5 77. 1 1 5 beiteter“ Arbeitszeit und„Arbeitsanlauf“ Ein⸗ Kürzung der Arbeitszeit werde umſo ungünſtiger, je kürzer die Arbeits⸗ ˖ 0 Ein Beitrag zum Problem der Arbeitsloſigkeit. 8 kommen verkürzt werde, nicht ausgleichen auf Eintommen und Verbrauch kommt das ter den Ausfall bei den Arbeitern, d Inſtitut zu dem Ergebnis, daß die Erhöhung Das Inſtitut für Konjunkturforſchung nimmt in ſeinem neueſten Wochenbericht Stel⸗ lung zu dem Gedanken, die Arbeitsloſigkeit durch eine Verkürzung der Arbeitszeit zu be⸗ kämpfen. Es heſchränkt ſich dabei hier aller⸗ dings darauf, Material für eine zahlenmäßige Durchdringung des Problems zu bieten und auf einige der Wirkungen hinzuweiſen. Die Betrachtung beſchränkt ſich auf die Induſtrie⸗ arbeiter, von denen Ende Auguſt 2,3 Millio⸗ nen als arbeitslos gezählt wurden, während man ihre Geſamtzahl auf 10,5 Millionen ſchät⸗ zen kann. Es ſind demnach noch 8,2 Millionen Induſtriearbeiter in Beſchäftigung. In dieſen find aber auch alle Kurzarbeiter enthalten, de⸗ ren Anzahl das Inſtitut, der Gewerkſchafts⸗ ſtatiſtik folgend, mit 1,8 Millionen annimmt. Aufgrund dieſer überſchlägigen Schätzung nimmt die Unterſuchung an, daß von den 6,4 Millionen Vollbeſchäftigten in der Induſtrie nur knapp 6 Millionen gegenwärtig 48 Stun⸗ den und mehr in der Woche arbeiten. Je nach— dem, ob man die Arbeitszeit auf 44 oder 40 Stunden in der Woche herabſetzen will, wären zu dieſen knapp 6 Millionen noch alle die Ar— beitskräfte hinzuzurechnen, bei denen die Ar⸗ beitszeit gegenwärtig 44 bis 48 Stunden oder 40 bis 48 Stunden in der Woche beträgt. Ausgehend von einer ſchätzungsweiſe ermit— telten Beſetzung der einzelnen Arbeitszeitgrup— pen kommt der Bericht zu dem Ergebnis, daß von den Arbeitern, die gegenwärtig mehr als 44 Stunden in der Woche arbeiten, rund 330 Millionen Arbeitsſtunden in der Woche gelei⸗ ſtet werden. Bei einer allgemeinen Herabſet⸗ zung der Arbeitszeit auf wöchentlich 44 Stun⸗ den würden ſtatt der tatſächlich beſchäftigten 6,8 Millionen Arbeiter nunmehr 7,5 Millionen Arbeiter erforderlich ſein, um das gleiche Ar- beitsquantum zu verrichten. Es ergäbe ſich alſo — rein rechneriſch— eine mögliche Mehrbe— ſchäftigung für etwa 0,7 Millionen Arbeiter. Die entſprechende Rechnung würde bei einer Kürzung der Arbeitszeit auf wöchentlich 40 Stunden dazu führen, daß ſtatt der rund 7,1 Millionen Arbeiter, deren Arbeitszeit gegen— wärtig mehr als 40 Stunden in der Woche be— trägt, 8,6 Millionen Arbeiter beſchäftigt wer— den könnten. In dieſem Falle wäre es alſo— wieder rein rechneriſch— möglich, Mehrbe⸗ ſchäftigung für 1½ Millionen Arbeitskräfte zu ſchaffen. Das Inſtitut betont aber, daß es ſich hier um ein Ergebnis rein mechaniſcher Be⸗ trachtung handle und daß ſeine Umſet⸗ zung in die Praxis einen tiefen Eingriff in die Produktionsbedingungen der Wirt⸗ ſchaft bedeuten u. von ſo großen Schwie⸗ rigkeiten begleitet ſein würde, daß ſich eine Mehrbeſchäftigung im berechneten Umfang niemals würde durchſetzen können. Das Inſtitut erwähnt dann aus der Reihe der Hemmungen zunächſt ſolche regionaler Art. Da das Verhältnis zwiſchen Arbeitsloſigkeit und Beſchäftigung in den einzelnen Gebieten des Reiches außerordentlich verſchieden ſei, würden Umſiedlungen notwendig ſein, die aber erheb— liche Koſten verurſachen würden und daher nach Lage der Dinge nicht in Betracht kämen.— Aehnlich liegen die Verhältniſſe in den einzel⸗ nen Branchen. Eine gut beſchäftigte Branche wäre z. B. nicht in der Lage, die Arbeitszeit ihrer Facharbeiter zu verkürzen, um ungelernte Arbeiter oder Facharbeiter anderer Branchen einzuſtellen. Weiter ſei in der Berechnung nicht berückſichtigt worden, daß bereits heute für eine nicht unbeträchtliche Zahl von Arbeitern die Arbeitszeit weniger als 44 oder 40 Stun⸗ den betrage. Aus Billigkeitsgründen müßte für dieſe die Arbeitszeit erhöht werden. Das würde die Zahl der zuſätzlich zu Beſchäftigenden wei⸗ terhin vermindern. Die betrieblichen Folgen der Maßnahme würden würden unzweifelhaft in der Richtung ſich erhöhender Produktions- koſten liegen. Das Verhältnis zwiſchen„gear⸗ zeit iſt. In ſeiner Betrachtung der Wirkungen ecnb. Berlin, 19. Okt.(Eigene Meldung!) Der Ausgang der parlamentariſchen Verhand⸗ lungen, die mit der Vertagung des Reichstages auf ſechs Wochen endeten, wird in politiſchen Kreiſen allgemein als ein großer Erfolg des Reichskabinetts beurteilt, durch den die Stel lung des Kabinetts erheblich geſtärkt worden iſt. Man verweiſt darauf, daß namentlich die ſtarke Mehrheit von 82 Stimmen, mit denen die Mißtrauensanträge erledigt wurden, ein Beweis dafür ſei, wie ſehr das Kabinett ſich gegen den Reichstag behaupten könne, wenn es nur unbeirrt und zielbewußt ſeinen Weg vorwärts gehe. Dabei verhehlt man ſich auch in Kreiſen, die der Regierung nahe ſtehen, keineswegs, daß die Schwierigkeiten der ſach⸗ lichen Arbeit jetzt erſt beginnen. Die zahlreichen Geſetzentwürfe, mit denen das Sanierungs⸗ programm zur Durchführung gebracht werden ſoll, werden nun vorausſichtlich ſchon in den nächſten Tagen beginnen, das Reichskabinett Rei Berlin, 19. Sept. Fünf Minuten nach Mit⸗ ternacht eröffnete Präſident Löbe die neue Sitz— ung. Einziger Gegenſtand der Tagesordnung iſt die dritte Leſung des Amneſtiegeſetzes, das von dem Abg. v. Lindeiner Wildau(Volkskon⸗ ſervativ) eingebracht iſt. Präſident Löbe bittet darum, ohne Debatte zur Abſtimmung zu kommen. Ohne Debatte wird nun die Abſtimmung über die einzelnen Paragraphen des Amneſtiegeſetzes vorgenommen. Alle Abänderungsanträge der Kommuniſten, auch der, den Stichtag vom 1. September 1924 auf den 1. Oktober 1930 zu verlegen, werden ab- gelehnt. Vor der Schlußabſtimmung, die namentlich iſt, gibt Abg. Pieck(Komm.) eine Erklärung ab, wonach die Kommuniſten das Amneſtiegeſetz nicht für ausreichend halten, da noch viele poli⸗ tiſche proletariſche Gefangene im Gefängnis blei⸗ ben. Da die Kommuniſten aber ein beſſeres Ge⸗ ſetz im Augenblick nicht erreichen können, wür⸗ den ſie ihre Zuſtimmung geben, um bekannten Mannheim, 19. Okt. Bei ſtrahlendem Herbſt⸗ wetter hat heute nachmittag zum erſten Male das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ in unſerer Stadt eine Landung vollzogen. Schon in den frühen Morgenſtunden ſetzte die Völkerwanderung nach dem Flughafen in Neu-Oſtheim ein, der infolge ſeiner Größe eine vorzügliche Eignung für die Landung von Luftkreuzern bietet. Kurz vor 2 Uhr tauchten die Umriſſe des„Grafen“ im Nebel auf. Größer und größer wurde das Schiff, bis ſchließlich ſein ſilberner Leib deutlich zu erkennen war. Mit brauſenden Motoren überflog das Luftſchiff die Stadt, um gegen 2.30 Uhr die Landung vorzunehmen. Die notwendi⸗ gen Manöver wurden von der Schutzpolizei unter Leitung eines Friedrichshafener Fach— manns bewerkſtelligt. Schon nach wenigen Mi⸗ nuten lag das Schiff an den Haltetauen, wäh⸗ rend die begeiſterte Menge in Jubelvufe aus⸗ brach. Oberbürgermeiſter Dr. Heimerich begrüßte Führer und Beſatzung. Sein Töchterchen über- reichte Kapitän Lehmann einen Blumenſtrauß. Zu Ehren der Flieger brachte das Publikum Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 411 Stück Verkauft: 342 Stück Milchſchweine das Stück 11—16 Mk. Läufer das Stück von 20—38 Mk. Marktverlauf mäßig. 9 Nur noch Dauer wellen 6 trägt die moderne Dame. Ile sparen geld. Zle sparen Lell. Fla sparen gerpernis Dauerwellen ohne Elektrizität. 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Welche Entſcheidung der Reichsarbeitsminiſter ſchließlich trifft, läßt ſich im Augenblick noch nicht überſehen. Bei den hinter der Regierung ſtehenden Parteien wird die Auffaſſung ver⸗ treten, daß das Kabinett dieſer Schwierig⸗ keiten am beſten Herr werden dürfte, wenn es jetzt eine ſtarke Aktivität entfalte und ſeine zu beſchäftigen, um ſobald als möglich an den energiſche Politik, namentlich in der Richtung Noch eine Nachtſitzung im chstag Das Amneſtiegeſetz mit 395:147 Stimmen angenommen kommuniſtiſchen Gefangenen die Freiheit zu ver⸗ ſchaffen. In namentlicher Schlußabſtimmung wird das Amneſtiegeſetz mit 395 gegen 147 Stimmen an⸗ genommen. Präſident Löbe k ſtellt ſeſt, daß damit die ver⸗ faſſungsändernde Mehrheit erreicht iſt. Das Geſetz iſt alſo angenommen.(Stürmiſcher Bei⸗ fall bei den Nationalſozialiſten und Deutſchna⸗ tionalen.) Präſident Löbe: nung erſchöpft. Abg. Koenen(Komm.) wendet ſich in ſehr erregten Ausführungen dagegen, daß der Reichs⸗ tag auf längere Zeit vertagt werden ſoll. Die politiſche Situation ſei gegenwärtig ſo kritiſch, daß das Parlament ſich nicht ſelbſt ausſchalten dürfe. Nachdem der Abg. Goering(Nat.⸗ Soz.) und Gottheiner(D.⸗N.) noch dafür eingetreten waren, daß morgen, Montag, eine Sitzung ſtattfinden ſoll, beſchließt das Haus gegen die Stimmen der Deutſchnationalen, Na⸗ tionalſozialiſten und Kommuniſten, ſich bis zum 3. Dezember zu vertagen. Damit iſt die Tagesord⸗ SZeppelinlandung in Mannheim 100 000 Suſchauer— Hollandfahrt abgeſagt ein dreifaches Hoch auf den Zepp aus, dem das Deutſchlandlied folgte. Nach etwa einſtündigem Aufenthalt ſtartete„Graf Zeppelin“ zum Rück⸗ flug nach Friedrichshafen.— Gleichzeitig mit der Ankunft des Luftſchiffes ſtieg der Freibal⸗ lon„Mannheim“ unter Führung von Direktor Schneider mit drei Paſſagieren aa Bord zu einem Huldigungsflug auf. a Der geplante Hollandflug war geſtern abend wegen Nebels abgeſagt worden, ſodaß das Schiff heute früh 7.57 Uhr direkt nach Mann⸗ heim ſtartete. An Bord befand ſich als Vertre⸗ ter ber badiſchen Regierung Landeskommiſſär Dr. Scheffelmeier-Karlsruhe, ferner 1. Bürger⸗ meiſter Dr. Walli und Frau Handelskammer⸗ präſident Lenel. Von einer offiziellen Begrü⸗ ßungsfeier in Mannheim hatte man in Anbe⸗ tracht der Kürze der Zeit abgeſehen. 700 Schutzpoliziſten ſorgten für ausgezeichnete Ordnung. Auch die Organiſation der Flughafen⸗ leitung klappte gut. Etwa 100 000 Menſchen be⸗ völkerten den Flugplatz und ſeine Umgebung. Das Luftſchiff iſt um 5.30 Uhr wieder glatt in Friedrichshafen gelandet. „ eee eee werde. nach der Vertagung des Reichstags des Lohn⸗ und Preisabbaues und beſtimmter Sparmaßnahmen betreibe. Zu den Sparmaßnahmen zählt man in erſter Linie die Reform der Arbeitsloſenverſicherung, die bekanntlich ein Teil des Sanierungspro⸗ gramms iſt. Die Deutſche Volkspartei hat übrigens hierzu einen Antrag eingebracht, der von den Abgg. Dr. Moldenhauer und Thiel unterſchrieben iſt und den Zweck hat, die Ab⸗ ſichten des Reichsarbeitsminiſters zu unter⸗ ſtützen. Der Antrag ſieht die Beſchränkung der Unterſtützung auf die wirklich Erwerbslosen vor und will beſtimmte Gruppen, wie z. B. die Landwirtſchaft, das Baugewerbe und die Haus⸗ angeſtellten, aus der Anterſtützung herausneh⸗ men. Es iſt anzunehmen, daß dieſer Antrag bei der Weiterverfolgung des Problems als Material verwendet werden wird. Auf dem rechten Flügel der hinter der Regierung ſtehen⸗ den Parteien hat man einen durchaus günſti⸗ gen Eindruck von den Abſichten des Kabinetts wie dies in einer Unterredung zum Ausdruck gekommen iſt, die der Abg. Dauch geſtern mit dem Kanzler gehabt hat. Am Montag tritt übrigens der Parteivor⸗ ſtand der Deutſchen Volkspartei zuſammen. Seine Verhandlungen dürften jedoch nichts mit den allgemeinen politiſchen Fragen zu tun haben, ſondern nur ihrem Organiſationsaus⸗ bau dienen. 5 In dieſem Zuſammenhang iſt auch von Intereſſe, daß die Verhandlungen zwiſchen der Deutſchen Volkspartei und der Deutſchen Staatspartei über eine techniſche Vereinigung der beiden Reichstagsfraktionen als geſcheitert anzuſehen ſind, da die Fraktionsführung der Deutſchen Volkspartei durch Dr. Weber empfahl, daß jeder Abgeordnete der Staats⸗ partei ſich als Hoſpitant einzeln anmelde. Die⸗ ſer Vorſchlag wurde von der Deutſchen Staats⸗ partei jedoch abgelehnt, und damit ſind die Ausſichten auf ein Zuſammenkommen der bei⸗ den Gruppen vorläufig wohl erledigt. EE Letzte Radiomeldungen Folgenſchwerer Straßenbahnzuſammenſtoß bei Wien. wtb. Wien, 20. Okt. In Anterſievering fuhr geſtern Abend ein Triebwagen der Straßenbahn mit voller Wucht in einen haltenden Trieb⸗ wagen hinein. 12 Perſonen wurden ſchwer und acht leichter verletzt. Die beiden Wagen hatten ſich derartig ineinander verkeilt, daß die Feuer⸗ wehr das Verkehrshindernis beſeitigen mußte. Ueber die Urſache des Unglücks herrſcht noch Unklarheit. Raubüberfall auf einen Poſtwagen. wtb. Breslau, 20. Okt. Auf den Perſonen⸗ zug 820 wurde am Samstag in den ſpäten Abendſtunden in der Nähe Striegaus ein RNaub⸗ überfall verübt. Als der Zug gerade den Bahn⸗ hof Rohnſtock verlaſſen hatte, ſprangen zwei maskierte Männer auf den Poſtwagen, ſchlu⸗ gen den dort anweſenden Oberpoſtſchaffner nieder, knebelten ihn und raubten 9 500 Mk. in bar. Darauf ſprangen die Räuber wieder vom Zuge ab und ſind unerkannt entkommen. Jack Diamond in einem anderen Krankenhaus. wib. Newyork, 20. Okt. Da die Nachricht daß ein neuer Anſchlag gegen Jack Diamond geplant ſei, auf das Befinden der übrigen Kranken im Hoſpital, in dem Jack Diamond bisher untergebracht war, ungünſtig einwirkte, iſt Diamond von der Polizei in einem Kruft⸗ wagen, der von vielen Polizeibeamten begleitet wurde, in ein abgelegenes Hoſpital auf Wel⸗ fare Island in Eaſt übergeführt worden. 6 Wochen alte Milch⸗ ſchweine zu verkaufen Joh. faher, Weihgartenſtraße 25. 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Volksblatt) 280 Win täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 6. 115 ins Haus gebra Sonntags t.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte latt„Sterne und Blumen“, halbjäh ich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rankfurt a. M.— Schriftleitung, Dru Ar. 244 Wer ſchützt die Tra⸗ dition des Heeres? Brüning proteſtiert in ſtärkſter Erregung gegen den Januſchauer. * Das war eine bedeutſame Reichstagsſitzung am Samstag! Endlich einmal hat eine Regie⸗ rung, die ohne die übliche fraktionelle Baſis und Bindung wirklich zu regieren den Mut hatte, und zwar zur Löſung einer- Rieſenaufgabe, wie ſie ſchwerer nicht gedacht werden konnte, einen außer ordentlichen Sieg über offe⸗ ne und verſteckte, lärmende und in⸗ trigante Oppoſition davongetragen. Es war aber auch eine ſtürmiſche Sitzung, aus der wir noch mancherlei Lehren zu ziehen haben werben. Für heute ſoll zunächſt einmal das Rededuell Brüning Janu⸗ ſchau einer Betrachtung unterzogen werden, welches in unſerem Bericht über den Verlauf der Sitzung nur kurz geſtreift werden konnte. Viel hatte man in dieſen Tagen erlebt, viel an inneren und äußeren Erſchütterungen mit⸗ „macht. Vieles erlebte man, was einen im tief⸗ ſten Herzen pochte: Aber das, was ſich in der achten Abendſtunde des Samstags im Reichstag ereignete, war etwas Grandioſes an Tindrucks⸗ kraſt etwas Ueberwältigendes an innerer und äußerer Wirkung. Die Dinge kamen ſo: Der deutſchnationale Abgeordnete von Oldenburg⸗Janu⸗ ſchau hatte unter anderem auch mit den Fra⸗ gen des Heeres und der Wehrpolitit ſich beſchäf⸗ tigt. Er richtete 9abel einen ungeheuer ſchroffen Angriff gegen den gegenwärtigen Reichswehr⸗ miniſter, und er ſcheute ſich nicht, auch die Au⸗ iorität des Herrn Reichspräſidenten in die De⸗ batten des Reichstags zu ziehen, ein Vorgang, der in der Volksvertretung ungewöhnlich iſt u. nach allen Gepflogenheiten unbedingt ausgeſchal⸗ tet werden muß. N Von Oldenburg⸗Januſchau hat aber darüber hinaus zur Frage der Diſziplin des Heeres Ausführungen gemacht, die den ſtärkſten Wider⸗ ſpruch geradezu herausfordern mußten. Er be⸗ rief ſich immer wieder darauf, daß er alter Sol⸗ dat ſei, aber in der Frage der Disziplin und des Gehorſams des Soldaten, hat er einen Stand⸗ punkt eingenommen, der mit der alt⸗preußiſchen wie überhaupt mit der Auffaſſung über Man⸗ neszucht und Gehorſam im Heere in einem un⸗ vereinbarlichen Widerſpruch ſteht. Er bekämpfte mit aller Schärfe das Leipziger Urteil mit der mehr als eigenartigen Begründung: Was ſoll⸗ ten denn die Offiziere, wenn ſie nicht wüßten, was ſie machen ſollen, anderes tun, als ſich zu⸗ ſammenzuſetzen und zu beratſchlagen? Der Januſchauer proklamierte alſo nichts anderes als das Recht des Soldaten auf Verſchwörung! Ju der Tat: Wenn ſo etwas in früheren Zeiten ſich ereignet hätte, hätte man mit den Betreffen⸗ den kurzen Prozeß gemacht, Unbegreiflich, daß Oldenburg⸗Januſchau ei⸗ nen ſolchen Standpunkt, den mit den Deutſch⸗ nationalen auch noch die Nationalſozialiſten de⸗ monſtrativ beklatſchten, einnehmen und mit den Auffaſſungen von Offiziersehre und Soldaten⸗ Disziplin in Einklang bringen konnte. Und noch unbegreiflicher war es, daß er kein Wort ſand für das unerhörte Verhalten ſeines Partei⸗ freundes, des deutſchnationalen Abgeordneten Sch midt⸗Hannover, der zuvor ſich dahin aus⸗ geſprochen hatte:. Die Soldaten hätten ja zwar einen Eid geleiſtet, aber auf einer ſo fragwürdigen Grundlage wie der Weimarer Verfaſſung. Das konnte der Reichskanzler nicht hingehen laſſen. Die Klingeln raſten durch das Haus, der vor⸗ ber fast leere Saal füllhe ſich im Augenblick. Man fühlte, daß eine ungeheure Entladung be⸗ vorſtand, eine Spannung, die jeden packte, lag über dem Haus. 5 N Zunächſt ſpricht der Kanzler in aller Ruhe und ſagt dem Abgeordneten Oldenburg⸗Janu⸗ ſchau, daß es nicht angehe. die Autorität des An Reichspräſidenten hier in die Debatte zu 15 5 Den bewußten oder unbewußten Verſuch des Herrn Oldenburg⸗Januſchau, eine Differenzie⸗ rung zu machen zwiſchen dem Reichs präſidenten und dem von ihm ernannten Reichswehrmini⸗ 117.— Telegramme: Anzei er, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt 1 8 5 Tu Verlag: 85 Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wicberholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗ Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann j Dienstag, den 21. Oktober 1030 ſter, lehnt Brüning unter Zuſtimmung der erdrückenden Mehrheit des Hauſes mit aller Entſchiedenheit ab. Er erklärt: Der Reichswehr⸗ miniſter hat das Vertrauen des Herrn Reichs⸗ präſidenten! Und er ſagte dem Herrn von Olden⸗ burg⸗Januſchau, daß der Wehrminiſter, der jetzt dienſtlich verhindert iſt, ſchon noch antworten werde. Unter gewaltiger, ſich immer mehr ſteigernder Erregung ſagt Dr. Brüning dem Abgeordneten von Oldenburg⸗Januſchau, daß er von ihm als Träger dieſes Namens doch erwartet hätte, daß er die Worte ſeines Fraktionskollegen Schmidt auf das entſchiedenſte zurückgewieſen hätte.— Und der Reichskanzler ruft unter Kundgebun⸗ gen, die das ganze Haus packen und Minuten lang dauern, dem Herrn von Oldenbrg-Janu⸗ ſchau zu: „Sie ſind nicht der einzige, der als Soldat unter dem Herrn Reichspräſidenten geſtanden hat.“ In tiefer, innerer Erregung, die die ganze Per— ſönlichkeit erfaßt, ruft Dr. Brüning weiter in den Saal: Er könne ſich nicht entſinnen, jemals von ſozialdemokratiſcher Seite eine ſolche Ver⸗ höhnung des Heeres gehört zu haben, wie ſie die Aeußerung des deutſchnationalen Abgeordneten Schmidt⸗Hannover in ſich ſchließt. Nun aber holt Brüning zu dem entſcheiden⸗ den Schlage aus Unter Totenſtille des gan⸗ zen Hauſes ruft er in ſtürkſter Erregung und ganz aus ſich herausgehend dem Abgeordneten von Oldenburg ⸗Januſchau zu, daß er mit ſei⸗ nen Darlegungen den alten ſtolzen Traditi⸗ unen des preußiſchen Heeres den Traditionen witb. Berlin, 20. Okt. Die Oppoſitions⸗ parteien wollen der Regierung Verlegenheiten bereiten, indem ſie ankündigen, daß ſie ſehr bald die Einberufung des Reichs⸗ tages verlangen wollen. Sie berufen ſich da⸗ bei auf Artikel 24 der Verfaſſung, der beſagt: „Der Reichstag tritt in jedem Jahr am erſten Mittwoch des November am Sitze der Reichsregierung zuſammen. Der Präſident des Reichstages muß ihn früher einberufen, wenn es der Reichspräſident oder min⸗ deſtens ein Drittel der Reichstagsmitglie⸗ der verlangt. Der Reichstag beſtimmt den Schluß der Tagung und den Tag des Wie⸗ derzuſammentritts.“ a Der Standpunkt der Regierung iſt, daß der Zwang zu einer früheren Einberufung nur gilt, ſoweit es ſich um den erſten Mittwoch des November handelt. Für einen ſpäteren Ein⸗ witb Königsberg, 20. Oktober. Heute vor⸗ mittag begann vor dem Erweiterten Schöffen⸗ gericht Königsberg die Hauptverhandlung in der Strafſache gegen Friedrich Döpner⸗Same⸗ lucken und Genoſſen, im ganzen acht Perſonen, die wegen Landfriedensbruches bezw. Aufruhrs unter Anklage ſtehen. 75 Zeugen ſind insgeſamt geladen, ſodaß die Verhandlung wohl mehrere Tage in Anſpruch nehmen dürfte. Dem Verfah⸗ ren liegen die Vorgänge im Frühjahr 1930 zugrunde, als die Bauernbewegung„Schwarze Fahne“ Zwangsverſteigerungen gewaltſam ver⸗ hindern wollte. Bei Rangnit und Pillkallen kam es zu Uebergriffen, die ſich zwar im erſte⸗ ren Fall noch auf Beſchimpfungen der Exeku⸗ tivbeamten und des Gerichts beſchränkten, in Pillkallen aber tätliche Angriffe gegen Polizei und Gericht zeitigten. Die Haupttäter wurden verhaftet, nach erfolgter Unterſuchung aber wieder auf freien Fuß geſetzt. berufungstermin ſei entſcheidend, daß die Ver⸗ der Diſziplin und des Gehorſams den ſtärk⸗ ſten Abbruch getan habe. Nun bricht ein ſolcher demonſtrativer Beifalls— ſturm los wie man ihn ſelbſt in dieſem Hauſe noch ſelten erlebt hat. Die Abgeordneten des Zentrums und der Bayeriſchen Volkspartei wie der übrigen Mittelparteien erheben ſich und klat⸗ ſchen minutenlang dem Kanzler Beifall. Der ganze Reichstag befindet ſich in einer unbeſchreiblichen Erregung. Alle Abgeordneten ſind von den Plätzen aufge⸗ ſprungen und drängen zur Tribüne vor. Die Deutſchnationalen und die Kommuniſten verſu⸗ chen eine Gegendemonſtration, können aber nicht im entfernteſten durchdringen., immer und im⸗ mer wieder toſt ein raſender Beifallsſturm durch das Haus. Der Kanzler verläßt bleichen Antlitzes den Saal. Die Abgeordneten ballen ſich zu Gruppen zu⸗ ſammen und beſprechen mit allen Anzeichen ſtärkſter Bewegung und Erregung den Vorfall. Es iſt unmöglich, dem nächſtfolgenden Redner Gehör zu verſchaffen. Der Reichstagspräſident Loebe muß die Sitzung unterbrechen. Der Reichskanzler und Zentrumsmann Brüning hat die Flecken, die deutſchnatio⸗ nale parlamentariſche Vertreter auf die Ehre des deutſchen Heeres und ſeime An⸗ gehörigen geworfen haben, unter der ein⸗ helligen Zuſtimmung des von dem Janu⸗ ſchaner und ſeinen Parteigängern früher als„antinational“ ſtigmatiſierten Zen⸗ trums wieder abgewaſchen! Einſpruch gegen Vertagung des Reichstags Oppoſition beruft ſich auf Art. 24 der Derfaſſung faſſung dem Reichstag das Recht einräumt, den Tag des Wiederzuſammentritts ſelbſt zu be⸗ ſtimmen. Der neue Reichstag ſei zum erſten Male bereits am 13. Oktober zuſammengetreten. Da er beſchloſſen habe, ſich erſt am 3. Dezember wieder zu verſammeln, müſſe es bei dieſem Termin bleiben. Die Reichstagsfraktion Deutſches Land⸗ volk hat in ihrer heutigen Fraktionsſitzung erneut Einſpruch gegen die Ver⸗ tagung des Reichstages erhoben und beim Reichspräſidenten ſofortige Einberufung des Reichstages gefordert. Es wurde beſchloſ⸗ ſen in perſönlicher Ausſprache des Vorſitzen⸗ den der Fraktion mit dem Reichskanzler und Reichspräſidenten dieſen Schritt insbeſondere damit zu begründen, daß der Reichstag eine Reihe wichtiger Forderungen der Landwirt⸗ ſchaft zur Behebung der wachſenden Agrarnot unerledigt gelaſſen hat. Beginn des oſtpreußiſchen Candvolkprozeſſes 75 Zeugen ſind geladen Zu Beginn des heutigen erſten Verhand⸗ lungstages wurde ein von Rechtsanwalt Klutke auf Vertagung wegen Fehlens des Hauptver⸗ teidigers Dr. Lütgebrune abgelehnt. Dar⸗ aufhin legte der Antragſteller Klutke die Ver⸗ teidigung auf Wunſch der Angeklagten nieder. — Das Gericht trat nun in die Vernehmung der Angeklagten Gutsbeſitzer v. Platen und Rittergutsbeſitzer v. Weiß ein. Deutſches Reich Reichskanzler Dr. Brüning und Reichs ⸗ finanzminiſter Dr. Dietrich in Stuttgart. enb. Stuttgart, 20. Okt. Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich werden, wie verlautet, vorausſichtlich morgen, Dienstag, zu kurzem Aufenthalt in Stuttgart eintreffen und ſich mit den Miniſtern von Württemberg, Baden und Heſſen über Fragen Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme edoch eine Gewähr nicht übernommen werden 4e. Jahrgang des Finanzausgleichs und der Geſtaltung der Finanzen von Reich, Ländern und Gemeinden ausſprechen. Der Beſuch dient lediglich der Be⸗ ſprechung dieſer Fragen. Irgendwelche Emp— fänge finden nicht ſtatt. Held bei Brüning. cnb. Berlin, 20. Okt. Der bayeriſche Mini⸗ ſterpräſident Dr. Held hat, den Blättern zufol⸗ ge, heute mittag den Reichskanzler Dr. Brü⸗ ning zu einer eingehenden Ausſprache über das Finanz⸗ und Neformprogramm der Reichsre⸗ gierung aufgeſucht. Preisſenkungsaktion und Frachtentarif. enb. Berlin, 20. Okt. Gegenüber der Aeuße⸗ rung eines Berliner Mittagsblattes, das in einer Erörterung über die Preisſenkung eine wirkſame Senkung der Frachttraife gefordert hat, wird aus Kreiſen der Reichsbahnhauptver⸗ waltung darauf hingewieſen, daß der Frachten⸗ index mit 142 Punkten keineswegs höher liege, als die höheren Indexgruppen. Die Frachten⸗ preiſe machen nur einen Bruchteil der Bezugs- preiſe aus. Beiſpielsweiſe beträgt der Fracht⸗ anteil bei Speiſekartoffeln und Weizen ein Zehntel, bei Aepfeln ein Dreißigſtel, bei Bri⸗ kett ein Siebentel, bei Steinkohlen ein Drei⸗ zehntel und bei Maſchinen ein Zweiundvierzig⸗ ſtel der jeweiligen Bezugspreiſe. Eine Senkung der Frachtpreiſe würde auf die Preisbildung der Waren einen kaum merkbaren Einfluß ausüben. millionenklage der Kühlhausin⸗ duſtrie gegen das Deutſche Reich enb Berlin, 20. Okt(Eigene Melbung). Vor dem hieſigen Landgericht 1 wird geute ein be⸗ merkenswerter Prozeß verhandel:. Der Reichs⸗ verband der Kühlhausinduſttie ha! nämlich ei⸗ nen Schadenerſatzprozeß gegen das Deutſche Reich angeſtrengt wegen des Gefrierfleiſchver— bots, das im April ds. Ir., in Kraft getreten iſt. Die Kühlhausinduſtrie Legründer ihre Schadenerſatzklage gegen das Reich mit der Be— hauptung, daß ihr die Regierung im Jahre 1923 erklärt habe, daß vor Ende 1933 auf keinen Fall eine Einſchränkung der Gefrierfleiſcheinfuhr vorgenommen werden würde Deshalb habe die Kühlhausinduſtrie ihre Anlagen moderniſiert u. eine Anzahl neuer Einrichtungen gebaut. um die Einlagerung des Gefrierfleiſches vornehmen zu können. Nachdem jetzt die weicere Gefrier⸗ fleiſcheinfuhr geſperrt worden ſei, ſtänden die Kühlhäuſer leer und der ganze Betrieb. der un⸗ ter großen Koſten aufgezogen worden ſei, ren⸗ tiere ſich nicht mehr. Der der Kühlhausinduſtrie entſtandene Schaden wird von hier auf ungefähr 40 Millionen Mark geſchätzt. Allerdings wird mit Rückſicht auf die Koſten zunächſt nur ein kleiner Teilbetrag eingeklagt. Anſchlag auf einen Hamburger Journaliſten enb. Hamburg, 20. Okt. Auf einen Hambur⸗ ger Journaliſten, den Gerichtsberichterſtatter eines hieſigen Blattes, iſt am Montag morgen ein Anſchlag verübt worden. Als er ſeine Wohnung im Stadtteil Winterhude verlaſſen wollte, trat ihm auf der Treppe ein junger Mann entgegen und gab mehrere Schüſſe ab. Es handelt ſich um Patronen, die Tränengas enthielten. Der Ueberfallene hat leichte Augen⸗ verletzungen erlitten. Der Täter f ete ſofort und wurde von Polizeibeamten verfolgt. In einem Fabrikbetrieb in der Blotewſtraße nahm man einen 17jährigen Maurerlehrling Kurt J. feſt, der im Verdacht ſteht, der Täter zu ſein. Der Verhaftete verweigert bisher jede Auskunft. Wie wir von der Schriftleitung des Blattes erfahren, an dem der Ueberfallene mit⸗ arbeitet, dürfte der Anſchlag im Zuſammen⸗ hang mit der Berichterſtattertätigkeit des Journaliſten ſtehen, der bereits ſeit einiger Zeit mehrfach Drohbrieſe erhalten hatte und von verdächtigen Perſonen aufgeſucht worden war. Die deutſchen Cebensmittel dem * deutſchen Markt Fort mit der großen Zwiſchenhandelsſpanne * Während des Krieges hatte die deutſche Landwirtſchaft ihre Lebensmittel dem ganzen deutſchen Volke zur Verſügung geſtellt. Nach dem Kriege wurden die deutſchen Lebensmittel im⸗ mer mehr vom deutſchen Markt durch auslän⸗ diſche Lebensmittel verdrängt, ſo daß jetzt eine Abſatztriſe für einheimiſche Lebensmittel entſtan⸗ den iſt, die bei der deutſchen Landwirtſchaft ver⸗ heerend wirkt. Dazu kommt noch die Preisfrage, die ſich immer ungünſtiger für die Erhaltung der Landwirtſchaft geſtaltet. Alſo die Rettung der Landwirtſchaft hängt davon ab: die Abſatzkriſe zu überwinden und die Preisfrage ſo zu geſtalten, daß die Rentabilität geſichert wird. Beide großen Aufgaben können gelöſt werden. 1. Daß die deutſchen Lebensmittel zuerſt auf⸗ genommen werden auf den deutſchen Märkten durch Zurückdrängung ausländiſcher Lebensmit⸗ tel, ſoweit dieſelben entbehrlich ſind. 2. Die Preisgeſtaltung ſo zu ſtellen, daß die Rentabilität geſichert wird. Wir wollen keine Wucherpreiſe, es beſteht auch die Möglichkeit, die Produktion zu verbilligen durch verbilligte Pro⸗ duktionsmittel.(Billige Kunſtdünger, Maſchinen und Zinſendienſt uſw.) Warum gibt man uns dieſe Möglichkeit nicht? Die ausländiſchen Lebensmittel werden im Durchſchnitt teurer auf dem deutſchen Markt abgeſetzt wie die einheimiſchen, mit der Begrün⸗ dung, es ſeien beſſere Qualitäten, was noch lange nicht bei allen zutrifft. Auch die deutſchen Le⸗ bensmittel werden jetzt ſchon ſo auf den Markt gebracht, daß der deutſche Abnehmer ſie aufneh⸗ men kann. Und die Qualitätsverbeſſerung hat ſo große Fortſchritte gemacht und wird noch weiter vorwärts getrieben, daß dieſe Entſchul⸗ digung nicht mehr ſtichhaltig bleibt. Auch die Spanne zwiſchen Erzeuger und Ver⸗ braucher bedarf einer gründlichen Nachprü⸗ fung; beſonders bei den Edelprodukten, wie z. B. bei der Milch, wo der Produzent 12 bis 17 Pfennige pro Liter erhält, während der Konſument 30 bis 34 Pfennig bezahlen muß. Die deutſche Landwirtſchaft erzeugt mehr Werte, wie Induſtrie und Bergbau zuſammen. Wird die Landwirtſchaft kauſkräftig auf dem deutſchen Markt gemacht, ſo ſpürten es auch die Gewerbetreibenden und Städter. Ebenſo wäre die Landwirtſchaft in der Lage, eine halbe Mil- lion Arbeitsloſe aufzunehmen und den Arbeits— markt zu entlaſten(was eine Entlaſtung von Milliarden Mark bedeuten würde). Dabei würde die deutſche Landwirtſchaft mithelfen, die ganze Wirtſchaft anzukurbeln und dem Staat den not— wendigen Tribut zahlen. Die deutſche Land— wirtſchaft verzichtet gern auf Almoſen vom Staat; ſie will ſich mit allergrößter Anſtrengung ſelbſt helfen, was ſie bis jetzt noch immer bewie— ſen hat. Wir hoffen, daß Staat und Reich dieſe Wege weiter gehen und die deutſche Bauernſchaft ret— ten und mit ihr die ganze Wirtſchaft. Das alte Sprichwort:„Hat der Bauer Geld, ſo hat es die ganze Welt“, hat bis heute noch immer ſeine Geltung und wird ſie behalten, ſo lange noch ein Bauer die Pflugſchare führt. Der Bürgerkrieg W in Braſilien wib Newyork, 20. Okt. Aſſociated Preß mel⸗ det aus Porto Alegre, daß der Aufſtändiſchen⸗ führer Oberſt Campos Amaral die Hauptſtadt des Staates Eſpirito Santo, Victoria, beſetzt habe. Eſpirito Santo iſt dadurch ſo weit in den Händen der Aufſtändiſchen, daß der Einfluß der Bundesregierung ausgeſchaltet iſt. Gleichzeitig iſt damit die Verbindung zwiſchen der Bundes⸗ 2 2— Vie große Lüge. Roman von Otfrid von Hanſtein. Copyright by Lit.⸗Verl. Gloria, Berlin Steglitz. (Nachdruck verboten) Tiefe Stille lag über dem Waſſer. Da rief der Baron, indem er ſich etwas umdrehte: „Ihr ſchlaft wohl da hinten, Kinder?“ „Um Gotteswillen, Mann, ſitz ruhig.“ Er drehte ſich zurück, Erwin gab ihm eine ſcherzhafte Antwort, während Wallburg ſich wieder an ihn drückte. Wieder wurde es ſtill und Erwin überließ ſich ganz dem Zauber der Stunde. Es war ein ſchönes Gefühl, geliebt zu werden— nur nicht denken! Sie waren vor den blinkenden Lichtern des Hafens on Luzern angelangt und ſtiegen aus. Ein paar gemeinſame Schritte, ein kurzer Abſchied, ein warmer Händedruck Wallburgs— dann war er allein. Er ſtand am Strande und legte die Hand auf die Stirn. Große Ernüchte⸗ rung kam über ihn. Was hatte er getan! Langſam ging er ſeiner Wohnung zu und ſetzte ſich vor ſeinem Schreibtiſch nieder. Was hatte er getan! Die ganze Nacht ſchlief er nicht.— „Nun, lieber Freund, ſo früh ſchon bei mir, und ſchlecht ſehen Sie aus. Haben ſich wohl den Schnupfen geholt? Auch Wallburg iſt ganz eigentümlich und fieberhaft. Kinder, Kinder, werdet mir nur nicht krank.“ Mit dieſen Worten empfing der Baron Erwin am andern Morgen „Herr Baron, ich bitte Sie, mich ruhig an⸗ f lieb? Hätten Sie es auch getan, Sagte und dem ihr bisher treu gebliebenen Staate Bahia unterbrochen. Erfolg der braſilianiſchen Regierung. wib Newyork, 20. Okt. Die braſili miſche Bun⸗ desregierung gibt, wie eine Melhung aus Rio de Janeiro beſagt, bekannt, aß die regterungs⸗ treuen Truppen bei Cambuquira im Staate Minas Geraes den Aufſtändiſchen eine vernich⸗ tende Niederlage beigebracht hätten. Die Ver⸗ luſte der Beſiegten ſollen außerordentlich hoch ſein.— Vermiſchtes Schweres Unglück bei einem Schulausflug. wtb. Hagen i. W., 20. Okt. Ein ſchweres Unglück ereignete ſich am Stauſee bei Hengſtey durch das plötzliche Reißen einer Hochſpan⸗ nungsleitung. In dem Augenblick, als die Drähte zur Erde fielen, wollte eine Lehrerin mit einer Schulklaſſe zum Inſelgaſthaus gehen. Die Lehrerin, Frl. Eversborg, und ein jähr. A kamen mit den Drähten in Berüh⸗ rung und wür en vom elektriſchen Strom ſo⸗ fort geittet. Eine weiter Schillerin mußte mit 0 zereſ wen ins 8900 haus ein⸗ efert werden, zwei andere erlitt erletzungen. f Den eigenen Vater ermordet. wib Stendal, 20. Okt. Heute früh wurde in ſeiner Wohnung in Warburg bei Stendal der 42 Jahre alte Erwerbsloſe Otto Borchert erſchoſſen aufgefunden. Die beiden 17 und 19 en leichtete Jahre alten Söhne des Toten koll, daß ihr Vater freiwillig! enen L d Vethör, fa r em Zu⸗ tere det beiden Si 1 5 hei dem tand dauernd 9. f ſchwiſter ſchwer bedroht und drangſckliert habe. Beſon⸗ ders heftige Auftritte habe es in der vergan⸗ genen Nacht gegeben. In Warburg iſt der er⸗ ſchoſſene Borchert als Trinker und gewalttäti⸗ ger Menſch bekannt, die beiden verhafteten Söhne gelten als fleißig und ordentlich. Amerika und die alliierten Schulden Moratoriumsgerüchte— Schachts Beſuch in Amerika wtb London, 20. Okt. Wie„Times“ unter al⸗ lem Vorbehalt und unter Hinweis darauf, daß eine Beſtätigung nicht zu erreichen ſei, aus Waſhington meldet, ſoll nach dort umlaufenden Gerüchten von gewiſſen Kreiſen, zu denen in er⸗ ſter Linie der Sekretär des Schatzamtes, der Rieſenbrand vernichtet 30 chineſiſche Schiffe Ein Dampfer mit 40 Perſonen untergegangen wib Newyork, 20. Okt. Einer Hongkonger Meldung zufolge brach im Hafen von Wutſchau auf einem Schiff mit Reſtaurant ein Brand aus, der mit Windeseile auf andere im Hafen lie⸗ gende Schiffe überſprang. Insgeſamt fielen dem wütenden Element 30 Schiffe zum Opfer. Hun⸗ derte von Perſonen ſprangen ins Waſſer und ſuchten ſich ſchwimmend ans Ufer zu retten. Das gelang aber nur einem Teil, die anderen wurden zumeiſt von raſch eingeſetzten Rettungsbooten aus dem Waſſer gezogen. Das Reſtaurant⸗Schiff, auf dem das Feuer ſeinen Anfang nahm, ging mit zahlreichen Paſſagieren— man ſchätzt etwa 40 Perſonen— unter. Europäiſche Schiffe ſind von der Kataſtrophe nicht in Mitleidenſchaft ge⸗ zogen. General von Blomberg beſichtigt Kriegswaffen in Amerika General v. Bromberg(im Tank ſitzend) bei ſeinem Beſuch im Fort George U. S. A. Links Kapitän Raray. General Werner v. Blomberg, Befehlshaber im Wehrkreis 1, weilt gegenwärtig in Ame⸗ rika, um im Auftrag des deutſchen Reichswehr miniſteriums Amerikas Heereseinrichtungen zu ſtudieren. an; ich habe ein Unrecht auf dem es wiſſen!“ „Nanu! Beichtvater?“ Er dachte, der junge Graf und wolle ihn anborgen. Vergebens ſuchte Erwin nach Worten. „Nur Mut! So ſchlimm kann's ja nicht ſein! Und wenn es nicht zu viel iſt, was Sie von mir verlangen...“ „Doch, Herr Baron, es iſt unendlich viel. Kurz— ich bitte Sie um Ihr Beſtes, um die Hand ihrer Tochter!“ Der Baron war aufgeſprungen. Das hatte er nicht erwartet. „Ich bitte Sie, hören Sie mich ruhig an!“ Erwin erzählte den ganzen Hergang. Er verteidigte ſich und verſchwieg nichts. Der Ba⸗ ron gingn in tiefer Erregung auf und nieder. „Eine dumme Geſchichte! Wie konnten Sie auch— aber ich bin ja ſelbſt ſchuld daran. Habs wohl geſehen, daß das Kind ſie anhim⸗ melte. Aber wer denkt daran.. Herr Graf nehmen Sie es mir nicht übel— gegen Sie habe ich gewiß nichts, aber wir hatten ge⸗ hofft, das Kind noch recht lange bei uns zu haben.— Wir haben ſie ja ſo lange entbehrt —“ faſt hätte er geſagt„Jetzt erſt gewonnen.“ „Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, obgleich— Herrgott, man war ja auch einmal jung. Na⸗ türlich, was ſollten Sie anders tun. Herr Graf, Sie ſind mir ſehr lieb, aber es geht mir gegen den Strich!“ Erwin war im höchſten Grade unbehaglich zu Mute. „Sagen Sie mir eins,“ begann der Baron von neuem,„haben Sie Wallburg wirklich was Sie Und da wählen Sie mich zum habe Schulden Unterſekretär Ooden Mills und der Leiter der Federal Reſerve Bank von Newyork, Sir Ge⸗ orge Harriſon, gehören, der Plan eines Mora⸗ toriums für die Schuldenzahlungen der frühe⸗ ren Alliierten an die Vereinigten Staaten er⸗ örtert werden. Dieſem Plau, ſo berichtet der Korreſpondent, würde natürlich nur eine be⸗ dingte Bedeutung zukommen und mehr der Frage gelten, ob ein ſolcher Entwurf überhaupt ſpäter einmal den tatſächlichen Verhältniſſen an⸗ gepaßt werden könne, als daß die in ihm enthal⸗ tenen Bedingungen im Augenblick ſchon Anwen⸗ dung finden könnten. Aber die kaum mehr als kheoretiſche Bereitſchaft der amerikaniſchen Re⸗ gierung, ſolche Maßnahmen in Erwägung zu ziehen, müßte allein ſchon alle dieſenigen ermu⸗ tigen, die von der Notwendigkeit einer entſchloſ⸗ ſenen Aktion ſeitens der Vereinigten Staaten in einer nicht allzufernen Zukunft überze igt ſind. Weiter meldet die„Times“, daß der frühere Reichsbankpräſident Dr. Schacht am Sonnabend eine halbſtündige Unterredung mit dem Staats⸗ ſekretär Stimſon gehabt habe und heute den Präſidenten Hoover und den Schatzſekretär ſpe⸗ chen werde. Ueber den Inhalt der Unterredung mit Stimſon ſei nichts Näheres bekannt, aber Dr. Schacht habe bei Verlaſſen des Büros des Staatsſekretärs Preſſevertretern gegenüber ſich dahin geäußert, daß nach ſeiner Ueberzeugung Deutſchland früher oder ſpäter gezwungen ſein werde, ein Moratorium für ſeine Reparations⸗ zahlungen zu beantragen. Auf die Rückwirkun⸗ gen eines ſolchen Schrittes in internationaler Beziehung ſei Dr. Schacht nicht näher eingegan⸗ gen, er habe jedoch auf die wirtſchaftliche Unge⸗ rechtigkeit, die Deutſchland durch ven Verſailler Vertrag widerfahrne ſei, und die Notwendigkeit einer Reviſion desſelben hingewieſen. Der„Ti⸗ mes“⸗Korreſpondent bemerkt dazu, es wäre überraſchend wenn Dr. Schacht in ſeiner heuti⸗ gen Unterredung mit dem Präſidenten und an⸗ deren Führern der amerikaniſchen Regierung nicht auf dasſelbe Thema noch näher einginge. Der Beſuch Schachts ſei aber nicht erſt notwendig geweſen, um die finanziellen Machthaber der Vereinigten Staaten davon zu überzeugen, daß die Ereigniſſe einer Kriſis zutreiben, und zwar einer Kriſe, die größere Hilfsmaßnahmen erfor⸗ derlich mache, als nur das Notmittel eines Mo⸗ ratoriums. Der Goldabfluß aus Europa nach den Vereinigten Staaten und Frankreich und die damit verbundene Immobiliſierung der Goldvorräte bereite Newyork und Waſhington große Sorge. Die führenden Bankiers machten aus ihren Befürchtungen kein Hehl, daß die⸗ ſer Stand der Dinge eine allzugroße Belaſtung für das internationale Syſtem der Goldwährung bedeute. Die Entwicklung der amerikaniſchen Po⸗ litik, ſo ſchließt der Newyorker Korreſpondent ſeine Betrachtung, werde jedoch nicht von den Finanzleuten allein, ſondern hauptſächlich durch die Politiker beſtimmt. 5 t fun, wenn Redakteur Fleiſchhammer nicht dazwiſchen gekommen wäre?“ ö Die ganze Verantwortung der Minute laſtete auf Erwin. Hatte er ſie wirklich lieb? So lieb wie Margarete?... Dann dachte er an Wallburg. Sicher ſtand ſie zitternd und be⸗ bend in ihrem Zimmer. Wie vertrauensvoll hatte ſie ihm ihre Lippen geboten, wie liebe⸗ voll, wie zärtlich ſchlug ihr Herz ihm entge⸗ gen. Wie rührend war ſie. „Es iſt mein einziger Wunſch, ſie ſo glück⸗ lich zu machen, wie es mir möglich iſt!“ Er fühlte, daß es eine nichtsſagende Phra⸗ ſe war, aber ſie klang aus ſeinem Munde wie ein Gelöbnis. „Ich bitte Sie, mich einen Augenblick zu entſchuldigen, ich muß mit meiner Frau ſpre⸗ chen. Sie werden verſtehen.“ Erwin blieb allein zurück. Die Minuten wurden ihm zu Stunden. Herrgott im Him⸗ mel, und dabei dieſes ruhelos mahnende Ge⸗ wiſſen! Als ſähe er Margaretens Augen groß und vorwurfsvoll auf ſich gerichtet. Jetzt wur⸗ de er hart. Margarete. Die mit ihm noch ge⸗ ſpielt hatte, als ſie ſchon das Weib eines an⸗ deren war. Er wollte glücklich werden. ihr zur Trotz. Der Baron war mit gemiſchten Gefühlen zu ſeiner Frau gegangen. Es wurde eine lange Unterredung, dann riefen ſie Wallburg. Sie hing an der Mutter Hals. „Ich habe ihn ja ſo unendlich lieb!“ Die Baronin ſtrich ihr mit der Hand über die Locken. 5 f „Und er hat dir von Liebe geſprochen?“ Sie war dunkelrot geworden und ſchüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wie es kam. Ich hatte ſolche Angſt vor dem Gewitter und ſchmiegte mich an ihn. Dann wandte er ſich zu mir— ach, Mut⸗ ter, ich glaubte, er hat in meinen Augen ge⸗ leſen, wie ſehr ich ihn liebe.“ „Und dann hat er dich geküßt?“ „Ich weiß nicht, ob er mich, oder ich ihn.“ Der Baron ſtand am Fenſter und dachte: „Heißes polniſches Blut in blonden Locken.“ Sie ſchwiegen, dann ſagte die Baronin: „Wir hatten es anders erhofft. Wir wollten dich noch für uns haben, aber nun iſt es zu ſpät. Kind, Kind, was machſt du uns für Kummer!“ f Aber was half alles Reden, An jenem Mit⸗ tag feierte Wallburg ihre Verlobung mit Er⸗ win und am nächſten Tage flogen die Kärt⸗ chen hinaus, Es war keine Zeit zu verlieren, ſollten nicht Glückwünſche kommen, ehe die Ver⸗ lobung veröffentlicht war. Seltſame Verlobung! Die Braut mit glück⸗ ſtrahlenden Augen und Erwin nervös und zerfahren. Man gratulierte ihm und wunderte ſich über ſein Weſen. Eigentlich paßte die Par⸗ tie ja vorzüglich, und das beruhigte auch Solt⸗ heims. Wenn er auch kein Vermögen beſaß, wie er offen bekannte, ſo hatte er doch Ausſicht ſich einen Namen zu erwerben, und auf Geld brauchten ſie nicht zu ſehen. In einem langen, ausführlichen Schreiben unterrichteten Soltheims die alte Baronin Gehrmann von der Verlobung. Hatte dieſe auch alle Elternrechte an ſie abgetreten, ſo blieb ſie doch Wallburgs Mutter, und ſie wünſchten ihre ee hören, wenn ſie auch mit der Tatſa nten. Aus Nah und Fern Mainz, 19. Okt.(Zum Lohnkampf in der Malnz⸗Wiesbadener Metallinduſtrie Zur Lage in der Metallindustrie des Bezirks Mainz⸗Wies⸗ baden⸗Rheingau, wo bekanntlich Löhne und Ta⸗ rife gekündigt ſind, iſt wie wir vom chriſtlichen Metallarbeiterverband 52 zu der bekann⸗ ten Abbauforderungen der Arbeitgeber eine neue Verſchärfung hinzu gekommen, Die Arbeitgeber haben nämlich vor dem Schlichtungsausſchuß ge⸗ fordert, daß 15 Prozent des Spitzenlohges all⸗ gemein abgebaut werden ſollen. Der Schlich⸗ tungsausſchuß Mainz, der ſich ſeit Tagen mit dieſer Angelegenheit befaßt, iſt bis jetzt noch nicht zu einem Ergebnis gekommen. Armsheim, 19. Okt. Die Ratte im Anto⸗ polſter. Ein hieſiger Einwohner hatte ſich türzlich einen neuen Wagen gekauft und auf den erſten Spazierfahrten mit den Damen ſeines Hauſes viel Freude an ihm erlebt. Mit Befrem⸗ den bemerkte er balb eine ſeltſame Beſchädigung der Polſter, aber man ließ ſich die Freude nicht trüben. Als der Beſitzer aber eines Tages ſah, daß aus der Beſchädigung ein Loch atzworden war, ging er der Sache auf den Grund und fand im Autopolſter— eine Rattenmutter mit vier munteren Sprößlingen. Ob den Damen die Fahrten auch ſoviel Freude gemacht hätten, wenn ſie früher von ben ſeltſamen blinden Paſ⸗ ſagieren gewußt hätten? Mundenheim, 20. Okt. Schwer verletzt aufgefunden. Auf der Landſtraße Neuho⸗ fen—Waldſee wurde geſtern abend der 35jährige Fabrikarbeiter Eugen Alexander von Munden⸗ heim ſchwer verletzt aufgefunden und in bas St. Marienkrankenhaus verbracht. Alexander hat einen Schädelbruch und vermutlich auch innere Verletzungen erlitten. Er dürfte von einem Auto überfahren worden ſein. Frankenthal, 20. Okt. Motorrad gegen Radfahrerin. Auf der Edigheimer Straße fuhr am Sonntag abend dem auf der rechten Straßenſeite fahrenden Techniker Gittermann eine Radfahrerin direkt ins Rad. Der Anprall war ſo heftig, daß beide Fahrzeuge umgeriſſen wurden, wobei der Motorradfahrer ſchwer ver⸗ letzt und bewußtlos ins Krankenhaus geſchafft werden mußte. Die Radfahrerin und ihr auf dem Rückſitz mitfahrendes Kind kamen mit dem Schrecken davon. Ludwigshafen 20. Okt. Im Streit er⸗ ſchoſſen. Am Samstag vormittag geriet in einem Haus in der Mundenheimer Straße ein 33 Jahre alter verheirateter Kaufmann mit ei⸗ nem 24jährigen ledigen Tagner in Streit, wo⸗ bei der Kaufmann mit einer Piſtole auf den Tagner ſchoß und ihn am Kopf ſchwer verletzte. Im Krankenhaus wurde der Verletzte ſofort operiert. An den Folgen der Verletzungen ſtarb der Tagner in der Nacht zum Montag. Der Täter wurde verhaftet. Neuſtadt⸗Haardt, 20. Okt. Pfälzer Wein⸗ leſefeſt. Im Neuſtadter Saalbau fand beute das traditionelle Pfälzer Weinleſefeſt mit der Taufe des Neuen ſtatt. Die großen Räumlichkei⸗ ten vermochten kaum die rieſige Beſuchermenge zu faſſen. Ueberall herrſchte frohes echt pfälzi⸗ ſches Treiben bei einem guten Tropfen und vor⸗ züglichem Schmaus. Frau Eliſe Wagner ver⸗ ſchönerte die Darbietungen durch Lieder zur Laute Ein Dialog zwiſchen dem Zwerg Perkeo und dem Jäger aus Kurpfalz fand lebhanſeſten Beifall. Hierbei wurde auch der Neue getauft, und zwar erhielt er den bezeichnenden Namen „Krakeeler“. Die hübſchen Trachten der pfäl⸗ ziſchen Winzer boten ein farbenprächtiges Bild. Von Stunde zu Stunde ſtieg die feucht⸗fröhliche Stimmung, die den echt pfälziſchen Humor ſo recht zur Geltung brachte. 0 Neuſtadt⸗Haardt, 19. Okt. 10 Jahre Pfalz. theater.— wand. Hamlet in neuem Ge⸗ w Das Landestheater für Pfalz und Saargebet gab anläßlich ſeines zehnjährigen Be⸗ ſtehens eine Hamlet⸗Aufführung im Neuſtadter Saalbau, die mit großem Beifall aufgenommen wurde. Das Landestheater legte in dieſer Auf⸗ führung berebtes Zeugnis ab für die Fortſchrit⸗ te, die es in den letzten Jahren erzielte. Für die Aufführung wurde die neue Ueberſetzung des 0 Lektors Walters Joſten zugrunde ge⸗ egt. Baumholder, 20. Ott. Unter eie Auto geraten und gethtet. Hier geriet der elf⸗ jährige Sohn eines Eiſenbahnbeamten auf der Straße unter ein Poſtauto und wurde auf der Stelle getötet. Das Hinterrad des ſchweren Wa⸗ gens ging dem Knaben über den Kopf. Rockenhauſen, 19. Okt. Fahrendes Volk. Die Zahl der durchreiſenden Handwerksburſchen muß geradezu als eine Plage für die Bewohner des Ortes angeſehen werden. Im Laufe des Jahres haben in den Gemeinde⸗Notunterkunfts⸗ räumen 600 Perſonen übernächtigt. Nicht ſelten kam es vor, daß ganze Familien von der Orts⸗ polizei in Verwahr genommen werden mußten. Mörsbach, 19. Okt. Kalb ohne Augen Dieſer Tage brachte die Kuhe des 2. Bürgermei⸗ ſters und Landwirts Phil. Stephan ein Kalb zur Welt, das keine Augen hatte. Sonſt iſt das Tier normal. f i Wetterlage Wetterbericht. Das Zuſammenſinken der am Samstag nach dem Kontinent vorgedrungenen kühleren Luftmaſſen führte geſtern nochmals zu Aufheiterung und kräftiger Erwärmung. Gleich⸗ zeitig hat aber der damit verbundene Druckfall eine flache Druckrinne bei uns entwickelt, ſo daß erneut die Zufuhr ſeuchter Weſtluft einſetzt. Damit nimmt die Witterung einen unbeſtändi⸗ geren und meiſt bewölkten Charakter an, wenn auch ſtärkere Niederſchläge zunächſt noch nicht auftreten. Die Neigun nach.— Wolkig, aber höchſtens geringer Nieder⸗ ſchlag, ſpäter etwas aufflarend, bei nach Weſt 9 g ganzen mild allmählich ung wahrſcheinlich. . zur Nebelbilbung läßt mz. Gernsheim, 18. Okt.(Sie wollen ar⸗ beiten!) Im Laufe der nächſten Woche wird die Zuckerfabrit ihre diesjährige Kampagne eröff⸗ nen. Zu der vorübergehenden Arbeit ſtellt die Fabrik elwa 300 Arbeiter ein; gemeldet haben ſich aber bereits 4000 Arbeitsloſe. ugr. Wolfskehlen, 20. Okt.(Feuer.) In der Nacht zum Sonntag entſtand in einer Halle un⸗ weit des Ortsbezirkes ein Feuer, das dieſe ſamt ihren Futtervorräten und einigen landw. Ma⸗ ſchinen einäſcherte. Die Feuerwehr konnte nicht mehr viel ausrichten. Der Beſitzer der Halle, Georg Bergner 2. iſt gegen Feuerſchaden ver⸗ ſichert. vol. Rüſſelsheim, 19. Okt.(Aus den Tagen Roms.) Eine bedeutſame Entdeckung wurde bei den Ausſchachtungsarbeiten im nördlichen Spitzgraben vor der Feſtung gemacht. Es traten dort gewaltige römiſche Mauerreſte zulage, die auf ein größeres Bollwerk ſchließen laſſen, ein Werk, über das ſchon viel geſchrieben und das ſchon überall vermutet wurde, ſpeziell aber hier⸗ orts. Es iſt das vielgenannte Monumentum Trajani, ein Werk, das unter dem römiſchen Kaiſer Trajan(98—117 n. Chr.) dem Stadthal⸗ ter der römiſchen Provinz Germania inferior errichtet wurbe. Es wurde ein großes Funda⸗ ment aufgedeckt, das ohne Zweifel den Sockel zu einem größeren Standbild, alſo des Kaiſers Trajan bildete. ** Darmſtadt, 20.Okt. Ein heſſiſcher Kriegs⸗ lefangener im ſibiriſchen Urwald. der Verſorgungsvertretung des Zentralverban⸗ des Deutſcher Kriegsbeſchädigter und ⸗Hinter⸗ zliebener in Darmſtadt iſt es durch Vermittlung hes Auswärtigen Amtes gelungen, den Kriegs⸗ jefangenen Franz Schaub aus Dieburg in der nächſten Zeit ſeiner Heimat zuzuführen. Schaub zefindet ſich in dem Orte Podkamenoje, Virtlus⸗ i Rayon. Der Ort liegt tief im ſibiriſchen Ur⸗ vald, 190 km von der nächſten Eiſenbahnſtation entfernt. Das deutſche Konſulat Nowoſibirſk vird dem Heimkehrer alle Hilfe angedeihen laſ⸗ en, ſo ſchnell wie möglich wieder in die Heimat zu kommen. Frankfurt a. M., 19. Okt Eine Frau vom Zuge überfahren und getötet. In der Nacht zum Samstag wurde auf dem Bahnhof Rotzenhahn der Strecke Weſterburg—Erbach bei der Abfahrt eines Perſonenzuges eine etwa 30⸗ jährige Frau überfahren und getötet. Ob ein Unfall oder Selbſtmord vorliegt, kann mit Be⸗ ſtimmtheit nicht angegeben werden. Düren, 20. Okt. Zwei Brüder unter Mord verdacht verhaftet. Der Mord an der 40jährigen Adele Franken in Gürzenich, die in den Abendſtunden des 26. Juni 1927 tot in einem Sack eingenäht in dem Stalle ihres Hau⸗ ſes aufgefunden wurde, ſcheint nun nach drei Jahren ſeine Sühne zu finden Von der Aachener Kriminalpolizei wurden geſtern die der Tat ver⸗ dächtigen Brüder Johann und Martin Muhren aus Gürzenich verhaftet. Die Tar baben ſie bis⸗ her noch nicht eingeſtanden. Koblenz 20. Okt. Auf der Straße Kapellen— Stolzenſels kam ein mit zwei Perſonen beſetzter Kraftwagen ins Schleudern, durchbrach das Straßenageländer und überſchlua ſich zwiſchen Einzelſpendern den Scheunen. Ein aus entgegengeſetzter Rich⸗ tung kommender Zug erfaßte das Auto und ſchleifte es etwa 150 Meter mit ſich. Der Führer des Wagens war ſofort tot, ſein Begleiter ſtarb einige Stunden später. Die Strecke Koblenz Bingen war für einige Stunben geſperrt. Dortmund, 20. Okt. Ueberfahren auf⸗ gefunden. Von einem Streckenwärter wurde N Samstag morgen kurz vor ſechs Uhr auf der Strecke Bacheney—Brüninghauſen eine weibliche Leiche aufgefunden. Der Körper der Leiche war in der Mitte durchſchnitten. Die Perſonalien der Toten ſind unbekannt. Man fand bei ihr einen Brief, in dem mitteilt, daß ſie freiwillig aus dem Leben ſcheide. Andernach, 20. Okt.(Selbſtmord eines Inge⸗ nieurs auf dem Hochſpannungsmaſt.) Auf unge⸗ wöhnliche Weiſe verübte ein bei den Kaliwerken Hönningen beſchäftigter 47jähriger Ingenieur Selbſtmord. Er kletterte an einem Hochſpan⸗ nungsmaſt bei Fornich empor und griff mit den Händen an die Drähte. Sofort ſchlug eine Stich⸗ flamme hervor und der Unglückliche fiel herun⸗ ter. Ein Motorradfahrer fand den Mann, der nach kurzer Zeit im Andernacher Krankenhaus verſchied. Da wirtſchaftliche Notlage nicht vor⸗ liegt, dürfte die Tat in einem Anfall von Ge⸗ mütsdepreſſion begangen worden ſein. Vor 50 Jahren Dombauvollendung Feier im Gürzenich. Köln, 20. Okt. Eine erhebende Feier aus An aß der Wiederkehr des 50. Jahrestages der Voll⸗ endung des Kölner Domes fand Sonntag mor⸗ gen im Saal des Gürzenich ſtatt. Die Anweſen⸗ heit hoher Gäſte verlieh der Veranſtaltung ein beſonders feſtliches Gepräge. Mit beſonders war men Worten gedachte Reichsminiſter a. D. Dr Frenken, Präſident des Zentraldombauvereins, bes begeiſterten Vorkämpſers für die Vollendung des Domes nach den urſprünglichen Plänen Jo⸗ ſef von Görres. In einer Zeit, in der unſer ge⸗ eintes Vaterland auf dem Gipfel ſeiner Macht und ſeines Anſehens ſtand, ſei der Dom vollen⸗ det worden durch den Bruderſinn aller deutſchen Stämme und das einträchtige Zuſammenwirken aller Konfeſſionen. Er ſei ein Symbol des neuen Deutſchlanb. Für die materielle Unterſtützung ſprach er Reich, Staat, der Stadt Köln allen und namentlich dem Herrn Reichspräſidenten herzlichen Dank aus. Die Grüße und Glückwünſche des Erzbiſchofs Mareinal Dr. Schulte überbrachte Dompropſt Dr. Vogt. Oberpräſident Dr. Fuchs betonte, die Feier finde ſtatt, um den Blick der Rheinländer und aller Deutſchen hinzuweiſen auf die Gefahr des Verfalles. Die Erhaltung des Domes koſte jähr⸗ lich etwa eine halbe Million Mark. Er hoffe, daß das Reich in abſehbarer Zeit einen beſonderen Poſten für dieſen Zweck erreichen werde. Oberbürgermeiſter Dr. Adenauer bezeichnen als letzter Redner den Dom als die Krone de Stadt und einen Teil ihrer ſelbſt. Er gab d Hoffnung Ausdruck, daß die Stadtverordnet— Blutige Zuſammenſtöße in Worms Wüſte Schlägerei und Schießerei— Mehrere Verletzte ſl. Zu einem blutigen Zuſammenſtoß zwiſchen Nationalſozialiſten und Linksradikalen kam es am Samstag abend nach 12 Uhr in der Gegend des Bahn⸗ hofes in Worms. Zwei Kraftwagen mit Na⸗ tionalſozialiſten paſſierten den Bahnhofsplatz und waren im Begriffe, in die K.⸗W. einzu⸗ biegen, um nach dem Innern der Stadt weiter zu fahren. Vor einem Reſtaurant in der Nähe des Bahnhofes kam es plötzlich zu Auseinander⸗ ſetzungen, die in eine wüſte Schlägerei aus⸗ arteten. Es fielen annähernd ein Dutzend Schüſſe bei den Ausſchreitungen. Mehrere Perſonen wurden blutend in ein Reſtaurant getra⸗ gen, darunter eine Frau, die im Geſicht oder am Kopfe eine ſtart blutende Verletzung hatte. Wie es heißt, ſoll dieſe eine Schußverletzung erhalten haben. Es herrſchte ſchlimmſte Er⸗ regung. Einzelne ließen ſich, nachdem die Hit⸗ lerleute abgezogen waren, dazu hinreißen, ver⸗ ſchiedene, gänz l. unbeteiligte Gäſte eines hieſ. Hotels die ſich, ſobald es auf der Straße wieder ruhiger war, das„Schlacht⸗ feld“ beſehen wollten, zu beläſtigen und ſie ins Hotel zurückzutreiben. Die ganze Ausſchreitung ſpielte ſich inner⸗ halb weniger Minuten ab, ſodaß, als das Ueberfallkommando der Polizei etwa 10 Minuten nach dem Vorfall am Tat⸗ ort erſchien, die Nationalſozialiſten auf ihren Wagen wieder abgezogen waren, ledig⸗ lich noch einige Augenzeugen oder hinzu gekom⸗ mene Perſonen ſich über den Vorfall unter⸗ hielten. b Noch während das Ueberfallkommando den Platz und die angrenzenden Straßen beſetzte, brachte ein Eiſenbahnzug von außerhalb einen größeren Trupp Wormſer Kom⸗ muniſten in der bekannten Schwarzhemd⸗ Uniform und in Begleitung ihrer Schalmeien kapelle. Es muß den Führern des Trupps, die, wie es ſcheint, ſofort die Gefahr der Straße erkannten, hoch angerechnet werden, daß ſie mit Ruhe und Beſonnenheit ihre Leute in den Warteſaal des Bahnhofs dirigierten. Erſt als von der Straße her eine Frauensperſon ſich durch die Sicherheitspoſten der Bahnpolizei ge⸗ drängt und die Kommuniſten um Hilfe gerufen hatte, ſchob ſich der ganze Trupp wider den Befehl ſeiner Führer auf die Straße. Doch kam es glücklicherweiſe nicht zu weiteren Zwiſchen⸗ fällen. Weitere Ausſchreitungen am Sonntag. Worms, 20. Okt. Am geſtrigen Sonntag Abend ſoll in der Arndtſtraße ein Laden ge⸗ ſtürmt worden ſein, in welchem der„Völkiſche Beobachter“ zum Verkauf gelangt. Nachdem man die Schaufenſter eingeworfen hatte, ſoll der In⸗ haber des Ladens zur Schußwaffe gegriffen und einen der Demonſtranten in der Notwehr verletzt haben. Die Klärung der Vorfälle ſowie auch der Ausſchreitungen am Samstag konnte, wie uns die Polizei auf Anfrage mitteilt. noch nicht abgeſchloſſen werden, ſodaß der tatſächliche Sachverhalt noch nicht bekannt iſt. Zu den Vorfällen meldet der Polizeibericht einſtweilen wie folgt: Politiſche Schießereien. In der Nacht vom 18.—19. Oktober kam es in der Kaiſer-Wilhelm⸗ ſtraße zu einer Schlägerei zwiſchen National⸗ ſozialiſten und Kommuniſten, in deren Verlauf auch Schüſſe abgegeben wurden. Zwei Anhän⸗ ger der Kommuniſten wurden durch dieſe Schüſ⸗ ſe leicht verletzt. Die Nationalſozialiſten fuhren trotz des beſtehenden Verbots des Miniſteriums des Innern in geſchloſſenem Zuge wit Fahr⸗ rädern und Perſonenkraftwagen durch die Stadt, um, von einer auswärtigen Veranſtaltung heim⸗ kehrend, ihr Parteilokal aufzuſuchen, und wol⸗ len hierbei von den Kommuniſten, die gleichfalls von einer auswärtigen Veranſtaltung mit der Bahn heimkehrten, angegriffen worden ſein. Eine ſofortige Durchſuchung des Parteilokals der Nationalſozialiſten ſowie ſämtlicher anwe⸗ ſenden Nationalſozialiſten förderten keine Waſ⸗ fen zutage. Die Kommuniſten haben ſich gleich nach dem Vorfall entfernt.— Am 19. Oktober 1930, vor 19 Uhr, fand in der Mainzer Straße ein Zuſammenſtoß zwiſchen Nationalſozialiſten und Kommuniſten ſtatt, in deſſen Verlauf eben⸗ falls Schüſſe fielen. Beim Eintreffen des Ueber⸗ fallkommandos entfernten ſich die Teilnehmer. Ein Kommuniſt wurde in der Scharnhorſtſtraße verletzt durch einen Fußſchuß, angetroffen. Die Verletzung ſoll ihm von einem Nationalſoziali⸗ ſten zugefügt worden ſein, der unmittelbar dar⸗ auf in einer Wirtſchaft in der Mainzer Straße feſtgenommen werden konnte. Polizeiliche Er⸗ mittlungen ſind eingeleitet worden. 4 verſammlung ſeinem Antrage, eine für die heu⸗ tige Zeit beträchtliche Summe zu bewilligen, ſtattgeben werde. a Mit Beethovens„Die Himmel rühmen“, vor⸗ getragen vom Kölner Männergeſangve rein, fand die Erinnerungsfeier ihren Abſchluß. Lokale Nachrichten Probe-Feneralarm. Anläßlich von Umſtellungsarbeiten in der Lichtſchaltung für die Straßenlampen, es wird eine Uhr eingebaut, wo⸗ nach die Straßenbeleuchtung automatiſch an⸗ und ausgeht, wurde geſtern nachm, um 1/4 Uhr auch die Feuerſirene probiert, ob ſie noch in Takt iſt. Kaum war ſie eingeſchalten, da kam ſie gleich auf Touren und heulte ihre ſchaurigen Töne ganz kurz über unſeren Ort. Dieſes genügte auch ſchon um hunderte von Menſchen auf die Straße zu bringen, die wirr durcheinander liefen und nicht erfahren konnten was los war. Doch bald klärte es ſich auf, daß glücklicherweiſe nur probiert wurde. Operetten- und Cheatergeſellſchaft Viernheim 1928. Im Jahre 1928 wurde unſere Geſellſchaft gegründet und haben nun ſchon manch ſchönes Theaterſtück zur Aufführung gebracht. Unſer Beſtreben war immer vorwärts, um der Viernheimer Einwohnerſchaft zu zeigen, daß wir in Bezug auf Volksbildung und Theaterkunſt auf die Höhe kommen. Ein Beweis unſeres Könnens waren die beiden Theaterabende im Kaiſerhof am 12. und 19. Oktober 1930, wo wir bei vollbeſetztem Hauſe das ſchöne dramatiſche Schauſpiel„Kerker und Frei⸗ heit“ zur Aufführung brachten. Jeder Spieler gab ſein Beſtes her, um das Gelingen dieſes Stückes zu fördern. Wir möchten es nicht verſäumen, auf dieſem Wege dem verehrlichen Publikum, welches unſer dramatiſches Schauſpiel angeſehen hat, unſern verbindlichſten Dank auszuſprechen und wünſchen, daß Sie in Zukunft unſere nächſten Vorſtellungen auch beſuchen werden, da wir noch manches, ſchönes Theaterſtück auf Lager haben. Drum:„Ernſt das Leben, heiter die Kunſt“. Wochenplan der DK.: Dienstag: halb 9 Uhr Verſammlung des Jung⸗ männerbundes im Freiſchütz. Mittwoch: 2—4 Uhr Schülertr. auf dem Sportplatz. 8 Uhr Turnſtunde im Eichbaum. Donnerstag: 5 Uhr Schülerturnſtunde i. Eichbaum. Freitag: 8 Uhr Verſammlung der unteren Mann- ſchaften in der Harmonie.. 8 Uhr Turnſtunde im Eichbaum. Montag: 5 Uhr Schülerturnſtunde im Eichbaum. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u Singſtunden Verein für Sport u. Körperpflege 1896. Mitt⸗ woch Abend 8 Uhr Vorſtandsſitzung im Uebungs⸗ lokal. Für die Vorſtandsmitglieder iſt es Pflicht, zu erſcheinen. Der Vorſitzende. Club der Geflügelzüchter 1926. Wir halten heute Abend um halb 8 Uhr bei Kollege Beckenbach im„Grünen Laub“ eine Vorſtandsſitzung ab, wozu die Herren Vorſtände(mit Ausſtellungs- leitung) freundlichſt eingeladen ſind. Der Vorſitzende. Club der Gemütlichen 1915. Donnerstag abend punkt ½9 Uhr Vorſtandsſitzung. Es wird ge⸗ beten, reſtlos zu erſcheinen. Der Vorſitzende. Männer ⸗Geſang⸗Verein 1846. Heute Abend 8 Uhr Zuſammenkunft der Sänger zwecks Dar⸗ bringung eines Ständchens. Der Präſident. Handel und Induſtrie Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 20. Okt. Zufuhr und Preiſe: 211 Ochſen 50—60, 159 Bullen 41—52, 211 Kühe 1852, 326 Färſen 40—61, 542 Kälber 52—84, 15 Schafe 42—46, 3711 Schweine 52—63. 13 Ziegen 12—24. Marktver lauf: Mit Großvieh ru⸗ hig, Ueberſtand, mit Kälbern ruhig, langſam geräumt, mit Schweinen mittel, geräumt. Schöne weiße Zähne Auch ich möchte nicht verfehlen, Ihnen meine größte Anerkennung und vollſte Zufriedenheit über die „Chlorodont, Zahnpaſte“ zu übermitteln. Ich gebrauche 5 Chlorodont“ ſchon ſeit Jahren und werde ob meiner Iönen weißen Zähne ot beneidet, die ich letzten Endes nur durch den täglichen Gebrauch Ihrer„Chlorodont⸗ Zahnpaſte“ erreicht habe. C. Reichelt, Sch Verſuchen Sie es zunächſt mit einer Tube Chlorodont Zahnpaſte zu 60 Pf. Verlangen Sie aber echt Chlorodont und weiſen Sie jeden Erſatz dafür zurück. Die unentgeltliche Beratungsſtunde für Lungenkranlte findet morgen Mittwoch, den 22. Okt., nachm. von D be