* N K 5 N * Verſteigerung. . 9 S Am Mittwoch, den 8. Jannar 1930, von vormittags 10 Uhr ab, verſteigern wir in den ehemaligen Räumen des Kaffee Korſo in Mannheim J 1. 6 die Reſtbeſtände des Kaffeehausinventars des ehemal. Kaffee Korſo, beſtehend aus: Marmortiſchen, Wirtſchaftsſtühlen, Büffet mit Preſſion, Gläſerſchrank, großen Poſten ſilberne Tabletten, Milch⸗ und Sahuenkänuchen, Kaffeelöffel, Zuckerteller uſw. Ferner verſteigern wir aus hochherrſchaftlichem und anderem Beſitz: 1 Bücherſchrank, 1 Gewehrſchrauk, 1 Schreibtiſch mit Stuhl, 1 r. Tiſch, 1 kompl. Schlafzimmer, 1 Kleiderſchrank mit Spiegel, Stühle, 3 Betten, 2 Waſchkomoden, 2 Nachtſchränkchen, Vertikow, Wäſchekomode, 2 Lederklubſeſſel und viele andere Sachen, Teppiche und Brücken. Freihändig verkaufen wir: Verſchiedene Schlafzimmer, hochmodern, Birke poliert, verſchiedene Speiſezimmer mit und ohne Aufſatz, 1 erſtkl. Herrenzimmer, 1 Mädcheuzimmer hell, Klaviere, Lederklubgarnituren und allerlei Kleinmöbel, 1 Kücheneinrichtung, Kriſtalle, Porzellane und Aufſtellgegenſtände in Bronzen uſw. Der Beſuch lohnt ſich für Jedermann.* Die Preiſe ſind ſehr nieder und den wirtſchaftlichen Verhältniſſen angepaßt. Jedes annehmbare Gebot wird berückſichtigt. Beſichtigung und Freihandverkauf Montag, den 6. Januar und Dienstag, den 7. Jannar 1930 Verſteigerung Mittwoch, 8. Januar 1930 ab 10 Uhr beſtimmt. Evtl. kann trotz billigſter Preiſe Zahlungserleichterung gewährt werden. ouert& Petry, uklionaloren- Mannneim d 1. 8. Telel. 50030. Aufträge werden jeder Zeit entgegengenommen. Bekanntmachung. Gefunden: 1 Geldbörſe mit Inhalt. Der Verlierer wolle ſich umgehend bei uns melden. In letzter Zeit mehren ſich die Fälle von Holzdiebſtählen und Holzfrevel. In vielen Fällen wird dieſes gefrevelte Holz in kleingemachtem Zu⸗ ſtande wieder weiter verkauft. Wir warnen daher jedermann vor dem Ankauf von unberechtigt er⸗ worbenem Holz, da wir andernfalls wegen Hehlerei auch gegen die betreffenden Käufer ſtrafrechtlich vorgehen müßten. Unſere Beamten ſind außer dem Forſtperſonal zur ſtrengen Ueberwachung an⸗ gewieſen. Viernheim, den 4. Jannar 1930. Heſſiſches Polizeiamt: Ludwig Gpeiſekartoffeln gerbe Induſtrie, Pfund 5 Pfennig Rotkraut, Weißkraut, Wirſingkraut Gelberüben, eingemachte Roterüben, Salzgurken, Zwiebel Orangen Pfd. 25 Pfg. Mandarinen Pfd. 35 Pfg. Bananen St. 10 u. 15 Pfg. Feigen Pfd. 45 Pfg. Trauben Pfund 90 Pfg. Lebensmittelhaus Peter Roschauer zum Rebſtock. ee MHedanal- Urban Die Mitglieder werden gebeten bis zum Viernheim 15. Januar ſämtliche Rechnungen an Rechner Adler abzugeben, zwecks Auszahlung derſelben. Später einlaufende Rechnungen können nicht de⸗ rückſichtigt werden. Der Vorſtand. Runde der Meiſter. Der zweite Sonntag der Schlußſpiele um die ſüddeutſche Meiſterſchaft brachte nur eine Ueber— raſchung, die 4:3 Niederlage des ſüdbayeriſchen Meiſters Bayern München durch den F. C. Pir— mafens. Die Münchener ſind auf fremden Plätzen ſchon häufig geſchlagen worden. Die jetzt neben Fürth als Favoritin tracht überwand mit dem Spiel gegen den Frei— burger F. C. eine ſchwere Klippe. Der 3:2-Sieg des Mainmeiſters gibt dieſem einen ſo ſtarken moraliſchen Rückhalt, daß dem deutſchen Meiſter niederſpielte, am kommenden Sonntag der Sieg in Frankfurt ſchwer fallen wird. Die Tabelle. Spiele Punkte Sp. Vag. Fürth 1 Wormatia Worms Eintracht Frankfurt F. C. Pirmaſens Bayern München Freiburger F. C. 0 Sporty Waldhof 1 V. f. B. Stuttgart! 50 FC. Freiburg gegen Eintracht Frankfurt 213. In der Aufſſtellung: Trumpp; Pfeifer, Schütz: Mantel, Goldammer, Gramlich; Kellerhoff, Diet rich. Ehmer, Trumpler Schaller errang der Main meiſter in Freiburg vor 6000 ſehr objektiven Zu ſchauern einen ſchönen Erfolg, indem er 3:2 ſieg— reich blieb. Das Spiel ſtand unter der guten Lei tung des Mannheimer Schiedsrichters Dr. Götzl und verlief von Anfang bis Ende ſair. Die beſſere Geſamtleiſtung auf dem ſchlechten Spielfeld bot Eintracht. Ehmer verſchoß in der Wiederholung einen Elfmeter. Bei der Pauſe führte Freiburg durch Verwandlung eines Straf— ſtoßes 1:0. Trumpler ſchaffte nach einem Eckball den Ausgleich. Doch wiederum kam Freiburg zum Führungstreffer. Schaller ſorgte dann in den letzten 15 Minuten für den Ausgleich und Siegestrefſer. Eckenverhältnis fan Eintracht 10:2. Bayern Müttchen in Pirmaſens 3:4 geſchlagen. Man iſt bei Fußballſpielen, vor allem im Saargebiet, an Ueberraſchungen gewöhnt. Doch daß der Meiſter von Südbayern, Bayern Mün⸗ chen, durch den Saarmeiſter F. K. Pirmaſens eine verdiente 4:3-Niederlage erlitt, das kommt vielen unerwartet. Die Bavern ſpielten bei wei⸗ tem nicht die Rolle, die man ihnen zugetraut hatte, ihr Sturm mußte bald vor der ausgezeichneten Läuferreihe der Saarleute kapitulieren. Dazu zam, daß ihr Sturm jede Entſchlußkraft vermiſſen ließ und ſich nur ſelten gegen die Saardeckung durchſetzen konnte. Bis zur Pauſe lag Pirma⸗ ſens mit 21 Toren in Führung und konnte dann in der zweiten Spielhälfte mit 43 Toren einen verdienten Sieg ſicherſtellen. Die Torſchützen der Saarleute waren Michel, Hartmann, Hergert und nochmals Hartmann. Bei Bayern kamen Schmid 2, Pöttinger, Wenker zu Torerfolgen. Mannſchaft Deutſchmeiſter. geltende Frankfurter Ein- das Endreſultat hergeſtellt. ſpielte Fürth verhalten. augenblickliche Form der Fürther gab das Spi nicht ab. 5 Fürth, der den Vf. B. Stuttgart ſehr leicht 30 Sy. Vgg. Fürth— V. f. B. Stuttgart. Das Treffen der Sp. Vag. Fürth gegen den f. B. Stuttgart übte keine große Zugkraft aus Das Publikum hat eine feine Naſe: wirklich wa die durch die Disqualifikation und die dami verbundene Ruhepauſe geſchwächte Stuttgarte kein ernſthafter Gegner für de! Dieſer hatte ſchon bei der Pau durch Tore von Drechſler, Rupprecht und Fran Nach der Halbzei Einen Maßſtab für 5 V. Troſtrunde Gruppe Nordweſt. Der V. f. L. Neu Iſenburg gewann auß eigenem Platze gegen den F. V. Saarbrücken 4:2. Auch dieſer Kampf war teilweiſe ſehr ſchön, Die Iſenburger ſiegten verdient. Schon bald ſkoſſen die Iſenburger Möller und Engelhardt die beiden erſten Treffer. Kurz nach Halbzeit erzielte Saarbrückens„kommender Mann“, Hei— mer, kurz hintereinander zwei Tore, doch im Endſpurt holten Engelhardt und Dietz einen klaren Sieg für den Platzbeſitzer heraus. Entſchieden Pech hatte Ludwigshafen 1:2 unterlag. Nicht daß der Wiesbadener Rechtsaußen beim Stande N von 1:0 für Wiesbaden bald verletzt wurde, auch, der Siegestreffer der Ludwigshafener kurz vor Schluß war leicht haltbar. Beide Tore für Lud⸗ wigshafen brachte der Rechtsaußen Burbhard auf ſein Konto. Rühl 1. ſchoß den Treffer für Wies⸗ baden. Ludwigshafen ließ es vor dem Tore an Probuttivität fehlen. Der Start von Rot-Weiß Frankfurt auf dem Platze der recht ſpielſtarken Saar— brücker Sportfreunde iſt mit 2:2 Toren durchaus nicht ſchlecht ausgefallen. Das Spiel, dem etwa 5000 Zuſchauer beiwohnten, war fair, ſpannend und gut. Die Frankfurter gingen mit friſcher Kraft ans Werk, und in der 13. und 34. Minute ſchoſſen Stroh und Scyabinger zwei ſchöne Treffer, Hätte Kreß nicht ſo vorzüglich ge⸗ halten, wären die Platzbeſitzer ebenfalls zu Er⸗ folgen gekommen. Dieſe ſtellten ſich erſt nach Halbzeit ein. Beide Male war Eyrich der Tor⸗ ſchütze. Rot⸗Weiß gefiel durch ruhiges und ge— pflegtes Spiel ſehr. Die Hintermannſchaft und Pache im Angriff zeigten beſonders gute Leiſtun⸗ gen. Böres-Lahr leitete gut. Die Tabelle, V. f. L Neu⸗Iſenburg Sportfreunde Saarbrücken . Sp.⸗Verein Wiesbaden Phönix Ludwigshafen 7 „V. f. L. Neckarau 121 Rot⸗Weiß Frankfurt a 1 F.⸗V. Saarbrücken 2 Fußballſportverein noch kein Spiel. der S. V. Wies⸗ baden, der auf eigenem Platz gegen Phönix nur, Gruppe Südoſt. Das wichtigſte Spiel kam in München zwi⸗ ſchen München 60 und dem Favoriten, dem 1. FC. Nürnberg zum Austrag. Nürnberg ſiegte vor 13 000 Zuſchauern mit 2:1, aber München war faſt ebenbürtig. Halbzeit 0:0. Dehm und Hornauer ſchoſſen zwei Tore, erſt dann nahm München ſeinen Stürmer Schäfer, der vorher als Verteidiger geſpielt hatte, nach vorne. Es war aber ſchon zu ſpät, denn Schäfer konnte das Reſultate lediglich noch etwas günſtiger für ſeine Elf geſtalten. Bei den Nürnbergern war Kalb körperlich indisponiert und hielt nicht bis zum Schluß durch. Phönix Karlsruhe war noch weit beſſer, als es das 3:1⸗Reſultat gegen Union Böckingen vermuten läßt. Böckingen ſpielte im Angriff kaum bezirksligamäßig. Erſt beim Stande von 3:0 brachte ein Selbſttor des Karlsruher Tor— warts der ſchwachen Union den Ehrentreffer. ASV. Nürnberg und Jahn Regensburg ieferten ſich ein raſſiges Spiel. Den beſſeren Sturm hatten die Nürnberger, die jedoch des⸗ halb nur 2:0 gewannen, weil der repräſen⸗ tative Regensburger Torwart Jakob die ſchwierigſten Bälle, oft aus einer Entfernung 0 0 man allgemein den Zuſammenbruch ungarischer Fußbautunſt zu koſten bekamen, Dle Gäſtemannſchaft mußte verſchiedene ihrer beſter⸗ Spieler erſetzen, doch allen, die eine komplette Hungariaelf noch nicht ſpielen ſahen, merkten von einem Erſatz nichts. Ueberragend waren der Linksaußen Hirzer, der Halbrechte Ba⸗ ratky und der Mittelläufer Steiner, der allerdings bei der Pauſe ausgewechſelt wurde. Doch auch ſein Nachfolger ſtand ihm nicht nach. Schabe, daß der beſte Mittelläufer(Kluber) der Hungaria nicht mehr mit von der Partie war. Nach ſeiner in Fürth erlittenen Verletzung iſt er in ſeine Heimat zurückgekehrt. Die Geſchehniſſe auf dem Spielfeld dittierten zumeiſt die Ungarn, ohne daß eine kraſſe Ueberlegenheit vorhanden geweſen wäre. Die Ballbehandlung eines jeden Mannes iſt vollkommen unb die Körperbeherr⸗ ſchung, ſowie Wenbigteit und Schnelligkeit ſe natürlich und ſelbſtverſtändlich, daß die Mann⸗ heimer Spieler oft dirett ſteif wirkten. Ich ſah Hirzer z. B. gleich beim Beginn einen Flanken⸗ lauf vollbringend, wobei der Mannheimer Läu⸗ te. Im Nahkampf blieben die Ungarn zu 90% Sieger. Hervorragend dabei noch das Kopfſpiel. Zuweilen kämpften die Profis, aber dennoch ſah ihre ganze Spielweiſe einer einfachen Spielerei ähnlich, wobei ich die feſte Ueberzeugung hatte, daß dieſe Leute noch weit mehr leiſten könnten, wenn ſie von ihrem Gegner dazu gezwungen würden. Dieſe Anſicht wurde mir von einem Kollegen, der die Hungaria gegen die Sp Vag. Fürth hat ſiegen ſehen, beſtätigt, Nach der angenehmen Seite enttäuſchte übri⸗ gens die Mannheimer Kombination der drei Vereine Waldhof, Neckarau und UfR. Selbſt⸗ verſtändlich war bei dieſen Leuten der große Eifer vorhanden, wie er meiſt da iſt, wenn es gegen große Gegner geht. Aber auch in techni⸗ ſcher Hinſicht ſah man manche ſchöne Leiſtung. Ganz hervorragend war Winkler(Neckarau; im Tor, dem es übrigens zu danken iſt, daß die Niederlage nicht deutlicher ausfiel. Sehr gut hielt ſich der Mittelläuſer Kamenzin(Ufgt.) und im Sturm die linke Waldhofſeite Walz-Pen⸗ nig, ſowie der VfR. Stürmer Langenbein als Rechtsaußen. Dagegen konnten Vallendor— Benner(Neckarau) nich)t ſonderlich gefallen. Beſonders Benner vergab ein'ge prächtige Chan— cen, die ihm durch die Unke Sturmſeite geſchaffen worden waren.(Später wurde Letzterer durch Haber(Waldhof) ausgewechſelt. da Fußzballſportverein Frankfurt— Sparta Prag 2:3. Von den 12000 Zuſchauern, die die berühmte Sparta Prag bei prächtigem Winterwetter in das Frankfurter Stadion gelockt hatte, waren die meiſten in der Ueberzeuguntz gekommen, daß die Frankfurter eine glatte Niederlage hinnehmen müßten. Bis zur Pauſe brillierten denn auch die Tſchechen mit ihrem ausgezeich⸗ neten Spiel und hatten durch den Halblinken zwei Treffer vorgelegt. Nach dem Wechſel, als der ein⸗ heimiſchen Mannſchaft erwartete, liefen dieſe plötzlich zu einer begeiſternden Form auf und es hätte wirklich nicht viel gefehlt, dann wäre der Sieg an die Frankfurter und nicht an die Gäſte gefallen. Ein Unentſchieden wäre aber dem Geſamtverlauf nach verdient geweſen. Böttner und Münſtermann holten den Aus⸗ gleich, Brück vergab einen Handelfmeter und in Jer Aufregung ließ man die beſten Chancen aus. Die Prager dagegen waren glücklicher. Zehn Minuten vor Schluß verwandelte ehr Halblinker einen Strafſtoß mit prächtigem Tritt unhaltbar zum dritten Tor. Als Schieds⸗ richter amtierte Maul⸗Nürnberg zur Zufrie⸗ denheit der Parteien. Noſultate Süddeutſchland. Runde der Meiſter. Sp. Vgg. Fürth— PB. Stuttgart FK. Pirmaſens— Bayern München Freiburger FC.— Eintracht Frankfurt Troſtrunde Südoſt. München 1860— 1. FC. Nürnberg 3:0(3:0) 4:3(2:1) 218(070 von drei Mettern, hielt. Erſt nach der Pauſe landete der Ball, von Nürnbergs beſtem Mann, dem rechten Flügelſtürmer Scherm ge⸗ ſchoſſen, zweimal im Netz. Der VfR. Heilbronn und der Karlsruher Fußball⸗Verein trennten ſich 3:3, obgleich der ſehr gute KV. die beſſere Mannſchaft hatte; er verſchuldete ein Eigentor. Der beſte Mann in dem ſchnellen, packenden Spiel war wieder der Türke Bekir von Karlsruhe. Die Tabelle: 1. FC. Nürnberg ASV. Nürnberg Phönix Karlsruhe Karlsruher FV. VfR. Heilbronn Jahn Regensburg München 1860 Union Böckingen Lehrſpiele Ein Lehrſpiel in Mannheim Mannheimer Stadtelf— Hungaria Budapeſt f 1:3(0:0. g Mit der Verpflichtung der Ungarn haben die Mannheimer keinen ſchlechten Griff getan. Wohl erreichten die Hungariaſpieler nicht ihre beſte Form, dafür haben ſie eine zu große Reiſe und zuviele Spiele hinter ſich. Doch immerhin ge⸗ nügte es den weit über 15 000 erſchienenen Zu⸗ 0 nen eO e de ge 8 5 be de U K 2 5 e ſchauern zum aroſten Teil. die damit enien Tail Phönix Karlsruhe— Union Böckingen VfR. Heilbronn— Karlsruher FV. ASV. Nürnberg— Jahn Regensburg Troſtrunde Nordweſt: Sportfr. Saarbrücken— Rotweiß Frankfurt SV. Wiesbaden— Phönix Ludwigshafen VfL. Neu⸗Iſenburg— FV. Saarbrücken Verbandsſpiel um den Abſtieg. Gruppe Nordbayern: Sp. Vgg. Hof— VfR. Fürth Geſellſchaftsſpiele. Mannheim— Hudaria Budapeſt FSV. Frankfurt— AC. Sparta Prag Kickers Offenbach— FV. Mannheim 08 FSW. Mainz 05— FV. 04 Würzburg Griesheim 02— Haſſia Bingen Schwaben Augsburg— Bayern Hof Germania Brötzingen— SC. Freiburg — do 2 2— * 8 0 — 2 5* fer immer weiter und weiter zurückbleiben muß⸗ Heute Abend 8 Uhr für Erwerbsloſe U. I- fm Paas Gratis⸗Vorſtellung Eintritt uur gegen Vorzeigung der Kontrollkarte. e täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Bonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wanb⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. 9 855 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt an Ar. 5 Ultimo * Der Kehraus des Jahres 1929 iſt recht un⸗ erfreulich. Er hat allen greifbar nahe geführt, wie wenige Menſchen Ehrfurcht haben vor frem⸗ dem Gelde, weil ſie mit dem eigenen nicht umzu⸗ gehen lernten. Nicht als ob ſie Diebe wären, nein, ſie würden keinen Pfennig aus der Kaſſe wegnehmen. Aber es fehlt ihnen der Sinn für Ziel und Maß des angeſammelten Gemelm— ſchaftsgeldes. Es geht ihnen, wie dem Manne, der plötzlich einen Haufen Goldes zu eigen be— bommt, von dem er ſich bisher nur ganz phan— taſtiſche Vorſtellungen machte. Ex wirtſchaftet aus dem Vollen und wenn nichts mehr da iſt, kann er das nicht mehr laſſen und pumpt nun ebenſo genial weiter. Das feine Verantwor— tungsgefühl des ſoliden Hausvaters, der ſich nach der Decke ſtreckt, in beſſeren Jahren nicht üppig wird, ſondern für ſchlechtere zurücklegt, und in ben ſchlechten auch den eigenen Leibriemen enger ſchnürt, ſcheint in Staat und Wirtſchaft abge⸗ torben zu ſein. Wo ſind die Staats- und Wirt⸗ ſſtchaftsführer, die ureigenſt mit dem Schickſal ihres Landes und ihres Werkes verbunden ſind? Sie „verwalten“, ſo lange ſie dafür gut bezahlt wer⸗ zen. Der Miniſter geht, oder muß gehen, wenn es nicht mehr„klappt“. Der Direktor wechſelt zeicht und ſchmerzlos zu einem anderen Betriebe herüber, der ihm perſönlich mehr einbringt. Von seiner Verbundenheit mit dem Werke, dem man dienen ſoll, iſt kaum noch ein Hauch zu ſpüren. Die verlangt man nur vom Arbeiter, den wan zur Werksgemeinſchaft erziehen möchte, alſo zu dem, was man ſelber nicht hat. Wo Initiative und Einſatz geſtaltender Kräfte gefordert werden, Wolksvertretungen. zumeiſt vor fertige Tatſachen geſtellt. dann nur noch ſchimpfen und im ins Unabänderliche „beißen dann die Hunde“. Und dieſer von hun⸗ erttauſend Beamten verwaltete Unglücks menſch gehört zum„Volke“. die allerunterſte Stufe. zn allen dirigierenden Stellen in Staat und Wirt⸗ ſchaft ſitzen ſeſt beſoldete Beamte, denen es auch bann noch genau ſo gut geht, wenn es der Sache, die ſie zu verwalten haben, hundsmiſerabel ſchlecht weht. Wir leben heute in einem reinen Beamten— Haate, der ſo feſtgefügt iſt, daß alle Deutſchen tzur noch die eine Sehnſucht kennen, Beamte zu werden. Aus einem ganz ſelbſtverſtändlichen Gelbſterhaltungstrieb heraus. Denn das, was noch an„Volk“ übrig bleibt, wird bald gänzlich gus verwaltet ſein. Wir haben zwar auch noch Aber die werden in lebens⸗ wichtigen Fragen von den herrſchenden Beamten Worauf ſie übrigen ſich fügen können. Den letzten Das iſt im Beamtenſtaate Das Verwaltungsrezept tſehr einfach. Reicht das Geld nicht, dann kom⸗ men neue Steuern. Das geht in Prozenten. Mit einem halben fängt's an, und dann immer weiter hinauf. amter, der neue Steuern ausklügelt, die i. Pro⸗ zentſätzen den Schaffenden weggenommen werden. is es nichts mehr anze nennt ſich Staatsführung. In jedem Reſſort ſitzt ein findiger Be⸗ Das fügen Was zu prozenten gibt. Einige hinzu. och das Wörtchen„weitſichtig“ wohl heißen ſoll, man ſieht ſo weit, daß man gar icht merkt, wie um einen herum alles zugrunde eht. Und in der Wirtſchaft? Da iſt es nicht an⸗ ers. Nur daß hier das Volk„Arbeiter“ heißt. Ob das Volk, von dem nach der Reichsverkaſ⸗ ung alle Staatsgewalt ausgehen ſoll. aus den Erkenntniſſen des Jahres 1929 lernt? Zu hoffen wäre es jedenfalls. Dringend müßte im Jahre 4930 eine große Säuberungsaktion vorgenommen und allen unfähigen Verwaltern die Verant⸗ wortung, die ſie nicht zu tragen vermögen, abge⸗ nommen werden. Etwas mehr an geſunder in⸗ gnerer Unruhe und Zornnütigkeit muß das Volk dazu ſchon aufbringen. Tut es das nicht, dann derdient es die Stellung, in die eine übermächtige Hürokratie es hineinmanövriert hat. Ausland Kohlenkonſerenz eröffnet. wtb. Genf, 6. Jan.(Radio.) In Genf iſt 1 die auf eügliſche Anregung zuſammenge⸗ etene vorbereitende techniſche Kohlenkonſerenz eröffnet worden. Auf der Vorkonferenz ſind 9 änder durch je einen Delegierten der Regie⸗ rung der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber ertreten und zwar: Belgien, Deutſchland, ugland, Frankreich, Holland, Oeſterreich, Po⸗ len, Spanien und Tſchechoſlowakei. Die deutſche Sprache iſt zum erſten Mal auf einer interna⸗ klonalen Konferenz neben engliſch und franzö⸗ 45 als offizielle Verhandlungsſprache zuge⸗ en. a f enbahemengfück in Algerien Paris, 7. Jan.(Radio.) Savas be⸗ richtet aus Tunis: Nach einem geſtern Abend dort eingegangenem Telegramm, iſt der Zug Tunis⸗Algier im Departement Conſtantine verunglückt. Die Lokomotive entgleiſte auf einer Brücke. Die Brücke ſtürzte ein und ber Poſtwagen und zwei Perſonenwagen ſtürzten in den Abgrund. Es ſollen zahlreiche Opfer zu beklagen ſein. Einzelheiten fehlen. Biſchof Schreiber zur Frage der Eheſcheidung. Berlin, 7. Jan. In einer Sonderver⸗ anſtaltung der katholiſchen Volkshochſchule Ber⸗ lin ſprach am Montag abend im Plenarſaal des Herrenhauſes der Biſchof von Berlin, Dr. Schreiber, zur Frage der Eheſcheidung. Er führte u. a. aus, die Schichten, die für geſetz⸗ liche Erleichterung der Eheſcheidung ſeien, lie⸗ zen ſich von rein ſubjektiven Motiven leiten ohne Rückſicht auf das Los ihrer Kinder. Die Statiſtik zeige, daß überall da die wenigſten Ehezerrüttungen feſtzuſtellen ſeien, wo das Volk von Religion und natürlich⸗göttlichem Sittengeſetz durchdrungen ſei. Die Gründe gegen eine Eheſcheidung ſeien in der chriſtlichen Reli⸗ gion begründet. Auch der Staat müſſe gegen die Eheſcheidung Stellung nehmen, denn im Zerfall der Familie liege auch der Zerfall des Volles. 0 König und Diktator Was wird in Spanien?! »Der Ankündigung, daß Marſchall Primo de Rivera, der Inhaber der tatſächlichen Ge⸗ walt in Spanien, der Krone durch zeinen Rücktritt die Umkehr zu geordneten Verhält⸗ niſſen erleichtern werde, iſt ſchnell die zweite gefolgt, daß die Umwandlung der Diktatur in ein Uebergangsſyſtem erſt im Sommer oder Herbſt dieſes Jahres erwartet werden dürfe. Der König, ſo heißt es, habe den Vorſchlägen des Diktators für das Uebergangsſyſtem ſeine Zuſtimmung verſagt. Es ſcheint, daß dieſe Vorſchläge derart waren, daß eine wirkliche Beſchwichtigung der ungeduldigen Gemüter im Lande von ihnen nicht erwartet werden kann. Die Frage iſt nun, ob die Salomoniſche Ent— ſcheidung, dann lieber vorläufig alles beim Alten zu laſſen, eine günſtigere Wirkung ver⸗ ſpricht. Das dürfte nicht der Fall ſein. So viel iſt deutlich zu ſehen, daß der ſpaniſche Diktator zwar verſtandesmäßig die Notwendigkeit einer Aenderung der Regierungsweiſe wohl erkannt hat. daß er aber nicht den Entſchluß findet, 9 g Wiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernh eimer 5 ö 8 Zeitung bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— viernheimer Anzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) bel Wider Die einſpaltige 9—. koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annontcen⸗ Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes an ſich mit Würde in das Unvermeidliche zu fügen. Er will nicht ganz von der Herrſchaft laſſen, die er Jahre hindurch ausgeübt hat. Das pflegt den Leuten in ſeiner Stellung meiſt ſo zu ergehen; ſie verſäumen den Zeitpunkt, wo das Scheiden noch im äußeren Anſchein als ein freiwilliges gelten kann. Viel wichtig er wird jetzt aber die Haltung der Krone ſelbſt. König Alfons rückt wieder in den Mittelpunkt. Er findet ſich in der ungewöhnlichen Lage, daß er in die Macht, die ihm der Diktator ent- riſſen hatte, in gewiſſem Umfange wieder ein— geſetzt werden ſoll— und daß er dennoch zögert. Dieſes Zaudern kann auf zwei Ur— ſachen beruhen. Entweder fürchtet ſich der ſpaniſche König vor dem Diktator oder vor dem Volle, ent⸗ weder fühlt er nicht die Kraft in ſich, dem jetzigen Gewalthaber ſeinen Willen aufzu⸗ erlegen, oder er hat Beſorgniſſe davor, durch Beſeitigung der Diktatur ungekannte Ge⸗ walten zu entſeſſeln, deren Bezähmung er ſich nicht gewachſen fühlt. Die zweite Erklärung hat mehr Gewicht für ſich, wobei nicht ausgeſchloſſen iſt, daß auch die erſte mitſprechen mag. Der König hat zwar immer Wert darauf gelegt, mit der Diktatur nicht verwechſelt zu werden. Er mag aber fürchten, daß dieſe feinen Unterſchiede von dem ſpaniſchen Volk nicht begriffen oder nicht ge— würdigt werden. Wenn er aber ſo denken und ſein Handeln oder Unterlaſſen danach einrich— ten ſollte, dann muß die Wirkung verhängnis⸗ voll für das Anſehen der Krone und den Be— ſtand der Monarchie in Spanien werden. Wo der König nicht um die Zukunft der Krone kämpft, da werden andere noch weniger Nei— gung dazu verſpüren. Wenn er aus dem Felde bleibt, dann folgt von ſelbſt, daß die anderen Figuren allein um den Sieg ringen. Aus aller Weit Der Große Staatspreis für Maler. wib Berlin, 6. Jan.(Radio.) Im Wettbe⸗ werb um den Großen Staatspreis der Preuß. Akademie der Künſte wurde dieſer heute dem Maler Walter Meyer⸗Vax verliehen. Mordſerie in einem böhmiſchen Dorf. wib Königgrätz 6. Jan.(Radio.) In einem Ort in der Nähe von Königgrätz wurden 8 Per⸗ ſonen, darunter drei Frauen, unter dem Verdacht verhaftet, im Verlaufe von 10 Jahren drei Män⸗ ner ermordet zu haben. Im Jahre 1919 wurde der Mann der Hauptbeſchuldigten Bäuerin Bit— ner aus Polom ermordet aufgefunden. Im Jah⸗ re 1926 wurden der Häusler Joſeph Lichy und Die Heimkehr des Royaliſtenführers Daudet aus der Verbannung N 0 U U 11 Daudets Ankunft in Paris.(Im Kreis Leon Daudet.) Eine enthuſtaſtiſche Menge empfing in Paris den Royaliſtenführer Leon Daudet, der aus ſeinem Brüſſeler Aſyl zurückkehrte, nachdem Präſident Douͤmergue die über ihn verhängte Gefängnisſtraſe auſgehoben hat. g e e bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden ahrgang Zur Neugliederung der Neithsnarint Lints: Vizeadmiral Oldekopp wurde von ſeiner Stellung als Führer der Linienſchiffsdivi⸗ ſion enthoben und iſt nunmehr ausſchließlich Oberbefehlshaber der beiden neuernannten Flot⸗ tenchefs. Rechts: Vizeadmiral Franz, der bisherige Befehlshaber der Nordſeeſtreitkräfte, wurde an— läßlich der Neugliederung zum Befehlshaber der Großkampfſchiffe ernannt. Die Reichsmarine iſt neu gegliedert worden. jahrzehntelange Einteilung in Streitkräfte der Nord- und Oſtſee iſt aufgegeben und durch die Einteilung in Kampfeinheiten— Großkampf— 0 und Aufklärungsſtreitkräfte— erſetzt wor⸗ en. D Ye Dee 1. Jahr ſpäter der Fleiſcher Mach ermordet, mit denen die Bitner Verhältniſſe hatte. Wer die Mordtaten verübt hat. ſteht noch nicht feſt. Vorfrühling im Harz. N Das„Berliner Tageblatt“ meldet aus Thale im Harz: Die Harzflüſſe ſind durch anhaltende Regengüſſe und durch die Schneeſchmelze ſtark angeſchwollen. Die Stimmung im Bodetal iſt durchaus frühlingsmäßig Die Sträucher tragen allenthalben Knoſpen. Grünende Farnkräuter ſte⸗ hen am Wege und man kann ſogar vereinzelt Blüten von Waldblumen entdecken. 1 1 Der Düſſeldorfer Mörder geſehen? Ein Opfer will ihn auf der Straße erkannt haben. Düſſeldorf, 5. Jan. Frau Meurer, eines er mit dem Leben davongekommenen Opfer des Düſſeldorfer Mörders— ſie war am 25. Oktober v. Is. durch Meſſerſtiche ſchwer ver⸗ letzt worden— hat, lt.„N. B. L.“, der Düſſel⸗ dorfer Mordkommiſſion erklärt, ſie ſei am Frei⸗ tag, den 27. Dezember, 4 Uhr nachm. auf der Lichtſtraße dem Attentäter plötzlich begegnet, und habe ihn mit aller Beſtimmtheit wieder⸗ erkannt. Sie habe zuerſt vor Schreck kein Port hervorbringen können. Inzwiſchen hatte offen⸗ bar auch der Täter ſie wiedererkannt, denn er lief eilends in der Richtung auf dem Doro⸗ theenplatz davon und ſprang unterwegs auf einen in Fahrt befindlichen Wagen der Stro⸗ ßenbahnlinie 14. Von der Plattform des Jüh⸗ res aus ſah der Mann noch einmal zurück, wahrſcheinlich um zu beobachten, ob er verfolat würde. Frau Meurer, deren Ausſage natürlich nicht nachprüfbar ſind, aber ſelbſtverſtänd⸗ lich auch nicht ohne weiteres als Irrtum be⸗ trachtet werden kann, beſchreibt den Täter neuerdings als einen etwa 1,70 Meter ges geſchätzten Mann mit vollem, baxtloſen Geficht. Er habe einen dunklen Anzug und einen ſchwarzen Schlapphut getragen, die gleiche Klei⸗ dung, wie am 25. Oktober. 2 Tobesopfer einer Gasvergiftung. witb Altona, 6. Jan.(Radio). In einem Hauſe in Stellingen wurde geſtern nachmittag der 59 Jahre alte Arbeiter W. Bunger und ſein 29 jähriger Sahn in der Küche ihrer Wohnung durch Gas vergiftet tot aufgefunden. Die im Ne⸗ benzimmer ſchlafende 66 Jahre alte Mutter konnte im Krankenhaus wieder ins Leben zurük⸗ gerufen werden. Es handelt ſich um einen Un⸗ glücksfall, der dadurch hervorgerufen wurde, da der Sohn beim Stieſelputzen aus Unachtſamkei den Schlauch von der Gasleitung abriß ohne es zu bemerken., „FFT 9 Unser Invenlur-Ausverkauf ist ieder eine qrobe Kauſqelegenheil. Hier heißt es rasch sein, denn niemand wird es sich enigehen lassen, qute Qualitäten so billig zu erstehen.— Deshalb am Mittwoch sich den Löwen. Anteil sichern im NHennhelm eee n Das Spiel unter der Maske. Originalroman von Lola Stein. (40. Fortſetzung.) „Schlimmſtenfalls kann ich meinen Pelzman— tel verkaufen oder verſetzen, die Armbanduhr, den Federfächer und eins oder zwei meiner Abendkleider. Ganz arm bin ich noch lange nicht. Und bis das alles verkauft iſt, werde ich ſicher— lich Arbeit finden.“ Getröſtet durch dieſe Ausſicht fuhr ſie heim. 23. Aber es war doch viel ſchwerer, als ſie ſelbſt an dieſem Tag gedacht hatte, Verdienſt zu be— kommen. Sie erhielt auf ihre Offerten keine Antwort mehr, alles ſchien nutzlos, alles umſonſt. Sie wandte ſich an Vereine, an das Arbeits— amt der Stadt. Geſellſchafterinnen gab es kaum noch in dieſen Zeiten. Was ſie konnte, reichte für keinen Beruf vollſtändig aus. Eine Stellung als Anfängerin in einem kaufmänniſchen Büro hätte ſie jetzt vielleicht ſchon bekleiden können, aber es bot ſich kein ſolcher Poſten. Nur Haus⸗ perſonal wurde ſtändig geſucht. „Schließlich fand Evelyn einige Schülerinnen für die engliſche Sprache, aber die Stunden brachten nur lächerlich wenig ein, und zu den erſten kamen, ſoviel Mühe ſie ſich auch gab, keine neuen hinzu. Man riet ihr, Krankenſchweſter zu werden. Dann würde ſie wenigſtens vor Not geſchützt ſein, ein Dach über dem Kopf, keine Sorgen mehr haben. Aber die lange Ausbildungszeit ſchreckte ſie beinahe ebenſo ſehr, wie der Gedanke, nur Leid und Kummer, Wunden und Blut zu ſehen. Auch dazu paßte ſie nicht. Lange ſchon hatte ſie ihren Pelzmantel ver⸗ kauft. Aus Frau Dr. Kuglers Penſion war ſie fortgezogen und hatte ſich ein einfaches Zimmer⸗ chen im Norden Berlins genommen bei armen 8. i ee 1 4 2 l Leuten, in einem in dem abgetretene Stiegen waren, viele ver— nachläſſigte, unterernährte, blaſſe Kinderchen, in dem es ſtändig nach Schmutz, nach Armut, nach Sorgen roch. Die ſchöne, verwöhnte Evelyn Catlin glaubte zuerſt, es nicht hier aushalten zu können, ver- gehen zu müſſen in dieſem Milien. Sie lernte, es zu ertragen. a Sie aß an einem ganz billigen Mittagstiſch. Morgens und abends bereitete ſie ſich ihre Mahlzeiten ſelbſt, machte ſich Tee auf einem Spirituskocher. Sie aß wenig, denn nichts ſchmeckte ihr. Sie magerte ab. Die liebliche Röte ihres jungen Geſichtes verblaßte. Wenn ſie zu irgend einer Vorſtellung in immer wieder ent⸗ flammter Hoffnung ging, heute endlich eine Stellung zu finden, mußte ſie ein wenig Rot auflegen, ſonſt ſah ſie gar zu elend aus. Eines Tages ſagte man ihr auf dem Arbeits⸗ amt, daß ein großes Konfektionshaus ein Man⸗ nequin ſuche. „Das wäre doch etwas für Sie, Miller“, meinte die Leiterin. Evelyn hatte nun ſchon beinahe die Hoffnung aufgegeben, eine Anſtellung als Buchhalterin oder Sekretärin zu finden. Sie konnte zu we⸗ nig, und das Ueberangebot an erprobten Kräf⸗ ten war zu groß. „Warum ſchließlich nicht Mannequin?“ dachte ſie müde und merkte ſich die Adreſſe. Sie gefiel bei der Vorſtellung. Auch hier wa⸗ ren unzählige Bewerberinnen. Schöngewachſene Mädchen drängten ſich um den Poſten. Sie hat⸗ ten Erfahrung auf dieſem Gebiet, die Evelyn fehlte. Aber ſie ſchritt anmutiger und ſchweben⸗ der über das Parkett des großen Modeſalons, als ſie alle. Sie trug die Mäntel und Kleider und Pelze nicht mit den angelernten Bewegun⸗ gen der dazu erzogenen Probierdamen, ſie zeigte ſie mit der Sicherheit, der Eleganz der großen Weltdame, die ſie war. i e Fräulein häßlichen verwahrloſten Haus, ee 3 denes Gehalt, das man ihr bot. Aber es gab doch wenigſtens eine kleine Sicherheit. Sie würde weiterleben können, nicht beſſer, aber auch nicht noch ſchlechter als in den letzten Wochen. Und ohne die furchtbare, wühlende Angſt vor dem Tag, an dem ſie erwachen wiicde und keinen Pfennig mehr ihr eigen nennen. „Abends kann ich mich weiterbilden, weiter— lernen“, dachte ſie.„Vielleicht finde ich dann doch bald eine Stellung in einem Büro.“ Zum erſtenmal ſchlief ſie in dieſer Nacht tief und mit einem Gefühl der Geborgenheit. Am nächſten Tag trat ſie ihre Stellung an. Ihre Arbeit war nicht ſchwer, aber ermü⸗ dend. Den ganzen Tag mußte ſie bereit ſein. Sie war in einem der erſten Modehäuſer Berlins angekommen. Die elegante Kundſchaft war ver⸗ wöhnt, mußte unermüdlich bedient werden. Die Winterſaiſon ſtand vor der Tür. Die Firma ver⸗ anſtaltete eine große Modenvorführung, die drei Tage dauerte. Auch in dieſem Beruf ſtellte man ſeinen Kör⸗ per, ſein Geſicht, ſich ſelbſt zur Schau. Nur daß das Intereſſe vor allem den Kleidern galt, die man trug und die Damen ſich nicht allzuviel um den Menſchen kümmerten, der ſie zeigte. Aber eine Preisgebung war es dennoch. Die Direktrice merkte ſehr bald, daß die Sa⸗ chen, ide Fräulein Miller vorführte, am beſten gefielen, daß ſie am ſchnellſten verkauft wurden. So wurde Evelyn denn am meiſten von allen Mannequins herangezogen, hatte am wenigſten Ruhe. Aber ſie erhielt auch am Ultimo eine kleine Gehaltserhöhung und einige anorkennende Worte des Chefs. Im Dezember fragte der Chef Evelyn, ob ſie wohl Luſt hätte, in das Zweighaus der Fir⸗ ma nach Montreux für einige Monate zu gehen. Der Hauptbetrieb für die Berliner Firma war vorüber, in Montreux begann die Winterſaiſon. Aus Nah und Fern Speyer, 7. Jan. Ertrunken. Der Schiffer Handermann aus Speyer iſt im Straßburger Petroleumhafen ertrunken. Beim Feſtmachen eines Kahnes verlor er das Ueber⸗ gewicht, ſtürzte ins Waſſer und ertrank. Münſter a. St., 6. Jan. Der Gleisab⸗ bruch ſchreitet fort. Seit Beginn der Abbrucharbeiten an der Bahnſtrecke Bad Münſter a. St.— Odernheim iſt bereits ein beträchtlicher Teil der Strecke abgeriſſen und abtransportiert. In den letzten Tagen hat man mit dem Abbruch an der Nahebrücke bei“ Bad Münſter a. St. in Richtung Duchroth be⸗ gonnen und nahezu 1600 Meter bis Kilometer 107 entfernt. Auch der Unterbau iſt auf eine Strecke von 600 Meter bereits beſeitigt. Das Steinmaterial einſchließlich des Packlagers iſt abtransportiert worden. Rüſſelsheim, 6. Jan. Die Umſte[lung der Opelwerke. Die und die neue Produktionsgrundlage ganiſation einen völligen Neuaufbau erhalten hat, hat der neue Betrieb mit 6 000 Perſonen im Automobilbau wieder die Arbeit aufgenom men, und zwar an fünf Wochentagen mit acht⸗ ſtündiger Arbeitszeit, nachdem eine Zeitlang der Betrieb völlig ſtillgeſtanden hat. Oppenheim, 6. Jan. Todesfall. Seit Oppenheimer Matthias Kronenberg vermißt. Kronenberg hatte am Weihnachtsabend Erwerbsloſenunterſtützung geholt und wollte dann verſchiedene Einkäufe tätigen. Seinerzeit war er ſpurlos verſchwunden. Alle Nachfor⸗ ſchungen blieben vergeblich. Jetzt hat man ar Rheinufer bei der Hohenau ſeine Mütze gefun⸗ den. Weitere Nachforſchungen ergaben, daß er in den Rhein gefallen und ertrunken iſt. ſmo. Vensheim, 6. Jan. Bergſtraßen⸗ bahn. Wie wir von zuſtändiger Stelle erfah-“ ren, kommt als Zeitpunkt der Inbetriebnahme der neuen elektriſchen Bergſtraßenbahn, ent— gegen anderslautenden Meldungen, der Sam— mer 1930 in Frage. Die erſte Hälfte der in amt 14 Kilometer langen Bahn, die ca. 7 Kilometer lange Strecke von Darmſtadt nach Eberſtadt, wurde bereits am 1. Mai 1914 in Betrieb genommen. Die urſprünglich Bensheim, Weinheim nach Heidelberg, ein Projekt, das ſchon aus dem Jahre 1909 datiert kommt nicht mehr in Frage. Die Verlängerung wird lediglich bis Jugenheim a. d. B. durch⸗ Bahn, die als geführt. Obwohl die neue Schmalſpurbahn gebaut wird, gleiſigen Ausbau projektiert Ausbau zunächſt nur eingleiſig. Kehl, 6. Jan. Ein zweites opfer. Das nunmehr für den zwei⸗ iſt, erfolgt der Todes⸗ ſein zweites Todesopfer gefordert. Der ſchwer verletzte 29 Jahre alte Ingenieur Man engagierte ſie. Es war ein ſehr beſchei⸗ Helmut Keudell, bürtig iſt, iſt heute vormittag geſtorben. Michelſtadt, 6. Jan. Bürgermeiſter⸗ kandidaten. ohne Frage ein in der heutigen Zeit begehrter Poſten, weil ſich mit ihm häufig noch vor⸗ kriegsbilder verbinden. So haben ſich beim Ablauf der Meldefriſt für den Bürgermeiſter⸗ poſten in Michelſtadt(da Bürgermeiſter Ritzel als Oberregierungsrat nach Gießen ging), nicht weniger als 195 Bewerber angemeldet. Außer vier Michelſtädtern ſelbſt haben ſich Bankdirek— N Die Filiale wurde dort von einer Franzöß 9 ging Aber ſie gehörte zum größten Teil dem Berliner! Haus. Madame Guilleron hatte angefragt, ob“ leitet, unter deren Namen ſie offiziell ſie vielleicht ein beſonders gutegewachſenes un ſofort an Evelyn gedacht. Sie nahm das Anertzieten an. Nichts feſſelt⸗ ſie an eBrlin und ihre jetzige Stellung. Mit ſchreiben wollte ſie ſich ſelbſt weiterbilden verſuchen, eine Stellung in einem kaufmänni ſchen Büro zu finden. Sie beſaß jetzt ſchon viele Es war ihr lieb, nen fortzukommen. L. ling“ entließen, da wußte ſie, daß ſie in dieſ⸗ Haus nicht zurückkehren würde. zu den am günſtigſten gelegenen von gan! Montreux. Es befand ſich unten im Palace⸗ ßen, prachtvollen Hotels kaufte in den entzückend eingerichteten Räumen der Madame Guilleron gern die ſchönen, aparten Roben, Tücher und Mäntel, die Evelyn und vier andere Manne⸗ quins tagein tagaus vorführten. a Ihre neue Chefin war ſehr zufrieden mit ihr, ihre Kolleginnen kümmerter ſich vorläufig noch nicht um ihr Privatleben. Evelyn fühlte ſich in der herrlichen Luft, unter den etwas gün⸗ 9 5 wirtſchaftlichen Verhältniſſen ein wenig wohler. 5 (Fortſetzung folgt.) Umſtellung der Opelwerke auf dem Betrieb der Generalmotors i bei dem Automobilbau iſt mit dem heutigen Tage end. gültig durchgeführt worden. Nachdem die Or⸗ Aufgeklärter Weihnachten wurde der ſeine vor⸗ geſehene Weiterführung der Elektrobahn über Kehler Exploſionsunglück hat der aus Mannheim ge⸗ Ein Bürgermeiſterpoſten iſt“ ſchickes Manneguin haben könne, und man hatte! dem Handelskurſus, den e in den Abendſtun⸗ den nach wie vor genomean hatte, war ſie nur auch fertig. In Stenographie und Maſchinen und dann zum Frühling noch einmal ſehr ernſthafe Kenntniſſe, daß es ihr ſchließlich doch gelingen mußte. Aber bis dahin konnte ſie den ſichere n Verdienſt, der in Montreux etwas höher wer⸗ den würde, als bisbhen nur zu gut gebrauchen. den Berliner Kollegin alfs Chef und Direk⸗ trice ſie mit einem„Auf Wiederſehn im Frühe Das Geſchäft der Madame Guilleron gehör Hotel. Das internotionale Publikum dieſes gro⸗ 5 INVEWruũun e W W Beginnt am Mittwoch, 8. Januar, morgens ½9 Uhr Der Preis hats Wort“ bei uns— Urteilen Sie selbst] SpezZzlelheus fur DœorDeSr-RNROHHSKHI OTN Hallesfellèe der Schmell- UN Sfr H EDDAD SNR toren, Beamte, Kaufleute, Handwerker, Ver⸗ ſicherungsangeſtellte und einige Mitglieder freier Berufe beworben. In Michelſtadt macht ſich ſehr das Beſtreben geltend, einen Ein⸗ geborenen“ zum Stadtoberhaupt zu küren. Handel und Induſtrie Privatdiskont ermüßigt. wtb. Berlin, 6. Jan. Radio.) Der Pri⸗ vatdiskont iſt für beide Sichten um 6 auf 634 Prozent ermäßigt worden. Mannheimer Produktenbörſe. Mannheim, 6. Jan. Es wurden notiert in Reichsmark: Weizen inl. 27,50, Weizen ausl. 29 bis 32,50, Roggen inl. 19,75, Roggen ausl. nicht notiert, Hafer inl. 17 bis 17,50, Hafer ausl. nicht notiert, Braugerſte bad. und würt⸗ tembergiſche 20 bis 22, pfälziſche nicht notiert, Juttergerſte 17 bis 18, Mais mit Sack 18, Weizen Spezial Null, Sorte 1 40, Weizen Spezial 0, Sorte 2 nicht notiert, ſüdd. Wei⸗ zenauszugsmehl 44, ſüdd. Weizenbrotmehl 30, Roggenmehl 28 bis 31,50, Kleie feine 9,25, Biertreber mit Sack 14,75 bis 15,50, Soya⸗ ſchrot 17,75, Raps und Leinſaat nicht notiert. Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 6. Jan. Bezahlt wurden für Ochſan 36—59, Bullen 44—55, Kühe 16-47, Färſen 4460, Kälber 66—92, Schafe 46—48, schweine 6285. Lokales Januarwetter Der Dezember hat ſich wenig winterlich ange— laſſen. Die langen Nächte bis zum 6. Januar wiederholen nach der Wetterregel die neblige, un⸗ geſunde und naßkalte Witterung der ſechs letz⸗ ten Tage im Jahr. Zwar ſoll der Januar des Winters Regiment voll zur Entfaltung bringen, wenn er ein gutes Jahr einleiten will.„Januar dickes Eis, Mai üppig Reis“ und„Iſt der Ja⸗ nuar nicht naß, füllt er des Winzers Faß“, ver⸗ heißen alte Bauernregeln. Dagegen„Im Januar wiel Regen und wenig Schnee, tut Bergen, Tä⸗ lern und Bäumen weh“, und:„Gibts im Januar wiel Regen, bringt's den Saaten keinen Segen“, Auch verkünden Nebel im Januar ein naſſes Frühjahr. Ein gelinder Januar iſt nirgends gern geſe— hen.„Wächſt das Gras im Januar, wächſt es ſchlecht durch's ganze Jahr— wächſt die Frucht auf dem Feld, wird ſie teuer in aller Welt.“ Wie das Wetter im Januar allgemein einen Rück⸗ ſchluß auf die geſamte Witterung im Frühjahr erlaubt, ſo meſſen Wetterregeln einzelnen Tagen weſtimmte meteorologiſche Bedeutung bei.„Iſt die Neujahrsnacht ſtill und klar, deutet ſie auf ein gutes Jahr“, dagegen:„Neujahrs Morgenrot bringt viel Not“. Der 2. Januar ſoll ſogar einen Fernblick bis in den September erlauben.„Wie das Wetter an Markarius(2. Jan.) war, ſo wird's im September, tr⸗b' oder klar.“ Am 6. Januar achten beſonders die Weinfreunde auf die Witterung, denn„Dreikönigsabend hell und klar— verſpricht ein gutes Weinjahr.“ * Preußiſche Süddeutſche Staatslottevie. Freitag und Samstag findet die Ziehung der 4 Klaſſe ſtatt und müſſen die Loſe ſofort bei den Staatl. Lotterieeinnehmern erneuert werden. Die Polizeiſtunde während des Faſchings in Heſſen. Auf Erſuchen der Gaſtwirte-Innung Heſſen iſt die Polizeiſtunde ab Samstag, den 4. Jan., an den Samstagen vor Faſtnacht auf 5 Uhr und an den Sonntagen vor Faſtnacht auf 4 Uhr feſtgeſetzt worden. An den vier eigentlichen Faſt— nachtstagen Samstag, den 1. bis Dienstag, den 4. März dagegen gilt die Verlängerung bis 6 Uhr früh. e dat beta Beamte gegen Beamtenwirtſchaft. Einem Be— richt über die Geſamtvorſtandsſitzung des Reichsverbandes Deutſcher Poſt- und Telegrap— henbeamten, Bezirksverein Darmſtadt, entnehmen wir Folgendes: Neben Erledigung der Standesfragen wurde auch eingehend Stellung zu den Wirtſchaftsfra— gen genommen. Beſonders die Beamtenwaren— wirtſchaft wurde einer eingehenden Kritik unter— zogen. Es wurde ein einſtimmiger Beſchluß ge— faßt, ſich in Zukunft der Beamtenwarenwirt— ſchaft ablehnend gegenüber zu ſtellen. Den füh⸗ renden Perſönlichkeiten innerhalb der Organiſa— tion wird nahegelegt, keine Aemter innerhalb der Beamtenwarenwirtſchaft zu übernehmen. Den Mitgliedern wird empfohlen, ihren Bedarf am Platze zu decken und die heimiſchen Geſchäfte zu unterſtützen.(Zur Nachahmung empfohlen. Die Red LA *Im Silberkranze. Das Feſt der ſil⸗ bernen Hochzeit feierten am Sonntag, den 5. Januar, Herr Bäckermeiſter Peter Hartmann und ſeine Ehefrau Thereſe geb. Helfert. Wir gratu— lieren herzlichſt! Glückauf zur Goldenen! * Heſſiſches Künſtlertheater. Das Heſſiſche Künſtlertheater bringt in den nächſten Tagen Cadislaus Fodors Luſtſpiel„Arm wie eine Kirchenmaus“ zur Aufführnng. Der Theaterbe— ſucher dann hier ſeine zoologiſchen Kenntniſſe er— weitern und eine höchſt intereſſante Spezies aus dem Beſtiarium der Menſchheit betrachten: die Kirchenmäuſe. Dieſes ſind kleine beſcheidene Tier— chen von unſcheinbarem Aeußeren und von der Natur in jeder Beziehung ſtiefmütterlich behandelt. Sie hauſen in ſchmutzigen Höhlen und ernähren ſich von den Abfällen aus des Bauern Kornkammer. Ihre Zahl iſt Legion, obwohl fie unter den kärg— lichſten Lebensbedingungen ihr Daſein friſten, und ihre Wiege ſteht in allen Ländern der Erde. Schon von früheſter Kindheit an müſſen dieſe Tierchen um ihren Lebensunterhalt kämpfen und die armſeligen Körnchen gegen ihre Feinde verteidigen. Ihre Lebensdauer iſt daher ſehr beſchränkt, nicht ſelten gehen ſie durch Verhungern elend zu Grunde. Nur einer kleinen auserwählten Schar, die mit beſon— derer Gewandheit, Mutterwitz und Schlauheit aus— geſtattet iſt, gelingt es, ein paar fette Brocken zu ergattern und ein beſſeres Leben zu führen. Das von unſerem Dichter beſchriebene Exemplar gehört zu dieſer Gruppe. Wer über die Freuden und Leiden dieſes Muttertierchens Näheres wiſſen will, der komme und ſchaue ſich das heitere Spiel des Ungarn Fodor an. Die Vorſtellung findet ſtatt am Mittwoch, den 15. Januar 1930, abends um 8 Uhr, im Saale zum Freiſchütz. Preiſe der Plätze im Freiverkauf: Mk. 2.50, 1.75 und 1.20; im Abonnement: Mk. 1.70, 1.15 und 80 Pfg. Vor- verkauf: Buchbinder Hofmann, Drehſcheibe. * Abſchiedsfeier beim Finanzamt. Herr Steuer-Amtmann Schalk iſt nach 2½¼ñjäh⸗ rigem Wirken am hieſigen Finanzamt zum Vorſteher des Finanzamts in Schotten ernannt worden. Am 2. ds. Mts. hat er die Dienſtgeſchäfte ſeines neuen Tätigkeitsfeldes in Schotten übernommen. Die Beamten und Angeſtellten des Finanzamts Heppen⸗ heim bereiteten dem ſcheidenden Kollegen einen ehrenvollen Abſchied. In ihm verliert das Amt einen lieb gewordenen Kollegen und einen tüchtigen Beamten, deſſen Weggang allgemein aufs lebhafteſte bedauert wird. *Die unentgeltliche geratungsſtunde für Lungenkranke findet erſtmals im neuen Jahre wieder, am Dienstag, den 14. Januar 1930 im Krankenhauſe, Seegartenſtraße, ſtatt und iſt dann wieder regelmäßig alle 14 Tage. »Die Inventurverkäufe in Mann⸗ heim ſind nach der Entſchließung des Bezirksrats vom 27. Dezember 1929 nur in der Zeit vom 8. Januar bis zum 8. Februar geſtattet. Die einzelne Veranſtaltung darf nicht länger als 14 Tage dauern. Sonderveranſtaltungen un- mittelbar vor oder in unmittelbarem Anſchluß an die Inventur⸗Verkäufe ſind unſtatthaft. Sie gelten Verlän⸗ gerung des Inventurverkaufs. Sonderveranſtaltun— gen(z. B. Reſte-Tage) müſſen in den Inventur— verkauf miteinbezogen werden. Schutzſport d. Reichsbanners Viernheim— Ludwigshafen 2. 0:0 Am Sonntag weilten die Viernheimer in Ludwigshafen um mit den dortigen Kameraden ein Handballſpiel auszutragen. Während L'hafens 1. gegen den Bad. Gaumeiſter Mannheim antrat,(0.4) lieferte V'heim gegen L'hafen 2. das Vorſpiel. L'hafen drängt zunächſt beängſtigend, doch V'heims Verteidigung klärt die Situation. Die Läuferreihe unter Eppels Führung verſteht es nun immer beſſer den Sturm zu bedienen. L'hafen wird nun— mehr in ſeine Spielhälfte zurückgedrängt. Ein Bombardement ſetzte auf das gegneriſche Tor ein, jedoch ohne Erfolg. Metzger im Sturm, verſteht es wiederholt meiſterhaft, daneben und drüber zu werfen. Einzelne gefährliche Durchbrüche L'hafens wurden abgeſchlagen. V'heim von großem Pech verfolgt, war der verdiente Sieg nicht beſchieden und beim Schlußpfiff trennten ſich beide Mann⸗ ſchaften mit einem Unentſchieden. Dem Spielver⸗ lauf nach hätte das Reſultat mindeſtens 6:0 für V'heim lauten müſſen. V' heim lieferte eines ſei⸗ ner beſten Spiele. Ballfangen ſowie Stellungs— ſpiel hat ſich bedeutend gebeſſert. Auch Martin K. im Tor konnte gut gefallen. Der Mannſchaft ein Geſamtlob. Das nächſte Mal die Tore nicht ver⸗ geſſen, ihr Spieler! R. Mar. Jünglings⸗ Sodalität. 9 9 2 Körperliche Durchbildung. In dem„Mannheimer Volksblatt“ heißt es in dem Bericht über das Spiel der„Sparta“ gegen Viernheim über die Spartaner:„Sie waren ſchneller und energiſcher als Viernheim, und vor allem verfügte der einzelne Mann über eine umfaſſendere körperliche Durchbildung. Alle dieſe Vorteile mußten zu einem Siege führen.“ Die Ueberlegenheit der Spartaner in Bezug auf Schnel⸗ ligkeit und Wendigkeit fiel nicht nur den Sport⸗ kennern, ſondern ſogar jedem Laien auf. Die körperliche Durchbildung war die Grundlage, auf der die Sparta ihre Erfolge aufbaute, die ſie ſchließ⸗ lich bis zur Deutſchen Meiſterſchaft führte. Die Sparta führte unter der Leitung von Jobſt ein ſtreng geregeltes, durchdachtes Training durch, das in erſter Linie auf eine umfaſſende Körperbildung hinzielt. So konnte die Spartaelf nicht nur auf dem Gebiete des Fußballs, ſondern auch in der Leichtathletik große Erfolge erringen. Kupfer 2, der Mittelläufer, errang beim zweiten Reichstreffen in Köln mit einem Hochſprung von 1,78 m die deutſche Meiſterſchaft; Weidenbacher, der Tormann, warf im letzten Sommer auf dem bayriſchen Kreis feſt den Speer 57 m(ĩBeſtleiſtung auf dem Mann⸗ heimer Ländertreffen 52 mi); Jobſt, der Mittel- ſtürmer, kief wiederholt die 1500 m Strecke in 4,20 Minuten. Welche andere deutſche Fußball⸗ mannſchaft beſitzt in ihrer Mitte ſolche Meiſter? Braucht man ſich da noch zu wundern, daß gerade die Sparta die Würde des„Deutſchen Meiſters“ errang? Jedem einſichtigen Sportler iſt es klar, daß das Training einen harmoniſch durchgebildeten Körper bringen ſoll, der dann zu ſportlichen Höchſt— leiſtungen befähigt wird. Wenn wir es ernſt mit der Aus bildung unſerer Mitglieder meinen, ſo müſſen wir die körperliche Durchbildung als Haupt— ziel im Auge behalten. Jedem Anfänger und jedem Fortgeſchrittenen, der über keinen durchge— bildeten Körper verfügt, kann nur der Rat gegeben werden, das Verſäumte nachzuholen. Denn uur auf einen allgemein durchgebildeten Körper laſ— ſen ſich große Leiſtungen aufbauen. Wer beim Fußball- oder Handballſpiel oder in der Leichtathletik erfolgreich beſtehen will, muß ſtüändig an ſeinem Körper arbeiten, muß Muskeln, Sehnen, Herz und Lunge ſtärken und leiſtungsfähig machen, denn der Wettkampf verlangt ungeheuer viel von ihnen. Deshalb iſt es zwingende Not⸗ wendigkeit für jeden Sportler, eifrig zu trainie⸗ ren, zu trainieren nach einem durchdachten Syſtem, und nicht ſyſtemlos nur auf das Tor zu ſchießen. Lohnend wird ſich am Eude der Erfolg zeigen. DJK ⸗Sport Gauklaſſe: Viernheim 1.— Rüſſelsheim 1. 1:0 Handball: Viernheim 1.— Worms 1. 3·0 Das Spiel, das um ½3 Uhr begann, war für die zahlreich erſchienenen Zuſchauer, denen das klaſſiſche Spiel Viernheim—Sparta-Nürnberg vom 2. Weihnachtsfeiertag noch in friſcher Erinnerung war, gerade keine Augenweide. Rüſſelsheim ſtellte eine körperlich ſtabile Mannſchaft ins Feld, der jedoch das techniſch vollendete Spiel noch abgeht. Was dieſer Mannſchaft an Technik fehlte, vervoll— ſtändigte ſie durch zähen Eifer. So kam es, daß Viernheim nur 1 Tor und zwar 10 Minuten vor Schluß ſchießen konnte. Rüſſelsheim Tor wurde in der 2. Halbzeit regelrecht belagert, doch das planmäßige Zerſtörungsſpiel der Gäſte und der junge talentierte R. Tormann ließen keinen Tor- erfolg aufkommen. Schon das Eckballverhältnis 1:12 für Viern⸗ heim ließ die ungleich verteilten Kräfte ſichtbar werden und trotzdem— ſo ein kleiner mit Ach und Krach erkämpfter Sieg. Viernheim das mit zwei Mann Erſatz antrat, hatte eben ausgeſprochen Pech an dieſem Tage und das Rüſſelsheimer Tor ſchien bei jedem der vielen und teilweiſe wohlgezielten Viernheimer Schüſſe tatſächlich verſchoben. Das Spiel, das im großen u. ganzen etwas aufgeregt verlief, litt unter dem teilweiſe unſport⸗ lichen Verhalten von Zuſchauern, die ſich an Zu- rufen an Spieler und Schiedsrichter hinreißen ließen. Infolge allzuharten gleichverſchuldeten Zu⸗ ſammenprallens mußte je ein Spieler auf 10 Min. das Spielfeld verlaſſen, eine Maßnahme innerhalb der neuen Regel, die in ihrer Art noch neu iſt, aber einem dringenden Bedürfnis entſprach. Der Schiedsrichter, Herr Mang⸗Bensheim leitete im großen und ganzen gut, abgeſehen von einigen kleinen(für den Zuſchauer) nicht ganz einwand⸗ freien Verſehen. — a—