enl eimer Anzeiger Viernheimer Zeitung GBiernbeimer Bürger- Big.—. Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Beutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 1 iernbelmer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertatze.— Bezugspreis monatl. 450 Mt ei 11 55 Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſettige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Fre ler der RRein Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 1 ſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt 1 bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme ankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. an Ar. 150 2 Reichspräſident von Hindenburg. Kundgebung der heſſiſchen Regierung zur Rheinlandräumung Das heſſiſche Geſamimimniſterium erläßt ſo⸗ eben aus Anlaß der Befreiungsfeier nachſte⸗ hende Kundgebun an das heſſiſche Volk: „Die heſſiſche Regierung entbieter am Tage der Geſamträumung der beſetzten Gebiete Gruß und Glückwunſch den deutſchen Männern und Frauen am Rhein. In tiefer Dankbarkeit gedenken wir derer, die während langer, ſchwe⸗ rer Beſatzungszeit unerſchütterlich zu Volk und Staat geſtanden. die die inneren und äußeren Drangſale der Beſatzung mit Würde und Ge⸗ duld getragen haben. Das Ringen der vergangenen Jahre um den deutſchen Strom wird für alle Zeit in der Geſchichte leben als eine Großtat des deutſchen Volkes, Auf ſich ſelbſt geſtellr, ſtark in vorbildlicher Einigkeit, hat das deutſche Volk, geführt von zielbewußten Männern, den Kampf beſtan den, einen Kampf, bei dem es nicht allein um das Schickſal der deutſchen Weſtgebiete, ſondern auch um die Einheit und Zukunft des Deutſchen Reiches ging. Die unbe⸗ irrbare Liebe der rheiniſchen Bevölkerung zu Volk und Land und die ausdauernde Opfer- bereitſchaft gaben weitblickenden Staatsmän⸗ nern der deutſchen Republik die Grundlage zu einer Politik, die den heutigen Tag der Befrei⸗ ung herbeigeführt hat. Möge auch die Rückkehr des Saargebietes zum Reich bald verwirk. licht werden. Das Land Heſſen begrüßt die Stunde der Befreiung mit beſonderer Freude und Genug⸗ tuung. Die Beſetzung, die einem erheblichen Teil des Landes, und dazu dem wertvollſten, auferlegt war, hat ſich verhängnisvoll auf die wirtſchaftlichen und die finanziellen Kräfte Heſ⸗ ſens gelegt. Jetzt, da die Hemmniſſe der Ordon⸗ nanzen und die Laſten der Beſchlagnahme und der ſchwere ſeeliſche Druck und die Unfreiheit von unſerem beſetzten Gebiet genommen wird, kann der Wiederaufbau mit friſchen und freien Kräften in Angriff genommen werden. Trotz der ſchweren wirtſchaftlichen Nöte der Gegen- wart muß es gelingen. die tiefen Wunden zu heilen, die die Beſatzungszeit geſchlagen. Wir vertrauen dabei auf die ungebrochene und er⸗ neut bewährte Kraft unſeres Volkstums. Wir müſſen aber auch darauf vertrauen können, daß anz Deutſchland die Not lindern, die Schäden eitigen hilft, die ein Teil des deutſchen Vol⸗ für die Geſamtbeit auf ſich nehmen mußte. nk und unſer Gruß gilt allen denen, alfen im Kampf gegen fremde Macht⸗ und ihre Helfershelfer; den deutſchen am Schraubſtock u. Ambos, in Aem⸗ itoren, den Frauen zumal danken tund ſe werden für ihre den ſten Lohn finden in dem Bewußtſein. Wegebereiter einer ſchöneren deutſchen Zukunft zu ſein. Die heſſi⸗ Dienstag, den 1. Juli 1 30 Aufruf des Reichspräſidenten und der Reichsregierung zur Befreiung der beſetzten Gebiete An das deutſche Volk! Nach langen Jahren der Drangſal und des Harrens iſt heute die Forderung aller Deutſcher erfüllt. Die fremden Beſatzungs truppen haben das Land am Rhein ver⸗ laſſen. Treue Vaterlandsliebe, geduldige Ausdauer und gemeinſame Opfer haben dem ſeit dem unglücklichen Ausgang des großen Krieges von fremden Truppen be⸗ ſetzten Gebiet das höchſte Gut eines jeden Volkes, die Freiheit, wiedergewonnen. Der Leidensweg, den die rheiniſche Bevölkerung aufrechten Herzens um Deutſch⸗ lands willen gegangen iſt, iſt zu Ende. Der Tag der Befreiung ſoll ein Tag der Dankbarkeit ſein. Unſer erſtes Ge⸗ denken gebührt heute denen, die im Kampf für die Freiheit Deutſchlands geblieben ſind, die ihr Leben gaben für ihr Vaterland. Zu ihnen gehören auch alle, die während der harten Jahre der Beſetzung ein Opfer ihrer Vaterlandsliebe wurden. Unvergeſſen ſollen die Leiden der Männer und Frauen bleiben, die in ſchwerer Prü⸗ fungszeit ſeeliſch und körperlich für Deutſchland geduldet haben, und ſtets werden wir der vielen Tauſenden gedenken, die wegen ihrer Treue zu Vaterland und be⸗ ſchworener Pflicht durch fremde Machtwillkür von Haus und Hof vertrieben wurden. Ihnen allen ſchulden wir unauslöſchlichen Dank! Wir wollen ihn abſtatten durch das Verſprechen, uns aller gebrachten Opfer durch Dienſt an Volk und Vaterland würdig zu erweiſen. Noch harren unſere Brüder im Saargebiet der Rückkehr zum Mutterland. Wir grüßen heute deutſches Land und deutſches Volk an der Saar aus tieſſtem Herzen und mit dem Gelöbnis, alles daran zu ſetzen, daß auch ihre Wiedervereini⸗ gung mit uns bald Wirklichkeit wird. Auch ihnen gebührt heute Deutſchlands Dank. Wir wiſſen, daß ſie ſtolz ihr Deutſchtum bewahrt haben, und daß ſie ihre Rückkehr zum Mutterlande nicht mit Bindungen erkauft wiſſen wollen; die den deutſchen Geſamtintereſſen widerſprächen. Ueber dem politiſchen und wirtſchaftlichen Leben unſeres Volkes hängen immer noch ſchwere Wolken. Aber dennoch iſt uns der heutige Tag Anlaß freudiger Zuver⸗ ſicht. Ein Volk, das ganz auf ſich allein geſtellt, trotz härteſter Bedrängnis ſich ſelbſt behauptet hat, ein Land, das auf den Gebieten der Wiſſenſchaft und Kunſt und Technik auch in bitterer Notzeit Leiſt ungen vollbracht hat, die in der ganzen Welt anerkannt und bewundert werden, hat ein Recht darauf, mit Selbſtvertrauen und mit Zuverſicht ſeiner Zukunft entgegenzugehen. Durch Jahre ſchwerer Leiden, durch Uebernahme drückender Laſten haben wir dem Land am Rhein die Freiheit wiedergewonnen; für unſeres Vaterlandes Glück und Zukunft wollen wir ſie in treuem Zuſammenſtehen erhalten. Das Gelöbnis in dieſer feierlichen Stunde ſei Einigkeit! Einig wollen wir ſein in dem Streben, unſer geliebtes Vaterland auf friedlichem Wege nach Jahren der Not einem beſſern und hellern Tag entgegenzuführen. Einig wollen wir ſein in dem Schwur: Deutſchland, Deutſchland über alles! gez.: von Hindenburg. Reichspräſident. Die Reichsregierung: gez. Dr. Brüning, Reichskanzler; gez. Dietrich, Stellver⸗ treter des Reichskanzlers Reichsminiſter der Finanzen, gez. Curtius, Reichs⸗ miniſter des Auswärtigen, gez. Dr. Wirth, Reichsminiſter des Innern, gez. Dr. Stegerwald, Reichsarbeitsminiſter, gez. Dr. Bredt, Reichsminiſter der Ju⸗ ſtiz, gez. Dr. Groener, Reichswehrminiſter, gez. Dr. Schätzel, Reichspoſtmini⸗ ſter, gez. von Guerard, Reichsverkehrsminiſter, gez. Dr. Schiele, Reichsmini⸗ ſter für Ernährung und Landwirtſchaft, gez. Treviranus, Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete. —— —: y ꝗ ꝗ...... Streſemann die Rämung des Rheinlandes nicht mehr erleben durfte. Zugleich äußert der das tiefſte Bedauern ausgeſprochen, daß Dr. ſche Heimat, das ganze deutſche Vaterland aber möge in friedlicher Entwicklung wieder aufſtei⸗ gen und unſeren Nachfahren möge als heiliges Vermächtnis an dem Rhein Einigkeit und Freiheit erhalten bleiben. Das Heſſiſche Geſamtminiſterium: Adelung. Leuſchner, Kirnbeger. Korell. NRundgebungen im Reich Kundegebung des Preußiſchen Landtags zur Rheinlandräumung. wib Berlin, 1. Juli. Auch der Preußiſche Landtag hat eine Kundgebung anläßlich der Räumung der dritten Zone des bisher beſetzt geweſenen Gebietes ausgegeben. Vor allem wird in dem Aufruf der Treue der rheiniſchen Bevölkerung zum Deutſchen Reich gedacht und * 1 Preußiſche Landtag den Wunſch, daß nun auch bald das Saargebiet frei werde und zum Reich heimkehren könne. Den nunmehr befreiten Ge— bieten aber wünſchr dar Preußiſche Landtag eine glücklichere Zukunft. Glückwunſchtelegramm des Bundespräſidenten Miklas an den Reichspräſidenten. enb. Wien, 1. Juni. Bundespräſident Miklas hat geſtern an den Reichspräſidenten von Hin⸗ denburg anläßlich der Rheinlandbefreiung ein Glückwunſchtelegramm gerichtet, in dem er der Treue aller Deutſchen Oeſterreichs über die erfolgte vollſtändige Räumung des Rhein⸗ landes innigen Ausdruck ſagt. Befreiungs-Zapfenſtreich. 1 München, 1. Juli. Wie im ganzen Reich, ſo fanden auch in allen militäriſchen Standorten in Bayern am Montagabend aus Anlaß der 1 eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 4e. Jahrgang Befreiung der Pfalz Serenaden mir Zapfen- ſtreichen ſtatt. Von beſonders großem Ausmass war die Serenade in München vor der Feldheern— halle durch die vereinigten Muſikkorps der Ger niſon des Standortes, wobei die Parademärſch⸗ der früheren pfälziſchen Regimenter beim Mu marſch geſpielt wurden. Der Platz war von Ju ſchauern dichtgefüllt, die begeiſtert den alien Klängen lauſchten. Kranzniederlegung am Grabe Streſemauar. wtb. Berlin, 30. Juni. Die heſſiſche Staar« regierung ließ heute nachmittag am Gras⸗ des verſtorbenen Reichsaußenminiſters De Streſemann anläßlich der Befreiung des beſetzten Gebietes einen Kranz mit den hei ſchen Farben niederlegen. Kranzniederlegung am Grabe des Reichspräſidenten Ebert. ol. Karlsruhe, 30. Juni. Der Reichsminiſter des Innern hat den Präſidenten des Landes- finanzamtes Karlsruhe erſucht, aus Anlaß der Befreiung der Rheinlande am 1. Juli amn Grabe des verſtorbenen erſten Reichspräſiden⸗ ten Ebert in Heidelberg einen Kranz mit Schleife in den Reichsfarben und entſprechen⸗ der Aufſchrift niederzulegen. Politiſche Zuſammenſtöße in Breslau. wib Breslau, 1. Juli. Nach der Befreinuns— feier, die die hieſige Garniſon mit einem Zap⸗ fenſtreich auf dem Platze der Republik feſtlich beging, kam es zu Zuſammenſtößen zwiſchen et- wa 2000 Nationalſozialiſten. die ſingend und rufend durch die Stadt zogen, und der Polizei Die Zahl der Verletzten und Feſtgenommenen ſteht noch nicht feſt. Deutſcher Reichstag vdz Berlin, 30. Juni. In der Montagsſit- zung des Reichstags wurde die zweiſe Beratung des Haushalts des Reichs arbeisminiſteriums fortgeſetzt in Verbindung mit der Vorlage des internationalen Ueber. einkommens über den Heuervertrag der Schiffsleute. Reichsarbeitsminiſter Dr. Stegerwald: Wir brauchen eine organiſche Vereinfachung u. Verbilligung der Verwaltung der Sozial- verſicherung. Die heutige Sysialwerſiche- rung iſt etwas anderes geworden als das, mas vor 40 Jahren geſchaffen wurde. Die Rationg⸗ liſierung kann auch überſpannt werden. Die Sozialverſicherung hat ihre Grenze da. wo ihre Durchführung den d ozialpolitiſchen Zweck ge— fährden würde. Die Sozialverſicherung iſt nicht Selbſtzweck, ſondern dient der Förderung der Volksgeſundheit und der Sicherung gegen die mit der Arbeit verbundenen Gefahren. Wir hoffen. in abſehbarer Zeir Vorſchläge für eine organiſatoriſche Vereinfachung. Verbilligung u. größere Vereinheitlichung der Sozialverſiche- rung dem Reichstag unterbreiten zu können. Die Sanierung der Arbeitsloſenverſi⸗ cherung kann nicht durch Beitragserhöhung vorgenommen werden. Der einzig mögliche Weg iſt der daß wir alle Zweige der Sozial- verſicherung daraufhin überprüfen, wo Erſpar- niſſe gemacht werden können. Aus dieſer Erwä⸗ gung heraus bin ich zu der Vorlage der Re- form der Kranken verſicherung gekommen. 1 Prozent der Ausgaben der Krankenverſicherung kann ohne Schädigung des Verſicherungszweckes eingeſpart werden. Es hat mit ſozialer Reaktion nichts zu tun. wenn man einen Teil der Arzt- und Arzneikoſten von dem Verſicherten tragen läßt. Der Invaliden verſicherung kann man nicht Theſaurierungspolitik vorwerfen. Wir werden auch bei dieſer Verſicherung um eine Beitragserhöhung nicht herumkommen. Der Miniſter beſchäftigt ſich dann mit der Förderung des Wohnweeſns Beſonders müſſe der Bau von Kleinwohnungen gefördert werden. Nach der Ausſprache, bei der die ver⸗ ſchiedenen Parteivertreter zu Worte kamen, ver. las Präſident Loebe eine Kundgebung des Reichstages zur hentigen Rheinland befreiung, die das Haus ſtehend anhörte. Mainz, 29. Juni. Huldigungs fahrt zum Rhein. Zum letzten Male, als Krönung und Vollendung der bisherigen Huldigungsfahr⸗ ten zum deutſchen Rhein, wird der Mainzer Auto⸗ mobil⸗Club auch in dieſem Jahre wieder die „Huldigungsſahrt zum freien deutſchen Rhein“ am 5. bis 7. Juli veranſtalten. Der Bedeutung der Fahrt entſprechend hat Reichspräſident von Hindenburg das Protektorat übernommen. Wäh⸗ rend die früheren Fahrten den Zweck hatten, die Zuſammengehörigkeit des beſetzten und unbeſetz⸗ ten Gebietes im Rahmen des deutſchen Vater— landes zu betonen, ſoll die diesjährige Huldi⸗ gungsfahrt eine Kundgebung für die in Freiheit wieder vereinigten Gebiete ſein. ol. Mainz, 30. Juni. In Mainz ſinkt die letzte Trikolore. Heute vormittag hatten die noch anweſenden franzöſiſchen Trup⸗ pen, ein Bataillon Infanterie und eine Ab⸗ teilung Gendarmerie vor dem Schloß. dem Hauptquartier des General Guillaumat, Auf⸗ ſtellung genommen. Kurz nach 11 Uhr erſchien der General und ſchritt Front ab. Die Muſik ſtimmte die Marſeillaiſe, unter deren Klängen die letzte Trikolore niedergeholt wurde. Un⸗ mittelbar darauf marſchierten die Truppen mit klingendem Spiel zum Bahnhof. Die Volks— menge, die den Platz umſäumte, brach beim Niederholen der franzöſiſchen Fahne in brau⸗ ſende Freudenrufe aus. witb. Mainz, 30. Juni. Gefallenen⸗ Ehrung durch die Beſatzung. Am Samstag nachmittag fanden ſich die noch an⸗ weſenden franzöſiſchen Truppen des Infan⸗ terieregiments im Krematorium ein, von wo in Anweſenheit des franzöſiſchen Oberſtkom— mandierenden General Guillaumat, des Reichs- kommiſſars Frhr. Langwerth von Simmern und der Mitglieder der Rheinlandkommiſſion ein Rundgang an die Kriegerehrenmäler an- getreten wurde. Am ſämtlichen deutſchen und ausländiſchen Kriegerdenkmälern älterer und neuer Zeit wurden unter den Klängen der Marſeillaiſe durch General Guillaumat, den Reichskommiſſar Langwerth von Simmern und die Vertreter Belgiens, Englands uſw. nach einer kurzen ſtillen Andacht Kränze und Blu— men mit Schleifen in den Farben der einzel- nen Länder niedergelegt. ol. Darmſtadt, 30. Juni. Schwere Ver⸗ kehrsunfälle. Geſtern abend ereignete ſich hier ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem Auto und einem Motorrad in der Heidelbergerſtraße bei dem Motorradfahrer und Soziusfahrer ſo ſchwer verletzt wurden, daß ſie ins Kranken— haus gebracht werden mußten.— Zwiſchen Nauheim und Trebur kam es heute abend zu einem ſchweren Zuſammenſtoß zwiſchen zwei Motorrädern. Drei Perſonen wurden verletzt, darunter zwei lebensgefährlich. Die Verletzten mußten nach dem Mainzer Krankenhaus trans⸗ portiert werden. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. Darmſtadt, 29. Juni. Ruhrgas verträge von Starkenburg abgelehnt. Am Samstag nachmittag trat der Provinziallandtag der Provinz Starkenburg zu einer Sitzung zu— ſammen, um über den Anſchluß an die Ruhrgas⸗ A.⸗G. zu beraten. In der Abſtimmung wurde der Anſchluß an die Ruhrgas A.-G. mit 25 gegen 16 Stimmen abgelehnt. Gegen die Annahme ſtimm⸗ ten Sozialdemokraten. Kommuniſten, Nationalſo⸗ zialiſten, Demokraten und ein Teil des Zen⸗ trums. wb Honnef 30. Juni.(Eine Ehetragödie.) In einem zwiſchen Honnef und Rhöndorf in der Nähe des Rheins ſtehenden Hauſe wurde nach gewaltſamer Oeffnung der Haustüre das Arbeiterehepaar Kraus im Blute liegend auf— gefunden. Der Frau war vermutlich mii einem in der Nähe liegenden Bügeleiſen die Schädel— decke zertrümmert worden Sie war bereits tot. Der Mann wies ſchwere Verletzungen auf und ſtarb. ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, auf dem Transport zum Krankenhaus. Man vermutet, daß die Eheleute in Streit ge⸗ raten waren und ſich gegenſeitig die tödlichen Wunden beibrachten. Koblenz, 29. Juni.(Beim Antennenſpannen vom Starkſtrom getötet.) Ein 17jähriger jun- ger Mann wollie auf der Feſte Franz in Kob- lenz-Lützel eine Antenne ſpannen. Hierbei kam ein Draht mit einer vorbeiführenden Stark⸗ ſtromleitung in Berührung. Die Folge war, daß der unglückliche junge Mann auf der Stelle getötet wurde. Möge dieſer traurige Vorfall zur eindringlichen Warnung dienen. Bochum, 29. Juni. In einem Waſſer⸗ tümpel ertrunken. Auf dem Gelände der ſtillgelegten Ziegelei der Deutſch-Luxemburgiſchen Bergwerksgeſellſchaft ſpielten eine Anzahl Kinder an einem Waſſertümpel, der ſich auf dem Gelände befindet. Der vierjährige Karl Heinz Kamphaus rutſchte aus und fiel in den Tümpel. Es dauerte eine längere Zeit, bis Hilfe zur Stelle war. Dann konnte der Knabe aus dem Waſſer geborgen wer⸗ den. Wiederbelebungsverſuche waren aber er⸗ folglos. Grünſtadt, 29. Juni. Tödlich verun⸗ glückt. In der Steingutfabrik Grünſtadt iſt Freitag nachmittag der 16jährige Hermann Hock dadurch verunglückt, daß ex in die Transmiſſion geriet. Mit ſchweren Verletzngen wurde er ins Landauer Krankenhaus gebracht, wo er inzwiſchen geſtorben iſt. Zweibrücken, 29. Juni Der Schupo⸗Ein⸗ marſch. Die für Zweibrücken beſtimmte Hun⸗ dertſchaft der bayeriſchen Landespolizei wird von Landau kommend am Mittwoch vormittag kurz nach halb 11 Uhr hier eintreffen. Vom Bahnhof aus marſchiert die Mannſchaft unter Kommando von Pol.⸗Hauptmann Bergen durch die Stadt zum Rathaus, wo der Oberbürgermeiſter eine Anſprache halten wird. Von hier geht der Marſch weiter zur Infanteriekaſerne, wo die Hundert⸗ ſchaft untergebracht werden wird. Die Muſik wird von der Augsburger Schupokapelle geſtellt werden. wtb. Trier, 30. Juni. Danktelegramm des Reichspräſidenten an Trier Auf das anläßlich der Befreiung der Stadt Trier vom Trierer Oberbürgermeiſter Dr. Weitz an den Reichspräſidenten geſandten Telegramm hat der Herr Reichspräſident fol⸗ gendes erwidert:„Der heute von der Beſatzung befreiten Stadt Trier danke ich für das mir übermittelte Treuegelöbnis unwandelbarer Treue zum deutſchen Vaterland. Zugleich ge⸗ denke ich in dieſer Stunde der tapferen und treuen Haltung der Bevölkerung während der letzten 12 Jahre. Ich hoffe, Ihnen bald per⸗ ſönlichſt hierfür meine Anerkennung und meine Wünſche für ein neues Gedeihen der altehrwürdigen Stadt Trier ausſprechen zu können.“ Handel und Induſtrie Mannheimer Produktenbörſe. ol. Mannheim, 30. Juni. Bei fortgeſetzt großem Angebot vom Auslande und ermäßig⸗ ten Offerten ſowie ſchwächerer Konſumfrage nahm der hieſige Markt einen ruhigen Ver⸗ lauf. Im vorbörslichen Verkehr hörte man fol⸗ gende Kurſe in RM. per 100 Kilo waggon⸗ frei Mannheim: Weizen inl. 30.75—31, ausl. 31—34, Roggen inl. 17,25—17,50, Hafer 16— 171, Braugerſte, Futtergerſte 17—18, ſüdd. Weizenmehl Spezial Null 44, ſüdd. Weizen⸗ auszugsmehl 48, ſüdd. Weizenbrotmehl 30, ſüdd. Roggenmehl(70—60-prozentige Ausmah⸗ lung) 25—28, Weizenkleie 6,25— 6,50, Bier⸗ treber 9,25— 11, Leinſaat 37,50. Mannheimer Großviehmarkt. ol. Mannheim, 30. Juni. Dem heutigen Großviehmarkte waren zugefahren und wur⸗ den bezahlt: 178 Ochſen 40—62, 173 Bullen 45—55, 266 Kühe 18—49, 369 Färſen 45—62, 865 Kälber 54—76, 29 Schafe 48—52, 2754 Schweine 50—65, 4 Ziegen 12—24.— Markt⸗ verlauf: Mit Großvieh mittelmäßig geräumt, mit Kälbern ruhig, mit Schweinen mittel, Fettſchweine vernachläſſigt. 1 Nachrichten aus aller 1 Poincartzs Anſicht Der heutige Halbmonatsartikel Poincares, der zu gleicher Zeit im Pariſer„Excelſior“ und in der„Nacion“ in Buenos Aires erſcheint, beſchäſ⸗ tigt ſich mit den deutſchen Finanzen, namentlich mit dem Budget der Reichswehr. Poincare zieht daraus die Schlüſſe, die man aus ſeiner Vergan⸗ genheit erwarten dürfte, daß das wirtſchaftliche Unbehagen, das ſämtliche Länder Europas er⸗ faſſe, ein volitiſches Unbehagen auszulöſen drohe. Wachen wir über den Frieden, ſo heißt es, und erklären wir, daß jede Aenderung an den beſtehen⸗ den Verträgen, wenn ſie nicht das Ergebnis einer vorherigen und freundſchaftlichen Verſtändigung wäre, verhüngnisvoll ſein würde. Den bisherigen Opfern würden verhängnisvollerweiſe eine Reihe weiterer folgen und das wäre der Beginn der Auflöſung. Gegen Amerikas Sollmauern Der franzöſiſche Handelsminiſter hat ſich einem Vertreter des„Echo de Paris“ gegenüber über die gegenwärtige Wirtſchaftslage in Frankreich geäußert und ſpeziell zur Frage der Rückwirkun⸗ gen des neuen amerikaniſchen Zolltarifs Stellung genommen. Der Miniſter betonte, der franzöſiſche Export nach den Vereinigten Staaten ſei nicht ſo bedeutend, wie dies vielfach hingeſtellt werde. Selbſtverſtändlich werde die franzöſiſche Regie⸗ rung dennoch energiſch vorgehen. um die Genug⸗ tuung zu erhalten, die die von der Zollerhöhung betroffenen franzöſ. Erzeuger fordern dürften. Hier werde die franzöſiſche Regierung vor dem Letzten nicht Halt machen. Frankreichs Bemüh⸗ ungen müßten ſich aber noch in einer anderen Richtung orientieren. Die letzte Kundgebung des protektioniſtiſchen amerikaniſchen Willens werde nicht verfehlen, in vielen Ländern dem Export der Vereinigten Staaten einen harten Schlag zu verletzen. Auf all den Märkten, auf denen die Poſition der amerikaniſchen Erzeuger auf dieſe Weiſe erſchüttert werde, müſſe Frank⸗ reich verſuchen, ihre Stelle einzunehmen. Vermiſchtes Belagerungszuſtand in Honduras. with Newyork. 30. Juni. In einer Meldung der Aſſociated Preß aus Tegueigalpa hat die größte Mühe gegeben, dieſe Verſpätung wie⸗ Regierung von Honduras den Belagerungszu— ſtand in vier Bezirken an der Küſte des Atlan- tiſchen Ozeans erklärt. um der kommuniſtiſchen Agitation für einen Generalſtreik, der am 4. Juli beginnen ſoll, wirkſam entgegenzutreten. 40 Ausländer wurden unter der Beſchuldigung kommuniſtiſcher Agitation ausgewieſen. Die Lage in Bolivien wib Newyork 30. Juni. Die Preſſe bringt einen längeren Auszug der Proklamarion der Die Aufwertungs⸗ Hypotheken Das Geſetz über ihre Fälligkeit und Verzinſung Dem Reichstag iſt nunmehr der Entwurf über die Fälligteit und die Verzinſung der Aufwertungshypotheken zugegangen. Der Reichsrat hat bereits ſeine Zuſtimmung er⸗ klärt. Wir haben es hier mit einer ganz außeror⸗ dentlich wichtigen wirtſchaftspolitiſchen Aktion zu tun, die für große Schichten der Bevölkerung ſtärkſte Bedeutung gewinnt. Am 1. Januar 1932 endigt nämlich die im Auſwertungsgeſetz vorgeſehene Friſt, bis zu deren Ablauf der Gläubiger der aufgewerteten Hypothek die Zahlungen des Aufwertungsbetrages entwe⸗ der von dem Eigentümer des belaſteten Grund⸗ ſtückes noch von dem perſönlichen Schuldner ver. langen kann. Man muß ſich nun einmal überlegen, welche gewaltigen Summen ſich zu dieſem Termin des 31. Januar zuſammenballen. Nach Berechnun⸗ gen der Reichsregierung werden zu dieſem Termin allein von den Hypotheken der Hypo- thekenbanken, öffentlich-rechtlicher Kreditanſtal⸗ ten, Verſicherungsunternehmungen und Spar- kaſſen rund 3½ Milliarden Goldmark fällig. Die im Jahre 1932 fälligen Privathypotheken ſind ziffernmäßig gar nicht genau feſtzuſtellen. ſeitz würde der Gefahr ſie dürfen ſich aber ebenfalls auf 2½—3 Mil- liarden belaufen. So würden alſo am 1. Jan. 1932 mindeſtens 6 Milliarden Mk. mobiliſiert werden und mit einem Schlage den Kapital⸗ markt belaſten Das iſt natürlich unmöglich. Das geſamte Wiriſchaftleben würde durch eine Zuſammen⸗ ballung von Fälligkeiten in ſolcher Höhe in geradezu gefährlicher Weiſe beunruhigt werden. Die gegenwärtigen Verhältniſſe auf dem Kapi- balmarkt ſind derartig, daß eine größere In- anſpruchnahme des Geldmarktes ohne ſchwere Schädigung der geſamten Volkswirtſchaft ja gar nicht ſtaitfinden können, ſodaß alſo die fällig werdenden Summen zum größten Teil ja auch nicht geleiſtet werden könnten. Andererſeits freilich kann man aber auch den Gläubigern nicht mehr länger zumuten, nach⸗ dem ſie ſchon ohnehin mehrere Jahre gewartet haben, auch noch weiterhin auf unbeſtimmte Zeir hinaus auf die Wiedergewinnung ihres aus der Geldentwertung geretteten Vermögens zu verzichten. Die wirtſchaftliche Lage dieſer Hypothekengläubiger iſt oft derart, daß ſie ein⸗ fach gar nicht anders können, als auf dem Wege der Zwangsvollſtreckung zu ihrem Geld zu kommen, um ihren eigenen Verpflichtungen gerecht werden zu können Die Gefahr aber, daß auf dieſe Weiſe Grundſtücke in großer Zahl der Zwangsvollſtreckung unterworfen werden, iſt ebenfalls außerordentlich ſtark und die Nervoſität. die auf dieſe Weiſe in dem ge⸗ ſamten Grundſtücksmarkt kommt, würde die Entwicklung des Grundbeſitzes, die la ohnehin vielfach ſchon weit fortgeſchritten iſt, in noch weiterem Umfange bewerkſtelligen. Vor allem müßte in dieſem Fall auch damit gerechnet werden, daß die Gläubiger zweiſtelliger Grund- ſtücksrechte die allerſchwerſten Verluſte erleiden würden. Infolgedeſſen ſind Schutzmaßnahmen unbedingt erforderlich. Das vorliegende Geſetz will ſie ſchaffen. Dabei geht der Entwurf davon aus, daß das Recht des Gläubigers, vom 1. Januar 1932 an die Rückzahlung des Aufwer⸗ lungsbetrages zu verlangen, grundſätzlich ge⸗ wahrt bleiben muß. Ein allgemeiner Zah⸗ lungsaufſchub, durch den die Schwierigkeiten nur vertagt würden, iſt nicht in Betracht gezo. gen worden. Andererſeits erſchien es nicht zweckmäßig, lediglich einen Vollſtreckungsſchutz für den Eigentümer des belaſteten Grundſtücks in der Weiſe vorzuſehen, daß auf Antrag eine kurzfriſtige Vertagung des Verſteigerungster⸗ mins bewilligt werden kann. Auf dieſem Wege würde der Grundſtückseigentümer nicht die er. forderliche Erleichterung erhalten und anderer. daß der Grundkredit durch das Ueberhandnehmen der Zwangsverſtei. gerungen geſchädigt wird, nicht vorgebeugt wer⸗ den. Der Entwurf erſtebt vielmehr, die Fällig⸗ keiten der erſtſtelligen und nachſtelligen Auf- wertungshoypotheken gegen Gewährung eines angemeſſenen Zinsertrags aué einen längeren Zeitraum zu verteilen und im Einzelfalle dem kapitalſchwachen Schuldner einen Schutz zu ge- währen; Eingriffe in die vertraglichen Bezie⸗ hungen der Beteiligten ſollen auf das Mindeſt⸗ maß beſchränkr bleiben, das im Geſamtintereſſe der Bevölkerung notwendig iſt. Nicht verkannt wird, daß die beſonderen Ver⸗ hältniſſe, die bei einzelnen Wirtſchaftszweigen obwalten, wie bei dem Hausbeſitz infolge der Zwangswirtſchaftung des Mietraums oder bei der Landwirtſchaft infolge einer allgemei⸗ nen Notlage, zu weiteren Erwägungen Anlaß geben. Die Prüfung, ob und in welcher Rich⸗ tung hier etwa Erleichterungen zu ſchaffen ſind, kann aber nicht im Zuſammenhange mit dem vorliegenden e erfolgen, deſſen Auf. gabe es iſt, allgemein die Rechtsbeziehungen zwiſchen Gläubigern und Schuldnern zu regeln. Die Vorſchläge des Entwurfs befaſſen ſich in den Hauptpunkten mit einer Regelung der Verzinſung ſowie einer Regelung der Fällig⸗ kei durch Ausgeſtaltung des Kündigungsrechts und Einführung einer richterlichen Intereſſen abwägung im einzelnen Falle.. Welt. neuen vorläufig aus ſechs höheren Offizieren beſtehenden Regierung Boliviens. Die Prokla⸗ mation kündigt eine große Anzahl Reformen an Nach einer Meldung der Aſſociated Preß aus La Paz iſt die Zahl der während der Kämpfe in den letzten Tagen Getöteten ziem⸗ lich Voch. Die Ruhe ſoll ſoweit wiederherge⸗ ſtellt ſein, daß die baldige Aufhebung des Be⸗ lagerungszuſtandes erwartet wird. Neuer Weltrekord im Dauerflug. wib. Chicago, 29. Juni. Die Gebrüder Hunter haben den Weltrekord im Dauerfluge mit Brennſtoffübernahme während des gan⸗ zen Fluges gebrochen. Heute früh um 5.01 Uhr (zentrale Standardzeit) befanden ſie ſich be⸗ reits 421 Stunden in der Luft; ſie hoffen, ſich bis zur Erreichung der 500. Stunde in der Luft halten zu können. Der Prozeß wegen des Eiſenbahnunglücks bei Buir. wib Calm, 30. Juni Vor dem Erw terien Schöfſengericht begannen heute die Vethand⸗ lungen wegen des Eiſenbahnunglücks ber Buir, das der Lokomotivführer Nordhaus und der Reichs bahnoberſekretär verſchuldet haben ſollen. Es handelt ſich um die Kataſtrophe vom 25. August 1929. an welchem Tage der Schnellzug Paris.— Warſchau bei Buir verungtückte. 15 Perſonen wurden getötet. 56 verletzt. Dem Lo⸗ komotivführer Nordhaus wurde zunächſt vorge⸗ worfen, einen ſchriftlichen Befehl des Fahrt⸗ dienſtleiters Fiſcher, der das Langſam'ab ren an der Unglücksſtelle anordnete, nicht beachtet zu haben. Im Laufe der Unterſuchung ſtellte ſich jedoch heraus, daß Fiſcher dem Nordhaus einen falſchen Befehl übergeben harte Deswe⸗ gen wurde Fiſcher in Anklagezuſtand verſetzt. luch Nordhaus mußte unter Anklage geſtellt werden, weil er ein Warnungsſignal, deſſen bei⸗ den Flügel hochgerichtet waren, kurz vor der Unfallſtelle überſehen hatte. Als erſter der beiden Angeklagten wurde Nordhaus vernommen. Er ſagte aus. er ſei an dem Unglückstage mit vier Minuien Verſpä⸗ tung von Aachen abgefahren und habe ſich die der einzuholen. Die Verhandlung dürfte am Dienstag zu Ende geführt werden. Der Geſundheitszuſtand des Papſtes witb. Paris, 30. Juni. Nach einer Meldung des„Petit Pariſien“ aus Rom iſt im Ver⸗ laufe eines Empfanges im Vatikan zahlreichen Perſönlichkeiten aus der Umgebung des Pap⸗ ſtes das leidende Ausſehen Pius 11. aufge⸗ fallen, was das bereits laut gewordene, aber dementierte Gerücht zu beſtätigen ſcheint, daß der Geſundheitszuſtand des Papſtes keines⸗ wegs gut ſei. Tagung des europäiſchen Zollvereins witb. Paris, 30. Juni. Der europäiſche Zollverein, der im Jahre 1927 gegründet wor⸗ den iſt, iſt heute zu ſeinem erſten Kongreß, für deſſen Arbeiten zwei Tage in Ausſicht genommen ſind, zuſammengetreten. Außen⸗ miniſter Briand hat den Ehrenvorſitz über den Kongreß übernommen, deſſen effektiven Vor⸗ ſicht in den Händen des Senators und ehemali⸗ gen Miniſters Le Troquer liegt. Auf dem Kongreß werden 14 Länder vertreten ſein. Rundfunk⸗ Programm Südweſtdeutſche Gruppe. Frankfurt a. M.— Kaſſel. Mittwoch, den 2. Juni 1930. 06,00 Uhr: Uebertragung von Südd.; 06,30: Morgengymnaſtik; Anſchl.: Wetterbericht; 07,30: Konzert; 10,20: Schulfunk; 11,45: Wer⸗ bekonzert; 12,00: Zeitangabe, 12,20: Ueber⸗ tragung v. Südd., 12,55: Nauener Zeitzeichen; 13,00: Auf der Alm; 14,00: Werbekonzert; 14,40: Nachrichtendienſt; 15,00: Jugendſtunde; 16,00: Uebertragung v. Südd.; 18,05: Thea⸗ terkritik; 18,30: Zeitangabe; 18,35: Ueber⸗ tragung v. Südd.; 20,00: Laienmuſik; 20,45: „Straßenmann“, Hördrama; 22,15: Nachrich⸗ tendienſt. Süddeutſche Gruppe. Stuttgart— Freiburg. Mittwoch, den 2. Juni 1930. 05,55 Uhr: Wetterbericht; 06,00: Morgen⸗ gymnaſtit; 06,30: Uebertragung v. Südw.; 10,00: Schallplattenkonzert; 11,30: Promena⸗ denkonzert; 13,30: Wetterbericht; 15,00: Ueber⸗ tragung von Südw.; 16,00: Unterhaltungskon⸗ zert; 18,05:„Die Mormonen“; 18.35: Eſperan⸗ tokurſus; 19,00: Zeitangabe; 19,05:„Reiſe in Peru“; 19,30: Uebertragung v. Südro. 22,15: Nachrichtendienſt. weg, ein jeder nach ſeinem Temperament Die pariſer preſſ e zur Räumung Die Pariſer Preſſe wird heute beherrſcht von der Rheinlandräumung. Die nach Mainz ent⸗ ſandten Sonderberichterſtatter bemühen ſich durch⸗ und nach dem politiſchen Charakter ſeines Blattes, in Epiſoden, die bei ihrem Leſerkreis Gefallen fin⸗ den könnten, die letzten Stunden des Vorhan⸗ denſeins der franzöſiſchen Soldaten auf deutſchem Boden zu ſchildern. Dem„Echo de Paris“ bleib! es vorbehalten, durch ſeinen Straßburger Korre⸗ ſpondenten, eine ſchon ſeit Jahrzehnten, ſelbſt ſchon in der Vorkriegszeit, bekannte Perſönlich⸗ keit, den Fronleichnamstag in Mainz zum Vor⸗ wand einer Hetze zu machen. Im übrigen aber ſind die Berichte ruhig gehalten. Redationell beſchäftigen ſich faſt ſämtliche Blät⸗ ter mit der Rheinlandräumung. So ſchreibt die „Volonte“: „Wenn die Rheinlandräumung vier oder fünf Jahre früher vollzogen worden wäre, würde ſie viel vorteilhaftere und durchdrin⸗ gendere Wirkungen ausgeübt haben, als die Räumung von 1930. Aber nichtsdeſtowoeni⸗ ger begrüßen wir dieſen Schritt zum Frieden. Man muß in der Tat darin das Symbol einer Aera der Zuſammenarbeit zwiſchen den bei⸗ den großen Ländern erblicken, die das Rück⸗ grat des alten Kontinents bilden. Frankreich gibt Deutſchland heute die Freiheit wieder, es tut dies mi klarem Blick und mit Lopalität. Zum Aus tauſch dafür verlangt es von Deutſch⸗ land auch nur klaren Blick und Loyalität.“ Die radikale„Republique“ ſchreibt: Heute wird die Rheinlandräumung auch von denen gebilligt, die ſie ehemals als ein Verbrechen gegen das Vaterland bezeichnet haben. Sie iſt eine Tatſache. Das iſt der Triumph der Politik der Linken. Im ſozialiſtiſchen„Populaire“ erklärt Leon Blum: Wir verheimlichen weder tuung noch unſeren Stolz. Das heute Voll— brachte haben wir Sozialiſten gewollt und vorbereitet. Die gegenwärtigen Verhältniſſe zeigen deutlich, daß wir nicht nur für die Be— friedung, ſondern auch für die Sicherheit Frankreichs gearbeitet haben. In der nationaliſtiſchen Preſſe kommt der Widerſtand gegen die Entſpannungspolitik ſtärker zum Ausdruck. So ſchreibt der„Figaro“. der übrigens drei Artikel über die Räumung bringt: Frankreich muß ſich heute ohne ſyſtemati— ſchen Peſſimismus, aber auch nicht ohne ernſte Sorge beſinnen. Von allen Löſungen, die im Problem der internationalen Beziehungen gege— ben werden könnten, ſei diejenige, die man ange— nommen habe. für Deutſchland dien guſtigſte, am gefährlichſten aber für Frankreich. „L Ordre“ erklärt, nachdem es in der Ue— berſchrift zum Ausdruck debracht hat, daß die Friedenspolitik, wie man ſie heute betreibe, keine wahrhafte Friedenspolitik ſei: Die jetzige Räu- mung ſe der Schlußpunkt der Vernichtung des franzöſiſchen Sieges. Heute bleibe nichts weiter als die Tatſache. der Niederlage entgangen zu ſein. Außer dem Genie der militäriſchen Führer, dem herrlichen Heroismus der Soldaten und den großen Opfern ſei das alles, was die Führer hätten herausholen können. Die royaliſtiſche„Action Francaiſe“ charakteriſiert in ihrer heute vollkommen der Rheinlandräumung gewidmeten Nummer ihre Stellungnahme durch folgende Schlagzeile: Das Verbrechen gegen das Vaterland! unſere Genug— Haarwäſche 9 05 Waſſer geht ſchneller: mit Kamm und Bürſte und etwas Schwarzkopf⸗Trocken⸗ Schaumpon dauert's nur 3 Minuten, und Sie ſehen trotzdem aus, als kämen Sie gerade vom Friſeur. Die grüne Achteckdoſe zu 1 Mark reicht für Monate, 2 Sorten für blondes und dunkles Haar. Lokale Nachrichten Nach Maria Einſiedel. Abfahrt des Omnibuſſes nach Maria Einſiedel morgen früh 718 Uhr an der Kirche. mmm. Adnan naa tgadgduhautaeagdftgneanandaddundam tna aegiaaun tun mndttauttu. Den Viernheimer Katholiken iſt günſtige Gelegenheit geboten, das Dom⸗Jubi⸗ läums⸗Feſt in Speyer zu beſuchen. Da mit dem Dom⸗Jubiläum auch ein Euchariſtiſcher Kongreß verbunden iſt, dürfte ein Beſuch beſonders empfeh- lenswert eeſcheinen. Es geht, wie aus dem heu⸗ tigen Inſerat erſichtlich, ein Sonderzug nach dort. Als Tag iſt ein Sonntag, der 13. Juli feſtgeſetzt. Aus dem Inſerat iſt alles Nähere zu entnehmen. ame * Provinzialtag. Der Provinzialtag der Provinz Starkenburg lehnte den Anſchluß an die Ruhrgas⸗A.⸗G. mit 25 gegen 16 Stimmen ab. Gegen die Annahme ſtimmten Spzialdemokraten, Kommuniſten, Nationalſozialiſten, Demokraten und ein Teil des Zentrums. * Fahnen grüßen. Aus Anlaß der Be- freiung dentſchen Bodens von fremdem Joch trugen die ſtaatlichen und gemeindlichen Gebäude heute Flaggenſchmuck. * Trübes, unreines Waſſer hat die Waſſerleitung geſtern und heute abgegeben. Bei dieſer heißen Jahreszeit kann das Trinken unreinen Waſſers beſonders gefährlich werden. Vorſicht! Es war Leben auf der Straße. Heute in aller Frühe waren die Straßen ſchon ſehr belebt. Frohe Kinderſcharen zogen dem Staats- bahnhof entgegen. Der Bahnhof bot ein bewegtes Treiben. Ein Lachen und Jauchzen. Warum? Ei, es ging ja zum Rhein! Ein langer Eiſen— bahnzug nahm die nach Hunderten zählenden Kinder mit ihrem Lehrperſonal und ſonſtigen Teilnehmern auf. Ein Tücherſchwenken und Frohlocken. Kurz vor 5 Uhr ſetzte ſich der Zug in Bewegung. Heiße Wiederſehenswünſche gingen von Mund zu Mund. In wenigen Sekunden war der Zug den Augen entſchwunden. Mögen ſie alle wieder wohl zurück— kehren. Heute Nacht noch oder morgen früh werden ſie uns dann erzählen, was ſie alles heute erlebt, am ſchönen, herrlichen deutſchen Rhein. D. J. K.⸗ Sport. Hockenheim 1.— Viernheim 1. 2:5(Halbzei Unſere Blau-Weißen weilten am verfloſſenen Sonntag in Hockenheim und abfolvierten dort aus Anlaß des Sportwerbetages einen Prapaganda— Fußballkampf. Vor Beginn des Spieles ſprach der Vereinsleiter ſeinen Dank für das freundliche Ent— gegenkommen Viernheims aus und überreichte der Meiſterelf als äußeres Zeichen der Anerkennung und Freundſchaft ein Blumengebinde. Sodann, gab der Schiri das Zeichen zum Anſtoß. Spielverlauf: V. ſpielt an und kommt ſofort in prächtigem Kom- binationsſpiel vor das Tor der Platzherren. Die ſichere Abwehr der Verteidigung läßt jedoch einen Erfolg der Gäſte nicht zu. In der 15. Minute aber kommt V. zum 1. und wohlverdienten Treffer. Das Spiel erfährt jetzt eine kleine Ueberlegenheit des Platzbefitzers. In ganz kurzer Zeit ſah man H. zweimal erfolgreich, was lediglich ihrem koloſſalen Eifer und der ritterlichen Kampfesweiſe zuzuſchrei— ben war. Kurz vor Halbzeit jedoch konnte der Halbrechte V. den Ausgleich erzielen. Mit einem 2:2). Unentſchieden fand die erſte Spielhälfte ihren Ab⸗ ſchluß. Während der Pauſe gaben die Turner ihr Beſtes und ernteten reichen Beifall.— Der Pfeifen⸗ mann ruft zum Start in die zweite Spielhälfte. Das Spiel erfährt jetzt eine bedeutende Aenderung. V. genießt jetzt auch den großen Vorteil, die Sonne im Rücken zu haben. Anfänglich jedoch ausgegli- chenes Feldſpiel. Die Blau⸗Weißen erreichen jetzt erſt wieder die gewohnte Form, ſodaß H. nur noch ganz wenig auszurichten hat. Trotz alledem zeigten ſie bei ſeltenen Durchbrüchen ganz gefährliche Situ⸗ ationen. V. Verteidigung und Läuferreihe ſind auf dem Damm. Ein muſtergültiges Kombinieren der Sturmreihe führte noch dreimal zum ſiegreichen Erfolge. Die Leitung des Spieles lag in den be— währten Händen eines Kirrlacher Herren. * Fauſtball. Seit langer Zeit war die 1. und 2. Fauſt⸗ ballmannſchaft zum erſten Male wieder in Tätig- keit getreten und konnte auch gleich ſiegreich das erſte Spiel in Fürth gegen eine Auswahlmannſchaft des Odenwaldkreiſes beſtreiten. Mit 45:41 Bällen wurde der Odenwald geſchlagen. Es war ein ſchönes Spiel und hatte ſeinen Zweck als Werbeſpiel voll und ganz erfüllt.— Während der Spielſperre finden in Viernheim die diesjährigen Bezirks⸗Quali- fikationsſpiele im Fauſtball ſtatt, worauf wir jetzt ſchon aufmerkſam machen. Sonſtige Reſultate: Fußball: Viernheim Jug. — Feudenheim Jug. 8:0. Viernheim jr.—Viernh. 2. Priv. 4:0. Viernh. 1. Priv.—Viernh. 3. 2.3. Wochenplan der DJK. Dienstag: ¼7 Uhr Tr. für die unteren Fußball- mannſchaften auch 1. Schülerm. 8 Uhr Turnſtunde im Eichbaum. halb 9 Uhr Spielausſchußſitzung i. d. Harmonie Mittwoch: ¼2 Uhr Schülertr. auf dem Sportpl. 6 Uhr Tr. für 1., 2. und 3. Fußballmannſchft. halb 9 Uhr Verſammlung aller Handballer und ſolche, die es werden wollen im Löwen. Unbedingtes Erſcheinen erforderlich. Donnerstag: 5 Uhr Schülerturnſtunde im Eichbaum. 6 Uhr Tr. für Handballer. Freitag: 5 Uhr Leichtathletiktr. für Schüler 6 Uhr 5 8 Uhr Turnſtunde im Eichbanm. halb 9 Uhr Spielerverſammlung in d. Harmonie Montag: 5 Uhr Schülerturnſt. auf dem Sportpl. 6 Uhr Tr. für untere Handballmannſchaft. „ Dereins⸗Anzeiger 5 Unter dieſer Rubrik wird Vergnügungsanzeigen 6 keine Aufnahme gewährt r e SD DD eee Dienstag Abend vollzählige Mit⸗ Freiſchütz. Meldegeld Turnerbund. gliederverſammlung im nicht vergeſſen. Die Turnleitung. Turngeuoſſeuſchaft 1893. Dieſe Woche findet die Turnſtunde Dienstag und Donnerstag ſtatt. Da ſich der Verein am Samstag an dem Feſt⸗ kommers der Amerikaner beteiligt, iſt es Pflicht, daß jeder Turner erſcheint. Der Turnwart. Geſangverein Sängerbund. Mittwoch Abend halb 9 Uhr Singſtunde im Lokal. Der Vorſtand. Reiſevereinigung der Brieftaubenzüchter. Sonn- tag, den 5. Juli, Preisflug ab Skt. Pölten bei Wien(Oeſtreich) 560 km Luftlinie. Einſetzen Mittwoch, von 1—5 Uhr nachmittags, Uhren⸗ ſtellen Freitag, abends halb 9 Uhr. Uhren⸗ öffnen je nach Schluß des Fluges. Beſtimmung einer Zer Serie für d. k. V. mit P. u. einer 5er Serie mit E. für d. Bund. Der Vorſtand. Sängertreue. Donnerstag, den 3. Juli 1930, abends 8 Uhr Singſtunde. Kein Sänger fehle! Der 1. Vorſitzende. Bekanntmachung. i Betr.: Mietunterſtützung für das Rj. 1930; hier für bedürftige Mieter. Das Heſſiſche Sondergebäudeſteuergeſetz für 1929 iſt auch für das Rj. 1930 erſtreckt worden. Die ſeither maßgebenden Richtlinien gelten danach unverändert für das Rj. 1930. Hiernach können Steuerpflichtige, bei denen die Erhebung der Son- dergebäudeſteuer eine beſondere Härte bedeuten würde, die nicht in dem Steuergegenſtand begründet iſt, von dem Bezirksfürſorgeverband unterſtützt werden. Die Unterſtützung kann insbeſondere Fürſorgeem⸗ pfängern und ſolchen Steuerpflichtigen gewährt werden, die mit den ihren Haushalten teilenden Familienangehörigen zuſammen nachweisbar einen Bruttoarbeitslohn, oder ſonſtige Einnahmen von nicht mehr als 1300.— RM. jährlich beziehen. Dieſer Betrag erhöht ſich um je 100 RM. jährlich für jeden Familienangehörigen. Vei der Berechnung gilt die Frau nicht als Familienangehörige. Die vorſtehenden Vorſchriften gelten entſpre— chend für hilfsbedürftige Perſonen,(Mieter und ſonſtige Nutzungsberechtigte) die dauernd oder vor⸗ übergehend die Miete, ſoweit ſie durch die Sonder- gebäudeſteuer beſtimmt iſt, nicht tragen und eine eniſpr. Wohnungsänderung nicht vornehmen können. Die Anträge der bedürftigen Mieter werden auf unſerem Büro 21 wie folgt entgegengenommen: Montag, den 7. Juli 1930, vormittags, für Mieter mit den Anfangsbuchſtaben A— K, die bereis im letzten Jahre Antrag geſtellt haben. Dienstag, den 8. Juli 1930, vormittags, für Mieter mit den Anfangsbuchſtaben L-, die bereits im letzten Jahre Antrag geſtellt haben. Mittwoch, den 9. Juli 1930, vormittags, für Mieter, welche zum erſtenmal Mietunter⸗ ſtützung beantragen. Es empfiehlt ſich im Intereſſe einer ſchnelleren Geſchäftsabwickelung, daß die Antragſteller folgende Angaben auf einem Blatt Papier niederſchreiben und mitbringen: 1. Name, Beruf, Alter, Arbeitsſtelle und Ver- dienſt ſämtl. lediger Kinder,(Lohnbeſcheini⸗ gungen ſind vorzulegen.) 2. Einkommen. 3. Höhe der Friedensmiete. ebenfalls vorzulegen. Arbeitsloſe haben eine Beſcheinigung des Arbeitsamtes über die Höhe der Alu. und die Dauer der Arbeitsloſigkeit vorzulegen. Für bedürftige Hauseigentümer werden dies⸗ bezügl. Anträge erſt ſpäter nach Zuſtellung des Gemeindeſteuerbeſcheids entgegengenommen. Be— ſondere Bekanntmachung hierüber folgt. Viernheim, den 30. Juni 1930. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth, Das Mietbuch iſt e, eee Die Beratungsſtunde für Lungenkranke(Tuberkuloſe) findet morgen Mittwoch Nachmittag ſtatt. 25 Schatten der Schuld. Roman von Guſtav Rehfeld. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg-Saar. (4. Fortſetzung.) „Ja, man ſieht hier meiſt immer neue Ge— ſichter! Auch der große blonde Herr, der vor kur⸗ zem mit einer Dame das Zimmer verließ, war mir ganz fremd. Der Aermſte! Er ſchien großes Pech gehabt zu haben, wie er ſagte, hatte er alles verloren Ich kenne das. Es iſt mehr als fatal!“ „Ich kann mir ſchon denken, wer das war!— Herr von Kottwitz,— der„ſchöne Georg“, Ein luſtiger, fideler Mann— aber im Spiel— er kommt ſeit einem Jahre wöchentlich mindeſtens einmal her— hat er notoriſches Unglück. Er verliert ſtets, iſt Herrn Bongarts beſter Kunde! Wundert mich übrigens, daß Sie den noch nicht geſehen haben!“ „Nein, wirklich nicht!“ äußerte Gronau er⸗ ſtaund Ich habe ihn noch nie geſehen! Wer war wohl vie ſchöne Dame, die an ſeiner Seite ſaß? Ein ſchönes Paar,— er blond, ſie brünett,— beide groß!“ „Das war gewiß Hermance, eine Franzöſin!“ berichtete die Blondine.„Wenn der„ſchöneGeorg“ kommt, iſt ſie ſtets an ſeiner Seite! Man ſagt“, flüſterte ſie geheimnisvoll,„Hermance iſt durch ihn nach Wiesbaden gekommen, und er hat ihr eine feine Wohnung gemietet. Sobald er hierher⸗ kommt, begleitet ſie ihn; ſonſt läßt ſie ſich hier nicht ſehen. Wie ich gehört habe, wird er ſie hei⸗ raten. Er ſoll ein reicher Rittergutsbeſitzer ſein; da macht ſie alſo eine gute Partie. Ich gönne es ihr. Sie iſt ein gutes Mädchen!“ „Sol“ ſagte der Polizeirat nachdenklich. Er erinnerte ſich, in Köln gehört zu haben, daß Fel⸗ ſen verheiratet ſei und Kinder habe. Und hier Hatte er ein Mädchen, das er ebenſo betrog wie ſeine Gattin! Er begann zu begreifen. Felſen war ein Spieler, ein Roue! Und als ihm das Geld mangelte, ſeinen Paſſionen zu frönen, da wurde er ein Raubmörder! Nachdem Gronau noch einige Zeit mit ſeiner Tiſchnachbarin geplaudert hatte, ſtand er auf, zahlte und verabſchiedete ſich. Dann entfernte er ſich auf demſelben Wege, den er gekommen war. Im Gaſtzimmer überreichte der Kellner ihm Hut und Ueberzieher, nahm vergnüglich grinſend das reiche Trinkgeld in Empfang, das Gronau ihm reichte, und lud den freigebigen Gaſt eig recht bald wiederzukommen. 4. Kapitel. Am nächſten Tage— es war der 23. Dezem- ber— kehrte Polizeirat Gronau nach Köln zu⸗ rück und beauftragte unverzüglich einen tüchti⸗ gen Geheimpoliziſten, den Generalagenten Fel⸗ ſen, ſobald derſelbe in ſeine Behauſung zurück⸗ gekehrt ſei, auf Schritt und Tritt zu beobachten. Am Vorabend des 24. Dezember begab er ſich in einer geſchickten Verkleidung in das Haus des Ermordeten. Er wollte den Verſuch machen, feſt⸗ zuſtellen, ob Felſen an jenem Abend, als er die Witwe Dornberg erwürgt, im Hauſe geſehen worden ſei. Seine Bemühungen ſollten von un⸗ geahntem Erfolg gekrönt ſein. In dem Hinterhauſe wohnte, wie Gronau wußte, der Verſicherungsagent Laßhof. Sollte dieſer nicht den Generalagenten Felſen kennen? Bei ihm wollte Gronau mit ſeinen Nachforſchun⸗ gen beginnen. Es glückte ihm, den Agenten anzutreffen. Nachdem er ſich ihm als ein ſoeben nach Köln verſetzter Poſtſekretär vorgeſtellt hatte, bat er ihn um Angabe der Bedingungen ſeiner Verſi⸗ cherungsgeſellſchaft, bei welcher ex eventuell ſein Leben verſichern werde. Der ſchon ältliche Mann gab bereitwillige Auskunft, während ſeine mit einer Handarbeit beſchäftigte Frau teil⸗ nahmslos aus dem Fenſter ſchaute. Als Gronau die Bedingungen erfahren hatte, ſagte er leichthin zu dem Agenten: „Iſt Ihnen vielleicht ein Generalagent Fel⸗ ſen bekannt? Derſelbe wurde mir als ſtreng rechtlicher, ſolider Geſchäftsmann empfohlen, doch kam ich zu Ihnen, da Sie mir ebenfalls ſehr empfohlen wurden und außerdem mir zunächſt wohnen?“ N Der Mann brach in ein bitteres, Lachen aus. „Was?“ rief er gereizt.„Der Schuft ſtreng rechtlicher, ſolider Geſchäftsmann? hat Ihnen das geſagt? Entſchieden keiner, ihn kennt.“ „Wie meinen Sie das?“ fragte Gronau, ſich betroffen ſtellend.„Iſt er etwa nicht ſicher?“ „Der— ſicher?“ rief Laßhof grimmig. Der ſtille Mann war plötzlich ganz verändert und rein außer ſich, ſeit die Rede auf Felſen gekom— men war.„Ich werde Ihnen ſagen, was er iſt: ein ehrloſer, gemeiner Schurke iſt er! Das mö— gen Sit ihm wieder ſagen, ich werde es zu ver— antworten wiſſen!“ „Sie ſcheinen ſehr erregt zu ſein, ſeit die Rede von dieſem Felſen iſt! Ich darf wohl annehmen, daß er nicht Ihr Freund iſt, daß er vermutlich ei Unrecht an Ihnen begangen hat?“ „Ob er ein Unrecht an mir begangen hat! Er ſchlich ſich unter der Maske eines Freundes bei mir e., forſchte mich ar“ und ich Dumm⸗ kopf war ſo töricht, ihm mehrere bedeutende Ge⸗ ſchäfte, die ich begründete Ausſicht hatte zu ma⸗ machen, anzuvertrauen, ſo daß er mich darum be⸗ trügen konnte. Unter anderem hatte ich die größ⸗ te Ausſicht, die Generalagentur einer bedeuten⸗ den Geſellſchaft zu erhalten. Was tat dieſer Fel⸗ ſen? Er ſchrieb an die Geſellſchaft, ſtellte mich ihr als einen unfähigen Mellſchen dar und be⸗ warb ſich um die Stelle. Natürlich erhielt er ſie. Ich habe einen Verwandten, der bei der General⸗ direktion jener Geſellſchaft angeſtellt iſt. Derſelbe hat mir die ganze Sache mitgeteilt. Und dann höhniſches ein Wer der obendrein—7 Er hielt pl. ſicht ab. „Nun?“ ermunterte Gronau ihn.„Was dann noch obendrein?“ „Es fällt mir, weiß Gott, ſchwer, davon zu reden“ verſetzte Laßhof, mit den Zähnen knir— ſchend,„aber meinetwegen mögen Sie das auch wiſſen! Denken Sie ſich! Vor drei Monaten kom— me ich ſo gegen Abend nach Hauſe,— es war, ich werde es nie vergeſſen, gerade jener Abend, an welchem unſere Hauswirtin, die alte Frau Dornberg, ermordet wurde—“ Der Mann hielt auf einmal inne und ſtarrte, wie von einem plötz⸗ lichen, ihm ſelber wohl ungeheuerlichen Gedan⸗ jählings ihre Arbeit ruhen ließ und auf ihren Mann blickte. Erſt nach einiger Zeit fuhr Laß⸗ hof, nachdem er ſeine Gedanken gewaltſam ge— ſammelt hatte, fort:„Ich kam alſo gegen Abend nach Hauſe,— früher als gewöhnlich— da höre ich, noch auf der Treppe, einen lauten Hilferuf aus meiner Wohnung dringen. Ich ſtürze die Treppe hinauf, reiße die Tür auf, und da ſehe ich, wie meine Frau ſich dieſes Schuftes, dieſes Felſen, kaum zu erwehren vermag. Wie ein Tiger warf ich mich auf den Menſchen und beförderte ihn zur Tür hinaus. Unter dem Vorgeben, mit mir zu ſprechen, hatte er ſich Eingang verſchafft. Meine derzeitige Heimkehr hat— wer weiß, was am Ende verhindert. Denn Stein und Bein will ich darauf ſchwören, daß ich den Menſchen eine Stunde ſpäter, als ich einen wichtigen Brief auf die Poſt gegeben hatte, zum zweitenmal an dieſem Abend hier im Hauſe ſah. Er hatte den Hut in die Stirn gedrückt und den Kragen ſeines Ueberziehers hochgeſchlagen. Wie ein Schatten ſchlich er längs der Wand dahin, aber ich kannte ihn doch. Allein, ehe ich mich noch racht beſinnen konnte, war er plötzlich verſchwunden— wie in den Boden geſunken, ſage ich Ihnen!“ 5 t.