viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 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Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden (Bieruheimer Tageblatt—. Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Blick auf Habana, die Hauptſtadt der Inſel sichtlich eine Zwiſchenlandun Rio de Janeiro Lakehurſt. Cu ba, 1 Newyork mit der„Los „ dem Sch' ane. ohh See Zeppelin“, das zur die Halle von Lakehurſt räumt. 420 !!!!!! Leimersheim, 2 wieder. 5 Hochwaſſers hatte eingeſtell iſt jetzt wieder im Gange Anlagen unſerer Ges daß beträchtliche 5 dieſe Anlagen nicht einge Gelnhauſen, 24. ſchwerverleßt.( geht ge des iden, die eweſen wären, Melken idler aus dem von einer K Scheinbar iſt was eine Infektion; Arm in einem Hana tiert werden mußte. ten iſt ſehr ernſt. Frankfurt a.“ Kinder an 24. Mai. Wenn uührwerke hängen. die Mittagsſtunde ereignete ſich in der ſteinerſtraße ein tödlicher Unglücksfall. ſechsjähriger Junge aus der Lorsbacherſtraße hatte ſich an ein Pferdefuhrwerk angehängt und murde beim Abſpringen von einem Lie— ferauto erfaßt und überfahren. Der Junge erlitt derartige Schädelverletzungen, daß er ſo— Mai. Kronprinz Rupp⸗ kommt zum Dom jubiläum. Zum Haupttage des Domjubiläums in Speyer hat der ehemalige Kronprinz Rupprecht von 0 Erſcheinen zugeſagt. Königsbach(Pfalz), 24. Mai. Keßler geſtorben. Heute in den Vormittagsſtunden iſt Prälat Franz Keßler hier verſchieden. Der Verſtorbe noch geſtern der in Bellhei erfolgten Bei ſetzung des Geiſtlichen Rats Mohr beiwohnte, iſt gebürtiger Pfälzer. Er erblickte am 3. De⸗ zember 1860 in Harsberg das Licht der Wel empfing im Auguſt 1885 in Speyer die Prie— ſterweihe mirkte ſeitdem und Pfarrer in einer Anzahl praſ Neuſtadt a. H., 24. Mai. Tagung der Bayern Prälat frühen 7 s Kaplan 8 4 Orte. Int 118 demokratiſchen Beamten der Pfalz. Reichstagsabg., Reichsbahnoberinſpek— tor Schuldt-Steglitz, ſowie der Vorſitzende des Reichsausſchuſſes demokratiſcher Beamten, Re⸗ gierungsrat Vogt-Berlin, ſprechen Sonntag. N . Iamt rr füt. Roman aus dem Leben von„. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg⸗Saar. 43. Fortſetzung. ö Er lehnte ſich in ſeinen Stuhl zurück, lächelte befriedigt und blickte dem Rauch ſeiner Zigarette nach.. Johanna hatte etwas erwidern wollen, ihr Herz aber ſchüng ſo heftig, daß ſie fürchtete, beim Sprechen ihre Erregung zu verraten; ſie ſchwieg daher und machte ſich daran, die Briefe einen nach dem andern zu öffnen und zu überfliegen. Eine lange Pauſe trat ein, in welcher man mur das Kniſtern des Papiers und das feine Geräuſch, wenn Johanna einen der Umſchläge mit dem Meſſer aufſchnitt, vernahm. Levenſtorf hatte die Befangenheit und Er— regtheit des jungen Mädchens wohl bemerkt und beides zu ſeinen Gunſten gedeutet. Er ſah auf das Meer hinaus und ſah, wie ſich langſam auf den fernen grauen Wogen der Dunſt und der Nebel hob und wie leuchtend in ihrer weißen Klarheit die gegenüberliegenden Berggipfel ſicht— bar wurden. Das ſchien ihm ein Bild ſeiner Zukunft; auf den Wogen ſeines Lebens hoben ſich die trüben Nebelſchleier und heiter und ſtrahlend trat das Glück hervor, das Glück, das er ſich oft heiß er— ſehnt und auf das er kaum noch gehofft hatte. Und wie er ſo ſaß im glücklichen Träumen und roſige Bilder vor ſeinen Augen in lieblicher Folge abwechſelten, wurde er plötzlich durch ein leidenſchaftliches Schluchzen aufgeſchreckt. Er blickte um ſich, dorthin, wo Johanna ſaß. g Sie hatte den Kopf in die Hand geſtützt, ein wilder Tränenſtrom brach aus ihren Augen, ſie den 1. Junt in Tagung der pfalziſchen demokratiſchen Beamten auf der Waldmanns⸗ burg bei Neuſtadt über„Die politiſche Lage“ und„Das Berufsbeamtentum“. Landau, 24. Mai. Zum Beſatzungs⸗ a b bau. Beſatzungsbehörden entlaſſen gegenwärtig die beim Proviantamt) tigten Arbeiter, etwa 50 an der? ahl.— Ab kommenden Montag werden täglich 10 Woh⸗ nungen an die deutſche Behörde zurückgegeben. N je franzöſiſchen Kranken werden z. It. mit Sanitätswagen vom Lazarett zum Bahnhof gebracht und nach Frankreich abtransportiert. Annweiler, 24. Mai. Vom Fuhrwer f überfahren. Auf der Werners am Boegelſchen Weiher ſcheute, durch dem Rade vorbeifahrendes! Die 929 dchen wurde vom und wußtlos und mit ſchu⸗ 5 es dem N e nr No führt werden. in das Innere de zu gelangen. Der widerſetzte ſich den Raub⸗ den Mann zu mißhe gelang jedoch dem Wär ie von den Räubern mi bearbeitet wurde.? Polizei kam mis dem 11 gegen worau deln verſuchten len, dem 7 „ A EA. FI ds Der Fimerikꝛa- Aug des„ 90 en! ö Dole dN M Forlor ico 9 . eee kämpfte nicht mehr dagegen an, ſondern ließ ihm freien Lauf Vor ſ ihr lag um die freie IJugenieurſte ren. „Fräulein Johanna, was haben Sie?“ Da blickte ſie ihn mit ihren weinenden Augen an und dieſer Blick war ſo voll Jammer und herzzerreißendem Weh, daß es dem weichherzigen Kurländer kalt über den Rücken lief. „Fräulein Johanna, was haben Sie?“ rief er nochmals in bittendem Tone.„Was es auch ſei, ſagen Sie mir alles— alles!“ „Ja, ich muß Ihnen alles ſagen“, antwortete ſie,„nur dann werden Sie mich verſtehen, nur dann können Sie mir verzeihen!“ Und mutig, wie ſie ſtets war, drängte ſie alle Empfindungen, die auf ſie einſtürmten, zurück, um ihrem Prinzipal in klaren Worten mitzutei— len, was ſie ſo plötzlich ergriffen hatte und in welcher Beziehung es zu dem Briefe ſtand, der da, von ihren Tränen benetzt, vor ihr lag. Leiſe floſſen ihre Worte. Sie ſprach von ihrer Liebe zu Erich, wie ſie gekommen, wie ſie aufge— blüht war, wie ſie lange ungekannt und ver— ſchmäht gleich einer entwurzelten Blume darnie— dergelegen hatte, bis ſich eines Tages ihr Herz und das Herz des von ihr Geliebten gefunden hatten,— wie ſie von höchſter Seligkeit geträumt hatten eine kurze Spanne Zeit, und wie ſie dann getrennt worden waren, wie ſie ihren Geliebten aufgeben, wie ſie fliehen mußte, wie ſie die Schmach des Treubruchs auf ſich geladen hatte, um den Geliebten von der Feſſel zu befreien, die ſeinem Glück im Wege geſtanden hätte; aber das Verhängnis hatte es anders beſtimmt, ihr Opfer war vergebens geweſen, das Unglück war dennoch über ihn, den Geliebten, hereingebro— chen; er war arm und mittellos geworden, denn vor ihm lag ja ſein Brief, in welchem er um die einer jener Briefe, die als Geſuch »llung eingelaufen wa ausgeſchriebene Stellung bat, weil er für Mut⸗ ter und Schweſter zu ſorgen hatte und exiſtenz— los war. Stumm hatte Levenſtorf alles mitangehört; ſein Haupt war ihm tiefer und tiefer auf die Bruſt geſunken; jetzt, als Johanna ſchwieg, er— hob er den Blick zu ihr, der heitere Strahl in demſelben war erloſchen. „Ich weiß genug, Fräulein Johanna, und bit⸗ te um Verzeihung, daß ich Sie mit meiner Wer— bung gequält habe!“ ſagte er. Vor Schmerz gefoltert, wandte ſich Johanna ab, und der Kaufmann fuhr fort: „Nun beſtimmen Sie ſelbſt, ob der junge Mann die Stellung erhalten ſoll, ob Sie zuſam— men unter meinen Augen wirken wollen.“ „Das iſt unmöglich, das wäre eine unerhörte Qual für uns alle!“ rief Johanna.„Ich weiß nur einen Ausweg: Geben Sie Erich Steinthal die Stellung, er hat für ſeine Angehörigen zu ſorgen, und entlaſſen Sie mich aus Ihrem Dien— ſte. Ich werde zu meinem Vater zurückkehren. Durch Ihre gütige Fürſorge bin ich ja vor der erſten Not geſchützt. Ich werde mich dann ſchon weiter durchs Leben ſchlagen und bin gewiß, leichter eine Stellung zu erhalten als er.“ „Sie wollen mich verlaſſen? Und das ſoll das Ende meines Traumes ſein?“ Levenſtorf legte ſich wieder in ſeinen Stuhl zurück, ſeine Bewegungen hatten alle ihre Friſche und Lebhaftigkeit verloren, ſie waren müde und krank wie früher. Johanna wußte in ihrer Herzensnot nicht, was ſie weiter ſagen ſollte und ſo trat wieder ein langes, banges Schweigen ein. Der Korreſpondent kam auf die Veranda.— Johanna war es peinlich in ſolcher Situation mit Levenſtorf beobachtet zu werden; ſie ſtand auf und warf einen fragenden Blick zu ihrem Prinzipal hinüber. jorgens morgens wahr, daß ein Knabe r Nachforſchungen nicht auf— zufinden e Vermutung liegt nahe, daf das dem unter Waſſer ſtehen! Walde bei Mothern ertrunken iſt. 24. Mai. Beraubung von en. Vor dem Kölner Schöffen— n ſich eine Reihe von Perſonen zu die unter der Anklage ſtanden, Jahres und Anfang dieſes Jah— ſchiedenen Fällen fahrende Güter— züge auf den Kölner Güterbahnhöfen beraubt zu haben. In der Hauptſache waren die neun vorgeführten Angeklagten geſtändig. 2 a ſamt hatten ſie Waren im Werte von Mark, vornehmlich Lebensmittel, an ſich ge— bracht. Das Gericht erkannte in vier Fällen, darunter bei zwei Frauen auf Freiſpruch, da eine Täterſchaft nicht nachzuweiſen war. Fünf Angeklagten erhielten insgeſamt ſechs Jahre und fünf Monate Gefängnis. Von den Heh— lerinnen wurde eine wegen gewerbsmäßiger Schwetzingen, 24. Mai. Räuberiſcher Ueberfall. Ein Raubüberfall wurde ge— ſtern Nachmittag auf den taubſtummen Ernſt Moos aus Schwetzingen verübt. In der Nähe des Ketſcher Waldes wurde er von einen Manne angefallen. Moss ſetzte ſich zur Wehr und der unbekannte Täter floh nach kurzem Handgemenge. Gleich darauf ſtellte der Ueber— fallene feſt, ihm die Uhr geſtohlen war Man iſt dem Täter auf der Spur. Buggingen, 24. Mai. Unter die Acker⸗ walze gekommen. Der neun Jahre alt Sohn des Landwirts Kapp ſetzte ſich auf eine Ackerwalze. In dieſem Augenblick zog das Rin— dergeſpann an und der Knabe wurde von der Walze überfahren. Er erlitt außer ſchweren Quetſchungen einen Schädelbruch und dürfe kaum mit dem Leben davonkommen. 3000 1* 1 5 „Laſſen Sie die Arbeit für heute, am Abend weiter darüber“, ſagte derſelbe, ohne Johanna anzuſehen.“ Da verlieſßz Johanna die Veranda und begab ſich auf ihr Zimmer, wo ſie ſich auf das Ruhe— bett warf und ihren Tränen freien Lauf ließ. Die heiße Erinnerung an ihre Liebe über— wältigte ſie ganz und gar, und ihr Schmerz wuchs ins Grenzenloſe, wenn ſie daran dachte, daß ihre Entſagung ganz vergebens geweſen ſei, daß Erich arm und heimatlos geworden war und zweifellos einen tiefen Groll gegen ſie im Herzen hegte, weil ſie ihn damals verlaſſen hatte. Kein Opfer ſchien ihr groß genug, wenn ſie damit ſein Glück erkaufen konnte, und ſie bedau— erte es, ihren Prinzipal nicht inniger gebeten zu haben, dem Geliebten die Stellung zu geben und ſeine Lage dadurch wenigſtens materiell 31 einer ſorgloſeren zu machen. Einſam verbrachte Levenſtorf den Taa, er ließ ſich von einem italieniſchen Fiſcher hinüber— rudern in die Bucht von Treſa, an deſſen gebir— gigen Ufern das alte italieniſche Dörfchen Como liegt, von welchem der See ſeinen Namen hat. Hier, wo die Natur in ſchöpferiſcher Fülle alles zuſammengetragen hat, was das Auge des Men— ſchen erfreut: ſteile, ins Meer fallende Felsgrup— pen, tiefdunkle Cypreſſenwälder, lieblich grünen— de Matten und darüber weißglänzende Gletſcher, — verweilte Levenſtorf die Stunden des Tages, um mit ſeinen Gefühlen ins Reine zu kommen, um das wildſchlagende Herz durch die Stimme der Vernunft zu beruhigen und zu beſiegen. Als die Schleier des Abends ſich über den Luganer See ſenkten, kehrte Levenſtorf zurück. Sein Korreſpondent erwurtete in in dem gro— ſten, luftigen Speiſeſaal, der die ganzen unteren Räume des Hotels ausfüllte, an dem reſervierten Tiſch, in dem die beiden mit Johanna gemein⸗ ſchaftlich die Mahlzeiten einzunehmen pflegten. (Fortſetzung folgt). Mar in Einnahmen und Heſſiſcher Candtag Darmſtadt, 26. Mai. Der Heſſiſche Landtag nahm heute Kapitel 7: Bad Salzhauſen, mit 72 658 76658 Mark in Aus⸗ eben an. Dabei wurde ein Zentrumsantrag engenommen, die dem Kriegsblinden-Erholungs— heim angeforderte Kurtaxe zu erlaſſen und dieſes n Zukunft davon zu befreien. Im übrigen wurde die Debatte über die Steuerkapitel fortge— ſetzt. Abg. Dr. Leuchtgens(Landbund) befürch— tet, daß bei der rückläufigen Konjunktur in die⸗ ſen Jahre die Steueranſätze nicht' in der vorge— fohenen Höhe eingingen. Es müſſe daher unbe⸗ zingt eine Ausgabenſenkung eintreten. Der Red⸗ ner verlangt Beteiligung der Gemeinden an der Vierſteuerüberweiſung. Wenn die Mineralwaſſer— ſteuer den notleidenden Gemeinden zugute kom⸗ men ſollc, dann müſſe erſt der Begriff notleidend geklärt werden. Die Höhe der Wohlfahrtsausga— blen allein könne nicht dafür maßgebend ſein. Bei den heſſiſchen Realſteuern verlangt der Red— er Senkung und Einheitsbewertung in den zohnungsbauüberweiſungen und wünſcht die Wiedereinſetzug der vollen Summe von 12 Mil⸗ lionen Mark. Abg. Lux(S.) hält die finanzielle wirtſchaft⸗ liche Lage nicht für troſtlos. Ein Notopferbei— trag von 2,5 Prozent auf die in Frage kommen— ven 35 Milliarden Geſamteinnahmen würde 900 Millionen einbringen. Damit könnten alle zwierigkeiten behoben werden. Er tritt für ie Gewerbeſteuerpflicht der freien Berufe ein und verlangt, daß die Exträge der Mineralwaſſer— teuer hauptſächlich zur produkiven Erwerbsloſen— ürſorge verwendet werden. Die heſſiſchen Sozial⸗ demokraten ſeien unter Umſtänden ſogar bexeit, einer Erhöhung der Grundſteuer zuzuſtimmen Erſt nach Ankurbelung der Wirtſchaft könne ein Steuerabbau eintreten. Das Hauptproblem ſei zie Wiedereingliederung der Arbeitsloſen in die Produktion. Abg Heinſtadt(3.) hofft mit dem Ar— beitsminiſter, daß wir in dieſem Monat den Tief— zunkt der Wirtſchaftslage erreicht haben. Er macht darauf aufmerkſam, daß es in Heſſen in zieſem Jahre keine Steuererhöhung gegebe habe. Beim innerheſſiſchen Finanzausgleich dürſten die größeren Städte als Sammelpunkt der Arbeits— leſigkeit nicht benachteiligt werden. Auch das Zentrum ſtehe dem Gedanken eines Notopfers ſympathiſch gegenüber. Die Realſteuerbelaſtung habe eine Höhe erreicht, die nicht überſchritten werden dürfte. Für ein vernünftiges Sparen ei das Zentrum immer zu haben. Nächſte Sitzung Dienstag vormittag. Ehren⸗ und Dereins⸗ abzeichen. Abzeichen und ihre Bedeutung.— Jeder Dritte rügt ein Vereinsabzeichen.— Das Vereinsleben in hoher Blüte.— Eine ganze Induſtrie iſt beſchüftigt. Aus dem Kriege und aus der Militärzeit her iſſen wir alle zur Genüge. welche Bedeutung je Ehrenzeichen haben. Wir wiſſen, daß Tapfer— vor dem Feinde, Verdienſte um den Staat mit dem Ehrenzeichen in Form eines Or— ausgezeichnet wurden. Das Vereinsabzei— iſt nun der Herkunft des Ordens entlehnt. es ſchon Orden gab, kannte man noch lange. ne Vereinsabzeichen, wenn man von beſtimm— en farbigen Bändern und Unterſcheidungszei— mabſieht. Man ging von folgendem Grund— az aus: So wie es eine Ehre iſt, einen Orden meine vollbrachte Tat zu tragen, ſo iſt es eine Ehre, Mitglied eines Vereins zu ſein, und als äußeres Ehrenzeichen wurde die Vereinsnadel gegründet. Ende des neunzehnten Jahrhunderts var es im allgemeinen mit dem Vereinsleben noch recht ſchwach beſtellt; es gab von 187071 her vohl etliche Kriegervereine, auch ein paar Kegel— ibs und den ominöſen Leſezirkel. Dementſpre— end war auch das Vereinsabzeichen ſelten, und latſächlich ſahen die Leute früher jeden Menſchen mit großen Augen an, der ſolch ein Vereinsab— zeichen trug. Vor dem Weltkriege nahm das Vereinsleben etwas zu, um nach dem Kriege und bis zur Gegenwart eine ungeahnte Höhe zu er— reichen. Im Jahre 1913. als der deulſche Kaiſer ſein 25jähriges Regierungsjubiläum ſeierte, tru— gen erſtmalig Hunderttauſende die geprägten lechnadeln mit dem Kaiſerbild auf dem Rock, gleſchzeitig wurden die ſogenannten Vivalbänder zu Hülle und Fülle umgeſetzt. Immerhin konnte 1 des erhöhten Bedarfs noch keine eigene In— uſtrie von der Herſtellung von Abzeichen leben. Heute dagegen ſteht das Vereinsleben in voll. ber, Blüte. Es iſt feſtgeſtellt worden, daß feder itte Berliner ein Vereinsabzeichen trägt. Es alſo ein unerbörter Konſum an Vereinsabnei. chen zu vervuchen, und nunmehr können wir tat— ſächlich von einer eigenen Vereinsabzeichenindu— ſtrie berichten. Die politiſchen Gegenſätze der letzten Zeit ließen Hunderte von politiſchen ver— ſchiedenartigen Jugendbünden, annähernd drei— ßig politiſche Parteien und Organiſationen eut— ſtehen. Andererſeits ſorgte die ungeheure Sport— welle, die jetzt in Deutſchland Platz gegriffen hat, für die Gründung von Vereinen die zah— lenmäßig in die Zehntauſende gehen. Fußballer, Handballer, Leichtathleten, Tennisſpieler, Boxer, Ringer, Läufer, Springer, alle dieſe brauchen hre Vereinsabzeichen. Die Turnvereine und Sportorganiſationen, die politiſchen Verbände und überhaupt alle anderen Vereine, die ihre HBruſt mit Vereinsabzeichen ſchmücken, beſchäfti— gen durch dieſes kleine äußere Ehrenzeichen dau— ernd etwe 15 000 Menſchen. Wenn es alſo keine Vereinsabzeichen geben würde, dann würde es in Deutſchland noch 15000 Arbeitsloſe mehr geben Wenn ich vorhin davon ſprach, daß das Be— ſtehen des Vereinsabzeichens verhältnismäßig jungen Datums iſt, ſo muß ich mich in gewiſſer Beziehung korrigieren. Schon die alten Aegyp— ter, die zwar in dem heutigen Sinne noch keine Vereine und kein Vereinsweſen kannten, aber doch ihre Stammeszuſammenkünfte hatten, trugen Abzeichen unb Ringe aus gehauenem Stein oder Münzen aus ſogenannter Altbruanze. Wir fin— den davon noch heute einige Exemplare in den Muſeen. Auf dieſen Anhängern befanden ſich ſogar Schriftzeichen. Aehnlich war es bei den alten Germanen, ſie trugen Abzeichen mit ſym boliſcher Bedeutung, mit den ſogenannten Ru— nenzeichen. die irgendeinen Wunſch zum Bus. druck bringen wollten. Ein derart ſymboliſches Abzeichen finden wir heute noch bei einer Par tei, die das Hakenkreuz auf ihre Abzeichen ge— bHrieben ha. Es iſt dies ein Runenzeichen d— Altgermanen. Symboliſche Ausdrücke auf den Vereinsabzeichen finden wir heute überhaupt vielfach. Betrachten wir gleich das Extreme den Sowietſtern. Innerhalb des Sternes befinden ſich Hammer und Sichel. Beide ſollen zum Aus— druck bringen: Das Volk ſind die Arbeiter in Facrit und Landwirtſchaft. Bei den Sängerver— »inigungen finden wir oftmals eine Lyra auf dem Vereinsabzeichen. Die Lyra iſt ein altes ly— d'ſches Muſikinſtrument. das der Begleitung des Geiges diente. Es würde zu weit führen, wenn mag all die Symbole aufführen wollte, die auf Vereinsſchilden und Abzeichen zum Ausdruck ke mmen. Es iſt dies aber ſelbſtperſtändlich nahe— liegend, denn man kann doch ſchließlich nicht in Worten den ganzen Zweck und das Ziel des Ver— einn ec die Nadel oder das Abzeichen ſchreiben. Ju das Reich der Vereinsabzeichen fallen auch die ſogenannten Couleurnadeln. Das ſind Na— deln, dic ſich Organiſationen mit einſeitigen Be— ſtrebungen und Zielen, alſo vielleicht heimat— treue Oſtpreußen, gemütliche Sachſen oder ſchwarzrote Württemberger, zugelegt haben. Sie bringen als Symbol lediglich ihre Landesfarbe oder Staatenfarbe zum Ausdruck. Aehnlich wie es ja auch überall im ganzen Reich die ſogenann— ten Städte, und Wappennadeln gibt, die man mit den einzelnen Stadtwappen kaufen kann. don Der Räumungsplan der Beſatzungstruppen Mainz, 26. Mai. Beim franzöſiſchen Oberkommando liegt der Räumungsplan für die Räumung bis zum 30. Juni wie folgt vor: In der erſten Etappe ven 20. bis 31. Mai findet eine Verminderung der Garniſonen von Landau, Trier, Neuſtadt a.d. 5. und Mainz ſtatt. Geräumt werden in dieſer Zeit die Orte Bingen, Worms, Germersheim und Speyer. In der Zeit vom 1. bis 20. Juni ſollen die noch im beſetzten Gebiet verbliebenen Gros der Truppen von Kehl, Landau, Mainz und Trier zurückgezogen werden. Kaiſerslautern wird in dieſer Zeit völlig geräumt. In der letzten Räu⸗ mungsetappe von 20. bis 30. Juni werden die Reſttruppen und die Abwicklungskommandos zurückgezogen. Man glaubt nicht, daß es notwendig iſt, über den 30 Juni hinaus noch Abwicklungsſtellen, die kann zivilen Charakter annehmen würden, zur Abwicklung von Reſtfragen beibehalten zu müſſen. Die neuen Deckungspläne Berlin, 27. Mai. Das Reichskabinett wird heute über die Deckung des neuentſtandenen Fehl— betrages im Haushaltsplau beraten. Zu decken iſt, wie gemeldet. nach den Berechnungen des Finanzminiſteriums insgeſamt ein Betrag von 737 Millionen. Im Vordergrund ſtehen, ſo berich— tet die„Voſſ. Ztg.“ folgende Deckungsvorſchäge: 210 Millionen als Dreivierteljahresertrag aus einer einprozentigen Beitragserhöhung in der Arbeitsloſenverſicherung, 90 Millionen aus den in der Arbeitsloſenverſicherung geplanten Er— ſparniſſen im Laufe von 3½ Jahr, 90 Millionen durch die Verlängerung den Kontingents bei der Zigarettenſteuer um 5 Jahre, etwa 100 Millionen durch die Erhöhung der Umſatzſteuer um 1 v. H., etwa 100 Millionen durch ein Notopfer des Feſt— beſoldeten. Durch dieſe Vorſchläge würde ein Be— trag von etwa 590 Millionen aufgebracht wer den können. Da man die Aufbringung des Reſt— betrages kaum durch eine weitere Belaſtung der Wirtſchaft verſuchen kann, ſoll evtl. ein Verkauf von Vorzugsaktien der Reichs bahngeſellſchaft im Betrage von etwa 150 Millionen ſtattfinden. Das Notopfer der Feſtbeſoldeten iſt geplant in Furm eines 10prozentigen Zuſchlages zur Lohn⸗ ſteuer unter Freilaſſung aller Lohnſteuerpflichti— gen, die der Arbeitsloſenverſicherung unterliegen. Die Erhebung würde gleichzeitig mit dem Abzug der Lohnſteuer erfolgen. Bei den Steuerpflichti— gen, die ein kombiniertes Einkommen aus Lohn und anderem Arbeitseinkommen haben. würde nur der lohnſteuerpflichtige Teil des Einkommens dem Notopfer unterliegen. Ein Teil der Dek— kungsvorlagen ſoll die Form des Ermächtigungs geſetzes erhalten, das der Regierung die Voll— macht gibt. Steuererhöhungen in dem ihr zweck wWäig erſcheinenden Zeitpunkt vorzunehmen. So— Von links nach rechts: Louis P. Lochner, der Vorſitzende des Vereins, ſchafter Sackett, italieniſcher Botſchafter Orſini Baroni, A. Bꝛüning oielil zu den aus ländiocſien Incoseuenliełeun amerikaniſcher Bot Reichsaußenminiſter Dr. Curtius, Sowjetbotſchafter Kreſtinſki. Reichstagspräſide ent Löbe, franzöſiſcher Botſchafter de Margerie, Reichskanzler Brüning. Nuntius Orſenigo. Miß Schultz von der Chicagoer Tribune, Chef⸗ redakteur Bernhardt von der Voſſiſchen Zeitung Beim Jahresbankett des Vereins der auslä ndiſchen Preſſe in Berlin, an dem eine große Anzahl führender Politiker und Männer des öffentlichen Lebens teilnahm, ergriff Reichs- kanzler Brüning das Wort zu einer vielbeachteten Rede über Völterfrieden und Abrüſtung. ng bald die Vorſchläge des Reichsfinauzminiſters vom Kabinett genehmigt ſind, wird eine Füh⸗ ungnahme mit den Regierungsparteien ſtattfin. zen. Im Kabinett ſollen die zur Deckung des Defizits erforderlichen Geſetzentwürfe noch vor Pfingſten verabſchiedet werden. Im Reichstag werden ſie nach der Pfingſtpauſe zur Beratung ummen. ö Neben dieſen Hauptvorſchlägen werden aller— dings auch noch weitere Pläne erörtert, ſo der Gedanke einer allgemeinen, etwa 4=prozentigen Mieterhöhung im ganzen Reichsgebiet, die 100 bis 150 Millionen erbringen würde. Dabei müßte dann allerdings eine Vereinbarung mit den Ländern getroffen werden. da die Erträge einer ſolchen Mietserhöhung zunächſt den Län- dern zufließen würden, mit denen eine Verrech- nung bei den Ueberweiſungsſteuern ſtattfinden müßte. Schon dieſe Komplizierung gibt dem Vorſchlag auf Mietserhöhung keine allzu guten Ausſichten. Tetzte Radiomeldungen Das Urteil im Prozeß Kunert. enb. Berlin, 27. Mai. Das Schöffengericht Berlin⸗Mitte verurteilte den Bankier Max Kunert wegen verſuchten Betruges in zwei Fällen anſtelle von zwei Monaten Gefängnis zu 39 600 Mark Geldſtrafe und den Kaufmann Salomon Dunkelblum wegen Beihilfe anſtell. von einem Monat Gefängnis zu 6000 Mar Geldſtrafe. Polniſcher Schritt in Berlin. o. Warſchau, 27. Mai. Dem Verneh.. at die palniſche Regierung ihren Verlinen Geſandten angewieſen, wegen des Zuſammen⸗ ſtoßes zwiſchen deutſchen und polniſchen Grenz⸗ wächtern bei Münſterwalde bei der deutſchen Regierung zu intervenieren. Ein gemiſchter⸗ deutſch⸗yolniſcher Ausſchuß ſoll eingeſetzt wer⸗ deu, um die Vorfülle zu unterſuchen. Weiter verlaugt die polniſche Regierung die Befreiung er heiden verhafteten polniſchen Kommiſſare, Bezahlung einer Entſchädigung und din eſt ratung der Schuldigen. Hanuſſen löſt ſämtliche ihm geſtellten Aufgaben. enb. Berlin, 27. Mai. In dem Leitmeritze⸗ Prozeß gegen den Telepath Sanuſſen wurde geſtern dieſem im Gerichtsſaal Gelegenheit ge— geben, Proben ſeines Könnens zu geben. Wie das„B. T.“ berichtet, löſte Hanuſſen die ihn geſtellten Aufgaben mit einer verblüffenden Sicherheit. Es waren ihm fünf Aufgaben ge— ſtellt worden, von denen er aber nur vier z löſen brauchte, da auf die fünfte verzichte wurde. Hanuſſen hatte einen verſteckten Ge— genſtand zu ſuchen; aus Schriftproben ein. Charakteriſierung des Schreibers zu geben, fer ner aus der Angabe von Datum, Ort und Zei eines Ereigniſſes dieſes zu ſchildern, ſchließlig ſollte er aus einem ihm in die Hand gedrückte Gegenſtand das Schickſal des Beſitzers ſchildern. Die Löſung ſämtlicher Aufgaben rief ſtürmiſch. Ovationen hervor, ſodaß der Vorſitzende mi der Räumung des Saales drohte. Da Hanuſſe! von dem Experiment völlig erſchöpft war wurbe die weitere Verhandlung auf heute ver tagt. 1 cl. Nach Einleitung eines Diſziplinarverfahrens gegen Stadtſchulrat Nydahl. enb. Berlin, 27. Mai. Bürgermeiſter Scho hat nach Uebernahme der Geſchäfte mit ſeine⸗ Stellvertreter, Herrn Stadtrat Wutzky, die Be ſchuldigungen gegen den Stadtſchulrat Nydah beſprochen und dahin entſchieden, daß ſofor ein Antrag auf Einleitung des förmliche. Difziplinarverſahreus gegen den Stadtſchul rat Nydahl zur Klärung der geſamten An gelegenheit beim Oberpräſidenten eingereic werden ſoll. Das Urteil gegen die Gebrüder Saß. enb. Berlin, 27. Mat. Das Schöffengerich Berlin-Mitte verurteilte die beiden Angeklag— ten Gebrüder Franz und Erich Saß wegen zemeinſchaftlichen Hausfriedensbruches und gemeinſchaftlicher Sachbeſchüdigung zu einem Monat Geſüngnis. Die Unterſuchungshafe vurde ihnen angerechnet und der Haftbefehl ifgehoben. — . weitere Einzelheiten über Verhaftung und Perſön⸗ lichkeit des Düſſeldorfer Mörders Ueber die bereits ausführlich gemeldete Verhaſtung des mutmaßlichen Düſſeldorfer Maſſenmörders, ſowie über deſſen Perſön⸗ lichkeit ſchreibt die„Neue Bad. Landesztg.“ u. a. noch Folgendes: Das nicht mehr Erwartete iſt Ereignis gewor- den. Der Düſſeldorfer Mörder iſt gefaßt. Nach⸗ dem am Samstag abend die Polizei die Tatſache amtlich beſtätigt hatte, lief die Senſation von Mund zu Mund über Städte und Länder. Es dauerte nicht lange und ſchon meldeten ſich tele⸗ graphiſch aus dem Auslande Journaliſten für den Sonntag an, während in den Düſſeldorſer Lokalen nur noch ein Geſprächsſtoff den Abend füllte. Als um Mitternacht die Sonntagsaus— gaben der Düſſeldorſer Abendblätter verkauft wurden, riß ſich das Publikum um die Exemplare Die Entwicklung der letzten Tage, wie ſie in den Morgenblättern in kurzen Strichen erſt ge— ſchildert werden konnte, können wir heute durch eine Fülle von Angaben ergänzen, die ebenſoſehr Schlaglichter werfen auf die Methoden der Po— lizei wie auf die Paſſivität des Publikums in der Mitarbeit an der Aufhellung der Verbrechen trotz der aufrührenden Wirkung der Untaten und trotz der dringlichen Bitten der Behörden um Bei— bringung von Spuren. Das nächſte Intereſſe konzentriert ſich naturgemäß auf die Wohnung des Peter Kürten in der Mettmannerſtraße 71 und die Hausbe— wohner, die ſeit Jahr und Tag Nachbarn eines der außergewöhnlichſten Verbrecher geweſen ſind Die Häuſer der Mettmannerſtraße ſind bewohnt von kinderreichen Kleinbürgerfamilien. Die Num— mer 7 iſt ein ſehr ſauberes, gut inſtandgehaltenes Gebäude, beſtehend aus Parterre, erſtem und zweitem Stock und einer Dachetage, in der Kür— ten ein kleines Zimmerchen bewohnte, deſſen Dachfeuſter auf die Straße gehen. Er lebte hier mit ſeiner Frau zuſammen, von der er nicht ge— ſchieden iſt, wie die erſten Informationen wiſ— ſen wollten. In den Raum iſt ein Wandſchrank eingebaut. Außerdem beſteht das beſcheidene Mobiliar aus Küchenſchrank, Waſchtiſch, einem einzigen Bett und einem Herd. Hier wohnte Kür ten ſeit drei Jahren. Die Hausbewohner ken nen ihn als einen ruhigen, unauffälligen Mieter Niemals wurde das Ehepaar laut. Man ſah Kür ten nie betrunken. Er ſchien ſeinen nächſten Nachbarn fleißig und ſolide, ein Eindruck, der ſich nicht nur wegen der Mordtaten, ſondern auch wie wir hören werden, hinſichtlich ſeines Verhal— tens zu den Mitmenſchen als falſch erwies. Je— den falls legte Kürten großen Wert darauf, ſich den Hausgenoſſen gegenüber von der angeneh men Seite zu zeigen. Er grüßte ſtets devot, ſo— gar übertrieben höflich. Das einzige für ſeine Nachbarn merkwürdig war ſeine große Vorliebe für Zeitungen. Jeden Morgen vor dem Gang zur Arbeit war— tete er ſchon kurz nach 6 Uhr vor der Haustür auf die Zeitungsfrau, nahm ihr den ganzen für das Haus beſtimmten Packen ab, las erſt dis Nummern durch und ſchob dann jedem bis zum Dach ſein Exemplar unter die Tür. Vielleicht entſtammte dieſes Intereſſe der Abſicht, die Mord— nachrichten zu verfolgen; vielleicht ging es aber auch weiter. Kürten hatte z. B. ein für einen Arbeiter auffälliges Intereſſe für Geogra— phie. Ueber die entlegendſten Gegenden und geographiſchen Namen unterhielt er ſich hin und und wieder. Ebenſo unauffällig wie ſein Auftre— ten war ſein Aeußeres. Er ging immer ſauber, meiſt im blauen Ar beitsanzug., beſaß aber auch tatſächlich eine Roman aus dem Leben von„. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg⸗Saar. (44. Fortſetzung). Johanng war noch nicht anweſend; man ſchickte einen Diener auf ihr Zimmer, und nach kurzer Zeit erſchien ſie, zwar mit rotgeweinten Augen, aber äußerlich gefaßt und ruhig. Das Mahl ging ziemlich ſchweigſam vorüber; der ſtets höfliche und konziliante junge Ange— ſtellte verſuchte durch ein Geſpräch über die Ta— gesereigniſſe, die etwas ſchwüle Stimmung zu beſeitigen; es gelang ihm nicht; weder Herr Le— venſtorf noch Johanna waren ihrer Bewegung genügend Herr, um ſich an einer gleichgültigen Unterhaltung zu beteiligen. Der Abend war warm und lud mehr denn ſonſt zu Segelfahrten oder Spaziergängen am Ufer des Sees ein. Die untergehende Sonne brach in tauſend Strahlen auf der Flut und übergoß Waſſer und Himmel mit den wunder⸗ barſten, nie geſehenen Farben. Der leichte Süd⸗ wind brachte Wolken von Wohlgerüchen von den Gärten her, die die weißen Villen umkränz⸗ ten, welche hier und da verſteckt und verſtreut anf der grünen Umgebung des Sees hervorlug— ten. Herr von Levenſtorf zündete nach dem Abend— eſſen die gewohnte Zigarette an; er hatte den Korreſpondenten mit einem dienſtlichen Auftrag fortgeſchickt; dann wandte er ſich an Johanna und mit einer fröhlich und ſorgenfrei klingen— den Stimme ſagte er: 1 „Fräulein Johanna, ich verſprach Ihnen für heute abend die Fortſetzung unſeres Geſprächs vom Vormittag. Wollen Sie mich ein wenig an den See hinausbegleiten?“ „Gernl“ erwiderte Johanna. der kump ums alüch. graue Breecheshoſe, die in den früheren Perſonalbeſchreibungen des Mörders eine Rolle geſpielt hat; auch in der oft erwähnten Mütze hat man ihn geſehen. Dagegen weiß niemand et⸗ was von der Brille, die mehrfach in den Perſo⸗ nalbeſchreibungen aufgetaucht iſt. Den Hausbe⸗ wohnern, insbeſondere den Frauen, fiel der un⸗ ruhige unſtete Blick auf; auch wollen ſie ſtets eine gewiſſe vorſichtige Abneigung verſpürt haben. Ueber das Verhältnis zu ſeiner Frau iſt nichts Näheres bekaunt. Die Frau ſelbſt war womöglich noch zurückhaltender als ihr Mann. Sie iſt ſeit Jahren als Waſchfrau in einem Düſſeldorfer Kaffee beſchäftigt. In ihren Arbeitsſtunden konnte ſie ſich alſo um ihren Mann nicht kümmern. Die meiſten Mordtaten geſchahen in den Abend- oder Nachtſtunden. Wie gut Kürten die Verſchleierung ſeines Weſens wenigſtens im Haus gelang, beweiſt die Tat— ſache, daß er ſchon zweimal erheblich vorbeſtraft iſt, einmal mit 5 und einmal mit 7 Jahren Zuchthaus wegen Einbruchs im Rückfalle. Er ſoll vor dem Krieg einer der berüchtigſten Düſ— ſeldorfer Manſardendiebe geweſen ſein. Von ſei⸗ nem kleinen Zimmer aus gelangt man in einen mäßig großen Speichervorraum. Hier hat man hinter Kiſten eine Schaufel gefunden. in der man das Werkzeug vermutet, mit dem die Ida Hahn aus Papendell vergraben worden iſt. Fer⸗ ner ſand man eine Kiſte mit einem Dutzend ge— waſchener Windjacken. Belaſtend iſt vielleicht noch der Fund einiger Stickſcheren mit langen Schnä⸗ beln, von denen man annimmt, daß ſie von einem der weiblichen Opfer ſtammen. Eine da— neben liegende Tür führt in die Dachwohnung eines Artiſten, der mit Frau und Tochter anſchei— nend zu der Entdeckung Kürtens weſentlich mit beigetragen hat. Die Ereigniſſe gerieten ins Rollen mit der Anzeige des in der Nacht vom 14. zum 15. Mai im Grafenbergerwald vergewaltigten Mädchens. Faſt eine Woche ſpäter, am Mittwoch, den 21. Mai, erſchienen zwei Kriminalbeamte mit dem Mädchen in dem Hauſe Mettmannſtraße 71, an das ſich das Opfer erinnern konnte. Die Be— amten ſorſchten in dem Hauſe nach einem Manne. Auf grund der Perſonalbeſchreibung aber zunächſt vergebens. Kurz danach kam indeſſen das Mäd⸗ chen wieder und wandte ſich an eine Hausbewoh— nerin, welche die Ueberſallene in den Speicher— vorraum hineingehen ließ, wo ſie ſoſort die Oert— lichkeit wieder ertannte. Bei dieſer Szene ſcheint Kürten durch die angelegte Tür ſeines Dachzim— mers Zuhörer geweſen zu ſein. Jedenfalls machte er kurz darauf der Tochier dieſer Nach- barsſamilie ſchwere Vorwürfe darüber, daß man ſich in ſeine Angelegenheiten miſche. Der Vorgang machte Kürten ſo unſicher, daß er ſeine Wohnung verließ. um ſich in der Adlerſtraße einzuquartieren. Am nächſten Tage kamen wiederum Kriminalbe— amte, trafen aber niemand zu Hauſe an. Am Freitag morgen verließ Frau Kürten um halb 7 Uhr das Haus und begab ſich zur Arbeit ins Kaſſee. Dort hob ſie die Polizei aus, kehrten mit ihr zurück und inſpizierten die Dachkammer. Frau Kürten ließ man danach in der Wohnung. Kaum waren die Kriminalbeamten ſort, als Kür⸗ len in der Wohnung erſchien. Die Frau ſchickte ihn ſofort mit der Warnung vor dem Drohenden weg, ſo daß er unbehelligt davon kam. Am Frei⸗ tag abend nahmen die Kriminalbeamten wieder eine gründliche Unterſuchung vor, bei der die ge⸗ ſchilderten Gegenſtände gefunden und Frau Kür⸗ ten verhaftet wurde. Am Samstag nachmittag erfolgte dann, nachdem Kürten von ſeiner Frau eine echte oder fingierte Einladung zum Rendez— vous am Rochusplatz erhalten hatte, dort ſeine Verhaftung. Kürten war von Haus aus Bauarbeiter. Als ſolcher mußte er nach rheiniſcher Uebung, nach der jeder Bauarbeiter ſeine eigene Schaufel mit— bringt, dieſes Werkzeug beſitzen, ſo daß alſo da— ner Stimme etwas, war ſie mit großem Ver— trauen erfüllte. Breite Terraſſen mit niedrigen Marmorſtufen führten vom Hotel zur Seepromenade hinab. Dieſelbe erſtreckt ſich faſt für die ganze Aus— dehnung, welche das Städtchen Lugano an dem See einnimmt. Im Mittelpunkt dieſer Prome— nade erhebt ſich in vornehmen, künſtleriſch-ein— fachen Konturen ein Standbild Tell's des ſagen— haften Freiheitskämpfers der Schweiz. Vor dieſem Standbild befinden ſich eine Anzahl Ruhebänke, von denen man den ſtets wechſelnden Anblick des Sees und der großartigen Alpen— natur genießen kann. Auf einer dieſer Bänke ließ ſich Levenſtorf nieder. Das Gehen bereitete ihm ſichtlich heute beſondere Schwierigkeiten. Gern hätte Johanna, wie ſie es ſonſt wohl getan haben würde, ihm ihren Arm zur Unterſtützung geboten, aber ſie wagte es nicht; es war etwas zwiſchen ſie ge— treten, was ihren bisherigen harmloſen Verkehr unmöglich machte; das empfand ſie mehr inſtink— tiv als im Bewußtſein. „Ich bin ein alter Mann“, hob Herr Leven— ſtorf ſofort das Geſpräch bei dem Thema an, das beiden ja doch am meiſten am Herzen lag,„ich fühlte es ſeit dem heutigen Morgen mehr denn je. Ich bin ein alter und ein kranker Mann, und es war eine Vermeſſenheit von mit, meine Hand nach einem blühenden jungen Weſen ausſtrecken zu wollen. Ich muß Sie dafür nochmals um Verzeihung bitten, Fräulein Johanna. Wenn Sie aber an mein einſames, gramvolles Leben denken, ſo hoffe ich, werden Sie mir nicht allzu— ſchwer verzeihen!“ Johanna wollte duldete es nicht. „Ich bitte Sie, liebes Fräulin, laſſen Sie mich ausreden. Ich bin heute mit mir zu Rate gegangen, und ich habe es eingeſehen. Fräu⸗ ihn unterbrechen, aber er Sie las in ſei⸗ rin an ſich kein Verdachtsmoment liegt. Nach gelegentlicher Arbeitsloſigkeit war er ſeit Februar 1929 bei der Firma Schieß-Defrieß beſchäftigt. Er bereitete aus Formſand die Gießformen vor. Nach der Schilderung eines Arbeitskollegen kam er pünktlich zur Arbeit. Man bezeichnet ihn als faul. Er tat nichts, redete aber viel, beſonders von Frauen. Unter ſeinen Kollegen war er als Schürzenjäger bekannt, beſonders durch ſeine Vorliebe für Mädchen um das 16. Lebensjahr herum. Die Mädchen wußte Kürten gut zu beſchwätzen. Sein ſuggeſtiver Einfluß auf Frauen, von dem auch eines ſeiner Opfer erzählte, wird beſtätigt. Obſchon an der Arbeitsſtelle, wo die Verheiratung Kürtens bekannt war, zeigte ſich manches Mäd— chen ganz verrückt in ihn. Von dieſer Seite wird auch erzählt, daß er ſich deshalb mit ſeiner Frau wiederholt gezankt habe. Seine Arbeitskollegen ſchildern ihn übrigens als unberechenbar, aufbrauſend und brutal. Als ihm einmal ein Kollege etwas Formſand wegnahm, ging er ſofort mit einem Meſſer auf ihn los. Beſonders intereſſant ſind die Berichte über das Verhalten Kürtens in den Geſprächen an den Mordtagen. Als er einmal gefragt wurde, wo eigentlich der ermordete Portier Scheer eingegraben war, erklärte Kürten, er könne das ganz genau ſagen, und zeigte auch beim Vorübergehen die Stelle. Da Kürten zuletzt öfters fehlte, als im Februar die Fabrik zu Entlaſſungen ſchreiten mußte, zu den Abgebauten. Uebrigens liegt die Arbeitsſtätte ebenſo wie die Wohnung des Kürten in der Gegend, wo eine Reihe Mord— taten ſich ereigneten. Außerordentlich intereſſant iſt der von der Kriminalpolizei noch nicht weiter— gehend bearbeitete Fall einer Hausangeſtellten Sofie K., die Kürten im„Pilgerheim“ einer charitativen Einrichtung, kennen lernte. Auch ſie ſiel ſofort auf ihn herein und begleitete ihn ſchon am erſten Tage ihrer Bekanntſchaſt auf ſein Zimmer. In dieſem Falle nahm Kürten zu ſei⸗ ner Wohnung den Umweg durch den Grafenber— ger Wald. Die Freundſchaft dauerte 3—4 Wo⸗ chen. Dann trat ſie Kürten einem jüngeren Ar— beitskollegen ab. Dieſem Mädchen gegenüber hat ſich Kürten als Poſtbeamter ausgegeben. Bekanntlich hat dieſe Berufsbezeichnung auch in anderen Verhältniſſen von überfallenen Mädchen zu dem Mörder eine Rolle geſpielt. gehörte er, An der Stimme von einem Opfer wiedererkannt Düſſeldorf, 26. Mai. Kurz nach der Verhaf— tung waren gewiſſe Zweifel darüber aufgetaucht, ob diesmal die Düſſeldorfer Kriminalpolizei auch wirklich den richtigen Mörder erwiſcht hatte. Das ſcheint aber nun doch der Fall zu ſein, denn die Gegenüberſtellungen, die am Sonntag vormittag ſtattgefunden haben, haben die Frage ziemlich einwandfrei geklärt. Die Tatſache, daß ſo wenig Zeugen von den Mordtaten noch am Leben ſind, erſchwert natürlich die Feſtſtellungen, aber es iſt der Frau Meurer gelungen, die am Hellweg von dem Mörder überfallen worden war und ſchwer verletzt wurde, Kürten als Täter feſtzuſtellen. In einem Zimmer hatte man 20 Krim'nalbe— amte untergebracht. Unter ihnen befand ſich der Mörder. Da Frau Meurer den Mann nur an der Stimme wiedererkennen konnte, mußte jeder der Anweſenden ein paar Worte zu Frau Meurer ſprechen. Als der dritte ſprach, ſagte ſie:„Das iſt die Stimme“, und in der Tat war es diejenige des Kürten. Darauf ließ denn auch der Maſſen— mörder jede Hemmung fallen und ſagte: „ In, Frau Meurer. ich habe Sie ermorden wullen. Wiſſen Sje. Sie waren nur etwas zu vorſichtig, und ich wundere mich eigentlich, daß Sie ſo davon gekommen ſind.“ Dann gab er im Geſpräch mit Frau Meurer eine genaue Darſtellung des ganzen Herganges. die ſich vollkommen mit derjenigen der Fran Meurer deckt. Dabei war der einzige Unterſchied der, daß der Täter die Stelle, an welcher er zum Schlag ausholte, ewta 20 Meter weiter weg ver— lein Johanna, ich habe überwunden und ſtehe wieder wunſchlos vor Ihnen, nur Ihr Freund, Ihr Berater, wie ich es früher war. Aber ein— ſam möchte ich nicht bleiben, wenn ich auch mei— nen Wünſchen und Träumen entſage, Sie, Fräu— lein Johanna, will ich nicht mehr entbehren. Sie dürfen mich nicht verlaſſen und wieder ohne fe— ſten Halt in die Welt hinausziehen. Glauben Sie mir, das wäre für mich das ſchrecklichſte Los, Sie einem unbeſtimmten Schickſal entgegengehen zu wiſſen. Damit Sie aber bei mir bleiben kön— nen, frei und von jeder Rückſicht los, mit freu⸗ digem Herzen,— darum hören Sie meinen Vor— ſchlag. Ich habe bereits heute an Herrn Erich Steinthal nach Hannover telegraphiert und ihm die Stelle zugeſagt. Er wird herkommen, um ſich mir vorzuſtellen. Sie werden ihn wieder— ſehen, die alte Liebe wird euch wieder vereinigen und ihr werdet ein Paar werden, dem ich ſeg— nend die Hände ineinander füge, von deſſen Heim und Haus ich alle materielle Sorgen fernhalten werde, für das ich ſorgen werde noch über mei— nen Tod hinaus. Sind Sie mit meinem Vor— ſchlag zufrieden?“ „Herr Levenſtorf!“ Zitternd ſtreckte Johanna die Hände nach dem edlen Manne aus. Der nahm dieſelben in ſeine Hände und ſtrei— chelte ſie gerührt. „Nicht wahr, dann werde ich doch nicht allein ſein?“ forſchte er. „Niemals! Niemals!“ beteuerte ſie.„Sie ſind zu gut! Wir werden Ihnen dieſe große Güte nie belohnen können! Wir werden Ihnen das große Opfer nie zu entgelten wiſſen!“ „Es iſt kein Opfer,“ ſagte Levenſtorf milde, um, das traute„du“ gebrauchend, fortzufahren: —„Hätteſt du meinen Bitten nachgegeben und wäreſt du meine Frau geworden, ſo hätte ich jedenfalls eine unglückliche Frau gehabt, ſo aber hoffe ich eine glückliche Tochter zu haben. Nun legte, alſo immerhin eine unbedeutende Diffe. renz. Der Schlag, der auf der Schläfe der Frau Meurer ein eigenartiges rechtwinkliges Wundmal zurückgelaſſen hat, rührte von einem Spezialham mer her. Der Mörder war nämlich in einer Werk. zeugmaſchinenfabrik in Düſſeldorf tätig und ver fügte daher über eine ganze Reihe von Wer! zeugen. Frau Meurer fragte noch: „Warum wollten Sie mich denn eigentlich ermorden?“ Darauf ſagte der Mörder: „Das verſtehen Sie nicht, das verſteht auch dit Polizei nicht, das verſtehe ich ſelbſt kaum.“ Die Gegenüberſtellung mit der Gertrud Schulte nahm einen ähnlichen Verlauf. Als die Schulte in das Zimmer eintrat, ſah ſie ſicg einer Reihe von Kriminalbeamten gegenüber, unter denen ſich wiederum Kürten befand, mit ſchnellem Blick überflog die Schulte die Anweſen. den, dann hob ſie den Arm und zeigte mit der Hand auf Kürten:„Das iſt der Mann, der mich unter dem Namen Baumgarten angeſprochen hatte, begleitete und ſchließlich niederſtach. Gleichzeitig wurde auch eine weilere Gegenüberſtellung vorgenommen, und zwar mit der Freundin des ermordeten Dienſtmädchens Marie Hahn, die den Mörder in der Stintermühle geſehen hatte. Auch ſie erkannte ihn ſofort wieder. Neue Beweiſe für ſeine Täterſchaft. wib. Düſſeldorf, 26. Mai. Das Polizeiprä⸗ ſidium teilt mit: Das Ergebnis der umfang⸗ reichen Arbeiten, die die Schriftverglei⸗ chung der Mörderbriefe erforderte, kann noch nicht als abgeſchloſſen bezeichnet werden. Gs iſt bekannt, daß Peter Kürten eine Anzahl Briefe geſchrieben hat, in denen er auf ſeine Tätigkeit aufmerkſam machte. Er ſelbſt hat au⸗ gegeben, daß er dieſe Briefe geſchrieben hat, in der Erwartung, dadurch große Beunruhi⸗ gung in das Düſſeldorfer Publikum hineinzu⸗ tragen. Es iſt bemerkenswert, daß Kürten ſei⸗ nen erſten Brief angeblich Ende September 1929 an den Düſſeldorfer Stadtanzeiger ge⸗ ſchrieben und ſelbſt in den Haus briefkaſten der Redaktion geworfen hat. Es handelt ſich um den Brief, den er in dem nächſten an die Polizeiverwaltung adreſſierten Brief erwähnte. Jener erſtgenannte, an den Stadtanzeiger ge⸗ richtete Brief, iſt niemals zur Kenntnis der Polizei gekommen. Ehe in die eigentliche Schriftvergleichung eingetreten wurde, legte heute der Sachver⸗ ſtändige Dr. Schneickert aufgrund ſeines ge⸗ nauen Studiums der Briefe dem Peter Kürten ganz beſtimmte Fragen vor über beſondere Merkmale dieſer Briefe, die nur dem Schreiber der Briefe bekannt ſein konnten. Dieſe Fragen hat Kürten in einer Weiſe beantwortet, die ſeine Urheberſchaft an den Briefen zweifelsfre⸗ erſcheinen läßt. K. wurde aufgefordert, unter gleichen Bedingungen, d. h. auf ähnlichem Ein⸗ wickelpapier mit Blauſtift niederzuſchreiben. Die dann vorgenommene Vergleichung der Originalbrieſe mit den von Kürten neu her⸗ geſtellten Brieſproben ergab völlige Ueberein⸗ ſtimmung und beſtätigt in jeder Hinſicht objel⸗ tiven Befund. Da der Schreiber der bekannten Mörderbriefe nach dem Inhalt der Briefe uur der wirkliche Mörder im Falle der Marth⸗ Hahn und der Gertrud Albermann ſein kann, ſo erſcheint er auch durch das Ergebnis der Arbeiten des Schriftſachverſtändigen Dr. Schneickerts neben dem ſonſtigen, durch die Ver⸗ nehmung geführten Beweis als Täter in die⸗ ſen beiden Füllen einwandfrei überführt. nnn ſage ſelbſt, ob man dieſen Tauſch ein Opfer nen nen kann?“ Johanna wußte nicht genug innige Worte des ſeligſten Dankes zu finden, die die letzten Falten des Grams von der Stirn des entſagungsvollen Mannes verſcheuchten. Und als ſie dann wieder den Heimweg an traten, da führte Johanna Herrn Levenſtorf wie einſtmals, und er ging mit ruhigen, ſicheren Schritten an ihrer Seite. 28. In ner der Vorſtädte Hanna, Arbeiterbevölkerung ſich in großen Mierst. nen zuſammendrängte, wo man von der ſchönen eleganten Stadt nichts merkt, wo Ruß und Rauch die Häuſer ſchwärzt und das Geräuſch der Arbeit von früh bis ſpät durch die Straßen hallt, wohn— ze in einem vielſtöckigen Hauſe die Familie Stein— thal: Frau Konſtanze, Frau Leontine und Erich. Oben im vierten Stock hatten ſie eine kleine Wohnung von zwei Zimmer und Küche inne; die Fenſter gingen auf einen troſtloſen Hof, darüber war ein Stückchen grauen Himmels ſichtbar; denn hier, in der Vorſtadt der Fabriken, bekam man ſelbſt den Himmel niemals in heiterem Blau zu ſehen. Als Frau Konſtanze und Leontine nach Han— nover kamen, beſaßen ſie noch einige Mittel, die aus dem Erlös ihrer perſönlichen Schmuckſachen herrührten; ſie konnten ſich deshalb in einer vor⸗ nehmen Gegend eine kleine, aber angemeſſene Wohnung mieten und entſprechend ausſtatten. Erich ſteuerte ſein knappes Einkommen zum Haushalt bei, war aber ſogleich, als er die Ver⸗ hältniſſe durchſchaute, bemüht, ſich nach einer Stellung umzuſehen, die ein größeres Einkom men gewährte, um für ſeine Muttern ſter ſorgen zu können. (Fortſetzung ſolgt). Süngerhuldigung zum Speyerer Domjubiläum. Speyer, 25. Mai. Die zweite Vorfeier zum 900 jährigen Domjubiläum in Speyer war der kirchlichen Muſik gewidmet. Pünktlich 9.30 Uhr rückten die Fahnengruppen der katholiſchen Bünde der Pfalz und verſchiedener badiſcher Abordnungen mit etwa 50 Fahnen in den Dom ein, worauf das Pontifikalamt, eine achtſtim⸗ mige Meſſe(Domchor Speyer), die Biſchof L. Sebaſtian perſönlich zelebrierte. Daran ſchloß ſich gegen 11 Uhr das Hochamt, ausgeführt als vierſtimmige Meſſe mit Begleitung durch das Stadtorcheſter Speyer„Die Hümmel rühmen“ von Karl Maupai(Maſſenchor Pfälz. Cäcilien— vereine). Den Höhepunkt des Vormittags ſtell— te die anſchließende Sängerhuldigung an den Biſchof und an den Regierungspräſidenten dar. Vor dem Dom hatten ſich wohl an 15000 Men⸗ ſchen verſammelt und zahlreiche Filmoperateure und Photographen Aufſtellung genommen. Un— ter den Klängen des Präſentiermarſches zogen die Fahnenabordnungen der katholiſchen Bün⸗ de auf den feſtlich geſchmückten Domplatz vor das Palais des Biſchofs, vor dem die vielen ſauſenden Sänger Aufſtellung genommen har— ten. Als die vereinigten Cäcilienchöre den „Wahlſpruch für den Cäcilienverein“ anſtimm⸗ ten, erſchienen am Mittelfenſter des Palais der Regierungspräſident Dr. Pfülf und Bi— ſchof Ludwig Sebaſtian. Schuldirektor Orth— Landau hielt ſodann eine Huldigungsrede. Zum Schluß richtete ſich der Redner an die ver— ſammelten Sängermaſſen mit ihm in ein drei— ſaches Hoch auf den Biſchof und den Regie— rungspräſidenten einzuſtimmen, was die Men— ge begeiſtert aufnahm. Nach dem von den Cä— eilienchören geſungenen„Ehre Gott in der Höh'“ dankte Biſchof Ludwig Sebaſtian für nie ihm und dem Regierungspräſidenten ge— brachte Huldigung. Mit einem Hoch auf Papſt Pius 11. und die gottgeſegnete Pfalz ſchloß Bi⸗ ſchof Ludwig Sebaſtian ſeine Ausführungen, worauf der Chor ein von Franz Matt gedich⸗ tetes und von Karl Maupai vertontes neues Pfälzerlied„O Heimat“ ſang. Am Nachmittag predigte um 2.30 Uhr P. Hofmann, Provinzial der Väter vom hl. Geiſt, Köln über„Reichs— einheit in Chriſtus und in der Kirche“ mit Maiandacht. Den muſikaliſchen und künſtleri⸗ ſchen Höhepunkt erreichte die Sonntagsvorfeier zum Domjubiläum am Nachmittag mit einem Domkonzert des Münchener Domchors. Das Speyerer Cäcilienfeſt fand mit einem Feſt⸗ abend ſeinen Abſchluß. Rieſenbrand wib Berlin, 26. Mai. In den früheren, jetzt an Privatfirmen vermieteten Eiſenbahnbetriebs— werkſtätten am Markgrafen-Damm entſtand am Montag mittag aus bisher unbekannter Urſache ein Feuer, das ſich mit ungeheurer Schnelligkeit ausbreitete. Der Brand iſt wahrſcheinlich infolge der Ex— ploſion eines Oelſchalters in einem Schuppen ausgebrochen, in dem ſich Lagerräume eines Holzmehlwerkes und einer Holzwollfirma befan⸗ den und auch Benzintanks eingeſpeichert waren. Der Brand erfaßte alsbald ein Terrain von über 10 000 qm. Bei den Löſch- und Aufräumungsar— beiten wurden ein Brandmeiſter und ein Ober— feuerwehrmann leicht verletzt. Die Arbeiterſchaft konnte ſich infolge des donnerähnlichen Explo— ſionsknalls rechtzeitig in Sicherheit bringen. Der Schaden des Rieſenbrandes dürfte Mil- lionen betragen, da in einer Ausdehnung von etwa 10 000 pm. die Gebäude mit allem Inventar niedergebrannt ſind. Die durch das Gelände ge— henden Eiſenbahngeleiſe haben durch die Hitze ſo gelitten, daß ſie ſtellenweiſe völlig verbogen ſind. In zweiter und dritter Ceſung angenommen: Ermächtigungsgeſetz zur Krediterleichterung, Ciquidation der Bank für Induſtrieobligationen Deutſcher Reichstag. vdz Berlin, 26. Mai.(Radio.) Der Reichstag beſchäftigte ſich heute mit dem Ermüchtigungsgeſetz zur Krediterleichterung, der Vorlage zur Liquidation der Bank für Induſtrieobligationen u. mit den Anträgen zur Aufhebung der Sonderumſatzſteuer. Er beſchäftigte ſich außerdem mit der zwar nicht auf der Tagesordnung ſtehenden, aber in der Kölniſchen Zeitung wiedergegebenen Rede des Reichsſinanzminiſters vor der Kölner Orts— gruppe der Deutſchen Volkspartei. An dieſer Rede nahm nicht nur der ſozialdemokratiſche Oppoſitionsredner, der Abg. Dr. Hilferding Anſtoß, ſondern auch der Bayeriſche Volks- parteiler Dr. Pfilger und der Demokrat Dr. Reinhold erklärten, ſie würden es ſehr be— dauern, wenn die Darſtellung der Preſſe von dieſer Rede zutreffend wäre. Reichsfinanzminiſter Dr. Mo ldenhauer entzog den Angriffen gegen ſeine Rede dadurch den Boden, daß er erklärte, ſeine Rede ſei in der Kölniſchen Zeitung nicht rich— tig wiedergegeben worden. Er habe ſich für die parlamentariſche Erledigung des Regie— rungsprogramms ausgeſprochen und nur er— llärt, daß die Regierung bei Neuwahlen an das Volk appellieren wolle, wenn ihr der Reichs⸗ tag die Gefolgſchaft verſage. Der Miniſter wi— derſprach im übrigen den verfaſſungsrechtlichen Ausführungen des Abg. Dr. Hilferding (Soz.), der den Standpunkt vertreten hatte, das Ermächtigungsgeſetz zur Krediterleichte— B. V. P. gewünſchte Aufhebung der rung bedürfe einer Verfaſſungsreform der Mehrheit. Die von den Demokraten und der Kapital⸗ ertragsſteuer für feſtverzinsliche Wertpapiere ſchon am 1. Oktober ſei“ mit Rückſicht auf die Finanzlage unmöglich, die Aufhebung könne erſt am 1. Januar 1931 erfolgen. Die finan⸗ zielle Lage verbiete auch die Aufhebung irgend einer im Deckungsprogramm ſtehenden Steuer. Das Ermächtigungsgeſetz zur Kredit⸗ erleichterung wurde in 2. und 3. Bera⸗ tung mit der von den Demokraten be⸗ antragten Ergänzung angenommen, daß die Aufhebung der Kapitalertrags⸗ ſteuer ſich auch auf die Reichsbahn⸗ ohligationen erſtrecken ſoll. Präſident Löbe ſtellte ausdrücklich feſt, daß die Abſtimmung mit einfacher Mehr⸗ heit erfolgt ſei. Dieſe Feſtſtellung könne von Bedeutung ſein, wenn die Sozialdemokraten ihre Ankündigung wahr machen und beim Staatsgerichtshof die Rechtsgültigkeit des Beſchluſſes mit der Begründung anfechten, daß dafür die verfaſſungsändernde Zweidrittel— mehrheit erforderlich geweſen wäre. Angenommen wurde auch in 2. und 3. Beratung die Vorlage über die Diqui⸗ dation der Bank für Induſtrieobliga⸗ tionen. Auf der Tagesordnung der Dienstagsſitzung, die um 3 Uhr beginnt, ſtehen die Abſtimungen zum Poſtetat und der Haushalt des Reichs— wirtſchaftsminiſteriums. weitere Geſtändniſſe des Düſſeldorfer Mörders Peter Kürten ſchildert ſeine erſten Mordtaten. enb Düſſeldorf, 26. Mai. Obwohl die Kri— minalpolizei ſich am Sonntagabend in ihrem offiziellen Bericht außerordentlicher Vorſicht u. ſogar einer gewiſſen Skepſis befleißigte, ſo ge⸗ winnen doch die Geſtändniſſe Kürtens hinſicht⸗ lich der Ermordung der Ohliger und des Scheer immer mehr an Glaubwürdigkeit. Allerdings waren Selbſtbezichtigungen im letzten Jahre in Düſſeldorf an der Tagesordnung und vielleicht iſt auch aus dieſem Grund die Vorſicht der offiziellen Verlautbarung der Polizei zu ver⸗ ſtehen. Kürten hat geſtanden, daß er ſein erſtes Opfer, die neunjährige Roſa Ohliger, von der Straße in ſeine Wohnung gelockt hat. Dort hat er ſie vergewaltigt und erſtochen. Da 1 Frau bis ſpät in die Nacht als Spül- u. ſufwartefrau tätig war, konnte er ſein Vor⸗ 10 ungehindert ausführen. Er nahm dann 11 0 die Leiche und trug ſie zu der Fund⸗ e 0 Geſtändnis beabſichtigte er, etroleum zu übergi ün⸗ den. Aut 3 rgießen und anzuzün die Ermordung des Scheer 5 2 4 n 5 .. Polizeiliche Durchſuchung der Mörderwohnung. ſtand nach dem Geſtändnis in urſächlichem Zu⸗ ſammenhang mit der Roſa Ohliger. Scheer hat Kürten bei der Tat beobachtet. Aus Furcht, er könne ihn anzeigen, ſtach ihn ſchließlich Kürten 5 Tage ſpäter nieder. Im Augenblick noch umſtritten iſt die große Frage: Wenn Kürten regelmäßig verſucht hat, ſeine Opfer zu beſeitigen, warum hat er jenes Mädchen, das er nicht vergewaltigte, und das ſchließlich ſeine Wohnung der Polizei anzeigte, nicht ermordet? Kriminalrat Momberg gibt hierzu folgende Deutung: Kürten war des Glaubens, er habe das Mädchen, das an und für ſich fremd in Düſſeldorf war, ſo gut wie irre geführt. daß ſie ſeine Wohnung nicht mehr finden konnte. Er fühlte ſich alſo ſicher. Die Kriminalpolizei durchſuchte am Sonn⸗ abend den Wohnraum Kürtens. Hierbei wur⸗ den verſchiedene Schriftſtücke und eine Akten⸗ taſche mit zwei ſpitzen langen Scheren zutage gefördert. Unter der Matratze des Bettes fand man ein Sparbuch über ungefähr 5 000 Mark. 9 1 RRR Ferner wurden in einer Kiſte 12—15 ſehr ab⸗ genutzte Windjacken vorgefunden und in einer Ecke eine große Schaufel, die nach Angaben des Verhafteten bei der Vergrabung der Leiche der Maria Hahn in Papendell benutzt worden war. Entſchließung zur Befreiungsfeier Der Hauptausſchuß des Reichstages nahm in ſeiner Samstags-Sitzung mit Ausnahme der Kommuniſten folgende vom Zentrum durch den Abgeordneten Hofmann Ludwigshafen einge— brachte Entſchließung an: „Der Reichstag wolle beſchließen, folgende Entſchließung anzunehmen: Mit dem Dank, den das deutſche Volk der Bevölkerung am Rhein für die in elf ſchweren Jahren bewährte Treue und die unermeßlichen Opfer ſchuldet, iſt der Schmerz darüber verbunden, daß die neutraliſierte Zone nach den Beſtimmungen des Verſailler Vertrags durch die einſeitige Entmilitariſierung weiterhin minderen Rechtes bleibt, und daß das Saarge biet noch nicht ſeinem Mutterlande zurückgege ben iſt. Dieſen Tatſachen entſprechend hegt der Reichs— tag den Wunſch, daß die Befreiungsfeierlichkei ten am Rhein in ernſter, würdiger Weiſe ſich der ſchweren Lage unſeres deutſchen Vaterlandes anpaſſen mögen. Die Reichsregierung wird erſucht, darauf hin zuwirken, daß ſtatt zahlreicher Vereins- und Or ganiſationsfeiern nur eine einzige würdige Feier in den befreiten Gemeinden ſtattfindet.“ Unterzeichnet iſt die Entſchließung vom Zen— trum: Hofmann Ludwigshafen, Dr. Bocki— us, Dr. Köhler und Neyſes, von der Bayeri ſchen Volkspartei: Lang, von den Sozi— aldemokraten: Sollmann, Kirſchmann Biedermann und Frau Schiffgens, von de Deutſchen Volkspartei: Dr. Zapf, Dr. Becker-Heſſen und Kalle. von den De utſch— nationalen: Tr. v. Dryander. Gottheiner und Dr. Koch-Düſſeldorf,. von der 8 ſchaftspartei: Pallmann und berg, von der Chriſthich-natio Arbeitsgemeinſchaft: von ö Wildau und Dorſch-Heſſen, von den 2 ten: Sparrer. And Hus Nah Mannheim, 26. Mai.(Verkehrsunfall.) Am Samstag vormittag ſtießen an einer Straßen— kreuzung der Unterſtadt eine ſtädtiſche Kehr— maſchine und ein Motorradfahrer zuſammen Eine 29jährige Hausangeſtellte, die auf dem Sozius mitfuhr, wurde zu Boden geſchleudert. Sie mußte mit erheblichen Verletzungen am Hinterkopfe dem Krankenhaus zugeführt wer den. Mainz, 26. Mai.(Veräußerung von Reichs— beſitz im beſetzten Gebiet.) Der Geſamtwerl des reichseigenen Beſitzes im beſetzten Gegiet wird auf 142 Mill. Mark geſchätzt Aus der Veräußerung dieſes Beſitzes ſoll die Weſthilſe beſtritten werden, von der 10 Mill. an die Oſthilfe abgeführt werden. Von dieſem Beſitz iſt bereits in Mainz ein Wohnblock mit 584 Wohnungen zum Preis von 5.6 Mill. Mart veräußert werden. 1 Zehn Naturſchutz⸗Gebote Nicht im Gras und in den Saaten Darfſt Du wie im Waſſer Müßten ſie zertreten ſeia, Ging' der Bauer ſelbſt hinein. Blüt' und Blum' am Strauch, im Graſe Kann man riechen mit der Naſe; Schau nicht mit den Händen an, Was man mit den Augen kann. Alles Viehzeug laſſe leben Dich ergötzt ſein Tun und Streben; Sperr's in keinen Käfig ein, Soll' es auch aus Liebe ſein. Denk', daß Tiere Barfuß ſchreiten Flaſchenſcherben Schmerz bereiten! Fühlſt Du nicht mit dem Verſtand, Dann zerhau ſie mit der Hand. Johlen, Schreien ſei vermieden, Denn es ſtört den Waldesfrieden, Wenn ihn das Gebrüll durchhallt: „Wer hat dich, du ſchöner Wald..“ Nimmſt die Blumen Du der Pflanze So verſchandelſt Du das Ganze, Weil nicht wie manch' eitler Troyf Schöner ſie iſt ohne Kopf. Eine Blume auf dem Hut Macht ſich an und für ſich gut, Nur der Ochs' will viele ſchmecken Rupft ſie auch zu anderen Zwecken. Aeſt das Reh im Wieſengrund, Gehe leiſe, halt' den Mund. Du gefällſt— ach, glaube mir— Nicht ſo gut ihm wie es Dir. Flaſchen. Tüten, Padlpapier, Sind dem Walde keine Zter. Bringſt Du ſie gefüllt hierher Trägſt Du heimzu auch nicht ſchwer. Wiſſen ſollen ſtets die Andern, Die nach uns des Weges wandern: Der vorher gegangen war, War Kulturmenſch, nicht Barbar. aarwäſche ohne Waſſer mit Schwarzkopf⸗Trocken⸗ Schaumpon. Das Gegebene, wenn Sie ganz raſch lockeres, duftiges Haar haben wollen. Der Puder wird ſofort vom Haar aufgenommen, ſaugt im gleichen Augenblick Schmutz und Fett⸗ beſtandteile auf, mit denen zuſammen er durch kräftiges Ausbürſten wieder aus dem Haar entfernt wird. Dieſes glänzt nun wie friſch gewaſchen. Die grüne Achteckdoſe mit dem praktiſchen Puder⸗ beutel— Sorte„hell“ für Blondinen, Sorte dunkel“ für Brünette und Schwarze, koſtet nur RM. 1.— und hält lange Zeit vor. Die Schwalben fliegen. In den ſonnigen Lüften der heiteren Tage erklingt der Schwalben munterer, ſilbriger Sang. Er ſcheint zu ſchweben wie der geſchmeidige ſchnelle Vogel ſelbſt dahinſchwebt: getragen nur von Luſt und Frohſinn, mit dem Wind und zen Höhen ſpielend und elegante Schleifen ziehend. Um des Hauſes Dach ertönt das Zwitſchern. Re alten Neſter haben wieder ihre ehemaligen Be— ſitzer bezogen, der Sang der Schwalben eilt über Feld und Flur hinein in den ſommerlichen Tag und auf den Telephondrähten ſitzen die ſchmucken gefiederten Herrſchaſten in Reihen, laſſen Autos und Eiſenbahnzüge an ſich vorüberſauſen und denken immer nur wieder an die Ferne. Mit leuchtendem Blick ſieht des Hauſes Vater die Einkehr ſeiner gewohnten freundlichen Gäſte unter Dach und Stall. Iſt es nicht ſo. daß dieſe zutraulichen Vögel nur bei guten Menſchen hau— ſen mögen? Bald werden ſie zur Familie gehö— ren, werden ſie begleiten auf die Felder hinaus, werden in ihren ſpäten Feierabend Lieder der Freude gießen und die Mutter wird dem Klein— ſten das Neſtchen zeigen, in dem das Pärchen wohnt und ſeine Kinder aufzieht Unſer Gruß gilt dieſen Vögeln des Sommers die den Wolken benachbart fliegen und gleichwohl der Erde ganz nahe ſegeln, beide Welten ſorglos und anmutig verbinden! Uralt iſt unſer beim— liches Streben, es ihnen gleichtun zu können: auch wir wandern zwiſchen den Welten. Ine Flug dieſer Schwalben finden wir dieſe Sehnſuch! erfüllt; hier iſt alles Schönhein und Anmu Freude und Erdbejahung, Schwereloſigkeit und wunſchloſes Glück. Bunte Seitung „Das echte Deutſchland“. Nach einer Aeußerung des Präſidenten der Deutſch-Amerikaniſchen Handelskammer darüber daß viele deutſche Städte ſich bemühen, ſich ame- rikaniſchem Geſchmack anzupaſſen und für Wol kenkratzer u. a. Eigentümlichkeiten amerikaniſcher Städte ſorgen, geht der amerikaniſche Durch— ſchniitsreiſende gerade deshalb nach Europa, um aus der heimatlich-amerikaniſchen Gegend her— auszukommen. Der Präſident ſagte wörtlich: „Dieſe Amerikaner wollen das echte Deutſchland ſehen mit ſeinen geſchichtlichen Sehenswürdigkei— len und Kunſtſchätzen.“ Düſſeldorfer Stadtanzeiger und der Mörder— brief. wib. Düſſeldorf, 27. Mai. Zu einem von der Kriminalpolizei geſtern veröffentlichten Bericht über die Nachprüfung der Ausſagen des verhaf⸗ teten Maſſenmörders Peter Kürten, daß er ſeinen rſten Brief angeblich Ende September 1929 an en Düſſeldoyfer Stadtanzeiger geſchrieben habe, dieſer Brief aber niemals zur Kenntnis der Po⸗ lizei gekommen ſei, teilt der Düſſeldorfer Stadt— anzeiger mit, daß er einen ſolchen Brief des Mör⸗ ders niemals erhalten habe. Handel und Induſtrie Mannheimer Produktenbericht. Mannheim, 26. Mai. Weizen inl. 31.45— 32, ausl. 3234.50, Roggen inl. 1818.85, Hafer inl. 17.75—18.50. Braugerſte geſtrichen, Futtergerſte 17—19, ſünd Weizenmehl Spezral Null 45.25, ſüdd. Weizenauszugsmehl 49 25, ſüdd. Weizenbrotmehl 31.25, ſüdd. Roggenmehl 70—60prozentige Ausmahlung 26.2529, fei⸗ ne Weizenkleie 6.75—7. Biertreber mit Sack 10-11, eLinſaat 39.50. Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 26. Mai. 194 Ochſen 40-61, 170 Bullen 44—54, 303 Kühe 18—51, 468 Fär— ſen 45—69, 743 Kälber 62—88, 10 Schafe 48— 50, 2996 Schweine 52—68, 112 Arbeitspferde 8001800, 92 Schlachtpferde 60—180, 7 Ziegen 12—24. Marktverlauf: Mit Großvieh mittel, mit Kälbern lebhaft, ausverkauft. Fleiſch— ſchweine lebhaft, Fettſchweine ſchleppend, Ar⸗ beitspferde ruhig, Schlachtpferde lebhaft. Der auf den 2. Juni fällige Großvieh- und Kälber— markt wird auf den 4. Juni verlegt. Frankfurter Viehmarkt. 26. Mai.) Ochſen: Kl. a!) 5060, a 2) 5357, 0 1) 47-52 b 2.—; Bullen: a) 53—56, b) 48-52. Kühe: a) 4851, b) 43—47, c) 37—4, d) 30-36; Färſen: a) 57—60, b) 54— 56, c) 48—53; Kälber: a)—; b) 80—85, c) 7379, d) 67—72. Schafe: nicht notiert. Schweine im Gewicht von über 300 Pfd.—; von 240—300 Pfd. 63-66, von 200—240 Pfd. 66—68, von 160200 Pfd. 66—68, 210-160 Pfd. 64—66. unter 120 Pfd.—, Sauen—. Markt⸗ verlauf: Rinder ruhig, geringer Ueberſtand: Schweine mittelmäßig, ausverkauft; Fettſchweine ſchwer verkäuflich; Kälber mäßig rege, ausver— kauft. Amtlicher Frankfurter Getreidebericht. 26. Mai. Weizen 312.50—315, Roggen 174 bis 175, Sommergerſte 200205, Hafer, inländ. 170 bis 175, Hafer, ausl.— Mais—, Weizenmehl ſüdd. Spez. Null 44.50—45.50 niederrh. 44.5 bis 45.25, Roggenmehl 25.50— 2.75, Weizenkleie 6.90 bis 7.00. Roggenkleie 7.50.— Tendenz: rubig.