ern eimer Finzeiger eitung Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit koſtet 25 Pfg., die gteklamezeile 60 0 bel Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Fotizen 10 0 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes e bei Anzeigen werden nach Moglichkeit berück nicht 58 die Aufnahme Empfehle für die Einmachzeit! Breuers Original⸗ Salizyl⸗ ö Pergamentpapier 0 n 2 Bogen 20 Pfg. ſeblatt— Glashaut(Celophan) die Rolle 50 Pfg. Gummierte ü Aufklebe⸗Eliketlen für auf die Gläſer zu kleben. J. Schweikart, Papierwaren Aternheimer Bürger-⸗Ztg.— Siernh. Volksblatt) Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 55 L. frei in Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das 105 tige illuſtrierte untagsblaͤtt„Sterne und Blumen“, 1 ich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ſprecher 117.— ramme: Anzeiger, Viernheim.— ckkonto Nr. 21577 Amt — a. M.— echriſflettung Drug u. Berlag: 25 Mertin Ge daf edel Ratbausſtr nehmen täglich Scorr's E Molson und sogur den Sommer über. Ich bin mit der Wir- kung sehr zufrieden, da Beide vorzüglich ge- deihen, kerzengrade Glieder haben u. Rachitis nicht kennen, was wir nur Scott's Emulsion verdunken. Schwester A. R. in Berlin. Depots: Apotheke Weitzel Rathaus-Drogerie Moskopp . eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht obernommen werden zelgt ihnen unzefe Ausslellung in dee Ill. Etage. 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Ich ſage ganz offen, daß für uns die geſamte internationale Entwicklung ſeitdem manche Enttäuſchung gebracht hat, aber ich kann trotzdem feſtſtellen, daß die grundſätzliche Haltung Deutſchlands gegenüber dem Völ⸗ kerbunde heute wie damals eine durchaus poſi⸗ tive iſt. Wir haben den Grundſatz betont, daß es nicht mit dem bloßen Verbot des Krieges getan iſt, ſondern daß es darauf ankommt, die Konfliktsurſachen zu beſeitigen und Vorkehrungen für die friedliche Schlich⸗ tung aller Arten von Meinungsverſchiedenhei⸗ ten zu treffen. An dieſen Grundſätzen halten wir feſt, da wir befürchten müſſen, daß ihre Vernachläſſigung die ganze Völkerbundstätig⸗ keit in eine falſche Richtung drängen würde. In dieſem Sinne ſcheinen mir die Ergebniſſe der Beratungen des Sicherheitskomitees und des zur Angleichung der Völkerbundsſatzung an den Kriegsächtungspakt eingeſetzten Juriſten⸗ komitees geeignete Grundlagen zu ſein, die einen wertvollen Ausbau des Syſtems der Friedensgarantien darſtellen würden. a Im Zuſammenhang hiermit ſteht die Ab⸗ rüſtung. Es iſt unnötig, über dieſe Frage noch Worte zu verlieren. Auf die Darlegungen, die die deutſche Delegation darüber hier ſeit vier Jahren macht, ſind keine entſcheidenden Taten gefolgt. Der Stand der Dinge kann nicht zu⸗ treffender gekennzeichnet werden, als dies in den hochbedeutſamen Ausführungen des Herrn Vertreters Großbritanniens geſchehen iſt. Wir müſſen uns über die völlige Unhaltbarkeit die⸗ ſer Lage einig ſein und es als eine Selbſtver⸗ ſtändlichkeit betrachten, daß die Abrüſtungs⸗ konferenz nun endlich im Laufe des nächſten Jahres zuſammentritt. Die Grundſätze, mit denen die deutſche Regierung vor die Konfe⸗ renz treten wird, ſind oft dargelegt. Wir erwarten eine gerechte, der Sicherheit aller Staaten Rechnung tragende Löſung, volle Publizität und Erfaſſung aller Rü⸗ ſtungsfaktoren, fühlbare Verminderung der Rüſtungen auf der erſten Abrüſtungskon⸗ ferenz und anſchließend weitere Schritte zur Abrüſtung in kurzen Etappen. Ein weiteres Problem, dem die deutſche Re⸗ gierung große Bedeutung beimißt, iſt die auch ſchon von anderer Seite berührte Minder⸗ heitenfrage. Wenn die Erfahrungen ſeit dem verfloſſenen Jahr vielleicht noch keine end⸗ gültige Antwort auf die Frage geſtatten, ob die in Madrid beſchloſſenen Verbeſſerungen des Verfahrens zur wirkſamen Durchführung der Garantie des Völkerbundes für den Schutz der Minderheiten ausreichen, ſo halte ich es doch für notwendig, daß die Bundesverſamm⸗ lung nicht einfach die Weiterentwicktung ab⸗ wartet, ſondern daß ſie ſich ſchon jet und weiterhin mit der beſten Praxis beſchäftigt. Aus dieſem Grunde habe ich die Ueberweiſung der Minderheitenfrage an die ſechſte Kom⸗ miſſion beantragt und damit ein Verfahren wieder aufgenommen, das hier meines Wiſ⸗ ſens bereits in früheren Jahren befolgt wor⸗ den iſt. Die Geſamtdiskuſſion über die Fragen, die durch die gegenwärtige internationale Situa⸗ tion aufgeworfen werden, iſt unter einen neuen Geſichtspunkt gerückt worden durch die Einfügung der Frage einer euro⸗ päiſchen Kooperation in die Ver⸗ handlungen des Völkerbundes. Ich ſchließe mich dem Dank vieler Vorredner für den Staatsmann an, dem es gelungen iſt, dieſe Idee aus der privaten Propaganda in den Pflichtkreis der verantwortlichen Regie⸗ rungen zu überführen. Kein Land fühlt ſtär⸗ ker als Deutſchland den Druck und die Ge— fahr der gegenwärtigen Situation Europas. Nach vielen Jahren einer unter ſchweren Opfern durchgeführten Politik der Verſtändi⸗ gung ſteht Deutſchland gleichwohl auch heute noch in einer Lage, die ſeiner Regierung An⸗ laß zu ernſter Beſorgnis gibt. Das wäre nicht möglich, wenn es ſchon früher zu einer inter⸗ natlonalen Kooperation im wahren Sinne des Wortes gekommen wäre. Es dürfte der allgemeinen Auffaſſung entſprechen, das Pro— blem vor weiteren Entſchließungen in ſeiner Totalität einem Studienkomitee zu überweiſen, zu dem nach meiner Anſicht alle diejenigen Staaten hinzuzuziehen wären, deren Beteili⸗ gung für die ſachliche Förderung des Problems erforderlich iſt. Zur rechten Zeit kommt der Vorſchlag einer europäiſchen Kooperation, insbeſondere auf wirtſchaftlichem Gebiet. Die deutſche Regierung iſt bereit, alle dahinzielenden Vorſchläge mit größter Sorgfalt zu prüfen und ſich an allen Arbeiten aktiv zu beteiligen. Zollunionen, Präferenzzoll und Kontingente werden dabei eine große Rolle ſpielen. Wir ſind insbeſon⸗ dere damit einverſtanden, daß die Meiſtbe⸗ günſtigung in ihrem Verhältnis zum Syſtem der Zollkontingente geprüft wurde.— Die deutſche Delegation behält ſich ihrerſeits vor, neben anderen Fragen auch die Frage des Kapitalverkehrs aufzuwerfen. Geld und Ka— pital ſollten in ganz anderer Weiſe als jetzt zweckmäßig ſo verteilt werden, daß ſie über⸗ all die Gütererzeugung und Verteilung be⸗ fruchten. Es iſt ein unwirtſchaftlicher Zuſtand, wenn in einigen Ländern Ueberfluß an Geld und Kapital beſteht und kaum nützliche Anwen⸗ dung finden kann, während in anderen Ländern ungeheuer hohe Zinſen bezahlt werden müſſen. Wenn wir von wirtſchaftlicher Einigung Euro— pas ſprechen und dieſe in weiteſtem Sinne ver— ſtehen, ſo heißt das nichts anderes, als euro— päiſche Wirtſchafts⸗ und Zollunion. Wahr⸗ lich, ein kühner Gedanke, ſich vorzuſtellen, daß die europäiſchen Staaten einmal in der Zu⸗ kunft ein einheitliches Wirtſchaftsgebiet ohne innere Zollgrenzen bilden könnten. Wer von uns möchte zögern, den Wunſch auszuſprechen, daß ſich Wege finden laſſen, dieſen Gedanken zu verwirklichen. Die Rede des deutſchen Außenminiſters Dr. Curtius hat in der Vollverſammlung des Völkerbundes eine durchweg gute Aufnahme gefunden. Der Konferenzſaal war ſo gut be— ſucht, wie bei den großen Reden Briands und Henderſons. Auffallend war der ſtarke An⸗ drang auf den Publikums- und Diplomaten⸗ tribünen. Unter großem und langanhaltendem Beifall betrat Reichsaußenminiſter Dr. Curtius die Rednertribüne. Wiederholt wurden ſeine Ausführungen von der Verſammlung mit Bei⸗ fallsbezeugungen unterſtrichen, insbeſondere als er betonte, daß Deutſchland dem Völker⸗ bund gegenüber poſtitiv eingeſtellt ſei, und an ſeiner Weiterentwicklung mit allen Kräften mitarbeiten werde. Zum Schluß erntete Dr. Curtius reichen Beifall, an dem ſich auch die franzöſiſchen, italieniſchen u. engliſchen Delegierten betei⸗ ligten. Der herbe Ton, mit dem der deutſche Dele— gierte die zurückliegende Arbeit des Völker⸗ Brüning ſondiert nach beiden Seiten Weſtarp für Noalition mit den Nationalſozialiſten Berlin, 16. Sept. Der Reichskanzler hat, lt.„N. B. L.“, nachdem heute vormittag die erſte Beſprechung der Kabinettsmitglieder über die neue politiſche Situation ſtattgefunden hatte, im Laufe des Nachmittags die erſten Beſprechungen mit den Führern der bisherigen Regierungs⸗ parteien gehabt. Es handelt ſich bei dieſer Füh⸗ lungnahme, die in den nächſten Tagen fortge⸗ ſetzt werden wird, vor allem um die Feſtſtel⸗ lung der parlamentariſchen Taktik, die im neuen Neichstag befolgt werden ſoll, dann aber auch um die politiſche Frage, wie eine Mehr⸗ heit im Reichstage für die nowendigen Geſetze geſichert werden kann. Der Reichskanzler wird nach dem Empfang der Führer der Regierungsparteien mit leiten⸗ den Perſönlichkeiten aus dem Lager der Oppo⸗ ſition Fühlung nehmen, wenn auch offizielle Parteiführerempfänge aus dieſem Lager nicht geplant ſein dürften. Es iſt durchaus möglich, daß dieſe Fühlungnahme mit der Oppoſition ſich nicht auf die Sozialdemokraten beſchränkt, ſondern daß auch Beſprechungen mit der Rech⸗ ten ſtattfinden, wenn man ſich auch darüber klar iſt, daß es ſich dabei lediglich um eine Sondierung handeln wird. Von Scholz über Brüning bis Hitler. Berlin, 16. Sept. In der„Kreuzzeitung“ tritt Graf Weſtarp, der jetzt die Leitung der Frak— tionsgemeinſchaft von Landvolk, Chriſtlich-ſozia— lem Volksdienſt, Landbund und Konſervativer Volkspartei führen ſoll, für die Bildung einer Rechtsregierung mit Einſchluß der Nationalſozialiſten ein. Das Zentrum müſſe die Nationalſozialiſten zur Verantwortung heranziehen, denen die Führung des Nachweiſes nicht erſpart werden könne, ob ſie fähig ſeien, verantwortlich an der Leitung der äußeren und inneren Politik teilzunehmen. Weſtarp rechnet mit dem Zuſammenſchluß der Parteien vom Zentrum bis zur Wirtſchaftspartei(307 Stim⸗ men), zu denen noch die Deutſche Volkspartei hinzutreten würde. ee Hitler über den Wahlſieg der Nuationalſozialiſten enb München, 16. Sept. In dem überfüll⸗ ten Gebäude des Zirkus Krone ſprach heute abend Adolf Hitler über das Thema„Nach dem Siege— bindet den Helm!“ Hitler be⸗ zeichnete in ſeiner Rede den Stimmenerfolg der Nationalſozialiſten bei den Wahlen am 14. September als einen Anfang im Kampfe um die Erreichung eines geſunden Staatslebens auf dem legalen Wege der Verfaſſung. Bemer⸗ kenswert war, daß Hitler in ſeiner Rede et⸗ waige Koalitionsmöglichkeiten in keiner Weiſe erwähnte, ſodaß daraus zu ſchließen iſt, daß die Nationalſozialiſten ſich in dieſer Richtung jedenfalls freie Hand vorbehalten wollen. Hitler richtet weiter ernſte Worte an die S. A. und S.S.⸗Leute, die er mahnte, weitere Opfer zu bringen, wenn das Ziel erreicht werden ſolle. Der Kampf werde keine Sekunde erlah⸗ men. Darum müßte der Sieg heute wieder aus den Köpfen geſtrichen werden und an ſeine Stelle das Wort„Kampf“ geſetzt werden. Zu Zwiſchenfällen iſt es nach Schluß der Verſammlung nicht gekommen. bundes kritiſierte, iſt allgemein bemerkt wor⸗ den. Die offene Sprache, mit der der deutſche Außenminiſter ſeine Auffaſſung über die un⸗ befriedigende Entwicklung der letzten Jahre auf den verſchiedenſten Gebieten des Völkerbun⸗ des, insbeſondere dem der Abrüſtung, Aus⸗ druck verlieh, hat allgemeine Beachtung gefun- den. Briand ſpricht Im Anſchluß an die Rede Curtius' in der Völkerbundsverſammlung widmete der fran⸗ zöſiſche Außenminiſter Briand dem verſtor⸗ benen deutſchen Reichsaußenminiſter Dr. Streſe⸗ mann, innerlich ſichtlich bewegt, einen herz⸗ lichen Nachruf. Zwiſchen dem verſtorbenen deutſchen Staatsmann und ihm hätte eine aufrichtige gegenſeitige Zuneigung beſtanden. Schon in den erſten Monaten ihres Zuſam⸗ menarbeitens auf dem Gebiet der deutſch⸗ franzöſiſchen Verſtändigung habe er erkannt, daß man mit Streſemann in vollem Vertrauen alle dieſe beiden Länder berührenden Fragen erörtern könne. Heute ſeien alle von dem Ge⸗ danken durchdrungen, daß die beſte Sicherung für den Frieden Europas die Verſtändigung zwiſchen Frankreich und Deutſchland ſei. Frühſtück der Völkerbunds⸗ Journaliſten wtb Genf, 16. Sept. Die Vereinigung der beim Völkerbund akkreditierten Journaliſten veranſtal⸗ tete heute anläßlich der Völkerbundsverſammlung ihr traditionelles Frühſtück, an dem der Präſi⸗ dent der Völkerbundsverſammlung und die mei⸗ ſten Hauptdelegierten der Tagung teilnahmen. Reichsminiſter Dr. Curtius, Briand und Hen⸗ derſon hielten Anſprachen, in denen in teils lau⸗ niger, teils ernſter Weiſe Streiflichter auf die politiſchen Frage geworfen wurden. Der Präſident der Vollverſammlung Titu— lescu, kam auf die Idee eines Ha der Weltpreſſe. das in Verbindung mit dem Völker— bund in Genf errichtet werden ſoll, zu ſprechen. — Dr. Curtius ſprach über die Syntheſe zwiſchen Nationalbewußtſein und internationalem Ver— antwortungsgefühl. Jeder Delegierte habe die Pflicht, die innere Harmonie zwiſchen dieſen bei den Polen herauszuſtellen. Auf dieſer Grundlage müſſe am Friedenswerk der Welt gearbeitet wer— den. Henderſon ging kurz auf die im Anſchluß an ſeine bekannte Abrüſtungsrede in der Preſſe erſchienenen Kommentare ein und erklärte, daß zwiſchen ihm und Briand lediglich Meinungsver— ſchiedenheiten über die Methode, nicht über das Ziel beſtänden.— Briand ſprach in Erwiderung auf die Anſprachen des engliſchen und deutſchen Außenminiſters über das Friedensproblem. Tagesnachrichten Teilſtreiks in Warſchau. wib. Warſchau, 16. Sept. In Warſchau wurde heute ein eintägiger Streik zum Zeichen des Proteſtes gegen die Abgeordnetenverhaftungen veranſtaltet. Der Streik gelangte nur teilweiſe zum Austrag. In einigen Induſtrieunterneh— mungen ſtreikte die ganze Belegſchaft, in ande— ren nur ein Teil.— Die Parteileitung der Pol⸗ niſchen Sozialiſtiſchen Partei dementiert die ge— ſtern von der Regierungspreſſe verbreitete Nach⸗ richt, daß der Vollzugsausſchuß der Partei den Proteſtſtreik beſchloſſen habe. Raubmord. wtb Frankfurt a. M., 17. Sept. Am geſtrigen Dienstag abend wurde die 61jährige Witwe Eliſabeth Schreyer in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Die Leiche weiſt am Hals Würgemale und im Geſicht Kratzwunden auf. Die Beine waren mit dünnem Bindfaden leicht gefeſſelt. Es hat offenbar ein Kampf ſtattge⸗ funden. Schränke und Behältniſſe der Ermor⸗ deten ſind durchwühlt. Demnach dürfte Naub⸗ mord vorliegen. Die Frau war noch am Nach⸗ mittag geſehen worden. Deutſcher Dampfer geſtrandet wtb Meſſina, 16. Sept. Der deutſche Dampfer „Helga“ iſt in der Meerenge von Meſſina, die er in nördlicher Richtung paſſieren wollte, in der Höhe des Leuchtturms auf eine Sandbank auf⸗ gelaufen. Mehrere Schlepper ſind am Ort, um das Schiff wieder flott zu machen. —. 7§«ðĩ528ẽ6f. Eine Mutter foltert ihr Lind Das gemeinſte Verbrechen und drei Monate Gefängnis Vor einem Berliner Schöffengericht hatte ſich eine Frau zu verantworten, die ihre Kin⸗ der in wahrhaft beſtialiſcher Weiſe mißhan⸗ delt hat. Angeklagt war ſie wegen eines Fal⸗ les, in dem ſie ihren fünfjährigen außerehe⸗ lichen Sohn mit ganz unvorſtellbarer Grau⸗ ſamkeit züchtigte. Sie zog das Kind ſplitter⸗ nackt aus, feſſelte ihm die Hände auf dem Rücken, warf es zu Boden und ſchlug mit Stöcken und Beſenſtielen, einem Teppichklopfer und den bloßen Fäuſten auf das arme Weſen ein. Schließlich trat ſie es noch mit den Füßen bis das Kind blutüberſtrömt und ohnmächtig liegen blieb. Der Staatsanwalt wandte ſich am Schluß ſeines Plaidoyers ganz beſonders an die Ver⸗ treter der Preſſe und bat ſie, ſich des Falles anzunehmen, weil er durchaus nicht vereinzelt daſtehe und weil derartige Vorkommniſſe nur in den ſeltenſten Fällen zur Kenntnis der Be⸗ hörde gelangen. In Berlin würden täglich Tauſende von Kindern auf ähnliche Weiſe miß⸗ handelt. Es geſchähe hinter verſchloſſenen Tü— ren, und man könne die Schauplätze dieſer Orgien an Rohheit und Grauſamkeit nur mit Folterkammern vergleichen. Kindermißhand— lung ſei das gemeinſte aller Verbrechen. Die Strafe, die der Staatsanwalt dann beantragte, ſtand freilich in einem eraſſen Gegenſatz zu dieſer Charakteriſierung. Er for⸗ derte ſechs Monate Gefängnis. Und das Gericht——? Es beſtätigte zwar die niedrige und gefühlloſe Geſinnung der Angeklagten, begnügte ſich jedoch mit drei Monaten Gefängnis! Es bedarf keiner Worte, darzutun, daß eine derartige Strafe nicht ausreicht, das„gemeinſte aller Verbrechen“ zu ſühnen und an zahlreichen Müttern und Vätern die notwendige Er— ziehungsarbeit durch Abſchreckung zu leiſten. Die geſetzlichen Beſtimmungen über die Ahn⸗ dung der Kindesmißhandlung ſind völlig un— zureichend, ſie entſprechen auch im Entwurf zum neuen Strafgeſetzbuch nicht den Empfin⸗ dungen weiteſter Volkskreiſe. Richter und Geſetzgeber haben es freilich ſchwer. Sie entziehen, wenn ſie die Eltern des Kindes ins Gekängnis ſchicken, dem Kind auch noch die Pfleger und Ernährer. Sie ſind ge⸗ zwungen, Kompromiſſe zu beſchließen, die dem Sachverhalt keineswegs gerecht werden. Kin— desmißhandlung wird erſt dann ausreichend ge— ſühnt. die Kinder ſelbſt werden den tieriſchen Inſtinkten ihrer„Eltern“ erſt dann entzogen werden können, wenn die Gerichte die Voll- macht beſitzen, den Eltern die Erziehungsbe— rechtigung zu nehmen und die Kinder in einer ſtaatlichen Anſtalt unterzubringen. Solange das nicht möglich iſt, kann das Problem der Kindermißhandlungen niemals in wirklich menſchlicher Weiſe bereinigt werden. CCC Vermiſchte Abfahrt des Reichspräſidenten ins Manöver. wtb. Berlin, 16. Sept. Der Herr Reichs⸗ präſident hat ſich heute vormittag mit dem 8.21 Uhr vom Anhalter Bahnhof abgehenden fahrplanmäßigen Zuge zur Teilnahme an den Reichswehrmanövern in Franken nach Königs— hofen im Grabfeld begeben. Der Herr Reichs— präſident wird bis Freitag, den 19. September im Manöveragelände verweilen. Die große Lüge. Roman von Otfrid von Hanſtein. Copyright by Lit.⸗Verl. Gloria, Berlin-Steglitz. (Nachdruck verboten) 1. Kapitel. Unter lautem Klang der Jagdhörner fuhr der lange Zug der rot und blau bewimpelten Wagen in ſchlanker Kurve in den Vorhof des freiherrlichen Schloſſes Windollen, um vor der breitausladenden Freitreppe zu halten. „Mit klingenden Fanfaren!“ General von Wittekopf ſchmunzelte es„in⸗ über zu ſeinem Jagdgenoſſen, dem Kommer⸗ zienrat und Buchhändler Bentheim, der ſelbſt wie ein General in Zivil ausſah „Pſchakreff, das Knochengerüſt wird wacke⸗ lig, wenn der Menſch alt wird.“ Der Hausherr, Freiherr Gerhard von Gehr⸗ mann⸗Windollen, hatte ſeine rieſenhafte Figur, die in dem weiten Pelzmantel noch ſtiernackiger und wuchtiger ausſah wie ſonſt, erhoben und mähte ſich, vom Wagen zu ſteigen. „Kommen Sie rein, meine Herren! Auf der Fahrt wird man ſteif, und Federn haben die Dinger auch miſerable. Brr! Jetzt merkt man die achtzehn Grad erſt. Kalt iſt ſchön, aber warm iſt beſſer! Der Oberförſter baut uns in⸗ zwiſchen die Strecke auf.“ Währenddeſſen waren auch die anderen Wa⸗ gen vorgefahren und die Gäſte abgeſtiegen, die nun langſam die Treppe emporgingen und in die große, mit unzähligen Gehörnen geſchmückte Vorhalle traten, wo Diener und Mädchen mit zierlichen weißen Hauben ihnen die Pelze ab⸗ nah en. Bombenexploſion bei der mexikaniſchen Unabhängigkeitsfeier. wtb. Mexiko, 16. Sept. Bei der Unab⸗ hängigkeitsfeier des Staates explodierte auf dem größten öffentlichen Platz inmitten einer vieltauſendköpfigen Menge eine Bombe. Viele Perſonen mußten, z. T. ſchwer verletzt, ins Krankenhaus gebracht werden. Keine Reviſion des engliſch⸗amerikaniſchen Kriegsſchuldenabkommens. wtb. London, 16. Sept. Die Agentur Reu⸗ ter erfährt, daß die aus amerikaniſcher Quelle ſtammende Meldung, die britiſche Regierung bemühe ſich um eine Reviſion des engliſch-ame⸗ rikaniſchen Kriegsſchuldenabkommens, voll— kommens grundlos ſei. Wieder drei Todesurteile in Sowjetrußland. wib. Moskau, 15. Sept. Wie die Tele⸗ grafen⸗Agentur der Sowjetunion meldet, ſtellte die Staatliche Politiſche Verwaltung (GPu.) feſt, daß in vielen großen Unterneh— men der Staatsinduſtrie und des Transport- weſens gegen revolutionäre Elemente zu Schä⸗ digungszwecken Bedingungen ſchafften, die Schadenfeuer herbeiführten und beim Ausbruch des Feuers die Löſcharbeiten hinderten. In dieſem Zuſammenhang wurden drei Perſonen zum Tode verurteilt. Fünf Angeklagte erhiel⸗ ten Gefängnisſtrafen in verſchiedener Höhe. Keine deutſchen Kriegs⸗ gefangenen mehr in Sibirien enb. Berlin, 16. Sept.(Eigene Meldung!) Gegenüber den in der Preſſe immer wieder- kehrenden Behauptungen, daß ſich noch deutſche Kriegsgefangene in Sibirien befänden, erfah⸗ ren wir von unterrichteter Seite, daß ſich tat⸗ ſächlich keine Kriegsgefangenen mehr in Ruß⸗ land befinden, ſondern daß es ſich bei den zu⸗ rückgebliebenen nur um Leute handeln kann, die freiwillig dort zurückgeblieben ſind. Die⸗ jenigen, die heute noch zurückkehren wollen, können übrigens immer noch auf Reichskoſten den Rückweg antreten. Die Nationalſozialiſten fordern ol. München, 16. Sept. Im„Völkiſchen Beobachter“ wird die ſofortige Zurücknahme aller Verbote gegen die nationalſozialiſtiſche Bewegung gefordert, ebenſo die Wiederein⸗ ſetzung aller infolge ihrer politiſchen Einſtel⸗ lung abgeſetzten nationalſozialiſtiſchen Beam⸗ ten und entlaſſenen Arbeiter in ihre frühere Stellen. Kabinettsberatung über Wahlergebnis Einmütiges Kabinett. wtb. Berlin, 16. Sept. Unter dem Vorſitz des Reichskanzlers Dr. Brüning trat heute das Reichskabinett in einen Meinungsaustauſch über die durch die Wahlen geſchafſene politiſche Lage ein. Es beſtand die einmütige Auffaſſung, daß die Reichsregierung das im Sommer in Angriff genommene Programm einer ſachlichen Arbeit zur Löſung der wirtſchaftlichen, finanz⸗ politiſchen und ſozialpolitiſchen Aufgaben mit allem Nachdruck ſo weit zu fördern hat, daß dem neuen Reichstag beſtimmte Vorlagen zu⸗ geleitet werden können. Reichskanzler Brüning nimmt keinen Urlaub. enb. Berlin, 16. Sept.(Eigene Meldung!) Im Zuſammenhang mit dem heute verbreite— —- pp 7... Die Parteien ſeit 1920 nach der bisherigen Stärke geordnet Reichstag 1920— 19244 Reichstag vom 4. 5. 1924— 7. 12. 1924 Reichstag vom 7. 12. 1924— Mai 1928. Reichstag vom 20. Mai 1928. Sat D DV 3 Dem BB KP MP. NS. 10 ff ü 4 0 100 95 s 65„ 1 2 10— 181 1085 51 69 33, id 14 e 12 4— Stand der Parteien bei Auflöſung(18.7. 30.) 151 362) 45 60 25 17 55 23 12 Neuwahlen 14. Sept. 1930 n. vorläuf. Reſult. 143 41 30 68 205) 19 76 23. 1907 2) dazu abgeſplitterte 23 Chriſtlich⸗Nat. Landvolkpartei, 19 Konſervative und 6 Chriſtlichſoz. 5) jetzt Staatspartei. Die Beurteilung der Reichstags⸗ wahl in den Vereinigten Staaten wib. Waſhington, 16. Sept. Die Blätter beſchäftigen ſich noch immer eingehend mit dem Ergebnis der deutſchen Reichstagswahl. Die „Waſhington Poſt“ führt u. a. aus, die wirt⸗ ſchaftliche Notlage, die Arbeitsloſigkeit, die hohe Beſteuerung hätten das deutſche Volk in Unruhe verſetzt, und man ſuche Heilung durch Radikalkuren u. Kurpfuſchermethoden. Prophe— zeihungen, daß die deutſche Republik vor einem Zuſammenbruch ſtände, ſeien offenbar über⸗ eilt und unbegründet. Es müſſe ſchon noch ein ſtarker Umſchwung in der Mehrheit der deut⸗ ſchen Volksſtimmung eintreten. bevor die deut⸗ Eine ſchlanke, ernſt und ſehr vornehm wir⸗ kende junge Dame von etwa zwanzig Jahren erſchien in der Tür des Empfangszimmers. Sofort hatte ſich Kuno von Gehrmann, des Hausherrn Neffe und Herr auf dem benachbar— ten Altkuhren von den anderen gelöſt und er— griff ihre Hand. „Gnädigſte Gräfin und verehrungswürdige Kuſine, geſtatten Sie, daß die ganze Jagdgeſell⸗ ſchaft ſich Ihnen zu Füßen legt.“ „Ach nein, lieber Vetter, das wollen wir doch nicht tun, bei ihren ſteifgefrorenenGliedern. Kommen die Herren lieber herein und trinken ſchnell einen heißen Kaffee!“ „Sagen Sie mal, lieber General“, wandte ſich Kommerzienrat Bentheim an Wittekopf, „wieſo wird denn die junge Dame mit„gnä— digſte Gräfin“ angeredet? Ich denke, ſie iſt des Freiherrn älteſte Tochter.“ „Richtig, lieber Kommerzienrat, Sie ſind ja zum erſtenmal hier. Fräulein Margarete iſt die Tochter der Freifrau aus ihrer erſten Ehe mit dem Grafen Rhoden, aber hier gibt es kein Stiefkind und keinen Stiefvater. Im Gegenteil, beide ſind ein Herz und eine Seele. Er hätte es am liebſten, wenn er ihr auch ſeinen Namen geben könnte, damit niemand merkt, daß ſie in Wahrheit nicht ſeine Tochter iſt, aber das geht nicht, denn ſie hat einmal Anwartſchaft auf das rieſige gräflich Rhodenſche Majorat.“ „Alſo ein Goldfiſch?“ „Später mal ſicher!“ „Wird wohl fleißig geangelt?“ „Sie haben ja einen Angler ſelbſt geſehen.“ „Der lange, unangenehme Herr, der ſie Kuſine nannte?“ „Ganz recht. der lange, unangenehme Herr. ſche Republik mit ihren Wurzeln ausgeriſſen und ein Gemiſch von italieniſcher und ruſſiſcher Diktatur an ihre Stelle gepflanzt werden könnte. Aehnlich bemerkt die„Newyork Times“, die Reichstagswahlen beſtätigten zwar die Vor⸗ ausſagen der extremen Parteien, die Gewinne bedeuteten jedoch bei weitem keine Kataſtrophe für die gemäßigten Parteien. Die nächſtliegende Folge werde eben wohl wieder eine Koalition der gemäßigten Elemente ſein, unter deren Führung Deutſchland ſeine Stärke und ſein Anſehen zurückgewonnen habe. ten Cömmüunſque über die Sitzung des Kabt⸗ netts erfahren wir von unterrichteter Seite, daß Reichskanzler Brüning vorläufig keinen Urlaub nehmen, ſondern lediglich in dieſer Woche ſich größere Ruhe gönnen werde. Der Ernſt der politiſchen Lage werde vom Kabi⸗ nett und vom Reichskanzler nicht verkannt, doch halte man die Situation nicht für der⸗ art ernſt, daß kein Ausweg gefunden werden könnte. Das Programm, das die Reichsregie⸗ rung dem Reichstage vorlegen wird, wird den Einbau der Notverordnungen in das große Reformprogramm des Reichskabinetts ein⸗ ſchließen. Ueber Einzelheiten iſt noch nichts be⸗ kannt geworden, zumal ja der Reichstag noch nicht zuſammengetreten iſt, der eventuelle Aen⸗ derungen herbeiführen könnte. —— Wirtſchaftsnotizen Die Moung⸗Anleihe an den deutſchen Börſen. Vor genau drei Monaten iſt der deutſche Abſchnitt der Voung-Anleihe in Höhe von 36 Millionen RM. zur Zeichnung aufgelegt wor⸗ den. Eine Notierung an den deutſchen Börſen war in Ausſicht geſtellt, ſobald die Stücke end⸗ gültig ausgehändigt werden könnten. Man nimmt an, daß nun zu Ende Oktober die defi⸗ nitiven Stſicke greifbar ſind und dann die Ein⸗ führung an den deutſchen Börſen und die Kursnotierung erfolgen könnte. Dieſer Kurs⸗ notierung der Moung-Anleihe ſieht man nun in Deutſchland mit ganz beſonderer Span nun entgegen. Der Kurs der Voung-⸗Anleihe iſt in inzwiſchen ſeit ihrer Begebung ſtark rückgüngig geweſen. Im Auslande werden nur noch knapp 85 Prozent erzielt. Demzufolge haben auch die deutſchen an den ausländiſchen Börſen notier⸗ ten Anleihen ſtarke Rückgänge zu verzeichnen. Die 5½prozentige Deutſche Reichsanleihe iſt beiſpielsweiſe in Amſterdam nur noch mit 87 Prozent verzeichnet, während gleichverzinsliche Anleihen anderer Länder, namentlich die von Schweden, mit 104—105 Prozent notieren. Zur Kurspflege der Poung⸗Anleihe iſt vom Ausgabekonſortium bisher nicht das geringſte geſchehen. Es wird aber höchſte Zeit dazu, denn ſonſt wird es kaum möglich ſein, die noch ſpäter notwendigwerdenden Abſchnitte entſprechend unterzubringen * Die ſteigen den würtſchaftlichen Schwierigkeiten äußern ſich unter an⸗ derem auch in den wachſenden Konkurs⸗ ziffern im Handel. Die Konkurſe von Ein⸗ zelhandelsfirmen haben in den erſten acht Monaten des Jahres 1930 um 600 oder nahezu um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahre zu— nommen; ſie bezifferten ſich auf etwa 3240. Die Vergleichsverfahren ſtiegen ſogar um 800 und damit um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahre. Beim Großhandel wurden in den erſten acht Monaten des Jahres 1930 550 Konkurſe gezählt, und zwar rund 100 mehr als im Vorjahre. Die Vergleichsverfahren ſtiegen ſogar um 180 auf nahezu 490. Es iſt eine außerordentlich bemerkenswerte Erſcheinung, daß das Ausmaß der Konkurſe und Vergleichs⸗ verfahren im Handel und zwar ſowohl im Einzel- wie im Großhandel, größer iſt, als bei allen anderen wirtſchaftlichen Gruppen. In dieſer Situation drückt ſich ſehr ſtark der Rück⸗ gang der Kaufkraft der Bevölkerung und da— mit die mangelnde Aufnahmefähigkeit des Innenmarktes überhaupt aus. Ganz meine Meinung, aber Glück hat er nicht. Der Favorit iſt ein ganz anderer. Der ihr eben jetzt die Hand reicht.“ „Der junge Graf Erwin? Dem gönne ich ſie ſchon eher.“ „Kennen Sie ihn?“ Der Kommerzienrat machte ein Geſicht, als habe er ſich etwas merken laſſen, was er nicht ſagen wollte. „Ganz flüchtig, ganz flüchtig! Aber die bei⸗ den paſſen beſſer zuſammen.“ Eberhard von Gehrmann, des langen Kuno Vater, der in der benachbarten Provinzhaupt⸗ ſtadt ein großes Fabrikunternehmen leitete, war zu dem Hausherrn getreten, der die Stu⸗ fen der Freitreppe ſchnell hinaufgeeilt war und nun etwas zuſammengeknickt daſtand und die Hand aufs Herz preßte. „Gerhard, iſt dir nicht gut?“ „Nichts von Bedeutung, aber das Herz will manchmal nicht mehr. Nauheim hat auch nicht beſonders geholfen dieſes Jahr. Ach was, wir trinken einen ordentlichen Kurfürſten, dann kommt die ölle Pumpmaſchine ſchon wieder in Gang.“ Der Freiherr verſuchte fröhlich zu erſchei⸗ nen, aber es wollte ihm nicht recht gelingen. Des Vetters Geſicht ruhte mit eigentümlich ern⸗ ſtem und forſchenden Ausdruck auf ihm. Die Herren hatten ſich um die Kaffeetafel geſetzt und aßen große, mit Obſtmus gefüllte Pfannkuchen und delikate Torten. Auch der Freiherr war wieder obenauf. „Langen Sie zu, meine Herren, aber denken Sie daran, daß in einer Stunde die Raubtier⸗ i 1 Indeſſen ſtand der junge Graf Erwin Rho⸗ den ſchon vollſtändig umgezogen und nun in der Uniform ſeines Reichswehrregiments vor der alten Freifrau, die ſich für die anderen Gäſte erſt an der Tafel ſehen ließ. Sie war eine ſtreng ariſtokratiſche Erſchei⸗ nung, mit einem gewöhnlich etwas hochmütigen Zug in ihrem leidenden Geſicht, und paßte eigentlich recht wenig zu ihrem burſchikos ſalop⸗ pen Gatten. Jetzt aber hatte ſie etwas mütter⸗ lich Zärtliches in ihrem Blick. „Alſo du mußt wirklich ſo ſchnell fort, mein Junge?“ „Der Dienſt, Tante. Ich muß den Nachtzug erreichen und deshalb nach dem Eſſen ver⸗ ſchwinden. In Königsberg habe ich ſowieſo ſechs Stunden Aufenthalt. Da will ich mich denn lieber jetzt gleich von dir verabſchieden und du biſt nicht böſe, wenn ich mich dann heimlich drücke, um kein Aufſehen zu machen. Offen ge⸗ ſtanden...“ „Weiß ſchon, mein Junge, du fühlſt dich nachher nicht recht wohl. Haſt recht. Nun, bei Tiſch wird dirs ſchon ſchmecken. Ich habe dich neben Margarete geſetzt.“ Sein Geſicht rötete ſich leicht. Er küßte ihr die Hand, ſie aber zog ihn an ſich. „Wir verſtehen uns ſchon. Wart' nur die Zeit ab, Junge, ich ſeh's ja gern, wenn Marga⸗ rete wieder eine Rhoden wird“. „Tante!“ „Biſt ja noch faſt ein Junge!“ „Frau Baronin, die Herrſchaften find ver⸗ ſammelt.“ ö —: Fortſetzung folgt. 5 eddeeacducdclmemememmmmddeceddeopocwemmdmmemww e Das große Ereignis für Weinheim und Umgebung bilden Adolf Braun's Falige Hosentage Die Preise sind diesmal durch die Geldkna 8 ö ppheit und u 5 5 tion an Waren derart herabgesetzt, daß Nie Sich ee eee wenig Geld ein solides tragfähiges Kleidungsstück anschaffen enen Noch nie So billige Hosen! Streifen- HOSEN Solide HOSEN Mannsgröhe 0 8 2 eee 4 7 Tragfähige Hosen HOSEN bunmng/ Mannsgröhe Mannsgröhe Eleg. Streifen- HOSEN Pee Mannsgröße Kammgarn- u. 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Man fand einige Abſchiedsbriefe, die jedoch ſo undeutlich geſchrie— ben waren, daß ſie bisher nicht entziffert wer— den konnten. Es wurde feſtgeſtellt, daß Mar— garete Köpke, die bereits vor zwei Jahren in Wien durch Einnehmen einer großen Doſis Veronal einen Selbſtmordverſuch unternom— men hatte, ein Narkotikum zu ſich genommen hat, ehe ſie den Gashahn aufdrehte. Aus Nah und Fern v. Darmſtadt, 16. Sept. Dirigenten⸗ tagung in Darmſtadt. Der Heſſ. Chor⸗ dirigenten-Verband hält ſeine diesjährige Hauptverſammlung am Samstag, den 4. und Sonntag, den 5. Oktober in Darmſtadt im Saale des Muſikvereins, Wilhelm-Gläſſingſtr. 24,(früher Steinſtraße)— in der Nähe des Neuen Palais— ab. Neben wichtigen Ver— bandsangelegenheiten(Beitritt zu einer Un— fall- und Sterbekaſſe) wird die berufliche Wei— terbildung im Vordergrund ſtehen. Tüchtige, in der Chorpraxis ſtehende, erfahrene Fach— leute wie: Hubert Samper-Darmſtadt, Alfred Stauffer-Mainz und Heinrich Weigand-Frank— furt a. M. werden wichtige aktuelle Themen behandeln, Chorproben— in denen neue Werke von Prof. A. Mendelsſohn zum erſten— mal erklingen— werden die Chorpraxis be— rückſichtigen, in einem Chorkonzert Darmſtäd— ter Vereine werden ſorgfältig ausgewählte Werke der neuzeitlichen Männerchorliteratur dargeboten. Der Pflege echter Kollegialität iſt der Begrüßungsabend der Darmſtädter Orts— gruppe gewidmet. Die Tagung wird in arbeits— reichen Stunden nicht nur eine Fülle des In— tereſſanten bringen, ſondern auch anregend und befruchtend wirken. Die Mitglieder werden vollzählig erwartet, jedoch ſind auch dem Verband nicht angeſchloſſene Dirigenten freund— lichſt eingeladen und herzlich willkommen. An— meldungen— wegen Gratiszuſendung der Noten zu den obenerwähnten Chorwerken— bis 20. Sept. 1930, an die Geſchäftsſtelle des Heſſ Chordirigenten-Verbandes, Offenbach-M. Ludwigſtraße 23, erbeten; in Ausnahmefällen auch bet Beginn der Tagung am 4. Oktober, nachm 5 ihr ol. Darmſtabt, 16. Sept. Umbau der Mainzer Straßenbrücke. Für den längſt notwendigen Umbau der Straßenbrücke über den Rhein bei Mainz, der ſich nach dem Voranſchlag auf 3 900 000 Mark belaufen dürfte, ſollen jetzt die Vorarbeiten begonnen werden. Die heſſiſche Regierung hatte bei den Verhandlungen eine Koſtenbeteiligung von einem Sechſtel der Geſamtkoſten in Ausſicht geſtellt. Demnach würde der Koſtenanteil Heſ— ſens an den Vorarbeiten, die ſich auf insgeſamt 120 000 Mark ſtellen, 20000 Mark betragen. Hiervon ſind bereits 6000 Mark beſchloſſen, während der Reſt von 14000 Mark nunmehr in einer Vorlage an den Landtag beantragt wird. ſmz. Rüſſelsheim, 15. Sept.(Aus den Opel— werken.) Die Opelwerke haben einem Teil ih— rer Werkmeiſter mit dem Anfügen gekündigt, daß ihrer Weiterbeſchäftigung im Lohnverhält— nis nichts im Wege ſtehe. Gemünden(Hunsrück), 16. Sept. Groß feuer. Auf dem Gute des Frhrn ü v. Salis ent— ſtand ein großes Schadenfeuer, dem die geſam— ten Oekonomiegebäude ſowie das obere Geſchoß der Perwaltungswohnung zum Opfer fielen. Die Flammen fanden in den großen Erntevor— räten reiche Nahrung. Den Bemühungen der freiwilligen Feuerwehr Sohren gelang es, die Stallungen zu retten. Die Entſtehungsurſache iſt unbekannt. ol. Wiesloch, 16. Sept. Im Streit ſchwer verletzt. Bei der Lechner'ſchen Kundenmühle in Altwiesloch wurde ein hieſi⸗ ger junger Mann mit gefährlichen Stichwun⸗ den am Arm und in der Bruſt aufgefunden. Et ſoll dort bei ſeiner Heimkehr aus dem benachbarten Valzſeld mit einem Burſchen aus Dielheim zuſammengeſtoßen ſein, wobei et im Streit mehrere Stiche erhalten hat. Paſſi aten brachten ihn nach der Stadt. oJ. Frankfurt a. M., 146 Sept. Dirn⸗ ſteiner Handſchriften. Der Magiſtrat genehmigte den Ankauf zweier Dirnſteiner Handſchriften durch die Stadtbücherei. Es han⸗ delt ſich dabei um 85 farbige Handzeichnungen enthaltende Miniaturbücher des 135 in Frank⸗ furt geborenen Meiſters Hans Dirnſtein, die einen Wert von etwa 100 000 Reichsmark haben. Jedoch iſt ihr Erwerb der Stadt Frank⸗ furt für 60 000 Mark möglich. Ein drittel des Betrages kann durch private Stiftung aufge⸗ bracht werden, den Reſtbetrag will die Stadt durch Verkauf verſchiedener Dubletten der Stadtbücherei erſchmingen — eröffne. mit nur bester Ware zu bedienen. Um geneigten Zuspruch bittet SSBB rr N Ceschäfts⸗ Eröffnung u.⸗Empfehlung. ——— 8.—. Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, meine werte Kundschaft stets Josef Baumann u. Frau ——— — Der geschützten Einwohnerschaft von Viernheim, insbesonders den geehrten Nachbarn, Freunden und Bekannten zur gefl. Kenntnis, daß ich ab morgen Donnerstag im Hause, Rathausstratze 412 eine Rinds-, Kalbs- u. Schweine- Hochachtend S Y SSS SS SSS— Reilingen(Baden), 16. Sept. 25 RM. für den Z3tr. Hopfen. Die Hopfenernte iſt abgeſchloſſen und ebenſo das Pflüßn- und Trock— nungsgeſchäft, aber die Hopfenpflanzer haben bisher vergebens alf die Käufer gewartet, eine Erſcheinung, die bishece noch nie da— geweſen iſt. Es iſt möglich, daß die ſtrittige Siegelfrage die Stimmung beeinflußt, ent— ſcheidend iſt jedoch die allgemeine Depreſſion an der Hopfenbörſe. Das erſte Angebot lautete auf 25 RM. pro Zentner. ol. Malterdingen, 15. Sept. Kürchen— diebſtahl. Vor einigen Tagen wurde in unſerer Kirche ein frecher Diebſtahl verübt. In einer Niſche des Chors ſtand ſeit Jahr— hunderten ein Kruzifix von hohem Altertums— wert. Die Niſche wurde erbrochen und das Kruzifix geſtohlen. Von dem Täter hat man bis jetzt leider noch keine Spur. Dor Wert be Figur war nicht einmal der Einwohnerſchaft richtig bekannt. Vor einigen Jahren war ſie in Freiburg aufgeſtellt, dies ſcheint den Dieb auf die Spur gebracht zu haben. ol. Karlsruhe, 15. Sept. Rückſichts⸗ loſes Fahren. In der Gegend des Schützen— hauſes wurden am Sonntagnacht zwei Fuß— gänger, obwohl ſie ſcharf die rechte Straßenſeite einhielten, auf dem Wege nach Karlsruhe von einem aus Richtung Eggenſtein Motorradfahrer angefahren. Alle den auf die Straße bezw. in den Straßen— graben geſchleudert. Der Motorradfahrer und der eine der beiden Fußgänger ſind mit lebens— gefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der zweite Fußgänger trug leichtere Verletzungen davon. Mannheim, 15. Sept. Brand in Sek⸗ kenheim. Im Seitenbau des Hauſes Ried— ſtraße 38 entſtand Sonntagabend 9.30 Uhr ein Brand, über den man keinerlei Anhaltspunkte hat. Der Seitenbau und der zweite Stock des Hauſes ſind vollſtändig zerſtört, ſo daß die Familien Zoller und Müller obdachlos wurden. ol. Ludwigshafen, 16. Sept. Drei Mo⸗ nate für einen Spion. Das Amts⸗ gericht Ludwigshafen verurteilte(nach Ver— handlung unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit) einen noch jugendlichen deutſchen Arbeiter wegen Spionage zu drei Monaten Gefängnis. Allerdings wurde dem Verurteilten wegen ſei— ner Jugend Bewährungsfriſt zugeſtanden. Der junge Menſch hatte während der Beſetzung kommenden, drei wur⸗ mit einem franzöſiſchen Offizier in Verbindung geſtanden, dieſem Betriebsgeheimniſſe zuge— tragen und dafür Aufträge politiſcher Spionage angenommen. ol. Ludwigshafen, 15. Sept. Eiſenbahn⸗ verkeh nem Wurſchtmarkt. Am Sams— tag, den 13. Sept. verkehrten 10 Sonderzüge nach und von Bad Dürkheim. Aus Richtung Neuſtadt(Haardt) wurden etwa 1800, aus Richtung Grünſtadt und Ludwigshafen etwa 2 400 Reiſende nach Bad Dürkheim befördert. Auf der Rückfahrt war die Zahl der Reiſenden etwas größer. Am Sonntag, den 14. Septem- ber verkehrten 25 Sonderzüge nach und von Bad Dürkheim. Auf der Hinfahrt wurden be— fördert aus Richtung Neuſtadt(Haardt) etwa 6 400, aus Richtung Ludwigshafen und Grün— ſtadt etwa 6600 Perſonen. Auf der Rückfahrt wurden befördert in Richtung Neuſtadt etwa 6700, in Richtung Ludwigshafen und Grün— ſtadt etwa 7900 Reiſende. Die Züge waren mäßig beſetzt. Der Perſonenverkehr am Sams— tag und Sonntag war gegenüber des Vorjahres faſt um ein Drittel geringer. ol. Neuſtadt(Haardt), 16. Sept. Hinden⸗ burgs Dank. Bei Oberregierungrat Wag— ner iſt aus Berlin folgendes Schreiben einge— laufen:„Für die Aufmerkſamkeit, die mir die Weingutsbeſitzer und Winzergenoſſenſchaften aus Neuſtadt(Haardt), Gimmeldingen, Kö— nigsbach, Ruppertsberg durch Ueberſendung der ſchönen Weinſpenden anläßlich meiner Nheinlandreiſe erwieſen haben, ſpreche ich mei— nen herzlichſten Dank aus und darf Sie bit— ten, dieſen Dank den Beteiligten zu übermit— teln. Mit freundlichem Gruß von Hindenburg“ Die Reichsmanöver beginne: enb Bad Kiſſingen, 16. Sept.(Eig. Meldung Der erſte Manövertag bot in Kiſſingen, dem Hauptquartier der Manövertruppen, ein buntes Bild. Truppen aller Waffengattungen ausrüſtung belebten die Straßen. 30 z aus Rußland, Japan, Italien, Bulgarien, G britannien und anderen Ländern weilen Manövergäſte der Heeresleitung in Kiſſingen. Im Manövergelände militäriſcher Hoch trieb. Truppen mit Roß und Wagen, marft zum auserſehenen Manövergelände. Hier ein Patrouillentrupp, dort eine Fernſprechkolonne die Leitungen legt und Maſten errichtet. Daun wieder Feldküchen, die die Truppen mit Provi— int verſorgen ſollen. Neugierig dräugt ſich die Bevölkerung zuſammen, wo es nur immer geht. in 5 Jaxleien in 5 Reicliolagen J en cu e e eee, e—2—9 8 1 q.. O mii bi. Ghabeng gen lein, gemnoſlroſe 5 Ah ger Jenna o lologser lier 1 Uu Cle. Lago 8 e be 997 1 een ene. 5. boo O0 THS n — Die Entwicklungsgeſchichte der 5 größten Parteien des neuen Reichstags. Was klein war, wurde groß, was groß war, wurde klein, nur die Kurve des Zentrums zeigt in dieſen 5 Reichstagen der letzten 10 Jahre faſt unverrück bar ſtets die gleiche Höhe. und Schweine-⸗Metzgerei. das um gütigen Zuſpruch bittet, wünſchen auch wir beſten Geſchäftserfolg. Inſerat). Mäuner-Geſang-Verein 1846. um das einzigartige Schauſpiel mitzuerleben, das dem einzelnen nur ſelten geboten wird.— An der Regnitz ſteht die blaue Armee im Kampf ge⸗ gen ihren roten Gegner, der von Weſten her vorgedrungen iſt. Südlich vom Thüringer Wald haben ſich weitere blaue Truppen geſammelt, Während die einzelnen Stäbe beſetzt ſind, wer— den die Truppenverbände durch markierte Trup— den ergänzt. Geſtern nachmittag wurde der „Kriegszuſtand“ verhängt. In der Nacht vom Montag zum Dienstag kam es bereits zwiſchen ravallerietruppen beider Parteien zu einem Feu— irgefecht bei Neuſtadt an der fränkiſchen Saale. Aus dieſem Gefecht ergab ſich, daß die am Thü⸗ einger Walb zuſammengezogenen blauen Truppen, deren Stärke im Verlauf der Nacht auf 6 Devi⸗ ſionen anſchwoll, ſich in unentwegtem Vorgehen gegen die ebenfalls ſtarken roten Streitkräfte, die ſich in der Rheingegend konzentriert hatten, be— griffen ſind. Auch der heutige Tag brachte einige inter— eſſante Gefechte, in denen das neuzeitliche Bild einer Gefechtsübung ſchnell entwickelt wurde, die mit größtem Erfolg durchgeführt wurde. Im we— ſentlichen war der erſte Tag ein Tag der Märſche in die ſtrategiſch und taktiſch wichtigen Gelände⸗ abſchnitte. 5 Cokales Große Nachfrage nach Erfindungen und Niu— heiten. Auf der Leipziger Herbſtmeſſe hatte das Deutſche Erfinder haus e. V, Hamburg, die ganze Halle 2 auf dem Gelände der Tech— niſchen Meſſe für eine Sonderausſtellung von Erfindungen und Neuheiten aller Branchen be— legt. Es waren rund 1000 verſchiedene Objekte ausgeſtellt. Trotz des an ſich geringen Beſuches der Meſſe war die Neuheitenhalle dauernd ſehr belebt. Aufallend ſtark war der Beſuch der Aus— länder, ein Beweis daür, wie ſehr der deutſche Erfindergeiſt noch heute in aller Welt gedchätzt wird. So wurden auch die recht zahlreichen und teils recht hohen Abſchlüſſe überwiegend vom Ausland getätigt, und es mochte wohl ein Zu— fall ſein, daß die beſten Erfolge völlig unbemit— telten Erfindern zuteil werden ſollen, ſodaß es manche glückliche Geſichter gab. Der Erfolg hätte aber im Hinblick auf die große Nachfrage nach Neuheiten noch viel größer ſein können, wenn die wirklich guten Erfindungen zahlreicher ver— treten geweſen wären. Dieſe Feſtſtellung ſollte zu erhöhter Erfindungsleiſtung anſpornen und vor allem auch unſerer eigenen bedrängten In— duſtrie Anlaß geben, zur Stärkung des Ex— ports mehr gute Neuheiten aufzunehmen. Allen— falls wird zur Frühjahrsmeſſe die Sonderaus— ſtellung auf Grund der geſammelten guten Er— fahrungen in noch größerem Umfange vom Deutſchen Erfinderhaus wiederholt werden. Die Freiw. Sanitätskolonne vom Roten Krenz beteiligt ſich korperativ an der Nacht- übung der Freiw. Feuerwehr. der Uebung iſt nicht bekannt und wird durch Signal Zeit und Stunde bekanntgemacht. * Aletzgerei- Eröffnung. Herr Joſef Baumann eröffnet morgen in der Rathausſtraße 41(früheres Anweſen Reinhard) eine Rinds-, Kalbs— Dem jungen Unternehmen, (Siehe heutiges Eröffnungs— Stenerzettel. Die neuen Gemeindeſteuer— zettel kamen dieſe Tage ins Haus geflogen. Dieſe zeigen wieder hübſche Zahlen auf. Mancher Steuer— zahler wird ſich wieder fragen, woher dieſe Summen nehmen? Der Geſchäftsgang iſt flau. Die Geld— eingänge reichen kaum für den Lebensunterhalt. Alle Hoffnung iſt auf die neue Regierung geſetzt. Wenn auch dieſe verſagt, was dann? Vereins⸗Anzeiger. Donnerstag, deu 18. 9. 30. abends ¼9 Uhr Vorſtandsſitz— ung im Gaſthaus zur Gambrinushalle, vollzäh— liges Erſcheinen erwartet D. Präſident. e Kr. u. Sdt.⸗Verein„Teutonia“ Schützenabteilung. Heute Mittwoch, den 17. abends halb 9 Uebungsſtunde der Jungſchützen im Lokal. Der Vorſtand. Uhr G.⸗V. Säugertreue. Donnerstag Abend um 7 Uhr Theaterprobe. vormittag um 10 Uhr Singſtunde. u. vollz. Erſcheinen erwartet N D. 1. Vorſitzende. Turugenoſſeuſchaft. Donnerstag Abend 8 Uhr Turnſtunde für Turnerinnen. Freitag Abend 8 Uhr Turnſtunde für Sportler und Geräteturner. Zwecks Einteikung zum diesjährigen Herbſtſchau— turnen muß alles vollz. und pünktlich erſcheinen. Die Turnleitung. Pünktlich erſcheinen.— Sonntag Pünktliches Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, ehem. Kriegs— teilnehmer und Kriegshinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim. Freitag, den 19. Sept. abend ½9 Uhr im Gaſthaus zum Karpfen(Ebertſälchen) Mitgliederverſammlung mit Vortrag des Kameraden Deußer, Darmſtadt. Vollzähliges Erſcheinen aller Mitglieder erwartet D. Vorſt. Beilagen⸗Hinweis. Sillige Hoſentage bei Adolf Braun in Weinheim. Wie aus einem, heute unſerer Geſamtauflage beigegebenen Flugblatt zu erſehen iſt, veranſtaltet die Firma Adolf Braun, Weinheim, Hauptſtraße, z. Zt. billige Hoſentage, wobei Hoſen aller Art zu Spottpreiſen verkauft werden. Wir empfehlen das Flugblatt zu beachten.