r ä 10 1 5 95 C g 5 10 5 der„Harmonie“ und„Flora“. f Danksagung. 95. 0 1 g 10. Dienstag, den 24. juni, ee 1/9 Uhr, im Für die vielen Beweise aufrichtiger Teilnahme bei dem 950 an Sagung. ö Gasthaus zum»Lömen' letate 5 80 schmerzlichen raschen Ableben meines lieben guten Gatten, Komiteesitzung 0 0 Viernheimer Zeitung unseres treusorgenden Vaters, Sohnes, Bruders, Schwagers und Onkel, Herrn Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und hotizen dor 1 f 8 1 55 ferner für das überaus zahlreiche Grabgeleite und die vielen mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von An eigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands 1. des Auslande Kranz- u. Blumenspenden sagen wir hierdurch herzlichsten Dank. Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Besonders innigen Dank Herrn Lehrer Baldauf für die trost- reichen Worte am Grabe, seinen Schulkameraden für das Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Zurückgekehrt vom Grabe meiner nun in Gott ruhenden lieben Gattin, unserer guten Tochter, Schiegertoch- ter, Schwester, Schwägerin u. Tante, Frau wozu die verehrlichen Komiteemitglieder aufs herz- lichste eingeladen sind. ber geschäftsfübrende Russchuß. 4 10— 1 Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 5 i Sonne Deer 5— f 1,50 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſetige illuſtrierte 0 e 5 Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- 0 kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger a Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Ammer alle Sorten Dünger wie mit Zubehör. Harnſtoff, Kalkſtickſtoff, Natron u. Kalk ⸗ 0 0 80 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Zu erfragen im Verlag.] ſalpeter uſw. Entterartikel zu billigsten iernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) geb. Adler sagen wir für die liebevolle Anteil- nahme während der Krankheit und bei dem Hinscheiden, ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruhestätte und für die grobe Kranz: und Blumenspende unseren tiefge- fühlten Dank. ehrende Grabgeleite u. die Kranzniederlegung; der Direktion der Brauerei„Durlacher Hof“, seinen Mitarbeitern, sowie dem Vertreter des Lebensmittel- und Getrünkearbeiterverbandes für die ehrenden Nachrufe und Kranzniederlegung. Nicht zu- letzt dem Männer-Ciesang-Verein für den erhebenden Grab- gesang und die Kranzniederlegung sowie den Stiftern von Seelenmessen. rankfurt a. M.— Schrifkleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheim, den 24. Juni 1930. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau Math. Bauer geb. Piluger nehst Hinder. Preiſen. Ganz besonderen Dank der hoch- würdigen Geistlichkeit für den trost- reichen Beistand, den ehrw. barmh. Schwestern für die liebevolle Pflege, ihren Schulkameradinnen für die er- wiesene letzte Ehre und den Stiftern von Seelenmessen. freiwillige Feuerwehr. Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, die Kame- raden von dem Ableben unseres aktiven Mitgliedes zu verkaufen. Kleehen Jak. Beyer, Rathausſtr. 38. Viernheim, den 24. Juni 1930. Die Heltrauernd Hinterhnienenen. Kauf e: ber, Brillanten, bessere Anzüge, Pfandscheine, Musikinstrumente, Schailplatten, Münzen, alte Waffenu.sonstiges Bartmann Mannheim Ankaufsladen R 4, 18 allen Sorten. Gold, Sil Dünger und Futtermittel. Hühner- und Kückenfutter in Chriſt. Adler zur Traube Kath. Kircheukaſſe . errn guam ben: in Kenntnis zu setzen.— Die Beer- digung findet morgen Mittwoch abend 6 Unr vom Trauerhause aus statt. und erwarten wir vollzählige Beteiligung bei dem letzten Ehrengeleite.— Zu- sammenkunft der Mannschaft, Musik und Spielleute um ½6 Uhr im Gast- haus zum Deutschen Michel. Beitstelle Mannheimu 1. 1 Grünes Haus. 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Da wurde ein bißchen geſchimpft, aber am Ende ſtanden die Zelte auch ohne Zeltſtöcke, gerade zur rechten Zeit, denn ſchon tropfte das verwünſchte Naß vom Himmel. Der Reg.⸗Stab bezog in der Nacht vom 24. auf 25. Quartier in Gonnelieu, die M. G. K. Orts⸗ biwak in Gouzeaucourt. Die Dio. unterſtand jetzt dem 13. A. K. und mit dieſem der 1. Armee. Am 25. 8. wurde der Reg.⸗Kdr., Oberſt von Duncker, zwecks Information zur 56. J. D. nach Rocquigny und danach zur 51. J.-Brig. nach Le Transloy befohlen. J./118 wurde mit Laſtkraft⸗ wagen nach Lechelle befördert, die M. G. K. marſchierte dorthin. In der Nacht vom 25. auf 26. g. löſte II./118 in vorderer Linie 11/119 ab, III. 118 in Bereitſchaft./ 119, M. G. K./118 die M. G. K. /119. Die Gliederung des Reg. war nach erfolgter Ablö⸗ ſung folgende Rechts an J. R. 88 anſchließend lag im„Stütz⸗ punkt“ 5/110 mit zwei Zügen links bis zum Leiber⸗Weg, dem von der dritten Stellung bis in den Delville⸗Wald führenden Ver⸗ bindungsgraben. Durch dieſen, der hier ſtark zerſchoſſen war, ging die Stellung zunächſt ein Stück weiter, verließ ihn dann in ſüd⸗ licher Richtung und führte von dort ebenfalls ſchräg auf den Helville⸗Wald zu. In dieſem Abſchnitt lagen zwei Züge der 6.0118, nur in„Karnickellöchern“ und Granattrichtern. Das dann am Waldrand verlaufende Stück, das die 7./118 mit zwei Zügen beſetzt hielt, war tief und durchlaufend, jedoch ſchlecht zur Ver⸗ teidigung geeignet, da es weder ein Hindernis noch Unterſtände hatte. In dem gleichen Zuſtande befand ſich das als Stellung die⸗ nende Stück des Alvensleben-Weges nordweſtlich Ginchy, in dem die 8. Komp. ebenfalls mit zwei Zügen ſaß. Die dritten Züge des II./118, ſowie 11. Komp. und die Stäbe des II. und III. Batl. waren in der zweiten Stellung untergebracht. Dieſe war leidlich ausge⸗ baut und mit Orahthindernis verſehen. Stollen fehlten jedoch faſt gänzlich. Die 12. Komp. hatte den Flers⸗Graben beſetzt, der wohl bereits aus einem durchlaufenden Graben beſtand, im übri⸗ gen aber noch im Ausbau begriffen war. Letzteres gilt auch für den Gallwitz⸗Riegel, in dem 9. und 10. 118 untergebracht waren. Hier beſtand aber bereits ein durchlaufendes Hindernis. Die M. G. K. hatte zwei Gewehre in vorderer Linie, vier in zweiter Stellung und zwei im Flers⸗Graben. J./118 lag in Lechelle als Div.⸗Reſerve; es war jetzt in Häuſern untergebracht, die Quartiere waren aber ſehr ſchlecht. Es wurde durch die Feldküchen verpflegt; ſonſt konn⸗ ten nur noch die Komp. im Gallwitz⸗Riegel warme Verpflegung erhalten. In Lechelle wurden zum erſten Male in größeren Men⸗ gen Stahlhelme empfangen; die Komp. konnten etwa zur Hälfte mit ihnen ausgerüſtet werden. Dem Reg. wurde zum Ausbau der Stellung die„kombinierte Pi.⸗Komp. Kalkbrenner“, beſtehend aus Teilen der Pi.⸗Komp. 111 und 112, zugeteilt. Dieſer wurden auch zwei Züge der Berg⸗Komp. unterſtellt. Die Pi.⸗Komp. erhielt ihre Weiſungen betr. Ausbau unmittelbar vom Reg.⸗Kdr. Der Reg. Gefechtsſtand befand ſich in Flers nördlich der Kirche; er wurde Der Vorm. des 26. verlief verhältnismäßig ruhig. Von 1 Uhr ab ſetzte aber ziemlich heftiges beiderſeitiges Artl.-Feuer ein. Die vorderen und rückwärtigen Graben lagen gleichmäßig unter ſtar⸗ kem Feuer. Die zweite Stellung wurde ſtark beſchädigt, mehrere Stollen verſchüttet. Die Fliegertätigkeit war gering. Die Nacht auf den 27. Auauſt verlief ſehr lebhaft. Starkes feindliches Feuer lag auf allen Gräben. Unſere Artl. antwortete, hatte aber eine ganze Reihe von Kurzſchüſſen bei der 7. und 8. Komp. zu verzeichnen, durch die es bei der 8./ 118 zehn Tote und zahlreiche Verwundete gab. Gegen Morgen ließ das Feuer etwas an Heftigkeit nach, ſteigerte ſich aber ab 10 Uhr vorm. wieder und wuchs ſich gegen 2 Uhr zu einem richtigen Trommel⸗ feuer aller Kaliber aus. Pereits um 9 Uhr vorm. verſuchte eine engl. Patrouille von 20 Mann, gegen den rechten Flügel der 8./118 vorzudringen; ſie wurde aber rechtzeitig erkannt und durch Infanteriefeuer abgewieſen. Um 4 Uhr nachm. aber drangen ſtarke engl. Kräfte überraſchend bei der 7./118 ein, töteten oder verwundeten einen großen Teil der Grabenbeſatzung und nahmen den Reſt gefangen oder dräng⸗ ten ihn auf die 8./118 im Alvensleben⸗Weg zurück. Der Komp.“ Führer, Lin. d. R. Mellis, erlitt dabei einen ſchweren Nerven ⸗ chock. Die Führung der 7/118 übernahm Lin. d. N. Dombrowa. Der 8.118 gelang es zunächſt, ihren Graben nach rechts gegen den eingedrungenen Feind abzudämmen. Es entſpannen ſich aber dann ſchwere Handgranaten und Nahkämpfe, in deren Verlauf der zahlenmäßig weit überlegene Feind auch die 8./118 im Alvens⸗ leben⸗Weg zurückzudrängen vermochte, und zwar bis an die Grenze des F. R. 35. Von 7 Uhr abends ab wurde das Feuer ſchwächer, die Gefechtshandlung ſchien beendet zu ſein. Zwiſchen dem Führer des II./118, Hptm. Claſſen, und dem des III./ 118, Major d. L. Goltz, fanden längere Beſprechungen über die nunmehr zu ergreifenden Maßnahmen ſtatt. Auch mit dem Regiment wurde mehrfach verhandelt. Vor allen Dingen war es wichtig, einwand⸗ frei die Einbruchsſtellen des Feindes feſtzuſtellen. Um 8.45 Uhr nachm. übernahm auf Befehl des Reg. Major d. L. Goltz die Leitung der weiteren Gefechtshandlungen, die beiden vorderen Patl. wurden ihm unterſtellt. Daraufhin erhielt zunächſt 10/118 den Befehl, ſich gefechtsbereit zu machen und mit möglichſt viel Handgranaten, deren Beſorgung aus dem Pionierpark der 9./118 übertragen wurde, in den Flersgraben vorzurücken. Am 28. 8. 12.30 Uhr vorm. traf bei Major d. L. Goltz ein Reg.⸗Befehl ein, der ihm zwei Aufgaben ſtellte: 1. Den verlorenen Graben zurückzuerobern und 2. zwiſchen Stützpunkt(linkem Flügel der 5/118) und rechtem Flügel F. R. 35 eine Riegelſtellung zu ſchaffen, zu deſetzen und auch bei Tage— wenn auch nur mit einer dünnen Linie— beſeßt zu halten. Oblt. Bieber, der Führer der M. G. K., um 12.45 Uhr vorm. den Befehl, auf dem linken Flügel des„Stützpunktes“ Maſchinen⸗ gewehre zur flankierenden Unterſtützung der Wiedereroberung des verlorenen Grabenſtücks einzubauen. Weiterhin bekam der Gra⸗ benoffiziere des II./118 den Auftrag, die Reſ.⸗Züge ſowie die vor⸗ deren Reſte der 7. und 8. Komp. zur Wiedereinnahme des ver⸗ lorenen Grabens am linken Flügel des Reg.⸗Abſchnittes bereitzu⸗ ſtellen. Die Komp.⸗Führer der 11. und 12./118 wurden telepho⸗ niſch zu Major d. L. Goltz befohlen und erhielten um 1.20 Uhr vorm. den Befehl, die neu anzulegende„Riegelſtellung“ zu be⸗ ſetzen, die 12. Komp. rechts, die 11. Komp. mit zwei Zügen links anſchließend. Ein Zug der 11. Komp. unter t. d. L. Kollenrott am 26. früh von Oberſt von Duncker bezogen. wurde als Reſerve für den Angriff zurückgehalten. Die Komp. In Ausführung dieſes Befehls erhielt nun zunächſt erreichten gegen 3 Uhr die befohlene Linie und nahmen ſofort die Spaten in die Hand. Sie arbeiteten, was die Kräfte hielten, Jeder Mann war ſich deſſen bewußt, daß hier der engliſche Sperr- feuer-Riegel lag und ſo gab er ſein Letztes her, um ſeinen Leib einigermaßen gegen die vernichtende Wirkung der engliſchen Ar⸗ tillerie zu ſchützen, die jederzeit losbrechen konnte. Die 10. Komp., die ſchon im Flers⸗Graben war, erhielt Weiſung, an Stelle der vorgegangenen Teile des II. Patl. den rechten Flügel der zweiten Stellung zu beſetzen. Die 9.118 rückte an Stelle der in die Riegelſtellung vormarſchierten 11./118 in die linke Hälfte der zweiten Stellung. Der befohlene Angriff der 7. und 8.O118 kam nicht zur Aus⸗ führung, da die Komp. vollſtändig erſchöpft und ohne Munition und Material waren. Deshalb erhielt nunmehr Lt. d. R. Kollen⸗ rott den Befehl, aus ſeinem Zug der 11/118 einen Stoßtrupp zu bilden und vom linken Flügel aus mit den Reſten der 7. und 8. Komp. die feindliche Stellung aufzurollen. 6./118 wurde an⸗ gewieſen, ihre Leute ſturmbereit zu machen für eine Wiedergewin⸗ nung der verlorenen Stellung vom rechten Flügel aus. Ihr Führer, Lt. d. R. Schlamp(Georg), machte darauf aufmerkſam, daß bei der Entfernung vom Feind, die 600 Meter betrüge, das Moment der Ueberraſchung gänzlich fortfiele und daß er außer ins Sperrfeuer noch in das Flankenfeuer der feindlichen Infanterie aus dem Teil des Delville⸗Waldes, der am 24. Auguſt dem abge⸗ löſten Reg. verloren gegangen ſei, gerate. Der Neſ.⸗Zug der 5/118 wurde anſchließend an die 6/118 eingeſetzt. Die Uhren waren verglichen. Auf 4 Uhr vorm. war vom Reg. der Sturmbeginn feſtgeſezt. Der Feind mußte aber die Bewegungen in unſeren Gräben erkannt haben, denn bereits vor 4 Uhr ſetzte ein außer ⸗ ordentlich ſtarkes Feuer ein, das die Angriffstruppe völlig aus ⸗ einander warf und ihr ſchwere Verluſte zufügte. Unter dieſen Umſtänden konnte auch dieſer Angriff nicht durchgeführt werden. Auch in die Reihen der 11. und 12.118 ſchlug das Sperrfeuer des Feindes. Aber die Komp. ſchanzten mit Todesverachtung bis zum Morgengrauen. Dabei wurden dem Führer der 12/118, Lt. d. R. Hofmann, durch einen Splitter einer 24 em⸗Granate beide Ober⸗ ſchenkel abgemäht, ſo daß er bald darauf an Verblutung ſtarb. Lt. d. R. Schröder(Joh.) übernahm die Führung der Komp. Als es hell wurde, erkannte der Feind unſere neue Linie und konzen⸗ trierte nun ſeine geſamte ſchwere Artillerie auf ſie. Die Führer der 11. und 12. Komp. meldeten nunmehr gegen 6.15 Uhr vorm. ſchriftlich dem Batl., daß es unmöglich ſei, bei Tage dieſe Linie beſetzt zu halten. Daraufhin befahl dann Major d. L. Goltz, daß die 12./118 in den Flersgraben und die 11./118 in ihre alte Stellung im zweiten Kampfgraben zurückgehen ſollten. Die 9. Komp. wurde in den Gallwitz⸗Niegel zurückgezogen. Auch Lt. d. R. Kollenrott erhielt Weiſung, zu ſeiner Komp. zurückzu⸗ kehren. Die 10. Komp. blieb in der zweiten Stellung. Der 28. Auguſt verlief im allgemeinen ruhig. Die Annäherungswege lagen unter dem Feuer leichter und mittlerer Kaliber. Gegen Abend ſetzte wiederholt Sperrfeuer auf den Abſchnitt des J. N. 88 ein, das auch auf unſeren Abſchnitt übergriff. Die ſpäteren Abend ſtunden verliefen ſehr unruhig. Die feindliche Artillerie legte heftiges Schrapnellfeuer auf die Gräben. Zur kalten Verpflegung aus der„eiſernen Portion“ wurde Kaffee und Selterswaſſer vor⸗ gebracht, da bei dem warmen Wetter die Truppe beſonders unter Sau. Abſchnitt aus der Regimentsgeſchichte der 116er, welche demnächſt im Verlag vom Druckhaus 1 L. Fink in Groß⸗Gerau zum Preis von 6,80 Mark erſcheint. atenzahlung iſt geſtattet. Ar. 1 U 4 Die Agrar⸗ und Oſthilfedebatte im Reichstag Die heutige Sitzung des Reichstages befaßte ſich zu Beginn mit einem Nachtrag zur Denk— ſchrift des Rechnungshofes, der ohne Ausſprache dem Haushaltungsausſchuß überwieſen wurde. Das Haus befaßte ſich dann mit der zweiten Beratung des Haushalts des Reichs⸗ ernährungsminiſteriums. Nach den Ausführungen des Abg. Frey (Wp) haben die letzten zollpolitiſchen Maßnah⸗ men bisher noch keine poſitiven Wirkungen ge— habt. Es müſſe alſo nach anderen Mitteln Um⸗ ſchau gehalten werden, um den Abſatz der land⸗ wirtſchaftlichen Produkte zu heben. Es müſſe ganz energiſch für den Truſt Stellung genom⸗ men werden. Die Rohſtoſſpreiſe in Deutſchland müßten herabgeſetzt werden. Auch die Zinsſätze der deutſchen Großbanken ſeien erheblich zu ver⸗ mindern. Den Arbeitsloſen ſolle ein Teil ihrer Unterſtützung in Form von Roggenbrotgutſchei⸗ nen gegeben werden. Im Oſthilfegeſetz ſehe die Wirtſchaftspartei einen ernſten Schritt zur Löſung des Oſtproblems. Auch der Abg. Mache(Soz.) befaßte ſich mit der Not des deutſchen Oſtens. Seine Partei wolle dem kleinen Landwirt im Oſten helfen, wende er ſich aber gegen eine Subventionspolitik innerhalb der Oſthilſe, zu Gunſten der Groß— grundbeſitzer. In erſter Linie müßten die Arbei⸗ ter. Kleinbauern und der Mittelſtand unterſtützt werden. Abg. von Rhein baben(DVP) erklärte, die Not des Oſtens ſei nicht nur eine Not der Landwirtſchaft. ſondern auch der Induſtrie, des Gewerbes und der Gemeinden. Von einer In— duſtriebelaſtung im Oſten könne natürlich keine Rede ſein. Die Haupturſache der Not im Oſten liege in der ganz unmöglichen Grenzziehung. Der Abg. Ronnenburg(Dem.) ſprach die poſitive Mithilfe ſeiner Partei an dem Oſthilfegeſetz aus und begrüßte es, daß das Geſetz von der Regierung nachdrücklich als Forderung des Dietrich'ſchen Oſtpreußengeletzes bezeichnet worden ſei. Abg. Graf Eulenburg(nt.) erklärte, gerade der notleidende Oſten habe eine ſühl⸗ bare Entlaſtung bisher nicht erfahren. Der Roggenpreis bleibe unzulänglich, die Schwei⸗ nepreiſe fielen, Kartoffeln ſeien unverkäuflich und die Milchpreiſe bleiben unter den Pro⸗ duktionskoſten. Deshalb ſei eine gründliche Abkehr von den bisherigen wirtſchaftspoliti⸗ ſchen Methoden notwendig. Reichsernährungsminiſter Schiele er⸗ klärte darauf, die Durchführung der Oſthilfe ſolle in enger Verbindung mit den Ländern, vor allem mit Preußen erfolgen. An der Spitze der entſcheidenden Stellen müßten Perſönlichkeiten ſtehen, die von jeder Bindung, auch jeder politiſchen Bin⸗ dung, frei ſeien. Der Miniſter wandte ſich dann gegen die von den Sozialdemokraten im Etat beantragte Streichung. Nach weiteren Ausführungen der Abg. Herbert⸗Franken(Bay.⸗V.) und Kerich⸗ baum(Deutſche Bauernpartei) wurde die Be⸗ ratung unterbrochen, um die in der letzten Woche zurückgeſtellten Abſtimmungen nachzu— holen. Zunächſt wurde der Etat des Reichsminiſteriums des Innern angenommen, dabei wurde auch die Ausſchußentſchließung auf rechtliche Gleichſtellung der Feuerbeſtat⸗ tung mit der Erdbeſtattung gegen die Stim⸗ men der Linken abgelehnt. Die übrigen Aus⸗ ſchußentſchließſungen wurden angenommen, darunter auch jene, die Maßnahmen gegen die Herabſetzung und Verächtlichmachung der Weltanſchauungen verlangt. In namentlicher Abſtimmung wurde dann auch mit 237 gegen 177 Stimmen bei einer Enthaltung eine Ent⸗ ſchließung des Zentrums angenommen, die ſich von der Ausſchußentſchließung dadurch unter⸗ scheidet, daß ſie ſtatt„der Weltanſchauung“ ſagt„des Religiöſen“. Bei der Fortſetzung der Debatte über den Haushalt des Reichsernährungsminiſteriums betonte Abg. Hemeter(Dut.) die Notwendig⸗ keit der Ausgabenſenkung zum Zwecke der Sparpolitik Wiederherſtellung der Rentabilität der Land⸗ wirtſchaft. Abg. Warnke(Z.) verlangte ür den Oſten eine Siedlungspolitik, die ſich freihält von konfeſſionellen Voreingenommenheiten— Abg. Hildebrandt(DB.) ſchleunige Aenderung der Milchjzölle. Um 18,30 Uhr vertagte ſich das Haus auf Mittwoch 10 Uhr. Endlich dämmert's! forderte ſtatt Luxusausgaben! Streichungen am Etat des Auswärtigen Amtes Der Haushaltsausſchuß des Reichstages nahm am Dienstag eine Reihe erheblicher Streichungen an dem Etat des Auswar⸗ tigen Amtes vor. Zunächſt wurden die drei neuen Botſchafterſtellen in Rio de Janeiro, Santiago und Buenos Aires gegen die Stim- men der Demokraten und Deutſchen Volkspar⸗ tei geſtrichen. Ein Antrag, auch den Botſchaſ⸗ terpoſten beim Heiligen Stuhl zu ſtreichen, wurde abgelehnt. Im Befoldungsetat des Auswärtigen Amtes wurden rund 23% Millio⸗ nen Reichsmark geſtrichen. Bei den perſön⸗ lichen Verwaltungsausgaben für die Ver⸗ tretung des Reiches im Auslande wurden rund eine halbe Million Mark geſtrichen. Der Poſten für die Geſandſchaft in Tirana wurde Die Kabinettsumbildung: ebenfalls geſtrichen. Es ſoll in Tirana ledig⸗ lich ein Konſulat errichtet werden. * Wir nahmen ſchon verſchiedentlich Gelegen⸗ heit, auf die bedenklich hohen Ausgaben für das Auswärtige Amt hinzuweiſen. Daß nan nunmehr auch im Haushaltsausſchuß des Reichstages zu dieſer Einſicht gelangt iſt und den Mut aufgebracht hat, dem Etat für das „Auswärtige“ mit— wie es ſcheint— radi⸗ kalen Streichungen zu Leibe zu rücken, iſt jedenfalls ſehr begrüßenswert. Hoffentlich nimmt auch das Plenum den gleichen Stand⸗ punkt ein, damit der Steuerzahler von Luxus- ausgaben der bisher bekannt gewordenen Art für die Zukunft verſchont bleibt. wird Dietrich Sinanzminiſter? Die D. v. p. immer noch hartnäckig enb. Berlin, 24. Juni.(Eigene Meldung.) Allgemein war heute abend erwartet worden, daß das Reichskabinett in ſeiner Nachtſitzung eine Ent⸗ ſcheidung treffen würde. Das Kabinett iſt aber noch nicht über die allgemeine Ausſprache hin— weggekommen, die das Ziel hatte, ein Kompro⸗ miß zwiſchen dem Programm von Miniſter Diet⸗ rich und den Forderungen der Deutſchen Volks⸗ partei herbeizuführen. So viel ſteht jetzt jeden⸗ falls feſt, daß zu den Vorträgen, die der Reichs— kanzler dem Reichspräſidenten unterbreiten wird. auch die Ernennung Dietrichs zum Reichsfinanzminiſter gehören wird. Der ſachliche Ausgleich zwiſchen den Auffaſſungen der Parteien muß jedoch noch gefunden werden. Eine Parteiführerbeſprechung hat der Kanzler nicht in Ausſicht genommen; dagegen iſt wohl an⸗ zunehmen, daß bis zur morgigen Kabinettsſitzung nochmals mit der Deutſchen Volkspartei Fühlung genommen wird, um die Möglichkeiten einer Ver⸗ ſtändigung weiter zu überprüfen. Die Einzel⸗ heiten über den ſachlichen Inhalt der Kompro⸗ mißbemühungen werden naturgemäß geheim ge— halten, um den Fortgang der Verhandlungen nicht zu ſtören und zunächſt den Reichspräſidenten zu unterrichten. Wünſche der DVP. enb Berlin, 25. Juni. Das Reichskabinctt tagte geſtern abend 20 Uhr, um ſich über das Finanzprogramm zu verſtändigen, das der bis⸗ herige Wirtſchaftsminiſter Dietrich, den man jetzt allgemein als den kommenden Finanzminiſter anſieht, durchführen will. Das Programm würde ungefähr folgender⸗ maßen ausſehen: Ein Notopfer für die Beamten, das die kleinen Einkommen bis zu 2000 Mark freiläßt, ſoll 2—3 Prozent be⸗ tragen. Für die übrigen Einkommen erwartet man, wie wir bereits gemeldet haben, einen etwa 10prozentigen Zuſchlag zur Einkommenſteuer. Dazu kommt die Le⸗ digenſteuer und die Verkehrsſteuer. An die Stelle der Verkehrsſteuer will man auf Vorſchlag der Deutſchen Polkspartei die bereits früher viel erörterte Bürger ⸗ abgabe ſetzen, die von jedem Wahlpflichti⸗ gen in Höhe von etwa 5—9 Mark jährlich er⸗ hoben werden ſoll und deren Aufkommen man mit etwa 200 Millionen berechnet. Außerdem ſtellt die Volkspartei den Erſparnisab⸗ fichten des Dietrichſchen Programms, das etwa 100120 Millionen Mark Abſtriche im Etat vorſieht, die Forderung auf eine 11prozentige Einſparung am Geſamtetat entge— gen, die jetzt eine halbe Milliarde erbringen ſoll. Ob die Deutſche Volkspartei mit ihren Forderungen durchkommt, iſt vorläufig noch ſehr zweifelhaft. Jedenfalls haben die bishe⸗ rigen Beſprechungen zwiſchen Dr. Scholz und dem Reichskanzler noch keine Anhaltspunkte für eine nahe Verſtändigung ergeben. Der Gegenſatz zwiſchen dem Kabinett und der Deutſchen Volkspartei beſteht vielmehr unverändert fort. Unter dieſen Umſtänden ſieht man dem Er⸗ gebnis der geſtrigen Kabinettsſitzung und der parlamentariſchen Entwicklung der nächſten Tage mit großer Spannung entgegen. Großfeuer in der Sellſtoff⸗Fabrik 47. Jahrgang Das Problem der Preis⸗ und Cohnſenkung Erfolgloſe Verhandlungen. enb Berlin, 25. Juni.(Eigene Meldung.) Wie im politiſchen Kreiſen verlautet, ſind die direkten Verhandlungen zwiſchen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern über das Problem der Preis- und Lohnſenkung. die trotz aller Schwierigkeiten bis. her immer noch in der Schwebe gehalten wurden, nunmehr als beendigt anzuſehen. Es wurde ge⸗ ſtern nereinhart. daß der Reichspertſchaftsrat dieſe Frage weiter behandeln ſoll. Die notwen⸗ igen Schritte dazu ſind bereits eingeleitet. Da— mit ſind alſo die direkten Verhandlungen ge— ſchertert. Dieſer Abſchluß geht auf eine Erklä⸗ rung der freien Gewerkſchaften zurück. in der be— tont wird, daß weitere Beſprechungen keinen Zweck hätten. weil ſie nur in einen Atmoſyl en des Vertrauens geführt werden könnten, wäh— rend die Arbeitgeber durch eine Reihe von Maß nahmen ſtarkes Mißtrauen geſchaffen hätten. Es ſei noch verſtärkt worden durch die Anträge der Deutſchen Volkspartei im Reichstag. Die Arbeit⸗ geber nahmen von dieſer Erklärung Kenntnis. Darauf beſchloß dann der Ausſchuß. die weitere Behandlung an den Reichswirtſchaftsrat abzuge— ben. In Wirtſchaftskreiſen wird dieſe Entwick⸗ lung ſehr bedauert, da man ſich urſprünglich Par Verhandlungen Erfolg verſprochen Spaniens Ciberale am Ruder? Ernſte Lage in Sevilla. witb Paris, 24. Juni. Nach einer Havasmeldung aus Madrid erklärt Graf Nomanones in einem Interview, daß die von Alba Prieto und ihm ſelbſt gebildete Liberale Partei der Oppoſition der Intel⸗ lektuellen, die politiſche Reformen wün⸗ ſchen, bald die Regierung übernehmen würden. Aus Hendaye meldet Havas: Nach Noech⸗ richten aus Sevilla hat geſtern eine Abord⸗ nung von Arbeiterinnen ſich an die Stelle be⸗ geben, an der, wie es heißt, die Leiche einer getöteten Arbeiterin niedergelegt worden ſein ſoll. Die Arbeiterinnen führten Blumenkränze mit ſich. Die Polizei und Zivilgardiſten trie⸗ ben die Demonſtranten auseinander, nicht ohne auf Widerſtand zu ſtoßen. Zwei Motorrad⸗ fahrer fuhren mit großer Geſchwindigkeit an einer Polizeikaſerne vorüber und feuerten auf die Polizei mehrere Schüſſe ab. Der Streik iſt allgemein und nimmt einen revolutionären Charakter an. Autos und Pferdedroſchken und die metrſten Straßenbahnen verkehren nicht; zum Teil wer- den ſie von Zivilgardiſten begleitet. Mehrere Straßenbahnführer, die von der Menge angegriffen wurden, wurden übel zuge⸗ richtet. In den Vororten von Sevilla ſind die Laternen umgeworſen worden. Die Zivilgar⸗ diſten der ganzen Umgegend ſind in Sevilla zuſammengezogen worden; mit der Polizei zu⸗ ſammen üben ſie eine ſtrenge Kontrolle aus. Waldhof Blitz ſchlägt in eine Cagerhalle— Mehrere tauſend Tonnen Zellſtoff vernichtet— Millionenſchaden Mannheim. 25. Juni. Während eines am Dienstag nachmittag über Mannheim heraufzie— henden Gewitters ſchlug der Blitz bei der Zell— ſtoff⸗Fabrik Waldho' in eine Lagerhalle, die mit mehreren tauſend Tonnen Zellſtoff angefüllt war. Das leicht brennbare Material wurde au— genblicklich von den Flammen ergriffen; die Halle brannte ſamt dem wertvollen Inhalt raſch nieder. Die Feuerwehren müſſen ſich darauf be- ſchränken, den noch glimmenden Brandherd abzu- löſchen. Der niedergebrannte Bau, eine frühere Flug- zeughalle, ſtand an iſolierter Stelle des großen Fabrkkanweſens. Der Betrieb erleidet alſo keine Störung. Das Feuer verbreitete ſich It. N. B. L, ſehr ſchnell über die ganze etwa 60 Meter lange Lagerhalle, die ſofort in hellen Flammen ſtand. Die Fabrikfeuerwehr und die ſofort alarmierrte Berufsfeuerwehr nahmen die Löſcharbeiten auf. Gegen 7.30 Uhr ſtürzte die äußerſte Giebelwand ein. Der entſtandene Schaden beträgt etwa 2 Millionen Mark. Verbrannt ſind 6000 Tonnen ſertig verpackte Zelluloſe. Die Löſcharbeiten der Feuerwehren mußten ſich darauf beſchränken, den ſtarken Funkenflug einzudämmen und eine angebaute Lagerhalle zu ſichern. Man rechnet damit. daß das Feuer noch zwei Tage anhalten wird. An der Brandſtelle weilten Oberbürgermeiſter Dr. Heimerich, ſowie Vertreter der ſtaat⸗ lichen und ſtädtiſchen Behörden. 2 Bunte Zeitung. Der Reinfall der Zimmervermieter. Die Zimmervermieter der ſchwediſchen Haupt— ſtadt haben einen bitteren Reinfall erlebt; noch mehr aber jene„Unternehmer“, die aus dem er— warteten Fremdenzuſtrom eine Milchkuh für ſich ſchaffen wollten. In Stockholm iſt nämlich kürz— lich eine Jubiläums-Ausſtellung eröffnet worden, und ſchon viele Wochen und Monate vorher fabu— lierte man in der geſamten Preſſe davon, wie ſchwierig es ſein werde, den Fremdenzuſtrom in den Gaſthäuſern und Privatzimmern unterzu— bringen. Eine eigene Quartiervermittlungsan— ſtalt wurde in der Ausſtellung eingerichtet. Aber es ſtellte ſich heraus, daß dieſe Anſtalt ſehr wenig zu tun hat, die Gaſthöfe reichen vollkommen aus. und jene zahlreichen Unternehmer, die möblierte Zimmer ſich ſicherten um dabei ihren Schnitt zu machen, ſind böſe reingefallen. Mangel an Vereinen Berlin hat, ſo berichtet man, 20 000 ſtatiſtiſch erfaßte Vereine. Wieder einmal erfüllt uns eine große Sorge: Kommen wir wirklich mit den paar Vereinen aus, — gibt es wirklich genügend Aufſtiegsmöglichkei— ten, um vom ſtellvertretenden Kaſſierer langſam zur höchſten Würde des Deutſchen, zum Vereins— vorſitzenden. emporzuſteigen? Sind auch für alle Zwecke Vereine da,— für die Liebhaber von Spinat mit Ei,— für die frei umherlaufenden Schäferhunde,— für künſtliche Kalbszucht,— für die Verehrer Alexanders des Großen,— für die Verwertung weggeworfener Briefumſchläge,— für die Sammler proteſtierter Wechſel? Nein,— wir haben viel zu wenig Vereine,— immer noch muß der Mann ein oder zwei Abende in der Woche zu Hauſe bleiben. Ein Verein aber, der unbedingt bekämpft werden muß, wurde jüngſt in Freudenhauſen gegründet: Der Verein der Vereinsloſen. Er iſt imſtande, unſerer Epoche das Charakteriſtiſche zu nehmen. Es muß zu ſeiner Bekämpfung ein neuer Ver— ein gegründet werden,— der Verein zur För— derung der Vereinstätigkeit,— und im erſten Paragraphen ſeiner Statuten muß es heißen: „Jeder Deutſche, der nicht mindeſtens in ſieben Vereinen iſt, verliert das Recht, ernſt genommen zu werden. Im Wiederholungsfalle wird er mit Geſägnis beſtraft, an welcher Stelle auch der Zwangsbeitritt zu mitgliedsarmen Vereinen ver— ordnet werden kann.“ Verſtecken! Verſtecken! Wunderſamſtes und ſchönſtes Spiel aller Kinder, der von geſtern, von heute und mor— gen! Verſtecken! Suchen und Finden! Höhe— punkt und Inbegriff kindlicher Freude! Mitten im Großſtadtgetriebe geſchieht es! In einer der Hauptſtraßen, wo ſich Geſchäft an Ge— ſchäft reiht, und die Menſchen eilig und lebendig ſind! In einer der breiten Türniſchen an der Wand preßt ſich eine ſchmale Kindergeſtalt! Eng geduckt ſteht ſie, in Erwartung! Nur wenige Sekunden ſteht ſie ſtill! Dann ſchaut ein kleiner blonder Kopf mit ein paar hellen Augen ver— ſchmitzt um die Ecke, wartend und erwartend! „Huhu, Mutti,“ lacht es dann mit einem dünnen Puppenſtimmchen. Schnell drückt ſich der Junge wieder in ſeine Ecke! Er ſchlägt die Hände vor das Geſicht, aber durch die einzelnen Finger, die er geſpreizt hält, blicken lachende Augen! Eine junge blaſſe Frau erſcheint in der Tür— niſche! Sie blickt eifrig ſuchend und fragend um ſich und ſcheint in Aufregung! Sie darf ihren kleinen Buben doch nicht ſoſort erblicken, ſie weiß gut, wie Kinder Verſtecken ſpielen! Sie ſchüttelt den Kopf, denkt nach, und ſchaut unentwegt nach einer anderen Richtung! Da zupft ſie eine kleine Patſchhand am Mantel!„Mutti!“ lacht es. Sie dreht ſich um und tut erſtaunt und überraſcht! Dann ſchließt ſie mit einem aroßen Freuen ihren eee. Der Rampf ums dlüleh. Roman aus dem Leben von. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg⸗Saar. (Schluß.) Kein unverlobtes Mädchen darf zum Scherz den Brautkranz einer anderen aufſetzen. Die Unvorſichtige würde niemals Braut werden. Noch einmal kam ſie zur Beſinnung, noch einmal fügte ſie die Hände Erichs und Johan⸗ nas, die ſtumm an ihrem Lager ausharrten, in⸗ einander, noch einmal griff ſie nach der Hand ſhres Vaters und verſuchte ſie an die brennen⸗ den Lippen zu führen, noch einmal flog ihr Blick liebend und ſchmeichelnd zu Gertrud hin⸗ über und von da durch das geöffnete Fenſter, rls wollte ſie mit dieſem Blick einen letzten Ab⸗ ſchied von der Erde nehmen, dann ſank das Haupt aufſeufzend nach rückwärts,— die arme Dulderin hatte ausgelitten, während die Anwe— ſenden im höchſten Schmerz an ihrem Lager knieten und für die arme Seele beteten. Nach anderthalb Jahren fand abermals eine Trauung in der St. Nikolaikirche in Hamburg ſtatt, von der ebenfalls ſehr viel geſprochen wur⸗ de, weil die Geſchicke der beiden Perſonen, die vor den Altar traten, die ganz beſonderen Sym⸗ pathien der Bevölkerung erweckt hatten. Dazu war es eine Doppelhochzeit, denn zugleich mit Erich und Johanna, welche nun endlich veveinigt wurden, fand auch die Trauung von Bernhard Marlow und Frau Leontine von Prangenheim, geborene Steinthal ſtatt. Gleich nach der Trauung begab ſich das erſte Paar auf die Hochzeitsreiſe und zwar nach Ober⸗ italien, wo am Locarner See in dem Garten einer weißen Villa unter Taxus⸗ und Myrten⸗ bäumen ein wundervolles Grabdenkmal ſich er⸗ hob, unter welchem die ſterblichen Ueberreſte Elfriedes den ewigen Schlaf ſchliefen. Das war das Ziel des jungen Paares; hier an dem Grabdenkmal der ſelbſtloſen Dulderin legten ſie die unvergänglichen Blüten ewiger Dankbarkeit nieder: hier empfanden und gelob⸗ Baſis geſtellt. kleinen Jungen in die Arme.„Ich habe dich je ſo geſucht,“ meint ſie! Der Junge lacht, ergreift die Hand ſeiner Mutter und trippelt fort. Er ſpielt, und ſein kleines Kinderherz ahnt nicht, daß aus dieſem Spiel einmal grauſamer Ernſt wird; daß Mütter immer und ewig ihre Kinder ſuchen und durch Not und Einſamkeit und Schmerz und Leiden gehen, um ſie zu t rete. Die Frau von 1930 Die Frau als Wirtſchaftsfaktor.— Praktiſche Mitarbeit. Die veränderte Stellung der Frau im neuen Staat wirkt ſich nach verſchiedenen Seiten aus. Schon die Frauenbewegung hat ein gut Teil da— zu beigetragen, daß Frauen, in dieſem Fall aller— dings faſt nur berufstätige Frauen, durch ſie ge— fördert worden ſind, doch haben namentlich die Ereigniſſe des Krieges auch die Hausfrau, im engeren Sinne des Wortes, ſtärker in das öſſent— liche Leben hineingeführt. Die Familienmutter iſt ſich heute in viel ſtärkerem Maße ihrer volks— wirtſchaftlichen Bedeutung bewußt als früher. Sie weiß heute, daß die Frau nicht nur als Ver— braucherin ihrer eigenen Bedürfniſſe, ſie weiß auch, daß ſie als Käuferin auch eines großen Teils der vom Mann gebrauchten Gegenſtände mit— verantwortlich iſt für den Ausgaben- und Ein— nahme-Etat der Familie und des Staates. Die Frau iſt durch den Umſchwung aller Verhältniſſe zur Staatsbürgerin geworden und muß nun ler— nen, Subjekt der Geſetzgebung zu werden, ſie will ja auch nicht mehr allein Objekt der Rechtſpre— chung ſein. Ihre Berufung in die Parlamente hat ihr Wirkungsmöglichkeiten gegeben, die ſie voll ausnützen muß. Wer ſich heute mit Politik beſchäftigt, kann nicht bei den Fragen der Sozial- und Kultur- politik ſtehen bleiben, ſondern muß in erſter Linie ſich auch mit der Wirtſchaftspolitik befaſ— ſen. Die Begründung dieſer Behauptung liegt in der Erkenntnistatſache, daß nur eine geſunde Wirtſchaft die Mittel hat, weitgehende Syozial— und Kulturpolitik zu treiben. Wenn die Frau in den Parlamenten immer zuerſt auf die ſozialen Aufgaben hingewieſen wird als ihr beſonders naheliegend, ſo mag das gefühlsmäßig richtig ſein; politiſch geſehen iſt es ſo lange falſch, als die Frauen nur den Gefühlen für die ſozial Bedräng— ten folgen, denn alle Unterſtützungen ſind nur ſo lange wirtſchaftlich richtig, als die Finanzen ſie tragen können. Die Frau im modernen Wirt— ſchaftsleben muß ſich darüber klar ſein, daß un— ſere ungeheure Arbeitslolſigkeit ganz beſondere Aufmertſamkeit verdient, und daß hier nicht be— denkenlos unterſtützt werden darf, weil die Zahl derer, die bezahlen können, allmählich abneh— men muß, je mehr noch die Zahlungsfähigen be— laſtet werden, ganz abgeſehen von der ethiſchen Bedeutung, jede Verantwortung für ſich ſelbſt dem Individuum abzunehmen. Es gilt alſo für die Frau. ſich erheblich mehr als bisher um finanzielle Fragen zu kümmern. Steuern und Zölle waren und ſind noch oft ein Buch mit ſie— hen Siegeln für die Frau, aber dürfen es nicht bleiben, wenn ſie die ihr zukommende Stellung im Wirtſchaftsleben einnehmen will. Die Etatfragen des Staates ſind für ſie leich— ter zu überſehen, wenn die Frauen im eigenen Haushalt einen vernünftigen Etat aufſtellen. Jede einzelne Frau muß wiſſen, wicviel ſie be— ſitzt und wieviel ſie davon für regelmäßige Aus— gaben in der Woche, im Monat, im Jahr zu Ver- fügung hat. Sie muß ferner wiſſen, wieviel ſie für unumgänglich notwendig Ausgaben braucht. Dieſe Aufſtellung iſt der ordentliche Etat des Haushalts. Der Reſt der Einnahme, der nach Abzug dieſer notwendigen Ausgaben übrig bleibt, bildet ihren außerordentlichen Etat, aus dem unvorhergeſehene Ausgaben, auch einmal Luxuswünſche, befriedigt werden können. Wird ſo jeder einzelne Haushalt auf auf eine geſunde werden ſie alle zuſammen zur ten Erich und Johanna ſich, daß ihr Glüg en dauerndes, ewiges ſein müſſe, da es durch ſo⸗ lange Jahre der Qual, durch ſo große Opfen eines armen Menſchenkindes, deſſen Liebe in ih⸗ rem Herzen lebte, erkauft worden war. Und was Erich und Johanna ſich hier gelob⸗ ten, das ging ihnen in vollſtem Maße in Erfül⸗ lung. Johannas energiſche, ruhige Natur er⸗ gänzte den etwas ſchwankenden Charakter Erichs, der bald in ſeiner Tätigkeit eine der hervorra- gendſten Perſönlichkeiten ſeiner Vaterſtadt wur⸗ de. Im Verein mit Bernhard Marlow brachte er die Werft, die immer noch ſeinen Namen führte, zu ungeahnter Höhe und Johanna wal⸗ tete über dem Unternehmen als der gute Geiſt für die Arbeiter und Angeſtellten, indem ſie, ihrer Herkunft ſtets eingedenk, ſich als Beſchüt⸗ zerin derſelben fühlte. Wohlertſen, der lange Zeit den Verluſt der Tochter nicht verſchmerzen konnte, genoß in dem Glück ſeines Neffen Bernhard einigen Troſt für den herben Schickſalsſchlag und im übrigen ver⸗ ſuchte Gertrud dem alten Herrn die Tochter nach Kräften zu erſetzen. Das Heim Erichs und Johannas aber wurde zu einer Stätte reinſten, dauernden Glückes, am größten jedoch war hier die Freude, wenn ein livländiſcher Handelsherr, mit Namen Leven⸗ ſtorf, auf ſeinen Geſchäftsreiſen Hamburg be— rührte und bei Erich Steinthal einkehrte. Dann kamen Feſttage für das Haus, denn Johanna und Erich vergaßen es dem edlen Manne nie, wie hochherzig er ſich Johannas angenommen hatte. Dann erzählte man ſich viel von den ſchick⸗ ſalsſchveren Tagen an den Seen Oberitaliens, dus auch in Zukunft für alle das gemeinſame Ziel der jährlichen Sommerreiſen wurde. Der Traum, den Erich in jener Brandnacht auf Steinwärder geträumt, erhatte ſich voll er⸗ füllt:— Nach wildbewegter Meerfahrt durch die Stürme des Lebens war ſein Schiff in den Hafen eingelaufen und er hatte mit ſeiner Jo⸗ hanna den Frieden gefunden— den wahrhaften Frieden nach dem Kampf ums Glück.— — Ende. Grundlage einer geſunden Finanzwirtſchaft der Nation werden. Die Frau, die am meiſten leidet unter der Unordnung im eigenen Hauſe, wird auch Verſtändnis haben für Maßnahmen zur Ab⸗ ſchaffung unerträglicher wirtſchaftlicher Verhält⸗ niſſe im öffentlichen Leben. Das Geld, das wir verdienen muß wieder im Wert ſteigen; das kann aber nur ſteigen, wenn es verdient wird und nicht dem Koſtgänger des Staates, zu Laſten der anderen, mühelos in die Hand gedrückt wird. Die Frau, die im Durchſchnitt in ihrem Haushalt von früh bis abends unbezahlte Arbeit leiſtet, wird das ſchwerer einſehen, als die berufstätige Frau, die gleich dem Manne bezahlt wird. Es ließe ſich hier die Frage der Kreditwirtſchaft, die nach amer. Muſter bei uns eingeführt wurde, behandeln. Es ſollte jeder einſehen, daß fremde Einrichtungen ſich nicht ohne weiteres übertragen laſſen. Kreditwirtſchaft und Abzahlung iſt nur für die Volkskreiſe möglich, die über eine gewiſ— ſermaßen ſichere Einnahme verfügen; andere ſoll— ten ſich davon fernhalten. (Schluß folgt.) Aus Nah und Fern Frankenthal, 24. Juni. Ein begehr⸗ ter Poſten. Um den Poſten eines Direktors der hieſigen ſtädtiſchen Werke habe ſich ins— geſamt 119 Perſonen beworben. Pirmaſens, 24. Juni. Folgenſchwerer Blitzſchlag. Bei den ſchweren Gewittern, die Montag nachmittag gegen 4 Uhr über die Ge— gend von Pirmaſens zogen, hat ſich im ſogenann— ten Sommerwald unweit der Stadt ein ſchwe— rer Unfall zugetragen. Der Blitz ſchlug dort in einen Heuwagen der Park- und Bürgerbräu AG. in Pirmaſens. Der Wagen brannte ſamt dem Heu vollſtändig nieder. Drei Taglöhner, die mit dem Aufladen beſchäftigt waren, wurden zum Teil ſchwer verletzt. Der Taglöhner Sche— rer von Münchweiler an der Rodalb und Kraut- wurſt von Pirmaſens erlitten einen ſchweren Nervenchock und Verbrennungen, ſodaß ſie in bewußtloſem Zuſtand abtransportiert werden mußten, während der Taglöhner Handel, eben— falls von Münchweiler, erhebliche Brandwunden erlitt. Die Pferde konnten von dem brennenden Wagen rechtzeitig abgeſpannt werden. Steinbach. 23. Juni. Der Gemeinderat be— ſchloß, von jeglicher Befreiungsfeier abzuſehen und nur um 12 Uhr nachts die Glocken läuten zu laſſen, Die Mitglieder des Gemeinderats lie— ßen ſich von dem Gedanken leiten, daß die zur Zeit herrſchende ungeheure wirtſchaftliche Not jede Feſtlichkeit an ſich verbietet und daß doch nur von einem Abzug der Beſatzung, aber noch nicht von einer eigentlich. Befreiung geſprochen werden könnte. Wetterbericht. Durch den Abbau des Hoch— druckgebietes, das jetzt weit ſüdlich von uns im Mittelmeergebiet liegt, iſt Deutſchland in den Be— reich einer ausgedehnten Südweſtſtrömung ge— kommen. Die Wetterlage iſt damit recht unbeſtän— dig, aber nicht eigentlich unfreundlich geworden, die Temperaturen halten ſich in mäßigen Gren— zen.— Nach Niederſchlägen, die teilweiſe wieder gewittrig auftreten, noch ziemlich bewölkt, mäßig warm, ſüdweſtliche Winde. Fortdauer der raſch wechſelnden, zeitweiſe regneriſchen Witterung. 15⸗ Millionenkredit für Heſſens Wirtſchaft Heſſiſcher Landtag. Daärmſtadt, 25. Juni. Der Heſſiſche Landtag trat am Dienstag in die Beratung des Etats über die Hauptabteilung des Miniſte— riums für Arbeit und Wirtſchaft ein. Hierzu ergriff zunächſt Miniſter Korell das Wort. Der Miniſter befaßte ſich mit der beſonders hohen Zahl der Arbeitslo⸗ ſen in Heſſen und hält zurzeit der Kriſen— welle eine Aufhebung des Sozialminiſteriums für vorerſt unmöglich. Die Gründe für die be— ſondere Not in Heſſen beruhten auf dem ho— hen Prozentſatz der Klein- und Mittelbetriebe. Dazu kommt, daß in Heſſen die Spezial- und Verfeinerungsinduſtrien ſtark vertreten ſind. Zur Bekämpfung der dauernden Arbeitsloſig— keit wird jetzt die Regierung ermächtigt, einen 15⸗Millionen⸗Kredit aufzunehmen zur Entlaſtung der Kommunen. Der Miniſter trat dann für die Zinsſenkung ein und wandte ſich gegen die Kapitalflucht. Er polemiſierte gegen die antiſozialiſtiſchen Ausführungen des Prof. Horneffer. Der Miniſter hält ein ſozial gefaf⸗ feltes Notopfer der Feſtbeſoldeten für verant⸗ wortbar, ſolange andere Wege nicht gangbar ſind. Einer, die Maſſen wirklich belaſtenden Erhöhung der Mieten wird der Mini⸗ ſter für Heſſen ſeine Zuſtimmung nicht geben. Der Reinzuwachs an neuen Wohnungen be— trägt in Heſſen 7964 im Jahre 1929 und für die Zeit von 1919 bis 1929 rund 52 000 Woh⸗ nungen. Heſſen ſteht damit an zweiter Stelle hinter Württemberg in Deutſchland. Nach Ausführungen des Zentrumsabgeord⸗ neten Weſp, der ſich für Förderung der Aus⸗ fuhr und Schutz der Arbeit gegen beſonders begünſtigte Auslandskonkurrenz einſetzte, wur⸗ den zunächſt die Kapitel Hochbauweſen und die Kapitel des Innnenminiſteriums ver⸗ abſchiedet und dann in die Beratung des Ge⸗ ſetzentwurfes über die Aenderung des Finanzausgleichs in Verbindung mit dem von den Koalitionsparteien geſtellten An⸗ trag, der einen 15⸗Millionen⸗Kredit zur Hebung der Wirtſchaft und Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit vorſieht, eingetreten. Die Parteien ſetzten ſich, mit Ausnahme der Deut⸗ ſchen Volkspartei und des Landbundes den Geſetzentwurf und den Antrag ein. Die Beratung wird am Mittwoch fortgeſetzt. für den ein Raub der Flammen. zwei Millionen Mark, iſt durch Verſicherung gedeckt. Lokale Nachrichten litzſchlag in die Zellſtaff⸗Fabrik. Bei dem ſchweren Gewitter, das ſich geſtern Nach- mittag um 5 Uhr über Mannheim austobte, ſchlug auch der Blitz in einen Lagerſchuppen der Zellſtoff⸗ Fabrik Waldhof. Die ganzen Warenvorräte wur⸗ Der Schaden, etwa Die Sportvereinigung ſpielt gegen Sandhofen 1:2. Letzten Samstag lieferten die Grünen mit 3 ö Erſatzleuten der Spielvgg. Sandhofen in Sandhofen ein Rückſpiel, das durch ein Eigentor knapp 2:1 verloren ging. Auf Grund der gezeigten Leiſt⸗ ungen muß man feſtſtellen, daß trotz des Erſatzes die Gäſte mehr vom Spiel hatten und in jeder Spielphaſe gefallen konnten. Nächſten Sonntag nun geht es beim Spiel gegen Germania-Friedrichsfeld auf dem Waldſport— platz um den Endkampf, um den Pokalmeiſter von Unterbaden-Pfalz, der im vorigen Jahr abgebrochen worden war. Viernheim und Friedrichsfeld ſind punktgleich und man darf auf den Ausgang des Spieles ſehr geſpannt ſein. Meichsb. Schwarz⸗Rot⸗Gold Die Ausfahrt des Schutzſportes vom Reichs- banner Schwarz-Rot-Gold Viernheim nach Stuttgart. Es wird geſchrieben: Mit fröhlichen Geſang wurde Samstag nachm. 13 Uhr die Fahrt nach Stuttgart vom Lokal zum Anker ab, per Auto angetreten. Schon hinter Hei— delberg ging ein Lob über die ſchöne Gegend durch die Mannſchaft. In mäßiger Fahrt ging es über Bruchſal nach Bretten, wo wir von den dortigen Kameraden aufs herzlichſte begrüßt wurden. Nach einer Raſt von einer Stunde ging es weiter berg— auf, bergab, ähnlich einer Achterbahn und mancher, dem die Gegend noch fremd war, konnte ſich nicht ſattſehen an den Schönheiten der Natur. Um ½8 Uhr wurden wir in Zuffenhauſen von den Stutt— gartern Kameraden abgeholt, ins Lokal geleitet, und uns unſere Quartiere augewieſen. Nach dem Fackelzug wohnten wir alle der Bannerweihe bei, die mit überaus ſchönen Rezitationen und Muſik— ſtücken ausgefüllt wurde. Sonntag früh gab es eine Wanderung durch die Stadt Stuttgart und auf eine Anhöhe, von dieſer aus man die ganze Stadt überſehen konnte. Mann darf ohne Uebertreibung ſagen, daß Stuttgart eine der ſchönſten Städte in Süddeutſchland iſt mit ihren hiſtoriſchen und moder— nen Bauten von 17 Stockwerken. Nach dem Mit- tageſſen beteiligten wir uns am Feſtzug, an dem ca. 2000 Kameraden vom Reichsbanner teilnahmen. Nach der Anſprache des Kameraden Herrn Ulrich, Heilbronn, M. d. O, begann das Handballſpiel Stuttgart— Viernheim, das trotz körperlicher Ueber— legenheit des Gegners mit einem 2:4 Sieg für Viern⸗ heim endete. Eine Freude war es zu heobachten, mit welchem Fleiß und Energie unſere, ſowie auch die Stuttgarter Kameraden ſich bemühten, den ſehr zahlreichen Zuſchauern einen ſchönen Sport zu zeigen. Jeder Zuſchauer ging mit dem Bewußtſein vom Platz, daß das Reichsbanner keine Rekordſucht mit dem Sport betreibt, ſondern ihn als Mittel zur kör— perlichen ſowie geiſtigen Ausbildung der republikani— ſchen Jugend. Nur zu ſchnell verrann die Zeit und ungern verabſchiedeten wir uns von den Kameraden ſowie Quartiergebern, die uns mit ſo großer Zu— vorkommenheit behandelten wie man ſie ſelten findet. Mit dem Bewußtſein wirklich kameradſchaftliche Stunden verlebt zu haben, ging es wieder der Heimat zu u. man verſprach ſich, auch fernerhin die Ziele des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold hochzuhalten, dem Gegner trotzig die Stirn zu bieten, zur Verwirk— lichung der Weimarer Verfaſſung beizutragen und dem deutſchen Volke aufrichtig zu dienen. Vor allem aber, dem nationalſozialiſtiſchen Ungeziefer u. Mord— banditen ihr Wegelagererhandwerk lahm zu legen. Republikaner, treu der Republik, treu der Verfaſſung, zum Wohle des deutſchen Volkes. Republikaner, Kameraden! Auf zum freien Rhein, zur Befrei— ungsfeier in Mainz am 19., 20. und 21. Juli. Sch. V. Bekanntmachung. Die Anmeldung der mit Tabak bepflanzten Grundſtücke. Die zur Anmeldung der mit Tabak bepflanzten Grundſtücke erforderlichen Formularien können währ⸗ end der üblichen Büroſtunden bei uns Zimmer 26 in Empfang genommen werden. Bis ſpäteſtens 15. Juli d. Js. ſind dieſelben genau ausgefüllt bei den hieſigen Zollamt von Vormittags 7— 12 Uhr und nachm. von 1½— 5½½ Uhr und Sams- tag von vorm. 7—1 Uhr nachm. abzuliefern. Wir machen darauf aufmerkſam, daß jeder Tabak⸗ bauende geſetzlich verpflichtet iſt, die vorgeſchriebene Anmeldung bis 15. Juli 1930 zu machen, und daß diejenigen, die die Anmeldung verſpätet ein⸗ reichen oder ganz unterlaſſen, ſtrafbar ſind. Viernheim, den 21. Juni 1930. Betr: Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth 2 Verſammlung der Spar⸗ u. Weihnachtskaſſe Lampertheim. Letzten Samstag fand im„Kaiſerhof“ eine Proteſtverſammlung ſtatt. Der Verſammlungsleiter Herr Jean Knapp begrüßte die etwa 100 Perſonen ſtarke Verſammluug. Nun erteilte er dem Refe- renten Herr Datz aus Lampertheim das Wort. Dieſer gab folgendes bekannt: Am Sonntag, den 15. Juni 1930 fand bereits eine Verſammlung ſtatt, wobei auch die Vorſtandsmitglieder Lennert und Co. anweſend waren. Die Tagesordnung wurde ſeitens der Mitglieder aufgeſtellt: 1. Bericht und Stand der Spar- und Weihnachtskaſſe Lam- pertheim; 2. Neuwahl des Vorſtandes; 3. Liqui— dation des Vereins. Gegen dieſe Tagesordnung war nun nichts mehr einzuwenden. Die Verſamm- lung verlief ſehr gut bis zu dem Punkte Neuwahl des Vorſtandes. Als der neue Vorſtand gewählt war, war der alte Vorſtand über die Liquidation des Vereins nicht einverſtanden. Nun erklärte Mitglied Datz, welcher jetzt im Vorſtand iſt, wenn ſich die Herren des alten Vorſtandes den Anord— nungen des neuen Vorſtandes und der Mitglieder nicht fügen wollen, ſo bitten wir die Herren, den Saal zu verlaſſen, ſie hätten hier nichts mehr zu ſuchen. Und tatſächlich haben die Herren den Saal verlaſſen. Der neue Vorſitzende Herr Gölz aus Lampertheim welcher auch hier in Viernheim war, führte dann die Verſammlung weiter und ſtellte den Punkt Liquidation des Vereins zurück bis zur nächſten Verſammlung am Freitag, den 27. Juni 1930, im Rheingold in Lampertheim. Herr Datz führte auch aus, daß ſ. Zt. bei der Umtaufe der Spar- und Weihnachtskaſſe Lampertheim in die Volksbank Lampertheim der Herr Lennert ausge⸗ ſprochen hatte:„Wer nicht mitmacht in der Volks⸗ bank wird ausgeſchloſſen, die Spar⸗ und Weih⸗ nachtskaſſe iſt aufgelöſt!“ Als nun der Redner ſeinen Vortrag beendet hatte, ſtellte der Verſamm⸗ lungsleiter Herr Jean Knapp die Rede zur Dis- kuſſion. Herr Datz bat dann ums Wort zur Auf- klärung: Alſo meine Herren, unſere Pflicht als neuer Vorſtand iſt nun, die Spar⸗ und Weihnachts- kaſſe aufzulöſen und ganz aus der Welt zu ſchaffen. Der neue Vorſtand war ſchon beim Gericht und haben da ſchon ihre nötigen Anweiſungen erhalten. Am Freitag in der Verſammlung in Lampertheim wird dieſes alles beſprochen. Es wäre zweckmäßig, wenn Viernheim drei Delegierte nach Lampertheim ſenden wolle, wovon 1 Delegierter in den dortigen Vorſtand kommt. Es wurden vorgeſchlagen die Herren Jean Knapp, Edmund Wedel und Joſef Fetſch und per Akklamation gewählt. Die drei Herren können es dann unter ſich aus— machen, wer in den Vorſtand kommt. Es wurde noch der Punkt„Unkoſten“ beſprochen. Lampert⸗ heim hat bereits ſchon bei ſeinen Mitgliedern ge— ſammelt, ebenſo Bürſtadt und Biblis. Es wurde der Betrag von 50 Pfg. pro Perſon vorgeſchlagen und auch dann angenommen. Als Kaſſierer haben ſich Edmund Wedel und Joſef Fetſch gemeldet. Nachdem nun alles erledigt war, erklärte der Ver— ſammlungsleiter die Verſammlung für geſchloſſen. Eingeſandt. (Ohne Verantwortung der Redaktion.) Ar. III J. B. hier, betreffs Invalidenverſicherung. Wenn Sie auf Grund der Verſicherungspflicht vom Juni 1925 bis heute 249 Beiträge zur In- validenverſicherung geleiſtet haben, ſo haben Sie nach 8 1278 der Reichsverſicherung die Wartezeit erfüllt. Die Auwartſchaft wegen der von 1892 bis 1901 geleiſteten 488 Beiträge war zwar bei Auf- nahme der neuen verſicherungspflichtigen Beſchäfti- gung im Jahre 1926 erloſchen(verfallen), iſt je⸗ doch wieder aufgelebt, da Sie ſeitdem eine Warte- zeit von 200 Wochen zurückgelegt haben und bei der Wiederaufnahme der verſicherungspflichtigen Be⸗ ſchäftigung das 60. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten(§ 1283 der Reichsverſicherungsordnung). Sie können daher jetzt eine Invalidenrente beantragen, wie Sie ſelbſt angeben und ſind Sie über 65 Jahre alt und auf Grund, dem brauchen Sie einen Invalitäts⸗Nachweis durch den Arzt nicht zu erbringen. Nehmen Sie alle Ihre Endbeſcheinigungen Ihrer abgelieferten Inv-Karten nebſt der letzten Quittungskarte und bringen Sie dieſe Sachen zur Bürgermeiſterei. Die Invalidenrente beſteht aus dem Grund- betrag, aus dem Reichszuſchuß und aus dem Stei— gerungsbetrag, Grundbetrag pro Jahr 168 Mark. Reichszuſchuß 72 Mk. und aus einem Steigerungs- betrag von 20 Prozent der ſeit dem 1. 1. 1924 entrichteten Beiträge. Für alle Beitragsmarken die Sie vor dem 30. 9. 1921 in der zweiten Klaſſe verwendet hatten, werden pro Beitragsmarke mit 8 Pfg. auf— gewertet. Je mehr Sie Inv.-Karten beſitzen und je höher Sie hierzu Beiträge entrichtet haben, deſto höher wird Ihre monatliche Inv.-Rente ſein. Sollten Sie noch in irgend einem Zweifel ſein, ſo kommen Sie zu mir, Sie erhalten unent— liche Auskunft. Adler, Annaſtr. 3. Inſerieren bringt Gewinn! F Uereins-Anzeiger Unter dieſer Rubrik wird Vergnügungsanzeigen 3 keine Aufnahme gewährt S l Krieger⸗ und Soldaten⸗Verein Teutonia(Schützen⸗ abteilung). Heute Abend halb 9 Uhr kurze Be⸗— ſprechung ſämtl. Schützen betr. Gauſchießen iu Lampertheim und Denkmaleinweihung in Worms⸗ Hochheim am nächſten Sonntag. Der Vorſtand. Turngenoſſenſchaft 1893. Sämtl. Sportler und Sportlerinnen beſonders die Jugendlichen, welche ſich an dem Bezirksſportfeſt am 20. Juli in Aſchbach beteiligen, müſſen ſich am Donnerstag Abend 7 Uhr auf dem Sportplatz zur Abgabe der Meldungen einbefinden. Es iſt dies der letzte Termin, Nachmeldungen können nicht mehr be⸗ rückſichtigt werden. Der Sportleiter. Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag, den 3. Juli d. J. Abends ½9 Uhr fiudet im Lo— kal zum gold. Stern unſre halbjährige General- Verſammlung ſtatt. Da wichtige Punkte zur Tagesordnung ſtehen, erwartet pünktliches und vollzähliges Erſcheinen Der Vorſtand. Radfahrer ⸗Verein Vorwärts. Donnerstag, den 26. Inni, abends 8 Uhr, findet im Lokal zum Brauhaus Vorſtandsſitzung ſtatt. Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der 1. Vorſitzende. Meldeſchluß der Rennfahrer in der Vorſtandſitzung. Geſang-Verein Sängertreue. Donnerstag, den 26. Juni, abends 8 Uhr, für den 2. Tenor und um halb 9 Uhr für alle übrigen Stimmen Singſtunde. Es iſt Pflicht eines jeden Sängers, pünktlich zu erſcheinen. Der 1. Vorſitzende. Eine eindringliche Warnung! Tagebuch eines Arbeitſuchenden Das Erwerbsloſenelend der Großſtadt—„Verdienſtmöglichkeiten“ Goldene Berge aus— Talmi— flüchtigen— Moderne„Sorgen“ Von unſerem beſonderen Mitarbeiter. Warum ſoll ich es nicht mal in der Fremde verſuchen? Hier bekomme ich doch keine Arbeit. Aber wohin? Auf nach Berlin! Wo vier Millionen Menſchen leben und wohnen, muß doch Beſchäftigung zu finden ſein. Alſo ich reiſte ab, frohen Mutes und hoffnungsvoll. Doch ſchon bei meiner Ankunft in Berlin die erſte Enttäuſchung. Ich traf einen Ve— kannten, der vor Jahresfriſt mit gleichen Er— wartungen der Großſtadt zueilte.„Na, alter Junge, was machſt Du denn hier?“„Arbeit ſuzen, mein Freund!“„Da kannſt Du alt und grau werden, laß Dir's ſagen. Hätte ich Fahr— geld, wäre ich ſchon lange wieder abgedauapft. Hier kannſt Du verelenden. Wie ſchön wan es doch in unſerem ſtillen Dorſe. Wenn auch dort die Trauben ſehr hoch hingen und Jie Arbeit nicht leicht, zumal im Winter. Aber man war zu Hauſe, fand Verſtehen. Und im Sommer gab es immer noch Arbeit“ Ich ließ mich aber nicht beirren. Nach kur— zem heimatlichen Gedankenaustauſch tauchte ich im Großſtadtmeer unter und bezog eine beſcheidene Wohnung, nur um mich auf die kommenden Greigniſſe vorzußereiten. Noch hatte ich etwas Erſpaeniſſe. zwei Tage ſam— melte ich Ortekenntniſſe und mußte da ſchon bitteres Lehrgeld bezahlen zlitt dritten Tage ging iche Zuerſt nach dem Arbeitsnachweis. Wer nar Zeitungen liet mit den trockenen Zahlen über die Arbeits! ſigkeit macht ſich keinen Begriff von dem Elend, das ſich bei dieſen Behörden, vor den Räumen der Ar— beitsnachweiſe aufzeigt. Ich erſchral förmlich, als ich die Hunderte und Tauſende der Ar— men ſah, die ſchon wochen-, ja monatelang nach Arbeit vergeblich ſuchen, die von Ver— zweiflung erfaßt werden, wenn ſie jeden Tag mit den alten Enttäuſchungen abziehen müſ— ſen. Keine Arbeit! Bitterſchweres Schickſal! Meiſt Familienväter in der Vollkraft des Lebens. Zu Hauſe eine ſorgerfüllte Frau mit den Kleinen. „Wir wollen keine Unterſtützung, nur wie⸗ der arbeiten!“ Das hörte ich immer wieder ſagen. Wie ſollte ich als Fremdling da Ausſicht haben, irgendwo und irgendwie unterzukom— men. Ich mußte nach anderen Möglichkeiten ſuchen. Mein Geld ging zur Neige. Der Magen rebellierte. So kann es nicht weitergehen. Ich lenkte meine Schritte nach einem Cafe, um dort die Stellenanzeigen in den Zeitungen zu ſtudieren. Es war ein Sonntag, 10 Tage nach meinem Eintreffen in Berlin.„Kleine Anzeigen“ Rubrik: Offene Stellen für Männer“. Notizbuch heraus und Bleiſtift, dann Adreſſen notiert.„Vertreter geſucht“. So ging es ſpaltenlang:„Größte werdienſtmöglichkeit“ Täglich Geld. RM. 40.— eim Tage. Immer die gleichen Empfehlungen. Meine Wanderung durch halb Berlin be⸗ gann. Eine Enttäuſchung nach der anderen. Alles Ködetei, vielfach ſogar verſteckter Schwindel. og auf die Arbeit— Das bitterſchwere Cos der Cand⸗ Von Verdienſtausſichten ſiberhaupt keine Rede. Aber der Verſuch mußte gemacht wer— den. Ich ließ mir von einem„Markenartikel“, „Schlager der Neuzeit“, einen Poſten aus— händigen und machte die Probe auf's Glück. Was ich da erleben mußte, will ich nicht ſchil— Nun die anderen Möglichkeiten.„Verſiche— rungen, Heimſparkaſſen, Bauſparkaſſen.“ Gol— dene Berge wurden mir von den Direktoren verſprochen. Und wieder zog ich los. Trepp auf, Trepp ab! Mein Los wurde noch ſchlim— mer.„Schon wieder ſo einer! Ihnen piept's wohl. Schon Jehne waren heute da!“ Kra— chend flogen die Türen zu. Drei Tage hielt ich durch. Da waren meine Krüfte erſchöpft. Nichts mehr zu eſſen, kein Dach mehr über dem Kopf. Meine Schuhe zerriſſen. Ob ich nicht mal ſelbſt inſeriere? Mit größter Mühe bettelte ich die Groſchen für ein Inſerat zuſammen:„Jede Stelle wird angenommen. Vertretungen und Verſicherun— gen ausgeſchloſſen uſw.“ Angebote? Nicht ein einziges. Eine Pleite mehr. Nun wollte ich mein Schickſal dem glücklichen Zu— fall überlaſſen. Wo ich glaubte, eine Mög— lichkeit zu ſehen, griff ich zu. Aber hier ſtieß ich auf die gleichen Schwierigkeiten und fand dasſelbe namenloſe Elend vor.„Betrieb ge— ſchloſſen“,„Arbeiter werden nicht eingeſtellt“. An anderen Orten Arbeiter-Entlaſſungen. Das gleiche Los erleiden auch die Angeſtellten. Ich bot meine Dienſte an als Straßenfeger, Teppichklopfer, Stiefelputzer, Geſchirrwäſcher in Hotels und Krankenhäuſern, als Gepäck— träger, Kaum einmal fand ich Arbeit für mehr als einen Tag. Fünf Wochen waren indeſſen ins Land gegangen. Ich wußte nicht mehr aus noch ein. Mit Mühe und Not nur fand ich Unterkunft in einem Aſyl. Meine Sehnſucht nach der Heimat wurde mit jedem Tage ſtärker. Wie recht hatte doch mein Freund mit ſeiner Warnung behalten! Wie froh wäre ich, der Großſtadt wieder entfliehen zu können. Aber eins habe ich gelernt: Verſtehen und Mitfühlen! Auch ich kannte bis dahin nicht das Ausmaß des Elends der Ar⸗ beitsloſen und ihrer Familien. Auch ich wurde ja ein Opfer dieſer ſchrecklichen Zeiterſchei— nung. Und ich bitte und beſchwöre alle, die nicht am eigenen Leibe das ſchlimmſte Schickſal, die Arbeitsloſigkeit zu erdulden haben, der armen Mitmenſchen helfend zu gedenken, damit die Arbeitsloſigkeit behoben und die wertvollen Volkskräfte, die jetzt ge⸗ zwungen brach liegen, wieder in die Wirtſchaft zurückgeführt werden können. Das allein iſt der Wunſch der Arbeitsloſen: Nicht Unter⸗ stützung, wieder Arbeit und wie⸗ der Arbeit! R W m Wie lange muß dieſer Ruf, dieſe Bitte an unſer Ohr dringen, ehe wir mit anfaſſen, mit⸗ helfen? Wir ſind ja ſo vermaterialiſiert, ſo gefühllos geworden, oder beſſer„modern ein⸗ geſtellt“. Wir haben andere Sorgen: Wie wir uns kleiden zu den verſchiedenen Tageszei⸗ ten, wohin jetzt die Ferienreiſe gehen ſoll. Wo Schmeling das nächſte Mal boxt. Wieviel RRR :. 5 l„? die ſchönſten Liebes— dern. Reingewinn des Tages eine halbe Mk. ö Millionen ihm da zufließen. Wer Sommer— königin werden wird— in Berlin.— Das ſind doch tägliche Redensarten, die wir auf der Bahn, in den Gaſtſtätten und anders⸗ wo hören. Wir müſſen ſehen, ob wir nicht auch unſere Stimme auf einer Schallplatte verewigen können: Das neueſte der Mode, ihr Triumph. Man beſucht die Schallplattenabteilung eines— natürlich— Berliner Warenhauſes, obwohl es nicht lange dauern wird, bis man auch„draußen“ mitmacht, und wird in ein geheimnisvolles Zimmer zu einem noch ge— heimnisvolleren Mikrophon geführt und kann —. Was denn alles? Seiner Außerwählten und Treueſchwüre auf der Schallplaite leiſten, Frau die Fe⸗ ſchäftsſorgen von der Reiſe mitteilen, der Erb— tante noch langes Leben zum Geburtstage wünſchen. Sie ſieht das Geſicht ja nicht, Herz. — was begehrſt Du noch mehr? Isder ſein eige— ne. Mit der Aufforderung Hitlers, die Propa— gandatätigkeit der Nationalſozialiſtiſchen Deut— ſchen Arbeiterpartei in den nächſten acht Monaten ganz auf Bayern zu konzentrieren, iſt auch für die Pfalz erhöhte Werbetätigkeit der Nationalſozialiſten zu erwarten. Wie Ver— lautet, ſoll nunmehr die doppelte Zahl von lag der Nationalſozialiſten am 26., 27. 28. September nach der Pfalz kommen. Trotz des Braunhemdverbotes gibt hemden zeigen“. Nationalſozialiſten und Befreiungsfeiern Im parteiamtlichen Blatt nehmen die Nationalſozialiſten gegen die Be— freiungsfeiern Stellung. Und zwar haben ſie ihren Anhängern in der Pfalz folgende Pa— role gegeben: „Kein Nationalſozialiſt beteiligt ſich an Befreiungsfeiern. Wo ihr in Vereinen oder Verbänden Einfluß habt, ſorgt dafür, daß dieſe ihre Mitwirkung verſagen! Es iſt eine Schmach für jeden Deutſchen, in dieſer Zeit tiefſter Knechtſchaft und Not unwahren Befreiungs— jubel erzeugen zu helfen!“ Intereſſant iſt die Begründung der ableh— nenden Haltung der Nationalſozialiſten. Da wird zuerſt auf die„Tributzahlungen, hin⸗ gewieſen und dann die Behauptung aufge— ſtellt, daß die Parteien, die jetzt die Be⸗ freiungsfeiern inſzenieren, die Sache im Sinne eines doppelten Geſchäfts aufziehen, einmal im Sinne der Parteiwerbung und dann zugunſten der Geſchäftswelt. Wie das Blatt weiter meldet, wollen die Nationalſozialiſten am Befreiungstage Maſ⸗ ſenverſammlungen unter dem Motto:„Was ge⸗ ben wir für dieſe Befreiung aus“, abhal⸗ ten. Tagesnachrichten Beginn der Berufungsverhandlung im Stinnes⸗Prozeß. enb. Berlin, 24. Juni.(Eigene Meldung!) Die Verhandlung der Berufungsinſtanz gegen Stinnes jun., der im vergangenen Jahre von 0 Verſammlungen abgehalten werden als vis⸗ her. Zudem ſoll Hitler zum Pfälzer Partei-! und das 5 Parteiblatt der Pfalz die Parole aus„Braun— N ner Tonfilmſtar! Ich ſpreche, das Mikrophon nimmt auf, die Platte hält keſt, und der oder die, mit dem Heſchenk bedacks, iſt entzückt. Oder nich!? * Auch in dieſem Jahr erfolgte die unaus— bleibliche Wahl der Sommerkönigin in der Reichshauptſtadt. Künſtler aus allen Beruſen und andere„Berufene“ bilden eine Jury und waren emſig an der Arbeit. Sehr ſchwer, das darf man glauben, und ſicher des„Schweißes der Edelſten“ wert. Die Mode triumphiert ia! 25 Anwärterinnen kamen in die Vorwahl aus der Fülle der ſich zur Schau Stellenden; dann erfolgte die Wahl und Proklamation. Rieſenhafter Aufwand der Modehäuſer, größ— ter Publikumsandrang, ebenſolcher Geldum— ſatz. Eine Filmſchauſpielerin wurde auser— koren. Man hat wieder eine Sommerkönigin! Glückliche Welt! Bayern, das Nonzentrations⸗ gebiet der Nationalſozialiſten der Anklage des Betruges bei der Anmeldung von Kriegsanleihe-Altbeſitz freigeſprochen worden war, wogegen die Staatsanwaltſchaft Berufung eingelegt hatte, begann heute vor— mittag unter Vorſitz von Landgerichtsdirektor Tolk. Von den Angeklagten waren nur Stin— nes Prokuriſt Nothmann, von Waldow, Bela Groß und Leo Hirſch erſchienen. Es fehlten die Angeklagten Eugen Hirſch und Schneid? Gutmann legt Reviſion ein. enb. Berlin, 24. Juni.(Eigene Meldung!) Der Verteidiger des wegen Gattenmordes ber— urteilten Zahnarztes Dr. Gutmann hat gegen das Urteil Reviſion mit der Be— Perſon des eingelegt gründung, daß das Gericht die Angeklagten nicht richtig beurteilt habe. für die Pfalz; O Speyer. 24. Juni. Die Befreiungs⸗- feier in Speyer. Am 1. Juli findet. wie be⸗ reits mehrfach erwähnt wurde. in Speyer die bayeriſche Landesfeier aus Anlaß der Räumung der Pfalz ſtatt. Die bayeriſche Staatsregierung hat hierzu unter dem 15. Juni eine allgemeine Einladung ergehen laſſen. In dieſer Einladung wurden insbeſondere die Vereine und Organi⸗ ſationen, die an der Feier teilzunehmen beabſich. tigten, erſucht hiervon unter Angabe der Teil- „ehmerzahl bis längſtens 25. Juni dem Präſi⸗ dium der Regierung der Pfalz in Speyer wegen der Zuweiſung der Plätze Mitteilung zu machen. Kirchheimbolanden. 24. Juni Blitz ſchlaa vernichtet zwei Scheunen. Am Montag abend wütete über Kirchheimbolanden und der Umgebung ein ſtarkes Gewitter. Dabei ſchlug der Blitz in das Anweſen des Landwirts Lang auf dem Heubergerhof ein und zündete. Zwei große Scheunen, die teilweiſe mit Heu und Stroh ge⸗ füllt waren. gingen in Flammen auf. Das Wohnhaus und das Stallgebäude konnte geret⸗ tet werden. Das verfügbare Waſſerreſervoit war bald leergepumpt und konnten die Feuer. wehren von Kirchheimbolanden, Biſchheim und Morſchhe'm das Feuer nur in geringem Maße bekämpfen. Lange iſt nur teilweiſe verſichert, Zweibrücken, 23. Juni. Befreiungs⸗ feier. In einer Beſprechung der Vorſtände der hieſigen Vereine auf dem Bürgermeiſter⸗ amt wurde beſchloſſen, anläßlich der Räumung der dritten Zone in der Nacht zum 1. Juli eine Gedenkſtunde abzuhalten, in deren Mit⸗ telpunkt eine Gedenkrede des Oberbürgermei⸗ ſters ſtehen wird