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Nikolaus Effler Haushaltungswaren rankfurk a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 277 Aus dem Kunterbunt des Lebens Der anſtößige Schafbock.— Das Gutachten der marokkaniſchen Ziegen.— Gedenktafel für den erſten Rauche. Das rote Tuch für die Juſtiz iſt gegen⸗ wärtig ein Hammel, der die Gerichte bis zur höchſten Inſtanz zu den tollſten Bockſprüngen veranlaßt hat. Und das kam daher, weil be⸗ ſagter Bock in ſeinen übermütigen Jünglings⸗ jahren im Jahre des Heils 1923, auf einer Landſtraße in der Nähe von Wilhelmshaven ſich nicht nur zu einem Bockſprung abſeits ſeiner von Hirt und Hund betreuten Herde verleiten ließ, ſondern als Zugabe zu dieſem Bockſprung auch noch ſeine Hörner in unſanfte Berührung mit einer unglücklicherweiſe auf der Landſtraße luſtwandelnden Bäuerin brachte. Unſer großer Humoriſt Wilhelm Buſch hat die Geſchichte ſchon beſchrieben in„Schnaken und Schnurren“. Hier handelte es ſich allerdings um eine gewiſſe Adele,„ein Mädchen ſchön und voll Gemüt“, alſo um keine Oldenburger Bauersfrau, die wie man weiter erfahren wird, ſich ais weit weniger zart beſaitet erwies. Der Vorgang als ſolcher andererſeits ähnelte durchaus dem Mißgeſchick Adeles, das Meiſter Buſch neben dem zugehörigen Bilde in die klaſſiſchen Verſe kleidet:„Der Bock, der ſtößt, Adele ſchreit,— Der Hirt iſt in Verlegenheit.“ Auch die Bäuerin auf der Landſtraße bei Wilhelmshaven ſchrie, als ſie der Bock ſtieß, und der Hirt dieſes An⸗ glückshammels war nicht minder in Verlegen⸗ heit über den anſtößigen Vorgang. Nur nahm dieſer inſofern eine durchaus andere Wendung als die Bäuerin, weniger zimperlich als die in Ohnmacht fallende Adele, zunächſt ihr Mundmerk gründlich von der Laſt des empfan⸗ genen Stoßes befreite, um alsdann zum Kadi zu laufen und den Tierhalter auf ein gehöriges Schmerzensgeld zu verklagen. Das Landgericht halte alſo zu prüfen, inwieweit die Behaup⸗ tung der Klägerin zu Recht beſtände, daß der niederträchtige Hammel ſie durch einen hinter⸗ liſtigen Rückenſtoß verletzt habe, eine Gemein⸗ heit, die offenſichtlich erkennen laſſe, in wie un⸗ erhörter Weiſe der Beſitzer des heimtückiſchen Bockes die ihm obliegende Aufſichtspflicht ver⸗ letzt habe. Das einzig Unangenehme an dieſer Behauptung war für die Bäuerin, daß in einer anderen Behauptung, nämlich der des Beklag⸗ ten, lakoniſch erklärt wurde, nicht nur der Herr des angeſchuldigten Hammels habe allen bil— ligerweiſe zu ſtellenden Anforderungen an die Auffichtspflicht entſprochen, ſondern darüber hinaus ſei auch die Klägerin aus dem neckiſchen Intermezzo mit dem zum Spaß aufgelegten Hammel völlig unbeſchädigt hervorgegangen. Unter ſolchen Umſtänden kam das Landgericht zu der Entſcheidung, daß die Klägerin von dem Schafbock wohl nicht ernſtlich gehörnt worden ſei, und wies die Klage demgemäß ab, worauf die Bäuerin die Stoßkraft aufbrachte, Beru⸗ fung beim Oberlandesgericht Oldenburg einzu⸗ legen, mit dem Erfolge, daß ſich die Berufungs⸗ inſtanz in der liebevollſten Weiſe des Hammels annahm. Nicht nur wurden die Lebensgewohn⸗ heiten des nunmehr um zwei Jahre älter ge⸗ wordenen Schafbockes im ſeligen Zeitalter ſeiner Jugendeſeleien einer peinlich genauen Nachprüfung unterzogen, es wurde überdies ein Lokaltermin vom Senat des Oberlandes⸗ gerichtes abgehalten, und der Hammelſprung in einer genauen Skizze auf das ſorgfäligſte rekonſtruiert. Den Ausſchlag, wiederum zu Un⸗ gunſten der Klägerin, gab ein gerichtlich ver⸗ eidigten Sachverſtändiger, der die Gutartigkeit der Oldenburger Hammel mit geradezu dich⸗ teriſcher Schwungkraft begutachtete. Trotzdem hatte das Oberlandesgericht, um auch den letz⸗ ten Schatten eines Zweifels über die Gut⸗ etigkeit des verdächigten Hammels von dieſem hu nehmen, vor der endgültigen Abweiſun der Klage noch für notwendig gehalten, den Herren des Hammels darauf zu vereiden, daß der ſo böswillig beſchuldigte Hammel als Schafbock ſich durchaus geſitteter Lebensgewohn⸗ heiten zu befleißigen pflegte. Inzwiſchen ſchrieb man das Jahr 1927. Die Stoßkraft der Bäuerin hatte ſich alſo ſammeln können und die nötigen Ausmaße erreicht, um von Oldenburg bis Leip⸗ Freitag, den 29. November 1929 VCC ig zu reichen und in der mleſſeſtadt das Reichsgericht in Bewegung zu ſetzen, mit dem Erfolge, daß dieſes nach zwei weiteren Jahren im Jahre des Heils 1929, die Angelegenheit zur nochmaligen Entſcheidung an das Ober⸗ landesgericht Oldenburg zurückverwies. Bei dem außerordentlichen Mißtrauen, das heuzutage alle unbeſcholtenen Leute in unſere Rechtspflege ſetzen, wird man mit beſonderer Genugtuung feſtſtellen, daß das Reichsgericht dem Oberland⸗ gericht ganz gehörig die Leviten las.„Es hätte“, ſagt das Reichsgericht,„der Erörterung bedurft, ob nicht der Tierhalter perſönlich den Schafbock häufiger hätte beobachten können, und ob es deshalb auch auf Fahrläſſigleit be⸗ ruht, wenn ihm die Wildheit des Tieres ent⸗ gangen iſt. Da es ſich allein um die Eigenſchaft dieſes beſtimmten Tieres handelt, ſo kann ſich der Beklagte von der Pflicht der Beauſſichti⸗ gung über das Tier nicht durch den Nachweis befreien, daß im allgemeinen Schafböcke in dortiger Gegend friedfertig zu ſein pflegen..“ — Auf Wiederhören alſo in Oldenburg, im Jahre des Heils 1931! Da kann man den marokkaniſchen Ziegen zu ihrem ſicheren Urteil gratulieren. Dieſe Tiere haben einen äußerſt erleſenen Geſchmack, um den ſie mancher europäiſche Hammel beneiden darf. So kann man ſich nicht wundern, wenn ſie die Partei des guten Geſchmacks ergriffen in einem Brotneids⸗Kampfe, den die ſpagiſchen und franzöſiſchen Kinobeſitzer in Marokko in erbitterſter Weiſe gegeneinander führen. In diofem Kampf bis aufs Meſſer ſpielen, ganz wie bei uns zur Wahlzeit, die Plakate eine höchſt bedeutſame Rolle. Je größer das Format je ſchreiender Farbe und Text, umſomehr glaubt man, dem Gegner den Mund verklebt zu haben. Die wechſelſeitigen Klebekolonnen ſind ſcharf hintereinander her, um mit Kleiſter und Pinſel allen gegneriſchen Plakaten, ſo⸗ bald ſie auf der Bildfläche erſcheinen, ſofort mit den eigenen den Garaus zu machen. Als nun kürzlich auf dem Markt von Tanger eine Ziegenherde erſchien, und gerade an einer lan⸗ gen, mit Kinoplakaten völlig bedeckten Mauer Halt machte, um ſich in ortsüblicher Weiſe dort für einen beſtimmten Kunden die Milch friſch vom Euter in die Kanne abzapfen zu laſſen, bekundeten die Tiere ein auffälliges Intereſſe für die Plakate der franzöſiſchen Kino⸗ beſitzer. Sie beſchnupperten ſämtliche Verlaut⸗ barungen der feindlichen Parteien, und immer blieben Naſe und Zunge mit beſonderem Wohl— gefallen an den Plakaten der franzöfiſchen Kinobeſitzer haften. Das Wohlbehagen nah— ſchließlich den höchſten Grad an, und um dieſen äußerlich ſichtbar zu bekunden, fraßen die Zie— gen ſämtliche Plakate der Franzoſen radital auf. Wenn jedoch die Partei der Franzoſen böswilliger Weiſe den Ziegen politiſche Motive unterzuſchieben ſuchte, und die ſpaniſchen Kino⸗ beſitzer in das gleiche Horn ſtießen, indem ſie voller Empörung behaupteten, daß die marok⸗ kaniſchen Ziegen die Franzoſen zum Freſſen gern hätten, ſo befanden ſich beide Parteien auf dem bekannten Holzwege. Des Rätſels Löſung gab ein franzöfiſcher Kochkünſtler, indem er ganz einfach feſtſtellte, daß das Attentat der marokkaniſchen Ziegen auf die franzöſiſchen Plakate zurückzuführen ſei auf die Vorliebe aller Kreaturen für die franzöſiſche Küche. In wirklichkeit bedeute alſo das Attentat der Zie⸗ gen eine vernichtende Niederlage für die ſpaniſchen Köche, die nicht einmal einen anſtän⸗ digen Kleiſter einzurühren verſtänden. Solchen elenden Fraß fräßen nicht einmal die marok— kaniſchen Ziegen. Vielmehr ſpräche es für deren gebildeten Geſchmack, wenn ſie nach ſorgfältig— ſter Prüfung mit Naſe und Zunge dem wohl- ſchmeckenden franzöſiſchen Mehlkleiſter den ver— dienten Vorzug gegeben hätten. Nicht immer freilich wird der gute Geſchmack, in ſo ſichtbarer Weiſe auf der Stelle belohnt. Mancher darf noch froh ſein, wenn ihm als Vor⸗ kämpfer der Geſchmacksbildung lange nach ſeinem Tode durch irgendwelche Denkmäler in Schrift, Bild oder Stein eine nachgeborene Ehrung zu teil wird. Solche Ehrung erfuhr jetzt ein Mann, der als erſter Europäer am Tabakrauchen Geſchmack fand. Es war dies ein gewiſſer Rodrigo de Jerez, an deſſen Peburts— hauſe in der Stadt Ayamonte in der ſpaniſchen Provinz Huelva eine Marmortafel angebracht wurde, eben zur Erinnerung an den erſten Mann in Europa, der Tabak rauchte. Dieſer Rodrigo de Jerez war einer der wenigen Spanier, die mit Columbus die erſte Ueberfahrt zur Auffindung des vermuteten oſt⸗weſtlichen Seeweges nach Indien mitmachten. ine Tat, die zur Entdeckung Amerikas führte. Der Spanier hatte bei den Indianern das beſondere Wohlbehagen beobachtet, mit dem dieſe an brennenden Tabakblättern ſogen. Er ging durch praktiſche Verſuche als erſter der Sache auf den Grund, und war nach der Rückkehr in die Hei at ein leidenſchaftlicher Tabakraucher gewo: den. Man hielt ihn zunächſt für vom Teufel he— ſeſſen und buchtete ihn vier Jahre n, ein, d. h. genau ſo lange, wie zahlreiche andere Leute in Spanien gebraucht hatten, um„ichfalls Geſchmack am Glimmſtengel zu finden. Aus Nah und Fern Darmſtadt, 28. Nov. Die Couleurfrage am Binger Technikum. Auf Grund einer eingehenden Ausſprache zwiſchen der heſſtſchen Regierung, der Direktion des Rheiniſchen Techn. ms und dem Bürgermeiſter der Stadt Bingen kam man zu der Vereinbarung, daß die Direk— tion der Anſtalt gegen die beanſtandete Couleur— freiheit ab 1. Dezember unter den feſtgelegten gegerſeitigen Vorausſetzungen nichts einzuwen⸗ den hat. 11 don rüſtet ſich zur Flottenkonferenz re der Konferenz. 7 Oben: Der Sitzungsſaal des St. e rechts: Der amerikaniſche Botſchafter in Lon⸗ on wes. Unten: Die engliſchen Hauntdelegationsführer Macdonald und Henderſon, Außenanſicht des St. James⸗Palaſtes, rechts der ame rikaniſche Staatsſekretär Simſon. 9 46. Jahrgang Zum Beginn der 1 Reichstagsſeſſion »Der Reichstag hat nun ſeine Arbeiten im Plenum wieder aufgenommen, nachdem die Sommerferien lediglich durch einen kurzen Tagungsabſchnitt unterbrochen worden waren In den vorbereitenden Ausſchuß⸗ und Fral⸗ tionsſitzungen der letzten Tage hat ſich bereits gezeigt, daß dem jetzt beginnenden Tagungs⸗ abſchnitt nicht nur umfangreicher Arbeitsſtoff zugeführt werden wird, ſondern daß dieſer Arbeitsſtoff auch ein erhebliches Maß von Konfliktsſtoff in ſich birgt. An den Reichstag wird in den nächsten Monaten die Entſcheidung herantreten, die Folgerungen aus der außerordentlich ungünſtigen wirtſchaftlichen und finanziellen Lage in Reich, Ländern und Gemeinden durch entſprechende geſetzgeberiſche Maß⸗ nahmen zu ziehen. 5 In parlamentariſchen Kreiſen wird damit gerechnet, daß der jetzige Tagungsabſchnitt bis dicht an Weihnachten heranreichen wird. Schon in dieſer Zeit dürften bei den verſchiedenſten Vorlagen die parteipolitiſchen Gegenſätze, die nicht nur zwiſchen Koalition und Oppoſition ſondern auch im Innern der Koalition bez ſtehen, heftig aufeinander platzen. Das aus dem Volksbegehren mit einem knappen Erfolg hervorgegangene ſogenannte „Freiheitsgeſetz“ wiro auf der einen Seite zwar eine ſcharfe Grenze ziehen, auf der anderen Seite wird man aber ſich innerhalb der ſtaatsbejahenden Par⸗ teien über Ziel und Möglichkeit verantwor⸗ tungsbewußter Arbeit klar werden müſſen.— Neben dem ſogenannten Freiheitsgeſetz wird ſich der Reichstag in dem erſten Abſchnitt ſeiner jetzt begonnenen Arbeit mit dem Standesherren⸗Rentengeſetz, dem Republik⸗ ſchutzgeſetz, mit einer Vorlage zur Abände⸗ rung des beſtehenden Zolltarifgeſetzes und mit einer Reihe anderer kleiner Vorlagen zu befaſſen haben. Die ſoeben veröffentlichten Grundzüge über den endgültigen Inhalt der neuen Zollvorlage haben bereits einen Mei⸗ nungsaustauſch in der Preſſe veranlaßt, der kaum einen Zweifel darüber läßt, daß fich um dieſe Vorlage ein heftiger parlamentariſcher Kampf entwickeln wird. Dabei iſt keineswegs zu verkennen, daß die Vorlage nach dem mit⸗ geteilten Inhalt ſich bemüht, die fortſchreitende Notlage der deutſchen Landwirtſchaft zu mil dern. Weſentlich ſchwieriger werden ſich die Ar beiten des Reichstages aber nach Weihnachten geſtalten, da in dieſen Arbeitsabſchnitt der Poung⸗Plan und der Reichshaushalt' mit den Grundzügen der künftigen Finanz⸗ und Steuerpolitik fallen wird. Es iſt nicht ausge ſchloſſen, daß ſie ſich hierbei politiſche Umgruß⸗ pierungen vollziehen werden, wie ſie ſich in den letzten Wochen in zunehmendem Maße in den innenpolitiſchen Erörterungen bereite angekündigt haben. In allen verantwortungs: bewußten Parteien iſt man bemüht, einen Ausgleich zwiſchen den Anſprüchen der Sozialpolitik und denen der Wirtſchafts⸗ politik zu ſuchen. Augenblicklich ſtehen ſich hier die; gegenſeitigen Forderungen wie zwei feindliche Elemente gegenüber. Der neue Wirtſchafts⸗ miniſter Prof. Dr. Moldenhauer hat, als er ſich vor kurzem der Preſſe vorſtellte, erklärt daß der Wirtſchaft geholfen werden muß, daß ie aber auch ſich ſelbſt zu dem Wirtſchafts⸗ optimismus der Amerikaner bekennen ſollte e in erſter Linie auf die Selbſthilſe ver⸗ drauen. Darin liegt gleichzeitig ein Appell an die deutſche Wirtſchaft, ihre Forderungen der Geſamtlage des Reiches anzupaſſen und ei Mahnung an die theoretiſchen Sozialpolititer, die ſich mit akademiſcher Gleichgültigkeit übe den Tatbeſtand ſtark geſchwächter Leiſtungs fähigkeit der deutſchen Wirtſchaft hinwegſetzen Neben dieſen rein wirtſchafts⸗, ſozial⸗ un finanzpolitiſchen Fragen werden aber an den Reichstag auch weltanſchauliche Entſcheidungen herantreten. wie ſie ſich bei der Rechts⸗ und frechtsreform ergeben muſſen und in den usſchüſſen auch bereits ergeben haben. In parlamentariſchen Kreiſen weiſt man ragen unter Umſtänden für die Koalitions⸗ politik im Reich wie in Preußen entſcheidender bein können, als die reinen finanz- und wirt⸗ Haftspolitiſchen. Daß die ſoeben wieder b. gonnene parlamentariſche Arbeit immer wie⸗ der Spannungen und unter Umſtänden Kriſen erzeugen wird, hat ſich bereits deutlich gezeigt. Erträge von natürlichen Wieſen. Während beſte Wieſen mit gehen ſchlechte Wieſen bis zu 10 Doppelzentner herunter. Dieſe betriebswirtſchaftlich als Oed⸗ land zu betrachten: ein Durchſchnittsertrag von 50 dis 60 Doppelzentner Heu in zwei Schnitten muß von allen Wieſen verlangt werden, falls ſie ſich einigermaßen rentieren ſollen. Nun ſpricht außerdem natürlich die Qualität des gewonnenen Heues mit. Beſtes Heu zu Anfang der Blüte des Hauptbeſtandes gemäht, ſoll mindeſtens 6—10 Prozent verdau⸗ liches Eiweis, gutes Heu 4—5 Prozent enthal⸗ ten. Bei Heu von ſauren Wieſen ſinkt aber der Gehalt bis auf die Hälfte herunter. Der Futter⸗ wert eines Hektar guter Wieſen mit 50—60 Doppelzentner Heuertrag iſt demnach viermal ſo hoch wie der von ſchlechten Wieſen mit de halben Mengenertrag. Beſte Wieſen ſind mi deſtens zehnmal mehr wert als Unkrautwieſen der ſchlechten Klaſſe. Bei dieſem großen Wert⸗ unterſchied muß es ſich im höchſten Grade loh⸗ nen, durch Regelung der Waſſerverhältniſſe, ausreichende Düngung, entſprechende Kultur⸗ maßnahmen und Wahl der Gräſer die Wieſen in eine höhere Wertklaſſe zu bringen. Wie bekämpft man den Schachtelhalm? Die Bekämpfung des Schachtelhalms in Gärten iſt ſehr ſchwierig, infolge ſeiner tief⸗ gehenden Wurzeltriebe, die nicht ſelten eine Tiefe von 2 Metern erreichen, und der in dem Knoten befindlichen Brutknollen, die ſer lange keimfähig bleiben. Das Auftreten des Schachtel— halms in Gärten wird durch die große Feuchtig⸗ keit und ſchlechte Beſchaffenheit des Bodens begünſtigt. Zuweilen hilft nur eine Entwäſſe⸗ rung. Dabei iſt der Grundwaſſerſpiegel ſoweit⸗ zu ſenken, daß dem Schachtelhalm die Feuchtig⸗ keit entzogen wird. Iſt eine Entwäſſerung nicht nötig, ſo wird am beſten der Boden vor dem Winter gut, jedoch nicht allzutief umge— graben. Kalk, danach folgt gute Verarbeitung und künſtliche Düngung, wobei Kali beſonders reichlich gegeben werden ſoll, denn ſtarke Gaben Kali tragen ſehr zum Verſchwinden dieſes läſtigen Wurzelunkrautes bei. Da der Schachtel⸗ halm eine intenſive Bodenverarbeitung nicht verträgt, wird er in den meiſten Fällen ver⸗ ſchwinden. Ein Ford⸗Zweiſitzer für 75 Mark. In dieſen Tagen gab die Stadthauptkaſſe Tilſit als Vollſtreckungsbehörde die Verſteige— rung eines Autos Marke„Grade“ bekannz. Dieſes Auto erbrachte einen Erlös von 75.— ſtark. Wenn es ſich auch nur um einen kleinen erſonenwagen⸗Zweiſitzer, 2⸗ Zylinder, handelt, iſt dieſer„koloſſale“ Erlös doch ein typiſch/ „ichen der allgemeinen Geldknappheit un noch mehr für den oft höchſt fraglichen Erfolg olcher Zwangsmaßnahmen. Allein die Pneu⸗ Heben ann und der Motor, der ſich für ver⸗ chiedene andere Zwecke verwenden läßt, dürf⸗ en wohl ein Vielfaches . des Verſteigerungs— ſreiſes wert geweſen ſein. N 2 Verliner Vilderbogen Von der„Nackt⸗Kulturbewegung“.— Ein ABreudenabend für die Aermſten der Armen. — Eine traurige Selbſtmord⸗Statiſtik.— Luxus- ſtatt Wohnungsbau. 80— 100 Doppelzentner Heu je Hektar angeſetzt werden, Im Frühjahr gibt man ausreichend Maginot macht ſich Sorgen e darauf hin, daß dieſe weltanſchaulichen um die Verteidigung der ſranzöſiſchen Oltgrenze onb. Paris, 28. Nov. Kriegsminiſter Magi⸗ not hielt geſtern nachmittag vor der Armee⸗ kommiſſion der Kammer einen ſehr ausführli⸗ lichen Vortrag über die Verteidigung der franzöſiſchen Oſtgrenze. Er wies dabei auf die langjährigen Unterſuchungen der Tech⸗ niker über die beſten Mittel der Grenzbefeſti⸗ gung hin, betonte den rein defenſiven Charak⸗ ter der ganzen Grenzorganiſation, mit deren Verwirklichung bereits begonnen worden ſei und ging dann auf die Einzelfragen über, wo⸗ bei er die Beſonderheit der einzelnen Fronten im Norden, Oſten und Südoſten berückſichtigte. Der ganze Organiſationsplan ſei dafür g ausgearbeitet, von Verteidigungstruppen benutzt zu werben, um einen Ginfall zu verhindern. 9 Kriegsminiſter Maginot bielt ſich beſonders lange bei der Beſchreibung der Verteidigung der Grenze gegen Deutſchland auf und erging ſich in ausführlichen Schilderungen der einzelnen Befeſtigungsmittel. Die Ausgaben für dieſes gewaltige Verteidigungsſyſtem ſind mit ö 3,4 Milliarden veranſchlagt. Die Dauer der Ar⸗ beiten wird mindeſtens vier Jahre betragen. Nach dem Kriegsminiſter gab der Chef des Generalſtabs, Debeney, einige Aufklärungen über ſtrategiſche Fragen, ſowie über die Garniſonen, die an den Grenzen unterhalten werden müß⸗ ten und die Stärke der Truppen. heingsgurt 2 flotte Form auf Stepp- Mäntel seide mit und ohne . 95. 78. 68. 58.— 48. 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Schließlich ſind aber Höchſtleiſtungen nicht der letzte Sinn der Leibesübungen, ſondern im⸗ mer nur ein Anreizmittel für einen Teil derje⸗ nigen, die mit der täglichen Koſt nicht zufrieden ſind, ſondern etwas Beſonderes haben wollen. So groß ihre Zahl auch iſt, ſehr viel größer iſt die Zahl derjenigen, die Leibesübung um ihrer ſelbſt willen treiben und die ſich aus Freude an der körperlichen Betätigung, und um Gſundheit, Nervenfriſche und Lebensfraft zu gewinnen, kör⸗ perlichen Uebungen hingeben. Ihre Zahl iſt zwar ſchon groß, aber ſie müßte noch weit größer ſein, denn wenn auch das Verbandsleben auf dem Gebiet des Turnens und Sports heute etwa acht Millionen Deutſche beider Geſchlechter und der verſchiedenſten Altersſtufen umfaßt, ſo iſt das doch nur eine geringe Zahl gegenüber der tat⸗ ſächlichen Bevölkerungsziffer unſeres Landes und erreicht kaum den achten Teil unſerer Geſamt⸗ bevölkerung. Deshalb wird es immer wieder notwendig, mit allem Nachdruck darauf hinzuweiſen, daß jeder Deutſche planmäßig ſich den Leibesübun⸗ gen widmen muß. Gerade in der Zeit des ſchärf⸗ ſten Wettbewerbes auf allen Gebieten des Wirt⸗ ſchaftslebens, des öffentlichen Lebens und des Ringens nach Brot und Erwerb bedarf die For⸗ derung„Treibt Leibesübungen!“ keiner weiteren Begründung. Mancher meint vielleicht, daß er den Anforde⸗ rungen, die in einem Turnverein an ihn geſtellt werden, nicht gewachſen ſei. Das iſt eine falſche Vorausſetzung. Gerade der Turnverein bietet je— dem die Möglichkeit ſich ohne Schädigung ſo zu tummeln, wie es ſeinem Geſchmack entſpricht, und unter ſachverſtändiger Leitung Uebungen auszu⸗ führen, denen ſein Können jederzeit gewachſen iſt, ganz gleich, ob er noch die Blüte ſeines Le⸗ bens vor ſich hat oder ſchon als gereifter Menſch dem Turnverein beitritt. Gerade darin liegt ja die Eigerart des deutſchen Tur nens, daß es nicht einſeitig, aur ein Gebiet der Leibesübungen pflege ſondern jedem die Möglichkeit zweckentſprachen⸗ der Betätigung bietet. Ae Der neue Vizepräſident des preußiſchen Landtags — 5 5 Landtagsabgeordneter Dr. Baumhoff wurde, wie gemeldet, vom Zentrum, das den durch den Rücktritt des Abgeordneten Porſch freigewordenen Sitz des Vizepräſidenten zu be⸗ ſetzen hat, als neuer Vizepräſident vorgeſchla-⸗ 1400 Seine Wahl dürfte demnach als geſichert gelten. Von unſerem beſonderen Berliner Mitarbeiter. Vor einigen Tagen wurde in Berlin der erſte Kongreß der Anhänger der„Nackt-Kulturbewe— gung“ eröffnet. Veranſtalter war die„ ſtaatlich konzeſſionierte Körperkultur-Schule“ in der Friedrichſtraße. Ueber 200 Delegierte fremder Länder waren anweſend. Es ſollte nicht anders ſein als eine Werbedemonſtration, wofür ſchon die Namen Klara Bohm-Schuch, Toni Sender ſund des„Zyankala“-Wolff genug beſagten. Es ſind Menſchen, die ſich von angeblichen Hem— mungen loslöſen wollen. Menſchen mit unbür⸗ gerlichen ſozialiſtiſchen Einſchlägen, welche in dem Symbol der Nacktheit glauben, neue Le⸗ bensformen gefunden zu haben. Und dabei hatte man den Mut. von einer kulturellen Organi— ſation zu ſprechen. Wir ſind gewiß für jede geſunde Gymnaſtik fund Körperpflege, wenn ſie ſich im Rahmen des Anſtändigen, des Ethiſchen und Aeſtetiſchen be⸗ hegt. Aber warum gerade zur Propagierung ſol⸗ cher Ideen nackt gebadet, getanzt und geturnt werden ſoll. iſt ganz unverſtändlich. Mit ſolchen Beſtrebungen untergräbt man nach wie vor die Moral, das Erotiſche tritt in den Vordergrund und größte Gefahren, beſonders für die Jugend, erwachſen. Wir haben deshalb die Pflicht, dieſer Bewegung unſere größte Aufmerkſamkeit zu ſchenken und für wirkſame Ge ſorgen. Es gibt nicht nur in der Reichshauptſtadt. ſondern im ganzen Reiche liefernſte Tagesprob— leme, die noch der Löſung harren. Denken wir nur an die Fürſorge für die Armen, für die Krüppel, die Blinden und Lahmen. Wie freude— los iſt oft ihr Daſein, wie hungern ſie nach Liebe, nach Verſtehen, nach Sonnenſchein im Leben. Wir haben das kürzlich fühlen können, als in der Stadthalle des neuen Rathauſes die Blinden und Lahmen und Kriegsbeſchädigten Berlins zu einer beſonderen Veranſtaltung eingeladen wa⸗ ren, wo ſie, die meiſten wohl zum erſten Mal in ihrem Leben, einem Varietee zuſehen und zu⸗ hören konnten. Der geſunde Menſch kann ſich keinen Be⸗ ariff davon machen, was ſolche Freuden für dieſe Aermſten, die ſtets nur auf fremde Hilfe ange⸗ wieſen ſind, bedeuten. Die Schwerhörigen ſaßen. in den erſten Reihen und gaben ſich Mühe, nur kein Wort des Geſprochenen oder Geſungenen zu verlieren. Dahinter ſahen wir die Unterhal⸗ tung der Stummen durch ihre Zwieſprache, Blinde taſteten ſich zu ihren Plätzen, völlig Ge⸗ lähmte wurden auf ihre Sitze getragen. N Und dankbar verließen ſie alle nach Schluß der Vorſtellung mit fröhlichen Geſichtern die gaſtliche Halle. Sie kehrten zurück in das eintö⸗ daß es noch gute Menſchen gibt, die ihnen hel⸗ fen, die ſie erfreuen. Und ſo wird es immer ſein. In den Krankenhäuſern. in den Siechen⸗ und Waiſenhäuſern warten ſie auf die menſchlichen Engel der Barmherzigkeit. Sie ſollen nicht ver⸗ gebens warten. f genmaßnahmen zu, nige Leben und doch wieder mit der Erinnerung, Denn wir müſſen ihnen helfen und auch de— nen, welche einſam in ihrem Dachkämmerchen hauſen und oft nicht wiſſen, wovon ſie am näch⸗ ſten Tage leben ſollen. Sie gilt es vor der Ver— zweiflung zu retten. Es iſt eine traurige Tat⸗ ſache, daß die Zahl gerade ſolcher Lebensüber⸗ drüſſigen ungemein anwächſt. Nur eine Statiſtik aus Berlin vom Bußtag zeugt es uns. Sieben Perſonen nahmen ſich das Leben und zehn un⸗ ternahmen Selbſtmordverſuche. Meiſt bildet Ar⸗ beitsloſigkeit das Motiv der Tat, der Hunger läßt ſie alles vergeſſen. Haben wir da nicht als Chriſtenmenſchen die Pflicht, zumal wenn es uns noch gut geht, wenn wir ſolche Sorgen und Nöte nicht kennen. zu helfend. Ein großes Elend macht ſich aber auch breit infolge des noch immer herrſchenden Wohnungs⸗ mangels in Berlin. Anderswo wird es nicht viel beſſer ſein. Während mindeſtens 40 000 Woh⸗ nungen jährlich gebaut werden müßten, konnten bis zum erſten September nur 15.889 neue Woh⸗ nungen fertiggeſtellt werden. Alſo höchſtens die Hälfte des Bedarfs iſt gedeckt. Dabei herrſcht gerade die Nachfrage nach kleinen Wohnungen, was darauf ſchließen läßt, daß viele junge Fa⸗ milien noch obdachlos ſind, nicht gerade zum Vorteil des geregelten Familienlebens. Es bleibt bedauerlich, daß aus Geldmangel nicht mehr ge⸗ holfen werden kann. Aber auch hier wüßten wir, wenn wir uns eins fühlten in der Notzeit un⸗ ſeres Vaterlandes, einen Weg, der ebenfalls noch mit zur Linderung des Wohnungselends etwas beitragen könnte. 1 Wieviele Villen⸗ und Groß ⸗Etagenbeſitzer gibt es, die in Ueberfluß leben, die keine Raum⸗ not kennen, denen palaſtartige Verfügung ſtehen, oft nur von kinderlosen Ebe⸗ nen. was ja ſtets ihr Herzenswunſch Gebäude zur paaren mit den Bedienſteten bewohnt. Könnte da nicht das eine oder ältere, oder auch das ganz junge Ehepaar eine vorübergehende Unterkunft finden? Wir wiſſen und verſtehen es, daß hier gleich wieder Bedenken am Platze ſind. Manches Mal auch begründet. Man weiß nicht, mit wem man es zu tun bekommt, man will ſich das Ei⸗ genheim nicht in ſeiner Traulichkeit durch fremde Perſonen weniger ſchmackhaft machen laſſen. Doch, wenn wir um uns(licken, finden wir ſicher Be⸗ kannte oder durch ſolche Empfohlene, die ganz beſtimmt, ſobald ſie in die Wohnungen aufge⸗ nommen werden, keine Belaſtung bedeuten und keine Störungen verurſachen würden. Es iſt ja auch nur für eine abſehbare Zeit, bis dieſe Fa⸗ milien dann eigene Wohnungen beziehen kön⸗ ohnehin bleiben wird. Allerdings wäre es noch mehr die Pflicht des Staates, alle Gelder, die nur irgend flüſſig gemacht werden können, für den Woh⸗ nungsbau aufzuwenden. Auch die Behörden müßten nach dieſer Richtung hin viel mehr tun. Wir ſind auch für Fremdenwerbung. Aber ob es gerade notwendig war, deswegen das„Luxus⸗ poſtamt unter den Linden“ zu bauen, iſt ganz gewiß ſehr zweifelhaft. Für die dafür aufge⸗ wendete Summe hätte man ſchon wieder eine ganze Reihe von Wohnungen und ſei es auch für Reichspoſtbeamte, ſchaffen können. Und ſolche Fälle auch bei anderen Behörden gibt es viele. Wo ein Wille, da iſt auch ein Weg. Man darf nicht immer nur von Sparſamkeit reden, ſondern muß ſie auch am richtigen Platze anwenden. * Die Kandidaten für den Friedens⸗Nobelpreis. Oben:(links) Kellogg, der frühere amerika⸗ niſche Außenminiſter, Vater des Kelloggpakts. Oben:(rechts) Söderblöm, der ſchwediſche Erzbiſchof, Vorſitzender der Weltkirchenkonferenz. Unten:(links) Lindhagen, Stockholms Ober— bürgermeiſter, der ſich bei dem friedlichen Auf— bau der ſchwediſchen Hauptſtadt und als Gaſt— geber zahlreicher Friedenskonferenzen aus— zeichnete. buten:(rechts) Elſa Brandſtröm, Tochter des digen ſchwediſchen Geſandten in Leningrad, d Jurch ihre Fürſorge für die deutſchen Kriegs— gangenen in Sibirien ſich den Namen des „Engels von Sibirien“ erwarb. Von lachenden Erden. Von Heinz Steguweit. Der Hungerpaſtor ſchlich im Schlafrock zur Haustür, es hatte jemand an der Klingel ge— zogen. Und als öffnete machte er große Au— gen: Kaſpar Rockſtroh, du? Es iſt doch ſpä— te Nacht, was willſt du im Armenhaus?“— Dem alten Bittſteller rollten dicke Tränen über die Stoppelbacken, er konnte nicht ſpre— chen vor Erregung und Scham, die Zunge ſtockte und die Augen zitterten.— Da ſtellte der Hungerpaſtor ſeine Kerze auf den Trep— penpfoſten, zog den greiſen Kaſpar Rockſtroh in den Flur und ſchloß die Tür, daß die eiſige Winterluft nicht durchs Haus ziehe. Dann legte er dem alten Beſucher beide Hände auf die Schultern, gütig und väterlich:„Kaſpar, welches Herzeleid! Hier haſt du ein Taſchen⸗ tuch, ſchluchze nicht mehr, ſprich dich aus, ich bin dein Freund!“ Alſo tupfte ſich Rockſtroh den Gram aus den Augen, zweimal ſchluchzte er noch mit dem zahnloſen Mund, welche Er— ſchütterungen für den achtzigjährigen Körper! — Dann offenbarte er ſich folgendermaßen: „Nehmt mich auf, wohin ſoll ich ſonſt gehen?“—— Der Hungerpaſtor wunderte ſich redlich: Du haſt einen Hof, du haſt ein Vermögen, ich kenne deine Aecker, ich kenne auch dein ge— ſundes Vieh,— ſag nur, Kaſpar Rockſtroh, was willſt du im Armenhaus?“— Im Geſicht des Bittſtellers flackerte es grimmig: „Herr Paſtor, nichts habe ich mehr, nur zwei Söhne und zwei Töchter, denen ich alles bei Lebzeiten vermachte,— ich gottverlaſſener Eſel!“ So alſo ſah das Schickſal dieſes reichen Ar— men aus!— In der Amtsſtube des Pfarrers, den man als Hüter des Armenhauſes halt überall den Hungerpaſtor nannte, verſchwieg Nockſtroh auch das Letzte nicht: Er habe vor 10 Jahren alles ſeinen Kindern hergegeben, den Hof, das Vermögen, die Felder; heute aher gönnten ihm die Undankbaren die Bank allt Ofen nicht mehr, er ſei ihnen läſtig ge⸗ worden, nein, das könne er nicht mehr ertra— gen!— Der Hungerpaftor runzelte die Stirn, er huſtete nachdenklich tief von unten auf, dann zwinkernd:„Vater Nockſtroh, nimm eine Vriſe, ſtopf' eine Pfeife und hör' mich genau an: Du biſt vor zehn Jahren ein ganz gewaltiger Dummkopf geweſen. Iſt dir das klar?“—— Rockſtroh nickte.„Freilich, Herr Paſtor, ich muß es ſchon einſehen!“—— And der Hungerpaſtor ſagte weiter: „Verlaß dich drauf, Gott zürnt ſolchen Dummköpfen, den klugen aber hat er immer noch geholfen. Wir wollen alſo klug werden, und ſollte uns bei dieſem Kunſtſtück die Sünde einer Notliſt unterlaufen, nun, der allzeit langmütige Himmel möge ſie uns verzeihen. Ich meine nämlich dies: Vor undankbaren Erben darf man nicht die Flucht ergreifen, nein, ſolche Leute muß man erziehen, exem⸗ plariſch und gründlich, denn auch Erziehen iſt zeine Chriſtenpflicht!“— Damit ſtand der Pfarrer auf, ging an ſei⸗ nen Schrank, holte einen Beutel mit längſt veralteten Münzen, gab diefen dem vor Stau⸗ nen ſchier erſtarrten Kaſpar Rockſtroh:„Hier, lleber Nockſtroh, ich leihe dir 500 bare Taler, die freilich keine Taler ſind. Aber hör zu: Bring den Beutel heil nach Hauſe, verlier ihn nicht, denn ſo wertlos Aluminiummünz ſeute ſind, wir beide wollen noch etwas dafür kaufen!— Morgen mittag nämlich, wenn du aber lächelte er, pfiffig und mit den Augen mit deinen Töchtern und Söhnen bei der Suppe ſitzt, komme ich und frage dich folgen⸗ dermaßen: Ach, Vater Rockſtroh, ich bin in einiger Verlegenheit, könntet ihr mir wohl 500 Taler leihen?——— Dann gehſt du ge⸗ heimnisvoll auf dein Zimmer, kommſt nach einer Weile zurück, wirfſt mir den Beutel auf den Tiſch, daß es ordentlich klirrt, und ſagſt, ich könnte noch mehr haben., ich ſollte nur kommen, wenn es einmal nötig wäre!“—— Wie froh war der enterbte Greis, als er das Geld glücklich durch Schnee und Finſternis nach Hauſe getragen hatte. Kaum ſchlief er vor Aufregung; am nächſten Mittag kam der pfiffige Hungerpaſtor, alles geſchah, wie es ver⸗ abredet wurde. Und welche Augen machten die geſtern noch undankbaren und aufſäſſigen Kin⸗ der, als ſie den Vater ſo freigebig ſahen! Gewiß, der hatte noch heimliche Schätze!— Und ſie wetteiferten fortan mit ihren Zärt⸗ lichkeiten, jeder ſuchte wieder in die Gunſt deſſen zu kommen, dem man den Stuhl neben dem Ofen mißgönnnt hatte.—— Oft ging Rockſtroh noch zum Hungerpaſtor, dem guten Pfiffikus für ſeine Weisheit zu danken. Und immer entließ der Pfarrer ſeinen alten Freund mit dem Sprichwort:„Merk dir's ein für allemal: Nur der Habende iſt al⸗ ler Nehmenden Freund!“— Schade— aber hatte er unrecht?— Für 700 000 Franken Schmuck geſtohlen. Paris, 28. Nov. Liner reichen Amerikanerin wurde geſtern nachmittag am Eingang eines großen Warenhauſes ihre Handtaſche mit 13 000 Franken Bargeld ſowie Schmuckſachen im Werte von über 700 000 Franken geſtohlen. Zwei Flugzeuge abgeſtürzt. ond Newyork, 28. Nov. Innerhalb von zwei Stunden ereigneten ſich in Long Island zwei ſchwere Flugzeugunfälle. Ein Flugzeug ſtürzte auf das Dach eines Hauſes nieder, wobei der Pilot getötet wurde. Kurze Zeit ſpäter fiel ein Flugzeug auf ein Fabrikgebäude, das Feuer fing. Das Gebäude wurde durch die Flammen vollſtäöndig zerſtört. Bade nie mit vollem Magen. Von Stadtmedizinalrat Dr. med. Marloth, Leipzig. ö. Jochen wan der ſtärkſte in der Klaſſe, der beſte im Turnen und war Klaſſenerſter. Es war kein Wunder, daß alle Schulkameraden auf ſeine Mei— nung hörten. Er war ein friſcher, geſunder Junge, der Sonne, Luft und Waſſer liebte. Er war ſchon frühzeitig, bevor er zur Schule kam. mit ſeinem Vater ins Schwimmbad gegangen und hatte ſchon mit 7 Jahren Schwimmen gelernt. Jetzt war er ein ſtolzer Quartaner. Er konnte es beſonders im Sommer kaum erwarten, bis die Schule zu Ende war, um dann möglichſt ſofort nach dem Mittageſſen in die Badeanſtalt zu lau— ſen. Seine Eltern hatten ihm nie erlaubt, ſofort zu baden, er hatte ihnen verſprechen müſſen, ſtets vorher ein Sonnenbad zu nehmen, bis zwei Stun— den nach Mittageſſen vergangen waren. Das paßte ihm garnicht. Er fragte ſchließlich ſeinen Vater, warum er nicht gleich nach dem Eſſen baden ſolle. Mittags ſei doch das Waſſer beſonders warm. Der Vater erklärte ihm, ein bekannter Arzt habe ihm geſagt, daß man mit vollem Ma— gen nicht baden dürfte, weil man dabei die genoſ— ſenen Speiſen wieder erbrechen und dadurch ex— ſticken könne. Eines Tages fehlte aber die Sonne, es war kühl und keine Gelegenheit zum üblichen Sonnenbad. Jochen hatte ſich mit ſeinen Kame— raden gerade heute gleich nach dem Eſſen verab— redet zu Uebungen im Waſſerſpringen. Er ver— gaß das Verſprechen gegen ſeine Eltern, dachte wohl auch, daß ihm mit ſeinem guten Magen nichts paſſieren könnte. Als er ins Bad kam, warteten ſchon alle auf ihn, es ſollte gerade ein ſchwieriger Sprung gemacht werden. Er hatte ſich beim Mittageſſen verſpätet, war, als er den ctzten Biſſen hinuntergeſchluckt hatte, ſporn ſtreich hierher gekommen. Ausziehen und zum Sprung ins Waſſer bereil! Er hatte ja den Sprung ſchon öfters vorgemacht und ſah bei ſeinem Mute und ſeiner Entſchloſſenheit keine Schwierigkeiten. Der Sprung glückte ganz gut. man klatſchte Beifall und ſchon achtete man auf den nächſten Mann. Plötzlich ſchrie jemand laut auf, und alle wurden aufmerkſam und ſahen, daß nach einem ſcheinbaren Kampfe im Waſſer nur Jochens Hände erhoben zu ſehen waren. Man ſah, er rang nach Luft. Es mußte etwas mit ihm geſchehen ſein. Schnell! Hilfe! Zum Glück wurde er gerettet, aber er war ſcheintot. Man brauchte lange Zeit, bis man ihn zum Leben wieder erwecken konnte. Erſt einige Tage darauf., nachdem er wieder geſund war, erzählte er, daß er nach dem Sprung offenbar durch den Druck auf den vollen Magen plötzlich den Mund voll Speiſe gehabt habe. Auch ne em Auf— tauchen habe er das Erbrochene ni,»eunter⸗ bringen können, weil ſich die Luftröhre zugeſetzt habe. Dazu ſei ihm ſchwindlig geworden, Sur— ren in den Ohren hatte ſich gezeigt, bis es ihm ſchwarz vor den Augen wurde; mit dem Ge— fühl der Hilfloſigkeit ſei er ohnmächtig gewor— den. Von da an wiſſe er nichts mehr und ſei boim Erwachen über ſeine Lage erſtaunt ge. eſen. Das Unglück war eben dadurch gekom— men, daß er leichtſinnigerweiſe mit vollem Ma— gen erhitzt ins Waſſer ſprang. Durch das harte Auſſchlagen auf die Magengegend war das Er⸗ brechen erfolgt. Der Bademeiſter erzählte, daß neulich ſogar ein Kind durch Herzſchlag ertrunken ſel, weil es abgehetzt und erhitzt ins Waſſer prang, ohne ſich abzukühlen. Den Temperatur⸗ wech el hatte das Herz nicht ertragen. Deutſches Reich Reichspräſident und Reichsregierung zum Jubiläum des Papſtes. Rom, 28. Nov. Heute mittag überreichte der deutſche Botſchafter von Bergen dem Papſt ein Schreiben des Reichspräſidenten mit deſſen per⸗ önlichen Wünſchen und denen der Reichsregie⸗ rung zu dem Goldenen Prieſterjubiläum des Papſtes. Anſchließend erfolgte die Uebergabe des Ge⸗ ſchenkes der Reichsregierung an den Papſt. Das Geſchenk iſt ein Dublikat des ſogenannten roten Prunktafelſervices Friedrichs des Großen, das ſeit geſtern in dem von der Gattin des Bot— ſchafters beſonders geſchmückten Paramentenſaal des Vatikans ausgeſtellt war. Botſchafter von Bergen wird ſich in Beglei⸗ tung des Perſonals der Botſchaft ſowie des Vatikanreferenten des Auswärtigen Amtes, Ge— ſandſchaftsrat Klee in den Vatikan begeben. Nach der Audienz findet die Beſichtigung des Geſchen⸗ kes der Reichsregierung durch die Preſſe ſtgtt. Deutſcher Neichstag vdz. Berlin, 28. Nov.(Radio.) Der Geſetz⸗ entwurf über die Herkunftsbezeichnung des Hop— fens wird in 2. und 3. Beratung angenommen, desgl. das Opiumgeſetz. Ohne Debatte wird in allen drei Leſungen das internationale Uebereinkommen über die Ge währung einer Entſchädigung für Arbeitsloſig⸗ keit infolge von Schiffbruch genehmigt. Die 4. Novelle zum Hypothekenbankgeſetz und die Novelle zum Scheckgeſetz und zum Wechſel⸗ ſteuergeſetz werden dem Rechtsausſchuß überwie⸗ ſen.— Es kommt dann zur Beratung einer Vor⸗ lage, die das Steuermilderungsgeſetz bis 30. Sept. 1930 verlängert haben will. Abg. Neubauer(Kom.) proteſtiert gegen eine Verlängerung des Steuermilderungsgeſetzes, das eine Liebesgabe für die Finanzkreiſe ſei. Die Vorlage wird in zweiter Beratung angenommen Auf der Tagesordnung ſteht weiter der ſo— zialdemokratiſche Antrag, der für den 24. Dezem— ber den Fünf⸗Uhr⸗Ladenſchluß feſtſetzen will.— Ein ähnlicher Antrag iſt auch von den Deutſch⸗ nationalen eingegangen. Beide Anträge werden dem Ausſchuß überwieſen. Zu der Ueberſicht über den Stand der Erhe⸗ bung und Beitreibung der Beſitz⸗ und Verkehrs⸗ ſteuern führt Abg. Dr. Neubauer(Kom.) Be⸗ ſchwerde über die großen Zigarettenſteuerrück— ſtände. 0 Damit iſt der Beratungsſtoff erſchöpft. Präſident Löbe ſchlägt vor, die nächſte Sit⸗ zung am Freitag zwei Uhr abzuhalten und aüf die Tagesordnung zu ſetzen die erſte und zweite Beratung des aus dem Volksbegehren hervorge— gangenen„Geſetzes gegen die Verſklavung des nationalen deutſchen Volkes“ in Verbindung mit dem nationalſozialiſtiſchen Antrag auf Hinaus⸗ ſchiebung des Volksentſcheids bis zum 12. Ja⸗ nuar 1930. Abg. Schultz⸗ Bromberg(Dnatl.) widerſpricht dem erſten Vorſchlag.— Präſident Löbe ſetzt darauf die zweite Beratung des„Geſetzes gegen die Verſtlavung des deutſchen Volkes“ auf die Tagesordnung der Samstagſitzung. Die Ver— bindung mit dem nationalſozialiſtiſchen Antrag wird abgelehnt. f Schluß der Sitzulnig 3 Uhr nachmittags. Heſſuicher Landtag Darmſtadt, 28. Nov. Im Landtag wurde heute vormittag die Uebernahme der Koſten für die im Intereſſe des ſteigenden Durchgangs— verkehrs notwendig werdende gemeindliche Re⸗ gelung der Ortszeichen auf die Staatskaſſe abge⸗ lehnt, ebenſo die Uebernahme der den Gemein— den entſtandenen Mehrkoſten aus Anlaß der Be— ſoldungsneuregelung der Staatsbeamten. Eine ausgiebige Ausſprache entſpann ſich über den ſozialpolitiſchen deutſchnationalen Antrag, für Warenhäuſer, Ver⸗ ſandgeſchäfte uſw. eine eigene Betriebsſteuer ein⸗ zuführen. Der Finanzminiſter wies darauf hin, daß den Gemeinden dieſe in der Gemeindeabga— benordnung vorbehaltene Realſteuer ohne Aen— derung des Finanzausgleichs nicht genommen werden könne. Durch eine Sonderbelaſtung der Warenhäuſer werde aber auch dem gewerblichen Mittelſtand nicht geholfen, denn dieſe großen Konzerne entwickelten ſich im Zuge der allge— meinen Wirtſchaftsbildung. Außerdem würden ſie eine ſolche Belaſtung als bevorzugte Großabnehmer auf ihren Liefe— ranten abwälzen und dieſe Mindereinnahme dann ihren übrigen Kleinabnehmern aufſchlagen. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der Deutſchnationalen, des Bauernbundes und der Volksrechtpartei abgelehnt. Den Schluß der Sit⸗ zung bildete eine ſtundenlange Rede des Kom— muniſten Hamann, der ſein Mißtrauensvotum gegen die Regierung wegen ihrer Haltung in der Frage der Arbeitsloſenverſicherungsreform mit ſcharfen Angiffen gegen die Sozialdemokr« begründet. Die Abſtimmung ſelbſt wurde auf Dienstag der kommenden Woche vertagt. De Landtag vertagte ſich darauf auf kommenden Dienstag. Lokales Achtung! Froſtgefahr! Als ein gutes Mittel gegen Einfrieren der Waſſerrohrleitungen inner- halb der Häuſer gilt das an jedem Ahende vor- zunehmende Abſperren und Entwäſſern der Lei⸗ tungen. Dieſe Maßnahme verſpricht aber nur dann Erfolg, wenn das im Keller ſitzende Ab- ſperrventil in Ordnung iſt und dicht ſchließt. Den Hausbeſitzern iſt dringend zu raten, dieſe Ab⸗ ſperrventile und die daran angebrachten Ent⸗ wäſſerungshähne möglichſt ſofort einer Prüfung zu unterziehen und dem Waſſerwerk umgehende Mitteilung zukommen zu laſſen, wenn dieſe Ab⸗ ſperrungen reparaturbedürftig ſind. Neuregelung im deutſch⸗belgiſchen Paßweſen. Nach einem neuen Abkommen zwiſchen der deutſchen und der belgiſchen Regierung werden ab 1. Dezember 1929 Dauerſichtvermerke mit zweijähriger Geltung erteilt, ſofern nicht der etwa vorgelegte Paß früher abläuft. Sie gelten für alle amtlich zugelaſſenen Grenzübergangs⸗ ſtellen und koſten 8 Mark. Für einmalige Rei⸗ ſen wird ein Sichtvermetk mit zweiwöchiger Geltungsdauer erteilt. Die Gebühr beträgt 1.— Mark. Beide Regierungen haben für ſpäter die evtl. Aufhebung des Sichtsvermerkszwanges in Ausſicht genommen. Kellert Euern Kartoffelbedarf ein! Die Ein⸗ kellerung von Winterkartoffeln hat auch in die⸗ ſem Jahre leider nicht den Umfang angenom⸗ men, welchen der Handel und die Landwirtſchaſt erwartet hatten. Meiſt wurde wie in den ver⸗ gangenen Jahren der tägliche Bedarf auf dem Markt gekauft oder doch nur kleinere Mengen für den augenblicklichen Gebrauch im Haus⸗ halt beſtellt. Wenn auch zugegeben werden muß, daß die heutige ſchlechte wirtſchaftliche Lage den einzelnen davon abhält, größere Aus⸗ gaben auf einmal zu machen und daß die heu⸗ tigen ſchwierigen Wohnungsverhältniſſe vielfach die Einkellerung von Kartoffeln unmöglich machen, ſo muß doch darauf hingewieſen wer⸗ den, wie wichtig gerade für größere Familien und Haushaltungen die Sicherung des Winter⸗ bedarfs an Kartoffeln iſt. Ganz abgeſehen da⸗ bon, daß ein langer ſtrenger Winter die Zufuhr bon Kartoffeln erſchweren, ja unmöglich machen kann, können auch Ereigniſſe perſön⸗ licher Art, wie plötzliche Stellungsloſigkeit, Krankheit welche erhöhte Unkoſten erfordert, und ähnliches, einen genügend großen Winter⸗ borrat an Eßkartoffeln als wirkſamen Schutz zegen die größte Not erſcheinen laſſen. Gerade im Hinblick darauf, daß die Kartoffel eine überaus vielſeitige Verwendung im Haushalt juläßt, ſollte man daran denken, der Ernäh⸗ rung der Familie für den Winter dieſe Grund⸗ age zu verſſhaffen. Diez, 28. Nov.(Im Hemd aus dem Gefängnis entflohen.) In der Nacht zum Dienstag entſprang aus dem Gefängnis zu Freiendiez der 23jährige gefährliche Einbre⸗ cher Baptiſt Krapp aus Cronberg. Der junge Mann, der noch fünf Jahre Gefängnis zu ver⸗ büßen hat, war bei ſeiner nächtlichen Flucht nur mit einem Hemd bekleidet. Er iſt wegen ſeiner Gewalttätigkeiten gefürchtet. Wie Krapp aus dem vielfach geſicherten Gefängnis ins Freie gelangen konnte, ohne daß man ihn be⸗ merkte, iſt bisher ein Rätſell. r Weilburg, 26. Nov.(Zahlung seinſtel⸗ lung.) Das ſeit 70 Jahren beſtehende Kaufhaus Jeſſel iſt in Zahlungsſchwierigkeiten geraten u. hat einen außergerichtlichen Vergleich auf Grund⸗ lage von 40 Proz. angeboten. Die Paſſiven be⸗ tragen 229 720 Mk., an Aktiven ſind 179 878 Mk. vorhanden. Die tägliche Pleite Eine zweite Bank in Biberach zuſammen⸗ gebrochen.— Der Inhaber begeht Selbſtmord. wib. Biberach, 28. Nov.(Radio.) Der Inha⸗ ber des im Jahre 1899 gegründeten Bankhauſes Graner u. Co., der 45 Jahre alte Bankier Erwin Graner, hat ſich erſchoſſen. Man vermutet, daß er durch geſchäftliche Schwierigkeiten zu dieſem Schritt veranlaßt worden iſt. Es wäre dies in— nerhalb kurzer Zeit der zweite Zuſammenbruch einer Privatbank in Biberach. Vor einem Vier⸗ telſahr war es das Bankhaus Braitinger, das die Zahlungen einſtellte. Es wird angenommen, daß die Schwierigkeiten des angeſehenen Bank— hauſes Graner u. Co. auf dieſen Zuſammen⸗ bruch zurückzuführen ſind. Der Prokuriſt war heute früh nicht aufzufinden. Die Stimmung der Sparer iſt erregt. Die noch beſtehnden Bi⸗ beracher Privatbankanſtalten wurden in den Vormittagsſtunden von Sparern beſtürmt, die ihre Gelder verlangten. Das Bankhaus Forſch— ner ſperrte nach einigen Stunden fig die weiteren Auszahlungen. Geſtändnis einer zum Tode Verurteilten. Leipzig. 28. Nov. Die vom Schwurgericht zum Tode verurteilte Klara Paſchold hat im Unterſuchungsgefängnis ein Geſtändnis abge⸗ legt, wonach der Dachdecker Werner, der im Kirchberg-Prozeß zum Tode verurteilt wurd noch an mehreren anderen Mordtaten beteiligt iſt, die in den letzten Jahren in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands verübt wurden. Handel und Induftrie Mannheimer Produktenmarkt. Mannheim, 28. Nov. Weizen inl. ausl. 27.75— 32.00, Roggen inl. 20.25, Hafer inl. 17.50— 18.00, Braugerſte bad., rheinheſſ. und württbg. 20.00— 21.00, pfälz. 20.50—21.75, Futtergerſte 17.00 18.00, Mais mit Sack 19.00, ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null 38.75, zweite Sorte 37.75, ſüdd. Weizenauszugsmehl 42.75, ſüdd. Weizenbrotmehl 28.75, ſüdd. Roggen⸗ mehl 29.00— 33.00, Kleie 10.00— 10.25, Pier treber mit Sack 16.50— 17.00. Tendenz: ſtetig. 27.25, Mannheimer Kleinviehmarkt. Mannheim, 28. Nov. Kälber 69—82, Schafe 50—54, Schweine nicht notiert, Ferkel bis vier Wochen 20—24, über vier Wochen 2634, Läufer 36—50, Ziegen 12—24. Ma rlauf: Mit Kälbern mittelmäßig geräumt, ait Fer⸗ keln und Läufern mittelmäßig. 8 2