5 Das Reichsehrenmal Von dem früheren Reichskanzler Dr. Cuno als Vorſitzendem des Vereins Reichsausſchuß für das Reichsehrenmal e. V. geht uns ein Aufruf zur Schaffung eines Reichsehrenmales ſowie ein von namhaften Künſtlern hierzu verfaßtes Gutachten zu. Dem Reichsausſchuß gehören eine größere Anzahl bekannter Perſönlich⸗ keiten an: Dr. B. Drews, Exz. Staatsminiſter a. D., als ſtellvertretender Vorſitzender, Geheimrat Prof. Bodo Ebhardt⸗Berlin, Dr. h. c. Freiherr v. Biegeleben-München, Exz. Geſandter a. D., Dr. Dieckmann, Landos⸗ hauptmann der Provinz Weſtfalen, Münſter, Oberpräſident der Rhein ⸗ provinz Dr. h. c. Fuchs Koblenz, Oberpräſident der Provinz Weſtfalen Gronowski-Münſter, Landrat a. D. Dr. Karl Haniel, Gute Hoffnungs⸗ hütte, Dr. Horion, Landeshauptmann der Rheinprovinz, Düſſeldorf, Oberbürgermeiſter Dr. Külb⸗Mainz, Oberbürgermeiſter a. D. Paul Mitzlaff⸗Berlin, Staatsminiſter Dr. Schweyer⸗München, Dr. h. c. E. G. v. Stauß Berlin, Direktor der Deutſchen Bank und Disconto-Geſellſchaft, Generaldirektor Dr. h. c. Albert Vögler⸗Dortmund. Aufruf Seit dem Ende des großen Geſchehens des Weltkrieges empfinde jeder Deutſchees als heilige Pflicht, den Toten zum Gedächtnis den Lebenden zur Erinnerung und den kommenden Ge— ſchlechtern zur Mahnung ein Ehrenmal deutſchen Ringens um Heimat und Freiheit zu errichten, das aller Welt und aller Zeit Kunde gibt von treuer und tiefempfundener Dankbarkeit gegen alle Brüder, die für uns ihr Leben eingeſetzt, und von dem Gelöbnis, uns ihrer Taten beim Wiederaufbau des Vaterlandes würdig zu erweiſen. Als Ehrenmal kann demnach nur ein Denkmal gelten, das der Not der Zeit entſprechend in einfacher, würdiger Form an hiſtoriſcher Stelle, weit hinausragend über die Lande und Zeiten, Vergangenheit und Gegenwart verbindet, wahrhaft künſtleriſche Geſtaltung walten läßt, und von dem ganzen deutſchen Volke geſchaffen und getragen, an den großen Feiertagen der Nation zum Wallfahrtsort großer Pilgermaſſen aus allen Teilen des Reiches Raum bietet. Nach dieſen Grundſätzen das deutſche Ehrenmal ſchaffen zu helfen, haben ſich im Verein Reichsausſchuß für das Reichs— ehrenmal Männer zuſammengefunden und zur Aufgabe geſetzt. Hierfür galt es zunächſt, unabhängig von jeden örtlichen Sonder— wünſchen den geeigneten Platz durch ſachkundige Prüfung von unabhängigen Sachverſtändigen feſtzuſtellen. Das iſt in dem nachfolgenden Gutachten von namhaften Künſtlern geſchehen. Es wird von dem Reichsausſchuß heute der Offentlichkeit übergeben, nicht ſo ſehr als Beweis der praktiſchen Arbeit, die bisher geleiſtet iſt, ſondern um alle Kreiſe zur Aufnahme und Erörterung des großen Planes anzuregen, der die Seele in einer Zeit bewegen muß, in der die bevorſtehende Befreiung der beſetzten Gebiete die Reichsregierung durch ein in der Preſſe veröffentlichtes Schreiben des Reichsminiſters des Inneren vom 10. 12. 29 veranlaßt hat, den Gedanken eines Reichsehren. males auch ihrerſeits aufzunehmen. Der Reichsausſchuß für das Reichsehrenma! Der Vorſtand. Gutachten für ein Reichsehrenmal Der unterzeichnete Ausſchuß erhielt von dem Verein Reichs⸗ ausſchuß für das Reichsehrenmal e. V. den Auftrag, die bisher vorliegenden Vorſchläge für den Platz eines Reichsehrenmales einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Es war ihm bekannt, daß die Preußiſche Staatsregierung ſeit langer Zeit den Gedanken erwog, durch den Ausbau der neuen Wache in Berlin ein Denkmal zu errichten. Es iſt ſelbſt. verſtändlich, daß auch die Reichshauptſtadt ein Mal zur Ehrung der Gefallenen haben muß. Die Errichtung eines Reichsehrenmales wird aber davon nicht berühst. Seiner Beurteilung der verſchiedenen Plätze legte der engere Kunſtausſchuß folgende Richtlinien zugrunde: 1. Der Platz muß der deutſchen Seele etwas zu ſagen haben und einen Zuſammenhang ſchaffen zwiſchen dem ungeheuren Ringen, dem das Mal gelten ſoll, und den folgenden Generationen. Er muß ſich landſchaftlich auszeichnen und das Mal mit einem bedeutenden Stück deutſcher Natur in Verbindung bringen können. B 3. Er muß verkehrstechniſch günſtig liegen und ſeiner Lage nach die Forderung erfüllen, daß an Feiertagen der Nation große Menſchenmaſſen dort ihre Ehrfurcht vor den gewaltigen Opfern bezeugen. Es wurden nach dieſen Geſichtspunkten folgende bisher in euger Wahl ſtehende Plätze einer eingehenden örtlichen Prüfung anterzogen: Berka, Eiſenach, Goslar, Rinteln, Rein- hardtswald, Rabenklippen, Grafenwerth, Eiſenbolz, vichterkopf, Lorch, Ehrenbreitſtein und Hammerſtein. Es hielten der Geſamtheit der Forderungen nur wenige Plätze ſtand. Auch Berka, das hier beſonders genannt ſein ſoll, weil ſich vorläufig die Frontkämpferverbände auf dieſen Platz geeinigt haben, ſteht bei objektiver und fachmänniſcher Prüfung hinter faſt allen anderen Vorſchlägen zurück. Es iſt eine zwar liebliche, aber vollkommen unheroiſche Landſchaft, der gedachte Platz eine zufällige Abholzung im Walde, wie ſie an anderen Stellen im Thüringerwalde, z. B. bei Eiſenach, zu erheblich bedeutenderen Wirkungen führen würde, die Zugänglichkeit verhältnismäßig ſchwierig, Berka erfüllt nicht einmal unſere Vorſtellung vom „deutſchen Wald“. Nach eingehender örtlicher Prüfung kann der Ausſchuß ein⸗ timmig zwei Stellen als beſonders geeignete Weiheſtätten vor— ſchlagen: 1. Die Rabenklippen bei Höxter an der Weſer 2. Den Ehrenbreitſtein über Koblenz. Die Rabenklippen in urdeutſchem Lande, an den Ufern desjenigen Stromes, deſſen Quelle und Mündung deutſch ſind, ſtehen wie zwei Wächter am Eingang eines hufeiſenförmigen Tal keſſels. Der Platz bietet alle Möglichkeiten für künſtleriſche Aus— geſtaltung und gibt uns auch in der weiteren Umgebung zuſammen- gefaßt den„deutſchen Wald“. Die Verkehrslage iſt gut. Der Ehrenbreitſtein iſt alte hiſtoriſche Stätte an einem Strom, der in tiefem Zuſammenhang mit dem Erleben des Welt— krieges ſteht. Der Ort beſitzt Anziehungskraft für das geſamte Deutſchland. Die Unterbringungsmöglichkeiten ſind unbeſchränkt. Der Aufſtieg führt aus dem Getriebe der Welt zu weihevoller Einſamkeit mit einem Ausblick auf eine unvergleichlich ſchöne Land— ſchaft. Der Hochplatz läßt alle Möglichkeiten für die Denkmals— geſtaltung offen. Selbſt ein Ehrenhain könnte angepflanzt werden. Den vorhandenen Steinmauern, deren Linien ſich in künſtleriſcher Vollendung dem natürlichen Felſen anpaſſen, kann ohne große Schwierigkeiten der Charakter militäriſcher Werke genommen und mit ihrer Hilfe in allmählichem Ausbau eine deutſche Ehren— Akropolis geſchaffen werden. Berlin, den 25. Februar 1930. gez.: Otto Ludwig Dettmann Bodo Ebhardt Hermann Hoſaens Martin Kießling Wilbelm Kreis 0. J 8 — g 8 f. f— 0 Todles-Hnzeige. Gestern nachm, um 6 Uhr verschled nach kurzer Krank- heit, der bei uns 49 Jahre im Dienst gewesene Herr Josef Schnider im Alter von 73 Jahren. Der Verstorbene hat uns allezeit treue Dienste ge- leistet. Sein Andenken wird bei uns stets in Ehren gehalten. Muckensturmerhof, den 23. April 1930. Familie Wannen. Die Beerdigung findet morgen Donnerstag nachm. um 1 6 Uhr vom Krankenhaus Viernheim aus, statt. 180 , Zur Mindernflege 0 Kräftigungs mittel: Lecifferin zur Blutbildung, Flasche 1.75 Mk. Tocayer- wein, Biomalz, Lebertran- in mod. Ausführung liefert Emulsion. Hörgernflege: 1 Vasenol-Kinderpuder 809, 2 35 u. 30 Pfg. Wundsalbe, Verlag des Tube 50 u. 90 Pfg., Schwämme, Kinder- „Mernn Anzeiger“ seife, Badethermometer. 9 Ernährung„ Nestles Kindermehl, Ramogen, Eiweißmilch, Fenchelhonig, Spiel⸗ Kinderflaschen, Sauger und Stiller. Karten Gummihosen, Gummieinlagen empfiehlt für Wirtſchaften zu 75 Pfg. alhaus-Arogerie Peter Mos kopg Joridauernd Spinat Kartoffel, u friſche Spargel verkauft Ehatt. Mk. 1,— und 1,25 Würfel und Würfelbecher Spielteller JJ... Mannheimer J. Schwelkart Schreibwaren Wohnungs- Einrichtung C. m. h. H. 0 Mannkeim P 7, 8 Schlafzimmer, Speisezimmer Herrenzimmer Küchen Einzelmöbel Polstermöbel Klubmöbel usw. 0 Große Auswahl. 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April, abends halb 9 Uhr im Gaſthaus zum„Schützenhof“ ſtatt⸗ findenden General-Versammlung laden wir unſere Mitglieder freundl. ein. Weiter ſind alle unſerer Vereinigung noch fernſtehenden Tabakpflanzer höfl. eingeladen. Der Vorſtand. = eee Uereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik wird Vergnügungsanzeigen 4 keine Aufnahme gewährt 2 ee ee Club der Geflügelzüchter 1926. Donners⸗ tag, 24. April, abends 8 Uhr im Saftladen z. grünen Laub Vorſtandsſitzung. Bitte alle Vor⸗ Motorrad M. S. U. mit Beiwagen billig zu verkaufen Miekstrage 20 Verlag. Norddeutſche Saatkartoffeln Ein faſt neues Fanpradg zu verkaufen Von ſwem, ſagt der erſtklaſſiſche Saatſortierung Staatsbahn ausgegeben. Am Lager ſind vorrätig: Böhm's allerfrüheſte 14. Sortierung. Heinrich FJaltermann Telefon 76 Hlelrüden zu verkaufen 1 Luisenstr. 14 von der Pom M, hen Saatzucht Zentner RM. 4,50 werden Morgen Früh von 3 Uhr ab, an der Alois Walter. ſtandsmiiglieder reſilos zu erſcheinen. 8 Der Vorſitzende. Derein für Ip. u. Körperpflege 1896. Jeden Mittwoch abend 6 Uhr Uebungsſtunde für Muſterriege. Jeden Mittwoch u. Samstag abend 8 Uhr ab Uebungsſtunde im Lokal. 5 Der Uebungsleiter. Kr. und Fold. ⸗Perein Tentonia. Mitt⸗ woch, den 23. April, abends 8¼ Uhr Ver⸗ ſammlung der Schützenabtlg. im Lokal betr. Jugend- und Preisſchießen am 4 Mai. Der Vorſtand. Reichsbhauner Ichwarz⸗NRot- Gold. Mitt⸗ woch, den 23. April, abends 8 ½½ Uhr, wichtige Vorſtandsſitzung im Freiſchütz. Um reſtloſes Er⸗ ſcheinen bittet Der Vorſitzende. NB. Heute abend 5 Uhr Hand balltraining auf dem Sportplatz für die 1. Kft. und Jugend. Der Schutzfportleiter. Turnerbund. Heute nachm. 5 Uhr Schüler⸗ turnſtunde auf dem Sportplatz. Daſelbſt mögen ſich abends um 7 Uhr ſämtliche Spielleute mit Inſtrument einfinden.— Heute abend ½9 Uhr Turnſtunde für die Turnerinnen.— Morgen Donnerstag abend ½9 Uhr Turnſtunde für Ge⸗ räteturner, Zöglinge und Sportler. Pünktliches und vollzähliges Erſcheinen erwartet e e Die Turnleitung. teruheimer Tageblatt— Biernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monall. 150 Nr el Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Bonntags latt„Sterne unb Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in ber Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Biernheim.— Poſtſcheckkonto Rr. 21577 Am: . Joh. Martin. Geſchäftsſtelle Nathausſtr. vankfurt a. M.— Schriftleitung, Dru Tages nachrichten. Ein Prinzenfrühſtück. wib Paris, 23. April. Wie Havas aus Rio de Janeiro meldet, hat der Botſchafter der Vereinigten Staaten im Country-Club der früheren deutſchen Kronprinzeſſin Cäcilie und den Prinzen Friedrich und Ferdinand, die ſich dort auf der Durchreiſe befinden, zu Ehren ein Frühſtück gegeben. Mehrere Mitglieder der deutſchen Kolonie nahmen an dieſem Frühſtück teil. Die Prinzen befinden ſich an Bord des Dampfers„Cap Arcona“, der nach Buenos Aires unterwegs iſt. Engliſcher Marine-Attachee in Wilhelmhaven enb Berlin, 23. April(Eigene Meldung.) In Begleitung des Korvettenkapitäns Suadyrani von der Marineleitung traf laut„Lokal Anzei⸗ ger“ geſtern vormittag in Wilhelmshaven der engliſche Marine-Attachee Howes ein. Der eng⸗ liſche Marine-Attachee, der, wie das Blatt be— richtet, offiziell in Uniform erſchienen iſt. beſich⸗ tigte die Wilhelmshavener Marinewerft und an ſchließend den Kreuzer„Köln“, der von der Oſt— ſeefahrt zurückgekehrt iſt. Auch ein Beſuch der Inſel Helgoland ſoll ſtattfinden. Die Ueberfahrt der„Europa.“ wib Newyork 23. April. Die„Europa“. die am Dienstag hier eingetroffen iſt, hat für die Ueberſahrt vier Tage 19 Stunden 57 Minuten gebracht. Während der ganzen Fahrt hatte das Schiff grobe See, Nebel und unſichtiges Wetter. Sladt Trier durch Detonation beunruhigt Angebliche Munitionsſprengung durch Beſatzungstruppen. Trier, 23. April.(Radio.) Geſtern vor⸗ mittag wurde die Stadt Trier und ihre Um⸗ gebung durch eine heftige Deton a⸗ tion in Aufregung verſetzt. Die Häuſer zitterten, die Fenſterſcheiben klirrten. Bald darauf wurde bekannt, daß die franzöſiſche Be⸗ ſatzung auf dem Exerzierplatz Grüneberg an⸗ geblich eine Sprengung von Muni⸗ tion vorgenommen habe. Die genaue Urſache konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Auf der etwa 250 Meter von dem Platze entfernt ge⸗ legenen Domäne Avelsbach wurden durch den Luftdruck an „rei Wohn häuſern die Dächer abgedeckt bezw. ſchwer beſchädigt. Im Innern wurden Stücke Verputz abgeriſſen, bie Türen aus den Angeln geworſen und Fenſterſcheiben zertrümmert. Ein auf dem Dache mit Ausbeſſerungsarbeiten beſchäftigter alter der ann wurde ins Innere des Hauſes geſchleu⸗ dert, blieb aber unverletzt. Auch ſonſt ſind Per⸗ ſonen nicht verletzt worden. Auf dem Exerzier⸗ platz ſelbſt ſollen ziemliche Beſchädigungen ein⸗ getreten ſein. Magdeburg, 23. April. der Bundesvor⸗ ſtand des Reichsbanners Schwarz-Rot⸗Gold er⸗ läßt anläßlich ſeines ſechsjährigen Veſtehens einen Aufruf an ſeine Mitglieder, in welchem es hervorhebt, daß der bisherige Kurs der parteipolitiſchen Neutralität und der Abwehr alles Verfaſſungsfeindlichen weiter innegehal⸗ ten werden ſoll. N 60 Verletzte. witb. Paris, 23. April. Heute früh fuhr zwi⸗ ſchen zwei Stationen ein Untergrundbahnzug auf einen anderen auf, der hinter einer Kurve hielt und deſſen Signallichter deshalb von dem Zugführer nicht rechtzeitig hatten bemerkt werden können. Drei Wagen wurden bei dem Anprall ſtark beſchädigt und 60 Reiſende mehr oder weniger ſchwer verletzt. Die meiſten Ver⸗ letzten konnten, nachdem ihnen Notverbände angelegt werden waren, ihre Wohnungen auf⸗ ſuchen. 13 Perſonen mußten ins Krankenhaus gebracht werden, drei von ihnen ſchweben in Lebensgefahr. E i tet aetben. ine Unterſuchung iſt eingelei⸗ u. Verlag: Anzeiger Viernheimer Zeitung 2 N bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Donners Ele tag, den 24. 22 e die nicht überwiegend im Einzelhandel um— ſetzen, für die ſteuerpflichtigen Umſätze, die im Einzelhandel erfolgen, oder bei denen die Sicherungsvorſchriften(8 13, Satz 2 des Geſetzes) nicht eingehalten werden. Das Ge— ſetz zur Aenderung des Branntweinmonopol⸗Geſetzes tritt am 20. Mai 1930 in Kraft. Das Nineralwaſſerſteuer-Geſetz tritt am 16. Nai 1930 in Kraft. Die Steuer beträgt bei Mineralwäſſern 0,05 RM., bei Limonaden und anderen künſtlich bereite— ten Getränken 0,10 RM., bei konzentrierten Kunſtlimonaden 1.00 RM., bei Grundſtoffen zur Herſtellung konzentrierter Kunſtlimona— den 20,00 RM. für das Liter. Wegen der Nachverſteuerung von Erzeug— niſſen, die ſich bei Händlern, Wirten uſw. befinden, wird der Reichsminiſter der Finanzen Näheres anordnen. Soweit am 16. Mai 1930 Verträge über Lieferungen von Mineralwäſſern beſtehen, iſt der Abnehmer verpflichtet, dem Lieferer einen Zuſchlag zum Preiſe in Höhe der Steuer zu zahlen. Soweit am 16. Mai 1930 ein Abnehmer ver— traglich verpflichtet iſt, beſtimmte Ausſchank— Die nenen Stener⸗ u. Jollgeſetze Im Reichsgeſetzblatt vom 16. April 1930 ſind die im Reichstag verabſchiedeten neuen Steuer- und Zollgeſetze bekannt gegeben worden. Die wichtigſten Zolländerungen mit Ausnahme derjenigen, die das Agrar— programm berühren, ſind folgende: Der Zoll für Mineralöl und Benzin wird mit Wir— kung vom 18. April 1930 von ſechs auf zehn Reichsmark erhöht. Auch die Stein— kohlenteeröle, z. B. Benzol, werden mit Wirkung vom gleichen Tage mit einem Zoll von 10 Reichsmark für den Doppelzentner belegt. Der Reichsminiſter für Finanzen iſt ermächtigt, für bereits eingeführte Waren eine Nachverzollung vorzunehmen. Mineralöl⸗Steuer. Zum Ausgleich der neuen Abgaben bei der Einfuhr wird mit Wirkung vom 1. Mai 1933 eine Mineralölſteuer erhoben. Die Steuer beträgt 3.80 RM. pro Doppelzentner. Die Reichsregierung wird ermächtigt, wenn die wirtſchaftlichen Belange es erfordern, den Steuerſatz zu erhöhen oder zu ermäßigen. Kraftfahrzeug⸗Steuer. preiſe einzuhalten, iſt er berechtigt, eine dem Der Zuſchlag für Kraftfahrzeugſteuer be erhöhten Zezugspreiſe entſprechende Er— trägt für das Rj. 1930 10 Prozent. Für höhung der Ausſchankpreiſe eintreten zu Kraftdroſchken wird kein Zuſchlag erhoben. laſſen. Tabak⸗ und Zucker⸗Sre ner. Die Friſten für die Zahlung der Steuer— Aufbringungsumlage für das Jahr 1930. Die Umlage für das Rechnungsjahr 1930 beträge werden verkürzt. Die Inhaber von wird auf 6,1 v. T. des aufbringungspflich— Tabakſteuervorlagen haben is Verwal— tigen Betriebsvermögens bemeſſen. Die tungsentſchädigung laufend 2 Prozent des Umlage wird in zwei gleichen Teilbeträgen Steuerwertes der von ihnen verſteuerten am 15. Auguſt 1930 und 15. Februar 1931 Zigarren einzuzahlen. Der Zigarettenkonti— fällig. Für das Rechnungsjahr 1931 werden gentfuß darf nur im ganzen mit dem Be— an Aufbringungsumlage nur 230 Millionen trieb übertragen werden. Die Zuckerſteuer—(ſtatt 350 Millionen) erhoben. lager werden aufgehoben. Die neuen Vor— ſchriſten treten am 1. Mai 1930 in Kraft. Nütſelhaſtes Verschwinden Bierſteuer. einer Vierzehnjährigen Die Erhöhung der Bierſteuer um rund 50, it Wi 11930 eit 22. Apri ie vi jährige Haus— tritt mit Wirkung vom 1. Mai 1930 ein. 1 1 e 0 5 2——* 8 0 9 ſſen⸗ Bier, das ſich an dieſem Tage im Beſitze 1 95 1 Fon 1 ben 3 ſſe f— 1 2 1 8 0 1 8 0 2* e- von Bierhändlern oder Wirten beſindet, 79 eck if 1580 r ſeriöſe 5 1 5 7 42 2 2 n ⸗ unterliegt der Nachverſteuerung. los verſchwunden. Verſchiedene myſteriöſe— Umſatzſt Geſet ſtände deuten darauf hin, daß Johanna F b⸗ mſatſ e eſet. 1 5 1 ge; ben, fall ſie nicht einem ſkrupelloſen Ver— Die allgemeine Umſatzſteuer 9 e führer in die Hände gefallen iſt, das beden r- K til 193 7: 5 3 5 „„. Ste. Sowohl den Eltern, wie auch der Familie, ſich auf 13% v. T. bei Unternehmern, deren bei der ſie tagsüber beſchäftigt war, fiel Geſamtumſatzſteuer einſchließlich des ſteuer⸗ eine gewiſſe Geiſtesabweſenheit mehrere Tage freien Umſatzes im jeweils vorangegangenen ve- ihrem Verſchwinden auf. Das war vor Steuerabſchnitt eine Million Reich mark allem ſeit dem Abend, an dem ſie mit einer fene 1117 und 9 i 19 5 befreundeten Hausangeſtellten den Borbecker nehmen, die überwiegen im Eilnzelhande Nruhfahrsrummelplatz auf dem Leimoardsfeld . 277 255 3 3 Fruhjahrsrummelplaz auf dem ö umſetzen, für den eine Million Reichsmark beſucht hatte. Von Bedeutung war hierbei. überſteigenden Teil des geſamten ſteuer⸗ daß die ältere Begleiterin der Hebben den pflichtigen Umſatzes: 2. bei Unternehmen.] Rummelplatz um 20 Abr verlies. Erste Jilxung der Inletnalionalen am 24. April 1930. . 3 (Oben binks): Mac Garrah⸗Amerika, der Präſi dent der B. J. Z.(Unten links): Leon Fraſer, der zweite amerikaniſche Vertreter, Kandidat für den Poſten des Vizepräſidenten.(Mitte): Das Savoy Hotel in Baſel, der vorläufige Sitz der B. J. Z.(Internationale Reparations⸗ bank), in dem am 24. April die erſte Vollſitzung der neuen Bank ſtattfindet.(Oben rechts): Reichsbankpräſident Dr. Luther, der deutſche Hauptvertreter.(Unten rechts): Pierre Ques- nay-Frankreich, wurde zum Direktor der B. J. Z. gewählt. e Anzei ene Die einſpaltige 1 0 eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expebitionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme am beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werben 47. J ahrgang Nach Ausſagen der Eltern der Verſchwun— denen kam dieſe an jenem und folgenden Abenden nie vor Mitternacht nach Hauſe. Da die Arbeitgeber der Hebben in dieſen Tagen im Umzug begriffen waren, nahmen die El— tern an dem ſpäten Nachhauſekommen ihrer Tochter keinen Anſtoß. Geſehen wurde Joh. Hebben von ihren Bekannten immer nur allein, bis auf einen Fall, den ſie einer Hausangeſtellten erwähnten: ein unterſetzter Mann in den dreißiger Jahren anſcheinend dem Arbeiterſtande angehörend, habe ſie an dem erſten Rummelplatzbeſuch dauernd verfolgt. Wichtig ſind Beobachtungen ganz beſtimm— ter Art, die ſowohl von den Eltern der Heb— ben, wie auch ihren Arbeitgebern Sonntag vor ihrem Verſchwinden gemacht wurden, nach denen unter anderem feſtſteht, daß ein unbe— kannter Mann nachmittags gegen 16 Uhr, in Abweſenheit der Arbeitgeber, in der Wohnung mit der Hebben zuſammen geweſen ſein muß. Donnerstag 21 Uhr, nahm Johanna Heb— ben bei ihren abweſenden Arbeitgebern noch ein Bad. Eine Mitangeſtellte beſtätigt, daß die Hebben ſich in beſter Laune befunden und mit ihr gemeinſam die Hausarbeit für den nächſten Tag überlegt habe. Eine Stunde ſpä— ter verſchwand ſie ohne Kopfbedeckung. In der Notwehr erſchoſſen wtb. Prag, 23. April. Der bereits mehrfach vorbeſtrafte 43jährige Michael Krauß wurde in Groß-Bockow von einem Gendarmen in der Not— wehr erſchoſſen, als er wegen eines Alkohol-Ex— zeſſes ins Gemeindegefängnis verbracht wurde und dort die Einrichtung zu demolieren begann. Gleichfalls in Groß-Bockow überfiel am Oſter— ſonntag der Heger Prutſch in der Bahnhofswirt— ſchaft den Förſter Hilvert. Der Förſter ſchoß in dringender Notwehr auf Prutſch, tötete ihn durch einen Herzſchuß und ſtellte ſich ſelbſt der Behörde. Am nächſten Tage verlangten Verwandte des Erſchoſſenen die Auslieferung des Förſters. Eine große, von den Verwandten aufgehetzte Menſchen— menge verſuchte in die Bahnhofswirtſchaft ein— zudringen, wo ſich die Leiche des erſchoſſenen Prutſch befand. Die Gendarmerie, die Frieden ſtiften wollte, wurde mit Steinen beworfen. Von den Beamten wurden drei Leute verletzt. Eine gegen die Menge abgeſeuerte Salve tötete einen Arbeiter und verletzte eine Frau. Brand in einem Kapnzinerkloſter Koblenz 23. April. In der Schnei' rei des Kapuzinerkloſters in Ehrenbreitſtein brach ein Brand aus, der ſich, ehe er bemerkt wurde, ra Hauch auf andere Teile des Kloſters aus— dehnte. Die Kloſterbibliothek wurde vernich— tet. Das Feuer ergriff auch die Kapelle und den Glockenſtuhl, in dem die Glocke zerſchmolz. Auch verſchiedene Wohnungen der Patres ſind ausgebrannt. Die Entſtehungsurſache des Brandes iſt noch nicht bekannt. Schiff geſunken wtb. Athen, 23. April. Wie gemeldet wird, kamen in Pyros drei Italiener an Land, die erklärten, die einzigen Ueberlebenden der 23⸗köpf. Beſatzung des italieniſchen Dampfers „Frederico Carolo“ zu ſein, der infolge einer Keſſelexploſion am Samstag zwi! Zante und Kephalonia untergegangen ſei Neuer Aeberfall in Düſſeldorf Motorradfahrer überfallen 20⸗jähriges Mädchen. wtb. Düſſeldorf, 23. April.(Radio.) Geſtern abend verſuchte ein etwa 28-jähriger Mann, ein Mädchen im Alter von 20 Jahren auf dem Vogelsangerweg in Düſſeldorf zu überfallen. Er hatte die Dreiſtigkeit, in das Haus des Onkels, in das die Ueberfallene flüchtete, ein— zudringen. Ein Schmiere ſtehender Motorrad— fahrer, der das Herankommen von Paſſanten bemerkte, warnte den Täter und beide ergrif— fen mit dem Motorrade die Flucht. Die Ueber— fallene wurde von Hausbewohnern ohnmäch— tig auf der Treppe gefunden und war erſt heute vernehmungsfähig. Ein ſideles Gefänguſs Das fidele Gefängnis in der„Fledermaus“ ſcheint durch das Moabiter Unterſuchungsgefäng⸗ nis in den Schatten geſtellt zu werden. Schon Ende 1929 erhielten die amtlichen Stellen Mit⸗ teilungen über ein ſonderbares Treiben, über ge⸗ beimnisvolle Vorgänge, die ſich im Moabiter Unterſuchungsgefängnis abſpielten. Die Häftlin. ge machten es ſich ſehr bequem. Sie betrachteten das Gefängnis als Durchgangserholungsſtation, ſogar als Kneiplokal. Schließlich konnten ſie ſo— gar traute Schäferſtündchen abhalten. Beſonders zwei der Häftlinge taten ſich dabei hervor. Sie hatten dauernden freien Ausgang, um in der Stadt ihre Privatgeſchäfte erledigen zu können. Den Vorſchriften gemäß mußten ſie von Strafanſtaltsbeamten begleitet werden, wel— che jedoch den lockenden Verſuchungen nicht ge— wachſen waren. Sie gingen mit den Strafgefan— genen in Reſtaurants, kneipten dort tüchtig drauflos, erhielten darüber hinaus noch beſon— dere Belohnungen in Geſtalt von Tips für Pfer— derennen, hie und da auch bares Geld. Die Häftlinge luden gewöhnlich die Strafan— ſtaltsbeamten in irgend einer Kneipe ab, ließen ſie dort nach Herzensluſt eſſen und trinken, wäh— rend ſie ſelbſt bekannte Dielen aufſuchten, um dort private Geſchäfte zu tätigen. Sie erhielten größmütig die Erlaubnis, ohne Aufſicht Telefon. geſpräche zu führen. Auch innerhalb der Gefängnismauern erfreu— ten ſie ſich der auffälligen Gunſt der Strafan— ſtaltsbeamten, die jetzt dieſerhalb vor dem Schöffengericht abgeurteilt wurden. Eßwaren, Weine, Liköre, Briefſchaften und noch vieles an— dere kam ohne Kontrolle in die Zellen der Ge— fangenen. Ja, wenn dieſe ſozuſagen im Druck waren, halfen die Strafanſtaltsbeamten großmü— tig mit kleinen Darlehen aus, die in einem Falle bis zu dem Betrage von 300 Mark anſtiegen. Das tollſte Stück leiſtete ſich ein Kaufmann. Er lebte von ſeiner Frau getrennt, unterhielt aber beſondere Beziehungen zu einem Mädchen. Nun vermittelte einer der Strafanſtaltsbeamten dieſem Kaufmann in deſſen Zelle ein Schäfer— ſtündchen. Alles wurde bis ins kleinſte vorbereitet damit nicht ungerufene plötzlich das ſtille Glück ſtören konnten. So geſchehen im Jahre 1930. Veitſchoner Jeder Menſch hat eine Leidenſchaft, das heißt ein Etwas, dem er nachjagt, eine Lieb— lingsbeſchäftigung, einen„Sport“. Und wenn er das nicht hätte, dann wäre ſein Leben gleichtönig, farb'os, ohne Freuden, ohne Lei— den; denn„Leidenſchaft iſt das, was Leiden schafft“. Der eine ſammelt Briefmarken, der andere ſpielt Skat, der radiolt, jener muſtziert und dieſer boxt. Leidenſchaften! Nun gibt es eine Gruppe von Menſchen, nicht wenig an Zahl., die ſind eigentlich immer da, Tag und Nacht und man fragt ſich verwundert, wann ſie überhanpt einmal ſchlafen. Am Tage Arbeit, in der Nacht Vergnügen oder ſonſt eine nächt— liche Zerſtreuung. Der Volksmund nennt ſie alle, die es zur Gewohnheit haben, erſt nach zwölf Uhr das heimatliche Ruhelager aufzu— ſuchen, Bettſchoner und drückt ſich dabei deut— lich und zugleich zart aus. Jene Bettſchoner fallen niemanden zur Laſt, geben viel Geld aus und laſſen andere verdienen. Und den och hat der Staat für ſie kein Intereſſe, denn ſonſt würde er die Polizeiſtunde überhaupt aufheben. Abgeſehen von den unfreiwilligen Bett— ſcho ern, jenen, die beruflich gezwungen ſind, ihr Leben hauptſächlich außerhalb des Bettes zu verbringen, gibt es noch eine Art frei— williger Bettſchoner, Menſchen, die nachts nicht dem„Veranügen“ nachiagen. ſondern die per kampf ums lch Roman aus dem Leben von. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg-Saar. (33. Fortſetzung.) Und unter Tränen und jener Beredſamkeit der aus dem Herzen einer Mutter quellenden warmen Liebe ſprach jetzt Frau Konſtanze auf ihn ein,— die Verzweiflung und die Aufregung dieſer Stunde verlieh der ſonſt ſo kühlen und apathiſchen Frau eine glühende Beredſamkeit. Erich zitterte leiſe bei dem Gedanken, daß er nicht ſtark genug ſein könnte, den Bitten ſeiner Mutter Widerſtand zu leiſten. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. Nein, nein, er mußte fort, er mußte fliehen, er mußte den Blicken ſei— ner verzweifelten Mutter ausweichen, aber ſie hatte ſich an ihn geklammert, und ſie hielt ihn feſt und drang immer aufs neue mit Bitten und Beſchwörungen auf ihn ein, ſo daß er mehr und mehr ſeine Widerſtandskraft erlahmen und ſchwinden fühlte. „Mein Gott, mein Gott, was ſoll nur daraus werden?“ durchgellte es ſein Inneres, als die ſo peinliche Situation eine jähe Unterbrechung fin— den ſollte— eine Unterbrechung, an die niemand dachte. Man hatte bei der allgemeinen Aufregung im Speiſeſaal nicht bemerkt, daß Gäſte das Haus be— treten hatten. Plötzlich kam jetzt Joſef ins Zim— mer und flüſterte Frau Konſtanze ins Ohr, daß Herr Wohlertſen mit Fräulein Tochter gekom— men ſind. Ich habe ſie in den Salon eintreten laſſen. Frau Konſtanze fuhr empor. Ihr war ſofort bewußt, in den nächſten Minuten fiel die Ent⸗ ſcheidung. „Erich“, rief ſie ihrem Sohne zu,„Herr Woh⸗ Stille der Nacht zur inneren Einkehr nutzen, die z gleich eine äußere Abkehr vom Alltags⸗ treiben iſt. Es ſind Menſchen, die nicht nur in ihrer gemütlichen Klauſe ſitzen und grübeln ſie wandern hinaus in die Nacht, lauſchen den Frühlingsnächten ihre Schönheiten ab, berau⸗ ſchen ſich an Sommernächten in der Natur und kehren innerlich erſtarkt in den Tag zurück. Man muß den Bettſchonern ihr Nacht⸗ wandlerleben nicht verübeln, ſondern auch für ſie Verſtändnis finden; denn eine einſam durchwachte Nacht, deren Abſchluß Morgen— dämmerung war, kann tiefſtes Erlebnis ſein. Kindesmord bei Luckenwalde. Aus der Nuthe am Elsthalwehr bei Lucken— walde, wurde, wie der„Lokalanzeiger“ mel⸗ det, die Leiche eines etwa dreijährigen Kno- ben geborgen, der am Halſe Strangularion. merkmale aufweiſt. Nach den Erhebungen der Luckenwalder Polizei und der Potsdamer Staatsanwaltſchaft dürfte das Kind einem Kapitalverbrechen zum Opfer gefallen ſein. Vermischtes ee zum Juchthausbrand in Columbus Nach den letzten Feſtſtellungen ſind bei em Brande des Zuchthauſes in Columbus 317 Per⸗ ſonen ums Leben gekommen. Ueber die Schreckensſzenen werden noch ſol⸗ gende Einzelheiten gemeldet: Sträflinge rüſteten ſich mit Aexten, Seilen und Hämmern aus und beteiligten ſich heldenmütig an dem Rettungswerk inmitetn des Flamenmeeres. Wie Augenzeugen berichten, warf beiſpielsweiſe ein ſtrafgefangener Neger ein Seil in das Zellenfenſter eines hilfe⸗ rufenden Sträfings, kletterte an dem Seil hinauf und zertrümmerte die Eiſentür. Eine der grauenhafteſten Einzelphaſen bei dem Brande war die, wie eine Gruppe von 60 Strafgefange⸗ nen des oberen Stockwerkes ſchreiend in den Flammen umkamen, während die Warter ver— zweifelte Befreiungsverſuche machten. Die Anſtaltsbehörden ſind der Auffeſfung, daß es ſich um Brandſtiftung, begangen von den Gefangenen handelt. die nur ein Teil eines Der furchtbare Brand i der rumäniſchen Dorfkirche Weitere Einzelheiten— Eine einzige nach innen aufgehende Tür am einem alten Holzbau Ueber das ſurchtbare Brandunglück in dem rumäniſchen Dorf Coſtesci, wodurch das ganze Land in Trauer verſetzt wurde, liegen jetzt ein— gehende Schilderungen vor, woraus hervorgeht, daß die unglücklichen Opfer wie in einer Mauſe— falle gefangen einen grauenhaften Tod gefunden haben. Bei dem Nachlgottesdienſt am Karfreitag war die Dorftirche überfüllt, und auch große Scharen von Beſuchern aus den in der Nähe ge— legenen Dörfern waren herbeigekommen, um den als beſonders gut bekannten Kirchenchor zu hö⸗ ren. Etwa hundert Andächtige, die in der Kirche keinen Platz mehr fanden, ſtanden draußen um die Kirche herum und entgingen ſo dem Tode. Nachdem der Gottesdienſt etwa dreiviertel Stunde gedauert hatte, fiel eine brennende Kerze am Altar um und entzündete Girlanden aus künſt— lichen Blumen. Im Nu ſtand die geſamte Kirche in Flammen, da das Feuer in dem ausgetrock— neten Holzwerk reiche Nahrung fand. Unter den Gläubigen brach eine Pauik aus. Alles ſtrömte zu der einzigen Tür, die unglücklicher— weiſe ſich nur nach innen öfſnen ließ. Es gelang nur den Nächſtſtehenden, das Freie zu gewinnen, bevor die Tür durch den Anſturm der entſetzten Maſſen feſt zugeſchlagen wurde. Die Außenſtehenden, die vor Schrecken wie gelähmt waren, konnten zunächſt keine Hilje bringen, und als ſchließlich einige Männer die Beſonnenheit wiedergeſunden und Baumſtämme herbeigeholt hatten, um die Tür aufzubrechen, war es ſchon zu ſpät. Immerhin gelang es, vierzig Schwer— verletzte aus den Trümmern zu bergen. Ganze Familien ſind zugrunde gegangen. Von Augen— zeugen werden grauenhafte Schilderungen gege— ben. Mit brennenden Kleidern ſtürzten 2 Frauen aus der Kirche, ohne daß die vor Schrecken gelühmten Umſtehenden auf den Gedanken gekommen würen, die Flammen zu erſticken. Die beiden Unglücklichen liefen etwa 100 Meter weit, bis ſie zuſammenbrachen. Mehrere der Geretteten ſind wahnſinnig geworden. Alle öffentlichen Gebäude haben halbmaſt geflaggt. Die Regierung wird ſofort über eine Unter— ſtützung für die heimgeſuchte Bevölkerung Be— ſchluß faſſen, Die Kirche war ein kleiner Holzbau aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts. Un⸗ N e e eee eee yd eee lertſen iſt zu uns gekommen mit Elfriede. Keinen übereilten Schritt! Ich warne, ich bitte dich, ich flehe dich an!“ Erich ſchritt auf die Tür des Salons zu, dort drehte er ſich um und ſagte mit heißer Stimme: „Laßt mich einen Augenblick mit Herrn Woh— lertſen allein,— ich habe mit ihm zu ſprechen!“ Und ehe ihn jemand noch etwas fragen oder zurückhalten konnte, war er durch die Türe des Salons verſchwunden, die er ſeſt hinter ſich ins Schloß drückte. Ganz verwirrt ſahen Zurückgebliebenen ſich an. „Was hat er vor?“ fragte Leontine. Aber ſiegesgewiß und doch mit einem müden Ton erwiderte Frau Konſtanze:„Laß ihn nur!“ Plötzlich flüſterte Gertrud:„Ich glaube, die Türen gehen,— ſie entfernen ſich!“ Da ſprang Frau Konſtanze geiſterbleich auf; mit zwei Schritten war ſie an der Türe des Sa⸗ lons, die ſie, ohne es zu wiſſen, was ſie tat, weit auſriß. In einem Seſſel zuſammengekauert, ſaß dort Erich. Von Wohlertſen und ſeiner Tochter war nichts mehr zu entdecken. „Erich!“, rief Frau Konſtanze und in dieſem Ausruf lag eine bange Frage von dumpfer Ver— zweiflung. „Sie ſind— fort— und ich bin— frei!“ „Erich!“ Ein nochmaliger Aufſchrei von zwei zittern⸗ den Frauenlippen, dann glitt die hohe Geſtalt auf den Teppich nieder. Die Töchter näherten ſich der Sinkenden. Erich aber, der nicht mehr die Kraft in ſich fühlte, dem abermaligen Kampf mit der Familie Widerſtand zu leiſten, eilte mit ſchnellen Schrit⸗ ten aus dem Salon und ſtürzte wie ein Fliehen⸗ der aus der Villa in die Nacht hinein die im Speiſezimmer 23. Am nächſten Morgen verließ Gerteud heim⸗ lich die Steinthalſche Villa. Sie hatte ſich um die weitere Entwicklung der Familientragödie nicht mehr gekümmert. ter den Toten befinden ſich die beiden Geiſtlichen und der Dorfſchulze. Nur eine einzige kleine Kirchentür! Der nach Coſtesci an die Unglücksſtätte ent ſandte Sonderberichterſtatter der United Preß gibt eine Schilderung von dem grauenvollen Bild, das ſich ihm an Ort und Stelle bot. Der Weg von Bukareſt nach dem kleinen Dorf, in dem ſich der furchtbare Brand ereignete, iſt vollgeſtopft mit Kraft- und Pferdewagen, die unaufhörlich Ströme von Menſchen aus der Hauptſtadt und den benachbarten Dörfern an die Ungückgſtelle bringen. e eee Die Mehrheit der Umgekommenen beſtand aus jungen Leuten, Schülern, die während der Oſter— ſerien nach Hauſe gekommen waren. Auch viele kleine Kinder ſind unter den Opfern zu finden. 17 Perſonen liegen ſchwerverletzt in den Krankenhäuſern. Es muß leider damit ge— rechnet werden, daß von dieſen nur wenige mit dem Leben davonkommen. Die Panik, die ſich bei Ausbruch des Feuers in der kleinen hölzernen Kirche ereignete, war unbeſchreiblich. Die entſetzten Gläubigen kämpf— ten, völlig die Nerven verliexend, untereinander und verſuchten, die brennenden Holzwände der Kirche mit den Fäuſten zu zerſtören. Die einzige Tür war weniger als einen Meter breit, und die kleinen Fenſter waren vergittert. Aber eine Flucht aus der brennenden Kirche wäre auch dann kaum möglich geweſen, wenn die im Gotteshaus befindlichen Menſchen nicht von wilder Panik ergriffen worden wären. Als die Draußengebliebenen das Feuer ausbrechen ſahen, ſtürzten ſie ſich wie wild gegen die kleine Kir— chentür, um unter Lebensgefahr ihre Angehöri— gen zu retten zu ſuchen. Sie konnten jedoch nichts ausrichten, da die in der Kirche Befind— lichen von der anderen Seite gegen die Tür drückten. In weniger als einer Stunde glich die kleine Kirche einem Aſchenhaufen. Der achtzig— jährige Prieſter ſtarb auf dem Altar, das Evan— gelium krampfhaft in ſeinen Händen haltend. Eine in der Nähe der Kirchentür verbliebene alte Frau, deren zwei Töchter am Altar knieten, ſchloß, als die Kataſtrophe ausbrach, die Tür zu und ſchrie wie eine Wahnſinnige:„Niemand kommt heraus, bis meine Töchter gerettet ſind.“ Nach dem Verſchwinden Crichs hatte ein neu— er Wutausbruch Prangenheims eingeſetzt und Frau Konſtauze hatte ſchließlich dem ſich wie ein Unſinniger Gebärdenden die Tür gewieſen. 5 Gertrud war auf ihr Zimmer geſchlichen, wo ſie ihre treue Freundin Miß Neville fand, die an den Familienereigniſſen rührenden Anteil nahm und in Erinnerung der erlebten ſchrecklichen Szenen zitterte und bebte. Gertrud hatte indeſ—⸗ ſen aus angeborenem Familienſtolz es nicht übers Herz gebracht, ſich mit der kleinen, ver⸗ ſchüchterten Engländerin über das Geſchehene zu ur erhalten. Schweigſam war ſie zu Bett gegangen und hatte die halbe Nacht nachgegrübelt und ſich ſchließlich einen Plan gemacht, wie ſie vielleicht in die Geſchicke der Familie eingreifen könnte. Mit ihrer Sympathie ſtand ſie voll und ganz auf Seiten ihres Bruders, vorausgeſetzt, daß er Johanna wirklich liebte, daß er über ihre Re⸗ ſitz alles oi dere vergeſſen konnte, und ferner vor⸗ aus eſetzt do Johanna ihn ebenſo liebte und daß ſie ſeines großen Opfers auch würdig ſei. Das wollte ſie in Erfahrung zu bringen ſu⸗ chen und ſand ſie es beſtätigt, ſo wollte ſie offen und tapfer zu ihrem Bruder ſtehen; andererſeits liebte ſie Elfriede und wäre gern für deren Glück tätig geweſen. „Nun, ich werde ja ſehen,“ dachte Gertrud. Auf mich hat man ja bei allen Familienereigniſ⸗ ſen noch nie gezählt, vielleicht vermag ich aber gerade deshalb den Knoten zu löſen und Klar⸗ heit in die Sachlage zu bringen!“ Auf die ſtürmiſchen, regneriſchen Tage war ein klarer, friſcher Novembertag gefolgt, wie ihn feht Hanſeſtadt nur ſelten in dieſem Monat ieht. Gertrud ging zu Fuß von Hauſe fort. Mit Entzücken ſog ſie die belebende Luft ein und ge⸗ noß den Anblick dieſes letzten trügeriſchen Auf⸗ blühens der ſterbenden Natur. Es war noch zu frühe Vormittagsſtunde, als Gertrud in der Behauſung des alten Werkmei⸗ ſters Johannſen eintraf. Johanna war eben dabei, die kleine Häuslich⸗ ſtalt ſein ſollte. In der allgemeinen Verwir⸗ rung hoſſten die Gefangenen zu entweichen. Aber der Plan, der den Gefangenen die Freiheit brin⸗ gen ſollte, brachte ihnen furchtbares Unheil. Das Jeuer breitete ſich mit einer ſolch unheimlichen Schnelligkeit aus, daß die Anſtifter ſelbſt völlig überraſcht wurden. Eine furchtbare Panik ent⸗ ſtand unter den Gefangenen, von denen viele wahnſinnig wurden. Zwei Flügel des Zucht⸗ hauſes ſind vollkommen niedergebrannt. Nur mit Mühe konnten ſich weitere 200 Gefangene retten, als die brennende Decke des einen Flu⸗ gels krachend niederſtürzte. Der Anſtaltsdirektor hat telegraphiſch um Entſendung von Aerzten gebeten. Das Feuer brich juerſt in dem einen Flüge! gegen Abend aus. Dort waren etwa 400 Gefan⸗ gene untergebracht. Im Nu ſtand der ganze Giebel in Flammen. Die Inſaſſen tobten und ſchrien wie wild, ſchlugen mit Händen und Fü⸗ ßen gegen die Türen, rüttelten wie irrſinnig an den Gittern.„Laßt uns heraus!“ ſchrien ſie Die Wächter kamen dieſer Aufforderung nicht nach. Inzwiſchen lang es den eingeſperrten Gefangenen, die ter zu überwältigen und die Zellentüren zu öffnen. Da die Gefangenen Anſtalten machten, zu entfliehen, wurde eiligſt Verſtärkung herbeigerufen. Militär und Polizei zogen eine Kette um das Gebäude, die Mauern Meter von der erſten Feuersbrunſt ein neuer Brand in der Tuchfabrik des Zuchthauſes aus. Alle verfügbaren Feuerwehren der Stadt waren bald zur Stelle. Als die Feuerwehrleute den Brand löſchen wollten. verſuchten die auf dem Hoſe zuſammengerotteten Gefangenen, die Feuer⸗ wehrleute an den Löſcharbeiten zu hindern. Eine Abteilung der Nationalgarde ging nun mit auf— gepflanztem Bajonett gegen die Gefangenen vor und zerſtreute ſie. Der Leiter der Feuerwehr erklärte dem Anſtaltsleiter Thomas, daß, falls ſeinen Leuten kein Schutz gewährt werde, er ge— zwungen ſei, die Wehr zurückzuziehen. Dann könne das ganze Zuchthaus abbrennen. Das Zuchthaus war urſprünglich beſtimmt, 2000 Inſaſſen aufzunehmen. In Wirklichkeit wa. ren dort etwa 4950 Stäflinge untergebracht. Ver ſchiedentlich wurde die Lage ſür die Anſtaltslei tung äußerſt kritiſch. Durch die entſetzliche Kata⸗ ſtrophe wurden viele der Ueberlebenden wahn— ſinnig. Sie verſammelten ſich auf dem Hof und nahmen eine drohende Haltung ein. Anſtalts— direktor Thomas gab darauf den Befehl, den er— ſten Inſaſſen, der verſuchen ſollte, zu entwei chen, zu erſchießen. Inzwiſchen hatten ſich einig Gefangene wieder eines Beſſeren beſonnen und halfen den Wächtern, die Zellentüren zu öffnen und Tote und Verwundete herauszuſchaffen Ein ſurchtbarer Anblick bot ſich denen, die dies beobachteten. Den Leichen vieler Verbrannten fehlten die Hände, was erkennen läßt, daß die Gefangenen, als die Zellen glühend heiß wurden, wahnſinnig geworden und ſolange an den glühen den Gittern gerüttelt haben, bis ihnen die Hände abgebrannt waren Die Behörden haben bereits die erſten Schritt getan, um zu ermitteln. worauf es zurückzufüh ren iſt, daß die Brandkataſtrophe im Staatsge fängnis eine ſo außerordentlich hohe Zahl von Todesopfern gefordert hat. Die darüber ver— nommenen Zeugen erklärten, anſcheinend ſei den Schließern des oberen Zellenblocks erſt dann klar zum Bewußtſein gekommen, daß Gefahr für das Leben der Gefangenen beſtand, als zahl reiche Sträflinge erſtickt vom Rauch in ihren Zellen zuſammenbrachen. Ein Wärter, der ſich geweigert haben ſoll, Hilfe leiſtenden Sträflingen die Zellenſchlüſſel auszuhändigen, iſt bereits vor läufig vom Dienſt ſuspendiert worden. Oeffnen der Zellentüren durch die Schließer ha. anſcheinend erſt begonnen, nachdem die Feuer— wehr in das Gebäude hereingelaſſen worden war. Die Feuerwehr iſt übrigens auf dem Gefäng nishof von einigen Sträflingen angegriffen wor— Das den, die verſuchten, den von der Feuerwebr mit a reer keit in Ordnung zu bringen als es au ber Kor- ridortür klingelte. Mit zitterndem Herzen eilte Johanng an die Türe und lugte durch das klei⸗ ne, runde Türfenſterchen. Dort ſah ſie in hellem Sonnenſchein, der von der Straße hereinfiel, Gertrud ſtehen und aufs neue klopfte ihr das Herz in ſchnellen Schlägen. i Warten laſſen konnte ſie die Schweſter ihres Geliebten nicht, ſie ſtellte darum eilig den Beſen, den ſie in der Hand hatte, beiſeite und öffnete die Tür, während ſie noch raſch das aufgeſchürzte Schößchen losneſtelte.„ Gertrud trat ein; im gedämpften Licht zwi⸗ ſchen dem dunklen Korridor und dem hell erleun teten Hausflur ſtanden die beiden Mädchen ſich einen Augenblick gegenüber. „Guten Tag, Johanna,“ hatte dann Gertrud freundlich geſagt und in dem Tone früheren Feundſchaftsverhältniſſes hatte dieſe erwidert: „Guten Tag. Gertrud!“ Sie hatten ſich die Hand gedrückt,— Johan⸗ nas Hand war ein wenig rauh von harter Ar⸗ beit, aber Gertrud beachtete dies nicht. Gertrud blieb zunächſt im Zimmer ſtehen und blickte ſich erſt eine Weile um; ſie atmete mit Vergnügen den Frieden ein, der über dieſem engen, beſcheidenen Raume thronte. „Wo iſt dein Vater?“ fragte ſie darauf. „Nebenan, aber er liegt noch im Bett, er ha: heute Nacht ein wenig unruhig geſchlafen und da holt er den Schlaf heute Vormittag nach.“ „Ich hätte ihm gern„Guten Tag“ geſagt! Nun, ein andermal! Da können wir alſo unge⸗ niert miteinander plaudern?“ „Gewiß, um dieſe Stunde ſtört uns ſicher nie⸗ mand.“ Gertrud nahm auf dem Sofa Platz. Johan. na ſetzte ſich zu ihr an das obere Ende, ſodaß ſie dem Licht den Rücken kehrte und ihr Geſicht im Schatten war. Und das war ihr lieb; ſie fühlte, wie eine unheimliche Röte ihr Geſicht bedecken müſſe; denn ſeit dem Augenblick, da ſie Gertrud draußen vor der Korridortür erblickte, hatte eine heiße Angſt und ein wildes Herzklopfen ſie nich verlaſſen. (Fortſetzung folgt). umfanlenden Kompiotts zur Flucht aus der An⸗ geführten Vetrlebsſtoff⸗Tant in Brand zu ſetzen Von den Sträflingen, die in den Delinquen⸗ ten- Zellen untergebracht waren, iſt keiner um⸗ gekommen. 1 Wie ergänzend gemeldet wird, befinden ſich unter den Toten der Brandkataſtrophe mehr els 20 Mörder, die zu lebenslänglichen Freiyeits⸗ ſtrafen verurteilt waren. Beinahe alle 317 Opfer hatten lange Freiheitsſtrafen zu verbüßen, größ. tenteils wegen Raubes oder Einbruches. Die Strafanſtalt war genau vor 100 Jahren ervaut worden. Während bereits eine Kommiſſion des Staates Ohio eingetroffen iſt, um feſtzuſtellen, wie das Feuer entſtanden iſt, und warum die Ge— fangenen nicht rechtzeitig aus ihren Zellen ge— laſſen wurden, haben ſich die Bundesbehörden in Waſhington angeſichts der allgemeinen Entrü⸗ ſtung über die Kataſtrophe veranlaßt geſehen, ebenfalls eine Unterſuchungskommiſſion an Ort und Stelle zu entſenden. Schießerei in einer Schankwirtſchaft. In einem Schanklokal in der Greifsfelder Straße im Nordoſten von Berlin kam es in der Mittwoch⸗Nacht gegen 1,30 Uhr zu einer Aus- einanderſetzung zwiſchen dem Wirt und mehre— ren Gäſten. Der Wirt gab aus einer Piſtole vier Schüſſe ab, durch die eine Perſon getötet und zwei ſchwer verletzt wurden. Bei ſeiner Verneh— mung behauptete der Wirt, er ſei, als er Feier abend gebieten wollte, von den Gäſten angegrif— ſen worden, ſodaß er in der Notwehr von der Schußwaffe Gebrauch machen mußte. Zwei bäniſche Flieger in der Oſtſee vermißt. Die däniſchen Marineflieger unternehmen zur Zeit nächtliche Flüge über die Oſtſee als Vorar— beit für die eventuelle E nrichtung eines Nacht- voſtverkehrs. Ein mit Kapitänleutnant A. E. Jenſen und Mechaniker Breſſendorff beſetzies Flugzeug verließ geſtern abend 10 Uhr Warne— münde, um nach Kopenhagen zu fliegen. Als das Flugzeug hier nicht eintraf, wurden Nachfor— ſchungen angeſtellt und heute früh gegen 6 Uhr fand man etwa ſieben Seemeilen von Warne— münde entfernt, die Trümmer des Flugzeuges. Die beiden Jufaſſen werden vermißt. Lokale Nachrichten Iich ſeh' dir's an der Naſe an Daß man es manchem Menſchen ſchon an der Naſe anſieht, wes Geiſtes Kind er iſt, darüber war man ſich ſchon immer klar. Zwar wollen andere noch erſt die Hände ſehen, um aus Finger— form und Handlinie allerlei Künſte und Talente oder auch üble ſeeliſche Beſchaffenheiten erkennen zu wollen, Doch bleiben wir hübſch bei der Naſe, dann brauchen wir uns auf kein wiſſenſchaftliches Gebiet zu verirren, und wir haben ſofort Ein— ſicht in den Paß menſchlicher Veranlagungen. Man ſagt alſo, daß es eine eigentümliche Tat— ſache ſei, daß große Männer entweder ſehr große oder ſehr kleine Naſen gehabt haben. Lange Na— ſen gelten als Zeichen von Gelehrſamkeit und dem bekannten Dichter Carl Sternheim und der beſonders von der Begabung, viel denken zu kön— nen, während kurze Naſen nach dem Volksglau— ben auf Geiſtigteit ſchließen laſſen. Eine„römi— ſche“ Naſe ſoll Schlauheit, eine„griechiſche“ Naſe Adel der Geſinnung verrraten. Eine Naſe mit ausgeweiteten und in der Erregung vibrieren— den Naſenflügeln ſoll das Kennzeichen eines ner. vöſen, oft auch hyſteriſch veranlagten Menſchen ſein. Das den Backfiſchen oft eigentümliche „Stumpfnäschen“ kündet Naivität und Gutmü— tigkeit. Dagegen ſoll der ſcharf und zuweilen auch hart ſein, der eine knorrige, gerade und jaſt ſpitze Naſe beſitzt. Spitze Naſen waren nie ſon— derlich beliebt, und es heißt, es gäbe kaum einen impertinenten Menſchen, der nicht eine ſolche ſpitze Naſe beſitze. der Ernſt des Lebens. „Nicht für die Schule lernen wir, ſondern für das Leben.“ Dieſer alte Satz gewinnt jetzt für die Tauſende die erſte praktiſche Bedeutung, die von den Bänken des Wiſſens an die Bänke des Wirkens treten. Was bisher nur mehr oder we⸗ niger„graue Theorie“ war, ſoll eingegliedert werden in den Fluß der Kräfte und Säfte des öffentlichen Geſchehens. Die Probe auf das große Exempel beginnt. Dieſes große Exempel aber iſt nichts anderes, als die Perſönlichteit ſelbſt, die durch ihre Leiſtung ihre Daſeinsberechtigung be⸗ weiſen und erhärten ſoll. Zur Erbringung dieſes Nachweiſes wollte die Schule lediglich das gei— ſtige Rüſtzeug an Hand geben. Damit war ihre Aufgabe erfüllt. Nicht jeder, der ein Muſterſchüler war, wird auch im Leben ſich in bie vorderſte Linie zu ſtel. len vermögen. Es gibt genug Beiſpiele dafür, daß wiſſenſchaftliche Leuchten gegenüber den nüchter— nen Erforderniſſen des Alltags ihr Licht unter dem Scheffel halten mußten. Die Väter der größ— ten Gedanken waren oft kleine Kinder, wenn die rauhe Wirklichkeit ſie anging. Gerade unſere Ze't der Maſchiniſierung und der Rationaliſierung des Denkens und Handelns wird dem Tatmen— ſchen ein viel willigerer und bereiterer Bundes— genoſſe als früher ſein. Womit nicht geſagt ſein ſoll, daß die Ellenbogenmoral ein erſtrebenswer— tes Ziel bedeutet. Die Formen, unter denen der Ernſt des Le— bens den Einzelnen zwingt aus ſich herauszuge— hen, ſein Können zu zeigen, ſind nicht immer die gleichen. Sie richten ſich nach der Aufgnbe, die er ſich vorgenommen hat, oder die ihm durch den erwählten Weg vorgelegt wird. Mancher Menſch wächſt„mit ſeinen höheren Zwecken“, bisweilen ſogar über ſich ſelbſt hinaus, und bei vielen wird ſich der Horizont zeitlebens nicht über die nächſte Kirchturmſpitze weiten. Gleich, ob ſo oder ſo, je— der hat den Platz voll auszufüllen, auf dem er ſteht. Nur dem, der ſein Beſtes gibt. wird das Leben den verdienten Lohn wiedergeben. Das Leben bleibt ein ewiger Kampf und„ ſetzet ihr nicht(auch unblutig) das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen ſein!“ *Vorſicht beim Waſchen der Ohren. Das Waſchen der Ohren ſoll immer mit beſonderer Vorſicht vorgenommen werden, namentlich bei Kin⸗ dern, deren zarte Haut durch ſtarkes Scheuern und Reiben leicht verletzt werden kann. Nach den Feſt⸗ ſtellungen Newyorker Aerzte kann auch Seifenwaſ⸗ fer, wenn es ins Ohr gelangt, Schaden anrichten, auch dann, wenn es nur in den äußeren Gehörgang eindringt, da das Ohr in allen ſeinen Teilen über⸗ aus empfindlich iſt und eine anfangs leichte Schädi⸗ gung ſich nach und nach, ohne daß man es zunächſt merkt, ſehr verſchlimmern kann. Auch durch allzu— heftiges Putzen der Naſe kann das Ohr geſchädigt werden, weil dadurch Sekrete aus der Naſe ins Mittelohr dringen können. * Aicht zu hart hinter den Autos herfahven. Geſtern, gegen Abend ereignete ſich in der Mannheimerſtraße ein Vorfall der infolge Geiſtesgegenwart eines Radfahrers noch glimpflich abging, den wir aber zur Warnung unſerer Leſer nicht verſchweigen wollen. Eben der Radfahrer fuhr in geſteigertem Tempo hinter einem Laſtwagen her, bis derſelbe rechts an der Straße fuhr und plötzlich hielt. Dem Radfahrer, der dieſes nicht wiſſen konnte, gelang es noch, ſein Rad auch rechts herüberzudirigieren und fuhr in den ſchmalen Spalt zwiſchen Auto und Randſtein, wo er mit dem Rad umfiel und ſeine Jacke zerriß, ohne glück- licherweiſe körperlichen Schaden zu nehmen. *Auslandsauftrag für 8 8 C. Mannheim. Die Kolonie Guadeloupe erteilte der Brown Broveri u. Cie. A.-G. Mannheim Auf— trag auf die Elektrifizieruug der Inſel Guadeloupe. Der Auftrag umfaſt die Erſtellung einer vollſtändi⸗ gen Dampfzentrale mit drei Dampfturbinen von 5000 Kilowatt⸗Leiſtung ſowie den Ausbau eines Hochſpannungsverteilungsnetzes für 30 Kilowatt mit mehreren Umſpannwerken. Mit den Arbeiten, die auf Sachlieferungskonto ausgeführt werden, wird ſofort begonnen. Abonniert den „Viernheimer Anzeiger“ Nänig Alfons uon Enanien bes ielligt„ Siaf Kefefelin Nach der Landung in Sevillg. König Alfons von Spanien neben Kapitän Lehmann, Gondel des„Graf Zeppelin“. CTT dem Führer des Bekanntmachung. Auf dem Fundbüro des Polizeiamtes, Zimmer Nr. 17, wurden in den letzten Tagen ein ſchwarzer Herrenſportgürtel und div. Schlüſſel abgegeben. Die Eigentümer wollen ſich an das Fundbüro wenden. Viernheim, den 24. April 1930. Heſſ. Polizeiamt: Ludwig. 2 f Bunte Zeiung Die älteſte Berliner Broneegießerei S. A. Loevy, Berlin, Gartenſtraße 97, konnte am 6. April dieſes Jahres auf ihr 75jähriges Beſte— hen zurückblicken. Die Firma gehört zu den ange— ſehendſten ihres Faches und erfreut ſich dank ih rer Spezialitäten ſowohl bei der Berliner Archi tektenſchaft, dem deutſchen Baugewerbe und auch im Auslande größten Anſehens. Kein bedeuten“ des öffentliches Gebäude, ſei es Reichstag, Land— tag, Herrenhaus, viele Theater und Botſchaften, und zahlreiche Schlöſſer an denen die Firma nicht hervorragend mitgewirkt hat. Kein bekann- ter Architekt oder Baumeiſter, der nicht ihr Auf— traggeber oder Mitarbeiter iſt. Siegfried Loevy, der Seniorchef des Hauſes, der erſt kürzlich in voller Rüſtigkeit ſeinen 70. Geburtstag feierte, iſt heute noch mit unermüdlichem Fleiß die See— le, der von ſeinem Vater im Jahre 1855 gegrün- deten Firma, die an der Entwicklung der deut— ſchen Baugeſchichte ſeit 7 Jahrzehnten rühm— lichen Anteil hat. Neue Rakete. Der Pilot und Konſtrukteur Karl Ulrich hat eine neuartige Raumrakete fertiggeſtellt, die ei— nen Menſchen mitführen ſoll. Der Erfinder will in nächſter Zeit auf dem Großen Sand in Gon— ſenheim bei Mainz praktiſche Flugverſuche mit ſeiner Rakeie unternehmen. v. Mannheim, 17. April. Die höhere Privatlehranſtaln Inſtitut Sig— mund. In dem vom 15. April 1929 bis 12. April 1930 laufenden Schuljahr wies die höhere Pre vatlehranſtalt Inſtitut Sigmund am Schloß in Mannheim eine Geſamtfrequenz von 297 Schülern ud 36 Schülerinnen, zuſammen von 333 Zöglingen auf. Der neunklaſſigen Tagſchule ge— hörten hiervon 205 Schüler und 25 Schülerinnen der Abendſchule, die von im Berufe Stehenden beſucht wird, 92 Schüler und 11 Schüler ennen an. Die meiſten Schüler wurden nach dem Lehr— plan der Oberrealſchule, eine Minderzahl nach dem des Gymnaſiums und Realgymnaſiums un. terrichtet. In 9 Tagſchultlaſſen, 7 Nachholkurſen und 5 Abendkurſen wurden isgeſamt über 500 Wochenſtunden erteilt. Der Lehrkörper der An— ſtalt ſetzte ſich aus 26 Lehrkräften zuſamme von denen 12 hauptamtlich am Inſtitut tätig waren. 12 Lehrkräfte ſind wiſſenſchaftlich gebil— det(Profeſſoren), 9 ſind Fach. bzw. ſeminartiſtiſch gebildete Lehrer und 5 Herren ſind Religions- lehrer. Im Laufe des Schuljahres erwarben ſich 7 Inſtitutsſchüler die Univerſitätsreife, 7 beſtan— den die ſtaatliche Realſchulprüfung, 53 unterzo— gen ſich erfolgreich den Aufnahmeprüfungen für Quinta bis Oberprima an den ſtagtlichen höhe— ren Lehranſtalten. 23 konnten in der am Jnuſti— tut ſelbſt abgehaltenen'n Uuierſekunda— ſchlußprüfung imiſſar Ge— heimrat itsprofeſſor in Heidelberg. agen für beſtanden erklärt werden. f Mannheim, April.[(Hochwaſſer in Sicht.) Vom Oberlauf des Neckars wird in⸗ folge des anhaltenden ein Wachſen des Waſſers gemeldet, ſodaß mit einem leich— ten Hochwaſſer zu rechnen iſt. In Plochingen beträgt der Waſſerſtand 1.48 Meter, gegen einen geſtrigen Waſſerſtand von 80 Zentime— ter. Das Waſſer iſt weiter im Steigen be⸗ griffen. N 992 Das drohende Geſpenſt des Bolschewismus * Es iſt höchſte, allerhöchſte Zeit, daß endlich von maßgebender Stelle die Frage entſchieden wird, ob die kommuniſtiſche Agitation in Deutſch— land, bezahlt mit ruſſiſchem Gelde, noch weiter ſo geduldet werden ſoll wie bisher. Wir ſprechen micht für ein Verbot der Kommuniſtiſchen Partei. Was wir verlangen, iſt wirtſamer Schutz der ſaebgebenden Bevölkerung vor den Bolſchewiſten in Deutſchland. Die Oſtervorgänge in Leipzig reden eine deutliche, ja die deutlichſte Sprache. Schwere Wiſoxechen ſind von den Kommuniſten begangen worden. Blut floß. Polizeibeamte wurden in der Ausübung ihres Dienſtes getötet. Dabei war alles ſorgfältig vorbereitet. Die Behörden wußten, daß am Oſterſonntag in Leip. zig der Reichsfugendtag des Kommuniſtifchen Jugendverbandes Deutſchlands ſtattfinden ſollte. Sie wußten aus den Ankündigungen in der kommuniſtiſchen Preſſe, welche Zwecke man mit dieſem ſogenannten Jugendtreffen ver- folgte. Sie haben aber nicht vermocht, von vornherein die notwendigen Abwehrmaßnah⸗ men zu treffen, um dieſes Blutvergießen des Oſterſonntag zu vermeiden. In der„Roten Fahne“ ſchrieb am Sonntag der bekannteſta Vo. tampfer Moskaus, Hermann Remmele, einen Begrüßungsartikel zu dem Kommuniſtiſchen Reichs⸗Jugendtag. Darin heißt es 115 1 „Gleich nach dem vorjährigen Reichs⸗Jugend. tag, der der Jungarbeiterſchaft neuen Kam⸗ pfesmut und Tatendrang verlieh, ſtand die Jungarbeiterſchaft vom Wedding und Neu- köln in den blut. Maitagen auf den Barrr⸗ laden. Sie wird in Leipzig beſonders lebhaft begrüßt werden. Der dauernde„kleine Be⸗ F die dauernden Demonſtra⸗ unsverbote. die blutigen Zörajebeleie n. Po. lizeſattacken, die im ganzen Reiche Schule ge— macht hatten, wurden geſprengt und wir— kungslos gemacht, nicht zuletzt durch die kühne Enuchloſſenyett und den endesseradenden Mut, mit dem das deutſche Jungproletariat dei. Verſolgunz und Tyranneien zum rot unter Führung der K. P. D. entgegentrat und ſtandhielt. Dieſelbe Ausgabe der„Roten Fahne“ brachte bereits einen Bericht über die Sonnabendkund— gebungen des Kommuniſtſchen Reichs-Jugend— tages in Leipzig mit einer Rede jenes Heinz Neumann, der ſelbſt in kommuniſtiſchen Kreiſen den Beinamen der„Schlächter von Kan⸗ ton“ führt. Er ſagte in dieſer Rede u. a.: „25 000 Jungarbeiter marſchieren morgen in Leipzig vor der Veſte der Reaktion, dem Reichsgericht, auf, 25000 Jungarbeiter, das bedeutet 25000 Herzen, die für die Revolution ſchlagen, das bedeutet 50000 Fäuſte, die für die Revolution kämpfen werden.“ So iſt es auch gekommen. Dieſe verhetzte Ju— gend, welche noch nicht ſtaatspolitiſch geſchult wird, die mit Schlagringen, Schußwaffen und anderen Blutwerkzeugen ausgerüſtet iſt, ſtieß vor gegen die friedliche Bevölkerung, gegen die Poltzeibeutaten. So war das Blutvergießen nicht mehr zu verhindern, die„Fäuſte“, welche für die kommuniſtiſche Revolution„kämpfen“ mußten, haben die Befehle ihrer verantwor— tungsloſen Führer ausgeführt. Das überaus Traurige dabei iß, daß die Zahl der Toten auf Seiten der Polizei die der Demonſtranten über⸗ ſteigt, Schon jetzt verkündet mit prahleriſchen Wor— ten die ip ſſe eipen neuen Sieg der Kommuniſten, des jungen Proletariats ſprich 201 8 i pfen.— Und Moskan freut ſich. Die deutſchen Kommuniſten werden wieder in vollen Gabe aufgenommen, neue ruſſiſche 6 werde esch zolger fließen. Denn Moskau hat ſa die Meldung er— halten können: Blute Aren Wünſchen und Befehlen an allen Eck Enden Deutſch— lands geſlasfen. wie„bre enter eltzevolution marſchiert in Deuſchland. Haben wir angeſichts dieſer entſetzlichen Vor— gänge in Leipzig nicht allen Grund gehabt an die Spitze unſe len Arketels entſcherd ande Frage an die maßgebenden Stellen in Sachſen, aber auch im Reiche zu richten? Die Verwilderung der politiſchen Sitten hat nachgerade bei uns einen Umfang angenom— men, der größte Gefahren heraufbeſchwören muß. Das politiſche Rowdytum verſucht die Straßen zu beherrſchen, das Fundament des Stagtes zu unterhöhlen. das Familienglück zu zerſtören, Kultur zu bolſchewiſieren. Leipzig iſt ein neues Warnſignal, das nicht über— ſehen werden darf. Es nützt nichts, wenn wir lediglich jetzt wieder von ſteꝛagen Beſtrafungen derer hören, welche der Bluttaten überführt wer— den konnten. Es nützt auch nichts weun wir Drohungen gegen die Aufrüheer und Auſwieg— ler vornehmen. Das ſind Maßnahmen, die ledig— lich für den Augenblick wir'en, die aber nie und nimmer den eigentlichen Gefahrenherd zu beſei— tigen vermögen. Die Agitationsmethoden der Bolſchewiſten ſind bekannt genug. Sie werden angewandt ſchon in der Schule. Eine uner hörte Kinderverhetzung in vollem Gange. Sie „tend verſtärkt bei der ſchulentlaſſe— nen Jugend. Sie wird fortgeſetzt dann in den Jugendgruppen der bolſchewiſtiſchen Parteien. Und immer iſt die Folge blutige Ausſchre'tung, Straßenterror. Das muß ein Ende nehmen Wir kennen die Rädelsfuhter, die Agitan ken, welche die Blutſchuld auch dieſesmal tragen. Sie gilt es zu faſſen, unſchädlich zu machen. Gleichzeitig muß aber auch unſere Jugend, vor allem die Jugend aus den Arbeiterkreiſen, geſchützt werden vor weiterer Verhetzung und dauernder Verelendung. „elfe CC Gloße der Woche Ultraviolette Lichtkartoffel. Doppelte Ernten ſoll, ſo berichten die Zeitungen, die Beſtrahlung mit ultra— violettem Licht hervorbringen. Wie Lampignons in Gartenlokalen hängen die Höhenſonnen über den Feldern, und es ſind keine Vogelſcheuchen mehr notwendig, Kaum iſt das Saatkorn der Erde übergeben, ſchon ſchießt der Halm dem ultravioletten Licht entgegen. Das macht er zweimal im Jahre, und die Spatzen werden ſo dick wie die Kinderluftballons. Dann geht ein neues Leben über die Erde,— es gibt keinen Hunger mehr,— und da auch die Wein— ſtöcke ſich dem ultravioletten Zauber unterwerfen müſſen, wird auch niemand mehr ungeſtillten Durſt haben. Das goldene Zeitalter bricht an, in unſerem glücklichen Lande wird die Höhen— ſonne nicht untergehen. Vor einiger Zeit wurde künſtliches Gold er— funden. In einem Falle war es überhaupt kein Gold, im zweiten Falle ſtellte es ſich heraus, daß die Goldbildung viel, viel teuerer kam als das im Handel befindliche Gold koſtete. Es wäre ſchade., wenn Kartoffel, Weizen und Gurken doppelt oder gar dreifach ſo teuer wür— den als bisher,— da ſind unſere ehrlichen, natur— gewachſenen, original ſonnenbeſchienenen Feld— früchte zum alten Preiſe doch lieber als alles, was zweimal im ultravioletten Licht jährlich reift. Karl Theodor Haanen. Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 22. April. Notiert wurden in Reichsmark: Ochſen 40 bis 60, Bullen 43 bis 54, Kühe 18 bis 48, Färſen 44 bis 61, Kälber 56 bis 86, Schafe 46 bis 48, Schweine 64 bis 71, Ziegen 12 bis 25. Marktverlauf: Mit Großnvieh lebhaft, ausverkauft. Mit Kälbern mittel, geräumt. Mit Schweinen mittel, ge⸗ räumt.