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Für die vielen Beweise inniger Anteilnahme bei dem Heimgange meines lieben Gatten, unseren guten Vaters, Grohvaters, Schwiegervaters, Bruders, Schwagers und Onkels Herrn Jakob Busalt ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruhestätte und für die vielen Kranz- und Blumenspenden sagen wir unseren tiefempfundenen Dank. Janz besonderen Danke dem titl. Gesangverein Sänger- bund für das letzte Ekrengeleite und den ergreifenden Grab- gesang, seinen Schulkameraden, sowie der Firma Mannheim für die Kranzniederlegung und den Stiftern von Heller, Viernheim, Lorsch, Hamburg, den 14. Juli 1930. Die trauermden Hinterbliebenen, Exped. ds. Bl. Bücherschränke, Schreibtische, rundellusziehfische zu niederen Preisen abzugeben. Hleiderschrank Waschkommode Beitstelle ehr bihg abzugeben. Mannheim U 1. Grünes Haus. Grünes Haus. Cariferhöhung ſtatt Verwaltungsabbau Die viel zu hohen Gehälter der leitenden Reichsbahnbeamten. Der Reichsverlehrsminiſter an den Präſidenten des Verwaltungsrates der Reichsbahn. wib. Berlin, 12. Juli. Reichsverkehrsminiſter von Guerard hat an den Präſidenten des Ver- waltungszates der Reichsbahngeſellſchaft, Dr. F. von Siemens. ein Schreiben gerichtet, in dem es u. a. heißt: Die Reichsregierung erkennt die finanziellen Schwierigkeiten an, mit denen die Reichsbahn zu kämpfen hat. Das neue Reichs bahngeſetz hat keine Er⸗ leichterungen für die Reichsbahn gebracht. Die Geſamtbelaſtung iſt ſogar um etwa 10 Mil⸗ lionen infolge der anderweitigen Zahlungslei— ſtungen der Reparationsſteuer geſtiegen. . bahn haben ſich im laufenden Geſchäftsjahr durch den empfindlichen Einnahmerückgang in— ſolge des Darniederliegens der Wirtſchaft be— ſonders verſtärkt. Die Reichsregierung hat deshalb auf den Antrag der Reichs bahngeſellſchaft auf Ve⸗ willigung einer Tariferhöhung im Betrag non 150 Millionen Mk. trotz grundſätzli⸗ cher Bedenken, die ſie gegen jede Tarifer— höhung in der gegenwärtigen Zeit hegt die Erhöhung der Perſonentnriſe im Ber— liner und Hamburger Stadtbahnverkehr und die Erhöhung und organiſche Umge⸗ ſtaltung des Stückgut. und Expreßgut⸗ tarifes genehmigt.. Hieraus ergibt ſich eine Mehreinnahme von rd. 70 Millionen RMk. Die insbeſondere für die Maſſengüter beantragte Erhöhung der Tarife im Wagenladungsverkehr hat die Reichsregie⸗ rung als für die deutſche Wirtſchaft untragbar ablehnen müſſen. Eine ſolche Erhöhung würde auch nur einen weiteren Rückgang des Verkehrs und damit der Einnahmen der Reichsbahn her— beigeführt haben. Die Reichsbahn hat einen weiteren Antrag auf eine mäßige Erhöhung der Per- ſonentarife geſtellt, nachdem ſie auf meinen Widerſpruch einer Gleichſtellung der Monats⸗ karten 3. Klaſſe und der Arbeiterwochenkarten [Die finanziellen Schwierigkeiten der Reichs- mit dem Einheitspreis der Einzelfahrkarten ab— geſehen hat. Die hieraus entſpringende geringe Verteuerung des Reiſeverkehrs erſcheint der Reichsregierung nach der Geſamt— lage erträglich, wobei ſie auch berückſichtigt. daß der Perſonenverkehr einen Zuſchuß von 270 Millionen RMk. erfordert. Die Reichsregierung hat deshalb beſchloſ⸗ ſen, dieſe mäßige Erhöhung der Pürſonen. tarife zu genehmigen. Die Reichsregierung hat ſich im Intereiſe der Hebung des Kredits der Reichsbahn dazu ent⸗ ſchloſſen, als erſten Schritt zu einer Neubord— nun der Beförderungsſteuer ſchon für das lau⸗ fende Rechnungsjahr Maßnahmen zur Begren— zung der von der Reichsbahn und an bas Reich abzuführenden Beförderungsſteuer zu reffen. Ich habe auch bereits Anregungen zum Ve— ginn von 5 Perſonalerſparniſſen bei der Reichsbahn gegeben und zwar bei den Bezügen der Mitglieder des Ver- waltungsrats bei denen der leitenden Beamten und bei den Leiſtungszula— gen für das übrige Perſonal. Hinſichtlich der Frage der Bezüge der Beam— ten, hält es die Reichsregierung. nachdem die Bahn nunmehr wieder an das Reich angeglie— dert wurde, nicht für tragbar. daß die Reichsbahn bei der von ihr ſelbſt betonten ſchwe— ren Notlage an ihre leitenden Beamten, denen die Anſpuüche der Reichsbeamten gewährleiſtet ſind, Gehälter zahlt, die diejenigen gleichgeſtellter Reichsbeamten ganz außerordentlich über⸗ ſteigen. Auch die Leiſtungszulagen denen beim Reich und den Ländern nicht viel gegenüber⸗ ſteht, und die neben dem Betriebsperſonal auch den Beamten des Büro und Innendienſtes ge⸗ währt werden, entbehren bei der gegenwärtigen Notlage der Reichsbahn jedenfalls in ihrer jet zigen Höhe der Berechtigung. Sur Neuroder Nataſtrophe: Das Reich hilft den Geſchädigten Bis zu einer Million zur Verfügung geſtellt witb Neurode, 12. Juli. Die Trauer um die Opfer der Bergwerkskataſtrophe in Hausdorf veranlaßt die Bewohner der ganzen Umgebung, ſchon ſeit den frühen Mor ze ſtunden nach Mölke zu pilgern, wo in dem großen Zechenſaal und in einem Nebenraum die Särge von 99 Toten nebeneinander ſtehen. Zu Tauſenden ſind die Angehörigen und Freunde der Verunglückten herbeigeeilt, um von ihren Lieben Abſchied zu nehmen. Zahleiche Sanitäter und Schweſtern ſind um die Hinterbliebenen bemüht. Die Leib. tragenden können nur in kleinen Gruppen in den Saal hinein. In der kommenden Nacht wer⸗ den die Särge nach Hausdorf überführt werden, wo 10 eine öffentliche Trauerfeier ſtattfinden wird. 90 Berlin, 12. Juli. Der Haushaltsausſchuß des Reichstages beſchäftigte ſich heute mit der Hilfs⸗ aktion aus Anlaß der großen Grubenkataſtrophe in Neurode. Angenommen wurde ein ſozialde⸗ mokratiſcher Antrag mit der Maßgabe, daß— da man den ganzen Umfang der Hilfsaktion noch nicht vollkommen überſehen könne— nicht der Betrag von einer Million dem Oberbergamt Breslau überwieſen werden ſoll, ſondern daß die Regierung ermächtigt wird, bis zu einer Million Reichsmark dorthin zu überweiſen. Auch die vom Zentrum geforderten Maßnahmen nach der Feſtſtellung der Unglücksurſache und nach ber ſofortigen Vornahme von Verhütungsmaß⸗ regeln wunden vom Ausſchuß bewilligt Auch das Saargebiet hilft Saarbrücken, 12. Juli. Die Regierungskom⸗ miſſion des Saargebiets hat der Reichsregierung ihre Teilnahme an der ſchweren Grubenkata⸗ ſtrophe in Schleſien telegraphiſch übermittelt. Außerdem hat ſie beſchloſſen, der Reichsregierung einen Betrag von 200 000 Franken zu⸗ gunſten der vom Unglück betroffenen Familien zu überweiſen. Ebenſo hat der Landesrat des ten ſein Beileid ausgeſprochen Mannheim U 1, 1. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige. koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann Vor der Entſcheidung Sortbeſtand der Regierung von Zufälligkeiten abhängig. fordert Reichstagsauflöſung Berlin, 15. Juli. Trotzdem ſich die Regierungsparteien am Montag geeinigt haben, in der Dienstagsſitzung des Reichs⸗ tages die Deckungsvorlage nebſt der Bürger⸗ ſteuer vorzulegen, iſt der Ausgang der De⸗ batte noch keineswegs abzuſehen. Die Re⸗ gierung erhofft noch immer eine Mehrheit für ihre Vorlage. Sollten die Deutſchnatio⸗ nalen tatſächlich gegen die Deckungsvoclage ſtimmen, dann gerät die Regierung in die Minderheit. Auch bei teilweiſer Stimment⸗ haltung der Deutſchnationalen iſt der Fort⸗ beftand der Regierung von Zufälligkeiten (Anweſenheit von Abgeordneten etc.) ab⸗ hängig. In den Wandelgängen des Neichs⸗ tages herrſcht die Anſicht vor, daß im Falle des Scheiterns nur die Auflöſung des Reichstages übrig bleibt. Wenn nämlich die Deckungsporlage am heutigen Dienstag ab⸗ gelehnt, von der Regierung aber hinterher durch Notverordnung in Kraft geſetzt wird, jo würden die Sozialdemokraten ſofort die Wiedereinberufung des Reichstages verlan⸗ gen mit dem ausſchließlichen Zweck, die Not⸗ verordnung wieder aufzuheben. An der Aufhebung wäre mit den Stimmen der Op⸗ poſitionsparteien nicht zu zweifeln. Es müßte alſo eine vollkommen neue Voriage zur Entſcheidung des Plenums geſtellt wer⸗ den. In den Abendſtunden des Montags tauchte als einziger Ausweg die Verſion auſ, daß auf Autrag einer Partei die Vor⸗ lage nochmals an den Steuerausſchuß ver⸗ wieſen wird. In den ſpäten Abendstunden verlautete noch, daß die Wirtſchaftspartei ſich von der Regierungskoalition trennen und ihren Miniſter aus dem Kabinett zurückziehen werde, wenn der Verſuch gemacht werden ſollte, ohne Neichstagsauflöſung die Dek⸗ kungsvorlage durch eine Notverordnung in Kraft zu ſetzen. Wirtſchaftspartei fordert Reichstagsauflöſung. Ein von der Wirtſchaftspartei im Reichstag eingebrachten Antrag erſucht die Reichsregie— rung, den Reichspräſidenten zu bitten, im Falle der Ablehnung der Deckungsvorlage und der Vorlagen über die Reviſion des Erwerbsloſen— und Krankenweſens ſowie der Ausgabenſen— kungsbeſtimmungen den Reichstag aufzulöſen. Wie das Nachnichtenbüro des Vereins Deut- ſcher Zeitungsverleger hört, ſoll durch den An- trag verhindert werden, daß Artikel 48 ohne Reichs tagsauflöſung in Anwendung kommt. Das Rompromiß über die Bürgerſteuer vdz. Berlin, 14. Juli. In der geſtrigen Beſpre⸗ chung der Finanzſachverſtändigen der Regierungs— parteien hat man ſich, vorbehaltlich der heutigen Zuſtimmung der einzelnen Fraktionen, über fol⸗ genden Initiativgeſetzentwurf geeinigt. 1. Die Gemeinden find berechtigt und in den Fällen des 8 3 verpflichtet, von allen im Gemein— bebezirk wohnenden Perſonen, die über 20 Jahre alt ſind, eine Bürgerſteuer zu erheben. Die Steuer darf nicht erhoben werden von Perſonen, die ſeit einem Monat vor dem Stichtag (40. Oktober eines jeden Jahres) laufend öfſent⸗ liche Fürſorge genießen und von Kriſenfürſorge⸗ empfängern, deren Perſonenkreis noch näher be⸗ ſtimmt werden ſoll. Der Reichsfinanzminiſter iſt ermächtigt, mit Zuſtimmung des Reichs rates wei⸗ tere Perſonenkreiſe von der Steuerpflicht zu be⸗ freien. 2. Die Höhe der Bürgerſteuer wird von den Ländern beſtimmt(Landesgeſetz), beträgt jedoch nicht weniger als 6 Mark für das Jahr. Der Satz ermäßigt ſich auf die Hälfte der Per⸗ ſonen, die einkommenſteuerfrei ſind, für die Ehe— frau. Eine anderweitige Stafſelung iſt ausgeſchloſſen § 3. Wenn für das Rechnungsjahr 1930 einer Gemeinde die Gemeindegrundſteuer oder die Gemeindegewerbeſteuer über den bis zum 1. Juli 1930 beſchloſſenen Satz erhöht wird, iſt die Gemeinde verpflichtet, für dieſes Rechnungsjahr die Bürgerſteuer einzuführen. Vom Rechnungsjahr 1931 ab bis zum Inkraſt— treten des Grundſteuerrahmengeſetzes und des Gewerbeſteuerrahmengeſetzes iſt die Gemeinde verpflichtet, die Bürgerſteuer einzuführen, wenn für die Gemeindegrundſteuer oder die Gemeinde gewerbeſteuer der am 1. Juli 1930 beſchloſſene Satz überſchritten wird, oder wenn der für die Gemeindegewerbeſteuer beſchloſſene Satz den Landesdurchſchnitt überſteigt; in dieſem Falle iſt, wenn der Landesdurchſchnitt um nicht mehr als mehr als mehr als 200 v. H v H. der Gomeindegewerbeſteuern feſt; ſie fſinanzierungsgeſetzgebung eine 150 v. H. überſchritten wird. für das gleiche Rech— nungsjahr die Bürgerſteuer mit einem Zuſchlag l — Wirtſchaftspartei von 50 v. H. zum Landesſatz zu erheben, um 150 v. H., jedoch nicht mehr als 200 v H,, mit einem Zuſchlag von 100 v. H. und um mit einem Zuſchlag von 150 Die Landesregierung ſtellt die Höhe des desdurchſchnitts der Gemeindegrundſteuern Lan- und beſtimmt ferner, in welcher Weiſe in den Gemeinden die Höhe der Gemeindegrundſteuer und die Gemein— degewerbeſteuer zu ermitteln iſt. § J. Inwieweit im Rahmen der Gemeinde Senkung der Realſteuern eintritt, wird durch ein beſonderes- Reichsgeſetz beſtimmt werden. Durch ein beſonderes Reichsgeſetz wird ferner die Verkoppelung der Zuſchläge zur Bürgerſteuer mit der Höhe der Realſteuerſätze für die Zeit nach dem Inkrafttreten des Grundſteuerrahmen— geſetzes und des Gewerbeſteuerrahmengeſetzes geregelt werden. §S 5. Der Reichs ſinanzminiſter iſt ermächtigt, Die Aenderung in der Kranken⸗ verſichernng Der ſozialpolitiſche Reichstagsausſchuß ſetzte die Beratungen der Aenderungen in der Kran— kenverſicherung fort und faßte nach umfangrei⸗ cher Ausſprache bezüglich der Beziehungen zwi⸗ ſchen Krankenkaſſen und Aerzten u. a. folgen⸗ den Beſchluß: Der Arzt iſt ſeiner Kaſſe gegen⸗ über verpflichtet, den Kranken ausreichend und zweckmäßig zu behandeln. Er darf das Maß des Notwendigen nicht überſchreiten. Er hat eine Behandlung, die nicht, oder nicht mehr notwendig iſt, abzulehnen. Die Heilmaßnah⸗ men, insbeſondere Arznei-, Heil⸗ und Stär⸗ kungsmittel nach Art und Umfang ſparſam zu verordnen und auch ſonſt bei Erfüllung der ihm ſonſt obliegenden Pflichten der Kaſſe volle Angaben ſo weit zu gewähren, als die Natur ſeiner Dienſtleiſtung es zuläßt. Die Beſcheini— gung über die Arbeitsunfähigkeit und ihre Dauer iſt unter gewiſſenhafter Würdigung der maßgebenden Verhältniſſe auszuſtellen. Der Arzt, der die nach den Umſtänden erforderliche Sorgfalt außer acht läßt, hat der Kaſſe den daraus entſtandenen Schaden zu erſetzen. Die Kaſſen ſind ferner verpflichtet, Beſcheinigungen des behandelnden Arztes über die Arbeitsun⸗ fähigkeit und ſeine Verordnung insbeſondere ſoweit ſie ärztliche Fachleiſtung betreffen, in den erforderlichen Stellen durch einen anderen Beſſere Gewinn Arzt(Vertrauensarzt) rechtfertigend„ fen zu laſſen. Der Reichsausſchuß für Aethee und Krankenkaſſen ſtellt Richtlinien für die Durchführung dieſer Vorſchriften auf. Der Ver— trauensarzt unterſteht der Dienſtordnung nicht. Wird bei einer Krankenkaſſe die ärztliche Ver— ſorgung dadurch ernſtlich gefährdet, daß die Kaſſe keinen Vertrag zu angemeſſenen Bedingungen mit einer ausreichenden Zahl von Aerzten ſchließen kann oder daß die Aerzte den Vertrag nicht ein— halten, ſo kann anſtelle der ärztlichen Behandlung eine bare Leiſtung in Höhe von 80 v. H. der wirk lichen Koſten gewährt fähigkeit erhöht ſich zugleich das Krankengeld une 10 v. H. des Grundlohnes, mindeſtens aber um 50 Pfg. ſür den Kalendertag.“ werden; bei Arbeitsun Weiter beſchloß der Ausſchuß, daß in der Re gel auf je 1000 Verſicherte ein Arzt kommen ſoll Ueberſchreitet bei einer Kaſſe die Zahl der Aerzte das Bedürfnis, ſo kann das Oberverſicherungs amt anordnen, daß andere Aerzte bei der Kaſſe nicht mehr zugelaſſen werden. Die Familien hilfe ſoll Pflichtleiſtung werden; für beitrag wird dafür kein Raum mehr den Zuſatz gelaſſen Die Weiterberatung wu chancen bei der HKlaſſenlotterie Der neue Spielplan der Preußiſch⸗Süddeutſchen Berlin, 14. Juti. Mit der Erhöhung des Pieiſes des Klaſſenloſes von 120 auf 200 RM. iſt eine grundlegende Aenderung des Spielplans der Klaſſenlotterie verbunden. Die Mehreinnah⸗ men der Klaſſenlotterie, die ſich aus dem hö heren Lospreis ergeben, werden durchweg auf die Vermehrung der mittleren und kleinen Ge winne verwandt werden. Bisher betrug das Spielkapital der Klaſſen lotterie 62,7 Millionen RM., in Zukunft wird es ſich auf 113 Millionen RM ſtellen. Es ſtehen alſo 50,3 Millionen RM. mehr zur Verfügung als bisher. Das iſt eine Summe, die bei ihrer Verteilung auf die Gewinne von 300020 000 RM. ſehr ins Gewicht fällt. Die Zahl dieſer Gewinne wird ſich in manchen Kategorien auf das vier bis fünffache erhöhen laſſen. Verſchärfte Geheimhaltung der Losgewinne. enb Berlin, 14. Juli.(Eigene Meldung.) Die Preußiſche Generallotterie-Direktion hat— laut „Voſſiſcher Zeitung“ mit der heutigen Ziehung eine Verſchärfung der Vorſchriften über die Ge— heimhaltung der Losgewinne eintreten laſſen. Bisher war es nur verboten, den Namen des Gewinners ſelbſt und des Einnehmers mitanzu— geben, bei dem das geſpielt worden war. Dieſes Verbot hat ſich jedoch zum Schutze der Losgewinner vor Beläſtigungen als unzuläng— lich erwieſen. Beſonders bei Losgewinnen in der Provinz konnte, wenn der Ott bekannt war, der Gewinner mit einigen Schwierigkeiten doch er— mittelt werden. Infolgedeſſen iſt nicht bekannt geworden, wohin der heute gezogene 100 000 Mark Gewinn der vierten Klaſſe gefallen iſt. Los jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden mit Zuſtimmung des Reichsrates Beſtimmungen zur Durchführung der§8§ 1 bis 4 zu erlaſſen. in den Durchſührungsbeſtimmungen ſind insbeſon— dere Beſtimmungen über die Fälligkeit und die Verwaltung der Bürgerſteuer zu treſſen. Deutſcher Reichstag vdz Berlin, 14. Juli.(Radio.) In der heu— tigen Reichstagsſitzung wurden die Abſtimmun— gen nachgeholt. die am Sonnabend wegen der ſchlechten Beſetzung des Hauſes nicht vorgenom— men werden konnten. Das Geſetz über die Fäl⸗ ligkeit der Aufwertungshypotheken und die Vor— lage über die Bereinigung der Grunbdbücher wurde endgültig angenommen, nachdem ein An- trag der Deutſchnationalen auf Herauslaſſung der Landwirtſchaftstilgungshypotheken aus dem Geſetz mit 246 gegen 149 Stimmen bei zwei Enthaltungen abgelehnt worden war, Angenom— men wurde auch die Entſchließung, wonach Ziuserhöhung für die Aufwertungshypotheken nicht auf die Mieten abgewälzt werden darf. Bei der nun folgenden Schlußabſtimmung über den endgültigen Reichswirtſchaftsrat wurden 234, dagegen 162 Stimmen abgegeben. Zwei Abgeordnete enthielten ſich der Stimme. Da dieſe Vorlage verfaſſungsändernden Cha⸗ rakter hat, war mit dieſem Abſtimmungsergeb⸗ nis die für die Annahme erforderliche Zweidrit⸗ telmehrheit nicht erreicht. Die aus den Deutſchnationalen, den Chriſt- lichnationalen und den Kommuniſten beſte. hende Oppoſition hat alſo die Regierungsvor- lage über den endgültigen Reichswirtſchafts⸗ rat zu Fall gebracht. In der dritten Beratung des Geſetzes über den Vermahlungszwang für Inlandsweizen wurde der in der zweiten Beratung abgelehnte ſozialde⸗ mokratiſche Antrag auf Einfügung der aus dem Brotgeſetzes herausgebliebenen Brotgewichtskon⸗ trolle mit 200 gegen 190 Stimmen bei acht Stimmenthaltungen angenommen. Heute hatten für dieſen Antrag neben den Sozialdemokraten und Kommuniſten auch viele Zentrumsgewerk— ſchaftler geſtimmt und ſo die Annahme ermög— licht. Bei der Schlußabſtimmung über das ganze Geſetz wurde dies im Hammelſprung gegen die 146 Stimmen der Sozialdemokraten und Kom— muniſten mit 208 Stin nen ber 1 Enthaltung augenommen Die zweite Beratung des Oſthilfegeſetzes mit der heute begonnen wurde, konnte noch nicht zu Ende geführt werden. Ihre Fortſetzung ſteht auf der Tagesordnung der Dienstagſitzung, die um 3 Uhr beginnt. Vorher ſoll die Deckungsvorlage zur zweiten Beratung kommen. Wieder ein Candvolk⸗ Prozeß th Itzehoe. 14. Juli, Hier hat heute vor— mittag wieder ein großer Landvoltprozeß begon nen. Angeklagt ſind 28 Perſonen, unter denen ſich die aus früheren Prozeſſen bekannten Land— volkführer Wilhelm Hamkens, Johnſen und Geſchke, die u. a. der Aufveizung zum Steuer— ſtreik und des Vergehens gegen das Republik— ſchutzgeſetz beſchulbigt werden. Bis jetzt ſind ard. 1000 Zeugen geladen. Ein Antrag des Verteidi— gers, Rechtsanwalt Luetgebrune⸗Göttingen, den Prozeß bis nach Erledigung des Bombenleger— prozeſſes, der am 14, Auguſt in Altona verhan— delt wird, zu vertagen, wurde abgelehnt. Für den Prozeß ſind neun Tage angeſetzt. — — Ueberſchwemmungskataſtrophe in Korea witb Söul, 14. Juli. Rieſige Ueberſchwem⸗ mungen haben in den letzten Tagen in ganz Korea große Verheerungen angerichtet. Nach den bisher vorliegenden Meldungen ſind 78 Perſonen ertrunken. 28 Perſonen erlitten ſchwere Verletzungen, 30 werden noch vermißt. Im weſtlichen Korea ſind Tauſende obdachlos. Soll Kürten hingerichtet werden? Eine Umfrage bei führenden Fachleuten und Vertretern der Oeffentlichkeit Ueber die Frage, ob Kürten hingerich⸗ tet werden ſoll, hat die„Neue Bad. Lan⸗ desztg.“ eine Umfrage erlaſſen, die von Männern und Frauen aus der Praxis und aus der Wiſſenſchaft beantwortet wurde. Die Antworten ergeben, daß bei aller Hochſchätzung der Wichtigkeit des Lebens des Einzelnen auch ſehr fortſchritt⸗ lich geſinnte Menſchen die Todesſtrafe für notwendig halten. Wir geben nachſtehend einige Antworten wieder: Die Frau: Der Düſſeldorfer Mörder hat noch mehr vernichtet, als die Unſchuld ſeiner Opfer. Er hat unſer eigenes Gefühl für Barmherzigkeit umgebracht. Hundertfach verdient er die To⸗ desſtrafe. Helene v. Noſtiz⸗Wallwitz, geb. v. Beneckendorff und v. Hindenburg. Der Strafrechtstheoretiker: Ich ſtehe nicht auf dem Standpunkt, daß ein ſolcher Einzelfall, wie der Fall des Düſ— ſeldorfer Mörders, uns ſo aufregen darf, daß er zu einer Reviſion der Stellungnahme zur Todesſtrafe führen kann. Wenn etwa prin⸗ zipielle Gegner der Todesſtrafe hier plötzlich umfallen ſollten, ſo ſind ſie eben keine über⸗ zeugten Gegner. Immerhin ſcheint mir ſo et⸗ was aber ein Symptom dafür zu ſein, daß die vox populi die Todesſtrafe doch verlangt. Wenn es die Möglichkeit einer vollrommenen Sicherung der Geſellſchaft auf einem anderen Wege, als auf dem der Todesſtrafe gäbe, würden wir ſie ſofort in Anwendung bringen. Solange dieſer Ausweg aber nicht beſteht, brauchen wir ſie— nicht als Vergeltung, wohl aber als Sicherung für uns und unſere Mitmenſchen. Dr. Eduard Kohlrauſch, Prof. für Straf- u. Prozeßrecht, Berl. Der Verteidiger: Es ſteht außer Zweifel, daß der Düſſeldor— fer Maſſenmörder Peter Kürten nur mit dem Tode beſtraft werden kann. Er gehört, ebenſo wie ſeinerzeit Haarmann, zu jener Kategorie von Verbrechern, für die man keine andere Art der Beſtrafung finden kann, ohne dem allgemeinen Empfinden, der Volksſeele, ins Geſicht zu ſchlagen. Gerade dieſer eklatante Fall aber, bei dem die Schuld abſolut klar erwieſen iſt, muß dazu dienen, die Forderung zu unterſtützen, bei Verhängung der Todes⸗ ſtrafe rigoroſeſte Vorſicht walten zu laſſen, weil ſie eine abſolute Strafe iſt, bei der keine Mög⸗ lichkeit der Wiedergutmachung beſteht. Der Kampf gegen die Todesſtrafe geht nicht erſt von unſerer Generation aus und nicht von der Generation vor uns. Und wir werden ihn genau ſo wenig beenden, wie un⸗ ſere Kinder oder Enkel. Denn das iſt ſicher: wenn die Todesſtrafe in einem Lande ub⸗ geſchafft wird, dann wird ſie in zwei anderen wieder eingeführt. Bei aller prinzipiellen Gegnerſchaft gegen die Todesſtrafe ſehe ich kaum eine Möglichkeit, ſie tatſächlich abzuſchaffen, weil es immer In⸗ dividuen geben wird, die ſich ſo weit außer⸗ halb aller Geſetze ſtellen, daß man ſich ihnen gegenüber auch außerhalb aller Geſetze wird ſtellen müſſen. Zu fordern iſt nur, daß beſon⸗ dere, ſichere Kautelen dafür geſchaffen werden daß— wenn das Gericht auf Todesſtrafe er⸗ kannt hat,— die für eine Begnadigung zu⸗ ſtändigen Inſtanzen den Fall noch einmal rigoroſeſter Prüfung unterziehen, ehe ſie das Urteil beſtätigen und ſo der Exekution den Weg freigeben.— Der Fall Kürten aber ſchließt jeden Juſtizirrtum aus. Dr. Max Alsberg, Rechtsanwalt. Der ärztliche Sachverſtändige: Ich habe es ſehr begrüßt, daß der Straf⸗ rechtsausſchuß des Reichstages damit durchge- drungen iſt, daß auf Mord nicht ausſchließlich mehr die Todesſtrafe ſteht, ſondern daß das Geſetz auch eine Milderung zuläßt. Es ſcheint mir aber doch Fälle zu geben, in denen uns als ultima ratio nichts anderes bleibt, als eben die Todesſtrafe. Ich denke dabei auch an Prozeſſe, in denen ich ſelber mitgewirkt habe, ſo an den des Luſtmörders Großmann, der ſich dann ja ſelber noch während der Verhandlung erhängte. Während des Krieges war ich gleichfalls als Sachverſtändige gegen einen Mörder hin⸗ zugezogen worden, der in der Umgebung von Falkenwalde in einem Anfall von Grünkoller Polizeibeamte und Förſter niederknallte. 1916 hatte ich ferner in Schneidemühl einen Mann zu begutachten, der— um ſich in den Beſitz eines Grundſtückes zu ſetzen— kaltblütig meh⸗ rere Menſchen ermordet hatte. In dieſen bei⸗ den Fällen iſt auf Todesſtrafe erkannt worden. Auch ich muß ſagen, daß die Vollſtreckung des Urteils mein Gewiſſen keineswegs beunruhigt hat. Profeſſor Dr. Fritz Straßmann. Direktor des Inſtit. für gerichtl. Medizin Der Pfſychiater: Ift Peter Kürten nicht geiſteskrank, ſo wäre dies vielleicht einer jener ſo gemein⸗ gefährlichen Fälle, bei denen die ganze Oef⸗ fentlichkeit ein Intereſſe an der Hinrichtung äußern würde. Vorſchläge wie Kaſtration und andere orga⸗ niſche Eingriffe erſcheinen mir hier völlig ab⸗ wegig. Denn wir haben noch viel zu wenig Erfahrung auf dieſem Gebiet, als daß mit auch nur einiger Sicherheit ſich über Auswirkungen oder gar Erfolge reden ließe. Wir kennen be⸗ reits außerordentlich grauſame Kaſtraten. Mir perſönlich liegen Rechtsmettel wie eine Hinrichtung nicht. Werden ſie aber überhaupt angewandt, dann allerdings könnte dies viel⸗ leicht ein in beſonderem Maße dafür geeig⸗ neter Fall ſein. Sonſt bleibt nur die lebens⸗ längliche Internierung. Was eine kleinere Graufamkeit iſt, wage ich nicht zu entſcheiden. Sanitätsrat Dr. Friedrich Leppmann. Der Dichter: Die Todesſtrafe muß beſeitigt werden. Aber wie jetzt noch an Stelle der Todesſtrafe auf lebenslängliches Zuchthaus erkannt wer⸗ den kann, ſo muß nach Abſchaffung der Todes⸗ ſtrafe doch die ausnahmsweiſe Verurteilung zum Tode zugelaſſen ſein, wenn es ſich em ſolche Verbrecher handelt, wie Kürten. Wenn Kürten reſtlos überführt ſein ſollte, ſo daß nicht der geringſte Zweifel an ſeiner Schuld und Täterſchaft mehr beſteht, und wenn Kürten ein geiſtig normaler Menſch iſt, gibt es für mich in dieſem Falle nur eine Löſung: Arteil ſo ſchnell wie möglich und eine Nite. So ſchnell wie möglich zum Tode mit ihm; wir haben genug junge und geſunde Menſchen im Lande, die vorwärts kommen wollen und Platz brauchen; da ſollte ſich die Geſellſchaft ſol⸗ chen Burſchen gegenüber nicht beſinnen und ſie nicht ſo lange aufbewahren. Bei dem heutigen Stande des Gefängnisweſens iſt überdies durchaus damit zu rechnen, daß Kürten us⸗ brechen könnte und dann von neuem auf die Geſellſchaft losgelaſſen wäre. Walter von Molo, Präſident der Akademie der Dichtkunſt. Vermiſchtes Ein deutſcher Lehrer von polniſcher Grenzpolizei ſeſtgenommen. wtb. Königsberg, 14. Juli. Wie verlautet, iſt ein Lehrer namens Kirſch im Kreiſe Oſte⸗ rode am Samstagabend beim Blaubeerſuchen Deutſche Segelflieger in Albert Kronfeld. England verunglückt Segelflieger Magerſuppe. Die beiden bekannten Segelflieger Kronfeld und Magerſuppe ſind bei ihren Schauflügen bei Searborought(England) mit ihren Flugzeugen Start gegen ein Geländer und wurde vollkommen ſuppes Flugzeug wurde durch ungünſtigen Wind Der Flieger wurde von einem Motorboot gerettet. verunglückt. Das Flugzeug Kronfelds ſtieß beim zerſtört. Der Pilot blieb unverletzt. Mager⸗ auf das Meer niedergedrückt, in dem es verſank. wegen unerlaubten Ueberſchreitens der Grenze durch die polniſche Grenzpolizei feſtgenommen; worden. Der Landrat des Kreiſes Oſterode hat telegraphiſch um Freilaſſung des feſtge⸗ nommenen Lehrers erſucht. Eine amtliche Mittteilung ſteht noch aus. Der Tod in den Bergen. wtb. Roſenheim, 14. Juli. Vom Totenlircht am Wilden Kaiſer ſtürzten geſtern nachmittag der Dachdeckerlehrling Otto Schwarz und der Mechaniker Hermann Lindner, beide aus Ro⸗ ſenheim, ab und waren auf der Stelle tot. Die Leichen wurden nach Kufſtein gebracht. Geheimnisvoller Leichenſund. wib. Paris, 14. Juli. In der Nacht zum Sonntag iſt in einer Straße die Leiche eines Mannes aufgefunden worden, der ermordet zu ſein ſcheint. Bei der Leiche wurden Pa⸗ piere eines 43⸗jährigen ſpaniſchen katholi⸗ ſchen Geiſtlichen vorgefunden. einerſeits an die Möglichkeit eines politiſchen Attentats denkt, vermutet man andererſeits, daß der Mörder ſeinem Opfer eventuell die Papiere des Geiſtlichen nur zugedeckt hat, um Nachforſchungen der Polizei zu erſchweren. Neuer italieniſch⸗franzöſi⸗ ſcher Swiſchenfall Franzöſiſcher Flieger wirft über Mailand muſſoliniſeindliche Zettel ab. Der Flieger in der Schweiz abgeſtürzt. Rom, 12. Juli. Ein franzöſiſches Flug ⸗ zeug, das dem Direktor wanderten antifaſchiſtiſchen Piemonteſen Baſ⸗ ſaneſi an Bord, von dem franzöſiſchen Flug⸗ platz Le Bourget aufgeſtiegen, hat die Alpen und die italieniſche Grenze überflogen und über den und Kaſernen Mailands ganze Vorſtädten Ballen von ſchriften abgeworfen. der nicht weniger als zwölf Kilogramm durchſchlug das Dach einer Fabrik. zeug verſchwand in der Richtung der nahen ſchweizeriſchen Grenze und ſtürzte im Sturm in der Nähe antifaſchiſtiſchen Flug⸗ mehrere innere Verletzungen davontrug, in das Krankenhaus von Andermatt gebracht. Italien hat gegen die Tätigkeit der antifaſchi⸗ einſetzt, wenn italieniſch⸗franzöſiſche Verhandlungen be⸗ in Paris haben die Fuoreseiti ihre Anſchläge allein in Frankreich ſtiſchen Fuoresciti, die allemal dann ginnen ſollen. ſchon verſchiedenemal ernſtliche Vorſtellungen erhoben. Bisher ausgeführt. Mit dem Mailänder Unternehmen haben ſie ſie auf italieniſchen Boden übertragen. Bei der Empfindlichkeit, die der Faſchismus in der Frage der Fuoresciti hat, iſt zu befürchten, daß der Mailänder Zwiſchenfall alle anderen ta- lieniſch⸗franzöſiſchen Fragen in den Hintergrund ſchieben und zu einer ſchweren Spannung duld ſeit langem zu Ende iſt. Die Unterſuchung der Angelegenheit Baſſaneſt. wtb. Bern, 14. Juli. Der Bundesrat be⸗ ſchäftigte ſich heute mit der Angelegenheit des nach Ueberfliegung Fliegers Baſſaneſi, der Mailands und nach Abwurf von antifaſchi⸗ ſtiſchen Schriften im Gotthardgebiet verun⸗ glückte. Da die Unterlagen der Unterſuchung noch nicht eingetroffen ſind. hat der Bundesrat noch keinen Beſchluß gefaßt. volläuſig als interniert. Baſſaneſi gilt Der Teſſiner Regierungsrat Battoi Dienstag im Bundeshaus niſſe der Unterſuchung Bericht erſtatten.. Schatten der Schuld. Roman von Guſtav Rehfeld. Urheberecht durch Heroldverlag Homburg-Saar. (16. Fortſetzung.) Sie hatte, von der Erlaubnis des Grafen Ge— brauch machend, eines Nachmittags nach Be— endigung der Unterrichtsſtunden die im Haupt— gebäude des Schloſſes gelegene, mit Tauſenden von wertvollen Büchern jeder Wiſſenſchaft ge— füllte Bibliothek aufgeſucht, um ſich ein zu ih— ren. geſchichtlichen Studien erforderliches Werk auszuwählen Mit einem großen Stoß Bücher auf dem Arme war ſie, da es bereits zu däm— mern begann, in die ihr zunächſt befindliche tiefe Fenſterniſche getreten, um das Herausge— ſuchte auf ſeine Richtigkeit zu prüfen, wobei ſie die nur loſe befeſtigte ſchwere Portiere berührte, die infolgedeſſen ſich löſte und hinter ihr zufiel, ſie auf dieſe Weiſe ganz und gar vom Saale ab— ſchließend und verbergend. Ohne darauf zu ach— ten, ſchlug ſie einen Band auf und blätterte dar— in, als ſie auf einmal hörte, wie die mächtige Flügeltür geöffnet wurde und zwei Perſonen in die Bibltothek eintraten. Was ſollte ſie tun? Unſchlüſſig fragte ſie es ſich noch, als ſie zu ihrem Staunen der erſt de— dämpften, dann immer lauter und leidenſchaftli— chr werdenden Stimmen als die des Grafen und der Paroneſſe Jutta erkannte. „Iẽ ſiehſt, Hans“, hörte ſie die Baroneſſe er— regt ſagen,„daß ich unmöglich noch ferner hier bleiben kann! Gewiß, ich liebe dich! Aber was ſoll ich hier? Du haſt Weib und Kind, eine Ver⸗ einigung iſt demnach für uns unmöglich! Und über die Achſel angeſehen zu werden,— das er— trage ich nicht,— um keinen Preis!“ „Aber, was ſoll ich denn tun?“ rief der Graf. „Ich weiß keinen Ausweg aus dieſem Dilemma als Kere nur den einen: Gedulde dich doch nur noch kurze Zeit, wie ich hoffe! Eleonore iſt ja ſehr leidend, — ein frühzeitiges Ende iſt ihr nach dem Aus⸗ ſpruch des Arztes beſchieden. Damit aber iſt die Bahn frei und ſteht unſerer Vereinigung nichts mehr im Wege!“ Gertrud erſtarrte vor Schreck, als ſie dieſe Worte hörte. Mit Mühe nur vermochte ſie einen Aufſchrei der Entrüſtung zu unterdrücken.„Iſt es möglich“, fragte ſie ſich,„daß ein Mann, der ſo über alles von ſeiner engelsguten Gemahlin geliebt wird und dieſe Liebe bis vor kurzem auch noch erwiderte, auf den Tod der ihm einſt ſo Teuren warten und rechnen kann?“ Am liebſten wäre ſie hervorgetreten und hätte dem Grafen das Erbärmliche ſeiner Hand— lungsweiſe ins Geſicht geſchleudert, doch das Nutzloſe eines ſolchen Schrittes erkennend, be— zwang ſie ſich. Sie hörte noch, wie die Baroneſſe in ge— dämpftem Tone ſagte:„Gönne mir Zeit, Hans! Du weißt, daß ich dich über alles liebe und dir mit tauſend Freuden das, was ich beſitze, opfere. Indes vermag ich dir noch keine bindende Zu— ſage zu geben. Wenn Eleonore mich zwingt, das kaum gefundene Aſyl zu verlaſſen, ſo muß ich das Feld hier räumen!“ Nach einer Entgegnung ds Grafen, die Ger— trud nicht zu verſtehen vermochte, verließ das Paar die Bibliothek wieder, und zitternd vor Erregung, eilte nun auch die junge Erzieherin durch die inzwiſchen bereits erleuchteten Gänge nach ihrem Zimmer zurück, ohne jemand zu begegnen. Atemlos ſank ſie hier auf einen Stuhl nieder und brach in Tränen aus. 11. Kapitel. Wochen waren vergangen, ohne daß Helene im Frieſen'ſchen Hauſe heimiſch geworden war. Was ſie bereits am erſten Tage ihres Dortſeins vorausgeſehen hatte, hatte ſich vollinhaltlich be⸗ wahrheitet: dieſe Stellung brachte ihr viele trü⸗ be Stunden, koſtete ſie viele Tränen. 8 1 5 e ee* 8 ee bara lade v deeades dec vrterfudb ec enn. Waren einerſeits die Konſulin und ihre Toch⸗ ter Lucy im höchſten Grade unfreundlich gegen Helene, ſo waren andererſeits der Konſul und Adolar ihr gegenüber deſto liebenswürdiger. Der Sohn des Hauſes beſonders benutzte jede Gelegenheit, den Galanten zu ſpielen. Der Haus⸗ herr, vor dem ſie eine inſtinktive Abneigung emp⸗ fand, verhielt ſich doch meiſt ſo zuückhaltend, daß Helene nicht durch ihn beläſtigt wurde. Die Dienſtboten ahmten natürlich in ihrem Verhalten gegen die Herrſchaft nach. Die zahl⸗ reichen Lakaien waren gleich dem Konſul ſtets zuvorkommend und gefällig, Lina, die Zofe, da⸗ gegen, wie die übrigen ausnahmslos häßlichen Mädchen, impertinent und ſchnippiſch gegen ſie. Nur Martha Buſſe, die Kinderwärterin, erwies ſich unverändert gut und freundlich; ſo wußte Helene wenigſtens eine Seele im Hauſe, die ihr wohlwollte. Ihre Zöglinge bereiteten ihr nur teilweiſe Freude. Theodor war ein gutgearteter, fleißiger, leider kränklicher Knabe, der ſich mit kindlicher Begeiſterung an ſie anſchloß und für ſie durchs Feuer gegangen wäre. Anders hingegen Karla. Hochmütig, unbegabt und überaus träge, beſaß ſie nur minimale Kenntniſſe; war ſie ſich doch ihres dereinſtigen Reichtums nur zu wohl be⸗ wußt. Kein Wunder, wenn ſie ihrer Erzieherin ebenſoviel Verdruß, als ihr Bruder Freude be⸗ reitete. Und Helene wollte die Kinder ſo gern möglichſt fördern, da die Konſulin ihr Bleiben davon abhängig gemacht hatte. Bisweilen erwog Helene, ob es nicht beſſer ſei, eine Stelle aufzugeben, die ihr ſo wenig An⸗ erkennung ihrer Leiſtungen brachte; dann aber ſagte ſie ſich, daß es unmöglich ein günſtiges Licht auf ſie werfen könne, wenn ſie ihre erſte Stelle ſo ſchnell verließ. Sicher würde bei etwaigen Er⸗ kundigungen die Konſulin ſchlecht über ſie aus⸗ ſagen; damit aber würde ihr der einzige Weg, eine andere Stelle zu finden, abgeſchnitten ſein. Helenes Leben war ſehr einförmig, dafür aber deſto arbeitsreicher. Die Konſulin verſtand es vortrefflich, ſie zu beſchäftigen. Waren ihre Un— terrichtsſtunden vorüber, ſo hatte ſie unausgeſetzt die Kinder zu beaufſichtigen und ihnen in ihren Arbeiten behilflich zu ſein. In den Garten durf— te ſie nur dann gehen, wenn die Damen des Hauſes ausgegangen waren, und kein Beſuch in Ausſicht ſtand. So war ſie faſt eine Gefangene, gleich den Kindern, die ihretwegen auch nur ſehr wenig ins Freie durften. Es war nicht die Konſulin allein, die für He⸗ lenes Beſchäftigung ſorgte. Auch Lucy Frieſen war recht erfinderiſch in der Heranſchaffung mühſamer Arbeiten. Sie hatte bald erkundet, daß die junge Erzieherin eine ſehr geſchickte Stickerin war, und ließ ſich nun die ſchwierigſten Gobelins und Nadelmalereien ausführen, Teppiche knüp⸗ fen, Monogramme ſticken und was dergleichen zeit⸗ und gedulderfordernde Sachen mehr waren, ſo daß die arme Helene oft faſt in Verzweiflung geriet. Fuhr die Konſulin mit ihrer Tochter Lucy aus, ſo atmete die arme Helene förmlich auf. Wur⸗ den vollends die Kinder mitgenommen, was freilich ſelten genug vorkam, ſo bedeutete das allemal einen Feſttag für ſie. Mitunter begleitete ſie an ſolchen Tagen Martha Buſſe, die Pflegerin, auf ein Stündchen zu deren Mutter, einer einfachen, herzensguten Frau, von der ſie ſtets auf das freundlichſte auf⸗ genommen wurde. (Fortſetzung folgt.) ————— Während man der Flugzeitſchrift „Avion“ gehört, iſt, mit dem nach Paris ausge⸗ Einer dieſer Ballen, wog. Das Flug⸗ des Sankt⸗Gotthard⸗Hoſpizes ab. Der Flieger Baſſaneſi, der einen Beinbruch und wurde mit Frankreich führen wird, da die italieniſche Ge⸗ Es wird unterſucht. ob völkerrechtswidrige Handlungen vorliegen. wird am über die Ergeb⸗ Hus Nah und Fern ol, Mainz, 13. Juli. Das Befreiungs⸗ denkmal in Mainz. Die Enthüllung des Rheinland⸗Befreiungsdenkmals in Mainz iſt nunmehr endgültig auf den 20. Juli feſt⸗ geſetzt. Sie erfolgt anläßlich der großen Main⸗ zer Befreiungsfeier in Anweſenheit des Reichs⸗ präſidenten und der Miniſter der Reichs⸗ und Länderregierungen im Zuge der Rundfahrt vormittags vor dem akademiſchen Feſtakt durch die Stadt. Das Denkmal iſt als bleiben⸗ des Erinnerungszeichen an die hiſtoriſche Stunde der Rheinlandräumung gedacht. Es ſteht auf dem Schillerplatz vor dem Gouverne⸗ ment. Es zeigt die Figur einer Frau, die, wie aus ſchwerem Traum erwachend, ſich ſehnſuchts⸗ voll dem Lichte entgegenſtreckt. Der Sockel trägt die Inſchrift„1930“. Schöpfer des eunſt— werks iſt der heſſiſche Bildhauer Benno Elkan, von deſſen Hand auch das weltbekannte Frank⸗ furter Opferdenkmal ſtammt, das den Toten des Weltkrieges gewidmet iſt. Das Rheinland⸗ Befreiungsdenkmal iſt aus einem Granitblock von 500 Zentnern Gewicht gemeiſelt und hat eine Geſamthöhe von 5/ Metern. Das Denk— mal wirt errichtet von Stiftern, die nicht ge⸗ nannt ſein wollen, unter Mitwirkung der heſſiſchen Regierung und der Stadt Mainz, die zu dieſem Zweck den Schillerplatz ganz neu geſtaltet hat. Wieder zwei Säuglinge in Lübeck geſtorben. wtb. Lübeck, 14. Juli. Von den mit dem Tuberkuloſepräparat gefütterten und erkrank— ten Säuglingen ſind ſeit Samstag wieder zwei geſtorben, ſodaß ſich die Geſamtzahl der Opfer nunmehr auf 57 erhöht hat. Krank ſind noch 62, gebeſſert 73, geſund bezw. in ärztdlicher Beobachtung 59 Kinder. Zugentgleiſung in Italien. wib. Rom, 14. Juli. Von dem Zuge Mai— land⸗Chiaſſo, der kurz nach Mitternacht Mai— land verließ, entgleiſte in der Nähe von Co— mano die Lokomotive und drei Wagen. Der Heizer erlitt ſchwere Verletzungen. Der Zug⸗ führer und vier Reiſende wurden leicht ver— letzt. ol. Schwetzingen, 13. Juli. Nächtliche Ausſchreitungen. In der vergangenen Nacht machten in der Friedrich-Ebertſtraße drei angetrunkene Männer vor der Wohnung eines Gendarmeriewachtmeiſters Radau. Der Gen— darmeriewachtmeiſter verbat ſich den Lärm, was jedoch die Ruheſtörer veranlaßte, ſich in unflätigen Beſchimpfungen zu ergehen. Der Beamte ging auf die Straße. Hier wurde er von einem der Arbeiter namens Engelhardt angefallen und durch Meſſerſtiche in den linken Arm ſchwer verletzt. Darauf brachte der Beamte ſeinem Angreifer ſchwere Kopfver— letzungen mit der Waffe bei. Engelhardt wurde durch einen zweiten hinzugekommenen Beam— ten feſtgenommen. ol. Bad Ems, 14. Juli. Ein denkwür⸗ diger Tag. Geſtern jährte ſich zum 60. Mal der Tag, an dem der franzöſiſche Geſandie Benedetti am 13. Juli 1870, 9.10 Uhr vorm mit dem Alten Kaier die denkwürdige Begeg— nung hatte, in deren Folge kurze Zeit ſpäter der deutſch⸗franzöſiſche Krieg ausbrach. ol. Beltheim(Hunsrück) 14. Juli. Kruch⸗ weihgäſteniedergeſtochen. Am letzten Kirchweihtag nachts warfen betrunkene Bur— ſchen mit Weinflaſchen nach dem Beſitzer einer Verkaufsbude. Dieſer geriet darüber in Wut, ergriff einen Dolch und ſtach zwei Brüder, die ahnungslos von der Tanzmuſik nach Hauſe gehen wollten, nieder. Die Verletzungen des einen ſind lebensgefährlich. Grauſiger Fund. ol. Homberg(Bez. Kaſſel), 14. Juli. Im Steinbruch in Berge(Gemarkung Mardorff; fand man beim Brechen von Kallſteinen ein menſchliches Skelett, das nach dem Urteil Sachverſtändiger 50 bis 60 Jahre an dieſer Stelle gelegen haben dürfte. Das Skelett lag in etwa einem Meter Tiefe, der Kopf war ab— geſchnitten und lag verkehrt beim Rumpf. Auch ein altes verroſtetes Meſſer lag bei dem Fund. Handel und Induſtrie Mannheimer Produktenbörſe. ol. Mannheim, 14. Juli. Weizen inl,(alte Ernte) 30, neue Ernte 26,75 bis 27,25, Weizen ausl. je nach Qualität und Herkunft 31 bis 33,50, Roggen inl. 17 bis 17,25, Hafer ial. 16,50 bis 17,50, Futtergerſte 17 bis 19, ſüdd. Weizenmehl Spezial 0 Juli-Auguſt 43,75, ſüod. Weizenbrotmehl 29,75, ſüdd. Noggenmehl(70. prozentige Ausmahlung) 25,50 bis 28,50, ſeine Weizenkleie 8,25 bis 8,50, Biertreber 1011, Leinſaat 36. Mannheimer Großviehmarkt. ol. Mannheim, 14. Juli Dem heutigen Großviehmarkt waren zugeführt und wurden bezahlt: 232 Ochſen, Kühe 1950, 367 Färſen 45 bis 62, 802 Kälber 5074, 42 Schafe 46 —48 2851 Schweine 5369, 61 Arbeitspferde 8001800, 100 Schlachtpferde 50170. Mackt⸗ verlauf: Mit Großvieh mittel, geräumt. Mit Kälbern ruhig, kleiner Ueberſtand. Aus aller Welt Folgenſchwere Gasexploſion. Kaiſerslautern, 14. Juli. In dem zweiſtöckigen Wohnhaus von der Tannſtraße 51 hat ſich in der Nacht zum Sonntag gegen 11.30 Uhr ein folgenſchweres Exploſionsunglück ereignet. Im oberen Geſchoß hatte die neu zu⸗ gezogene Familie des Verſicherungsinſpettors Martin Schneider in der Küche den Gasherd angeſchloſſen, wobei der Gummiſchlauch beſchä⸗ digt worben war, ſodaß die Räume der Vier zimmerwohnung mit Gas füllten. Das ausge⸗ ſtrömte Gas hatte offenbar am noch glimmen⸗ den Herdfeuer ſich entzündet und nach einer gewaltigen Stichflamme erfolgte eine ſurcht⸗ bare Detonation. Sämtliche Fenſterrahmen wurden hinausgedrückt, die eine Giebelwand und ein Teil der nach der Hoſſeite zu gelegenen Hauswand ſtürzten ein, wobei Schneider, ſeine Frau und ein vierjähriger Knabe aus den Vetten in den Hof geſchleudert wurden und auf die Trümmer fielen. Ein 7jähriger Sohn, der ſich in einem Kinderbettchen beſand, kam mit dem Schrecken davon. Das Haus wurde alsbald mit großen Stützen verſehen, um den völligen Einſturz zu verhüten. Es wird wohl von Grund auf neu erbaut werden müſſen. Die Familie Schneider befindet ſich im Krau⸗ kenhaus. Rundfunk⸗ Programm Südweſtdeuſſche Gruppe. Frankfurt— Kaſſel Mittwoch, den 16. Juli 1930. 05,55 Uhr: Uebertragung v. Südd.; 06,39: Morgengymnaſtik; Anſchl.: Zeitangabe, Wet— termeldungen; 07,30: Konzert; 10,20: Schul— funk; 11,45: Werbekonzert; 12,00: Zeitangabe; 12,10: Reiſewetterbericht; 12,20: Uebertragung v. Südd.; 12,55: Nauener Zeitzeichen; 13,30: Aus franzöſiſchen Opern; 14,40: Werbekonzert; 14,50: Zeitangabe; 15,00: Jugendftunde; 15,50: Wirtſchaftsmeldungen: 15,55: Gießener Wet— terbericht; 16,00: Uebertragung v. Südd.; 17,45: Wirtſchaftsmeldungen; 17,50:„Poßſveiſe— ſcheck“, 18,05:„Die Geſchichte der Fremden— legion“, 18.30: Zeitangabe, Bekanntgabe, evtl. Programmänderungen; 18.35: Uebertragung v. Südd.; 19,00: Zeitangabe; 19,05: Ueber— tragung v. Südd., 19,30: Dialektabend; 20,35 Engliſches Konzert; Anſch.: Nachrichten, Spoct— bericht und Mettermeldungen. Süddeutſche Gruppe Stuttgart— Freiburg Mittwoch, den 16. Juli 1930. 05,55 Uhr: Wetterbericht; 06,00: Morgen⸗ gymnaſtik; 06,30: Uebertragung v. Südw; 10,00: Schallplattenkonzert; 11,00: Nachrich— tendienſt, 12,00: Promenadenkonzert; 13,30: Wetter- und Nachrichtendienſt; Anſchließend: Schallplattenkonzert; 15,00: Uebertragung v. Südw., 16,00: Nachmittagskonzert; 17,48: Wetter- und Landwirtſchaftsdienſt, Zeitangabe; 18,05:„Volkstümlicher Sang und Klang im Elſaß“, 18,35: Eſperantokurſus; 19,00: Zeit— angabe; 19,05:„Auf unbetretenen Pfaden durch Borneo“; 19,30: Uebertragung v. Südw; 22,00: Nachrichtendienſt. München: Mittwoch, den 16. Juli 1930. 06,45 Uhr: Morgengymnaſtik: 10,55: Be richt der Großmarkthalle: 11.00: Preſſedienſt: 11,15: Zeitangabe, Wetterbericht; 12,30: Mit— tagskonzert; 13,55: Zeitzeichen; 14,00: Zeit⸗ angabe; 15,45: Zitherkonzert, 16,10: Zeitan— gabe; 16,25: Veſperkonzert; 17,25: Kinder— ſtunde; 18.25: Zeitangabe; 18,45: Bücher zum Programm der Woche; 19,00: Die Lage in China; 19,30: Sport; 20.00:„Der ſiebente Bua“, Eine Bauernkomödie in 3 Akten; 21,30: Gottfried-Keller-Stunde; Anſchl.: Konzert- und Tanzmuſik; 22,20: Zeitangabe, Wetter- und Sportdienſt. ö 1 0 1 Trauung der Gondelfahrten geſtatten. Die naſſeſte Trauung der Welt Die Heirat im Flugzeug oder auf dem ſchnell— ſten Ozeandampfer ſind überlebte Dinge. We— nigſtens in Amerika. Man mußte in Los Ange— les, dieſem Brennpunkt verworrener und ſplee— niger Einfälle, ſchon auf eine neuere Idee kom— men, um die erwünſchte Senſation zu erzeugen. Sie wurde erreicht durch die Heirat in der Tau— cherglocke, die Unterwaſſerehe, die naſſeſie trockenen Vereinigten Staaten. Das Ambaſſador Hotel in Los Angeles hat in ſeiner Halle einen großen Teich, der dazu dient, zu veranſtalten, oder aber lang— halſigen Schwänen einige elegante Runden zu Wie Miß Kate Wilſon und Miſter J. F. Guthrick auf die Idee kamen, ſich unter dem Waſſerſpiegel dieſes Teiches trauen zu laſ— ſen, bedarf noch der Unterſuchung durch eine Reihe namhafter Pſpychiater. Am Rande des Teiches ſtanden die Braut, der Bräutigam und der Geiſtliche in einer vorſchrifts— mäßigen Taucherausrüſtung. Alle drei waren untereinander durch direkte Telephondrähte ver— bunden, um ſo eine Verſtändigung möglich zu machen. Unter den Klängen der entſprechenden Muſik aus„Lohengrin“ ſtiegen alle drei langſam in das Waſſer hinein, bis ſie verſchwunden wa— ren. Dort in der allerdings nicht ſehr großen Tiefe vollzog ſich dann jene Zeremonie, die ſonſt von den Schwiegereltern mit naſſen Augen ver— folgt wird. Hier waren der Bräutigam, die Braut und auch der Geiſtliche die„Naſſen“. Der Geiſtliche behauptet, es ſei alles vorſchriftsmäßig zugegangen. Am Ufer ſtanden die Trauzeugen und pumpten wie die Wilden an der Luftzufuhr. Das iſt übrigens die erſte naſſe Hochzeit, bei der die Prohibitioniſten nicht in Erregung gerie— ten. Alles Naſſe, das mit dem Waſſer zuſammen— hängt, findet Gnade vor den Augen der Trocke— nen. So auch die Heirat unter Waſſer in Les Angeles —— Spitzfindigkeiten „Viele Hunde ſind des Haſen Tod“, ſagt der Volksmund und wir können uns vorſtellen, daß auch viele Nadelſtiche ein Leben zerſtören können Auch Worte können wie Nadelſtiche wirken; denn auch ſie können verletzen und zugrunderichten. Je mehr in unſerem Daſeinskampf auf Waf— fen verzichtet wird. umſo mehr macht man ſich die„Waffe“ des Geiſtes zunutze. Und es iſt noch die Frage, ob nicht gerade dieſe Waffe die ge— fährlichſte iſt, weil man ſie ſozuſagen kaum pa rieren kann. Selbſt, wenn man auf eine Spitz— findigkeit mit zwei Spitzfindigkeiten erwidert Spitzſindigkeiten! Schon das Wort an ſich weiſt darauf hin. daß man darunter etwas ähn— liches wie Nadelſtiche verſteht, etwas, das wegen ſeiner Feinheit und Findigkeit unbedingt ſitzen muß. Spitzfindigkeiten wirken wie aus ſicherem Ver— ſteck abgeſchoſſene Giftpfeile oder wie Stiche mit Nadeln, deren Spitzen vergiftet ſind: man merkt ſie wohl, ſetzt ſich aber darüber hinaus, bis plötz— lich das eingeimpfte Gift ſich bemerkbar macht und wühlt und gärt. Und gerade feinfühlige Menſchen, deren zar— tes Empfinden ſie hindert, anderen etwas zu leide zu tun, leiden am eheſten unter Spitzfindigkeiten Aber Spitzfindigkeiten wird es wohl immer ge— ben; denn der Menſch kann nun einmal nicht im— mer ſachlich, auf dem Boden der Tatſachen blei— ben. Der Menſch iſt rechthaberiſch. und um „Recht“ zu haben, greift er zu allen Mitteln, läßt er auch Spitzfindigkeiten los, ohne ſich zu über— legen, daß er damit ſehr gefährliche Giftpfeile verſchießt, die einen Gegner nicht nur augenblick— lich leiden laſſen, die ihn vielmehr ſo kränken, daß er darunter weit länger dulden muß. O Der 11. Auguſt geſetzlicher Feiertag. In Heſſen iſt der 11. Auguſt durch Beſchluß des Landtags zum geſetzlichen Feiertag erhoben. Es gelten daher für ihn auch betreffend Ar— beitszeit uſw. die beſtehenden Schutzvorſchrif— ten. Funſebild der Jaziser Waenſiaus. Biand alas lꝛonſic 5 8 2 Das brennende Pariſer Waren baus„Galeries Nouvelles.“ Der Schaden wird auf 7—8 Millionen Mark geſchätzt. in Worms um das Lokale Nachrichten * Turnerbund. Wie bereits bekannt, findet am kommenden Sonntag die Sportplatz-Ein⸗ weihung unſeres Vereins, hinter dem Sportplatz der Amicitia, ſtatt. Den Bemühungen der Ver- einsleitung iſt es gelungen, ganz erſtklaſſige Kräfte der umliegenden Vereine für dieſe Feier zu ver⸗ pflichten und können wir daher heute ſchon jedem Beſucher einen vollen Genuß auf unſerem Gebiete verſichern. Es kommen u. a. ſämtliche Turnerſpiele zur Austragung, wie Damen-Trommelball, Hand— und Fauſtball. Wir können es daher jedem Ein— zelnen empfehlen, ſich an dieſem Tage frei zu machen für die Sportplatz⸗Einweihung des Turner⸗ bundes. * 5 50 Wochenplan der Di.: Dienstag: 6 Uhr Tr. für die unteren Fußball⸗ mannſchaften. 8 Uhr Turnſtunde im Eichbaum. 9 Uhr Spielausſchußſitzung in der„Harmonie.“ Mittwoch: 2—4 Uhr Schülertr. auf dem Sportpl. 6 Uhr Tr. für die oberen Fußballmannſchaften. Donnerstag: 6 Uhr Handballtr. für die oberen Mannſchaften. Freitag: 6 Uhr Leichtathletiktraining. halb 9 Uhr Spielfüherzuſammenkunft in der Harmonie. Sämtliche Spielführer müſſen un- bedingt erſcheinen. 8 Uhr Turnſtunde im Eichbanm. Montag: 6 Uhr Tr. der unteren Handballmann— ſchaften. Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Abtlg. Schutzſport. Am 13. 6. war unſere Schutzſportabteilung fällige Rückſpiel gegen die Wormſer Kameraden auszutragen. Leider konnte die Mannſchaft infolge der zweifelhaften Witterung nur mit 10 Mann, darunter drei Erſatzleute das Handballſpiel gegen Worms beginnen. Nachdem das Spiel bis zur Halbzeit 2:2 ſtand, verſuchte Viernheim in Führung zu kommen, was aber trotz Tempo nicht gelang. Die Hintermannſchaft hätte allerdings den Sturm, der nur aus 4 Mann be— ſtand, beſſer bedienen müſſen. Worms ſchoß zwei weitere Tore und errang ſomit den Sieg über Viernheim 4: 2. Sch. P. Die unentgeltliche Beratungsſtunde für Lungenkranke (Tuberkuloſe) findet dieſe Woche nicht am Mittwoch, ſondern am Donnerstag, den 17. Juli, nach⸗ mittags 2— 4 Uhr, im hieſigen Krankenhaus ſtatt. 5 i. 1 Se eee eee eee Oereins-Anzeiger Unter dieſer Rubrik wird Vergnügungsanzeigen keine Aufnahme gewährt Ses Sänger⸗Einheit. ſtunde. Heute abend ¼9 Uhr Sing- (Samstag keine!) Kein Sänger fehle. Der Vorſtand. Reichsbauuer Schwarz-Rot-Gold. Diejenigen Kameraden die am Samstag nach Mainz zu der Befreiungsfeier fahren, werden gebeten am Mitt— woch um ½9 Uhr abends zu Kamerad Nikolaus Martin zu kommen.— N. B. Die Schutzſport— verſammlung fällt dieſen Freitag aus. Die techn. Leitung. Turugeuoſſenſchaft 1893. Vom 9.—11. Auguſt 1950 findet in Karlsruhe das Kreisfeſt des 10. Kreiſes ſtatt. Sämtliche Aktiven und Paſſiven welche daran teilnehmen, müſſen ſich unverzüg— lich heute Dienstag um 7 Uhr auf dem Sport— platz zur Abgabe der Meldungen einbefinden. Die Sportleitung. Kr. u. Sdt.⸗Verein„Teutonia“ Schützenabteilung. Am Dienstag, den 15. ds. Mts. abends halb 9 Uhr Verſammlung im Lokal betreffs Be— ſprechung einer wichtigen Angelegenheit.— Bei derſelben werden Anmeldungen zum Gauſchießen in Wahlen am 20. ds. Mts. angenommen. Letzte Anmeldungen müſſen bis längſtens Mitt woch abend 9 Uhr beim 1. Vorſitzenden erfolgen. Der Vorſtand. Turnerbund. Heute Dienstag nachm. 5 Uhr auf dem Sportplatz vollzählige Schülerturnſtunde.— An unſere Mitglieder richten wir hiermit die dringende Bitte, ſich dieſe Woche reſtlos für die noch zu erledigenden Platzarbeiten zur Verfügung zu ſtellen. Da am kommenden Sonntag unſere Platzeinweihung ſtattfindet, iſt es Ehrenſache eines jeden Einzelnen, ob aktiv oder paſſiv, zum Gelingen unſerer Sache das Nötige beizutragen. Darum die Parole: Auf dem Sportplatz, ab 5 Uhr Platzarbeiten. Die Vereinsleitung. Mittwoch Abend 7 Uhr Trainingsſpiel der 1. u. 2. Mannſchaft. Der Spiclausſchuß. Neu hinzutretende Abonnenten erhalten den„Viernheimer Anzeiger“ bis zum Ende dieſes Monats GR AT 181 rr .————