Der Schiſſszuſammenſtoß bei Bingen Bingen, 25. Aug. Ueber den Schiffszuſam⸗ menſtoß auf dem Rhein bei Bingen berſchtet die„Mittelrheiniſche Volkszeitung“ in Bingen noch folgende Einzelheiten: Das beſchädigte Perſonenſchiff liegt jetzt vor Anker. Das Waſſer iſt in die Schiffscäſme ge⸗ drungen. Da ſich aber die Bruchſtelle üher dem Waſſerſpiegel befindet, war ein Sinken des Schiffes nicht zu befürchten. Die Schifksfüche iſt übel zugerichtet. Die ſchweren Schiffsplanken ſind wie dünne Bretter zerbrochen. Sämtliches Porzellan, das zum Anrichten fertig war, liegt zertrümmert herum. Die Schiſfsſporn war durch die Küche gedrungen und hatte die Wand zum Schiffsinnern eingedrückt bes zu dem Raum, wo ſich Fahrgäſte befanden. Die ange⸗ richteten Speiſen waren bis in den Gäſteraum geflogen. Die Küche, in der ſich vier Küchen- vedienſtete befanden, bildet einen Trümmerhau— fen. Unter den Trümmern zog man dte Schwer— verletzten hervor. Nach dem Zuſammenſtoß warf der Schrau— bendampfer ſofort Anker. Das Vorderteil die— ſes Schiffes iſt eingedrückt und hat eine klaf— fende Oeffnung, die zum Glück auch über dem Waſſerſpiegel liegt. Auf dieſem Damp'er be— fanden ſich der Kapitän, ein Lotſe und ein Matroſe. Wie das Unglück geſchehen iſt, Unterſuchung noch klären. Feſt ſteht, daß der Perſonendampfer ſich auf der Bergfahrt befand und der Güterdampfer talwärts an ihm vorbeifahren wollte. Vlötzlich habe der Güterdampfer kurz vor dein Perſo— nenſchiff heigedreht und ſei direkt auf den ihm entgegenkommenden Dampfer losgefahren. Der Kapitän Les bedrohten Schiffes ließ ſofort ſtoppen und gab Rückdampf. Er konnte aber nicht mehr verhindern, daß ſein Schiff mit großer Wucht gerammt wurde. Der Güter— dampfer wurde nach dem Anprall zurückge⸗ ſchleudert und warf dann ebenfalls ſeine An⸗ ker. Der Kapitän des Güterdampſers der Fa. Schürmann(Duisburg(Dampfer Haßlochen) gibt an, daß das Steuer im letzten Augenblick als er den Perſonendampfer paſſieren wollte, werſagt habe. Zwei Mann hätten am Steuer⸗ rad geriſſen, ohne das Steuer bewältigen zu können. Ein Augenzeuge aus Hamburg erzählt: Ich befand mich auf Deck, als der Güter— dampfer ankam. Unſer Dampfer fuhr mit mäßiger Geſchwindigkeit. Plötzlich kommt der Güterdampfer auf uns zu. Noch ehe jemand rufen oder ſchreien konnte, ſaß uns der Schraubendampfer in der Seite, nachdem unter len ger Schlingern Rückdampf geg ben worden war. Ter Anprall erfolgte mit lautem Getöſe Ein herzergreifender Schrei aus vielen hundert Kehlen ſolgte darauf. Als ich mich vom Bo⸗ den erhob, ſah ich ſämtliche Paſſagiere auf dem Boden liegen. Frauen weinten und ſchrien laut und riefen um Hilfe. Da das Schiff ſich ein klein wenig neigte, lief alles zur anderen höheren Seite, an der ſich die Unglücksſtelle befand. Von der Schiffsleitung wurden ſofort Befehle gegeben, das erſte Entſetzen der Menge ging zurück, da man bald erkannte, daß keine Lebensgefahr vorhanden war. Ungefähr 15 Perſonen hatten einen ſchwereren oder leich— teren Nervenſchock. Eine Anzahl Frauen lag in Ohnmacht. Geſchickt wurde der Dampfer dann nach dem Ufer geſteuert und dort vor e gelegt. Die Ausbootung wurde ohne Zwiſchenfall bewältigt.— Am Ufer hatten ſich muß die viele Menſchen angeſammelt. In kurzer Zeit hatte ſich die Landſtraße mit Autos gefüllt. Sämtliche Fahrgäſte wurden ans Land geſchafft und dann zum nächſten Bahnhof transportiert. Der Dampfer befand ſich auf einer Ver⸗ gnügungsreiſe und wollte zum Abend in Rü⸗ desheim Station machen. Die Fahrgäſte ſtamm⸗ ten zum größten Teil aus dem Ruhrgebiet, aus Duisburg, Düſſeldorf, Köln, Eſſen, Dort⸗ mund, Münſter i. W. Auch aus Hamburg und Bremen waren einige Gäſte anweſend. Ein Teil der Paſſagiere brach ſeine Reiſe ſo⸗ fort ab und fuhr mit dem nächſten Dampfer zurück in die Heimat. Die Leichtverleßten fan⸗ den in Niederheimbach Unterkunft. Andere Fahrgäſte hielten auf der Landſtraße an und wurden von dieſen nach Bingen transportiert. Die meiſten Fahrgäſte ſuhren jedoch mit einem ſofort herbeigehelten Perſonendampfer nach Rüdesheim Dae Poſtamt im nahen Nieder- heimbach und ſämtliche erreichbaren Telefone waren nach dem Unglück beſetzt. Die Reiſenden wollten ihren Angehörigen eine beruhigende Nachricht geben. Der Rettungs- und Bergungsdienſt wik⸗ kelte ſich wie am Schnürchen ab. Kurz nach dem Unglück traf die Rheinpolizei ein. Die Gendarmerie bekümmerte ſich um die Reiſen— den an Land. Eine Aerztin(Vertreterin des Dr. Höhler, Niederheimbach) wurde mit einem Motorrad herangeholt, die ſofort alles Notwen— dige veranlaßte. In kurzer Zeit waren auch die Aerzte aus den benachbarten Rheinorten zur Stelle. Weitere Einzelheiten und Bericht eines Augenzeugen Als ein großes Glück iſt es zu verzeichnen, daß das Schiff nicht unter Waſſer aufgeriſſen wurde. Eine Kataſtrophe wäre dann unaus⸗ bleiblich geweſen.— Wie ſehr der Schreck die Reiſenden lähmte, geht daraus hervor, daß eine Frau einen Nervenſchock erlitt und ſich bis zum Abend weigerte, das Schiff zu verlaſſen. lers fra lieb„ e eee Vier Perſonen des verletzten Küchenperſo⸗ nals wurden in das Binger Heilig⸗Geiſt⸗ Hoſpital eingeliefert, wo ſich die Verletzungen durchweg als leichter herausſtellten, als zuerſt angenommen wurde. Eine der Verletzten wurde im Laufe des heutigen Tages bereits aus dem Hoſpital entlaſſen, den übrigen geht es ver⸗ hältnismäßig gut. i bert 2 0 Das Unglück dürfte dazu ausgebeutet wer⸗ den, um der Benutzung der Rheindampfer gegenüber eine gewiſſe Zurückhaltung zu üben. Nichts wäre vetkehrter als das, denn zunöchſt bandelt es ſich um einen übergus ſeltenen Ausnahmefall dann aber hat gerade dieſer Unfall bewie'en, daß für die Paſiagiere, wenn einigermaßen Disziplin gewahrt wird, nicht die geringſte Gefahr beſteht. Neue Vorſchriften für die Privatverſicherung wtb Berlin. 25. Aug. Das Reichsaufſichtsamt für Privatwerſicherung hat eine Rundverfügung an alle unter Reichsaufſicht ſtehenben Lebens⸗, Kranken-, Unfall⸗⸗, Haftpflicht, Vieh⸗ Hagel⸗ Sach⸗ und Rückverſicherungsunternehmun zen er⸗ laſſen, in der Auflagen ecteilt werden, die ſich als Ergänzung oder Aenderung der Rochuungs⸗ vorſchriften darſtellen. Nach der Rundverfügung haben alle Unternehmungen künftig dem Reichs- aufſichtsamt geſamtſchuldneriſche Verpflichtungen, Bürgſchaften, Wechſel, Garantien oder ſonſtige ähnliche Haftungsverhältniſſe anzuzeigen. In den zu veröffentlichenden Jahresberichten müſſen künftig alle Unternehmungen, zuch die Rückver⸗ ſicherungs-Unternehmungen, Wer evapiere und Beteiligung angeben, und zwar zuſammengeſaßt nach acht in der Verfügung des Reichsaufſichis⸗ amtes genau abgegrenzten Gruppen. Für den zu veröffentlichenden Jahresbericht iſt gegenüber den Angaben, die dem Reichsau'ſichtsamt ſelbſt zu machen ſind, eine gewiſſe Vereinfachung zuge⸗ ſtanden. Ein Nieſenſchwindel Unerhörte Spekulation Berlin, 24. Aug. In den letzten Wochen haben. wie der Deuiſchen Allgemeinen Zeitung aus Breslau gemeldet wird, zwei Schweſtern 1 5 Wer verdiente am meiſten? Sit VEEDIENTEN 1920 1 U . BLORPEN 929? Anſere Darſtellung zeigt die deutſchen Aktiengeſellſchaften nach ihren Erwerbszwei⸗ gen geordnet. Oben ſind diejenigen Gruppen aufgeführt, die 1929 im Verhältnis zu ihrem Aktienkapital den prozentual größten Reingewinn aufwieſen, unten diejenigen Gruppen, die 1929 mit dem prozentual größten Verluſt arbeiteten. auf die Ahnungsloſen die geſchiedene Frau Anna Hartmann geb. Weigmann und die geſchiedene Lehrersſrau Hedwig Schneider geb. Weigmann. beide aus Breslau, im Hinblick auf eine angeblich zu er⸗ wartende Erbſchaft in Höhe von 200 Millionen Mark zahlreiche Breslauer Geſchäftsleute um Waren und Darlehen von weit über eine Million Mart geſchädigt. Beide Schweſtern traten mit der Behauptung hervor, die rechtmäßigen Erben eines Schiffs⸗ kapitäns namens Bänſch zu ſein, der im Jahre 1889 in Paramaribo(Niederländiſch⸗Indien) geſtorben wäre und ein rieſiges Vermögen hin⸗ terlaſſen hätte. Dieſer Schiffskapitän hätte zu ſeiner Erbin ihre Großmutter, Frau Eleonore Hoffmann geb. Bänſch, eingeſetzt, die im Jahre 1876 geſtorben iſt. Die Großmutter aber ſei vom Juſtizfiskus um ihr reiches Erbe betrogen wor⸗ den. In einem Prozeß wollten die Schweſtern nun jetzt die Herausgabe dieſer Erbſchaft vom Fis⸗ kus zu erreichen verſuchen. Es gelang ihnen auch von dem Amtsgericht in Striegau einen Erbſchein auf ihre Großmutter zu erhalten. Außerdem verſchafften ſie ſich noch eine Anzahl eidesſtattlicher Verſicherungen älterer Leute des Inhalts, daß ſie in den fünfziger Jahren tat⸗ ſächlich von der gewaltigen Hinterlaſſenſchaft gehört hätten, die der Frau Eleonore Hoff⸗ mann zugefallen ſei. Mit dieſen Papieren ha⸗ ben die beiden Frauen eine der größten Be⸗ trügereien verübt, die in den letzten Jahren, vorgekommen ſind. Der Rechtsanwalt und No⸗ tar Dr. Stiller aus Glatz leiſtete dabei Hilfe. Stiller, der geſtern von der Breslauer Krimi⸗ nalpolizei in Glatz verhaftet und nach Breslau geſchafft wurde, hat nämlich jeweils vie Zwei⸗ fel beſeitigt, die bei den Geſchäftsleuten auf⸗ kamen. Die Geſchäftsleute begnügten ſich mit Zeſſionen, d. h. Anteilſcheinen auf die künftige Erbſchaft, die von den Erbinnen und ihren Hel⸗ fershelfern in Maſſen ausgegeben wurden. Der Staatsanwaltſchaft iſt im Augenblick noch nicht genau bekannt, was die Betrüger alles mit die⸗ ſen Zeſſionen erbeuteten. Es ſtehen noch zahl⸗ reiche Verhaftungen bevor. wal Sd T dfb cd G Ah ed d h dbl dl ales Iurngenossenschaft i893 Am Sonntag, den Zl. August 1930 a findet auf dem Turnerplatz das f esl fübba N Täglich friſchen Sülen Apfelwein Liter 40 Pfg. alter Apfelwein Liter 50 Pfg. peter Roschauer zum Rebſtock Visitkarten „urg- und — Obſt⸗ und Weinkelterei in reicher Auswahl zu Bauern⸗Verein. Eingetroffen: prima Weizen⸗Nachmehle, Kleie. Der Vorſt. Futtermehl und Sauber gebrochene 20g Mme rte zu vermieten. können jeden Tag von eee eee Tanzschule n Georg Kirchner n Freitag, den 29. Auguſt, abends 8 Uhr im Fürſten Alexander der neue Nerpsttanzhursus 2 je nheimer Anzeiger ebe mer Ladeblan.—, Berne er Aachen Viernh eimer k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte e täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertatze.— Bezugspreis monatl. 1 untagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in ber Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt kfurt a. rifflettun Druck JN g. Ar. 192 u. Berlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtell? Rathausſtr. 2250 (Slernheimer Bürger-Ztg.— Biernh. Volksblatt) eitung Anzeigenpreiſe: bei Wie 5 1 000 abgeſtufter Rabatt.— Die einſpaltige e koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes eee bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Reichsreform als Geſetzes vorlage Entwurf der Cänderkonferenz.— Eine neue Kategorie von Tändern:„Cänder vereinfachter enb Berlin, 26. Aug. Dem Miniſterium liegt— wie der Demokratiſche Zeitungsdienſt erfährt— ein fertig ausgearbeiteter Entwurf eines Geſetzes über die Reichsreform aus Krei— ſen der Länderkonferenz vor. Dieſer Entwurf entſpricht inhaltlich im großen und ganzen den Beſchlüſſen des Verfaſſungsausſchuſſes der Länderkonferenz, berückſichtigt aber deren Lük⸗ ten und gibt Hinweiſe auf weitere Verbeſſe— rungen. Der Entwurf ſieht zwei Teile vor, einmal die dauernden Aenderungen der Reichsverfaſ⸗ ſung und zweitens die Uebergangsvorſchriften, ſoweit ſie notwendig ſind. Als wichtigſte Aen⸗ derung iſt ein Artikel anzuſehen, der als Art. 19 a der geltenden Weimarer Verfaſſung ein⸗ zufügen wäre und der beſagt, daß die Vor⸗ schriften über die bisherige Zuſtändigkeitsver⸗ teilung zwiſchen Reich und Ländern nicht gel⸗ ten für„Länder vereinfachter Verwaltungs⸗ form“, für die auch der Name„Länder ver⸗ ſtärkter Gemeinſchaft“ zur Wahl geſtellt wird. Dieſen Ländern ſoll kein Geſetzgebungsrecht mehr zuſtehen, ſoweit es ihnen nicht vom Reiche übertragen wird. Ihre Grenzen untereinander und ihre Verfaſſungen ſollen durch Reichsrecht beſtimmt werden. Doch ſoll, um Zeit zu freier Verſtändigung zu laſſen, die Beſtimmung me— gen der Grenzen erſt nach 2 Jahren in K... treten. Die Juſtiz ſoll allein dem Reiche unter⸗ ſtehen, ebenſo in höchſter Inſtanz Poli⸗ zei, Gemeindeauſſicht, Gewerbeaufſicht, Kirchen⸗ u. innere Schulangelegenheiten. Es ſoll Ländern nach der Verſaſſung frei ſtehen, zu der„vereinfachten Verwaltungsform“ überzugehen. In dem zweiten Teil heißt es, daß die bisherigen preußiſchen Provinzen und die Länder Thüringen, Heſſen, Hamburg, Mecklenburg⸗Schwerin, Oldenburg, Braun⸗ ſchweig, Anhalt, Bremen, Lippe, Lübeck, Mecklenburg⸗Strelitz und Schaumburg⸗ Lippe vorbehaltlich der territorialen Neu⸗ gliederung ſofort ſolche„Länder verein⸗ fachter Verwaltungsform“ werden. Während der Uebergangszeit ſoll in Preußen der Landtag für beſondere Aufgaben beſtehen bleiben, denn es wird vorgeſehen, daß die Reichsregierung unter entſprechender Erwei⸗ terung zugleich die preußiſchen Miniſtetien u. die preußiſche Staatsverwaltung übergehmen ſoll. Die anderen Länder vereinfachter Ver⸗ waltungsform ſollen anſtelle ihrer Landes- miniſter Landesdirektoren erhalten. Die lau⸗ fende Geſetzgebung ſoll bis zu dem Zeitpunkt, wo ſie der Reichstag übernehmen kann, von der Reichsregierung mit- dem vom durchekrweite⸗ rung des preußiſchen Landtages gebildeten Ge⸗ meinſchaftlichen Landtag beſorgt werden. Verwaltungsreform“ rektionsbezirken in Angriff genommen und dar- über dem Reichsverkehrsminiſterium berkits einen Bericht zugehen laſſen. Im gleichen Miniſterium iſt Sorge dafür getragen worden, daß alle Geräte für die Reichswaſſerſtraßen, deren Beſchaffung auf Grund des Haushal splanes 936 mögbich iſt, durchweg von deutſchen Arbeitern uno in deutſchen Werken hergeſtellt werden. Es handelt ſich u. a. um 10 Dampfer, 13 Moſorfahrzeuge, 9 Bagger und 37 Prähme. Tagesnachrichten Die Textilinduſtriellen geben nach. wib Paris, 26. Aug. Die Textilinduſtriellen von Armentiers und Umgebung, mit denen eine Winigung über den Streik bisher noch nicht er zielt werden konnte, teilten mit, ſie ſeien bereit, die im Liller Abkommen vorgeſehenen Bedin⸗ gungen anzunehmen. Das Streikkomitee der Ar- beiter wird heute dazu Stellung nehmen. Das Grubenunglück auf dem Hildebrand ⸗Schacht. wib Kattowitz, 27. Aug. Zu dem Grubenun— glück auf dem Hildebrandſchacht wird noch gemel— bet: Die Rettungsarbeiten geſtalten ſich durch die dauernd nachſtürzenden Geſteinsmaſſen außeror— dentlich ſchwierig. Auf dem Hildebrandſchacht wurden 12 Opfer zutage gefördert. Von ihnen ſind drei tot, die übrigen ſchwer verletzt. Zu den drei noch unter Geſteinsmaſſen Eingeſchloſſenen wird man beſtenfalls erſt morgen aber gelan— gen können; ſie geben auf Kloofzeichen keine Antwort mehr. Aus den Kreiſen der Bergverwaltung wird noch mitgeteilt, daß das Unglück auf ein tekto— niſches Beben zurückzuführen ſei, d einſturz veranlaßt habe. Perſiſcher Proteſtſchritt beim Völkerbund wib Genf, 26. Aug. Der Generalſekretär des Völkerbundes verſchickt an die Mitgliederſtaaten die Abſchrift eines Schreibens, das der perſiſche Außenminiſter Forughi am 3. Juli an den bri— tiſchen Geſandten in Teheran richtete. In dieſem Schreiben werden die Souveränitätsrechte Per— ſiens an den Bahrein-Inſeln beſtätigt, welche einen intergrierenden Beſtandteil Perſiens bilde— ten. Die perſiſche Regierung proteſtiert ebhaft a ge— gen die Konzeſſion, welche der Scheich von Bahrein an eine engliſche Gruppe für die Aus- beutung der Petroleumvorkommen auf den In— ſeln erteilt hat, ſowie dagegen, daß die betreffende Gruppe die Arbeiten für die Ausbeutung bereits begonnen hat. Der Außenminiſter erklärte in dem Schreiben, daß die perſiſche Regierung jede Kon— zeſſion als null und nichtig betrachten muß, die nicht direkt von der perſiſchen Regierung erteilt wurde, da Perſien auf ſeinen unbeſtreitbaren Anſprüchen auf die Bahrein⸗Inſeln beharre. v. Gronau landet in Newyork „Der Traum ſeines Tebens erfüllt“ witb Newyork, 27. Aug. Der deutſche Ozean— flieger Gronau iſt mit ſeinen Begleitern 3.45 Uhr nachmittags.(Ortszeit) im Newyorker Hafen gelandet. Der deutſche Geſchäftsträger Dr. Kiep ſandte ihm durch die Newgorker Ver— tretung der Dornierwerke ein herzliches Be— grüßungstelegramm. Die deutſchen Flieger ſind ſofort zu der gegenwärtig in Chicago veran— ſtalteten internationalen Flugwoche offiziell und dringend eingeladen worden. Sie hatten für die letzte Flugſtrecke genau ſechs Stunden Flugzeit gebraucht und gingen unweit der Freiheitsſtatue nieder. Die zum Empfang be— reits verſammelte Menſchenmenge war von der Ankunft überraſcht, da man mit einer der⸗ art hohen Fluggeſchwindigkeit nicht gerechnet hatte. Polizeiflugzeuge begleiteten den Dor— nier⸗Wal auf dem letzten Teil des Fluges, Po⸗ lizeiboote hatten die Auslaufſtrecke im Hafen freigemacht. Begeiſterung und Jubel der Be— völkerung miſchten ſich in das Sirenengeheul der im Hafen liegenden Schiffe, zumal es das erſte Mal iſt, daß ein Ozeanflieger in New⸗ hork landete. Die durchſchnittliche Fluggeſchwin— digkeit von Hallfax nach Newyork betrug 160 Stundenkilometer. Die deutſchen Ozeanflieger in Newrork. wtb Newyork, 26. Aug. Etwa 10 000 Menſchen umſäumten die Ufer Battery, als das Flugzeug Gronaus in der Nähe der Freiheitsſtatue nieder- ging. Die Ozeanflieger gaben, nachdem ſie mit dem Polizeiboot an Land gebracht waren, ver— ſchiedenen Preſſevertretern ein kurzes Interview, kehrten dann bald an Bord ihres Flugzenges zurück und ſtiegen nach Northbeach auf, wo das Flugzeug während der Nacht untergebracht wird. Gronau erklärte, der Traum ſeines Lebens ſei erfüllt, da er als erſter Arlant“eie Vork gelandet ſei; feſte Pläne habe er im Au— genblick nicht. Es ſei möglich, daß er nach Chi⸗ cago zur internationalen Flugwoche ſich begeben werde. ger i': New— Rückflug von Gronau.— Die Geſamtflugſtrecke. witb Newyork, 26. Aug. Der deutſche Ozean— flieger von Gronau erklärte, er habe ſich über die Fahrt ſeiner Rückreiſe noch nicht entſchieden. Falls er aber zurückfliege, werde er jedenfalls nicht die Nordroute einſchlagen. Er gedenke meh— rere Tage in Amerika zu bleiben. Die von Gronau durchflogene Geſamtſtrecke beträgt etwa 4000 Seemeilen, die Flugzeit 47 Stunden. wurde, iſt als Nebenkläger zugelaſſen!, erklärte einer der Verteidiger, daß ſämtliche Angeklagten es ablehnen müßten, auf irgendeine Aeußerung des Nebenklä⸗ gers zu reagieren. Nach Verleſung des umfangreichen Eröffnungs- beſchluſſes lehnten die Angeklagten mit Aus⸗ nahme von Rehling es abermals ab, ſich zu den Straftaten irgendwie zu äußern. Reh⸗ lüng, der beſchuldigt iſt, in der Nacht zum 27. Januar 1929 aus einem Steinbruch in Mülheim durch Einbruch Sprengſtoff zuſammen mit dem Angeklagten Nikels entwendet zu haben, erklärte auf Befragen, daß er in die⸗ ſer Nacht zwiſchen 21 h und 22 Uhr gemeinſam mit einem Freunde ein Feſt beſucht habe und dort ununterbrochen bis 3 Uhr nachts geblieben ſei. Nikels, den er von früher vom Offiziers⸗ ſtammtiſch in Mülheim kenne, dei ſeines Wiſ— ſens in der fraglichen Nacht nicht in Mülheim geweſen. Anfangs September habe er Nikels auf einer Durchreiſe in Hamburg deſucht, ſie hätten aber über die Bombenanſchläge nicht geſprochen. Die Behauptung, daß er den Wunſch geäußert habe, eine Bombe zu ſehen, ſei unrichtig, denn er habe von Nikels angeb— licher Beteiligung an den Anſchlägen erſt nach deſſen Verhaftung aus den Zeitungen gehört. Auf die Vorhaltung des Vorſitznden, daß der Angeklagte Wiborg an den Sprengſtoff⸗ anſchlägen beteiligt geweſen ſein ſoll und Rehling als Mittäter bezeichnet habe, erklärte Rehlings Verteidiger, daß Wiborg die Mög⸗ lichkeit eines Irrtums bereits zugegeben habe. Er bat den Vorſitzenden, Wiborg wenigſtens zu einer Aeußerung darüber zu bewegen, ob er die Beſchuldigung Rehlings noch aufrecht erhalte, damit dieſer von dem falſchen Ver⸗ dacht gereinigt würde. Wiborg lehnte jedoch jede Erklärung kategoriſch ab. Den Verteidiger des Angeklagten Herbert Volck, Dr. von der Goltz, bat der Votſitzende, ſeinem Mandanten zuzureden, ſich zur Anklage zu äußern. Volck habe die Abſicht gehabt, ſich zu ſeiner Tat zu ſtellen, er habe von dem ge— Jmeinſamen Beſchluß zur Schweigſamkeit vor⸗ her nichts gewußt. Dieſer Beſchluß ſei auch unlogiſch, denn wenn die Bomben wirkkich den Zweck gehabt haben, die Oeffentlichkeit über die Not der Bauern aufzuklären, dann ſei es falſch, jetzt auf halbem Wege mit den Aufklärungen abzubrechen. Die Angeklagten kämen dadurch in ein ungünſtiges und ſchiefes Licht. R.⸗A. Dr. Block proteſtiert erregt gegen dieſe Auffaſſung ſeines Mitverteidigers. Wenn die Angeklagten den Mund halten wollten, ſo hätten ſie ſicher ihren guten Grund. Der Sinn der Bombenanſchläge ſei letzthin ein außenpolitiſcher geweſen. Man habe ſich von den Repaxationszahlungen be— freien wollen. Seine Mandanten hätten guten Grund, ſich über dieſe Dinge hier nicht näher zu äußern. Auf Frage des Vorſitzenden er⸗ klärte Volck, er verſtehe den kameradſchaft⸗ lichen Akt ſeines Anwaltes vollkommen. Noch ſtärker ſei er aber zur Kameradſchaftlichkeit ſeinen Mitkämpfern gegenüber verpflichtet, die billigen Preisen fertigt 4—7 Uhr ab geliefert statt, verb. mit Platzweihe Von wem, ſagt der werden zum Tagespreis beginnt, wozu freundlichſt ein⸗ u. Enthüllung eines Ehren- mit ihm für die Freiheit des deutſchen Volkes ladet Jborles Uiernneimer anxeiger males für gefallene Mitgl. Verlag. Programm: SAMSTAG, 30. August:%9 Uhr Lampionzug, anschließend turnerische, sportliche und gesangliche Vorführungen. SONNTAG, 31. August: 6 Uhr Weckruf.— 8 Unr Auslosung ung 8 Beginn der Festmeister spiele.— 9 Uhr Beginn der Ae ff Affi dad ag kauft man en die Nachmittags: 2 Uhr Festzug. Anschließend Entscheldangs- Hämnze der Leichtathleten.— 5 Uhr Entscheldungsspiel um den Festmelster. Abends: Sommernachtfest Zu dieser Veranstaltung wird die Einwohnerschaft Viernheims aufs freundlichste eingeladen. Garantie. mit Pyramidenbau und Brillantfeuerwerk. ruft. An Postkarte Katalogs. Der Festaus schuß. e e Ad ed A fe 1 2 2 om Neckar(Senwät. p als e d A d G ld dn d N 16 7 ne% 910 a roöste Un jelchtathletischen und turnerischen Wettkämpte. 8 n ba% Herstellungsort zu kaufen. Wwüänren ihnen: 10 Jahre schriftliche Jede Uhr wird jährſich einmal durch unseren Fachmann kostenlos nachge genehme Teilzahlung. eberzeugen Sie sich bitte selbst und 0 Sie heute noch per nim nn Im Auftrag Jakoh Nägel Waſſerſtraße 69 Mehrere am besten da, wo sie her- g Schwenningen, die Gelegenheit, direkt vom Wir ge- Lieferung: Franko Haus. e Zusendung unseres eim, R. 3. 4. 32 Den werten Damen und 2 9 Herren zur Kenntnis, daß am 8 1 4 0 2 i 69. Mirehner Tanzlehrer. ge e eee Agamen Schlafzimmer Esszimmer 8 verkaufe ich zu jedem annehmbaren Preis aus einem Li- e ee Verkauf und Besichtigun in Mann- Mennhelm 45 rel. 50% ei Miltenberger. Der beauftragte Treuhänder: Wilh. Schneck, eee Sitzung des Reichskabinetts Beratung finanzieller Fragen. enb Berlin, 26. Aug.(Radio.) Wie wir erfah⸗ ren, iſt das Reichskabinett heute vormittag um 11 Uhr zuſammengetreten. Beratungs gegenſtand iſt die Finanzreform. Unter anderem ſoll geprüft werden, welche Vereinfachungen im Steuerweſen möglich ſind. Auch iſt die Aufſtellung des Etats für 1931 zu erledigen; Abſtriche, wie ſie die Blätter vorausſagen, ſind beabſichtigt, jedoch iſt über Art und Höhe noch nichts entſchieden. Die Beratungen dauerten nach einer Mittagspauſe bis abends 8 Uhr und ſollen morgen fortgeſetzt werden. Arbeitsbeſchaffung enb Berlin, 26. Aug.(Eigene Meldung.) Im Arbeits beſchaffungsprogramm der Reichsbahn ſpielen Arbeiten für die Vermehrung des Gleis⸗ umbaues eine beträchtliche Rolle. Wie wir hören, hat die Deueſche Reichsbahn Geſellſchaft nunmehr dieſe Arbeiten in alen Di⸗ Der Prozeß gegen die Bombenattentäter Die Angeklagten lehnen jede Keußerung ab wtb. Altona, 26. Aug. Vor dem hieſigen Schwurgericht begann heute der Prozeß gegen die ſog. holſteiniſchen Bombenleger. Die An⸗ klage richtet ſich gegen 21 Perſonen. Bisher ſind etwa 80 Zeugen allein durch die Staats⸗ anwaltſchaft geladen. Die Zahl der Zeugen dürfte ſich im Laufe der Verhandlungen noch vermehten. Man rechnet mit einer Prozeß⸗ dauer von etwa vier Wochen. Die Anklage lautet im weſentlichen auf Verbrechen gegen Paragraph 5 des Sprengſtoffgeſetzes. 2 Ueber den Verlauf des erſten Verhand⸗ lungstages berichtet die„Frankfurter Zeitg.“: Die Angeklagten waren kurz nach 19 Uhr zur Stelle. Sie begrüßten ſich zum Teil in einer Weiſe, die mit dem ernſthaften Anlaß wenig in Uebereinſtimmung ſtand. Als der Vorſitzende Landgerichtsdirektor Dr. Zelenka den Angeklagten Claus Heim nach ſeinen Perſonalien befragte, erklärte dieſer mit ſtar⸗ ker Betonung, jegliche Aeußerung vor dieſem Gericht abzulehnen. Sämtliche Mitangeklagte mit Ausnahme des Juweliers Rehling ſchloſſen ſich dieſer Erklärung an. Auf eine Frage des Rechtsanwalts Dr. Brand, des Vertreters des Nebenklägers(Rechtsanwalt Dr. Strauß⸗Cüne⸗ burg, gegen den ebenfalls ein Anſchlan verübt gekämpft hätten. Der Angeklagte von Sal o⸗ mon bemerkte noch, daß die Angeklagten jede Erklärung vor dem Gericht ablehnen müßten, weil man in dieſen Richtern RNepräſentanten eines feindſeligen Syſtems ſehe. Damit war die eigentliche Vernehmung be⸗ endet, ſodaß in die Beweisaufnahme eingetreten werden konnte. Ueber die notwen⸗ digen Maßnahmen gab es noch eine längere Diskuſſion zwiſchen den Parteien. Schließlich wurde die Sitzung bis morgen früh unter⸗ brochen, damit der Staatsanwaltſchaft Gelegen⸗ heit gegeben werde, die Unterſuchungsproto⸗ kolle vorzubereiten. Morgen ſoll mit der Ver⸗ leſung der Protokolle begonnen wer⸗ den, anſchließend werden die notwendigen Zeu⸗ gen vernommen werden. Wenn die Angeklag⸗ ten bei ihrer Schweigſamkeit beharren, dürfte der Prozeß verhältnismäßig ſchnell beendet werden können. wer kann helfen? mehr Vertrauen!— Schluß mit allen Experimenten * Die Monatsberichte des Arbeitsmarktes melden ein ſtetiges Anwachſen der Arbeitsloſen⸗ ziffer. Täglich finden wir Berichte aus faſt allen Gewerbezweigen, daß es höchſte Zeit iſt, mit ei⸗ ner Hilfe, ſonſt drohen die Betriebe zuſammen⸗ zubrechen. Die Konkurſe mehren ſich, fortdauernd erfolgen Stillegungen, in der letzten Zeit leſen wir von zahlreichen Kündigungen. Eine Frage ſchwebt auf den Lippen aller Betroffenen: Wer kann helfen? Es wäre grundverkehrt, einem Peſſimismus das Wort ſprechen zu wollen. Wenn wir etwas in dieſer Notzeit in dem Beſtreben, Abhilfe zu ſchaffen aus eigenen Kräften oder mit Mitteln des Staates, dann iſt es ein gutes Teil Opti⸗ mismus, ohne den wir nicht vorwärtskommen. Noch mehr. Wir brauchen mehr Vertrauen. Die Frage:„Wer ſoll helfen?“ iſt nicht leicht zu beantworten. Auch liegt die Beantwortung nicht allein beim Geſetzgeber. Die Arbeitnehmer— ſchaft, die ſchuldlos heute zu einem großen Teil auf der Straße liegt, die von Unterſtützungen leben muß, denkt naturnotwendig hier an die Arbeitsloſenverſicherung. Sie iſt ein dringendes Bedürfnis. Das muß zugeſtanden werden. Aber allein vermag ſie nicht Hilfe zu bringen. Wir dürfen nicht vergeſſen, daß bei der heutigen Ar— beitsloſigkeit die Fehlbeträge der Reichsanſtalt für Arbeitsloſenverſicherung und Arbeitsvermitt⸗ lung zwangsläufig anſchwellen. Daß ſie eine Be⸗ laſtung bringen, die den Arbeiter und die ge⸗ ſamte Wirtſchaft drücken. Wo ſollen ſchließlich noch die Beträge herkommen, wenn auch die Staatskaſſen leer ſind, wenn die Steuern nicht mehr in dem erwarteten Umfange einkommen, wenn der Arbeiter ohnehin ſchwer weiß, wie er mit ſeinem kargen Lohne auskommt. Mit politiſchen Experimenten kann in der Frage der Arbeitsloſen kein Wandel ge⸗ ſchaffen werden. Sie iſt nur wirtſchaftlich zu lüſen. Wenn in dieſem Zuſammenhang von Reformen geſprochen wird, ſo dürfen dieſe nicht von der politiſchen Seite her erörtert werden. Arbeit- geber und Arbeitnehmer müſſen ſich vielmehr an einen gemeinſamen Verhandlungstiſch ſetzen, müſſen ſelbſt nachprüfen wie ſie aus eigenen Kräften durch eine einheitliche Aktion eine Beſſerung der Zuſtände herbeiführen können. Die Wirtſchaft, obwohl ſie zugeſtandenermaßen ſchwer unter der Kriſe leidet, muß trotz allem verſuchen, mit einer Preisſenkung und Verbilli— gung der Produktion den Wirtſchaftsprozeß zu fördern, Arbeitsmöglichkeiten zu ſchaffſen. Der Arbeitnehmer, der ebenfalls nicht auf Roſen gebettet iſt, über dem das Damoklesſchwert der Arbeistloſigkeit ſchwebt, wird ſich— frei von organiſatoriſcher Beeinfluſſung— zu überlegen haben, wie er zu ſeinem Teil dazu beitrag. kann die Arbeitsloſigkeit einzudämmen, indem er ſich mit einer erträglichen Lohnkürzung einverſtan⸗ den erklärt mit einer Verkürzung auch der Ar⸗ beitszeit zu dem Zwecke, daß dadurch Arbeits⸗ loſen Gelegenheit gegeben wird, wieder in die Betriebe eingeſtellt zu werden. Das ſind, wie geſagt, Fragen, die losgelöſt bleiben müſſen von politiſcher ebenſo wie von Intereſſeneinſtellung. Daneben erwächſt der öffentlichen Hand, dem Reiche, den Ländern wie den Ge⸗ meinden die Pflicht, ihrerſeits zur An⸗ kurbelung der Wirtſchaft mit allen verfüg⸗ baren Mitteln beizutragen. f Soll eine ſolche Aktion zum Ziele führen, dann iſt es erforderlich, daß die ſchaffenden Kräfte wieder mehr Vertrauen zum Staat bekommen, daß ſie gemeinſam mit den Verwaltungsorga— nen an der Nrohlomlöſung arbeiten gut kommt einer ſolchen Ankurbelung der Wirtſchaft auf die Dauer nur eine begrenzte Bedeutung zu. Die Mittel der Regierung ſind beſchränkt. Durch die Vergebung öffentlicher Aufträge wird auch nur eine vorübergehende und unzureichen⸗ de Belebung der Wirtſchaft erzielt. Und wenn eine Vergebung öffentlicher Aufträge noch mit beſonderen Beſtimmungen umkleidet ſein muß, bann hat die Wirtſchaft von ihr nicht den zu erwarteten Vorteil. Es iſt ſchon zuviel unternommen worden, als daß wir an die Wirkſamkeit der proviſoriſchen Beſſerungsverſuche noch glauben können. Man hat es in den vergangenen Jahren mit Sub⸗ ventionen, mit Zuſchüſſen, mit Experimenten auf dem Gebiete der Wirtſchafts⸗ und Sozial⸗ politik verſucht, aber alles mußte Flickwerk bleiben, weil die maßgebenden Stellen nicht an die ge—⸗ ſamte Reform auf dem wirtſchafts- und ſozialpolitiſchen Wege herangingen. Jetzt iſt endlich vom dem Reichskabinett der ſtarke Verſuch der Reformierung unternommen worden und es liegt im Intereſſe der Arbeit⸗ nehmer und Arbeitgeber, dieſe weitſchauende Wirtſchaftspolitik der Reichsregierung mit allen Kräften zu unterſtützen. Eine ſolche Unterſtützung erfordert ein Auf⸗ geben des Kampfes der Intereſſen gegeneinan— der. Wir müſſen Schluß machen, mit dem leidi⸗ gen Standeskampf. Das ganze Volk in all ſeinen Schichten muß zuſammenſtehen. Jeder Berufsſtand hat ſich einzuſetzen für die In⸗ tereſſen der übrigen Berufsſchichten. Gerade der Intereſſenkampf har uns in eine anhaltende Kriſe und in die Arbeisloſigkeit nie gekannten Ausmaßes hineingebracht. Heute erleben wir es, daß Millionen von Arbeitern, die arbeitsfähig und arbeitswillig ſind, mit dem deſten Willen keine Arbeit finden können. Wie kann dieſem Uebel, dieſem gefährlichſten Zu⸗ ſtand am wirkſamſten von der Staatsſeite her begegnet werden? Arbeit ſchaffen! Vertauen wecken, in der Wirtſchaft bei den Ar- beitnehmern. Arbeit ſchaffen heißt für den Staat nichts weiter, als die Vorausſetzungen für einen reibungsloſen Verlauf des wirtſchaft⸗ lichen Geſchehens zu ſichern, das Vertrauen al⸗ ler am Wirtſchaftsprogramm beteiligten zu ſtär⸗ ken und den Kredit der Wirtſchaft im In⸗ und Auslande zu fördern. Die Initiative des Ein⸗ zelnen muß an die Stelle der Kollektiverant⸗ wortung treten, damit nicht jeder eine Befriedi⸗ gung ſeiner Intereſſen von der Gemeinſchaft, vom Staate unter Ausſchaltung des eigenen Verantmortungsbewußtſeins erwartet. Die Wirtſchaft muß wieder den Mut zur Selbſtentfaltung ihrer Kräfte bekommen. Das kann nur geſchehen, durch die Wiederher⸗ ſtellung des Vertrauens und die Sicherung des Kredits, die unbedingte Vorausſetzungen ſind für eine wirkliche Produktionsforderung und Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten. Die Schaffung der Arbeit durch Stärkung des Vertrauens iſt die Forderung der Stunde, für die ſich die Vertreter aller Parteien und aller Berufsorganiſationen, vor allem auch der Wirtſchaftsgruppen, gemeinſam einſetzen ſollten, wenn über⸗ haup! Deutſchland wieder aus der ſchwe⸗ ren Kriſe herauskommen will. Endgültige Abſage der Deutſchen Staatspartei an die D. V. P. enb. Berlin, 26. Aug.(Radio.) Wie wir erfahren, hat die Deutſche Staatspartei in ihrem Hauptaktions-Ausſchuß beſchloſſen, der D. V. P., die in einem Schreiben vom 23. Aug. der Staatspartei mitteilte, daß ſowohl die Konſervative Volkspartei, wie die Mirt⸗ ſchaftspartei erklärt hätten, es ſei ihnen nicht möglich, an dem Wortlaut des bereits ver⸗ öffentlichten gemeinſamen Aufrufs Aenderun⸗ gen vorzunehmen, ein Schreiben mitzuteilen. worin die Staatspartei erklärt, ſie halte an dem Standpunkt feſt, daß der Reichspräſident unter keinen Amſtänden in den Wahlkampf gezogen werden dürfe. Schiedsſpruch für die nordweſtl. Eiſeninduſtrie Eſſen, 26. Aug. Für die nordweſtliche Eiſen⸗ und Hütteninduſtrie fanden heute unter dem Vorſitz des Schlichters Regierungsrat Dr. Brahn(Dortmund) die Verhandlungen über die Neuregelung des vom Deutſchen Me⸗ tallarbeiterverband gekündigten Arberts⸗ zeittarifs ſtatt. Es wurde ein Sclieds⸗ ſpruch gefällt, der für etwa 2000 bis 3000 Arbeiter eine Arbeitszeitverkürzung von 57 bezw. 54 bezw. 52 Wochenſtunden auf 48 Wochenſtunden bringt. Im übrigen bleiben die beſtehenden Beſtimmungen in Kraft. Der neue Vertrag gilt für ein Jahr. Der Arbeitgeber- verband hat ſich zu einem Lohnausgleich für diejenigen Arbeiter bereit erklärt, ſär die eine Arbeitszeitverkürzung eintritt. Erklä⸗ rungsfriſt für die Parteien bis zum 1. Sep⸗ tember. Der Schiedsſpruch bedeutet alſo praktiſch die erwartete Einbeziehung des Deutſchen Metall⸗ arbeiterverbandes in das Abkommen, das be⸗ kanntlich die beiden anderen tarifſchließenden Gruppen, Hirſch⸗Dunckerſcher und Chriſtlicher Metallarbeiterverband, auf der gleichen Baſis mit dem Arbeitgeberverband abgeſchloſſen hatten. f Damit dürfte dieſe Angelegenheit erledigt ſein, wenn auch noch mit dem formellen Wi⸗ derſpruch des Deutſchen Metallarbeiterverban⸗ des zu rechnen iſt. Die Verbindlichkeitserklä⸗ rung dürfte in Kürze erfolgen. Deutſcher Proteſt in Warſchau wegen der Grenzverletzung durch ein Militär⸗ flugzeug. Berlin, 26. Aug. Wegen der Ueberfliegung der Stadt Flatow durch ein polniſches Militär⸗ flugzeug, das, wie gemeldet, dabei in geringe Höhen herunterging und deſſen Führer ſich keinesfalls verflogen haben konnte, hat der deutſche Geſchäftsträger in Warſchau am Samstag bei der polniſchen Regierung ener⸗ giſch Proteſt erhoben. Eine Aeußerung der polniſchen Regierung, die zunächſt eine Unter⸗ ſuchung des Falles zugeſichert hat, liegt noch nicht vor Marſchall Pilſudſti, der frühere polniſche Staatspräſident, wurde von Präſident Moſzicki mit der Bildung der neuen Regierung beauftragt. Bootsunglück im Kuriſchen Haff wib Memel, 26. Aug. Montag nachmittag er⸗ eignete ſich, wie das„Memeler Dampfboot“ be⸗ richtet, auf dem Kuriſchen Haff bei Perwelk, 10 Kilometer ſüdlich von Schwarzort, ein ſchweres Unglück. An dem Hafenleuchtturm, der etwa 150 Meter vom Ufer entfernt am Hafen liegt, wur⸗ den von Angeſtellten des Hafenbanamtes Memel Inſtandſetzungsarbeiten vorgenommen. Dabei wurde ein Monteur mit einem Boot abgetrieben. Angeſtellte des Hafenbauamtes verſuchten, ihren Kollegen in einem Segelboot zu erreichen und an Land zu bringen. In einer Entfernung von mehreren hundert Metern vom Lande ſchlug das Segelboot um und alle ſechs Inſaſſen fielen ins Waſſer. Fiſcher konnten nur drei Mann retten; die anderen drei ertranken. Das abgetriebene Boot mit dem Monteur wurde ſpäter von einem Fiſcher, im Hafen treibend aukgefunden und ge— borgen. Die baer. Sozialdemokraten zur Regierungsbildung bereit wtb München, 26. Aug.(Radio). Die ſo⸗ zialdemokratiſche Fraktion des bayeriſchen Land⸗ tags hat in ihrer heutigen Sitzung beſchloſſen. den ihr vom Landtagspräſidenten gewordenen Auftrag zur Regierungsbildung anzunehmen. In einem Schreiben an den Landtagspenſidenten detzt ſie ihre Stellungnahme zur Regiecungsbildung eingehend auseinander. Zu den Gerüchten über TCohnſteuer⸗Erhöhung wib. Berlin, 26. Auguſt. Von zuſtändiger Stelle wird mitgeteilt: Die Behauptung des „Vorwärts“ vom 26. Auguſt 1930 Nr. 397 und des Sozialdemokratiſchen Preſſedienſtes vom 25. Aug. 1930, daß eine Aufhebung der Erſtattung der Lohnſteuer und eine entſprechende Erhö⸗ hung der Lohnſteuer geplant ſei, iſt vollkommen aus der Luft gegriffen und lediglich als wahl⸗ aktiſches Manöver zu werten, ebenſo wie die heutige Meldung eines Berliner Mittagblattes, nach der Mittel der Hauszinsſteuer zur Sen⸗ kung der Einkommenſteuer verwendet werden Ellen. und. ähuliche. Lambinationen. Schatten der Schuld. Roman von Guſtav Rehfeld. Urheberrecht durch Heroldverlag Homburg⸗Saar. (51. Fortſetzung.) „Wie, Annie, du wollteſt auf Fred verzichten, du, die ihn unausſprechlich liebt?“ „Ja, eben weil ich ihn ſo ſehr liebe! Was wäre denn das für eine Liebe, die nicht zu ent⸗ ſagen vermöchte, wo es ſich um das Lebensglück des Geliebten handelt? Eine Amerikanerin wür⸗ de ſich vielleicht zu rächen ſtreben. Aber ich bin— ich ſage es mit Stolz— ein deutſches Mädchen. Ich kam her, ohne daß du mein Eintreten ge⸗ wahr wurdeſt. Ich ſah ihn vor dir ſtehen, erriet, was er wollte, und hörte, wie du ihn abwieſeſt. Wie konnteſt du das tun, Helene? Rührt ſein An⸗ blick dich nicht? Saheſt du ihm die Seelenkämpfe nicht an, die er um dich gelitten hat?“ „Annie, wie kannſt du nur ſo ſprechen? Du liebſt Fred über alles, du, der ich mein Leben danke,— und ich ſollte ihn dir rauben? Nim⸗ mermehr!“ „Ich verzichte auf deine Dankbarkeit! Mache ihn glücklich, dann bin ich zufrieden!“ „Nein, Annie, nie werde ich ſeine Frau! Sage, was du willſt,— du könnteſt es mir nicht ver⸗ zeihen, wenn ich dir dein Lebensglück raubte,— du müßteſt mir zürnen! Und abgeſehen von alle⸗ dem gibt es für mich noch einen Grund, der mich zwingt, ihn abzuweiſen, Mein Herz iſt nicht mehr frei, wie du vorhin hörteſt. Ich liebe einen anderen!“ „Ach ſo, dein Herz iſt nicht mehr frei! Ein anderer rühmt ſich des Glückes, deine ſo begeh⸗ renswerte Liebe errungen zu haben? Vielleicht einer der Millionärsſöhne aus der Fünften Ave⸗ nue, die, wie man ſagt, bereit ſind, ein Lächeln, ein freundliches Wort vor dir mit Gold aufzu⸗ wiegen! Ich verſtehe, du gedenkſt deine Hand dem Meiſtbietenden zu überlaſſen! Da muß denn al⸗ lerdings der ſchlichte Gärtner aus Bloomingdale mit ſeinem beſcheidenen Beſitztum zurückſtehen!“ „Pfui, Annie!“ rief Helene totenbleich,„das iſt deiner unwürdig, mich ſo zu ſchmähen; dazu gibt dir ſelbſt die Dankbarkeit, die ich dir ſchul⸗ de, kein Recht.“ „Schon wieder die Dankbarkeit! Weißt du denn berhaupt was das iſt? Mich dünkt, bewieſen haſt du es noch durch nichts!“ „Ich verzichte auf deine Fortſetzung dieſer Un⸗ terhaltung!“ ſagte Helene, in Tränen ausbre⸗ chend, während Annie voller Groll ſich entfernte. 27. Kapitel. Auf dem Bürgerſteig vor einer Villa in der Tiergartenſtraße zu Berlin ſtand ein junges Mädchen und blickte unſchlüſſig auf den Eingang zu der Behauſung eines Menſchen, dem das Le⸗ ben ein niedlicheres Geſicht gezeigt hatte als ihr. Das abgetragene, wenngleich peinlich ſaubere Kleid, der ſchlichte Hut, die Handſchuhe, verrie⸗ ten nur zu deutlich, daß die liebliche Trägerin blutarm war. Und die bleichen, eingefallenen Wangen, der Schmerzenszug um den kleinen Mund, der verzweifelte Blick der großen dunk⸗ len Augen erzählten gar beredt von Sorgen, von Kummer, vom— Darben. Dieſe im Kampf mit einem widrigen Geſchick faſt Unterliegende war— Gertrud Felſen. Er war ihr nicht gelungen, in Berlin oder anderswo eine Stellung als Lehrerin oder Er⸗ zieherin zu finden. Lag es daran, daß es in Ber⸗ lin von jungen Mädchen wimmelte, die auf die⸗ ſelbe Weiſe ihr Brot zu verdienen ſuchten, oder hatte ihr Name durch den Schwarzeggſchen Gift⸗ mordprozeß eine traurige Berühmtheit erlangt, genug, wohin ſie kam, überall hatte man nur den i froſtigen Beſcheid für ſie:„Zu unſerem Bedauern iſt die Stelle bereits beſetzt!“ eee für zwei kleine Mäd Gertruds Mut begann zu ſinken. Düſter und hoffnungslos lag die Zukunft vor ihr. Wohl ſandte ſie immer wieder ihre Papiere und Be⸗ werbungsgeſuche ein, ſobald die Zeitungen offene Stellungen brachten, doch hegte ſie keine Hoff⸗ nung mehr und war deshalb auch nicht erſtaunt, wenn ihre Zeugniſſe mit dem ihr allgemein be⸗ reits bekannten ſtereotypen Beſcheid zurückkamen. Der Winter kam heran, Gertrud war gezwun⸗ gen geweſen, die Penſion, in welcher ſie bis da⸗ hin ihr Unterkommen gefunden hatte, zu verlaſ⸗ ſen, da ihre Mittel wehr und mehr zuſammen⸗ ſchmolzen. Bei einer Zimmervermieterin im Nor⸗ den der Stadt hatte ſie eine kleine Manſarde be⸗ zogen. Ihre Beköſtigung beſorgte ſie erſparnis⸗ halber ſelbſt. Um wenigſtens etwas zu verdienen, fertigte ſie Stickereien für Geſchäfte an, die aber ſehr ſchlecht bezahlt wurden. Auch gab ſie einige Klavierſtunden, welche ihr jedoch ebenfalls nur äußerſt geringes Honorar einbrachten. Der Winter verging. Jetzt waren Gertruds Mittel erſchöpft, und ſie ſah ſich gezwungen, Kleidung, Wäſche, Bücher, ein Stück nach dem an⸗ deren zu verſetzen, um ihr Leben notdürftig fri⸗ ſten zu können. Schließlich beſaß ſie nichts mehr, als das alte ſchwarze Kleid, und die allernötigſte Wäſche,— ja, bei ihrer Wirtin war ſie für zwei Monate die Miete ſchuldig, und die mitleidsloſe Frau hatte bereits damit gedroht, ſie auf die Straße zu werfen. Was dann? Wochenlang noch lebte ſie von Milch und trockenem Brot; ihre Kräfte begannen bei der ungenügenden Nahrung zu ſchwinden.— Kein Wunder daher, wenn ſie, der Verzweiflung nahe, ſich endlich entſchloß, jede Stellung, die ſich ihr bot, ohne weiteres anzunehmen. i 1 e Da las ſie eines Tages in einer Zeitung, daß Frau Giſela Schwanberg ſoſort eine Erzieherin chen ſuche. Es in ihrer Eile iberfehend, daß 3 bereits acht Tage alt wenn möglich, als die erſte zu melden. Wie ber Ertrinkende ſich an einen Strohhalm klammert, ſo verlieh ihr die Hoffnung, dieſe Stelle zu be⸗ kommen, die Kraft, ſich aufrecht zu halten in ih⸗ rem Elend. ö Mißglückte es ihr auch diesmal, ſo blieb ihr weiter nichts übrig, als ihr Brot als Arbeiterin oder als Dienſtmädchen zu verdienen, oder durch einen Sprung ins Waſſer aller ihrer Not ein Ende zu machen. i Zagend ſtand die Arme nun vor der glänzen⸗ den Villa. Sie zögerte noch einige Minuten. dann öffnete ſie entſchloſſen die Gittertür, traf ein und wandte ſich an einen eben heraustreten⸗ den Diener mit der ſchüchternen Frage, ob Frau Giſela Schwanberg zu ſprechen ſei. „Die gnädige Frau iſt zu Hauſel Was wünſcht man von der gnädigen Frau?“ 5 Errötend zog Gertrud ihre Karte hervor und ſagte:„Melden Sie mich bitte!“ Dex Lakai kehrte nach wenigen Minuten zu rück.„Kommen Sie!“ Das junge Mädchen folgte dem Diener nack den von der Herrſchaft bewohnten Räumen. Eine breite, zeppichbelegte Marmorplatte nahm ſie auf, deren vergoldetes Geländer ſie kaum zu berühren wagte. Auf weißen Alabaſterpoſtamen—⸗ ten erhoben ſich in reizendem Wechſel üppige Blattpflanzen und lächelnde Amoretten. Ueberab Licht und heitere Farbentöne! Auch nicht der lei⸗ ſeſte Schatten ſchwebte über dieſer fürſtlichen Pracht, die kein lauter Fußtritt ſtörte, kein Miß⸗ ton unterbrach. Der Lakai öffnete eine Flügeltür und forderte Gertrud auf, einzutreten; die Gnädige werde bald erſcheinen. Nach kurzer Zeit vernahm ſie da⸗ Rauſchen eines Gewandes,— gleich darauf er⸗ ſchien die Dame des Hauſes vor dem ſchüchter⸗ nen, mit wankenden Knien daſtetzuder and dh N genden ungen Mädchen (Fortſetzun ſalut⸗ hören, Städtekampfes gegen eine Aus Nah und Fern ol. Frankfurt a. M., 26. Aug. Ueber⸗ führung der Weſtdeutſchen Münz⸗ fälſcher. Die Erhebungen der Falſchgeld⸗ ſtelle des hieſigen Polizeipräſidiums in der Angelegenheit der Herſtellung falſcher Fünf⸗ markſtücke find zu einem gewiſſen Abſchluß gelangt. Als Beteiligte in dieſer großen Fäl— ſchungsſache kommen in Frage: Adolf Engel— hardt, Maſchinentechniker Höchſt a. M., Jakob Bender, Graveur, Nied a. Main und Kar! Boeſe, früher Gaſtwirt, Höchſt a. M. Dieſe drei kauften eine Spindelpreſſe im Gewicht von 50 Zentnern, angeblich zur Herſtellung von Vereinsabzeichen. Es iſt feſtgeſtellt, daß die drei Fälſcher bis zu ihrer Ergreifung 10 000 entſprechend hergeſtellte Münzplättchen bezogen haben. Während ſich Bender und Boeſe zur Zelt noch in Stuttgart in Haft befinden, wurde Engelhardt geſtern dem hieſi— gen Gericht vorgeführt. Nach ſeiner Angabe ſollen ungefähr 1200 falſche gegeben worden ſein, doch wird die Zahl amt— lich bedeutend höher gehalten. ol. Aſchaffenburg, 26. Aug. Unter Erdmaſſen begraben. Beim Sand⸗ graben wurde der Zimmermeiſter Peter An⸗ ton Müller in Sailauf durch einſtürzende Erd—⸗ maſſen verſchüttet. Trotzdem die ſofort aufge⸗ nommenen Rettungsarbeiten mit größtem Eifer betrieben wurden, konnte Müller nur noch als Leiche geborgen werden. Der Ver⸗ unglückte ſtand im 68. Lebensjahr und war 12 Jahre zweiter Bürgermeiſter. ol. Mainz, 26. Aug. Deutſcher Wein⸗ handelsvertretertag. Der Reichsver⸗ band deutſcher Handelsvertreter für Weine und Spirituoſen tritt am kommenden Samstag den 30. Auguſt, vorm. 9.30 Uhr in der Stadt⸗ halle zu Mainz zu ſeinem 13. Deutſchen Wein⸗ handelsvertretertag zuſammen. Die umfang⸗ reiche Tagesordnung ſieht u. a. ſechs Referate vor, die ſich mit Fragen des Weinbaues und des Weinhandels ſowie insbeſondere mit ak⸗ tuellen Berufsfragen beſchäftigen. ol. Mainz, 26. Aug. Verkehrsunglücd int zwei Toten. Am Montagabend ſtieß der Kaufmann Walter Kirſch-Berlin N mit ſeinem Leichtmotorrad auf der Hauptſtraße in Finthen bei Mainz mit einem Laſtwagen zu⸗ ſammen. Auf dem Soziusſitz war die 12-jähr. Tochter des verſtorbenen heſſiſchen Bürodirek— tors Horn von hier, wo Kirſch zu Beſuch weilte. Kirſch und das Mädchen wurden über— fahren; erſterer wurde ſofort getötet, das Mädchen wurde ſterbend in das ſtädtiſche Krankenhaus gebracht. ol. Bingen, 26. Aug. zuſammenſtoß. Der Perſonendampfer „Glück auf“, der am Samstag bei Nieder- Heimbach mit dem Motorſchlepper Haßlacher uſammengeſtoßen war und dabei am Rad— kaſten ſchwer beſchädigt wurde, iſt nun nach Feſtſtellung ſeines Schadens von Nieder— Heimbach nach einer Werft am Niederrhein abgefahren. Nach amtlicher Feſtſtellung be⸗ fanden ſich während des Zuſammenſtoßes 300 Fahrgäſte an Bord, deren Ausbvotung wie bereits berichtet, glatt vonſtatten ging. ol. Darmſtadt, 26. Aug. Reviſion im Wormler Unruhenprozeß. Wie wir haben ſämtliche Verurteilte aus dem Wormſer Unruhenprozeß gegen das Urteil der Berufungsinſtanz Reviſion beim Reichsgericht eingelegt. ol. Heidelberg, 26. Aug. Dr. Curtius in Heidelberg. Reichsaußenminiſter Dr. Curtius wird kommenden Samstag, abends 8.30 Uhr in der Stadthalle in einer von der Einheitsliſte(D. V. P. ⸗Staatspartei) ein⸗ berufenen Verſammlung ſprechen. ol. Bühl(Baden), 26. Aug. Autoun⸗ glück. Am Sonntag nachmittag ereignete ſich an der Steinacher Brücke ein ſchwerer Auto⸗ unfall. Ein aus Richtung Bühl kommender Perſonenwagen kam auf der durch den Negen ſchlüpfrig gewordenen Straße ins Schleudern, ſchlug in voller Wucht mit dem Hinterteil gegen einen Baum und wurde vollſtändig demoliert. Fünf Inſaſſen, ſämtlich aus Mann⸗ heim ſtammend, wurden erheblich verletzt, und zwar erlitten ein Herr eine Fleiſchwunde am Oberſchenkel, eine Frau Knieverletzungen; einer weiteren Frau platzte die Kopfhaut. von einem Ohr zum anderen, ein Junge er⸗ litt einen Oberſchenkelbruch und cgließlich wurde noch eine weitere Frau leicht verletzt. OL. Karlsruhe, 27. Auguſt.(Franzöſiſche Schwimmer in Karlsruhe). Am 31. Aug. weilt in der badiſchen Landeshauptſtadt d. Schwimm⸗ ſportabteilung der Michelin⸗Gummiwerke in Clermont⸗Ferrand zur Austragung eines Karlsruher Aus: wahlmannſchaft. In ben Reihen der franzöſi⸗ ſchen Gäſte befindet ſich Fayee, der Europare⸗ kordmann im 400⸗Meter Rückenſchwimmen. „OL. Plittersdorf, 26. Aug.(Spinale Kinder⸗ lähmung). In Plittersdorf waren bis Sams⸗ tag, den 23. Auguſt bereits 4 Erkrankungsfälle, darunter ein Todesfall feſtgeſtellt worden. Das Bezirksamt Raſtatt hat deshalb Anordnungen getroffen, daß ein Verſchleppen der Krankheit möglichſt verhindert wird. Unter dem Vorſitz bes Landrats Tritſcheler fand am Samstag in einem größeren Kreiſe eine Beſprechung über die zu ergreifenden Maßnahmen ſtatt. Der Seuchenherd für die augenblicklichen Erkran⸗ kungen. iſt alſo nordöſtlich von Stranbura lie⸗ Zum Schiffs⸗ 5⸗Markſtücke aus finden Sie bei uns mehr als 20 extra bequeme Formen Einige Beispiele für Damen: Art. 648 /i u. 64/1 R.-Cheureaux schnür- und spangenschuhe Gelenkstützen und Gummifleck 36/3 Art. 638/ u. 632/1 Prima schwarz und braun Bomalf Schnür- und spangenschube Gelenkstützen und Gummifleck 35/43 Art. 508/ 1 Pyima Lachleder-FSpangenschuhe Gelenkstützen und Gummilfleck.. 36 45 125 Art. 30/1 u. 631/ Hrima Box-Calf, schwarz und braun 25 pangen- u Bindeschuhe 4 145 Gelenkstützen und Gummilfleck. 36/ HHH gend feſtgeſtellt, alſo gerade dem Bezirk Raſtatt gegenüber. Durch den Verkehr über die Schiffs— brücke bei Plittersdorf iſt alle Wahrſcheinlichkeit nach die Seuche auf rechtsrheiniſches Gebiet ver— ſchleppt worden. Die Zollbeamten ſind angewie— ſen, in den nächſten 14 Tagen Deutſche nur dann auf elſäſſiſches Gebiet paſſieren zu laſſen, wenn ſie im Beſitze eines deutſchen mit einem franzöſiſchen Viſum verſehenen Paſſes ſind. Dieſe Maßnahme iſt beſonders wegen der Sel— cher Kirchweih notwendig geworden. Der Be— zirksfürſorgeverband Raſtatt-Land hat ſich be⸗ reit erklärt, Serum aus dem Paſteurinſtitut zu beſchaffen und die Koſten zu übernehmen. Für die Einwohner von Plittersborf wurden vom Bezirksamt verſchiedene Anordnungen getrof— fen, ſo die bereits angeordnete Schließung der Kinder- und Volksſchulen beſtehen zu laſſen, bis ſie durch amtliche Verfügung wieder aufgehoben wird. ol. Nußloch b. Heidelberg, 26. Aug. Eine Schuhfabrik abgebrannt. Dienstag morgen gegen drei Uhr brannte die Schuh— fabrik von Karl Siegel in der Naßengaſſe nieder, in der hauptſächlich Schuhe für Klein— kinder hergeſtellt wurden. Das Feuer bedrohte ſehr die eng zuſammenhängenden Wohn- und Wirtſchaftsgebäude der Nachbarſchaft. Mit Hilfe der ſehr wirkſamen Motorſpritze gelang es der Freiwilligen Feuerwehr, dieie Gefahr zu bannen und das Feuer auf ſeinen Beand— herd zu beſchränken. Das Gebäude ſellſt iſt jedoch vollſtändig ausgebrannt, wovurch außer den Maſchinen die Vorräte an Leder, Stoff, Pappe uſw. vernichtet wurden. Die Brand— urſache iſt unbekannt. — FFF Uereins-⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik finden nur kurz gehaltene Vereinsnachrichten Aufnahme. Turnerbund. Heute Abend 8 ¼ Uhr Turnſtunde für alle Turnerinnen. Die Leitung. Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Abt. Schutzſport. Alle Schutzſportkameraden werden erſucht, die je— weils Dienstags(für Leichtathletik) und Don- nerstags(für Handballer) angeſetzten Trainings- ſtunden zu beſuchen. Am 7. September d. Is. finden leichtathlet. Wettkämpfe innerhalb unſerer Schutzſportabteilung auf dem Platz der Turnge— noſſenſchaft ſtatt. Die Kämpfe ſind offen für alle Reichsbannerkameraden. Anmeldungen können ab Freitag in der Sportlerverſammlg. im Anker gemacht werden. Der Schutzſportleiter. Säugertreue. Donnerstag, den 28. Aug., abends 8 Uhr, Singſtunde für die beſtellten Sänger, um 9 Uhr für den Geſamtchor. Es iſt Pflicht eines jeden Sängers, pünktlich zu erſcheinen. Der 1. Vorſitzende. Odenwaldklub. Mittwoch halb 9 Uhr Klub- adend. Am 31. Auguſt Wanderung. Näheres im Klubabend. Der Vorſt. Kr. u. Sdt.⸗Verein„Teutonia“ Schützenabteilung Donnerstag, den 28. Auguſt, abends halb 9 Uhr Uebungsſtunde für Jungſchützen. Der Vorſtand. England feient die Bebuut der hleinen Nönigoenhrꝛelin — dete Glücklich wurde die Herzogin von York von einem zweiten ————— e. Salutſchießen zu Ehren der kleinen Prinzeſſin von Vork vor der Towerbrücke in London. Töchterchen entbunden. Die Geburt wurde von ganz England mit größter Spannung erwartet, weil— da der Prinz von Wales vorausſichtlich unveemählt bleiben wird, die Königskrone auf die Linie von Pork übergeht. 8 Lokale Nachrichten 75ſter Geburtstag. Morgen Donners⸗ tag, am 28. Aug., feiert Herr Franz Kamuff, Repsgaſſe, in voller Friſche ſeinen 75. Geburtstag. Herzliche Gratulation! *Aufmarſch zur Reichstagswahl. Während Kommuniſten und Nationalſozialiſten ihre Heerſchau bereits abhielten, ruft die Viernhei⸗ mer Sozialdemokratie ihre Anhänger auf nächſten Freitag Abend in den Karpfenſaal zu- ſammen. Abgeordneter PeusDeſſau ſpricht in dieſer Verſammlung. Siehe Inſerak.— Der Reichs- tagswahlkampf iſt jetzt überall im Gange. In Ludwigshafen ſprach geſtern Abend Hitler vor über⸗ fülltem Hauſe, während der Führer der Kommuniſten, Thälmann, im Mannheimer Nibelungenſaal vor ca 6000 Perſonen zwei Stunden lang geſprochen hat. — In Lampertheim iſt zwiſchen Zentrum und Hitler in der dortigen Lokalzeitung eine ſcharfe Polemik entbrannt. Die Hitler fahren natürlich großes Geſchütz auf. Das Zentrum rückt die Weltanſchauungsfragen ſtark in den Vordergrund, das beſonders die Hitler nicht ruhen läßt.— Die Errungenſchaften der Arbeiterſchaft einerſeits und die Arbeitsloſigkeit und der Steuerdruck andererſeits ſpielen in dieſem Wahlkampf eine ſehr gewichtige Rolle. Wie der Kampf am 14. September aus⸗ gehen wird, das weiß heute noch niemand. »GOGehmdgrasverſteigerung. Das Oehmdgras der Neuzenlache und des Hemsbach— Laudenbacher Wieſengutes wird am Montag und Dienstag verſteigert.(Siehe Inſerat.) Das große Los gezogen. Lokalanzeiger“ Wie der„Berliner meldet, fiel das große Los der Preußiſch-Süddeutſchen Klaſſenlotterie auf die Nummer 374216. Wiederſehensfeier in Mainz. Zur Wieder— ſehensfeier bezw. Treffen am 30. und 31. ds. Monats mit der Jubelſeier des Mainzer Vete— ranen⸗-Vereins treffen gehörigen der Faußartillerie-Regimenter Nr. 3 und 18. ſowie deren Feldformationen im Standquattier ge— genüber Kamerad Naffin, Mainz, Langenbeckſtraße ſich die früheren An— in Mainz garniſonterenden der Neutorkaſerne. Auskunkt durch Nr. 28. J. H. K. Handelsverkehr mit den WMereinig⸗ ten Staaten von Amerika. Der Sachbearbeiter für Wirtſchaftsfragen beim Deutſchen Gene— ralkonſulat in Newyork, Herr Dr. Becker, hält am Samstag, den 6. September 1930 bei der Außenhandelsſtelle für das Rhein⸗Main⸗ gebiet, Frankfurt a. M., Sprechſtunden für die Firmen ab, die am Handelsverkehr mit den Vereinigten Staaten von Amerika bereiligt ſind. Firmen, die an den Sprechſtunden am 6. September ds. Is, teilnehmen wollen, wer⸗ den gebeten, dies der Außenhandelsſtelle für das Rhein⸗Maingebiet, Frankfurt a. 97. Börſe(Telefon 20361) bis zu 1 30. Auguſt ds, Is. mitzuteilen, damit eine Verteilung der Beſucher auf die zur Verfügung ſtehende Zett ſtattfinden kann.