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In mehreren Ortſchaften ſtand das Waſſer über einen Meter hoch. Da der Orkan bereits gegen 9 Uhr abends begann und ſehr bald ungewöhn⸗ liche Ausmaße annahm, konnte die bedrohte Einwohnerſchaft noch rechtzeitig evakuiert wer⸗ den, ſo daß kein Menſchenleben zu beklagen iſt. Standortmeldung vom Zeppelin. wib Friedrichshafen, 4. Juni. Nach einer um 5 Uhr früh hier eingegangenen Mel⸗ dung befand ſich das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ um dieſe Zeit 38 Grad Nord, 39,30 Grad Weſt, bei 70 Seemeilen Geſchwindigkeit. Kurs Azo⸗ ren. Der Fall Buſch. wtb Berlin, 4. Juni. Die geſtrige Ber⸗ iner Stadtverordnetenverſammlung beriet ei⸗ nen Dringlichkeitsantrag der Kommuniſten, da⸗ für zu ſorgen, daß aus der Erbſchaftsmaſſe des verſtorbenen Stadtrats Buſch, die insgeſamt eine Million ausmacht, die Summen, um die die Stadt geſchädigt worden ſei, ſichergeſtellt würden. Dieſer Antrag wurde angenommen. Ein Notruf der deutſchen Städte enb Berlin, 4. Juni. Der Präſident des Deutſchen Städtetages Dr. Mulert beſchäf⸗ tigte ſich in einer Preſſebeſprechung mit der gegenwärtigen Wirtſchaftslage und ihrer Aus— wirkung auf die Gemeindefinanzen. Das kata⸗ ſtrophale Anwachſen der Arbeitsloſigkeit be— dinge ſtändig wachſende Mehraufwen⸗ dungen für die Arbeitsloſenverſicherung und führe in zunehmendem Maße zu einem be— trächtlichen Abſinken der Steuerein⸗ nahmen. Mährend die Länder durch ihren Einfluß im Reichsrat es durchgeſetzt hätten, daß ſie bei den Steuerdeckungsgeſetzen vom April nicht leer ausgingen und den größten Teil der auch für Gemeinden beſtimmten Reichsüberweiſungsſteuern für ſich in Anſpruch nähmen oder auf Steuergebiete der Gemein⸗ den zurückgriffen, geſtalte ſich die Finanzlage der Gemeinden immer ungünſtiger. Elementare Pflicht der Gemeinden ſei es, mit allergrößtem Nachdruck darauf hinzuweiſen, daß eine Finanzreform, die die Bedürfniſſe der Gemeinden außer Acht laſſe, den Namen einer Reform nicht verdiene. Die Finanzlage der Gemeinden ſtehe völlig unter dem Zeichen des kataſtro⸗ phalen Anwachſens der Zahl der Wohl⸗ fahrtserwerbsloſen. In den Städten mit mehr als 25 000 Einwoh⸗ nern habe ſich vom April bis Februar dieſe Zahl von 271000 auf 328 000 geſteigert, wäh⸗ rend die Zahl der Unterſtützungsempfänger in der gleichen Zeit von 1047 000 auf 1028 000 zurückgegangen ſei. Für die Geſamtheit der Gemeinden ergebe ſich bei vorſichtiger Schät⸗ zung nach dem gegenwärtigen Stande Mehr⸗ belaſtung durch Wohlfahrtserwerbsloſe von etwa 300 bis 350 Millionen. Die Städte, deren Etat durch dieſes Anwachſen in der Mehrzahl ſchon jetzt über den Hauſen ge⸗ worfen ſeien, forderten erneut mit aller Dring! lichkeit, daß die Arbeitsloſenverſicherung alle Laſten der Erwerbslosigkeit durch zeitliche, ört⸗ liche und perſonelle Erweiterung der Kriſen⸗ fürſorge übernehme und dadurch die Gemein⸗ Donnersta eee den entlaſte. Praſtdent Mulert betonte zum Schluß, daß ohne Erſchließung neuer Einnahmequellen trotz aller Sparmaßnahmen die Not der Städte nicht zu beheben ſein werde. Die Städte forderten daher mit größtem Nachdruck, daß auch ihre Nöte bei Reich und Ländern die erforderliche Beachtung fänden. 1 Milliarde für Arbeitsbeſchaffung enb. Berlin, 4. Juni.(Radio.) Das Arbeits— beſchaſſungsprogramm, das geſtern im Kabinett ebenfalls in„erſter Leſung“ beraten wurde, um— faßt, wie die„Voſſiſche Zeitung“ wiſſen will, rund eine Milliarde Mark. Hauptſächlich beteiligt ſeien daran Bahn und Poſt. Von den einzelnen Mi— niſterien würden Aufträge in der Höhe von etwa 250 Millionen vorgeſehen. Lee e Juni 1930 eee Zwei weitere Todesopfer in Lübeck. wtb. Lübeck, 4. Juni. Im Laufe des geſtri— gen Tages ſind wiederum zwei Säuglinge an den Folgen der Calmette-Fütterung geſtor— ben. Die Zahl der Todesopfer erhöht ſich ſomit auf 28. Hinrichtung mit Giftgas. enb. Carſon⸗City, 4. Juni.(Eigene Mel— dung!) Zum erſten Mal iſt hier ein Todes- urteil nicht mit dem elektriſchen Stuhl, ſon— dern durch Giftgas vollſtreckt worden. Der Delinquet wurde in der Richtzelle auf einen Stuhl feſtgeſchnallt, worauf der Raum ab— geſchloſſen und mit Giftgaſen gefüllt wurde. Durch ein in der Wand der Zelle angebrachtes Fenſter konnte beobachtet werden, daß der Tod faſt unverzüglich eintrat. Caſtenſenkung und Preisabbau Das Reichskabinett beſchäftigt ſich in die⸗ ſen Tagen eingehend mit dem Ausgabenſen— kungsprogramm des Reichsfinanzminiſteriums. Es tut damit den erſten Schritt auf dem Wege, der zu einer allgemeinen Laſtenſenkung führen ſoll,— vorausgeſetzt, daß die Parteien und das Parlament der Regierung auf dieſem Wege folgen. Welches das letzte Ziel dieſer von der Regierung Brüning in Angriff ge⸗ nommenen Aktion iſt, iſt durch die mehrfachen Miniſterreden bekanntgeworden, die keinen Zweifel darüber ließen, daß nur ein all— gemeiner Preisabbau uns aus der wirtſchaftlichen Sackgaſſe wieder herausführen kann. Inzwiſchen haben ſich Unternehmer und Arbeiterſchaft in aller Stille über Wege und Möglichkeiten eines allgemeinen Preisabbaues unterhalten. Wenn man hierbei auch noch nicht zu einem einheitlichen Vorgehen gekommen iſt, ſo läßt ſich doch aus der von den Vertretern des Arbeitgeberverbandes Nordweſt anläßlich der Schlichtungsverhandlungen in Oeynhauſen abgegebenen Erklärung über die geplante Senkung der Eiſenpreiſe mit nach⸗ folgendem Abbau der übertariflichen Ver— dienſte ſchließen, daß ſich die Arbeiter wie Ar— beitgeber im Grunde über die Notwendigkeit des allgemeinen Preisabbaues einig ſind. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ein ſolcher Schritt, wie er jetzt auf Grund des Schieds— pruches in Oeynhauſen eingeleitet worden iſt, unter der beſtimmten Erwartung erfolgte, daß Staat u. Verwaltung das Ihrige tun, um dieſer Preisſenkungsaktion die volle Auswirkung für eine wirtſchaftspolitiſche Neu— entwicklung in Deutſchland zu geben. Bisher iſt von dieſer Seite das Gegenteil erfolgt, in— dem durch ſtändiges Anſteigen der Steuern, Frachten, Zinſen, Soziallaſten und damit in Verbindung der Löhne die Selbſtkoſten⸗ Verbindung der Löhne die Selbſtkoſten ſich in ſtändiger Aufwärtsentwick⸗ lung befanden. Im Vertrauen auf die von der Regierung Brüning in Angriff genommene Ausgaben⸗ und Laſtenſenkungsaktion iſt die Eiſeninduſtrie vorangegangen, um eine Breſche in dieſes Bollwerk erhöhter Selbſtkoſten zu legen. Sie ſetzt damit ihre ſeit Jahren verfolgte Politik fort, das deutſche Preisniveau ſo niedrig wie möglich zu halten, um ſich ihre Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt zu bewahren und damit möglichſt vielen deutſchen Arbeitern Brot⸗ und Arbeitsſtelle zu ſichern. Sie hat ſich im Verfolg dieſer Politik mit aller Macht gegen eine weitere Selbſtkoſten⸗ verteuerung durch Arbeitszeitverkürzungen und Lohnerhöhungen geſträubt und ſchließlich, als durch den Severingſchen Schiedsſpruch ihr den⸗ noch neue Laſten auferlegt wurden, dieſe ohne Preiserhöhung ſelbſt getragen. Wenn ſie ſich jetzt zu dieſer Preisſenkungsaktion und zum Abbau der übertariflichen Verdienſte entſchloſ⸗ ſen hat, ſo deshalb, weil die deutſche Wirt⸗ ſchaft keinen anderen Ausweg mehr ſieht, aus den jetzigen beängſtigenden Schwierigkeiten herauszukommen. Gewiß mag die Minderung der übertarif— lichen Verdienſte zunächſt ſchmerzlich erſcheinen. Aber abgeſehen davon, daß weder die Tarif⸗ löhne noch die 15=prozentige Akkordſicherung berührt werden ſoll, iſt für die Beurteilung dieſer Verdienſtminderung entſcheidend, daß heute ſchon der Geſamtverdienſt der Arbeiter infolge der zahlreichen Feierſchichten. die in immer zunehmendem Maße eingelegt werden müſſen, ſtärker zurückgegangen iſt, als der vor— geſehene Abbau der übertariflichen Verdienſte. Erfüllt ſich aber die zuverſichtliche Hoffnung der Eiſeninduſtrie, daß die elaſtiſchere Ge ſtaltung des Preisniveaus auf Grund der er- mäßigten Lohn- und Gehaltskoſten den Ab ſatz belebt, die Auftragseingänge auffüllt. ſo wird im Endergebnis der Arbeiter— beſſer beſchäftigt— trotz eines verminderten Stundenverdienſtes bald keinen geringeren. ſchließlich ſogar einen höheren Geſamtver dienſt nach Hauſe tragen, als er heu le infolge der Einlegung der Feierſchichten erreicht. Eine ſolche Entwicklung wird dadurch ge— fördert, daß die Eiſeninduſtrie ſich bereit er⸗ klärt hat, die Auflockerung des Preisniveaus be— reits einen Monat vor der Minderung der über— tariflichen Verdienſte durchzuführen. Dieſe Vor- leiſtung der Eiſeninduſtrie ſollte ebenſo wie ihr geſamtes Vorgehen vorbildlch ſein für alle übri— gen Wirtſchaftszweige, mag es ſich nun um In— duſtrie oder Handwerk Groß, oder Kleinhandel handeln. Sie alle drücken überſteigerte Selbſt— koſten, und ſie alle werden hierdurch in ihrer Entfaltungsmöglichkeit gehemmt. Sie alle müſſen deshalb darauf bedacht ſein ihre Selbſt— koſten und damit ihre Preiſe elaſtiſcher als bis— her zu geſtalten. Davon dürfen auch die Mar— kenartikel nicht ausgenommen werden. Das Or- gan der Chriſtlichen Gewevkſchaften der „Deutſche“, hat nicht ganz unrecht. wenn er vor kurzem ſchreibt:„So wertvoll, volkswirtſchaft— lich betrachtet, die Standardiſierung und den da⸗ mit verbundene Qualitätsſchutz iſt, die Riſiko- prämie für dieſe Qualitätsgarantie der Marken- artikel iſt zu hoch. Es geht nicht an daß die Markenartikel um des Beſtehens der Preisbin⸗ dung wegen im Preiſe hochgehalten werden. Auch ſie ſollen ſich endlich zu einer Preisrevi— ſion bequemen.“ Die Eiſeninduſtrie hat, wir wiederholen es, mit ihrem Vorgehen ein Beiſpiel gegeben. dem nachzufolgen die Geſamtwirtſchaft ein ge— radezu lebenswichtiges Intereſſe hat. Der Bann. der Jahre hindurch lähmend auf uns laſtete, iſt durchbrochen, die Möglichkeit. unſere Wirt⸗ ſchaft endlich wieder elaſtiſch zu geſtalten, und dem Weltmarkte anzupaſſen, iſt in greifbare Nähe gerückt. Noch höher wäre natürlich der Erfolg von Oeynhauſen einzuſchähe, wenn er nicht im Wege des Schiedsſpruches, der mangels der Zuſtimmung der Gewerkſchaften der Ver— bindlichkeitserklärung bedürfen wird, ſondern freiwilliger Einigung zwiſchen Gewerkſchaften und Unternehmern zuſtande gekommen wäre. Aber der Weg zu dieſem Ziel ſcheint nicht mehr allzuweit zu ſein. Die Erkenntnis, daß es nicht auf hohe Nominallöhne, ſondern auf einen auskömm⸗ lichen Realdienſt ankommt iſt heute ſaſt ſchon Allgemeingut geworden. ü n 4e. Jahrgan ee e ee ei Der Reichspräſident iſt über den Stand der Dinge unterrichtet worden; er hat dieſe Beſtrebungen auf das Wärmſte begrüßt. Bezeichnend dafür, wie weit die Verhandlungen geſtern bereits vorgeſchritten waren, iſt. daß. zwi⸗ ſchen den Verhandlungspartnern zwei Verein— baxungen vereinbart waren mit denen die Oef— fentlichkeit über das Ergebnis unterrichtet wer- den ſollte. Wenn nun durch die geſtrige gemein- ſame Sitzung der Vereinigung der deutſchen Ar- beitgeberverbände und de Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie eine Verzögerung des Ab- ſchluſſes herbeigeführt w. den iſt, ſo wird in ge— werkſchaftlichen Kreiſen vermutet. daß die Schwierigkeiten von dem rechten Flügel der Ar⸗ beitgeberkreiſe ausgehen. Man hofft aber mit Sicherheit darauf. daß es gelingen wird auch dieſe Hemmungen zu überwinden u. das außer⸗ ordentlich bedeutſame Werk ſchon in kurzer Zeit zu vollenden. Zeppelins Heimfahrt „Graf Zeppelin“ nordöſtlich der Azoren. wtb. Friedrichshafen, 4. Juni. Nach einem beim Luftſchiffbau eingegangenen Funkſpruch be— fand ſich„Graf Zeppelin“ um 7 Uhr ME. nach Paſſieren der Azoren auf 38 Grad 20 Minuten nördlicher Breite und 23 Grad 40 Minuten weſt licher Länge. Veratungen über die Finanz- und Wirtſchafts lage. enb Berlin. 4. Juni.(Eigene Meldung.) De: Vorſtand der Reichstagsfraktion der Deutſchen Volkspartei hielt heute mittag unter Zuſtimmung der führenden Mitglieder der preußiſchen Land tagsfraktion eine Sitzung ab. in der der Reichs- finanzminiſter Dr. Moldenhauer über ſeine Vor— ſchläge zur Deckung des Fehlbetrages im Reichs haushalt Bericht erſtattete. Das Problem des Notopfers hängt eng zu— ſammen mit dem der Preis- und Lohnſenkung, über das in den letzten drei Wochen zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern verhandelt worden iſt. Von beteiligter Seite wird uns verſichert. daß die Verhandlungen keineswegs als geſcheitert anzuſehen ſind ſondern nach Pfingſten beſtimmt weitergehen werden. Auf der Arbeitgeberſeite werden ſie vom Präſidenten der Arbeitgeberver. bände. Brauweiler, und dem Präſidialmitglied des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie. von Baumer. geführt. auf Arbeitnehmerſeite von dem Abg. Graßmann und Eggert für die Freien Gewerkſchaften, von dem Vorſitzenden der Chriſtlichen Gewerkſchaften Otte und dem Abg. Lemmer für den Gewerkſchaftsring. In den bis⸗ herigen Verhandlungen iſt bereits eine ſehr ſtarke Annäherung erzielt worden: und zwar ſoll in irgendeiner Form die frühere Zentralarbeits- gemeinſchaft wieder ins Leben gerufen werden, um alle ſozialen Kämpfe aus der ſchwerleiden— den Wirtſchaft auszuſchalten. Auch über das Ver⸗ fahren zur Senkung des Preis- und Lohnnive⸗ aus iſt man ſich bereits einig geworden. Die Arbeitgeber wollen ſich verpflichten. als erſten Schritt zur Durchführung dieſer Idee eine all⸗ gemeine Preisherabſetzung zu bewirken. Auf Grund der dadurch erzielten Senkung des Le— benshaltungsindex ſoll dann als zweite Etappe die Angleichung der Löhne und Gehälter folgen, ſodaß für die Arbeitnehmerſchaft keine Benach⸗ teiligung entſteht. da derReallohn derſelbe bleibt. Wie wir erfahren, haben namentlich die Vertre- ter der Freien Gewerkſchaften ſich ſehr entſchie⸗ den für dieſe Aktion eingeſetzt, weil auch ſie der Auffaſſung ſind. daß die jetzige ſchwere Kriſe der deutſchen Wirtſchaft nur durch ein Zuſammen— wirken von Arbeitgebern und nehmern zu über— winden iſt. Aus nah und Fern Mainz. 4. Juni. Mietfeſtſetzung für Groß-Mainz. Das heſſiſche Geſamtminiſteri— um hat die Verordnung vom 26. Mai 1930 über die Mietzinsbildung der Stadt Mainz wie folgt abgeändert: Die geſetzliche Miete wird für die Stadt Mainz in folgender Höhe feſtgeſetzt: a) für Altmainz und die Stadtteile Mainz Kaſtel, Mainz⸗Koſtheim und Mainz-Mombach 124 Proz. der Friedensmiete; b) für Mainz Biſchofsheim, Mainz-Bretzenheim und Mainz⸗Weiſenau 122 Prozent; e) für Mainz-Ginsheim 120 Prozent. Bad Münſter a. St., 4. Juni. Abſturz vom Rheingrafenſtein. Von dem ſteil aufra⸗ genden Felſen des Rheingrafenſteins ſtürzte ein älterer Mann in die Tiefe und verletzte ſich da. bei ſo ſchwer, daß er in hoffnungsloſem Zuſtande ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Bingen, 4. Juni. Befreiungsfeier in Bingen. Wegen der bevorſtehenden Befreiungs- feier fand auf Burg Klopp eine Beſprechung ſtatt. Es wurde beſchloſſen, daß am 30. Juni die Bevölkerung ihre Häuſer beflaggt. Bei Eintritt der Dunkelheit findet ein Fackelzug verſchiedener Vereine und der Studenten des Technikums und der Bauſchule nach dem Rhein ſtatt. Dor wird gegen 11.30 Uhr nachts ein Maſſenchor ge⸗ ſungen. Nach einer Anſprache des Bürgermei— ſters wird ein Miniſter die Feſtrede halten. Bei Scheinwerferſtrahlen wird unter dem Geſang des Deutſchlandliedes auf Burg Klopp die Reichsfahne gehißt. Die Glocken aller Kirchen läuten, die Dampferſirenen treten in Tätigkeit. und am Rhein ſowie auf den Höhen werden Freudenfeuer auflodern. Am Abend des 1. Juli findet am Nationaldenkmal ebenfalls eine Be— freiungsfeier ſtatt. ol. Darmſtadt, 4. Juni. Abbruchskom⸗ mando im Lager Griesheim. Ge— ſtern nachmittag iſt im Lager Griesheim bei Darmſtadt, das vor etwa vierzehn Tagen ge— räumt worden war, ein franzöſiſches Pionier— kommando von etwa 80 Mann eingetroffen. Dieſe erneute Belegung hängt offenbar zu— ſammen mit der Niederlegung der von der Firma Marx⸗Mühlhauſen geſteigerten Flug— zeughallen, die gemäß Anordnung der Be— ſatzungsbehörde ſpäteſtens am 15. Juni abge— brochen ſein ſollen. ol. Landau, 4. Juni. Landaus Räu⸗ mung macht Fortſchritte. Die Räu— mung von Landau macht weitere Fortſchritte. Täglich werden Gepäckſtücke und ſonſtige Ge— genſtände der Beſatzung verladen. Zurzedt werden auch die Beſtände der franzöſiſchen Hauptkoperative verpackt und nach Frankreich verſandt. Neuerdings ſind wieder Auktionen angeſetzt.— Wie der Oberrh. Landesdienſt erfährt, wird der bisherige Staatsanwalt beim Militärgericht des 32. Armeekorps, Major Tropet, nach Algier verſetzt werden. Pirmasens, 4. Juni. Falſcheid.— Neun Monate Gefängnis. Vor dem Zweibrücker Schwurgericht hatte ſich die 46 jährige Ehefrau Roſa Brigaldino von hier wegen Falſcheides zu verantworten. Sie be— ſchwor der Wahrheit zuwider, einen anony— men Brief geſchrieben zu haben, der in einem Eheſcheidungsprozeß eine Rolle ſpielte. Das Schwurgericht verurteilte die Angeklagte zu neun Monaten Gefängnis. Berg, 4. Juni. Schwerer Unfall am Fuhrwerk. Beim Einfahren ſeines Fuhr— werkes in den Hof ſchlug dem Ackerer und Fuhrmann Joſef Fried die Deichſel an den Kopf. Mit geſpaltener Kinnlade und einer Gehirnerſchütterung wurde der Verunglückte ins Karlsruher Krankenhaus transportiert. Landau, 4. Juni. Rückgabe von Schieß— plätzen. Der Schießplatz Langenſcheiderhof iſt von der Beſatzung dem Reichsvermögens— amt zurückgegeben worden. Die Uebergabe der Schießplätze bei Ludwigswinkel erfolgt in den „ächſten Tagen. Vermiſchtes Ausbruch Geiſteskranter aus dem Irxenhaus. wtb. Detroit, 4. Juni. Dreizehn Inſaſſen des ſtaatlichen Krankenhauſes für gemeingefährliche Geiſteskranke gelang es geſtern, zu entkommen. Sie ſind mit Meſſern und Raſiermeſſern bewafſ— net. In der Nachbarſchaft herrſcht große Erre— gung, die Farmer, die ihre Frauen und Kinder nicht aus den Häuſern laſſen, durchſuchen, mit Gewehren bewaffnet, die Büſche und Wälder Zwei Flüchtlinge ſind bisher gefaßt worden. . der Rampf ums d Roman aus dem Leben von. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg-Saar. (51. Fortſetzung.) Trotz der ſpäten Nachtſtunde vereinigte bald darauf ein gemeinſames Mahl in dem fürſtlich ausgeſtatteten Speiſezimmer die Familie Woh— lertſen und ihre Gäſte. Man ſprach dazu nur in gedämpften Tönen und ſchlürfte ſchweigend die köſtlichen Weine, während Joſe mit unhör— baren Schritten um die Tafel kreiſte und auf ſilbernen Platten die Speiſen ſervierte. Wohlertſen hatte Profeſſor Ziegler in das Verhältnis zwiſchen Erich und ſeiner Tochter oberflächlich eingeweiht und dieſer hatte, ſein Glas erhebend, dem Brautpaar ſeinen Glück— wunſch dargebracht; dann hatten die Gläſer feierlich aneinander geklungen, und glückſelig hatte Elfriede von dem goldenen Naß genippt. Am nächſten Tage, während Profeſſor Zieg— ler bei Elfriede war, um den Grad ihrer Krank— heit feſtzuſtellen, hatte Erich eine lange Unter— redung mit Herrn Wohlertſen, der ſich aufrichtig bemühte, den jungen Mann davon zu überzeu— gen, daß bei dem nahen Verwandtſchaftsver— hältnis, in welches ſie jetzt treten würden, es doch eine ſelbſtverſtändliche Sache ſei, daß er die äußeren Angelegenheiten Erichs zu den ſeinen mache. Erich, der nun einmal ſoweit gegangen war, daß er mit ſeinen Gefühlen ein falſches Spiel getrieben hatte, ließ auch das weitere über ſich ergehen und gab zu allen Vorſchlägen Wohlert⸗ ſens ſeine ſchweigende Zuſtimmung. Vielleicht hoffte er noch auf irgend einen Zufall, um aus der Falle zu entrinnen, die er ſich ſelbſt aufge⸗ baut hatte; vielleicht hoffte er auch, alles andere vergeſſen zu können und Elfriede wirklich ein treuer Gatte zu werden. ö 1 U ö 1 0 ö ö ö lch. Eine Entführungsgeſchichte Der franzöſiſche„Curier de la Sarre“ in Saargemünd(Elſaß) berichtete dieſer Tage über eine intereſſante Entführungsgeſchichte die zugleich einen beachtenswerten Spionage⸗ fall behandelt. Das franzöſiſche Blatt ſieht den Vorfall natürlich franzöſiſch an und knüpft daran im Jargon der„Grande Nation“ eine erregte Polemik, in der an den Fall Kutiepoff erinnert wird, der ſeinerzeit großen Staub aufgewirbelt habe.— Nachſtehend ein über⸗ ſetzter Auszug aus dem franzöſiſchen Artikel: „Der 38-jährige Willy Becker, der aus dem Sächſiſchen ſtammt, mußte vor längerer Zeit aus politiſchen Gründen aus Deutſchland flüch— ten, wurde er doch dort aus rein politiſchen Motiven heraus ſtreckbrieflich verfolgt. In unſerer Stadt hatte er ſich eine Exiſtenzmög⸗ lichkeit verſchafft, und zwar als Vertreter einer Kapitaliſationsgeſellſchaft. Becker galt als ruhiger Mann. Die deutſchen Behörden hatten ihn aber nicht aus den Augen gelaſſen und um ihn ein engmaſchiges Ueberwachungsnetz geſpannt. Wiederholt verſuchten ſie mit Liſt, ihn auf deutſches Gebiet zu locken und feſtzunehmen. Becker verſpürte jedoch keine Luſt mit dem deutſchen Reichsgericht in Leipzig in Berüh— rung zu kommen und war auf der Hut. Ver— gangenen Mittwoch ereilte ihn aber doch das böſe Geſchick. Die deutſchen Behörden gingen diesmal raffinierter vor. Sie nahmen eine 205jährige Marie Katharina Ohneſorg und den Metzger Sauer zur Hilfe. Das Paar, das zweifellos aus deutſchen Geheimfonds ermuntert wurde, heckte einen Entführungsplan aus. Die Ohne— ſorg verſuchte ſich das Vertrauen des Becker zu verſchaffen und animierte ihn am Dienstag abend zum Trinken. Becker ſchöpfte Verdacht und unterrichtete die Polizei, die das Mädchen verhörte. Sie ſoll von ihr das Geſtändnis er⸗ halten haben, daß ſie gegen Geld Dienſte für die deutſche Kriminalpolizei tue und Becker ausliefern wollte. Die Ohneſorg wurde darauf über die Grenze abgeſchoben. Doch beging am Mittwoch Becker die Un— vorſichtigkeit, ſich vom Kraftfahrer Sch. zu ei⸗ ner Fahrt ins Bliestal verleiten zu laſſen. Die Fahrt ging aber unverſehens über die Grenze auf deutſches Gebiet bei Habkrichen. Kaum war man einige hundert Meter über die Grenze, da hielt das Auto und zu beiden Seiten tauchten deutſche Kriminalpoliziſten— ſechs an der Zahl— mit erhobenen Revol⸗ vern auf und ſtürzten ſich auf Becker. Er wur⸗ de gefeſſelt und in raſendem Tempo landein⸗ wärts dem Rhein zu gefahren. Kraftfahrer Sch. fuhr mit ſeinem Wagen wieder heim⸗ wärts, ohne die heimatliche Polizei von dem Vorfall zu benachrichtigen. Der Vorfall wurde erſt wenige Tage ſpäter ruchbar. Die ganze Angelegenheit wird weitere Kreiſe ziehen und diplomatiſche Demarchen zur Folge haben.“ Someit die Ausführungen des franzöſiſchen Blattes. Vielleicht hat man es bei dieſem Bek— ker mit dem von der deutſchen Kriminalpolizel geſuchten franzöſiſchen Spitzel Becker zu tun, der in der großen Weißenfelſer Spionageaffäre vom November des letzten Jahres eine bedeu— tende Rolle ſpielte. Sollte ſich das beſtätigen, ſo wäre der gute Zugriff der deutſchen Krimi⸗ nalpolizei ſehr zu begrüßen. Splitter aus dem Reichshaushalt Das Reich hat bei ſeinen finanziellen Un— ternehmungen bisher noch ſelten Glück gehabt. Ein beſonderes Kapitel ſtellt der Verſuch dar, das Reichs zum Film-Unternehmer zu ma— chen. Die Geſchichte mit der Münchener Licht— ſpiel⸗Kunſt-A.⸗G., der ſogenannten Emelka in München verhält ſich folgendermaßen. Das Reich hat nach einem Abkommen mit der Commerz- u. Privatbank bis zum 30. Juni 1931 ein Optionsrecht auf 2,6 Millionen RMk. Aktien der Emelka zu eine Kurſe von 125% zuzüglich 5% Proviſion, im ganzen alſo 130%. Um die effektiven Verluſte des Reiches zu ermeſſen, mag hier ſchon eingeſchaltet werden, daß der gängige Kurs heute kaum 50% be— trägt. Mit dieſen 2,6 Millionen RMk. Aktien ſind 51 des geſamten Aktienkapitals der Emelka präſentiert. Außer dem hohen Ueber— nahme-Preis wurden reichsſeitig aber noch weitere 900 000 RMk. übernommen, welche die Commerz- und Privatbank an Betriebskrediten gewährt hat. Dieſer Kredit einſchließlich der Verzinſung der Kaufſumme beläuft ſich auf 1131000.— NRMk., dazu treten weitere 537 000 RMk., die noch aus der„Phöbus“-Abwicklung reſtieren, ſodaß insgeſamt für den erwähnten Zweck im Reichshaushalt ein Betrag von 1670 000.— RMk. ausgewieſen iſt. Dieſer Betrag ſtellt aber noch bei wei⸗ tem nicht die wirklichen Koſten, bezw. die tatſächlichen Verluſte, die das Reich an dieſem„Geſchäft“ erlitten hat, dar. 0 Man hört jetzt vielerlei von verſchiedenen Angeboten von inländiſcher und ausländiſcher Seite her, doch waren alle dieſe Anerbietungen offenbar nicht ekzeptierbar, zum Teil wohl auch nicht ſeriös, denn es iſt bis jetzt dem Reiche noch nicht gelungen, von dieſem Engagement ſich loszulöſen.— Im ganzen ſind jetzt ſchon in dieſe Emelka-Reichsbeteiligung mindeſtens 5—6 Millionen RMk. Reichsgelder hineinge— ſteckt worden, ohne daß etwas dabei herausge— kommen wäre, denn die angegebene Begrün— dung, daß man durch das Abkommen hat ver— hüten wollen,„daß der deutſche Film, in der Hand einer einzigen Geſellſchaft monopoliſiert, und ſtatt zu kulturellen, zu politiſchen, gegen den republikaniſchen Staatsgedanken gerichte— ten Propagandazwecken“ verwendet wird, kann nach Lage der Dinge wirklich nicht als aus— ſchlaggebend angeſehen werden. Die Gefahr der Politiſierung dieſer Angelegenheit war viel größer und lag auch viel näher, als unter der früheren Regierung das Reichsinnenminiſte— rium federführend für dieſe Emelka-Sache zeichnete. Jetzt iſt die Behandlung dieſer ganzen An— gelegenheit dorthin gegeben worden, wo ſie hingehört, nämlich an das Reichsfinanzmini— ſterium, und dieſe Maßnahme kann wohl auc als die Abſicht der Reichsregierung gedeutet werden, möglichſt bald von dieſem Ballaſt, wenn auch mit einem blauen Auge, loszu— komme Bunte Seitung. Das geſtohlene Brautkleid. Dieſer Tage beſchäftigte das Polizeigericht von Sheffield ein nicht ganz alltäglicher Dieb⸗ ſtahlsfall. Als nämlich ein inzwiſchen in den Stand der Ehe getretene junge Maid ſich Jung⸗ fernkranz, Schleier und ähnliches Beiwerk zur kirchlichen Trauung teils aufſetzen, teils anziehen wollte, muße ſie— und es war anderthalb Stun⸗ den vor der Trauung!— zu ihrem Entſetzen ent⸗ decken, daß das Brautkleid ſpurlos verſchwunden war. Um keine Verzögerung in der Eheſchlie⸗ ßung eintreten zu laſſen, wendete ſie ſich hilje⸗ flehend an eine Freundin, die kurz vorher ge⸗ traut worden war, und ſo fand die Eheſchließung ſtatt. Von der Trauung heimgekehrt, hatte das junge Paar eine zweite Ueberraſchung zu ge— wärtigen; die geſamte Brautausſtattung war gleichfalls verſchwunden. Dachte man zunächſt an gewerbsmäßige Diebe, die ſich den unbewachten Augenblick zunutze gemacht haben konnten, ſo verdichtete ſich der Verdacht, den Diebſtahl be⸗ gangen zu haben, immer mehr um eine frühere Braut des jungen Ehemannes; und als man dem jungen Mädchen die Tat auf den Kopf zu— ſagte, geſtand ſie ſchließlich unter Träuen ein, daß ſie aus Eiferſucht ſo gehandelt habe. Die Folge war, daß ihr eine Anklage wegen Dieb— ſtahls in zwei Fällen zugeſtellt wurde. Der Rich⸗ ter aber hatte ein Einſehen für die menſchliche Schwäche der Eiferſucht und ließ es bei einer Geldſtrafe von 5 Pfund Sterling bewenden. Die drei Eisheiligen, die uns ſo kühles Wetter brachten, waren in Pe— tersdorf bei Hirſchberg(eben in der Zeit der Kältegeſtrengen) Gegenſtand einer Ausſprache in der Schule. Der Lehrer fragte ſeine Klaſſe, wer denn die drei Eisheiligen mit Namen nennen könne. Da meldete ſich ſiegesbewußt einer der Knaben und nannte überzeugt zwei Namen der Petersdorſer Eishändler und fügte ihnen noch als dritten im Bunde einen Hermsdorſer Eis— händler an. Natürlich rief die Nennung dieſer „ſonderbaren Heiligen“ großes Gelächter hervor. Neue Bauſtoffe. In den letzten Jahren iſt nun eine große An⸗ zahl von Wand- und Iſolierſtoſfen auf den Marlt gekommen, die uns insbeſondere für die Aus— kleidung und Iſolierung des Stahlſteletts zur Verfügung ſtehen. Die Grundſtoffe, die zur Her— ſtellung der neuen Bauplatten verwendet wer— den, ſind verſchiedenartiger Natur. So findet man z. B. neben den aus Zement, Ton, Bimskies uſw. hergeſtellten Platten auch ſolche, deren Grundſtoff aus Holzwolle, Sägemehl, Schilfrohr Stroh uſw. beſteht. Um dem Fachmann eine Ueberſicht der verſchiedenartigen Platten zu ge⸗ ben, bringt die neuzeitlich eingeſtellte Halbmo— natsſchrift„Stein, Holz. Eiſen“, eine Tabelle heraus, die 56 verſchiedene Wandplatten mit je 18 Angaben(Herſteller, Zuſammenſetzung, Stärke uſw.) enthält. Schutz der Vogelwelt. Seit Jahren geht die Kleinvogelwelt immer mehr zurück. Die Schuld daran trägt die Not der Landwirtſchaft, die zur Ausnutzung auch des letzten Fleckens Boden zwingt, und die fortſchreſ— tende Kultivierung früherer Oedländereien. Durch die Rodung der kleinen Feldgehölze und durch die Entſernung von Bäumen und Sträuchern an den Rainen werden häufig die Niſt- und Schutzſtellen der Vögel vernichtet. Gerade gegenwärtig im Frühjahr muß daher das Augenmerk der Allge— meinheit auf die Neuſchaffung und Erhaltung ausreichender Niſtgelegenheiten gerichtet werden Der Wert der Kleinvogelwelt für die Vertilgung ſchädlicher oder auch nur läſtiger Inſekten braucht hier nicht beſonders hervorgehoben zu werden. Der erſte Weg zum Schutz der Vogelwelt iſt die Anlage von Vogelſchutzgehölzen auf Oedlände— reien. Schutthalden, Eiſenbahndämmen, neben den Kunſtſtraßen uſw. Dieſe Schutzgehölze ſollen tunlichſt aus einem Gemiſch von Bäumen und Sträuchern beſtehen. Wertvolle Fingerzeige zur Und Herr Wohlertſen ſetzte wieder als Direktor in die Werft eintreten ſol— le, die noch immer ſeinen Namen trug, daß ſeine Verwandten wieder in die Villa zurückkehren ſollten, die noch unbewohnt war, und erbot ſich ferner, alle anderen materiellen Sorgen zu re— geln, zu welchem Zweck er ſich Erichs Vertrauen erbat. Und Erich vertraute ihm ſeine Lage rück— haltslos an. Kurze Zeit darauf ſandte Herr Wohlertſen an den Rigaiſchen Kaufmann Levenſtorf in Lu— gano telegraphiſch die Summe von fünfhundert Mark, und Erich teilte demſelben unter Bezug— nahme auf dieſe Geldſendung mit, daß es ihm leider nicht möglich ſei, die freundlichſt angebo— tene Stellung anzutreten. Damit war für Woh— lertſen und Erich die Angelegenheit erledigt. Nach Tiſch erſtattete Profeſſor Ziegler Hamburger Kaufmann Bericht über den ſundheitszuſtand ſeiner Tochter, welcher alle Hoffnungen beſtätigte, die Wohlertſen an die Wiederkehr Erichs geknüpft hatte. Am Nachmit— tag desſelben Tages noch reiſte er nach Zürich zurück.— Es folgten jetzt goldene ſonnige Tage für die Bewohner der Villa am Locarnoer See, golde— ner Sonnenſchein auch in dem Herzen. Erich wurde ruhig, heiter und gegen Elfriede von mitleidsvoller Hingebung, die ſie für innig— ſte Liebe hielt. Ja, es gab Zeiten, da er ſelbſt an ſeine Liebe zu Elfriede glaubte. Man hatte die Hochzeit für den Spätſommer feſtgeſetzt. Zu dieſem Zwecke wollte man nach Hamburg zurückkehren, um dort einige Monate zu bleiben. Nach der Hochzeit war eine längere Reiſe geplant, die eventuell die Jungvermählten nach dem Locarnder See zurückführen ſollte in die Villa, wo ſie ſich wiedergefunden hatten.— Und erſt nach dieſer Hochzeitsreiſe ſollten ſie dauernd nach Hamburg überſiedeln, wo Erich alsdann ſeine Stellung in der Werft antreten würde.— dem Ge⸗ 2 feſt, daß Erich 30. Das Telegramm, in welchem Erich Steinthal ſeine Ankunft meldete, war in Hotel Bellaviſta in Lugano eingetroffen; Herr Levenſtorf hatte es Johanna ſelbſt überreicht, und nur ein leiſes Zittern ſeiner Hand hatte dabei verraten, was er empfand. Lange hatte Johanna auf den bedeutungslo⸗ ſen Zettel geſchaut; es war, als wollte ſie die Zukunft aus den Zeilen leſen, die das Schweizer Telegraphenamt flüchtig auf das Papier gewor— fen hatte. Herr Levenſtorff hatte ſich ebenſo leiſe, wie er gekommen war, wieder entfernt, um Johanna nicht zu ſtören. Ihre Gedanken, die bei der bevorſtehenden Ankunft Erichs auf ſie einſtürm⸗ ten, waren nicht ganz ungetrübt. Da ſie aber eine gerade, aufrichtige und energiſche Natur war, ſo fand ſie ſchließlich wie immer den beſten Ausweg. „Ich werde vor ihn hintreten und ihm ſa— gen, daß ich ihn einſt in ſeinem eigenen Intereſ— ſe verlaſſen habe, daß ich nie aufgehört habe, ihn zu lieben, und daß ich ihm jetzt, wo wir uns beide in gleicher Lage befinden, eine gute Ka⸗ meradin ſein will. Liebt er mich noch, ſo werden unſere Herzen ſich wieder zuſammenfinden, liebt er mich nicht mehr, ſo werden ſich mir Mittel und Wege bieten, ihm perſönlich auszuweichen und mein Leid allein und unbemerkt zu tragen.“ Dieſer Entſchluß gab ihr Ruhe und Feſtig⸗ keit. Sie ging allein nach dem Bahnhof, um Erich zu empfangen. Dort erfuhr ſie zunächſt, daß der Schnellzug mehrere Stunden Verſpä⸗ tung erlitten habe durch eine Sperrung der Strecke und noch nicht ſo bald zu erwarten ſei. Sie telephonierte dieſe Nachricht Herrn Le⸗ venſtorf nach dem Hotel, damit dieſer über ihr längeres Ausbleiben unterrichtet ſei, und blieb auf dem Bahnhof, bis der Zug mit Erich ein⸗ laufen ſollte. Endlich kam der Zug. Haſtig wurden die Tü⸗ cee eee ren aufgeriſſen. Johanna ſtand mit brennenden Nur jeden Augen da und blickte die Abteile entlang. wenige Perſonen entſtiegen denſelben, Augenblick mußte— wie ſie wähnte— der Kopf Erichs auftauchen, ſie zitterte und jubelte zu gleicher Zeit bei dieſem Gedanken, aber was ſie erwartet hatte, geſchah nicht. Die Schaffner warfen die Türen wieder krachend ins Schloß ein Zeichen vom Stationsvorſteher, ein lang gezogener, ſchriller Pfiff und langſam, dick, Rauch ausſtoßend, ſetzte der Zug ſich wieder Bewegung. Johanna blickte ernüchtert dem Zuge nach und kehrte dann langſam nach dem Hotel zurück. Der nächſte Tag brach an. Levenſtorf und Johanna fanden ſich wie an jedem Morgen zu gemeinſchaftlicher Arbeit auf der Veranda ein. Es war keine Nachricht von Erich gekommen. Jeder von ihnen empfand dieſen Umſtand als eigentümlich, beſorgniserregend, aber keiner hat te den Mut, es auszuſprechen. Man redete von geſchäftlichen und gleichgül— tigen Dingen; man ſuchte ſich über das, was beide Herzen gleichmäßig bewegte, hinwegzu täuſchen. Johannas Uuruhe wuchs, als auch der Vor— mittag verging. Levenſtorf hatte allein eine größere Segelpartie auf dem See unternom men; Johanna trieb es ruhelos umher. Sie hielt es nicht im Zimmer aus; ſie promenierte auf der breiten Terraſſe, die ſich vor dem Hotel hin— zog, auf und ab, um den Poſtboten nicht zu verſäumen, der ja irgend eine Nachricht bringen konnte. i Zur Abwechslung ſtudierte ſie im Veſti bil des Hotels die Fahrpläne; es kamen nur zwei direkte Züge in Luzern an, der eine am Abend, der andere am Morgen. Hätte Erich den letzte ren benutzt, ſo müßte er längſt hier ſein. (Fortſetzung folat). Schickſal zu überlaſſen, ſondern wenn ſie den, der Schneeſchutz im 7. Juni ref pf Scheel Anlage ſolcher Gehölze bietet das Werk des be⸗ taunten Vogelkenners Freiherrn von Berlepſch „Der geſamte Vogelſchutz!, das in dem Verlage 0 von J. Neumann in Neudamm, 1929 in 12. Auf⸗ lage, erſchienen iſt. Ein anderer Weg zur Be— ſchafſung v. Niſtgelegenheiten iſt der Erſatz toter Schneezäune aus Brettern oder Betonplatten durch lebende Hecken. Es genügt aber nicht, ſolche Hecken nur zu pflanzen und ſie dann ihrem ſie müſſen auch und regelmäßig verſchnitten werden, ihre Schneedichtigteit behalten ſollen. Dieſer Verſchnitt ſoll pyramidenſörmig, von oben nach unten ſich verjüngend, erfolgen. Dadurch wird das Abſterben der unteren Aeſte vermie⸗ Winter erhöht und die Kleinvogelwelt findet in dieſen dichten Hecken alle Bedingungen für ihr Gedeihen. Im übrigen ſei auf die Polizeiverordnung hingewieſen, nach der das Abbrennen von Bodenhecken auf Wieſen, Feldrainen, Oedland, an Hängen und Wildhecken ſowie von Rohr und Schilf in der Zeit vom 15. gepflegt März bis 30. September jeden Jahres verboten iſt. Die Zeitung— 1 ein tägliches Bedürfnis. Für den Landmann iſt die Zeit jetzt nicht leicht. Es geht hart auf hart. Die Agrarkriſe in allen ihren Erſcheinungen macht aber nicht Halt am Rande des bäuerlichen Betriebes, vielmehr beſteht gerade darin ihre große volkswirtſchaft⸗ liche Gefahr, daß ſie auch auf die anderen Wirt⸗ ſchaftskreiſe übergreiſen muß. Dabei iſt das 841 2.0* 1 7 A Fe— Zeitungsgewerbe nicht ausgeſchloſſen. Im Ge genteil, viele Tageszeitungen wurden infolge der mangelnden Kauſtraft der Bevölkerung des Lan⸗ des in den letzten Jahren auf das ſchwerſte betroffen und die heute von Einſichtigen als falſch erkannte Uebung der Vorkriegszeit, in den Som- mermonaten die Tageszeitung abzubeſtellen, war damals ſchon für manches Blatt eine erhebliche Belastung. Darüber ſoll der Bauer auch einmal nachdenken, wenn er jetzt wieder in voller Arbeit auf dem Acker ſteht und glaubt, in den ja arbeits- reichen Sommermonaten ohne Zeitung auskom⸗ men zu können. Die Preſſe iſt in dem Kampf des Bauern um die Exiſtenzſicherung zu einem unentbehrlichen Faktor geworden. Sie wird ſich als einen um ſo tatkräftigeren Mitarbeiter ge— währen, je mehr ſie ſieht, daß der Bauer Ver⸗ ſtändnis für ihre Lage aufbringt. Die Zeitung lieſt man aber nicht um des Verlegers, ſondern um ſeiner ſelbſt willen. Deſſen war ſich der Bauer früher nicht immer bewußt. Heute iſt es ein Stück Selbſthilſe geworden, keinen Tag die Geſchehniſſe, die die Tagespreſſe vermittelt, außer Acht zu laſſen. Der Bauer muß ſich heute nach vielem um jehen, was um ihn vorgeht. Man denke nur an die Steuern und Abgaben. Er muß ſich recht— zeitig unterrichten, denn Unwiſſenheit ſchützt ihn nicht. Dann iſt eine Reihe von Verordnungen zu beachten, es gibt Kauf⸗ und Verkaufsangebote, die Preisverhältniſſe für Feldfrüchte, Vieh uſw. werden berichtet, über den Wert der Erzeugniſſe der Milchwirtſchaft, über Holzverſteigerungen uſw. Das alles findet der Bauer in ſeinem Lo— lalblatt. Dieſes unterrichtet ihn auch über die Politik in kurzen Aufſätzen und für die Freizeit enthält die Heimatzeitung auch Erheiterndes und Belehrendes. Drum Bauer, bleibe Deiner Heimatzeitung auch in der ſchönen, aber harten und arbeitsreichen Sommerzeit treu! Zwei Millionen Frauen ſuchen einen Mann. Statiſtiſches über Eheſchließung und Scheidung Jede ſechſte deutſche Ehe geht in die Brüche. Der Weltkrieg und ſeine Folgeerſcheinunge haben bekanntlich das zahlenmäßige Verhältn der Geſchlechter zueinander grundlegend geän dert. Während 1910 in Deutſchland nur je 102 Frauen 1000 Männern gegenüberſtanden, wobei dieſes Mehr ſich lediglich auf die Altersſtufen von ber 45 Jahren zuſammendrängte, ſtehen heute %% Männern 1047 Nur zegenüber. Ins— geſamt gibt es in Deutſchland heute 2.3 Millio⸗ nen Frauen mehr als Männer. Bemerkenswert iſt weiter, daß im Jahre 1929 faſt genau die gleiche Anzahl von Ehen geſchloſſen worden iſt wie 1913(6,7 auf je tauſend Einwohner im Jahre 1913). Das ſchlechteſte„Heiratsjahr“ war as Jahr 1927 mit 5,2, das beſte 1928 mit 9,2 eſchließungen unter je taͤuſend Einwohnern. Dagegen iſt die Zahl der Eheſcheidungen gegen— über 1921 und 1922 erheblich zurückgegangen, iſt allerdings immer noch weſentlich höher als vor dem Kluege(1913: 16657. 1921: 38 726, 1927: 34 207 Scheidungen). Die meiſten Ehen wur zwiſchen dem fünften und zehnten Ehejahr ge— ſchieden. Aus den ſtatiſtiſchen Unterlagen getzt weiter noch hervor, daß jede ſechſte Ehe in Deutſchland in die Brüche gehl. Seligſprechung eines deutſchen Laienbruders. wtb. Rom, 4. Juni. In Gegenwart des Pap⸗ ſtes tagte geſtern im Vatikan die allgemeine Kon— gregation der Riten. die ſich mit der Selig⸗ vrechung des deutſchen Kapuzinerlaienbru— vers Konrad von Parzham befaßte. Mor⸗ gen wird in Gegenwart des Papſtes das Dekret über dieſe Seligſprechung verleſen und am Sonn- tag, den 15. ds. Mts. wird in der Peterskirche die ſeierliche Seligſprechung vorgenommen werden, Gebetzeiten der jüd. Gemeinde Noſſo Perek 1 11. Siwan Sabatt⸗Anfang 7,30 Uhr „ Morgen 8,00 „ Nachm. 4,00 „ Abend 9,25 Wochentag⸗Abend 8,00 „ Morgen 6,30 en Lokale Nachrichten K. K. V. Auf den heutigen Vereins- abend mit Bericht über den Gautag, wird nochm. hingewieſen und um zahlreichen Beſuch gebeten. * Berichtigung! Wir verweiſen auf das Feſtprogramm der beiden Jubelvereine, wonach der Eintritt zum Wettſingen 2 Mk. ein ſchließlich Feſt buch beträgt. Wer alſo ein Feſtbuch im voraus erſtanden hat, zahlt an der Kaſſe unter Vorweis der Feſtſchrift nur 1.50 Ml. Die gelöſte Karte berechtigt zum Eintritt in beide Wettgeſangſäle. *Die Preiſe zum Geſangswettſtreit der beiden Jubelvereine am Pfingſtmontag ſind ſeit heute komplett im Schaufenſter bei Nikolaus Effler neben dem Rathaus ausgeſtellt. Es befinden ſich wertvolle Pokale und kunſtvolle Gegenſtände darun— ter, weshalb die Ausſtellung eine Sehenswürdig— keit darſtellt. Die hieſige Geſchäftswelt und ins- eee beſondere die hieſigen Vereine haben fich in her⸗ vorragender Weiſe an der Preisſtiftung beteiligt. * Gebt gängerguartiere! Eine der ſchwerſten Aufgaben, die den beiden Jubelvereinen zufällt, iſt die Löſung der Quartierfrage. Es ſind zwar nur 100 auswärtige Sänger, darunter 40 Rheinländer, die auf freie Bürgerquatiere reflektieren und man ſollte glauben, daß die Unterbringung derſelben in einem Ort mit 12000 Einwohner eine Spielerei wäre. Weit gefehlt! Vorerſt ſind trotz vieler Bemühungen nur 60 untergebracht. Die beiden Jubelvereine ſehen ſich deshalb veran— laßt, nochmals einen zweiten warmen Appell an unſere ſonſt ſo gaſtfreundliche Bevölkerung zu richten. Quartieranmeldungen können bei jedem Vereins— mitglied der beiden Jubelvereinen, insbeſondere aber bei H. Rektor Mayr, Schreinermeiſter Gärtner, Werkmeiſter Böhm, Chormeiſter G. Hook, Wein— reiſender L. Knapp, Schneidermeiſter V. Brechtel und Schriftführer H. Wieland erfolgen. Es gibt doch hier gewiß Sängersfreunde genng, die gern be— „Dieſer Mortiner ſtarb ſehr gelegen“ Buſch— der finanzielle Ruin Berlins Die„K. 3.“ berichtet aus der Reichshaupt— ſtadt: Seit Monaten ſchon verging kaum ein Tag, an dem nicht der Name des Stadtrats Buſch genannt werden mußte. Als im gerbſt des letzten Jahres die erſten Enthüllungen um den Sklarek-Skandal täglich überraſchten, weilte Stadtrat Buſch noch auf einer Dienſt— reiſe in Kalifornien, um dort den neuzeitlichen Markthallenbau zu ſtudieren. Als er von Ame— rika wieder in der Reichshauptſtadt eintraf, ſtand die Sache Sklarek in höchſter Blüte. Langſam ſickerte aber bereits aus der Amts- ſtube des Staatsanwalts durch, daß der Skla— rek⸗Skandal erſt der Anfang einer endloſen Kette von neuen Skandalen der ſtädtiſchen Verwaltung ſei. Bereits damals wurde von verdächtigen ſtädtiſchen Grundſtücksgeſchäften geſprochen; der Name Buſch tauchte zum er— ſtenmal in dieſem Zuſammenhang auf. Der Magiſtrat verſuchte damals, die Oeffentlichkeit zu beſchwichtigen, fand aber keinen Glauben mehr. Der Anterſuchungsausſchuß nahm die Spur auf. Was ſich nun aus den endloſen Verhand— lungen und Zeugenvernehmungen vor dieſem parlamentariſchen Forum ergab, war eine Summe von Verfehlungen, die durch nichts überboten werden konnte. Beſtechungsgelder, ungeheure Vermittlerpro— viſionen, ſchamloſe Vetternwirtſchaft: all dieſes kam auf das Konto des Grundſtücksdezernen— ten Buſch. Es iſt unmöglich, die für die Ber—⸗ liner Stadtverwaltung unendlich traurigen Feſtſtellngen aus nahezu vierzig Sitzungen des preußiſchen Unterausſchuſſes aufzuzählen. Auf 100 Millionen Mark wurde von ſach⸗ verſtändiger Seite einmal der Schaden be⸗ 7000 meſſen, den die Stadt Berlin während der Tätigkeit Buſchs durch Ueberpreiſe, Ver⸗ mittlerproviſionen, Schadenerſatzzahlungen uſw. erlitten hat. Es iſt kein Zweifel, die Grundſtückspolitik von Buſch hat Berlin finanziell an den Abgrund gebracht. Ein Klüngel von Ge— ſchäftemachern und Proviſionsjägern hat rück— ſichtslos aus der Not der Stadt Millionen— nutzen gezogen dank ihrer Beziehungen zu Buſch. Selbſt die Ausſicht, daß ſich die Buſch'ſche Grundſtückspolitik in 20 bis 30 Jahren für Berlin günſtig auswirken könnte, was Buſch wiederholt betonte, kann dieſen materiellen und moraliſchen Schaden der Stadt Berlin nicht aufwiegen. Es unterliegt heute keinem Zweifel mehr, daß Buſch wegen ſeiner undurchſichtigen Grundſtücksgeſchäfte ſich hätte ſtrafrecht— lich verantworten müſſen. Eine höhere Macht hat ihm dieſen ſchweren Schritt er— ſpart. Aber die Ermittelungen gegen ſeine Geſchäftsfreunde werden weitergehen Die Schmarotzer um Buſch werden wohl in edler Aufwallung verſuchen, alle Schuld auf den Toten zu ſchieben, denn„die— ſer Mortiner ſtarb ihnen ſehr gelegen“. Die Behörden werden jetzt ſicher einen ſchweren Stand haben. Das Dunkel um die Grundſtücks— geſchäfte der Stadt Berlin wird ſich nie mehr ganz lichten laſſen, denn die Hauptfigur des Schachſpiels, einſt„der ungekrönte König des roten Hauſes“ genannt, ein Mann von gro— ßem Können, aber ohne moraliſche Hemmun— gen, hat ſeine Augen für immer geſchloſſen. Mark verſchwunden Die Nachforſchungen bisher ergebnislos Gießen, 3. Juni. Vor etwa einem Jahre nach dem Tode des Kreiskaſſenrechners Kauß von der Gießener Kreiskaſſe wurde die Aufſehen erre— gende Entdeckung gemacht, daß in der Kreiskaſſe ein Betrag von 70000 Mark fehlte. Trotz aller Bemühungen der Kreiskaſſe gelang es nicht, Licht in die Sache zu bringen und vor allem den Ver— bleib des Geldes feſtzuſtellen. Um die Unter— ſuchung wirkungsvoller führen zu können, wurde die Angelegenheit ſeiner Zeit der Staatsanwalt— ſchafſt übergeben, die die weitere Unterſuchung vornehmen ſollte. Wie nun die Kreisverwaltung auf dem geſtrigen Gießener Kreistag erklärte, hat die Staatsanwaltſchaft jetzt das Ermittlungsver— fahren eingeſtellt, da auch ihre Ermittelungen zu keinem Ergebnis geführt haben. Die Landbund— fraktion des Kreistages ſtellte daraufhin einen Antrag in Ausſicht, der dahin geht, daß geprüft werden ſoll, inwieweit frühere Aufſichtsbeamte der Gießener Kreiskaſſe für den dem Kreistag Gießen entſtandenen Schaden haftbar gemacht werden können. Ueber dieſen Antrag dürfte in der nächſten Kreistagsausſchußſitzung verhandelt und beſchloſſen werden. ö reit ſind einem Sänger ein Freiquartier zu bieten, auch wenn ein kleines Opfer und eine vorüberge⸗ hende kleine Einſchränkung damit verbunden ſein ſollte. Eine Obſt⸗ und Gemüſehandlung hat Herr Valt. Geier in der Blauehutſtraße 28 neben Metzgerei Bertſche eröffnet. Um geneigten Zuſpruch wird gebeten. Ergebnis der Schweine⸗ zühlung vom 2. Juni 1930. Die Schweinezählung vom 2. Juni 1930 ergab in unſerer Gemeinde folgendes Reſultat: 2012 Schweine hierunter 11 Zuchteber; 181 Zuchtſauen(87 trächtig) 547 unter 8 Wochen alt; 945 ca ½¼ Jahr alt und 328 bis 1 Jahr und darunter alt. Die Zählung im Juni 1929 ergab 1403 Schweine, ſodaß alſo in dieſem Jahre über 600 Schweine mehr vorhanden ſind. FFF Uereins-Anzeiger Unter dieſer Rubrik wird Vergnügungsanzeigen 6 keine Aufnahme gewährt dy d- M G. Deen N. u. 5. D. Teutania. Schützen⸗Abteilung). Donnerstag, den 5. Juni abends ½9 Uhr Ver— ſammlung der Jungſchützen im Lokal zu einer außerordentlich wichtigen Beſprechung. D. Vorſt. Geſ. Verein Sängerbund. Freitag abend 19 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. ZJungbauern-Verein. Die Verſammlung der Reiterabteilung findet nicht heute, ſondern mor— gen Freitag Abend um 9 Uhr im deutſchen Haus ſtatt. Der Vorſtand. Nadfahrer⸗Verein„Vorwärts 1906. Sonntag, den 8. Juni, abends 8 Uhr, ſam— meln ſich unſre Mitglieder im Lokal z. Brau- haus, zwecks Beteiligung beim Feſtkommers der beiden Jubiläumsvereine' Zugleich teile den Mitgliedern mit, daß wir uns auch beim Feſt— zug am Pfingſtmontag Nachmittag beteiligen. Der Vorſtand. Neiſevereinigung d. Brieftanbenzüchter Sonntag, den 8. Juni Preisflug ab Paſſau 400 Km. Ausfliegen des Wanderpreiſes. Bezeich— nung der Tiere mit W. Einſetzen Freitag mit— tag von 1—3 Uhr. Uhrenſtellen Samstag abend ½9 Uhr. Nach halb 9 Uhr wird keine Uhr mehr zugelaſſen. Uhrenöffnen am Auflaß— tage abends 8 Uhr. Unpünktlichkeit fällt dem Züchter ſelbſt zur Laſt. Der Vorſtand. Malkin tun inttuuunntntnntunengan menue im tet Geschäfts- Eröffnung 5 une EMpfehlung. fallt Der titl. Einwohnerschaft, insbe- sonders Freunden und Bekannten zur gell. Kenntnis, daß ich im Hause Blauehutstr. 28, neben Bertsche eine Dost, demdss- Und Flasch enbler- Handlung eröffnet habe. Billige und reelle Bedienung Wird zugesichert. Um geneigten Zuspruch bittet Malt. Geier. ffſauummammumemmunmnunmnmmmmnmmunmmunmnumnnnmmunnnnſ f 0 A 8. U Donnerstag 9 Uhr im Freiſchütz Vortrags-Abend wozu herzlich einladet Der Vorſtand. Schön möbl. inner mit oder ohne Ko ſt zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag. Ammer. Wonauno zu vermieten. diemarenstr. 7.