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Im Heſſiſchen Landtag wurde folgender Antrag eingebracht: In der Nacht vom 8. auf 9. Oktober ds. Irs., ging in der Provinz Starkenburg, insbeſondere an den Flußläufen des Odenwaldes und der Bergſtraße ein wolkenbruchartiger Regen nieder, der erhebliche Schäden zur Folge hatte. Weite Teile landwirtſchaftlich genutzter Fläche, zum großen Teil noch mit Feldfrüchten beſtellt, wur— den überſchwemmt, Dämme eingeriſſen u. Bach— ufer ſchwer beſchädigt. In zahlreichen Gehöften drangen die Fluten in die Keller und Ställe, wodurch eingelagerte Feldfrüchte durch die Näſſe minderßertig bezw. zum Verderben gebracht maurden. Wir beantragen: 1. alsbaldige Feſtſtel⸗ lung der Schäden, 2. Bereitſtellung von Mittetn zur Behebung derſelben. 5 * 8** Darmſtadt, 11. Okt. Schweres Motor- rabunglück. Ein Toter, ein Schwer⸗ verletzter. Am Samstag früh gegen 10,30 Uhr ereignete ſich auf der Eberſtädter Chauſſee bei Darmſtadt ein ſchwerer Motorradunfall. Der Elektrotechniker Sendelbach aus Darmſtadt fuhr mit ſeiner Maſchine auf den Anhänger ei— nes ſtehenden Laſtkraftwagens auf und wurde ſofort getötet. Sein Beifahrer Steinmetz, eben— falls aus Darmſtadt erlitt ſchwere Schädel- und innere Verletzungen. Er wurde in das ſtädtiſche Krankenhaus transportiert. Der Erkennungs— dienſt begab ſich ſofort zur Unfallſtelle um die Schuldfrage zu klären. Anſcheinend waren die beiden Motorradfahrer in angeheitertem Zu— ſtande. Darmſtadt, 11. Okt. Geburt, Ehe und Tod in Heſſen 1929. In Heſſen wurden 1929 nach den Mitteilungen des Landesſtatiſti— ſchen Amtes 13168(1928 12982) Ehen geſchloſſen. Geſchieden wurden 505(darunter 9 Urteile auf Grund einer Nichtigkeitsklage) Ehen(1928: 471) Lebendgeborene Kinder waren 1929: 24666(1928 2537 zu verzeichnen, darunter 22327 ehelich(1928 22975) und 2339 unehelich(1928: 2401). Totgebo— rene Kinder kamen zur Welt ehelich 621(1928. 638) u. unehelich 91(1928: 79). Geſtorben ſind überhaupt(ohne Totgeborene) 16384(1928:15223) Säuglinge abſolut 1661(1928: 1646) oder auf 100 Lebendgeborene 6,7 Prozent(1928: 6,5 Pro— zent). Im Jahre 1929 betrug die Säuglings— ſterblichkeit männlich 7,5 Prozent, weiblich 6 Prozent, ehelich 6,3 Prozent unehelich 10,6 Pro— zent. Von je 1000 gleichaltrigen Lebenden(Ge— burtsjahrgänge) Lebensjahre 68,5, im 2. Lebensjahr 11,0, im 3. Lebensjahr 5.7, im vierten Lebensjahr 3.9, im 5. Die meiſten Eheſchließungen brachte 1929 der Wonnemonat Mai, die meiſten Geburten der Mai und der März, Sauglingsſterblichkeit der Februar und der März, die meiſten Sterbefälle überhaupt der Februar. Das Jahr 1929 brachte 290 eheliche und 24 uneheliche Zwillingsgeburten. In 255 eheli— chen Niederkünften waren beide Kinder lebend, desgleichen in 22 unehelichen Niederkünften. Drillingsgeburten eine. Es waren zwei Knaben und ein Mädchen, von denen ein Knabe bei der Geburt gleich tot war. Ein Sechſtel der Todesfälle iſt auf Krank⸗ heiten der Kreislauforgane zurückzuführen. Durch Selbſtmord endeten 326 Perſonen, durch Mord, Totſchlag oder Körperverletzung 17 Per— ſonen. Bingen, 11. Okft. Einbruch im Juwe⸗ lierladen. Im Jubweliergeſchäft Schweers drückten Einbrecher trotz Schuggitters die Aus⸗ lageſcheibe ein und ſtahlen Uhren, Goldſachen und Brillanten im Werte von 0 Mt. Der Nachr ichten aus aller Welt ö ſtarben im Jahre 1928 im 1. erkrankte neun Jahre alte Kind die größte reren Tagen vermißt. Arbeiter brachte das Jahr 1929 nur 0 Beſtohlene war nicht verſichert. Als Täter wur⸗ den zwei Männer bez ſächlet, die jedoch in der Dunkelheit unerkannt entkam. g ol. Oppenheim a. Rh. 11. Okt. Auch der 30⸗er wird gut. Die ſortſchreitende Leſe der Trauben bringt den rheiniſchen Winzern eine angenehme Ueberraſchung. Bei ſehr gutem Behang und vollen, großen Beeren iſt auch die Qualität zufriedenſtellend und oft beſſer als man erwartete. Neben verhältnismäßig guten Süßigkeiten iſt auch eine ſtarke Säure vor⸗ handen, daß dem Wein ſpäter Körper und Kraft nicht fehlen werden. Allgemein ſind die Moſtgewichte höher als man bei dem ungünſti⸗ gen Wetter erhoffte. Das gleichmäßige Wachs⸗ tum durch den ganzen Sommer hat erfreuliche Ausgleiche für die fehlende Sonne geſchaffen. 5 Genſungen, 11. Okt.(Schwerer Unfall in Genſungen.— Ein Toter, ein Schwerverletzter.) In der Nacht zum Donnerstag ereignete ſich in einer ſcharfen Kurve am Waſſerbaſſin ein ſchwe⸗ res Unglück, dem ein Menſchenleben zum Opfer fiel. Ein aus Sippershauſen kommendes Auto fuhr mit voller Gewalt gegen einen Apfelbaum, wobei der Führer, der Sohn des Bierverlegers Schwenke aus Sippershauſen, ſchwer verletzt u. der Beifahrer, ein Mann aus Ellerberg, ſofort getötet wurde. Der Kraftwagen wurde vollkom— men zertrümmert. Die Urſache des ſchweren Un— glücks konnte noch nicht aufgeklärt werden. Frankfurt a. M, 11. Okt. Diphtherie⸗ Erkrankungen in einer Waldſchule. In der Frankfurter Waldſchule Schönberg bei Cronberg wurde mit der neuen Belegung An— fang Oktober ein Fall von Diphtherie einge— ſchleppt, der ganz leicht verlief. Im Anſchluß daran erkrankten drei Kinder an Diphtherie, die ſich zur Zeit im ſtädtiſchen Krankenhaus in Be— handlung befinden. Der Krankheitsverlauf gibt bei ihnen zu keinerlei Beſorgniſſen Anlaß. Alle andern Kinder und das Perſonal wurden mit Heilſerum geimpft. Fünf Kinder mit leichten Erſcheinungen befinden ſich in ber Anſtalt ſelbſt in beſonderer Beobachtung. Gegen eine Weiter— verbreitung ſind ſcharſe Vorbeugungsmaßnah— men getroffen worden. Andernach, 11, Okt. Eine gefährliche Aſchengrube. Ein 6jähriges Kind ſtürzte an der ſtädtiſchen Müllabladeſtelle in einen Schacht, in dem ſich glühende Aſche befand. Ein Arbeiter, der zufällig vorbeikam, befrezte das mit dem halben Körper in der heißen Aſche ſte— ende Kind. Die Verletzungen des Kindes waren jedoch tödlich. In der gleichen Grube kam vor kurzem auch ein Arbeiter zu Tode, außerdem erlitten vor wenigen Wochen zwei Kinder an der gleichen Stelle ſchwere Verletzungen. Rülzheim, 11. Okt. An Kinderlähmung geſtorben. Das an ſpinaler Kinderlähmung des Händlers Frank iſt geſtorben. Tauberbiſchofsheim, 11, Okt. Selbſtmord mit Dynamit. Mit Dynamit hat ſich der 26 jährige Landwirt Karl Landeck von Unteraltert— heim in die Luft geſprengt. Er wurde ſeit meh— Schließlich fanden ihn zerfetzt in einem Steinbruch. Der Grund iſt unbekannt. Donaueſchingen, 11. Okt. Selbſtmord. An der Gregbrücke in Allmendshofen wurde der 64 Jahre alte ledige Landwirt Fritz Müller tot aus dem Waſſer gezogen. Es liegt Selbſtmord infolge Trunkenheit vor. Müller nahm vor der Tat von ſeinem Nachbar noch Abſchied. Geislautern(Saar), 11. Okt. Im U ber⸗ mut den Tod gefunden. Ein hier zu Be⸗ ſuch weilender Fremder kam mit zwei Bekann— ten auf den unſeligen Gedanken, aus Fäſſern ein Floß zu bauen und damit in das überſchwemmte Roſſeltal zu fahren. Das Floß lam in den ſtarken Strom der Roſſel und wurde eine Strecke weit Pirmaſens nach Landorten abgetrieben. Der Friſeur O'Relly aus Darmſtadt verſuchte an der hochgezogenen Schleuſe abzu⸗ ſpringen und ſich an einer Eiſenſtange feſtzuhal⸗ ten. Er muß dabei zu Fall gekommen ſein, ſtürzte ins Waſſer und verſchwand, die beiden anderen Mitfahrer konnten ſich retten. Der Verunglückte war 31 Jahre alt und verheiratet. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden. ol. Mannheim, 11. Okt. Zur Zeppe⸗ lin⸗Landung. Der Luftſchiffbau Zeppelin hat nunmehr ſein genaues Fahrtprogramm für den 19. Oktober bekannt gegeben. Danach wird das Luftſchiff in der Nacht vom 18. auf 19. Oktober etwa um Mitternacht in Friedrichs⸗ hafen aufſteigen und zunächſt nach Holland fliegen, wo mit dem Fallſchirm die nach Holland beſtimmte Poſt abgeworfen wird. Auf der Rückfahrt erfolgt ſodann gegen 2 Uhr mit⸗ kags die Landung in Mannheim. Das Luft⸗ ſchiff wird vorausſichtlich von Kapitän Leh⸗ mann geführt werden. ol. Pirmaſens, 11. Okt. Die Induſtrie⸗ Abwanderung. In der letzten Zeit häu⸗ fen ſich die Fälle, daß Schuhfabrikbetriebe aus der Umgebung überſiedeln. Die Gründe dazu ſind begreiflich. Sie liegen in der Möglichkeit, auf dem Lande billiger zu produzieren, weil dort die Löhne erheblich niedriger ſind. Zu dem Entſchluß tragen auch weſentlich die Landgemeinden bei, die darauf dringen, Induſtrie anzuſiedeln, den Kraft⸗ und Lichtſtrom meiſt unengeltlich lie— fern und auch Steuervergünſtigungen ein⸗ treten laſſen. Die hieſige Stadtverwaltung ſieht dieſer Entwicklung mit ernſter Sorge entgegen, da ſie geeignet iſt, die Arbeitsloſen⸗ zahl in Pirmaſens ſelbſt immer mehr zu ſtei— gern. Man beſchäftigt ſich ernſthaft mit dem Hedanken, auf die Pirmaſenſer Fabrikanten einzuwirken, daß ſie umgekehrt Entlaſſungen unter den vielen Arbeitern vornehmen, die bom Lande täglich in die Stadt kommen, um dort in den Schuhfabrikbetrieben beſchäftigt zu werden. f ol. Wallhalben, 11. Okt. Diphterie⸗ Srkrankungen. In unſerem Orte ſind zahlreiche Fälle von Diphterie aufgetreten. die neunjährige Tochter eines Landwirts iſt bereits geſtorben. Die Schulen ſind geſchloſ— en und alle Vorſichtsmengahmen getroffen worden, um eine Ausbreitung der Seuche zu derhüten. ol. Spieſen, 11. Okt. Knabe vom Laſt⸗ tuto getötet. Der zwölfjährige Kloſter⸗ jögling Walter Müller von hier lief, als jwei Auto ſi kreuzten, über die Straße, wurde dabei von dem einen Auto, einem Laſt⸗ kraftwagen aus Saarbrücken, erfaßt und über⸗ ahren. Der Verunglückte wurde eine Strecke nitgeſchleift, ihm ein Bein völlig zerquetſcht und der Körper aufgeriſſen, ſodaß die Ein⸗ zeweide hervortraten. Im Krankenhaus Neun— irchen, wohin man den Verletzten überführte, rat alsbald der Tod ein. Den Wagenführer trifft keine Schuld. 5 Würzburg, 11. Okt. Unwetter in Fran⸗ ken. Außer der Lichtenfelſer Gegend wurden auch die fränkiſchen Gebiete um Lohr, Hammel— burg, Haßfurt und Ebelsbach ſowie andere Orte in den letzten Tagen von Unwettern und Wol— ktenbrüchen heimgeſucht. Ueber den öſtlichen Speſ— ſart bei Hammelburg ließen die heftigen Regen— güſſe die Saale und die Thulba aus den Ufern treten. In der Haßfurter Gegend iſt der Main ein reißender Strom geworden. In Wülfingen ſtürzten durch die Gewalt der Waſſermaſſen die früheren Weinbergsmauern in einer Länge von zom zuſammen. DerMain reicht gegen Schwein⸗ Art zu nicht ſelten bis an den Bahndamm. Major Kingsford(rechts) und ſeine Maſchine„Southern Croß“ Kreuz), mit der der bekannte Flieger zu einem Flug London Auſtralien geſtartet iſt. Seine erſte Etappe iſt Rom. Wiederum neue Oxeanflüige (Südliches Haupthamm Erol Boyd und ſein Begleiter Leutn. Harry Connor(links unten) ſind mit dem Flugzeug„Columbia“ von Neufundland zum Transatlantikflua nach Enaland geſtartet. iernheimer Finzeiger (lernbelmer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., int täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertate.— Bezugspreis monatl. 160 Mt. frei 115 Haus 10 50— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Blu Sonntagsblatt„Sterne und men“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt e M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 238 Haſperletheater in der Eröffnungsſitzung.— De Die erſte Sitzung des neuen Reichstages iſt ruhiger verlaufen, als man nach der Stimmung der letzten Tage er⸗ wartet hatte, womit nicht geſagt ſein ſoll, daß es ruhig zugegangen wäre. Ueber 100 Natio⸗ nalſozialiſten in Uniform, auf dem anderen Flügel eine ſtarke kommuniſtiſche Fraktion in Kampfſtimmung, eine Regierung, die von einer Verlegenheit in die andere gejagt wird, wirtſchaftliche, politiſche Hochſpannung in und vor dem Reichstagsgebäude— vor dem Wallot⸗ haus, im Tiergarten, in der Leipziger Straße und am Dönhoffplatz kam es zu ernſten Zuſam⸗ menſtößen extremiſtiſcher Kreiſe mit der Poli⸗ zei, wobei es einige Verletzte und zertrümmerte Fenſterſcheiben gab— unter ſolchen Amſtän⸗ den ging die erſte Reichstagsſitzung unter der Leitung des Alterspräſidenten Herold vom Zentrum in anderthalb Stunden vonſtatten. Das Publikum, das dichtgedrängt auf den Tribünen auf die Eröffnung des neuen Reichs⸗ tag wartete, kam diesmal mit ſeiner Schau⸗ und Hörluſt auf ſeine Koſten. Zwar waren die Kommuniſten im Gegenſatz zu dem durch die Preſſe gegangenen Berichten nicht in Notfront⸗ Uniform, ſondern im ſchlichten Bürgerrock er⸗ ſchienen, aber die Nationalſozialiſten mar⸗ ſchierten uniformiert mit Braunhemd, Haken⸗ kreuz auf roter Armbinde, was man gemein⸗ hin als Nazitracht bezeichnet, in geſchloſſenem Zuge in den Saal ein, dem thüringiſchen Mi⸗ niſter Dr. Frick an der Spitze. Der Verlauf der Sitzung ſelbſt entbehrte nicht der Tragikomik, ja, man kann ſagen, es herrſchte Kaſperltheater- Stimmung. An „ſchmeichelhaften“ Zwiſchenrufen wurde nicht geſpart. Sitzungsbericht Berlin, 13. Okt. Lange vor Beginn der Sitzung ſchon ſind die Tribünen bis auf den letzten Platz beſetzt. Auf der Publikumstribäne befindet ſich auch Prinz Auguſt Wilhelm von Preußen. Während die Abgeordneten der So⸗ zialdemokraten und der Mittelparteien ſchon um 943 Uhr ihre Sitze eingenommen haben, erſchei— nen erſt ſpäter die Deutſchnationalen unter der Führung des Abg. Hugenberg, dann die Kom⸗ muniſten und als letzte Fraktion die National⸗ ſozialiſten mit dem Abg. Dr. Frick an der Spitze. Die Nationalſozialiſten tragen ſämtlich das braun⸗gelbe Hitlerhemd mit dem Hakenkreuz auf der roten Armbinde. Sie werden von der Lin⸗ ken mit lauten Hallo⸗Rufen empfangen. Die Na⸗ tionalſozialiſten hatten ſich vorher im Wandel⸗ gang geſammelt und marſchieren geſchloſſen ein. Dr. Frick nimmt auf einem der Vorderſitze Platz und begrüßt ſeinen Nebenmann, den Abg. Hergt(Dut.) mit einem Händedruck. Der Platz des Abg. Dr. Göbbels(NS.) hinter Dr. Frick bleibt frei. Der Alterspräfident des Reichstags, Abg. He⸗ rold(Z.) nimmt den Platz des Präſidenten ein, während die Kommuniſten rufen:„Erſt den Be⸗ lagerungszuſtand vor dem Reichstag aufheben! Draußen werden die Arbeiter mit Gummiknüp⸗ peln niedergeſchlagen!“ Abg. Herold ſtellt feſt, daß er 82 Jahre ſei und fragt, ob ein Abgeord⸗ neter älter ſei. Abg. Pieck(K.) ruft:„Nein, da haben die Nazi nicht aufgepaßt!“(Heiterkeit.) Der Alterspräſident Herold eröffnet die erſte Sitzung des neuen Reichstags und beruft als Schriftführer die Abgg. Taubadel(S.), Göring (NS), Rauch⸗München(BVP.) u. Frau Tauſch (3). Als Abg. Göring(NS) den Schriftführerplatz einnimmt, kommen von den Kommuniſten einige ironiſche Heil⸗Rufe. Göring winkt ſeinen natio⸗ nalſozialiſtiſchen Fraktionsfreunden zu, die ihn mit lauten Heil⸗Rufen begrüßen. Altecspräſi⸗ dent Gerold erſucht den Schriftführer, den Na⸗ mensausruf der Abgordneten vorzunehmen. Als der Abg. Dr. Albrecht(N. S.) aufgerufen wird, antwortet dieſer mit dem üblichen„Hier“, fügt jedoch hinzu:„Heil Hitler!“(Große Heiter⸗ keit). Beim Aufruf des Namens Breitſcheidt ruft ein Kommuniſt:„Noch immer nicht Miniſter!“. Als ber Abg. Frick ſich mit„Hier!“ meldet, er⸗ tönt aus den Reihen der Kommuniſten der (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann j Dienstag, den 14. Oktober 1930 E Der neue Reichstag ſtellt ſich vor am mittwoch Ruf:„Fähnrich!“ Beim Aufruf des Reichskanz⸗ lers Dr. Brüning rufen die Kommuniſten:„Der Hungerdiktator!“, beim Auf f des Abg. Dr. Göbbels(NS.):„Nieder mit dem Mörder!“ Dr. Göbbels betritt jetzt nach dem Aufruf ſeines Namens den Saal. Er wird von den National- ſozialiſten mit ſtürmiſchen Heil⸗Rufen und Klatſchen empfangen. Der auf dem Nebenplatz ſitzende Deutſchna⸗ tionale von Oldenburg, Januſchau, begrüßt Dr. Göbbels mit Händedruck. Die ganze Szene er⸗ regt großes Aufſehen, zumal die Kommuniſten Göbbels mit Zurufen überſchütteten. Als der Name des Nationalſozialiſten Heines aufgerufen wird, rufen die Kommuniſten:„Fememörder!“ Die Nationalſozialiſten bringen daraufhin Heil⸗ rufe auf Heines aus. Einen Zuruf der kommu⸗ niſtiſchen Abg. Frau Arendſee beantworten die Nationalſozialiſten damit, daß ſie mit piepſender Stimme„Kikeriki!“ rufen. Dem Abg. Molden⸗ hauer(DVP.) ruſen die Nationalſozialiſten zu: „30000 Mark!“ Mit Hallo wird von den Natio⸗ nalſozialiſten auch der Aufruf des Abg. Hilfer⸗ ding aufgenommen, während die Sozialdemo⸗ kraten den nationalſozialiſtiſchen Abg. Münch⸗ meyer mit Pfuirufen empfangen. Als der kom⸗ muniſtiſche Abg. Maddalena aufgerufen wirbd. rufen die Kommuniſten:„Der ſitzt in Haft, der hat kein Magenleiden wie Göbbels!“ Nach der Beendigung des Namensaufrufs bringt Abg. Pieck(K.) auf die ſtreikenden Me⸗ tallarbeiter ein dreifaches„Rotfront!“ aus, in das die übrigen Kommuniſten einſtimmen. Wäh⸗ rend des Namensaufrufs blieben die Regie⸗ rungsbänke leer. Doch waren verſchiedene Mi⸗ niſter auf ihren Abgeordnetenſitzen zu ſehen. Der Schriftführer Taubadel(S.) verlieſt darauf, oft durch Zurufe der Nationalſozialiſten und Kommuniſten unterbrochen, die eingegan— genen Vorlagen und Anträge. Abg. Torgler(K.) beantragt, noch heute den kommuniſtiſchen Antrag auf Haftentlaſſung des Abg. Maddalena(K.) zu erledigen. Der Alterspräſident Herold erklärt, dieſer Antrag könne nur verhandelt werden, wenn kein Widerſpruch erfolgt. Er ſtellt darauf feſt, daß kein Widerſpruch erfolgt ſei und meint, damit ſei der kommuniſtiſche Antrag ange⸗ nommen. Einem zweiten kommuniſtiſchen An⸗ trag auf Zurückziehung der Polizei aus der Reichstagsumgebung wird aus den Reihen der bürgerlichen Parteien widerſprochen.(Lärm bei den Kommuniſten.) Alterspräſident Herold ſchlägt vor, die nächſte Sitzung am Mittwoch abzuhalten und auf die Tagesordnung den ſozialdemokratiſchen Antrag zu ſetzen, der eine Herabſetzung der Ab— geordnetendiäten verlangt. a Dieſer Antrag lautet: 1. Die Diäten für Mitglieder des Reichs⸗ tages werden mit ſofortiger Wirkung um 2 Prozent herabgeſetzt. 2. Die Reichsregierung wird erſucht, dem Reichstag alsbald eine Vorlage auf dem⸗ entſprechende Kürzung der Bezüge des Reichspräſidenten, der Reichsminiſter und der Miniſterpenſionen zu unterbreiten mit der Maßgabe, daß die Penſionen den Betrag von 12000 Mk. jährlich unter An⸗ rechnung ſonſtiger Bezüge nicht überſtei⸗ gen dürfen. Abg. Torgler(K.) proteſtiert dagegen, daß der Dienstag ſitzungsfrei bleiben ſoll. Offenbar wolle man Zeit gewinnen für den Kuhhandel über Präſibium und Regierung. Von einigen Nationalſozialiſten wird bei die⸗ ſen Worten laut gelärmt und auf Trillerpfeifen (J) gepfiffen. Abg. Dr. Frick(NS), der darauf das Wort nimmt, wird von den Kommuniſten mit lauten Zurufen empfangen Von ſeinen Ausführungen iſt bei dem Lärm wenig zu verſtehen. Er wendet ſich gegen die kommuniſtiſchen Anträge. Abg. Dr. Everling(Du.) beantragt, auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung auch den deutſchnationalen Amneſtieantrag zu ſetzen. Zwiſchen den Nationalſozlaliſten und Kom ⸗ muniſten im Saale hat ſich inzwiſchen ein heftiger Streit entwſckelt. Der Abg. Leow(K.) hat ſich den Nationalſozia⸗ liſten genähert. Ein Nationalſozialiſt ruft ihm zu:„Halt Du doch die Schnauze!“ Al⸗ terspräſident Herold erſucht die Abgeordne— ten, die Plätze einzunehmen, und die National- ſozialiſten und Kommuniſten folgen ſchließlich dieſer Aufforderung. edoch eine Gewähr nicht übernommen werden 47. Jahrgang monſtrationen als Begleitmuſik.— Wahl des Präſidiums erſt Gegen die Stimmen der Kommuniſten wird beſchloſſen, die nächſte Sitzung am Mittwoch, 3 Uhr abzuhalten. Auf der Tagesordnung ſteht die Wahl des Präſidiums und der ſozialdemo⸗ kratiſche Antrag auf Kürzung der Abgeordne— tendiäten um 20 Prozent.. Krawalle in Berlin Demonſtranten ſchlagen in Geſchäſten die Fenſterſcheiben ein enb Berlin, 13. Okt.(Radio.) Demonſtra⸗ tionen vor dem Reichstag anläßlich ſeiner Er⸗ öffnung nahmen gegen 4 Uhr ſehr ernſte Form an. Die Polizei drängte die Demonſtranten mit der Zeit immer mehr zum Tiergarten ab und ſetzte, als die Demonſtranten mit Steinwürfen gegen die Polizei vorgingen, berittene Polizei ein. Die Demonſtranten, die hauptſächlich aus Nationalſozialiſten und Kommuniſten beſtanden, wurden durch den Tiergarten bis zur Lennee⸗ ſtraße abgedrängt, wo ſie einige Fenſterſcheiben in dem Kaffee Dobrin einſchlugen. Bei der Zer⸗ ſtreuung der Umzügler fielen von beiden Seiten Schüſſe. Bis 4 Uhr nachmittags wurden unge⸗ fähr 80 Perſonen ſiſtiert. * Berlin, 13. Okt.(Radio.) Um 4.30 Uhr nachmittags wirb die Lage vor dem Branden⸗ burger Tor und vor dem Reichstag zwar ſehr bewegt, aber doch ſo ruhig daß man keine ern⸗ ſten Zuſammenſtöße mehr erwartet In der Leip⸗ zigerſtraße lam es nachmittags zwiſchen 4 und 5 Uhr ebenfalls zu Krawallen. Große Mengen von Kommuniſten und Nationalſozialiſten zogen durch die Friedrich⸗Ebert⸗Straße und die Leip⸗ ziger und ſchlugen in zahlreichen Geſchäften die Fenſterſcheiben ein. So wurden im großen Wa⸗ renhaus Wertheim, im Kaufhaus Grünfeld und bei Bettebud u. Lachmann, bei Bluſencohn die Schaufenſterſcheiben größtenteils eingeſchlagen. Die Menge rief dauernd„Deutſchland erwache!“ und„Hoch Sowjetdeutſchland!“ Um 5 Uhr nachm. befanden ſich die Demonſtranten am Dünhoff⸗ platz, wo ſie Miene machten die Schaufenſter bei Tietz zu demolieren. Es gelang der Polizei, die Demonſtranten zu zerſtreuen. In der ganzen Leipzigerſtraße, vom Potsdamer Platz bis zum Dönhoffplatz patrouilliert die Polizei hin und her. * enb. Berlin, 13. Okt.(Radio!) Die Demon⸗ ſtrationen der extremiſtiſchen Flügelparteien vor dem Reichstag haben, nachdem die Demonſtran⸗ ten aus der Umgebung des Reichstages abge⸗ drängt waren, zu mehrfachen Ausſchreitungen in der Innenſtadt geführt. Als eine Gruppe Demonſtranten, die auf d. Wege durch d. Tier⸗ garten nach der Lenneeſtraße, an die Ecke der Lennee⸗ und Friedrich⸗Ebertſtraße kamen, be⸗ läſtigten ſie die Gäſte im Kaffee Dobrin. Hieſe zogen ſich ſofort in das Innere des Kaffees zurück. Das gab den Demonſtranten Anlaß, das Kaffee mit Steinen zu bombardie⸗ ren, ſodaß ſämtl. Scheiben zertrümmert wur⸗ den. Drei Gäſte ſollen dabei verletzt worden ſein. Durch die Demonſtrationen ſind in der Umgebung des Reichstages Verkehrsſtörungen entſtanden, die aber durch die Polizei ſchnell be⸗ hoben werden konnten. Das Brandenburger Tor wurde für den Fußgängerverkehr zeitweiſe geſperrt. Immer wieder ſammelten ſich im Tier⸗ garten in der Nähe des Reichstagsgebäudes und des Brandenburger Tores Demonſtranten an, die aber von der Polizei in ruhiger Form zum Weitergehen veranlaßt wurden. Der Polizeibericht wib Berlin, 13. Okt. Zu den Unruben vor dem Reichstagsgebäude und in der Stadt teilt der Polizeipräſident mit: Nachdem vor dem Reichstagsgebäude ſtärkere Menſchenanſamm⸗ lungen durch das Eingreifen der Schutzpolizei zerſtreut worden waren, ſtrömte ein beträcht⸗ licher Teil der dort abaedrängten Perſonen durch die Friedrich⸗Ebert⸗Straße in Richtung Potsdamer Platz und Leipziger Straße ab. Et⸗ wa um 16,10 Uhr wurden zunächſt beim Kaffee Dobrin mehrere Fenſterſcheiben durch Stein- würfe zerſtört und faſt unmittelbar anſchließend in der Leipziger Straße die dortige Schaufenſter⸗ front des Kaufhauſes Wertheim eingeworfen bezw. eingeſchlagen. Ferner wurden bei den Fir- men Grünfeld, Bette, Cords und Adam mehrere Schaufenſter zerſtört. Außerdem wurde in der Charlottenſtraße bei der Firma Behrendt und in der Kronenſtraße bei der Darmſtädter Bank mehrere Fenſter eingeworfen. Die ſofort eingeſetzten Polizeiſtreitkräfte zer— ſtreuten die Anſammlungen und nahmen insge⸗ ſamt 53 Perſonen feſt, die der NSDAP ange⸗ hören. Die Feſtgenommenen wurden zur Straf⸗ verfolgung der Abteilung LA eingeliefert. Wei⸗ tere Zwiſchenfälle ſind nicht mehr eingetreten. Weitere Ausſchreitungen am Dönhoffplatz. enb. Berlin, 14. Okt.(Eigen« Meldung!) Nachdem am Leipziger Platz in den ſpäteren Abendſtunden Ruhe eingetreten war— kleine Anſammlungen wurden, wie gemeldet, von der Polizei raſch zerſtreut— ſammelten ſich gegen 10 Uhr am Dönhoffplatz, wie der„Vorwärts“ berichtet halbwüchſige Burſchen und ſchlugen fünf Schaufenſterſcheiben des Warenhauſes Tietz ein. Es gelang ihnen zu entkommen, ehe Polizei zur Stelle war. Gegen Mitternacht waren dem Blatt zu⸗ folge etwa 100 Perſonen verhaftet worden. Neue Anſammlungen auf dem Potsdamer Platz wtb. Berlin, 14. Okt. Kurz nach 11 Uhr nachts füllte ſich wieder der Potsdamer Platz. da ein großer Teil des Publikums der um⸗ liegenden Kinos aus Neugier dorthin ſtrömte. Dieſe Anſammlungen des Publikums machten ſich unliebſame Elemente wieder zu Nutzen, um die Polizei zu provozieren. S ließlich griff die Polizei, die ſich eine zeitlang zurückgehalten hatte, ein u. trieb die Menge mit dem Gummi⸗ knüppel auseinander. Da die Polizei den Durch⸗ gangsverkehr nicht ganz abriegeln wollte, ſam⸗ melten ſich immer wieder Menſchen und als bei erneuter Säuberung einige Perſonen feſtgenom⸗ men wurden, kritiſierte die Menge dies mit ab⸗ fälligen Bemerkungen. Die Polizei hält den Verkehr in Fluß und ſäubert von Zeit zu Zeit mit dem Gummiknüppel die Straßenkreuzungen, um den Durchgangsverkehr aufrecht zu erhal⸗ ten. Gegen 1 Uhr früh zeigte der Potsdamer Platz wieder ſein normales Ausſehen. Erklärung der National⸗ ſozialiſten zu den Husſchreitungen enb. Berlin, 14. Okt.(Eigene Meldung.) Die Berliner Gauleitung der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei erklärt dem Berliner Lokalanzeiger zufolge zu den geſtrigen Vorgän⸗ gen u. a.: Die Ausſchreitungen, die ſich als Folge der überreizten Stimmung der Maſſen im Zentrum der Stadt abgeſpielt haben, haben ebenſo wenig mit der NSDAP. wie mit einer anderen Partei etwas zu tun. Sie kamen deshalb auch der po⸗ litiſchen und der SA.-Leitung der NSDAP. ebenſo überraſchend wie der geſamten Oefſent⸗ lichkeit. Sie ſind nach unſerer Meinung als ſpontane Wutausbrüche Tauſender von Menſchen zu werten. In der Erklärung wird weiter be⸗ hauptet, daß kommuniſtiſche Provokateure durch natfonaliſtiſche Kampfruſe die Menge künſtlich aufputſchien. nach der Reichstags⸗ premiere Die Prüſidentſchaftstandidatur Scholz. enb. Berlin, 13. Okt.(Eigene Meldung.) Die Gegend am Reichstag bietet auch in den ſpäteren Abendſtunden ein ungewöhnlich lebhaftes Bild: Starte Schupopoſten kontrollieren die Paſſanten. Ueberſallkommandos auf Kraftwagen und größere Berittenenabteilungen patrouillieren durch die angrenzenden Straßen, auf denen ſich immer wieder Neugierige ſammeln. In dem Tiergar⸗ tenteil am Reichstag bis zum Brandenburger Tor hinüber rotten ſich immer wieder dunkle Ge⸗ ſtalten zuſammen. Währenddeſſen haben im Laufe des Abends im Reichstag ſelbſt wieder die ſich⸗ lichen Beratungen begonnen, nachdem das Schau⸗ bild der Reichstagspremiere im Sitzungsſaal vorübergezogen iſt. Eine Reihe Fraktionen hiel⸗ ten Beratungen ab, darunter vor allem die klei⸗ neren Gruppen, die ſich erſt heute abend zum er⸗ ſien Mal verſammelt haben. Ferner die Natio⸗ nalſozialiſten und ſchließlich die Deutſche Volks⸗ partei. Das Zentrum wird ſich erſt morgen mit der Lage befaſſen. In politiſchen Kreiſen beſchäftigte man ſich vor allem mit dem Verbleiben des Reichsjuſtiz— miniſters Dr. Bredt im Kabinett. Es wird ſich aber erſt morgen zeigen, welchen Einfluß dieſer Entſchluß auf ſein Verhältnis zur Fraktion hat. Im Augenblick läßt es ſich noch nicht prophezeien, ob Dr. Bredt aus der Fraktion ausſcheidet, oder ob ſie ſich damit abfindet, daß er dem Wunſche des Reichspräſidenten und des Reichskanzlers ge⸗ ſolgt iſt. Ferner wurde die Frage der Beſetzung des Reichstagspräſidiums heute abend lebhaft erör⸗ tert. Das geht auch aus dem Beſchluß der Deutſchen Volkspartei hervor, der erkennen laſſen ſoll, daß die Fraktion ihren Vorſitzenden nur zur Verfügung ſtellen will, wenn wirklich Ausſicht auf eine Mehrheit vorhanden iſt. Sie wäre ohne weiteres gegeben, wenn auch das Zentrum für Dr. Scholz ſtimmen würde. Es iſt aber ſicher damit zu rechnen, daß es ſich für Löbe entſcheidet, um an dem Prinzip feſtzuhalten, daß die größte Fraktion den Präſi⸗ denten ſtellt, außerdem will man im Zentrum vermeiden, die Sozialdemokratie bereits in die— ſem Augenblick vor den Kopf zu ſtoßen. Ohne das Zentrum erſcheint die Mehrheit vorläufig noch zu problematiſch, hat aber immerhin gewiſſe Ausſichten, da die 77 Stimmen der Kommuniſten von vornherein ausfallen und deshalb in der Stichwahl nur etwas mehr als 250 Stimmen er⸗ forderlich ſind. Unter dieſen Umſtänden würde die Kandidatur Scholz auch dann aufgeſtellt wer⸗ den, wenn das Zentrum ſich für Löbe, die rechts davon ſtehenden Parteien und Gruppen aber für Dr. Scholz erklären. Unter dieſen Umſtänden ſieht man der Wahl des erſten Präſidenten des Reichstags mit großer Spannung entgegen. Der Beſchluß der D. V. P. Berlin, 13. Okt. Die Reichstagsfraktion der Deutſchen Volkspartei behandelte am Montag Abend in mehrſtündiger Sitzung die Frage der Wahl des Reichstagspräſidenten. Sie entſchloß ſich, wie das Vd Z⸗Büro hört, für den Fall, daß von mehreren Fraktionen dem Abg. Dr. Scholz die Wahl zum Reichstagspräſidenten angeboten werden würde, einſtimmig für Dr. Scholz zu ſtimmen. Metallarbeiterſtreik beſchloſſen enb. Berlin, 13. Okt.(Eigene Meldung!) In den Betrieben der Berliner Metallinduſtrie wurde heute mit der Urabſtimmung über die Annahme oder Ablehnung des am Freitag Abend gefällten Schiedsſpruches begonnen. Wie wir erfahren, hat heute etwa ein Drittel! der Geſamtbelegſchaft der beteiligten Betriebe, darunter u. a. die der Siemenswerke, abge⸗ ſtimmt. Von den 60 000 Stimmen waren rund 48 500 für Ablehnung des Schiedsſpruches, 11500 für Annahme des Schiedsſpruches. Das bedeutet, daß ſich die Dreiviertelmajorität für den Streik entſchieden hat.— Die Abſtimmun⸗ gen werden morgen fortgeſetzt. An dem Ergeb⸗ nis, das die heutigen Abſtimmungen erbrach⸗ ten, dürfte ſich kaum noch etwas ändern.— In unterrichteten Kreiſen wird erwartet, daß in der für morgen angeſetzten Sitzung der Streit⸗ leitung und der Obmänner der Ausſtand der rund 140 000 Metallarbeiter proklamiert wer⸗ den wird. Bedingte Preisſenkung in der Elektro⸗Induſtrie wtb. Berlin, 13. Okt. Im Anſchluß an den Schiedsſpruch in der Berliner Metallinduſtrie, der einen Lohnabbau von acht Prozent bezw. 6 Prozent ab 3. November 1930 vorſieht, hat die elektrotechniſche Induſtrie, wie wtb.⸗Han⸗ delsdienſt von maßgebender Seite erfährt, be⸗ ſchloſſen, für den Fall der Durchführung dieſes Schiedsſpruches die Liſtenpreiſe für Maſchinen, Motoren, Transformatoren, Zähler, Apparate, Inſtallationsmaterial und Haushaltungsgeräte mit Wirkung ab 1. November zu ſenken, und zwar um 5 Prozent. Für Waren, wie Kabel, Drähte, Glühlampen und andere, für die Preisermäßigungen bereits vorgenommen ſind, erfolgten beſondere Regelung. Dieſe Preis⸗ ſenkung überſteigt bei weitem den durch die in Ausſicht genommene Lohnſenkung erſparten Betrag und ſetzt voraus, daß auch in anderen Gebieten Deutſchlands und in den zu liefernden Induſtrien ein Lohnabbau erfolgt. Aus Nah und Fern Darmſtadt, 13. Okt. Der verurteilte Kreispfandmeiſter. Wegen Unterſchla⸗ gung im Amt wurde Kreispfaändmeiſter Brun⸗ ner von hier zu zwei Jahren ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. Der Vorfall hatte große Erregung in die Bevölkerung gebracht. Der Kreispfandmeiſter hatte den Betrag von 1600 RM. unterſchlagen, gab aber an, das Geld ſei ihm geſtohlen worden. Der Verurteilte wird gegen das Urteil Berufung einlegen. Grünſtadt, 12. Okt. Gefährlicher Fun d. Von Arbeitern des Elektrizitätswerkes wurde in der Nähe des Transformatorenhau⸗ ſes ein 7,5 cm.⸗Geſchoß aufgefunden, das noch mit dem Zünder verſehen war. Die Herkunft des gefährlichen Fundes iſt nicht bekannt. Neuſtadt. a, d. Hdt., 12. Okt. Auto⸗ unfall. Auf der Straße von Edenkoben nach Neuſtadt an der Haardt verunglückte mit ſei⸗ nem Wagen ein hieſiger Autobeſitzer derart, daß ſein Mitfahrer Hermann Weilacher be⸗ wußtlos in das Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Verunglückte hat eine ſchwere Schnittwunde am Hals und innere Verletzun⸗ gen. Er iſt doppelt bedauernswert, weil er erſt vor einigen Wochen aus dem Krankenhaus entlaſſen wurde, und ein Beinbruch noch nicht rollſtändig geheilt iſt, den er ſich im Frühjahr bei einem Motorradunfall in Lachen zugezogen 60.— Marktverlauf: Rinder ſchleppend, großer Ueberſtand; Kälber ruhig, ausverkauft; Schafe Furcht mittelmaſtig geräumt; Schweine mittelmaſtig, hatte. Kaiſerslautern, 12. Okt. vor Strafe. Die beiden Mädchen Elfriede Göbel Aus ſchulpflichtigen mitteilt, am Donnerstag vormittag nach Schul⸗ ſchluß aus Furcht vor Strafe nicht mehr in und Karola Klein aus Kaiſerslautern ſind, wie der Polizeibericht ihre elterlichen Wohnungen zurücgekeyrt. den Feſtſtellungen ſollen ſich beide in und Kaiserslautern herumtreiben. Es wird er⸗ ſucht, die beiden Mädchen beim Betreten feſt⸗ zuhalten und Mitteilung an das Polizeiamt Kaiſerslautern zu geben. l g Kaiserslautern, 12. Okt. Zwei Jahre Gefängnis für einen Rohling. In der letzten Schöffengerichtsſitzung hatte ſich der erheblich vorbeſtrafte, verheiratete Joh. Blauth von hier wegen Körperverletzung zu verant⸗ worten. Der Angeklagte, der ſchon etliche Zeit mit dem Former Karl Thum von hier verfein⸗ det war, geriet mit letzterem am 27. 8. ds. Is. wegen Zigarettenpapier, das Blauth demſelben beſorgt, hierfür aber keine Zahlung erhalten hatte, in Auseinanderſetzungen. Er ſchlug da⸗ bei Thum von rückwärts mit dem Beil auf den Kopf. Thum erlitt eine Schädeldeckenzertrüm⸗ merung, die ſeine ſpätere Aufnahme ins Krankenhaus notwendig machte. Er iſt heute noch arbeitsunfähig. Blauth war eines Ver⸗ brechens der vorſätzlichen Körperverletzung überführt und wurde in Anbetracht der bruta⸗ len Handlungsweiſe zu zwei Jahren Gefäng⸗ nis und den Koſten verurteilt. Der Haftbe⸗ ſehl wurde aufrecht erhalten und das Beil ein⸗ gezogen. Kuſel, 13. Okt. Reife Kirſchen. Land⸗ wirt Jakob Feick von hier erntete an ſeinem Kirſchbaum ein Körbchen reifer Früchte. Cetzte Radiomeldungen Aufdeckung eines Mordanſchlags gegen Pilſudſki. wtb. Warſchau, 14. Okt. der Regierungspreſſe teilen heute abend zur Rechtfertigung der zahlreichen weiteren Ver⸗ haftungen von Mitgliedern der ſozialiſtiſchen Partei mit, daß ein Mordanſchlag gegen Pil⸗ ſudſki und andere Kabinettsmitglieder aufge⸗ deckt worden ſei. Die Ausführung dieſes Pla⸗ nes ſei bereits auf kommenden Sonntagabend angeſetzt geweſen. In den Kreiſen der ſaziali⸗ ſtiſchen Partei wird dagegen erklärt, daß 10 alle Gewaltakte ſeit Errichtung der Republit Polen verurteile und daß daher die Anklage nur als Vorwand erſcheinen könne, um die Maſſenverhaftungen von Mitgliedern der ſozia⸗ liſtiſchen Partei während der letzten Zeit vor der Oeffentlichkeit zu rechtfertigen. Florianopolis von den braſil. Aufſtändiſchen erobert? witb. New Pork, 13. Okt. Wie Aſſociated Preß aus Buenos Aires meldet, liegen dort Nachrichten vor, die beſagen, daß es den braſi⸗ lianiſchen Aufſtändiſchen gelungen ſei, die wich⸗ tige Küſtenſtadt Florianopolis im Staate San⸗ ta Catharina zu erobern. Handel und Induſtrie Frankfurter Viehmarkt. Frankfurt a. M., 13. Okt. Es wurden no⸗ tiert: Ochſen 47 bis 58; Bullen 47 bis 54; Kühe 30 bis 48; Färſen 47 bis 60; Kälber 66 bis 82; Schafe 42 bis 53; Schweine 56 bis zum Schluſſe ſtark abflauend, Ueberſtand. Mannheimer Großviehmarkt. 2 Mannheim, 13. Okt. Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr und Preiſe M 2 52. 262 Kälber 50—82; ſtand mit Kälbern ru hig, mit Schweinen mittelmäßig. Frankfurter Getreidebericht. Frankfurt a. M., 13. Okt. Es wurden no⸗ tiert: Weizen 250; Roggen 165; Sommergerſte —; Hafer, inl. 157,50 162,50; Weizenmehl ſüdd., Spez. 0 39,75 40,50; niederrh., Spez. 0 39,50 40,25; Roggenmehl 26—27; Weizenkleie Mannheimer Produktenbericht. Maunheim, 13. Okt. Die weiter zuriäck⸗ gegangenen Forderungen für Auslandsgetreide Mehrere Blätter haben die Preiſe für Inlandsgetreide wenig beeinflußt; die Inhaber Die heutige Börſe verlief trotz der ermäßigten Auslandsforderungen in ſtetiger Haltung und etwas beſſerer Kaufluſt. Im Vormittagsver⸗ kehr hörte man folgende Kurſe in Reichsmark per 100 Kilo waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 25—2, ausl. 31,75—33,25; Roggen inl. 16,25 16,50; inl. 15—16; 4,50; Weizenauszugsmehl Okt. Jan. ſüdd. Weizenbrotmehl Okt.⸗Jan. Roggenmehl 70—60⸗prozentige Ausmahlung 27—28; feine Weizenkleie 6,25—6,50; Biertre⸗ ber 10,25— 10,75; Leinſaat 33,50. Cokales Welterbericht. Ueber dem Atlantik iſt ein neuer kräftiger Sturmwirbel entſtanden, der raſch oſtwärts vordringt, wobei die Warmluft ſeine Vorderſeite wieder verbreitete und auch ergiebige Regenfälle hervorruft. Die Regentätigkeit geht alſo wieder einem Höhepunkt entgegen. fälle, wärmer, auffriſchende ſüdweſtliche bis weſt⸗ iche Winde. Verkehr mit Kraftfahrzeugen. Kraftfahrzeuge, das Verhalten der Führer, An⸗ weiſung über die Prüfung, enthält, iſt für je⸗ den Automobilhalter und Fahrer eine zwin— gende Notwendigkeit. Nicht erſt. wenn eine An⸗ zeige oder Schadenerſatzklage drohn muß man die neueſte Verordnung nachleſen, ſondern ſchon vorher ſie kennen und ihre Beſtimmungen an⸗ wenden, um ſich vor Schaden zu bewahren. Ju einer preiswerten Ausgabe zu RM. 1.50 iſt im Verlag von J. Diemer in Mainz in handlichen Formate die„Neue Reichsverordnung über den Verkehr mit Kraftſahrzeugen vom 15. Juli 1930, einſchl. der Beſtimmungen über Kleinkrafträder“ bearbeitet von Provinzialdirektor a. D. Dr. Fey, erſchſenen, die in allen Buchhandlungen erhältlich iſt. AU Mildes Abführmittel! bon. NicH. NAH Schweizer pillen Sechachrer 80 in AEN Ar ANEN rr g rr Per 5 e 15 Die große Lüge. Roman von Olfrid von Hanſtetn. Copyright by Lit.⸗Verl. Gloria, Berlin-Steglitz. (Nachdruck verboten.) 22 Fortſetzung. „Dein Großvater Rhoden?“ Ungläubiſch ſchüttelte ſie den Kopf. „Er ſelbſt. Ich komme ſoeben von ihm. Er hatte mir den General Wittekopf geſchickt mit der Einladung und ich traf ihn in der Stadt.“ „So lädt er dich ein und mich nicht.“ „Nein, Mutter, uns beide. Er bittet uns, vorläufig in dem alten Schloſſe Wohnung zu nehmen.“ 2 „In der Ruine?“ nnn. „Nein Mutter, es iſt keine Ruine, es iſt eine herrliche Wohnung, wie ich ſie mir wün⸗ ſche. Nun, du wirſt ja ſelbſt urteilen.“ „Und mich lädt er ein?“ „Gewiß, Mama, würde ich es dir ſonſt ſa⸗ gen.“— „Dann will er dich dort haben, das Majorat zu übergeben?“ „Davon hat er nicht geſprochen.“ „Sicher, ſo kann es einzig und allein ſein. Das iſt allerdings eine gute Nachricht. Wir ziehen ein in unſere alte Heimat, und du wirſt den Platz einnehmen, der dir gebührt.“ Margaretes Blick fiel auf einen Brief, der uneröffnet auf dem Schreibtiſch lag. Er war von Soltheims aus Luzern. Das freiherrliche Ehepaar teilte ihnen mit, daß es in den näch⸗ ſten Tagen nach Windollen kommen wolle, um wichtige Zukunftsfragen mit der Baronin zu beſprechen. Wallburg würden ſie mitbringen. um dir Das Kind hätte von dem Unglück und auch von der Erkrankung der Mutter gehört und laſſe ihnen keine Ruhe. f„Das geht nicht, Mutter, wir können hier keine Gäſte empfangen. Es iſt ja kaum ein Zimmer in Ordnung. Und ich möchte auch nicht, daß Wallburg hierher kommt, es ſieht zu furchtbar aus, und das Kind behält dann den Eindruck für ſein ganzes Leben. Es iſt beſſer, ſie ſieht Windollen nicht wieder und behält eine angenehme Erinnerung an ihre Heimat.“ „Du ſprichſt ja gerade, als ob wir für im⸗ mer gingen.— Ja, ſo, du trittſt ja dein Ma⸗ jorat an.“ O, dieſe ewigen, fortwährenden Lügen! „Ith mache dir einen anderen Vorſchlag. Soltheims komen ja nicht unſertwegen allein, ſondern werden noch mehr vorhaben. Ich tele⸗ graphiere ihnen, daß wir uns in Königsberg treffen wollen. Dort müſſen wir doch Aufent⸗ halt nehmen, um den Geheimrat zu beſuchen; Wallburg kann dann gleich mit uns kommen.“ Ihre Schweſter hatte ſie ganz vergeſſen und erſchrak. Was ſollte Wallburg in der alten Burg, und wie würde ſie das Geheimnis der Mutter gegenüber wahren! Aber in der Pen⸗ ſion konnte ſie doch auch nicht bleiben! Dafür war kein Geld mehr vorhanden. Die Baronin freute ſich auf Soltheims und auf ihr Kind. Fünf Tage ſpäter ſaßen ſie alle im Zen⸗ tralhotel in Königsberg. Auch Juſtizrat Mer⸗ gener war mitgekommen. Er war ganz glück⸗ lich über den Erfolg, den des Generals Vor⸗ ſchlag gehabt. Aber nun hatten ihn Margarete gebeten, ihr zu helfen für den Fall, daß die Mutter wirklich darauf beſtand, Soltheim mit⸗ zunehmen. den Vorſchlag, Wallburg zur Erbin ihres Vermögen Die alte Baronin war in beſter Laune. Sie hatte wieder einen leiſen Lichtſchimmer vor den Augen, und wenn der Geheimrat Marga⸗ rete auch enttäuſchen und ihr ſagen mußte, daß eine Geneſung nach wie vor ausgeſchloſſen erſchien, ſo war es doch leicht, die Kranke ſelbſt damit zu tröſten; in ihrem Ueber⸗ ſchwang ſah ſie ſich ſchon geſund. Dann waren auch Soltheims mit Wallburg gekommen. Margarete war überracht, das allerliebſte Per⸗ ſönchen war ihr kleines Schweſterchen. Wirk⸗ lich, ſie hatte ſich in dem Jahr außerordentlich entwickelt und war bildhübſch geworden. Doch fiel der ernſten Schweſter gleich auf, daß ſie eine entſchieden oberflächliche Natur war, ſelbſt die Erblindung der Mutter ſchien ſie nicht allzuſehr zu ergreifen; ſie tröſtete ſich ſchnell damit, daß die Mutter ja ſelbſt an ihre baldige Heilung glaubte, und für Mar⸗ garetes Unglück hatte ſie überhaupt nicht viel Worte. Dafür plauderte ſie von der ſchönen Schweiz, und allem war ſie anging. Sie war gewiß weder herzlos noch etwa ſchlecht, nur unüberlegt und voll Lebensluſt. Es wurde ordentlich hell um ſie, wenn ſie ſo fröhlich plapperte. N a Dann aber ſchickten Soltheims ſie unter einem Vorwande fort und kamen mit ihren eigentlichen Plänen. Sie waren kinderlos und ſehr reich und hatten ihr ganzes Herz an die kleine Wallbrug gehängt. Nun wußten ſie auch von allem, was ſich in Windollen zugetragen, und von dem gänzlichen Verluſt des Vermö⸗ gens, wenn ſie das auch der alten Baronin gegenüber verſchwiegen. Juſtizrat Mergener hatte ſie wohlvorbereitet. Kurz, ſie machten zu adoptieren und ein uſetz Zuerſt war die Baronin bei dem Gedan⸗ ken entſetzt. Sie ſollte ihr Kind hergeben, ihre fröhliche, ſüße, blonde Wallburg? Aber Solt⸗ heims redeten ihr zu, doch wenigſtens in Ruhe darüber nachzudenken und ließen ſie mit Mar⸗ garete und dem Juſtizrat allein. „Ich begreife dich nicht, Margarete, wie du nur einen Augenblick daran denken kannſt! Vergißt du denn ganz, daß es ſich um deine Schweſter handelt?“ Margarete war es wie eine Erlöſung, daß wenigſtens eine aus der Familie einem ſor⸗ genfreien Leben entgegengehen ſollte. „Wallburg bleibt deshalb doch meine Schweſter. Wir tragen ja auch jetzt nicht den⸗ ſelben Namen, und bedenke doch das große Vermögen der Soltheims.“ Da glitt wieder das verſtehende liſtige Lä⸗ cheln über das Geſicht der alten Baronin, wie immer, wenn ſie ihre Tochter zu begreifen glaubte. „Alſo wieder die Kluge, Berechnende! Aber recht haſt du] Wir kehren ja ohnehin zu Rhodens zurück. Das Vermögen der Soltheims und Gehrmanns und noch das Rhonden'ſche Maſorat! Wirklich, Margarete, du biſt ein Finanzgenie und verſtehſt es, euch das Bett zu bereiten. Aber ich weiß doch nicht.. mein Kind mir entfremden“ Der Juſtizrat redete auch zu und wußte ſie zu überzeugen. Margarete blutete trotz allem das Herz. Sie tat es wirklich nicht gern, aber es blieb ja gar keine andere Wahl, als zuzu⸗ ſtimmen. a : Fortſetzung folgt. 50 Schlacht 2150; 6 Ziegen 15—30. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, Ueber⸗ angſam geräumt; 6,50, Roggenkleie 6,75— 7,00. Tendenz: ruhig.. ſind zurückhaltend. Braugerſte inl. 3 20,25— 22,75; Futtergerſte 16—17; ſüdd. Wei⸗ zenmehl Spezial Null Oktober Januar 4,25— 44,25; 26,25; ſüdd. anſtrömende u Nach anfänglicher Beſſerung und Ab kühlung neue Trübung und verbreitete Regen⸗ i Die Kenntnis der neuen Ve dnung vom 15. Juli 1930, die einſchneidende Vorſchriften über die Führung der 1 0 hatte. Schiedsgericht empfiehlt Arbeitszeitverkürzung Zu den vorgängen in der Berliner metallinduftrie Der Schiedsſpruch für die Berliner Metall⸗ induſtrie, ſo ſchreibt u. a. das„Neue Mannhei⸗ mer Volksblatt“, liefert einen intereſſanten Bei⸗ trag zum Problem der Arbeitszeitſenkung. Grund⸗ fätzlich empfiehlt der Schlichter den Parteien, eine Kürzung der Arbeitszeit vorzunehmen, damit eine größere Anzahl von Exwerbsloſen beſchäſ⸗ tigt werden könne. Einen bindenden Entſcheid har der Schlichter jedoch nicht fällen können, weil die Arbeitszeitbeſtimmungen des Berliner Ta⸗ rifvertrages noch fortbeſtehen. Immerhin iſt von einer ſo kompetenten Stelle aus die Empfeh⸗ lung der Arbeits zeitverkürzung außerordentlich beach'enswert. Es iſt bekannt, daß der Schieds⸗ ſpruch erſt gefällt wurde, nachdem eine große Anzahl von Beſichtigungen Berliner Betriebe der Metallinduſtrie ſtattgefunden hat. Inſolge⸗ deſſen wird man annehmen dürfen, daß der Schlichter auch die Frage, ob eine Arbeitszeit⸗ kürzung möglich iſt, unter Berückſichtigung der Betriebsverhältniſſe eingehend geprüft hat. Die Bereitſchaft, die Arbeitszeitverkürzung und in⸗ folgedeſſen eine entſprechende Kürzung der Löhne in Kauf zu nehmen, bedeutet zweifellos eine Haltung, die den Gewerkſchaften erſt die Ueber⸗ windung mancher Widerſtände im eigenen Lager auferlegte. Denn die Löhne in der Metallindu⸗ ſtrie ſind ohnehin nicht ſehr hoch. Und wenn nun den bisher in Arbeit ſtehenden Ar⸗ beitern zugemutet wird, zugunſten der Arbeits⸗ loſen auf einen Teil der Arbeit und den ent⸗ ſprechenben Teil des Lohnes zu verzichten, ſo muß dieſer Einſicht größte Anerkennung gezollt werden. Nun bringt aber der Berliner Schieds⸗ ſpruch noch eine Lohn herabſetzung um 8 Prozent, für die Jugendlichen um 6 Prozent. Es war alſo wohl zu erwarten, daß dieſer Lohnabbau den ſchärfſten Proteſt der Ge⸗ werkſchaften herausfordern würde. Unter dieſen Umſtänden wird man leider be⸗ fürchten müſſen, daß nun die Gewerkſchaften zu einem Abkommen über die Herabſetzung der Arbeitszeit nicht mehr ſo leicht zu haben ſein werben als bisher, da die Opfer, die den jetzt noch arbeitenden Schichten zugemutet werden, ſehr harte ſein müßten. Aber die Situation im Wirtſchaftsleben iſt doch viel zu erſt. als daß man nun die Diskuſſion über das bedeutſame Problem der Arbeitszeitſenkung überhaupt nicht mehr aufnehmen ſollte. Vielleicht läßt ſich mehr erreichen, wenn man bei neuen Verhandlungen in der Berliner Metallinduſtrie die Frage des Lohnes und der Arbeitszeit miteinander verbin⸗ det. Und auch ein weiteres könnte noch in Er⸗ wägung gezogen werden: ob die Regierung nicht für ſolche Betriebe, wo ein erheblicher Teil von Arbeitern bei einer Verkürzung der Arbeitszeit neu eingeſtellt wird, eine Ermäßigung der Bei⸗ träge zur Arbeitsloſenverſicherung läßt, ſodaß von dieſer Seite her ein gewiſſer Ausgleich geſchaffen werden könnte. Kein Einareifen des Reichsarbeitsminiſters in den Konflikt in der Metallinduſtrie. enb. Berlin, 13. Okt.(Eigene Meldung!) Zu der Meldung eines Berliner Mittaasblat⸗ eintreten tes, in der von einem Eingreifen des Reichs⸗ arbeitsminiſters in den Lohnkonflikt bei der Berliner Metallinduſtrie die Rede iſt, hören wir von unterrichteter Seite, daß im Reichs⸗ arbeitsminiſterium von einem Eingreifen des Miniſters nichts bekannt iſt. Eine neue Reichstagsfraktion Die Gruppe des Chriſtlich⸗Sozialen Volks⸗ dienſtes hat nunmehr der Bildung einer techni⸗ ſchen Fraktion mit der Konſervativen Volkspar⸗ tei und den ihr angeſchloſſenen Deutſch⸗-Hanno⸗ veranern einſtimmig zugeſtimmt. Dieſe Frak⸗ tionsbildung bezweckt die Erlangung von Aus⸗ ſchußſitzen und der geſchäftsordnungsmäßigen Fraktionsrechte. Die neue Fraktion zählt 21 Ab⸗ geordnete und führt den Namen„Fraktion des Chriſtlich⸗Sozialen Volksdienſtes und der Kon⸗ ſervativen Volkspartei“. Schweres Bootsunglück Fünf Tote. wtb. Linz, 13. Okt. Auf der Enns kenterte Verunglückten, darunter zwei Väter, die beide je fünf unverſorgte Kinder Vermiſchtes geſtern eine Zille auf der Fahrt ſtromabwärts im Klauſer Schwall. Nur zwei Perſonen konn⸗ ten gerettet werden, während die übrigen fünf wtb. Berlin, 13. Okt. Die Reichsregierung hat in ihrem Finanz⸗ und Wirtſchaftspro⸗ gramm angekündigt, daß ſie die finanziellen Schwierigkeiten des Haushaltsjahres 1931⸗32 durch Senkung der Ausgaben um eine Mil⸗ liarde Reichsmark überwinden werde. Der Etat für 1931-32, der nach Verabſchiedung durch das Kabinett ſchon in den nächſten Tagen dem Reichsrat zugehen wird, iſt dadurch ausgegli⸗ chen. Im laufenden Etatjahr 1930 ſind von den bisherigen ſchwebenden Schulden erhebliche Teile zurückgezahlt worden. Die infolge der Wirtſchaftsentwicklung im Winter entſtehenden Mehraufwendungen und Steuerausfälle ma⸗ chen einen kurzen Ueberbrückungskredit not⸗ wendig. Ein entſprechendes Geſetz iſt dem Reichsrat zugeleitet. Dieſer Ueberbrückungs⸗ kredit wurde von der Reichsregierung unter der Vorausſetzung aufgenommen, daß in dem Kreditermächtigungsgeſetz gleichzeitig Be⸗ ſtimmungen über eine Schuldentilgung von den geſetzgeberiſchen Körperſchaften verabſchiedet werden, die den Zweck haben, den neuaufge— nommenen Kredit und ſonſtige ſchwebende Schulden in drei Jahresraten zu je 420 Mill. Reichsmark zu tilgen. Die Aufnahme dieſer Tilgungsbeſtimmungen iſt die Vorausſetzung für das Kreditabkommen. von Deutſchen beſiedelte Stadt Blumeau beſetzt Der Ueberbrückungskredit zurücklaſſen, er⸗ trunken ſind. f König Boris beim König von Italien. Piſa, 13. Okt. König Boris von Bulgarien iſt geſtern in San Roſſore eingetroffen, wo er vom König von Italien, ſämtlichen Mitgliedern der königlichen Familie und der hohen Hofbe⸗ amten empfangen wurde. Prof. Hellpach aus der Demokratiſchen Partei ausgetreten. Heidelberg, 13. Okt. Wie das„Heidelberger Tageblatt erfährt, iſt Prof. Dr. Hellpach, nach⸗ dem er bereits früher ſein Reichstagsmandat u. die Mitgliedſchaft im engeren Vorſtand der De— mokr. Partei ſelbſt niedergelegt hat, ausgetreten. Das Blatt bemerkt dazu: Gewiß wird es viele ge— ben, die gerade in dieſen Tagen gewünſcht hät⸗ ten, daß Dr. Hellpach ſeine Gedanken innerhalb der Partei vertrete. Auf jeden Fall aber werden alle diejenigen an ihm einen wertvollen Mit⸗ kämpfer haben, die unter allen Umſtänden eine Sammlung der Mitte auf breiteſter bürgerlicher Baſis betreiben. Die Revolution in Braſilien Beſetzung Blumeaus durch die braſilianiſchen Aufſtändiſchen. Buenos Aires, 13. Okt. Aus Porto Alegro verlautet, daß die Aufſtändiſchen die beſonders Der Kredit in Höhe von 125 Millionen Dollar iſt durch eine internationale Gruppe von Bankiers und Banken zur Verfügung geſtellt worden. In den Vereinigten Staaten hat die Firma Lee Higginſon u. Co. eine Gruppe zuſammen⸗ geſtellt, der auch einige ausländiſchen Häuſer angehören. In Holland wird die Gruppe von Mendelsſohn u. Co. Amſterdam und der Neder⸗ landſche Handel Maatſchappij N. V. geführt. In Schweden ſteht an der Spitze der Gruppe die Skandinaviſka Credit Aktiebolaget. Der Kredit wird gegen Hingabe von ſechsmonatigen Schatzanweiſungen gewährt werden. Die deut⸗ ſche Regierung hat das Recht, eine dreimalige Verlängerung dieſer Schatzanweiſungen zu verlangen. Der Zinsſatz dieſes Kredites be⸗ trägt 4 drei Viertel Prozent pro Jahr, die Proviſion 1 drei Viertel Prozent pro Jahr. Die Auszahlung erfolgt zum Nominalbetrag abzüglich der halbjährlichen Zinſen ſowie der Proviſion.. Amerikaner⸗Kredit für Deutſchland. Newyork, 13. Okt. Das Bankhaus Lee Hig— ginſon u. Co. gibt bekannt, daß ein Kredit von 125 Millionen Dollar für Deutſchland von ei— 1 worden ili. nem internationalen Bankenſyndikat bewilligt Schiele nicht mehr Führer des Candbundes ee. Reichsminiſter Dr. Schiele, der Präſident des Reichslandbundes, iſt, am die ſelbſtändige Handlungsfreiheit des Landbundes nicht zu beeinſluſſen, von deſſen Führung zu⸗ rückgetreten. f haben. Die Au'ſtändiſchen geben bekannt, daß ganz Nordbraſilien mit Ausnahme des Staates Amazonas in der Haud der Revolution ſei. Die Aufſtändiſchen hätten Belem, die Hauptſtadt des Staates Para, und Maceio im Staate Alagouas beſetzt und dort eine Regierung gebildet. Getulio Vargas Leiter der braſilianiſchen Aufſtandsbewegung. Newyork, 13. Okt. Aſſoeiated Preß meldet aus Porto Allegre: Der Staatspräſident von Rio Grande do Sul, Dr. Getulio Vargas, der libe⸗ rale Kandidat bei den letzten Präſidentenwah⸗ len, hat die Leitung der ganzen Aufſtandsbewe⸗ gung in Braſilien übernommen und iſt an die Front abgereiſt zur Führung der Operationen gegen den Staat Sao Paolo. Revolutionqdre Bewegung in Spanien wib Paris, 13. Okt. Havas berichtet aus Ma⸗ drid, die Regierung habe energiſche Maßnahmen gegen die Gewerkſchaftsagitatoren ergriffen. die in mehreren Provinzen eine lebhafte Tätigkeit entfalteten. In Barcelona ſeien mehrere Ge⸗ werkſchaftsführer, der Direktor und mehrere Redakteure des Gewerkſchaftsblattes„Solidari⸗ tas“ ſowie verſchiedene republikaniſche und kata⸗ laniſche Führer verhaftet worden; auch in Se⸗ villa ſeien mehrere Führer der Arbeiterbewe⸗ gung feſtgenommen worden. Außerdem habe die Polizei vorgeſtern abend bei den Rednern die am 28. September in einer republikaniſchen Verſammlung das Wort ergriffen hätten, dar⸗ unter bei Leeroux und Sammora. Hausſuchun⸗ gen vorgenommen. Polizei und Zivilgarde hät⸗ ten bedeutende Kontingente in den Hauptorten der Provinz mobil gemacht. Auch das„Journal“ ſpricht in einer Madri⸗ der Meldung von einer revolutionären Erhe⸗ bung, die am 10. Oktober abends in Spanien ausbrechen ſollte. Die Polizei habe nämlich eine weitverzweigte revolutionäre Bewegung ent⸗ deckt, die gleichzeitig in Barcelona. Madrid, Va⸗ lencia und anderen Provinzen ausbrechen ſollte. Bericht über den Verlauf der FJeuerwehr⸗Schlußübung. Pünktlich wie angeſagt, ertönte am Sonntag das Alarmſignal zur Schlußübung. Bei ſtrömendem Regen wurde am Spritzenhaus abmarſchiert zu dem Aufſtellungsplatz vor dem Fürſten Alexander. Hier fand zuerſt das Verles ſtatt und wurde feſt⸗ geſtellt, daß von den aktiven Mitgliedern 26 und von der Pflichtmannſchaft 54 Mann gefehlt haben. Davon entſchuldigt bei den erſteren 2, von den letzteren 15 Mann. Kein Wunder, daß 2 Geräte nicht bedient werden konnten bei der erſten Vor⸗ führung, auch hatten die beiden Führer alle Kräfte aufzuwenden, um ihre Geräte bei dem nachfolgen⸗ den Brandangriff in Stellung zu bringen. Die beiden beſichtigenden Herren vom Kreisamt haben ſich ſehr mißmutig gegenüber den fehlenden Mann⸗ ſchaften ausgedrückt und denſelben einen gehörigen Denkzettel zugedacht. Ebenſo ſprach ſich unſer Herr Bürgermeiſter Lamberth im gleichen Sinne aus über die große Pflichtvergeſſenheit, ſowohl bei den altiven als noch größer bei der Pflichtmannſchaft. Nach den vorgeführten Uebungen auf dem Marktplatz, die z. T. noch wegen des nicht auf⸗ hörenden Regens abgekürzt wurden, folgte der Brandangriff auf die Schillerſchule. Hier muß be⸗ merkt werden, daß das Kommando gerne einen anderen Brandannahmeplatz gewählt hätte, aber wegen dem Tabak, der überall unter den Dächern hängt, mußte Rückſicht geübt werden. Auf dem Brandplatz angekommen, begann gleich ein reges Leben. Jeder Führer brachte ſein Gerät dahin wo er vom Kommandanten ſeine An⸗ weiſung zugerufen bekam. Es wurde auf der Süd⸗ ſeite eine Schiebeleſter in Stellung gebracht, da⸗ neben am Fenſter einen Rettungsſack, an der Weſt⸗ ſeite wurde eine Schlebeleiter angebracht nebſt einer Leiter nach innen, direkt nach dem großen Spei⸗ cher. Am Ende ſtand ein Strahlrohrführer mit Gasmaske wegen der großen Rauchentwickelung. An der Nordoſtecke wurde die größte Schiebeleiter in Stellung gebracht die das Feuer von außen zu Außerdem ſtanden noch 3 ver⸗ Spritzen als Reſerve iu Stellung. 0 wärtigen Herren ſowie Herr Bürger⸗ meiſter Lamberth prüften alles genau und ſprachen ſich, bei der nachfolgenden Kritik, die im Schulhausgang, im Beiſein der ganzen Wehr, ſtatt⸗ fand, ſehr anerkennend aus. Selbſtverſtändlich wurden auch kleine Mängel feſtgeſtellt und ſagte Herr Reg. Rat, daß man aus den gemachten Fehlern lernen muß im ſteten Streben nach guter Ausbildung und Vervollkommnung der Wehr. Die wenigen Leute, die brav die Arbeit leiſteteten am Sonntag bei ſtrömendem Regen haben ſomit die Ehre der hieſigen freiwill. Feuerwehr gerettet. Schämen müſſen ſich alle diejenigen, die am Sonn⸗ tag aus einem nichtigen Grund gefehlt haben. Hier kann der hieſigen Einwohnerſchaft geſagt wer- den, daß die Intereſſeloſigkeit in hieſiger Gemeinde für das Feuerlöſchweſen bald auf dem Höhepunkt angelangt iſt. Gerade die Landwirte und Gewer- betreibende, Kaufleute ete. müßten das größte In- tereſſe haben bei der Feuerwehr tätig zu ſein, um ihr Hab und Gut zu ſchätzen, wenn die Elemente ſich entfeſſeln. Denken wir nur an die vergangene Woche wo in unſerer Nachbarſchaft mit dem Waſſer gekämpft wurde. Wie ſchön wäre es, wenn man da ſagen könnte„Immer bereit— zu jeder Zeit“. Es wurde von Herrn Feuerwehrinſpektor Knaup geſagt, daß die hieſige Feuerwehr, was Intereſſe und Beteiligung betrifft, ſehr weit hinter Mörlen⸗ bach und Rimbach zurückſteht. Das muß in Zu⸗ kunft unbedingt anders werden angeſichts der gro⸗ ßen Gemeinde und ſoll auch mit Unterſtützung des Herrn Bürgermeiſters etwas unternommen werden. Nach der Kritik erfolgte der Vorbeimarſch mit den Geräten und fielen dabei unſere ſchöne Muſikkapelle ſowie die Spielleute angenehm auf. Die Geräte wurden im Spritzenhaus wieder auf⸗ geſtellt und man marſchierte mit klingendem Spiel zu einer kleinen Nachfeier in den Fürſten Alexan⸗ der, wo man ſich ſo gegen halb 8 Uhr trennte mit dem Bewußtſein, innen und außen naß zu ſein. Allen Kameraden, auch der Pflichtmannſchaft die am Sonntag ihre Pflicht treu erfüllt haben wird nochmals an dieſer Stelle herzl. Dank geſagt. Heſtandene Prüfung. Herr Joſef Alois Beyer hier, Rathausſtraße 38, hat das Examen als ſtaatlich geprüfter Dentiſt beſtanden. Wir gratulieren. In der vorliegenden Nummer dieſer Zeitung gibt Herr Beyer die Er⸗ oͤffnung ſeiner Zahnpraxis bekannt. Sport⸗ Berichte finden unter dieſer Rubrik Aufnahme, müſſen aber kürzeſt abgefaßt ſein. D. J. K. Sport(Handball). Viernheim 1.— Bürſtadt 1.b 2:1. Unter ſtrömendem Regen wurde das obige Spiel ausgetragen. Ueber die Spielweiſe beider Mann— ſchaften kann daher an dieſer Stelle nicht kritiſiert werden. Eine flotte Ballbehandlung, ein genaues Zuſpiel und ein platzierter Schuß aufs Tor; das alles konnte nicht zur Geltung kommen, da dieſe ungünſtigen Witterungsverhältniſſe das Spiel ſtark beeinträchtigten. Auch das Spielfeld befand ſich in einem faſt unbenutzbarem Zuſtande, mas doch ohne— hin von großer Seltenheit iſt. Und trotzdem haben die Einheimiſchen einen weit höheren Sieg verdient, da in der 1. und 2. Halbzeit eine leichte Ueber legenheit Viernheims zu erblicken war. Aber man mußte ſich heute mit dieſem Reſultat wohl zufrie⸗ den geben. Der gute Start iſt gelungen, hoffent⸗ lich nehmen unſere Handballer einen würdigen Platz in der Tabelle ein, was der ſehnlichſte Wunſch aller Jugendkraft⸗Freunde iſt. Unſere 2. Mannſchaft mußte ſich mit einer 3:1 Niederlage zufrieden geben, während die 3. Mann⸗ ſchaft der ungünſtigen Platzverhältniſſe wegen nicht antreten konnte. D. Fußball⸗Reſultate Bürſtadt 2.— Privat 1. 0 1 Gundheim 2.—„ 2. 1 Hambach 1.— Junioren(abgebr.) Jugend 1.— Heppenheim Jug. 1. 13:0 „ 2.— Bensheim Wen Kirſchhauſen Jug.— Jugend 3. 2:2. Wochenplan der Spogg. Dienstag 5 Uhr: Platztraining der 1. M. Mittwoch 5 Uhr: 1„ unt. Mannſch. Ab 8 Uhr: Spielausſchuß. Jug. Mſchft. Donnerstag 5 Uhr:„ 5 8 Uhr Hallentraining der 1. M. Freitag Abend im Lokal Jugendverſammlung. Vorſchau für 19. Oktober 1930. Verbandsſpiele in Heddesheim. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands- Mit⸗ glieder- u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Chriſtl. Gewerkſchaftskartell Ortsgr. Viernheim. Donnerstag, den 16. Oktober 1930, abends 8 Uhr, findet im Gaſthaus„Zum halben Mond“ eine wichtige Vorſtandsſitzung ſtatt. Hierzu haben ſämtliche Kollegen vom erweiterten Vorſtand auch zu erſcheinen. Hoffe auf ein reſtloſes und pünkt⸗ liches Erſcheinen. Der Vorſitzende. Sport⸗Inſerate Unter dieſer Rubrik erſcheinen die Pauſchal⸗ Inſerate der ſporttreibenden Vereine. Verein für Sport u. Körperpflege 1896 Die regelmäßigen Uebungsſtunden finden von jetzt ab ſtat: Mittwoch Abend: Stemmen und Ringen. Freitag Abend: Jiu⸗Jitſu.— Da am 28. Oktober 1930 die Bundeskämpfe beginnen, iſt es überaus notwendig, daß die betreffenden Sportler die Uebungsſtunden beſuchen müſſen. n 5 Uebungsleiter: Gg. Benz. NB. Die Mitglieder werden auf den am Donners⸗ tag Abend im Central⸗Theater, bei ganz mäßigen Preiſen, laufenden Film„Eisbrecher Kraſſin“ und „Die Sportwoche in Erfurt“ hingewieſen. Ute Zeitungen Zum Broteinschlagen und Tapezieten empfiehlt Miernheimer Anzeiger 1