Neuer Eiſenbahnſrevel bei Braunſchweig wtb Braunſchweig, 3. Jan.(27 dio.) Der achte Fall von Eiſenbahnfrevel in der Nähe von Vraunſchweig wurde geſtern nach⸗ mittag von Streckenbeamten auf der Reichs⸗ bahnlinie Gifhorn—Vraunſchweig fſtgeſtellt. Die Täter haben von einer geraden Brücke zwiſchen den Stationen Querum und Wenden einen Block von 18 mit Zement verbundenen Ziegelſteinen im Gewicht von einem Zentner losgebrochen und ihn auf die Schienen gelegt. Ein von Wenden kommender Zug hat das pindernis etwa 20—30 Meter mitgeſchleift und dann zermalmt, ohne daß Schaden ent— tand. Die Täter haben auch verſucht 2 in der Rähe ſtehende Warnungstafeln aus der Erde zu reißen, was ihnen jedoch wegen der ſtarten Berankerungen nicht gelungen iſt. Ausland Unterredung Briand— Muſſolini. wib Paris, 3. Jan.(Radio.) Nach einer Agenturmeldung aus Rom erklärt man is dortigen autoriſierten Kreiſen, daß Briand and Muſſolini vor Ende des nächſten Monats eine Unterredung und zwar in einer Stadt Ziguriens wabhrſcheinlich Rapallo, haben wer— den. Die zweite Haager Konferenz * Im Haag nahm am Freitag, den 3. Jan. die zweite Konferenz zur endgültigen For⸗ mulierung und Anterzeichnung des Voung⸗ plan⸗Werkes ihren Anfang. Die deutſche Delegation unter Führung des deutſchen Außenminiſters Dr. Curtius traf gegen zehn Uhr im Haag ein. Bald darauf fand die erſte Fühlungnahme zwiſchen den einzelnen Dele⸗ gationen ſtatt, um eine Art Arbeitsprogramm für die Konferenz feſtzulegen, deren offizieller Beginn auf 5 Uhr nachmittags feſtgelegt iſt. In Konferenzkreiſen nimmt man an, daß ſich diesmal die Teilung in eine politiſche und eine Finanzkonferenz erübrigt, da die politiſche Seite der Konferenz durch die bereits in ihren Einzelheiten feſtgelegte Räumung des Rhein⸗ landes grundſätzlich ihre Erledigung gefunden hat. Die noch offen gebliebenen politiſchen Einzelfragen ſind im weſentlichen auch ſchon ſo weit geregelt, vorbereitung durch die Vollverſammlung ihre Endgeſtaltung werden finden können. Der Konſerenz fällt, wie ſchon erwähnt, die und Unterzeich⸗ nung des Poung⸗Plan⸗Werkes ob. Auf der erſten Haager Konferenz iſt der Houngplan mit ſeinen geſetzgeberiſchen Folge— rungen durch die beteiligten grundſätzlich erfolgte Unterzeichnung des Schlußprotokolls findet die einzelnen Regierungen an die pro— tokollariſch feſtgehaltenen Abmachungen. Es blieben aber noch eine Reihe rein organi⸗ atoriſcher, aber auch materieller Fragen offen, die auf dem Wegen von diplomatiſchen oder Kommiſſionsverhandlungen bis zur Schluß— konferenz klar geſtellt werden ſollten. Ferner war es Aufgabe des Juriſtenkomitees, dem geſamten Poung-Plan mit ſeinen Nebenfragen eine vertragsrechtliche Form zu geben. Die erſte Haager Konferenz hinterließ den Eindruck, daß man ſpäteſtens im Verlauf von acht bis zehn Wochen würde zur Schlußkonfe⸗ renz zuſammentreten können, um den Dawes— plan möglichſt ſchon mit dem 1. Oktober durch den Poung⸗-Plan ablöſen zu laſſen. Eine ſolche Beſchleunigung erſchien umſo notwendiger, als das ablaufende Dawesjahr wie auch die Räu— mung des Rheinlandes die Innehaltung eines beſtimmten Termins erforderlich machten. Daraus erklärt ſich auch die Auffaſſung Or. Streſemanns, die finanz-, ſteuer- und wirt⸗ ſchaftspolitiſchen olgerungen mit dem Houng⸗ Plan für die deutſche Innenpolitik erſt nach der Haager Schlußkonferenz zu ziehen. Es traten dann aber unerwartet Verzögerunger ein, die ihren Grund teils in innerpolitiſchen Schwierigkeiten einzelner Länder, teils in der Verhärtung der Materie verſchiedener noch offen gebliebener Fragen hatten. Es zeigte ſich ſehr bald, daß man nicht überall mit den bisher geſchaffenen RNe⸗ gelungen einverſtanden war, daß man vor allem hinſichtlich der Annuitäten eine ſtär⸗ kere Anfangsleiſtung oder zuſätzliche Lei⸗ ſtung wünſchte. n Frankreich machten ſich ſtarte Stromungen egen die Rheinlandräumung geltend; in Ingland ſolche wegen der Sachlieferungs⸗ (bmachungen. Auch die Liquidierung der Ver⸗ angenheit geſtaltete ſich ſchwierig, da man uf Seiten der Alliierten wie auch der kleinen deparationsgläubigermächte unter dieſer Frage i der Hauptſache einen einſeitigen Verzicht eutſchlands auf beſtimmte Liquidationsan⸗ rüche verſtehen wollte. Auch in Deutſchland beſtand keineswegs reſtloſe Befriedigung über den Poungplan, da er die deutſche Leiſtungsfühigkeit zu wenig berückſichtigt, die politiſchen Erleichte⸗ rungen nicht umfaſſend geſtaltet und der Geiſt der Solidarität und Verſtändigung zu wenig klar aus der Geſamttendenz des Vertragswerkes hervortritt. uch der Vorſtoß des Reichsbankpräſidenten ddie die militäriſch-politiſchen Poung⸗Plan * i Ho G 5ſſi 2 8 daß ſie ohne Kommiſſions⸗ auch Frankreich Negierungen 1 97 3 ch angenommen worden. Die damals schacht bedeutet eine Demonſtration gegen ene alliierten Beſtrebungen, die dem Pariſer zachverſtändigenplan eine Auslegung geben nöchten, die weder finanziell noch politiſch vie Jrundgedanken dieſes Planes berückſichtigen. die Aktion Schachts erhielt umſo größere in⸗ ernationale Bedeutung, als er zu den Paxi⸗ er Sachverſtändigen gehörte, die den Plan zufſtellten und den Regierungen zur Annahme empfahlen. Allerdings war die Pariſer Sach⸗ ſeerſtändigenarbeit nicht ein abgeſchloſſenes Zanzes; man hatte eine ganze Reihe von Zunkten offen gelaſſen, die den Regierungen ur Klarſtellung überwieſen wurden, nachdem ch die Sachverſtändigen darüber nicht hatten inig werden können. Die Aktion Schachts richtet ſich gegen das Ergebnis der erſten Haager Ko ferenz und verlangt die Annulierung ihrer Teſchlüſſe und Neuberatung des Pariſer Sachverſtän⸗ digenplans in ſeiner urſprünglichen Faſ⸗ ſung auf der jetzigen Haager Konſerenz. ges iſt ſchon geſagt, daß das Protokoll der often Konferenz für alle Beteiligten bindend iſt, eine Abänderung oder Annulierung alſo nur mit Zuſtimmung ſämtlicher beteiligten Staa⸗ ten möglich wäre. Dieſe Rechtslage muß man ſich vor Augen halten, wenn der Gedanke ziner Annulierung der Beſchlüſſe der erſten Haager Konferenz verſchiedentlich in den Vordergrund gerückt worden iſt. Nach Lage der Dinge iſt keine Ausſicht, daß hierfür die beteiligten Regierungen zu haben ſein würden. Unter Berückſichtigung dieſer Sachlage kann man nur Wunſch und Hoffnung haben, daß es der deutſchen Delegation gelingt, auf der Schlußkonferenz die noch offenen Punkte zu Gunſten Deutſchlands zu erledigen. Dazu ge⸗ hört u. a. auch die Anerkennung des Poung⸗ planes als einheitliches Ganzes ohne Heraus⸗ nahme einzelner Punkte zur Aufſtellung eines beſonderen Abkommens, wie es vor allem vorübergehend von franzöſiſcher Seite erſtrebt worden iſt. Das gilt weiter von der ſogen. Sanktionsfrage. Auch hier waren von franzöſiſcher Seite Be⸗ ſtrebungen im Gange, die Beſtimmungen der Artikel 429 und 430 des Verſailler Vertrages Sanktionen der im Falle deutſchen vorgeſehen, mit in den einzubauen. Die darüber in Paris geführten Verhandlungen ſcheinen aber davon überzeugt zu haben, alliierten Regierungen Zahlungsrückſtandes daß es unzweckmäßig und unlogiſch wäre, den Noung⸗Plan mit politiſchen Strafbeſtim⸗ mungen zu belaſten, nachdem es mit ben Dawesverhandlungen Ziel aller Nepara⸗ tionsintereſſanten war, die Reparations⸗ frage aus der politiſchen Atmoſphäre herauszunehmen. Es darf im übrigen als ſelbſtverſtändlich gelten, daß Deutſchland den Voung⸗Plan mit der Velaſtung mili⸗ täriſch⸗politiſcher Sanktionen als unan⸗ nehmbar betrachten würde. Welchen Verlauf im einzelnen Haager Verhandlungen nehmen werden, iſt nicht im voraus zu beſtimmen. Im großen und ganzen hat man die Hoffnung und wohl auch allſeits den Willen, das große Werk der endgültigen und vollſtändigen Regelung der Reparationsfrage jetzt ſobald wie möglich zum Abſchluß zu bringen. Dabei iſt man ſich vor allem in Deutſchland darüber klar, daß mit der Annahme dieſer Reparationsregelung ſich für Deutſchland nicht nur außenpolitiſche, on— dern weitgehende innenpolitiſche Folgern. ergeben müſſen, die die Mitarbeit aller ſtaars— bejahenden Parteien und aller nationalen Kräfte für deutſchen Aufbau und deutſche Frei— heit verlangen. die jetzigen In glühendem Eiſen verbrannt Schwerer Betriebsunfall auf der Niederrheiniſchen Hütte.— Ein Toter und ein Schwerverletzter. Duisburg, 3. Jan. Ein ſchwerer Betriebsun⸗ fall ereignete ſich am Donnerstag gegen 13.30 Uhr im Hochofenbetrieb der Niederrheiniſchen Hütte. Der 27 Jahre alte Maſchinie Karl Hötzel Ludwig⸗Frank⸗Straße 17, war beauftragt, eine Pfanne mit flüſſigem Eiſen zum Ofen zu brin⸗ gen. Hierbei kam die ſchräg hängende Pfanne gegen ein vorſtehendes T⸗Eiſen und drehte ſich. Flüſſigkeit ergoß ſich zum Teil in den Führer⸗ ſtand und auf die Erde. H. wollte ſich durch Ab⸗ ſpringen retten und ſprang hierbei in die flüſ⸗ ſige Maſſe. Er wurde bis zur Unkenntlich⸗ keit verbrannt. Auch trug der Maſchiniſt Jakob, Hollwärthſtraße 178, ſchwere Verbrennun⸗ gen an beiden Unterſchenkeln davon. Er fand Aufnahme im Marienhoſpital. Kindesmord aus Mitleid Tragödie eines unehelichen Vaters. Berlin, 3. Jan.(Radio.) Mit einer ſchweren Schußwunde in der Herzgegend wurde am Samstag der 27 Jahre alte Arbeiter Nobert Palmer im Warteſaal 3. Klaſſe des Pots⸗ damer Bahnhofes bewußtlos aufgefunden. Am folgenden Sonntag fand man in Rangsdorf auf dem Friedhof die Leiche des 3 Jahre alten Paul Palmer, der Sohn des Arbeiters. Das Kind war erſchoſſen. Der Vater legte fetzt ein umfaſſendes Geſtändnis ab. Der kleine Paul war ſein uneheliches Kind. Er hatte die etraten und ſparte, ſoviel er konnte. In⸗ 19 955 die Mutter des Kindes, ſeine 1 zu 1 a t konn 1 zwiſchen hatte aber die Braut ein zweftes Kind von einem anderen Manne bekommen, Zu allem Unglück wurde Palmer von einem Unfall heimgeſucht, der ihn in der Erwerbs⸗ tätigkeit zunächſt hinderte. Nun faßte er den Entſchluß, aus dem Leben zu ſcheiden. Den kleinen Paul wollte er mitnehmen, weil er ſah, daß ſich niemand recht um das Kind küm⸗ merte, und dasſelbe ſchlecht ernährt wurde. Er erſchoß es, als es vor Schwäche auf ſeinem Arm eingeſchlafen war. Er ſelbſt irrte zunächſt umher und brachte ſich dann die Schußver⸗ letzung bei die aber nicht tötlich wirkte. Vunte Zeitung. Berlins Weihnachtsgänſe. Berlin hat in dieſem Jahre einen Rekord im Verbrauch von Weihnachtsgänſen aufge⸗ ſtellt. Allein aus dem Oder- und Warthebruch ſind nicht weniger als 620 000 Gänſe nach Berlin geliefert worden, die in 600 Mäſtereien gezogen wurden und ein Gewicht von rund 100 Tonnen hatten. Außerdem ſind noch Trans⸗ porte von ruſſiſchen Gefriergänſen eingetrof⸗ fen, wovon durch Beamte der Geſundheitspoli⸗ zei allerdings 30 Waggons beſchlagnahmt wur⸗ den, da das Fleiſch der ruſſiſchen Gefriergänſe ich in einem Zuſtand befand, der bei freiem Verkauf eine Gefahr für die Geſundheit der Bevölkerung bedeutet haben würde. Die zu⸗ ſtändigen deutſchen Inſtanzen wollen n Ruß⸗ land jetzt über eine beſſere Regelung der Gän⸗ ſezufuhr nach Deutſchland verhandeln. Der größte Teil der aus Rußland kommenden Gänſe wird im Freien bei großer Kälte ein⸗ zefroren. Dadurch„erſtickt“ die Gans, wie der Fachausdruck lautet, innerlich, und die Einge⸗ weide und das Fleiſch bekommen einen grün⸗ lichen Schimmer. Januar. Mit dem Januar, dem erſten Monat des neuen Jahres, erreicht im allgemeinen der Winter mit Eis und Schnee ſeinen Höhepunkt. In allen Gegenden lebt der Winterſport auf, die Menſchen tummeln ſich in der klaren, kal⸗ ten Luft und leiſten damit ihrer Geſundheit große Dienſte. Wie der Sommerſport ſoll auch der Winterſport mäßig betrieben werden, nur dann kann er alle Organe des Körpers kräfti⸗ gen. Der Januar(Jänner) iſt nach dem römi⸗ ſchen Sonnengott Janus benannt, dem er ge— widmet iſt. Früher hieß man den Januar in Deutſchland den Hartmonat oder Hartung, weil er der kälteſte des Jahres iſt. Die Sonne tritt in das Zeichen des Maſſermannes. Seft der Winterſonnenwende nehmen die Tage wie— der lanaſam. f Weitere Einzelheiten. Zu der furchtbaren einem Kino in Paisley, zehn Kilometer von Glasgow, bei dem über 150 ſchwer verletzt ergänzend gemeldet, wurden, ligkeit auf das Theater über, in dem mehrere hundert Kinder im Jahren einer Kindern brach eine rieſige Panik aus. Verwirrung wurde dadurch erhöht, Saal ſich mit einem dichten, von den brennen⸗ den Filmen herrührenden Qualm füllte, ſodaß es nicht möglich war, etwas zu erkennen. Viele Kinder ſind in dieſem Rauch erſtickt. Bis zum Abend waren 72 Leichen geborgen. 156 Kin⸗ der wurden mit ſchweren Vergiftungserſchei⸗ nungen in die Krankenhäuſer eingeliefert. Ein Augenzeuge der Kataſtrophe, der beim erſten Feueralarm in das Kinogebäude ein⸗ drang, ſchilderte die entſetzlichen Szenen, die ſich unter den vom Schrecken ergriffenen Kin⸗ dern abſpielten. Ein mit einer Gasmaske zusgerüſteter Poliziſt habe vergebens verſuche, die Ruhe aufrecht zu erhalten. Am Fuß der Treppen, die zu den höheren Galerien und auf die Straßen führten, lagen zahlreiche Kinder leblos aufeinander. Den Feuerwehrleuten, die mit Hilfe von Leitern durch die Fenſter ein⸗ ſtiegen, gelang es mehrere hundert Kinder zu retten. Da es ſich um eine von Wohltätigkeits⸗ organiſationen veranſtaltete Vorführung han⸗ delt, gehören die Opfer meiſt der ärmeren Be⸗ völkerung an. Die Aerzte, die die bei der Brandkataſtrophe von Paisley getöteten und verletzten Kinder unterſuchten, find überraſcht von der großen Anzahl von Rauchvergiftungen, und ſie äußer⸗ ten daher die Vermutung, daß das Anglück nicht, wie man zunächſt annahm, durch die Entzündung der Filme, ſondern durch die 7 ploſion einer undichten Gasleitung verurſacht worden iſt. Einer der behandelnden Aerzte erklärte, er lebe ſeit der Kataſtrophe unter einem wahren Albdruck, denn er habe in kur⸗ zer Zeit dem Tod von etwa 30 Kindern im Alter von 3 bis 10 Jahren beiwohnen müſſen. Während der Rettungsarbeiten ſpielten ſich herzzerreißende Szenen ab. Da es an Kran⸗ kenperſonal mangelte, mußten die Aerzte zur Durchführung der Wiederbelebungsverſuche vielfach die Hilfe der auf die Nachricht von dem Unglück herbeigeeilten Angehörigen in Anſpruch nehmen, ſodaß in zahlreichen Fällen die Eltern hilflos dem Todeskampf ihrer Kin⸗ der zuſehen mußten. Aerzten und Kranken⸗ pflegerinnen liefen die Tränen aus den Augen. Frauen und Männer brachen ohnmächtig vor den Leichen ihrer Kinder zuſammen. Ganz Schottland iſt in Trauer und ſämtliche Neu⸗ jahrsfeſtlichkeiten ſind abageſaat worden. Brandkataſtrophe in 72 Kinder getötet und i i wird uns wir eine Vermehrung der Milchſäurebazillen und daß das Feuer in den Kabine des Filmoperateurs ausgebrochen zu ſein ſcheine. Es griff mit ungeheurer Schner⸗ Alter von 17 bis 1a Erfolg der Milch. Sicher iſt, daß wir heute nicht Vorführung des Films„Die mehr die Milch aus dem Speiſezettel des Gallen⸗ Menge“(The Crowd) beiwohnten. Unter den Die daß der bender Bedeutung Die Milch in der ürztlhen Praxis. Von Privatdozent 1 1 Hans Biſchoff, 0 oſtock. Die Milch iſt ein vorzügliches Nahrungsmit⸗ tel für den Säugling; er kann, vernünftig er⸗ nährt, etwa das erſte Lebenshalbjahr allein von einer Milchernährung exiſtieren. Dann aber wür⸗ den merkliche Schädigungen auftreten, falls ge⸗ wiſſe Ergänzungen der Nahrung dem wachſen⸗ den Organismus vorenthalten würden; wir wiſ⸗ ſen, daß die Milch nicht alle für den Organismus wichtigen Stoffe in genügender Menge enthält und erinnern nur an das Eiſen, wichtige Vita⸗ mine u. a. Vom 2. Lebensjahre ab bedeutet nun⸗ mehr die Milch nur ein Ergänzungsnahrungs⸗ nahrungsmittel für das Kind. Dasſelbe gilt auch für den Erwachſenen. Milchernährung unter beſtimmten Bedingungen eine wichtige diätiſche Bedeutung in der Praxis für den Arzt und Kranken bekommen. Als natürliches Getränk iſt die Milch eines der kalorienreichſten, die wir kennen. Auch appe⸗ titloſeſten Patienten gelingt es auf dieſe Weiſe, Kalorien zuzuführen, wenn ſie ihren Durſt mit Milch ſtillen. Einen Vorzug für Kranke bedeutet es ferner, daß Getränke leichter genommen wer⸗ den als feſte und halbfeſte Speiſen; auch fallen beim Trinken poſitive Geſchmacksempfindungen kürzer und ſchwächer aus und ſtören damit weni⸗ ger die Empfindlichkeit Kranker. Nach alledem erſcheint die Milch als ein gut verwendbares Nahrungsmittel, reſp. Ergänzungsnahrungsmit⸗ tel in der ärztlichen Praxis. Allerdings wird eine gewiſſe Leiſtungsfähigkeit des Magen⸗Darm⸗ kanals Vorbedingung ſein müſſen bei der Einlei⸗ tung einer Milchdiät. Erheblich ſtörend können Ueberempindlichkeit, verzögerte Ausſcheidung und leicht erregbare Uebelkeit ins Gewicht fallen. Aber auch hier verſucht man, ſofern Störungen ſich zeigen ſollten, erſt einmal ſein Heil mit ganz langſamem Trinken, Verdünnen mit Mineral⸗ waſſer oder Tee. Ein Zuſatz von Grieß oder Mehl macht die Mitch leichter verdaulich. Auch iſt es ratſam, die Milch mit Lab oder Pegnin künſtlich vorzuverdauen. Widerwillen gegen Milchgenuß laßt ſich oft ourch Bettruhe überwen den. Iſt der Magen paſſiert, ſo kann der Darw Schauplatz unangenehmer Störungen werden Die eine Gruppe der Patienten beantwortet eine Milchdiät mit Verſtopfung, die andere mit Durch⸗ fällen. Erſtere iſt oft durch künſtliche Erhöhung des Milchzuckergehaltes zu beſeitigen, während Diarrhöen allerdings zuweilen zum Abſetzen der Verordnung führen, ſofern nicht die Anwendung von Magermilch zum Ziele führt. Therapeutiſch verwenden wir die Milch bei Zuständen im Darm, die mit ungewöhnlich ſtar⸗ ker Fäulnis einhergehen. Da ſind es beſonders die Sauermilchen(Joghurt, ſaure Milch, But⸗ termilch), die in ſehr vielen Fällen von günſtiger Wirkung ſind. Durch ihren Säuregehalt ſtreben anderer Bakterien an, mit deren Hilfe dann der Kampf gegen die Fäulniserreger aufgenommen wird. Bei Erkrankungen der Leber und Gallenwege bedienen wir uns in vielen Fällen mit gutem tranken ſtreichen.— Nierenkranken verordnen wir geradezu Milch in vielen Fällen. Die Milch hat den großen Vorteil einer gewiſſn Kochſalzarmut, was für viele Nierenleidende von ausſchlagge⸗ ſein kann. Ob ihr relativ hoher Stickſtoſſ⸗ und Waſſergehalt von Nachteil iſt, wäre von Fall zu Fall zu entſcheiden.— Bei allen gichtiſchen Leiden bewährt ſich die Milch recht gut. Bei Krankheiten des Gefäßſyſtems und des Herzens wird Milch mit Vorteil dann anzuwenden ſein, wenn Neigung zu Waſſerſucht beſteht. Milch und gekochtes Obſt gelten als hervorragende, kochſalzarme Krankendiät. Bei Kochſalzeinſchränkung oder chunger verliert der Menſch beträchtliche Mengen dieſes ſonſt ſo wich⸗ tigen Salzes und ſchwemmt andererſeits unter dieſem Verluſt bedeutende Quantitäten Waſſer aus. Damit eignet ſich dei Milch auch vorzüglich bei der Behandlung gewiſſer Hauikrautheiten, bei denen es darauf ankommt, einen Einfluß auf den Mineralſtoffgehalt der Haut zu bekommen. Bei Blutkrankheiten ſchätzen wir die Milch als Ergänzungsnahrungsmittel zumal bei den oft appetitloſen und empfindlichen Individuen; einen Erſatz für Eiſenpräparate oder andere kann ſte infolge ihrer Eiſenarmut natürlich nicht über⸗ nehmen. Im Greiſenalter ſollte der Arzt auf reichlichen Milchgenuß Wert legen. Von großem Wert iſt es, daß Milch den Patienten meiſt nicht überſättigt; ſo iſt es auch in der Rekonvaleſzenz ohne Schwierigkeiten möglich, ein Milchquantum während oder nach der Mahlzeit zu trinken, und viele Patienten nehmen Milch ſogar früh vor dem Frühftück und abends vor dem Schlafengehen. Man braucht den Vorteil einer ſolchen Diät bei Tuberkulöſen nicht näher auszuführen. Auch von ſtiuenden Frauen wiſſen wir, daß ſie erſtaunliche Mengen Milch zu ſich nehmen können, ohne we⸗ ſentliches Sättigungsgefühl zu empfinden. An⸗ dererſeits gibt es aber nicht wenige Patienten, die bei Milchgenuß beſonders als Ergänzungs⸗ nahrung immer über Völlegefühl und Sodbren⸗ nen klagen, of in ſo ftarkem Maße, daß man ge⸗ nr iſt, die Mi“ h aus dem Speiſezettel wie⸗ „r zu ſtreichen. In der Literatur ſind ferner Beobachtungen niedergelegt, daß im Gefolge von teiner oder hauptſächlicher Milchdiät Schwindel und Schwächegefühl auftreten; ſolche Beobachtun⸗ gen meint aber v. Noorden nie bei Bettruhe der betreffenden Patienten gemacht zu haben.— Zum Schluß zuſammenfaſſend können wir ſa⸗ gen, daß die Milch als reine Koſtſorm oder als Ergänzungsnahrungsmittel für Patient und Arzt ein ſehr weſentliches, oft unentbehrliches Hilfs⸗ mittel bei der Behandlung darſtellt.. Immerhin kann die er Anzeiger ernbeimer Tageblatt—, Blernheimer Nachrichten) Viernh eimer Zeitung(Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernb. Volksblatt) 11 täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. k. ei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeſtige illuſtrierte Sonntags latt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rn ran Die Haager Konferenz. Haag, 5. Jan. Montag vormittag 10,30 Uhr iindet eine Sitzung der ſechs einladenden Mächte der Haager Konferenz zur Behandlung der ge— tern in erſter Leſung von den Sachverſtändigen durchgeſprochenen finanziellen Fragen ſtatt. Zu dieſer Sitzung werden Experten nur hinzugezo⸗ en, wenn ſich dafür eine beſondere Veranlaſſung im einzelnen Fragen ergeben ſollte. Die Sanktionsfrage, die durch ihre Behandlung in der Oeffentlichkeit eine beſondere Bedeutung für die Konferenz n⸗ Kenommen hat, ift bisher gleichzeitig mit den tinanziellen Fragen im kleinſten Kreiſe behandelt worden. Geſtrn abend hat zu dieſem Zweck eine Beſprechung des Reichsaußenminiſters Dr. Cur⸗ ius mit dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Tardieu und dem franzöſiſchen Außenminiſter Briand ſtattgefunden. Heute vormittag fand eine weitere Beſprechung ſtatt, an der außer den ge— nannten noch der Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete, Dr. Wirth teilnahm. Es iſt jedoch anzu⸗ nehmen, daß die Behandlung dieſer Frage in einem weiteren Gremium erſt nach Erledigung der vorläufig auf der Tagesordnung ſtehenden finanziellen Fragen erfolgen wird. Reichsaußenminiſter Dr. Curtius und Bun⸗ deskanzler Schober haben aus Anlaß ihrer An⸗ ſweſenheit im Haag Beſuche ausgetauſcht. Sie haben ſich bei dieſer Gelegenheit in freundſchaft⸗ licher Weiſe über alle die beiden Länder gemein⸗ ſam berührenden Fragen ausgeſprochen und da⸗ bei, ebenſo wie dies bei den früheren Zuſammen⸗ künften zwiſchen den deutſchen und öſterreichiſchen Staatsmännern geſchehen iſt. die völlige Ueber— einſtimmung ihrer Aufſaſſungen ſeſtgeſtellt. Unbeſtätigt verlautet, daß die franzöſiſche Delegation die Abſicht hat, ihren Standpunkt in der Sanktionsfrage ſchriftlich auszuarbeiten und der deutſchen Regierung ein Memorandum zu überreichen. Einzelheiten über die deutſch⸗franzöſiſchen Beſpre⸗ chungen werden nur wenig bekannt. Es liegen darüber lediglich von franzöſiſcher Seite Andeu⸗ ſtungen vor, nach denen ſich die Franzoſen im t ßerſten Falle bereit finden wollen, daß ſich die Sanktionen auf wirtſchaftliche und politiſche Maß⸗ nahmen beſchränken ſollen, daß man aber mili⸗ täriſche Wiederbeſetzung nicht in Ausſicht nimmt. Das franzöͤſiſche Frühſtuck um Haag. Haag, 5. Jan. Das Frühſtück bei der franzöſi⸗ chen Delegation, an dem von deutſcher Seite die Neichsminiſter Curtius, Moldenhauer, Wirth und Schemidt ſowie die Staatsſekretäre von Schubert, Pünder, teilnahmen, dauerte zwei Stunden und diente ausſchließlich der perſönlichen Fühlung⸗ nahme zwiſchen der franzöſiſchen und der deut⸗ ſchen Delegation. Dosiuteneſſement Großbritanniens an der Sanktions frage. London, 6. Jan. Ein Reuterbericht aus dem Hang gibt eine Darſtellung des engliſchen Stand⸗ punktes im der Sanktionsfrage und fügt hindu, ler Snowden habe Reichsfinanzminiſter oldenhauer erklärt, Großbritannien ſei an die⸗ TJrage nicht intereſſiert.. Beſprechungen Bundeskanzler Schobers. Haag, 5. Jan. Seit Abſchluß der geſtrigen Komitoeberatungen über die Fragen der Oſtrepa⸗ tationen, die ſich bisher nur mit den Angelegen⸗ heiten Oeſterreichs beſchäftigten, hat der öſterrei⸗ chiſche Bundeskanzler Dr. Schober im Verlauſe des geſtrigen Nachmittags und des heutigen Ta⸗ 917 eine Reihe von Privatbeſprechungen mit den elegierten der Tſchechoſlowakei, Rumäniens, Jugoſlawiens und Polens fowte eine Unterre⸗ dung mit dem ungariſchen Miniſterpräßidenten Graf Bethlen gehabt. Dieſe Besprechungen gehen morgen weiter und zeigen die Frage, um die es ſich für Oeſterreich hier drehn, nämlich die gegen⸗ ſeitige Streichung unter der wochſelſei⸗ tigen Anſprüche Oepterreichs und der verſchiede⸗ nen Nach ſolgeſtaaten als ziemlich kompliziert. 9 95 Die Sonutagsarbeit im Haag., Haag, 6. Jan. Bei den noch ungelöſten finanziellen Fragen des Mouung⸗Planes iſt der recher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin. Geſchäftsſtelle Rathausſtr. wichtigſte Punkt die Frage des Zahlungs-⸗ ter mins dere Annuitäten. Die deutſche Delegation iſt beſtrebt, nachdem bereits für die Reichsbahn für die von ihr jährlich aufzubrin⸗ genden 660 Millionen Mark ein auf das Mo⸗ natsende feſtgelegter Zahlungstermin erreicht worden iſt, das auch für den Reſt der Annuitä⸗ ten möglich zu machen, um damit einen Zins⸗ verluſt zu vermeiden, der im Laufe der Jahre eine recht beträchtliche Summe ausmacht. Wie es heißt, ſcheinen die Gläubigerſtaaten, die bisher noch immer eine Vorauszahlung verlangen, ſich jetzt entgegenkommend zeigen. Der engliſche Schatzlanzler Snowden iſt als Vermittler aufgetreten und hat vorgeſchlagen, den Zahlungstermin der deutſchen Annuitäten auf den 15. jedes Monats feſtzulegen, In der ſog. Sanktionsfrage haben peyſönliche Beſprechungen der deutſchen und der franzöſi⸗ ſchen Delegierten, die am Samstag ſich bis in die ſpäten Abendſtunden und über den ganzen Sonntag hinzogen. eine gewiſſe Klärung ge— bracht inſofern, als die beiderſeitigen Stand— punkte in eine klare Form gebracht wurden. In Kreiſen der deutſchen Delegation hofft man, daß bis etwa Mitte nächſter Woche die Dinge ſo weit gediehen ſind. um zu entſcheiden, ob ein Ausgleich erfolgen kann und auch in welcher Form. Die deutſchen Vertreter ſetzen alles daran, um möglichſt raſch dieſe für Deutſchland ſo heikle Frage gelöſt zu ſehen, was ja auch die intenſiven Beſprechungen am Samstag und Sonntag ge— zeitigt haben. Deutschlands Schulden an 52. Das deutſchamerikaniſche Schuldenabkommen. Verzicht auf Sanktionen. Berlin, 5. Jan. Ueber den Inhalt nes deutſch⸗amerikaniſchen Schuldenabkommens, über das, wie gemeldet, am 28. Dezember 1929 zwi⸗ Fünf Tote. Oslo, 6. Jan. An der mittelnorwegiſchen Küſte, ſüdlich von Aleſund, ſtrandete am Sonntag nachmittag der 11000 Tonnen große holländiſche Frachtdampfer„Hofplein“. Durch den Orkan wurde das Schiff mit ſolcher Wucht auf die Klippen geſchleudert, daß es in Stücke brach. Nach ſtundenlangen Rettungsverſuchen konnten 34 Mann der Beſatzung in erſchöpftem Zustande in Sicherheit gebracht werden. Ein mit fünf Mann beſetztes Rettungsboot ging unter. Sämtliche Inſaſſen ertranken. Doch Tariferhöhung bei der Reichsbahn? Aus dem Bericht des Eiſenbahnkommiſſars. Berlin, 5. Jan. Dem zehnten Bericht des Eiſenbahnkommiſſars bei der Deutſchen Reichs⸗ bahngeſellſchaft, Gaſton Leverve entnehmen wir nachſtehende Mitteilungen: Man nimmt an, daß die Jahreseinnahme für 1929 insgeſamt 5 370 Millionen Reichs⸗ mark betragen, alſo 211 Millionen oder vier Prozent höher als die des Jahres 1928 mit 5 159 Millionen Reichsmark ſein wird. Dieſes Ergebnis entſpricht faſt dem Voranſchlag. Die Geſamtbetriebsausgabe wird mit 4 459 Mill. Reichsmark angenommen. Der Betriebsüber⸗ ſchuß uit 911 Mittionen wird gerade aus⸗ reichen, um die Neparationslaſten zu erfüllen, die Vorzugsdio dende zu zahlen, die Ausgaben für Anlagezuwachs bis zu 79,8 Millionen zu decken und 91,8 Millionen der geſchäftlichen Ausgleichsrücklage zurückzuführen, die dann die in der HGeſellſchaftsſatzung feſtgeſetzten 500 bel Widerſplun Die einſpaltige 8 koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen Vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands 1 175 Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes an e 1 Heute Sitzung der ſechs einladenden Mächte— Verzicht Frankreichs auf militäriſche Sanktionen? ſchen den Anterhändlern eine Einigung zu— ſtande gekommen iſt, werden nun Einzelheiten bekannt: Das Abkommen hat den Zweck, für die im Doungplan für die Vereinigten Staaten vorge⸗ ſehenen Annuitäten-Teile eine Zahlungs⸗ methode feſtzuſetzen, die von den Vorſchlägen des Poungplanes abweicht. Der weſentliche Punkt dabei iſt, daß die für die Vereinigten Staaten beſtimmten Zahlungen nicht durch Vermittelung der Bank für internationale Zahlungen erfolgen, ſondern unmittelbar von Deutſchland an die Vereinigten Staaten ſind zur Befriedigung von zwei Klaſſen von Forde⸗ rungen beſtimmt, nämlich: a) für die Entſchädigungsanſprüche des ame⸗ rikaniſchen Staates und amerikaniſcher Bürger für mit dem Krieg zuſammenhängende Schä⸗ den, wie ſie von der dafür eingeſetzten deutſch⸗ amerikaniſchen gemiſchten Kommiſſion feſtge⸗ ſtellt worden ſind und noch feſtgeſtellt werden ſollen, von 1930 bis 1981 jährlich 40,8 Mill. Reichsmark. b) Eine zweite Reihe von deutſchen Zah⸗ lungen dient der Erſtattung der rückſtändigen Koſten für die amerikaniſche Beſatzungsarmee im Rheinland. Beſondere Sicherheiten oder Garantien für die Erfüllung der Zahlungen nehmen die Ver⸗ einigten Staaten nicht in Anſpruch. Das Ab⸗ kommen enthält in dieſer Hinſicht folgende Be— ſtimmungen: „Die Vereinigten Staaten ſtimmen hier⸗ mit zu, Deutſchlands Treu und Glauben und Kredit als einzige Sicherheit und Garantie für die Erfüllung der Verpflichtungen Deutſchlands gemäß dieſem Abkommen an⸗ zunehmen.“ en ren Holländischer Fruchtdampfer eeskrundet Für 1930 ſcheint ſich die Lage des Geld⸗ marktes nicht günſtiger zu geſtalten und die Geſellſchaft wird wahrſcheinlich auch in dieſem Jahre den größten Teil ihrer Ausgaben für Anlagezuwachs weiterhin aus ihren Betriebs⸗ einnahmen decken müſſen. ſchwierig, und die Geſellſchaft muß für den Aus⸗ gleich ihres Haushaltes neue Geldmittel finden. Bei der augenblicklichen Lage wird man auf eine Tariferhöhnng zurückgreifen müſſen, als einzig durchführbare Löſung. Weiter entnehmen wir dem Bericht: Bei der neuen Organiſation nach den Vorſchlägen des Sachverſtändigenplanes werden die Kontroll⸗ rechte der Reichsregierung und ihr Einfluß auf die Reichsbahngeſellſchaft verſtärkt ſein, und gleichzeitig wird jede ausländiſche Betei⸗ ligung verſchwinden. Für die Ausübung ihrer Rechte wird die Reichsregierung großen Ein⸗ fluß auf Einnahmen und Ausgaben der Geſell⸗ ſchaft haben. Damit wird ſie naturgemäß eine erhebliche Verantwortung hinſichtlich der ſi⸗ nanziellan Betriebergebniſſe tragen. 805 Die Vembenattentate Berlin, 5. Jan. 2e Cemettelungen des mt der Auftrung der Vombenattentate in Ses Sete wd Oidenbung out rvag⸗ ten Muberfuchnagssächters Maur ſind nunmehr zum Mochte galant. Den den 13 Bembeu⸗ attentaten end 11 daech Geständnis der Be⸗ ſchreldigten aufgenlürt. Muter den zwei nicht aufgeklärten Mitentaten befindet ſich der An⸗ Millionen Reichsmark erreicht haben wird. ſchlag auf das Neichstagsgebünde in Berlin. Immerhin iſt die Lage im Geſchäftsjahr 1930 Plaßvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme beſtwet vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen 98955 4. Jahrg ang e Der Geiſt des Noung⸗Planes Die Hauptentſcheidung fällt auf politiſchem Gebiete. Von unſerem außenpolitiſchen Mitarbeiter. Die Haager Schluß-Konferenz begegnet in der ganzen Welt dem größten Intereſſe. Sie ſoll den Beweis dafür erbringen, ob die ehemals einan— der feindlich geſinnten Staaten ſich zu der Er— kenntnis durchgerungen haben, daß es ſo nicht weitergehen kann, daß eine neue Baſis geſchaffen werden muß zum friedlichen Wieder zufbau eines neuen Europa. Da ergibt ſich gleich die Frage: Sind wir wirklich ſchon ſo weit, daß der Geiſt der Gewalt und des Haſſes weicht einem Geiſte, der friedliche und verſtändnisvolle Zuſammenarbeit aller europäiſchen Mächte ſchaffen und ſichern will? Wir ſehen mit großen Sorgen nach dem Haag. Alle die Debatten in den Parlamenten der ausländiſchen Mächte, die Aeußerungen in deren Preſſe, die Ergebniſſe der Zwiſchenverhandlun— gen wie der diplomatiſchen Aktionen bringen uns nur eine geringe Hoffnung, daß im Haag in der Tat die endgültige Liquidierung des Weltkrieges erfolgen wird. Im Gegenteil. So etwas wie Kampfesluſt verſpüren wir, ahnen Situationen, wie wir ſie ſeit Verſailles ſchon oft erlebt. Wir können nicht von der Befürchtung kos⸗ kommen, daß im Haag erneut die Sprache der Gewalt geſprochen werden wird. Es iſt aus dieſem Grunde ſchon notwendig. klar herauszuſtellen, was Geiſt und Weſen des Poungplanes bedeuten, was die Sachverſtändigen ſeinerzeit in Paris herausgearbeitet haben, um eine Befriedung Europas, die politiſche Freiheit und die wirtſchaftliche Entfaltungs möglichkeit Deutſchlands zu ſichern, was wiederum gerade im Intereſſe aller europäiſchen Staaten liegt. In haben zum erſten Male die Vertreter aller ſechs beteiligten Länder eine neue Reparations⸗ löſung in gemeinſamer Arbeit geſuchr. Deshalb leſen wir auch im Poung-Plan unter anderem: „Der Dawes-Plan hat nicht verſucht, die, Urſachen für die Lage darzulegen, deren Ver⸗ beſſerung der Zweck ſeiner Vorſchläge Har. In Uebereinſtimmung mit dieſem Programm haben wir verſucht, noch einen Schritt weiter zu ma⸗ chen und mit dem von uns vorgeſchlagenen, Verfahren eine Einrichtung zu ſchaffen. die von Anfang an im Sinne einer freimütigen Zuſammenarbeit auf internationaler Grund— lage geleitet ſein ſoll. Ihre Träger ſollen ſich verpflichtet fühlen, die Kriegsſtimmung zu verbannen, ihre Vorurteile, ihren Parteigeiſt und ihre herausfordernde Sprache aus der Welt zu ſchafſen und auf ein gemeinſchaftliches Ziel im Geiſte gegenſeitigen Verſtändniſſes und guten Willens hinzuarbeiten. Das neue Syſtem geht in dieſer Richtung weiter, indem es die Zuſammenarbeit getrennter Verwal— tungs- und Regierungsſtellen durch gemein— ſchaftliche Tätigkeit in einer rein finanziellen Einrichtung erſetzt, an deren Leitung Deutſch⸗ land einen gebührenden Anteil erhalte; ſoll. Es war unſere Aufgabe. Vorſchläge für finan⸗ zielle Verpflichtungen zu machen, die unter Berückſichtigung der damit verbundenen Be⸗ dingungen und Schutzbeſtimmungen innerhalb der Zahlungsſähigkeit Deutſchlands bleiben. Wir ſind uns der Verantwortung, die in die⸗ ſer Erklärung liegt, bewußt und klar darüber, wieviel von der künftigen Haltung der Völ⸗ ker zueinander abhängt... Denn die Lö ſung des Reparationsproblems iſt nicht nur eine Aufgabe Deutſchlands, ſondern liegt im gemeinſchaftlichen Intereſſe der Beteiligten. Würde ihre Haltung den Charakter von Feindſeligkeiten oder auch nur von Mißtrauen tragen oder das Beſtreben zeigen. einſeitige wirtſchaftliche Diskriminierungen herbeizufüh⸗ ren oder fortzuſetzen. ſo wird eine bei gutem Willen wohl durchführbare Regelung früher oder ſpäter Schwierigkeiten begegnen Denn ohne guten Willen und ohne gegeunſecti⸗ ges Vertrauen ſind alle Vereinbarungen und alle Garantien wertlos.“ Daraus ergibt ſich eindentig klar, daß der Noung⸗Plan ſelbſt alle Sanktivpnen oder ähnliche Beſtimmunten ablehnt, weil durch ſie jeder Zahlungsplan ohnehin werllos werden müßte. Die deutſche Delegation hat deshalb in erſter Linie die Aufgabe, unter allen Umſtänden unter Beruſung auf den Voung⸗Plan zu verlangen, daß die Vertragsmüchte ſich verpflichten zum minde⸗ ſten während der Geltungsdauer des Young⸗Pla⸗ nes alle jene Beſtimmungen aufzuheben, welche auf di Anwendung von Sanktionen eingeſtellt find. Sollte das nicht gelingen, dann würden wir es uns trotz aller größen Sorgen für die dann kommende Situation doch reiflich überlegen müſ⸗ ſen, ob wir den Poung⸗Plan mit ſeiner unge⸗ heuren Belaſtung annehmen können, wenn auch in Zukunft noch Gewaltmaßnahmen gegenüber Deutſchland im Bereiche der Möglichkeit lägen. Und um dieſe Löſung geht das entſcheidende Ringen im Haag. Welche Vorteile bieten die Kredit⸗ genoſſenſchaften dem Handwerk? In der Nachkriegszeit hat die Kapitalbe⸗ ſchaffungsfrage für das Handwerk erhöhte Be— deutung gefunden. In der Beſchaffung kurz— friſtigen Betriebskapitals waren es die Kre— ditgenoſſenſchaften, die dem Handwerk auch in dieſen Zeiten erfolgreich zur Seite ſtanden Welche Vorteile die kreditgenoſſenſchaſtliche Organiſation überhaupt für das Handwerk hat. darüber unterrichtet ein kürzlich erſchienene⸗ Werk„Die kaufmänniſche Führung des Hand— werksbetriebes“, herausgegeben von Prof. Rößle, Bonn. Mit Recht wird dort hervor— gehoben, daß nicht allein in der Kreditgewäh— rung der Vorteil einer genoſſenſchaftlichen Bankverbindung beruht, ſondern in verſchie— denem anderen.„Die Kreditgenoſſenſchaft“, ſo heißt es, iſt die alleinige Bankeinrichtung, die die Lage des einzelnen Handwerksbetriebes wirklich richtig beurteilen und dementſprechend behandeln kann. Es iſt einleuchtend, daß dar— aus Vorteile erwachſen, um ſo mehr, als ja die Kreditgenoſſenſchaften infolge der geſchir⸗— derten Verbindung mit der Preußenkaſſe bezw. mit der Genoſſenſchaftsabteilung der Dresdner Bank meiſt über eine bedeutend größe— re Kreditgewährungsmöglich keit verfügen als eine ſonſt für den. Handwerker in Frage kommende Bank. Bei den Kreditgenoſſen⸗ ſchaften ſteht eben die Pflege de? Geld⸗ und Kreditverkehrs mit dem Handwerker bezw. mit den Angehö⸗ rigen des Mittelſtandes im Vor⸗— dergrunde und wird nicht neben her betrieben. Außerdem entſteht dem Ge— noſſenſchaftsmitglied ein tatſächlicher Gewinn in Form der aus dem Reingewinn zur Ver— teilung kommenden Dividende. Dieſe Di— vidende wird in der Regel prozentual nach der Höhe des Geſchäftsguthabens verteilt. Die Höhe der Dividende hängt ſowohl von der Organiſation und der Leitung der Kreditge— noſſenſchaft, als auch von dem geſchäftlichen Verhalten der Mitglieder ab. Sind alle Mir⸗ glieder gute Kunden, ſo wird natur⸗ gemäß der dadurch entſtehende hohe Umſatz den Gewinn günſtig beeinfluſſen. Dieſelbe Wir— kung, wahrſcheinlich in noch höherem Maße, würde die Vergrößerung der Mitgliederzahl bringen. Eine Ueberſicht über die verteilte Divi— ende zeigt, daß der größte Teil der Kredit— genoſſenſchaften im Jahre 1928 eine Dividende von 8 bis 10 Proz. verteilt hat.„Bemerkens— wert iſt, daß ſich unter den Genoſſenſchaften mit ſehr günſtigen Ergebniſſen eine Anzahl aus Mittel- und Kleinſtädten befindet. Dies kann als Beweis dafür gelten, daß es bei regem Geſchäftsverkehr der Mitglieder mir der Kreditgenoſſenſchaft für dieſe immer vor— teilhaft iſt, den Geſchäftsverkehr mit ihr zu pflegen, aber auch dafür, daß der Erfolg abhängt von der genoſſenſchaftlichen Treue der Mitglieder.“ Aus Heſſen Aus Nah und Fern 8 Begnadigt. Das badiſche Staatsminiſterium hat den Chauffeur der vom größers „Darmſtadt, 4. Jan. Der Volksentſcheid in Heſſen. Geſtern mittag trat im Staats— ministerium unter dem Vorſuz von Welniſterial⸗ rat Bornemann der Abſtimmungsausſchuß des 33. Stimmkreiſes(Heſſen⸗Darmſtadt) zuſammen. um das endgültige Ergebnis des Volksentſchei⸗ des über das„Freiheitsgeſetz“ im 33. Stimm⸗ kreis feſtzuſtellen. Der Abſtimmungsleiter führte zunächſt Klage über verſchiedene Mängel in den örtlichen Liſten, die dem Staat durch Rückfragen unnötige Koſten verurſachten. Es wurde feſtge⸗ ſtellt, daß von den gültigen 82 437 Stimmen für den Geſetzentwurf 78309, gegen den Geſetzent⸗ wurf 4128 Stimmen abgegeben wurden. Die Prozentzahl der gültigen Ja⸗Stimmen von der Zahl der Stimmberechtigten beträgt 8,47(beim Volksbegehren 3,03). Ungültig waren 723 Stim⸗ men. Darmſtadt, 4. Jan. Ein neues Kranken⸗ haus in Darmſtadt. In den nächſten Ta⸗ gen wird hier ein neues Krankenhaus eröffnet, und zwar das St. Marien⸗Hoſpiz, das von der Genoſſenſchaft der Schweſtern von der gött— lichen Vorſehung, einer Gründung des Mainzer Biſchofs Ketteler, erſtellt wurde. Es iſt nach den Plänen Regierungsbaumeiſter a. D. Melshei⸗ mers in der Nähe der Ludwigshöhe in herrlicher Lage am Martinspfad errichtet, mit allen mo— dernen techniſchen Neuerungen ausgeſtattet und wird von den geſchulten Schweſtern, den ſoge— nannten Ketteler-Schweſtern, betreut. Karlsruhe, 4. Jan. Emil Demarez aus Karlsruhe, Schwurgericht Offenburg am 15. November 1929 wegen der am 30. Juli v. Is. verübten Ermordung ſeiner urteilt war, zu lebenslänglichem Zuchthaus be— gnadigt. Frankfurt a. M., 4. Jan. Todesſtur 3. In der Saalgaſſe ſtürzte abends die Ehefrau Karolina Wehner die Treppe hinunter. Da— bei erlitt ſie einen Herzſchlag, der den ſofor⸗ tigen Tod herbeiführte. Mannheim, 4. Jan. Vorſicht beim Hantieren mit Piſtolen. Vergangene Nacht wollte ein 33jähriger Schiffer auf ſeinem zur Zeit im Neckarhafen liegenden Schiff ſeine Piſtole laden. Er kam dabei an den Abzugs⸗ bügel, ſodaß ein Schuß losging und ihn 3u don keil gebracht. Ehefrau zum Tode ver— rechten Oberſchenkel traf, Der Schiffer fand Auf⸗ nahme im Krankenhaus. Mannheim, 4. Jan. Unfall im Sarra⸗ ſani. In dem hier gaſtierenden Zirkus Sarra⸗ ſani ſtürzte am Freitag abend bei dem Seilakt der Japanertruppe ein 20jähriger Artiſt von ei⸗ nem Seil zu Boden. Er erlitt eine Rückenquet⸗ ſchung. Ommersheim(Saargebiet), 4. Jan. Dyna⸗ mit⸗Anſchlag. In der Neujahrsnacht wur⸗ den auf drei Fenſter der Wirtſchaft„Wahrheit“ in Ommersheim je eine Dynamitpatrone gelegt und zur Entzündung gebracht. Die drei Fenſter wurden eingedrückt und ein Teil der Fenſter⸗ bänke eingeriſſen. Die Fenſterſcheiben der Nach⸗ barhäuſer wurden gleichfalls ſchwer in Mitlei⸗ denſchaft gezogen. Die Dynamitpatronen ſchei⸗ nen von einem Diebſtahl in einem Steinbruch zu ſtammen. Man nimmt an, daß es ſich um einen Racheakt handelt. Die polizeilichen Er— mittlungen ſind im Gange. Reinsfeld bei Hermeskeil, 4. Jan. Ver⸗ brüht. Zwei achtjährige Kinder waren auf einen Augenblick in der Küche allein geblieben. Aus noch nicht aufgeklärter Urſache gerieten ſie an einen Topf mit kochendem Waſſer und zogen ſich entſetzliche Brandwunden zu. Das Mädchen verſtarb alsbald. Der Junge wurde lebensge— fährlich verletzt ins Krankenhaus von Hermes— Speyer, 4. Jan. Proteſt der Zucer⸗ 1 ü be nbauern. Ende November berichteten wir über eine von Südpfälzer Zuckerrüben⸗ bauern aus Schaidt, Steinfeld, Treckenfeld, Otterbach und Vollmersweiler ſehr zahlreich beſuchte Verſammlung in Schaidt, in der gegen die Abreißung der Verladerampe der Statlon Schaidt Stellung genommen wurde. Auf den Einſpruch der Südpfälzer Zuckerrübenpflanzer hat nunmehr das Reichsverkehrsminiſterjum mitgeteilt: Die 500 Meter lange Verlade— rampe in Deutſchland iſt nach dem neueſten Abkommen zwiſchen der deutſchen Regierung und der Botſchafter-Konferenz in Paris gur um die Hälfte zu kürzen, ſodaß 250 Meter Rampenlänge beſtehen bleibt. Dadurch wird dem Wunſch der Südpfälzer Zuckerrübenbauern vohl ſicher Rechnung getragen ſein Deutſche Technik verſorgt Irland mit Strom. Deulſcher Rieſen-Generator für das Shannonwerk(Irland). Unſer Bild zeigt das Einlegen der Bleche in den Stator des Drehſtrom-Vertikal-Generators, den die Siemens-Schuckert-Werke für das Shan nonwerk erbauten. iſt eines der impoſanteſten Kraftwerke Europas. 7 W. Das Spiel unter der Maske. Originalroman von Lola Stein. (39. Fortſetzung.) Wie gedankenlos, wie oberflächlich war ſie durch ihre Tage gegangen. Hatte ſie überhaupt jemals ernſthaft nachgedacht? Ste hatte Arbeit um ſich herum geſehen, ohne ihr Weſen zu be— greifen. Dem Vater hatte ſie übel genommen, daß er über ſeinem Geſchäft alles andere ver— gaß. Daß Dienſtboten, Verkäuferinnen, Zofen, Sekretärinnen tätig waren von früh bis ſpät, während ſie gelacht und getanzt, geflirtet und ſich ausgeruht hatte, ſchien ſelbſtverſtändlich und nicht der Mühe wert, darüber zu grübeln. So war nun einmal das Leben. Plötzlich aber ſtand auch ſie in dieſer für ſie verwandelten Welt der Arbeit, der Pflichten, der Sorgen. Jetzt begriff ſie, welches Glück feſte, bezahlte Tätigkeit ſein konnte, jetzt, da ſie das Nichts, den Abgrund in immer größer werden— der Angſt auf ſich zukommen fühlte. Seit zehn Tagen lebte ſie von den Reſten ih⸗ rer Barſchaft. Sie war ſehr zuſammengeſchmol— zen, ihr Verdienſt beim Film hatte ihr nur eben ſo viel gebracht, um die Penſion bezahlen zu können. Die kleinen Notwendigkeiten des Lebens hatte ſie extra beſtreiten müſſen. Und auch das Geld für ihren Abendkurſus in Handelswiſſen⸗ ſchaften mußte ſie von ihrem Kapital nehmen. Viel hatte ſie noch nicht gelernt in diefen Wo⸗ chen. Aber ſie bewarb ſich doch immer wieder um kaufmänniſche Stellungen. Jeden Abend hatte ſie die Zeitungen auf Annoncen durchge⸗ ſehen, unverdroſſen Offerten geſchrieben. Einige Male hatte ſie auch Antwort bekommen, hatte ſich vorgeſtellt. Aber keiner hatte ſie bisher brau⸗ chen können. Ihre Sprachkenntniſſe gefielen, aber was ſte ſonſt wußte, war zu gering, um einen kaufmänniſchen Poſten bekleiden zu können. Sie war auch e rſchrocken, als ſie erfuhr, was für Ge⸗ hälter an Anfängerinnen gezahlt wurden. Wie ſollte ſie davon leben? Einmal hatte ſie anſcheinend ſehr gefallen, ſie verließ das Büro voller Hoffnungen, Als dann das erwartete Engagement ausblieb, hatte ſie ſich ſoweit überwunden, ungerufen ein zweites Mal die Firma aufzuſuchen. Der Chef ließ ſich nicht ſprechen, ſie verhandelte mit dem Proku— riſten. Er gab ihr zu verſtehen, daß man ſie zu elegant gefunden hätte, zu ſehr große Dame. So wie ſie ſich kleidete, ſchickte es ſich nicht für eine Kontoriſtin. Beſchämt und verzweifelt hatte ſie das Haus verlaſſen. Soweit hatte ſie nicht gedacht. In Newyork war man den Frauen gegenüber an— ders eingeſtellt als in Berlin. Dort nahm man es keinem erwerbstätigen Mädchen übel, wenn es ſich ſo hübſch und elegant wir nur möglich anzog. Sie ſchlief in dieſer Nacht, die ihrer Unter— redung mit Max Erkner folgte, wieder einmal nicht. Mit dem Helios-Film war es nun alſo vorbei. Sollte ſie verſuchen, bei einer anderen Film⸗Geſellſchaft anzukommen? Der Beruf der Statiſtin erſchien ihr ebenſo ſchrecklich wie der Gedanke, wiederum Zudrinalichkeiten ausgeſetzt zu ſein. Was aber konnte ſie, beginnend Irgend etwas mußte geſchehen. Sie ſagte es ſich immer wieder in den nächſten Tagen, wäh⸗ rend ſie mit fieberhaftem Eifer ihre kaufmänni⸗ ſchen Studien fortſetzte. Dann fand ſie eine An⸗ nonce, die ihr paſſend für ihre Fähigkeiten zu ſein ſchien. Sofort erfüllte ſie neue Hoffnung. Auf Sprachkenntniſſe wurde ſcheinbar der aller⸗ größte Wert gelegt, die Bewerberinnen ſollten ſich gleich perſönlich vorſtellen, es handelte ſich um ein ſofortiges Engagement. Evelyn zog ſich ſo einfach an, wie es ihr nur möglich war. Dann fuhr ſie den weiten Weg in den Norden Berlins, wo das Fabrikkontor lag, zuerſt mit der überfüllten Untergrundbahn, dann Das Shannonwerk in Irland 2 y d d v 8 m Nate CCC der Winter und die Frauenmode Von Dr. Neumann⸗Wien. Daß im Winter die er e e eit größer ſind als im Sommer, iſt in ger 1 05 Sinne verſtändlich. Unverſtändlich iſt abet, wa⸗ rum wir trachten, dieſer Tatſache noch nachzuhel⸗ ſen. Die Schuldtragende an dieſem Umſtande heißt im allgemeinen die Mode. Betrachten wir nur im allgemeinen unſere Frauen. Da werden leichte, dünne Schuhe in jeder Witterung, getra⸗ gen; oft dringt durch das dünne Leder oder durch die Halbſchuhe ſelbſt ſchon am frühen Morgen auf dem Wege in die Berufsſtätte Waſſer ein und ſo bringen dieſe Frauen den ganzen Tag in naſſen Strümpfen zu, wobei durch die Ofen⸗ wärme und das verdunſtete Waſſer dem Körper noch mehr Wärme entzogen wird. Eine Erkäl⸗ lung iſt die ſelbſtverſtändliche Folge. Dasſelbe gilt aber auch von der allzu weit ausgeſchnittenen Kleidung bei Tag und beſonders des Abends. die warme Oberkleidung bewirkt nur, daß die Erkältung nach Entfernung dieſer Kleidung na zapider vor ſich geht. Leider wird unſere Jugend u dieſer Hinſicht in den Schulen viel zu wenig iufgeklärt, und die Eltern ſchaden nur durch kachgiebigkeit in dieſer Sache ihren Kindern in jeder Weiſe. Allerdings iſt dies ſchon deshalb zu erklären, da viele Mütter dieſe Modetorheit ſelbſt mitmachen und ihren Kindern diesbezüglich leider mit den ſchlechteſten Beiſpielen vorangehen. Nur eine richtige Abhärtung, die auf der Grund⸗ lage der Vernunft und Hygiene aufgebaut iſt, kann vor Erkältungen ſchützen. Auf dieſer Grund⸗ lage ſind auch die römiſchen Bäder aufgebaut, welche ein allmähliches, aber auch plötzliches Sinken der Temperatur bewirken. Gewiſſe lei⸗ dungen ſollten(auch ſür Männer) irekt verbo⸗ ten werden, wobei allerdings auch äſthetiſche Gründe in die Wagſchale fallen können, da jede Uebertreibung in ihrer Endwirkung faſt ſtets das Gegenteil des gewünſchten Zweckes erreich“ Dies gilt auch für Unterwäſche, Kopfbedeckungen, die auch im Winter faſt ſchleierartig ſind, um den Bubi⸗ und Pagenkopf beſſer zum Ausdruck za bringen. Schweißſaugende Wäſche, gut enlie— gende kleider, eine wirkliche Kopfbedeckung, ſtarke, wetterfeſte Stiefel, ein warmer Mantel im Ver⸗ ein mit einer entſprechenden Gewandung werden ſicher vor Erkältungen ſchützen, insbeſondere unſere Stadtbevölkerung, die ja doch gegenüber der ländlichen Bevölkerung verweichlicht iſt. Veſeelte Arbeit Gedanken zwiſchen Tag und Traum von Henriette Brey. Das Froheſte und Herrlichſte iſt ein Lebens— weg voll zielbewußter Kräfteanſpannung, voll beglückender Pflichten, voll aufbaufroher Arbeit! *. Auch die leidbeſchwerten, dunklen Tage tra— gen volle Segensſchalen. Wenn wir nu ihren lieferen Sinn erſaſſen; wenn wir in Treue gegen die Gottes- und Lebensgeſetze der dunklen Tage heilige Aufgaben löſen! E Es gibt wohl kaum ein großes Werk, an dem nicht Frauen mitwirkten, oder das ſie allein ans Licht riefen! Und manches. bei dem aus— ſchließlich des Mannes ſchöpferiſcher Geiſt be— wundert wird, hat ſeinen letzten geheimen Ur— ſquell im Herzen einer Frau. b . . Wo es ſich um Opferwilligkeit handelt, um Hingabe und ſich ſelbſt erſchöpfende Liebe, wo es ſich um mutvolle Bekenntnistreue handelt, haben die Frauen, die man das„ſchwache Ge— ſchlecht“ nennt, immer noch die Palme errungen. 11. „Nur wer die letzten Eitelkeiten und Eigen⸗ ſüchte von ſich getan hat, iſt wahrhaſt frei! . krank, unfähig, etwas zu verdienen, mit ber Etektriſchen. Zuletzt mußte ſie noch ein Stück zu Fuß gehen, man hatte ihr, die ſich in der fremden Stadt noch ſehr wenig auskannte, nicht richtig Beſcheid geſagt. Als ſie abgehetzt, von der langen Fahrt müde, von der Gegend abgeſtoßen, ihr Ziel endlich er— reichte und den Vorraum des Kontors betrat, erſchrack ſie. Die ſchmale Bank, die hier ſtand, war dicht beſetzt mit Bewerberinnen. Evelyn zählte 10 Frauen, die vor ihr gekommen waren. So beſtand alſo kaum noch Ausſicht für ſie. Sie ſtand und wartete, wie man ihr bedeutet hatte. Ein junges Mädchen kam aus der Tür heraus, ſie zeigte eine verdroſſene Miene, war alſo nicht engagiert worden. Die nächſte wurde hereingerufen. Ein ſchmales Plätzchen auf der Bank wurde frei. Evelyn konnte ſich ſetzen. Eine lange Zeit verſtrich. Eine der Warten⸗ den nach der anderen ging, wenn ſie gerufen wurde, und kam nach einer Weile zurück. Alle wurden geprüft, aber für keine konnte der Chef ſich anſcheinend entſcheiden. Man ſah es an den enttäuſchten Zügen der Gehenden. Nach Evelyn war noch ein älteres Mädchen gekommen. Sie ſah ſympathiſch aus, aber ſie machte einen müden, vergrämten Eindruck. Ihre Kleidung war mehr als einfach, beinahe dürftig. Immer wieder glitten ihre traurigen Augen über Evelyns jugendſchöne, auch in ihrem ein⸗ fachſten Koſtüm noch überaus elegant wirkende Erſcheinung, verweilten auf ihrem lieblichen Geſicht. Nach einer Weile begann ſie ein Geſpräch. Sie erzählte, daß ſie nun ſchon ſeit über zwei Monaten ohne Stellung ſei und daß es unmöͤg⸗ lich war, von der kleinen Erwerbsloſenunter⸗ ſtützung ſich ſelbſt, ihre gelähmte Mutter und noch zwei ſchulpflichtige Geſchwiſter, die aus der zweiten Ehe der Mutter ſtammten, zu ernähren. Sie war nun ſchon zum zweitenmal Witwe, war Alles lag auf den Schultern der älteſten Tochter. „Ich beklage mich nicht Aber mein 3037 jagte das verblühte Mädchen ſtill und reſigniert, „wenn ich Arbeit habe. Ich will gern ſchuften vom Morgen bis zum Abend, wenn es dann nur noch reicht.“ „Aber man wird Sie vor mir prüfen“, fuhr das Mädchen leiſe und hoffnungslos fort.„Man wird Sie nehmen, wenn die Stellung bis dahin nicht beſetzt iſt, nicht mich.“ „Ich kann ja nicht annähernd ſoviel wie Sie“, widerſprach Evelyn.„Ich bin ſo unſicher, ſo un⸗ frei. Ich habe keine Zeugniſſe.“ „Aber Sie ſind ſo reizend“, ſagte die Fremde bewundernd und ganz neidlos.„Ihre Erſchei⸗ nung, Ihr Auftreten, Ihr Lächeln ſpricht ſehr an. Das ſind keine Nebenſächlichkeiten, glauben Sie mir. Jeder ſieht auch im Kontor gern et⸗ was Hübſches. Ich bin häßlich, ich bin dürftig gekleidet, ſehe verſorgt und alt aus. Es iſt un⸗ möglich, daß man mich nimmt, wenn man mich nach Ihnen ſieht.“ Aber ſie folgte nicht dem Lehrling, der die Bewerberinnen jedesmal zum Chef holte, ſie flüſterte ihrer Nachbarin zu: „Ich räume das Feld. Ich will Ihnen die Stellung nicht nehmen. Ich kann noch etwas warten, Sie nicht!“ Sie nickte der Verdutzten lächelnd zu und eilte hinaus. Sie ſah noch, wie die Fremde ſich beinahe faſſungslos erhob, und dem Lehrling ins Privatkontor folgte. Evelyn ſtand auf der Straße, blickte auf die Uhr. Zwei Stunden waren vergangen, ſeit ſie das Haus betreten hatte, zwei nutzlos verbrachte Stunden. f „Irgendwie wird es ſchon werden“, beruhigte ſie ſich, als ſie zur Halteſtelle der Elektriſchen zu⸗ rückging. Sie wollte nicht bereuen, was ſie ge⸗ tan hatte. Es war ja auch ſehr zweifelhaft, oh ſie engagiert worden wäre und ob ſie die Stel⸗ lung hätte ausfüllen können. (Fortſetzung folgt.) 5 98 Man braucht zuweilen tieftieſe Einſamkeit, um ſich des Innerſten ſeiner Seele wieder bewußt zu werden— des Erblübens und Reiſens verbor⸗ gener Gründe in heimlichſter Stille. . Die Einſamkeit weiß um die Geheimniſſe gei⸗ tiger Höhenluſt, des Entbundenſeins von der Schwere und Enge der Alltagsdinge. . Es iſt unbeſtreitbar: die männlichen Eigen⸗ ſchaften können wohl ſtaunenswerte Dinge, Wun⸗ der der Technit ſchafſen; können die Elemente be⸗ wingen und die Natur ſich untertan achen; können eine Welt erobern und in Machtfülle derrſchen. Aber— eine Well verſöhnen und beglücken, das Gebrochene aufrichten, das Kranke hegen, das Schwache ſtützen und ſchützen: vas vermögen nur die weiblichen Eigenſchaf⸗ Ste 1 und Sanftmut, die Demut und rtheit und erfinderiſche Liebe, die Hi e ind ſelbſtloſe Güte. 1 e iht . Zuweilen will Gott uns zeigen, daß wir un— er Tun und Wirken immer noch zu hoch ein⸗ chätzen— daß er uns gar nicht braucht! Das ſeißt, er will nicht unſere Arbeit, er will uns el bſt, unſere fragloſe Hingabe, die Opferung inſerer liebſten Neigungen. Nundfunk⸗Programm Frankfurt. Dienstag, 7. Januar. 06,30 Uhr. Wetterdienſt, Morgengymnaſtit 12.00: Börſen⸗, Nachrichten-, Wetter- und Waſ— ſerſtandsdienſt; 12.55: Nauener Zeitzeichen; 13.15 Werbekonzert(Schallplatten); 13.30: Muſikaliſche Jugendſtunde(Haydn-Mozart) Schallplatten). 15.00: Wirtſchaftsfunk. 15.15: Jugendſtunde. Lei— tung: Mittelſchulrektor K. Wehrhan. 15.45: Wirtſchaftsfunk. 16.00: Konzert des Rundfunk— orchſters. Anſchl. Wirtſchaftsfunk. 18.05: Her⸗ mann Kaſack lieſt aus eigenen Schriften. 18.35 19.30: Uebertraauna von Stuttaart. 1980. Leipzigs Oberbürgermeiſter legt ſein Amt nieder V Dr. Rothe. der langjährige Leipziger Oberbürgermeiſter, legt zum 15. April 1930 ſeinen Poſten nieder, obwohl er auf Lebenszeit gewählt iſt. Oberbürgermeiſter Rothe bensjahr. ee, ee Dichtungen in Frankfurter Mundart. 10.15(bis Schluß:) Uebertragung von Stuttgart. Stuttgart. Dienstag, 7. Januar. 0700 Uhr: Morgengymnaſtik; 10.00: Schall⸗ plattenkonzert und evtl. Mitteilungen der deut⸗ ſchen Reichspoſtreklame; 1100: Nachrichtendienſt; 12.15:„Melee um die Roſe“(Schallplatten— konzert). 13.15: Wetterdienſt; Anſchl.„Brahms“ (Schallplattenkonzert). 14.15: Nachrichtendienſt; 15.30; Frauenſtunde. 16.00: Uebertragung von Frankfurt; 17.45: Zeitangabe Wetter- und Land— wirtſchaftsdienſt; 18.05: Uebertragung von Frant— furt: 18.35: Dr. Hermann Rüdiger:„Das Aus⸗ landdeutſchtum im Jahre 1029“. 19.05: Geh. Archivrat Dru Krauß:„David Fr. Strauß als Politiker.“ Bei uns zu Lande:„Drei— könig“. 20.15: Ruſſiſche Muſik. 21.30:„Kapitel 17“ 22.15: Nachrichtendienſt, Lokale Hachrichten *Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Verſtoß gegen das Kraftfahrzeuggeſetz, 3 wegen Ruheſtörung, 1 wegen Sachbeſchädigung, 1 wegen Diebſtahl, 1 wegen Körperverletzung und 1 wegen Ueberfall. »Die erſte Gemeinderatsſitzung des neuen Gemeinderats findet am Mittwoch, den 8. Januar 1930, abends 8 Uhr mit folgender Tages— ordnung ſtatt: 1. Einführung des neuen Gemeinde— rats in ſein Amt und Verpflichtung desſelben. 2. Bildung von Kommiſſionen. Der neue Gemeinde— rat iſt auf 4 Jahre gewählt. Seine Amtszeit be— ginnt ab 1. Januar 1930 und endigt am 31. Dezember 1933. Das Plenum beſteht aus 15 Mitgliedern der Zentrumspartei, 5 Sozialdemokra— ten, 2 von der Partei für Volkswohl und Körper— pflege, 1 von der vereinigten Bürgerpartei(Volks- block) und 1 Kommuniſt. Bürgermeiſter Lamberth und Beigeordneter Roos gehören auch der Zen— trumspartei an. Die Sitzung iſt öffentlich und ſind Zuhörer, ſoweit Platz vorhanden, zugelaſſen. Gratis-Vorſtellung für Erwerbs⸗ loſe. Von intereſſierter Seite werden wir ge— beten, folgendes bekannt zu geben: Es findet heute abend um 8 Uhr im U.T.⸗Filmpalaſt eine Gratis— Vorſtellung für Erwerbsloſe ſtatt, um dieſen eine Freude zu bereiten. Eintritt nur gegen Vorzeigen der Kontrollkarte. Irgendwelche Anſprachen, auch das Abhalten einer Verſammlung, wie in einem Flugblatt heute bekanntgegeben, wird nicht geduldet. * Der erſte Sonntag im neuen Jahre brachte uns eine Fülle von Ver— auſtaltungen. Es nun mal ſo üblich, daß in den Vereinen alljährlich um die Weihnachtszeit eine Feier abgehalten wird, bei der ſich die Mitglieder mit ihren Angehörigen zuſammenfinden, um einige gemütliche Stunden zu verleben. Da wir hier „nur“ ca 50—60 Vereine haben, iſt auch die Zahl der Veranſtaltungen nicht gering.— Am Samstag fing es an. Der Kaninchen- u. Geflügel- zuchtverein 1916 veranſtaltete ein Vereinsſchlacht— feſt an dem ſich ca 175 Perſonen beteiligten. Bei frohem pokulieren und gemütlichem Tanz, wurden einige geſellige Stunden verlebt.— Am Sonntag fand von nachmittags ab in 3 Lokalen Tanzmuſik tt, bei dem die immer Tanzfreudigen NN N 979 eee 2 5 Wee eee— 5 8 0 15 N 2 W ee eee A ihr Ver⸗ gnügen fanden.— Auf den Sportplätzen waren Fußball⸗ und Handballtreffen. Die DK. ſpielte gegen Rüſſelsheim und gewann 1:0. Die 1. Hand⸗ ballmannſchaft des Turnerbundes kämpfte gegen Seckenheim um die Punkte und errang dieſe mit dem Reſultat 1:0.— Viele waren auch zu dem Lehrſpiel Städtemannſchaft Mannheim geg. Hungaria MK Budapeſt, dem ca 15000 Beſucher beiwohn— ten, geeilt, das die Mannheimer mit 1:3 Toren verloren.— Am Abend hatte der Kath. Arbeiter- verein ſeinen Familienabend im Freiſchütz, der Ge— ſangverein Sängerbund ſein Weihnachtskonzert mit Ball im Karpfen, der Kr.- und Soldatenverein Teutonia ſeinen Familienabend im Schützenhof und der Radfahrerverein Eintracht ſeine Winterfeſtlich— keit in der Vorſtadt. Alle dieſe Veranſtaltungen erfreuten ſich eines recht guten Beſuches und ver— liefen für die Beſucher recht unterhaltend.— In den beiden Lichtſpielhäuſern wurden recht gute Pro— gramme gezeigt Der Beſuch war zufriedenſtellend. Das Wetter war recht gelinde. Man glaubte ſchon am Ausgang des Winters, ſtatt am Eingang des— ſelben zu ſtehen. Gegen Abend ſetzte ein leiſer Regen ein, der jedoch bald erſchöpft war. Rektor Mayr redivivus. Wie wir hören, iſt die Kriſe in unſerem alten Männergeſangverein Viernheim die durch Niederlegung des Dirigentenſtabes durch den Chor— meiſter, Herrn Guſtin Lamberth ihren Höhepunkt erreichte, glücklich überſtanden. Der umſichtige Präſident, Herr Jakob Schloſſer hat das gefährdete Schiff mit ſicherer Hand durch die gefährliche Klip— pen geleitet. In der am Samstag ſtattgehabten Sängerverſammlung zu der üher 50 Sänger er— ſchienen waren, wurde einſtimmig beſchloſſen, den alten Ehrenchormeiſter Herrn Rektor Mayr, durch eine Abordnung zu bitten, den Dirigentenſtab wie— der zu übernehmen, wenn auch nur aushilfsweiſe. Wie wir erfahren, hat der große Freund und Pfleger des deutſchen Liedes, der Bitte ſtattgegeben und die Leitung des Chores wieder übernommen. An alle bis jetzt ſäumigen Sänger ergeht daher der Ruf, ſich durch dieſes herrliche Vorbild von Sängertreue nicht beſchämen zu laſſen, und wieder zurückzukehren zur Pflege des deutſchen Liedes und in der nächſten Singſtunde vollzählig zu erſcheinen. S Dees Seeed Vereins⸗Anzeiger E ˙ A A Verein der Hundefreunde. Dienstag, den 7. Januar, abends 8 Uhr Vorſtandsſitzung im „Freiſchützb. Die Vorſtandsmitglieder werden gebeten, reſtlos, vollzählig und pünktlich zu er— ſcheinen. Ferner werden alle Mitglieder der Ortsgruppe für Schäferhunde betreffs wichtiger Beſprechung erſucht, ebendaſelbſt zu erſcheinen, keiner darf fehlen. Der Vorſtand. Klub der Gemütlicheu. Mittwoch, den 8. Jan. 1930 Sitzung des Elferrats. Anfang 8,11 Uhr. Der Präſident. Klub der Geflügelzüchter 1926. Dien 7. Januar, abends halb 8 Uhr Vorſtandsſitzung bei Kaſſier Hook, Friedrichſtr. Erſcheinen aller Vorſtandsmitglieder auch des Ausſtellungsleiters wünſcht Der 1. Vorſ. Wo hleibt das deutſche Auto des kleinen Mannes? Der gewaltige Aufſchwung, den die Automo⸗ bilinduſtrie der Vereinigten Staaten in den letz— ten Jahren genommen hat, iſt auf den zuneh— menden Abſatz an Kleinwagen zurückzuführen. Alle großen ameritaniſchen Automobilfabrikanten haben mit dem Serienbau von Kleinautos be⸗ gönnen und erſt ſpäter größere Typen herausge⸗ bracht. Henry Fyrd hat durch die Billigkeit ſei⸗ ner ſerienmäßig produzierten Kleinautomobile zuerſt in den Vereinigten Staaten, ſpäter in vie⸗ len anderen Ländern einen neuen Markt ge— ſchaffen, bezw. ganz neue Käuferſchichten für den Automobilabſatz gewonnen. Der große Abſatz, den die amerikaniſchen Kleinautomobile angeſichts ihrer Billigkeit fanden, ermöglichte ſpäter eine weitere Preisſenkung und die Einräumung immer günſtigerer Zahlungsbedingungen. Auch die General Motors Corporation hat mit den Kleinwagen begonnen, jener Weltkonzern, der heute in jedem Lande Fabriken oder zumin⸗ deſt Verkaufsvertretungen beſitzt. Es ließen ſich noch eine Reihe anderer großer Automobilfirmen anführen, die mit dem Bau von Kleinwagen be⸗ gannen und erſt nach Erſchließung eines abſatz⸗ fähigen Marktes zur Erzeugung größerer und teuerer Typen übergingen. Das amerikaniſche Beiſpiel hat in Deutſchland keine Nachahmung gefunden. Die Geſchichte der deutſchen Aut ymo⸗ bilinduſtrie lehrt, daß man bei uns gerade den umgekehrten Weg als in den Vereinigten Staa⸗ ten und in anderen Ländern gegangen iſt. Die deutſchen Automobilerzeuger haben zunächſt ſchwere und teure Automobile hergeſtellt, bie nur für eine kleine Schicht beſtimmt ſein konnten und hat den Kleinwagen lange Zeit hiadurch vernachläſſigt. Wenn die deutſch⸗ Automobilindu⸗ ſtrie, trotz hervorragender Leiſtungen in den letz⸗ ten Jahren hinter jenen anderer Länder heute noch zurückſteht, ſo iſt dieſe Tatſache nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß man bei uns nicht ſchon früher die Möglichkeiten zu einem Maſſenkonſum, durch Erbauung non Kleinautumobilen, geſchaffen hat. Die Produktion von Kleinwagen in Deutſchland wurde verhältnismäßig ſpät auf⸗ genommen, und zwar erſt dann, als das billige amerikaniſche Kleinauto in den deutſchen Markt einzudringen begann und naturgemäß den Er— zeugern von größeren und teueren Wagen einen ſcharfen Wettbewerb bereitete. Die deutſchen Er⸗ zeuger guter und billiger Kleinwagen haben mittels der Serienfabrikation in den letzten Jah⸗ ren immer erfreulichere Erfolge aufzuweiſen, zu⸗ mal ſich das deutſche Kleinautomobil bald mit dem amerikaniſchen meſſen konnte, ja, ihm ſogar in mancher Beziehung überlegen war. Die deutſche Induſtrie des Kleinautos ſteyt heute erſt am Anfang ihrer Entwicklung. Zs be⸗ ſtehen bisher nur wenige Auto movilgeſellſchaf⸗ ten, die ſich der Serienfabritation von Klein⸗ wagen widmen. Dieſe wenigen Fabriken beſitzen vor denjenigen Fabriken, die nur größere Wagen (Sport- und beſondere Luxusautomobile) produ⸗ zieren, in Anbetracht ihrer großen Erfahrungen, einen gewaltigen Vorſprung. Auch erfordert na— turgemäß die Umſtellung auf den Serienbau der Kleinwagen verhältnismäßig große Fapita⸗ lien. Dieſe Kapitalien ſind nicht nur für die Um⸗ geſtaltung bezw. Erneuerung des techniſchen Be— triebes erforderlich, ſondern in elleicht noch erheblicherem Maße für den Abſatz ruf Abzah— lung. Das Kleinautomobil wendet ſich an die min— derbemittelten Bevölkerungsſchichten. die nur durch eine weitgehende Kreditgewährung bewo— gen werden können, zu Ankauf eines eigenen ken, zu ſchreiten. Trotz entgegenkommenſter Kreditgewährung Preiſe des betreffenden Wagens ab. Der in Deutſchland eingeführte Ford⸗Wagen koſtet etwa 4000 Mark, die Opelwagen ſind nicht erheblich teuerer; trotzdem iſt ihre Anſchaffung, bei aller Anerkennung der Preiswürdigkeit und Leiſtung der breiten Schicht mittlerer und kleinerer ſelb⸗ ſtändiger Kaufleute oder höherer Angeſtellten noch immer nicht möglich. Mit anderen Worten: die breiten Maſſen der Bevölkerung ſind nicht ii der Lage als Abnehmer von Gebrauchswigen zu gelten, die etwa 4000 Mark koſten. Wagens, zu beruflichen oder geſchäftlichen Zwek⸗ ö hängt der Maſſenabſatz von Kleinautomobilen vom Bisher iſt es einer oder höchſtens zwei Auto— mobilfabriken gelungen, Wagen für einen Preis von 2000 bis 2500 Mark, eingermaßen zur Zu- 1 e Ze maßen gur Jus Sginnerel Nirschenreum 239 gegenwärtigen(B Einkommensverhältniſſen entſprechend, zu günſti-⸗— N Markt zu friedenheit des Publikums, den gen Zahlungsbebingungen auf den bringen. Die Möglichkeit eines derartigen Maſ— ſenkonſums reſultiert nur aus der Maſſenfabri— kation. Maſſenfabrikation ermöglicht Zu berückſichtigen iſt freilich hierbei, daß Maſſenherſtellung Kapitalien zur Vorausſetzung macht. Es iſt be— kannt, daß die Einrichtungen der Opel-Werke etwa 80 Millionen Mark, der Daimler-Benzwerke etwa 30 bis 40 Millionen, der Hanomag etwa 15 bis 20 Millionen Mark betragen. Aus dieſen Ziffern geht hervor, daß es heute, angeſichts der noch immer in Deutſchland herrſchenden Kapital— not, Geſellſchaften faſt unmöglich iſt, ſich neu zu etablieren und Kleinautomobile ſerienweiſe zu erzeugen. Abgeſehen von den beträchtlichen Ka— pitalien, die zur Errichtung einer neuen Klein— automobilfabrik erforderlich ſind, gehören zu ei— ner rationellen Betriebsführung naturgemäß große Erfahrungen. Dieſe Tatſachen führen zwanglos zu dem Schluß, daß es zur Zeit zweck— mäßiger erſcheint, die bereits beſtehenden Klein— automobilfabriken zu fördern, ſowie auf eine Vergrößerung des Konſums der kleinen Wagen hinzuwirken. Dr.⸗Ing. Haas ſagt in der„Ger— mania“, ſchaffe man der Kleinautomobilinduſtrie Kreditmöglichkeiten, ſo würden dieſe in der Lage ſein, ihre Produktion weiter zu erhöhen, und was für den Maſſenkonſum viel wichtiger ſei, billiger zu liefern. Das ſind Erfahrungen, die man in den Vereinigten Staaten in den letzten zwei Jahrzehnten gemacht hat, und die auch zweifellos in Deutſchland den gleichen Erfolg nach ſich ziehen würden. Wie in Amerika muß das Kleinauto bezw. das Automobil des„Kleinen Mannes“ der Wegbe— reiter der großen ſein. Mit einem Aufſchwung der Kleinautomobilinduſtrie würde aber zweifel los die Eiſen- und Stahlinduſtrie einen mächti⸗ gen Großabnehmer finden, abgeſehen davon, daß eine eine Abſatzſteigerung an Automobilen ein höhe⸗ res Steuereinkommen zur Folge hätte, und die⸗ ſes wieder einen größeren Volkswohlſtand ſchaf⸗ en würde. per Strang 40 Pfg. Wolle, per Pfd. 2 50 RMark. Billigkeit. von Kleinautomobilen große! Am 12. Jan. iſt Bezirksdelegiertenverſammlung in Bibesheim, worüber dann gleich in der nächſten Verſammlung Bericht erſtattet wird. Der Vorſtand. Reichsbauner Schwarz-Rot-Gold. Ich lade die Herren Mitglieder des Vorſtandes zu einer wichtigen Sitzung für Donnerstag 8 Uhr ein. Vollzähliges Erſcheinen notwendig. Lokal Nebenzimmer im Freiſchütz. Der Vorſitzende. Y. f. Hp. u K. 1896. Die regelmäßigen Uebungsſtunden finden wieder Mittwochs und Freitags ſtatt. Um pünktliches und vollzähliges Erſcheinen der geſamten Aktivität bittet Der Uebungsleiter. Weinheimer Schweinem arkt. Zugeführt: 287 Stück Verkauft: 265 Stück Milchſchweine das Stück 18— 31 Mk. Läufer das Stück von 34—48 Mk. Einleger 90 Mk. Sport u. Spiel DI K.⸗Sport Viernheim 1.— Rüſſelsheim 1. 1:0 N 3.— Mörlenbach 1. 6:0 Worms 1.— Viernheim Privat 4:0 Viernheim 1.— Worms 1.(Handball) 378 Turner⸗Handball Viernheim 1.— Seckenheim 1. 1·0 e 2. kampflos f. V'heim Holzoersteigerung. Dienstag, den 14. Januar 1930, vormittags 9 Uhr, werden im Gaſthaus zum Freiſchütz zu Viernheim aus verſchied. Domanialwald⸗Diſtrikten, darunter das Dürrholz aus Förſterei Jägerhaus verſteigert: Stämme, Fichte: 24 St. 1a u. 1b Kl. 4 Fm., aus Alt. Eichwald 1. Derbſtangen, Fichte: 63 St. 1. bis 3. Kl. Gerüſtſtangen aus Alt. Eichw. 1. Derbſtangen, Weymuts⸗Kiefer: 754 St. 2.—3. Kl. Derbſtangen, Kiefer: 545 St. 3. Kl. Tabakſtangen aus Fr. Heide 44. Reisſtangen, Fichte: 15 St. 4.— 6. Kl. Weymutskiefer: 561 St. 4.— 7. Kl. Kiefer: 1130 St. 5.— 7. Kl. Z. Tl. Bohnenſtangen. Scheiter, Rm.: 0,9 Buche, 4,6 Eiche, 178 Kiefer. Knüppel, Rm.: 64 Buche, 92 Kiefer. Knüppelreiſig, Rm.: 544 Buche, 164 Eiche. Stangen⸗Reiſig, Wellen: 2600 Kiefer. Das Buchen-Knüppelreiſig ſitzt in Ameiſenlache 6 u. 7, Nr. 1391-1466; am Maſtbrunnen 10; Knoden 11, Nr. 5227— 5311; Alter Eichwald 2, Nr. 3035—3092; Bürſtädter Schlag 4, Nr. 3093-3175. Die Buchen-Kuüppel aus Maſt⸗ brunnen 10 und Knoden 11, Nr. 5228— 5310. Eichen⸗Knüppelreiſig in Bürſtädter Schlag 5, Nr. 1704-1776. Steigerer, die mit Holzgeld früher noch rückſtändig ſind, ſind vom ausgeſchloſſen. Wer für eine andere Perſon Holz ſteigern will, muß einen ſchriftlichen Ausweis ſeines Beauftragten vorlegen. Heſſ. Forſtamt Viernheim. 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