Ein„Ausländer“ will heiraten Wunderſame Erfahrungen einer Preußzin Ich wohne in Heſſen und ſtamme aus dem „Ausland“, Nicht etwa aus Feuerland oder von den Südſeeinſeln, ſondern ſchlechtweg aus Preu- ßen. Und ich begehe dabei die Unvorſichtigkeit, in Heſſen heiraten zu wollen! 0 Ich reiche alſo meine Papiere beim Stan desamt von K. ein Es fehlt die Beſcheinigung meiner preußiſchen Staatsangehörigkeit. Ich ſchreibe demnach ſofort an den Bürgermeiſter von Z. einem kleinen hannoveraniſchen Orte, wo ich zwanzig Jahre meines Lebens zugebracht habe. Dec Bürgermeiſter kennt mich ſeit meinen frühe⸗ ſteai Kinderjahren. Er ſchreibt mir außerordent- lich nett:„Es freut mich wirklich ſehr, daß Du heirateſt, und ich wünſche Dir alles Gute für die Zukunft“— ete.„Dein Anliegen kann ich leider nicht erfüllen, da wir bier nicht zuſtändig ſind. Wende Dich bitte an die Bürgermeiſterei Deines Geburtsortes(Kreis Düſſeldorf), wo Du die drei erſten Jahre Deines Lebens wohnteſt.“ Schön. 15 Pfennig Porto kann man aufwen⸗ den, auch noch das gleiche Rückporto für dee „Portopflichtige Dienſtſache“. Antwort:„Zuſtän— dig zur Beantragung des von Ihnen benötigten Ausweiſes iſt allein die Polizeibehörde Ihres au— genblicklichen Wohnortes. Dieſe hat den Antrag an das Polizeiamt desjenigen Ortes zu richten, an dem Sie bis zu Ihrer Volljährigkeit in Preu— ßen gewohnt haben. Sollten Sie bis zu Ihrer Volljährigkeit aber Ihren Wohnort nicht in Preußen gehabt haben, dann muß der Antrag an das Polizetamt des Geburtsortes Ihres Va— lers gerichtet ſein, in Ihrem Falle nach Lippe.“ Diesmal koſtete es kein Porto, nur Schuh- ſohlenabnützung, bis ich in dem umfangreichen Polizeigebäude die richtige Stelle gefunden habe. Erſtaunen: die hieſige Polizeibehörde hat mit der Sache gar nichts zu tun, den Antrag muß ich ſelbſt an den Landrat desjenigen preußiſchen Kreiſes richten, in dem ich bis zur Volljährigkeit uſw. Neues Schreiben meinerſeits an den ge— nannten Landrat. Zur Vorſicht ſchreibe ich noch e nmal gleichzeitig an meinen lieben Bürgermei— ſter von Z. Ich mache die Sache bei beiden Stel- ten etwas dringlich; es hängt viel für die Stel- lung meines Zukünftigen davon ab, daß wir noch dieſen Monat heiraten. Der Landrat amwortet löblicherweiſe ſofort:„Um die gewünſchte Beſchei— nigung erteilen zu können, benötige ich einen Antrag Ihrerſeits an die Polizeibehörde Ihres letzten preußiſchen Wohnortes. Beizulegen ſind 5 Reichsmark für Gebühren ſowie Ihre Geburtsurkunde. Zur Beſchleunigung der Ange- legenheit iſt gleichzeitig hierher an das Landrais— 5 amt Mitteilung zu machen, welches Standesamt in Heſſen das Aufgebot vornimmt.“ Das Standesamt befindet ſich an einem ande⸗ ren als meinem jetzigen Aufenthalisort und meine Geburtsurkunde iſt dort bereits eingereicht. Ich fahre alſo am nächſten Morgen dorthin— je eine Stunde Bahnfahrt hin und zurück— und bin ſo glücklich, das Papier gleich ausgehändigt zu bekommen. Von der Reiſe zurück, finde ich ein Schreiben meines guten Bürgermeiſters von 3. vor. Er iſt mit Arbeit überhäuft geweſen— das Wohl der Stadt bringt ihn noch um— und ſchreibt deswegen einen Tag ſpäter. Und da ſieht man wieder, daß allzugroße Eile von Schaden iſt,— gut, daß die fünf Reichsmark und mein Geburtsſchein noch nicht unterwegs waren,— denn: eigentlich befugt zur Ausſtellung des ge⸗ wünſchten Dokumenis, ſo ſchreibt mein väterlicher Freund, iſt in meinem Falle nur der Regierungs- präſident von Berlin oder Wiesbaden, in deren Vertretung allenfalls ein Polizeipräſident. Alſo ſolche hohe Herren müſſen ſich mit einer ganz privaten Heirat einer ganz unverdächtigen, unbe— ſcholtenen und inoffiziellen Perſönlichkeit be— ſchäftigen! Nachſchrift des Bürgermeiſters von 3.:„Ich habe trotzdem eine Beſcheinigung ausgeſtellt, ver- ſuche es, beim Standesamt damit durchzukom— men.— geht es nicht werden wir weiter ſehen.“ Ich atme auf. Wie gut, daß ich in einem ſo klei⸗ nen Städtchen zu Hauſe bin, wo das Oberhaupt alle ſeine Schäflein genau kennt und ſomir auch mir mit gutem Gewiſſen beſtätigen konnte, daß ich die Ehre habe, preußiſche Staatsangehörigkeit zu beſitzen; um ſo mehr als er auch meinen lei— der längſt verſtorbenen, ſehr gut preußiſchen Va— ter gekannt hat. Während ich noch überlege, wie ich das Siandesamt von X. am beſten dazu brin— gen könnte, ſich mit der Beſcheinigung des Bür- germeiſters von Z. zu begnügen, erhalte ich eine neuerliche„Note“ und zwar vom Landrat.„Auf meine Mitteilung vom... bin ich ohne Ihre Antwort geblieben. Sie werden noch einmal auf— gefordert, dem Polizeiamt von Z. 5 Reichsmark und Ihre Geburtsurkunde zu überſenden, widri— genfalls Bearbeiiung Ihres Antrages von hier aus nicht erfolgen kann. Auch fehlt noch die An— gabe des Standesamtes, das Ihre Aufbietung vornimmt.“ Ich werde mich hüten, es zu nennen. Statt deſſen ſchicke ich die Beſcheinigung meines drei— mal geprieſenenBürgermeiſters dem Standesamt von X ein. Hoffentlich begnügt es ſich damit. Alſo geſchehen im Lenz des Jahres 1930, wie wir der„Frankfurter Zeitung“ entnehmen. Zuſtellung der Anklageſchrift im Bomben⸗P wtb. Altona, 13. Mai. Wie die Morgen⸗ blätter melden, iſt jetzt vom Staatsanwalt in Altona in dem Bomben-Prozeß die Anklage augeſtellt worden. Sie richtet ſich gegen 23 von den urſprünglich 43 Angeklagten und klagt auch die beiden Landvolkführer Hein wegen Mittäterſchaft und Hamkens wegen Unter- laſſung der Anzeige an. Gegen die übrigen Angeſchuldigten mit Ausnahme der des Reichstagsattentats Verdächtigen wird die rozeß Außerverfolgungſetzung beantragt. Die An— klageſchrift umfaßt etwa 75 Druckſeiten. Mit Rückſicht auf ihren Umfang und auf die don der Staatsanwaltſchaft für die Anklage be⸗ anſpruchte Zeit hat der Verteidiger Dr. Luet⸗ gebrune den Antrag geſtellt, den Angeſchuldig⸗ ten eine Friſt von drei Wochen zur Erklärung auf die Anklage zu gewähren. Mit der Hauptverhandlung wird danach nicht vor Ende Juni oder Anfang Juli zu rechnen ſein. Wollen Sie hre Sorgen erleichtern so kommen Sie am besten zu uns. Wir geben Ihnen alles, was Sie für sich und hre Familie brauchen auch mit wenig Geld Wunn belbemg fewablung bamen- u. Herrnwäsche] Beltgarnituren Schuhe aller Art, sowie] Bölitallun, Damast Herren-Anzuge Bollücher. Beinen „ Faletols Belidechen „ ummimänte! fischdechen „ Madlacken Sehlzenstolle Damen-Hlelder Handiuehs tolle „ Mäntel Hlelderstofte „ Wiadſacnen Halbstoras „ Strichwesten fladrasgarntturen Zur Ausstattung: Schlalzimmer Iatratzen aller art Speisezimmer Sole sämtl. EInzelmönel Hürrenzimmer Hinderwagen, Rlappwag. 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Immer näher rückt unser Jubelfest und die Vor- arbeiten werden immer dringender. Um das Fest zu einem guten Gelingen führen zu können, ist eine weitere Komitee- Sitzung nötig, die am Mittwoch, den 14. Mal, im Saale des Gast- hauses zum fHarnlen stattfindet. Wir laden dazu alle Mitglieder des Festkomitees, insbesondere auch die ge- bildeten Festausschüsse herzlichst ein und bitten um vollzähliges Erscheinen. Gleichzeitig richten wir an Sänger- und Lieder- freunde die herzliche Bitte, durch Sewährung von Freiguariieren ihre Gastfreundschaft deutschen Sängern gegenüber be- kunden zu wollen. Leonharſ Hnann, Vorsitzender und Herr Schneidermeister Valt. Brechtel, Schriftführer des Wohnungsausschusses Hierbei erwähnen Fir, daß Herr Zur Verherrlichung des Festes bedürfen wir auch Festjungfrauen. Diesbezügliche Anmeldungen, die wir uns bis längstens Sonniag, den 19. Mai erbitten, können in den beiden Vereinslokalen(Harmonie und Storchen), bei den Vereinspräsidenten Herrn Gregor Gärtner und Friedrich Böhm, beim 1. Schriftführer ferdinand Sax, sowie beim Festpräsidenten Herrn Rektor Hayr erfolgen. Der geschäfts führende Russchull. Feldſchütz, Kreuzstr...—— Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr: Verſteigerung des Heugraſes von gemeinheitl. Gräben und Gewäſſern. Am Freitag, den 16. Mai 1930, vormit⸗ tags 10 Uhr wird im Sitzungsſaale des Rat⸗ hauſes das Heugras von den gemeinheitl. Gräben und Gewäſſern an die Meiſtbietenden öffentlich ver⸗ ſteigert. Betr. Hauptkörung 1930. Die diesjährige Hauptkörung in unſerer Ge⸗ meinde findet am Montag, den 19. Mai 1930, vormittags 8 Uhr im Faſelhofe ſtatt. Anträge auf Vornahme von Einzelkörungen ſind dem Vorſitzenden der Körkommiſſion, Kreis⸗ veterinärrat Dr. Schmidt Heppenheim rechtzeitig mitzuteilen. Dieſe Körungen erfolgen koſtenlos. Viernheim, den 14. Mai 1930. Heſſ. Bürgermeiſterei. Lamberth. Zur Kinderpflege i Mräftigungsmittel: Lecifferin zur Blutbildung, Flasche 1.75 Mk. Tocayer- wein, Biomalz, Lebertran- Emulsion. Mörnerpflege: 2 Vasenol-Kinderpuder 80, 9 55 u. 30 Pfg. Wundsalbe, Tube 50 u. 90 Pfg., Schwämme, Kinder- seife, Badethermometer. Ernährung„ Nestles- Kindermehl, Ramogen, Eiweißmilch, Fenchelhonig, Kinderflaschen, Sauger und Stiller. Gummihosen, Gummieinlagen empfiehlt ſalhaus-Urogerie Pater Moskogn Haupt⸗ und Nebenberufl. können Sie durch Vertrieb an Bekannte einen ſchönen Verdlens erzielen. Kapital unnötig. Vertriebſtelle wird einge richtet.— Bewerbungen erbitten unter Nr. 100 an den Verlag. Strickwolle per Strang 40 Pfg. Kamm- wolle per Pid. 2.50 RMark. Vertreter gesucht. Amnnerel Nrschenrauin 329 (Bay.) Ferner mache auf meinen N Neu eingetroffen: Sommerjoppen in allen Größen Herren- und Knaben ⸗ Hoſen in verſchiedener Qualität. Reſten⸗Verkauf aufmerkſam. 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Das beſte Zeichen jedoch für die Schärfe der franko⸗italieniſchen Spannung iſt der Umſtand, daß ſie ſehr raſch über ihren jetzigen unmittel— baren Anlaß— den Anſpruch Italiens auf Flottenparität— hinaus ſich zur Akzentuierung des geſamteuropäiſchen Gegenſatzes zwiſchen den beiden lateiniſchen Staaten hinauswuchs. Dies trat mit unverkennbarer Deutlichkeit nicht nur in der Rede des Abgeordneten Deleroix in der italieniſchen Kammer hervor, der von einem „Mandat Frankreichs über Europa“ ironiſch ſprach, ſondern auch in der offizellen Rede des Außenminiſters Grandi, der die Unmöglichkeit, die Unterſcheidung zwiſchen Siegern und Be— ſiegten in alle Ewigkeit fortzuſetzen, und die Notwendigkeit, die Friedensverträge an die ver— änderten Bedürfniſſe der Gegenwart anzupaſſen, betonte. Dieſe Ausführungen Grandis haben in Frankreich zumindeſt ebenſo verſtimmt wie die Forderung Italiens nach Flottenparität. Wer die Entwicklung des Verhältniſſes zwi— ſchen Frankreich und Italien nicht erſt ſeit heute und geſtern verfolgt, wird wiſſen, daß hier in der Tat die empfindlichſte Stelle dieſes ganzen, ja ohnehin ſo ſchwankenden Verhältniſſes liegt Doch auch derjenige, der geneigt iſt, dem italie— niſch-franzöſiſchen kolonialen Wettbewerb in Nordafrika große Bedeutung beizumeſſen, wird doch zugeben müſſen, daß die Spannung in Europa zwiſchen den beiden Staaten noch weit— aus belangvoller iſt. Frankreich empfindet Italien heute als den beweglichſten Faktor der europäiſchen Ge⸗ ſamtpolitik; und da ſeine, Frankreichs, unausgeſetzten Beſtre— bungen der Erhaltung des Status quo in Europa gelten, verfolgt es mit dem größten Mißtrauen alle Schritte, ja ſchon alle Aeußerungen der ita— lieniſchen Außenpolitik. Zumal dieſe nicht erſt heute ſich gegen die Stabiliſierung des europäi— ſchen Status quo ausſpricht: es ſei nur an die große außenpolitiſche Rede Muſſolinis im ita⸗ lieniſchen Senat am 6. Juni 1928 erinnert, in der er ſich gegen diejenigen wandte, die eine „Mumienbildung der Menſchheit“ vermittelſt von Friedensverträgen anſtreben. Wiederholt iſt es zwar zwiſchen den beiden Staaten zu Verſuchen der Annäherung und der Säuglinge als Bereinigung ſtrittiger Fragen gekommen. Be⸗ ſonders nachdem das Jahr 1927 den franzöſiſch— italieniſchen Gegenſatz geradezu mit kinemato— graphiſcher Schnelligteit vor Augen führte— kaum zehn Tage nach dem Abſchluß des franko— ſerbiſchen Freundſchaftsvertrags ſolgte, am 22. November 1927, der italieniſch-albaniſche Freund— ſchaftsvertrag von Tirana— wurde das Jahr 1928 mit einer Reiſe des neuen franzöſiſchen Botſchafters Beaumarchais als Friedensbote nach Rom eingeleitet. Im Herbſt des Jahres 1928 verſuchte man ſich über die Streitprobleme in Nordafrika zu einigen. Aber immer wieder wur— den die Annäherungsverſuche durch unliebſame Zwiſchenſälle unterbrochen, die das Verhältnis zwiſchen den Staaten trübten. Wobei zu einer ſolchen Trübung ſchon— kennzeichnenderweiſe— die geringſten Anläſſe genügten, wie die Sport⸗ rivalität italieniſcher und franzöſiſcher Studen— ten bei den olympiſchen Spielen in Paris im Auguſt 1928. Ganz erheblich verſtimmend aber wirkte in Italien das milde Urteil, das das franzöſiſche(Geſchworenen-) Gericht in der An— gelegenheit des Antifaſchiſten Moduno, der den italieniſchen Vizekonſul Nardini ermordet hatte, im Dezember 1928 fällte. Die Frage der italie— niſchen Emigranten in Frankreich ſteht ſeither auf der Tagesordnung im Verhältnis zwiſchen den beiden Staaten. Auf all das ſpielte wohl Deleroix an in ſeiner Rede in der italieniſchen Kammer, als er von„Wunden“ ſprach, die Ita— lien„nicht von ſeinen Kriegsfeinden“ geſchlagen werden. In ſeiner Rede erwähnte Deleroix aber auch den franzöſiſchen Flottenbeſuch im jugofſlawi— ſchen Sebenico als eine gegenüber Italien un— ſreundliche Kundgebung. Damit hat er den geo— politiſch wichtigſten Punkt des franko-italieniſchen Gegenſatzes berührt. Beengt durch ſeinen Halbinſel-Stiefel, be⸗ trachtet Rom den benachbarten Balkan als die natürlichſte, gegebene Einflußſphäre Ita⸗ liens in politiſcher und wirtſchaftlicher Hin⸗ ſicht, ſtößt aber hierbei hart auf das mit Ju⸗ goflawien eng verbündete Frankreich. Aus dem gleichen geopolitiſchen Grunde aber tritt ja das Mittelmeer überhaupt in den Kreis dieſes Wettbewerbs ein: daher Italiens Freund— ſchaftsvertrag mit der Türkei(29. 5. 1928), ſowie die Annäherung an Griechenland, um den Ein— fluß Frankreichs zu ſchwächen. Und daher auch Italiens Anſpruch auf Flottenparität. Aus allen dieſen Gründen wird die Genfer Vermittlungsmiſſion Henderſons ja überaus ſchwierig werden, und man muß ſehr geſpannt darauf ſein, zu welchen tatſächlichen Ergebniſſen ſie führen wird. „Verſuchskarnickel“ Mißglücktes Calmette⸗Berfahren gegen die Tuberkuloſe— Bereits 8 Kinder tot, 23 ſchwer erkrankt. Weitere Erkrankungen bevorſtehend Aus Lübeck erhält die„Frankfurter Ztg.“ die alarmierende Nachricht über den folgen— ſchweren Verlauf bei Anwendung eines Mit- tels zur Bekämpfung der Tuberkuloſe bei Kindern. Vor etwa einem Vierteljahr beſchloß die Medizinalbehörde von Lübeck, das bekannte Verfahren von Dr. Calmeftte einzuführen. Dieſes Verfahren beſteht darin, daß neugeborenen Kindern möglichſt in den erſten zehn Tagen nach der Geburt durch die Ernährung Rindertuberkel zugeführt werden, die dann im Körper einen ähnlichen Schutz⸗ ſtoff entwickeln ſollen wie bei der Pocken⸗ impfung. Dieſes Verfahren ſoll ſich nicht nur in Frankreich ſelbſt, ſondern auch in anderen Kulturländern Europas bewährt haben. Von den 246 in Lübeck auf dieſe Weiſe infizierten Kindern ſind aber bis jetzt bereits acht an Tuberkuloſe geſtorben, während bei weiteren 23 ſich tuberkulöſe Krankheitserſcheinungen zeigen, die in dem Lübecker Kinderhoſpital beobachtet werden. Man befürchtet, daß, weil die Tuber⸗ kel zu ihrer Entwicklung längere Zeit brau— chen, noch weitere Erkrankungen vor— kommen werden. Die Methode iſt jedesmal im Einverſtändnis mit den Eltern der Kinder vorgenommen worden. Lübeck war das erſte deutſche Land, das dieſes mediziniſche Experi⸗ ment gewagt hat. In der Sitzung der Mediziniſchen Geſell⸗ ſchaft in Berlin im März ds. Is. war aus⸗ führlich über das Calmette-Verfahren beraten worden, und es wurde durchweg günſtig be— urteilt. Irgend ein Verſehen bei Anwendung der Methode wird von allen beteiligten Aerz— ten als vollkommen ausgeſchloſſen bezeichnet. So ſind z. B. die Rinderkulturen Dr. Calmet⸗ tes direkt aus dem Paſteurſchen Inſtitut in Paris bezogen worden. Daß es ſich um richtige Tierkulturen handelte, wurde auch durch Tier— verſuche nachgewieſen. Außerdem wurden die benutzten Kulturen in der Zeit von vierzehn Tagen reif, was nur bei den nach den bis⸗ herigen Erfahrungen für Menſchen unſchäd⸗ lichen Rinderkulturen der Fall iſt. Profeſſor Deyke hat die Ausreifung der Kulturen perſönlich überwacht. Zeitung Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— viernheimer Finzeiger (Biernheimer Bürger-Ztg.— Biernh. Volksblatt) le loſtet 25 Pfg., bie Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittage 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſere Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expebitionen Deutſchlands u. des Auslanbs Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes e bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme . t vorgeſchriebenen Tagen lann jeboch eine Gewähr nicht übernommen werden 72 5 7 5 95 1 Wegen Unterſchlagung von anvertrauten Geldern und Beſeitigung von Prozeß⸗Urkunden Breslau, 14. Mai. Zwei neue Anwalts⸗ Skandale rufen hier große Erregung hervor. Geſtern nachmittag wurde der Rechtsanwalt Dr. Kurt Krauſe in ſeiner Wohnung auf An— ordnung der Staatsanwaltſchaft verhaftet, weil gegen ihn begründeter Verdacht beſteht, daß er ſich wiederholt an den Geldern vergriffen hat. Wenige Tage vorher wurde Rechtsanwalt Dr. Max Kaliſki in Haft genommen, der ſich in der ſtädtiſchen Nervenheil- und Pflegeanſtalt nach kurzem Verſchwinden ſelbſt eingefunden hatte. Er gab an, einen Nervenzuſammenbruch erlitten zu haben. Gegen ihn beſteht gleich— ſalls der Verdacht der Summen in Höhe von 9000 Mark. ihm anvertrauten Kaliſki hat ſeine Delikte auch bereits teil— weiſe zugegeben. Es handelt ſich um Beträge die ihm in ſeiner Eigenſchaft als Teſtaments⸗ vollſtrecker ausgehändigt worden waren. Er will aus einem unwiderſtehlichen Drang gehandelt haben, der ihn zum Glück⸗ ſpiel trieb. Seine Leidenſchaft führte ihn häufig an die Spieltiſche von Zoppot und Monte Carlo. Gegen Rechtsanwalt Dr. Krauſe, der gegen ſeine Verhaftung ſofort Beſchwerde einlegte, beſteht auch noch der dringende Tatverdacht, Urkunden beſeitigt zu haben, die ihn belaſten, könnten. Deshalb wurde der Haftbefehl auf— Anterſchlagung von recht erhalten. Krauſe wird heute vernommen werden. Ueber 400 Mädchenhändler beuten 2500 Mädchen aus Deutſche Mädchen in Südamerika meiſtbietend versteigert Internationale Mädchenhändlerorganiſation rieſigen Ausmaßes entdeckt. Der Staatsanwaltſchaft in Buenos Aires iſt es gelungen, eine der größten Mädchenhänd— ler⸗Organiſationen der Welt aufzudecken. Die Perſon des Leiters, eines in den internationa⸗ len Mädchenhändlerkreiſen bekannten Solo— man Korn, ſowie die Namen der über 400 Mitglieder der Bande, ſind der Polizei bekannt. Gegen alle ſind Haft⸗ befehle erlaſſen worden. Die Mädchenhändler führten ihre„Ware“ aus allen Teilen der Welt nach Argentinien ein. Ueberraſchend wurde jetzt feſtgeſtellt, daß die Bande ihr ehrloſes Gewerbe bereits ſeit zehn Jahren unter dem Decknamen eines Wohl— tätigkeitsverbandes ziemlich ungeſtört ausge— übt hat. Während dieſer Zeit ſind, wie aus der Fülle des der Polizei in die Hände gefallenen Materials hervorgeht, aus Europa zweihun— dert Mädchen jährlich von den Agenten der Bande nach Argentinien verbracht worden. Die Organiſation hatte ihren Betrieb durchaus kaufmänniſch aufgezogen. So iſt eine Kartothek über verhandelte Mädchen geführt worden, die jetzt der Polizei in die Hände ge— fallen iſt. Aus dieſer geht hervor, daß die Bande des Soloman Korn in Argentinien allein aus der Ausbeutung von 2500 Mädchen erhebliche Gewinne zieht. Wie kalt und geſchäftsmäßig die Verbrecher Wie bei Frau Schmeling! mit dem Schickſal und der Geſundheit der ihnen dummerweiſe ins Garn gegangenen Opfer umgingen, beweiſt die Tatſache, daß Korn eine regelrechte Mädchenbörſe eingerich— tet hatte, auf der die Mädchen jedesmal, wenn wieder ein Transport eingetroffen war, an den Meiſtbietenden verſteigert wurden. Die Kunden waren Mädchenhändler kleineren Formats oder Beſitzer von Hafenreſtaurants zweifelhafter Art. Die auf ſolchen Auktionen erzielten Umſätze betrugen jedesmal mehrere Tauſend Dollar. Zur Aufdeckung eines Mädchenhändlerrings in Buenos Aires meldet die„B. Z“ aus Paris: Die Regierungen von Bolivien und Uruguay haben, wie das„Petit Journal“ zu berichten weiß, Schritte in Paris, Berlin und Warſchau unternehmen laſſen, um eine ſchär⸗ fere Bekämpfung des Mädchenhandels zu ver— langen. Man habe feſtgeſtellt, daß die Verhafteten einige Hundert Mitbeteiligte in Frankreich ſowie Deutſchland und Polen hätten.— Die Organiſation, ſo meldet das„Petit Journal“ weiter, habe die von ihr ver⸗ ſchleppten Mädchen meiſtens in Bordeaux verfrachtet. Die Mehrzahl der Mädchen ſtammt aus Deutſchland und aus Polen. Die Händler erhielten bei der Landung in Buenos Aires je Kopf ihrer„Ware“ 5000 bis 15000 Franken. — Deutſche Mädchen nach Spanien verſchachert 79 Berlinerinnen hilflos in Barcelona enb. Berlin, 14. Mai. Der Abteilung 2 des Berliner Polizeipräſidiums iſt eine Anzeige zugegangen, die ſchwere Beſchuldigungen gegen einen ſpaniſchen Impreſario namens Marag— liano bezw. gegen die Berliner Agenten ſei⸗ nes Unternehmens enthält. Zu den Tanzgruppen Maraglianos gehören 79 Mädchen, die alle als Tänzerinnen in Berlin engagiert worden ſind. Eine der Grup⸗ pen, die in Berlin von einem gewiſſen Tana— roff vor mehreren Monaten zuſammengeſtellt worden iſt, hat, den Blättern zufolge, ein furchtbares Schickſal erlitten. Die Mädchen wurden unter dem Namen„The Sunſhine Dancing Girls“ zu einem Ballett zuſammengeſtellt und traten geſchloſſen die Reiſe nach Spanien an, die ſie zunächſt nach Barcelona führte. Nachdem ſie dort in den elendſten Lokalen auftreten mußten, verlangte man von ihnen, ſie ſollten ein Etabliſſement beziehen, das eine Art von geſchloſſenem Haus war und von ihnen nicht ohne Genehmigung des Inhabers verlaſſen werden konnte. Die Mädchen weigerten ſich zum größten Teil, ſich auf dieſe Weiſe zu durchſichtigen Zwek⸗ ken ihrer Freiheit berauben zu laſſen. Sie trennten ſich von dem Chef der Truppe und befanden ſich nun ohne Mittel für die Rückreiſe hilflos in fremdem Lande. Wie ihre Verhand⸗ lungen mit dem deutſchen Konſulat ausgefal⸗ len ſind, und wie es ihnen weiter ergangen iſt, konnte bisher nicht feſtgeſtellt werden. . . Heſſiſcher Landtag Darmſtadt, 15. Mai. Der Heſſiſche Landtag arbeitete am Mittwoch in 5% ſtündiger Sitzung etwa zwei Dutzend Anträge aus, ſodaß am Don- nerstag mit der Etalsrede des Finanzminiſters die Voranſchlagsberatung beginnen kann. Bei einem kommuniſtiſchen Antrag, der wünſchte, daß die frei werdenden Kaſernen im beſetzten Gebiet den Gemeinden zu umgebauten Kleinwohnun— gen überlaſſen werden ſollten, wurde von dem Antragſteller beanſtander, daß in Mainz zwei ehemalige Garniſonkirchen und eine Wagenhalle den Kirchengemeinden überlaſſen worden ſeien. Der Zentrumsabgeordnete Ille entgegnete, daß die Kommuniſten ſich ſonſt wenig um die Kir— chen gekümmert hätten. Die Wagenhalle werde für ſoziale Zwecke benutzt. Der Antrag wurde abgelehnt. Ueber verſchiedene Anträge zur Aufwertung, die vor allem von der Volksrecht- Partei geſtellt worden waren und von dem Abg. Dr. Beſt ein— gehend begründet wurden, entwickelte ſich eine längere Debatte, Annahme fand ſchließlich ein vermittelnder Antrag der Deutſchen Volkspartei und der Volksrecht-Partei, der lautet: Die Re— gierung möge dahin wirken, daß die Heſſiſche Landeshypothekenbank Mittel bereitſtellt. um den über 65 Jahre alten Beſitzern von Pfand— briefen und Kommunalobligationen der Bank auf Antrag eine angemeſſene Barabfindung zu ge— währen. Im allgemeinen wurde in der Auf— wertungsfrage der Inhalt der Regierungserklä— rung gebilligt. Bei einem kommuniſtiſchen An— trag. der die Kleinbauern vor Pfändungen bei Steuerrückſtänden ſchützen will, wurde vom Regie— rungstiſch erklärt, daß heſſiſche Staatsſteuern der Kleinbauern überhaupt nicht zwangseingetrieben werden. Miniſter Korell teilte mit, daß die Regie— rung die Finanzämter erſucht hat, von Zwangs— maßnahmen abzuſehen. Es wurde Stundung bis 1. Oktober ds. Irs. gewährt. Ein Zentrumsantrag, der die Regierung ver— anlaßt, in Berlin auf den Ausbau des ſozialen Geſetzgebungswerkes zu drängen und im Einzel— nen dafür Vorſchläge zu machen, gab dem Zen— trumsabgeordneten Weſp Veranlaſſung, ſich ge— gen ant-ſoziale Profeſſoren zu wenden. Er führte als Beiſpiel dafür Prof. Horneffer in Gießen an, der behauptet habe, durch das Arbeitszeitgeſetz werde die Faulheit ins Volk getragen. In ähn— lichen Ausdrücken habe ſich der Profeſſor auch gegen die Kranken- und Arbeitsloſenverſicherung gusgeſprochen. Bei dieſer Gelegenheit wandte ſich auch Wirt ſchaftsminiſter Korell gegen die völlig ver— zerrte Kritik Profeſſor Hornefſers, bedauerte, daß er in Gießen lehre und mißbilligte die zahlrei— chen, für die Arbeiterſchaft beleidigenden Ausfüh rungen Horneffers. Die Kommuniſten hatten zu den Wormſer Unruhen nochmals eine kleine Anfrage geſtellt. Miniſter Leuſchner erklärte hierzu u. a.: Bei den von den kommuniſtiſchen Führern ver ſchuldetien Wormſer Unruhen hat die Polizei nur ihre Pflicht erfüllt, für Aufrechterhaltung der aufs äußerſte bedrohten öffentlichen Ordnung und Sicherheit Sorge zu tragen. Die Maßnahmen. die ſie nach eigenem pflichtgemäßen Ermeſſen zur Wiederherſtellung der öffentlichen Ordnung ge— trofſen hat, hielten ſich nach den Feftſtellungen des Urteils des Bezirksſchöfſengerichts Darmſtadt im Rahmen ihrer geſetzlichen Zuſtändigkeit. Die in grob verletzender Form gegen die Polizei er— hobenen Vorwürfe werden entſchieden zurückge— wieſen. Zum Schluß fragten die Kommuniſten, wie das Einrücken der Darmſtädter Schutzpolizei in das beſetzte Gebiet zuſtande gekommen ſei. Die laloniſche Antwort des Innenminiſters lautete: „Mit Schnellkraftwagen.“ Ein kommuniſtiſches Mißtrauensvotum gegen den Innenminiſter wurde bis zur Etatsberatung zurückgeſtellt.— Zum Schluß war das Haus beſchlußunfähig, ſo— der Hum! ums auth. Roman aus dem Leben von. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg⸗Saar. (35. Fortſetzung.) Johanna erwiderte nichts, ſie war zu ſehr mit ihren eigenen Gedanken beſchäftigt; ruhig ſtieg ſie mit der Freundin in das Gefährt, welches die beiden Mädchen, nachdem Gertrud die Adreſſe ge— nannt hatte, in ſcharfem Tempo aus dem leb— haften St. Pauli hinaus und am Heiliggeiſtfelde vorbei nach der vor dem Dammtor gelegenen Steinthalſchen Villa brachte. * Hier herrſchte noch Verzweiflung. Ein über dem Hauſe. Erich war verſchwunden und hatte ſich nicht wieder blicken laſſen. Prangenheim hatte das Haus ebenfalls unter furchtbaren Verwünſchun— gen verlaſſen, und ſeine Gattin, aufgerüttelt aus ihrer kühlen Apathie gegen alles, was ſie nicht direkt anging, war ihm gefolgt. Angſt, Grauſen und Verzweiflung in den ſonſt ſo kühlen Augen. Frau Koſtanze hatte die ganze Nacht keinen Schlummer gefunden. Mit weißen Haaren und tiefeingefallenen Zügen hatte ſie ſich am Vormit⸗ tag aus dem Bett erhoben. Sie tat nichts, denn ſie wußte ja nicht, was ſie tun ſollte, um dem Verderben Einhalt zu gebieten, das über ihr Haus hereinzubrechen drohte. Sie ergab ſich vorläufig in das Unabänderliche und hoffte, daß von Erich oder Wohlertſen irgend eine Nach— richt kommen würde, nach welcher ſie dann ihr Tun und Laſſen zu richten haben würde. Einen Wagen hörte ſie plötzlich vor dem Vor— garten halten, ſie konnte ihn nicht ſehen, denn das Fenſter des Erkers ging nach der entgegen— immer dumpfe, dumpfe lähmender Schrecken lag » waren maskiert, daß eine Eingabe eines Darxleyensxaſſenvereins wegen Verlängerung der Rückzahlungsfriſt von Hageldarlehen nicht mehr erledigt werden konnte. Tagesnachrichten. Endgültiges amtliches Wahlergebnis. wib Kattowitz, 14. Mai. Nunmehr liegen die endgültigen amtlichen Ergebniſſe der Wah— len zum ſchleſiſchen Seim für die Wahlkreiſe Kattowitz und Königshütte vor. Danach ent— ſenden der Wahlkreis Kattowitz drei Vertre— ter der Sanacja, fünf Vertreter der Korfanty— Partei, fünf Vertreter der Deutſchen Wahlge— meinſchaft und je einen Sozialiſten und Kom— muniſten in den ſchleſiſchen Sejm. Im Wahl— kreis Königshütte ſenden die Sanacja drei Vertreter, die Korfanty-Partei vier, die Deut⸗ ſche Wahlgemeinſchaft ſechs. die beiden ſoziali— ſtiſche Parteien einen und die Kommuniſten einen in den ſchleſiſchen Sejm. Im Kleinluftſchiff über die Oſtſee. wib. Malmö, 15. Mai. Das für die Stockhol⸗ mer Ausſtellung gebaute Seddiner Kleinluftſchiff traf Mittwoch nachmittag 3 Uhr auf dem hieſigen Flugplatz ein. Die Fahrt ging von Stolp über Rügen der ſchwediſchen Küſte zu. Wie der Führer. Major von Stelling, mit— teilt, iſt die Fahrt zur vollen Zufriedenheit ver⸗ laufen. Heue erfolgt die Weiterfahrt nach Stock— holm. Sturm auf ein indiſches Salzdepot. wtb. Bombay, 14. Mai. Auf das Salzdepot von Schiroda wurde von 200 Freiwilligen ein Sturm unternommen. Die Polizei griff ein und verhaftete 158 Perſonen. Bei dem Handge— menge wurden 16 Perſonen verletzt. Beitragserhöhung in der Arbeitsloſenverſicherung? Wie lauge ſoll das ſo weitergehen! „Vorübergehende Maßnahme? Stegerwald über die Arbeitsloſenverſicherung. wib. Verlin, 14. Mai. Reichsarbeitsminiſter Dr. Stegerwald erörterte heute im Haushalts⸗ Ausſchuß des Reichstages in einer großen Rede neben den übrigen Fragen der Sozialver⸗ ſicherung auch die notwendige Sanierung der Arbeitsloſenverſicherung. Er führte dabei aus, gegen eine dauernde Beitragserhöhung habe er ſcharfe Bedenken, eine vorübergehende Bei⸗ tragserhöhung werde ſich aber angeſichts der zu erwartenden großen Steigerung der Ar⸗ beitsloſigkeit in dieſem Jahre nicht vermeiden laſſen. Dieſe Erhöhung werde ſich nicht auf ein Viertel Prozent beſchränken können, ſondern müſſe größer ſein. Geſtändnis in der Ibersheimer Mordſache Walther Penke der Täter Mainz, 14. Mai. In der Ibersheimer Mordſache hat nun der verhaftete Walther Penke ein Geſtändnis abgelegt. Er gibt zu, mit Hartmann und Wihler nach Ibersheim ge⸗ gangen zu ſein, in der Abſicht, das Ehepaar Frädert mit Gewalt zu berauben. Die Täter mit Meſſer und Beil aus⸗ gerüſtet und trugen Perücken. Penke behauptet, es habe die Abſicht be⸗ ſtanden, die Eheleute Frädert zu erſchrecken, unterdeſſen die anderen den Raub ausführen ſollten. Walther Penke geſtand nun, im Mainzer Landgerichtsgefüngnis bei Kriminalkommiſſar Dörſam⸗Oppenheim, den Ehemann Frädert im Handgemenge erſtochen zu haben. n Engländer N durch Verſehen vergiftet? . 2 N 85* 54 2 Teggödie eines Morphiniſten Frankfurt a. M., 14. Mai. Der praktiſche Arzt Dr. Neuburger aus Frankfurt, der ſeit Jahren Morphiniſt war und ſeine Praxis nicht mehr ausübie, lernte vor einigen Tagen in einem Hotel im Bahnhofsviertel, wo er wohnte. einen 70 Jahre alten engliſchen Kaufmann kennen. Beide begaben ſich am Sonntag gegen 15 Uhr in ihr Hotelzimmer, um zu ruhen. Montag früh ge— gen e8 Uhr erſchien Dr. Neuburger im Frühſtücks⸗ zimmer und erklärte auf die Frage des Hotel- beſitzers, wo der Engländer ſei, daß dieſer ſicher lich noch ſchlafe, denn er habe ihm am Tage vor- her Veronal als Schlafmittel gegeben. Neuburger fügte noch hinzu. daß er ihm hoffentlich nicht eine zu ſtarke Doſis verabfolgt hätte. Dann ver ließ er das Hotel und begab ſich in ein Haus im 4 9 Weſtend. wy er ſich im Treppenhauſe mit Zynan⸗ kali vergiftet. Da ſich der Engländer bis Montag um 17 Uhr nicht ſehen ließ. ſuchte ihn der Hotel— beſitzer auf und fand den alten Engländer in be. wußtloſem Zuſtande im Bett vor. Er ließ ſofort einen Arzt holen, der die Ueberführung des Eng⸗ lüänders in das Städtiſche Krankenhaus veran- laßte, wo dieſer lebensgefährlich darniederliegt. Daß Neuburger die Abſicht gehabt habe, den Engländer zu vergiften. hält man für ausgeſchloſ⸗ ſen. Wahrſcheinlich dürfte der Vorfall ſo zu er. klären ſein, daß Dr. Neuburger, der als Morphi- niſt an ſtarke Doſen Veronal gewöhnt war, die als Schlafmittel dem Engländer verabfolgte Do ſis aus Fahrläſſigkeit zu reichlich bemeſſen hatte. Konſtanze aus ihrem Sinnen empor, aber ſie ſank gleich wieder zuück. Sie hoffte auf irgend eine Nachricht, aber ſie fürchtete ſich auch davor. Da öffnete Joſef wieder leiſe die Tür und wollte ſich ſeiner Herrin mit einer vorſichtigen Meldung nahen, aber er kam nicht zur Aus— übung ſeiner Pflicht. Gertrud, die raſch mit Johanna hinter ihm eintrat, ſchob ihn beiſeite. „Laſſen Sie nur!“ Und lebhaft wandte ſie ſich an ihre Mutter, die ihr den Rücken zuwandte:„Mamachen, da bin ich wieder! Ich habe dir auch jemand mitge— bracht!“ Mit einer plötzlichen Ahnung richtete ſich Frau Konſtanze empor und wandte ſich um. Mitten im Zimmer, tiefe Röte im Geſicht, ſtand Johanna Johannſen. Frau Konſtanze zitterte unwillkürlich vor Aufregung, ſie wollte etwas ſagen, brachte aber kein Wort über ihre Lippen. Da hielt es Johanna für geboten, die alte Frau anzureden, aber wie ſie die Augen zu ihr aufſchlug und die Lippen öffnen wollte, ver— ſtummte ſie plötzlich wieder. So ſehr entſetzte ſie der Anblick dieſes gramdurchfurchten Geſichts und in jähem Schrecken fühlte ſie die Anklage gegen ſich geſchleudert:„An dem Elend— an dem Jammer dieſer Frau trägſt du die Schuld!“ Und ihre ganze frohe Siegesgewißheit verflog in alle Winde. 24. Was zwiſchen Frau Konſtanze und Johanna verhandelt wurde, hat niemand gehört, da kein Zeuge bei dieſer Unterredung zugegen war. Gertrud hatte gleich, nachdem ſie gekommen war, auf einen Wink ihrer Mutter das Zimmer verlaſſen. Aber es mußte etwas Gewaltiges geweſen ſein, was Frau Konſtanze dem jungen Mädchen geſagt hatte, etwas, was geeignet war, ihr felſen⸗ geſetzten Seite. Für einen Augenblick fuhr Frau. Exploſion in einer Sprengſtoffabril. wib Nom, 14. Mai. In einer Ortſchaft Avigliana ereignete ſich heute in der Novel⸗ Dynamitfabrik aus noch nicht geklärten Grün⸗ den eine Explosion. Man nimmt an, daß etwa 600 kg. Dynamit in die Luft geflogen ſind. Zwei Arbeiter wurden getötet, zehn erlitten leichtere Verletzungen. Als die Exploſion er⸗ folgte, war zum Glück noch nicht die geſamte Belegſchaft in der Fabrik. Bauarbeiter und Kriſenunterſtützung. enb. Berlin, 14. Mai.(Eigene Meldung.) We— en der großen Arbeitsloſigkeit im Baugewerbe. hat der chriſtliche Bauarbeiterverband die Forde— rung auf Einbeziehung der Bauarbeiter in die Kriſenunterſtützung erhoben. Der Geſamtver band der chriſtlichen Gewerkſchaften hält, ſo be— richtet der„Deutſche“, dieſe Forderung für ſehr berechtigt und ihre Erfüllung für ſehr notwendig. Frau Schmeling wieder auf freiem Fuß. enb Berlin, 15. Mai. Der„Lokalanzei⸗ zer“ meldet aus Newyork: Die argentiniſche Regierung hat heute der Tanztruppe der Fran Schmeling die Einreiſeerlaubnis erteilt. Ihr Eintreſſen in Buenos Aires wird ſchon gen heutigen Vonnerstag erwartet. Frau Schme⸗ ling, die belauntlich in Montevideo, der Haupt⸗ ſtadt von Uruguay verhaftet worden war, iſt wieder auf freien Fuß geſetzt worden.(Wie würden es ſehr bedan ern, wenn dieſe Meldung den Tatſachen entſpräche und es keine rechtliche Handhabe geben ſollte, gegen die Schmeling einzuſchreiten. Die Red.) Der neue Mord im Kreis Ratibor. wtb Ratibor, 15. Mai. Auf Grund der polizeilichen Ermittelungen im Mordfall Sed⸗ latzeck ſind die Vrüder Melchior und Leo Rzo⸗ deczka aus der Kolonie Silherkopf unter drin⸗ gendem Tatverdacht verhaftet worden. Die beiden Brüder hatten von dem Getö⸗ eten vor mehreren Jahren das Haus ſamt Wirtſchaft gekauft und wohnten mit ihm unter einem Dach. Ueber die S. geſchuldeten größeren Betrüge in bar und Naturalien kam es wie⸗ derholt zu Streitigkeiten und ſchließlich zu of⸗ fener Feindſchaft zwiſchen den Parteien. Den letzten Grund zu der Tat dürfte der Umſtaud gegeben haben, daß Sedlatzel in einem Mein⸗ eidsprozeß gegen die Gebrüder Rzodeczla als Zeuge auftreten ſollte. Mit den anderen Natiborer Morden hat die neue Bluttat auſcheinend nichts zu tun. Hochwaſſer am Ammerſee. wtb Schondorf, 15. Mai. Infolge der fortdauernden Negengüſſe iſt der Waſſerſpiegel des Ammerſees ſtark geſtiegen. Seit Mittwoch ſind Eching und das Nordufer des Sees be⸗ droht. In Eching haben die Waſſermaſſen der ebenfalls Hochwaſſer führenden Windach ſchen Eingang in die Häuſer gefunden; da und dort dringen ſie bereits bei den Fenſtern ein. Die Scheunen aus Holz und Ziegeln geben lang⸗ ſam ihren Widerſtand gegen die Gewalt des Waſſers auf und werden davongetragen. Die Bevölkerung hat ſeit 20 Jahren keine derar⸗ tige Ueberflutung erlebt. Politiſche Zuſammenſtöße in Heidenau. wtb Heidenau(Sa.), 15. Mai. Bei ei⸗ ner nationalſozialiſtiſchen Verſammlung kam es hier am Mittwoch abend vor dem Verſamm⸗ lungslokal zu einer ſchweren Schlägerei zwi⸗ 0 feſtes Vertrauen in ihre oder etwas, das ſtärker war als ihr Mut zum Glück. Ganz gebrochen verließ Johanna nach unge— fähr zweiſtündiger Unterredung das Zimmer. Frau Konſtanze war ganz erſchöpft in ihren Seſ— ſel zurückgeſunken, nachdem ſie noch einen zärt— lichen Abſchied von dem jungen Mädchen genom— men hatte. Als Johanna ſich heimlich wie eine Sünderin aus der Villa ſchlich, blickte ſie ſich ſcheu nach allen Seiten um, um keinem zu begegnen. Ihre Augen waren rot vom vielen Weinen. Jetzt war ihr Tränenquell verſiegt; der höchſte Schmerz, die grauſamſte Verzweiflung kennt keine Tränen, die Natur verſagt in dieſem Falle den lindern— den Troſt. Glücklich gelangte Johanna ungeſehen durch den Vorgarten und ſobald ſie das hohe Gittertor hinter ſich ins Schloß fallen hörte, begann ſie mit fliegenden Schritten die Straße hinabzulau— fen, immer vorwärts— weiter— weiter, fort von dem Unglückshauſe, wo man ihr alles ge— nommen hatte, was den Inhalt ihres Lebens bildete. Sie achtete nicht auf den Weg, ſie lief nur im— mer weiter bog aus einer Straße in die andere ein, kam in freie Alleen und Wege und befand ſich nach einſtündiger Wanderung plötzlich auf der hohen Brücke, welche ſich breit und prächtig über den Hafen ſpannte und gewiſſermaßen den ſüdlichen Abſchluß der Hafenanlagen bildet. Sie war müde von dem raſchen, anhaltenden Gehen und lehnte ſich an einen der Brückenpfei⸗ ler, um einen Augenblick ſtehen zu bleiben. Sie empfand auch das dringende Bedürfnis, ein klein wenig Klarheit in ihre wirren Gedanken zu bringen. Ihr erſter Entſchluß war, ſich nicht mehr da⸗ ran zu erinnern, was ſie gehört hatte, ſondern vorwärts zu denken an das, was nuf geſchehen Liebe zu erſchüttern, ſollte. Und da gab es eigentlich nur eins, und das war der Todesſprung hier von der Brücke herab. Ja, ja, das war das einzige, das letzte, das alles beruhigende Mittel. Ob ſie zerſchmettert auf eins der Boote ſprang, ob die Elbe ſie direkt in die Arme nahm und ſie in ihre ſchwarze Tiefe hinabzog, das war einerlei,— nur der Sprung von der Brücke konnte ſie retten. Sie blickte um ſich; ſie hatte bisher gar nicht bemerkt, daß die Brücke von zahlreichen Paſſan— ten belebt war. Jetzt erſt ſah ſie, daß zwar viele Männer, Frauen und Kinder vereinzelt und im Knäuel ſich an ihr vorüberdrängten, daß aber keiner auf ſie achtete. Sie würde deshalb einen Zeitpunkt abwarten müſſen, wo der Verkehr auf der Brücke ein wenig nachließ, einen Augenblick, wo kein Menſch ſich in ihrer nächſten Näbe be— fand. Und wie ſie ſo grübelte, da umſchrillte es ſie plötzlich, als ſeien alle Furien der Hölle losgelaſ—⸗ ſen, und packte es ſie jählings wie mit eiſerner Fauſt, daß ſie zurückfuhr mit einem halberſtick— ten Schrei. Ueber den Hafen hin hatte ein heißer Pfiff gehallt, dem gleich darauf ein zweiter, ein drit— ter, ein vierter folgte, wonach es von allen Sei— ten in allen möglichen Tonarten pfiff, brüllte, ſchrie und heulte— aus allen Fabriken, von allen Schiffen:— die Mittagsſtunde. Was Johanna bei dem Gelärm, das die Mit⸗ tagsſtunde ankündete, ſo ſchier übermächtig er— griffen hatte, das war: ſie kannte dieſen Ton von früheſter Kindheit auf; war er für ſie doch im⸗ mer und allzeit das Signal geweſen, daß die Fa⸗ milie den Vater für kurze Zeit wieder in ihrer Mitte haben würde. (Fortſetzung ſolgt. Ma sind Sie, für usgeäal wegen Auf gabe des Ladens nennen hören, denn in kürzester Zeit müssen sämtliche Auge, Mäntel, Hosen, Joppen vollstänclig geräumt sein. In der jetzigen Zeit bietet sich eine derartige Gelegenheit Viel Geld zu Sparen 6505 sicherlich nicht bald wieder.— Nur moderne Ware wird verkauf. Mannheim Eckhaus Des Andranges wegen benützen Sie bitte auch die Vormittagsstunden zum Einkauf. ſchen einer nationalſozialiſtſchen Schutzſtaffel aus Dresden und einer Menſchenmenge von etwa 150 Perſonen, die anſcheinend zum gro⸗ zen Teil Kommuniſten waren. Es wird ein planmäßiger Ueberfall vermutet. Ein Teil der anmarſchierenden Nationalſozialiſten wurde durch die Komuniſten von den übrigen Zug⸗ teilnehmern abgeſchnitten und geſchlagen. Da⸗ bei wurde Rechtsanwalt Mangler aus Dres⸗ den, der in der Verſammlung ſprechen ſollte, ſchwer verletzt. Ins Krankenhaus wurden 18 Perſonen eingeliefert, von denen fünf als ſchwerer verletzt dort bleiben mußten. Die Zahl der Leichtverletzten ſteht nicht feſt. Die Hauptzahl der Verletzten entfällt auf die Na⸗ Honalſozialiſten. Verhaftung von Saccharin⸗Fälſchern. wtb Warſchau, 15. Mai. Die War⸗ ſchauer Polizei hat 23 Saccharinfülſcher ver⸗ haftet. Die Bande hat nach den bisherigen Ermittelungen innerhalb von drei Jahren 200 000 Kilogramm ſalſches Saccharin herge⸗ ſtellt und mit 4000 Kilogramm aus Deutſch⸗ land bezogenem echten Saccharin vermengt. Die Fälſcher benutzten es bei der Erzeugung non Juttertane und Schokolade, deren Genuß ſich als ſehr geſundheitsſchädlich erwies. Die Reform der Arbeitsloſenverſicherung. Vorſchlüge der Reichsanſtalt. enb Berlin, 14. Mai.(Eigene Meldung.) Die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Ar— heitsloſenverſicherung teilt mit: Durch das Geſetz zur Vorbereitung der Finanzreform vom 20. April 1930 iſt dem Vorſtand der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung vom Geſetzgeber der Auftrag erteilt worden, der Reichsregierung Vorſchläge zu machen. um den Ausgleich zwiſchen Einnahmen und Ausgaben der Reichsanſtalt zu erleichtern. In ſchwierigen Beratungen vom 8. bis 14. Mai iſt der Vorſtand zu entſprechenden Vorſchlä— gen gelangt. Es galt. einen Jahresfehlbetrag von 335 Millionen Mark auszugleichen, Dieſer Fehl- betrag würde ſich nach den Vorſchlägen des Vor— standes um eine Summe vermindern. die nach Schätzungen der Nerwaltung rund 260 Millionen Mark ausmacht. Es blieben dann etwa 75 Milli enen Mark noch zu decken. Die größte Verminderung der Ausgaben ſoll eintreten durch die Senkung der Hauptunter— ſtützung für die Angehörigen der fünf oberen Lohnklaſſen auf die geltenden Sätze der Kriſen— unterſtützung, jedoch erfolgt die Senkung nur, ſo— weit die Arbeitsloſen kein volles Jahr in Arbeit geſtanden haben. Die Familienzuſchläge ſollen nicht vermindert werden. Dieſe Regelung für alle Arbeitsloſen mit kurzen Anwartſchaften ſchließt die Sonderregelung des Saiſonarbeiter— problems in ſich. Mit dieſem Vorſchlag auf Senkung der Lei- ſtungen verband der Vorſtand den Beſchluß. den Beitrag in Notzeiten auf 4 v. H. des Ar- beitsentgeltes zu erhöhen. Die Ausgaben ſollen weiter durch Begrenzung des Unterſtützungsanſpruches auf Arbeitsloſe im Alter zwiſchen 17 und 65 Jahren vermindert werden; jedoch ſoll die untere Altersgrenze nur ſo lange gelten, als in den nächſten Jahren der Arbeitsmarkt der Jugendlichen durch den Ge— burtenausfall der Kriegsjahre eine Entlaſtung erfährt. Zur Erleichterung des Ausgleichs zwiſchen Stadt und Land erſchien die Einbeziehung des ländlichen Geſindes, ſoweit es nicht auf Jahres- verträge beſchäftigt wird, in die Arbeitsloſenver— ſicherung geboten. Zur Kriſenunterſtützung hielt der Vorſtand die Uebernahme des Gemeindefünftels auf das Reich für geboten. Er ſprach ſich im Hinblick auf die kriſenhafte Arbeitsmarktlage für eine Aus. dehnung der Kriſenunterſtützung aus und wies auf die Zuſammenhänge mit der gemeindlichen Wohlfahrtspflicht und die Notwendigkeit ihrer Berückſichtigung beim Finanzausgleich hin. Die einzelnen Beſchlüſſe wurden mit verſchie. den ſtarken Mehrheiten, zum Teil gegen ein! große Minderheit gefaßt. Lolgles Neuerungen im Rundfunk-Programm des Fraulfurteri Senders. Seit kurzem ſchon bringt der Frankſurter Sender Morgenkonzerte des Kur— orcheſters Bad Homburg. Während manch einer wohl ſchon glaubte, darin beſondere Bevorzugung Bad Homburgs gegenüber den anderen Bädern im Bezirk des Südweſtdeutſchen Rundfunks zu' ſehen, haben ſeit langem die Techniker der Süd— weſtdeutſchen Rundfunk-A.-G. darain gearbeitet, die techniſchen Vorbedingungen der Uebertragung von ſogenannten Brunnenkonzerten aus den übrigen Bädern des rhein-mainiſchen Gebietes ſicherzuſtelln. So werden in der kommenden Woche bereits neben Bad Homburg, Bad Kreuz nach und Wiesbaden, in der darauffolgenden, Woche auch Bad Nauheim, Bad Soden, Schlan— genbad, Bad Schwalbach und Bad Ems mit zu den Frühkonzerten herangezogen werden kön— nen, ſo daß die Hörer allmorgendlich von 8—9 Uhr im ſtändigen Wechſel ein anderes Kuror— orcheſter zu hören bekommen. Ein nicht weniger lautes, freudiges Echo wird die andere Neue— rung des Frankfurter Senders hervorrufen, daß nämlich in Zukunft jeden Sonntag etwa zwiſchen 11.30 Uhr und 1 Uhr ein Blaskonzert übertra— gen wird. In buntem Wechſel ſollen hier Blas— konzerte vom Sender ſelbſt, Promenadenkonzerte und Mittagskonzerte aus den Orten der nähe— ren und weiteren Umgebung übertragen werda— Trotz dieſer ſtändigen Einrichtung der Blas— konzerte ſoll die Stunde des Chorgeſanges nichr vernachläſſigt werden. Sie ſoll nach wie vor am Sonntag, allerdings zu ſpäteren Zeiten als bis— her, zur Durchführung gelangen. Mit dieſer Programm-Anordnung dürfte der Fraukfurter Sender bei den Hörerkreiſen, jenen, die um die Mittagszeit ein friſches Konzert wünſchten, und jenen. die ein Chorkonzert am Sonntag nich: miſſen wollen gerecht werden. Befreiungsfeier in Mainz. des ehem. Reſ.-Inf.⸗Regt. 221 beabſichtigen an obiger Feier teilzunehmen. Die Organiſation der Teilnahme liegt in den Händen des Herrn Guſtav Engel, Offenbach a. M. Gerhardt Haupt— mannſtr. 24, an den ſich alle ehem. Angehörigen des Regiments, die an der Feier teilnehmen wollen, wenden können. Die Angehörigen Die neuen Reichskursbücher ſind da. Das von der Reichspoſt und der Reichsbahn im Ver— lage des Reichspoſtzentralamtes, Berlin-Tempel— hof, herausgegebene Reichskursbuch mit den am 15. Mai in Kraft tretenden Sommerfſahrplänen ſt ſoeben erſchienen. Es gibt eine erſchöpfende Ueberſicht über die Verkehrsmöglichkeiten nicht nur in Deutſchland, ſondern auch über die bedeu— tenderen Verbindungen der übrigen Teile Euro- pas und die Dampfſchiſſverbindungen mit den außereuropäiſchen Ländern. Der Preis des Reichskursbuches beträgt 6,50 Mark. Es iſt bei allen Poſtanſtalten, Bahnhöfen der Reichsbahn, größeren Buchhandlungen und Reiſebüros er— hältlich, den Vertrieb ins Ausland vermittelt die Verlagsbuchhandlung Julius Springer, Berlin W. 9. Heſſ. Perſonalnachrichten. In den Ruheſtand verſetzt wurden: die Polizeiverwaltungsober— aſſiſtenten Johann Aulbach zu Darmſtadt u. Wilhelm Löffler zu Darmſtadt; der Kanz⸗ leiaſſiſtent bei dem Landgericht in Mainz Joh. Diehl auf Nachſuchen mit Wirkung vom 1. September an; der Lehrer an der Volksſchule zu Allendorf a. d. Lumda im Kreiſe Gießen K. Eimer und der Lehrer an der Volksſchule zu Worms Philipp Brenner, vom 1. Juni an; der Gendarmeriemeiſter Guſtav Bein- hoff zu Hungen; der Bauoberinſpektor Adam Karpp bei der Brandverſicherungskammer mit Wirkung vom 1. Juni 1930. Mildes Abführmittel! ApO TM. RICH. BRANDT Schwelzerpillen Scnactrei in AEN Af, * Gine Viernheimer Künſtlerin. Wie uns mitgeteilt wird, hat ſich Fräulein Helene Bugert, Tochter von Herrn Andreas Bugert 3., Lampertheimerſtraße 43, in letzter Zeit im Kurz- ſchrift⸗Wettſchreiben verſchiedene Male hervorragend ausgezeichnet. Nach ihrer hieſigen Schulentlaſſung wurde Frl. Bugert von ihren Eltern ach Mann— heim in die Höhere Städt. Handelsſchule geſchickt. Mit ſeltenem Fleiß hat ſich das noch junge Mäd— chen den an ſie geſtellten Aufgaben herangemacht und ſichtlich Erfolge erzielt. Das Gebiet der Ste— nographie erlernte ſie mit einer Hingabe, was all- ſeits Bewunderung hervorrief. Nach 2 Jahren der Entlaſſung aus der Handelsſchule in Mannheim durfte ſie ſich rühmen, die beſte Stenographie— ſchülerin zu ſein. 120 Silben war das erſte Re— ſultat der damals erſt Fünfzehnjährigen. Sie fand bald Anſtellung in der Zellſtoff-Fabrik Waldhof. Sie arbeitete ſich ſchnell ein und verſieht ihre da— ſelbſt geſtellte Aufgabe zur Zufriedenheit. Die Stenographie blieb trotz des Tageswerkes allabend— lich noch ihre Lieblingsbeſchäftigung. Sie lernte weiter und weiter. Sie unterzog ſich einer zweiten Prüfung vor der Handelskammer und beſtand ſie mit 150 Silben und bald darauf in einer weiteren Prüfung vor der Handelskammer ſchrieb ſie ſchon 180 Silben. Ihre erſte Ausbildung erhielt das Fräulein beim hieſigen Gabelsberger Stenographen— verein. Beim letzten Wettſchreiben in Auerbach errang ſie die Note„Sehr gut“. Mit dem Werde— gang dieſer noch jugendlichen Dame in der Kurz— ſchrift darf die Vereinsleitung gewiß ſtolz ſein. Man ſieht aber auch, was Fleiß und Energie ver— mögen. Man kann der jungen Künſtlerin zu ihrem hervorragenden Können von Herzen gratulieren! * Die„Kalte Jophie.“ Die gefürchte⸗ ten Eisheiligentage ſind, ohne beſonderen Froſt— ſchaden anzurichten, glücklich; vorübergegangen. Selbſt die„Kalte Sophie“ ließ ſich erwärmen. Kommt jetzt Sonne und Wärme, dann wird es mit dem Wachstum ganz rapid vorwärts gehen. Verſchiedentlich haben Landwirte durch den lang anhaltenden Regen zum Erliegen gekommenes Ge— treide abgemäht und für die Fütterung verwendet. Ne edel n jedem Ort Deutschlands bin n seit 30 Jahren aufs beste „kannt. Jede Woche wird nir ein Viertelstündchen gewid— met. Dann helfe ich Millionen Frauen bei ihrer Haarpflege. Schwarzkopf 1 Schaumpon 20 („Extra“ mit Haarglanz-Pulver 30 Pfg.) Sport der Turngenoſſenſchaft. Am nächſten Sonntag fällt für unſere Mann— ſchaft die Entſcheidung od ſie noch fernerhin um die Meiſterſchaft noch etwas mitſprechen kann oder nicht. Der Gegner iſt Ilvesheim. Wer iſt Ilves- heim? Ilvesheim errang voriges Jahr die Meiſter- ſchaft im 4. Bezirk und unterlag erſt im 3. Wie. derholungsſpiel um die Kreismeiſterſchaft. Auf dem Bezirksfußballfeſt vor 14 Tagen in Neckarau errang Ilvesheim unter 56 Mannſchaften den Feſt⸗ meiſtertitel. Dies beſagt eigentlich alles. Ilves— heim ſtellt eine gleichmäßig beſetzte maſſive Mann- ſchaft, in der der rechte Verteidiger Hofmann aus Viernheim überragt. Letzterer ſtellte ſchon wieder- holt repräſentativ ſein Können unter Beweis. Ge- winnt Ilvesheim am Sonntag dieſes Spiel, ſo iſt ihnen vorausſichtlich auch dieſes Jahr die Meiſter⸗ ſchaft ſicher. Unſere Mannſchaft muß deshalb am Sonntag alles daranſetzen, um ehrenvoll zu be⸗ ſtehen. Die Mannſchaft ſpielt in fokgender Auf⸗ ſtellung: Martin, Adam Stumpf, Lud. Georgi, Gg. Ramge, Gg. Haas, Stefan, Ringhof, Lud. A. Kempf, J. Kempf, W. Ringhof, M. Fetſch, Ringhof Die Dichterin Sarodjini Naidu. hat nun die Führung der Gandhi-Anhänger übernommen. nachdem nun auch der 80jährige Abbas Tyabji bei ſeinem Marſch zu den Salz- lagern der Regierung verhaftet worden iſt. *Mlannheimer Künſtler Theater „Apollo“. Das Gaſtſpiel der Wiener Revne- Operette„Tauſend ſüße Beinchen“ iſt infolge des großen Erfolges um eine Woche, bis zum 22. ds. Monats, prolongiert. Eine weitere Verlängerung kann nicht ſtattfinden, da die Geſellſchaft an ander- weitige Gaſtſpiele gebunden iſt. Bekanntmachung. Trinkbrunnenanlage in dem Schillerſchulhof. Für die Anlage von 2 Trinkbrunnen ſind die notwendigen Steinbecken und Amaturen zu lie⸗ fern und einzubauen. Zeichnungen und Bedingungen liegen auf unſerem Baubüro offen, woſelbſt auch die Angebotsformulare und die weiteren Unterlagen erhältlich ſind. Die Angebote ſind verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift verſehen, bis läugſteus 2. Juni 1930, vormittags 10 Uhr auf dem Baubüro einzureichen. Zuſchlagsfriſt 3 Wochen. Viernheim, den 14. Mai 1930. Heſſ. Bürgermeiſterei: Lamberth. Betr.: Verein⸗Anzeiger. Geſ.⸗Perein Sängerbund. Freitag Abend halb 9 Uhr Chorprobe im Engelſaale. Der Vorſtand. Geſangverein Flora. Freitag abend 8 Uhr vollzählige Singſtunde im Lokal. Der Vorſtand. Sünger⸗ Einheit. Heute abend Probe für Ge⸗ ſamtchor! Die Sänger wollen punkt 8 Uhr be— reits reſtlos ſitzen. Nachzügler werden nicht er- wartet! Sollten Sänger die beiden Schlußproben verſäumen, ſo können ſie auch am Wertungs- ſingen nicht teilnehmen. Wer bereits Geld ver— fügbar hat, wolle unbedingt ſchon heute ſeinen Eß-Bons einlöſen, da am Samstag noch anderes zu regeln bleibt. Geld bitte abgezählt. D. V. Club der Geflügelzüchter 1926. Donners⸗ tag, den 15. dieſes Mts., Abends 8 Uhr Zu— ſammenkunft unſerer Mitglieder im Gaſthaus zum gold. Engel. Der Vorſtand. Chriſtl. Gewerkſchaftskartell(Fabrik- und Transportarbeiter.) Freitag abend 8 Uhr findet im Löwen eine wichtige, wie dringende Mitglieder- Verſammlung ſtatt. Ich bitte, um reſtloſes und pünztliches Erſcheinen, damit die Tagesordnung erledigt werden kann. Referent: Kollege Zwing— mann. Liederbücher nicht vergeſſen. Müller. Odenwaldklub(Ortsgruppe Viernheim.) Sonn- tag, den 18. Mai Programm-Wanderung: Wein- heim— Ritſchweiher—Leutershauſen. Abfahrt: OE. 9,43 Uhr Vorm. Sonntagskarte Wein- heim. Wegen der Teilnahme an dem Stiftungs- feſt und der Wimpelweihe der Ortsgruppe Leutershauſen wird rege Beteiligung erwartet Der Führer. G.-P. Hängertreue. Sonntag, den 18. 5. 30. Vormittags 10 Uhr für den 1. Tenor und um ½11 Uhr für alle übrigen Stimmen Singſtunde Es iſt Pflicht eines jeden Sänger, pünktlich zu erſcheinen. Der Vorſtand. Ein Herrenkonfektionsgeſchäft ſucht zum ſofortigen Eintritt einen Lehrling mit guter Schulbildung aus achtbarer Familie. Offerten unter Nr. 8 200 an die Geſchäftsſtelle ds. Blattes.