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Ltr. 1,20 hält Schweine geſund und mäſtet koloſſal Brockmanns Futterkalk Paket 45 Pf. Fiſchmehl Pfd. 35 Pf. Vio empfiehlt falhaus- Drogerie Peer Mostonn O Oereins-Anzeiger DD eee eee se Klub der Geflügelzüchter 1926. Dienstag, 14. Januar, abends 8 Uhr findet im Gaſthaus zur Erholung eine Vorſtandsſitzung ſtatt Um vollzähl. Erſcheinen bittet Der Vorſ. Donnerstag, 16. Jan., abends 8 Uhr Monats- verſammlung im Lokal z. gold. Stern. Wegen Wichtigkeit der Tagesordnung und der bevor- ſtehenden Bezirksausſtellung am 2. Februar in Bürſtadt iſt vollzähliges Erſcheinen erforderlich Der Vorſtand. Gperetten⸗ und Theatergeſellſchaft. Am Dienstag, den 14. Januar, abends 8 Uhr, im Vereinslokal zum Kaiſerhof wichtige Mitglieder- Verſammlung, wozu unſere Mitglieder freund- lichſt eingeladen ſind. Der Vorſtand. Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, ehem Kriegs⸗ teilnehmer u. Kriegshinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim. Sonntag, 19. Jan., nachm. punkt 3 Uhr im Gaſthaus z. Karpfen(Ebertſälchen) Generalverſammlung. Tagesordnung: 1. Jahres- bericht, 2. Kaſſenbericht, 3. Entlaſtung u. Neu⸗ wahl. des Vorſtandes, 4. Verſchiedenes. Hierzu laden wir alle unſere Mitglieder fröl. ein und erſuchen um zahlreiches und pünktl. Erſcheinen. Der Vorſtand. Verein für Sport- u. Körperpflege 1896. Die regelmäßigen Uebungsſtunden finden wieder Um pünktliches Mittwochs und Freitags ſtatt. Bekannt machung. Unser unentgeltlicher Deha-Soumalursus faggaggagnnganmgamaaanagpeamgameagaamaaaagaag findet vom 20. 22 Januar, abends von 8-10 Uhr, im kleinen Saale des Gast- hauses zum„Löwen“ statt. Teilnehmer wollen sich dort einfinden, oder bei uns melden. Zum Kurs sind mitzubringen: Sonos SFE& HO Ok. Farben. Lampertheimerstr. J. Weiße Stoffreste, 1 Scheere, Steck- nadeln, Reigbrettstifte, ferner 1 Stoff- läppchen zum Reinigen der Pinsel. Zahlungs- Schwierigkeiten verhütet durch Vergleiche Win. Schneck Rechtskonsulent Lorscherstrasse Nr. 4 Sprechstunde nur von 3-6 Uhr. 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Erlebnſſſe eines dentſchen Ingenieurs in Rußland Ein Münchener Ingenieur, der ſoeben aus Rußland zurückgekehrt iſt, ſtellt der „Danziger Landesztg.“ die nachfolgenden Ausführungen zur Verfügung. In ihrer objektiven und leidenſchaftsloſen Darſtel— lung geben ſie eine intereſſante Schilderung der in der ruſſiſchen Induſtrie und im Sowjetſtaat überhaupt herrſchenden Ver— hältniſſe. Ankunft in Moskau. Der Bahnhofsplatz in Moskau iſt im Winter ein Schneefeld, über das kleine Bauernſchlitten ziehen und vereinzelte Fußgänger laufen, in rie— ſigen Schafspelzen und Kirgiſenmützen auf dem Kopf. In der Ferne erheben ſich hohe Gebäude mit Zwiebeltürmchen: Mütterchen Moskau. Da— rüber ein unendlich klarer, blauer Himmel. Während ich noch verwundert auf dieſes Bild ſtarrte, hatte ſich um mich eine heftig geſtikulie⸗ rende Gruppe von Bärentreibern— ſo ſchätzte ich ie nach ihrem Aeußeren ein— verſammelt. Ein einziger ſchmutziger Klumpen gon abgeſchabter chaſpelzmänteln und rieſigen Filzlanonenſtie— ſeln. Vor ihnen ſtanden ihre Vehikel: roh zuſam— megezimmerte kleine Bauernſchlitten mit verwet— ertem Lederzeug. Jeder Schlitten hatte als Bo— denbelag verfaultes Stroh. Ich machte den Um— tehenden klar, daß ich nach dem„Nogina Plaſchit“ wollte und es begann meine erſte ruſſiſche Schlit— tenſahrt. Die Empfindung, die mich beſchlich. war unangenehm. Ich ſtellte feſt, daß das ruf ſiſche Straßenpflaſter unter der hüllenden Schnee— zecke ſehr reparaturbedürſtig ſei. Vor meinen Augen erhoben ſich in verſchneiten Straßen hohe Gebäude, behangen mit blutroten Transparen— ten. Fahnen und Wimpeln. Ueber ganze Stra nzüge flatterten rote Bänder. Streifen und hnen. An mir vorüber flogen Schlitten und Troikas, elegante und uneleganie, die Pferde aufgezäumt in der charakteriſtiſchen Art des ruſ⸗ Als wir eine Stunde gefahren varen, teilte mir mein Schlittenfahrer mit, daß er nicht wiſſe, wo der Nogina-Platz ſei. Die öffentlichen Plätze würden zum ſo und ſo vielten Male umgetauft, und er hätte bereits halb Mos— au nach einem Nogina-Platz durchſucht, er müſſe jetzt einmal fragen. Wir trabten nun in weniger ſchnellem Tempo durch die Straßen, und von hohem luftigem Throne rief mein Führer in lau m Kehllauten Vorüberhaſtende nach unſerem ele an, jedoch vergebens. Endlich kam er durch oßen Zufall auf den Nogina-Platz. Ich veranlaßte meinen Kutſcher zu warten und ſtieg aus. Ueber einen Hof, den die gefrorenen Abwäſſer der umliegenden Häuſer einem Schlitt— chuhplatz gleichgemacht hatten, begab ich mich vorſichtig in das Haus. Nachdem ich drei Stock— werke hinaufgeklettert war, fand ich endlich mit Hilfe eines Türſchildes die Arbeitsräume des be— pbördlichen Truſtes, der mein zukünftiger Arbeit⸗ geber war. aus Verſehen in ein Lokal geraten zu ſein, in dem ein Bockbierfeſt gefeiert werden ſollte, denn der Vorplatz war mit Girladen, roten Fahnen, Bän⸗ ern und Sprüchen geſchmückt. von einer Schar von Ruſſen umgeben. mir durch liebenswürdigſte Geſten daß man den untenſtehenden Kutſcher bezahlen würde, drückte mir einen Vorſchuß von 25 Rubel in die Hand und packte mich in ein Auto, um ein Unterkommen für mich in Moskau aufzutreiben. Dies iſt in Moskau ſehr ſchwer. Beim Oeffnen der Tür glaubte ich Im Nu war ich Man gab zu verſtehen, Die Stadt iſt durch den ſtändigen Zuzug vom Lande erart übervölkert und die Wohnungsverhältniſſe ſind ſe daß ein Zugezogener ſchworlich in finden kann. wochenlang vorher unbedingt nötig. Erſt nach ſtundenlanger Auto— fahrt kam ich erſchöpft und halbtot in einer klei— nen Herberge unter. Der erſte Tat. Am Morgen des erſten Tages, als ich noch die in meinem„Zimmer“ hängenden vielen polizei⸗ lichen Vorſchriften ſtudierte, die ſich auf die Dauer von Beherbergungen bezogen, erſchien ein Herr bei mir, der erklärte, vom Truſt als mein zukünftiger Dolmetſcher, Sekretär oder dergleichen beſtimmt worden zu ſein. Dieſer Herr, welchen ich als meinen Schatten bezeichnen will, verließ mich nicht mehr während meines Aufenthaltes in Rußland. Er war Tag und Nacht mein unzer⸗ trennlicher Begleiter, er aß mit mir, er ſaß in der Fabrit neben mir, und er ſchnarchte mir nichts etwas vor. Am Vormittag desſelben Tages ſtellte ich mich bei meinem zukünftigen Vorgeſetzten vor in der Beteilig (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bel Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werben nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werben FCCCCCCCCCCCcCcCbbCVCbCbCCCbccc FFF ittwoch, den 15. Januar 1930 CCCCCCCCCCCFCCFVCC ECC ͤ ˙ AA ung der Reichsbank an der B. J. Z. geſichert wtb. Verlin, 14. Jan. des Communique ausgegeben: (Radio.) Die deutſche Delegation im Haag hat heute folgen⸗ Die deutſche Delegation wird in der morgigen Sitzung die erforderlichen Schritte tun, um die Beteiligung der Reichsbank an der Bank für internationalen Zahlungsausgleich und die Mitwirkung der Reichsbank bei den Aufgaben der Bank für gleich geſetzlich zu gewährleiſten. Wie wir weiter hören, hat der Reichsbankpräſident in internationalen Zahlungsaus einer Beſprechung mit Reichs⸗ jinanzminiſter Moldenhauer erklärt, ſich ſelbſtverſtändlich für dieſen Fall den daraus ſich er⸗ gebenden Verpflichtungen nicht zu entziehen. Damit iſt die Mitwirkung der Reichsbank geſichert. In einer ſich anſchließenden Beſpre⸗ chung des Reichsbankpräſidenten mit den deutſchen Delegierten wurde die Einigung mit dieſen feſtgeſtellt. Zuvor ging uns noch folgende Meldung zu: Kabinettsſitzung und Vankverhandlungen. Berlin, 14. Jan.(Privatinformation). Das Reichsbankkabinett iſt heute vormittag 11 Uhr zu einer Sitzung zuſammengetreten, um die Lage auf der Haager Konferenz zu beſpre⸗ chen. Es iſt anzunehmen, daß Staatsſetretär Schäffer, der heute früh aus dem Haag zurück⸗ gekehrt iſt, zunächſt Bericht erſtattet hat. im Vordergrunde ſteht natürlich außer der For⸗ 5 l erhalten. an war ſich jedoch nicht im klaren wie und wo man mich verwenden könnte. Die Handelsvertretung in Berlin hatte ſich nicht we— gen meines Engagements mit Moskau in Verbin— dung geſetzt. So hatte ich volle vier Wochen Zeit, die Hauptſtadt kennen zu lernen. Moskau iſt eine bevölkerte Stadt, der Muſchik ſtrömt der Stadt zu, und die Regierung will die Freizügigkeit der Bauern nicht beſchränken. Von der enormen Wohnungsnot machte ich mir einen Begriff, als ich einmal von einem Hotelfenſter in einen anliegenden Hof hinabſah. Dort ſtand ein ausrangierter Trambahnwagen, aus den in den Morgenſtunden Scharen von Schlafgängern her— ausſtrömten. In den engen Nebenſtraßen muſizterten Bett— ler, verkauften Händler gefrorene Fiſche oder primitives Kinderſpielzeug, in Lumpen gekleidete Frauen reichen bei 30 Grad Kälte ihrem Kinde. das in ein Wollbündel gewickelt iſt, die Bruſt. Da kommt ein Trupp der Roten Armee, geſunde, dick— backige Kindergeſichter, vorſorglich vom Väterchen Staat in dicke grüne Mäntel gehüllt. Ein Kom— mando im ſcharſen Ton, und die Truppe ſtehn wie eine Mauer. Der Militarismus iſt Trumpf im Sowjetſtaat. In den Straßen ſieht man eine Art Autobuſſe ach amerikaniſchem Muſter, eng und verkon ſtruiert. Die Kinos ſind wahre Paläſte; Billetts für die Vorſtellungen müſſen jedoch ſchon tage— lang vorher beſtellt werden. Die Polizei tritt äußerlich faſt gar nicht in Erſcheinung So leicht es im allgemeinen iſt, ſich ſatt zu eſſen(d. h. mit dem, was gerade in dem belref— fenden Kooperativ vorhanden iſt), ſo ſchwer iſt es, ſich mit ſonſtigen Waren einzudecken. Die Un⸗ möglichkeit, ſich im Winter Galoſchen. Pelzſtiefel, Kleider und Pelze kaufen zu können, beweiſt, daß Sowjetrußland den Bedarf an den nbtigſten Ge— brauchsgegenſtänden nicht decken kann Die täglichen troſtloſen Verhandlungen über meine Verwendung zeigten, daß Sosojetrußland ein Bürokratenſtaat iſt. Auf jeden Fall ſind die Fähigkeiten der oberen Beamten des Truſts(wel⸗ he früher nur durchweg Arbeiter waren) ganz ge—⸗ eing. 5 (Schluß folgt.) Ans Nah und Fern Worms, den 14. Jan. 1930. Erneute Erwerbsloſentumulte unter kommuniſtiſcher Führung. Montag nachmittag um 3 Uhr fand eine vöm den Kommuniſten einberufene Erwerbsloſenver— ſammlung in der Wirtſchaft Schneider in der Rheinſtraße ſtatt. In der Verſammlung wurde der Verſammlungsleitung vom Polizeiamt mit⸗ geteilt, daß mit Rückſicht auf die Ausſchreitungen am letzten Freitag Demonſtrationen verboten ſeien. Der Redner hetzte gegen die Regierung und die Polizei in der ſchärfſten Form; kurz vor Beendigung der Verſammlung wurden die Teilnehmer zu einer anſchließenden öffentlichen 1 mel für die Sanktionsfrage die Löſung der Schwierigkeiten, die durch die Ablehnung Dr. Schachts entſtanden ſind. Wie in politiſchen Kreiſen verlautet, hat Staatsſekretär Sch* bereits heute vormittag Verhandlungen mit Präſident Schröder von der Seehandlung und Geheimrat Heymann von der Reichskreditanſtalt begonnen, damit dieſe beiden Inſtitute die Auſ⸗ gabe übernehmen, die die Reichsbank verweigert hat. Schäff 1 der ronomuniſriſche, preußiſche Landtagsabgeord nete Müller ergriff auf dem Marktplatz da⸗ Wort und hetzte wieder gegen Polizei und Re gierung. Die Anweſenden, etwa 600 Perſonen wurden daraufhin zur Räumung des Marktpla s aufgefordert; trotzdem gingen ſie insbeſon dere nach Aufforderung des Landtagsabgeordne ten Müller ſofort tätlich gegen die Polizei vor worauf der Marktplatz und die angrenzender Straßen unter Anwendung des Gummiknüppe und des Säbels geräumt wurden. Gegen 5 Uh nachmittags wurden die Straßenſperren wieder aufgehoben und für den Verkehr freigegeben Kurz danach gingen die Demonſtranten erneu gegen die von dem Polizeiamt aufgeſtellte Pol zeibereitſchaft mit Pflaſterſteinen und Flaſche, vor. Wiederum mußte der Marktplatz und d angrenzenden Straßen unter Anwendung Gummiknüppels und eines Hydranten 1 werden. Gegen 9 Uhr abends rückten di emon ſtranten nochmals in Stärke von etwa 500 Köp fen gegen die Polizei an. Sie wurden wiederun mit dem Gummiknüppel und mit der blanken zurückgetrieben. In Höhe der Hardtgaſſ wurden die Beamten erneut mit Pflaſterſteiner beworfen und die Schau Geſchäfte eingeſchlagen. der Schußwaffe Gebrauch gemach rungsektion mußte in dieſem Fal tinsplatz und Lutherplatz Plünderungen und verhindern. Hierbei bis zum Mar nt werden, un r hreitungen 31 wurde die Polizei beſchoſſen Zu dieſer Zeit erhielt die Polizei die Mitte lung. daß etwa 50 Perſonen auf dem Dominika nerplatz großen Tumult verübten und Pflaſter ſteine aus der Straße riſſen. um ſich damit 31 bewaffnen. Die ſofort mit Schnellkraftwagen ent ſandte Polizeibereitſchaft ſäuberte den Domin kanerplatz, wobei ihnen Widerſtand geleiſtet wur de. Wegen Landfriedensbruch, Aufruhr und ſon ſtigen ſtrafbaren Handlungen wurden insgeſam 38 Perſonen feſtgenommen und zwangsgeſtellt unter ihnen der preußiſche Landtagsabgeordnete Müller. Vorgefunden wurde bei den Feſtgenom meren mehrere Totſchläger und ſonſtige Hand waffen. Bei den Säuberungsaktionen wurden insgeſamt 4 Polizeibeamte verletzt. Außerdem ſind bisher bei 7 Zivilperſonen Verletzungen feſtgeſtellt. Gegen 12 Uhr abends war die Ruhe wieder hergeſtellt. Einzelne ſtarke Polizeiſtreifen verſa— hen den Ordnungsdienſt und übernahmen den Schutz der Geſchäftshäuſer, bei denen die Schau— fenſter eingeſchlagen waren. Worms. Verbot Kommun ſtiſcher Verſammlungen und der Erwerbs⸗ loſenverſammlungen. Das Polizeiamt hat folgendes Verbot erlaſſen: Hiermit ver⸗ bieten wir bis auf weiteres die von der kom⸗ muniſtiſchen Partei Deutſchlands und dem ſog. Erwerbsloſenrat geplanten geſchloſſenen Ver⸗ ſammlungen und Umzüge unter freiem Him⸗ mel auf Grund des Artikels 123 der Reichs⸗ 46. Jahrgang FFFFEFPFPFCCCCCCGCCCGCTCCCCCCCCCcGTCcGccGcCcCCTcccccccccccccc Frankfurt a. N., 12. Jan. Eine reuere Angelegenheit. Im vergangenen Jahr ver— handelte Frankfurt über die Aufnahme einer Amerika⸗Anleihe in Höhe von 60 Millionen Mk. Die Bedingungen für die Anleihen waren außer⸗ ordentlich günſtig. Da aber die Beratungsſtelle die Genehmigung nicht erteilte, kam Frankfurt um ſeine Anleihe. Zur Befriedigung ſeines Fi— nanzbedarfs mußte die Stadt in erheblichem Um— fange kurzfriſtiges Geld zu hohem Zinsſatz auf— nehmen. Später wurden 30 Millionen Mars Schatzanweiſungen ausgegeben, von denen ers jetzt die letzten fünf Millionen Mk. aufgelegs vorden ſind. Die Bedingungen für das auf dieie Weiſe beſchaffte Geld waren ungleich ungünſtiger als die der mißlungenen Amerikaanleihe. Für Frankfurt erwächſt dadurch ein Mehraufwand an Zinſen von rund 1 Million RM. pro Jahr. Frankfurt a. M., 14. Jan. Arbeitsloſe Geſchworene. Am kommenden Montag ſolk hier das Schwurgericht tagen. Die Geſchworener dazu ſind ausgeloſt, aber es ſcheint an Materiab zu fehlen. Bisher konnte noch kein Fall angeſetzt werden, ſodaß mit dem Ausfallen der Schwur— gerichtsperiode gerechnet wird. Es wird alßs arbeitsloſe Geſchworene geben. In dieſem Falle iſt allerdings die Arbeitsloſigkeit zu begrüßen. —. 41 14 an. Goethe iker N. ſok wichtigſten llerungen in den klaſſiſcher herausgebr kündigun⸗ züch Nachdem ich in Trais⸗ gegangen r geſamten Ar⸗ geſtellten der bezw. Dienſtver⸗ ſe Kündigung. die der völligen Sti etwa 300 Perſonen n geſprochen. daß dee 6 Durch yrſcheinlich der Vorl gung der Grube iſt, werd »itsIos. Es wird dar 12. 1 Schwelbetrieb der Grube Friedrich mit dem lleichartigen Betrieb in Wölfersheim vereinige verden ſoll. Was aus der Grube Friedrich künf— ig werden wird, iſt zur Zeit noch nicht bekannt. Bornheim, 14. Jan. Tabakbauverein jegründet. Die hieſigen Tabakpflanzer haben ich zu Tabakbauverein zuſammengeſchlof⸗ en. hielt Dr. ichtbildervortrag igen. Landwirr⸗ ſprach über den Ta einen* verſammlung einen L und In der tber Bodenbea chaftsrat 8 Schmidt⸗Landau 17 It ir A 11 7 . Zunehmend 0 ö Südpfalz. In d e Unſicher⸗ 0 1 Rte Zott r letzten Zeit üdpfalz in beſonderem Maße. Geſtern abend vurde ein Landauer Kaufmann, der mit ſeinem Kraftwagen von Neuſtadt kam unweit Edeshei hon einer Gruppe junger Leute angehalten. Zu— kächſt ſtand eine Zivilperſon auf der Straße und zab ein Haltezeichen. Er gab ſich als Sicherheits— boliziſt aus, bis dann zwei weitere Burſchen hin⸗ zukamen, die mit Prügeln bewaffnet waren. Durch das Hinzukommen eines weiteren Kraft— ahrzeuges wurde die Bande vertrieben. Sie ging iber die Felder flüchtig. In Kandel wurde ein junger Mann von ei— tem unberannten Burſchen überfallen und nach Beld durchſucht. Als der Täter keinen Erfolg ſah, ging er flüchtig. Bei Ingenheim wurde ein Radfahrer, Land— virt Hezker aus Ingenheim, unter der Aufforde— ung, ſein Geld abzuliefern, angehalten. Als man eines beim ihm fand, gingen die Täter, Bur— chen im Alter von 20 Jahren, flüchtig. Wie wir horen, haben die Gendarmerieſtati— 'nen der Südpfalz auf Grund der letzten Vor— älle nunmehr einen ſtärkeren Straßenüberwa— hungsdienſt eingeleitet. ö Insheim, 14. Jan. Verkehrsunfall. Der nefſerwagen der Mannheimer Speditionsfirma Fraeff fuhr beim Ortseingang infolge dichten tebels über die Straßenböſchung. Das Fahrzeug iberſchlug ſich. Die Ladung wurde ſchwer be⸗ chädigt und teilweiſe zertrümmert. Die Inſaſſen amen mit dem Schrecken davon. Kehl, 14. Jan. Angetreuer Ange⸗ tellter. Der Chauffeur Albert Haug von ztraßburg war von ſeinem Arbeitgeber beauf⸗ ragt worden. in Kehl eine Sendung Maven derſaſſung wegen unmittelbarer Gefahr ſür die Von wem, ſagt die iſſentliche Sicherheit. 1 4 Expedition ds. Bl. ſfrundgebung auf dem Marktplatz aufgefordert. und vollzähliges Erſcheinen der Aktivität bittet Der Uebungsleiter 3 das Beſte. 1 15 Erwartung, eine definitive Arbeitsanweiſung zr Rathaus⸗Drogerie P. Mos kopp 1 1 5 2 zu verzouen und erhielt hierfur einen Schee auf eine hieſige Bank im Betrage von 18 000 Frs. ausgehändigt. Haug kaſſierte den Betrag ein, verzollte aber die Ware nicht. Er iſt mit dem Geld verſchwunden. Bad Dürkheim, 14. Jan. Ein 15⸗jähriger Einbrecher. In der Nacht zum Sonntag ver⸗ übte der 15-jährige Walter Dannemann aus Kirchheim bei Heidelberg einen Einbruch in den Verkaufsraum der Wartehalle der Rhein-Haardt⸗ bahn, wobei ihm 60 Mk. in die Hände fielen. Der hoffnungsvolle Burſche wurde am Sonntag Vormittag verhaftet und ins Gefängnis einge— liefert. Bad⸗Dürkheim, 14. Jan. Verhaftung. Wegen betrügeriſchen Vankerotts und Unter— ſchlagung wurde am Samstag der Weinhänd— ler Georg Leonhardt von Wachenheim in Haft genommen. Leonhardt iſt alleiniger Inhaber der gleichnamigen Firma. Bad⸗Dürtheim, 14. Jan. Verhafter. Auf Antrag der Staatsanwaltſchaft wurden die Weinkommiſſare Heil von Bad-Dürkheim und Anton von Hambach verhaftet. Sie werden beſchuldigt, den in großen Mengen eingekauften Johannisbeerwein mit minderwertigem Aus— andswein und auch teilweiſe pfälziſchen Wei— ten verſchnitten und dieſes Gemiſch als reine Pfälzer Weine in den Handel gebracht zu zaben. Es ſoll ſich hier um etwa 50 000 Liter dohannisbeerwein handeln, die zu„echten öfalzweinen“ verwandelt wurden. Mannheim, 14. Jan. Wieder ei Naubüberfall. Montag abend gegen 1 Uhr wurden, wie die„NB.“ meldet, bein Verlaſſen des Schlachthofes die Viehhändlers ehefrau Loeb und ihre Tochter durch dre Burſchen zu berauhen verſucht. Beide wurder am Kopf durch Stich⸗ oder Schußwunden ver letzt. Die Täter ſind mit einer Mappe, die aber kein Geld enthielt, entkommen. Ihre Verfolgung war ergebnislos. Die verleßten Frauen wurden ins Krankenhaus gebracht. Mannheim, 13. Jan. Die Badeſaiſon beginnt. Bereits am geſtrigen Sonntag konnte man im hieſigen Rheinſtrandbad eine Anzahl Wagehälſe beobachten, die den herr— ichen Winterſonnentag zu einem Bade in den Fluten des Stromes benutzten. Eine ſolch— Vorverlegung der Badeſaiſon iſt gewiß nur abgehärteten Naturen zuträglich! Ausland Erneute Hausſuchungen bei Italienern in Frankreich. wtb. Paris, 14. Jan.(Radio.) Wie dem Matin aus Nizza gemeldet wird, wurden an der Niviera aufs neue bei Italienern die ver⸗ dächtig ſind, mit den verhafteten Antifaſchiſten in Verbindung geſtanden zu haben, Hausſuchun⸗ gen abgehalten, die intereſſante Ergebniſſe ge⸗ zeitigt haben ſollen. Man rechnet mit neuen Verhaftungen. Lokales Heſſ. Perſonalnachrichten. Ernannt wurde: Am 2. Jan.: der Rechtsanwalt Dr. Friedrich Knöpfel in Darmſtadt zum Notar mit dem Amtsſitz in Bad Nauheim als Nachſolger des verſtorbenen Notars Arthur Stahl, mit Wirkung vom 15. Januar 1930.— Kriminalpolizeirat Dr. Heinrich Riemann aus Berlin wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1930 in den heſſiſchen Staatsdienſt übernommen— Erledigt: Förſterei Gleimenhain des Forſtamts Wahle Meldefriſt: 30. Januar 1930. g Die 4 ECC Berlins Schaden durch Sklarek'ſche Ueberteuerung Die Fälſchungen der Slarels ein Berlin 14. Jan.(Radio). Der Sklarek⸗Un⸗ terſuchungsausſchuß des preußiſchen Landtages ſetzte am Dienstag ſeine Beweisaufnahme fort. Bezirksverordneter Kaufmann Perl(WP) ſagte aus: Ich habe ſchon vor Jahren eine Anfrage eingebracht, in der ich darauf hinwies, daß die Sklarek'ſche Ware mehr als 100 Prozent teurer ſei als die des Kleinhandels. Der Preisgeſtaltung und der ermittelten Kalku⸗ lationsart nach iſt der Magiſtrat von den Skla⸗ reks in einer Art betrogen worden, wie ich ſie mir ſchlimmer nicht denken kann. Sehr wahr bei der WP). Der Verluſt an den Fälſchungen iſt ein Pappenſtiel gegen das, was den Sklareks von der Stadt allein durch die Ueberteuerung zufloß. Ich ſchätze den Umſatz der Sklareks auf etwa 30 000 000. Bei vorſichtiger Schätzung des Ergeb— niſſes der Ueberpreiſe iſt die Stadt um a. 25 Millionen betrogen worden.(Lebhaftes Hört, hört rechts). Als nächſter Zeuge wird der frühere deutſch⸗ nationale Reichstagsabgeordnete Bruhn ver⸗ nommen. Vorſitzender Schwenk: Sie haben in Ihrer Zeitſchrift„Die Wahrheit“ behauptet, die Deutſch⸗ nationale Volkspartei habe von den Sklarek Bar— zahlungen erhalten, ſei alſo gewiſſermaßen von den Sklarek ſubventioniert worden. Wilhelm Bruhn: Vor einigen Jahren. es“ wird wohl 1927 geweſen ſein, fragte mich Ley Sklarek. mit dem ich mich duzte. ob mir der Stadtverordnete Ganzow(Du) bekannt ſei. Als ich dies bejahte ſagte Leo Sklarek, Ganzow habe von ihm Geld für die Deutſchnationalen haben; wollen und ihm erklärt, er käme von Stadtrat Wege(Du). Ich habe von dieſer Unterredung einige Tage ſpäter dem deutſchnationalen Reichstagsabgeord— neten Laverrenz andeutungsweiſe Mitteilung gemacht. Laverrenz ging aber nicht darauf ein. Ich hatte den Eindruck. daß ihm das, was ich ihm ſagte, unangenehm wäre. Nach einiger Zeit ſagte mir Leo Sklarek abermals: Ganzow hat wieder etwas für ſeine Kaſſe abgeholt!“ Erſt als die Sklarekaffaire anfing, habe ich mich mit Gan— zow über dieſe Dinge unterhalten. Daß er meh⸗ rede Male von Sklareks Geld erhalten hätte, be— ſtritt Ganzow. Sklareks hätte nutzen können. Ich habe die Skla⸗ Pappenſtiel dagegen Zeuge Stadtverordneter Lüdicke erklärt, von einer Geldhingabe der Sklareks an Ganzon, habe er erſt durch die Zeitungen erfahren. Völlig ausgeſchloſſen ſei es, daß die deutſchnationale Fraktion Schweigegelder von den Sklareks erhal⸗ ten hätte. 1 Zeuge Ganz ow bekundet, er ſei nur ein ein⸗ ziges Mal, im Oktober 1926 bei Sklareks geweſen. Zeuge Bruhn: Alle Logik ſpricht dafür, daß die Darſtellung Leo Sklareks zutreffend iſt, daß Herr Ganzow mehrmals bei ihm geweſen iſt. f f Ganzow: Anläßlich der Schwierigkeiten, in denen ſich ſeinerzeit die„Nationalpoſt“ befand, beſonders im Hinblick auf die Gehaltszahlung an die Angeſtellten, habe ich für dieſen Zweck von Leo Sklarek 2000 Mk. bekommen, nachdem Stadt⸗ rat Wege mich darauf hingewieſen hatte.. Der Zeuge Ganzow erklärt noch, die deutſch⸗ nationale Landesverbandskaſſe habe anläßlich der Wahlen von der„Behala“(Berliner Hafen⸗ u. Lager A.⸗G.) Zuwendungen erhalten. Die Skla⸗ reks ſeien alſo nicht die einzigen geweſen. die den Parteien gelegentlich etwas gaben. Die„Behala“ hätte auch anderen Parteien Gelder gezahlt. Die Sklareks hätten ebenſo an die Sozialdemokrati⸗ ſche Partei Gelder gegeben. Ich habe, ſo erklärt der Zeuge Ganzow, einmal ein Dankſchreiben der SPD für 1000 Mark auf Sklareks Schreibtisch liegen geſehen. Ich bin im ganzen fünf bis ſechs Mal bei Sklareks geweſen. Für andere als Par⸗ teizwecke habe ich von den Stlareks keine Gelder bekommen. Ich habe auch keinem Gremium in der Stadtverwaltung angehört. bei dem ich den reks für hochanſtändige Leute und ihre Firma für ſehr ſeriös gehalten. 8 5 Auf Befragen erklärt Ganzow noch, daß er die von Sklareks zunächſt erhaltenen 2000 Mark an den deutſchnationalen Landesverband abge— führt habe. e Zeuge Zangemeiſter gibt ſchließlich Aus⸗ kunft über die Grundſtücksgeſchäfte der Stadt mit den Sklareks. Auf weitere Fragen beſtätigt der Zeuge, daß ihm von den Sklareks ſpäter 6000 Mark gegeben wurden, die er an den Kreisverein Charlottenburg der deutſchnationalen Volkspar⸗ tei weitergeleitet habe. a Hierauf wird die Weiterbehandlung auf Mitt⸗ woch vertagt. N daß das Porzellan abgeſprungen war. Mannheim, 14. Jan. Ein Meteorſtein gefunden. Am Montag abend fand ein Herr von Neckarau in der Nähe des Rangier⸗ bahnhofs in einem Garten einen etwa 75 Zen— timeter langen und 40 Zentimeter dicken Me— teorſtein, den er am Abend zuvor niedergehen ſah. Der Stein war noch ſehr warm. Nundfunk⸗Programm Frankfurt. Donnerstag, 16. Januar. 06,30 Uhr: Wetterdienſt, Morgengymnaſtik: 12.00: Börſen-, Nachrichten-, Wetter- und Waſ⸗ ſerſtandsdienſt; 12.15: Ballettmuſik und Tänze (Schallplatten); 12.55: Nauener Zeitzeichen; 13.15 Werbekonzert(Schallplatten); 15.00: Wirtſchafts⸗ funk; 16.00: Uebertragung von Stuttgart; An— ſchließend: Wirtſchaftsfunk; 18.05: Stefan Groß— mann lieſt aus eigenen Schriften; 18.35: Volks- tänze und Singſpiele auf der Schallplatte. Vor- krag mit Erläuterungen von Ludwig Koch; 19.08: ö Franzöſiſcher Unterricht; 19.30:—21.45: Ueber⸗ tragung von Stuttgart; 21.45: Nachrichtendienſt; 22.00: Uebertragung von Stuttgart. Stuttgart. Donnerstag, 16. Januar. 07.00 Uhr: Morgengymnaſtik; 10.00: Schall⸗ plattenkonzert und evtl. Mitteilungen der Deut⸗ ſchen Reichspoſtreklame; 11.00: Nachrichtendienſt; 12.15: Berühmte Männer⸗ (Schallplatten). 13.15: Wetterbericht; Anſchl. 12.00: Wetterdienſt; chöre Fortſetzung des Schallplattenkonzerts; 14.15: Nachrichtendienſt; 15.00: Blumenpflege; 15,15: Frauenleben und-wirken; 16.00: Nachmittags- konzert. Leitung: Guſtav Görlich; 17.45: Wetter⸗ und Landwirtſchaftsdienſt; 18.05: Dr. F. C. Gaiſſer:„Der Schwerhörige und ſeine Umwelt“; 18.35—19.30: Uebertragung von Frankfurt; 19.30: Querſchnitt durch die europäiſche Muſik ſeit Mo⸗ zart; 20.45: Ein Tag der Arbeit; 21.45: Ueber⸗ tragung von Frankfurt; 22.00: Aus Mannheim: Konzert der Bläſervereinigung des Mannheimer Nationalorcheſters. N Tödlicher, eleltriſcher strom im Haushalt Tod einer Hausangeſtellten am Staubſauger! Ein ſeltſamer Unfall, der ſich im Hauſe Sybel⸗ ſtraße 56 in Charlottenburg ereignet hat, bildet den Gegenſtand einer Unterſuchung durch Krimi⸗ nalpolizei. Staatsanwaltſchaft und Elektrizitäts- werke. Die 30jährige Hausangeſtellte Hilde Laſch fand beim Hantieren mit dem Staubſauger da⸗ durch den Tod, daß ſie infolge eines an dem Kontakt vorhandenen Defekts mit dem elektriſchen Strom in Berührung kam. Das Mädchen, das aus Sachſen ſtammend ve⸗ reits mehrere Jahre in dem Haushalt tätig war, hatte vormittags in der Waſchküche Wäſche ge⸗ waſchen, kam dann mit durchnäßten Kleidern in die Wohnung herunter, um mit einem Staub⸗ ſauger⸗Apparat im Korridor einen Teppich zu u. Niemand war ſonſt zu dieſer Zeit in er Wohnung. Als die Hausfrau nachmittags von inem Ausgang zurückkehrte, fand ſie trotz wie⸗ erholten Klingelns keinen Einlaß. In der Be⸗ ürchtung, daß ein Einbruch verübt worden ſein könnte, holte ſie die Polizei, die die Wohnung zewaltſam öffnete. Im Korridor fand man das Mädchen neben dem Staubſauger liegend, tot auf. Wiederbele hungsverſuche durch einen ſofort herbeigerufenen Arzt blieben erfolglos. Die Leiche wurde von der Staatsanwaltſchaft beſchlagnahmt. Die Unterſuchung des aufſehenerregenden Vor zalls hat ergeben, daß die Hausangeſtellte in dem Augenblick verunglückt ſein mußte, als ſie eine Verlängerungsſchnur zwiſchen Staubſauger und Steckkontakt einſchalten wollte. In der Kuppe lung, durch die die Verlängerungsſchnur feſtge⸗ macht wird, war dadurch ein Defekt vorhanden, Als das Mädchen nun mit der einen Hand den Staub ſauger und mit der anderen die Kuppelung an faßte, bekam ſie auf dieſe Weiſe einen Schlag vom Strom, der von einem Arm zum andern durch das Herz ging und tödliche Wirkung hatte. Der Tod dürfte auf der Stelle eingetreten ſein. Der Strom war auch deshalb ſo gefährlich, weil das Mädchen feuchte Hände und naſſe Kleider hatte, und aus dieſem Grunde der Wiberſtand der Haut heruntergeſetzt war. Es iſt auch nicht ausgeſchloſſen, daß die Ver⸗ unglückte herzkrank war, was dann die Wirkung des Stromes natürlich begünſtigte. Durch Ob duktion der Leiche ſoll eine genaue Aufklärung des Unfalls verſucht werden. Es kann in Anbetracht des unglückſeligen Vor falles nur darauf aufmerkſam gemacht werden daß man bei der Arbeit mit Gegenſtänden, für die elektriſcher Strom benötigt wird, die größte Vorſicht obwalten läßt. Glücklicherweiſe ſind Un⸗ fälle vorſtehend geſchilderter oder ähnlicher Art außerordentlich ſelten. Sie können auf jeden Fall vermieden werden, wenn man ſich davon über zeugt, ob die Leitungsſchnüre, überhaupt alle Teile, die man beim Gebrauch eines elektriſch betriebenen Gegenſtandes berührt. in Ordnung ſind. Wird auch nur der geringſte Defekt bemerkt, ſind z. B. tionsteile abgeſprungen, dann ſoll man ſich a irgendwelche Iſola einen Fachmann wenden. Im Hinblick auf den Charlottenburger Un⸗ ſücksfall wird auch die Frage aufgeworfen, ob nan nicht beim Anfaſſen von Objekten, die mit Aektriſchem Strom in Verbindung ſtehen, Gum mihandſchuhe gebrauchen ſoll. Von ſachverſtändi— er Seite wird jedoch der Gebrauch von Gummi Mildes Abführmittel! porn Rich. SANS 1 898 8 Schwelzerpillen ScRae hf Ie AEN Arte eee Das Spiel unter der Maske. Originalroman von Lola Stein. (47. Fortſetzung.) Nun begriff ſie, warum Silvia ſie als Braut für den Lieblingsneffen gewollt hatte, verſtand Percy Carlingtons Reiſe nach Newyork, die er angetreten hatte, um ſie zu ihrer Mutter heim⸗ zuholen. Er war Silvias Werkzeug geweſen, ſie hatte den Ahnungsloſen zur Erreichung ihres Ziels benutzen wollen. Aber ihr Ziel war gut: Sie wollte Percy und Evelyn glücklich machen, und ſelbſt noch ein wenig glücklich ſein in der Nähe ihres Kindes. Au 28.. Es war ganz früh am nächſten Morgen, als Percy Carlington an Evelyns Tür klopfte. „Sind ſie ſchon aufgeſtanden, Miß Grace? Darf ich hereinkommen?“ Sie ſaß noch immer am Tiſch, in derſelben Stellung. Vor ihr lag das Buch, in dem ſie ge⸗ leſen. Mit heißen, überwachten Augen ſchaute ſie dem Manne entgegen. „Miß Grace ich komme ſo zeitig, weil es mir keine Ruhe läßt, bis wir unſer geſtern begonne— nes Geſpräch fortſetzen können.“ Plötzlich ſtockte er, ſah das Buch, blickte auf das Papier, das daneben lag und das den Na⸗ men Evelyn Catlin trug. Er verfärbte ſich. „Was haben Sie getan, Miß Grace? Sie haben geleſen, was nicht für ſie beſtimmt war? Sie haben einen Vertrauensbruch begangen..“ Evelyn ſprang auf.„Nicht weiter, Lord Car⸗ lington! Bedenken Sie, ehe Sie anklagen! Im⸗ mer wieder verfallen Sie in den gleichen Fehler zu verdammen, zu richten, nach dem Schein zu urteilen, ohne die wahren Gründe zu kennen.— Geſtern baten Sie mich um Eutſchuldigung, weil Sie mich damals verdächtigten und jetzt tun Sie das gleiche. Ich durfte Buch leſen, kann und will ich Ihnen nicht ſagen!“ „Es genügt mir, Miß Grace!“ Er ſtand be— ſchämt vor ihr.„Sie haben recht. Ich urteile vor⸗ ſchnell. Oft ſchon im Leben. Weil ich ſo oft ent⸗ täuſcht wurde. Sie aber, Miß Grace, Sie dürfen mich nicht enttäuſchen, Sie dürfen nicht anders ſein, als Sie mir ſcheinen. Ich könnte es nicht ertragen.“. Sie blickte in ſein leidenſchaftlich entflammtes Geſicht und lächelte.„Ich bin ſo, wie Sie mich kennen.“ f N „So, wie ich Sie kenne, liebe ich Sie! Sie wiſſen es längſt, Grace! Geliebte, geliebte Grace.“ Er riß ſie in ſeine Arme, aber als er ihren Mund ſuchte, wandte ſie den Kopf von ihm fort. „Sie lieben mich, Percyval Carlington! Aber — haben Sie auch Vertrauen zu mir?“ „Würde ich Sie ſonſt bitten, mein Weib zu werden, Grace?“ a Sie atmete hoch auf.„Kann eine Grace Mil- ler eine Lady Carlington werden?“ tes „Wenn ein Carlington ſie liebt?“ „Auch dann, Perey Carlington, wun ſie ihm das Geſchehen jenes Londoner Abends nicht er⸗ klären kann, weil es nicht ihr Geheimnis allein iſt? Auch dann, wenn ſie ihm nicht geſtehen kann, warum ſie berechtigt war dieſes Buch zu leſen?“ „Auch dann, Grace! Quäle mich nicht! Gib mir deinen ſüßen Mund!“ „Percy, weiß du auch was du tun willſt?— Weißt du wer ich bin? Grace Miller, die nach⸗ einander Geſellſchafterin, Statiſtin beim Film und Mannequin in einem Modeſalon war, willſt du zu einer Lady Carlington machen?“ „Grace Miller, die immer blieb, was ſie war. und iſt: die Frau, die ich liebe und ohne die ich nicht ſein kann. e Da überließ ſie ſich ſeinen Küſſen. mehr „Ich muß Lady Silvia noch einmal ſehen. Glaubſt du, daß ich jetzt zu ihr kann?“ i Sie gingen zuſammen. Percy kam nach weni⸗ gen Minuten aus dem Zimmer ſeiner Tante zu⸗ rück.—— Sie will dich ſehen, Liebſte, aber ſie iſt ſehr ſchwach. Sie ſpricht mit großer Mühe.“ Evelyn ſchickte die Pflegeſchweſter hinaus.— Dann ſank ſie vor dem Bett in die Knie preßte ihren Mund auf die blaſſe Frauenhand, blickte in namenloſer Erſchütterung in das völlig blut⸗ leere, erſchreckend weiße Antlitz der Leidenden. „Mutter“, ſtammelte ſie,„meine Mutter!“ Silvia Carlington begriff ſofort. Ein Leuch⸗ ten ging über ihre Züge, ein Lächeln lag um den zuckenden Mund. f „Du, die ich liebe, biſt „Du?“ ſtaunte ſie. Evelynd“ 9 51 „Ich bin es, Mutter! Ich wählte den falſchen Namen um unerkannt zu bleiben.“ „Kind, geliebtes Kind! Wie wunderbar hat das Schickſal mit uns allen geſpielt. Daß wir uns doch noch fanden, Evelyn, ach Eevelyn...“ Das Sprechen wurde ihr unendlich ſchwer.— Evelyn bat:„Schone dich, erhalte dich, werde geſund für mich. Wie glücklich können wir jetzt werden, Mutter!“ Die Kranke lächelte unſäglich traurig und unſäglich müde, aber ſie widerſprach nicht. „Glücklich, ja“, flüſterte ſie.„Weil du bei mir biſt, meine Evelyn.“ Der blonde Kopf ſank neben dem braunroten auf das Kiſſen. Die Frauen küßten ſich. Dann bat Silvia: „Rufe mir Percy, mein geliebtes Kind. Gib ihm, aber keinem anderen, mein Tagebuch zu le⸗ ſen, wenn ich nicht mehr bin.“ Aber als er an ihrem Lager ſtand, war ſie ſchon zu ſchwach zum Sprechen. Er ſah das ſie ihm etwas ſagen wollte und es nicht konnte. Er geſtand: „Ich kann kein Geheimnis vor dir haben, ge⸗ Als ſie aus dem Taumel des Entzückens zu⸗ rückfanden zur Wirklichkeit, ſaate Evelyn: liebte Silvia nicht eine Stunde lana. Daß Do⸗ rothy und ich auseinandergegangen, ſind, 0 ich dir geſtern erzählt. Hier ſteht die Frau, di ich liebte, ſeit ich ſie kenne. Heute haben wir un verlobt.“ irdiſches Leuchten. Sie flüſterte mühſam: — jetzt— glücklich.... Ich ſegne.. euch.“ Sie wollte die Hände heben, aber ſie war zu matt. Ihre großen, leuchtenden Augen ſchloſſen ſich langſam. Die furchtbare Schwäche überwäl⸗ tigte ſie. Sie ſchlummerte ein. 5 Das Geſicht der Kranken ſchien Evelyn plötz⸗ lich verändert. Sie löſte ſich aus Pereys Armen, dem Arzt. ohne Qual ſein“, ſagte der Arzt. Die Leben auf ſie. haft und ſichtlich amüſiert auf ſie ein. nach ihr umdrehte und ihr mit bittenden Blit⸗ ken, mit einem gerührten Lächeln entgegenſah war Edward Catlin. Und ehe ſie noch recht begriff, ob ſie mac“ oder träumte, war der andere, der junge, ber neben John Baſſett geſtanden hatte, an ihrer Seite. Sie erkannte ſein lachendes Geſicht. Sie erinnerte ſich an einen Morgen auf Golden Air, jungen Gärtnerburſchen, mit dem Dorotht ſprach. Damals hatte ihr Leidensweg angefangen 55 (Schluß folgt; Schalter und. habe In Silvia Carlingtons Augen trat ein un⸗ „Ihr werdet ſehr glücklich werden. Ich— bin ſtürzte zur Tür, rief nach der Pflegeſchweſter, 5 „Es kann ſein, daß ſie in dieſem Zuſtand, der halb Schlaf, halb Bewußtloſigkeit iſt, hinüber dämmern wird. Sie hat vorausſichtlich nur noch Stunden zu leben, aber das Ende wird ganz jungen Menſchen verließen Hand in Hand das Zimmer. Hier drinnen war Todes“ grauen, hier kämpfte der liebſte Menſch den letz ten leidloſen Kampf. Draußen aber wartete das Sie ſtiegen in die Halle binab. Dort ſtand Dorothy zwiſchen drei Herren und redete lebe Evelyns Fuß ſtockte. Der Mann, der ſich jetzt 5 an einen Ritt durch den Wald und an einen Handſchuhen verworfen. Gummthandſchuhe ſind ſogar den Technikern der Elektrigſtütssverte 1 5 boten; denn ſie ſtellen niemals einen abſoluten Schutz dar. Dünne Riſſe, die ſich in den Gummi⸗ hanbſchuhen vorfinden und nicht bemerkt werden können, genügen, um dieſen Schutz unwirkſam zu machen. Der Betreffende glaubt, eine Iſola⸗ kion zu haben, die er in Wirklichkeit nicht hat. Eine vollkommene Sicherheit iſt nur dann gege⸗ ben, wenn man darauf achtet, daß die Gegen⸗ ſtände, an denen man zu arbeiten hat, in Ord⸗ nung ſind. Die Wirkung eines elektriſchen Schlages iſt bei Vorfällen der vorſtehend bezeichneten Art auch davon abhängig, ob der Menſch von dem Strom mehr oder weniger unvorbereitet getroffen wird. Bunte Vilder Geſchmackloſe Reklame. In unſerer Zeit des Fortſchritts und der ſte— tigen Entwicklung wird es keinem vernünftigen Menſchen wohl einfallen, den Wert einer geſun— den Reklame etwa abzuſtreiten. Aber der geſun— den. Wenn wir manchesmal in öffentlichen An— ſtalten, in den Verkehrswagen oder an öffentli⸗ chen Plätzen die Reklame mit ihren geſchmacklo— ſen Auswüchſen betrachten, würde man gerne eren Entfernung wünſchen. Alles dient nur dazu, den Käufer anzulocken ihm etwas anzupreiſen. Dieſe Art der Reklame iſt nicht entbehrlich, aber die beſte iſt und bleib immer noch die durch Inſerate. Denn nur zu oft finden wir gerade bei den Plakatierungen Geſchmackloſigkeiten, auch Pietätloſigkeiten. Oder ſoll man es nicht ſo nennen, wenn ausgerechnet in öffentlichen Verkehrswagen die Wände mit Reklameſchildern von Beerdigunggeſchäften be— hangen ſind. Das gleiche gilt für derartige Schau⸗ fenſterrellamen wenn in ihnen kurz und bündig erklärt wird, daß man nur zu dieſem und zu kei⸗ nem anderen Geſchäft geben dürfe, weil es für die ganze Beerdigung nur ſo und ſoviel Mark ver— langt. Das Publikum muß ſich ſelbſt gegen ſol— che Geſchmackloſigkeiten ſchützen, ſonſt werden wir dieſe Art von Reklame immer wieder erleben. Des einen Leid, des anderen Freud! Ein ganz eigenartiger Geſchäftszweig blüht zur Zeit in Berlin. Viele Perſönlichkeiten, bei denen man weiß, daß ſie entſprechendes Vermö— gen oder Einkommen haben, erhalten täglich ſtapelweiſe Karten und Briefe, in denen an ihr Mitgefühl appelliert wird. Gewiß herrſcht großes Elend in weiten Kreiſes unſeres Volkes. Davon ſoll ja auch hier nicht geſprochen werden. Wir wollen nur zeigen, wie raffiniert die Menſchen auch aus dieſen traurigen Zeitumſtänden Kapital u ſchlagen ſich bemühen. Dieſe Karten und Briefe werden nämlich in in und demſelben Büro, das ſich im Keller eines alten Hauſes in der City befindet, nach einem ewiſſen Schema geſchrieben, ſodaß Stil und In— alt ſtets übereinſtimmen. Die Bittgeſucher ſind immer augenblicklich kellungslos, können vorläufig keine Arbeit be— Immen und erflehen irgendein Almoſen. Bleibt de erſte Karte unbeantwortet, folgt prompt eine weite, in welcher ſofortige Hilfe erbeten wird, da zuſt das Schlimmſte ſich einſtelle. Um die läſtt— en Schrerver endlich loszuwerden, hat ſchon lancher bezahlt. Doch kaum ſind einige Wochen erfloſſen, flattert wieder eine Karte ins Haus; nan verlangt die letzte, aber auch die allerletzte 100 nicht ſo ſehr für ſich wie für Frau und ind. Und was verdient der Büroinhaber, der dieſe zeſuche ſerienweiſe herſtellt? Jeder einfache Brief oſtet 1.50 Mark, der Kunde muß aber Briefpa— ier, Porto und alle etwaigen Speſen noch extra vagen. Man hält es kaum für möglich, daß das Büro geradezu überlaufen wird. Alle Schichten zes Volkes ſind täglich hier vertreten. Und der Züroinhaber iſt ſtolz auf ſein Werk. das er ein oziales nennt, weil er die Menſchheit davor be— hüten will, daß ſie Schnorrern in die Hände ällt. Armut iſt alſo auch noch Geſchäft. Ehevermittlung ein lukratives Geſchäft. Es gibt verſchiedene Arten von Ehevermitt— ungen. Wir ſprechen nur von einer, die ſich in ſtimmten Anzeigen ſo recht auffällig bemerkbar lacht. Da wird für eine Waiſe mit 2 bis unend— ichen Millionen, mit allen Vorzügen der Natu— und des Geiſtes, welcher aber trotz alledem die derrenbekanntſchaft fehlt, ſofort ein liebenswür— iger Gatte geſucht. Eine Frau X oder Y bietet ch zur Vermittlung an, ſtellt den eigenen Wa— en zur Verfügung, aber man muß ſich raſch ütſcheiden, da die Vermittlerin nach St. Moritz der ſonſt wohin abreiſt, wo ſie zwei andere lückliche Menſchen ſchaffen will. Denn Liebe iſt in Geſchäft. Für ſie doppelt. Sie läßt ſich aber rſt nach der Hochzeit anſtändig honorieren, ja, ze erteilt ſogar noch in ihrer„Wirtſchaftsabtei— ang“ die Auskunft, wie man am zweckmäßigſten und gewinnreichſten die erheirateten Millionen zulegen kann oder ſoll. Mehr kann man nicht derlangen. LLL Lokale Nachrichten * 1. Karnevaliſtiſche Sitzung des Klub der Gemütlichen 1915. Im vollbeſetzten „Anker“ trat am Sonntag abend punkt 8,11 Uhr der Elferrat in ſeinen ſchmucken blauen Rats— mänteln vor die Oeffentlichkeit, um auch hier die Narrenzeit einzuführen für das Jahr 1930. Unter dem Narrhalleſen- Marſch der Vereinigten Feuer— wehrkapelle begrüßte der Präſident die Anweſenden, und bald kam bei den Klängen der Muſik die beſte Stimmung auf. Mit einem Sprechchor des diesjährigen Mottos wurde der Elferrat vom Präſidenten vorgeſtellt, und nun ging es an die Abwicklung des wirklich guten Programms. Ge— meinſame Lieder wurden von den Anmweſenden kräftig mitgeſungen und als dann noch einige Verſe geſchunkelt wurden, waren die Sorgen des Alltags auf einige Zeit vergeſſen. Herr Schmidt, ein be— kannter Mannheimer Humoriſt, ſorgte in den Pauſen für Abwechslung des Programms mit luſtigen Vorträgen und Coupletts. Eine Abord— nung des Karnevals-Vereins„Feurio“ Mannheim brachte die Grüße der Narren von dorten und überreichte dem Präſidenten einen Orden am Stadtband, mit zeitgemäßen echten Mannheimer Witzen als Arbeitsloſer und Sackträger ſtieg er unterſtützen. die Gemeinde bekannt gegeben. Beachtung der Bekanntmachung. ab Freitag, den 17. Januar 1930 waldklub öfters in die Bütte, welches mit großem Beifall aufgenommen wurde. Mit dem Gruße„Ahoi“ ſchloß der Präſident um 11,31 Uhr die Sitzung, und einen gemütlichen Abend verlebt zu haben, trennte man ſich nach Mitternacht aus der Narr— hallenburg„zum Anker“ mit einem baldigen Wiederſehen einer weiteren Sitzung in dieſer Stimmung. * Die Heſſ. Wanderbühne führt heute Abend um 8 Uhr im Saale des„Freiſchütz“ Fo— dors köſtliches Luſtſpiel„Arm wie eine Kirchen— mans“ auf. Dieſe Vorſtellung ſollte kein Freund der bildenden Kunſt und des guten Theaters verſäumen. * Der Familienabend des Gef.. Liederkranz findet am nächſten Sonntag abend 8 Uhr im Engelſaale ſtatt und ſind hierzu Mit— glieder mit Angehörigen frdl. eingeladen. Die Mitglieder werden herzlich gebeten, den Verein durch Stiften eines Verloſungsgegenſtandes zu (Siehe Inſerat.) Rereßholzabgabe. In vorliegender Zeitung wird die 1. Abgabe des Bürgerholzes durch fehlen die wird Wir e Die? he Wanderer-Ehrungsfeſt. hält ſein 8. Wanderer-Ehru nächſten Samstag im Löwen ab tungen zu einem ſchönen Verlauf des es f getroffen und iſt Gewähr gegeben, einige rechk ge— mütliche Stunden verleben zu können.( DiK⸗Sport Die 1. Niederlage in Hochheim! 1:3. Wohl niemand hätte ſich träumen laſſen, daß Viernheim in Hochheim die erſten Punkte laſſen muß. Es muß einerſeits in Betracht gezogen werden, der Schiri Kern aus Offenbach-Bürgel, der Viernheim über alle Maßen benachteiligte und ſich kolloſſale Verfehlungen zu Schulden kommen ließ, die die Mannſchaft direkt aufregte. Anderer ſeits liegt es an der Mannſchaft ſelbſt, die ſämt— liche Spiele nicht mit dem nötigen Ernſt durch⸗ führt und mancher Spieler eine Gleichgültigkeit an den Tag legt die die Spiele zur Erfolgloſigkeit verdammt. Das Spiel litt vor allem durch einen ſtürmiſchen Seitenwind der es vollſtändig einſeitig geſtaltete. Man ſah kein Stellungsſpiel und die Kombination war zu unproduktiv. Hochheims plan— loſe Bumberei ließ einen Spielaufbau nicht zu. Schon in den erſten 10 Minuten kam Hochheim durch einen Durchbruch von rechts zum Führungs- treffer. Halbzeit 0: 1. Viernheim ſpielt wohl überlegen, aber es fielen keine Tore. 7: 2 Ecken ſind erfolglos vorübergegangen. Beängſtigend drängt Viernheim zum Ausgleich, den der rechte Läufer mit ſcharfem Schuß aus dem Hinterhalt er— zielte. Hochheim erhält einen unrechtmäßigen 11 Meter zugeſprochen. 112. darauf zu einem 3. Tor. 2 Platzverweiſen der Viernheimer Spieler. Biel Sleh je Inſerat). Das Spiel endigt mit Mannheimer Künſtlertheater „Apollo“. Die Premiere des morgigen Variete-Pro- grammes mit den Drei Fratellinis im Mittelpunkt, bringt wieder eine artiſtiſche Schau auf ſeltener Höhe. Das Trio Guſtavo, Maxi und Gino hatte im Monat Dezember in Wien einen Erfolg, der beiſpiellos genannt werden kann. Die ganze Wie— ner Preſſe überbot ſich in Huldigungen für dieſe 3 Meiſter⸗Clowns, die Söhne des berühmten Luigi Fratellini. Am beachtenswerteſten iſt ein Artikel der„Wiener Arbeiterzeitung“: Drei Clowns ſpie— len das Leben. Ueber die an zweiter Stelle zu nennenden Hugos mit der unbedingt gegenwärtigen talentierte— ſten Frau des internationalen Varietes ſchreibt unterm 10. Januar 30 eine Frankfurter Zeitung: „Ueber Chaplin wurden ſchon Bände geſchrieben. Die kleine Hugo dient es, daß Folianten ihre große Komik würdigen. Ein unerhörtes Talent, ein weiblicher Chaplin“. Das übrige, aus 8 hervorragenden Nummern beſtehende Programm reiht ſtch dieſen beiden Ster— nen am Himmel des Varietes würdig an.— Die Premiere beginnt pünktlich um 8 Uhr. Hochheim kommt bald, Vereins⸗Anzeiger keichs bund der Kriegsbeſchädigten, ehem Kriegs— teilnehmer u. Kriegshinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim. Sonntag, 19. Jan., nachm. punkt 3 Uhr im Gaſthaus z. Karpfen(Ebertſälchen) Generalverſammlung. Tagesordnung: 1.Jahres— bericht, 2. Kaſſenbericht, 3. Entlaſtung u. Neu— wahl des Vorſtandes, 4. Verſchiedenes. Hierzu laden wir alle unſere Mitglieder frdl. ein und erſuchen um zahlreiches und pünktl. Erſcheinen. Der Vorſtand. Verein für Sport- u. Körperpflege 1896. Die regelmäßigen Uebungsſtunden finden wieder Mittwochs und Freitags ſtatt. Um pünktliches und vollzähliges Erſcheinen der Aktivität bittet Der Uebungsleiter U 2 Turnerbund. Zu der am Samstag, 18. Jan., abends 8 Uhr im Veeeinslokal z.„Freiſchütz“ ſtattfindenden ordentl. General-Verſammlung laden wir unſere Mitglieder höflichſt ein. Um vollzähliges Erſcheinen wird gebeten. Tages— ordnung: 1. Rechenſchaftsbericht, 2. Kaſſenbe— bericht, 3. Neuwahl des Vorſtandes, 4. Ver— ſchiedenes. Der Vorſtand. Geſaug⸗Verein gängerhund. Freitag abd. 8 Uhr Singſtunde. Bäſſe um ½8 Uhr erſcheinen. Der 1. Vorfitzende. Kauinchen⸗ u. Geflügelzuchtverein 1916. Möchte die Mitglieder auf die am 25. und 26. Januar in Käfertal ſtattfindende Allg. Kaninchen— und Geflügelausſtellung aufmerkſam machen. An- meldeſchluß den 19. Januar. Das Standgeld beträgt 2 Mark. Anmeldebogen und Ausſtel— lungsbedingungen ſtehen zur Verfügung. Der Vorſitzende. 5 15 gpl, Gerig, glas 0 8 Ane Cahlaclle. ahne 22 8 Das Wirtſchafts⸗ und Vörſenjahr 1929 Los vom Wirtſchaftspeſſimismus! (Schluß). Der wirtſchaftliche Peſſimismus. der im letzten Jahre ſozuſagen Programm und Parole gewiſ— ſer Kreiſe wurde, und der den Baiſſeſpekulanten an der Börſe mächtig in die Hand ſpielte, dieſe Kreiſe haben noch nie ſoviel Geld verdient wie im letzten Jahre, denn nicht nur in der Hauſſe, ſondern auch in der Baiſſe, und gerade bei letzterer können von denjenigen, die es ver⸗ ſtehen, gewaltige Summen eingeheimſt werden. — dieſer wirtſchaftliche Peſſimismus alſo hat uns aber nach außen hin ganz ungeheuer geſchadet. Seit Monaten ſtockt die Einfuhr ausländiſcher Gelder, und ſeit Monaten ſind ausländiſche Anleihen und Kreditierungen in kaum nennenswertem Maße erfolgt. Sicherlich iſt zu einem guten Teile daran die Geſtaltung der internationalen Geldmarktlage ſchuld, und ein großer Teil der ſonſt für die Auslandbegebung freigeweſenen Gelder iſt von dem internationalen Börſenkrach verſchlungen worden. Aber trotzdem wären noch erhebliche Beträge freigeweſen, wie die Alimentierungen zahlreicher europäiſcher Plätze durch amerikaniſche Gelder zeigen. Aber wie ſollte das Ausland zu einer günſtige⸗ ren Beurteilung der deutſchen Wirtſchaftsver— hältniſſe kommen, als wie ſie deutſche Wirt⸗ ſchaftskreiſe ſelbſt wahrhaben wollten!— Hier iſt unendlich viel durch eine beſtimmte Intereſ— 1 ſenpolitik an der geſamten deutſchen Volks⸗ wirtſchaft geſündigt worden. Im übrigen zeiat ſich ein eigenartiges Bild: in Amerika ſieht man die finanzlichen und wirt⸗ ſchaftlichen Verhältniſſe in Deutſchland garnicht einmal ſo ſchlecht an, als das in Deutſchland ſelbſt geſchieht. In amerikaniſchen Finanzkreiſen erwar⸗ tet man deutſche Kapitalnachfrage auf den ameri⸗ kaniſchen Märkten, die ſich für dieſe Transakti⸗ onen auch bereits einzurichten beginnen. Auch der dieſer Tage bekannt gewordene, auf„Treu und Glauben“ aufgebaute deutſch-amerikaniſche Re— parationsſchuldenabſchluß demonſtriert geradezu die Zuverſicht der amerikaniſchen Finanzwelt zu einer günſtigen wirtſchaftlichen Entwicklung der Wirtſchaftslage in Deutſchlands nächſter Zu— kunft. Wenn der Youngplan wirklich auf Grund realer Erkenntnis und Schlußfolgerungen zur Tat wird. wenn alſo die Reparationsſchuldfrage endlich rein wirtſchaftlich behandelt und jeder politiſchen oder gar machtpolitiſchen ſowie mili— täriſchen Zutat entkleidet wird, kann gar kein Zweifel darüber beſtehen, daß auf ſolcher Grund— lage die Mobiliſierung der deutſchen Schuld, die in ihrem erſten Abſchnitt ſich mindeſtens auf 200 Millionen Dollar belaufen müßte. zu effektuieren wäre, und daß unter den gekennzeichneten Vor— ausſetzungen gerade der amerikaniſche Markt die ſtärkſte Baſis dafür bieten würde. Die Klärung dieſer Dinge in dem eben be— ſchriebenen Sinne iſt aber auch lebensnotwen— dige Vorausſetzung für eine Geſundung der Reichsfinanzlage im allgemeinen und der Reichs— kaſſenlage im beſonderen. Denn ohne den Rück— halt an ausländiſche Anleihen kann der Finanz— kapitalbedarf des Reiches nicht befriedigt werden. Schon ſeit langem ſuchen Reichsbahn und Reichs— poſt Geldaufnahmen zu vollziehen. die nur im Wege der Anleihe möglich wären. Die Begebung aber einer ſolchen Anleihe im Inland hat ſich nicht nur wegen des Fiaskos der ſteuerfreien Reichsanleihe, ſondern auch wegen der geſamten wirtſchaftlichen Lage des letzten Jahres als un— durchführbar erwieſen. Lange aber kann der Be— darf nicht mehr zurückgedrängt werden wenn nicht die letzten Dinge ſchlimmer werden ſollen, als die erſten. Wenn der Weg frei wird für ſol— che reichsſeitigen Transaktionen auf der Grund⸗ lage einer geſundenden und ſich nach Durchfüh⸗ rung tiefgreifender Sanierungsmaßnahmen im— mer weiter erholenden wirtſchaftlichen Situation, dann wird es auch wieder möglich ſein, den ſchon ſo lange, oft viel zu lange, zurückgeſtellten Fi⸗ nanzkapitalbedarf der Länder und Gemeinden nach und nach zu befriedigen. Käme dieſer Ent⸗ wicklung eine Erleichterung der Geld⸗ marktlage zu Hilfe wofür ſich ja gerade jetzt 5 775 9 7 22 la llal, 22 „7 222 ö uber, LI„ bed el x.. mancherlei Anzeichen ergeben, ſo man nicht in Sorge zu ſein, daß eine hoffnungsvol— lere Epoche für die deutſche Wirtſchaft wird, unter der Bedingung freilich, daß Reich aus den Erfahrungen und Erlebniſſen der letzten Woche ernſte und lehrſame Schlußfolge rungen zieht in Geſtalt nachdrücklichſter Reform maßnahmen. brauchte *.* Die Reichsbahn im Haag Von Hilmar Roſe. Die Geheimniſſe der verſchiedenen Young— Kommiſſionen, die bisher der deutſchen Oeffent lichkeit mit einer Sorgfalt vorenthalten wurden. die einer beſſeren Sache würdig geweſen wären beginnen ſich allmählich zu entſchleiern. Zugleich aber wird die bisherige Scheu vor der Oeffent— lichkeit verſtändlich, denn was nunmehr bekannt wird, iſt nicht nur wenig erfreulich, ſondern es erſcheint auch geeignet. einen der Hauptgrund— ſätze des Houngplanes ins Gegenteil zu verkehren „Der Entente genügt die Beeinträchtigung der finanziellen Sonveränität Deutſchlands keines— wegs Sie will auch in wirtſchaftlicher Beziehung das Heft in den Händen behalten. Was könnte dieſe beſſer gewährleiſten als nicht etwa nur der Fortbeſtand, ſondern womöglich ſogar ein weite— rer Ausbau ihrer bisherigen Souveränität über die Deutſche Reichsbahn? Es iſt ja bereits bekannt, daß der Poungplan in jeder Beziehung für die Deutſche Reichsbahn von vornherein eine Ausnahme machte und ebenſo, daß es der Reichsregierung bei den Pariſer Verhandlungen des Reichsbahnunterausſchuſſes nicht gelungen iſt, nennenswerte Beſtandteile ihrer Souveräni— tät zurückzugewinnen. Jetzt hat die Entente zu einem neuen Angriff ausgeholt, der dahin zielt, auch noch den letzten Reſt der deutſchen wirtſchaft— lichen Souveränität zu beſeitigen. Es ſoll, wie aus dem Haag berichtet worden iſt, die Reichsbahn nicht nur wieder ähnlich wie bis⸗ her mit einer Hypothek belaſtet werden, ſondern dieſe Hypothek ſoll auch die Garantien für eine Dee anheben rifpolitik e e unſtreitig weit über den Dawesplan hinaus und richtet ſich unverkennbar gegen die bisherige Ta⸗ des Reichsverkehrsminiſteriums, das das ſich bei ſeinen Entſcheidungen, wie es auch nur und billig war, von der notwendigen Rück— ſicht auf die Intereſſen der deutſchen Wirtſchaft und denen der Allgemeinheit hat leiten laſſen. Dieſe ſelbſtverſtändliche Rückſicht iſt aber der En⸗ tente längſt ein Dorn im Auge und ſie ſoll da⸗ her unmöglich gemacht werden. Die außerordentlich wichtige Frage iſt natür— lich, wie die Kautelen für dieſe angemeſſene Ta— rifpolitik beſchaffen ſein wollen. Es muß doch irgend eine Stelle da ſein, die dieſe angemeſſenen Tarifſätze für den Perſonen- und Güterverkehr beſtimmt. Daß die Tributgläubiger nach dem bis— herigen Verlauf der Dinge dabei nicht an die Reichsregierung denken, iſt klar. Ebenſo ſcheint man aber auch die Reichsbahngeſellſchaft ſelber nicht mit dieſer Verantwortung belaſten zu wol— len. So bleibt eigentlich nur der Ausweg, daß die Entente ſelbſt von ſich aus eine Stelle ſchafft, die mit dieſen Kompetenzen umkleidet ſein wird. Welches dieſe Stelle ſein wird, ſteht im Augen⸗ blick noch dahin. zeitweilig iſt ſogar der Gedanke der Beſtellung eines neuen Eiſenbahnkommiſſars erwogen worden, der ſo unſtreitig zum Tarifdiktator Deutſchlands geworden wäre. Da aber dieſer Vorſchlag nicht nur den energiſchen Widerſtand der deutſchen Delegation fand, ſonden auch dem Grundgedan⸗ ken des Poungplanes gar zu kraß widerſprochen hätte. ſo hat man ihn wieder fallen laſſen. Von der Entente wird aber— wie wir erfahren— dennoch unentwegt bisher an dem Gedanken einer den deutſchen Regierungseinfluß ausſchal⸗ tenden Tarifdiktator feſtgehalten. Man ſucht im Augenblick noch nach einem Wege, um ihn viel⸗ leicht in einer das deutſche Volk weniger verlet⸗ zenden äußeren Form zu realiſieren. Aber auch die konzilianteſte äußere Geſtaltung dieſes Ge— dankens, ſoll und darf nicht über den eigentlichen Kern hinwegtäuſchen, der für die deutſche Dele⸗ gation vollkommen unannehmbar iſt, da die Gefahren, die hieraus der deutſchen Wirtſchaft, der Maſſe der Konſumenten und dem reiſenden „angemeſſene“ Tarifpolitik gewähren, Das geht Publikum drohen, geradezu unabſebbar ſind.