ban Fin Pag Telefon 27— Moderne Lichtspiele gcggggagggggaggdgaaggangamgangmſg Heute Samstag und folgende Tage Die Epoche machende Filmſchau, auf 60 die ganz V'heim ſchon lange wartet. Ein triumphales und ganz erſtklaſſiges Bombenprogramm. In erſter Linie zeigen wir den neueſten Großfilm von Die Geſchichte einer großen Liebe.— Das Filmwerk des größten Erfolgs, das überall zum Tagesgeſpräch wird. So auch in Viernheim. Wilhelm Dieterle und Lien Deyers ſind die gefeiertſten Filmſtars d. Welt. Die Lieblinge aller Filmfreunde muß man ſich anſehen. 0 In 2. Linie zeigt man den ſchönſten Luſtſpiel⸗Schlager Joldatene Fenn. alt ul Die heitere Geſchichte einer tapferen Soldatenbraut in 6 reizenden Akten. Ju der Hauptrolle: Laura la Planta In 3. Linie zeigt man die größte 5 Lachkanone der Welt Char de bhanun Der Welt größter Komiker. Der Kö- nig des Humors. Endlich mal wieder in Viernheim eingetroffen mit ſeiner letzten Neuheit. Ein Bombenſchlager. Charlie im Variete Mann kugelt ſich, man lacht ſich Tränen. Dieſes prächtige Programm von 17 Akten ſteht beſtimmt an erſter F Stelle aller Darbietungen. NN Der Beweis iſt längſt erbracht, daß f die größten und beſten Filmwerke des Weltmarktes ſtets nur der Cefipa 5 bringen kann. Ein Beſuch überzeugt.— Trotz der höheren Unkoſten keine Preiserhöhung. Des koloſſalen Andranges wegen am Sonntag, bitten wir die Werktags- vorſtellung zu beſuchen. Anfang Werk- tags ab halb 8 Uhr, Sonntag ab 7 Uhr, ab 9 Uhr nochmals das Ganze. 5 Sonntag Mittag große Jugend- U. KHnder-Vorstellung 1. Der Würger, Detektiv. 2. Sol⸗ datenleben, Schatz, das heißt luſtig ſein, ein Großluſtſpiel. 3. Charlie Chaplin im Varitee, zuſammen 15 Akte. holz⸗ verſteigerung. Donnerstag, den 10. April 1930, vorm. 8½ Uhr, werden im Gaſthaus zum Freiſchütz zu Viernheim aus den Staatswald⸗Diſtrikten Neu- brunnenſchlag 18 und Rennſchlag 4 verſteigert: Reisſtangen⸗Kiefer: 4. bis 6. Kl. 180 St.; 7. Kl. 3200 St.(Bohnenſtangen). Scheiter, Rm: 59,5 Eiche. Weitere Bohnenſtangen außer den obigen kommen nicht mehr zum Verkauf. Heſſ. Jorſtamt Viernheim. Nutzholz⸗ verſteigerung. Dienstag, den 15. April 1930, vorm. 8½ Uhr werden im Gaſthans zum Freiſchütz zu Viernheim aus dem Domanialwald verſteigert: Stämme, Eiche: Güteklaſſe A: 4. Klaſſe (Hema) 12 St.= 12 Fm; 3. Kl. 12 St. 9 Fm. Güteklaſſe N: 5. Kl. 7 St.= 9 Fm; 4. Kl. 31 St.= 27 Fm; 3. Kl. 183 St. 97 Fm; 2. Kl. 756 St.= 242 Fm; 1. Kl. 19 St.= 3 Fm. Stämme, Buche: Güteklaſſe N: 4. Kl. 1 St. 0,4 Fm; 3. Kl. 38 St.= 18 Fm; 2. Kl. 94 St.= 28 Fm. Nutzſcheiter, Rm: Eiche 1. und 2. Kl. 25(1,25 lg. geſpalten); 23 (1,25 lg. rund); 4,7(1,6 lg. rund); 31,4(2,5 lg. rund). Buche 2. Kl. 29,6(1,25 lg. rund). Nutz⸗ knüppel, Eiche Rm: 4,4(4 mealg.) Gedruckte Stammauszüge gegen Voreinſendung von 1 RMk. erhältlich. Heſſ. Forſtamt Viernheim. Untererhebſtelle. Vis zum 15. April 1930 find die Voran⸗ meldungen für Umſatzſteuer 1. Vj. 1930 bei der Untererhebſtelle abzugeben und die Einkommen- und Umſatzſteuer⸗Vorauszahlungen für das 1. Bj, zu leiſten. Am nächſten Montag und Mittwoch kann das 5. Ziel Landesſteuer 1929, ſowie das 1. Ziel Hundeſteuer 1930 noch ohne Pfandkoſten und das 4. Ziel Kirchenſteuer 1929 noch ohne Mahnkoſten bezahlt werden. Kirchner. Arbeit.⸗Samariter⸗Kolonne N Viernheim. N Kolonnen⸗Arzt: Herr Dr. Blaeß. 5 Von Samstag, den 5. April bis 4. Mai halten wir unſere diesjährige, vom Miniſterium (zu der Nr. M. D. J. 47747/) 9 vom 7. 1. 30) genehmigte Gtraßenſam ab. Wir bitten die Einwohnerſchaft, uns auch dieſes Jahr zu unterſtützen. Die eingegangenen Spenden werden auch dieſes Jahr in der Haupt⸗ ſache für erſte Hilfeleiſtung bei Unglücksfällen und Krankeutransporte für die Viernheimer Bevölkerung verwendet. Der Vorſtand. Dahlienknollen rein weiß blühende und andere neue Farben wieder eingetroffen. Alois Malter. Zentralverband der Invaliden und Witwen Deutſchlands, Ortsgruppe Viernheim. Unſern Mitgliedern ſoll hiermit zur Kenntnis gegeben werden, daß wir mit dem Gemeinderats— beſchluß, wonach Schulſäle zum Abhalten von Ver— ſammlungen nicht mehr benützt werden dürfen, nichts zu tun haben. Unſere Mitglieder-Verſammlungen finden vor wie nach, an jedem erſten Sonntag nach der Rentenzahlung, in der Goetheſchule ſtatt, und zwar um 2 Uhr nachmittags. Zur morgigen Verſammlung wird reſtloſes Erſcheinen der Mitglieder erwünſcht. Der Vorſtand. Edeltraut⸗ Saatkartoffeln garantiert norddeutſches Saatgut prima Saatſortierung Zentner 4.50 Mark werden Montag Vormittag von 8 Uhr ab am Staatsbahnhof ausgegeben. Alois Walter. Farben u. Lacke Streichfertige Oel farben in allen Farbtönen, Trockenfanben, Möbellack, Emaillelack weil und bunt, 2 Bleimennige, Pinsel, Carbolineum kilo 40 Pfg. Fahrrad-Emaille-Lack Dose 45 Pfg. Sichelkleister, Sichelleim, Tafelleim, Kreide, Stahlspäne, Spachtel, Stahlbürsten, Silberbronze für Ofenrohre empfiehlt Ian-Aoperie Pier Hosüung n Verkaufe im Kuftrag Saatkartoffel Edeltraut, Gelbe Industrie Erste Absaat Zentner 3.80 Mk. prima gelhe ERHKartoffel per Zentner 3.70 Mk. Karl Eppel, kiesstr. 23. ——— Verantwortungsbewußte ern welche ihren Sohn oder ihre E 77751 kaufm. Beruf zuführen wollen, ver- 1 langen Prospekte. für die am 1. Mai beginnenden Handelskurse von der IHlannheimes Hrioot Handelsschule 9 A. 10 baus Ju Jad Ausstbug Pl A. 10 Anmeldungen zum Bau von Gemüſe⸗Bohnen nimmt entgegen, auch wird Auskunft erteilt. Joh. Ad. Adler 2. Rathausſtraße 67 E ud mehr monatlich verdienen rünrige, bei Landwirten gut eingeführte Herren durch Uebernahme einer konkurrenzlosen zeitgemäßen Vertretung. Haus⸗ und Nicharu weder, Gölllagen, FflaL-Aldrdchlstradle l. U.-IJ. Film Palast Erste u. führende Filmbühne am Platze Mit groß. verstärkten U.-T. Orchester F Ah heute Samstag das mit Hochſpannung erwartete Welt⸗ Rieſenwerk der Fox⸗Film⸗Korporation New⸗York. Das gigantiſche u. größte Standard-⸗Spitzenwerk der Welt, ein Millionenwerk. Das Triumphalſte, was je in den Mauern Viernheims gezeigt wurde. mmm 29 15 Ein Meiſterwerk eines Meiſterregiſſeurs Ein glanzpunkt filmiſcher Darſtellungs⸗ kunſt. Der Triumph moderner Film- technik. Das glanzvolle Aufſteigen von 4 armen, verprügelten Waiſenkindern zu berühmten Zirkuskünſtlern. Vier Teufel Der Fox⸗Welterfolg des Jahres Gier Teufel Ein Zirkusgroßfilm, der alles Dargeweſene übertrift. Uier Teufel Die Senſation der ganzen Welt Vier Teufel Das Tagesgeſpräch Viernheims Vier Teufel Der größte Film ſeit Jahren! 91 Brillante Senſationen! Hochdramatiſche Handlung! Der Todesſaldo in der Zirkuskuppel, eines der geſährlichſten artiſtiſchen Wageſtücke! Das Spiel mit dem Tode! Ein Monumentalwerk! Ein Wunderwerk! 00 Zwei Foxlachkanonen ſorgen für großen Lacherfolg! Alles lacht Tränen l. Das Ende einer Bierreise ene 2. Jonny als Mäcdchenjäger Das große U. T.⸗Kino⸗Orcheſter hat für dieſes Rieſenwerk eine ganz außergewöhnliche Muſikilluſtration zu⸗ ſamengeſtellt, die zum Tagesgeſpräch von Viernheim wird. „ C οοο Den enormen Unkoſten und dem ver⸗ ſtärkten Orcheſter wegen Werktags ge— wöhnliche Sonntags erhöhte Preiſe! Anfang, Werktags ab halb 8 Uhr, Sonntags ab 7 Uhr. Des koloſſalen Andrangs wegen am Sonntag, bitten wir d. Werktagsvorſtellungen zu beſuchen S οο Sonntag nachm. große Jugendvorstellung Der Beweis dieſe Woche, daß fie den größten Film nur im U. B.⸗Filmpalaſt ſehen können! Hinein ins Haus der erſten Filme und erſten Orcheſter! iernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung eker, Legit— Berber ede eh Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. e ö untagsblatt„Sterne und Blumen“, h n ich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 5 recher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt rt a. M.— Schriftleitung, D Auf dem Wege der Naturentdeilung Man bedenke: Als Winkelmann, der größte Kainſtkenner der Goethe- und Schillerzeit, auf der Reiſe in das Land ſeiner klaſſiſchen Sehnſucht Aber die Alpen fuhr, da zog er die Gardinen vor die Fenſter ſeiner Poſtkutſche: Die„abſcheuliche“ Alpenlandſchaft ſollte ſeinem Auge nicht wehe wn! Er empfand noch ganz wie der mittelalter- liche Geſchichtsſchreiber, der Heinrich IV. Gang nach Canoſſa deshalb ſo ſchrecklich fand, weil er hindurch mußte durch das„Furchterregende und Grauenhafte“ der„unermeßlich hohen Berge“. Da war Salomon Geßner, der Züricher Dichter, Maler und Radierer, einer der eheſten, zem die Augen aufgingen für jene uns heute ſo ſelöſtverſtändlich„ſchönſte“ aller Landſchaften Eu ropas. Es ſcheint ſicher nicht als Zufall, daß es der Enkel jenes Konrad Geßner war, der zwei— hundert Jahre zuvor als einer der erſten den Pilatus beſtiegen hatte, und zwar trotz des strikten Verbotes vom Luzerner Rat(alldieweil md ſintemalen der böſe Berggeiſt den kühnen Wanderer in den Abgrund ſtoße). Dieſer Konrad Geßner hatte es gewagt, im Wonnegefühl der durch zas Bergſteigen geſtählten Kraft erſtmals das Lob der Alpenfirnen zu beſingen:„Welchen Ge— naß gewährt es, die ungeheuren Bergmaſſen zu betrachten und das Haupt in die Wolken zu er— heben. Wie ſtimmt es zur Andacht. wenn man umringt iſt von den Schneedomen, die der große Weltbaumeiſter an dem einen langen Schöp— fungstag geſchaffen hat! Wie leer iſt doch das Leben, wie niedrig das Sterben derer, die auf dem Erdboden umherkriechen, nur um zu erwer⸗ ben und ſpießbürgerlich zu genießen! Ihnen bleibt das irdiſche Paradies verſchloſſen!“ Für ſeinen Enkel kam nur noch der Kultur- bberdruß des ſterbenden Rokoko hinzu. Man be- kam den Salon, die Stadt, den Park mit den be e Taxuswänden und Teppichbeeten ſatt, es, wodurch der Menſch ſich ſelber fern der „wilden“ Natur wähnte einen verfeinerten Le— bensbereich ſchaffen zu können:„Ach, Natur! Na- tur! Wie ſchön biſt du in unſchuldiger Schön⸗ heit, ſo dich die Kunſt unzufriedener Menſchen nicht verunſtaltet!“ rief Geßner 1756 aus und bekannte revolutionär:„Mir gefällt die länd⸗ liche Wieſe und der verwilderte Hain. Ihre Man⸗ nigfaltigkeit und Verwirrung hat die Natur nach geheimeren Regeln der Harmonie und Schönheit geordnet, die unſere Seele voll ſanften Entzük⸗ ens empfindet.“ Das Rokoko liebelte im Früh. ling; Geßner entdeckte die melancholiſche Schön- heit des Herbſtes:„Was für ein ſanftes Ent- zücken fließt aus dir mir jetzt zu, hevbſtliche Ge- gend! Wie ſchmückt ſich das ſterbende Jahr! Gelb ſtehen die Weiden um die Teiche her. Ein rötli⸗ ahes Gemiſche zieht von dem Berg ſich ins Tal, von immergrünen Tannen und Fichten gefleckt. Schon rauſchet geſunkenes Laub unter des Wan⸗ delnden Füßen.... nur ſteht die rötliche Herbſtzeitloſe da, der einſame Bote des Winters.“ Seinem von der Erde aufblickenden Auge ging auch die Schönheit des Himmels auf:„Wie herr⸗ lich glänzet die Gegend! Wie hell ſchimmert das Blau des Himmels.. ſie fliehen, die Wolken!“ Geßner entdeckte ſo die Zauber des Mondlichtes. Die Tageszeit des Rokoko war der Mittag gewe⸗ ſen, nun leitete Geßner die Goethezeit ein, deren Element der Morgentau iſt und das Dämmer des Abends. Gewiß, Geßner konnte ihrer noch nicht ganz inne werden. Er liebte die Wahrheit zu ſehr, als daß er ſich der Natur ſeiner Heimat unge- trübt hätte erfreuen können. Sah er doch, wie gerade das naturrauhe Menſchentum der Berge, die„unſchuldigen“ Schweizer Bauern, in der Fron des Adels und der Städte längſt auch mo- raliſch verkommen waren, vom Schuften zum „Schuften“ geworden. Seufzend wandte er ſich deshalb von dieſer Miſere ab und erträumte ſich lenſeits ſeiner realen Heimat„eine unvordorbene Natur in aller ihrer Schönheit“, rein ideale, ſeli— ge Gefilde naturhaft frommer Menſchen. Und das verhing ihm, je länger, je mehr, den Blick. Sein ſcharf blickendes, formfrohes Auge, mit dem er einſt auf der Schulbank ſchon Wachsfigure“ geknetet hatte, ſah platoniſch eine paradieſiſche Idylle in die Welt hinein. Das nahm denn auch ſeinem Wort den Erdgeruch;„leicht, ſanft und aß“, eignete es ſich vorzüglich zur Ueberſetzung. Die 23 Naturbilder ſeiner„Idyllen“ wurden in alle lebenden Schriftſprachen übertragen. Kaum war je ein deutſcher Dichter in Frankreich ſo be⸗ liget, wie dieſer Vorläufer Rouſſeaus. „„ h Dr. Karl Bergmann. u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wi pen abgeſtufter Rabatt.— (ieruheimer Bürger-Big.— Biernh. Vollsblatt) nahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoneen⸗ Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Waben e bei Anzeigen werden nach Möglichkeit Genah ic— Für die Aufnahme n eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewä Eine tolle Geſchichte. Auf eine neuartige Idee, ſich eines unbeque⸗ men Nebenbuhlers zu entledigen, geriet ein lie— bestoller Metikaner namens Antonio Orozoo. Er und ſein Nebenbuhler Pablo Carmona liebten beide mit gleicher Leidenſchaft die ſchöne Maria Matalia. Antonio zermarterte Tag und Nacht ſein Gehirn, wie er ſich des gefährlichen Kon⸗ kurrenten entledigen könnte, und kam ſchließlich auf den Hund, d. h. er kam tatſächlich auf den Gedanken, einen tollen Hund auf Pablo zu hetzen. Er kettete einen Hund drei Tage ohne Waſſer in der Sonenhitze an, bis das arme Tier die Toll— wut bekam. Als Pablo an ſeinem Haus vorbei— kam, befreite Antonio den Hund von ſeiner Kette. Der Hund ſtürzte ſich auf den armen Pablo und biß ihn. Wenige Tage darauf ſtarb Pablo an der Tollwut. Antonio wurde verhaftet, entkam jedoch aus dem Gefängnis ſtürzte in das Haus Marias und erdolchte das unglückliche Mädche“ Jetzt irrt der einzige Ueberlebende dieſes Liebes- dramas wie ein gehetztes Wild in den einſamen Bergen El Saucillos herum, verfolgt von berit— tenen Poliziſten, und es wird wohl nicht lange dauern bis auch ihn das Schickſal ereilen wird Samstag, den 3. April 193 0 r in Geſtalt des Schafotts oder vieleicht ſchon vor⸗ her in Geſtalt einer mitleidigen Kugel. Gattenmord auf offener Straße. Wie dem„Lokalanzeiger“ aus Locarno gemel— det wird, wurde dort die Gattin des italieniſchen Kaufmanns Cecchini, die Tochter des General— ſetretärs des Vereins der Berliner Kaufleute und Induſtriellen, Dr. Auguſt Koppel, von ihrem Gatten, mit dem ſie erſt ein halbes Jahr verhei— ratet war, auf offener Fahrſtraße erſchoſſen. Die Getötete war 23 Jahre alt. Cecchini, der Sohn eines bekannten Unternehmers in Florenz, weilte ſeit ungefähr drei Tagen in Locarno. Der Mör— der konnte noch nicht verhaftet werden. Ueber das Motiv zu dem Mord iſt man in Verwandten— und Bekanntenkreiſen völlig im unklaren. Es iſt möglich, daß es ſich um eine Eiferſuchtsta handel Oel⸗Vorkommen in Braunſchweig? Wie die„Braunſchweigiſche Landeszeitung“ zu den den Plänen der North European Corpora tion, die Oelvorkommen in Niederſachſen auszu— beuten, erfährt, iſt von dem braunſchweigiſcher Staat verſchiedenen Geſellſchaften das Nutzungs recht gewährt worden. So hat u. a. auch eine amerikaniſche Geſellſchaft vertraglich das Rech Wirtſchaft und neue Regierung In den Wirtſchaftskreiſen hat man die ſchnelle Beendigung der Regierungskriſe ebenſo lebhaft begrüßt, wie man auch der vollen Genugtuung über die Regierungserklärung allenthalben Aus druck gab. Wenn auch an der Börſe ſelbſt kurs⸗ mäßig kaum ſtarke Veränderungen nach oben zu verzeichnen waren, ſo iſt doch von einer freund- lichen und zuverſichtlichen Stimmung zu ſprechen. Die Wirtſchaft bringt der neuen Regierung gerade auf Grund des jetzt bekannten Programms volles Vertrauen entgegen und erwartet von den Parteien, daß ſie den Ernſt der Stunde erkennen und mit dazu beitragen, daß die Regierung auch arbeiten kann, ihr Programm durchzuführen ver⸗ mag. Vor allem begrüßt es die Wirtſchaft, daß die Verſprechungen endlich eingelöſt werden mit der geſetzlichen Feſtlegung der Steuerſenkung und der Ausgabenerſparnis der öffentlichen Hand. Damit hängt eng zuſammen die Sanierung der Kaſſenlage, die erſte Vorausſetzung iſt für eine praktiſche Entlaſtung der Wirtſchaft, für eine Hebung der Produktivität, für die Stärkung der Kreditwürdigkeit Deutſchlands. In den Wirtſchaftskreiſen hofft man auch auf die baldige Aufhebung der Kapitalertragsſteuern zunächſt für feſtverzinsliche Werte, und auf eine Senkung, wenn nicht auf einen Fortfall der Ka— pitalertragsſteuer überhaupt. Alle dieſe Wünſche der Wirtſchaft ſind aber nur zu erfüllen, wenn der Reichstag nicht wie— der durch parteiiſche Beſchlüſſe den Geſundungs— prozeß ſtört. Dann würden wieder neue Kom— plizierungen der innerpolitiſchen Situation ein⸗ treten, wenngleich die Wirtſchaft immerhin hof— ſen kann, daß auch die notwendigſten Geſetze dann mit den verſaſſungsmäßigen Mitteln durchgeführt werden. Aber die Löſung insgeſamt würde doch damit in der Schwebe bleiben, ungünſtige Rück wirkungen auf Wirtſchaft und Börſe könnten ein— treten, weil ihr die geſicherte Kalkulationsbaſis fehlt. Außerdem darf man nicht vergeſſen. daß auch die pſychologiſche Wirkung unbedingt zu be⸗ rückſichtigen iſt. Jetzt iſt endlich das Gefühl le— bendig geworden, daß eine Regierung mit einem feſten Programm und beſtimmtem Wollen, mit geſchloſſener Energie auf den Plan tritt, die poſi⸗ tive Arbeit zu leiſten imſtande iſt. Dieſes Gefühlsmoment iſt denn auch ſoſor! auf dem Effektenmarkt wirkſam geworden, und hat zur gegenwärtigen inneren Feſtigkeit der Börſe beigetragen. Dieſes Gefühl gilt es. zu erhalten. Denn darüber müſſen ſich alle Kreiſe des deutſchen Volkes klar ſein, ein erneuter Rück⸗ ſchlag müßte geradezu kataſtrophale Folgen ha⸗ ben. Die Wirtſchaft richtet deshalb an den Reichs- tag die dringende Bitte, jetzt ſich nicht zu verſa— gen, ſondern ſtaatspolitiſch zu denken und zu handeln, die Leiſtungen des Kabinetts abzuwar— ten. In einer ſpäteren Zeit können dann ruhig Sonderziele wieder erſtrebt werden. Heute iſt aber Haupterfordernis die Sanierung und Ent— laſtung der Wirtſchaft, weil ſie ohne weiteres dann auch zur Behebung der Arbeitsloſigkeit bei— tragen muß, wenn die Wirtſchaft ihre Produk⸗ tion ſteigern kann, wenn ſie durch die Steuer— ſenkungen in die Lage verſetzt wird, das frei⸗ werdende Kapital wieder in den Betrieb einzu— bauen und dadurch neue Arbeitsmöglichkeiten zu f ſchaffen. Dr. Ritter bekommt Beſuch auf Galapagos Vincent Aſtors Expeditiousvyacht. 0 mit der der amerikaniſche Multimillionär zu wiſſ enſchaftlichen Forſchungen nach den Galapagos- inſeln aufbrechen will. Im Kreis links Dr. Ritter und ſeine Begleiterin, die deutſchen Rovinſons i Galapagos, die jetzt Keichen“ Beſuch erhelten. Im Kreis rechts Vincent Aſtor und Frau, r nicht übernommen werden . N 4. Jahrgang 22 erworben, in der Richtung Flein-Schöppenſtedt, Mordorf, Gifhorn Erdölvorkommen feſtzuſtellen. Die Pachtverträge haben eine Laufzeit von eini⸗ gen Jahren und ſind über ein Gebiet von meh— reren tauſend Morgen abgeſchloſſen worden. ö Wie weiter verlautet, dürfte ſchon in aller⸗ nächſter Zeit von beteiligter Seite die Veröffent— lichung des Ergebniſſes einer ſofort in Angriff genommenen Unterſuchung zu erwarten ſein. Die „Braunſchweigiſche Landeszeitung“ weiſt darauf hin, daß, ſolange nicht Klarheit über die Ange- legenheit geſchaffen iſt, größte Zurückhaltung und Vorſicht am Platze ſei. N 8 Attentat auf den Revaler Garniſonschef. Donnerstag abend wurde auf den Revaler Garniſonschef. General Unt, als er ſich auf dem Wege nach ſeiner Wohnung befand, auf der Straße ein Attentat verübt. Ein Unbekannter, der ihn verfolgt hatte, gab von hinten einen Re— volverſchuß auf ihn ab. Der General wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Der Täter entkam in der Dunkelheit. Die„Europa“ in Bremerhaven Bremerhaven, 1. April. Gegen 1.30 Uhr nachmittags kam die„Europa“ in Sicht. Kurz nach 2 Uhr machte ſie an der Columbus-⸗Kaje feſt. Trotz des ſchlechten Wetters hatten ſich viele Hundert von Schauluſtigen eingefunden. Im Sonnendeckreſtaurant fand eine offizielle Begrüßung ſtatt. Senator Dr. Apelt begrüßte das Schiff im Auftrage des Bremiſchen Se⸗ nats. Es ſei der„Europa“ gelungen, ſo betonte er, den Atlantiſchen Ozean weſtwärts mit der gleichen Schnelligkeit zu überqueren, wie ſie von der nach glückhafter erſter Reiſe hier vor acht Monaten bewillkommneten„Bremen“ erreicht wurde. Commodore Johnſon dankte namens der Beſatzung für den herzlichen Empfang. Es wur. de ein Begrüßungstelegramm an Rudolf Blohm gerichtet. der ſich zurzeit auf dem Hapag Damp fer„Albert Ballin“ befindet. Die Stadt Bremer haven hatte ſchon vorher in der Wohnung des Commodore Johnſon als verſönliches Geſchenk eine ſilberne Schale mit roten und weißen Blue men überreichen laſſen. * der demſche Beamtenbund gegen den Veamtenabban enb Berlin, 4. April.(Eigene Meldung). Der Geſamtvorſtand des Deutſchen Beamtenbundes hielt am Freitag. den 4. April, im Plenarſit- zungsſaal des Reichswirtſchaftsrates eine außer- ordentlich gut beſuchte Sitzung ab. Einſtimmig nahm der Geſamtvorſtand des Deutſchen Beam— tenbundes eine Entſchließung an, in der u. a. geſagt wird. es dürfe nicht, wie es zur Zeit in Thüringen geſchehe. zu Maßnahmen gegriffen werden. die eine offenbare Verletzung der ver— äßigen Rechte der Beamten darſtellen. 8 deutſche Beamtenbund ſtelle ſich auch mit Entſchiedenheit hinter Entſchließungen, die von der ihm angeſchloſſenen Lehrerſchaft gegen den beabſichtigten Schul. und Lehrerabbau gefaßt worden ſind. In einer weiteren Entſchließung wird dem sdruck gegeben, daß bisher die Neu— regelung der Beamtengeſetzgebung nicht geför— dert wurde. Der Geſamtvorſtand des DBB. rich— tet an alle beteiligten Inſtanzen den Appell, die Verabſchiedung der neuen Beamtengeſetze mit allen Mitteln zu fördern. der Sohn des Reichspräfidemen verunglückt enb Berlin, 5. April. Eigene Meldung. Die„Voſſiſche Zeitung“ meldet: Wie erſt jetzt bekannt wird, hat geſtern vormittag Oberſt⸗ leutnant von Hindenburg, der Sohn und Adjutant des Reichspräſidenten, einen ſchwe⸗ ren Reitunfall erlitten. Oberſtleutnant v. Hin⸗ denburg befand ſich auf einem Ritt durch den Tiergarten, als ſein Pferd vor dem Waſſer⸗ turm, in der Nähe des Zoo, ſcheute und ihn abwarf. Er blieb mit einem Fuß im Steigbügel hängen und wurde von dem durchgehenden Pferd eine Strecke weit mitgeſchleift. Er erlitt dabei einen Schlüſſelbeinbruch und ſchwere Nippenquetſchungen. Trotz ſeiner Verletzungen ritt Oberſtleutnant von Hindenburg zum Stall zurück. Von hier aus wurde er in ſeine Woh⸗ nung transportiert. Die ärztliche Behandlung des Verletzten liegt in den Händen von Prof. Sanerbruch. Jad 10 Bedauern 2 8 ——————— Feinſchmeiler Das Leben ſtellt an uns gewaltige Anſprüche aver wir dürfen wohl das Recht für uns nehmen, auch von dem Leben zu fordern. Wobei wir be⸗ achten müſſen, daß Unverſchämtheiten ſich immer zum Nachteil des Unverſchämten rächen. Nüch⸗ ternes Empfinden wird uns jedoch in allen Din- gen Maß halten laſſen und auch den Forderun⸗ gen unſeres Geſchmacks gewiſſe Schranken ſetzen. Wir lieben es, die auf uns eindringenden Ein⸗ flüſſe unſerem Geſchmack mundgerecht zu mooel— lieren. Allerdings laſſen wir uns häufig zur Selbſttäuſchung hinreißen, bereiten cine Speiſe, die wohl ſein ſchmeckt, aber keinen Gehalt hal und uns hungrig läßt. Ein Gedicht, das durch klangſchöne und in flüſſige Form gekleidete Worte zu uns ſpricht, kann uns innerlich nicht ſättigen, wenn ihm der würzige Gehalt fehlt, und ein Ge— mälde kann nur befriedigen, wenn es nicht bloß durch ſchöne Farbenzuſammenſtellung auffällt, ſondern wenn es zu uns ſpricht, unſer Denken und unſer Gefühl anregt zum Exleben. Uns werden an jedem Tage viele Speiſen vor— geſetzt. Wieviel davon entſpricht unſerem Ge— ſchmack und wieviel davon iſt wirklich wertvoll? Es gibt Menſchen, die ſcheinen an allem etwas auszuſetzen zu haben, die verachten die Zigarre, die verweigern den Weingenuß. Damit iſt nicht bewieſen, daß ſie beide überhaupt ablehnen. Ihr Feingeſchmack iſt nur zu gut entwickelt, daß ſie Alltagskram zurückweiſen und nur wirklich Gutes genießen, auch wenn es Tabak oder Wein iſt. Lebensmüde Menſchen werden oft als Peſſimi⸗ ſten betrachtet. Man könnte auch das Gegenteil gelten laſſen und ſagen, ſie haben einen ſo fein ausgeprägten Geſchmack, daß ihnen das Leben entweder zu würzelos oder zu überſalzen ſchmeckt. Man ſpricht von Geſchmacksverirrungen. Auch die gibt es und wird es immer geben. Aber ge— rade ſie ſollten uns ein Anſtoß ſein, unſeren eigenen Geſchmack zu prüfen und mehr und mehr zum Feingeſchmack auszubilden. Natürlich muß auch hier bedacht werden, daß die Menſchen und die Geſchmäcker verſchieden ſind. be 45 don Anter der Prütle Unter der Brücke, die aus der Stadt nach dem Gut Br., einem beliebten Ausflugsziel, führt, ſitzt ein Leierkaſtenmann. Er trägt einen zerſchliſſenen Rock und eine uralte Hoſe; aus den Schuhſpitzen ſchauen die nicht ganz ſauberen Zehen hervor. Der Leierkaſten gibt die ſozuſagen uralte Weiſe zum beſten:„Heut' geh' ich zu der Frieda“. Unter der Brücke iſt auch ein Hund. Der iſt von einem außerordentlich kühnen Radfahrer an⸗ gefahren worden, hat ein Bein gebrochen und liegt jetzt hier und winſelt. Wenn die Leierkaſten⸗ muſik aufhört, winſelt er weniger. Wenn ſie wieder einſetzt, winſelt er wieder mehr. Unter der Brücke iſt auch ein kleines Mäd⸗ chen, höchſtens drei Jahre alt. Das ſtreichelt den Hund und ſingt ihm die Melodien ins Ohr, die der Leierkaſten von ſich gibi. Unter der Brücke bin auch ich. Mich rührt das Unglück des Hundes; mich rührt die Härtlich⸗ keit des kleinen Mädchens; aber das Gewinſel des Leierkaſtens regt mich auf. Schon will ich den Beſitzer des Martergerätes bitten, das gräß⸗ liche Gedudel einzuſtellen,— da dröhnt es über mir; ſchnell kommt der Lärm näher; ein Zug fährt über die Brücke. Hätte ich jetzt was geſagt — kein Menſch(und auch kein Hund) würde auf meine Worte geachtet haben; denn wie kann man achten auf etwas, das man über— in dieſem Fall richtiger: unter— größerem Lärm nicht hört? Alle Menſchen(und alle Tiere) leben unter der Brücke, die das Leben mit dem Tode verbin⸗ det; wir ſind arm und leiden; das Schickſal hat uns angefahren, hat uns verletzt; über uns weg fährt der Zug des Schickſals— und unſer Klagen e ufer Schimpfen wird erſtickt. itz. Neue Enthüllungen über Englands Vorkriegspolitik Lord Grey als willenloſes Werkzeug Frankreichs Die Erinnerungen des Anterſtaatsſelretärs nicht hinauszögern!“— Hir Arthur Nicolſon In politiſchen und geſellſchaftlichen Kreiſen Londons war es vor einigen Monaten eine Senſation, als einer der begabteſten jüngeren Diplomaten, der Berliner Botſchaftsrat Harald Nicolſon, aus einer glänzenden, ausſichtsrei⸗ chen Karriere ſeinen Abſchied nahm, um plötz⸗ lich Berichterſtatter eines Londoner Abend— blattes zu werden. In eingeweihten Kreiſen wußte man, daß Nivolſon die Aufgabe über⸗ nommen hatte, den ſenſationellen Nachlaß ſeines Vaters, des verſtorbenen Jord Carnock, zu ordnen und aus dieſem Nachlaß eine Bio⸗ graphie des berühmten Gehilfen von Lord Grey herzuſtellen. Lord Carnock war als Sir Arthur Nicolſon die rechte Hand von Grey und deſſen ſtändiger Anterſtaatsſekretär im Foreign office. Das heute veröffentlichte Buch ſtellt die ſchwerſte Anklage dar, die bisher gegen die Kriegspolitik von Lord Grey auf Grund von authentiſchem Aktenmaterial vor⸗ gebracht worden iſt. Aus dem Nachlaß des al⸗ ten Nicolſon gehen folgende Tatſachen hervor: 1. Die engliſche und die franzöſiſche Regie⸗ rung haben ſich in den letzten Jahren vor dem Krieg nicht nur über die Möglichkeit eines deutſchen Angriffs, ſondern auch über die Möglichkeit einen deutſchen Angriff durch Beſetzung Belgiens zuvor zu kommen eifrig unterhalten. 2. Die franzöſiſche Regierung hat wiederholt zum Ausdruck gebracht, daß es zweckmäßig ſein würde, den unvermeidlichen Krieg mit Deutſch⸗ land„nicht hinauszuzögern“. 3. Die eigentliche kriegeriſche Handlung im Juli 1914 beſtand darin, daß lange vor der von Deutſchland angedrohten Beſetzung von Belgien Grey die engliſche Flotte in einem Konflikt mit Deutſchland Frankreich zur Ver⸗ fügung ſtellte. Auf Grund der Kenntnis, daß England für Frankreich optiere, leiſteten die Regierung in Paris und Petersburg allen „Man ſoll den Krieg deutſchen und auch engliſchen Vermittlungsvor⸗ ſchlägen der letzten Tage vor Kriegsausbruch energiſch Widerſtand. 4. Der alte Nicolſon, der immer darauf ge⸗ drungen hat, daß die Entente in ein offenes engliſch⸗franzöſiſch⸗ruſſiſches Bündnis verwan⸗ delt werden ſollte, erklärt, daß Grey immer hin und hergeſchwankt habe zwiſchen dem Wunſch, die Befürchtungen der Franzoſen und die Befürchtungen des linken Flügels der libe⸗ ralen Partei zu zerſtreuen. Er habe niemals den Mut gehabt, eine der beiden politiſchen Linien zu verfolgen, die den Frieden gewahrt hätten, entweder ſich von Frankreich loszulöſen oder ſich offen als Bundesgenoſſe von Frankreich zu bekennen. Infolgedeſſen habe die engliſche Politik vor dem Kriege ſtändig ſich der politiſchen Direk⸗ tion der Franzoſen und der Ruſſen unterord⸗ nen müſſen. 5. Nicolſon erklärt, daß Grey erſt aufgrund einer Drohung von Chambon ſich bereit er⸗ klärt habe, die engliſche Flotte zur Verfügung der Franzoſen zu ſtellen. Chambon habe eine diesbezügliche Anfrage an Grey gerichtet, mit dem Zuſatz:„Ich will endlich wiſſen, ob etwa ſchon der Begriff„Ehre“ aus dem engliſchen politiſchen Lexikon geſtrichen iſt.“ Auf dieſe un⸗ mitttelbare Drohung ſagte Grey die engliſche Flottenunterſtützung zu, hatte aber ſofort das Gefühl, daß dieſe Entſcheidung die Entſchei⸗ dung zwiſchen Krieg und Frieden ſei, denn, ſo fügt Nicolſon hinzu, Grey habe wiederholt mit der Fauſt auf den Tiſch geſchlagen und ge⸗ ſagt:„Aber ich haſſe doch den Krieg! Aber ich haſſe doch den Krieg!“ Es iſt bezeichnend für die ſenſationelle Na⸗ tur des Buches, daß vorerſt nur der„Daily Herald“ einige politiſche Auszüge zu bringen wagt. Alle anderen Blätter warten offenbar die Weiſungen des Foreign office ab. br. Al 0 Le. 7 a 8 i Aue Jalbbele ahne 62 5 heule 2 Bla inter Rundfunk⸗Programm Frankfurt. Sonn den 6. April. 07,30 Uhr: 08,15: Katholiſche Morgenfeier; kammer Wiesbaden; 13,10: Autorennen in Monaco; bildung; 18,15: Preſſedienſt; nachrichten; 19,30: Uebertragung von Stut, gart. Montag, den 7. April. Wetterdienſt, Zeitangabe; 06,45: ter⸗ und Waſſerſtandsdienſt; Unterhaltungskonzert; zeichen; 13,30: Werbekonzert; ſchaftsfunk; 15,45: Uebertragung von Stuttgart; im Gymnaſium; 18,35:„Reiſe durch Trüm 19,05: Engliſcher Sprachunterricht; 19,3 12. Montagskonzert; 21,30: Uebertragung! Stuttgart. Stuttgart. Sonntag, den 6. April. 07,00: Schallplattenkonzert; 08,10: Me. gengymnaſtik; 10,15: Evang. Morgenfeier 11,00: Muſikaliſche Morgenfeier; 11,30: Ueber 13,10: Zu Oscar Straus' 14,00:„Der Tölpelhans!“ 15,00: Unterhal Frankfurt; 17,30: läres Konzert; 21,40: Operetten⸗Melodien; 23,00: Nachrichten und Sportdienſt; 23,20: Tanzmuſik. Montag, den 7. April. gengymnaſtik; 10,00: 12,15: Marſchlieder; 12,55: zeichen; 13,30: Humor im Chor; ter⸗ und Nachrichtendienſt,; Schallplattenkonzert; 15,00: von Eigenheimen“, 16.00: 2. igabe, Wetter⸗ dienſt; 18,05: Staaleformen“; 18,35: Fran kur“; 21,30:„Vom Teufe! geholt“; 23,00: Nachrichtendienſt. Uebertragung von Hamburg; 10,30: Er⸗ ziehung und Bildung; 11,30: Von der Turn⸗ halle Sachſenhauſen; 12,00: Mozart⸗Sonaten; 13,00: Zehnminutendienſt der Landwirtſchafts⸗ Orgelkonzert; 14,00: Uebertragung von Stuttgart; 15,00 Stunde des Landes; 16,00: Uebertragung vom 16,30: Blaskonzert 17,30: Uebertragung von Berlin; 17,45 Stunde des Rhein-Mainiſchen Verbandes für Volks 18,45: Sport- 06,17 Uhr: Morgengymnaſtik; Anſchließend Morgen⸗ gymnaſtik; 12,00: Börſen⸗, Nachrichten⸗, Wet⸗ 12,30: Franz. 12,55: Nauener Zeit⸗ 15,00: Wirt⸗ Wirtſchaftsfunk; 16,00 Anſchließend: Wirtſchaftsfunk; 18,05: Mit dem Mikrophon mer, eine Autofahrt längs Tarn u. Garonne“ tragung von Berlin; 13,00: Kleines Kapitel 60. Geburtstag tungskonzert; 16,00: Uebertragung vom Auto— Rennen in Monaco; 16,30: Uebertragung von Hugo⸗Hermann⸗Konzert; 18,45: Sportdienſt; 19,00:„Der nordamerika⸗ niſche Indianer einſt und heute“; 19,30: Popu⸗ 20,30: Humor und Groteske; M. 55487 M. 58484. Hübsches Schulklels aus roter M. 88495 gibt den Schnitt fut dleſes bleu. M. 88483 ſſt ein reizendes finderkleidchen Popellne, oder Wollgeorgette mit Quer, farbene Wollſtoffklets(Popeline oder Woll- aus kleinkariertem Wollſtoff bieſen, die zum Teil von aufgenähten georgette). Anter der Bluſenpaſſe und am Waſchlamt. Die vorn zackig geschnittene Stoffzacken gedeckt ſind. Das unter dem Gürtel Smoknäherei. Gürtel angeſetzte Röckchen iſt in breite ſcheten können wie hier aus buntgemuſter- angeletzte Röckchen iſt vorn in eine Keller— Tollfalten gebügelt. Aebet dem Stoff- ter Kunſtſeide, ſchmal mit dem Kleid. falte gebügelt. Aufgeletzte Taſchen. Dorn kragen und den Aermelmanſchenen liegt material eingerollt, oder auch aus weihem kleine Knöpfe mit Schnürverſchluß. Als elne Oarnitut von weißem ausgezackten Leinen gearbeitet werden. Der Stoffgürtel Sommerkleidchen auch in Leinen anzu— Pikee oder OGeorgene. Hackebeil M. Linda. wit aufgeknöpft. Hackebeil M-Cindaſchnitt fertigen ſchnitt Nr. 55484(80 pf.) f. os u. S- 10 J. Nr. 55485(S0 Pf.) f. 8 10 u. 10-12 Jahrt. 55483(80 Pf.) für 2-4 und 4-6 Jahre. M. 55487. Kindercomplet. käuflich). blau. Hackebeil M-Lindaſchnin Ar. 88487 Rragen und Man- Paſſe läuft hinten gerade. Das eingereiht Zum filelet M. 55488. Kleines Enſemble mit ange- M. 55489. RNeſzender Schulanzug aus Matroſenkleis aus weißhem Lelnen oder knöpftem Rock und Jacke aus ſchwarz-weig 6 lachsfarbenem Wollſtoff mit Rock, zumper J Wollbatiſt mit dem blauen Leinenkragen, kariertem Wollſtoff. Dazu ein weißes und orelvlertellangem Mantel. Der einem der mit weißen Litzen beſetzt iſt, marine- ärmelloſes Waſchblüschen, deſſen Weſtchen FSutterleibchen angearbeitete Nock wird von blaue offene Leinenjacke mit Goldknöpfen in fiſchgrätenartige Bieſen abgenäht iſt. einer buntgemuſterten Jerſepbluſe ergänzt, und geſticktem Marlneabzeichen(fertig Sroſchgrüner Soutachebeſatz an Kragen und die als Blendenbeſatz das Material von Dazu die kleidſame Matro- Taſchen. Für den Hochſommer kann der Vock und Mantel zeigt. Der Anzug kann lenmütze in Weiß oder auch in Dunkel- Anzug auch in farbigem Leinen nachge— arbeitet werden. Hackebell M-Lindaſchnltt werden. Backebell M-Lindaſchnitt Nr. (80 Pf.) für 4—6 u. 6—8 Jahte erhältlich. Nr. 55488(80 Pf.) für s u. 8-10 Jahre. 7 88409 oder aus Hackebeil M-Lindaſchnitt Nr. beliebig auch in anderen Farben gearbeſtet 55489(80 Pf.) für 8-10 u. 10-1? Jahre. f 8 M. m. 88484. sss . Sämtliche Schnittmuſter und Modejournale ſind vorrätig bei Buchhandlung Schaudt, a Mainz, Mittlere Bleiche 41. —...—..— 06,15 Uhr: Morgengymnaſtik; 06,45: Mor⸗ Schallplattenkonzert; 11,00: Nachrichtendienſt; 12,00: Wetterdienſt; Nauener Zeit⸗ 13,30: Wet⸗ Anſchließend ft bei unſeren Inſerentenl — „Finanzierung Konzert; 17,45: und Landwirtſchafts⸗ „Das Weſen der verſchiedenen Uebertragung von 3 175 Abel, be 22 60 0% . Dube. 22 5 ee el 0 m on Der Kumpf ums lüch. Roman aus dem Leben von. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg-Saar. (4. Fortſetzung.) Er hatte dabei einen harten Kampf mit ſei⸗ nem Schwager zu beſtehen, der in erſter Linie darauf bedacht war, auf das Vermögen, welches die Steinthal'ſche Werft repräſentierte, nicht an⸗ getaſtet würde. Erich aber beſtand unbeugſam auf ſeinem Willen und war vor allem bemüht, ſeiner Mutter vollſtes Vertrauen zu erringen. Gertrud, die jüngere Schweſter, welche noch min⸗ derjährig war, kümmerte ſich überhaupt noch nicht um Vermögen und Geſchäfte, und da der alte Rechtsbeiſtand, Juſtizrat Karſten, in der Ver⸗ größerung der Werft einen zwar kühnen, aber immerhin ausſichtsreichen Schachzug erblickte, ſo hatte Erich die beſte Hoffnung, Sieger zu bleiben. Ihm ſchien die Beſchaffung des nötigen Kapi— tals nur noch eine Frage zur Zeit zu ſein, und darum hatte er bereits begonnen, mit ſeinem Ingenieur Pläne für die neuen Anlagen auszu⸗ arbeiten. Er hatte den Mut und den Unterneh⸗ mungsgeiſt der Jugend. Da er in England ſehr gelernt hatte, ſo zweifel!» er nicht daran, die väterliche Schifswerft einer neuen, großen Zu⸗ kunft entgegenzuführen. Ob er aber auch die nö⸗ tige Energie und Rückſichtsloſigkeit, die zu einem derartigen Unternehmen gehörte, haben würde, fragte er ſich nicht und bei ſeinem Charakter, der zwiſchen Unternehmungsluſt und gewiſſer Weich⸗ 0 5 ſchwankte, war das vielleicht recht zweifel⸗ Inzwiſchen wurden ſeinen Anordnungen ge⸗ mäß die Arbeiten auf der Werft in ganz beſon⸗ ders verſchärftem Tempo betrieben; er wollte ſo⸗ viel wie möglich alle älteren Autre vollendes wiſſen, ehe er mit den Neubauten begann; man arbeitete daher auf der Steinthal'ſchen Schiffs⸗ werft von morgens früh bis in die ſinkende Nacht. Man hatte außerdem neue Arbeiter en⸗ gagiert, um ſich in Tages- und Nachtſchichten ab— löſen zu können. Den Avbeitern war der doppelte Verdienſt zwar ſehr angenehm, nicht aber in gleichem Maße den feſtangeſtellten Beamten, welche für ihre Ueberarbeiten keine Extraentſchädigng zu bean⸗ ſpruchen hatten. Johannſen, der alte Werkführer, der ſich in bezug auf die Neuerungen im prinzipiellen Gegenſatz zu ſeinem Chef befand und trotz ſeiner Zurückhaltung mehrfach den Anordnungen wider⸗ ſprochen hatte, wollte nunmehr beweiſen, daß es keine perſönliche Trägheit ſei, die ihn veranlaßt hatte, vor dem Uebereifer zu warnen; er wollte ferner beweiſen, daß er trotz ſeines Alterns der eifrigſte auf ſeinem Poſten ſei, und ſo befand er ſich von morgens fünf bis nachts um zehn und noch ſpäter in den Werkſtätten, unermüdlich ſchaf⸗ fend, ohne Rückſicht auf ſeine Geſundheit. Draußen brannte die Juniſonne. In den Maſchinenräumen herrſchte eine unerträgliche Hitze, aber Johannſen ſchien das nicht zu ſpüren; er ging mittags nicht mehr nach Hauſe, ſondern aß in einer der benachbarten Kantinen, und wenn er abends todmüde in ſein Heim kam, ſo warte⸗ te ſein Töchterchen Johanna auf ihn, um ihn mit beſorgten Vorwürfen zu empfangen: „Aber Vater, das geht doch unmöglich ſo wei⸗ ter, das kannſt du doch nicht auf die Dauer aus⸗ halten bei deinem Alter, das kann doch der Herr Erich auch nicht von dir verlangen;— du mußt ia krank werden, bei einer derartigen Anſtren⸗ gung. 2 Johannſen ce dazu e e ich mir etwa ſagen laſſen, daß ich meiner Stel— lung nicht mehr gewachſen bin?“ entgegnete er. „Schließlich geht ja die Hetze auch vorüber und wir werden wieder ruhigere Zeiten kriegen!“ Er beſaß den eigenſinnigen Stolz der alten Leute, die lange in einem Unternehmen angeſtellt ſind; er wollte ſich, wie er ſagte, nicht durch die neue Richtung unterkriegen laſſen. Johanna hatte ſich vorgenommen, ſelbſt ein⸗ mal mit Herrn Erich darüber zu ſprechen, aber ſie wußte nicht recht, wie ſie es anfangen ſollte, ohne aufdringlich zu erſcheinen. Sie ſah Erich ſel⸗ ten und immer nur ganz flüchtig und vorüberge⸗ hend. In die Steinthal'ſche Villa auf der Uhlen⸗ horſt kam ſie gar nicht mehr. Sie hatte einſt als Kind mit den Kindern des Fabrikbeſitzers geſpielt und ganz beſonders war ſie Spielgefährtin der kleinen Gertrud geweſen, als aber dieſe vor eini⸗ gen Jahren in eine franzöſiſche Penſion nach Lauſanne geſchickt wurde, hatte die Freundſchaft aufgehört und war auch nicht mehr erneuert worden; denn Gertrud war als junge Dame zu⸗ rückgekehrt und hatte nunmehr andere geſell⸗ ſchaftliche Verpflichtungen, als daß ſie noch an die einſtige Spielgefährtin denken konnte. Und wieder war es ein Tag heißeſter Arbeit geweſen. Johannſen ſtand von früh bis ſpät auf ſeinem Poſten; zwar ſpürte er bei der Ueberar⸗ beitung, daß ſich doch das Alter bemerkbar zu machen begann; er fühlte ab und zu ein eigen⸗ tümliches Schwindelgefühl, das ſeine Sinne manchmal zu verdunkeln drohte, aber er ſelbſt wollte dieſer Schwäche nicht nachgeben. Erich, der mit ſeinen Plänen und Geldange⸗ legenheiten ſehr viel zu tun hatte, kam nur ſelten in die Fabrik und wenn er den Alten immer mit⸗ ten in der Arbeit traf, ſo ſagte er wohl im Vor⸗ übergehen zu ihm:„Lieber Johannſen, Sie müſ⸗ ſen ſich mehr ſchonen“, worauf Johannſen ihm erwiderte:„Später, Herr Erich, ſpäter, wenn al⸗ les wieder im rechten Gange iſt“. Von der eigentlichen Ueberanſtrengung des Mannes hatte der junge Chef ſomit gar keine Ahnung. Da der heutige Tag heißer war als die ande⸗ ren Tage und die Aufträge, die man fertigſtellen wollte, ihrem Ende zugingen, hatte man beſchloſ⸗ ſen, von nun ab abends um neun Uhr die Ar⸗ beit einzuſtellen. Johanna, die davon wußte, hatte ſich gegen habb neun Uhr an dem Portierhauſe der Schiffs. werft eingefunden, um ihren Vater abzuholen. Drinnen im Maſchinenraum war beim grel⸗ len Licht der elektriſchen Sonnen die Arbeit noch im vollen Gange, die Dampfmaſchinen brauſten umd ziſchten, die Treibriemen ſauſten durch die Luft; die ſtarken Eiſenplatten bogen ſich under den weithin klingenden Hammerſchlägen nerviger Arbeiterarme. Johannſen ſtand auf einer der höchſten Gale⸗ rien, die ſich um die Maſchinenräume zogen, und ſchaute von oben in den wilden Lärm hinunter. Er hatte ſich heute ſchwächer gefühlt als ſonſt und dachte mit einem gewiſſen Wohlbehagen daran, daß er heute früher als ſonſt die heiße Stätte des Lärms und der Unraſt verlaſſen durfte, um ſich für kurze Stunden in ſeinem trauten Heim aus⸗ ruhen zu können. Er rief einigen Arbeitern einen Befehl zu, die ſich alsbald ſchleunigſt entfevnten. Johannſen befand ſich allein in der ſchwindeln⸗ den Höhe Da plötzlich überkam ihn wieder eine Schwä⸗ che, gegen die er jedesmal vergeblich anzukämpfen ſuchte. Er hatte das Gefühl, als befinde er ſich in einem großen Krater, deſſen Flammen 165 Zul. kend e ihm ausſtreckten, um ihn zu ere (Fortſetzung folgt). — Lokales Wetterbericht. Allgemeiner Barometerfall in Mitteleuropa zeigt, daß der Einfluß des nord— weſtlichen Hochs weiter zurückgedrängt wird, ſo⸗ daß nunmehr unbeſtändigeres und kühleres Wet⸗ ter mit zeitweiſe ſtärkeren Regenfällen wahr⸗ ſcheinlich wird. Ueberwiegend bedeckt, vielfach verbreiteter Niederſchlag von mäßigem, aber an⸗ haltendem Charakter, bei öſtlichen Winden ziem⸗ lich kühl. Achtet auf die Briefadreſſe! Täglich gehen Tauſende von Poſtſendungen, Briefe, Poſtkarten und Druckſachen verloren, da ſie wegen ungenü— gender Anſchrift weder dem Empfänger ausge⸗ händigt, noch aber dem Abſender zurückgegeben werden können. Darum kann nicht oft genug daran erinnert werden, daß in dieſer Hinſicht alle erdenkliche Sorgfalt aufzuwenden iſt. Handel und Anduſtrie Diskontrmäßigung der Schweizer Nationalbank. wtb. Bern, 3. April. Die Schweizeriſche Na— tionalbank hat den Diskontſatz von 3½ auf 3 Prozent und den Lombardzinsfuß von 4½ auf 4 Prozent feſtgeſetzt. Berlin, 3. April. Der Privatdiskont iſt für beide Sichten um je ein Achtel Prozent auf 4 fünf Achtel Prozent ermäßigt worden. Vermiſchtes Gonſala nicht Tetzners Opfer. Regensburg, 3. April. Die Regensburger Unterſuchungsbehörde im Falle Tetzner iſt der Ueberzeugung, daß der vermißte Bergarbeiter Erich Gonſala aus Schrobenhauſen in keiner Beziehung zu dem Opfer Tetzners gebracht werden kann. Abgeſehen davon, daß der von Tetzner Ermordete nach deſſen Ausſage keine Eltern mehr beſaß, ſtimmt die genaue Perſo⸗ nalbeſchreibung durch Tetzner mit jener des vermißten Bergarbeiters Gonſala in keinem Punkte überein. Großmütige Schenkung. In einer großen franzöſiſchen Zeitung erſchien jüngſt folgende amüſante Anzeige:„Wenn ſich jener Herr, der vorgeſtern meine Frau entführte, bei mir melden würde, könnte er von mir die Schwiegermutter, die er bei mir zurückgelaſſen , gratis dazu erhalten. Charles Pitrier.“ Das it eigentlich nur recht und billig, daß der Ent. führer auch die Schwiegermutter mitnehme. Man ſoll einen Menſchen, wenn es ihm gut geht, nicht an vormalige Zeiten erinnern, das be⸗ kommt ihm meiſt nicht, und außerdem verliert man auch bei ihm an Anſehen. Wer aber en gältig dagegen iſt, ob das Erinnern ange war oder nicht, wer ein bißchen dickes Fell bat, tut es trotzdem und fragt ungeniert: Weißt du noch— als Die Mitglieder der Familie„Deutſchland“ Haben noch vor zehn Jahren den Leibrie men um ihre Hüfte ſo eng zuziehen müſſen, es war Krieg, und die Lebensmittel waren knapp. Bei einigen wurde das Knurren des Magens zu ſtändiger Hausmuſik. Eine Kartoffel, ein Hering, eine Scheibe Brot,— Nahrung, die noch im Jahre 1914 gering geachtet wurde, hatten Delikateßwerle angenommen. Eine Schnitte trockenen Brotes, und noch dazu geſtrichen, wurde mit Andacht ver⸗ zehrt. Wie oft krampfte ſich das Herz zuſammen, wenn man Tag um Tag den Kindern auf das kle— brige Kartoffel- und Kohlrübchenbrot nichts an- deres geben konnte, als es mit Salz beſtreuen.— Wie weh tat es, den Kindern auf ihre Bitten um etwas Brot antworten zu müſſen:„ich habe nichts!...“ In jenen Zeiten ſchwuren die Mitglieder der Familie„Deutſchland“, auf einander acht zu ge— ben, daß mit dem Brot nie mehr Unfug getrieben würde, daß man es heilig halten wolle und daß HKind⸗ und Kindeskinder die Jahre des Darbens dicht vergeiſen dürften. kend ein Jahrzehnt ſpäter? Die Unwetter vernichten Ernten— Getreide erſäuft und wird vom Schlamm erſtickt.— Hen wird fortgeſpült.— Kartoffeln ſind zum zu be⸗ zahlen— aber auf Bänken, an Zaunrändern und in den öffentlichen Papierkörben liegt Brot.— Sauber eingewickelte, aber läſtig gewordene Schnitten kommen im Rinnſtein oder Müll um. — Man iſt entrüſtet über die Brotpreiſe, über den Getreidezoll und hat noch ſo viel von der koſtbaren Gottesgabe übrig, daß man damit her- umwirft! Sind die Gaumen ſchon wieder zu fein geworden?— Wie ſchnell verſpricht der Menſch in den Zeiten der Not alles mögliche. Nie ſolle „das“ mehr vorkommen und„nie“ mehr jenes. Ach, das Elend wird ſchnell wieder vergeſſen, ſtatt zum erzieheriſchen Erlebnis zu werden; man ſchüttelt es ſich gern bei beſſeren Zeiten wieder ab, während die Zeiten des guten Lebens zum Vorbild erhoben werden, ſobald ein mageres Jahr anbricht. Noch aber ſind für einen großen Teil der Menſchen magere Jahre, und wer ſo viel hat, daß er es wegwerfen muß, gebe denen, die da hungern, aber nehme dem täglichen Brot nicht die Achtung. Es iſt mehr denn Hühner⸗ und Schweinefutter. unte Jeftung Die Landflucht. Im Zeittraum von 1871 bis 1925 hat ſich in Deutſchland der Anteil der Stadtbevölkerung a der Geſamtbevölkeruno ſaſt verdoppelt 1925 wohnten 64.3 Prozent aller Deutſchen in Städ— ten. Der geſamte Bevölkerungszuwachs von 41 Millionen(1871) auf 62 Millionen Menſchen (1925) iſt ausſchließlich den Städter, zugute ge— kommen; ja noch mehr, die Landbevölkerung iſt heute um 4 Millionen geringer als 1871. Gab es im Jahre 1871 in Deutſchland acht Großſtädte, ſo iſt dieſe Zahl im Jahre 1925 auf 45 angeſtie— gen. Die Großſtadtbevölkerung hat ſich in die— ſem halben Jahrhundert verachtfacht, während ſich die Stadtbevölkerung etwa verdreifacht hat. Einige Beiſpiele für das Wachstum der Groß— ſtädte: Die Bevölkerungszahl der Stadt Hamborn iſt von 1871 bis 1928 auf das 65fache geſtiegen, die von Gelſenkirchen auf das 26fache, von Buer auf das 20ſache, von Gladbach auf das 17fache, von Saarbrücken auf das 16ſache, von Reckling— hauſen auf das 17fache, von Ludwigshafen auf das 13ſache, von Hindenburg auf das 1Ifache. von Bochum auf das 10fache, Hamburg auf das 4öfache, München auf das Lfgache. Das Wieſel. Das ungemein häufige Auftreten von Mäu— ſen und Maulwürſen hat auch eine ſonſt ſeltenere Erſcheinung aus der Tierwelt auf den Plan ge— rufen: das Wieſel. Kein anderes Tier iſt zur Mäuſejagd ſo vortrefflich ausgerüſtet wie das Wieſel. Haus-, Wald- und Feldmäuſe, Waſſer— und Hausratten ſowie Maulwürſe fallen ihm zur Beute. Ratten und Mäuſen kriecht es in den Höhlen nach, den Maulwurf ſucht es in ſei— nem unterirdiſchen Palaſte auf. Auch junge Ha— ſen. Hühner und Tauben raubt es, nimmt Ler— chenneſter aus und frißt Fröſche und Fiſche. Ebenſo iſt es den Blindſchleichen und Eidechſen gefährlich. Schwarzwalddüfte in Hotels der Vereinigten Staaten. Wie von gut unterrichteter Seite mitgeteilt wird, handelt es ſich hier um ein aus Tannen— zapfen gewonnenes Erzeugnis, das in Freiburg hergeſtellt wird und in Amerika weiteſtgehende Verbreitung findet. Es kann ſomit die erfreu— liche Tatſache ſeſtgeſtellt werden, daß es ſich hier um ein echt deutſches Fabrikat handelt, das ſicherlich weſzlich dazu beiträgt, für unſeren Schwarzwald zu werben. Anderſen Gedenk⸗Feiern. Der 125. Wiederkehr des Geburtstages des Dichters von Chriſtian Anderſen wurde in Kopenhagen in großen feſtlichen Veranſtaltun⸗ gen gedacht. Staatliche und private Gebäude hatten geflaggt. In den Schulen wurden Sze⸗ nen aus Anderſens Märchen aufgeführt, und nachmittags wurden bei einer Feſtlichkeit im Rathaus 400 Kinder von der Stadtverwaltung bewirtet. Vor dem Rathaus verſammelten ſich etwa 50 000 Kinder, denen die Kopenhagener Bürgermeiſter in ihren Anſprachen einen Ueberblick über Anderſens Werke gaben. Die Feier wurde durch den Rundfunkſender über die ganze Welt verbreitet. Ein Teil der Schü— ler beſuchte das Königliche Theater am Nach⸗ mittag, in dem auch abends eine Galavorſtel— lung ſtattfand. In Odenſe, der Geburtsſtadt Anderſens wurde der Tag gleichfalls gefeiert. el Monate Gefängnis wegen einer Gans. Auf drei Monate muß ein Einwohner von Fürth i. O. wegen einer Gans ins Gefängnis. Vor der Kleinen Strafkammer in Darmſtadt war er in Berufungsverhandlung angeklagt, das Fe— dervieh geſtohlen und geſchlachtet und nachher nach Weinheim verkauft zu haben. Er machte geltend, daß er die Gans gar nicht geſtohlen habe. Sie ſei vielmehr allein auf ſeinen Hof geflogen und da habe ſein Hund das ihm fremde Tier gebiſſen. Er, der Angeklagte, habe die ſchwerverwundete Gans dann abgeſchlachtet, da man ja ein ſo ſchrecklich verletztes Tier nicht leiden laſſen könne. Er könne alſo nur wegen Unterſchlagung verur— teilt werden. Die Berufungsinſtanz hielt die Er. zählung von dem Hundebiß für ein Märchen und beließ es bei den drei Monaten Gefängnis, die die Vorinſtanz dem Angeklagten„aufgebrummt“ hatte. Der Dank für einen Korb. Als Miſter Jeremias Benthley noch ein jun— ger Mann war, dachte er auch daran, ſich zu ver— heiraten, und er machte im Laufe von zehn Jah— cen acht jungen Damen einen Antrag Doch, wie das ſo geht, er bekam ebenſo oft einen Korb, ob— wohl er reich und nicht häßlich war. Später iſt er anſcheinend zu der Anſicht gekommen, daß es beſ— ſer ſei, nicht zu heiraten; denn als er ſtarb und ein beträchtliches Vermögen hinterließ, mußte dieſes laut Teſtament in neun Teile geteilt wer— den. Jede der inzwiſchen auch ins graue Alter gekommenen Damen erhielt einen Anteil, weil ſie ihm damals einen Kob gegeben haben, den Reſt bekam ſein Kammerdiener mit der Begründung „weil er ihm Jahre hindurch jeden weiblichen 0 Beſucher vom Halſe gehalten hatte.“ —————