n Was würdeſt Du kun, wenn i lich eine derart ſtarke Belaſtung ertragen. in Heiner Wohnung plötzlich aller Feuerſchäden vermeidbar wäre, er⸗ Sener ausbräche? Wie viele Familienväter gibt es wohl, die ſich niemals ernſtlich dieſe Frage ge⸗ ſtellt haben? Man lieſt täglich in den Zeitungen über große Brände und uner⸗ meßlichen Feuerſchaden, man läßt ſich mit einem Anflug von leiſem Wohlbehagen von der Spannung und Aufregung ſolcher Brandfälle berichten, aber man beſitzt nicht die Phantaſie, ſich vorzuſtellen, was man batte bei Ausbruch eines Feuers zu tun ätte! Aber kein Menſch kann wiſſen, ob er nicht vielleicht morgen ſchon Gut und Leben vor dem Feuer retten muß! Wehe dem, der dann kopf⸗ und ratlos alles unter⸗ gehen ſieht, ohne ſich und den Seinen helfen zu können! Bittere Vorwürfe ſind noch das geringſte, was ihn erwartet. Zu dem unerſetzlichen Verluſte an Sachwerten, ja vielleicht Menſchenleben kommt noch die Verantwortung gegenüber den Nächſten und der Allgemeinheit. Da hilft kein Schuldbekenntnis, keine Reue mehr! Es iſt die unabweisliche Pflicht jedes Menſchen, nicht nur alles zu kun, was im Intereſſe eines ſicheren Jeuerſchutzes liegt, ſondern auch für den Fall der Gefahr ge⸗ rüſtet zu ſein! Erſtes Gebot iſt, neben der Rettung gefährdeter Menſchen, das Alarmieren der Jeuerwehr. Erſt dann darf daran gedacht werden, Tiere oder wertvolles Gut in Sicherheit zu bringen, wenn dazu noch Zeit iſt. Und dann die Frage: wo iſt der Ausgung, wie und wohin rettet man ſich und die anderen? Ueberlegt man das alles hin und wieder miteinander, dann ſieht jeder den Feind vor ſich und wappnet ſich von vornherein gegen ihn. und Erzieher. 13 Brände durchſchnittlich enkſtehen käg · lich in Deulſchland durch unvorſichtige und leichlſinnige Kinder, und der jährliche Sach- ſchaden, der allein ſo verurſacht wird, be⸗ trügt etwa 40 bis 50 Millionen Mark. Die Eltern handeln unverantwortlich, die ihre Kinder nicht ſtrafen, wenn ſie ſie beim„Spielen“ mit Feuer ertappen. Es iſt von größter Wichtigkeit, daß dem Kinde die Gefahr des Feuers und aller feuergefährlichen Dinge bewußt wird, ſo⸗ bald es ſelbſtändig zu denken beginnt. Läßt es ſich nicht vermeiden, daß die Kleinen während der Ernte oder der Arbeit der Eltern allein oder unter der Aufſicht anderer Knirpſe bleiben, dann ſoll man alles Feuergefährliche aus dem Weg räu⸗ men, ſoll die Betten und Spielſtühle nicht dicht an den Herd rücken, aus dem Funken und glimmende Kohleſtücke herausfallen können, ſoll die Streichhölzer verſchließen und ſoll gute Nachbarn wenigſtens von Zeit zu Zeit nach den Kindern ſchauen laſſen. licher Arbeitskraft und an Volksvermögen, die ſich in dieſen erſchreckenden Zahlen An die Väter, Mütter Alljährlich verlieren durch Brände 1400 Deutſche ihr Leben! Faſt 500 Millionen RM werden an Gachwerten vernichtet!/ aller Brände eniſtehen durch Anachtſamkeit, Ankenntnis und Fahrläſſigkeit. Es ſind unerſetzliche Verluſte an menſch⸗ offenbaren! Die ohnehin ſchon ſo ſchwer kämpfende deutſche Wirtſchaft kann unmög⸗ Intereſſe des Volksganzen. Aus der Tatſache, daß der größte Teil und Wege zu ihrer erfolgreichen Be⸗ kämpfung. Mit Freuden iſt es zu begrüßen, daß es nunmehr gelungen iſt, durch die Veranſtal⸗ tung einer offiziellen Feuerſchutz⸗Woche in der Zeit vom 27. April bis 4. Mai 1930 in klärung not! Dieſer hohen Aufgabe dient großzügiger und durchgreifender Weiſe auf die kommende Feuerſchutz⸗ Woche. Helfe Wichtigkeit und Weſen der Feuerverhütung jeder, ihr einen nachhaltigen Erfolg zu hinzuweiſen. Die offizielle Aufklärungs- verſchaffen! menſchlichen Gemeinſchaft erzogen werden, alle geeint durch den Willen, im gemein⸗ ſamen Kampfe dieſer Gefahren Herr zu Ordnung im Hauſe iſt der beſte Feuerſchutz! Altes Gerümpel im Keller, im Haus⸗ halt und auf dem Boden, undichte Oefen und Schornſteine, leichtſinniger Umgang mit feuergefährlichen Dingen, wie Benzin, Petroleum, Oelen, Fetten, dem Plätteiſen uſw. ſind die Urſachen immer wieder⸗ kehrender Feuersbrünſte. Gas und Elektrizität ſind die treueſten Helfer im Hauſe geworden, die ohne Gefahr zu handhaben ſind, wenn alle ſorglichen Vorſchriften im Amgang mit ihnen und ihren Geräten peinlichſt befolgt werden. Und doch hört man immer wieder, wier ſchadhaft gewordene Gasleitungen mit 5 und Land wirtſchaft. brennendem Streichholz abgeleuchtet, ſchad⸗ hafte Gasſchläuche nicht a e aus⸗ Fee 11 585 Brdabe für en 1 50 ewechlelt die Gasgäßne nich ſorgich ge. gewerblichen Betrieb Neſchäftigten iſt ge. ſchloſſen, Badeöfen falſch bedient, elektriſche] naue Beachtung der von ſeiner Berufs- Lichtleitungen und ihre Sicherungen leicht⸗ genoſſenſchaft erlaſſenen Unfallverhütungs⸗ fertig geflickt, elektriſche Plätteiſen nach P 1 Harn end babteſche Bos 35 16 nicht ausgeschaltet werden ſchriften zur Brandverhütung und über das e 1% i, 955 1 bei Bränden enthalten. 55 iter, Ange e und Arbeiter, die er⸗ Die ſchlimmſbe Strafe aber iſt die Ge⸗ e 1 5 120 1 7 1 wiſſensqual, die uns nie loslaſſen würde, auf Grun jähriger Er⸗ weun durch unſer Verſchulden ein anderer fahrungen durchgearbeiteten Sondervor⸗ undheit verlieren ſchriften aufs peiuli e beachten. Aird ben oder, chef eit Numer wieder iſt's das leichtſinnig an⸗ Feuerſchutz in Gewerbe N ——[—.— 5 2 Gchützt Leben und Sachwerte. Die durch Unkenntnis und Fahrläſſigkeit ent⸗ ſtehenden Feuerſchäden vermehren ſich von Jahr zu Jahr! Aufklärung tut hier not! „Feuerverhütung! Das Büchlein für alle“, die von der Arbeits und Intereſſengemeinſchaft deutſcher Feuerwehrorgane zür Feuerſchutz⸗ Woche herausgegebene offizielle Aufklärungs⸗ broſchüre, iſt das Aufklärungsmittel, das anläß⸗ lich der Feuerſchutz-Woche möglichſt in die Hand eines jeden Deulſchen gelangen ſollie. In dieſer Broſchüre ſind alle Möglichkeiten der Feuer⸗ verhütung im Heim und im öffentlichen Leben, in Stadt und Land, Schule und Beruf, bei der 1 re Arbeit und bei der Erholung, wie überhaupt in febeffchutz-Woche. u Saen e e, Apri f ö re uſtrierten l n wi s richtige e e Apen een Verhalten be. Tardfnen gedeln, Maßnahrkn EU me f zur erſten Hilſe besprochen, die aufopfernde Ceſnefnschaff deutscher Arbeit der Feuerwehe geſchildert und vieles mehr. 4. broſchüre„Feuerverhütung! Das Büchlein für alle“ zeigt einfach, klar und dennoch umfaſſend, was jeder einzelne über die Feuerverhütung und Bekämpfung wiſſen muß. Ihre weiteſte Verbreitung liegt im Jeder an ſeinem Teile, der Berufstätige, der Städter und der Landmann, der Haus⸗ geben ſich auch für die Zukunft die Mittel[vater und jeder Familienangehörige muß ſo als zuverläſſiges Glied einer großen werden. Doch dazu tut unermüdliche Auf⸗ dete! Streichholz. der achtlos fort⸗ och N Hauen in Hlfte, El wege geworfene Zigarettenſtummel, die herum⸗ liegende fettige, zur Selbſtentzündung nei⸗ gende Putzwolle, irgendeine andere leicht vermeidbare, geradezu verbrecheriſche Un⸗ bedachtſamkeit oder Achtloſigkeit, die große Brände verurſacht. Das gilt ganz beſonders auch für die Landwirtſchaft. Gegen vielfältige Feuers⸗ gefahren muß ſich der Landwirt ſchützen! Es iſt ja bekannt, wie leicht friſches oder feucht gewordenes Gras und Heu zur Selbſtentzündung neigen, jedermann weiß auch, mit welcher unfaßbaren Geſchwindig⸗ keit das Feuer ſich durch Stroh, Häckſel oder Getreide ausdehnt. Die ſorgſame Pflege und dauernde Ueberwachung aller elektriſchen Anlagen und Maſchinen, die beſonders vorſichtige Behandlung von Verbrennungsmotoren und feuergefährlichen Stoffen iſt das drin⸗ gendſte Gebot für jeden Landwirt! Ebenſo iſt es von größter Bedeutung, ſich gegen Blitzgefahr durch die Errichtung vorſchriftsmäßiger Schutzanlagen zu ſichern. Man denke ſtets daran, daß gerade auf dem Lande, das nicht über die Jeuer⸗ bekämpfungsmittel nach Art der Großſtadt verfügt, die Feuer⸗ Verhütung oberſte Pflicht n iſt! bernheimer Tageblatt—. Bternhetmer Nachrichten) Viernheimer k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeſtige illustrierte Ae täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. onntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim — recher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Deutſches Reich Neuköllner Schülerſtreik macht Schule. enb. Berlin, 8. April.(Eigene Meldung.) Nach dem Vorbild des Schülerſtreiks in Neukölln ha⸗ ben jetzt auch die Hamburger Kommuniſten Ver— ſuche eingeleitet,„revolutionäre Kinder-Aktionen“ in den Schulen des Stadtteils St. Pauli durch- zuführen. Zu dieſem Zweck ſind, wie das„Ber⸗ liner Tagebl.“ berichtet, von dort kommuniſtiſche Schülerzeitungen dieſen Schulen zur Vertei⸗ hing gelangt, in en den Schülern nahegelegt wird, den Gehorſan zu verweigern und offen gegen die Erzieher zu rebellieren. Reichsausſcht; ber Zentrumspartei enb Berlin, 7. April.(Eigene Meldung). Der Reichsausſchuß der Deutſche Zentrumspartei ſetzte heute gewiſſermaßen ine fiziell ſeine Ver- handlungen über Fragen des Ausbaues der Par⸗ teiorganiſation und verſtärkte Werbearbeit fort. In einer längeren Entſchließung heißt es u. a.: Angeſichts der ſtändig wechſelnden Konjunk— tar erſcheint es notwendig, der Reichsregierung entſprechende Ermächtigungen an die Hand zu geben, die eine ſchnelle Anpaſſung der Schutz maßnahmen an die jeweilige Weltmarktlage ge⸗ währleiſten. Die Reſolution ſchließt mit der Auf— forderung, ſchon jetzt alle Möglichkeiten zur Er leichterung auszu den, um unbeſchadet des Endzieles auch ſaͤe den Wein-, Obſt. und Ge⸗ müſebau und die Geflügelhaltung die erforder- liche handelspolitiſche Bewegungsfreiheit zurück⸗ zugewinnen. Zentrum und Reichsbanner, enb Berlin, 8. April.(Eigene Meldung). Von maßgebender Zentrumsſeite wird dem Sozial- zemokratiſchen Preſſedienſt mitgeteilt, daß ſo⸗ wohl im Parteivorſtand, wie im Parteiaus⸗ ſchuß des Zentrums, die am Sonnabend und Sonntag in Berlin tagten, nicht mit einem Wort von einer Loslöſung des Zen trums vom Reichsbanner die Rede geweſen iſt und entſpre— hende Erwägungen in den maßgebenden In- ſtanzen des Zentrums auch nicht ſchweben.— Die Auslaſſungen einer dem Zentrum naheſte⸗ benden Korreſpondenz, ſind, ſo heißt es weiter, als private Aeußerungen des Herausgebers die— ſer Korreſpondenz zu betrachten. Der Reichsdienſt der deutſchen Preſſe äußert ſich zu dem Verhältnis zwiſchen Zentrum und Reichsbanner. Tatſächlich ſei in leitenden Krei- ſen des Zentrums der Gedanke einer Loslöſung vom Reichsbanner ernſthaft erwogen worden, und zwar mit der Begründung, daß das Reichs- banner ſich vielfach parteipolitiſch im Sinne der ſozialdemokratiſchen Politik betätigt habe. So habe die Berliner örtliche Organiſation des Reichsbanners kürzlich gegen das nieue Reichs ſabinett Stellung genommen. Die Mehrheit der Zentrumspartei ſcheine indeſſen der Auffaſſung zu ſein, daß eine Loslöſung vom Reichsbanner nicht in Frage kommen dürfe, ſondern daß viel⸗ mehr im Gegenteil der Einfluß des Zentrums in der Führung dieſer ation ſtärker als bisher zur Geltung nehra“n rden müſſe, um ige„idern. einzelne Engel 94 „der Wchein for alle U. T. Film- Palast 7 18 ee nsatlon heute gewöhnliche Pfef ier Teufel auf ins U. T. Großes Orches Der größte Erfolg seit Jahren von Freitag ab eine Rekordbesucherzah!— ute Montag 4. Tag u. letzter Tag das Weltrieſenwerk Hörſings Antwort an das Zentrum enb Berlin, 7. April.(Eigene Meldung.) Zu den Ausführungen des parteioffiziöſen„Preſſe⸗ dienſtes des Zentrums“, in denen, wie gemeldet, ſcharfe Angriffe gegen das Reichsbanner gerichtet werden, erklärt der Bundesvorſitzende des Reichsbanners, Oberpräſident a. D. Hörſing, einem Berichterſtatter des„Montagmorgen“ u. a. Sowohl in den einzelnen Organiſationen, wie im Bundesvorſtand des Reichsbanners, dem be⸗ bekanntlich eine ganze Reihe prominenter Zen— trumsmitglieder angehören, beſteht das beſte u. kameradſchaftlichſte Einvernehmen. Dieſes Ein- vernehmen wird auch nicht getrübt werden kön nen, wenn etwa von Zentrumsſeite verſug, werden ſollte, das Reichsbanner zu ſprengen. Ich bin überzeugt, daß auch in einem ſolchen Falle die überwiegende Mehrheit der Zentrumskame⸗ raden dem Reichsbanner die Treue halten werde. Im übrigen iſt es vollkommen unwahr, daß das Reichsbanner ſich zu einer„ſozialiſtiſchen Kampftruppe“ entwickelt habe. Wo der ſtreng überparteiliche Charakter des Reichsbanners ge⸗ fährdet ſchien, iſt der Bundesvorſtand unnach⸗ ſichtlich eingeſchritten. Selbſt, wenn in ein paar Verſammlungen ohne Wiſſen der Bundesleitung ſcharfe Worte gegen das Kabinett gefallen ſind, ſo wäre das kein Grund, den Stab über das n Dienstag, EE 1225 2 Zeitung bei Wieder Anzei 2 0 95 Die einſpaltige Petit olung abgeſtufter Rabatt.— viernheimer Anzeiger (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Wiernh. Volksblatt) eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., 1 nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗ Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Pl. rſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden R inigung Über die Nerarfragen Berlin, 8. April. Das Reichskabinett befaßte ſich in ſeiner geſtrigen Sitzung un⸗ ter dem Vorſitz des Reichskanzlers Dr. Brü⸗ ning auf Grund einer Vorlage des Reichs⸗ miniſters für Ernährung und Landwirt⸗ ſchaft über ein„Geſetz zum Schutze der Landwirtſchaft mit den Agrarfragen. Die mehrſtündige Ausſprache führte zu einer grundſätzlichen Einigung. Eine abſchlie⸗ zende Kabinetsſitzung wird morgen nach⸗ mittag ſtattfinden. Das Agrarprogramm des Reichsernährungs⸗ miniſters. enb. Berlin, 7. April.(Eigene Meldung.) Das Agrarprogramm des Reichsernährungsmi— niſters Dr. Schiele, mit dem ſich das Reichskabi— nett in ſeiner heutigen Sitzung beſchäftigte, ſieht zunächſt, wie wir erfahren, die Beibehaltung der Jahresdurchſchnittspreiſe für Weizen und Rog— gen von 260 bezw. 230 vor. mit der Maßgabe, daß der Reichsernährungsminiſter für Weizen, Roggen. Gerſte, Hafer und Erbſen die Vollmacht erhalten ſoll. die Zölle herauf- oder herunter— ſetzen zu können, wenn ſich dies aus der Ent— wicklung der Wirtſchaftslage als notwendig er— weiſt. Der neue Zollvorſchlag iſt zunächſt für drei Monate befriſtet und ſoll dann erneut ge— prüft werden. Dagegen iſt die Veränderlichkeit für Gerſte, Hafer und Erbſen nach den Vorſchlä— gen des Reichsernährungsminiſters vollkommen ihm überlaſſen. Was die Wiedereinführung der Einfuhrſcheine betrifft, ſo ſollen ſie nach dem Schieleſchen Vorſchlag auch für Rindvieh und Rindfleiſch, Schafe und Schaffleiſch, ſowie Er— zeugniſſe aus der Kartoffel in Frage kommen Eine Wertfeſtſetzung für Einfuhrſcheine iſt dem Vernehmen nach im Geſetz nicht vorgeſehen. Des weiteren enthält der Schieleſche Vorſchlag die Einführung des Beimahlungszwanges, wo— bei anſcheinend keine Fixierung eines feſten Bei— mahlungsverhältniſſes vorgeſehen iſt. Für Speck, Schmalz, Palmin, Talg, Eier, Milch. Graupen, Gries, Stärke und Sago ſind weiterhin Zoll— erhöhungen vorgeſehen worden, die allerdings inſofern auf gewiſſe Schwierigkeiten ſtoßen dürf— ten, als die bisherigen Zollſätze in den Han— delsverträgen gebunden ſind. Der Reichsernäh— rungsminiſter ſordert ſchließlich in ſeinem Agrar— programm die Einſtellung der zollfreien Ein— fuhr von Gefrierfleiſch vom 1. Juli ds. Is. ab. doch dürfte er hierbei, wie bei ſeinen übrigen Vorſchlägen zum Teil auf heftigen Widerſtand bei den übrigen Parteien ſtoßen. Die Mißwirtſchaft bei der Berliner Stadtverwaltung Berlin, 8. April. Am Montag wurde die „Prüfung der Mißwirtſchaft in der Berliner Set waltung“ durch den dafür eingeſetz— ten Unterſuchungsausſchuß des Preußiſchen ndtags fortgeſetzt. Allerdings war der guptzeuge, der frühere Grundſtücksreferent, Stadtret Buſch, wegen einer T ſenoperation nicht ernehmungsfähig, ſodaß ſich der Aus— ſchuß lediglich mit der Entgegennahme eines Referats des Berichterſtatters Abg. Koennecke (Dn.) über die Gutskäufe begnügte. Nach dem Referat wurden die Preiſe für die Gutsan— käufe durch das Dazwiſchentreten von Ver— mit en erheblich in die Höhe getrieben, und zwar war der Endeffekt der Preiſe viel höher als die Bezirksämter hätten bezahlen müſſen. So konnten die Grundſtückshändler Hiller und Genoſſen die erforderlichen Anzahlungen nur aufbringen, wenn ihnen vorher entſprechende Kredie gegeben wurden. Und tatſächlich er— hielt Hiller dreieinhalb Millionen Mark in bar guf drei Jahre zu einem Satz von zwei Prozont unter dem Reichsbankdiskont. Außer dieſem Kredet verſchaffte ſich Hiller 4,3 Millio— nen, die von Buſch, Boeß und Bürgermeiſter Scholz befürwortet wurden. Die Akten ſtellen feſt, daß Hiller ſeine Geſchäfte ſtets mit ſtädti— ſchen Geldern gemacht hat. Der Ausſchuß führt ſeine Unterſuchung am Dienstag fort, in der auch Oberbürgermeiſter 0 Boeß ſeine Zeugenausſagen machen ſoll. Noftenflagen feieul Ainclerbens 125. gebultslag N n N Aus dem großen Kinderumzug: Das Mürchen vom ſtandhaften Zinnſoldaten. Mit großer Pracht wurde der 125. Geburtstag des großen däniſchen Märchendichters Haus Chriſtlan Anderſen in Kopenhagen gefeiert. Schulkinder zogen in den Koſtümen der Mär⸗ chengeſtalten von Anderſen durch die Straßen, die von unermeßlichen Menſchenſcharen be. völkert waren. Auf unſerem Bilde ganz rechts die berühmte Tänzerin Anna Pawlowa, die an dem Umzug teilnahm. e l Jahrgang 2 2 1 4 80 0 7„* 25 227 Haftbefehl gegen Hausbeſitzer Story. Berlin, 7. April. Gegen den flüchtigen Haus- beſitzer Story, der beſchuldigt wird, durch betrü— geriſche Handlungen eine Ermäßigugg der Haus. zinsſteuer um etwa 500 000 Mark gerbeigeführt zu haben, iſt vom Unterſuchungzrichter des Landgerichts 1 Berlin Haftbefehl erlaſſen wor— den. Eiſenbahnunglück. Tokio, 7. April. Bei einem Eiſenbahnun⸗ glück in Oita(Kiuſchau) wurden 17 Perſonen getötet und ſieben ſchwer verletzt. Mädchenmord in Quaritz. Quaritz(Schleſien), 7. April. Heute früh wurde die Staatsanwaltſchaft durch einen Land- jäger von der Auffindung einer Mädchenleiche in einer Sandgrube etwa 200 Meter von Wühl— eiſen entfernt, benachrichtigt. Nach den erſten Feſtſtellungen handelt es ſich um die Leiche der 16jährigen Landwirtstochter Hübner aus Wühl⸗ eiſen. Die Art der Todesurſache konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt werden, doch kommt ein Mord auf alle Fälle in Frage. Die Mordkom— miſſion der Landeskriminalpolizei in Liegnitz iſt ſofort benachrichtigt worden. Die geſamte Land— jägerei des Bezirkes wurde zur Fahndung auf— gerufen. Zwiſchen dem Mörder und ſeinem Op— fer muß ein erbitterter Kampf ſtattgefunden haben, darauf deutet der zerſtampfte Boden hin. Ein verdächtiger Landſtreicher, der am Sonntag abend um 10 Uhr um ein Nachtgquartier bat, iſt feſtgenommen worden. ammieriges Fandungsmanöver des „Hraf Zeppelin“ wib Friedrichshafen. 7. April.(Radio.) Die Landung des„Graf Zeppelin“ der heute vorm. 8.10 Uhr zu ſeiner zweiten diesjährigen Probe— fahrt. die das Luftſchiff in die Schweiz führte, geſtartet war. wurde durch äußerſt heftige Bodenwinde von 6—7 Sekundenmetern er— ſchwert. Durch den immer heftiger werdenden Wind wurde das Luftſchiff zweimal wieder in die Höhe gehoben, wobei ein Mann der Halte— mannſchaft, der das Halteſeil nicht rechtzeitig losließ, aus einer Höhe von 4—5 Metern herab— fiel. Er wurde durch das Sanitätsauto ins Kran⸗ kenhaus gebracht. Ein zweiter Arbeiter konnte durch die Tür der Paſſagiergondel hereingezogen werden. Nachdem zwei Trupps von ca. 100 Mann vom Maybach-Motorenbau noch zu der bereits bedeutend verſtärkten Haltemannſchaft zugeteilt wurden, konnte das Luftſchiff um 4.25 Uhr glatt in die Halle gebracht werden. Der Aufprallpuf— fer an der Paſſagiergondel war durch das ziem- lich ſtarke Aufſetzen abgedrückt worden. Verhaftung des Anarchisten Friedrich Verhaftung des Anarchiſten Friedrich. Berlin, 7. April. Der Polizeipräſident teilt mit: Am Samstag, den 5. April wurde der Schriftſteller und Druckereibeſitzer Ernſt Fried— rich. Gründer und Inhaber des Antikriegsmu— ſeums ſowie Herausgeber der eingegangenen anarchiſtiſchen Wochenſchrift„Die Schwarze Fah— ne“, feſtgenommen. Er war nach den angeſtellten Ermittlungen der politiſchen Polizei dringend verdächtig, kommuniſtiſche Zerſetzungsſchriften für die Polizei und Reichswehr bis in die letzte Zeit hinein gedruckt zu haben. Bei der Durch— ſuchung ſeines Hauſes wurde Beweismaterial dafür gefunden, daß er außer den Zerſetzungs— ſchriften alle bisher erſchienen illegalen Num— mern der Zeitung„Die Rote Front“, Organ des gitfgelöſten Rotfrontkämpferbundes, gedruckt bar. Das Druckmaterial hat er teils aus einem Setz— maſchinenbetrieb in der Kalitzerſtraße, teils von anderer Seite bezogen. Er hat das Druckmate rial ſodann aus eigenen Beſtänden ergänzt un die Zerſetzungsſchriften jedesmal in größerer Auflage in ſeiner eigenen Druckeei nachts ſelbſt gedruckt. Die Druckſchriften trugen entweder ei nen fingierten oder gar keinen Vermerk. Bezüglich der von Friedrich hergeſtellten ille— galen Zerſetzungsſchriften und der regelmäßig illegal erſchienen Zeitung„Die Rote Front“ ſchweben beim Oberreichsanwalt und bei ande ren Gerichtsbehörden zahlreiche Verfahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Aufreizung zum Klaſſenhaß. Aufforderung zur Begehung ſtraf— barer Handlungen und Aufforderng zum Unge— horſam gegen Geſetze und Anordnungen der Obrigkeit. Friedrich wurde dem Vernehmungs⸗ richter zugeführt, der Haftbefehl erlaſſen hat. Aus Heſſen ſha. Aus dem Odenwald, 6. April. Sch we⸗ rer Motorradunfall. Zwiſchen Ebers⸗ bach und Marbach ereignete ſich ein ſchwerer Motorradunfall. Ein mit zwei jungen Leuten beſetztes, in der Richtung nach Erbach fahren des Motorrad ſauſte in ſtarker Geſchwindigkeit über einen Haufen Straßenſchotter in die Müm⸗ ling, wo die Fahrer, die beide Verletzungen erlitten, längere Zeit liegen blieben, bis Hilfe nahte. Der ſchwerer Verletzte. Sobn eines Die Reichsbahnhauptverwaltung hat den am Lohntarif beteiligten Gewerkſchaften mit⸗ geteilt, daß ſie die getroffene Vereinbarung über die Einlegung von Feierſchichten infolge des ſchlechten Verkehrs, aus finanziellen Grün⸗ den nicht mehr einhalten könne. Die finanzielle Lage der deutſchen Reichsbahn hätte ſich durch den immer noch anhaltenden Verkehrsausfall weiterhin verſchlechtert, ſodaß ſie ſich gezwungen ſehe, die Kopfzahl der Arbeiter in den Aus⸗ beſſerungs- und Betriebswerken zu vermin⸗ dern. Die Entlaſſung von weiteren 4000 Ar⸗ beitern ſei nicht mehr aufzuhalten. Der zur Vermeidung von Entlaſſungen unternommene Verſuch durch Arbeitsſtreckung den Perſonal⸗ ſtand in dieſen Werken zu erhalten, ſei völlig fehlgeſchlagen. Sie ſei genötigt, einzelne Werke genz zu ſchließen, in den anderen Werken ab— zubauen. Die Einſchränkung ſoll auf einige Brennpunkte im Reich verteilt werden. Ganz geſchloſſe werden ſollen: Das Reichsbahnausbeſſerungswerk Breslau— Odertor, ein Teil der Lokomotivabteilung Ber— lin⸗Lempelhof, die Lokomotiv- und Waͤgenbau⸗ werkſtätte in Dortmund, desgleichen Oberhauſen und Langenberg. Ebenſo wird die Arbeiter— ſchaft im Bereich der Gruppenverwaltung Bayern, Württemberg und Baden, ſowie Op— laden, entſprechend verringert werden. Im Reichsbahndirektionsbezirk Dresden ſoll das Werk Dresden Friedrichſtadt und ebenſo Mag- deburg-Buckau geſchloſſen werden. Auch wird zur Zeit eine ſtarke Einſchränkung bei den Bahnbetriebswerken und teilweiſe auch beim Oberbau vorgenommen. Insgeſamt ſoll die Kopfzahl der Arbeiter um etwa 15 000 ver⸗ ringert werden. Auf dieſem Weg ſollen etwa 30—35 Millionen Mark Ausgaben erſpart wer⸗ den. Die Vertreter der Tariforganiſationen er⸗ hoben gegen dieſe Einſchränkungen ganz entſchiedenen Proteſt und wieſen darauf hin, daß die angeführten Gründe nicht als ſtichhaltig anerkannt werden könnten. Die Entlaſſung von Arbeitern ſei vermeidbar, wenn die Neichsbahnhauptverwaltung ſich be— reit erkläre, in den Werken die 8⸗ſtündige Ar⸗ beitszeit durchzuführen. Dadurch würden ſo— viele Tagewerke eingeſpart, daß es möglich ſei, über die verkehrsſchwache Zeit ohne Entlaſſun⸗ gen und ohne Vermehrung der Arbeitsloſen— ziffer hinwegzukommen. Auch ſei es nicht rich— tig, daß bei der Reichsbahn allgemein von einem Ardeitsmangel, welcher eine ſolche Maß— nahme rechtfertigen würde, geſprochen werden könnte. Man käme an dem Eindruck nicht vor— hei, daß die Reichsbahn verſuche, einen Druck auf die bisher non der Reichsregierung verwei— gerte Tariferhöhung auszuüben. Man wolle offenbar auf indirektem Wege die geringeren Landwirts Schwobel von Günthersfürſt, erlitt einen Beinbruch. Der zweite iſt mit leichteren Verletzungen davongekommen. ſtz. Groß⸗Hauſen, 7. April. Auf der Land⸗ ſtraße Jägersburg⸗Groß⸗Hauſen ereignete ſich ein ſchwerer Unglücksfall. Der Dienſtknec“ des Beigeordneten Dörlamm war mit Stein⸗ fahre. beſchäftigt. Plötzlich fielen ihm die Zügel aus der Hand und beim Bücken kam er zu Fall und wurde am Kopfe ſchwer verletzt. Die Ueberführung in die Klinik nach Heidel⸗ berg mußte angeordnet werden. Einnahmen auszugleichen ſuchen. Ein Vorgang der, volkswirtſchaftlich und verkehrspolitiſch ge⸗ ſehen, nicht gut geheißen werden kann. Schließlich wieſen die Vertreter darauf hin, daß die Reichsbahnhauptverwaltung ſolche Maßnahmen ſehr leicht nehme. Bei plötzlichen Arbeitsanfall würden dann Aushilfsarbeiter eingeſtellt. Dieſelben würden nachher Tarif⸗ arbeiter. Man ſuche ſich die guten, jungen Ar- beitskräfte heraus und entlaſſe dafür die älte⸗ ren Arbeiter. Solange die Reichsbahnhaupt⸗ verwaltung in der Lage ſei, 24 Millionen Mk. an Leiſtungszulagen jährlich auszugeben, ſei eine derartige Maßnahme mit dem Hinweis auf die finanziellen Schwierigkeiten nicht be⸗ gründet. Auch ſei es nach der moraliſchen Seite nicht einwandfrei, wenn wegen eines vorüber⸗ gehenden ſchwächeren Verkehrs langjährig be— ſa. igte, treue Arbeiter der Arbeitsloſigkeit ſehen, nicht gutgeheißen werden kann. Alle dieſe Einwände konnte die Reichsbahn⸗ hauptverwaltung von ihrem Vorgehen nicht abbringen. Die daufhin mit dem Herrn Generaldirektor Dr. Dorpmüller perſönlich geführten Ver⸗ handlungen zeitigten kein anderes Reſultat. E- klärte ſich lediglich bereit, den Arbeitern der ſtillzulegenden Werke und bei Teilſtillegun⸗ gen, ſowie den Kriegsbeſchädigten, gemäß einer Verfügung vom Jahre 1924, einmalige Uebergangsgebührniſſe zu zahlen. Die Reichsbahn hat durch das neue Reichs— bahngeſetz eine finanzielle Erleichterung leider nicht erfahren. Wenn ſie alljährlich 950 Mill. Mark an Reparationen und Verkehrsſteuern abführen muß, dann wird eine weitere Droſ⸗ ſelung der perſonellen und ſachlichen Ausgaben un usbleiblich ſein. Dieſe Droſſelung wird aber nicht nur das Perſonal hart treffen, die wirt⸗ ſchaftliche Entwicklung nachteilig beeinfluſſen, ſondern die Folgen werden ſich alsbald auch in Behug auf die betriebsſichere Geſtaltung der Reichsbahn, die notwendige Moderniſie— rung, die Aufholung von Rückſtänden im Ober⸗ bau, in der Beſchaffung von rollendem Mate— rial uſw. empfindlich bemerkbar machen. Ob die Heranziehung der Reichsbahn zu Reparationszahlungen in Höhe von 650 Mill. Mark jährlich und die gleichzeitige Abnahme von 345 Millionen Mark Verkehrsſteuer zur Sanierung unſerer Reichsfinanzen, ohne eine Erhöhung ihrer Einkommen zu erzielen, wirt⸗ ſchaftlich der richtige Weg iſt, wird die Zukunft afsbald lehren. Jedenfalls ſtehen die Behand— lung der Reichsbahn ihrem Perſonal gegen— übe und die ihr auferlegten finanziellen Ver⸗ pflich bungen in einem ſchroffen Gegenſatz zu den Verhältniſſen und Verpflichtungen der Reichspoſtverwaltung. 0 Erhöhung der Benzin u. Steuerausſchuß des Reichstages. odz. Berlin, 7. April. Der Steuerausſchuß des Reichstages ſetzte heute ſeine Beratungen über die Deckungsvorlagen fort, und zwar zu⸗ nächſt mit dem Geſetzentwurf über Zolländerun⸗ gen, der im weſentlichen die Zollerhöhungen für Benzin und Benzol betrifft. Miniſterialdirektor Dr. Ernſt er⸗ klärte, man hoffe, daß die Zollerhöhung einen Mehrertrag von 65 Millionen Mark erbringe, davon ſind 40 Millionen für Ueberweiſungen an die Länder beſtimmt, die dieſe Beträge für die Wegeunterhaltung zu verwenden haben. Der Antrag der Regierungsparteien, den Aus⸗ gleichſteuererſatz von 4.80 Mark auf 3.80 Mk. herabzuſetzen, entbehre nicht einer gewiſſen Berechtigung.— Da aber mit der Möglichkeit gerechnet werden muß, daß das Ausland, um ſich den deutſchen Markt zu ſichern, einen Teil des Zolles übernimmt, wird es ſich empfehlen, der Reichsregierung nicht nur eine Ermächti⸗ gung auf Herabſetzung, ſondern gegebenenfalls auch auf Erhöhung des Steuerſatzes zu ertei— len. Reichsfinanzminiſter Dr. Moldenhauer er— klärte ſich einverſtanden mit einem Antrag der Regierungsparteien, der die Regierung zu der Anordnung ermächtigt, daß diejenigen, die Treibſtoffe aus dem Auslande einführen, oder im Inlande herſtellen, einen entſprechen⸗ den Anteil Spiritus zur Verwendung auf Treibſtoffe beziehen müſſen. In der Abſtimmung wurde ein ſozial⸗ demokratiſcher Antrag angenommen, wonach Petroleum von der Zollerhöhung freige— laſſen wird. „Falke“⸗Putſch Ferner wurde ein Antrag des Abg. von Sybel angenommen, worin die Reichsregierung ermächtigt wird, anzuordnen, daß diejenigen, die Treibſtoffe aus dem Auslande einführen, oder im Inlande herſtellen, einen entſprechen⸗ den Anteil Spiritus zur Verwendung als Treibſtoff beziehen. Weiter wurde ein Antrag der hinter der Regierung ſtehenden Parteien angenommen, wonach die Ausgleichsſteuer 3,80 Mark für einen Doppelzentner Eigengewicht beträgt. Die Reichsregierung wird ermächtigt, wenn die wirtſchaftlichen Belange es erfordern, den Steuerſatz zu erhöhen oder zu ermäßigen. Alsdann wurde ein neuer Artikel 4 be⸗ ſchloſſen, demzufolge der Zuſchlag zur Kraft⸗ fahrzeugſteuer für das Rechnungsjahr 1930 auf 10 v. H. herabgeſetzt werden ſoll. Für Kraftdroſchken wird überhaupt kein Zuſchlag erhoben. Artikel 3 über die Mineralölſteuer ſoll am 1. Mai 1930 in Kraft treten. Im übrigen tritt das Geſetz am 15. April 1930 in Kraft. Der Reichsminiſter der Finanzen iſt ermäch⸗ tigt, für die im Geſetz genannten Waren eine Nachverzollung vorzunehmen. Mit dieſen Zuſätzen nahm der Ausſchuß die Regierungsvorlage über Benzin⸗ und Ben⸗ zolzoll an. Es folgte die Beratung des Geſetzes zur Aenderung des Tabakſteuer⸗ und Zuckerſteuer⸗ geſetzes. Nach der Vorlage ſollen die Steuer⸗ läger aufgehoben und die Zahlungsfriſten ver. kürzt werden, bei Tabak von 3½ auf 2 Mon., beim Zucker von 70 auf 40 Tage. Die Weiterberatung wurde auf Dienstag vertagt. vor deutſchem Gericht Die Anklage wegen Menſchenraubes Die abenteuerliche Fahrt des Putſchdampfers Las Palmas, um Früchte zu „Falte“ nach Venezuela wird am 9. April das Hamburger Schwurgericht beſchäftigen. Ange⸗ klagt ſind der Kapitän Ernſt Zipplit und die beiden Reeder Felix Prenzlau und Felix Kra⸗ marſty, die Inhaber der Hamburger Firma Prenzlau und Co. Sie ſtehen unter der Beſchul⸗ digung des Menſchenraubes. Ein Anklage nach dieſem Paragraphen erfolgt zum allererſten Male ſeit Beſtehen des Strafgeſetzes. Die An⸗ klage wirft ihnen vor, daß ſie die Beſatzung des„Falke“ mit Liſt und Drohungen zu aus⸗ ländiſchen Kriegs- und Schiffsdienſten gezwun⸗ gen haben. Die Geſchichte dieſes modernen Seeaben— teuers, die wie eine Erzählung von Kapitän Marryatt anmutet, iſt bekannt. Der Dampfer „Falke“ war von einem Venezolaner namens del Gado gechartet worden, der mit ſeinen Freunden die damalige venezolaniſche Regie— rung ſtürzen und ſich ſelbſt zum Diktator der mittelamerikaniſchen Republik aufſchwingen wollte. Die Mannſchaft war für eine angebliche Filmexpedition nach Süd-Amerika angeheuert worden. Der Hamburger Hafenbehörde wurde bei der Ausfahrt erklärt, das Schiff gehe nach laden. Der Dampfer hatte auch Ladung für Venezuela an Bord, tauſend Kiſten, die in dem polniſchen Hafen Gdingen eingeladen wurden. Dieſe tau⸗ ſend Kiſten enthielten Waffen und Munition. In Sicht der ſüdamerikaniſchen Küſte wurde die Beſatzung von den venezolaniſchen Ver— ſchwörern gezwungen, die Umarbeitung des Handelsdampfers in ein Kriegsſchiff zu dul⸗ den. Es wurden Maſchinengewehre und Revol— rerkanonen an Deck aufgeſtellt. Als dann der große Schlag gegen Venezuela geführt wer⸗ den ſollte, ſtellte ſich aber leider heraus, daß die Venezolaner Wind von dem drohenden Staatsſtreich bekommen hatten. Gleich be! der Landung fiel das ganze Abenteuer ins Waſſer. Es fand ein kurzes Gefecht ſtatt, in deſſen Verlauf der„Diktator“ del Gado verwundet oder tot in die Hände der Regierungstruppen fiel. Dem deutſchen Dampfer„Falke“ blieb weiter nichts übrig, als ſchleunigſt die Anker zu lichten und abzu⸗ dampfen. Er wurde dann in Port of Spain von den engliſchen Behörden als Rebellen— ſchiff beſchlagnahmt und erſt nach langer Zeit freigegeben. Der Rumpf ums dlüch. Roman aus dem Leben von. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg-Saar. (6. Fortſetzung.) Die Arbeiter legten den Verunglückten auf eine Tragbahre, ſo daß er leiſe ſchaukelnd wie in einer Wiege lag. Ze war ein ſtiller Trauerzug, der ſich über das weite Gelände der Werft hinüber und an den mit ihren hohen, ſchwarzen Gerüſten geſpenſter⸗ haft in die Luft ragenden Docks vorbei nach dem Boote begab. Nach der großen Hitze des Tages war eine dunkle, gewitterſchwüle Nacht hereingebrochen. Ein lebhafter Wind wehte von der Elbe herüber und kühlte die heißen Stirnen der Männer, welche die Bahre trugen. Am Himmel jagten ſich drohende Wolkenbal⸗ len; ganz in der Ferne wetterleuchtete es in kur⸗ zen Zeitabſchnitten. Soweit hatte Johannas Kraft ſtandgehalten; ſie ſelbſt hatte mitgeholfen, ihren Vater auf die Bahre zu betten, aber als ihn dann die Männer aufhoben und hinaustrugen, als nun auch ſie dem Zuge folgen und in die kühle Nachtluft hin⸗ austreten wollte, da ſpürte ſie auf einmal, daß ihre Kräfte ſie verließen. Das Bewußtſein des jähen, großen, fürchter⸗ lichen Unglücks, das über ſie hereingebrochen war, kam mit elementarer Gewalt über ſie und anit einem gebrochenen Wehlaut ſank ſie hart an der Tür zu Boden. Erich fing ſie auf. Niemand kümmerte ſich um die beiden Zurückbleibenden und wohl einige Mi⸗ nuten hindurch lag Johanna ohnmächtig in den zur Beſinnung kam. Aber ſie war faſt zu ſchwach zum Gehen, ſie taumelte und Erich mußte ſie kräftiger ſtützen und halten, um mit ihr den ſchon Vorangeſchrittenen nach dem Boote folgen zu können. Dabei wollte er wiederholt tröſtend auf ſie einſprechen. Aber es erſchien ihm alles ſo nichts⸗ ſagend, womit er ſie hätte tröſten können, ſo klein dem großen Unglück gegenüber, daß er ſchwieg und nur ſtumm und warm ihre Hände drückte. Johanna empfand trotz allen Schmerzes die Innigkeit dieſes ſtummen Troſtes als eine Wohl⸗ tat. Es war ſchon ſpät in der Nacht, als man in der Klinik von Doktor Kirchberg anlangte, wo der berühmte Chirurg zum Glück perſönlich an⸗ weſend war und die Aufnahme des Verunglück⸗ ten ſelber leiten konnte. Er verſprach auch, ſo⸗ fort die eingehendſte Unterſuchung vorzuneh⸗ men. So gern Johanna auch bei ihrem Vater ge⸗ blieben wäre, es wurde ihr abgeſchlagen, und ſo mußte ſie denn den Heimweg antreten. Erich war ihr gefolgt; er belohnte die Ar⸗ beiter, die ſich freiwillig an der Hilfeleiſtung be⸗ teiligt hatten, reichlich, und als dieſe ſich darauf⸗ hin entfernten, ſtand er wieder mit dem jungen Mädchen allein auf der nächtlichen Straße. Die Klinik des Doktors Kirchberg lag zwiſchen den Vorſtädten Rotterbaum und Eimsbüttel in der Nähe des Schlumps. Die Straße lag ein⸗ ſam und menſchenleer mit den hohen, ſchattigen Bäumen da, nur vereinzelte Laternen zeigten noch den Weg an. Johanna wollte ſich von Erich verabſchieden, er aber hielt ſie zurück. Sie können doch jetzt nicht allein nach Haufe gehen, ich werde Sie wenigſtens ein Stück be⸗ gleiten!“ Armen des jungen Fabrikherrn, ehe ſie wieder Johanna nickte nur und ſetzte ihren Weg fort, ihr leiſes Weinen hinter dem Taſchentuch verber— gend. Erich ſchritt wider ſtumm an ihrer Seite ein⸗ her; er fand noch immer nicht die richtigen Wor— te, um mit ihr über das Unglück zu ſprechen, das ſie beide betroffen hatte. Erſt nach einer geraumen Weile fragte er leiſe:„Wo wohnen Sie denn, Fräulein Johan⸗ na?“ „Wo wir immer gewohnt haben, auf St. Pauli in der Marienſtraße. Sie werden ſich unſerer Wohnung wohl noch erinnern, Sie wa⸗ ren ja als Knabe oftmals bei uns!“ „Aber,“ ſagte er plötzlich, indem er ſo ſeinen Gedanken folgte, ſich erſt jetzt ſo recht darüber klar werdend,„wenn Sie jetzt nach Hauſe kom⸗ men, ſind Sie ja ganz allein!“ Johanna erwiderte nichts, Erich hörte nur an ihrem Schluchzen daß ihre Tränen wieder reich⸗ licher floſſen, und ſo fuhr er, vom innigſten Mit⸗ gefühl getrieben fort: „Das geht doch nicht, Fräulein Johanna! Es iſt doch unmöglich, daß Sie jetzt mit ihrem Schmerz, dem ganzen fürchterlichen Weh im Her⸗ zen, welches die letzten Stunden über Sie ge⸗ bracht haben, allein in die verödeten vier Wände Ihrer Wohnung zurückkehren. Das wäre ja—— nein nein,“ unterbrach er ſich ſelbſt,„un⸗ ter keinen Umſtänden kann ich das zugeben. Sie können und dürfen in dieſer Verfaſſung und un⸗ ter dieſen Umſtänden nicht allein ſein. Sie müſ⸗ ſen mit mir zu meiner Mutter, in unſer Haus kommen!“ Nicht weiter kam er; faſt heftig wehrte Jo⸗ hanna ab, während es gleichzeitig wie ein wil⸗ des Erſchrecken über ihre Züge ging, welches die Bläſſe derſelben ſich noch vertiefen unb ihre Augen ſich wie vor etwas Furchtbarem erweitern ließ,— wie ein Erſchrecken, wovor? Sichtlich große Ueberwindung bereitete es dem jungen Mädchen, hervorzubringen:„Ich bin es gewohnt, ſeit dem Tode meiner Mutter bin ich faſt immer allein; den Vater habe ich immer nur auf Stunden im Hauſe, und ſo bin ich darauf angewieſen, mich mit mir ſelbſt zu beſchäftigen. Ich habe mich in dieſer Einſamkeft glücklich ge⸗ fühlt und ich werde auch das Unglück in der Ein⸗ ſamkeit beſſer ertragen, als wenn ich meine Trä⸗ nen vor den Memſchen verbergen müßte.“ Erich wollte noch weitere Einwendungen ma⸗ chen, aber Johanna ſchnitt ſie ihm ab:„Bitte, laſſen Sie mich in meine Wohnung zurückkehren, vergönnen Sie mir den Troſt der Einſamkeit!“ „Sie ſind ein ſtarker Charakter!“ ſagte Erich und drückte ihr die Hand, dann ſprach er nicht mehr davon. Sie waren inzwiſchen in eine belebtere Ge⸗ gend gekommen. Erich rief eine vorüberfahrende Droſchke an, er hob Johanna hinein und nannte dem Droſchkenkutſcher Straße und Hausnummer von Johannas Wohnung. In dem klappernden Gefährt, in das nur vereinzelte letzte Straßenlaternen ihr flackerndes Licht warfen, fand Erich endlich den Mut, dem jungen Mädchen, das noch immer leiſe weinend neben ihm ſaß, zu ſagen, was ihm ſo ſchwer auf dem Herzen lag. „Fräulein Johanna,“ fing er mit zitternder Stimme an,„ich— ich trage die Schuld an dem Unglücksfall, der Ihren Vater betroffen hat! Ich habe dieſe vaſtloſe Arbeit angeordnet, welche ihn ſo übermüdet hat, daß dieſes heute geſchehen konnte!“ Johanna wollte etwas einwenden, aber Erich fuhr fort: ohne ſich unterbrechen zu laſſen:„Ich habe allerdings Ihrem Vater, als er nicht gleich auf meine Neuerungen eingehen wollte, ange⸗ deutet, daß er nicht mehr jung und friſch genung ſei, um meine Pläne zu verſtehen. (Fortſetzung folgt.) ———— monde Schwetzingen, 6. April.(Schwetzinger Spargelfeſt.) Das Spargelfeſt findet in die⸗ ſem Jahre am 31. Mai, 1. und 2. Juni ſtatt. Den Glanzpunkt ſoll wieder eine Rokoko⸗Aufführung bilden, deren großer Erfolg vom letzten Jahre her noch in aller Erinnerung ſteht. Ungſtein, 6. April.(Die erſten Spar- gel.) Dieſer Tage konnte hier der Landwirt Ph. Georgens auf ſeinem Grundſtück in der Gemar. kung Faſanerie den erſten Spargel ſtechen. Rehborn, 6. April.(Schadenfeuer.) Am Freitag abend brannte das Anweſen des Land wirts Joſ. Schappert auf dem Schreckhof voll. ſtändig nieder. Mehrere Scheunen und Vorrats— räume ſowie das Wohnhaus wurden von den Flammen vernichtet. Die Feuerwehren von Reh. born und Lettweiler konnten nur wenig retten. Die Entſtehungsurſache wird auf Brandſtiftung zurſickgeführt. Am 17. Februar ds. Is. brannte das Anweſen von K. Schappert, einem Bruder von Joſ. Schappert, nieder. Alte Bingen, o. Apr. Gin Brie aus oem Gefängnis. Der zum Tode verurteilte frühere Binger Arzt Peter Richter hat an eine Kölner Korreſpondenz, einen Brief ge— richtet, in dem er bittet, der Oeffentlichkeit mit⸗ zuteilen, daß von ſeinen angeblichen und in der Preſſe behaupteten Selbſtmordabſichten nicht die Rede ſei. Er habe niemals Selbſtmord⸗ abſichten gehabt oder geäußert, geſchweige denn diesbezügliche Verſuche gemacht. Weiter heißt es in dem Schreiben:„Seit 11. Januar 1930 liege ich allein. Sie mögen erſehen, daß auch die Anſtaltsleitung Bonn keine Befürch— tungen dieſer Art hat.“ 725 Achern, 6. April. In die Trans miſ⸗ ſi geraten. Der 19 jährige Wilhelm Sonntag vor Sasbach geriet beim Auflegen eines Treibriemens in die Transmiſſion und wurde herumgeſchleudert. Er brach beide Oberarme und den rechten Oberſchenkel. Rottweil, 6. April. Von einem Reh⸗ bock angefallen. In Tailfingen wurde ein im Garten des Fabrikanten Schmid mit Gra⸗ſäen beſchäftigter älterer Arbeiter von einem Rehbock angefallen und ſo übel zuge⸗ richtet, daß er ſchwerverletzt ins Kranken- haus eingeliefert werden mußte. Rockenhauſen, 6. April. Schneller Tod. Infolge einer Infektion, die er beim Säen von Düngemitteln erlitt, ſtarb geſtern Nachmittag nach nn: 2⸗tägigem Krankſein Peter Grogro im Alter von erſt 56 Jahren. Oruß⸗Bockenheim, 6. Apr.(Viel Schwein) Der Landwirt Jakob Lauermann ſchlachtete ein Schwein, das 584 Pfund Schlachtgewicht hatte. Klein⸗Krotzenburg, 6. April. Den Ehe⸗ mann mit der Spiritusflaſche er⸗ ſchlagen. Geſtern früh gegen 3,30 Uhr er— eignete ſich hier eine ſchreckliche Familien— tragödie. Der 35 jährige erwerbsloſe Johan⸗ nes Gadhoff hatte ſeine Erwerbsloſen⸗ unterſtützung aus Seligenſtadt abgeholt und bei dieſer Gelegenheit reichlich dem Alkohol zugeſprochen. Erſt gegen 3,30 Uhr früh kehrte er in ſtark betrunkenem Zuſtand nach Hauſe zurück, wo er ſofort Streit mit ſeiner Frau begann. Die Frau war gerade im Begriff, auf einem Spirituskocher Milch für ihr halb— jähriges Kind zu wärmen, als der betrunkene Ehemann tätlich gegen ſie vorging. In höchſter Bedrängnis ſchlug die Frau dem Angreifer eine Spiritusflaſche, die ſie gerade in der Hand hatte, derart wuchtig auf den Kopf, daß die— ſer mit einem Schädelbruch tot zuſammenbrach. Nundfunk⸗ Programm Frankfurt. Mittwoch, 9. April. 6.15 Morgengymnaſtik, Wetter, Zeit, 6.45 Gymnaſtik, 12.00 Nachrichten, 12.30 Schallplat- tenkonzert, 12.55 Nauener Zeitzerchen, 13.30 Werbekonzert. 15.00 Jugendſtunde, 16.00 Kon— zert, 19.05„Aufgaben und Praxis des Natur— ſchutzes“, 18,35„Geſchichte und Bereutung der Frankfurter Frühjahrsmeſſe von 1330-1930“, 19.05 Uebertragung von Stuttgart, 19.30„In einem Bergwerk“, 20.00 Stunde für Laienmuſi⸗ zieren“, 20.45„Dichtungen von Walter Bauer“ 0 bis Schluß: Uebertragung von Stuttgart. Stuttgart. Mittwoch, 9. April. 6.15 und 6.45 Morgengymnaſtik, 10.00 Schall⸗ plattenkonzert, 11.00 Nachrichten, 12.00 Prome— nadenkonzert, 13.00 Schallplattenkonzert, 13.30 Wetter und Nachrichtendienſt, anſchl. Schall— plattenkonzert, 15.00 Uebertragung von Frank— furt, 17.45 Zeit, Wetter, Landwirtſchaft, 18.05 „Allerlei afrikaniſche Plagegeiſter“, 18.35 Eſpe— ranto, 19.00 Zeit, 19.05„Cecil Rhodel und Joſ. Chamberlain“, 19.30 Uebertragung von Frank— furt, 21.30 Klavierkonzert, 21.55 Zeitgenöſſiſche Muſik, 22.30 Nachrichtendienſt. Mainz, 6. April.(Von einem Beſat⸗ zungsauto überfahren.) Als der 14jähr. Hausburſche Franz Neßler, aus der Forſterſtraße kommend mit ſeinem Fahrrade in die Kaiſer— ſtraße einbog, geriet er in das Gleis der Stra— ßenbahn und kam im ſelben Moment zum Sturz, als ein franzöſiſches Auto in voller Fahrt die Kuiſerſtraße vom Rhein herkommend die Stelle paſſierte. Da für das letztere ein Aus⸗ weichen nicht mehr moglich war, rannte es den Daliegenden an, wobei dieſer einen Beinbruch und ſtarke Kopfverletzungen davontrug. Ein in der Nähe wohnender Arzt legte dem Bewußt⸗ loſen auf der Sanitätswache einen erſten Not⸗ verband an, worauf der Verletzte durch das Sa⸗ nitätsauto nach dem Städtiſchen Krankenhaus überführt wurde. Dr. Eckener(links) beſpricht mit dem Chef der amerikaniſchen Luftflotte Erneſt Jahnke die Einzelheiten der großzügigen Luftſchifflinie Deutſchland⸗Sevilla-U. S. A., deren Zuſtande— kommen durch Vertrag zwiſchen Luftſchiffbau Friedrichshafen und der amerikaniſchen Good ear Zeppeline Co. jetzt endgültig geſichert wurde. Die Linie ſoll durch„Graf Zeppelin“ und weitere 3 Luftſchiffe befahren werden, die in Friedrichshafen und Akron U. S. werden. A.) gebaut Tokale Hachrichten Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Diebſtahl; 1 wegen Betteln und 4 wegen groben Unfugs(Fuß⸗ ballſpielen auf der Straße.) * Evangeliſche Gemeinde Viernheim. Am Sonntag, den 6. April, abends 8 Uhr, fand bei ſehr guter Beteiligung in der evangeliſchen Kirche eine kirchenmuſikaliſche Feierſtunde ſtatt. Was zum Vortrag kam, ſtellte eine Auswahl aus den ſchönſten und berühmteſten Werken unſerer klaſſ. Meiſter(J. S. Bach, Händel, Beethoven u.a.) dar. Von den Darſtellern verdienen die auswärtigen beſondere Erwähnung: Der Geſang von Fräulein Iſa Blaue-Geißler-Karlsruhe zeugte von einer guten ſtimmlichen und mufikaliſchen Begabung und von einer hervorragenden Durchbildung; das techniſch und muſikaliſch außerordentlich ſchwierige Sopran⸗Solo aus der Johannespaſſion(bearbeitet für Sopran, Flöte und Orgel) war eine Glanz— leiſtung. Mit größter techniſcher Vollkommenheit ſpielten Herr Profeſſor Mang-Weinheim (Flöte und Oboe) und Herr Muſikſchüler Komba- Lampertheim(Violine); ihr hervor— ragendes Können zeigte ſich beſonders bei den bei— den Händel'ſchen Sätzen(für Flöte, Violine und Orgel). Auch alle Viernheimer Mitwir— kenden gaben zum Gelingen des Abends ihr Beſtes, ſo daß ſelbſt eine künſtleriſch an- ſpruchsvolle Zuhörerſchaft durchaus befriedigt wer— den konnte. § Die Schluß ⸗Mebung der Freiwilligen Sanitätskolonne fand am Freitag Abend ſtatt und nahm einen ſehr rührigen Verlauf. Zur Nachtübung am OEG.⸗Bahnhof, wo ein Zugzuſammenſtoß imi— tiert war, wurde um halb 9 Uhr alarmiert. Ganz kurze Zeit darauf kamen die Sauitäter mit Trag- bahren, Verbandsmaterial ete. angelaufen und machten ſich ſofort an das Bergen und Verbinden der Verwundeten. Hier wurde ein Beinbruch, dort Knochenzerſplitterung uſw. uſw. behandelt. Die an- geblich Verwundeten wurden ſogar durch die Fenſter abtransportiert und in den Warteraum gebracht. Hier nahm nun der Kolonnenarzt Herr Dr. med. Günther die Prüfung ab und erteilte gute Rat- ſchläge. Den zahlreich erſchienenen Zuſchauern wurde gezeigt, daß die Freiw. Sanitätskolonne eine im Dienſte f der Menſchheit ſtehende Organiſation iſt, die zu jeder Zeit ſchlag- und hilfsbereit daſteht. [Schwerathletin. Der Verein für Sport⸗ und Körperpflege 1896 gibt am 18. Mai ein ſelten ſportliches Ereignis für ganz Viernheim. Hat er doch den mehrjährigen Bundesmeiſter zu einem Freundſchaftskampf im Ringen und Stemmen verpflichtet. Kraftſportklub Frieſenheim 1927 der die hieſige Ringermannſchaft in den Gruppenkämp⸗ fen 6—8 in Köln beſiegte, verfügt über eine Elite Mannſchaft und ſteht immer noch unbeſiegt da. Für dieſen Großkampftag möchte alle Intereſſenten aufmerkſam gemacht werden. eine muß die Zugkraft für dieſen Tag ausgeübt werden. 1,3 Millionen geante. 1304 708 Perſonen beſchaͤftigt die öffentliche Verwaltung in Deutſchland. *Jungſchweinemarkt in Weinheim Wegen Ausbruch der Maul- und Klauenſeuche in verſchiedenen Kreisgemeinden wurde der Ferkel— markt, der am 9. April ſtattfinden ſollte, verboten. Circus Gleich kommt. Der weltbe⸗ kannte Circus Gleich, der Gigant unter den Circuſſen Europas, wird in nächſter Zeit in unſere engere Heimat kommen, um ein Gaſtſpiel zu geben. Circus Gleich befindet ſich zur Zeit noch in Italien und erntet dort große Erfolge. a»Die vier Teufel, dieſes prachtvolle Filmwerk, wird heute Dienstag Abend nochmals im U.⸗T.⸗Filmpalaſt gezeigt und zwar zum Eingeits⸗ Eintrittspreis von 40 Pfg. pro Perſon. Niemand ſollte verſäumen, ſich dieſes Filmwerk anzuſehen. Sport u. Spiel DIK⸗Sport Ein eindrucksvoller Sieg. Viernheim 1.— Lanz⸗Maunſchaft Mannheim 4:2 Sonſtige Reſultate: Viernheim Privat— Laudenbach 1. Viernheim jr.— Neckarau 1. Jug. Viernheim Jug.— Neckarau 2. Jug. Voranzeige für den nächſteu Sonutag, ½ 3 Uhr Das erſte große Kreisſpiel in Viernheim Viernheim— Niederbrechen. Waldſportplatz Vereins- und Trainingsabende der Sportygg. Amicitia 09 e. V., Waldſportplatz mit eigenem Vereinshaus und Cafe-Reſtauraut. Dienstag und Donnerstag abend 6 Uhr: 1. M. mit Erſatzleuten Training unter Leitung des Sportlehrers. Mittwoch abend halb 6 Uhr: 2. Sport. Donnerstag abend 6 Uhr: Alte Herren-Mannſchaft, Training und Nenaufſtellung. Freitag abend ab 6 Uhr: alle Jugendmannſchaften Lauftraining. Freitag abend 9 Uhr: Spielausſchuß Sitzung und Jugendausſchuß, alle Herren vollzählig und pünktlich erſcheinen. Sonntag, den 13. April auf dem Waldſportplatz: Freundſchaftsſpiel gegen FC. Frankonia 1896 Karlsruhe. Die Sportleitung. 2:2 4: 3. 4:1. und 3. M. in Turngenoſſenſchaft 1893 Die 1. Mſchft. gewinnt in Rheinau 211 7 ieſen— und die hieſigen Vereine zwecks Doppelveranſtaltung a Weit hinaus über die ſportlichen Anhänger und ſporttreibenden Ver- während die 2. Mſchft. 113 verliert. Wochenplan: Dienstag ab halb 6 Uhr: 1. u. 2. M. Fußball- training. Halb 9 Uhr Turnſtunde. Mittwoch ab halb 6 Uhr: Training der Jugend Fußball. Donnerstag: Training der Handballer und Leicht— athleten. Abends halb 9 Uhr: Turnſtunde der Turnerinnen. Freitag halb 9 Uhr: Turnſtunde für Turner und Hallentraining für Fußballer und Leichtathleten. Anſchließend Spielerverſammlung. Es darf nur in Sportkleidung trainiert werden. Seeed eee ee Uereins-Anzeiger Unter dieſer Rubrik wird Vergnügungsanzeigen keine Aufnahme gewährt— Sänger Einheit. Dieſe Woche findet keine Singſtunde ſtatt. Der Verein beſucht am kom— menden Sonntag das Palmſonntagskonzert des Brudervereins„Frohſiun“ Käfertal. Programme die zum Eintritt berechtigen, ſind zu 1 Rm. bei den Herren Dölcher, Zöller, Nik. Schneider und im Freiſchütz erhältlich. Abf. 2,16 Uhr OEG. Auch ſind hierzu die paſſiven u. Ehrenmitglieder nebſt Angehörigen herzl. eingeladen. 125 Der Vorſtand. Turnerbund. Für Turnerinnen iſt am Mitt- woch abend Turnſtunde. Der Turnwart. Neichsbund der Kriegsbeſchädigten, ehem. Kriegs- teilnehmer u. Kriegerhinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim. Zur Wahl der Delegierten zu dem am 25. Mai in Mainz ſtattfindenden 5. Reichs- bundestag, findet am Freitag, den 11. April, abends halb 9 Uhr im Gafthaus z.„Eichbaum“ eine dringende Mitgliederverſammlung mit Be— richterſtattung von der Kreiskonferenz ſtatt. Jedes Mitglied iſt ſatzungsgemäß verpflichtet ſeinen Stimmzettel zu dieſer Urwahl abzugeben. Wahlvorſchläge u. Stimmzettel liegen im Wahl⸗ 3344 11 lokal auf. Unter Hinweis auf die Wahlpflicht ladet alle Mitglieder freundl. ein f Der Vorſtand. Verein f. Ip. u. Rörperpflege. Die regelmäßigen Uebungsſtunden finden wieder Mittwochs und Samstags ſtatt. Um pünktliches und vollzähliges Erſcheinen der Aktivität bittet Der Uebungsleiter. Die Anett lte 1 Beratungsſtunde für Lungenkrankbe (Tuberkuloſe) morgen Mittwoch fällt aus. Die nächſte Beratungsſtunde findet Mittwoch nach Oſtern ſtatt. Weinheimer Schmeinemarkt. Zugeführt: 359 Stück Verkauft: 278 Stück Milchſchweine das Stück 25— 35 Mk. Läufer das Stück von 40— 45 Mk. Mord und Selbſtmord im Grunewald. Im Grunewald nahe der alten Teltower Poſt— ſtraße wurde von zwei Spaziergängern ein klei— ner Knabe tot aufgefſunden. Während die Poli— zei noch mit den Feſtſtellungen beſchäftigt war, lief eine Meldung ein, daß aus dem Schlachten⸗ See, nahe dem Ufer, die Leiche eines Mannes geborgen worden ſei. In einer Aktentaſche, die der Selbſtmörder am Ufer zurückgelaſſen hatte, war ein Zettel, der lautete:„An den Staat! Mein letzter Wunſch! Kein Aufſehen, keine Be⸗ läſtigung meiner Angehörigen. Mich irgendwo eingraben, meinetwegen auch ohne Sarg. Auf keinen Fall meine Angehörigen in Anſpruch neh— men, denn ich habe für den Staat genug getan. Grund zur Tat: Völliger Nerven- und Seelen⸗ zuſammenbruch, völlige wirtſchaftliche Kataſtrophe. Guſtav Linde, 6. April, 3 Uhr morgens.“ Es ſtellie ſich alsbald heraus, daß der erſchoſ— ſene Mann der Vater des tot aufgefundenen Kindes war, und daß er ſeinen Sohn durch einen Schuß in den Kopf und ſich ebenfalls durch einen Kopfſchuß getötet hatte. Nachforſchungen ergaben, daß der Mord und Selbſtmord ſeinen Grund tatſächlich in dem wirtſchaftlichen Zuſam⸗ menbruch und in der unglücklichen Ehe Lindes hat. Linde, der aus Schusdorf im Kreiſe Sol— din ſtammt, beſaß früher zwei Güter, die er auf— geben mußte. 5 r Handel und Induſtrie Amtl. Frankfurter Getreidebericht vom 7. April. Weizen 28.75-29.00, Roggen 19.59. Sommer- gerſte 2020.50, Hafer inl. 18.5) 19, Weizen— mehl ſüdd. 41.75— 42,75, niederrhera. 41.56—12 50, Roggenmehl 27.75-28.75, Weizenklue 9.J5— 9.35, Roggenkleie 10.25-10.50.— Tendenz: feſt. Maunheimer Produktenbericht. Mannheim, 7. April. Inl. Weizen 29.50, aus- länd. 29.75— 32.75, inl. Roggen 19.50—20.00, aus- länd. Hafer 18—19, Braugerſte aus hieſiger Ge— gend 21—23, Futtergerſte 1717.50, Mais mit Sack 20—20.25, ſüdd. Weizenmehl Spezial Nu! 42.50, ſüdd. Weizenauszugsmehl 46.50, ſüddeut- ſches Weizenbrotmehl 28.50. ſüdd. Roggenmehl 60—70proz. Ausm. 27.75— 31.75. Kleie 9.50—9.75, Biertreber mit Sack 12.00—12.50, Leinſaat 38. Frankfurter Viehmarkt. Ochſen 46—59, Bullen 4858. Färſen 50—60, Kälber 68—83. Schafe nicht no— tiert Schweine von über 300 Pid. 39-70. von 240-300 Pfd. 69—70, von 200-24) Pfd. 7081, von 160—200 Pfund 70—71, 129-100 Pfo. 67.— 69. unter 120 Pfd.—. Kithe 3450, Mannheimer Viehmarkt. Mannheim, 7. April. Bezahlt wurden für Ochſen 37—59, Bullen 42—53, Kühe 16—47, Fär— ſen 42—60, Kälber 56—86, Schafe 4446, Schwei— ne 58—71, Ziegen nicht notiert. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, langſam, geräumt, mit Kälbern lebhaft, ausverkauft. Mit Schweinen lebhaft. ausverkauft. Der Pferde- und Groß— viehmarkt findet am Dienstag, den 15. April 1930 ſtatt. Königin Viktoria von Schweden. eine Enkelin Kaiſer Wilhelms 1., die in Rom im 68. Lebensjahr von langjähriger Krankheit durch einen Herzſchlag erlöſt wurde. „