf das Feſtland befördern wollte, eine Notlandung vornehmen. Eine Hilfsexpedition iſt abgeſandt worden. eee Shlarek unterſuchungs aus des Preußiſchen Landtags vpbdz Berlin, 19. Nov.(Radio). Der Sklarek⸗ unterſuchungsausſchuß des preuß. Landtages ver⸗ nahm heute zunächſt den früheren Direktor der KVG. und der BAG. Kieburg, gegen den der Vorwurf der Bilanzfälſchung und der Beſtechung erhoben war, weshalb auch Strafverfahren ſchwebten. Er erklärt, die KVG. habe wie ein Wohlfahrtsinſtitut gewirkt und armen Leuten Kleidung unter Preis geliefert. 1924 hätten er und ſeine Mitarbeiter nicht daran geglaubt, daß die Währung ſtabil bleiben würde. Deshalb hät⸗ ten ſie größere Warenbeſtände eingekauft, was ſich nachher als unrichtig erwies. Der Magiſtrat drängte auf ſchleunigen Verkauf, wodurch hohe Verluſte entſtanden. Er ſelbſt habe aus ſeiner Tätigkeit außer dem Gehalt keinen perſönlichen Vorteil gehabt. Sklarek⸗Unterſuchungsausſchuß. In der Nachmittagsſitzung teilte der Vorſit⸗ zende zunächſt mit, die Vernehmung des Zeugen Kyburg müſſe, da ſein mangelhafter Geſund⸗ heitszuſtand es erfordere, für ſpäter in Ausſicht genommen werden.— Zeuge Obermagiſtrat Schalldach erklärt auf Befragen durch den Abg. Buchhorn(D. V. P.) er habe dem Magiſtrat empfohlen, die baldige Viſitation der KVG. zu veranlaſſen. Das ſei die ganze„Intrigue“ gegen Herrn Kyburg geweſen. Auf die Frage des Berichterſtatters, wie er die Erklärung des Oberbürgermeiſters auffaſſe, daß er erſt in Amerika von dem Monopolvertrag der Sklarek gehört habe, erwidert der Zeuge, daß er ſeiner Ausſage, die er auch vor dem Unter⸗ ſuchungskommiſſar geäußert habe, nichts hinzu⸗ zufügen habe. Der Oberbürgermeiſter müſſe im Drange der Geſchäfte dieſe Unterredung vergeſ⸗ ſen haben. Als Zeuge ſoll hierauf der Bezirksbürger⸗ meiſter Kohl vernommen werden. Doch wird auf deſſen Vernehmung mit Rückſicht darauf, daß Kohl lt. ärztlichem Atteſt pſychiſch krank und ge⸗ ſundheitlich nicht im Stande ſei, verzichtet. Es wird dann der Stadtrat Schün ing ver⸗ nommen, der vor kurzem aus der S. P. D. aus⸗ geſchloſſen wurde und Mitglied des Aufſichts⸗ rats der KVG. und Vorſitzender der BAG. war. Er erklärt: Wegen meiner Ueberlaſtung mit al⸗ len möglichen Aemtern habe ich mich zunächſt nicht viel um Einzelheiten kümmern können. Erſt ſpäter habe ich mich intenſiver um die BAG. kümmern können. Dabei befand ich mich in rein ſachlicher Meinungsverſchiedenheit mit dem Di⸗ rektor und vielen Aufſichtsratsmitgliedern. Schüning fortfahrend: Weshalb ein Prüfungs⸗ gericht über den hohen Verluſt der KVG. von 700 000 Mark in der Liquidationsbilanz nicht an⸗ gefertigt und auch nicht verlangt worden iſt, kann der Zeuge nicht mehr angeben. Der Berichterſtatter hält dem Zeugen vor, er habe als Motiv des Aufſichtsrates außer Kennt⸗ nis der Bilanzen verſuchen müſſen, daß die Sklareks das Lager der KVG. zu billig bekom⸗ men hätten. Der Zeuge kann hierzu keine Erklä⸗ rung geben. Auch dem Abg. Obuch(Kom.) vermag der Zeuge meiſt keine Antworten über Einzelheiten zu geben, da er ſich an die Vorgänge in einzel⸗ nen Sitzungen des Aufſichtsrates uſw. nicht mehr genau erinnern könne. Abg. Koch(Dut.): Welche Dezernate haben Sie im Berliner Magiſtrat gleichzeitig zu verwalten gehabt? Schüning: Mein Hauptdezernat war die Straßenbaube⸗ triebsgeſellſchaft. Daneben gehörte der Schlacht⸗ und Viehhof zu meinem Verwaltungsgebiet. Dann war ich in der Tiefbaudeputation und in verſchiedenen Kommiſſionen und Aufſichtsräten, Abg. Koch: Nicht nach einem„Geheimbericht“, das will ich hier feſtſtellen, ſondern nach einem of⸗ fiziellen Bericht des Berliner Magiſtrats gibt ez 252 ſtädtiſche Wirtſchaftsbetriebe. Dort können noch nicht überall Stadträte in der Verwaltung ſitzen. Schüning: Nein, in den kleineren ſitzen Magiſtratsräte oder Obermagiſtratsräte. Der Ausſchuß beſchloß die Zeugenvernehmung am 2, Dezember fortzuſetzen. Bürgermeiſter Kohl⸗Köpenick vom Amte ſuspendiert. wib. Berlin, 19. Nov.(Radio.) Der Ober⸗ präſident hat jetzt, wie vom Städt. Nachrichten dienſt amtlich mitgeteilt wird, durch Beſchluß vom 16. ds. Mts. den Bürgermeiſter und Vor⸗ ſtand des Bezirksamtes Köpenick, Kohl, vom Amt ſuspendiert, nachdem die Einleitung eines Diſziplinarverfahrens mit dem Ziele der Dienſt⸗ entlaſſung verfügt worden iſt. Gegen Kohl iſt bekanntlich im Zuſammenhang mit der Sklarek⸗ Angelegenheit der Vorwurf der Beſtechung erhoben worden, und der Beſchuldigte iſt unter dieſem Verdacht auch bereits in einem Ermitte⸗ lungsverfahren der Staatsanwaltſchaft ver⸗ nommen worden. Michailoff freigesprochen wtb. Verlin, 19. Nov.(Radio.) In dem Diebſtahlsprozeß gegen den Portier der fran⸗ zöſiſchen Botſchaft den ehemaligen ruſſiſchen Generaloberſt Michailoff, kam das Gericht nach mehr als anderthalbſtündiger Beratung zu einer Freiſprechung des Angeklagten. Nach Anſicht des Gerichtes hat der Angeklagte den Vorſatz gehabt, den Schmuck fortzunehmen, um dem Chauffeur eins auszuwiſchen und nachher dem Botſchafter wieder zuzuſtellen. Der Haftbefehl wurde aufgehoben und der An⸗ geklagte ſofort aus dem Anterſuchungsgefäng⸗ nis entlaſſen. Keinerlei Klärung in Düſſeldorf Düfſſeldorf, 19. Nov.(Radio). Auf Anfrage bei der Kriminaldirekion wird folgendes mitgeteilt: Bei der Durchſuchung der ganzen Gegend hat die Kriminalpolizei dieſe Sachen(das aufgefundene Tuch und der Gummiſchlauch) geſehen und nach genauer Inaugenſcheinnahme feſtgeſtellt, daß ſie mit den Mordtaten nichts zu tun haben Das Stückchen Satin wurde chemiſch unterſucht und es ergab ſich, daß kein Blut daran zu finden war. Der Stoff war rotbraun gefärbt. Das Stück Gummiſchlauch iſt von einem Gartenſchlauch ab⸗ geſchnitten worden und ſchon alt. Es kann feiner ganzen Beſchaffenheit nach nicht als Totſchläger gedient haben. 7 Kinder wegen Vandendiebſtahls verhaftet wil Prag, 19. Nov. In Proßnitz wurden ſie⸗ ben Kinder im Alter von 9—15 Jahren verhaftet. Sie hatten ſich zu einer Bande zuſammengetan, die Waren aus den Geſchäften, ſowie Geldbeträge aus Wohnungen entwendete u. ſich beſonders auf die Plünderung von Kirchenſammelbüchſen ſpe⸗ zialiſiert hatte. Der Wert des geſtohlenen Gutes wird auf etwa 15000 Kronen geſchätzt. Auch die Mütter zweier Kinder wurden verhaftet, da ſie die Bande zu den Diebſtählen angeſtiftet hatten. Vas Spiel unter der Maske. Driginalruman von Lola Stein. (3. Fortſetzung.) „Es war ſeit Jahren die ungeheuerlichſte Senſation, Evelyn. Der Selbſtmord dieſes jun⸗ gen Mannes, der für alle Welt ein Rätſel war, und geblieben iſt, wurde mit deiner Perſon in Zuſammenhang gebracht. Man hatte über eure bevorſtehende Verlobung gemunkelt, es ſickerte durch, daß dein bekränztes Bild in ſeinem Dotenzimmer geſtanden hatte. Man glaubte all⸗ gemein, du habeſt den armen Jungen in den Tod getrieben.“ „Wie durfte man das von mir glauben? Hatte uh jemals Anlaß gegeben, daß man ſo ſchlecht von mir denken konnte?“ „Danach fragt die Welt nicht, mein Kind. Du biſt jung, hübſch, als extravagant bekannt, ver⸗ wöhnt. Du haſt ſehr viele Verehrer gehabt und ſehr viele Körbe ausgeteilt, trotz deiner Jugend. Wahrſcheinlich glaubte man, du hätteſt Olifer Hoffnungen gemacht, die du nachher nicht erfüll⸗ test. „Deswegen nimmt ſich kein Mann das Leben.“ „Ein Mann vielleicht nicht, aber ein exaltier⸗ ter Junge, wie er einer war. Warum iſt er denn geſtorben, Evelyn?“ „Das fragſt du mich, Vater, da du weißt, wie verzweifelt ich über ſein tragiſches Ende grüble?“ Der Mann zuckte die Achſeln.„Was weiß ich von dir, Evelyn? Was weiß ein Menſch von dem andern?“ „Wenn einer von dem andern was wiſſen will, ſo wird er es auch erfahren können“, rief nie bitter.„Aber du Vater, kennſt ja wirklich beine Nächſten nicht, willſt ſie auch gar nicht ken⸗ nen!“ ib „Wir ſchweifen ab“, „Bleiben wir beim Thema. Du hatteſt Oliver Gordon ſelbſt erwählt, und als du mich von dei⸗ ner Abſicht, dich mit ihm zu verloben, unterrich⸗ teteſt, machte ich dir keinerlei Schwierigkeiten. Du ſiehſt alſo, wie töricht es iſt, mich als einen Vater hinzuſtellen, der ſeiner Tochter einen Mann aufzwingen will.“ „Und doch haſt du es mit James Whitlock ſo gemacht, Vater. Was hätteſt du gegen Oliver auch einwenden ſollen? Er war reich, unabhän⸗ gig, angeſehen, jung, ſchön. Er paßte durchaus zu mir. Alles wäre gut und glatt gegangen,— wenn er nicht fortgegangen wäre. Der Tod ſei⸗ nes Onkels und ſeine ſchnelle Abreiſe nach Eng⸗ land haben das Unglück vorbereitet.“ „Du glaubſt, Kind, daß ſein Sterben mit die⸗ ſer Reiſe zuſammenhing? Aber wie erklärſt du mir das? Er fuhr, um die Erbſchaftsangelegen⸗ heiten zu regeln. Er wurde durch den Tod ſeines Onkels noch veicher.“ „Auf der Reiſe muß ihm irgend etwas begeg⸗ net ſein, muß er ein Erleönis gehabt haben, das ihm den Entſchluß zu ſterben, aufdrängte. Als er zurückkam, war er verwandelt. Wir wollten doch damals unſere Verlobung gleich nach ſeiner Heimkehr veröffentlichen, aber er hat nicht mehr davon geſprochen, obgleich vorher alles ſo zwi⸗ ſchen uns vepahredet war. Zweimal habe ich ihn noch geſehen, zwei Tage hintereinander. nun war er kok „Und det merkteſt, daß ſich ſeine Gefühle dir gegenüber verändert hatten?“ „Das ſagte ich nicht. Im Gegenteil. Er ſchien mir zärtlicher und leidenſchaftlicher als jemals zuvor. Ich verſtehe das alles nicht.“ „Und es hat keinen Zweck, an Unabänderli⸗ chem zu rütteln. Tatſache iſt, daß der Klatſch über dich herfiel, dich zerpflückte, kein gutes deine Melancholie, die dich in den Augen der meinte er ungeduldig. Haar an dir ließ. Daun kam Mutters Tod und „Eine lächerliche Behauptung!“ „Mag ſein! Aber wir ſind leider nicht ganz unabhängig von der Meinung der Welt. Als ich dir damals ſagte, deine offizielle Verlobung mit einem ſo angeſehenen Manne wie James Whit⸗ lock würde dich ſofort mit einem neuen Nimbus umkleiden und dir deine Poſition in der Geſell⸗ ſchaft zurückerobern, hatte ich recht.“ Ich war ſo töricht, unter dem Klatſch und ic ban weg ame ee e ien bo ich mir, müde und gleichgültig wie ich war, von James Whitlock den Hof machen. Dann kamſt du. Erklärteſt mir, daß er mich liebte, und daß es rodt geſehen!“ „Ich meinte auch, mit dieſer Vereinigung al⸗ ungeheure Macht, Evelyn! Damit habe ich wirk⸗ lich erreicht, was ein Menſch nur zu erreichen vermag an geſchäftlichen Erfolgen!“ „Aber ich will mich für deine Pläne, für dei⸗ nen Machthunger nicht opfern, Vater!“ „Das ſind maßloſe Uebertreibungen. Und vor allem, nichts läßt ſich jetzt mehr ändern oder ungeſchehen machen. 0 vier Tagen iſt deine Hochzeit. Daran iſt nichts mehr zu rütteln.“ Vater, ich kann es nicht! denn mein Glück, mein Schickſal nicht weniger als der Klatſch, meinetwegen Aechtung der ſogenannten Geſellſchaft? Gine zurückgegangene Verlobung iſt nichts außergewöhnliches.“ iver u war? Leute ſchuldig erſcheinen ließ. Mau behauptete,,„ dein ſchlechtes Gewiſſen hätte dich ſo verwandelt“ ſein Herzenswunſch wäre, wenn ich ihn heiraten würde. Ach, was haſt du mir damals alles ge⸗ ſagt, Vater! Niemals zuvor habe ich dich ſo be⸗ les zu erringen, was mir für meine Pläne noch fehlte. Eine Fuſion unſerer Werke bedeutet eine em vorher die e oder vielmehr Deere IE eee N 1 den wollteſt. Sie haben dafür geſorgt, daß es alle erfuhren. Nein, Evelyn, das lange Hin⸗ und Herreden hat keinen Sinn. Es gibt kein Zurück, für dich!“ 0 2 Sie ſprang auf, an allen Gliedern zitternd. „Die Zeiten, in denen die Kinder bedingungs⸗ los den Befehlen der Eltern gehorchten, ſind vor⸗ bei, Vater! Ich werde dieſe Verlobung löſen, ob gEmit, ob ohne deine Einwilligung.“ weiß f i aun sprang auch der Mann auf. der teilweiſen Abkehr der Menſchen von mir zu leiden. Heute begreife ich mich nicht mehr! Ich war aus Newyork geflohen, weil ich die Atmoſ⸗ er be⸗ bend vor Erregung und Wut. „Dut redeſt, wie du es verſtehſt. Evelyn, du weißt, ich liebe keine großen Worte. Aber mir ſtheinit, ich muß dich doch an deine eindespflich⸗ ten, an die Pflichten der Dankbarkeit, bie du mir gegenüber haſt.“ eee Sie zuckte die Achſeln.„Ich will doch nichts Unchrenhaftes tun, Vater. Und Dankbarkeit...“ „Ich weiß, Ihr modernen Kinder lehnt das Dankbarkeitsempfinden gegen die Eltern ab. Es ind troſtloſe Zeiten und troſtloſe Ideen. Jech kam um dich zu bitten, mir beizuſtehen Aber bu biſt ſchroff und unväterlich zu mir.“ „Wie du unkindlich biſt gegen mich, Evelyn.“ „Weil ich nicht ſehenden Auges in mein Un⸗ glück rennen will!“ 0 „Weil du dich mir entgegenſtellſt, mir und meinen Wünſchen. Du haſt Grund, mir dankbar zu ſein und mir deine Dankbarkeit zu beweiſen, mein Kind, glaube es mir.“ 18 „Dankbar, wofür?“ fragte ſie trotzig. „Für alles, Evelyn! Dafür, daß du ſorglos im Wohlſtand aufwachſen durfteſt, daß du dein Leben genießen konnteſt, für alles, hörſt du wohl, für alles haſt du mir dankbar zu ſein.“ N „Aber das iſt doch ſelbſtverſtändlich, Vater, das alles. Ich konnte als deine Tochter doch gar 5 5 Gonsebuns ſolat) 70— 5 Leben führen. Dafür bin ich doch Reueſte Telegramme Wieder ein Naubüber fan in Nannheim Mannheim, 20. Nov. In Mannheim wurde Dienstag abend der vierte Raubüberfall inner⸗ halb einiger Wochen verübt. Auch diesmal war es eine Filiale der Kolonialwaxenfirma Schrei⸗ ber, auf die es der Räuber abgeſehen hatte, und zwar handelt es ſich um das Filialgeſchäft Au⸗ gartenſtraße 5, inmitten der dicht beſiedelten Oſt⸗ ſtadt. Kurz vor 7 Uhr abends betrat ein Mann, der ſein Geſicht größtenteils vermummt hatte, den Laden, feuerte aus einem Revolver einen Schreckſchuß ab und beraubte die Kaſſe. Wegen der Eile, mit der der Ueberfall geſchah, konnte der Räuber nur einen kleinen Teil der in der Kaſſe befindlichen Gelder an ſich nehmen. Der Ein⸗ vringling entkam durch einen zweiten Eingang. Die Vermutung liegt nahe, daß die Ueberfülle der letzten Woche von der gleichen Perſon aus⸗ geführt wurden, denn faſt ſtnts ſind Auftreten und Handlungsweiſe des Täters einander gleich. 5 See 5 3. In Baden werden nunmehr endgültig Fen⸗ trum und Sozialdemokraten die Regierung allein bilden, nachdem die Deutſche Volkspartei die „ des Juſtizminiſteriums abgelehnt hat. 1. „Die deutſche Univerſität und die deutſche tech⸗ niſchen Hochſchule in Prag wurden wegen der Studentenunruhen bis auf weiteres geſchluſſen. * Drei Attentäter von Bruck haben geſtanden. bie Schüſſe vor der Wohnung des Abg. Walliſch übgegeben zu haben. * Der mit dem Sklarek⸗Skandal in Zuſammen⸗ hang ſtehende Generaldirektor der Berliner Bau⸗ geſellſchaft Behalo wurde aus der Sozialdemo⸗ kratiſchen Partei ausgeſchloſſen. . Die nationaliſtiſchen Studenten des Polytech⸗ nikums in Warſchau demonſtrierten am Dienstag ußend gegen das beutſch⸗polniſche Ausgleichs⸗ Abkommen. ** Auch in Brünn kam es im Laufe des geſtrigen Tages zu Demonſtrationen der Studentenſchaft. * Bei einem Fährbootunglück auf ber Düna ka⸗ inen mehrere Perſonen ums Leben. * Der Reichsklub der Deutſchen Volkspartei ver⸗ anſtaltete in Berlin eine Streſemann⸗Gedächtnis⸗ 55 bei der Graf von Stolberg⸗Wernigernde die edenkrede hielt. Um die Haager Konferenz Hpeſch bei Briand. Paris, 19. Nov. Botſchafter von Hoeſch hatte heute Nachmittag Unterredungen mit Briand und mit dem Generalſekretär im Außenminiſterium, Berthelot. Es beſtätigt ſich, daß der Wunſch der ſranzöſiſchen Regierung nach Verſchiebung der zweiten Haager Konferenz auf Anfang Januar ſich lediglich darauf gründet, daß einmal Finanz⸗ miniſter Cheron während der Erörterungen über den Staatshaushalt nicht abkömmlich iſt, zum anderen die Kommiſſionsarbeiten hinſichtlich der Frage der Oſtreparationen ein nach franzöſiſcher Auffaſſung bisher nicht genngendes Ergebnis ge⸗ zeitigt habe. Die Tatſache, daß der deutſche Volksentſcheid im Dezember ſtattfindet, hat bei der franzöſiſchen Stellungnahme keine Rolle geſpielt. Bunte Zeitung. Die Furcht vor allerlei mehr ober weniger eingebildeten Gefahren läßt zahlreiche Leute niemals zu einem rechten Lebensgenuß kommen. Und doch iſt es mit den meiſten derartigen„Gefahren“ ähnlich beſtellt wie mit der erſten Eiſenbahn, die in Deutſchland zwiſchen Nürnberg und Fürth gebaut wurde. Wenn es nach dem Gutachten der damaligen Aerzte gegangen wäre, ſo hätte man dieſe Bahn⸗ ſtrecke beiderſeits mit hohen Bretterwänden ver⸗ nagelt. Denn dieſes uns heute in hohem Maße humoriſtiſch anmutende Gutachten ging dahin, daß der Anblick des fauchend über die Schienen laufende Ungeheuers geeignet ſei, die ſchwerſten geſundheitlichen Schädigungen zu verurſachen Man kann durch ſeinen Beruf ſtändig beſondere. Gefahren ausgeſetzt ſein und durch einen unglück⸗ lichen Zufall auf ebener Straße den Hals brechen. Solche Schickſalsironien ſind gar nicht ſo ſelten. So kam kürzlich in der Umgegend von Newyork ein Mann von 80 Jahren ums Leben, als er nahe ſeiner Wohnung auf einem Fahrrade fuhr. Beim Bau der Brooklyner Hängebrücke 0 8 war er der erſte geweſen, der ſich an einem Drahtſeil über den Fluß begeben hatte. Er hatte auf Wolken— kratzern Fahnenſtangen angeſtrichen und am Ge— mſe alter Kirchtürme gearbeitet. Niemals aber hatte er in ſeinem Berufe auch nur die kleinſte Verletzung davongetragen. Der Artiſt Leach, der eine Reihe tollkühner Kunſtſtücke ausführte und ſich u. a. in einem Faß mit glücklichem Ausgang irch den Niagara-Fall treiben ließ, kam in Auſtralien dadurch ums Leben, daß en auf einer Apfelſinenſchale ausglitt und infolge der hierbei erlittenen inneren Verletzungen zugrunde gin. Anzuführen iſt weiter ein Fall, in welchem ein weltberühmter Alpkniſt, der die ſchwierigſten Al bengipfel ohne Unfall erſtiegen hatte, an den Verletzungen verſtarb, die er ſich infolge eines Fehltrittes beim Herabſteigen von einem Redner— bhult zugezogen hatte. Solche Dinge ſind eben Schickſalsfügungen, die aller Vorſicht ſpotten. Der Mohamm'daner bezeichnet ſo etwas als„Kisme!“ Englands neuer Votſchaßter in Waſhington r Sir Ronald Lindſay wurde zum Botſchafter Englands in Waſhing— ton ernannt. Lindſay iſt 1877 geboren, war ſchon 1905 Attache in Waſhington, ging dann nach Paris, bekleidete mehrere wichtige politi⸗ ſche Stellungen im Innen- und Außendienſt und war 1919—20 Geſandtſchaftsrat in Waſ⸗ hington. 192628 war er Botſchafter in Berlin. Das Schnatterdorf. Nur wenige Gemeinden betreiben Gänſezuch im großen Stil. Zu dieſen wenigen gehört Max dorf in der Rheinpfalz. unweit von Ludwigs hafen, in dem ſich ſeit mehr als 70 Jahren ſaf alle Bewohner von der Gänſezucht ernähren, di als ein„Winterſport“ der Maxdorfer im Sep tember aufgenommen wird und im Februar mi großem Gänſeſchmauß endet. Zur Zeit ſchnatter es noch luſtig an allen Ecken und Enden, den wir befinden uns gerade jetzt in der Hauptſaiſon die erſt gegen Ende Dezember abflaut. Da habe wir Anweſen mit 200 bis 400 Gänſen, denen mor nens und abends, je um fünf Uhr, ein vorgemeſ ſenes Quantum Hafer und Welſchkorn zum Frei ſen gereicht wird. Vor dem Kriege wohnten i! dom Orte an 30000 bis 40 000 Schnattertiere jetzt werden nur noch 10000 gemäſtet und kom men mit durchſchnittlich 8 bis 9 Pfund Fett un! einer zweieinhalb⸗ bis dreipfündigen Leber mi einem Geſamtgewicht von etwa 18 Pfund an den Markt, hauptſächlich in deutſchen Großſtäd ten. Der ſtarke Rückgang der Gänſezucht iſt au das Abnehmen der Rentabilität zurückzuführen Heute beträgt zum Beiſpiel der Geſtehungsprei— 10.60 Mark je Gans(vor dem Krige 4,60). De! Welſchkornpreis iſt gleichfalls um das doppelte geſtiegen. Das Geſchnatter hat für eine geßviſſ, Zeit ein Ende, und zwar nach dem Winter. wenn die letzte Gans geſchlachtet, gerupft und„verar beitet“ iſt Dann ſetzt die Sommerſaiſon mit einem ausgedehnten Gemüſebau ein. Lokale Pachrichten * Die Kerwe 1929 iſt vorüber; der Marktplatz hatte infolge des geſtrigen ſchönen Wetters noch einen Rekordbeſuch zu verzeichnen. Es war der letzte Tag zum austoben. In ver— ſchiedenen Lokalen waren noch die üblichen Komiker— Konzerte; ſie waren alle nochmals geſteckt voll. Heute findet das traditionelle„Geldbeutelwäſchen“ ſtatt. Wir fürchten, es wird bei vielen leichte Arbeit ſein. Den„frohen Feſten“ folgen nun wie— der die„ſauren Wochen.“ Wer über dieſe Tage eine zu ſchlüpfrige Hand im Geldausgeben gehabt hat, der wird es nun wochenlang büßen müſſen. Soweit man hören konnte, war der Beſuch von auswärts recht gut; auch die Marktleute ſollen ei— nen ſchönen Umſatz gehabt haben. Nun dürfen wir auf Nachkirchweih noch ein paar gemütliche Stunden erwarten. Das heißt, wer noch etwas drauf hat, der darf ſich doppelt freuen. Es wer— den immer noch Unentwegte genug da ſein.— Etwas Neues hat ſich auch hier eingebürgert. Die Muſikkapellen, die in den Sälen aufſpielen, mieten jetzt die Säle und zahlen hierfür eine entſprechende Summe an den Saalbeſitzer. Beſonderen Anklang findet das bei den Kapellen allerdings nicht, doch muß jeder ſehen, daß er auskommt. And das ge— ſchieht im reichſten Maße, denn die Tanzluſtigen werden es ja ſelbſt verſpüren, wie ſich Tanz auf Tanz ſchnell abſpielt. Eine andere Sache, die auch ſchon die Oeffentlichkeit beſchäftigte, war der Ausſchank von offenen Weinen. Und wie wir feſt— ſtellen konnten, kamen auch die Anhänger dieſer Wünſche auf ihre Rechnung. Wer eben nicht zu— viel anlegen konnte, kaufte eben eine„billige Flaſche“, das genügte auch. Das machte auch beim Tanzen keinesfalls was aus, wenn man auch mal auf den beſten Qualitätswein verzichten mußte. Anders iſt die Sache für die Wirte, die eine kolaſſale Mehrarbeit hätten. Alſo, es ging, und das nach der Decke ſtrecken— auch. Ein anderes Kapitel der ſchönen Kirchweihfreude ſind die vielen„Kunden“, die herumlaufen. In den Lokalen und Sälen trifft man Künſtler und Tauſendkünſtler, die alle ihre Produktionen zum zum Beſten geben. Mitunter auch noch Experi— Rechtsfragen des täglichen Lebens. Der Vergleich. Im bürgerlichen Recht heißt ein Vertrag, durch den der Streit oder die Ungewißheit der Betei— ligten über ein Rechtsverhältnis im Wege des gegenſeitigen Nachgebens beſeitigt wird, Vergleich; mit anderen Worten der volks—⸗ tümlichen Sprache: die bisherigen Gegner ver— tragen ſich wieder; ſie haben die Meinungsver⸗ ſchiedenheiten über ihre rechtlichen Beziehungen zu einander beſeitigt und ſich auf einer neuen Grundlage geeinigt, indem jeder etwas mit ſei⸗ nen Anſprüchen zurückgetreten iſt. Vorausgeſetzt wird ſtets ein bereits beſtehen⸗ des Rechtsverhältnis, ſei es ein Geſchäſt minde⸗ ſtens zwiſchen zweien, ſei es eine Handlung oder Willenserklärung, die rechtliche Folgen zur an⸗ dern Seite gehabt hat. Darüber müßten Zweifel beſtehen, die aus der Welt geſchafft werden ſol⸗ len, ganz gleich, welcher Art z. B. über Anſprü⸗ che aus einem nicht gehörig erfüllten Kauſver⸗ trage, oder auf Schadenerſatz aus Körperverlet⸗ zung, oder über Unterhaltungs forderungen, de⸗ ren Höhe nicht beſtimmt iſt, oder über die Aus⸗ Saen einer letztwilligen Verfügung, deren Faſſung v ſchiedene Möglichteiten geſtattet uſw. Die Ungewißheit muß beide Teile betreffen. Das gegenſeitige Nachgeben iſt im Sprachgebrauch des Lebens zu verſtehen; es genügt jedes Opfer, das eine Partei auf ſich nimmt, auch wenn es geringfügig iſt, nur muß es jede Seite bringen, 7556 nur eine allein, ſonſt liegt kein Vergleich vor, Eine beſtimmte Formvorſchriſt beſteht über den Vergleich regelmäßig nicht. Wenn hiernach auch mündlich geſchloſſene Vergleiche gültig ſind, ſo empfiehlt es ſich voch ſtets, ſie ſchriſtlich ſeſt⸗ zulegen, um jeden ſpäteren Zweifel möͤglichſt duszuſchlleßen. Ales, was nach dem früheren Rechtsverhältnis zwiſchen ſtand und Gegenſtand des Vergleichs wurde, iſt jetzt erledigt und durch das neu geſchaffene, völ— lig ſelbſtändige andere Rechtsgeſchäft erſetzt. Un⸗ wirkſam iſt ein Vergleich aber dann, wenn der nach dem Inhalt des Vertrages als feſtſtehend zu Grunde gelegte Sachverhalt der Wirklichkeit nicht entſpricht und der Streit oder die Ungewißheit bei Kenntnis der Sachlage nicht entſtanden ſein würde. Der Vergleich ſpielt im wirtſchaftlichen Leben der Menſchen unter einander eine ſehr große Rolle. Dem Sprichwort„der Klügere gibt nach“ darf man nicht immer beipflichten; denn„es kann der Frömmſte nicht in Frieden leben, wenn es dem böſen Nachbar nicht gefällt.“ Aber„ein ma⸗ gerer Vergleich iſt beſſer als ein fetter Prozeß“. Tatſächlich werden viele der gerichtlich anhängig gewordenen Rechtsſtreitigkeiten durch Vergleich erledigt. Das ſollte zum Nachdenken Anlaß ge⸗ ben und ernſtlich dazu mahnen, ſich den Aerger und die Koſten eines gerichtlichen Vorgehens zu ſparen; ſchon vor Anſtrengung eines Prozeſſes ſollte möglichſt alles verſucht werden, um mit dem bisherigen Gegner ins Reine zu kommen. Ein gutes Wort, eine verſöhnungsbereite Hand wir⸗ ken oft ungeahnte Wunder; ſie überwältigen oft mühelos den bisherigen Gegner und verwandeln ihn zu einem treuen, forthin hilfsbereiten Freunde, wenn ehrlicher Wille dahinterſteckt. Das iſt mehr wert, als ſtete Feindſchaft, die nur die guten Kräfte verzehrt und nichts nützt. i Muſter eines Vergleichs. Zur Abgeltung aller weitergehenden Anſprüche aus der bisherigen Geſchäftsverbindung der Un⸗ terzeichneten bis Ende März 1929 zahlt der Händler Friedrich X. in M an den Kaufmann Wilhelm A. in M. den Betrag von 500— i. W. fünfhundert— Reichsmark, und zwar je zur Hälfte am 1. Juli und 1. Oktober 1929. Y, den 1. Juni 1929. Wilhelm A. Friedrich X. den Beteiligten be— hält die Urſchrift des Vergleichs, der Schuldner eine Abſchrift. Die Sprechſtunde bei den Gerichten. Wohl kennt man im werktätigen Leben Sprechſtunden, z. B. bei den Aerzten, in denen auf Verlangen mündlich Rat erteilt wird. Aber was ſie im Verkehr bei den Gerichten bedeuten, wiſſen die wenigſten. Für die Gerichte beſteht die Anweiſung, daß ihre Geſchäftsſtellen den Rechtſuchenden werktäglich mehrere Stunden geöffnet ſein ſollen. Etwas Näheres über den Rahmen der hierunter fallenden Tätigkeit ſagen die Dienſt⸗ vorſchriften nicht. Nach verſchiedenen Geſetzen können zwar beſtimmte Erklärungen zu Proto⸗ koll des Urkundsbeamten der Geſchäftsſtelle ab⸗ gegeben werden; ebenſo verweiſen die Aus⸗ führungsbeſtimmungen zu den Geſetzen häufig hierauf. Doch wie weit dieſe Verpflichtung den Rechtſuchenden gegenüber reicht, wird ſehr ver⸗ ſchieden ſein und von den einzelnen Fällen, den beſonderen örtlichen Amſtänden und der Beſetzung des betreffenden Gerichts abhängen. Zweifellos müſſen alle begründeten Klagen und Anträge auf jedem der weit verzweigten Gebfete, mit denen die Gerichte zu tun haben, entgegengenommon werden, allerdings nicht wahllos, ſondern erſt nach Prüfung und nöti⸗ genfalls Belehrung zur Sache. Daraus geht hervor, daß dich die gerichtliche Hilfe nicht nur auf ſchriftliche Aufnahme der betreffenden Erklärung in der gehörigen Form erſtre k!, ſondern gleichzeitig in weſteſtem Amfange die Verpflichtung zur Rechtsauskunft n tung enthält. alſo auch ein gewiſſes münpliches Verhandeln mit den Rechtſuchenden. Dieſe Auſ⸗ faſſung hat ſich im Laufe der Zeit als die hert⸗ ter te Aude, neee msprülldenten Die Geweihe der vom Reichspräſidenten erlegten Hirſche werden ins Reichspräſidenten⸗Palais gebracht. Auch in dieſem Jahr iſt dem Reichspräſidenten während ſeines Urlaubs das Weidmannsglück treu geblieben. Die Geweihe der erlegten Tiere wurden jetzt nach Berlin gebracht, wo ſie die Privaträume des Reichspräſidenten ſchmücken werden. Unter der diesjährigen Beute befindet ſich auch ein Vierzehnender, den der Reichsprä⸗ ſident perſönlich zur Strecke brachte. N mente, die dem Publikum nicht Nun ja, man nimmt zu Kirchweih auch das noch in Kauf, alle wollen leben. Auch der Orgelmann, der ſeine heiteren Melodien weithin kund gibt. Faſt immer dieſelben Geſichter, die armen Kriegs- beſchädigten leider auch darunter. Alle kommen ſie, denen das Schickſal eben dieſes traurige Los beſchieden. Man gab gern, doppelt gerne, wenn man dieſe mitleidvollen Menſchen nur geſehen hat. Aber intereſſant iſt es doch, daß ſie an Kirchweihe alle da ſind, wieder da ſind, es beweiſt, daß ſich auch dieſes Geſchäft lohnt. Sie kommen immer wieder, den Tag der Vernemer Kerwe haben ſie im Kalender gewiß dick angeſtrichen. Auf Wiederſehen! ga ο D ο i Vereins-Anzeiger ECC Operetten u. Theatergeſellſchaft. Mitt⸗ woch Abend um 8 Uhr wichtige Mitgliederver- ſammlung im Lokal zum„Walfiſch“. Es ſſt Pflicht eines jeden Mitgliedes zu erſcheinen. 5 Der Vorſtand. K. u. 3. N. Teutonia.(Schützenabteilung). Der Uebungsabend findet ausnahmsweiſe Don- nerstag, den 21. Nov., abends 8 Uhr ſtatt. Pünktl. Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Geſ.⸗B. Liederkranz. Am Donnerstag abend halb 9 Uhr mögen ſich alle Damen u. Herren, die bei den Winterveranſtaltungen mitwirken wollen, erſcheinen. Ich bitte um pünktliches Erſcheinen. Am Samstag pünktlich halb 9 Uhr Geſamtſingſtunde. Fehle keiner! Der Gläubiger als Forderungsberechtigter er— Der Dirigent. ſchende durchgeſetzt ond kann nicht mehr ernſt⸗ lich neſtritten werden. Wegen einer Kleinigkeit, die man leicht ſelbſt ſchriftlich erledigen kann, darf man aller⸗ dings nicht das Gericht beläſtigen, das wichti⸗ gere Geſchäfte auszuführen hat, dadurch ginge die eigene Zeit wie die des Beamten verloren. Kein Beamter hat nur dem einzelnen zu dienen, ſondern muß Rückſicht auf die Geſamtheit neh⸗ men, alſo auch gegen jede unangemeſſene oder zuweit gehende Inanſpruchnahme ankämpfen und alle Nörgler oder Querulanten, deren es leider wohl in jedem Gerichtsbezirk immer noch gibt, entſchieden abweiſen oder ſich gegen übertriebene Anſprüche wehren. Eine erſprießliche Tätigkeit ſetzt Vertrauen zu der Perſon, deren Hilſe man nachſucht, voraus. Das erforderliche Maß von Kenntniſſen beſitzt der Beamte des oberen Juſtizdienſtes, dem die Wahrnehmung der Sprechſtunden bei den Gerichten obliegt— Juſtizoberſekretär, Juſtizinſpektor, Juſtizoberinſpektor—; er hat ſie durch eine eingehende Prüfung bewieſen, und muß ſie in ſeinem Amt durch tagtägliche Uebung immer mehr feſtigen. Dem Richter liegt in der Hauptſache die ſpätere Entſcheidung ob; mit der geſchilderten Tätigkeit in den Sprechſtunden hat er nichts zu tun. Ueberblickt man dieſe Arbeit der Rechtsauskunft und Be⸗ ratung im ganzen, ſo zeigt ſich, daß ſie den glei⸗ chen Geſchäften des Rechtsanwalts ſehr nahe kommt; beide vollziehen ſich im friedlichen Wettbewerb und nicht etwa gegen einander, ſondern mit einander, da beide als wichtige Organe der Rechtspflege im Dienſt am Volle tätig ſind. Die Inanſpruchnahme der gericht⸗ lichen Tätigkeit in den Sprechſtunden iſt völlig koſtenlos. g. 151 ö wenig kruſelten