5 0 9 (Piernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernh et er eint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertatze.— Bezugspreis monatl. 95 1 75 e 2 90 Erſ 9 1 1,50 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl, das achtſeitige illuſtrierte 0 Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ 15 kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 1 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt ranifurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Täglich friſche Kirſchen 15 zu haben bei Jakob Nägel 9 Waſſerſtr. 69 gegen⸗ über dem Kaiſerhof. Täglich friſche pargel zu 50 und 35 das Pfund verkauft Georg Knapp ö Lampertheimerſtr. 13 krübeeren Pid. 600 Spargel 35—35 3 barolten pd 10 22 banks agung. Für die vielen Beweise auftichtiger Anteilnahme bei dem schmerzlichen Verluste meiner lieben Frau u. Mutter, Tochter, Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Maria Hofmann geb. Ringhof ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruhestätte und für die vielen Kranz- und Blumenspenden sagen wir hierdurch innigsten Dank. Besonders herzlichen Dank der Hochw. Geist- lichkeit für den trostreichen Beistand, den ehrw. barmherzigen Schwestern für die liebevolle, aufopfernde Pflege, ihren Schul- kameradinnen und Mitarbeiterinnen der Fa. A, Kaufmann, Mannheim für die Kranzniederlegung und das ehrende Grab- geleite, sowie den Stiftern von Seelenmessen. Viernheim, den 11. Juni 1930. Tolal⸗Augberlau Ich bringe im Rahmen eines behördlich ge- nehmigten Total- Ausverkaufes gen deschäfts-Aufgal meine als unbedingt erstklassig bekannten EL 77 17 65 Heiger Zeitung Anzeigen preiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden (Viernheimer Bürger-⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die tief trauernden Hinterbliebenen. Hohlräbchen, mangold. Hoplsalat verkauft Heitmanns Stoff. Farben färben abgetragene Kleider wie neu Packung 25 und 40 Pfg. Wilbhra Leder farbe in allen Farben vorrätig. 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Ein gewaltiger Trieb iſt es, der heute die großen Maſſen in den Strandbädern verſammelt, und in Geſtalt von Heilbädern und allerlei Kneip'ſchen Anwendun— gen brauchen wir es als Heilmittel. Dieſe Ver— bundenheit mit dem Waſſer macht ſich auch auf ſeeliſchem Gebiet bemerkbar. Eine ſchöne Land— ſchaft ohne Waſſer können wir uns kaum vor— ftellen. Wenn wir von einem. uns täglich zu Gebote, ſtehenden Mittel, wie das Waſſer, ſo abhängig ſind, iſt es wohl angebracht, einmal zu prüfen, ob dieſe ſtändige und innige Berührung mit ihm nicht auch geſundheitliche Gefahren ſür uns in ſich tragen kann. Iſt es doch nicht nur der Ge⸗ nuß und die Reinigung unſeres Körpers, auch die Reinigung unſeres Eßgeſchirres, unſerer Leib— und Bettwäſche, aller unſerer Gebrauchsgegen— ſtände, unſerer ganzen Wohnung bringt uns täglich und ſtündlich mit ihm zuſammen. Man rechnet im Durchſchnitt mit einem täglichen Ver⸗ brauch von 100 bis 150 Litern Waſſer auf den Kopf der Bevölkerung, Maſſe genug, um auch tleine Geſahrenquellen ſich häufen zu laſſen. Es kommen in der Tat vielſach übertragbare Krantheiten durch den Genuß nicht einwand⸗ freien Waſſers zuſtande, und da heute in den Städten ſehr viele Menſchen aus ein und der⸗ ſelben Waſſerquelle verſorgt werden, nehmen ſolche Krankheiten nicht ſelten epidemiſchen Cha⸗ rakter an. In erſter Linie denken wir hier an die Typhusepidemien, die in den letzten Jahren in den verſchiedenſten Orten aufgetreten ſind. Von ſaſt allen anſteckenden Krankheiten können wir ſagen, daß der kranke Menſch letzten Endes die Urſache der Uebertragung iſt, daß alſo auch ein kranker und Bazillen ausſcheidender Menſch die Quelle der Verſeuchung des Trink⸗ und Ge⸗ brauchswaſſers für viele Mitmenſchen werden kann. Wir müſſen deshalb ganz beſondere Sorg⸗ ſalt verwenden auf die Anlage von zentralen Waſſerverſoraungen. weil durch bieſe sie rh Ehatt. cken mit Jungen zu verkaufen Hansstrale 19 3 Wochen alte weiße amerik. Leghorn zu verkaufen Wasserstr. 25 Anzahl von Menſchen gefährdet werden kann, während bei Einzelbrunnen es ſich mmer nur um einen beſchränkten Kreis von Menſchen han— delt, der eben gerade dieſen einen Brunnen be— nutzt. Im Prinzip kommt aber beides auf das- ſelbe hinaus, es iſt zu verhüten, daß menſchliche Abgangsſtoffe irgend welcher Art in das Trink⸗ und Gebrauchswaſſer gelangen können. Da es ſich bei den hier in Frage ſtehenden Krankheiten gewöhnlich um Erkrankungen der Verdauungs—⸗ organe handelt, wie bei Typhus und Cholera, muß auf alle Weiſe angeſtrebt werden, daß die Darmausſcheidungen ſicher von der Waſſeren“ nahmeſtelle fern gehalten werden. Wo Grund- waſſer durch Brunnen, ſei es zum Einzelgebrauch oder zur Speiſung einer großen Waſſerleitungs— anlage verwendet wird, dürſen keine Abortgru— ben in der Nähe dieſer Brunnen ſein. Auch die dichteſten Wände ſolcher Gruben werden mit der Zeit porös durch die zerſtörende Wirkung der Kohlenſäure und laſſen den flüſſigen Inhalt mitſamt den Batterien durchſickern. Eine ſolche Gefahr beſteht nicht nur, wenn notoriſch typhus⸗ kranke Anwohner vorhanden ſind, es gibt auch eine große Anzahl von Menſchen, die, ohne ſelbſt krank zu ſein, Typhusbazillen dauernd in ſich beherbergen und ausſchelden und dadurch andere anſtecken können. Dieſe Gefahr wird dadurch noch erhöht, daß dieſe ſog. Dauerausſcheider viel- ſach unbekannt ſind. Deshalb muß ganz allge⸗ mein die Forderung geſtellt werden. daß alle Abortgruben aus der Nähe von Waſſerentnahme— ſtellen verbannt werden. Jedes Waſſer, das nicht aus der Tieſe der Erde kommt, ſondern kürzere oder längere Zeit an der Oberfläche gelaufen iſt, iſt verdächtig, und eine Leitung, die ſolches Waſſer führt, iſt unbrauchbar. Auch draußen im Freien bei Wan⸗ derungen ſollen wir das Waſſer nur direkt da trinken, wo es als Quelle aus dem Boden ſpru— delt, nicht aus offen fließenden Bächen. Nicht nur der Menſch, auch Tiere, beſonders Ratten. die ſich gern an Waſſerläufen aufhalten, können es verderben und zur Krankheitsurſache machen. Dieſelbe Rückſicht müſſen wir arf unſer Bade— und Gebrauchswaſſer nehmen. Deshalb muß ſtreng vermieden werden, daß Abortgruben Ueber- läufe haben, die in Flüſſe oder Kanäle geleitet werden, ohne daß das Abwaſſer vorher geklärt und gereinigt wird. Bei dem heute ſo dringen⸗ den Bedürfnis nach Freibädern, die an jeder nur erreichbaren Stelle genommen werden, aber auch beim Waſchen der Wäſche an ſolchen Waſſerläu⸗ ſen iſt der Uebertragungsgefahr Tür und Tor geöffnet. Es iſt ja außerordentlich bequem für die Anwohner ſolcher Gewäſſer, ihre Abgänge direkt durch das fließende Waſſer beſeitigen zu ſaſſen. unſere Altvorderen mögen ſich auch des⸗ halb gerne an Flüſſen und Seen angeſiedelt ha⸗ ben, aber wir können auch feſtſtellen, daß in früheren Zeiten Typhus und Cholera viel häu⸗ figer und umfangreicher auftreten, als heute, wo man den Forderngen der Waſſerhvaiene gebüh⸗ rend Rechnung trägt. Handel und Induſtrie Veränderung des Privatdiskonts. wtb. Berlin, 10. Juni. Der Privatdiskont iſt für beide Sichten um je„Prozent auf 3 fünf Achtel ermäßigt worden. Erläuterungen zum Neichsbankausweis wtb. Berlin, 10. Juni. Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 6. Juni hat ſich in der verfloſſenen Bankwoche die geſamte Kapital⸗ anlage der Bank in Wechſeln u. Schecks, Lom. bards und Effekten von 275,4 Millionen auf 1941,7 Millionen Reichsmark verringert. Im einzelnen haben die Beſtände an Reichsſchatz⸗ wechſeln um 73,5 Millionen auf 10,9 Millio⸗ an Handelswechſeln und Schecks um 81,2 Millionen auf 1792,26 Millio- nen Reichsmark und die Lombardbeſtände um 120,6 Millionen auf 67,1 Millionen abgenom⸗ nen, die Beſtände men. An Reichsbanknoten und Rentenbankſchei⸗ in die nen zuſammen ſind 262,3 Millionen Kaſſe der Bank zurückgefloſſen. Der Umlauf wie Schlaf-, Wohn-, Herren-, Speise- Zimmer und Küchen in allen Holzarten sowie Einzelmöbel aller Art zu ganz ungewöhnlich Dilligen Preisen heraus und gewüähre auf dieselben nochmals bis zu Ich mathe die besonder aut meine hochwertigen pollerten dchlaf. und Speſseummmer aufmerksam. NUls eri Sie Irrer VOrfeil Kefer Sies St! 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Die Deckung der Noten durch Gold allein erhöhte ſich von 55,8% in der Vorwoche auf 57,3¾, derjenige durch Gold und deckungsfähi— gen Deviſen von 61,1 auf 65,5%. Mannheimer Großviehmarkt. ol. Mannheim, 10. Juni. Ochſen 40-61, Bullen 44—54, Kühe 18-50, Färſen44—62, Kälber 54—78, Schafe 48—52, Schweine 52— 66, Arbeitspferde 5 180, Schlachtpferde 80—800, Ziegen 12—24. Marktverlauf: Mit Großvieh mittelmäßig geräumt, mit Kälbern ruhig, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand. Mit Arbeitspferden euhig, mit Schlachtpferden leb— haft 3 . Die Preis⸗ und LCohnabbauver⸗ handlungen in der Eiſeninduſtrie enb. Berlin, 10. Juni.(Eigene Meldung). Wie Wtb⸗Handeldienſt zu den Verhandlungen über den Oeynhauſener Schiedsſpruch hört, ſind die Hauptverbände der Eiſeninduſtrie für nächſten Donnerstag eingeladen worden, um über das Ausmaß der Preisherabſetzung Beſchluß zu faſſen. Bis zu dieſem Zeitpunkt wird es auch nicht möglich ſein, über das Aus⸗ maß derſelben etwas genaueres zu ſagen. Die Zuſagen der Induſtriellen ſcheinen aber ſo weitgehend zu ſein, daß der Reichsarbeitsmi⸗ niſter ſich zu einer Verbindlichkeitserklärung entſchloſſen hat. Die Durchführung des Lohn- und Gehalts⸗ abbaues iſt ſo zu denken, daß auf jedem Werk die Akkordſätze neu geregelt werden müſſen. Infolgedeſſen wird die Lohn⸗ und Gehalts⸗ herabſetzung auf den einzelnen Werken mög⸗ licherweiſe auch verſchieden hoch ſein. ſie darf aber nirgends über 7½% der Lohn- und Ge— haltsſumme betragen. Bei den Angeſtellten und leitenden Beam— ten muß beachtet werden, daß auch dort nur die übertariflichen und nichttariflichen Gehäl— ter erfaßt werden können. Trotzdem nimmt vie Eiſeninduſtrie die Preisſenkung ſofort vor. Sie hat ſich zu einer einmonatigen Vorlei⸗ ſtung verpflichtet und wird auch die Kürzung der Gehälter, die infolge der Kündigungsfri— friſten teilweiſe erſt ſpäter in Frage kommen, gleich ganz bei der Preisſenkung in Rechnung ſtellen. Segelboot gekentert Vier Perſonen ertrunken. witb. Saßznitz auf Rügen, 10. Juni. Am Pfingſt⸗Sonntag unternahmen der Lajährige Walter Hausmann mit ſeinem in Berlin an— ſäßigen Bruder Willi und zwei anderen Leu— ten eine Fahrt in einem Segelboot. Die jun— gen Leute, die offenbar des Segelns unkundig waren, hatten die Segel feſtgelegt. Etwa 1000 Meter vor der Hafeneinfahrt legte eine ſtarke Böe das Boot auf die Seite und die vier Inſaſſen fielen ins Waſſer. Der Unfall wurde von einem Boot aus bemerkt und man verſuchte den jungen Leuten Hilfe zu bringen. Den mit den Wellen ringenden wurde eine Leine zugeworfen, doch blieb ſie in der Schiffs⸗ ſchraube hängen. Die vier Inſaſſen ſind er⸗ trunken. Ein Bergungsdampfer ließ durch ei⸗ nen Taucher die See nach den Leichen der Ver⸗ unglückten abſuchen, jedoch ohne Erfolg. Kürten geſteht immer mehr Verbrechen rnb Berlin, 10. Juni. Das Schuldkonto Kür tens wächſt von Tag zu Tag weiter. Die Ge⸗ ſamtzahl der von ihm zugegebenen Verbrechen beläuft ſich auf über 60 Delikte, darunter 11 Morde und über 20 Brandſtiftungen. Kürten hat jetzt auch zugegeben, in den Jahren 1921 bis 1925 in der Altenburger Gegend zipe Mok. de, vier Mordverſuche und en T Brandſtiftung verübt zu baben. 5 e — bb Neu hinzutretende Abonnenten erhalten den„Viernheimer Anzeiger“ bis zum Ende dieſes Monats& R AT 181 mobiliſierungsanleihe unterzeichnet enb. Berlin, 11. Juni.(Eigene Meldung.) Die Meldung über den erfolgten Abſchluß der Mobiliſierungsanleihe, die in ſpäter Nacht- ſtunde nach dem Bericht der deutſchen Verhand⸗ lungsteilnehmer vom Reichsfinanzminiſter un⸗ terzeichnet worden iſt, wird in Berliner un terichteten Kreiſen durchaus begrüßt. Gegen über der 1924 abgeſchloſſenen Dawesanleihe bietet die Mobiliſierungsanle he erheblich gün ſtigere Bedingungen. Die Verzinſung get lügt 5½%% während die Dawesanleihe mit 7% ver⸗ zinſt wurde. Der Emiſſionskurs ſtellt ſich, wie man in Berlin errechnet hat. 85,6% Durch die abſolute Trennung des Drittels ſür die Reichsbahn und die Reichspoſt von den Zwei⸗ dritteln, die für Annuitätenzahlungen beſtimmt ſind, iſt es vermieden worden, daß Deutſchland jemals für Doppelzahlungen in Anſpruch ge— nommen werden kann. Die Tilgung der An— leihe erfolgt 1. durch normale Tilgung, 2. durch beſondere Tilgung und 3. durch ein vorgeſehenes Rückkaufrecht. Ueber die Verwendung des Drittels, das auf Reichsbahn und Reichspoſt entfällt, erfahren wir, daß es nicht für Zwecke der Arbeitsbeſchaffung in Auſpruch genommen werden könne Die finan— zielle Lage der Reichsbahn. die bekanntlich an Mindereinnahmen 250 Millionen Mark hat, zwingt die Reichsbahn dazu, das Geld, das ſie aus der Anleihe erhalten wird, für die Vermö— gensrechnung in die Bilanz einzuſetzen. Die Reichspoſt wird den auf ſie fallenden Anteil an der Anleihe ausſchließlich dem Poſtſcheckkonto zu⸗ jühren. Beide Inſtitute werden alſo den ihnen zufallenden Anteil dazu benutzen,“ Liquidi⸗ zät zu verbeſſern. Die Cage in Rumänien Um die Regierungsbildung in Numänien. Bukareſt, 12. Juni. Hier erwartet man, aß das neue Kabinett bis heute vormittag zu— ſtande kommen wird. König Carol hatte ur— ſprünglich beabſichtigt, ein Miniſterium der nationalen Koalition zu bilden, doch ſcheinen ſeine darauf gerichteten Bemühungen geſchei— tiert zu ſein und zwar wahrſcheinlich an der Weigerung Manius, die Führung einer an— deren als einer Parteiregierung zu überneh— men. Maniu beſteht auch barauf, daß ihm im Falle ſeiner Betrauung die Auswahl ſeiner Miniſter überlaſſen bleibt und daß dieſe nicht durch den König beſtätigt zu werden brauchen. In dieſem Punkte ſcheinen ernſte Meinungsver— ſchiedenheiten beſtanden zu haben. König Carol ſcheint aber jedenfalls nicht entſchloſſen zu ſein, den Boden des Parlamentarismus zu verlaſ— ſen. Eine Auflöſung der Kammer kommt des— halb ebenſowenig in Frage wie die Bildung einer Militärregierung. Die Preſſefreiheit iſt in keiner Weiſe einge— ſchränkt. Die Liberale Partei hat den Ton ihrer Kundgebungen gegen König Carol bedeutend gemildert, doch iſt eine entſcheidende Stellung oieſer Partei vor Herbſt nicht zu erwarten. Die liberalen Führer ſind ſich bewußt, daß ſie ſich mit der Ablehnung Carols in das republika⸗ niſche Fahrwaſſer begeben. Gerade das wird aber von vielen Liberalen in Anbetracht der Nachbarſchaft Sowjetrußlands als gefährliches Spiel betrachtet. Der frühere liberale Mini⸗ ſter Argetonjanu iſt geſtern nach Bukareſt zu— rückgekehrt und hat ſich ſofort in die im König⸗ lichen Schloß aufliegende Empfangsliſte einge— ragen. Carol gegen die Stsaſverfolgung der liberalen Führer. wtb. Bukareſt, 12. Juni. Nach Blättermeldun— gen hat König Carol die Regierung erſucht, die Führer der liberalen Partei, die im Klub der Li⸗ beralen Partei beleidigende Reden gegen ihn ge— halten haben, nicht gerichtlich zu verfolgen. Er wünſche dadurch zu beweiſen, daß er aufri die Befriedung des Landes erſtrebe, Löſung der Eheſrage Carols? zolb, Bukareſt, 12. Juni. Prinzeſſin Helena hat ihre Reiſe nach Deuiſchland, die ſie geſtern antreten wollte, verſchoben und hatte geſtern vor⸗ mittag eine längere Unterredung mit dem Prin⸗ zen Nikolaus ſowie der ehemaligen Königin von Griechenland. Elisabeth Es wird verſichert, daß ſie damit einverſtaueden ſei. daß die Eheſrage in⸗ nerhelb der königlichen Familie geregelt wird. Ns⸗Uniform in Preußen verboten witb. Berlin, 11. Juni. Dem Amtlichen Preußiſchen Preſſedienſt zufolge hat ber preu⸗ ziſche Inneaminiſter heute durch Erlaß das öffentliche Tragen»er Pazietuniform ber NSDAP. einſchließlich ihrer Unter-, Hilfs⸗ und Nebenurganiſationen für den Bereich des Freiſtaates Preußen verboten. Der Erlaß er⸗ ſucht alle Polizeibehörden, das Verbot mit allen polizeilichen Mitteln, gegebenenfalls auch durch Androhung und Feſtſetzung von Zwangs⸗ ſtrafen, nachdrücklichſt durchzuführen. Elternausſchuß⸗Verſammlung in Lübeck. wib. Lübeck, 11. Juni. In einer Verſamm⸗ lung des von Eltern der mit der Calmette gefüt⸗ terten Säuglinge eingeſetzten Ausſchuſſes teilte der Vorſitzende des Ausſchuſſes mit, daß die Todesopfer bis zum Dienstagabend bereits 37 betrage. Leider ſei nach den dem Elternaus⸗ ſchuß zugegangenen Informationen damit zu rechnen, daß die Todesopfer in der nächſten Zeit noch erheblich ſteigen werde. Es wurde eine Entſchließung angenommen, in der die ſofortige Suspendierung von Prof. Deycke und Dr. Altſtaedt gefordert wird. Buſch's Erben ſichern ſich die Beſtechungsgelder! von pietät und moral nicht angekränkelt Der frühere Berliner Stadtrat und Grund— ſtücksdezernent Buſch hatte bis zu ſeinem Tode gegenüber den vielfachen Vorwürfen der paſſi— ven Beſtechung den Unſchuldsengel geſpielt. Er lag noch nicht im Grabe— Verzeihung: im Feuerofen des Krematoriums—, als ſchon ſeine Erben, Frau und Sohn, einen ver— blüffenden und pietätloſen Frontwechſel vor⸗ nahmen, um ſich die durch ſtrafbare Hand⸗ lungen des Erblaſſers erworbenen Millionen zu ſichern. Sie gaben durch ihren Rechtsbei— ſtand rundweg zu, daß Buſch ſich habe be— ſtechen laſſen. Sie ſpekulieren dabei auf eine ſeltſame Rechtslage: Soweit ſich die Beſtechungsgelder im Beſitz des Nachlaſſes befinden, werden ſie im ſogenannten objektiven Strafverfahren vom Staate ergriffen, da ein derartiges Ver— fahren auch nach dem Tode des Beſchuldigten mit dem Ziele der Beſchlagnahme der Be⸗ ſtechungsgelder zuläſſig iſt. Nun ſcheinen aber die von Buſch empfangenen Gelder größtenteils nicht im Beſitz des Nachlaſſes zu ſein, ſondern befinden ſich— in noch unbekannten Werten angelegt— in Händen dritter unbekannter Perſonen. Es entſteht alſo die Rechtsfrage, ob Buſchs Erben gegen dieſe dritten Perſonen ein Anſpruch auf Herausgabe der Werte zu⸗ ſteht. Hierbei wird es weſentlich darauf an⸗ kommen, ob dieſe dritten Perſonen in Kenntnis vom Herkommen des Geldes dieſe Summen für Buſch verwandt haben — ſich in dieſem Fall alſo der Begünſtigung reſp. Hehlerei ſchuldig gemacht hätten— oder ob dieſe Kenntnis nicht vorlag. Buſch hat das Geld offenſichtlich nicht bei einer Bank angelegt, ſondern bei Freunden unter— gebracht. Dieſe mußten nach den Umſtänben, beſonders nach den ihnen bekannten Einkom⸗ mensverhältniſſen des Stadtrats, wahrſchein— lich entnehmen, daß Buſch, dem als Beamten eigene Geſchäfte verboten waren, das Geld durch ſtrafbare Handlungen erlangt hat. Wenn es ſich erweiſen läßt, daß die dritten Personen ſich der Begünſtigung oder Hehlerei ſchuldig gemacht haben, beſteht ein Rückforderungsan— ſpruch der Buſch'ſchen Erben kraft ausdrück⸗ licher geſetzlicher Beſtimmung— 8817 BGB. — nicht. In dieſem Falle beſteht die Möglich- keit, dem Staate das Geld zu erhalten, weil dann die Staatsanwaltſchaft in einem Straf⸗ verfahren gegen die etwaigen Hehler oder Be— günſtiger das Geld bei ihnen beſchlagnahmen lann. Waren die dritten Perſonen aber gutgläu⸗ big, ſo iſt für den Staat eine Zugriffsmög⸗ lichkeit nicht gegeben. Ob in dieſem Falle die Erben einen Anſpruch gegen die dritten Perſonen auf Herausgabe der Gelder oder der Werte haben, hängt da⸗ von ab, ob der verſtorbene Stadtrat dieſen Anſpruch hatte. Wenn man es auch einerſeits nicht mit den Grundſätzen von Treu und Glau— ben in Einklang zu bringen vermag, daß die Erben durch erfolgreiche Geltendmachung der Anſprüche gegen die Dritten ſich! den danach unbeſtreitba ten de Beſtechungsgeider Eine ſeltſame Rechtslage ſetzen würden, ſo wäre es auch andererſeits un— billig, wenn der gutgläubige Dritte ohne rechtlichen Grund die Vermögenswerte be— hielte. Hier beſteht offenſichtlich eine Lücke in der Geſetzgebung. Um die ſkrupelloſe Buſch'ſchen Erben man einmal die moraliſche Seite der Angelegenheit betrachten. Der„BLA.“ ſchreibt darüber: Ein Vater, ein Mann, dem im Leben ſchwere Verfehlungen vorgeworfen wurden, ſtirbt. Die Maſche eines Geſetzes oder auch das Geſetz ſelbſt gibt Frau und Sohn die Mög⸗ lichkeit, auch die widerrechtlich angeeigneten Gelder des verſtorbenen Vaters zu erben. Von hier aber bis zu dem Wunſche zu ſolcher Erb— ſchaft iſt doch ein weiter Weg. Man muß noch bis dahin, ſo möchte man ſagen, durch eine Maſche des eigenen Gewiſſens hindurchgehen und jenes Geſetzes, das man als Menſch in der Bruſt trägt. Das ſich nicht ändert, auch wenn ſich die Anſchauungen gegenüber den an⸗ deren juriſtiſchen Geſetzen in dieſer Zeit ver— ändert haben, leichtfertiger geworden ſind. Wir leben in einer Zeit der unmoraliſchen Inflation, die uns Billionen Unmoral ge— bracht hat. Uns befremdet ſo leicht nichts mehr. Immerhin, dieſes Verhalten der Erben Buſchs, das zwar vielleicht Geld einbringt, aber keine Ehre, befremdet denn doch. Eine Frau, ein Sohn, die— wie iſt denn aber die Vor— ſchrift jenes moraliſchen Geſetzes, von dem wir ſprachen? Es gibt doch nur eine Forde⸗ rung, und kein noch ſo geſchickter Verteidiger könnte hier einen Umweg und Ausweg finden. Dieſe Forderung, dieſes Geſetzes aber heißt: Ein Vater, der etwas verbrochen hat, ſtirbt. Er hinterlän die Schuld, ſein Vergehen. Da entiteht die Pflicht des Sohnes, die Erb⸗ ſchaft dieſer Schuld ſo anzutreten, daß er verſucht, nach beſten Kräften wiedergutzu⸗ machen, was der Vater als Schuld hinter⸗ laſſen hat. Mit ganzer Kraft, ſo weit es in ſeinen Kräften ſteht. Nicht nur mit Summen, ſondern auch ſonſt. Das nannte man jedenfalls früher„einen Namen und ein Andenlen reinwaſchen“, und es gab Söhne, die ihre Lebensaufgabe dareinſetz⸗ ten, ſo zu tun, Söhne, die alles opferten, das hohe Geſetz einer ſolchen Erbſchaft und Pflicht zu erfüllen. Müßig, zu verlangen, daß die Erben von Buſch Ehefrau und Sohn, jeden Pfennig der Sum⸗ men wieder aufbringen ſollten, die vielleicht verloren ſind. Dazu reicht vielleicht die Ar⸗ beitskraft ihres Lebens nicht aus. Aber ſelbſt um die Lockung von Millionen hätten ſie dieſe andere Erbſchaft nicht antreten dürfen, auf ſolche Art und unter ſolchen Bedingungen, wie es jetzt im Augenblicke zu geſchehen ſcheint. Die Verfehlungen des Stadtrats Buſch waren kriminell und deshalb ſtrafprozeſſual meßbar. Dieſe Erbſchaftsangelegenheit ſefner Frau und ſeines Sohnes iſt juriſtiſch vielleicht ganz einwandfrei, durchaus nicht kriminell und nach Ausweis aller Paragraphen ganz untadelhaft. e N Bereicherungsſucht der richtig zu würdigen, muß CW Jahrgang e 5 e Die Abneigung Eduards gegen Wilhelm II. Es wird ſchwer, wenn nicht überhauge un- möglich ſein. den Gegenſatz zwiſchen König Eduard 7. von England und Kaiſer Wilhelm 2., der für Deutſchland ſo verhängnisvoll geworden iſt bis in ſeine erſten Anfänge zurückzuverfolgen. Denn im Juli 1888 verbrannte die Kaiſerin Friedrich„mit ſchwerem Herzen“, wie ſie ſchreibt, die geſamte, dreißig Jahre hindurch geführte Korreſpondenz ihres Gatten mit der engliſchen Königsfamilie(„desgleichen von einer Menge Freunde und Bekannten“) und zerſtörte damit das wertvollſte und inhaltsreichſte Material zur Kronprinzen und Kaiſerzeit Friedrichs 3. Von allen engliſchen Verwandten ſtand dieſem aber keiner ſo nahe. wie der Prinz von Wales. der ſpätere König Eduard 7. dem er, von den Kriegsjahren 1804 und 1870.71 abgeſehen, nicht nur ſeine politiſchen Sorgen und Kümmerniſſe mitteilte, ſondern auch alles das was ihn per— ſönlich erhob und niederdrückte. Die Abneigung gegen ſeinen kaiſerlichen Nef. fen. die der Prinz von Wales bei deſſen Thron⸗ beſteigung im Juni 1888 an den Tag gelegt hat- te, war, ſo entnehmen wir einem Artikel des „Berliner Tageblattes“, nach dem Tode der alten Königin Viktoria ſo ſehr zeſchwunden, daß der Oberhofmarſch all der Kaiſerin Friedr., Graf Seckendorf, am. Juli 2902 aus London an Kaiſer Wilhelm ſchre'ben konnte: „Euer Majeſtät miſſen. wie geneigt König Eduard Euer Mazeſtüt geworden iſt“; er fügte noch hinzu, daß auch ber Thronfolger. obwohl er unter dem Einfluß der deutſchfeind. lichen Königin Alexandra ſtehe. keine antideut— ſchen Geſinnungen hege. Von Jahr zu Jahr aber verſchlechterten ſich die Beziehungen zwi. ſchen London und Berlin, zumal König Eduard in der Leitung der deutſchen Politik, wie ſie vor allem in der marokkaniſchen Streitfrage zutage trat, die Nachwirkungen Bismarckſcher Einflüſſe wahrnehmen zu können glaubte. Die ſchweren Gefahren, die aus dieſem engliſch-deutſchen Ge— genſatz erwuchſen. veranlaßten den Kaiſer dem engliſchen König die Hand zum Frieden zu bie ten, wie er im Juli 1914 den Ausbruch des Weltkrieges in letzter Stunde dadurch bannen zu können glaubte, daß er den Zaren an die treue Freundſchaft erinnerte, die Kaiſer Wilhelm 1. noch auf dem Sterbebett zu Rußland hegte, ſo war es jetzt die Erinnerung an die verſtorbene Königin Viktoria, die den Frieden zwiſchen Sohn und Enkel wiederherſtellen ſollte. Kaiſer Wil⸗ helm verſchloß ſich dabei der Einſicht nicht. daß in der deutſchen Marokkopolitik große Fehler begangen worden ſeien, und daß durch die aus: gleichende Haltung Englands mehr erreicht wor— den war, als durch die Unnachgiebigkeit der deutſchen Staatsmänner. Aus dieſem Gefühl heraus hatte er am 31. Dezember 1905 an Bü⸗ low geſchrieben: „Wir hätten das Syſtem des Ausgleichs und agreements, das Eduard 7. in ſo mei ſterhafter Weiſe zu befolgen verſteht. in dem vergangenen Jahre auch mehr verſu⸗ chen ſollen. als uns immer auf den pikier⸗ ten Standpunkt des Beleidigten zu ſtellen.“ Nun traf zu ſeinem Gebutstag. am 27. Jaguar 1906, kurz vor Eröffnung der Konferenz von Algeciras, auf der die marokkaniſchen Schwierig- keiten geſchlichtet werden ſollten, ein eigenhändi⸗ ges Schreiben König Eduards bei ihm ein, in welchem es hieß:„Es iſt mein größter Wunſch, daß jetzt die beginnende Konferenz eine befrie- digende Löſung bringe. um bei gleicher Be⸗ handlung aller Mächte den Frieden zu ſichern.“ In ſeinem Antwortſchreiben vom 1. Februar bezeichnete der Kaiſer dieſen Wunſch als die wichtigſte und wertvollſte Information, die er bisher erhalten habe und als ein unſchätzbares (invaluable ertstagsgeſchenk Unter Beru— fung auf das engliſche Sprichwort: Es Hat koi nen Zweck, über einmal verſchüttete Milch zu jammern— fuhr er dann wörtlich fort: 1 Laß Vergangenes vergangen ſein. Wir is ſtets an die ernſten Stunden er- innern. als wir betend an dem Sterbebett meiner Großmutter knie ten als der Heiſt ber großen Königin allmählich entſchwand und ſie in meinen Armen den letzten Atemzug rat. Ich fühle. wie ſie aus ben Höhen des ewigen Lichtes auf uns beide niederſchaut u. mit reiner Freude ehen zwörd. wenn ſich unſere Hände in ehrlicher f und herzlicher Freundſchaft umfaſſen. Meine auf Frieden gerichtete Politik iſt klar wie, Kryſtall. und es ſollte unmöglich ſein. an ihr zu. zweifeln. Aber ich erareife mit Freuden dieſe Gelegen- wollen un — heit, dies hier nochmals ſeieclich zu wieber⸗ holen, und ich hoffe, auch Du wirſt an mei— nen ernſten Vorſatz glauben.“ Wenn nun auch von jetzt an alljährlich Be— gegnungen zwiſchen König Eduard und Kaiſer Wilhelm ſtattfanden, ſo blieben doch die letzten politiſchen Ziele des Königs unverändert. Trotz aller äußeren Herzlichkeit, die in den Trinkſprü- chen bei ſolchen Gelegenheiten zum Ausdruck kam, ſetzte der König ſeine Einkreiſungspolitik gegen Deutſchland fort, die in der Revaler Zu— ſammenkunft mit Kaiſer Nikolaus 2. von Ruß⸗ land am 9. und 10. Juni 1908 ihren Höhepunkt erreichte. Die Nachricht von dieſer, übrigens von langer Hand vorbereiteten Zuſammenkunft, die der Zar in einer Depeſche vom 21. Mai an Kai⸗ ſer Wilhelm gelangen ließ, rief in dieſem eine tiefe Verſtimmung hervor, die auch in den Kor— rekturen ſeiner Antwortdepeſche zum Ausdruck gelangte. In dem Entwurf dieſer Depeſche, in dem von dem Vorteil die Rede war, den die Mo— narchenbegegnung in Reval für die Freund— ſchaft der Völker haben werde, iſt das Wort „Freundſchaft“ von Kaiſer Wilhelm geſtrichen u. durch das farbloſere Wort„Wohlfahrt“ erſetzt und an Stelle des„herzlichen“ Dankes hat ſich der Kaiſer mit„vielem“ Danke für die Benach— richtigung durch den Zaren begnügt. (Schluß folgt.) 300 Millionen Schaden ⸗Erſatz 75 Millionen Dollar für von Amerika beſchlag⸗ nahmte Schiffe; 30 Millionen mehr als die frühere Kommiſſion feſtſetzte. Waſhington, 11. Juni. In Sachen der den deutſchen Reedereien zu zahlenden Entſchädigung für die während des Krieges in den amerikani— ſchen Häfen beſchlagnahmten deutſchen Schiffe iſt ſoeben der Schiedsſpruch gefällt worden. Der Schiedsrichter ſetzt die für die 94 beſchlagnahmten Schiſſe zu leiſtende Entſchädigungsſumme auf 74 243 000 Dollars einſchl. der bis zum 31. De— zember 1928 fälligen Zinſen feſt. Dieſe Summe iſt um 30 Millionen Dollars höher, als die Summe, die ſeinerzeit die von dem Präſidenten Wilſon eingeſetzte Schätzungskommiſſion genannt batte. Die Entſcheidung, durch die 24 deutſchen Ree— dereien für die während des Weltkrieges be— ſchlagnahmten deutſchen Schiffe eine Entſchädi⸗ gung von 74243 000 Dollars zugebilligt wird, iſt endgültig, und Schiedsrichter Ermick hat dem Schatzamt empfohlen. die Ratenzahlungen alsbald zu beginnen. Zur Verſügung ſtehen nach dem Freigabegeſetz zur Zeit eine erſte Rate von 25 Millionen Dollars, die jedoch nicht voll an die deutſchen Reeder geht, da für Schiſſe, Patente und die ehemals in deutſchem Beſitz befindliche Funkſtation Sayville insgeſamt 100 Millionen Dollars eingeſetzt ſind, und die ehemaligen Eigen— tümer der Patente und der Funkſtation daher auch an der erſten Rate von 25 Millionen betei— ligt werden müſſen. Da jedoch bisher der Ge— ſamtbetrag der Entſchädigung weder für die Pa⸗ tente, noch für die Funtſtation feſtgeſetzt iſt, werden den Reedereien für die Schiffe nur 742 Prozent der erſten Rate ſofort ausgezahlt werden Aus Nah und Fern v. Darmſtadt, 10. Juni. Die Tagungen der heſſiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften. Der Verband der heſ— ſiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften hat den Verbandstag auf Samstag, den 14. Juni nach Darmſtadt„Städtiſcher Saalbau“ einberu— jen. Am Vortage finden die ordentlichen Gene— ralverſammlungen der Landesgenoſſenſchaftsbank und der Landwirtſchaftlichen Zentralgenoſſen— ſchaft ſtatt. Nach dem Jahresbericht hat ſich im Jahre 1929 die Aufwärtsbewegung der Geſamt— organiſation trotz der ſchwierigen Verhältniſſe weiter fortgeſetzt. Dem Verband gehörten am Ende vorigen Jahres 1070 landwirtſchaftliche Genoſſenſchaften an(gegen 1045 im Vorjahre). Der Zuwachs iſt in der Hauptſache auf die Neu⸗ gründung von Milchabſatz⸗, Obſt⸗ und Gemüſe— perwertungs- und Eierverwertunasgenoſſenſchaf— Der Kumpf ums auch. Roman aus dem Leben von„. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg-Saar. (56. Fortſetzung.) Wie ein aufgeſcheuchtes Wild war Johanna von dannen geeilt, ſie wußte ſelbſt nicht, wohin, — nur fort, fort,— und ſo war ſie, nur ihren Füßen, nicht ihrer Ueberlegung folgend, nach St. Pauli, in die Wilhelminenſtraße, in ihr ehe⸗ maliges Heim gekommen. Die Wohnung, die ſie einſt mit ihrem Vater anderen innegehabt hatte, wurde längſt von 0 ten zurüczuſuyren. Auch die Eierverwertungs⸗ zentrale Frankfurt a. M., deren Geſchäſtsbereich ſich über das geſamte rhein-mainiſche Wirtſchafts⸗ gebiet erſtreckt, wurde dem Verbande angeſchloſ⸗ ſen. In den 446 Kreditgenoſſenſchaften wird die Entwicklung durch wachſende Umſätze und ſtei⸗ gende Einlagen gekennzeichnet. Der genoſſen⸗ ſchaftliche Abſatz landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe findet immer mehr Beachtung ſowohl ſeitens der Landwirte ſelbſt wie auch ſeitens des Stagtes, Die in 1929 geführten Vereinheitlichungsver⸗ handlungen haben bisher kein Ergebnis gezei— tigt. Die verſchiedenſten Projekte, die auf einen vollſtändigen oder teilweiſen Zuſammenſchluß der drei Verbände Frankfurt, Wiesbaden und Darmſtadt hinzielten, konnten übereinſtimmende Annahme in den zuſtändigen Verwaltungsorga— nen nicht finden. Die Verhandlungen ſind des— halb bis auf weiteres vertagt. Der Bericht bringt zum Ausdruck, daß die heſſiſche Organiſation eine Vereinheitlichung des Genoſſenſchaftsweſens im Rhein-Main⸗Gebiet aus ideellen Erwägungen heraus jederzeit gefordert habe und werde auch ſpäterhin zur Wiederaufnahme von Verhand— lungen bereit ſein. Bingen, 11. Juni. Ableben eines rhei⸗ niſchen Journaliſten. Am Pfingſtſams— tag ſtarb hier einer der älteſten deutſchen Jour— naliſten, Redakteur Robert Platte, im hohen Al— ter von 82 Jahren. Der Verſtorbene war bis zuletzt in der Redaktion der„Rhein- und Nahe— zeitung“ tätig. Bad Kreuzuach, 11. Juni. ſeit 3. Juni der 16jährige Scherhag. Größe 1.70 Meter, trägt grünweiß ge— ſtreiftes Hemd, Lackſchuhe mit Einſatz und grau— ſchwarze Socken, braunen Jumper mit Reißver⸗ ſchluß, braune Hoſen. Speyer, 141. Juni. Romreiſe des Bi⸗ ſchofs. Biſchof Dr. Sebaſtian von Speyer trat am Pfingſtmontag mit Prälat Molz und Dom⸗ vikar Wittmer die Reiſe nach Rom an, wo er an der Seligſprechung des Bruders Konrad von Parzham und an der Weihe des für Speyer beſtimmten Muttergottesbildes teilnehmen wird. Von München wird zu dieſem Zweck Generalſe— kretär Dr. Anton Pfeiffer nach Rom reiſen. Beim Arbeitertag wird in Vertretung des Speyerer Biſchoſs der Rottenburger Weihbiſchof Dr. Fi⸗ ſcher die kirchlichen Funktionen hier vornehmen. Vermißt wird Weitere Geſtändniſſe des Düſſeldorfer Maſſenmörders. wtb. Düſſelvorf, 11. Juni. ſeiner weiteren Vernehmung weitere Geſtändniſſe. So hat er ein 3 Bei Anzahl Lehrling Heinrich machte Peter Kürten, Brandſtiftungen zugegeben. Im Sommer 1925 ö gen zugeg N hat Kürten einen weiteren Mordverſuch an einer Hausangeſtellten unternommen. Dieſes Mädchen hat er ebenfalls in der Abſicht ge— würgt, ſie umzubringen. Sie konnte ſich jedoch ſeinen Griffen entziehen und um Hilfe rufen. Kürten flüchtete damals. Nach langem Zögern gab Kürten noch zu, in Altenburg und Umgebung zwei Morde und vier Mordverſuche und eine Brandſtiftung ver— übt zu haben. Die Morde ſind begangen an einem etwa 20-cfährigen Herbſt 1923 durch Erwürgen, ferner in gleicher Weiſe an einer 35⸗jährigen Frau im Herbſt des⸗ ſelben Jahres in einer Tannenſchonung. Drei der Mordverſuche fallen in das Jahr 1921. Kürten geſtand noch, im Herbſt 1923 ͤ und im Frühjahr 1924 in Windiſch-Leuben Feuer ge— legt zu haben. Eine Scheune und ein großer Heuſchober wurden damals eingeäſchert. Kür ten behauptet, die Brandſtiftungen gelegt zu haben, um Obdachloſe, die ſich darin zur Ruh begeben hatten, umzubringen. Kürten wurde nunmehr dem Unterſuchungs— gefängnis zugeführt. 1 e 5 eee A1 habe, Fräulein Johanna, der der Welr erſchüttern!“ den konnte, weil das Herz ihr hoch ter zu erzählen. mals in der kleinen Wohnſtube ſens miterleßt hatte, und beſchrieb ſelben grellen Farben, in welchen er Erinnerung haftete. Und als Johanna ſchwieg, weil ſie nicht re⸗ bis zum Halſe emporſchlug, fuhr Frau Böhlke fort, das Schweigen für eine Aufforderung nehmend, wei⸗ Und ſie erzählte die ganze Szene, die ſie da⸗ von Johann⸗ den tiefen Schmerz Erichs über Johannas Abreiſe in den⸗ in ihrer „Ich ſage Ihnen, Fräuleinchen, der Jammer war wirklich nicht anzuſehen, und wie der erſte i mußte wirklich glauben: dieſe Liebe iſt echt, die kann nichts in Leuten bewohnt. Johanna trat bei Frau Böhlke ein, die ebenfalls erſt kürzlich von Ohlsdorf zu— rückgekehrt war, und in Gegenwart dieſer Frau, die Johanna mit banalen Troſtworten über— häufte, mußte ſie ihre heftige innere Bewegung mit Selbſtüberwindung zügeln. Johanna verſuchte ein gleichgültiges Ge— ſpräch zu führen und erzählte der alten Frau von den wunderbaren Schickſalen, die ihren Le— bensweg beſtimmt hatten, ſeit dem Augenblick, da ſie Hamburg verlaſſen. Und Frau Böhlke wollte in ihrer geſchwätzi⸗ gen Manier Gleiches mit Gleichem vergelten, und ſo brachte ſie das Geſpräch, ehe Johanna es ſich verſah, auf ihre derzeitige ſchnelle Abreiſe und infolgedeſſen auch auf Erich Steinthal. Johanna wollte abbrechen, ſie beſann ſich in- deſſen, ſie durfte jetzt niemand glauben laſſen, daß ſie noch innere Bande mit dem Andenken Erichs verknüpften, und ſo ließ ſie ſcheinbar ruhig die Alte von Erich erzählen. „Er macht ja heute Hochzeit“, ſagte Frau Böhlte,„es hat ja in der Zeitung geſtanden 5 mit Fräulein Wohlertſen. Ich hätte es nie für möglich gehalten, denn wer ſeinen Schmerz über Abre Abreiſe ſo geſehen bat, wie ich ihn geſeben CCC Schreck vorüber war, da hat der junge Mann da drinnen auf der Erde gelegen und ſtunden⸗ lang geweint. Warum ſind ſie denn auch datſckls ſo aus bloßem Eigenſinn davongelaufen, und haben dem jungen Manne ſolch Herzensweh! ſeiner Seite geſtanden haben.“ J zugefügt? Sonſt könnten Sie vielleicht heute an Johanna ertrug die inneren Qualen länger, die ſie bei dem Geſpräch der Alten fol⸗ terten; ſie hatte ja keine Ahnung gehabt, wie er um ſie gelitten hatte. Sie hatte nur immer wieder an ihr eigenes Leid gedacht und nicht an das ſeinige. Sie ſtand auf, voll Unruhe und überſtrömenden Wehs. „Ich muß dem Kapitän des Schiffes ſagen, daß wir morgen nachmittag die Rückfahrt an⸗ treten“, brachte Johanna ſtockend hervor; ſie wollte hier nur hinaus, ſo ſchnell wie möglich, wo das Dach ihr auf den Kopf zu fallen ſchien, wo jedes Wort der alten Frau ihr Herz wie ein Dolchſtoß traf. Am Hafen ging Johanna ſtundenlang ſpa⸗ zieren in der feuchten Winterluft, die ſich als Reif ihr in das Haar und auf die Kleidung leg⸗ nicht 0 Die Verbindlichkeitserklärung des Schiedsſpruchs von — Allgemeine Preisſenkung bie notwendige Folge.— Eſſens Oberbürger⸗ Ein Experiment. OHenynhauſen meiſter für Kürzung der Beamtengehälter. * Die Verbindlichkeitserklärung des Schieds⸗ ſpruches von Oeynhauſen wird in wirtſchaftlichen Kreiſen als ein Experiment bezeichnet. deſſen Auswirkung in der Praxis man abwarten muß. Vorausſetzung für einen Erfolg iſt. daß es ge: lingt. durch Preisabbau derartig auf die Ermä⸗ ßigung der Lebenshaltungskoſten einzuwirken, daß die Lohn reduzierung keine Verminderung des Reallohnes darſtellt. Allerdings wird das nur möglich ſein, wenn die Preisſenkung nicht nur in der Eiſen⸗ induſtrie, ſondern auch in der ganzen Wirtſchaft Platz greift. Von zuſtändiger Stelle erfahren wir über den Schiedsſpruch noch folgende Einzelheiten: Was wäre eingetreten, wenn die Verbindlich. keitserklärung nicht ausgeſprochen worden wäre? Die Folge wäre ein tarifloſer Zuſtand geweſen. Das hätte bedeutet, daß die jetzt im Mantel⸗ tarif niedergelegten wichtigen Arbeitsbedingun— gen, die beiſpielsweiſe den Urlaub. die Sonn- u. Feiertagsarbeit und die ſozialen Zulagen regeln. ohne vertragliche Regelung geweſen wären. Bei dem Urlaub zum Beiſpiel hätte kein Rechtsan⸗ ſpruch beſtanden. Weggefallen wäre damit auch die jetzt durch die Verbindlichkeitserklärung her. ausgenommene Akkordüberverdienſtklauſel. Jede Partei hätte freie Hand gehabt. Mit einex Eini⸗ gung der Vertragsparteien wäre in Zukunft nicht zu rechnen geweſen, das haben die unüber⸗ brückbaren Gegenſätze bei den vielen Verhand⸗ lungen mit und ohne Beteiligung der Schlich- tungsbehörden gezeigt. Die einſeitige Regelung der Arbeitsbedingungen durch die Arbeitgeber Schmeling oder hätte wahrſcheinlich zu den den größten Schwie. rigkeiten geführt. Es braucht nur an Mansfeld erinnert zu werden. Durch die Verbindlichkeitserklärung Schiedsſpruches, von dem die Tariflöhne nicht berührt worden ſind, werden die Arbeitsbedingungen des Manteltarifs mit Ausnahme der Akkord⸗ überverdienſtklauſel wieder in Kraft geſetzt und zwar mit einigen, wenn auch nur geringen Ver. beſſerungen für die Arbeitnehmer, z. B. Ur⸗ laubsverbeſſerung für die Jugendlichen und Ver. beſſerung der ſozialen Zulagen. Für eine kleine Zahl der Arbeiterſchaft treten auch Verbeſſerun⸗ gen des Lohnes hinzu. Wenn auch mit dem Fortfall der Akkordüberverdienſtklauſel für einige Teile der Arbeiterſchaft gewiſſe Schwierigkeiten verbunden ſind ſo müſſen jedoch die in dieſer Hinſicht beſtehenden und gewiß nicht leicht zu nehmenden Bedenken zurücktreten, weil es das Intereſſe der Arbeitnehmerſchaft ſelbſt und die Allgmeinheit erfordert. Der Eſſener Oberbürgermeiſter für Kürzung der Beamtengehälter. Eſſen, 11. Juni. Anläßlich einer Preſſe⸗ konferenz führte Oberbürgermeiſter Staatsſekre tär a. D. Dr. Bracht auf Befragen aus: Nach dem letzten Schiedsſpruch in der Gruppe Nord Weſt halte ich es für ausgeſchloſſen, daß die Be amtengehälter bei der Lohnſenkung unberührt bleiben, und je eher ſie einbezogen würden, deſto beſſer. Aus dem gleichen Grunde iſt auch der Kampf gegen das Notopfer ſeitens der Feſtbe⸗ ſoldeten unverſtändlich. 1 Sharkey? des Sie kämpfen am 12. Juni nachts zwiſchen 3 u. 4 Uhr Es war immer ſchon ſo bei den großen Kämpfen um die Weltmeiſterſchaft im Schwer⸗ gewichtsboxen: wochenlang vorher ergoſſen ſich wahre Sturzfluten von Nachrichten und Be⸗ ſprechungen in die Spalten der Zeitungen aller Erdteile. Den Rekord ſtellte ſelbſtverſtänd— lich Amerika auf. Das Geſpräch der Sports⸗ leute, aber auch die Geſpräche vieler Indif⸗ ferenten drehten ſich wochenlang um nichts anderes als um die Weltmeiſterſchaft. Und wenn dann die Stunde des Kampfes gekom— men war, dann ſaßen irgendwo bei Newyork oder Chicago hunderttauſend glückliche Kar— teninhaber in einer Boxarena, Millionen aber warteten in der ganzen Welt wahrhaft fie⸗ bernd auf die Nachrichten vom Kampf. Das Intereſſe war immer ſchon da. Jetzt aber, vor dieſem neuen Kampf um die Weltmeiſterſchaft iſt es ins Ungeſſene geſtiegen, weil erſtmalig in der Geſchichte des Boxens ein Deutſcher um die Weltmeiſterſchaft aller Gewichtskategorien kämpft. Und trotzden erreicht man in Deutſchland, in Europa noch längſt nicht das amerikaniſche Boxfieber. Die großen amerikaniſchen Zeitungen berichten aus den Trainingsquartieren der beiden Welt— meiſterſchaftsanwärter Max Schmeling und Jack Sharkey alle wichtigen und unwichtigen Einzelheiten. Man ſchürt drüben das große Boxfieber, von deſſen Einfluß und Auswir— kungen man ſich in Europa nur ſchwer ein Bild machen kann. Schmerz hinein daß und rauer erſchien. Sie ging nach dem Hafentor, wo ſie ſich mit einer Jolle nach ihrer in der Nähe vor Anker liegenden Dampfjacht überſetzen ließ. Dort er— teilte ſie dem Kapitän die nötigen Anweiſungen, damit er ſich zum nächſten Tage mittags zur Rückfahrt rüſte. Hierauf begab ſich Johanna in die Kabine, um nach den Anſtrengungen und Aufregungen des Tages ein wenig auszuruhen. Abends muß⸗ te ſie wieder nach St. Pauli zurück, da Frau Böhlke ſie gaſtlich aufgenommen hatte und be⸗ leidigt geweſen wäre, hätte Johanna ihre Gaſt— freundſchaft verſchmäht. Johanna konnte zwar nicht ſchlafen, aber eine mildere, weichere Stimmung kam doch über ſie. Das Alleinſein übte wie ſtets bei ihrer ſtar— ken, energiſchen Natur einen wohltuenden Ein⸗ fluß auf ſie aus. 6 Und ſie dachte an das, was war, und träum⸗ te von dem, was hätte ſein können. Und dann flogen ihre Gedanken zu Elfriede und ſie zermarterte ſich den Kopf mit der Fra⸗ ge:„Liebt er ſie wirklich ſo, wie er mich geliebt hat, und wird ſie glücklich werden?“ Johanna tat das junge Mädchen in der Seele weh, ihr Anblick war ſo rührend geweſen; wür⸗ de auch ſie unglücklich werden? So unglücklich wie Erich und ſie ſelbſt? ihr die Welt immer grauer 0 34. Ganz verſtört ſaß Erich Steinthal am Mor- gen nach ſeiner ſo jäh unterbrochenen Hochzeit in ſeinem Zimmer in der Villa ſeiner Eltern. Ihm erſchienen die Ereigniſſe des geſtrgen Ta⸗ ges in der Erinnerung wie ein ſchwerer, wüſter Traum, deſſen niederdrückende, die Seele läh⸗ mende Gewalt er vergeblich abzuſchütteln ver⸗ ſuchte. Er hätte nimmermehr mit Beſtimmtheit ſa⸗ te, und grübelte und arbeitete ſich in ihren 9 4 1 gen können, ob das Frauenantlitz, das ſich da 1 Die beiden Titel⸗Kandidaten. Vor vier Jahren nahm der Matroſe Genee Tunney dem populärſten aller Weltmeiſter, Jack Dempſey, den Titel. Ein Jahr ſpäter ver— teidigte Genee Tunney ſeinen Titel nochein— mal mit Erfolg gegen Dempſey. Einige Zeit ſpäter trat Genee Tunney freiwillig von der Weltmeiſterſchaft zurück und ſeitdem iſt der Titel verwaiſt. Aus einer Reihe von Ausſchei dungskämpfen haben ſich, nachdem Phil Scott, Paolino, Heeney, Chriſtner, Loughran, Strib— ling, Risco und andere ausgeſchaltet wurden, der Boſtoner Jack Sharkey und der junge Deutſche Max Schmeling als Titelbewerber herausgeſchält. Sie ſollen nun am 12. Juni. im rieſigen Yankeeſtadion um das Erbe Tun neys kämpfen. Die beiden Kämpfer, zweifel los die beſten Schwergewichtler der Gegenwart, beſitzen derart hervorſtechende Qualitäten, daß man ſich nur zögernd für den einen oder an deren entſchließen kann. Jack Sharkey iſt am 6. Oktober 1902 als Sohn litauiſcher Eltern in Binghampton(USA) geboren wor den, mit ſeinem Vatersnamen heißt Sharkey Joſef Zukauskas. Er bringt eine große Erfah rung mit, die er im Kampf mit Leuten wie Dempſey, Risco, Scott, Stribbling, Lougßran, u. geſammelt hat, ferner eine gründliche ung in der Kunſt der Selbſtverteidigung, ges Selbſtvertrauen und eine harte. ſchnelle in der Kirche über die Brüſtung der Gupors geneigt hatte in Wirklichkeit dageweſen 1 oder ob es nur eine Viſion, ein Trugbild ſe iner erhitzten Sinne geweſen ſei. In der Erregung über den furchtbaren Anblick ſeiner zuſammen brechenden, blutüberſtrömten Braut hatte ſich die Erinnerung mit der Einbildung zu einem Bilde verſchmolzen, deſſen einzelne Züge er nicht mehr erkennen konnte. Sobald man Elfriede glücklich in ihre väter— liche Wohnung zurückgebracht und ſie hier ſorg— ſam gebettet und ſobald der Arzt es ihm ge— ſtattet hatte, war Erich an das Krankenlager Elfriedes getreten. Sie hatte dagelegen mit geröteten Wangen, die dem im übrigen blaſſen Antlitz einen ſo krank— haften Ausdruck verliehen, u. mit ſeltſ. glänzend. Augen, die faſt ſchon einer anderen Welt anzu⸗ gehören ſchienen, und hatte ſich wenig um Erich und ihre Umgebung gekümmert. Ihr ganzes Verlangen ſchien darauf zu ge hen, daß man ſie möglichſt in Ruhe laſſen möge. Mit leiſer Stimme hatte ſie Erich um Ver zeihung gebeten, daß ihre Krankheit ihm dieſe! unvorhergeſehenen Streich geſpielt habe, und noch leiſer hatte ſie hinzugefügt: „Ich fühlte mich geſund genug, um eine Ehe mit dir ſchließen zu können, aber ich war es doch nicht, und das Schickſal hat mich gerade noch zur rechten Zeit von dieſer Ehe zurückgehalten, die dich nur unglücklich gemacht hätte, denn die Ehe mit einer kranken Frau hätte auch nur eine kranke Ehe werden können.“ Erich hatte die leiſe Anklage nicht verſtan⸗ den, die in dieſen Worten lag. Er hatte nur El friede die Hand gedrückt, die blaſſe, kranke Hau und hatte ſie auf die Zukunft vertröſt“ Fortſetzung folgt.) fſaſſen erlitten leichte Verletzungen. Gruppe; Linke. Sharkey verbirgt hinter ſeiner ſtolßen Rekordliſte allerdings auch einige ungewöhn⸗ liche Niederlagen. Von 43 Kämpfen hat er 13 durch k. o. gewonnen, weiter verzeichnet er ſeine Rekordliſte mit 20 Punktſiege, ein Un⸗ entſchieden gegen Tom Heeney, fünf Punkt⸗ niederlagen gegen Maloney, Weinert Risco und zwei„kleinere Boxer“ im Anfang ſeiner Laufbahn. Zweimal ging Sharkey ſelbſt k. o., und zwar 1924 durch Romerio Rojas und 1927 durch Jack Dempſey. Sharkey hat eine Körper⸗ größe von 1,83 Meter, ein Gewicht von rund 193 Pfund und eine Reichweite von 186 Zentimeter. Max Schmeling, Deurſchlands Hoffnung. Deutſchland hat bislang nur einen Boxer von wirklicher Klaſſe hervorgebracht, Max Schmeling, und der ſchaffte ſich gleich bis zur Teilnahme an der Weltmeiſterſchaft nach vorn. Schmelings Attribute in dieſem Kampf ſind ſeine größere Jugend und das damit verbun⸗ dene größere Stehvermögen, ſeine brillante Verteidigung, ein lähmender Punch in der Rechten, ſeine Kaltblütigkeit, die nie ein an⸗ derer Boxer im gleichen Maße gezeigt hat und die ihm gegenüber dem temperamentvollen, leicht aus der Ruhe zu bringenden Sharkey gut zuſtatten kommen wird. Schmeling iſt am 2. September 1905 geboren, vollendet alſo demnächſt ſein 25. Lebensjahr. Der Deutſche hat bisher 48 Kämpfe ausgetragen und davon 28 durch k. 11 nach Punkten und zwei durch Disqualifikation gewonnen. Drei unentſchie⸗ denen Kämpfen ſtehen vier Niederlagen gegen— über, die mit einer Ausnahme aus den An— fängen ſeiner Laufbahn herrühren. Schmelings Aufſtieg war geradezu ſenſationell. Anfang 1928 holte er ſich durch einen Blitzſieg über den Italiener Bonaglia die Europameiſterſchaft im Halbſchwergewicht, vier Monate ſpäter wur- de er, nachdem er die verblüffende k. o.⸗Nieder⸗ lage gegen Daniels ſchnell verwunden hatte, Deutſcher Schwergewichtsmeiſter, um dann Deutſchland zu verlaſſen. In Amerika gewann er ſchnell durch ſeine große Aehnlichkeit mit dem großen Jack Dempſey Sympathien, die ſich verſtärkten, als er hintereinander Joe Monte, Joe Sekyra, P. Corri, Johnny Risco und Paolino ſchlug und ſich damit für den End— kampf um die Weltmeiſterſchaft qualifizierte. Schmeling hat eine Körpergröße von 1.85 Mtr. ſowie ein Gewicht von rund 177 Pfund und mit 186 Zentimeter die gleiche Reichweite wie Sharkey, Bruſtumfang, Oberarm und Unter— arm ſind ſtärker als bei Sharkey, der dafür nicht ſo ſchlank wie der Deutſche iſt. Der Kampf ſelbſt findet in Newyork im Yankee-Stadion ſtatt, das 94000 Zuſchauern Platz bietet. Die Preiſe für die Plätze ſchwan— ken zwiſchen 2.10 und 26.25 Dollars. Schmeling dürften von dieſem Kampf etwa eine halbe Million Mark bleiben. Die Madiſon Square Garden-Geſellſchaft hat ſowohl Schmeling als auch Sharkey im Falle eines Sieges bereits für den nächſten Titelkampf gegen einen noch zu beſtimmenden Gegner verpflichtet. Sie hat Schmeling für dieſen zweiten Titelkampf die Summe von 500 000 Dollar()) garantiert, alſo zweieinhalb mal ſo viel, wie Sharkey ſenerzeit für ſeinen Kampf gegen Dempſey 210 000 Dollar) erhielt. Die Wetten ſtanden in den letzten Tagen 8:5 und 755 für Sharkey. Unfall⸗Chronik der Pfingſttage. eidelberg, 11. Juni. Ertrunken. Der 1 dem Schleppkahn„Willemfahrt“ bedienſtete 2hjährige Matroſe Peter Huhn aus Heidelberg iſt beim Baden im Rhein in der Nähe von Bop— bard ertrunken. Er wollte von ſeinem Schiff nach dem Uſer ſchwimmen, als ihn plötzlich ſeine Kräfte verließen und er in den Fluten verſchwand. Seine Leiche konnte noch nicht geborgen werden. Heidelberg, 11. Juni. Todesſprung. In der Nacht zum Samstag ſprang in einer hieſigen Klinit eine aus Berlin ſtammende Laborantin aus dem Fenſter und verletzte ſich ſo ſchwer, daß 10 10 darauf ſtarb. Das 24 Jahre alte Mäd⸗ chende; e in geiſtiger Umnachtung Eiſenberg, 11. Juni. Autounfall der bfälziſchen Segelflieger. 17 Segelflie⸗ ger von Kaiſerslautern befanden ſich Samstag nachmittag im Laſtauto auf der Fahrt zum Se— wah in Fulda. An der S⸗Kurve im Stumpf⸗ wald verſagten die Bremſen und der Laſtwagen juhr die ſteile Böſchung hinunter. Sämtliche In⸗ Das Auto wurde ſtark beſchädi werden. ſchädigt und mußte abgeſchleppt knundfunk⸗ programm Südweſtdeutſche Gruppe. Frankfurt a. M.— Kaſſel. Freitag, 13. Juni. hr: Uebertragung v. d. Süddeutſchen 0 10 0.45: Morgengymnaſtik; Anſchl.: Zeit⸗ 0 be, Wetterdienſt; 07.30: Konzert; 08.15: konzert. riſchaftliche Mitteilungen; 11.45: Werbe⸗ 9 12000: Zeitangabe, Wirtſchaftsmeldun⸗ d Edd Wetterdienſt; 12.20: Uebertragung v. 15 00: 75 Gruppe; 12.55: Nauener Zeitzeichen; 1440 5 rcheſterkonzert; 14.00: Werbekonzert; f 0 1 14.50; Zeitangabe, Wirt⸗ 5555 meldungen; 15.50: Wirtſchafts meldungen; Auch Gleßener Wetterbericht; 16.00: Konzert; e Neue Tanzmuſik; 17.45: Wirtſchaftsmel⸗ gen; 18.05: Buch und Film; 18.30: Zeitan⸗ 00.30 uhr: gabe; 18.35: Uebertr. v. d. Bude Gruppe; 19.00: tragung von der Sudd. Gruppe; 20.15: Konzert; 21.15: Uebertragung von der Südd. Gruppe; 22.15: Nachrichten, Sport⸗ und Wetterdienſt; 22.40: Uebertragung von der Südd. Gruppe. * * Süddeutſche Gruppe. Stuttgart— Freiburg. Freitag, 13. Juni. 06.00 Uhr: Morgengymnaſtik; 0445: Uebertra⸗ gung von der Südweſtdeutſchen Zruppe; 10.00: Schallplattenkonzert; 11.00: Nachrichtendienſt; 12.00: Promenadenkonzert; 12.55: Nauener Zeit⸗ zeichen; 13.00:„Fred Bird Rhythmicans ſpielen Neuheiten“; 13.30: Wetter- und Nachrichtendienſt; Anſchl.: Schallplattenkonzert; 16.00: Uebertragung von der Südweſtdeutſchen Gruppe; 17.45: Zeitan⸗ gabe, Wetter- und Landwirtſchaftsdienſt; 18.05: „Das Lehramtsſtudium und ſeine Berufsmög— lichkeit“; 18.35: Aerztevortrag:„Das Blaſenlei⸗ den im Alter“; 19.00: Zeitangabe; 1905:„Thea⸗ ter, Weltbild und Lebensphiloſophie“; 19.80: Slawiſche Muſik. * 0 0 N Cetzte Radiomeldungen Ausſchluß des Abg. Nientimp aus der Zentrumspartei. 5 wtb. Bochum, 11. Juni. Die zuſtändige In⸗ ſtanz der hieſigen Zentrumspartei hat gegen den Zentrumsabg. Nientimp folgenden Be— ſchluß gefaßt: Nachdem Nientimp die ihm zur ſchweren Vorwürfe geſtellte Friſt. hat verſtrei⸗ chen laſſen, wird er aus der Partei ausgeſchloſ⸗ ſen. Der Beſchluß wurde einſtimmig gefaßt. Klarſtellung der öffentlich gegen ihn erhobenen 0 Spaltung der rumäniſchen Liberalen. witb. Bukareſt, 11. Juni. Georg Britanu veröffentlicht folgendes Manifeſt: In Erwiderung auf die den Intereſſen des Landes zuwiderlaufende Haltung, die von einigen angeblichen Führern der Liberalen Partei entgegen dem allgemeinen Empfinden des Volkes eingenommen wird, ruft Georg Bratianu, der Sohn Jan Bratianus, die Liberale Partei auf den Plan zur Mitarbeit an der Konſolidierung Numäniens unter der Leitung ſeiner Majeſtät des Königs Carol. Zwei von den vier Sektionen der liberale: Organiſation in Bukareſt haben ſich— wie e des Führers der liberalen Oppoſition, ausge⸗ ſprochen. Die Aktion Georg Vratianus Zuſtimmung zahlreicher Organiſationen Landes findet die des Carols Beſprechungen mit den Parteiführern. wtb. Bukareſt, 11. Juni. Der König ſetzte ge⸗ ſtern ſeine Beſprechungen mit den politiſchen Führern fort und empfing im Laufe des Dienstag den Präſidenten des Senats, Brato, den Präſidenten der Kammer, Ciceo Pooo ſowie die Parteiführer Avaresſcu, Lupu und Maniu. Wahrſcheinlich wird Maniu den Auf⸗ trag zur Kabinettsbildung erhalten. Bunte Seitung. Altes Geſchütz aufgefunden. Ein altes Geſchütz wurde in der Kieler Förde entdeckt. Auf der Höhe von Stein ſtieß ein Fi— ſcher auf das Geſchützrohr. Das Rohr iſt 2.5 Meter lang, wiegt 1300 Kilo und trägt die Jah— reszahl 1675; es wurde vom Thaulowmuſeum erworben. Zahlen von der Reichsbahn. In den Jahren 19251929 hat die Deutſche Reichsbahn 150 Kilometer Haupt- und 550 Kilo- meter Nebenbahnen neu errichtet. Die Berliner elettriſche Stadt- und Ringbahn hat in dem er⸗ ſten Jahre ihres Betriebes 480 Millionen Fahr— gäſte befördert. Dabei wurden über 32 Millio nen Kilometer zurückgelegt. Die Jagd im Juni. Die atur zeigt ſich jetzt im höchſten Schmuck. Saaten. Futterfelder und Wieſen prangen in ſattem Grün und bieten dem Jungwild und dem brütenden Wildgeflügel gute Deckung. Das birgt natürlich für das Wild eine Gefahr; denn beim Mähen der Wieſen, Klee- und Luzernefel— der kommt es nicht ſelten vor, daß hier und da ein Gelege zerſtört wird und die Tiere getöter werden. Der Waidmann empfiehlt daher dem Landwirt Vorſicht beim Mähen, beſonders mit der Maſchine, damit vor allem die Rebhuhnge— lege erhalten bleiben Im großen und ganzen iſt noch Schonzeit. Wenn es auch dem Jäger verſagt bleibt, ſeine Büchſe auf Nutzwild zu ge— brauchen, ſo wird er doch genügend Arbeit mit ſeinen hegeriſchen Maßnahmen haben. Das Jungwild bedarf des Schutzes vor Katzen und Raubwild Vom Ueberhaſten Durch den Krieg iſt die Menſchheit gewiſſer⸗ maßen aus Rand und Band gekommen und noch heute über zehn Jahre nach Friedensſchluß nicht ſo recht wieder zu Verſtand gelangt. Die einen wollen nicht arbeiten, andere bekommen keine Arbeit und wieder andere trotten ſtumpfſinnig dahin. Faſt noch ſchlimmer aber ſind die, die ſich überhaſten im Ringen nach Geld und Beſitz. Wenigen Menſchen hat u die vergangene Zee geſunde ſtarke Nerven hinterlaſſen. Viele aber von den wenigen treiben eine Art Raubbau mit ihren Kräften, indem ſie ſich im Ueberhaſten nicht genug tun können. Nicht alle haben das notwendig Aber ſelbſt diejenigen, die bei eilanaabe. Wirtſchaftsmeldungen: 19.05: Ueber⸗ heißt— gegen die Politik Vintila Bratianus hat, Sieger bleiben wird. ſo ſehr geſteigerten Anforderungen des Lebens einzig auf ihre Arbeitskraft angewieſen ſind, ſchaden ſich durch tägliches Ueberhaſten mehr, als ſie glauben wollen. Während der„Geruhige“ be— quem, jedenfalls ohne Ueberſtürzung ſein täg— liches Penſum abſchraubt, und dabei eine ganz anſehnliche Arbeitsleiſtung vollbringt, hetzt der Ueberlaſteie ſchon in den erſten Tagesſtunden ſeinen Energiegaul halb zu Tode und muß ſehen. daß er, indem er die Windungen der bequemen N Landſtraße abſchnitt, in wirres unebenes Land geriet, wo es toll über Stock und Stein geht, Hier wird der, dem das Gleichgewicht der Straße zu langweilig war, ſein Ziel noch weniger raſch er— reichen. Ein nervöſer Zuſtand iſt eingetreten, bei dem die geſchloſſenen Nervenkräfte zerriſſen und einzelne von ihnen mit der Peitſche zu über— mäßig erhöhter Leiſtung angetrieben werden. Zu bald aber tritt nun trotz aller Willensbezäh— mung die naturnotwendige Erſchlaffung ein, und eine völlige Zerſahrenheit macht ſich bemerkbar, wodurch die angeſtrengte Arbeit beinahe wertlos wird. Es iſt ein trauriges Zeichen der Zeit, daß es ſchon unter den Schulkindern ſo viele gibt, die nervös umherſchuſſeln und haſten, ohne daß ſie ihre Arbeit in wünſchenswerter Weiſe erledigen. Was ſoll aus dieſen nervöſen Kindern ſpäter werden, wenn ihnen nicht mit ruhigen Worten beigebracht wird, daß zu jeder geiſtigen Arbeit geiſtige Sammlung gehört, ohne die nun einmal nichts Ordentliches zuſtande kommen kann? Sor— gen wir dafür, daß wir ein fleißiges Volk ohne Ueberhaſten bleiben, denn das Ueberhaſten iſt eine Wurzel ſchweren Uebels und rächt ſich bis in die kommenden Generationen Lokale Nachrichten Sterbetafel. Herr Johann Lammer 5., der ſchon längere Zeit krank war, iſt, wohlvorbe— reitet durch den Empfang der hl. Sterbeſakramente, im Alter von 58 Jahren geſtorben. Beerdigungs— zeit iſt im Inſerat erſichtlich. Dank. Der Geſchäftsführende Ausſchuß des Sängerfeſtes erläßt in heutiger Nummer den Dank an die Einwohnerſchaft. Das Ergebnis des Wettgeſanges vom Sängerfeſt finden unſere Leſer in vorliegender Nummer. * Aus der Partei ausgeſchloſſen. Der rheiniſche Abgeordnete Nientimp, der in mehreren Fällen Schmiergelder angenommen und dadurch ſein Mandat mißbraucht hatte, wurde aus der Zentrums- partei ausgeſchloſſen. Jas Reichsbanner nimmt an der im Monat Juli in Mainz ftattfindenden Befreiungs— feier teil.— In Magdeburg ſah ſich über die Pfingſttage das Jung-Reichsbanner in Stärke von 10 000 Teilnehmer.— Am Nachmittag fand der Feſtzug, an dem 100 000 Perſonen, darunter 5000 Spielleute und 2000 Fahnen ſich beteiligten, ſtatt Der Vorbeimarſch dauerte 1 Stunden. Schmeling im Rampf. Die geſamte Sportwelt iſt geſpannt, wer beim heutigen Boxkampfe, den Schmeling gegen den Amerikaner auszutragen Näheres aus weiteren Artikeln in heutiger Nummer. Großkampftag auf dem Waldſportplatz! Kaum ſind die großen Sängertage vorbei, wo viele Hunderte Gäſte Einzug gehalten hatten, da iſt ſchon wieder eine weitere Großveranſtaltung in Viernheim Mauern, zu der ebenfalls wieder hunderte von Fremden nach hier kommen, wodurch den hieſigen Geſchäften ſicherlich gedient iſt. Der Waldſportplatz wird am Sonntag in noch größerem Umfang als beim Aufſtiegsſpiel gegen Speyer Be— ſuch aus Nah und Fern erhalten: beim entſchei— denden Kampf um den Aufſtieg zur Bezirksliga zwiſchen dem Meiſter von Unterbaden, den Grünen von Viernheim und dem Neckarkreismeiſter Kürch— heim! Dieſes Spiel hat die größte Bedeutung, will doch Kirchheim von Viernheim unbedingt einen Punkt mitnehmen, um ſich dadurch bei einem ertl—. Sieg über Speyer am übernächſten Sonntag den Aufſtieg zu ſichern. Und Viernheim wird dieſen Kampf mit einer Energie und Gegeiſterung beſtrei— ten müſſen, um zu beweiſen, daß die Mannſchaft an der Niederlage in Speyer keine Geſamtſchuld trägt. Die Spiele auf dem V.f. R- Platze und die allſeits geübte gute Kritik dürfen die Mannſchaf zu neuer Kraft aufraffen und nicht auf Lorbeeren ausruhen laſſen. Am Sonntag geht es um Alles! Kirchheim hat Mut bekommen gegen Euch, nachdem es beim Vorſpiel zu einem billigen Siege gekom— Das wird und darf ihnen diesmal nicht glücken. Es muß ein Sieg werden! Denkt daran Ihr elf Spieler! beer eee eee eee Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik wird Vergnügungsanzeigen 8 keine Aufnahme gewährt Sp; dd rer Y Gf G Club der Geflügelzüchter. Heute Donnerst. den 12. Juni, abends halb 9 Uhr halten wir im Vereinslokal zum Stern eine Mitgl.-Ver⸗ ſammlung ab, wozu alle Mitglieder freundlichſt eingeladen ſind. Der Vorſtand. Jumer gomunder Flas. men iſt. Sc Z KE G0 sc N aun mit u. u,? Turnerbund. Heute Donnerstag abend Turn⸗ ſtunde ſür Turnerinnen im Lokal. Um 9 Uhr Vorſtandsſitzung. Morgen Freitag abend voll⸗ zählige Turnſtunde. Da Sonntag, den 22. Juni in Käfertal ſchon das Gauturnfeſt ſtattfindet, werden alle Turner gebeten, die noch wenigen Turnſtunden dringend zu beſuchen. Das Erſcheinen eines Jeden iſt unbedingt erforderlich. Gleich⸗ zeitig iſt für die Einzelturner letzter Meldetermin. Der Turnwart. Geſ.-Verein Sängerbund. Freitag abend 29 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Club der Gemütlichen 1915. Samstag, den 14. Juni abends ½9 gemütliches Beiſammen⸗- ſein. Anſchließend Nachtausfahrt, es werden die Mitglieder darauf aufmerkſam gemacht, reſtlos zu erſcheinen. Badehoſe mitbringen. D. B. Neichsbanner Schwarz-Rot-Gold Sams- tag Abend um 9 Uhr Vorſtandsſitzung bei Kam. Reichert„z. Tivoli.“ Wegen wichtiger Tages- ordnung,(u. A. die„Befreiungsfeier in Mainz“ am 19.— 20. Juli) bitte ich die Herren Vor- ſtandsmitglieder, reſtlos erſcheinen z. wollen. D. V. G.⸗V. Sängertreue. Sonntag, den 15. Juni, vorm. um 10 Uhr, Singſtunde. Es iſt Pflicht eines jeden Sänger, pünktlich zu erſcheinen. D. B. Ergebnis des Wettgeſanges. 1. Stadtklaſſe. Sä ugerquartett Liedertafel: Frankfurt a/ M. Höchſt: 1. Klaſſenpreis mit 275 Punkten. Höchſter Ehrenpreis mit 135„ 2. Teutonia Manuheim⸗Feudenheim: 2. Klaſſen⸗ preis mit 275 Punkten; Ehrenpreis mit 141 Punkten; Amerikanerpreis. 3. Sängerroſe Lampertheim: 3. Klaſſenpreis m. 272 NB. Höchſt errang den 1. Klaſſenpreis, weil es im aufgegebenen Chor um 1 Punkt über Feudenheim kam. Der Dirigentenpreis (12 Flaſchen Ungſteiner Winzerabfüllung) wurde unter die 3 Vereinsdirigenten wegen gleicher Punktzahl in der Auffaſſung der beiden Chöre geteilt. 2. Stadtllaſſe. Arion Mannheim: 1. Kl. P. mit 247 Punkten 1. Ehrenpreis mit 127 Punkten. Dirigentenpreis geteilt mit Groß⸗Auheim. Amerikanerpreis geteilt mit Waldhof. 2. Eintracht Groß⸗Auheim: 2. Klaſſenpreis mit 240 Punkten. Höchſter Ehrenpreis m. 122 P. 2. Ehrenpreis mit 118 Punkten. Dirigentenpreis geteilt mit Arion Mannheim. 3. Liederkranz Manuheim-⸗Waldhof: 3. Kl. P. Amerikanerpreis geteilt mit Arion Mannheim. „Eintracht Schriesheim: 4. Kl. P. m. 227 P. 5. M. G. V. Fidelitas Mannheim: 5. Klaſſen⸗ preis mit 223 Punkten. 3. Stadtklaſſe. „Geſangsabt. des Eiſenbahuvereins Oberhauſen Rhld.: 1. Klaſſenpreis mit 271 Punkten. Höchſter Ehrenpreis mit 130 Punkten 1. Ehrenpreis mit 141 Punkten. Dirigenten- und Amerikanerpreis. 2. Liederkranz Eppertshanſen: 2. Kl. P. mit 257 Punkten geteilt mit Bechtheim. 2. Ehrenpreis mit 130 P. geloſt mit Bechtheim. 3. Sängerbund Bechtheim: 3. Kl. P. m. 257 P. geteilt mit Eppertshauſen. 2. Ehrenpreis mit 130 Punkten, geloſt mit Eppertshauſen. Dirigentenpreis geteilt mit Oberhauſen. 4. Männerquartett„Geſellige Freunde Stockſtadt: 4. Kl. P. mit 252 Punkten. 5. Turngeſangverein Spiesheim: 5. Kl. P. m. 248P. z. Sängerklanſe Mannheim: 6. Kl. P. m. 243 P. 1. Tandklaſſe. „Sängervereinigung Großzimmern: 1. Kl. P. mit 244 Punkten. Höchſter Ehrenpreis m. 119 P. 1. Ehrenpreis mit 125 Punkten. Dirigentenpreis. Amerikanerpreis geteilt mit Ilvesheim. 2. Aurelia Ilvesheim: 2. Kl. P. mit 238 P. 2. Ehrenpreis mit 122 Punkten. (Durch Los Herrnsheim zugefallen) Amerikanerpreis geteilt mit Großzimmern. 3. Harmonie Fürfeld: 3. Kl. P. mit 233 P. 4. M. G. B. Herrusheim: 4. Kl. P. mit 227 P. 2. Ehrenpreis mit 122 Punkten. 2. Landklaſſe. 1. Harmonie Nieder-Ramſtadt: Mit 262 P. Sämtliche Preiſe der Klaſſe mit Ausnahme des Dirigentenpreiſes. 2. Männergeſangverein Lützelſachſen: 2. Kl. P. mit 257 P. 2. Ehrenpreis mit 132 Punkten. Dirigentenpreis. „Frohſinn Nackenheim: 3. Kl. P. mit 255 P. Liederkranz Gräfeuhauſen: 4. Kl. P. m. 254 P. Quartettklaſſe. 1. Doppelquartett Mignon Lützelſachſen: 221 Punkten ſämtliche Preiſe der Klaſſe. 2. Männerquartett Arion Darmſtadt: 2. Kl. P. Mit mit 211 Punkten.