viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung 0 0 0 5 f Beachten Sie die Preis- 5 Erſcheint 15 8 mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., 9 88 1 k. frei Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte bei Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ t I Qu alitäten u 5 onntagsblatt„Sterne und Blumen“, dae einen Fahrplan ſowie einen Wanb⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Ste Ung 9 0 kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expebitionen Deutſchlands u. des Auslands 324. Verarbeitung. Größtenteils aus Elernheimer Tageblatt— Piernheimer Nachrichten)(Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Nau recher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt. 5 N Ae bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme rt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. 5 an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werben eigener Fabrikation. eee eee Freitag, den 4. April 1930 b Ar. vurenor wiſche, bas Weibchen bringt aue ſechs ratterzug, ſeine rieſfſten Gedanren und helligſten bedeutung daddddendnddadcdaadddaddddaddddadadadddddddddddadauaadadeeeeeee in Herren- und Knaben-Konfekfion weiten Kreisen der Bevõlkerung Um unsere und leistun sfähfg keit Ae 4 5 e 8 25 N Iunueeeemenemeuneeeeeeeen beginnen wir am Freitag, den 4. April mit diesem Verkauf. in allen anderen Abteilungen Sehr bedeutende Oster- Angebote! 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Sie war immer ſpo ſtill geweſen und hatte immer ſo traurig vor ſich hingeſchaut, aber eigentlich ohne Grund, ſagte man, die ſagten es, die ſich zuſam⸗ menfanden, um ihr die letzte Ehre zu geben und die ganz behaglich bei Kaffee und Kuchen beiſam⸗ menſaßen,— Tanten und Freundinnen waren da. Ja, Tanten, zwei alte Frauchen, beide weit ͥber ſiebzig. Sie hatte doch eigentlich ein ſchönes Leben gehabt und achtundfünfzig Jahre, was will man mehr? Pekuniäre Sorgen? Nun in allerletzter Zeit, nach dem Krieg, da hatte man ſich eben einſchränken müſſen, ja, da war man gezwungen geweſen, oft das Nötigſte zu entbehren. Aber vorher! Nein, ſie hatte ein gutes Leben gehabt, Sie hatte gemalt, Bilderchen, einen märkiſchen See und rote Kiefern davor.„Wie Leiſtikow“, ſagten die Tanten.„Sie hatte auch einmal ein Bild verkauft für fünfhundert Mark. Ach ja, fünfhundert Mark. Es war ein ſchönes Leben geweſen, und dann die jungen Jahre, die Mal- reiſen mit dem alten Profeſſor, für den man ge— ſchwärmt hatte, zuſammen mit den anderen jun⸗ 155 Mädchen. Etwas Klavier geſpielt hatte ſie auch.“ „Ja“, ſagte die Schweſter,„aber merkwürdig, ſeit dieſen ſechs Jahren war Anne nicht mehr ſo wie früher, es war als ob Mutter ſie angeſteckt hätte, ſie ging immer ſo ganz wie verloren durch die Zimmer, als ob ſie etwas ſuche, und ſie iſt immer ſo ſtill geweſen und hat immer ſo traurig vor ſich hingeſchaut.“ Die Tür fiel ins Schloß, die Tanten und Freundinnen gingen ſchwatzend die Treppe hinab, die Schweſter war allein. Sie trat in das Zimmer, in dem die Tote gewohnt hatte, das Bett war ſorgfältig geglättet. Auf der einfachen Kommodendecke lagen einige Bücher, daneben ein Körbchen mit Nähſachen, dann in einer Ecke, halb an die Wand gelehnt, die Bil- der. Da lehnte noch eine Leinwand in der Ecke. die Schweſter hob ſie empor und ließ ſie faſt er- ſchrocken fallen. Eine Lohe ſchlug ihr entgegen. Dunkles ſehnſuchtsvolles Grün und eine Flam— me, die aufbrannte und über den Rand der Lein⸗ wand zuckend ſchlug. Zu Füßen ein Gewirr von Menſchengliedern, von Getier und Blumenge— rank. Aber das verſchwand, ſprach gar nicht mit. die Flamme züngelte hoch, und es war, als ob der kleine Raum ganz erfüllt ſei von Sehnſucht und brünſtigen Wünſchen und Geſchrei. Die Schweſter war ganz erſtarrt, da erkannte ſie, mit dem Pinſel hingeſchmiert in das Gewirr der Dinge Buchſtaben. Darunter ein Datum, we— nige Wochen zurück. Sie wußte nicht, daß Anne noch gemalt hatte in letzter Zeit, während ſie täglich auf einem Kontor arbeitete. Da hing die Palette am gewohnten Platz, die Farben waren kaum trocken, jedes Häufchen ſo ſorgfältig neben das andere geſetzt, die Schweſter befühlte ſie mit dem Finger, ſie waren noch weich, wie ordentlich Anne immer geweſen war! Dann entzifferte ſie mühſelig die Schrift. Ihre Augen wurden blöde, ihr Profil böſe und ganz ſcharf.„Wo biſt du Leben“, las ſie mühſelig. a Ach, daß doch die Menſchen ſo genau wiſſen, wer, wie und was wir waren!——— J Warum ſcheuen wir uns, über die tiefſten Ge heimniſſe und Rätſel des Lebens, über die ſich boch jener Menſch ſeine Gedanken macht, mitein- ander zu reden? Wir finden ſchwer Worte. Ge- wiß! Aber warum bemühen wir uns nicht um die rechten Worte, warum ſuchen wir nicht eine Sprache von Seele zu Seele zu finden? Warum reden wir nur immer von Sorgen und Plagen des Daſeins, von alltäglichen, kleinlichen materi⸗ ellen Dingen? Warum ſind wir ſo ſteif und un⸗ beholfen, ſo ſchamhaft zurückhaltend mit unſeren beſten Gedanken und liebevollſten Gefühlen und bilden uns noch etwas darauf ein, daß„wir's nicht ſo von uns geben können?“— So geht das Leben hin, und der Tod kommt. Und ſchließlich ſterben wir und haben nie ganz zuſammen gelebt. Sind immer nebeneinander hergegangen und haben uns nie ſo recht gezeigt, wie lieb wir uns haben, haben nie einander unſer Herz geöffnet, haben es verſäumt, uns das kalte, harte Leben hell und liebeswarm zu machen. Und nun iſt es zu ſpät— Warum?— Großreinemachen Vom Eiſe befreit ſind Ströme und Bäche Und der Winter in ſeiner Schwäche Zog ſich in rauhe Berge zurück. Noch im vorigen Jahre hätte Fauft um die Oſterzeit ſo ſprechen können; diesmal haben wir den Winter kaum zu ſpüren bekommen und muß— ten ſchon nach St. Moritz und in die Höhenlagen hinauffahren, um eine Naſe voll Schnee zu ſehen. Die klimatiſchen Verhältniſſe auf unſerem Erd— ball ſcheinen ſich völlig verkehrt zu haben; wäh⸗ rend bei uns in Deutſchland in dieſem Winter unterhalb der Seidenſtrumpf vollauſ genügte und der Pelz nur der Mode wegen um die Schultern drapiert wurde, ſintemalen Schnee und Unwetter ausblieben, melden Kalifornien, das warme Frankreich und das Sonnenland Italien bis in die neueſte Zeit Schneeſtürme, Unwetter und Ue⸗ berſchwemmungen. So bleibt dieſem deutſchen Frühling das Großreinemachen in der Natur erſpart und dieſe Tätigkeit beſchränkt ſich auf die Haushaltungen. Die Hausfrauen ſind ſeit kurzem— wenngleich das Oſterſeſt diesmal erſt ſpät winkt— eifrig bei der Arbeit, die Winter- und Sommerſachen, das Bettzeug und was ſonſt nach Sonne ſchreit, an die Luft zu hängen und überall, auf Wäſcheleinen, Balkonen, Lodgen und Veranden hängen die Sa— chen wie zum Ausverkauf. Nicht immer das Mo— dernſte, aber immer ein ſichtbarer Beweis, daß unſere Frauen nichts anzuziehen haben. In den Schneiderſtuben hebt ein eifriges Auftrennen und Umſchneidern an; aus Altem wird Neues ge— macht und der Mode dabei Tribut gezahlt. Der Herr des Hauſes irrt heimatlos durch''die Räume und wenn er es wagt,, ſich auf eine der Sitzge— legenheiten niederzulaſſen. hebt er vorſichtig die Rockſchöße beiſeite, iſt es ihm doch früher begeg— net, daß er ins Büro ein anſehnliches Quantum Schmierſeife auf ſeinen Rockſchößen mitnahm. In den Drogerien dominiert als hauptſächliches Verkauſsobjekt nicht der Lippenſtift, ſondern es ſind die Hauptputzmittel vielerlei Art, die ver— langt werden. Auch' in pekuniärer Hinſicht iſt ein Groß— reinemachen im Gange. Zwiſchen den Eheleuten wird um die nötigen Anſchaſfungen für Frühling und Sommer gefeilſcht und geſtritten, und der gebefreudige Ehemann wird in ſeinem Opfermut nur durch die Ueberlegung beſchränkt, daß in den nächſten Monaten ſchon wieder die Ausgaben für eine Sommerreiſe, Ferienausgaben der Kin— der uſw. bevorſtehen. „Hörſt du die Maid nach einem Kleide weinen? Und dieſe Kinder., Mann, es ſind die deinen! Mann, gib mir Geld!“ Neue Bekänntſchäften Von Hans Moenus. 1 Sie iſt wirklich eine entzückende Dame. Her⸗ mine heißt ſie, und wie üblich ging ihr Name im allgemeinen Vorſtellungsgemurmel unter. Sie trug ein wunderbares braunſchwarzes Kleid mit einem ſtark drahthaarigen ſchwarzweißen Ueber— wurf. Im Kopf blitzten recht kluge Augen. Selt— zam berührt war man nur von der Art, wir Wolfram Junghans, anſcheinend ein intime Bekannter von ihr, ſie aus ihrer Villa heraus— komplimentierte. Er trieb ſie nämlich ſanft mit einem Kehrbeſen vor ſich her, um ſie uns vorzu— ſtellen. Hermine ärgerte ſich entſetzlich darüber, ſtampfte mit dem linken Hinterbeinchen auf den Boden und raſſelte mit ihrem ſchwarz-weißen Ueberwurf laut und vernehmlich. Es knatterte wie Schnell⸗Feuer von Miniatur⸗Gewehren. Her⸗ mine benahm ſich ſtachelſchweiniſch und wider⸗ borſtig— was ganz natürlich iſt, denn ſie iſt auch eine echte„Hyſtrix“ und Bewohnerin einer prachtvollen Maſchendraht-Villa im Klein⸗Tier⸗ park der Kultur-Abteilung der Ufa zu Neuba⸗ belsberg. Aber dieſe heftige Hermine war nicht die einzige und nicht die einzig intereſſante Be— kanntſchaft, die jener Tag brachte. Ali, der Ja- vane,— ein Affe mit einem klugen Lausbuben⸗ Geſicht, hockte auf einer Kiſte, war ſurchtbar eifer⸗ ſüchtig auf zwei Zwerg⸗Italiener, Mann und Frau, mit ſchönen braunen Feder⸗Höschen, vor denen Ali eine abſcheuliche Angſt hatte. Er gönnte ihnen aber die hingelegte Banane nicht, brachte ſie an ſich und verteidigte ſie, die eigene Angſt überwindend, tapfer mit böſen Fratzen und gelegentlichen Pfotenhieben gegen die kleinen Italiener. Wolfram Junghans, der die Honneurs für die Ufa in dem kleinen Zoo machte, erklärte liebens⸗ würdig und intereſſant alle ſonſtigen Lebeweſen in ſe Reich. Da aibt es lebendae⸗ 1 3 2 Wochen zirka hundert lebende Fiſche zur Welt; doch beſonders raſſige kleine Fiſch⸗Weibchen hal⸗ ten noch höhere Rekord⸗Zahlen. Sie ſind mit einem Wort„furchtbar fruchtbar“. Amüſant auch die Spiele in zwei entzückenden Maus⸗Kolonien, alle Einwohner der einen in beigefarbenen, die der anderen in tiefſamtſchwarzen Pelzchen. Beide Stämme ſind in Nord⸗Amerika zu Hauſe. Der Liebling aller aber iſt Wolfi, der Samo⸗ jede aus dem Land der Mongolen. Ein famoſer Kerl mit einer hundemäßigen Geduld. Er läßt ſich Mäuſe in den Wuſchelpelz ſetzen. Ali, der Javane, darf auf ihm reiten oder ihm auf dem Kopf hocken. Er ſpielt mit ihm, verträgt ſich vorzüglich mit den Zwerg⸗Italienern und mit allem, was hier kreucht und fleucht. Der ruhige, beſonnene, verträgliche Wolfi aber kommt aus Rand und Band, wenn er etwas von Hektor, dem Oſtafrikaner— einem jungen Krokodil— hört das auch hier hauſt. Steigt ſein Herr auf die Galerie, wo es ſeinen Waſſerbehälter hat, ſo we— delt und ſpringt Wolfi hinterher, kommt dann ſtolz die Treppe herab und trägt Hektor ſanf— ins Maul geklemmt herbei, eine ſeltſame Tier— freundſchaft. Nur ungern trennt man ſich von den Inſaſſen und dem Herrn dieſes kleinen Tierparks, in dem paradieſiſcher Friede herrſcht zwiſchen Tieren und Menſchen. Auf dem Heimweg begleitete mich immer noch das Bild der zornig ſtampfenden Hermine und der Laut ihrer raſſelnden Stacheln. Und ich er— innere mich an ein kleines Fräulein— doch ſie hieß nicht Hermine— war viel ſchöner, konnte aber gerade ſo zornig aufſtampfen— doch das ge— hört zu einer Geſchichte von einem anderen Tier garten. Das Gute genießen Wer dem Leben die beſten Seiten abgewinnen will, muß verſtehen lernen, die Stunden zu erle— ben, daß er einen Genuß davon hat. Das heißt, es müßte mehr Menſchen geben, die das Gute in ihrem Leben genießen. Doch meiſt iſt es umge— kehrt: es werden nur die Stunden empfunden, die Unangenehmes bringen und Grund zum Klagen geben, während man an dem Guten achtlos vor— beigegangen iſt. Statt mit friſchen Kräften auf— zuſtehen und ſeinen Berufsgeſchäften nachzugehen, ſeufzt man nur über deren Laſt, über das Un— angenehme. Es ſind gewiß nur wenige, die ihr eigenes Heim— und ſei es das beſcheidenſte Stübchen— ſo recht genießen, die einen Blumen— ſtrauß ſo recht mit Luſt betrachten. Wem kommt zum frohen Bewußtſein, wieviel Anregung er empfängt durch Bücher, Briefe, Beſuche von Freunden, überhaupt durch alle Beziehungen, zu lieben Menſchen, die wohl niemand ganz ent behren muß? Man nimmt das alles— und noch viel mehr— nur„ſo mit“, ohne zu überlegen, wie man dadurch bereichert wird. Kommt es im Leben aber einmal anders, wer— den wir vereinſamt, krank, haben nichts, was den Geiſt ablenken könnte vom Alltag, dann hebt das Klagen an:„O wie ſchön war es damals, als die Frau. Vater oder Mutter noch lebten, als Kinder noch daheim oder beiſammen waren!“ — Und als es ſo war, ach, da hat man es wenig beachtet und geſchätzt, hat ſich im Gegenteil das Leben oft recht unnötig ſchwer gemacht!„O, wie wollte ich jetzt den Wald genießen“, ſagt ein Kranker,„früher beachtete ich ihn gar nicht, wie ſchön er ſei, und nun, da mir das Verſtändnis für meine Torheit wird, iſt es zu ſpät.“ So drehen ſich die Klagen der Menſchen im— mer um das, was ſie im Uebermut der Jugend und Kraft nicht als Genuß geachtet haben, immer darum, daß ſie dem falſchen Genuß nachgegangen ſind, dem Taumel der Stunden, dem Rauſch der Zeit. Erſt wenn die Zeit zum Abſchied von der Welt drängt, komnit die Erkenntnis des rechten Genießens, und wohl dem, dem dann noch Tage reſtloſen Glücks im Genuß verbleiben. Vom verſchloſſenen Weſen Wir nennen die Schweigſamen und Verſchloſ— ſenen„tiefangelegte Naturen“, und von den Schroffen und Bärbeißigen ſagen wir:„ſie mei⸗ nens nicht ſo“ oder„der Kern iſt gut. Man darf die Menſchen nicht nach dem Schein, ſondern nach ihrem Sein beurteilen.“ Und die Gemeſſe— nen, die Kühlen bewundern wir um ihre„Selbſt. beherrſchung“, die nichts, nichts davon verrät was in ihrem Innern vorgeht. Viele, viele unter uns leiden an einer ängſt⸗ lich verſchloſſenen Innerlichkeit der Seele.— Lei. den?— Iſt es denn nicht ein vornehmer Cba⸗ . e 9 Gefühle nicht leichthin preiszugeben, ſondern keuſch in der Seele zu verſchließen? Iſt dieſe Weſensart aber wirklich ein Vorzug?— Vor allem iſt ſie eine völkiſche Eigenart. Es iſt deutſch, dieſe Inſichgekehrtheit, das reiche In⸗ nenleben bei wortkarger Oberfläche. Sind ſie doch auch typiſche Geſtalten unſerer Literatur, die rauhen, bärbeißigen Gatten und Väter mit dem weichen Herzen, die kühlen, ſtrengen Mütter, die es doch ſo gut mit den Kindern meinen, die ſcheuen Frauenſeelen, die ihre innigſten Gefühle mimoſenhaft in ſich verſchließen und ſtill nur für ſich durch die Welt wandern. Und kennen wir auch nicht alle ſelbſt, aus dem Leben?— Was aber nützt der innere Reichtum eines Menſchen, wenn ſeine Mitwelt, ſeine Nächſten und Liebſten ſo ſelten etwas davon erfahren? Wenn der Schatz an warmen Gefühlen im In. nern verknöchert und verſteint, ſtatt als herzliche Freundlichkeit und Güte beglückend auszuſtrö— men?— Warum ſind wir nicht herzlicher und »ffener miteinander?— Aus Nah und Fern ſgr. Rüſſelsheim, 2. April. Tödlicher Mo⸗ torradunfall. Tödlich verunglückt iſt am Sonntag nachmittag auf der Landſtraße bei Wicker der 50 jährige Werkmeiſter der Opelwerke Karl Dreher aus Rüſſelsheim. Der Verunglückte befand ſich auf dem Heimwege von einem Mo-, torradausflug in den Taunus. An einer ſchwer überſichtlichen Stelle der abſchüſſigen Straße ſtieß er mit einem aus Richtung Hochheim kommenden Perſonenauto zuſammen. Durch die Wucht des Zuſammenſtoßes wurde der Motorradfahrer ab— geſchleudert und blieb, aus Mund und Ohren blutend, bewußtlos und mit gebrochenen Armen und Beinen auf der Straße liegen. Ein des We— ges kommendes Auto nahm ſich des Verunglück— ten an und verbrachte ihn, da ein Transport nach Mainz ins Krankenhaus nicht mehr möglich war, nach Hochheim ins Krankenhaus. Dort ſtarb er infolge von ſchweren Verletzungen des Gehirns in ſpäter Abendſtunde ohne das Bewußtſein wie— der erlangt zu haben. Die Leiche wurde nach Rüſſelsheim verbracht. ſld. Gernsheim. 2. April. Der Fiſcherei— Verein in Heſſen hielt in Gernsheim unter dem Vorſitz des Freiherrn Ludwig Heyl zu Herrnsheim ſeine diesjährige Jahreshauptver— ſammlung ab. Wie aus dem Bericht des Ober— forſtmeiſters Gimler, Hirſchhorn hervorging, hat der Verein im abgelaufenen Jahre eine rege Tä— tigkeit entfalet. Leider konnte das Ausſetzen von Fiſchen nur in mäßigem Umfang vorgenommen werden. Eine längere Ausſprache entſtand über die Errichtung einer Fiſchbrutanſtalt bei Seli— genſtadt. Man hofft, den Plan noch in dieſem Jahre verwirklichen zu können. Der Bau der Anſtalt ſoll von einer beſonderen Kommiſſion geleitet werden. Die finanzielle Frage ſei durch größere Beihilfe geregelt. Die Teichanlagen ſol- len zunächſt ungefähr einen Hektax groß ſein. Im Laufe der Verhandlungen hielt Profeſſor Scheurrin einen Lichtbildervortrag über das Wandern der Fiſche. Die Mitgliederzahl des Fi— ſcherei-Vereins in Heſſen beträgt rund 140. Dann wurden die Wahlen in den Fiſcherei-Ausſchuß vorgenommen und mehrere Anträge verhandelt. ſbt. Lorſch, 2. April. Handwerksbur⸗ ſchen unter ſich. Im hieſigen Rathaus— ſaale waren geſtern zwei Handwerksburſchen zum Uebernachten eingekehrt. Zuvor hatten ſie ſich ſchon in hieſigen Wirtſchaften ihren Durſt gelöſcht, einer hatte ſogar eine Flaſche Wein mitgebracht, von der er behauptet ſie geſchenkt(!) bekommen zu haben. In der Zelle ging dann die Zecherei weiter, wobei der eine übermütig wurde und ſeinem Kumpan den Schädel blutig ſchlug. Von der Nachtpolizei zurechtgewieſen, wurde er noch widerſpenſtig und ſchlug Radau. Wegen Ruheſtörung wurde er deshalb heute dem Amtsgericht vorgeführt. ſha. Fürth, 1. April. Brand. Heute Mit tag gegen 1 Uhr brach in der Hofreite des Land— wirts Leonhard Regner 3. in Fürth Feuer aus. Die Scheuer brannte vollſtändig nieder. Durch das raſche Eingreifen der freiw. Feuerwehr Fürth konnte das bereits durch das Feuer an gegriſfene Wohnhaus gerettet werden. Nur mi großer Mühe war das Vieh aus den Stallungen zu bringen Weinheim, 3. April. Tödlicher Unfall im Weinheimer Bahnhof. Um 10,27 Uhr wurde heute vormittag durch den beſchleu⸗ nigten Perſonenzug auf der Station Weinheim der Fahrdienſtleiter Franz Schmitt erfaßt und getöztet. Er hinterläßt Frau und zwei unverſorgte Kinder n N 2 ̃ ͤͤòRuà2aäuaàĩ2ͤ2nnn,.. — —.!....ͤͤ Wie Heilt man jung und sehn? Von Dr. Kretſchmar. Kirſchau. Wenn auch die Frage der Erhaltung von Kraft und Schönheit für die Männerwelt eine nicht zu unterſchätzende Bedeutung hat, ſo iſt doch die Frau ihrer ganzen Weſensart nach für dieſes Problem weit mehr intereſſiert. Leider hat die fortſchreitende Induſtrialiſierung und das ner⸗ vöſe Ringen um das tägliche Bot die Frau von ihrem eigentlichen Beruf der Hausfrau und Mutter hineingedrängt in die Unnatur moderner Ziviliſation. Ueber alledem iſt daher das Beſtre— ben, jung und ſchön zu bleiben, ein wenig in den Hintergrund getreten. „Kraft und Schönheit?“ denkt das junge Mädchen,„ich kann die ganze Nacht durchtanzen und mein Schatz findet mich immer ſchön“. Dabei vird ſie immer bleicher, übernächtigter, müder ind ſchwindſüchtiger.„Kraft und Schönheit?“ 115 die 0 100 ſchleppe meine Eimer immer illein, wasche und verſorge mein Haus, und babe noch keine falſcken Jihſte“, aber die Nerden e den immer erregter, die Glieder müder und dat Daſein zur Laſt.„Kraft und Schönheit“ denkt da! alte Mütterlein,„ich habe mich zeitlebens a rackert, und es iſt auch gegangen“, und mei nicht, daß es eben nicht mehr gehen will, obwohh Mütterchen gar nicht ſo alt iſt, weil ſie Krampf abern und Beinleiden, Senkungen, einen krum men Rücken und Herzmuskelſchwäche bekommen Da kommt aber die Turnerin:„Kraft und Schönheit!“ ruft ſie,„die erhalte ich mir und ſchaffe ich mir im Turnen, in Uebungen an Bar: ven und Reck, in Luft und Licht, in Sonne uns Waſſer, in Freiheit und Frohſinn! Dann lockert, dehnt und ſtrafft ſich nach einſeitiger Beanſprur⸗ chung mein Körper und bleibt fähig zu meiner großen Berufung als Mutter, dann pulſt das Blut friſcher und atmet die Bruſt freier“, weiß denn die hinter Webſtuhl und Schreibmaſchine in Schule und Hausberuf einförmig tätige Frau noch, was freies Atmen in friſcher Luft bedentel; Das vernünftige Turnen bedeutet nicht Ueber- anſtrengung, ſondern Erholung. Dazu kommt noch der Gewinn für Seele und Gemüt; denn wer ſchaffen will, muß fröhlich ſein. Mit Kör. nerfriſche und Herzensfröhlichkeit wüchſt die Frau über ſich hinaus, aus dem Kleinkram täglichen Aergers und ſteht an Seelengröße über ihren Schweſtern. So iſt der Menſchheit Würde, der Menſchheit Zukunftsglück in eure Hand gegeben, Ihr Frauen. Bewahret ſie. Bleibet und werdet wieder ſtack mird ſehön in der Pflege eures Leibes, wie ſie euch das Turnen beſſer als ein anderes Syſtem bietet. Pflegt es, daß Körper und Seele nicht verkümmern in Schmutz und Frohn des All- bages. A n e 1 Der Hans eee! Von Juſtizoberſekretär Fr. Wittler in Osnabrück. Jedem Hauseigentümer und Wohnungsinha— ber iſt es zur Gewohnheit geworden, ſeinen Haus- oder Zimmerſchlüſſel bei ſich zu tragen. Alltäglichen Dingen pflegt man keine beſondere Beachtung zu ſchenken, und ſo kommt es auch wohl vor, daß der Hausſchlüſſel nicht immer min der größten Sorgfalt verwahrt wird. Häufig ver— läßt man ſich darauf, daß im Notfalle ja noch mehrere Exemplare vorhanden ſind, und daß eine etwa erforderliche Neuanſchaffung keine unerſchwinglichen Koſten verurſachen wird. Da iſt vielleicht ein Hinweis auf 8 369 Abſ. 1 des Strafgeſetzonches geeignet, zu eiwas meyr Sorg⸗ falt und Vorſicht in der Behandlung des Haus- ſchlüſſels zu mahnen. Dieſe Geſetzesbeſtimmung bedroht nämlich mit Geldſtrafe bis zu 150 Mk. oder mit Haft bis zu 4 Wochen diejenigen, wel. che ohne Genehmigung der Inhaber ei⸗ ner Wohnung Schlüſſel zu Zimmern oder Be⸗ hältniſſen in der letzteren anfertigen oder Schlöſſer an denſelben öffnen laſſen, und fer⸗ ner diejenigen, die ohne Genehmigung des Hausbeſitzers oder ſeines Stellver- treters einen Hausſchlüſſel anferti⸗ gen oder ohne Erlaubnis der Polizei Nach- ſchlüſſel oder Dietriche verabfol⸗ gen.— Zwar iſt hier nur vom Hausſchlüſſel die Rede, aber es unterliegt wohl keinem Zwei⸗ fel, daß die Beſtimmung auch auf Wohnungs- ſchlüſſel Anwendung findet, und daß ſolche eben. fulls nur mit Genehmigung des Hausbeſitzers oder ſeines Stellvertreters angefertigt werden dürfen. Strafbar machen ſich ſowohl der Beſteller wie der An fertiger. Der Schloſſer, der einen neuen Schlüſſels erhält, muß ſich alſo zunächſt überzeugen, daß der Beſteller zur Erteilung des Auftrags auch berechtigt iſt. Andernfalls macht er ſich nicht nur nach obiger Beſtimmung ſtraf— bar, ſondern er handelt auch fahrläſſig und iſt für den Schaden verantwortlich, der aus der rechtswidrigen Anfertigung des Schlüſ— ſels entſteht. Solche Fälle liegen ſehr wohl im Bereich der Möglichkeit. Es braucht z. B. nur ein im Hauſe beſchäftigter Diener ſich von dem Hausſchlüſſel ein zweites Stück anfertigen zu laſ⸗ ſen, um nach ſeiner Entlaſſung ein wirkſames und bequemes Mittel zu einem Einbruch in die. ſes Haus zu haben. In dieſem Falle müßte ſich alſo der Schloſſer vorher vergewiſſern, daß der Diener von dem Berechtigten, d. h. dem Haus- beſitzer, tatſächlich den Auftrag hat, eine zwei⸗ ten Hausſchlüſſel anfertigen zu laſſen. Dann iſt der Schloſſer von jeder Verantwortung frei. Eine Fahrläſſigkeit iſt es natürlich auch, wenn man ſeinen Schlüſſel verliert, und, ohne ſich weiter um den Verluſt zu kümmern, einen neuen anfertigen läßt. Wie leicht kann der verloren gegangene Schlüſſel gefunden werden und in unrechte Hände geraten! Für allen Schaden, der daraus entſteht, iſt der Verlierer haftbar, da er fahrläſſig gehandelt hat. Er mußte dafür ſorgen, evtl. durch Mitteilung an den Hausbe. ſitzer, daß das Schloß unverzüglich verändert, und neue Schlüſſel angefertigt wurden. Man achte alſo auf ſeine Schlüſſel und laſſe niemals ohne Genehmigung des Berechtigten ſolche anfertigen. age Der größte Haftwirt Eurnpae 2000 Bahnhofsreſtaurants.— Leipzig hat die größte Bahnhofswirtſchaft.— Strecken⸗„Speziali⸗ täten“ und Diätkoſt. Von Franz F. Schwarzenſtein, Wer mit der Eiſenbahn eine Reiſe macht, will nicht nur ſchnell, ſicher und bequem befördert wer— den, er verlangt auch, daß er unterwegs gut und billig verpflegt wird. Schon bei der erſten großen deutſchen Ueberland-Eiſenbahn von Leipzig nach Dresden wurden proviſoriſche Erfriſchungsmög— lichkeiten geſchaffen. Das erſte deutſche Bahn- hofsreſtaurant ſtand auf dem Bahnhof Althen, einem Dorfe zwiſchen Leipzig und Dresden. Bis hierher wurde am 24. April 1837 der Zugverkehr feierlich eröffnet, und für die Feſtgäſte hatte man auf der vorläufigen Endſtation aus ſandgefüllten Holzkäſten eine„Wirtſchaft“ errichtet. Aus dieſer primitiven„Babnbofswirtſchaft“ ber erſten deutſchen Fern⸗Eiſenvayn ſins im Laufe der Jahre rund 3000 anſehnliche Bahnhofs⸗ Gaſtſtätten geworden, über die die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft als größter Gaſtwirt Euro⸗ pas mit Sorgfalt wacht. Das heißt: eigentlich ſind es die kundigen Augen des Geheimen Fi⸗ nanzrates Dr. Piſchel, die auf all die Speiſekar⸗ ten unſerer Bahnhofswirtſchaften achtgeben. Und er iſt es auch, der dafür ſorgt, daß die Pächter der einzelnen Bahnhofs⸗Gaſtſtätten wirkliche Ga⸗ ſtronomen ſind, die es verſtehen, für das leibliche Wohl der Eiſenbahnreiſenden au ſorgen. Natürlich kann es nicht auf jedem Paltepunt ein Reſtaurant geben, ebenſowenig wie in jedem Perſonenzuge einer der komfortablen Mitropa⸗ Speiſewagen mitgeführt werden könnte. Die 3000 Wirtſchaften der Reichsbahn verteilen ſich auf die größeren Bahnhöfe mit ſtärkerem Reiſeverkehr. Darunter ſind kleine Warteſäle mit Wirtſchafts⸗ betrieb, in denen man Kaffee, Bier, Getränke mannigfacher Art und kalte Küche erhalten kann, und es gibt— mit allen möglichen Abſtufungen — in den großen Städten Bahnhofs⸗Reſtaurants, die zu den führenden Gaſtſtätten am Orte ge⸗ hören und ſogar über eigene Weinabteilungen, beſondere Speiſeſäle und Geſellſchaftsräume ver- fügen. Ein Muſterbeiſpiel ſind dafür die Gaſt⸗ ſtätten auf den Bahnhöfen in Hamburg, Berlin (namentlich Bahnhof Friedrichſtraße), Dresden, Leipzig, Hannover, Stuttgart, Königsberg uſw. Der Hauptbahnhof Leipzig beſitzt— wie ſich das für den größten Bahnhof Europas verſteht!— auch das größte Bahnhofsreſtaurant. Es gibt— abgeſehen von den Großbetrieben Aſchinger und Kempinſki in Berlin, Lyons in London uſw.— kaum einen anderen gaſtronomiſchen Betrieb, der fich hinſichtlich der techniſchen Einrichtungen und vor allem der erzielten Umſätze mit dieſem Leip. ziger Hauptbahnhofs-Reſtaurant meſſen kann. An einzelnen Tagen der Leipziger Meſſe werden hier bis zu 40 000 Menſchen verpflegt! Impoſante Zahlen marſchieren auf, wenn man ſich den Nah. rungsmittelverbrauch in einer einzigen Meſſe⸗ Woche nennen läßt: 144000 Brötchen, 18 Zentner Butter, 32 000 Eier, 250 Zentner Kartoffeln, 20 Zentner Kaffee, 60 000 Paar Würſtchen, 82 Och. ſen Hinterviertel zu je 2½ Zentner, 35 Zentner Schweinsrücken und Keulen, 450 gekochte Schin. u a U Pfund ulw. e eee An dieſe Umſätze reichen natürlich die übrigen 2999 deutſchen Bahnhofswirtſchaften nicht heran, aber zuſammengezogen ergeben auch ſie einen an- ſehnlichen Poſten innerhalb des Wirtſchaftsbe⸗ triebes der Reichsbahn. Hier die Bilanz der Bahnhofswirtſchaften, die in den Einnahmen der Reichsbahn für Verpachtung uſw. zum Ausdruck kommt: 1926 zirka 10 Mill. RM, 1928 zirka 13,7 Mill. RM und 1929 zirka 15,6 Mill. RM. Aller⸗ dings ſind das Brutto-Eiinahmen, von denen noch mancherlei Unkoſten abzuziehen ſind. * K*. Die Pächter der 3000 Reichsbahn-Reſtaurants werden nicht nur vertraglich verpflichtet, Speiſen und Getränke von guter Qualität und in den Preiſen entſprechenden Mengen ſauber u. ſchnell für die Fahrgäſte bereitzuhalten, ſondern die Reichsbahn ſorgt auch einheitlich für die ange— meſſene Preisgeſtaltung. Im allgemeinen gilt der Grundſatz, daß die ortsüblichen Preiſe nicht über- ſchritten werden dürfen. In Bahnhofswirtſchaften in denen warme Speiſen verabreicht werden, wird ſtets auch ein einfaches warmes Gericht zu einem wohlfeilen Preiſe für minderbemittelte Reiſende bereitgehalten. Viele der Bahnhofswirte leiſten gerade in dieſem Punkte ganz Vortreffliches: Im Flensburger Hauptbahnhof gibt es für 1.50 Mark ein Gedeck mit Bohnenſuppe, mit Fleiſch und Kartoffeln. Dieſe Bahnhofswirtſchaft bietet auch einen„Bahnhofstopf“ für 90 Pfennia. Im Ber- helle 2 Blätter a liner Schleſiſchen Bahnhof erhalt man Weutſches Beefſteak mit Gemüſe und Kartoffeln für 1.10 Mark. Auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin wird mittags ein Gedeck(Fleiſch und Gemüſe) für 1 Mark verabfolgt. Der Anhalter Bahnhof, Berlm, bietet für 50 Pfg. Löffelerbſen mit Speck, für 66 Pfennig eine Gemüſeplatte mit Kartoffeln und Tunke und für 75 Pfennig Brühkartoffeln oder Rindfleiſch mit Nudeln. Auch friſche Wurſt weit Linſen für 90 Pfennig, gebackener Kabeljau mit Salat, Ochſenfleiſch mit Reis oder Nudeln, Klopsbraten mit Salat oder Schwarzfleiſch mit Linſen für 1 Mark. Die großen Bahnhofs-Gaſt. ſtätten nehmen auch Rückſicht auf Anhänger mo⸗ derner Ernährungsmethoden. In Berlin, Dres- den, Hamburg uſw. erſcheinen auf der Speiſe⸗ karte beſondere Speiſen für Vegetarier u. Friſch. koſtler. Der Anhalter Bahnhof in Berlin hat überdies Speiſen für Nieren-, Diabetis⸗ und Ma- gen- Diät. «„*ͤ—E„*„ Wer öfter reiſt, wird bald bemerken, daß die Bahnhofswirte— ähnlich wie die„Mitropa“— auf den einzelnen Strecken auch ihre Spezialitä⸗ ten haben. Da gibt es z. B. in Hamburg und Leipzig aus eigener Schlächterei friſche Wurſt, da hat Zerbſt die berühmte Brägenwurſt, in Leip. zig erhält man häufig Haifiſchfloſſenſuppe und Känguruhſchwanzſuppe. Die ſüddeutſchen Bahn. hofsreſtaurants haben gute Auswahl in Mehl⸗ ſpeiſen. An der See findet man dafür wieder mehr ſchmackhafte Fiſchgerichte, und in Königsberg er. hält man oſtpreußiſche Spezialitäten, wie Königs⸗ berger Fleck uſw. Wittenberge an der Strecke Ber. lin—Hamburg iſt berühmt als die„Würſichen⸗ ſtation“. Mit Ausnahme der J D.⸗Düge halten alle Züge hier gerade ſolange, wie man braucht, um ein Würſtchen zu eſſen, und die wenigſten werden wiſſen, daß der Bahnhofswirt von Wit; tenberge dieſe beſonders lange Art von Würſt⸗ chen eigens nur für ſich herſtellen läßt. In Ebers⸗ walde an der Strecke Berlin—Stettin ſind es die Eberswalder Spritzkuchen, die jeder einmal pro- biet haben muß, und auf den Bahnhöfen um Stendal und Salzwedel herum gehört der Nuf „Salzwedeler Baumkuchenſpitzen“ zum„guten Ton.“.... Die Bahnhyfsreſtaurants und Bahn- ſteige in Hannover ſind ohne Leibnizkeks undenk. bar, ebenſo wie diejenigen von Celle ohne Trül- lerkeks und die zahlreichen Bahnhöfe an der Strecke Berlin Breslau ohne die Lübbenauer ſauren Gurken und die Soleier von Sommerfend und Liegnitz. Ausſchreitungen ſtreikender Fleiſchergeſellen. In Poſen ſtreiken ſeit 14 Tagen die Fleiſcher⸗ geſellen. Die Arbeitgeber ſind unnachgiebig und wollen die verlangte 40 prozentige Aufbeſſerung nicht gewähren. Es kam bereits wiederholt zu Zuſammenſtößen, So iſt nun das größte Fleiſch⸗ warengeſchäft in Poſen Dawidowſki von 100 Ge- ſellen geſtürmt worden. Die Streikenden dran gen in die Werkſtätten ein, verprügelten die Ar- beitswilligen und zerſtörten die Einrichtung. D Schaden iſt ſehr groß. Polizei zu Pferd und Fuß ging gegen die Streikenden vor. Es wurden auch mehrere Verhaftungen vorgenommen. Die Fleiſchergeſellen ſetzten ſich zur Wehr und ver- letzten mehrere Polizeibeamten. In der Nacht kam es abermals zu Ausſchreitungen in der großen Gerberſtraße, wo ſich das große ſtädti⸗ ſche Schlachthaus befindet. Auch hier mußte die Polizei wieder eingreifen. A 4 f 15 1 79 7. eee 5 Ile ble ll. abe uliru, Suben 22 llbecehri.— ber Kumpf uns elch Roman aus dem Leben von. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg-Saar. ö(3. Fortſetzung.) Erich blieb mit Johannſen, nachdem beide aus dem größten Getöſe herausgetreten waren, im, Geſpräch ſtehen; jetzt kam auch der junge Inge⸗ nieur Naumann hinzu und Erich entwickelte ihm, mit lauter Stimme den Lärm überſchreiend, in kurzen Zügen ſeine Zukunftspläne. „Wir müſſen und werden mit der Konkurrenz Schritt halten, alle Halbheit iſt ein Unſinn, u. zu dem Zwecke werden wir ſchon in den nächſten Ta— gen mit dem Bau eines neuen großen Docks be— ginnen; die Maſchinenhalle werde ich erweitern laſſen und neue rieſengroße Maſchinen aus Eng⸗ land verſchreiben. Die Arbeiter werden um min⸗ deſtens die doppelte Zahl erhöht werden,— kurz, wir müſſen das Unternehmen von Grund auf umwandeln. „Ja, aber werden auch die Aufträge gleich in genügender Zahl einlaufen und dieſe koſtſpielige Ausdehnung bezahlt machen?“ warf Johannſen ein.— „Selbſtverſtändlich muß man erſt in der Lage ſein, größere Aufträge entgegenzunehmen, dann werden dieſelben auch von ſelber kommen; es wird deshalb in der nächſten Zeit ſehr viel zu tun geben. Ich möchte daher, ehe mit dem Umbau be⸗ gonnen wird, daß alle bisherigen Aufträge mög⸗ lichſt ſchnell erledigt werden. Laſſen Sie Ueber⸗ ſchichten machen Johannſen, ſoweit es irgend an⸗ geht, damit die Arbeit gefördert wird!“ „Das wird die Arbeit verteuern“, erwiderte Johannſen.„Wir haben alles mit Rückſicht auf die niedrigſten Tageslöhne abgeſchloſſen; wenn den wir nicht auf unſere Rechnung kommen.“ „Das ſind Kleinigkeiten, lieber Johannſen, ſo ängſtlich dürfen wir nicht rechnen! Und über⸗ haupt“— Erich zwang ſich zu einem energiſchen Ton—„möchte ich Sie bitten, meine Anordnun⸗ gen als wohldurchdachte hinzunehmen und mich nicht unnötig durch Widerſpruch in dem, was ich will, aufzuhalten!“ „Ja, ja, wenn das ſo iſt“, ſtottevte Johannſen ganz verdutzt,„Sie haben ja nur zu befehlen, Herr Steinthal!“ Er zog ſeine Mütze und wandte ſich wieder ſeiner Maſchine zu. Erich ſchritt mit dem Ingenieur aus der Hal⸗ le heraus. Ein gewiſſer Unmut lag auf ſeinem Geſicht. Der junge Schiffsbauingenieur bemerkte es.„Ja. ja, die alten Angeſtellten“, ſagte er,„die wollen alles beſſer wiſſen, und man hat Mühe, ihnen ſeine tiefere Einſicht klarzumachen!“ „Johannſen hat beim Vater über dreißig Jah⸗ re gedient und hat große Verdienſte um das Un⸗ ternehmen, darum muß man ihm wohl manches nachſehen“, ſagte Erich wie entſchuldigend und fuhr dann fort:„Selbſtverſtändlich kann mich das nicht hindern, meine Pläne zur Vergröße⸗ rung durchzuführen!“ „Selbſtverſtändlich!“ fügte der Ingenieur bei, und Erich entwickelte ihm im einzelnen, wie er die Vergrößerung durchzuführen gedenke. Dann gingen beide in das Büro, um mit ihm eine Auf⸗ ſtellung zu machen über die Höhe der Koſten. Das war eine Arbeit, welche ſie faſt zwei Stunden zu⸗ ſammenhielt, und es ergab ſich nach einem flüch⸗ tigen Voranſchlag, daß die Erweiterung minde⸗ ſtens ein Kapital von einer halben Million erfor⸗ dern würde. Erich ſagte ſeinem Ingenieur nichts darüber, wie er dieſe Summe beſchaffen wollte, bei ihm ſelber aber ſtand der Plan ſchon feſt. Er dachte nicht daran, eine Aktiengeſellſchaft aus dem Un⸗ wir jetzt Ueberſchichtslöhne bezahlen wollen, wer⸗ ternehmen zu machen, um ſo von der Stelle eines Beſitzers zum einfachen Direktor des Werkes her⸗ abzuſinken; ſein Ehrgeiz verlangte es, ſelbſtändi⸗ ger Herr zu bleiben und nicht den Auſſichtsräten einer Geſellſchaft Rechenſchaft ablegen zu müſſen. Er wollte das nötige Kapital einfach als Hypo⸗ thek auf die Fabrik aufnehmen, in der feſten Zu⸗ verſicht, die Vergrößerung würde ſich ſo gut ren⸗ bieren, daß das Kapital ſehr bald zurückbezahlt werden konnte. Es war ungefähr halb vier Uhr geworden, eine halbe Stunde, bevor die Arbeit aufhörte. Man befand ſich Ende Mai; der Tag war ſehr warm geweſen. Als Erich aus dem Büro trat, wehte ein leich⸗ ter kühler Wind von der Elbe feuchten, erfriſchen⸗ den Waſſerduft herüber. Erich ſchob ſeinen Hut aus der Stirn und ſchritt in ſeinen Gedanken verſunken an dem Portierhäuschen vorüber. Vor der Tür desſelben ſtand ein blühendes junges Mädchen im hellen Sommerkleid und unterhielt ſich mit dem alten, graubärtigen Portier. Als Erich ſich dem Hauſe näherte, trat das junge Mädchen beiſeite und blickte neugierig und lä⸗ chelnd unter dem weißen Strohhut hervor den Vorübergehenden an. Der hob unwikürlich den Blick, ſeine Augen begegneten denen des Mäd⸗ chens, erſtaunt blieben ſie auf der jugendlichen Geſtalt haften; das Mädchen knickſte und errötete n ſichtlicher Verlegenheit.. „Johanna“, ſagte Erich,„iſt es denn die Mög⸗ lichkeit, du biſt es? Ah, Verzeihung,— Sie ſind es, Fräulein Johanna, denn Sie ſind in den paar Jahren, daß ich Sie nicht geſehen habe, eine rich⸗ tige Dame geworden.“ „Herr Erich“, flüſterte die Kleine,„ich habe moch gar nicht Gelegenheit gehabt, Ihnen mein herzlichſtes Beileid auszudrücken!“ Ihre Wangen röteten ſich ein wenig und ſie ſtreckte Erich eine weiße, kleine Mädchenhand ent⸗ gegen. a Erich nahm ſie und drückte ſie feſt.„Ja, meine kleine Johanna, ein ſchwerer Verluſt. Aber wie kommt es, daß ich Sie noch nicht bei uns im Hau⸗ ſe geſehen habe? Sie waren doch ſonſt ein tägli⸗ cher Gaſt in unſerem Hauſe?“ „Ich habe jetzt keine überflüſſige Zeit meln. Seitdem die Mutter tot iſt, muß ich dem Vater die Wirtſchaft führen, und dann— die alten Zei⸗ ten, als wir Kinder waren, ſind vorüber!“ „Ja, ja, die ſind vorüber!“ ſprach Erich ihr ebwas zerſtreut nach. Wie um nur etwas zu ſa⸗ gen, fuhr er fort:„Was tun Sie denn hier?“ „Ich warte auf Vater, um ihn abzuholen!“ erwiderte ſie. „So, ſo“, meinte er,„richtig, es iſt ja gleich Schluß der Arbeitszeit!“ Er wußte nicht recht, was er noch ſagen ſollte, denn es ſchien ihm nicht angebracht, in ſeiner ge⸗ genwärtigen Lage als Fabrikherr noch weiter alte Kindererinnerungen aufzufriſchen, und darum verabſchiedete er ſich ſchnell. „Ich hoffe, ich ſehe Sie jetzt öfter einmal!“ Damit veichte er ihr die Hand, lüftete ſeinen Hut und ging. Lange ſah Johanna ihm nach.„Ja, ja, wir ſind keine Kinder mehr,“ flüſterte ſie,„es hat ſich alles geändert, und ich glaube, Herr Grich Stein⸗ thal am allermeiſten! 4. Ungefähr vierzehn Tage waren vergangen. Erich war auf dem Wege, ſeinen Willen durchzu⸗ ſetzen. Obwohl er nach ſeiner Anſicht als alleini⸗ ger Erbe der Fabrik es gar nicht nötig gehalt hätte, die Einwilligung von irgend jemand nach⸗ zuſuchen, hatte er es doch vorgezogen, fein ge⸗ planten Aenderungen und Vergrößerungen im vollen Einverſtändnis mit der Familie vorzu⸗ nehmen. (Fortſetzung folgt). —— 2. Alljährlich verlieren durch Brände 1400 Oeutſche ihr Leben! Faſt 300 Millionen RM werden an Gachwerten vernichtet!/ aller Brände entſtehen durch Anachtſamkeit, Ankenntnis und Fahrläſſigkeit. Es ſind unerſetzliche Verluſte an menſchlicher Arbeitskraft und an Volksvermögen, die ſich in dieſen erſchreckenden Zahlen offen— baren! Die ohnehin ſchon ſo ſchwer kämpfende deutſche Wirtſchaft kann unmöglich eine derart ſtarke Belaſtung ertragen. Aus der Tatſache, daß der größte Teil aller Feuerſchäden ver— meidbar wäre, ergeben ſich für die Zukunft die Mittel und Wege zu ihrer erfolgreichen Bekämpfung. Mit Freuden iſt es zu begrüßen, daß es nunmehr gelungen iſt, durch die Veranſtaltung einer offiziellen Feuerſchutz-Woche in der Zeit vom 27. April bis 4. Mai 1930 in großzügiger und durch- greifender Weiſe auf Wichtigkeit und Weſen der Feuerverhütung hinzuweiſen. Die offizielle Aufklärungsbroſchüre„Feuerverhütung! Das Vüchlein für alle“ zeigt einfach, klar und dennoch umfaſſend, was jeder einzelne über die Feuerverhütung und Bekämpfung 1 Are 9 fedefſchufz Voche voſ m 27 Apfil bis 4. 0 050 Wiohefoffef vo der Acbeftruond Jpteresseg- demefnschaff debfscher Feber ehrbone Vert e jeden Deukſchen gelangen ſollte. e N . wiſſen muß. Ihre weiteſte Verbreitung liegt im Intereſſe des Volksganzen. Jeder an ſeinem Teile, der Berufstätige, der Städter und der Landmann, der Hausvater und jeder Familienangehörige muß ſo als zuverläſſiges Glied einer großen menſchlichen Gemeinſchaft er— zogen werden, alle geeint durch den Willen, im gemeinſamen Kampfe dieſer Gefahren Herr zu werden. Doch dazu tut uner⸗ müdliche Aufklärung not! Dieſer hohen Aufgabe dient die kommende Feuerſchutz-Woche. Helfe ſeder, ihr einen nachhalligen Erfolg zu verſchaffen! An die Väter, Mütter und Erzieher. 13 Brände durchſchnittlich entſtehen täglich in Deulſchland durch unvorſichlige und leichlſinnige Kinder, und der jährliche Sachſchaden, der allein ſo verurſacht wird, belrägt elwa 40 bis 50 Millionen Mark. Eltern, denkt ſtets an dieſe Zahlen! Denkt daran, welches Un. glück durch das leichtſinnige Spiel oder die Unbeholfenheit der Kinder über Euch hereinbrechen kann! „ ie ene, ee, e ag, e eee,— Le, ͤ% ie,, I, 1 7 fe— 7 7% 0. 22 77. 4 766 0 N, 5 7 7 8 N, 222 0 7. 79— 6797 N60 NIC e Die Eltern handeln unverantwortlich, die ihre Kinder nicht ſtrafen, wenn ſie ſie beim heimlichen„Spielen“ mit Feuer ertappen. Natürlich ſoll nur das Spielen mit Feuer verboten werden, nicht aber der vernünftige Umgang mit ihm. Es iſt von größter Wichligkeit, daß dem Kinde die Gefahr des Feuers und aller feuergefährlichen Dinge bewußt wird, ſobald, es ſelbſländig zu denken beginnt. Läßt es ſich nicht oermeiden, daß die Kleinen während der; Ernte oder der Arbeit der Eltern allein oder unter der Aüfſicht! anderer Knirpſe bleiben, dann ſoll man alles Feuergefährliche aus dem Weg räumen, ſoll die Betten und Spielſtühle nicht dicht an, den Herd rücken, aus dem Funken und glimmende Kohleſtücke her— ausfallen können, ſoll die Streichhölzer verſchließen und ſoll gute, fenen wenigſtens von Zeit zu Zeit nach den Kindern ſchauen laſſen. Nee eee Nee inungsarheit 22s 27 2 in Wewerbe und 27 5 716 1 5 Das oberſte Geletz und die beſte Verageugung gegen Brände für jeden in einem gewerblichen Betrieb. zäftigten iſt genaue Be- achlung der don ſeiner Berufs gene aft etlaſſenen Anfall verhütungs-Votſchriften. Darin ſind eiche Vorſchriften zur Brandverhütung und über das richtige werhalten bei Bränden enthalten. Leiter, Angeſtellte und Arbeiter, die erfahrenen Leute wie die Neulinge, müſſen die ſorglich auf Grund! er Erfahrungen durchgearbeiteten Sondervorſchriften aufs pein! beachten. Immer wieder iſt's das leichtſinnig angeßündete Streichholz, der achtlos fortgeworfene Zigarettenſtummel, die herumliegende fettige, zur Selbſtentzündung neigende Putzwolle gendeine andere leicht vermeidbare, geradezu verbrecheriſche Unbedachtſamkeit oder Achtloſigkeit, die zur Urſache von Bränden wird. Das gilt ganz beſonders auch für die Landwirtſchaft. Gegen vielfältige Feuersgefahren muß ſich der Landwirt eſchützen! Es iſt ja bekannt, wie leicht friſches oder feucht gewordenes Gras und Heu zur Selbſtentzündung neigt, jedermann weiß auch, mit welcher unfaßbaren Geſchwindigkeit das Feuer ſich durch Stroh, Häckſel oder Getreide ausdehnt. Die ſorgſame Pflege und dauernde Ueberwachung aller elektri.“ ſchen Anlagen und Maſchinen, die beſonders vorſichtige Behand— lung von Verbrennungsmotoren und feuergefährlichen Stoffen iſt das dringendſte Gebot für jeden Landwirt! Ebenſo iſt es von größter Bedeutung, ſich gegen Blitzgeſahr durch die Errichtung vorſchriftsmäßiger Schutzanlagen zu ſichern— Man denke ſleis daran, daß gerade auf dem Lande, das nicht über die Feuerbekämpfungsmitkel nach Art der Großſtadſ verfügt, die Feuerverhütung oberſte Pflicht ift ö f 8 e 2.. 8 e e. 5 7 1——— ene KeccurAde ecue—ñ 7 3 Dinge ſind nötig: Aufrüttelung des Volkes zur Erkenntnis der Notwendigkeit der Jeuerverhütung; Aufklärung und Belehrung über die Feuersgefahren und deren Verhükung. Praktiſche Mitarbeit jedes einzelnen. Welchen Erfolg die Werbearbeit der Feuerſchutz-Woche haben wird, hängt ein— zig und allein von der Mitwirkung der Allgemeinheit ab, die an Hand der anſchau— lich gehaltenen offiziellen Aufklärungsbroſchüre„Feuerverhütung! Das Büchlein für alle“ wirkſamer als alle Feuerwehren die verheerenden Kataſtrophen des roten Elements vermindern kann. „Jeuerverhütung! Das Büchlein für alle“, die von der Arbeits- und Intereſſengemeinſchaft deutſcher Feuerwehrorgane zur Feuerſchutz⸗Woche herausgegebene offizielle Aufklärungsbroſchüre, iſt das Auf— klärungsmiktel, das anläßlich der Feuerſchutz- Woche möglichſt in die Hand eines In dieſer Broſchüre iſt all das geſaͤgt, was jeder einzelne über die Feuersgefahren und die Wege zu ihrer Verhütung wiſſen und beherzigen muß. Die Möglichkeiten der Feuerverhütung im Heim und 11 9*ↄ“ im öffentlichen Leben, in Schule und Beruf, in Stadt und Land, bei der Arbeit und bei der Erholung und in ſonſtigen Lebenslagen, das richtige Verhalten beim Aus⸗ bruch von Bränden, die erſte Hilfe, Einblicke in die aufopfernde Arbeit der Feuer⸗ wehr, das alles und noch vieles andere ſind Dinge, die erzählt werden. Die Broſchüre hat 64 Seiten Inhalt, ein mehrfarbiges, wirkungsvolles Titelbild und über 40 Abbildungen. Die Feuerſchutz-Woche wird ſchon durch die Verbreitung dieſer offiziellen Auf— 55 22 eee klärungsbroſchüre an alle Kreiſe der Bevölkerung weſentliche Erfolge für die Feuer— dt Döchlein r 0 verhütung und Feuerbekämpfung zeitigen. Helft Jeuer verhüten! E ee 2250 eg 12*