Ehe ö Von Hans Horanbt. 0 ( Ob es noch—— Ehen gibt?. Man ſagt es. Und ich glaube daran. Denn es gibt noch eine Liebe, die keine— Rauſchliebe iſt. Die ganz bewußt—— Verehrung iſt: jeden Tag zu neuen Wundern und zu neuem Opfer bereit. Wenn der Mann vor der Frau demütig und erſchüttert knien kann. Vor dem— Menſchen in der Frau. Nicht vor ihren Kleidern. Aber vor ihrer— nackten Seele. Wenn die Frau in einem täglich neu werden⸗ den Aufſchauen letzt Zuflucht und letztes Ver⸗ trauenkönnen in ihrem Mann findet. Auch wenn er für den einen oder für beide ſchmerzend iſt. Wenn der Mann— kniet und die Frau— dient: ſo herrſchen ſie beide in be⸗ wußter glückſeliger Hingabe. 0 Ob es noch—— Ehen gibt?... Viele wiſ⸗ ſſen nichts von der— Ehe? Andere wollen keine— Ehe! Vielleicht muß man viel gelitten haben, um in der— Ehe leben zu können! Vielleicht muß man eine Seele haben: die im Gefühl ſo empfindſam iſt wie der Spiegel für 5 Atemhauch; und ſo verſchwenderiſch im Sich— erſchenken wie der Frühling und die Amſel im Singen Es wird auch in der— Ehe Reibung ge⸗ ben. Weil ſie doch Leben iſt. Aber kein— Zerreiben! So wie zwei Mühlſteine: die ſich langſam zermalmen; ſondern: wie die leben⸗ dige Reibung zwiſchen Samt und Glas: es ſprin— hen Funken, die neue Liebe zünden. Ehe... Das iſt nichts Ungeheuerliches. Nichts Uebermenſchliches. Iſt nur: wiſſen, wollen und—— lieben! Iſt etwas: um das eine neue Jugend fämpfen wird. Der ülteſte deutſche Flugzeugführer. Graf Alexander Fürſtenſtein, der im 60. Le— bensjahr ſteht, beſuchte vor kurzem die Flieger— ſchule Böblingen und erwarb den A- Schein. Graf Fürſtenſtein dürfte damit der an Jahren älteſte deutſche Flieger ſein. Es ſei hier auch an den engliſchen Sportflieger Richardſon erinnert, der ein deutſches Klemmflugzeug fliegt und bereits 77 Jahre alt iſt und an den iriſchen Staatsmann Sir H. Plunkott, der augenblicklich mit 75 Jahren eine Flugzeugſchule in England beſucht. Grünewald Ausſtellung in Aſchaffenburg. Zur 400jährigen Wiederkehr des Todestages von Matthias Grünewald ſind in Aſchaffenburg verſchiedene Veranſtaltungen vorgeſehen u. a. Grünewald⸗Ausſtellung, die mehr als hundert der beſten Blätter, darunter eine Reihe von Ju⸗ Sndpwerken im Original zeigt. Wien in Zahlen. Nach der für 1928 ſoeben abgeſchloſſenen Sta tiſtik bekennen ſich in Wien von den 1865 780 Ein⸗ wohnern 1518 330 als Katholiken, 89 132 als Proteſtanten, 14911 als Altkatholiken, 201.513 IJs- raeliten, 33 087 als Konfeſſionsloſe und 8807 als Angehörige eines ſonſtigen Glaubens. Seit 1911 ſind rund 130 000 Perſonen aus der katholiſchen Kirche ausgetreten und meiſt konfeſſionslos ge— worden. Nach der Staatsangehörigkeit gibt es in Wien 1632 596 Oeſterreicher und 233 184 Aus⸗ länder, darunter 119595 Tſchechen, 20 765 Un⸗ garn, 40 872 Polen, 15 665 Reichsdeutſche. Inte- reſſant iſt die ſprachliche Zugehörigkeit, darnach ſind 1745 426 Einwohner deutſch, 79 278 tſche⸗ chiſch, 10 922 magyariſch, der Reſt verteilt ſich auf ein Dutzend weitere Nationen. Seit Ende 1928 bis Ende Juni 1929 iſt die Einwohnerzahl Wiens auf 1850 000 zurückgegangen. Was die Berufs⸗ zugehörigkeit der Wiener betrifft, ſo gehören der Land⸗ und Forſtwirtſchaft 13 900, der Induſtrie 809 750, dem Handel und Verkehr 527 430, häus⸗ ſichen Dienſten 101.839, dem öffentlichen Dienſt und freien Berufen 190 868 an. nicht daran, Ich möchte reich ſein. Wem von uns wäre wohl der Stoßſeufzer nicht oft ſchon in den Lippen geſchlüpft:„Wenn ich reich wäte!“ Ein Jeder hat dabei ſeine be⸗ ſonderen Wünſche. Der Vater, die Mutter, wür⸗ den ihr Reichtum der Erziehung der Kinder zugute kommen laſſen. Die Hausfrau würde ihr Heim mit allem möglichen Komfort, mit Luxusgegenſtänden und Kunſtſchätzen ausſtat⸗ ten, das junge Mädchen würde ſich modern und elegant kleiden. Iſt nun der Reichtum unerläß⸗ lich, um den Kindern eine gute Erziehung zu⸗ teil werden zu laſſen: Faſt möchte man ſagen: „Nein!“ Wem die Mittel zu einem koſtſpieligen Studium fehlen, der laſſe ſeinen Sohn einen. anderen Beruf ergreifen. In jedem kann er eine geachtete Stellung einnehmen und zu⸗ frieden und glücklich ſein, in jedem ſich aus- zeichnen und einen Namen verlangen. And du, liebe Hausfrau und Mutter, wenn du keine koſtbare Einrichtung für dein Heim erſchwingen kannſt, ſo ſtehen dir Wege genug offen, es mit geringen Mittel behaglich und ſchön zu geſtalten. Schmücke es mit Blu— men, die du ohne große Mühe am Fenſter ziehen und pflegen kannſt. Rege deine geſchiäͤ— ten Hände in Anfertigung jener anmutigen Zimmerdekorationen, in deren Erfindung unſere Zeit ſo reich iſt und deren Material wenig koſtet. And vor allem, laß Ordnung und Sauberkeit herrſchen, das iſt die ſchönſte Zierde eines Hauſes, die man zudem umſonſt hat. Du wirſt mehr Freude an der Wohnlichkeit und Behaglichkeit deiner netten Häuslichkeit empfinden, die du deinem, Fleiß und deiner. Geſchicklichkeit verdankſt, als die reiche Frau an all den Koſtbarkeiten, die ſie umgeben, und die ſie ſich für ſchweres Geld gekauft hat. Daß überdies nicht allemal das auch ſchon und geſchmackvoll iſt, was mit großen Koſten aufgewogen wird, zeigt ſich oft genug im Leben. Reichtum iſt alſo durchaus nicht notwendig, um das Leben ſchön zu machen. Die Straße. on Hans Schomaker. Man gqagt ihr nichts Gutzes nach. Man denkt ihr Loblieder zu ſingen. Eher ſchimpft man ſie und tut ihr Schmach an. Ich aber liebe ſie. Mag ſie auch grau ſein und kalt und hart, hundertfältiges Leben trägt ſie auf ihrem dienenden Rücken. Stolz und Leid, über⸗ ſchäumende Lebensluſt, Lachen und fröhlichen Tanzſchritt,—— die ſchweigſame Not vieler Herzen. Alles empfängt die Straße und um— fängt es mit kühlen, ſtillen Armen. Eine demütige Dienerin des Menſchen iſt die Straße, zugleich aber beherrſcht ſie ihn bis in die letzte Fiber ſeines Herzens hinein. Sie trägt einen Teil ſeines Weſens in ſich. Sie hat wie er Antlitz und Leben. In jeder Straße lebt ein anderer Rhythmus, jede ſingt andere Mleodien. Es gibt Straßen, breit und behäbig; wuchtig und doch ſanft, überwölbt vom ſchim⸗ mernden Blätterdach altehrwürdiger Bäume. Selten begeht ein Menſchenfuß ſie. Den lauten, anſpruchsvollen Herzen ſind ſie verhaßt. Und es gibt Straßen, ſchmal und ſchmutzig, bald müde, bald grell zornig iſt ihr Takt. Unruhig und ohne Friede ſind dieſe. Und Straßen giht 's, die wie weiße Bänder zwiſchen aufgetürmten Steingiganten glänzen: die glatten Straßen her Großſtadt, die den donnernden Fluß des vilden, raſtloſen Lebens einſaugen und aus— peien, ohne Unterlaß. Jahr um Jahr.— 2 Das Spiel unter der Maske. „ Originalroman von Lola Stein. „„ ee(33. Fortſetzung.) 1 „Ich hätte es auch nie für möglich „Percy? Das iſt doch nicht möglich, Dorothy!“ gehalten, daß er mißtrauiſch oder eiferſüchtig iſt. oder wie man es ſonſt nennen ſoll. Aber es iſt Tatſache, daß er uns geſtern gefolgt iſt. Mit ſeinem Auto Dort hat er vor teſt, fo liebſt du dieſen Bobby doch noch. zu ihm, wenn du ihn liebſt!“ 7 0 Geſellſchaftsſkandalen gelitten, die du ſen Rat?“ „Aber ich habe Percy doch Ich habe dir dieſes Gefühl ja geſtern auch angemerkt. Hab' doch den Mut zur Wahrheit. Bekenne dich ch liebe ihn, aber ich will Lady Carlington werden. Eve, du, die du ſelbſt ſo ſehr unter den dadurch deine ganze Exiſtenz verloren haſt, gibſt mir die— „Ich habe inzwiſchen anders denken gelernt. Man ſoll nicht ohne Liebe heiraten, Dorothy!“ furchtbar gern“, Vem Mlenſchen gleichen die Straßen, jede trägt ein eigenes Antlitz; jede hat ihre eigene gewaltige Sprache. Im Grunde aber iſt eine wie die andere, wie auch die Menſchen im tief⸗ ſten Sinn ihres Seins zuſammengehören und ſich nicht voneinander unterſcheiden hinſichtlich ihres Urſprunges und ihrer Beſtimmung.— Die Straße lebt. urgewaltig wie das des Meeres. betörend iſt der Atem der Straße. Ihre Wun⸗ der ſind unbegreiflich. Zu jeder Stunde iſt ſie eine neue Offenbarung. Ich liebe die Straße. Um der heiligen Ord⸗ nung willen, der ſie dient, liebe ich ſie. Aber ich liebe ſie tiefer und heißer wegen der küh⸗ nen Lebensſeligkeit, die ſie dem ſtarken Herzen verleiht, wegen ihrer großen, geheimnisvollen Schönheit, die den meiſten verborgen dr von wenigen geſchaut wird. Ich liebe die Straße—— 223297 Die Pointe. Anekdoten um die Zeitung und um Journaliſten geſammelt von Archibald. Ein berühmter Journaliſt ſtarb und kam an ö das Himmelstor. Petrus ſteckte den Kopf durch Die Lucke und fragte höflich:„Wer iſt da?“ Der verſtorbene Journaliſt gewohnt, ſeinen Namen hinter einem Pſeudonym zu verſtecken, antwor— tete beſcheiden:„Ein Journaliſt.“ „Hinaus, ſchrie Petrus, Journaliſten kommen nicht in den Himmel!“„Entſchuldigen Sie höf⸗ lichſt“, ſagte der Abgewiſene und kletterte die Treppe zur Hölle hinunter. Aber ſelbſt der Teu— fel, der ſonſt vor niemandem Angſt hat, kroch fauchend in die hinterſte Ecke und lehnte ebenfalls das Aufnahmegeſuch ab, mit der Begründung, ſogar für die Hölle ſeien Zeitungsleute zu ſchlecht Da ſetzte ſich der müde Journaliſt mitten auf die Treppe zwiſchen Himmel und Hölle. Er dachte lange nach. Dann gründete er eine Zeitung. Und hatte eine Woche ſpäter Preſſekarten für Him⸗ mel und Hölle. * Als die berühmte Wagnerſängerin Roſa Sucher vom Publikum bis zur Tobſucht gefeiert wurde, mahnte ein Kritiker frei nach Friedrich Schiller: „Und der Menſch vergöttere die Sucher nicht!“ * Der Chefredakteur des Matin. Bunau-Varilla, haßte die Fliegen. Jedes Jahr veranſtaltete er in ſeiner Zeitung einen Feldzeug gegen die läſtigen Inſekten zu deren Vertilgung er die Leſer auf— forderte. Als er eines Tages mit dem Politiker Henry de Jouvenel ſpeiſte, verſchluckte dieſer eine Fliege. Jouvenel fluchte.„Großartig, ſagte Bu— nau⸗Varilla, ich freue mich ſtets, wenn einem die— ſer widerlichen Bieſter ein Unglück zuſtößt.“ * Einſt leitete der berühmte Komponiſt Max Re⸗ ger in Altona ein Konzert, in dem ein Geiger ein Konzert von Beethoven vortrug. Ein Kriti⸗ ker rügte nun eine Stelle, in der der Geiger eine lange Kadenz einfügte, und fragte, wie habe Re⸗ ger es dulden können, daß in einem Werke von Beethoven eine ſo lange und unbedeutende Kan denz, wahrſcheinlich vom Geiger ſelbſt hineinkom⸗ poniert, geſpielt wurde. Reger las die Kritik, ging an den Fernſprecher und ließ ſich mit dem Kri⸗ tiker verbinden.„Hier iſt Ludwig v. Beethoven“, ſo meldete er ſich und fuhr fort:„Ich wollte Ih⸗ nen nur ſagen, daß die geſtern im Konzert ge⸗ ſpielte Kadenz wirklich von mir iſt!“ a1 g Um einen großen Schauſpieler ſtritten ſich einſt zwei Theater, ſagen wir einmal das Leſſing⸗ theater und die Komödie. Eine Redaktion rief in der Wohnung des Schauſpielers an und fragte ſeine Frau, die ans Telefon kam ob er ſich ſchon entſchieden habe, wo er ſpiele.„Jawohl, antwor— tte ſie aber ich kann Ihnen keine Auskunft ge⸗ en.“ Die Redaktion darauf:„Aber wir möchten ener „Wenn die kün ſehr merkwürdig, Miß Miller. Sie mir bitte das alles erklären?“ in die ſeinen. Und dieſes Leben iſt ſo Wild und Am Dienstag erseheint unsere Sylvester⸗ Ausgabe mit Glückwunsch⸗ Anxeiger. Versäumen Sie nieht, frühzeitig Ihre Anzeige aufzugeben. Die Sache doch sofort mittetlemr- Antwort:„Ich kann es um keinen Preis der Welt ſagen. Mein Mann. wird ſonſt entſetzlich böſe ſein.“ Die Re⸗ daktion hinwiederum:„Vielleicht ſagt er es uns ſelber.“ Die Frau:„Das glaube ich nicht. Es ſoll unbedingt geheim bleiben. Aber wenn Sie wollen, ſo rufen Sie ihn doch an.“ Die Redaktion:„Wo iſt er denn?“ Die Frau:„Auf der Probe in der Komödie.“ *. 5 Edgar Wallace, der bekannte Verfaſſer von Kriminalromanen. der jährlich phantaſtiſche Sum⸗ men an ſeinen Büchern verdient, wurde einmal von einem unbekannten Journaliſten interviewt Der Reporter ſtellte mehrere Fragen, die der Schriftſteller auch beantwortete. Zum Schluß fragte der Journaliſt etwas indiskret:„Können Sie mir nicht verraten, wie hoch Ihr Jabresein⸗ kommen iſt?? Da betrachtete Wallace den Neu⸗ gierigen mit mißtrauiſchen Blicken und ſagte: „Nun möchte ich noch wiſſen, ob Sie von einer Zeitung oder von einem Finanzamt kommend“ de Eine kleine ungariſche Zeitung brachte neuli . 0 5 uli folgenden Nachruf auf einen ſoeb en heſchſ ebene Bürger der Stadt:„Herr Högedy hat viel in einem Leben gelitten. Er war Abonnent unſerer Zeitung von ihrer erſten Nummer an.“ Aus Nah und Fern Bergzabern, 27. Dez. Schweres Auto⸗ unglück. Ein ſchweres Autounglück ereig⸗ nete ſich vergangene Nacht kurz nach 12 Uhr auf der abſchüſſigen Straße zwiſchen Ingen⸗ heim und Nieder⸗Horbach! Der der Bellheimer Bier⸗Niederlage in Bergzabern gehörige Liefer⸗ wagen kam anſcheinend infolge zu ſchneller Fahrt ins Schleudern, wurde gegen einen Baum geworfen und flog, ſich überſchlagend, einige Meter ins Feld. Von den acht auf dem Wagen ſitzenden Perſonen wurde eine getötet, der Führer des Wagens ſchwer verletzt and ein dritter Fahrgaſt leichter verwundet. Der Ge⸗ tötete iſt dern 19 Jahre alte Karl Emmler bon Heuchelheim. Nierenhofen, 27. Dez. Jagd nach einer wildgewordenen Kuh. Eine auf dem Dortmunder Viehmarkt gekaufte hochtragende Kuh ſollte vom Bahnhof Hattingen nach Linden-Dahl⸗ hauſen gebracht werden. Kaum war das Tier im Freien, als es dem Treiber ausrückte, gegen einen Laſtwagen rannte, ohne jedoch ernſtlich Schaden zun nehmen, und dann den entgegenge⸗ ſetzten Weg-einſchlug Einmal hatte der Treiber das Tier wieder am Strick. es zerriß ihn aber wieder unde ſchleifte den Mann mit ſich, ſodaß er ſchwere Verletzungen erliti. Auf der Straße nach Homberg wurde ein dem Tiere entgegentretender Mann auf die Hörner genommen und übel zuge⸗ richtet, ſodaß er einen Zahnarzt aufſuchen mußte. Einem Hattinger Gemüſehändler wäre es bald ebenſo ergangen, wenn er nicht in eine in der Nähe gelegene Ziegelei geflüchtet wäre. Vier Stunden dauerte die Jagd, die fchließlich mit der Gefangennahme der Kuh im Stalle eines hieſigen Landwirts endete. Lady Carlington allein in Ihrer Begleitung ein Feſt beſucht, und Sie ſtehlen ſich von dieſem Ball fort, um mehr als zwei Stunden mit einem Herrn in einem Auto zu verbringen, ſo dünkt mich dieſes Benehmen Da ſcheint mir eine grobe Pflichtverletzung vorzuliegen. Wollen Evelyn ſchwieg und ſtarrte mit ſchmerzverzo⸗ genem Geſicht vor ſich hin. Da war der Mann plötzlich an ihrer Seite, packte ihr Hände, riß ſie Sie konnte wohl Dorothy ſtürzen, den, verzweifelten Augen ſah, wandte ſie ſich von Percy Carlington ab und ſchwieg. 4 Was hätte ſie auch ſagen ſollen? Dorothy preisgeben, di eſie bei ihrer alten Freundſchaft, vor allem bei ihrem Dankbarkeitsempfinden ge⸗ packt hatte? Dorothy verraten? Und dann? Ge⸗ ſtehen, daß ſie ſelbſt nur in Lüge, in Heuchelei und Betrug hier gelebt, daß ſie nicht Grace Miller, daß ſie Evelyn Catlin war? Würde Per⸗ chval Carlington ſich nicht angeekelt von ihr wenden, wenn er die ganze Wahrheit erfuhr?— wenn ſie (Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) ziſt er nach London gefahren. dem Hotel gewartet, hat uns kommen ſehen und iſt auf ſeinem Wartepoſten geblieben. So hat er gemerkt, daß eine von uns ſpäter den Ball ver⸗ ließ und zu einem Mann in ein wartendes Auto ſtieg. Er iſt dem Wagen gefolgt and hat ihn wie⸗ der bis vor das Hotel begleitet. Das alles hat er mir auf den Kopf zugeſagt. Leugnen war zweck⸗ los. Aber als er mich anklagte, wußte ich mir in meiner Angſt keinen anderen Rat, als dich preis⸗ zugeben, Eve! Nun darfſt du mich nicht Lügen ſtrafen.“ 1 50 Evelyn erwiderte tonlos.„Es iſt entſetzlich, was du getan haſt, Dorothy!“ 0 „Nimm es nicht ſo tragiſch, Eve! Du biſt doch schließlich keinem Menſchen Rechenſchaft ſchuldig. Biſt ein freier Menſch. Während ich“ „Dorothy, du haſt unſere Freundſchaft in ei⸗ mer unerhörten Weiſe mißbraucht. Weil du mit dieſer Möglichkeit rechneteſt, wählteſt du die gleichen Koſtüme.“ 1 bie Rein, ich ſchwöre dir, mit dieſer Möglichkeit rechnete ich nicht! Dieſe Tat habe ich dem kühlen, reſervierten Perey nie zugetraut. Viel eher dachte ſch, daß meine Schwiegermutter mir vielleicht eine Spionin auf das Feſt nachſchicken würde und wollte für dieſen Fall geſichert ſein. Eve, ſieh nicht ſo ſtarr vor dich hin. Sag mir, daß du mir belfen, mich nicht verraten willſt!“ 55 „Dorothy, wenn du dich mit Bobby Milligan treffen und deinen Verlobten hintergehen konn⸗ rief Dorothy weinend aus.„Ich will ſeine Frau werden, will keinen Eklat drei Tage vor der Ver— lobung! Ich mag nicht die hinausgeworfene Braut ſein und will dieſen hochmütigen Frauen keinen Triumph über mich und kein Schauſpiel gönnen! Eve, liebe, liebe Eve, wenn du je Freundſchaft für mich empfunden haſt, hilf mir! Denke daran, wie dankbar du mir warſt, wie ſehr du gewünſcht haſt, es mir irgendwie beweiſen zu können. Nun haſt du eine herrliche Gelegenheit dazu. Sei großmütig, Eve, gib mich nicht preis.“ „Wenn du mich an das erinnerſt, was du für mich getan haſt, Dorothy, kann ich ja nicht an⸗ ders, als dir beiſtehen.“ „Ich verlange ja auch nicht ſo Schlimmes von dir, Eve. Ach, es klopft. Mein Gott, wer kommt? Eve, liebe Eve, laß mich nicht im Stich!“ Es war Percaval Carlington, der eintrat. „Sie hier, Dorothy? Lady Jane ſucht Sie. Wollen Sie ſich freundlichſt zu ihr bemühen?— Ich hätte gern zwei Worte mit Miß Miller ge⸗ ſprochen.“ Mit einem flehenden Blick auf Evelyn ver⸗ ließ Dorothy den Raum. „Wollen Sie mir eine Erklärung für Ihr Verhalten in der geſtrigen Nacht geben, Miß Miller?“ „Ich wüßte nicht, ſeit wann ich Ihnen Re⸗ chenſchaft ſchuldig wäre über mein Tun und EE tee, Laſſen, Lord Carlington?“ 2: T „Miß Grace! Sagen Sie mir die Wahrheit!. Nicht Sie verließen das Feſt! Es war Dorothy?“ „Lord Carlington!“ „Sagen Sie es mir, und ich will Ihnen glau⸗ ben! Geſtehen Sie mir Dorothys Schuld, und noch heute löſe ich dieſe Verlobung, die ja doch kein Glück werden wird. Grace, ſprechen Sie!— Ich beſchwöre Sie, ſagen Sie mir die Wahrheit! 15 blieben auf dem Feſt, und Dorothy verließ es 55 1588 „Sie ſind wahnſinnig, Lord Carlington! Ich habe Ihnen nichts zu geſtehen. Ich habe Miß Baſſetts Erklärung nichs hinzuzufügen.“ Er ließ ihre Hände frei. Er hatte in höchſter Ekſtaſe geſprochen, jetzt folgte plötzliche Ernüch⸗ terung. Er verſetzte ſchroff: „So geben Sie alſo Ihre Pflichtverletzung zu, Miß Miller?“ „Wenn Sie mein Verhalten als Pflichtver⸗ letzung auffaſſen, Lord Carlington... „Ich wüßte keinen anderen Ausdruck dafür.“ „Dann bleibt mir nicht anderes übrig, als die notwendigen Konſequenzen zu ziehen und meine Stellung bei Miß Baſſett aufzugeben.“ Der Mann erſchrack. Noch einmal kam ein flehender Klang in ſeine Stimme: „Grace,“ bat er,„Grace! Haben Sie mir wirklich nichts anderes zu ſagen?“ Aber in dieſem Augenblick betrat Dorothy wieder das Zimmer, und als Evelyn ihre betteln⸗ 77 5 n 2 J 5 ſprach, niemals aber ſich ſelbſt nützen. Mit einem langen Blick auf ſie verließ Car⸗ lington den Raum. Dorothy aber ſtürzte auf die Freundin zu, packte ihre Hände, fragte mit ganz tonloſer Stimme: „Haſt du zu mir gehalten, Eve? Haſt du mich gerettet?“. Evelyn nickte ſtumm. Dorothy ſeufzte erlöſt auf. N eee ib a Mee „Ich danke dir, Eve.“ e eee „Laß das. Ich muß nun gehen, Dorothy, Gol⸗ den Air verlaſſen. Cord Carlington hat es mir nahegelegt.“ Zu Evelyn Verwunderung widerſprach Do⸗ rothy nicht. Sie nickte nur traurig. g„Es iſt auch beſſer ſo, Eve. Aus vielen Grün⸗ en.“ eee „Aus anderen Gründen auch noch?“ ö C „Dieſer allein genügt ja ſchon. Du würdeſt nicht mehr angeſehen ſein auf Golden Air. Aber — es iſt noch mehr geſchehen. Ich ſchäme mich, es dir zu offenbaren, aber ich muß es tun. Als Bobby mich heute Nacht nach dir fragte— ja, Eve, er iſt Detektiv der Newyorker Polizei und in deines Vaters Auftrag nach Europa gekom- men, um dich ausfindig zu machen— habe ich ihm zwar nicht geſagt, wer und wo du biſt, aber ohne Ueberlegung leichtfertig und ſchlecht ge⸗ 4 N daß er dir vielleicht näher ſei, als er enke. 1 1 ortſetzunag folgt) 50 täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 75 k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Teanpuste 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin. Geſchäftsſtelle Rathausſtr. r Neueſte Telegramme Perſonenauto in den Rhein geſtürzt. Emmerich, 30. Dez. In der Nacht zum ö Sonntag ſauſte ein mit fünf Perſonen beſetztes Mietsauto in voller Fahrt am Hafenkopf die ſteile Böſchung hinunter, prallte dort gegen eine Mauer und ſtürzte in den Rhein, allerdings an zeiner ſeichten Stelle, ſodaß das Auto noch aus dem Waſſer herausragte. Der Zollbeamte Arndt und ein Fräulein Baumann konnten nur als Leichen geborgen werden, während zwei weitere Inſaſſen mit le⸗ Bensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus geſchafft wurden. Der Fahrer wurde nur leicht verletzt. . Politiſche Schlägereien. Berlin, 30. Dez. Nach Beendigung mehre⸗ rer Zuſammenkünfte der Nationalſozialiſtiſchen Wartei kam es am Sonntag abend zu teilweiſe erbitterten Schlägereien mit Kommuniſten. In (Tempelhof wurde der jährige Nationalſozialiſt Bartoll durch Meſſerſtiche in den Hals lebensge⸗ fährlich verletzt. Der Täter und einer ſeiner Helfer wurden verhaftet. In der Tauroggener Straße wurde bei einer Schlägerei zwiſchen Nationalſozialiſten und Mit⸗ gliedern der antifaſchiſtiſchen Jugend ein Lokal vollſtündig demoliert. Es ſielen auch mehrere Schüſſe, Drei Perſonen wurden verletzt. Von 19 Feſtgenommenen wurden 14 dem Polizeipräſi⸗ dium zugeführt. Am Heinrich⸗Platz wurden Sonntag nachmit⸗ tag ſechs uniformierte Nationalſozialiſten von zehn Kommuniſten überfallen. Ein National⸗ ſozialiſt erlitt Geſichtsverletzungen. Zwei Perſo⸗ nen wurden ſiſtiert. Verſtimmung London⸗Moskau Die engliſch⸗ ruſſiſchen Beziehungen, die eben erſt durch die Wiederaufnahme der Be⸗ ziehungen wieder normal geſtaltet wurden, haben eine neue Verſchlechterung erfahren. Drei Tage nach der Ankunft des neuernannten engliſchen Votſchafters Sir Esman Ovey in Moskau unternahm, wie gemeldet wird, die G. P. U. eine umfangreiche Nazzia, die ich direkt gegen England richtete und nicht anders als provokatoriſch bezeichnet werden launn. Das Opfer war die Lena⸗Goldfield⸗Co. die Inhaberin der bekannten Goldkonzeſſion am Lena⸗Fluß in Sibirien. Zwiſchenfall beim Fußball⸗Städtekampf Paris Rom. Paris. 30. Dez. Bei dem Fußball⸗Städte⸗ wettkampf Paris Rom, der am Sonntag im [Buffalo⸗Stadion ſtattfand, kam es zu einer Un⸗ becang des Spieles. Etwa 200 unter dem Publikum befindliche Kommuniſten ſtimmten beim Einzug der römiſchen Fußballmannſchaft in das Stadion, der unter dem Faſchiſtengruß erfolgte. ein Pfeifkonzert und die Internationale an. Das löſte bei dem übrigen Publikum eine Gegenkundgebung aus, die in dem Ruf Ausdruck fand:„Hier wird Sport getrieben und keine Politik!“ Polizei wurde aufgeboten, um ein Ausarten des Zwiſchenfalles zu verhüten. Zwei Manife⸗ ſtanten wurden verhaftet.— Der italieniſche Botſchafter war durch den italieniſchen Marine⸗ Attache vertreten, der in Zipilkleidung dem Fuß⸗ Fallſpiel beiwohnte. 88 Schwerer Schiſfszuſammenſtoß Samburg, 29. Dez. Im Köhlbrand, der zie Nordelbe mit der Südelbe verbindet, wurde heute mittag der Dampfer„Cartagena“ von dem entgegenkommenden engliſchen Dampfer„Royſton“ gerammt und ſchwer be⸗ ſſchädigt. Der Steven des engliſchen Dampfers riß der„Cartagena“ die Seite bis an die Waſſerlinie auf. Der Engländer erlitt durch den Zuſammenſtoß ſchwere Beſchädigungen am Vorſchiff; der Steven wurde mehrfach gebrochen und aufgerollt. Menſchenleben ſind, ſoweit bisher bekannt, nicht zu beklagen. Der Mate⸗ 27272 ͤ TTT!!! Nr. 301 e e 5 eee ntag, eee (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Zeitung Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Nfg. bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Amerikas neuer Botſchafter Newyork, 29. Dez. Senator Frederie M. Sackett iſt zum Botſchafter der Vereinig⸗ ten Staaten in Berlin beſtimmt worden. Er iſt ſeit 1925 republikaniſcher Senator für Ken— tuky, von Beruf Rechtsanwalt und war frü⸗ her u. a. Präſident des Board of Trade in Louisville ſowie Direktor der Zweigſtelle der Federal Reſerve Bank in Louisville. In Berliner politiſchen Kreiſen war man überraſcht, daß eine im diplomatiſchen Dienſt bisher noch gar nicht hervorgetretene Perſönlich— keit mit dem Berliner Botſchafterpoſten betraut wird. Man hatte als Kandidaten verſchiedene dip lomatiſche Vertreter der Vereinigten Staaten genannt. Da der neuernannte Botſchafter Sak— kett den Ruf eines hervorragenden Finanzſach— verſtändigen genießt und dem Präſidenten Hoo— ver durch ſeine perſönliche Freundſchaft dieſe Fähigkeiten bekannt waren, haben wahrſcheinlich gerade dieſe Geſichtspunkte bei ſeiner Wahl den Ausſchlag gegeben. Auf amerikaniſcher Seite dürfte bei dee Betrauung Sacketts mit dem Ber— liner Botſchafterpoſten die Sonderſtellung, die die Vereinigten Staaten durch den Abſchluß eines eigenen Abkommens mit Deutſchland in der Reparationsfrage zum Ausdruck gebracht haben, eine Rolle geſpielt haben. Man wollte einen Mann haben, der die Fähigkeit ſelbſtändi⸗ ger Entſcheidung in den wirtſchaftlichen Fragen beſitzt. 3 Deutſch⸗amerikaniſches Ablommen Berlin, 29. Dez. Die Verhandlungen über das Sonderabkommen zwiſchen Deutſch⸗ land und den Vereinigten Stanten wurden geſtern durch Miniſterialbirektar Dr. Ritter und Herrn Wilſon erfolgreich abgeſchloſſen. Nach dem am 28. Dezember vereinbarten deutſch-amerikaniſchen Abkommen zahlt Deutſch— land die nach dem Sachverſtändigenplan vom 7. Juni 1929 den Vereinigten Staaten von Amerika zuſtehenden Annuitäten nicht an die Bank für den internationalen Zahlungsausgleich, ſondern unmittelbar an die amerikaniſche Regierung. Aus den deutſchen Zahlungen werden zwei Arten amerikaniſcher Anſprüche befriedigt: Diejenigen Anſprüche, die durch die Deutſch-Amerikaniſche Gemiſchte Kommiſſion feſtgeſetzt werden, und die amerikaniſche Forderung für rückſtändige Beſat— zungskoſten. Das Abkommen ſchließ ſich eng an die Form der zwiſchen den Vereinigten. Staaten und anderen Mächten beſtehenden Schuldenab— kommen an. Die Priorität für die Dawesanleihe von 1924 bleibt gewahrt. Da Deuiſchland nach dem Poungplan nicht Schuldnerland der einzel nen Mächte, ſondern der Geſamthen: der Gläu— bigermächte iſt, muß bei den bevorſtehenden Ver handlungen im Haag berückſichtigt werden, daß die amerikaniſche Annuität au et Die deut— Abkommen zur bigermächte bringen. ſt, nachdem Kenntnis Die formelle Unterzeichnu der Reichstag und der a Kongreß ihre Zuſtimmung erteilt haben Abkommen wird gleichzeitig mit den Abmachungen mit den anderen Glöubigerſtaaten über den PYoungplan in Kraft treten., Großfeuer im Duisburger Hafen— Kircheneinſturz in dortmun' ter im Kanal Duisburg, 29. Dez. Sonntag morgen gegen 10 Uhr brach im Duisburger Vinnen⸗ hafen ein Großfeuer aus, das mit raſender Geſchwindigkeit um ſich griff. Das ſechsſtöckige Lagergebäude der Speditionsfirma Koch u. Co., das mit großen Futtervorräten gefüllt war, ſtand in kurzer Zeit in hellen Flam⸗ men und zehn Feuerwehrzüge waren balb zur Stelle, außerdem wurden lt.„N. B. L.“ mehrere Feuerlöſchboote eingeſetzt, die große Waſſer⸗ maſſen gegen das brennende Gebäude und die umliegenden Lagerräume ſchleuderten. Nach und nach ſtürzten ſämtliche Stockwerke des brennenden Gebäubes ein. Es waren große Anſtrengungen erforderlich, um eine weitere Ausdehnung des Feuers zu verhüten. Der Schaden, der durch das Feuer angerichtet wurde iſt, ſoweit bis jetzt überſehen werden kann, be⸗ trächtlich. Allein das Lagerhaus ſtellt einen Wert von etwa 400 000 Mark dar, ſo daß der Geſamtſchaden wenigſtens auf eine Million Mark geſchätzt wird. Die Feuerwehr war noch in den Abendstunden mit mehreren Schlauch⸗ leitungen am Brandort tätig. Die Polizei mußte umfangreiche Abſperrungen vornehmen, da die noch ſtehenden Umfaſſungsmauern des Gebäudes in jedem drohen. c. Dortmund, 29. Dez. In Dortmund hat ein orkanartiger Sturm, der am Sonntag über Weſtdeutſchland hinwegbrauſte, ſchweren Schaden angerichtet. Gegen Mittag ſtürzte die im Bau begriffene Kirche der Petri⸗Nicolai⸗ Gemeinde infolge des Sturmes ein. Der Kir⸗ chenbau, der aus Eiſenbeton ausgeführt wird, war bereits bis zur Höhe von 30 Metern ge⸗ diehen. Man hatte gerade damit begonnen, die Holzverſchalungen der ſeitlichen Tragpfeiler und die Deckenverſchalungen mit Beton auszu⸗ gießen. Der Nohbau des Kirchenſchiffes mit⸗ ſamt dem Chor iſt wie ein Kartenhaus zuſam⸗ rialſchaden iſt ſehr groß. Während der engliſche⸗=mengeſtürzt und bildet einen wüſten Trümmer⸗ Dampfer nach Hamburg zurückgebrach! wurde, iſt die„Cartagena“ in den Hamburger Hafen geſchleyyvt worden. 3 hauſen. Nur die Nohkonſtruktion der Tauf⸗ kapelle und der Sakriſtei blieben unverſehrt. Der Schaden wird auf 50⸗ bis 60 000 Mark geſchätzt. Menſchenleben ſind nicht zu beklagen, da die Arbeit am Sonntag ruhte. *** Köln, 29. Dez. In Köln wurde die Feuer⸗ mehr insgeſamt 61 mal zu Hilfeleiſtungen bei Kamineinſtürzen, Kaminbränden und ſonſtigen Sturmſchäden, zur Beſeitigung von Verkehrs⸗ hinderniſſen durch entwurzelte Bäume uſw. alarmiert. In Düſſeldorf wurde die Weih⸗ nachtsdekoration des Warenhauſes Tietz vom Sturm heruntergeriſſen, wobei ein Paſſant er⸗ heblich verletzt wurde; er mußte ins Kranken⸗ haus gebracht werden. Schupo ſperrte in wei⸗ tem Umkreis den ganzen Häuſerblock und die Feuerwehr mußte ſämtliche Dekorationen von dem Hauſe herunternehmen, um weiteren Schaden zu verhüten. Der Verkehr im Zentrum Düſſeldorfs wurde dadurch längere Zeit ſtark behindert. * Paris, 29. Dez. Heute nacht iſt wiederum ein heftiger Sturm an der franzöſiſchen Kanal⸗ küſte ausgebrochen, der zahlreiche Verheerun⸗ gen anrichtete. Im Hafen von Le Havre warf der Sturm auf der Mole, an der die großen Ueberſeedampfer anlegen, einen 10 000⸗Ton⸗ nenkranen um. Die ſchweren Eiſenmaſſen ſie⸗ len auf das Deck des Schleppdampfers„Abelle“ und brachten ihn ſofort zum Sinken. Drei wachthabende Matroſen ſind dabei ertrunken. Der Luftverkehr der engliſchen Linie zwi⸗ ſchen London und Paris wurde heute wegen des herrſchenden Sturmes eingeſtellt. Auch der Dampferverkehr zwiſchen Bonlogne und Folke⸗ ſtone iſt unterbrochen. In Mancheſter iſt ein kleines Einfamilien⸗ haus eingeſtürzt, wobei zmei Perſonen getötet und vier verletzt wurden. Das deutſche Motor⸗ ſchiff„Hermione“ iſt Sonntag früh bei ſchwe⸗ rem Wetter vor Margate in Seenot geraten. Das Nettungsboot von Margate hat die Mann⸗ ſchaft übernommen und an Land gebracht. Verſchiedene Schleppdampfer ſind ausgelau⸗ ſen, um das treibende Wrack zu bergen. 1 8 Wa. eee Außzenpolitiſche Jakrezumſchau Enttäuſchungen und Hoffnungen.— Deutſchland im Ringen der Mächte.— Kriſen überall.— 1930 das Schickſalsjahr. * Zehn Jahre Verſailles! Dieſer tieftraurige Gedenklag im alten Jahre brachte uns noch einmal in Erinnerung all das Schwere, Bittere, das uns ein unbarmherziges Schickſal nach dem verlorenen Kriege aufzwang. Und Verſailles iſt auch der An— fangs⸗ und Ausgangspunkt unſerer ganzen Außenpolitik wieder geweſen. Gleichzeitig aber können wir mit großer Genugtuung feſtſtellen. daß wir ein Stück vorwärts gekommen ſind, daß ein Teil der Leiden von uns genommen wurde, daß wir ſeſteren Boden unter den Füßen haben. Pariſer Sachverſtändigenkommiſſion— Poung⸗ plan— Haag— das ſind Meilenſteine, denen wir folgen mußten, um ein neues Stück auf dem Wege zur Freiheit zurücklegen zu können. Vor ungeheuren Schwierigkeiten ſtanden wir zu Be⸗ ginn des alten Jahres. Unſere Wirtſchaft lag am Boden, unſere Zahlungsfähigkeit war er⸗ ſchöpft, alles drängte zu einer Reviſion unſererf Zahlungsverpflichtungen. Allerdings hatte noch kurz zuvor der Reparationsagent einen ſehr opti— miſtiſchen Bericht über die deutſche Wirtſchafts⸗ lage veröffentlicht, welcher dann auch die Aufgabe unſerer Sachverſtändigen in Paris erſchwerte. Mühſam mußte den Vertretern der Gläubi⸗ gerſtaaten Stück für Stück abgerungen werden. obwohl dieſe ſelbſt einſahen, daß Deutſchland ge⸗ holſen werden mußte, daß eine ſolche Hilfe auch im Jntereſſe jener Staaten ſelbſt lag. Aber im— mer noch wehte durch die Verhandlungen der unerbittliche Geiſt von Verſailles. Nach wochen⸗ langem, an die Nervenkraft die höchſten Anſprüche ſtellenden Ringen kam dann der noch immer heiß umſtrittene Moung⸗Plan zuſtande. Seine Einzelheiten ſind bekannt. Das ſteht feſt: auch er bürdet uns noch ungeheure La⸗ ſten auf, die zu tragen wir nur in der Lage ſein werden, wenn unſere Wirtſchaft und unſere Fi— nanzen geſund ſind. Auch dieſer neue Plan trägt ſchon alle Merkmale einer baldig notwendig wer— denden Reviſion in ſich. Nach den Sachverſtändigen ſprachen die Po- litiker im Haag. Noch einmal ein heißes Rin— gen. Frankreich vor allem bereitete die allergröß— ten Schwierigkeiten. Aber auch England zeigte ſich unerbittlich. Wir ſtanden im Haag ſo ziem— lich einer geſchloſſenen Front der Gläubiger— mächte gegenüber. Daher konnte uns das Reſul— tat dieſer Konferenz keineswegs befriedigen. Zu⸗ viele Fragen blieben ungelöſt. Wir denken an die Verhandlungen, die im Anſchluß an den, Haag notwendig wurden, Verhandlunge. über— die vorzeitige Rückgabe des Saatlandes an; Deutſchland, über die Liquidationen deutſchen Eigentums in England, Polen. über die Eiſen⸗ bahn, über die Schaffung der Internationalen! Bank, der ſogenannten Reparationsbank. Sie ſind noch nicht alle abgeſchloſſen. Vieles bleibt dem neuen Jahre vorbehalten. Bei allen Kon— ferenzen haben wir ſchöne Friedensreden gehört, aber in der Praxis fühlen wir doch noch die alte Machtpolitik, mußten erkennen, daß trotz aller ge— genteiligen Beteuerungen vielfach die eite Auf— faſſung noch beſteht von den„Siegern und Be- ſiegten“. Daher kamen wir auch nicht vorwärts in dem Bau der wirklichen und dauernden Frie- densgrundlage, welche Vorausſetzung iſt ſür die von uns erſtrebte Neuſchaffung friedlicher Ver— hältniſſe zwiſchen den Weltmächten, für die ver⸗ ſtändnisvolle Zuſammenarbeit beſonders auf wirtſchaftlichem Gebiete. Mit einem ganzen Bündel ſchwerer Aufgaben tritt unſere Außenpolitik in das neue Jahr ein. Es wird das Jahr der größten Entſcheidung ſein, nicht nur für Deutſchland, nein, für die ganze Welt. Schon im Januar werden drei große Tagungen abgehalten, von denen es ausſchließlich abhängt, ob die noch immer unter den Folgen des Welt⸗ krieges ſeuſzenden und gequälten Völker die Sicherung eines wahren allgemeinen Friedens erleben können oder nicht. Und ſo wird der Ja⸗ nuar zu einem hiſtoriſchen Monat werden. 1 Erſt kommen wir zur N Haager Schluſtkonferens. Es iſt aber noch nicht beſtimmt, ob es wirklich eine Schlußkonferenz ſein kann. Die Ausſichten für Deutſchland ſind alles andere als güneig. Wir werden in der neuen Konferenz wieder un⸗ ter einem ſehr ſtarken Drucke ſtehen, es wird hart gekämpft werden müſſen und es wäre verfrüht, ſchon heute zu ſagen, daß Deutſchland im Haag ſein endgültiges Ja ſprechen könnte. Die Zwi⸗ ſchenverhandlungen, von denen wir vorhin ſpra⸗ 1 4 1 J 1 1 1 * 1 chen, haben uns ſchon gezeigt, daß beſonders, Frankreich immer noch beſtrebt iſt, dem Poung⸗ Plan eine gewiſſe machtpolitiſche Auslegung zu, geben, welche für uns dann unmöglich ſein würde. Wir ſind bereits in Paris bis zur Grenze des überhaupt Erträglichen gegangen. Wir haben unſerer Wirtſchaft Laſten zugemutet, unter den en ſie in kurzer Zeit ſchon zuſammen⸗ brechen kann wenn es nicht gelingen ſollte, auf der Schlutzlonſerenz alle die Sicherungen zu ſchaffen, weſche uns in den Stand ſetzen, wenig⸗ ſtens mit ehrlichem Wollen den Verſuch zur Er— „füllung zu machen. Gewiß wollen wir nicht verkennen, daß der Noung⸗Plan gegenüber dem alten Zahlungsplan uns große Vorteile brachte. Wir haben eine be⸗ ſtimmte ungehemmte Souveränität wieder er— langt, ſahen für die zweite Zone bereits die längſt erſehnte Befreiung kommen, haben die Ge⸗ wißheit, daß im neuen Jahr auch das übrige noch beſetzte Gebiet die goldene Freiheit erlangen wird. Und doch wäre nichts verkehrter, als den Neung-Plan über die Maßen zu loben oder ihn ale Allheilmittel anzuſehen, nach welchem wir unbedingt greifen müſſen Alles wird von den neuen Entſcheidungen im Monat Januar im Haag abhängen. Unſer Weg iſt vorgezeichnet, unſer Wille klar, unſer Ziel unverrückbar. Un⸗ ſere Pflicht iſt es nun. die deutſche Regierung ſo zu ſtärken, ihr das notwendige Vertrauen entge genzubringen, daß ſie auch in der Lage iſt, im Haag dem Widerſtand der Mächte gegenüber ſich zu behaupten und die Porteile für unſer Vol! und Reich aus den Verhandlungen herauszu holen, von denen es abhängen wird, ob wir un ſer Ja oder ob wir ein Nein ſprechen müſſen. Nun die beiden anderen Konferenzen. De intereſſiert uns rück- und vorwärtsſchauend be ſonders die e See-Abrüſtungskonſerenz in London. Sie iſt von größter Bedeutung für die weiter Geſtaltung nicht nur der europäiſchen, ſonder der ganzen Weltverhältniſſe. Aber auch hier ſind die Ausſichten vorläufig abſolut nicht günſtig Wir dürfen nicht vergeſſen, daß im alten Jahre einige bedeutende Aenderungen in den Regie— rungsverhältniſſen beſtimmter Staaten eingetre— ten ſind. So hat Frankreich den Sturz des Ka⸗ binetts Poincare erlebt, ihm folgte das ſoge- nannte Konferenzkabinett Briand. Auch dieſes war nur von kurzer Lebensdauer. Und heute iſt das Kabinett Tardieu am Ruder, allerdings blieb Briand Außenminiſter. Wir haben auch hier ganz beſonders darauf hinzuweiſen, daß Briand wohl ſtets ſeine große Friedensliebe beteuert, daß er immer von der notwendigen Verſtändi⸗ gung unter den Völkern ſpricht. Aber auf allen Konferenzen bislang hat er noch nie ſeinen Wor⸗ ten die Taten folgen laſſen, ſodaß wir geneigt ſind, anzunehmen, er würde eine ſolche Verſtän⸗ digung nur auf Koſten Deutſchlands und ſuchen. In England iſt heute die Labourparty am Ruder. Anfangs ſah es ſo aus, als könnte dieſer Umſchwung in den engliſchen inneswvolitiſchen Verhältniſſen für Deutſchland günſtig ſein. Doch ſchon in der erſten Konferenz im Haag, dann bei den Viquidations⸗ b verhandlumaen haben wir die betrübliche Tatſache feſtſtellen müſſen, daß auch die engliſche Arbei— terregierung nicht gewillt iſt, das Recht vor die Gewalt zu ſtellen und ihrerſeits alles zu tun, um den Frieden zwiſchen den Staaten und unter den Völkern zu fördern. Es bliebe noch Polen. mit dem wir in einem heftigen Kampfe wegen der ſogenannten Oſt-Reparationen ſtehen. Wir haben ihm gegenüber gerade ein Maß von Ent⸗ gegenkommen gezeigt, das mit Recht in weiten Kreiſen unſeres Volkes nicht mehr verſtanden wurde. Denn Polen iſt und bleibt ein unehr— licher Vertragspartner, wie uns ſein Verhalten nach dem Abſchluß des Liquidationsabkommens mit aller Deutlichkeit beweiſt. Gewiß haben wir dafür auch in der Außen— n —— Das Spiel unter der Maske. ö Driginalroman von Lola Stein. (34. Fortſetzung.) So du haſt unſere Freundſchaf „Dorothy! verraten!“ „Ein Verrat war es nicht, Eve!“ g „Ich nenne es ſo. Und dann von mir ver- langt „Du willſt deine Worte doch nun nicht rück⸗ gängig machen? wollen! Du haßt mir weg wollteſt, für dich iſt Einmal muß es ja ſein.“ „Laß mich dir helfen, Eve, gib mir die Mög⸗ „Ich habe heute nur meine Schuld der Dankbarkeit begli⸗ lichkeit, mich dir dankbar zu zeigen“. Aber Evelyn ſchüttelte den Kopf. chen, Dorothy. Jetzt ſind wir quitt.“ Ein Diener kam und rief Mis Baſſett wiede⸗ rum zu Lady Jane. Ueber das Vorkommnis die⸗ ſer Nacht herrſchte große Aufregung auf Gol⸗ den Air. „Wir ſprechen ſpäter noch einmal“, murmelte Dorothy, ehe ſie ging. Evelyn aber wollte ſie nicht wiederſehen. Sie begann, in fliegender Haſt ihre Koffer zu packen. „Fortl' dachte ſie, nur fort!“ Und erinnerte ſich, wie ſie vor kurzer Zeit aus ihres Vaters Haus geflohen war. Auch in Haſt und in Heimlichkeit, ſo wie ſie heute Golden Air verlaſſen wollte. Wenige Minuten ſpäter kam John Baſſett zu ihr. Er war ſehr erregt. „Dorothy ſchickt mich. Sie ſorgt ſich um Sie, Miß Miller. Wollen Sie uns denn wirklich we⸗ gen dieſes unliebſamen Vorfalls verlaſſen?“ ſoll. wünſchen Du willſt mich doch nicht ins Unglück ſtürzen, Eve? Das kannſt du nicht tun t ſchon lange geſagt, daß du von es ſchließlich ja gleich, ob es heute geſchieht oder in vier Wochen.“ „Ja, es iſt gleich, ob ich heute gehe oder ſpäter. Der Sonderzug des Vizekönigs, deſſen Speiſe wagen bei dem Attentat zertrümmert wurde. Im Kreis Lord Irwin, Vizekönig von Indien. Auf den Sonderzug des Vizekönigs von In dien, wurde in der Nähe von Neu-Delhi ein Attentat verſucht. wurde. Die Attentäter hatten zwiſchen zwei Schwellen eine Bombe gelegt und beim afſteren des Zuges zur Exploſion gebracht, wo durch der Speiſewagen des Zuges zertrümmert 111111111—— politik einige Kichtpuntte. Einmal iſt es der in Kraft getretene Kellogg-Pakt, der die Aechtung des Krieges allgemein bringen In engem Zuſammenhang damit ſteht das engliſch⸗amerikaniſche Bemühen, in der Frage wenigſtens der Flotten-Abrüſtung etwas Ganzes zu ſchaffen, die„Freiheit der Meere“ zu ſichern. Daher auch die See-Abrüſtungskonferenz. Hier zeigen ſich jedoch bereits die größten Schwierigkeiten. Die übrigen Seemächte, vor allem Frankreich und Japan, ſind nicht gewillt, irgendwie nachzugeben. Außerdem liegt Frank— reich im Kampfe mit Italien wegen der von ihm geforderten Flottenparität. Und während nun Amerika in London erreichen will, daß die Abrü⸗ ſtung auch wirklich beſchloſſen und durchgeführt wird, beabſichtigt Frankreich, ſich Zugeſtändniſſe bei der Seeabrüſtung wieder bezahlen zu laſſen durch Zugeſtändniſſe der anderen Mächte auf dem Gebiete der Landabrüſtung. Und das iſt der weſentlichſte Kernpunkt der Londoner Konferenz, der gerade das vollſte deutſche Intereſſe bean- ſprucht. Nicht vergeſſen dürfen wir bei unſerer Jah— resſchau die Tätigkeit des Völkerbundes. Viel Erfreuliches hat ſie nicht gebracht. Die alten Streitigkeiten über die Minderheiten-Frage, über die Abrüſtung, über den wirtſchaftlichen Zuſam— menſchluß der Länder wurden nicht beendet, ſie gehen vielmehr mit ins neue Fahr. Wir ſehen, daß manches Mühen im alten Jahre erfolgreich war, daß aber Hoffnungen mit Hemmungen abwechſelten, Erfolge mit Mißerſol⸗ gen, daß die größte Frage der weltpolitiſchen Ge⸗ ſtaltung, die der Schaffung eines Dauerfriedens unter den Völkern, bei dem es in der Tat keine Sieger und keine Beſiegten geben darf, völlig in der Schwebe bleibt. Vielleicht bringt ſchon der Januar 1930 hier eine Entſcheidung. Und wir wolle hoffen, eine Entſcheidung im guten Sinne, weir er Deutſche mit dem ehrlichſten Herzen ſeit zehn Jahren an dieſem Friedensproblem ar⸗ beiten und gewillt ſind, der Menſchheit den wah⸗ ren und gerechten Frieden auf Erden mit ſchafſen zu helfen. Ia N n „Man hat es mir nahegelegt, und ich wäre wohl auch ſonſt gegangen.“ „Es hat keinen Zweck, Sie hier zu halten, das ſeh ich ein. eee W Miß Miller?“ „Sie ſind ſehr gütig, Miſter Baſſett, aber ich verſtehe nicht, wie Sie das meinen?“ „Ich möchte nicht, Weile für Sie ſorgen, Miß Miller. können wir bald in London einmal zuſammen⸗ kommen. Ich möchte Sie ſo gern in meinem Le⸗ ben behalten, Miß Miller... „Nicht weiter, Miſter Baſſett.“ ßen könnten, meine Frau zu Dorothy erſt verheiratet iſt, was ich will!“ Sie mich vor dieſe Frage ſtellen, nicht ſein.“ 1 1 „Ihr Herz iſt nicht frei, Miß Miller?“ Sie nickte ſtumm. ich gar nicht recht glauben wollte“, m. traurig. Und Evelyn widerſprach ihm nicht rufen laſſen. Aber vielleicht darf ich Ihnen bei Regelung Ihrer nächſten Zukunft behilflich ſein, daß Sie ſich jetzt. ſofort eine neue Stellung ſuchen. Laſſen Sie mich eine Vielleicht „Ich wollte Ihnen nichts anbieten, was Sie verletzen könnte, Miß Grace. Ich wollte mich nur hier und heute nicht offen ausſprechen. Aber ich habe oft daran gedacht, ob Sie ſich wohl entſchlie⸗ werden? Wenn habe ich keinerlei Rückſichten mehr auf ſie zu nehmen, kann tun, Evelyn war gerührt und ein wenig erheitert. In all ihrem dumpfen Schmerz mußte ſie laͤcheln. „Ich danke Ihnen ſehr, Miſter Baſſett. Daß nachdem Sie heute ſo wenig Schönes von mir gehört haben, rechne ich es Ihnen ſehr hoch an. Aber es kann „Alſo doch dieſer Mann im Wagen, an den meinte er Dann kam noch der Abſchied von Lady Silvia, der ſchwer für Evelyn war. Die Ludi hatte ſie „Man hat mir Dinge von Zonen berichtet, Miß Grace, die ſich häßlich aahören and die ich in dieſer Form gar nicht recht grauben mag. Und Miſter Baſſett, f Deutſches Reich Zuſammenſchluß des Chriſtlichen Volksdienſte; und der Chriſtlich⸗Sozialen Reichsvereinigung wtb. Berlin, 28. Dez.(Radio.) In gemein ſamer Sitzung haben heute Vertreter des Chriſtlichen Volksdienſtes und der Chriſtlich⸗ Sozialen Reichsvereinigung aus ganz Deutſch⸗ land den Zuſammenſchluß beider Bewegungen unter dem Namen„Chriſtlich-Sozialer Volks- dienſt“ beſchloſſen. Der Reichsvorſtand ſetzt ſich aus den Herren Bauſch, Mitglied des Württ. Landtags, Hartwig, M. d. R., Hülſer, M. 9 N., Klieſch, M. d. preuß. Landtags, Kling, M. d wärtt. Landtags und Sinzendörffer zuſammen Am heutigen Abend tritt die neue Vereinigung mit einer Kundgebung im Herrenhaus en die Oeffentlichkeit, in der eine programmatiſche Erklärung erlaſſen wird. Geheimrat D. Hermann Scholz geſtorben. wtb. Verlin, 28. Dez.(Radio.) Geheimrat D. Hermann Scholz, der frühere Geiſtliche den St. Marienkirche und jetzige Präſident des evangeliſchen Bundes, iſt heute vormittag im 77. Lebensjahre entſchlafen. Schweres Betriebsunglück. Hamburg, 28. Dez.(Radio.) In Ottenſen wurden heute vier Arbeiter beim Einſetzen eines neuen Schleiſſteines in eine Schleifmaſchine ſchwer verletzt. Kurz nach Inbetriebnahme der Maſchine ſprang der Stein auseinander, wobei die Schutzvorrichtung der Maſchine losgeriſſen wurde. Von den abfliegenden Steinſtücken wur— den vier Arbeiter getroffen. Sie trugen ſo ſchwere innere und äußere Verletzungen davon, daß ſie ins Krankenhaus übergeführt werden mußten. Einer der Verletzten ſtarb ſchon auf dem Trans- hort. W ele 5 N DDr a* rr N nun ſagt man mir, daß Sie uns verlaſſen wol⸗ len. Können Sie mir den Vorgang der letzten Nacht nicht erklären, Miß Grare? Vielleicht habe ich Verſtändnis für Ihre Tat, wenn Sie ſelbſt ſie mir erzählen. Vielleicht brauchen wir beide uns nicht zu trennen?“ Evelyn ſchwieg. Was hätte ſie ſagen, was er⸗ klären ſollen? Wieder wollte die Wahrheit über ihr Lippen ſpringen, die ganze Wahrheit. Daß ſie ſich für Dorothy opferte und daß ſie icht Miß Miller war. Was aber würde dann ſein? Un⸗ ausdenkbare Folgen haben? Sie var ſo verzwei⸗ felt und unruhig, ſie wußte nicht mehr, was ſie tun ſollte. Da fragte die weiche, wundervolle Frauenſtimme wieder: „Haben Sie mir nichts zu ſagen, Miß Grace?“ „Nein, Mylady, nichts, was Sie nicht ſchon wüßten.“ Sie ſah auf, blickte in die großen Augen Lady Silvias, die forſchend auf ihr ruhten. Am liebſten hätte ſie ſich ihr zu Füßen geworfen oder in ihre Arme. Aber ſie mußte ſich bezwingen. Dorothy... Und Perey Carlington, Frau ſie werden wollte um jeden Preis. Sie ſelbſt hatte ſchon viel Böſes und Niewiedergutzu⸗ machendes angerichtet in ihrem jungen Leben, daß ſie es als ihre Pflicht empfand, nicht veue Ver⸗ wirrung, nicht neues Unglück über andere Men⸗ ſchen zu bringen. Sie trat auf Lady Silvia zu und küßte ihre blaſſe Leidenshand. „Leben Sie wohl, Mylady, und gaben Sie Dank für Ihre große Güte“. Eine halbe Stunde ſpäter Schloß Golden Air. verließ Evelyn 20 Heute iſt Dorothys Verlobungstag!' Es war dieſer eine Gedanke, es war dieſer eine Satz, der ſich mit entſetzlicher Schmerzhaftigkeit in 5 lons Hirn und Herz eingefreſſen batte und nicht zu verbannen war. deſſen ihr den Betrug, die Lüge verzieh Aus aller Welt Vergiftungen in einem ſpaniſchen Irrenhaus. Paris, 28. Dez.(Radio.) Wie das Jour⸗ nal aus Madrid berichtet, ſind in einem Irren⸗ haus nach dem Genuß von Wein zahlreiche Perſonen erkrankt. Zwei Krankenwärter und zwei Anſtaltsinſaſſen ſind bereits geſtorben. 15 weitere befinden ſich in bedenklichem Zu⸗ ſtande. Die Anterſuchung hat ergeben, daß ein Angeſtellter der Anſtalt eine arſenikhaltige Flüſſigkeit in den Wein geſchütdet hatte. n Fabrikbrand. witb. Königsberg, 28. Dez. MNadio.) Seit heute früh 7 Uhr ſtehen die Fabrikations⸗ rüume der Oſtpreußiſchen Holzwerkſtätten A.⸗G. in Wickbold bei Königsberg in hellen Flam⸗ men. Das Feuer deſſen Urſprung noch nicht geklärt iſt, hat die Fabrik, die frühere Braue⸗ rei Wickbold in ihrer ganzen Ausdehnung er⸗ faßt. Der Brand war um 11 Uhr vorm. noch nicht gelöſcht. Verbrannt ſind bereits außer wertvollen Vorräten etwa 200 Fahrräder der Firma Dinn und Co. Die Fabrik beſchüftigte in der Regel 250— 300 Arbeiter. Grubenunglück. wib. Taft(Kalifornien), 28. Dez.(Radio). Auf einer Grube der Standard Oil Compag⸗ ny wurden durch in Brand geratenes Gas vier Arbeiter getötet und zwei verletzt. Familientragödie. wtb Hamburg. 28. Dez. Als heute früh der Schleuſenwärter des Schleuſenhäuschens am Broocktor Bergander abgelöſt werden ſollte, wur⸗ den er und ſeine Ehefrau in dem Wartehäuschen am Fußboden liegend erſchoſſen aufgefunden. Die gjährige Tochter lag beſinnungslos auf dem Bett mit einer ſchweren Verletzung durch einen Schläfenſchuß. Sie ſtarb bald nach der Einliefe⸗ rung ins Krankenhaus. Die Beweggründe der Tat ſind noch unbekannt. Neues Land am Südpol. web Oſlo, 28. Dez. Der Fliegerkapitän Niiſer Larſen von der Norwegia⸗Expedition teilt mit, daß er zuſammen mit Kapitän Lüt⸗ zow⸗Holm im Haakon 8 Meer im Südpolarge⸗ biet zwiſchen Coatsland und Enderbyland neues Land entdeckt hat, das ſie für Norwegen in Beſitz genommen haben. Die beiden Flieger verließen die Norwegia im Flugzeug und gin⸗ gen auf einer offenen Stelle im Waſſer nieder. hierauf begaben ſie ſich auf Skiern an Land, hißten die norwegiſche Flagge und ogen dann zum Schiff zurück. Geſtändnis des Mörders Heinrich. Kempten(Allgäu). 28. Dez. Der unter den Verdacht, den Landwirt Becherer von Frauenzel ermordet zu haben, verhaftete Dienſtknecht Joſeſ Heinrich hat nunmehr ein Geſtändnis abgelegt Er will die Tat zuſammen mit einem Unbekann— ten begangen haben. Zunächſt habe er ausge⸗ kundſchaftet, daß Becherer Milchgeld abgeholt habe. Dann habe er ihn nachts aus der Woh nung gelockt mit der Angabe, daß im Walde ein Motorrad ſtehe; er ſolle raſch zur Reparatur ommen. Die tödlichen Schüſſe ſeien von dem Unbekannten abgegeben worden. Gemeinſam mit dieſem habe er die Taſchen des Toten nach Geld durchſucht. Becherer hatte aber das Milch— geld vor ſeinem Fortgang verwahrt Von dem Verbleib der Uhr will Heinrich nichts wiſſen. Es wurde feſtgeſtellt, daß Heinrich das Jags. gewehr, mit dem die Tat ausgeführ: wurde, eine Woche vorher in einer Wirtſchaft en Urlau ge⸗ ſtohlen hatte. Sie ſtand am Fenſter ihres kleinen Zimmer in einem Berliner Penſionat und ſtarrte auf die Mauern, die Dächer der Nachbarhäuſer und hin⸗ unter in den trübſeligen Hof. In einem Schloß war ſie aufgewachſen, auch nach ihrer Verwandlung in eine Grace Mille: hatte ſie in einem Schloß gelebt. Der Kontraſl zwiſchen ihrem bisherigen und jetzigen Daſein war unheimlich groß. Aber das war es nicht, was Evelyn unbeſchreiblich quälte, es war viel⸗ mehr die immer wiederkehrende, die bis zum Irrſinn treibende Vorſtellung: Heute iſt Doro⸗ thys Verlobungstag!! Sie hätte dieſe Verlobung vor wenigen Tagen verhindern können. Ein einziges Wort hätte es ſte gekoſtet. Percy Carlington hätte ihr geglaubt. Seine Worte an jenem furchtbaren Tage auf Golden Air, ſeine Stimme, ſeine Augen, alles war ein einziges Flehen an Evelyn geweſen: Sag, daß du es biſt, wie ich dich bis heute geſe⸗ hen habe, ſag, daß es Dorothy war und nicht du, die mich enttäuſchte'. Er hätte das Bündnis ge⸗ löſt, wenn er die Wahrheit erfahren. Was aber wäre dann geweſen? Würde der Herr von Golden Air, würde Lord Carlington eine Grace Miller ohne Vermögen, ohne Anſehen zu ſeiner Frau gemacht haben? Seine Augen, ſeine Stimme hatten dieſes Verſprechen enthal⸗ ten. Vielleicht hätte ſeine Liebe zu ihr, um die ſie ja ſeit langem zu wiſſen glauhte, ihn über alle Vernunftsgründe, über alle Standes vorur⸗ teile, über alle Hinderniſſe hinweg in ihre Arme geführt. In Grace Millers Arme. Wie aber wäre es geweſen, wenn er dann erfahren hätte, daß Grace Miller in Wahrheit Evelyn Catlin war, die er verachtete, die er beinahe 7 Nie, das fühlte Evelyn ſehr deutli en. Sie wäre ihr Geſtändnis der Wahrheit nicht glückli⸗ er geworden, ſie hätte nur Dorothy mitgezogen us Unglück. 191 7 d ö(Jortſetzung folgt.) g wird in Rheinheſſen das Liter „hätte er Zum 80. Geburtsta Cornelius Gurk 1 Geheimrat Dr. ing.„ c. Cornelius Gurlitt, der bekannte Dresdener Architekt und Kunſthiſto⸗ riker, der langjährige Präſident des Bundes Deutſcher Architekten, begeht am 1. Jauugr ſei⸗ 2 1080 nen 80. Geburtstag. Ueberall bedrüngtes Auslandsdeutſchtum Raub des Deutſchen Hauſes in Cilli. Ein lehrreiches Beiſpiel ſür die Art, wie an den Sprachgrenzen gekämpft wird, wie zähe ſich das Deutſchtum ſeiner Haut wehrt und welche Mittel dazu angewandt werden, um es zu be— kämpfen, liefert das Urteil des oberſten Gerichts- hofes Südſlaviens, durch das das heißumſtrit— tene Deutſche Haus in Cilli endgültig den Deut— ſchen entriſſen und den Slowenen zugeſprochen wird. Das Urteil iſt nunmehr dem Deutſchen Schulverein Südmark in Graz zugeſtellt worden. In einer Erklärung gibt der Deutſche Schulver— ein Südmark ſeiner Entrüſtung über dieſen Ur— teilsſpruch Ausdruck, namentlich über die Be⸗ gründung, die dieſem beigeſügt wird. Es wäre wohl in keinem anderen Staat möglich geweſen. ſo heißt es, den Raub damit zu begründen,„die Südmark habe nicht bewieſen. daß ſie im Jahre 1920 dieſelbe ſei wie 1889. Sie habe aher ſei— nen Rechtsanſpruch auf das Deutſche Haus.“ Es ſei aber im Laufe des Prozeſſes, ſo heißt es in der Erklärung weiter, niemals die Identität der Südmark angezweifelt worden. Jetzt könne na⸗ türlich nicht der Nachweis geführt werden, da die letzte Inſtanz geſprochen habe. Die Erklärung ſchließt mit den Worten: Es gibt keinen Appell gegen dieſe unerhörte, den Tatſachen ins Geſicht ſchlagende Feſtſtellung:„Das Recht wird gebeugt, das Vertrauen zu Südſlavien untergraben, aber die Hauptſache. der Raub an dem Deutſchtum bleibt in Kraft.“ Aus Nah und Jern Ludwigshafen, 28. Dez Belrunkene Franzoſen beläſtigen Deulſche. Am 25. Dezember 1929, abends gegen 5 Uhr, wurde., wie jetzt bekannt wird, in der Kaiſerallee in Zud⸗ wigshafen in der Nähe der franzöſiſchen Kaſerne eine deutſche Frau von zwei franzöſiſchen Solda— ten beläſtigt. Einer der Soldaten hu ſie bedroht. indem er ihr das Seitengewehr auf die Bruſt gte, außerdem wurde ſie beſchimpft. Sie war mit zwei Kindern von fünf Jahren und 19 Mo naten auf dem Wege von ihrem Garten hinter dem Licht-, Luſt⸗ und Sonnenbad nach der Stadt Den Soldaten hat ſie zu ihrem Vorgehen durck ihr Verhalten keinerlei Anlaß gegeben. Pie So“ baten, die beide angetrunken waren, hatten zuve. einen jungen Mann beſchimpft, mit Steinen nach ihm geworfen und verfolgt. Außerdem wurde ein älteres Ehepaar mit zwei Kindern, das um fragliche Zeit durch die Kaiſerallee in Richtung Mundenheim ging, ebenfalls durch die Soldaten beſchimpft. Auf ſofortige Anzeige bei der Poli⸗ zei konnten noch am gleichen Abend die zwei Sol⸗ daten durch die franzöſiſche Gendarmerie feſtge⸗ nommen werden. Koblenz, 28. Dez. Ein impo ſanter Bau aus der Römerzeit. Ein impoſantes Werk römiſcher Baukunſt wurde in Koblenz bei Arbei⸗ ten unter der St Florinslirche freigelegt. Man ſtieß auf große Mauerwerke. Bei Fortſetzung der Arbeiten konnte man in ein Zimmer vordringen, das einen geradezu großartigen Anblick gewährte. Die Wände waren reich verziert. Blumenge— mälde, Blattguirlanden. Oliven- und Lorbeer⸗ zweige ſchmückten eine Wand. Eine andere zeigte auf ebenholzfarbenem Grunde Thyrſusſtäbe, Pompejaniſches Rot leuchtete dem Beſchauer von der dritten Wand entgegen und die vierte Wand iſt in gelblichem Grundton gehalten. Zwei Wandniſchen, in denen früher Altäre ſtanden, ſind mit Freskomalereien geſchmückt. Allem Anſchein nach iſt das Prunkgebäude vor langer Zeit einem Brande zum Opfer gefallen. Brandüberreſte und Holzkohlen laſſen wenigſtens darauf ſchließen Oppenheim, 28. Dez. Winzernot. Die Hoffnungen, die die rheinheſſiſchen— und zum allergrößten Teile alle deutſchen— Winzer auf die Folgen der guten 1929er Ernte ſetzten, ſind zunichte geworden. Die Weinpreiſe liegen noch immer weit unter den Geſtehungskoſten. Wenn neulich auf einer Verſteigerung für eine Flaſche Nackenheimer Rothenberg 46 Mark bezahlt wur⸗ en, was einem Preiſe für ein Halbſtück(600 Li⸗ ter) von 37000 Mark entſpricht, ſo iſt das eine ſeltene Ausnahme, der Preis ein Liebhaberpreis, der zu keinen Rückſchlüſſen»uf die allgemeine Lage im Weinbau führen darf. Im Durchſchnitt Wein nicht ein⸗ mal mit 50 Pfg. bezahlt, wie es eine Tülle dn Verkäufen, teils Notverkäufen, in der letzten Zeit beweiſt. Auch das vor Weihnachten leicht angeregte Weingeſchäft vermag in der Geſamt⸗ lage des Weinbaues nichts zu ändern. Sie bleibt n bitter traurig wie bisher. Wozu dieſe Zwietracht? Ein kommuniſtiſches Nundſchreiben 0 wtb. Hamburg, 28. Dez.(Radio.) Der Demokratiſche„Hamburger Anzeiger“ will in den Beſitz eines von Obuch gezeichneten ver⸗ traulichen Originalrundſchreibens der kommu⸗ niſtiſchen Parteizentrale in Berlin gelangt ſein, in dem neue Richtlinien des Zentralkomitees bekanntgegeben werden. 5 Die Richtlinien verlangen Abkehr von jeder innerpolitiſchen Debatte. Die Erregung unter der werktätigen Bevölkerung, insbeſon⸗ Gegen den„Erbfeind“ Fr 1 dere unter den Erwerbsloſen, ſei zu ſteigern. Zu steigern ſei weiter die allmähliche demo⸗ raliſierende und verhetzende Agitation unter den Angehörigen der Reichswehr und der Polizei. „Die Richtlinien“, heißt es abſchließend, „beweiſen, daß für uns die Zeit der Proteſte und der bloßen Oppoſition vorüber und die Tage zum Handeln gekommen find.“ Nkreichs neues Gehrproeram: Umfangreiche Nüſtungen zu Waſſer und zu Lande— Schut 1 nahmen an der franzöſiſchen Oſtgrenze hutzmaß wib. Paris, 28. Dez.(Radio.) Die Kammer hat heute vormittag einen Geſetzentwurf ange— nommen, der die Durchführung eines erſten Tei— les des für die nächſten 5 Jahre vorgeſehenen i Flottenbauprogramms enthält. Es handelt ſich für 1930 um den Bau von einem Kreuzer, 6 Torpedobootszerſtörern, 6 Unterſeebooten erſter Klaſſe, einem Unterſee— minenleger, 2 leichten Aviſos für den Auslands- dienſt und ein Minenſuchboot. Für 1930-34 ſind insgeſamt 1267 228 000 Franks für den Flot— tenbau und für die Schaffung der notwendigen Munition und ſonſtigen Vorräte vorgeſehen In der Debatte wies der Berichterſtauer darauf hin, daß man anſtelle des Baues eines Kreuzers den Bau eines 20000 Tonnen großen Panzer kreuzers vorſehe mit Rückſicht auf den ſtarken deutſchen Kreuzer. daß man jedoch den Bau des geplanten 2000 Tonnenkreuzers um ein Jahr verſchieben wolle. Die Kammer begann alsdann die Beratung des Geſetzentwurfes, der die Ausführung der erſten Arbeiten zur Befeſtigung der franzöſiſchen Oſtgrenze vorſieht. Es handelt ſich im ganzen um 2000 000 000 Franks, zu denen 400 Millionen Franks für die Verteidigung gegen Luftangriffe hinzukommen. Die beiden Kredite ſollen im kom— menden Budgetjahr in Höhe von zunächſt einer Milliarde verwandt werden und zwar 750 Mil- lionen für Pionierarbeiten und 250 Millionen für die Artillerie. Der Berichterſtatter erklärte, daß die Durch— führung des Befeſtigungsprojektes angeſichts der eventuellen Räumung der Rheinlande notwendig ſei. Der Berichterſtatter des Heeresausſchuſſes ging davon aus, daß Frankreich in der Lage ſein müſſe, gleich in der erſten Stunde mit ciner relativ ſchwa— chen Deckungstruppe jeden feindlichen Einbruch auf franzöſiſches Gebiet zuückzuweiſen. Bei den neuen Beſeſtigungswerken iſt alles vor— geſehen, um die Beſatzung vor den ſtärkſten Gra— naten und Gaſen zu ſchützen. Entſprechende Ver— ſuche haben gute Ergebniſſe gezeitigt. Der ſoz. Abgeordnete Burtin kritiſierte die Kredite für dieſe Befeſtigungswerke, da der Krieg der Zukunft durch Flugzeuge und Giſtgaſe auf das ganze Land ausgedehnt wird. Der Vorſitzende des Heeresausſchuſſes erklärte, daß die Befeſti— gungsarbeiten gerade im Hinblick auf die Abwehr von Flugzeugangriffen ausgeführt werden ſollen. Die Annäherungspolitik und die Politik der An— legung von Beſeſtigungswerken an den Grenzen ergänzten einander und ſeien eng miteinander verknüpft. Frankreich müſſe, wenn es Deutſch— land die Hände reiche, in voller Sicherheit da— ſtehen. Zur Mordtat in Marxzell „ Etttingen, 27. Dez. Die gerichtliche Leichen— öffnung des erſchoſſenen Braun hat ergeben, daß ein Schuß die Leber getroffen und die inneren Organe zerriſſen hat. Dieſe Verletzungen führ— ten auch den Tod herbei. e An der Mordſtelle wurde das geöffnete Ta— ſcheumeſſer mit Hirſchhorngriff gefunden. das Braun gehörte, der ſich damit offenbar zur Wehr geſetze hat bevor er den tödlichen Schuß erhielt. Der Hut des Ermordeten wurde immer noch nicht gefunden. Die Staatsanwaltſchaft ſetzt für deſſen Beibringung eine Belohnung aus. N Umbau des engliſchen Luftſchiffes 101. witb. London, 28. f Dez. Radio) nicht allzu langer Zeit fertig Das vor geſtellte Lurchiff Am Südpol vermißt. wtb. Oslo, 28. Dez. Der dem z. Zt. im Süd⸗ polarmeer tätigen norwegiſchen Walfiſchfänger „Kosmos“ beigegebene Bordfieger„Leif Lier“ iſt von einem Flug nicht mehr zurückgekehrt und ſeit 40 Stunden überfällig. In ſeiner Begleitung befand ſich der Schiffsarzt des„Kosmos“, Dr. S. Ingvald Schreiner. Etwa 16 Fangdampfer ſind jetzt auf der Suche nach dem Vermißten. Die Reeder der„Kosmos“ haben außerdem den bekanntlich zur Zeit im Südpolargebiet tätigen Forſcher und Flieger Byrd telegraphiſch um ſeine Unterſtützung erſucht. Nundfunk⸗ Programm Frankfurt. Dienstag, 31. Dezember. 06.30 Uhr: Wetterdienſt, Morgengymnaſtik; 12.00: Börſen⸗, Nachrichten-, Wetter- und Waſ⸗ ſerſtandsdienſt; 12.55: Nauener geitzeichen; 13.15: Werbekonzert(Schallplatten); 13.30: Berlin-Mün⸗ chen(Schallplatten); 15.00: Wirtſchaftsfunk; 15.15: Jugendſtunde; 15.45: Wirtſchaftsfunk; 16.00: Unterhaltungskonzert; Anſchließ.: Wirt⸗ ſchaftsfunk; 18.15: Bücherſtunde; 18.45: Uebertra⸗ gung von Stuttgart; 22.00:„Schier dreißig Jahre ..., Silveſterrevue von Hilarius; 23.00: Bun⸗ ter Abend; 23.50: Neujahrsanſprache; 00.00: Tanzmuſik. Stuttgart. Dienstag, 31. Dezember. 06.30 Uhr: Uebertragung von Frankfurt; 10.00: Schallplattenkonzert; 1.00: Nachrichtendienſt; 12.15: Silveſterkonzert(Schallplatten); 14.30:„Die zwölf Brüder“, eine Silveſterkinderſtunde; 15.30: Frauenſtunde; 16.00: Uebertragung von Frank⸗ furt; 18.00: Wetter⸗ und Landwirtſchaftsdienſt; 18.15: Uebertragung von Freiburg; 1845:„Franz Wilhelm Junghuhn, ein Pionier deutſcher Wiſ⸗ ſenſchaft im Ausland“; 19.15:(eatholiſche Silve⸗ ſterſeier; 20.00: Heitere Einakter; 22.00:„Mit Siebenmeilenſtieſel durch die Silveſternacht“, eine Funkrevue; 23.45: Drei Equale für Poſaunen von Beethoven; 24.00: Glockengeläute; Anſchl.: Cho⸗ ral und Glückwunſch; 00.15: Tanzmuſik des Rundfunkorcheſters. von Mannheim und Amgebung! Lokale Hachrichten Der letzte Sonntag im Jahre 1929 war im allgemeinen in unſerem Ort ruhig. Das Wetter ließ zu wünſchen übrig. Es war am Vormittag ſchon trübe und regneriſch. Der Himmel war mit Regenwolken dicht behangen. Am Nachmittag ſetzte ſtarker Wind ein, es regnete ſtrichweiſe.— Die Sportler hatten wieder ihre Senſation. In Feudenheim lockte ein Großkampf. Es war eine Vorentſcheidung für die Meiſterſchaft und wurde von den„Grünen“ 2:70 gewonnen. Nun dürfte menſchlicher Vorausſicht nach der Meiſter ſicher ſein.— Die Operetten- u. Theater geſellſchaft führte nochmals mantiſche Weihnachtsſchauſpiel„Zwei rote auf und hatte wieder bei dichtbeſetztem Hauſe vollen Erfolg. Die Mitwirkenden zeigten erſtaun— liche theatraliſche Leiſtungen und bewieſen, daß ſie in der Zeit des Beſtehens ſchon recht viel gelernt haben. Die Aufführungen ſind tadellos und das Bühnenbild recht geſchmackvoll. Ein Beſuch dieſer Vorführungen kann immer recht empfohlen werden. — Die Lichtſpielhäuſer waren gut beſucht. Die gebotenen Filme befriedigten die Beſucher in jeder Hinſicht. »Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 2 wegen Verſtoß gegen die Straßenverkehrsordnung und 2 wegen Dieb⸗ ſtahl, darunter 1 Motorrad. Sarraſani bleibt die Seuſation Der gewaltige Erfolg der Sarraſani-Premiere beginnt ſich erſt jetzt richtig auszuwirken. Zu allen Ver— anſtaltungen ſtrömen Tauſende und Abertauſende von Menſchen, die dieſe Senſation des 20. Jahr- hunderts erleben wollen. Danl der günſtigen Eiſen— bahn⸗ und Omnibus verbindungen iſt es jedermann auch aus der weiteſten Umgebung möglich, den größten Zirkus der Welt zu beſuchen. Aber man möge ſich beeilen, denn nur noch wenige Tage kann Sarraſani mit ſeinem heizbaren Winterbau in Mannheim bleiben, da die Berliner Premiere vor— verlegt wurde und zum Aufbau in Berlin ebenfalls wieder 14 Tage benötigt werden. Die Gerüchte, die vor allem immer wieder in der Umgebung aus— geſtreut werden, daß bei Sarraſani faſt ale Vor ſtellungen ausverkauft ſeien und es daher zwecklos wäre, ſich um Karten zu bemühen, ſind völlig aus der Luft gegriffen. Der rieſige Winterbau hat Platz für mehr als 10000 Menſchen. Man ſtelle fich einmal genau vor, was es heißt: 10000 Menſchen in einer Vorſtellung! Für die Beſucher von auswärts können wir beſonders die Nachmit⸗ tagsvorſtellungen, die ja das vollwertige Abendpro⸗ gramm bringen, erwähnen. Dieſe Vorſtellungen beginnen um 3 Uhr und enden um 6 Uhr. Außer⸗ dem genießt man den Vorzug, daß Kinder auf allen Plätzen von 2.20 Mk. aufwärts nur halbe Preiſe zahlen. Die Nachmittagsvorſtellungen finden ſtets Mittwochs Samstags, Sonn- und Feiertags ſtatt. Roſen“ 8 Uhr. und Feiertags von im Kaiſerhof das ro- Das junge Paar nach der Trauung. N In Budapeſt fand die Trauung von„Miß Europa“ Eliſabeth Simon ſtatt, die perſönlich vom Bürgermeiſter der Stadt vollzogen wurde. Der glückliche Gatte iſt der Sohn eines der reich— ſten Textilgroßhändler Ungarns, namens Bram— mer Regelmäßiger Beginn der Abendvorſtellungen halb Die Tier- und Indianerſchau iſt Sonn- 10— 1 Uhr geöffnet. Hier zahlen Erwachſene 1 Mark, Kinder 50 Pfennig. Aber nochmals: Beeilen Sie ſich. Warten Sie nicht zu lange mit dem Beſuch bei Sarraſani, ſonſt iſt es wirklich zu ſpät. Der Wandkalender für das Jahr 1930 liegt unſerer heutigen Ausgabe bei. Möge er viele glückliche und zufriedene Tage für unſere geſchätzten Leſer anzeigen. FFP Uereins⸗Anzeiger l. Radf. P. Eintracht. Dienstag abend halb 9 Uhr im Vereinslokal Mitgliederverſammlung. Nach der Verſammlung gemütliches Beiſammen— ſein(Sylveſterfeier). Um zahlreiches Erſcheinen der Mitglieder bittet Der Vorſtand. Waldſportplatz. Sportvereinigung im größten Verbandsſpiel in Feudenheim mit 2:0 Sieger! 2. M. 2:2, 3. M. 3:2, Privatm.— Waldhof 2:1. Das geſtrige Verbandsſpiel gegen Feudenheim war das entſcheidungsvollſte Spiel der Verbands— runde: ein Sieg bedeutete die Erringung der Meiſterſchaft von Unterbaden! Und die Grünen haben es geſchafft, in einem ſchönen fairen Kampf. Alle elf kämpften mit einer großen Hingabe auf Sieg und man muß ihnen den größten Dank ſagen! Mit dem Wind bis zur Pauſe mit nur einem Tor Vorſprung, glaubte jeder, jetzt wird Viernheim von Feudenheim überfahren, aber: gegen den Wind entwickelten die Grünen einen Eifer, daß ſogar Feudenheim nur vereinzelt über die Mitte kam und nach einem ſchön getretenen Eckball der Ball in größter Not ins eigene Tor der Feuden— heimer geſchoſſen wurde. Damit war das Spiel für Viernheim gewonnen. Noch ſelten ſah man die Grünen ſo kämpfen und man muß ſagen: es iſt die beſte Mannſchaft, die auch den Meiſtertitel mit Recht führen darf. Nun noch 2 Spiele und der Titel iſt wieder errungen! Es lebe Viernheim mit ſeiner ausgezeichneten Vereinigungself! Ein herzliches Proſit Neujahr entbietet die Mannſchaft und Sportleitung all ihren Sportfreunden! Vereins- und Trainingsabende der Sportygg. Amicitia 09 e. V., Waldſportplatz mit eigenem Vereinshaus. An Sylveſter: gemütliches Beiſammenſein im Ver- einslokal. Freitag Abend 8 Uhr: Hallentraining 1. Mann- ſchaft in Sport. Bitte alles pünktl. Erſcheinen. Sonntag, 1. M. Beſuch des Hungaria-(MT) Spieles in Mannheim Stadion. Abfahrt 12,16 Uhr OCG. Allen unſeren Mitgliedern, Freunden u. Anhängern unſerer Sache ein herzl. Proſit Neujahr! Die Sportleitung. Kreis Unterbaden Feudenheim— Viernheim 0˙2 Phönix Mannheim— Käfertal 6.1 Friedrichsfeld— Heddesheim 21 Weinheim— Rheinau 4 1 Tabellenſtand am 22. Dez. Vereine Sp. gew. un. vl. Tore P. Viernheim 180 1 34:10 23 Phönix Mannheim 12 37:15 18 Friedrichsfeld 11 38:16 17 Feudenheim 12 27:16 14 Heddesheim 13 25:24 13 Weinheim 13 31:42 10 Käfertal 11 16:30 1913 Mannheim 12 12:41 Rheinau 13 25:49 e te 2